No. 85
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Oktober
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 85 Seite 1]

       Aus Anlaß des Wiederauftretens der Diphtheritis im hiesigen Fürstenthum und insbesondere in der Stadt Schönberg bringt Großherzogliche Landvogtei die in der Bekanntmachung vom 2. December 1886 getroffene Bestimmung:

daß Kinder aus einem Hause, in welchem Diphtheritis=Kranke sind, die Schulen nicht besuchen dürfen.
hiemit in Erinnerung.
                    Schönberg, den 26. Oktober 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Eine Wendung von hervorragender Bedeutung hat sich am Freitag in Berlin vollzogen: der Reichskanzler Graf Caprivi hat seine Entlassung erbeten und erhalten. Sein Rücktritt ist ein nothwendiges Ergebniß der Zerfahrenheit in den leitenden Berliner politischen Kreisen und des Mangels an Autorität, dessen sich der Reichskanzler erfreute. Ehe der Zwiespalt im preußischen Staatsministerium wegen der Maßnahmen gegen die Umsturzparteien ausgetragen war, berief Caprivi die leitenden Minister aller deutschen Staaten nach Berlin, wahrscheinlich weil er hoffte, in seinen deutschen Ministercollegen eine Stütze gegen seinen speciellen preußischen Collegen zu finden. Auch hierin scheint er sich getäuscht zu haben, wie schon oft. Förderlich ist es dem preußischen Ansehen sicher nicht, daß die letzten Differenzen im preußischen Staatsministerium in Gegenwart aller deutschen Minister verhandelt sind. Graf Caprivi hatte in der Theorie conservative Grundsätze, in der Praxis hat er alle conservativen Interessen auf das Tiefste geschädigt. Das Facit seiner Amtsführung ist: Eine Schädigung des deutschen Ansehens im Auslande, ein tiefer Niedergang in Handel und Industrie, sowie namentlich in der Landwirthschaft, und endlich politische Zerfahrenheit.
Mit Bestimmtheit verlautet, daß der Fürst Hohenlohe Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident wird, zum Minister des Innern im preußischen Ministerium ist der Unterstaatssekretär von Koller in Aussicht genommen. Als Nachfolger des Fürsten Hohenlohe wird Graf Waldersee genannt. Unser Wunsch, den wir um unseres Vaterlandes willen hegen, ist der, daß es S. M. dem Kaiser gelingen möge, jetzt den richtigen Mann zu finden; denn fast noch ernster, wie die Lage nach der Entlassung des Fürsten Bismarck war, ist sie jetzt. Hatte es damals, was leider nicht geschehen ist, gegolten, die alten Bahnen weiter zu wandeln, so gilt es heute, wirklich neue Wege zu finden und diese mit eiserner Energie einzuschlagen und unbeirrt zu verfolgen.
- Die "Köln. Ztg." theilt mit, daß sich der deutsche Kaiser unausgesetzt aus Livadia über das Befinden des Zaren Bericht erstatten lasse.
- Das Wiener offiziöse "Fremdenblatt" bestätigt jetzt das schon früher aufgetretene Gerücht, der Zar sei damals bei dem Eisenbahnunglück bei Borki ziemlich stark gequetscht worden und damit hänge seine jetzige Nierenkrankheit zusammen. Uebrigens soll der Thronfolger schon seit dem 18. Oktober alle Staatspapiere im Namen seines Vaters unterzeichnen.
- Nach Petersburger Mittheilungen ist auch das Befinden der Zarin besorgnißerregend. Zur Pflege derselben wurden zwei Krankenwärterinnen aus dem Moskauer Spital nach Livadia berufen.
- Der Kaiser ließ, wie die "Köln. Volksztg." mittheilt, 30 000 M. aus dem Dispositionsfond für die katholische Piuskirche in Berlin überweisen.
- Der König von Serbien spendete den Unterbeamten des Berliner Hofes als Erkenntlichkeit für die ihm geleisteten Dienste ein Geschenk von 3000 Franks.
- Zur Errichtung eines Denkmals für den Fürsten Bismarck hat sich in aller Stille ein Komite gebildet, welches zunächst namenlos bleiben will, aber vorzugsweise Handels= und Industriekreisen angehört. Die Kosten des in spätestens 2 Jahren fertigzustellenden Denkmals sind auf ca. 2 Millionen Mark berechnet. Es handelt sich nicht um eine öffentliche Sammlung, sondern es soll der Betrag auf dem Wege des Handels und der Industrie, durch Verkauf von Miniatur=Nachbildungen des Modells aufgebracht werden.
- An der Concurrenz um das Bismarck=Denkmal am Reichstagsgebäude betheiligen sich nicht weniger als 150 Künstler. Diese ganz außerordentliche Betheiligung ist wohl hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß im Ganzen 30 Preise 10 à 5000 Mark, 10 à 3000 Mark und 10 à 2000 Mk. ausgesetzt worden, so daß immer noch der fünfte Theil der Arbeiten Entschädigungsaussicht hat. In verschiedenen berliner Ateliers ist man bereits mit der Anfertigung von Skizzen beschäftigt.
- Alle Achtung vor der Leistungsfähigkeit der Tabak= und Cigarren=Raucher im deutschen Reich, aber wir in Oesterreich, so schreibt man aus Wien, sind darin - um mit Fritz Reuters "Onkel Bräsig" zu sprechen - doch "sie über": es werden Summen bei uns in die Luft gepafft, die geradezu unglaublich wären, wenn nicht unser Tabakmonopol die Möglichkeit einer absolut genauen Kontrole ermöglichte. Vor 6 Jahren verbrauchte das diesseitige Oesterreich - Ungarn raucht mindestens ebenso stark - schon etwa 77 und 78 Millionen Gulden und der Voranschlag für das kommende Budgetjahr rechnet, da die Einnahme bisher kon=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 85 Seite 2]

