No. 92
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. November
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1894 Nr. 92 Seite 1]

      Der diesjährige Martini=Roggenpreis beträgt nach amtlicher Feststellung 2 M. 92 Pfennig (Mecklenburg). für 52 Pfd.
          Die von den Bäckern Schönbergs vereinbarten Brotpreise betrugen für October ds. Js.
                          für ein feines Brot von 2 1/2   kg 55 Pf.
                          für ein gemengtes Brot von 3 kg 55 Pf.
                          für ein grobes Brot von 3 3/4 kg 55 Pf.
und haben diese Preise für November eine Aenderung nicht erfahren.
          Schönberg, den 21. November 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


      Die Ortsvorstände werden hiermit aufgefordert, die Wege in Stand zu setzen und für Abfluß des Wassers Sorge zu tragen [Grabenauswurf ist einstweilen in Haufen zu setzen] - zugleich um arbeitslose Tagearbeiter zu beschäftigen.
          Die Gendarmen pp sind angewiesen, auf die Wege ganz besondere Obacht zu geben und jede Monitur zur Anzeige zu bringen.
             Schönberg, den 21. November 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Nr. 23 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" enthält:
    II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Einberufung des Deutschen Reichstages.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat October 1894.
    III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


- Erbgroßherzog Karl August von Sachsen=Weimar ist am 20. d. Mts. Abends 11 3/4 Uhr in St. Martin gestorben, und zwar an derselben tückischen Krankheit, welcher auch der Kaiser von Rußland erlegen ist. Um den früh verschiedenen Prinzen - derselbe war 1844 geboren - trauern vor allen die greisen Eltern, die Geschwister, darunter I. H. die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg, und die Kinder des Entschlafenen. Präsumtiver Thronerbe in Weimar ist nunmehr der achtzehnjährige Sohn des Verstorbenen, Prinz Wilhelm Ernst.
- Von den fünf Büchern des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuches zweiter Lesung liegt nunmehr auch das dem Familiengericht gewidmete vierte Buch in der durch die Redactionscommission festgestellten Fassung vor. Die drei ersten Bücher sind bereits im Frühjahr d. J. auf Veranlassung des Reichsjustizamtes in einer amtlichen Ausgabe im Buchhandel erschienen. Als Fortsetzung dieser Ausgabe wird in den nächsten Tagen das vierte Buch veröffentlicht werden. Das fünfte Buch über Erbrecht wird im Frühjahr 1895 folgen.
- Auf der Tagesordnung der nächsten Plenarsitzung des Bundesraths soll sich nach der "Kreuzzeitung" neben dem Gesetzentwurf, betreffend Abänderung des Strafgesetzbuches, des Militär=Strafgesetzbuches und des Gesetzes über die Presse, auch ein solcher über die Bestrafung des Sclavenhandels und des Sclavenraubes befinden, der dem Bundesrath soeben mit Begründung zugegangen ist.
- Die "Nordd. Allg. Ztg." spricht sich des Längeren über den Mangel an Kreuzern in der deutschen Marine aus, der augenblicklich, wo die Vertretung der deutschen Interessen an verschiedensten Punkten des Erdballs die Anwesenheit von Kriegsschiffen erfordere, ganz besonders empfindlich hervortrete. Noch nie sei unsere Marine im Ausland so in Anspruch genommen gewesen, wie jetzt. In Ostasien befänden sich 3 Kreuzer und 2 Kanonenboote; von den 3 außerdem nach dorthin bestimmten Kreuzern würden "Cormoran" und "Condor" zunächst nach der Delagoa=Bai, "Irene" nach Marokko gehen. Der dort stationirte "Sperber" werde in Kamerun erforderlich sein. In Südafrika ist kein Kreuzer entbehrlich. An der Westküste von Südamerika befinde sich nach Abgang der Kreuzerdivision gar kein deutsches Kriegsschiff mehr, obgleich wegen des Aufstandes in Peru ein kräftiger Schutz der dortigen Landsleute dringend erwünscht wäre. Zum Schluß bestätigt das offiziöse Blatt, daß im nächsten Etat nur vier neue Kreuzer, unter Verzicht auf alle weiteren Schiffsbauten, gefordert werden sollen.
- Die am Sonntag in Straßburg stattgefundene Abschiedshuldigung für den scheidenden Statthalter ist großartig verlaufen. Die Stadt prangte in reichem Flaggenschmuck. Von auswärts her war eine ungeheure Menschenmenge zugeströmt. Um 5 Uhr nachmittag fand eine Serenade des elsässischen Sängerbundes im Hofe des Statthalterpalais statt. An 45 Vereine mit 30 Fahnen und 1000 Sänger brachten sie dar. Der Statthalter hörte mit seiner Familie auf der Freitreppe stehend zu. Der Bürgermeister Back rief dem Fürsten Hohenlohe den Scheidegruß der elsässischen

[ => Original lesen: 1894 Nr. 92 Seite 2]

Bevölkerung zu. Er sagte, die großartige Kundgebung sei keinem Zwang oder Einfluß, sondern dem Herzensbedürfniß des Volkes entsprungen, um dem Statthalter für neun Jahre milder und glücklicher Regierung zu danken. Der Fürst erwiderte, sichtlich gerührt, daß, was er in diesen letzten Tagen erlebt, wäre die höchste Genugthuung für einen im öffentlichen Leben stehenden Mann. Er scheide schweren Herzens, bewahre aber den Elsässern ein treues Andenken. Hierauf setzte der Zug sich in Bewegung. Voran in einem Wagen der Fürst mit seiner Gemahlin, dann in einem zweiten Wagen folgten die Kinder des Fürsten. Die Wagen fuhren im Schritt durch ein durch Lampions erleuchtetes Spalier, an dem sich 257 Vereine mit 10 000 Mitglieder betheiligten. Die Fahrt zum Bahnhof dauerte 25 Minuten. Ueberall ertönten begeisterte Zurufe; überall begrüßte lebhaftes Tücherschwenken die Scheidenden. Am Bahnhof angekommen, betrat Fürst Hohenlohe das Kaiserzimmer. Zehntausend Männer nahmen auf dem Bahnhofplatz Aufstellung. Sie boten einen überwältigenden grandiosen Anblick. Bürgermeister Back rief vom Platz den Abreisenden den letzten Scheidegruß zu. Fürst Hohenlohe erschien wiederholt am Fenster und schwenke seinen Hut, stürmisch begrüßt von der Bevölkerung. Die Fürstin war außerordentlich gerührt. Sie versicherte den Vertretern der Presse, sie scheide schweren Herzens.
- Am 17. November, dem Jahrestag des Todes des Grafen Hartenau, ehemaligen Fürsten von Bulgarien, hat in Sofia auf Befehl des Prinzen Ferdinand in der als provisorisches Mausoleum dienenden Kapelle ein Requiem stattgefunden. Die Gräfin Hartenau war bereits am Freitag zu der Gedächtnißfeier in Sofia eingetroffen und am Bahnhof vom Ministerpräsidenten Stoilow empfangen worden.
- Bei der österreichischen Trauerkundgebung für den Zaren Alexander im Herrenhause fehlten die polnischen Mitglieder des Hauses.
- Unter den nach Tausenden zählenden Kränzen und Blumenspenden, welche den Sarg des Kaisers Alexanders III. umgaben, dürfte die Gabe des deutschen Kaisers Wilhelms II. eine der hervorragendsten gewesen sein, die wegen ihrer kunstvollen Zusammenstellung als ganz eigenartig bezeichnet werden muß und der eigensten Initiative des Kaisers entsprungen ist. Die Spende ist ein antiker römischer Kranz von 3 Meter Durchmesser, aus den üppigsten grünen und goldenen Lorbeerzweigen gewunden, die mit natürlichen und goldenen Knospen, Blüten und Früchten des Lorbeers durchflochten sind. Aus der Mitte dieses Riesenkranzes heraus erheben sich zwei Cycas circiualis-Wedel von 3 1/2 Meter Länge von tadelloser Schönheit, deren untere Enden mit einer breiten weißen Moiréschleife verziert sind, aus welcher eine ebensolche, mit breiten goldenen Franzen eingefaßte Moiréschärpe herabhängt. Diese trägt auf den beiden unteren Enden die in Gold gestickten Monogramme und Kronen beider Majestäten. Der Kranz ist am Sonnabend nachmittag vom Prinzen Heinrich am Sarg des entschlafenen Zaren niedergelegt worden.
- Die Züge des verstorbenen Kaisers sind kaum zu erkennen, Gesicht und Hände sind stark eingeschrumpft. In der Nähe des Katafalk riecht es stark nach Karbol, sonst ist kein übler Geruch zu verspüren. Wie man von gut unterrichteter Seite mittheilt, hat man sich genötigt gesehen, um den schnell fortschreitenden Verwesungsprozeß aufzuhalten, die ganze Leiche bis zur Brust hinauf mit Cementguß zu umgeben.
- Die neue preußische Königskrone, welche 1889 nach einem Entwurf von Professor E. Doepler d. J. ausgeführt worden ist, wünscht der Kaiser jetzt bei allen heraldischen und künstlerischen Darstellungen verwendet zu sehen anstatt der bisherigen konventionellen Form. Besonders charakteristisch ist, daß die einzelnen Blätter, die auf dem Reifen aufliegen, variieren. Gefüttert ist die Krone mit rothem Sammet. Bügel und Reifen sind aus massivem Gold: im Uebrigen herrscht die weiße Farbe vor, da nur Diamanten und Perlen verwendet sind, bis auf den großen blauen Saphir auf der Krone, der wieder ein hübsch gestaltetes Kreuz trägt.
- Die Ernte der wichtigsten Nährstoffe für Menschen und Vieh hat im Jahr 1893 in ganz Deutschland nach einer Zusammenstellung des kaiserlichen statistischen Amtes betragen: 7 460 383 Tonnen Weizen (gegen 6 837 712 im Jahr 1892), 2 994 823 Tonnen Roggen (3 162 884), 423 151 Tonnen Spelz (487 818), 1 946 943 Tonnen Gerste (2 420 735), 3 242 313 Tonnen Hafer (4 743 036), 32 377 851 Tonnen Kartoffeln (27 988 557) 11 490 787 Tonnen Wiesenheu (16 833 897).
- Die Aufenthaltsdauer der Speisen im Magen. Ueber diese Verhältnisse ist so wenig bekannt, daß die nachstehenden, der "Medicinisch Chirurgischen Rundschau" entnommenen Angaben manchen unserer Leser interessieren dürften: Ueber die Dauer des Aufenthaltes von vegetabilischen Nahrungsmitteln im Magen und deren Verdauung daselbst stellte H. Croce an sich selbst Versuche an, indem er in bestimmter Zeit nach der Mahlzeit mittels der Magensonde Proben entnahm und diese untersuchte. Der Inhalt des Magens war fast immer schon nach Ablauf einer Stunde der Verdauung ziemlich flüssig, und diese Beschaffenheit nahm später zu. Das Verschwinden des Mageninhaltes scheint nicht, wie Richet annimmt, auf einmal, sondern ganz allmälig vor sich zu gehen. Die Dauer des Aufenthalts der Speisen im Magen währte: bei Reis 1 Stunde; Eiern, roh, 1 Stunde 30 Min.; Hirschfleisch, gekocht, 1 Stunde 45 Min.; Milch, roh, 2 Stunden; Brot 2 Stunden; Bohnen 2 Stunden 30 Min.; Kartoffeln 2 Stunden 30 Min.; Austern 3 Stunden; Fisch 3 Stunden, Eiern, weich, 3 Stunden; Schweinebraten 4 Stunden; Rinderbraten 4 Stunden; Schwarzbrot 4 Stunden; Kohl 5 Stunden; Eiern, hart, 5 Stunden. Die Aufenthaltsdauer von Speisen im Magen bei Zufuhr von Salzsäure, Alkohol und anderen Reizmitteln studirte A. Eichenberg ebenfalls an sich selbst mittelst der Magensonde und fand, daß Zufuhr von Salzsäure stets die Verdauung um etwa 10 Procent beschleunigte, daß auch Zufuhr kleinerer Mengen Alkohol (bis zu 50 Kubikcentimeter der alkoholischen Flüssigkeit) die Verdauung beschleunigte, Zufuhr größerer Mengen (1 Liter Wein oder Bier) sie weder beschleunigte noch verlängerte, daß Zufuhr von Senf sie sehr deutlich, von Pfeffer und Condurango sie nur in geringem Grade, von Rhabarbertinctur sie garnicht beschleunigte, daß Zufuhr von 1,5 Liter Wasser sie nicht unerheblich verlängerte.
- Eingesandt. Für die, welche sich mit Schweinemästerei befassen, dürfte von Interesse sein, auf ein Trockenmastfutter von geradezu phänomenaler Wirkung aufmerksam gemacht zu werden. Es ist dies eine sehr glücklich gewählte Mischung von Mais und Roggen, beides als mehlfreies Grobschrot mit Zusatz von Fleischmehl und Knochenmehl. Von diesem Gemenge giebt man jedem zur Mast eingestellten Schwein je nach Größe 1/2 bis 1 kg mittags trocken in den Trog gestreut. Die Freßlust wird hierdurch absolut nachhaltig angeregt bei außerordentlich schneller Gewichtszunahme. Das Fleisch von derartig gemästeten Schweinen ist prachtvoll durchwachsen, im Geschmack sehr zart, der Speck fest und wie Nußkern. Bei Maisfütterung allein sind bekanntlich die Schweine sehr bald übersättigt und wird thraniger, weicher Speck erzielt.
- Ueber die Adelsbelege des Hauses Hohenlohe bringt das "Grazer Tageblatt" folgende Mittheilung: "Während meiner Dienstzeit im Infanterie=Regiment Nr. 26 im Jahr 1856 erzählte mir der damalige Major des Regiments, Erlaucht Graf Erbach=Fürstenau, Chef seines Hauses, der nach Austritt aus den österreichischen Militärdiensten als Präsident der ersten Kammer im Großherzogthum Hessen=Darmstadt starb, nachstehende Episode: Während der napoleonischen Kriege und später auf dem Wiener Congreß wurde unter Anderm auch das Besitzthum des Hauses Hohenlohe mediatisirt. Ein Theil davon kam in das Königreich Württemberg zu liegen. Der damalige König Karl forderte daher den Chef des Hauses auf, behufs Constatirung des Adels das Adelsdiplom vorzulegen. Dieser antwortete schriftlich, er sei außer Stande, ein Diplom beizubringen, lege aber gleichzeitig einige Dokumente bei, die im Stand wären, den alten Adel der Familie nachzuweisen. Diese Dokumente waren: 1) die Beschreibung eines Turniers, in