stant gestiegen, mit Sicherheit auf einen Ertrag von mindestens 88 Millionen!
- In Wiener Regierungskreisen widerspricht man dem Gerücht von der beabsichtigten Verlobung des österreichischen Thronfolgers mit der Prinzessin Helene von Orleans.
- In München haben die städtischen Wasserleitungen im Jahre 1893 das respektable Reinerträgniß von 391 992 M. geliefert.
- Der alte Renz hat, wie aus einer Amtshandlung des Wiener Gerichts, welches einen Vormund für dort lebende Enkel des Cirkusdirektors Ernst Renz bestellte, hervorgeht, seinen Kindern rund 16 Millionen Mark hinterlassen.
- Der erste Helgoländer, welcher als Einjährig=Freiwilliger in die Armee eintrat, ist der Sohn des Apothekers Pilger, stud. jur. Willy Rudolf Helgo Pilger, geboren in Helgoland 3. März 1873, in diesem Herbste beim 2. Pomm. Feldart.=Reg. im Dienste.
- Für den Geh. Rath Ernst Curtius in Berlin, dessen achtzigster Geburtstag am 2. Sept. d. J. unter großer Teilnahme gefeiert wurde, steht demnächst ein seltenes Jubiläum bevor. Es ist bald ein halbes Jahrhundert verflossen, seit der Gelehrte zum außerordentlichen Professor an der Berliner Universität ernannt wurde. Die Feier wird am 26. November begangen werden.
- In der Umgebung von Stuttgart wurde vor einigen Tagen die Weinlese nach altem Brauch eingeläutet. Man schätzt den Ertrag des Herbstes in Stuttgart und in den benachbarten Neckargemeinden auf etwa 40-50 000 Hektoliter. Die Aussichten sind je nach der Lage der Weinberge und der Traubensorten verschieden, im Allgemeinen dürfte ein Mittelherbst zu erwarten sein.
- Im Dorfe Plantikow in Pommern verbrannte die herrschaftliche Schäferei mit tausend Schafen; mehrere mit dem Ernte=Ertrag gefüllte Scheunen, ein Familienhaus und der Kirchthurm des Dorfes fielen ebenfalls den Flammen zum Opfer.
- Der in Warnemünde eingelaufene Dampfer "Livadia" traf unweit der dänischen Küste ein Boot mit 6 männlichen Leichen, anscheinend verhungerte Schiffbrüchige, und lieferte dieselben in Kopenhagen ab.
- Die Tochter des Oberamtsrichters G. in Worms, die unter dem Verdacht, einen kostbaren Diamantring entwendet zu haben, am Montag auf Requisition des Landgerichts in Mainz hatte verhaftet werden sollen, hat sich beim Erscheinen des mit der Verhaftung beauftragten Beamten erhängt.
- Im Wirthshause zu Oggersheim bei Frankenthal in der Pfalz saßen vor einigen Tagen mehrere Gäste beim sogen. "Federweißen," d. h. dem neuen Wein. Einer derselben, ein Zollbeamter namens Böckmann, hatte dem Wein tapfer zugesprochen und machte Lärm, weshalb er zur Ruhe vermahnt wurde. Ein anderer Gast, namens Schmitt, brachte schließlich den betrunkenen Böckmann vor die Thür. Draußen versetzte Böckmann dem Schmitt mit einem Messer einen Stich in den Oberschenkel. Der Verwundete brach alsbald bewußtlos zusammen und starb nach