[ => Original lesen: 1894 Nr. 92 Seite 3]

welchem ein Graf Hohenlohe einen Grafen Württemberg in den Sand legte; 2) eine Urkunde über eine Hochzeit im Haus Hohenlohe, bei welcher ein Graf Württemberg einer Gräfin Hohenlohe die Schleppe trug; 3) ein Schuldbrief eines Grafen Württemberg an einen Grafen Hohenlohe. Auf diese Belege hin soll Königin Karl nie mehr eine Vorlage des Hohenloheschen Adelsbriefes verlangt haben."
- Der alte Cicero soll nun auch ein Denkmal erhalten. Wie aus Italien berichtet wird, geht die Bürgerschaft von Arpino (Arpinum) damit um, ihrem berühmten weiland Mitbürger Marcus Tullius Cicero ein Denkmal zu setzen. An der Spitze des betreffenden Comités stehen der Bürgermeister Cassa und der Gymnasialdirector Prof. Tentori, der wohl mit Stolz des Umstandes gedenken mag, daß der große Römer seinerzeit die Lehranstalten von Arvino besucht und dort vielleicht gar sein Abiturienten=Examen gemacht hat. Da nun das Comité zwar viel Enthusiamus aber nur wenig Mittel besitzt, so wird wohl demnächst eine Bitte an alle Lehrer und Gymnasiasten Europas um "freiwillige Spenden" erlassen werden. Ob der gute Cicero ihnen dann vielleicht den Gefallen erweisen wird, seine sämmtlichen Reden aus dem lateinischen Unterricht zurückzuziehen?


Anzeigen.

Zur Ausloosung der aus dem hiesigen Gerichtsbezirk gewählten Hauptschöffen für die ordentlichen Sitzungen im Geschäftsjahr 1895 ist die öffentliche Sitzung auf

Mittwoch, den 28. November 1894
Vormittags 10 Uhr

im hiesigen Gerichtsgebäude, Sessionszimmer I, angesetzt, was hierdurch bekannt gemacht wird.
Schönberg, den 13. November 1894.

Der Erste Amtsrichter
beim Großherzogl. Amtsgerichte.
G. Horn.


Auctionsanzeige.

Am Mittwoch, den 28. d. M. Mittags 1 Uhr sollen in dem Hause des Arbeiters Herrn Harms zu Samkow verschiedene Sachen, als namentlich:

mehrere Kleidungsstücke, 1 Nähmaschine, 1 zweischläfriges Bett, 1 Bettstelle, 1 Koffer, 5 Brettstühle, 1 Tisch u. s. w.
öffentlich meistbietend gegen Barzahlung verkauft werden.
Carlow, den 22. November 1894.

                                                    Hinzelmann,
                                                    Landreiter.


Suche sofort eine Brodfrau bei gutem Verdienst. H. Callies, Bäckermeister.


Geschlachtete Kälber
zu kaufen gesucht. Näheres durch H. Caspers,
Wexstraße 25 Hamburg.


Habe noch circa 50 bis 60 Pfund
Federn lebender Gänse
zu verkaufen.
                                                    H. Lenschow
                                                    in Petersberg.


Geladene
Jagdpatronen der Pulverfabrik Rottweil
empfiehlt zu Originalpreisen                                                     Rud. Tietgen.


Bergmann's
Carbol-Theerschwefel-
Seife

bedeutend wirksamer als Theerseife, vernichtet sie unbedingt alle Arten Hautunreinigkeiten und erzeugt in kürzester Frist eine reine blendendweisse Haut. Vorräthig à Stück 50 Pfg. bei

                                                    H. Brüchmann.


Diejenigen Mitglieder des Arbeits=Nachweis=Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg, welche ihre Beiträge pro 1894 noch nicht bezahlt haben, werden hiemit höfl. ersucht, solches

bis zum 15. December d. J.

zu bewerkstelligen, widrigenfalls angenommen werden wird, daß die betreffenden Herren Zahlung per Post=Auftrag wünschen.

                                                    Der Geschäftsführer
                                                    F. Becker.


Jeden Sonnabend frische
Knackwurst
empfiehlt                                                     F. Reuter.


Viehwaschpulver zum Vertilgen des Ungeziefers beim Rindvieh bewährt, sicher wirkend u. billig (per Haupt 10 Pfennig (Mecklenburg).)
empfiehlt                                                     die Apotheke zu Schönberg.


Echtes
Kulmbacher Bier
Reichelbräu in Flaschen,
für Blutarme u. Bleichsüchtige,
ärztlich empfohlenes malzreichstes Qualitätsbier
ersten Ranges liefere
1 Dtzd. halbe Flaschen Mk. 2.40
1 Dtzd. ganze Flaschen Mk. 4.60

unter Garantie, daß nur Original=Abzug geliefert wird. Wiederverkäufer entsprechend Rabatt.

F. W. Schmidt, Lübeck,
Schulzenstrasse 31,
Alleiniger Depositeur für Flaschen=Verkauf.


Amerikanische
Fleischhackmaschinen
verzinkt und emailliert in allen Größen
empfiehlt billigst                                                     Rud. Tietgen.


Sternseife

beste Haushaltungsseife, zeichnet sich aus durch absolute Reinheit, größtmöglichste Trockenheit u. volle Neutralität, empfiehlt

                                                    Aug. Spehr.


Durch Zufall habe ich 25 Stück gebr. gut erhalt getheerte u. imprägn.

Presennige,

Flächenmaß ca. 25 []Mtr. z. d. auß. bill. Preise v. M. 20 pro Stück abzugeben.

                                                    Simon Valk, Lübeck, Mengstr. 41.


Ausschnitt von:
geräuchertem gekochtem Schinken,
Lachsschinken,
Rauchfleisch. sowie frisch gekochte und geräucherte Wurst
empfiehlt                                                     F. Reuter.


Sägen aller Art:

Drummsägen,
Kerbsägen amerikanischer Art mit Patentheften,
Bügelsägen,
Handsägen,
Sägefeilen in allen Sorten,
Holzäxte, Beile

in garantirt bester Qualität empfiehlt
Rud. Tietgen.