kurzer Zeit an Verblutung. Nachdem Böckmann wieder die Wirthschaft betreten hatte, stieß er einen der anwesenden Gäste, namens Magenheimer, ohne jegliche Veranlassung das Messer in den Unterleib. Auch dieser Unglückliche starb an seinen furchtbaren Wunden. Von der tobenden Menge wurde der Mörder, ehe er ins Gefängniß abgeführt werden konnte, derart gelyncht, daß auch er schwere Wunden davontrug. Die blutige That ist um so tragischer, als der ermordete Magenheimer 8 Kinder hinterläßt.
- Die Firma Lorenzini & Jeklin in Fiume wurde wegen Schmuggelns türkischer und griechischer Weine zu 55 000 Gulden Gefällsstrafe verurtheilt. Gleichzeitig wurden die Weinvorräte der Firma konfisziert und das Geschäftsbureau gesperrt.
- Im Kanal wehten vor einigen Tagen sehr heftige Stürme. Am Dienstag war es am ärgsten. Die Postdampfer kamen alle verspätet an. In Aberdeen (Schottland) herrschte 10-12 Grad Fahrenheit Kälte und die Berge waren mit Schnee bedeckt. Am Mittwoch erschien der Sturm in Irland. Die Landstraßen sind mit umgewehten Bäumen bedeckt. Bei Nenah sind die Felder überschwemmt und die Ernte wird von den Fluten fortgetragen.
- Endlich ist der Streik der schottischen Kohlengrubenarbeiter in Fifeshire nach fünfzehnwöchiger Dauer zu Ende. Die Bergwerksbesitzer sind insofern versöhnlich, als sie, soweit möglich, ihre alten Leuten, wieder anstellen wollen. Der Ausstand hat den Streikern über 1 1/2 Mill. Mark gekostet. Die Verantwortlichkeit tragen die Führer der Arbeiter, die in der größten Noth nichts anderes zu thun hatten, als miteinander zu hadern und sich gegenseitig anzuklagen.
- Die sichersten Anzeichen, daß ein Huhn gesund sei, sind folgende: Anliegendes und glänzendes Gefieder; lebhaft rother Kamm, der nur während der Brutzeit erblassen darf; ebensolche Kinnlappen: frische lebendige Augen; Munterkeit des gesammten Wesens; Geselligkeit den andern Hühnern gegenüber; guter Appetit. Dagegen künden sich Krankheiten in folgenden Merkmalen an: Das Gefieder wird struppig und glanzlos; der Kamm erscheint blaß und das Auge schläfrig; das Huhn bekundet in seinem ganzen Wesen Trägheit, isoliert sich von den Gefährten, sucht versteckte Orte auf und mag nicht fressen. Meist bemerkt man an dem Patienten auch steten brennenden Durst; von den Genossen wird es verfolgt, da Mitleid den Hühnern fremd ist. Zeigt sich ein Huhn behaftet mit den eben aufgezählten Merkmalen des Unwohlseins, so gebe man ihm leichtes, aber nahrhaftes Futter, in welches etwas Salz gemengt sei. Dazu komme als Getränk eisenhaltiges Wasser. In den Schnabel stecke man ihm einige Male des Tages Pfefferkörner, die in Butter gehüllt worden. In den meisten Fällen wird sich der Patient dabei erholen, oder es tritt eine bestimmte Krankheit mit ihren charakteristischen Merkmalen nunmehr deutlich zu Tage.