Häckselmaschinen
für Handbetrieb,

leichtester Gang, größtmöglichste Arbeitsleistung, empfiehlt ab Lager billigst

                                                    Rud. Tietgen.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 92 Seite 4]

Herr Reichstagsabgeordneter R. Nauck
wird seinen Wählern über die abgelaufene Reichstagssession Bericht erstatten, zu dessen Entgegennahme dieselben
am Freitag, d. 23. Nov. 1894, Nachmittags 2 1/2 Uhr,
in das Boye'sche Gasthaus in Schönberg eingeladen werden. Die Vorstände des conservativen Wahlvereins und des Bezirksvereins des Bundes der Landwirthe.
J. Ollrogge,                                                    A. Kaiser,
Niendorf.                                                    Stove.


Der Kalender für das Fürstenthum Ratzeburg auf das Jahr 1895 ist erschienen und zum Preise von 25 Pfg. an den bekannten Verkaufsstellen zu haben.


Hochzeits=Geschenke in größter Auswahl bei H. Brüchmann.


Aussteuer=Magazin für Haus und Küche
in Emaille, Porzellan, Steingut, Glas=, Thonwaaren u. s. w.
in reichhaltigster Auswahl bei                                                     H. Brüchmann.


Eier,                          
Butter,
                          Schmalz
empfiehlt                                                     F. Reuter.


Schon am 3. u. 4. Dezember 1894
Gewinnziehung der
Grossen Geld-Lotterie
Haupttreffer evtl. 500.000 Mk.
u s. w. u. s. w. baares Geld
Originallose á 4,40 Mk.

Porto und Liste 30 Pf. extra empfiehlt und versendet die

Haupt-Agentur
Josef Scholl, Niederschönhausen b. Berlin.


Besten weißen Honig
Pfund 65 Pfg.
bei                                                     H. Brüchmann.


Stadt Lübeck.
Am Sonntag, den 25. d. Mts.
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.


Gewerbeverein.
Am Freitag den 23. November Abends 8 Uhr
Generalversammlung
im großen Boye'schen Saale.

Vortrag: "Die Reise um die Welt," veranschaulicht durch Nebelbilder. Außerdem einige Effect= und Verwandlungsbilder.

Eintritt für Erwachsene 25 Pf. für Schulkinder 10 Pf.


Heute endete ein sanfter Tod das lange schwere Leiden meiner Frau und unserer Mutter

Maria geb. Vock

im 79. Lebensjahre.

                                                    

Schönberg, d. 20. Nov. 1894.
Die Beerdigung findet am Freitag den 23. d. M. Nachmittags 3 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 25. November.

Vormittagskirche: Pastor Krüger
Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 46


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 92 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 92 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. November 1894.


Die Unterwerfung Hendrik Witbois.

Ueber die letzten Kämpfe der südwestafrikanischen Schutztruppe mit dem Hottentottenhäuptling Hendrik liegen nunmehr im "D. Kolonialbl." die ausführlichen Berichte des Majors Leutwein vor. Nachdem die Naukluft, der Schlupfwinkel Witbois, in den letzten Tagen des August von den deutschen Truppen erstürmt worden war und die in dem ersten Drittel des Monats September erfolgten Kämpfe die Streitkräfte des Hottentottenhäuptlings vollends erschöpft hatten, erhielt Major Leutwein von Witboi eine Botschaft, worin dieser zum ersten Male ein ernsthaftes Unterwerfungsangebot machte. Nunmehr war Major Leutwein vor die Entscheidung über die Frage gestellt, ob er den Krieg bis zur Vernichtung Witbois fortsetzen oder diesem die Rückkehr auf den Boden des geordneten Staatswesens ermöglichen solle. Major Leutwein entschied sich für das Letztere, indem er sich sagte: "Gelingt es Witboi, mit nur 30 bis 40 Reitern, die sich unschwer einzeln bei Nacht zwischen den Absperrungsposten durchschleichen können, zu entkommen, so ist mit dem Sieg nichts erreicht. Witboi, der dann nichts mehr zu verlieren hat, wird seine Leute vollständig zu einer schwer faßbaren Räuberbande ausbilden, welche allmählich wieder durch Zulauf gestärkt werden wird. Wenn daher Witboi die ernste Absicht hat, sich der deutschen Regierung zu unterwerfen, so ist es nützlich, auf seine Anerbieten einzugehen und seinen Einfluß nutzbar zu machen, um seine bis jetzt lediglich an Jagd, Krieg und Raub gewöhnten Leute zur Friedensarbeit zu erziehen". Nach solchen Erwägungen hat Major Leutwein beschlossen, die Unterwerfung Witbois anzunehmen. Er begab sich persönlich zur weiteren Verhandlung in das Lager des Häuptlings. Nach dreimaliger Zusammenkunft gab Witboi die förmliche Erklärung ab, daß er sich und sein Volk der deutschen Schutzherrschaft unterwerfe. Als zukünftiger Wohnort wurde ihm Gibeon angewiesen; er hat den Marsch dorthin bereits angetreten und wird voraussichtlich gegen Anfang der Regenzeit das Ziel der Reise erreichen. "Daß Witboi"; so schließt der Bericht "noch einmal kriegerische Neigungen zeigen sollte, ist nicht zu erwarten. Einerseits haben seine Leute jetzt eingehendere Bekanntschaft mit der Schärfe der deutschen Waffe gemacht, andererseits aber auch eingesehen, daß sie von uns nicht unter allen Umständen totgeschossen werden. Und letzteres glaubten sie bis jetzt, wie sie mir selbst sagten, und hatten sich daher, anstatt sich von Witboi loszureißen, immer näher an denselben angeschlossen." Die Zukunft wird lehren, ob der Befehlshaber der deutschen Schutztruppe den Character Witboits richtig beurtheilt hat. Daß Major Leutwein dem Frieden nicht vollständig traut, erhellt schon aus der Thatsache, daß in Gibeon, dem zukünftigen Wohnsitz Witbois, eine deutsche Station mit 40 Mann Besatzung errichtet wird, deren Hauptaufgabe natürlich die Ueberwachung des ehemals so gefürchteten Häuptlings sein wird.
Der Sieg über Witboi ist leider nicht ohne schwere Opfer erkauft worden. Man zählt auf deutscher Seite 14 Tote, darunter einen Officier, Lieutenant und Adjutant Diestel. Auf Seite der den Deutschen verbündeten Bastards sind ebenfalls zahlreiche Tote zu beklagen. Leider bestätigt sich auch die Nachricht, daß Lieutenant v. Erkert und 2 Soldaten auf dem Wege nach der Naukluft im Gebirge verdurstet sind.


- Ratzeburg. Die "L.=A." schreiben: Zu unserer Freude haben wir jetzt wieder Aussicht, auf unseren Dom statt der bisherigen Bischofsmütze einen schlanken, spitzen Thurm zu erhalten. Die Zimmerarbeiten, die schon begonnen hatten, sind auf Befehl des Oberbauraths Daniel in Schwerin eingestellt worden.
- Eine Studentenversammlung in Rostock beschloß, die Feier des 70. Geburtstages des Geheimen Obermedicinalraths Prof. Dr. Thierfelder durch einen Fackelzug zu begehen.
- Bei einem Reparaturbau in seinem Haus hat der Hofphotograph Strensch zu Wittenberg unter den Dielen seiner Wohnstube ein altes, nicht krepiertes Hohlgeschoß gefunden, das sicher von einer der Beschießungen Wittenbergs im siebenjährigen oder Freiheitskrieg herstammt. Das sehr solide Haus ist nach der Jahreszahl auf der Wetterfahne im Jahre 1513 erbaut.
- In verschiedenen Blättern ist gemeldet worden, daß der Kaiser eine einaktige Oper im Wagnerschen Stil komponiert und in Rominten vollendet habe, welche vor einem geladenen Publikum demnächst im königl. Schloß in Berlin zur Aufführung gelangen solle. Diese Nachricht wird jetzt von der "Post" und anderen Berliner Blättern für unbegründet erklärt.
- Eine hölzerne Kaiserkrone hat der Aufseher F. Eckelmann aus Lohe vor kurzem dem Kaiser übersandt. Das Kunstwerk, aus 507 Weidenhölzern und einem Kiefernholz gefertigt, wobei die Hölzer weder genagelt noch gebunden sind, hat die Anerkennung Kaiser Wilhelms gefunden und es sind Herrn Eckelmann 30 Mark als Gnadengeschenk aus der Privatschatulle des Monarchen gesandt worden. Herr Eckelmann hat an dem Kunstwerk volle 3 Monate gearbeitet.
- Prinz Alphons von Baiern ist Radfahrer geworden und hat in München die polizeiliche Fahrradnummer 5742 erhalten. Preußische Prinzen giebt es auch unter den Radfahrern, aber wenn sie radfahren wollen, müssen sie - nach Potsdam gehen, da in Berlin dieser Sport nicht gestattet ist.
- Die Frau eines Beamten in Augsburg hatte ohne Wissen ihres Mannes ein österreichisches Staatslos verkauft, welches soeben mit 50 000 fl. Gewinn gezogen wurde. Der Mann mit seinen 6 Kindern ist trostlos über das Gebahren der Frau.
- In Weidenthal in der Pfalz führten die Gemeinderathswahlen zu einer förmlichen Bauernschlacht, in der die streitenden Parteien mit Schußwaffen, Dreschflegeln usw. gegen einander zogen. Im Dorfe ringen Katholiken und Protestanten um die Herrschaft, in Folge dessen eine Verbitterung eintrat, die jetzt zu blutigen Exzessen führte. Verschiedene Wähler sind auch verwundet worden. Auch ein Mord bei Haßloch wird mit den Gemeinderathswahlen in Verbindung gebracht.
- Allen denen, welche zu schlechten "Scherzen" Neigung fühlen, zur Nachricht, daß in Hannover ein Gastwirth vom Gericht zu vier Monaten Gefängniß verurtheilt worden ist, weil er eine erdichtete Verlobungsanzeige veröffentlicht hatte.
- Der vor Kurzem in Dresden verstorbene Commerzienrath Bienert hat der Stadt eine Million Mark zu wohlthätigen Zwecken vermacht.
- Vor einigen Tagen spielte sich eine blutige Scene im Löwenkäfig in Great Harwood ab, wo der afrikanische Löwenbändiger Montana Vorstellungen gab. Nur einen Augenblick hatte er seine Augen von einer Löwin abgewandt, als diese mit einem gewaltigen Sprung auf ihn losstürzte, ihn in eine Ecke drängte und ihm den Schenkel zerfleischte. Es entspann sich ein furchtbarer Kampf zwischen Mensch und Bestie. Die Löwin schleppte ihren Bändiger, der aus Leibeskräften mit seiner Peitsche auf sie einhieb, durch den Käfig und versuchte, ihn zu Boden zu werfen. Montana gelang es zum Glück, auf einem Bein stehen zu bleiben. Einmal kam er frei, aber die Löwin packte ihn wieder. Erst als ihm ein glühendes Eisen hingereicht wurde, konnte er das wüthende Thier von sich fern halten. Aus tiefen Wunden blutend, verließ er endlich mit zerfetzten Kleidern den Käfig.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 92 Seite 6]

- In einem Zirkus zu Barcelona werden zehn= bis zwölfjährige Mädchen zum Stierfechten abgerichtet. Ein Impresario gedenkt, die Kinder zu gewinnbringenden Aufführungen zu verwenden.
- Die Firma Rothschild in Paris ließ 100 000 Frcs. an 20 Arrondissements zahlen zur Unterstützung der Armen, welche zur Bezahlung ihres Miethzinses nicht imstande sind.
- Wie das deutsche Postamt in Constantinopel einem Abonnenten mittheilt, ist den Münchener "Fliegenden Blättern" der Eintritt in die Türkei verboten worden. Die Türkei dürfte das erste Land sein, das den harmlosen Witz der "Fl. Bl." als staatsgefährlich erklärt.
- Die Königin von England hat sich entschlossen, die Erzählung der Erinnerungen ihres erfahrungsreichen Lebens fortzusetzen und demgemäß in Kürze ein neues Werk mit diesem Inhalt zu veröffentlichen.
- Infolge der phänomenalen Regengüsse, die sich mehrfach wiederholten, nehmen die Ueberschwemmungen in Süd= und Westengland das Gepräge einer allgemeinen Kalamität an. Die Ueberschwemmung in Bath übersteigt die schlimmste Wassersnoth daselbst seit diesem Jahrhundert. Die Häuser ganzer Stadtteile stehen bis zum zweiten Stock im Wasser. Seit Mittwoch herrschte in der Stadt Finsterniß, da die elektrischen und Gaswerke außer Thätigkeit gesetzt wurden. Die Theater, Schulen und Geschäfte sind geschlossen, Tausende von Obdachlosen sind in öffentlichen Gebäuden beherbergt. Auch zahlreiche kleine Städte und Dörfer sind überschwemmt; meilenweite Landstrecken sind in Seen verwandelt. Weitere zahlreiche Schiffsunfälle und Verluste an Menschenleben wurden fortlaufend gemeldet.
- Ein Münzfund wurde in Brandenburg a. H. beim Ausschachten eines Neubaues auf der Hauptstraße gemacht. Etwa 60 Centimeter tief unter dem Fußboden des alten Gebäudes wurde ein mit Reifen verzierter alter Topf gefunden, worin sich ungefähr ein Pfund kleine alte Münzen, im ganzen etwa 800 Stück befanden. Zum größten Theil sind es brandenburgische Denare aus der Zeit der Markgrafen Johann II. und Otto IV., also von 1266 bis 1308, und in etwa 25 verschiedenen Geprägen.
- Jagdsportliche Rarität. Herr von Alvensleben auf Schochwitz in Bayern hat ein Geheck Füchse aufgezogen, von denen er derzeit eine bereits 5 1/2 Jahre alte Fähe besitzt, die sich durch eine Reihe von Eigenthümlichkeiten auszeichnet. Unter anderem führt sie Herr v. Alvensleben - allerdings an langer Leine - auf die Hasensuche; sie reviert mit hoher Nase, die Lunte gerade ausgestreckt, im Zick Zack und "markirt" vorzüglich. Zur Jagd selbst fährt sie auf dem Wagen mit und äugt und windet währenddem sorgfältig umher. Ein anderes Geheck, daß Herr v. Alvensleben aufgezogen, war anfangs Herbst soweit gezähmt, daß es den Besitzer zu den Fasanenfütterungen begleitete. Wenn auf dem Wege dahin ein Kaninchen blitzschnell vorüber passirte, dann äugten ihm die jungen Füchse nach, wobei sie die Lunten im Kreise schwangen.
- Graditzer Auktion. Bei der in dem Königl. Hauptgestüt Graditz stattgefundenen Auktion von 28 Englisch=Vollblutpferden waren zahlreiche auswärtige Käufer, zum Theil aus weiter Ferne anwesend. Der Gesammterlös bezifferte sich auf 47 330 Mk. Der Durchschnittspreis betrug demnach 1690 Mk. pro Pferd. Den höchsten Preis erzielte "Autonom", welcher für 365 Doppel=Kronen = 5300 Mk. in den Besitz des Rittmeisters von Baumbach überging. Das nächstteuerste Pferd war "Nalubo"; es kostete 195 D.=K. = 3900 Mk. Das billigste "Ravensthorpe", wurde mit 12 D.=K. = 240 Mk. bezahlt.
- Das Schwein in der Luft. Eine Bäuerin aus der Umgegend von Czarnikau (Regier.=Bezirk Bromberg) war mit einer Sau auf dem Heimwege begriffen und ihr Rückweg führte an einer Windmühle vorüber. Um nun einen Weg zu ersparen wollte die Bäuerin auch gleichzeitig auf die Mühle gehen und da die Mühle gerade stand, band sie das an den Hinterbeinen gefesselte Thier an den Windmühlenflügel. Und schon war sie wieder im Begriff, die Treppe hinabzusteigen, als der Geselle das Treibwerk der Mühle anließ, und, o Entsetzen, das nun nach Rettung schreiende Schwein mit dem Mühlenflügel in die Höhe stieg. Ehe das Einhalten der Mühle jedoch gelang, hatte das Thier bereits zweimal die luftigen Regionen durchreisen müssen. Indessen hat es bei dieser "Luftkarousselfahrt" außer einigen unbedeutenden Hautabschürfungen keinen weiteren Schaden genommen.
- Schuster adje! Die leidige Konkurrenz der Großindustrie verdrängt das Handwerk der Schuhmacher immer mehr von der Bildfläche des Gewerbewesens.
Sogar der Flickschuster erhält jetzt eine empfindliche Konkurrenz. Zur Zeit wird "am Rindermarkt" in München eine größere mechanische Flickschusterei errichtet, welche die Flickarbeit, sowie das Doppeln sofort an der eingebrachten Arbeit vornimmt, sodaß der Kunde, wenn er nur ein paar Schuhe hat, auf seine Schusters=Rappen warten kann.
- Eine Nachwirkung des Diphterieserums hat Stabsarzt Dr. Scholz=Hirschberg, bei seinen Kindern beobachtet. Die Wirkung des Serums war eine überraschende und die Reconvalescenz bei beiden Kindern eine sehr schnelle. Doch trat bei dem Knaben heftige Gelenkschmerzen und Ausschlag ein, die aber nach 4 Tagen verschwanden. Das andere Kind hatte drei Tage lang erbsengroße Flecke an Händen und Armen, blieb aber von Gelenkschmerzen verschont. Auch die Frau eines anderen Arztes der eine immunisierende Einspritzung gemacht worden war, litt eine Woche lang an heftigen Gelenkschmerzen, namentlich in den Kniekehlen.
- Ein neues Heilserum, das "Katerlin" hat die Gemeinde Gabelbach obligatorisch eingeführt und damit die wunderbarsten Erfolge erzielt. Die freudige Stimmung sämmtlicher Nachbarn der Gemeinde drückt sich in dem folgenden Lied des Gemeindepoeten aus:
                          Das Heilserum.
                          Von H. Schäffer.