Anzeigen.

Antragsmäßig werden hiermit alle und jede, welche an den angeblich verloren gegangenen Hypothekenschein über die ad Fol. I der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die zu Lockwisch sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Kröger eingetragene Cautions=Forderung des Hauswirths H. Maaß zu Lockwisch, sub cura des Müllers Creutzfeldt und des Büdners Lenschow daselbst, von 12 000 M. annoch Ansprüche und Forderungen haben möchten, hierdurch aufgefordert, solche spätestens in dem auf

Montag, den 3. Dezember d. J.,
Vormittags 10 Uhr

anberaumten Termin vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden, anzumelden unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung des vorgehend bezeichneten Hypothekenscheins erfolgen wird.
Schönberg, den 12. September 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Dr. Roth,
Lübeck, Königstr. 7.
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zurückgekehrt.


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[ => Original lesen: 1894 Nr. 85 Seite 3]

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            bei kürzerer jedoch mindestens 4tägiger Kündigung mit 2 %
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Schönberg.                                                     Wilhelm Schrep, Stadtsekretair.


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II. Abteilung.
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54 Tafeln mit 650 farbigen Abbildungen.
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Oldesloe, 25. Oktober 1894.

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[ => Original lesen: 1894 Nr. 85 Seite 4]

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Herbergsverein.

In der Generalversammlung vom 27. Septbr. wurde nach eingehender Besprechung festgestellt, daß ohne außerordentliche Hülfe die hiesige Verpflegungsstation eingehen muß.
Es wurde ferner, und zwar einhellig anerkannt und festgestellt, daß diese Einrichtung sich während der 4 Jahre ihres Bestehens als eine so segensreiche für das ganze Land bewährt hat, trotzdem sie bisher wegen des Mangels an eigenem Hause nicht ihre ganzen Kräfte hat entfalten können, daß jeder das Aufhören auf das tiefste beklagen müßte.
Es wurde ferner festgestellt, und zwar wieder unter Uebereinstimmung sämmtlicher Anwesenden, daß mit allen Kräften, sei's auch mit außerordentlichen Opfern die Aufrechterhaltung des Instituts zu erstreben sei, wenigstens bis zum Ablauf dieses Jahres, nach welchem Zeitpunkt hohe Landesregierung ihre weitere Hülfe in Aussicht gestellt hat.
Es wurde ferner festgestellt, daß durch Schaffung eines eigenen Hauses das Institut in die Lage versetzt werden müsse, seine Zwecke voll zu erfüllen und so die jetzt schon so deutlich empfundenen Segnungen noch zu steigern.
Es wird daher im Auftrag der Generalversammlung an alle Mitglieder und Freunde des Herbergsvereins die dringende Bitte gerichtet, die Gefahr des Untergangs des mit so vieler Liebe gegründeten und fortgeführten Instituts durch einen außerordentlichen Beitrag abzuwehren.
Der Beitrag ist an den Herrn Stadtsekretär Schrep resp. den Stadtdiener Stree zu entrichten und zwar möglichst bis zum 20. October. Zugleich werden die Mitglieder des Vereins hierdurch schon vorläufig benachrichtigt, daß am 31. October nachmittags 3 Uhr eine Generalversammlung des Herbergsvereins im Boye'schen Lokale hies. stattfindet zur Mittheilung über den Erfolg unserer Bestrebungen und zur Fassung weiterer Beschlüsse.
Es ist durchaus nothwendig, daß diese Versammlung von jedem Mitgliede besucht wird, das es irgend ermöglichen kann.
Schönberg i/M., 29. September 1894.

                                                    Der Vorstand des Herbergsvereins.


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Schönberg.

Am Sonntag, den 4. November d. J., Nachmittags 2 Uhr, 3. ordentliche Versammlung

im Vereinslokale.
Tagesordnung:

1) Uebergabe eines geschenkten Fahenbandes,
2) Berathung, betr. die Gedenkfeier des 2. December der Schlacht bei Loigny.
3) Beratung, betr. die Geburtstagsfeier Sr. Maj. des Kaisers,
4) Verschiedenes.

                                                    Der Vorstand.


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9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-54 M., große Schweine 52-54 M., Sauen 44-51 M., Kälber 65-75 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 85 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 85 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 30. Oktober 1894.


Vom Zaren Alexander III.

Folgenden interessanten Brief über den Zaren von einem Russen in Petersburg enthält die neueste Nummer der "Straßburger Post":
In früheren Jahren war der Zar außerordentlich gesund und stark. Die Beweise seiner physischen Stärke, die er früher an den Tag zu legen liebte, hätten das Glück eines jeden gewerbsmäßigen Athleten ausgemacht. So riß er ein ganzes aufeinander gelegtes Kartenspiel mit einem Zug in der Mitte durch, er brach Hufeisen und Rubelstücke auseinander, stieß verschlossene Thüren auf, jonglierte mit Gewichten von außerordentlicher Stärke, und verdiente den Titel eines russischen Simson, der in seiner Jugend zu seinen Spitznamen gehörte. Seine Lebensweise und =bedürfnisse waren sehr einfach. Für sich selbst hatte er nicht mehr und nicht kostspieligere Bedürfnisse als ein wohlhabender russischer Bürger. Von Bällen, Ceremonien, Empfängen war er kein Freund, und niemals fühlte er sich wohler als an seinem Arbeitstische, in seinem Familienkreise oder auf dem Landaufenthalte bei seinen dänischen Verwandten. In den Jahren seiner ungebrochenen Männerkraft stand er durchgehends um 7 Uhr Morgens, im Sommer auch wohl noch früher auf. Nach dem einfachen Frühstück, während dessen die eingetroffenen Familienbriefe gelesen und Verabredung über das Verbringen des Tages getroffen wurden, beschäftigte sich der Zar mit körperlichen Arbeiten. Er fällte Bäume, wie Gladstone, er turnte, schor den Rasen seines Gartens, schaufelte Schnee, spaltete Holz; er half auch zuweilen den Handwerkern, die im Palast beschäftigt waren, mit besonderer Vorliebe den Tischlern und Tapezirern. Häuslichen Sinnes, legte er auf eine bequeme und behagliche Einrichtung seiner Gemächer den größten Werth, und besonders liebte er es, den Bilderschmuck seiner Zimmer zu arrangieren und zu verändern. Sehr oft traf ihn ein zum Vortrag befohlener Adjutant oder Minister auf einer großen Leiter stehend, während ihm seine Familienmitglieder die Bilder reichten, die er mit Hammer und Nagel an der Wand befestigte. Nachdem diese körperlichen Uebungen beendet waren, pflegte der Zar, der bis dahin ein leichtes russisches Hausgewand getragen hatte, ein Bad zu nehmen und hierauf Toilette zu machen. Dann setzte er sich an den Schreibtisch und arbeitete stundenlang anhaltend und aufmerksam. Um 1 Uhr wurde im Familienkreise das Frühstück eingenommen, das regelmäßig aus 3 Gängen bestand. Vorher wurde stets Suppe gereicht, die der Zar sehr liebte und wovon er gewöhnlich mehrere Teller aß, obgleich ihm die Aerzte bei seiner Neigung zur Fettleibigkeit vom Genusse der Suppe abgerathen hatten. Der Kaiser vermochte es nicht über sich zu bringen, der Suppe zu entsagen, wie er auch nicht stark genug war, den Rath des Arztes zu befolgen, beim Essen nicht zu trinken. Er war nicht das, was der Franzose einen "Gourment" nennt, sondern einfach ein starker Esser. Beim Essen trank er gewöhnlich eine Flasche Champagner. Nach dem Frühstück machte der Zar einen Spaziergang im Garten oder eine Ausfahrt; dann arbeitete er und nahm Audienzen und Vorträge entgegen bis Abends um 8 Uhr. Um diese Stunde wurde gespeist, gewöhnlich wieder im engen Familienkreise. Während alle anderen Mitglieder der kaiserlichen Familie, auch die Damen, in Abendtoilette erschienen, liebte es der Kaiser sehr, nach Beendigung der Audienzen die Uniform auszuziehen und sich in die einfache russische Bilouse zu hüllen, die ein Ledergürtel umschloß. In diesem Anzug erschien er häufig nach dem Essen noch in den Gemächern der Kaiserin, die um diese Zeit noch großen Empfang abzuhalten pflegte. Spätestens um 10 Uhr pflegte der Zar sich zurückzuziehen. So war das Leben in Gatschina; in der Stadt pflegte der Zar um 2 Uhr zu Mittag zu essen und abends gegen 7 Uhr ein kaltes Souper einzunehmen; hernach fuhr er dann gewöhnlich ins Theater. Das war die einzige Art, den Abend außer dem Hause zuzubringen, der er Geschmack abzugewinnen vermochte. Der Oper gab er den Vorzug vor dem Schauspiele. Für Malerei vermochte er sich nicht besonders zu erwärmen. Für Litteratur hatte der Zar eine gewisse Vorliebe, wenigstens pflegte er viel Romane zu lesen, russische und andere. Die Wissenschaft ließ den Kaiser ziemlich kalt, mit Ausnahme der russischen Geschichte, in die er sich gern und fleißig vertiefte.
Theils infolge seiner isolirten Stellung, theils infolge seiner natürlichen Neigungen kam der Zar wenig unter die Leute, und wenige Leute kamen zu ihm. Trotzdem wußte er stets sehr genau, was in der Welt vorging. Die Gesandtschaften im Auslande erstatten außerordentlich eingehende Berichte nicht nur über die politischen Verhältnisse sondern auch hauptsächlich über das Leben an den in Betracht kommenden Höfen und in der Gesellschaft. Den Petersburger Stadtklatsch trug dem Zaren der General Tscherewin zu, dessen leichten pikanten Erzählungen der Zar stets mit Interesse lauschte. Zeitungen pflegte der Zar nicht selbst zu lesen, gewöhnlich ließ er sich des Nachmittags "Die kaiserliche Rundschau" vorlesen - eine Sammlung von Ausschnitten aus der russischen und ausländischen Journalistik, welche aber - ein Brauch, der sich aus alter Zeit herschrieb - nicht im Original vorgelegt wurden, sondern in einer Abschrift. Die Kunst "Cercle zu machen", hat er nie verstanden, und ebenso schwer wurde es ihm, jemand, den er loben wollte, ein paar einfache freundliche Worte zu sagen. Die Kunst, seinen Unwillen in verständlicher Weise kundzugeben, verstand er weit besser, und mancher Minister und General kann aus eigener Erfahrung davon sprechen, daß der Zar die russische Sprache und zwar die derbsten und kräftigsten Ausdrücke, in umfassendster Weise beherrschte. Gegen seine Diener war er stets von großer Güte und Freundlichkeit.
Die mit den Jahren zunehmende Bequemlichkeit, kräftige Kost, geringe körperliche Bewegung, Mißtrauen und Furcht vor Attentaten, die Sorge um den Zustand der Zarin, die in den letzten Jahren mehrfach von nervösen Zufällen heimgesucht wurde, und um das Leben des Sohnes, der bekanntlich an einem Lungenleiden schwer erkrankt ist - das alles untergrub im Laufe der Zeit die sonst so kräftige Gesundheit des herkulischen Mannes. Er wurde noch schweigsamer und unzugänglicher als früher. Die Offiziere grollten in den vertrauten Kreisen darüber, daß der oberste Kriegsherr sich von ihnen und ihrer Thätigkeit zurückgezogen hatte; die Aristokratie war unzufrieden damit, daß die Zahl der Hoffeste unter allen möglichen Vorwänden immer weiter verringert wurden. Ueberall glaubte man, dies auf Rechnung zunehmender Uebellaunigkeiten des Monarchen setzen zu müssen, und niemand, auch in den engsten Kreisen, hatte eine Ahnung davon, daß während dessen schon ein tückisches lebensgefährliches Leiden an dem anscheinend noch eisenfesten, in der Blüthe des reifen Mannesalters stehenden Zaren nagte.
Im vorigen Jahre sagte der Kaiser zu seinem in die Ferien abreisenden Arzte: "Wie glücklich würde ich sein, wenn ich mich ganz auf das Land flüchten und im Kreise meiner Familie dort als Bauer meine letzten Lebensjahre in Ruhe genießen könnte."


[ => Original lesen: 1894 Nr. 85 Seite 6]

- Fräulein Vacarescu, deren Beziehungen zum Kronprinzen von Rumänien seiner Zeit viel besprochen wurden, scheint sich nun doch darüber getröstet zu haben, daß ihr Traum, einst Königin von Rumänien zu werden, nicht in Erfüllung gegangen ist. In Bukarest hat nämlich die Ziviltrauung des Herrn Paul Catarge mit Fräulein Marie Vacarescu, der ehemaligen Hofdame der rumänischen Königin, stattgefunden. Die kirchliche Trauung wurde am Abend desselben Tages unter zahlreicher Betheiligung von Verwandten, Freunden und Bekannten mit großer Feierlichkeit in der Domna=Balascha=Kirche vollzogen.
- Auf die Komposition von Kaiser Wilhelm "Sang an Aegir" treffen nicht nur aus allen Teilen des Reichs, sondern aus allen Weltgegenden massenhafte Bestellungen ein. Die künstlerische Ausstattung der Komposition erhält einen ganz besonderen Werth dadurch, daß, wie der "Conf." erfährt, das Druckheft mit einem Titelbilde geschmückt ist, dessen Original der Kaiser selbst entworfen hat. Die Zeichnung nimmt sich die Sage des Aegirs als Motiv. Die Komposition gelangte am 29. d. M. in nachfolgenden Ausgaben in den Musikhandel: 1) Für vierstimmigen Chor und Orchester. 2) Für vierstimmigen gemischten Chor und Clavier. 3) Für vierstimmigen Männerchor und Clavier. 4) Für vierstimmigen Männerchor ohne Begleitung. 5) Ausgabe für höhere Lehranstalten, erleichtert für 4stimmigen gemischten Chor und Clavier. 6) Für zweistimmigen Knabenchor und Clavier. 7) Ausgabe für zweistimmigen Knabenchor ohne Begleitung. 8) Für eine Singstimme und Clavier. 9) Für Clavier zu zwei Händen mit untergelegtem Text. 10) Für Kavallerie=, Jäger= und Pioniermusik. 11) Für Infanteriemusik. 12) Für Orchester.
- Der flotteste und leidenschaftlichste Tänzer ist der Prinz von Wales. Und wenn auch seit dem Tode des Herzogs von Clarence im Schlosse von Sandringham kein Ball mehr gegeben wurde, so tanzt der Prinz von Wales doch mit seinen Töchtern und seiner Frau so oft er nur kann.
- Auf dem Zweirad um die Erde. Zwei Amerikaner, Lingard und Hanley, wollen die Reise um die Erde auf dem Zweirade machen, obwohl die Sache ziemlich gefährlich ist; von dem Radfahrer Lenz, der vor Monaten abgefahren ist, um denselben Plan auszuführen, hat man in letzter Zeit nichts mehr gehört, und man nimmt an, daß er irgendwo verunglückt ist. Lingard und Hanley haben um 10 000 Doll. gewettet, daß sie zur Reise nur 40 Wochen brauchen werden. Hier ihr Reiseplan: Nach Durchquerung der Vereinigten Staaten wollen sie mit dem Dampfschiffe nach Yokohama und von dort quer durch Japan mit ihrem Rade nach Nagasaki fahren; dann gehts über Shanghai nach Honkong; von dort nach Calcutta und Bombay. Dann wollen sie Egypten, Arabien und Griechenland durchqueren, Brindisi berühren, nach der Schweiz, nach Deutschland, und Frankreich fahren, ihre Reise über die Meerenge von Calais nach Liverpool fortsetzen und sich hier nach Newyork einschiffen.
- Ein 20 Meter langer Walfisch wurde am 20. v. M. bei Gallipoli (am Golf von Tarent) gefangen und von Fischern erlegt. Aus Neapel berichtet man über den seltenen Fang Folgendes:
Am 20. v. M. suchte bei Gallipoli ein auf dem Meere von einem furchtbaren Unwetter überraschter Fischer in der "Tonnara" (dem Behälter für die Thunfische) Zuflucht. Plötzlich sah er jenen Walfisch herankommen, der gleichfalls vor den Unbilden der Witterung Schutz zu suchen schien und sich friedlich in der Bucht niederließ. Der erschreckte Fischer kehrte trotz Wind und Wetter eiligst nach Gallipoli zurück und erzählte den Vorfall. In kurzer Zeit waren sechs Barken ausgerüstet und 40 Fischer zogen auf die Walfischjagd. Der Riese wurde auch wirklich noch in der Nähe der "Tonnara" gefunden, nur lag er jetzt halb auf dem Rücken und ließ einen guten Theil seines weißen Bauches sehen. Die Fischer brachten ihm mit langen Messern zahlreiche Stiche bei, und bald war das Meer weithin blutrot gefärbt. Der Wal ließ entsetzenerregende Schmerzenslaute hören und setzte durch einen mächtigen Schwanzschlag das Wasser der ganzen Bucht in Bewegung; dann gab er mittels der Spritzlöcher ungeheure Wassermengen von sich, so daß infolge der Erschütterung drei Barken umgeworfen und zerschmettert wurden, glücklicherweise wurden alle Fischer gerettet. Einige Stunden nach Beginn des Kampfes war der Walfisch todt, und während dieser ganzen Zeit blieb, obwohl sich das Unwetter längst gelegt hatte, die Oberfläche des Wassers in beständiger Bewegung, die erst nachließ, als der Todeskampf des Meerungeheuers aufhörte. Nun eilte ganz Gallipoli an den Strand; Frauen und Kinder kamen mit Messern und Körben und versorgten sich für lange Zeit mit Walfleisch. Der Bürgermeister hatte nämlich das Thier freigegeben nachdem der Sanitätsausschuß es für vollständig gesund und genießbar erklärt hatte. Der Kopf des Walfisches hatte einen Durchmesser von 7 bis 8 Metern; die Oeffnung der mit etwa 500 Barten besetzten Schnauze war 2 Meter lang.
- Der österreichische Oberlieutenant Graf Wilhelm Starhemberg , der bekannte Sieger im Distanzritt Wien=Berlin, ist am Dienstag bei dem Armeejagdrennen in Wien gestürzt und hat eine leichte Gehirnerschütterung erlitten.
- Von einem Studenten=Ulk wird aus Wien berichtet: In dem Arkadenhof der Wiener Universität, in dem sonst die Studenten sich zu ergehen pflegen, hatte sich eine Anzahl eleganter Damen eingefunden, junge und ältere. Es waren die rührigen Mitglieder des für die Naturforscher=Versammlung gebildeten Damenkomitees. Die Damen sollten im Arkadenhof in einem photographischen Gruppenbild vereinigt werden, das sicherlich eine schöne Erinnerung für alle Betheiligten gebildet haben würde. Die Studenten räumten bereitwilligst den Hof, aber die Fenster der Gänge, welche den Auslug in denselben gewährten, waren dicht besetzt von den neugierigen Musensöhnen, welche die Vorbereitungen der photographischen Aufnahme mit vielem Vergnügen betrachteten. Der Photograph hatte da kein leichtes Spiel. Sechzig Damen so zu plazieren, daß keine vernachläßigt erscheint, ist eine durchaus nicht beneidenswerthe Aufgabe. Nach einigen Versuchen schien denn auch alles in Ordnung zu sein. Schon stand der Photograph hinter dem Apparat und der erwartete Augenblick des "Bitte meine Damen, nur einen Moment um Ruhe!" war da. Alles schwieg still, die Damen blickten in tadellosen Stellungen auf das Objektiv, eben wollte der Photograph die Gesellschaft aufnehmen, da klang plötzlich von einer Studentengruppe, die bei einem Fenster stand, der laute Ruf: "Halloh, da schau' die Ratte da unten!" Dieser Rattespuck übte eine verhängnißvolle Wirkung. Im Nu war die schön geordnete Gruppe zerstoben. Man sah nur flüchtende Damen, welche entsetzt aufkreischten und vor der imaginären Ratte das Weite suchten.
- Naive Ansicht. A.: "Na, ich sage Ihnen, wir hatten vor einem Jahr einmal 19 Grad Kälte in Berlin." - B.: "Nu härren Se, des is Sie noch gar nischt; da hatten mer in Dräsen zum Beispiel 30 Grad" - A.: "dreißig Grad! Unsinn!" - B.: "Ei ja, in de Neustadt fünfzehn und in de Altstadt och fünfzehn."
- Druckfehlerteufelei. "Der Badearzt fand, als er die junge Frau untersuchte, daß ihr Herz stark offiziert sei."
- Ein altes Wort mit neuem Sinn. Eine Dame trat nach Beginn eines Konzertes in den Saal und begab sich in geräuschvoller Weise zu ihrem Platz. "Madame", flüsterte ihr ein alter Herr zu, "wo man singt, da laß Dich ruhig nieder!"
- Scheidungs=Gastmähler. In Amerika pflegen jetzt geschiedene Ehegatten am Tage der vollzogenen Scheidung ihre Freunde zum "letzten Mahl" einzuladen, wobei es so lustig zugeht, wie sonst am Polterabend. Der erste Gast, der von der Frau des Hauses sich empfiehlt, ist der geschiedene Gatte, oder aber - je nach dem Scheidungsvertrag - die Frau verläßt als Erste das Haus ihres Gatten, wobei er sie an die Schwelle geleitet!


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