        Nun ist besiegt der Menschheit Leid!
        Ein Serum ward geschaffen,
        Das gegen Spitz und Kater fei't,
        Unmöglich macht die Affen.
        Es ist Bacill=Anti=Toxin
        Und heißt mit Namen "Katerlin".
            O jerum, jerum, jerum!
            Hoch leb' das neue Serum!

        Durch Impfung oder Injektion
        Ward es versucht an Thieren . . . . .
        Triumpf! Beim ersten Male schon
        Ließ Wirkung sich verspüren.
        Ein älterer Karnickelbock
        Trank schadlos 20 Gläser Grogk.
            O jerum, jerum, jerum!
            Welch' wunderbares Serum!

        Und ein Kanarienvogel trank
        Zehn Flaschen Aßmannshäuser,
        Blieb gänzlich nüchtern - Gott sei Dank -
        Und sang nicht einmal leiser.
        So weit war er noch bei Verstand,
        Daß er den Heimweg selber fand.
            O jerum, jerum, jerum!
            Das nennt man doch ein Serum!

        An Menschen ward versucht alsdann
        Der neue Heil=Artikel.
        Sich selbst bot an manch durst'ger Mann
        Gern als Versuchs=Karnickel.
        Ein Schreiberlein getrunken hat
        Den ganzen Biervorrath der Stadt
            O jerum, jerum, jerum!
            Hoch leb' das neue Serum!

        Ist jetzt geimpft der Ehemann,
        So kann ihm nichts passiren,
        Weil nie sein Weib taxiren kann,
        Was er verknackt an Bieren.
        Kommt er nach Hause noch so spat,
        Sein Schritt blieb fest, die Haltung grad'!
            O jerum, jerum, jerum!
            Hoch leb' das neue Serum!

        Wie ist jetzt morgens frisch und klar
        Der Herr Gerichtsverwalter,
        Und beim Termin der Referendar,
        Der Postmann auch am Schalter,
        Der Meister ist verkatert nie
        Wie sonst gar oft am Montag früh.
            O jerum, jerum, jerum;
            Heil Heil Heil Heil Heil=Serum!

        Wer war's, der allen Ruhm der Welt
        Auf seinem Haupt vereinte?
        Wer hat das Serum hergestellt?
        Die Gabelbach=Gemeinde!
        Froh singen ihre Mannen nun:
        Trinkt, Brüder, trinkt! Wir sind immun,
            O jerum, jerum, jerum!
            Hoch leb' das neue Serum!!


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD