No. 83
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. Oktober
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 83 Seite 1]

- Am Dienstag Nachmittag ist in Wiesbaden das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. in Gegenwart des Kaisers feierlich enthüllt worden. Die Bildsäule stellt den Kaiser als etwa Siebzigjährigen dar, wie man ihn in Wiesbaden vielfach gesehen hat; er trägt den einfachen Interimsuniformrock, das Haupt ist unbedeckt, die Rechte leicht erhoben nach vorwärts gestreckt, mit einer ungezwungenen natürlichen Bewegung des Segens oder des Dankes. Das ganze Denkmal ist 7,50 m, das Standbild selbst 3,65 m hoch und ist nach dem Modell von Professor Schilling von dem bekannten Florentiner Bildhauer Raffaelle Cellai in tadellosem carrarischem Marmor gearbeitet worden. Die Kosten des Denkmals betragen gegen 64 000 Mark.
- Wie die "Hamb. Nach." melden, ist es jetzt den Einjährig=Freiwilligen, Avantageuren etc. laut Cabinetsordre gestattet worden, den hellgrauen Militär=Ueberzieher im Dienst zu tragen.
- Das Armeeverordnungsblatt veröffentlicht eine Kabinettsordre des Kaisers vom 18. Okt. anläßlich der Verleihung der neuen Fahnen. In der Ordre heißt es: Der Kaiser hege das zuversichtliche Vertrauen, daß die Truppentheile, denen die Fahnen verliehen, die von ihm anvertrauten Fahnen jederzeit in hohen Ehren halten und bis in die fernste Zukunft zum Heile Deutschlands und zum Ruhme des Heeres führen werde.
- Am Sonnabend war das Reichskanzlerpalais in Berlin der Schauplatz eines feierlichen Aktes gewesen. Der Oberbürgermeister von Danzig, Dr. Baumbach, war an der Spitze einer Deputation erschienen, um dem Herrn Reichskanzler den kunstvoll ausgestatteten Ehrenbürgerbrief der Stadt Danzig zu überreichen. Man muß den Herrn Oberbürgermeister von Danzig persönlich kennen, um die Bedeutung dieses historischen Moments voll zu würdigen. Man könnte sich beinahe fragen, was in diesem Fall wichtiger ist: ob die Thatsache, daß Graf Caprivi für die Großthat des russischen Handelsvertrags von Seite der alten Hansestadt dieser seltenen Auszeichnung theilhaftig wird, oder der Umstand, daß dem Herrn Reichskanzler zu der Auszeichnung noch der Vorzug beschieden ist, den Ehrenbürgerbrief gerade aus den Händen des berühmten Freundes des französischen Botschafters entgegenzunehmen.
- Die bereits begonnene Einstellung von polnischen Rekruten in Regimenter der Posener Division des V. Armeekorps ist, wie von glaubwürdiger Seite berichtet wird, unterbrochen worden. Die betreffenden Mannschaften sollen in deutschen Gegenden eingestellt werden.
- Die neuesten Nachrichten aus Livadia lauten sehr ernst; es wird eigentlich nur von Anzeichen berichtet, die ein nahes Ende voraussehen lassen. Dem entspricht es auch, daß bereits sämmtliche Mitglieder der kaiserlichen Familie nach Livadia unterwegs sind. Die Braut des Großfürsten=Thronfolgers, Prinzessin Alix von Hessen, ist am Freitag Vormittag mit der Prinzessin Victoria von Battenberg von Darmstadt nach Livadia abgereist.
Das großherzogliche Paar hat im Hinblick auf die im Spätwinter bevorstehende Niederkunft der Großherzogin von der Begleitung Abstand genommen. Wie der "Köln. Ztg." aus Petersburg gemeldet wird, soll alsbald in Livadia der Uebertritt der Prinzessin Alix zu der orthodoxen Kirche und unmittelbar darauf die stille Vermählung der Prinzessin mit dem Thronfolger erfolgen, so daß damit noch ein Herzenswunsch des Zaren erfüllt wird. Nach einer anderen Petersburger Meldung soll nach der Ankunft der Mitglieder der kaiserlichen Familie in Livadia eine Regentschaft, bestehend aus dem Großfürsten=Thronfolger und den Großfürsten Wladimir und Michael, eingesetzt werden. Die letzten Nachrichten über das Befinden des Zaren lassen es zweifelhaft erscheinen, ob es zu einer derartigen Maßregel überhaupt noch kommen wird. Am Donnerstag ist noch Prof. Mersrejewski, ein Specialist für Nervenkrankheiten, nach Livadia berufen worden.
- Die schwere Erkrankung des Emirs von Afghanistan verursacht in England große Beklemmung, denn der Tod des Emirs würde zweifellos den Ausgangspunkt von Wirren und Kämpfen bilden, durch die auch für England mancherlei Gefahren heraufbeschworen würden. Der frühere kommandierende General in Indien, Lord Roberts, ist der Meinung, daß beim Tode des Emirs große Unruhen und Streitigkeiten über die Thronfolge entstehen würden, da zwei Frauen des Emirs vorhanden seien, von denen jede ihren Sohn auf den Thron bringen wolle. Der Christenhaß, den nur der Emir persönlich gebändigt habe, würde dann nach dessen Tode von Neuem, hervorbrechen und alle im Land lebenden Fremden in Gefahr bringen. Weit mehr als diese Eventualitäten fürchten die Engländer jedenfalls die Gefahr einer Einmischung Rußlands in die afghanische Frage, das schon längst darnach trachtet, den Einfluß Englands in Afghanistan zu beseitigen und den seinigen an dessen Stelle zu setzen.
- Der in Frankreich zum ersten Mal gemachte Versuch, ein Reiterregiment vollständig aus Reservisten und requirierten Pferden zu bilden, soll geglückt sein. Der Kriegminister hat am Freitag in Limoges das dergestalt zusammengesetzte 61. reitende Jägerregiment besichtigt und soll durch die von dem Regiment ausgeführten Uebungen durchaus befriedigt worden sein.
- Es mag interessant sein, einmal Umschau zu halten, wie Könige essen. Die Königin Viktoria von England entwickelt beim Essen einen fast eigensinnig zu nennenden Geschmack. Selten ist ihr eine Speise recht, und was ihr heute schmeckt, das rührt sie beim nächsten ;Male nicht an. Es ist daher keineswegs angenehm, mit der Königin zu essen, denn die Etiquette verlangt, daß man gleichzeitig mit der Königin zu essen aufhört. Wer daher zur königlichen Tafel gezogen wird, der läßt sich's an der Ehre genug sein und ißt sich vorher satt. Wein trinkt die Königin jetzt gar nicht mehr. Früher nippte sie an Burgunder oder Portwein. Champagner hat ihr niemals geschmeckt, dagegen trinkt

[ => Original lesen: 1894 Nr. 83 Seite 2]

sie, wenn andere ihren Champanger bekommen, ein Gläschen Whisky mit Apollinaris. - Der Prinz von Wales ist kein Kostverächter. Doch zieht er jeder anderen Speise die belegten Brödchen vor. Caviarbrödchen, Gänseleberpasteten, geräucherter Lachs etc. dürfen bei keiner Mahlzeit fehlen. Dabei trinkt der Prinz 12-16 Tassen Thee täglich, doch verachtet er im Gegentheil zu seiner Mutter auch den Wein und den Champagner keineswegs.
Der Zar liebt ein einfaches Mahl und nimmt dasselbe stets im Kreise seiner Familie ein, meist ohne, daß ein Diener dabei ist. Vor jeder Mahlzeit wird gebetet. Um 7 Uhr wird das Frühstück genommen, um 1 Uhr das zweite Frühstück und um 6 Uhr wird dinirt. Der Zar ißt verhältnißmäßig wenig, und sein Getränk beschränkt sich auf ein Glas Burgunder.
König Humbert von Italien ist weit bescheidener, als sein Vater Victor Emanuel. Er liebt es "alla cacciatora" zu essen, nach Jägerart, eine saftige, ausgiebige Fleischspeise und schwarzes Brod dazu. Alle Süßigkeiten sind ihm verhaßt.
Ein Feinschmecker und Vielesser ist der König von Portugal, in Folge dessen die Leibesfülle desselben ganz bedenklich zunimmt. Einen wahrhaft königlichen Appetit entwickeln auch die Könige von Schweden und Dänemark, der König von Griechenland und der König von Württemberg, der sich auch lieber an derbe Kost hält und jeden französischen Koch durch seinen "plebejischen Geschmack" in Verzweiflung bringt.
Kaiser Franz Joseph von Oesterreich ist ein mäßiger und einfache Esser, dagegen hält sein Bruder und, nach der Erbfolge, sein Nachfolger Carl Ludwig viel auf einen guten Tisch. Kaiser Wilhelm ist ein gesunder Esser mit kräftigem Appetit und unverwöhntem Geschmack, so recht ein Tischgast an dem jeder gute Wirth seine Freude haben muß.
- Die teuersten Metalle. Als solche sind augenblicklich das Gallium und das Germanium zu betrachten. Ersteres wurde im Jahre 1875 von Lecoq de Boibaudran in einer Zinkblende entdeckt, ist bläulichweiß und geschmolzen von silberartiger Farbe und sehr schwer rein darzustellen. Das Germanium wurde im Jahre 1886 von C. Winkler in einem Mineral der Grube Himmelsfürst bei Freiberg gefunden und ist grauweiß. Beide Metalle konnten bis jetzt nur in sehr kleinen Quantitäten hergestellt werden und nach diesen berechnet würde sich der Preis für das Kilogramm stellen: für Gallium auf über 500 000, für Germanium auf 150 000 Mk. Auch das Beryllium war lange Zeit außerordentlich teuer, sein Preis würde sich auf 27 000 Mk. für das Kilogramm gestellt haben, gegenwärtig soll es für 660 Mk. das Kilogramm zu haben sein. Palladium kommt auf 4-5000 Mk., Iridium auf 2-3000 Mk. das Kilogramm zu stehen. Osminium stand nach Fischer=Wagner im Jahre 1874 im Preis 3177, dagegen im Jahre 1884 im Preis von 2750 Mk., reines Gold damals 2792-2800 Mk. das Kilogramm.
- Eine Zwickmaschine, welche geeignet ist, eine vollständige Revolution in der Technik der Schuhwaarenfabrikation hervorzurufen und Tausende von Arbeitskräften überflüssig zu machen, ist vor kurzem erfunden worden. Der Erfinder hat dieselbe für 3000 Mark an einen Unternehmer verkauft, und der glückliche Käufer hat die Situation derartig auszunutzen verstanden, daß sich ein Konsortium fand, welches ihm die Erfindung für 500 000 Mark abkaufte und zwar die Hälfte sofort gegen Baar und die anderen 250 000 Mark in Aktien der behufs Ausbeutung des Unternehmens neu begründeten Aktien=Gesellschaft. Daß infolge dieser Erfindung das Kleinhandwerk im Schuhmachergewerbe immer mehr zurückgehen muß, liegt auf der Hand. Existieren ja heute bereits in Pirmasens (Rheinpfalz) nicht weniger als 800 mechanische Schuhfabriken, nicht viel weniger in Neustadt (O.=S.), Burg u. s. w., so daß es ein öffentliches Geheimniß ist, daß auch die bei vielen Schuhmachern vorrätigen Waaren höchstselten eigenhändig gearbeitet sind, sondern meistens aus derartigen Schuhfabriken stammen.


Anzeigen.

Am 9. oder 10. d. Mts. sind aus einem Kathen in Schwanbeck mittelst Einbruchs 630 bis 640 M. gestohlen. Das Geld bestand zum größten Theil aus Gold, der Rest war Silbergeld. Um Vigilanz und Benachrichtigung wird gebeten.
Neustrelitz, 12. October 1894.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.
                                                    Seyberlich.


In der Nacht vom 18.-20. September d. Js. ist vom Güterboden in Schönberg ein Ballen mit baumwollenem Gewebe im Gewicht von 45 kg gestohlen worden. Der Ballen war gezeichnet G S 81 885, die Verpackung bestand aus grauer Packleinwand. Um Vigilanz und Benachrichtigung wird gebeten. - S. 452 : 94 -
Neustrelitz, 19. October 1894.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.
                                                    Seyberlich.


Antragsmäßig soll über die zu Gr. Rünz sub Nr. III belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Lüttjohann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte au diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Donnerstag, den 1. November 1894,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidations=Termin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. August 1894.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.
                                                    W. Freitag.


Oeffentliche Versteigerung.

Donnerstag, den 25. Oct. d. J. Nachmittags 1 Uhr sollen in Schlagbrügge

1) 4 Sack Eßkartoffeln und
2) 1 Fuder Heu
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Versammlung der Käufer im Kruge zu Schlagbrügge.
Schönberg, den 19. October 1894.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Den geehrten Bewohnern von Schlagsdorf und Umgegend erlaube ich mir die ergebene Anzeige zu machen, daß ich mich in Schlagsdorf als

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[ => Original lesen: 1894 Nr. 83 Seite 3]

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Schönberg.                                                     Wilhelm Schrep, Stadtsekretair.


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[ => Original lesen: 1894 Nr. 83 Seite 4]

Am Sonntag, den 28. d. M. ist unser Geschäft
Morgens von 7 bis 10 Uhr
Nachmittags von 2 bis 6 Uhr
geöffnet.
                                   Gebrüder Burchard.


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In der jetzt beendeten 237. Lotterie wurde meiner seit langen Jahren als glücklich bekannten Collecte außer einer großen Anzahl von Hauptgewinnen auch die

Prämie v. M. 301,000
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Loose 1. Classe 238. Lotterie
(Ziehung am 5. u. 6. Nov.)

halte zum Planpreise von
            Mk. 13,20 ein ganzes   Loos,
            Mk.   6,60 ein halbes   Loos,
            Mk.   3,30 ein viertel Loos,
            Mk.   1,65 ein achtel   Loos,
bestens empfohlen.

                                                                              L. Sussmann,
Schwerin i. M.
                                                    14. Friedrichstr. 14.


Kösters Saal.
Freitag, den 26. Oktober, Abend 8 Uhr:
Einmalige große Naucke=Vorstellung.

Vorzügliches Künstler=Ensemble (10 Herren).
Hochinteressantes, höchstelegantes Programm.
Einlaß 7 Uhr. Billetts: I. Platz I Mk., II. Platz 60 Pf. sind ab 2 - 6 1/2 Uhr im Theaterlokal zu haben. An der Abendkasse: I. Pl. 1,25 Mk., II. Pl. 75 Pf., Kinder I. Pl. 60 Pf. II. Pl. 30 Pf.
NB. Es kann nur diese eine Vorstellung stattfinden.


Gr. Siemzer Schweinegilde.
Sonntag, den 28. October d. J.
Ball
im Vereinslokale (Stadt Lübeck).
Anfang 7 Uhr.
Einführungen durch Mitglieder sind gestattet.
                                                    Der Vorstand.


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erregt Fresslust, verhütet Verstopfung, reinigt das Blut, bewirkt rasches Fettwerden und schützt vor vielen Krankheiten. Pro Schachtel 50 Pfg. Vor Nachahmungen wird gewarnt.
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Erhältlich bei Apotheker Montag.


Lieben Sie

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(Schutzmarke: Zwei Bergmänner).

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Apotheker Montag.


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1/2 Jahr alt, hat zu verkaufen                          
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                                                    Bahnwärter. Rupensdorf.


Verloren am Sonnabend Abend auf dem Wege von Schönberg bis Lockwisch ein schwarzer Stock mit silbernem Handgriff. Abzugeben gegen gute Belohnung in Spehrs Hotel zu Schönberg.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-55 M., große Schweine 54-56 M., Sauen 40-50 M., Kälber 65-75 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 83 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 83 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. Oktober 1894.


Die Fahnenweihe in Berlin.

Der Himmel hat leider der Feier, die am Donnerstag Vormittag vor dem Denkmal des großen Königs in Berlin stattgefunden hat, kein freundliches Gesicht gezeigt, doch ist wenigstens während des Weiheaktes durch den Regen keine Störung verursacht worden. Schon von 1/2 9 Uhr ab war der ganz Platz von der Charlotten=Straße bis zum Schloß für jeglichen Verkehr gesperrt worden. In friedlicher Stille lag das Denkmal Friedrichs des Großen da, vor welchem der Altar aufgebaut war.
Die erste Truppe, welche mit klingendem Spiel einrückte, war die 1. Kompagnie des 2. Garde=Regiments, welche dazu befohlen war, die alten Fahnen aus dem Schloß abzuholen. Dann marschierten die Kompagnien der übrigen Regimenter an, alle mit Musik, und nahmen die ihnen angewiesenen Stellungen ein. Es kamen die Generäle, die befohlenen Offiziere, die Militärbevollmächtigten. Auf dem Schloß, auf den Palais und den öffentlichen Gebäuden wehten die Fahnen in reicher Zahl und auf der Rampe des kaiserlichen Palais erhob sich ein grüner Schmuck von Palmen und exotischen Gewächsen, zwischen denen später die Kaiserin mit dem König von Serbien, den Prinzessinnen und dem Gefolge des Königs erschien, um von hier aus der Feier beizuwohnen. Kurz vor 10 Uhr kamen die Hofequipagen mit den Fürstlichkeiten. Punkt 10 Uhr verließ der Kaiser das Schloß und ritt unter den Klängen des Präsentiermarsches, gefolgt vom Generalfeldmarschall Grafen Blumenthal, zu den Fürsten. Bei diesen angelangt, reichte der Kaiser jedem Einzelnen vom Pferde herab aus die Hand, dann nahm er Aufstellung nach dem Zeughaus zu, wo die Fahnen unter den Klängen des Yorkschen Marsches anrückten. Als die Fahnen nunmehr im offenen Viereck um die Fürstlichkeiten aufmarschiert waren, stellte sich der Kaiser dem Altar gegenüber und gab das Zeichen zum Beginn der Feier. Nachdem vom Trompeterkorps der Garde=Kürassiere vor dem Denkmal geblasenen Gebet aus dem Zapfenstreich: "Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesu offenbart", trat der Militäroberpfarrer Hofprediger Dr. Frommel die Stufen zum Altar hinan, um nach kurzem Gebet die Weiherede zu halten. Als der Geistliche das Vaterunser sprach, und die gesenkten Fahnen segnete, erdröhnte vom Luftgarten her der Kanonendonner zum Salut. Das Trompeterkorps spielte das Lied: "Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten"; der Kaiser gab den Befehl zum Präsentieren als erstes Honneur vor den geweihten Feldzeichen, die sich abermals senkten, und die sämmtlichen Musikkorps intonierten die Nationalhymne. Hierauf hielt der Kaiser eine Ansprache, die etwa folgendermaßen lautete:
"Ich übergebe den vierten Bataillonen am heutigen Tage die Feldzeichen, an einem Tag, der im deutschen Volk vielfache Erinnerungen wachruft. Blicke ich nach dem Mausoleum der Friedenskirche, so steht mir der dort ruhende große Feldherr vor Augen, der die hier im Jahr 1861 geweihten Fahnen nach siegreichen Schlachten seinem Vater vorführte, der bis zum letzten Atemzug für Deutschlands und Preußens Ehre gelebt hat. Ich richte nun meinen Blick auf das Jahr 1861. Die Reorganisation des Heeres wurde damals von Vielen mißverstanden, und der Monarch vielfach angefeindet. Siegreich ist der König aus dieser Zeit hervorgegangen. Damals wie jetzt herrschte Zwietracht im Volk. Auch jetzt versteht man manches falsch. Die einzige Säule, die einzige Stütze für den Monarchen bildet das Heer. Haltet fest an der Treue zu Kaiser und Reich. Und Sie, meine Herren (der Kaiser wandte sich an die Kommandeure), verpflanzen Sie die alten Ueberlieferungen der Treue auf Ihre Mannschaften. Treu bis zum Tod muß der Soldat dem allerhöchsten Kriegsherrn sein. Stark soll der Soldat dem äußeren und inneren Feind gegenüberstehen, und ich hoffe, daß die Halbbataillone in ernster Zeit sich als ganze Bataillone erweisen werden. Ich schließe mit dem Ruf: Alles mit Gott für König und Vaterland".
Der Generalfeldmarschall Graf Blumenthal dankte im Namen der Armee und gab dann seinerseits den Befehl zum Präsentieren. Das von ihm ausgebrachte dreimalige Hurrah auf den Kaiser wurde mit Begeisterung aufgenommen. Hierauf erfolgte die Formation der Truppen zum Vorbeimarsch, der vom Lustgarten her in Zügen erfolgte. Der Kronprinz führte den ersten Zug, auch alle übrigen Prinzen waren eingetreten. Hierauf wurden die neuen Fahnen durch das Lehr=Infanterie=Bataillon nach dem Zeughaus zurückgebracht, wohin dies Bataillon auch die am 18. Januar 1861 geweihten Fahnen geleitet hatte. Die alten Fahnen wurden in das königliche Schloß zurückgeführt.


- Schönberg. Die neue Thurmuhr für die Domkirche in Ratzeburg wird in Schwerin angefertigt und demnächst an ihren Bestimmungsort gebracht und ausgestellt werden. - Als Ziergeflügel hält der Kaufmann Schwedt hierselbst ein paar Schwäne auf dem Oberteich. Gleichsam als Ersatz für sechs junge Schwäne, die ihm im vorigen Jahr entflogen und sich nicht wieder einstellten, haben sich nun vier junge Schwäne auf dem Oberteiche eingefunden. In den ersten Tagen hielten sie sich von den heimischen streng reserviert, doch haben sie sich nun bereits mit einem der älteren Schwäne befreundet. Auch sind sie schon weniger scheu, und es scheint, als ob sie ihre Wanderung nicht fortsetzen wollen. Da ein Schwan mit 20 Mark bezahlt wird, so repräsentieren sie einen Werth von etwa 80 Mark. - Von der hiesigen Malerinnung ist der Hofmalermeister C. Schulze zum Obermeister der Innung gewählt worden.


Aus dem Schwurgericht.

Güstrow, 18. Oktober. Dritter Sitzungstag. Die Angeklagten waren der 30 Jahre alte Kiepenmacher Hans Mustin und dessen Schwager Johann Wittfoth, beide wohnhaft zu Herrenburg. Mustin ist der Anstiftung zur Brandstiftung und Wittfoth des Brandstiftungsversuchs beschuldigt.
Das Wesentliche des Anklagethatbestandes ist Folgendes: Am Morgen des 5. Mai reiste Mustin mit seiner Frau und seinen beiden Kindern per Bahn nach Schlagsdorf zur Hochzeit. Schlagsdorf liegt ungefähr 2 Wegstunden von Herrenburg entfernt. Während seiner Abwesenheit, die bis zum Morgen des 6. Mai gedauert hat, besorgte der Mitangeklagte Wittfoth seine (Mustins) Viehwirthschaft. Außer ihm war keiner im Hause des Mustin und dieser hatte die Hausthür verschlossen und verabredetermaßen den Schlüssel auf einen Balken gelegt. Wittfoth ist am 5. Mai Mittags in die Mustin'sche Wohnung gegangen, welche er Abends wieder um 5 Uhr verlassen hat. Er hat beim Fortgange die Hausthür verschlossen und den Schlüssel mit in seine Wohnung genommen. In der Nacht vom 5./6. Mai hat es in der Mustin'schen Wohnung gebrannt. Zeugen, die das Feuer gesehen haben, haben die Hausthür mit Gewalt geöffnet. Sie haben dann gefunden, daß die Betten aus den Bettstellen hinausgeworfen worden und teilweise verkohlt waren; auch brannte ein Stuhl. Sie haben das Feuer ausgegossen, ohne daß dasselbe das Gebäude ergriffen hatte. Es traten Zeugen auf, die behaupteten, den Wittfoth noch am Spät=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 83 Seite 6]

abende vor der Mustin'schen Wohnung gesehen zu haben. Festgestellt ist, daß ein Fenster der Mustin'schen Wohnung zertrümmert worden ist, jedoch von innen nach außen. Auch sind Fußspuren aufgefunden, die von dem zertrümmerten Fenster nach der Wittfoth'schen Wohnung führten. In diese Spuren paßten zum größten Theile die Stiefel des Mustin. Der letztere ist auch noch des Betrugs beschuldigt. Er hatte vor dem Feuer mit dem Kiepenhändler Asmus Möller zu Schönberg einen Vertrag abgeschlossen, nach welchem er behauptet hat, daß 3200 kleine und etwa 300 große Kiepen bei ihm bereit lägen. Er hat sich für diese Zahl den Betrag auszahlen lassen. Es hat sich aber ergeben, daß er diese Anzahl nicht fertig liegen hatte.
Die Angeklagten bestreiten auf das Entschiedenste die ihnen zur Last gelegte That. Mustin will erst am Morgen des 6. Mai zurückgekehrt und Wittfoth weder am Spätabende, noch in der Nacht in oder vor der Mustin'schen Wohnung gewesen sein und Asmus Möller erklärte, er würde dem Mustin das Geld gegeben haben, selbst wenn er erklärt hätte, daß die Kiepenzahl noch nicht vollständig fertig gestellt sei.
Die Geschworenen verneinten die Schuldfragen und die Angeklagten wurden freigesprochen.
- Am Dienstag Nachmittag voriger Woche sprach ein bettelnder Schuhmachergeselle aus Malchow bei einer Ackerbürgerfrau in Friedland vor. Dieselbe gab dem bescheidenen jungen Mann nicht nur ein kleines Geldgeschenk, sondern erquickte ihn auch mit Speise und Trank, und erfuhr nun im Laufe des Gesprächs, daß ihr Gast der Sohn ihrer eigenen Schwester sei.


- Die Berliner Saalbesitzer beschlossen einstimmig, die Saalsperre gegen die Sozialdemokraten aufrecht zu erhalten.
- Seit einigen Tagen herrscht im Riesengebirge ein Wetter wie mitten im Winter; Bäume und Sträucher sind mit Schnee bedeckt, die Kammwege verweht und die Baudendächer mit Eiszapfen geschmückt. Infolge dieser abnormen Witterungsverhältnisse hat der Bau an dem neuen Schneegrubenhotel, bei dem noch einige 30 Bauleute beschäftigt werden, auf einige Zeit unterbrochen werden müssen. Ebenso haben die Wegebauten auf der Strecke Zackenfall - Neue Schlesische Baude einstweilen eingestellt werden müssen.
- In Sprottau in Schlesien ist es jetzt gelungen, einen Falschmünzer in der Person des Maschinisten und Schlossers Kuntze zu entdecken. In seiner Wohnung fand man eine große Anzahl theils noch unvollendeter, theils nachgeahmter Münzen, große Zwanzigpfennigstücke mit den Jahreszahlen 1887 und 1892, Thalerstücke mit dem Bildnis Friedrich Wilhelm IV. und der Jahreszahl 1847, verschiedene Gipsformen, das zur Herstellung verwendete Metall, sowie das vollständige Handwerkszeug von ausgezeichneter Beschaffenheit. Kuntze erklärte den Beamten, schon seit längerer Zeit Falschstücke angefertigt und fortgesetzt in den Verkehr gebracht zu haben. Der Falschmünzer, der wegen mehrfacher schwerer Vergehen vorbestraft ist, wurde verhaftet; auch seine Frau wurde unter Anklage gestellt.
- Der Dieb, der am 1. d. Mts. im Schlosse des Grafen Moltke in Creisau eine Anzahl Juwelen gestohlen hat, ist ermittelt worden, und zwar in der Person eines Gärtnerlehrlings. Die gestohlenen Pretiosen wurden vollzählig in einem Schornstein vorgefunden, wo der Spitzbube sie versteckt hatte. Die Pretiosen selbst sind völlig unbeschädigt, die Etuis sind völlig verkohlt.
- Falsche Reichskassenscheine zu 50 Mark werden nach dem "Reichs=Anzeiger" fortgesetzt angehalten. Die Reichsschuldenverwaltung sichert Demjenigen, welcher einen Verfertiger oder wissentlichen Verbreiter solcher Falschstücke zuerst ermittelt und der Polizei oder Gerichtsbehörde dergestalt nachweist, daß der Verbrecher zur Untersuchung und Strafe gezogen werden kann, eine nach den Umständen zu bemessende Belohnung bis auf Höhe von 3000 Mk. zu.
- Prinz Heinrich bekleidet bekanntlich noch immer den Rang eines Kapitäns zur See (was der Störung eines Obersten im Landheer gleichkommt) und ist noch nicht zum Admiral befördert worden. Wie die "Köln. Z." erfaßt, entspricht dies Verbleiben in Kapitän=Charge den persönlichen Wünschen des Prinzen, der sich als Führer eines Schiffes mehr in Berührung mit seinen Leuten fühlt, als es ihm als Admiral und Kommandeur eines Geschwaders möglich wäre.
- Vom 1. Oktober d. J. ab dürfen auch bei Champagner resp. deutschem Mousseux fingierte Namen und Firmen auf Weinkarten u. s. w. nicht mehr geführt werden. So mancher stolze und hochtrabende Name wird nun verschwinden müssen.
- In Paris hat man eine Akademie entdeckt, die sich zur Aufgabe gestellt hatte, in dem Taschendiebstahl in erfolgreicher Weise zu unterrichten. Die Polizei unterbrach eine ihrer Sitzungen durch ihr Erscheinen und führte den Herrn Professor mit sammt seinen sämmtlichen fleißigen Zuhörern (jungen Burschen von 14-16 Jahren) auf die Polizeiwache ab.
- In Budapest wurden mehrere Offiziere des 25. Infanterie=Regiments wegen Mißbrauchs ihrer Stellung gegenüber den Rekruten und wegen Brandschatzung versetzt, degradiert oder verhaftet.
- Nun hat sich auch der oberste Sanitätsrat in Wien über die neue Serum=Therapie für Diphteritis ausgesprochen, und zwar dahin, daß er die aufmerksamste Prüfung des Heilserums empfehle. Bei der Anwendung des neuen Mittels, dessen Nebenwirkungen und Indikationen noch nicht hinreichend erforscht seien, sei die größte Vorsicht nöthig, die Heilversuche seien auf die Heilstätten zu beschränken, die eine wissenschaftliche Würdigung der Behandlung verbürgen. Der Bezug von Serum sei noch sehr schwierig, weshalb Vorsorge zu treffen sei, daß nur solches Serum Verwendung finde, das unter der Garantie anerkannter Fachmänner und unter Beobachtung der gesetzlichen Vorschriften abgegeben werde.
- "Meine Herren, hier ist geschlossene Gesellschaft," rief der Vorsitzende des lediglich aus "Lehrlingen" bestehenden, seit kurzem in Zwickau gegründeten Vereins "Eichenbaum" dem Obermeister und mehreren Innungsmeistern zu, als dieselben am letzten Sonntag nachmittag das Lokal betraten, in welchem die Herren Lehrlinge tagten. Die Meister machten jedoch kurzen Prozeß und verabreichten jedem der anwesenden 18 Lehrlinge kräftige Ohrfeigen. Die Auflösung des Vereins vollzog sich auf diese Weise in äußerst raschem Tempo. Die ausliegenden, von orthographischen Fehlern strotzenden Vereinsstatuten fielen der sofortigen Vernichtung anheim.
- Eine empfehlenswerte Neuerung auf postalischem Gebiete verschafft sich gegenwärtig in Geschäftskreisen immer mehr Geltung und soll daher an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Es handelt sich um die Aufschrift (Adresse) auf Briefumschlägen. Während seither der Name des Empfängers vorangesetzt wurde und der Bestimmungsort in vielen Fällen gar nicht zur Geltung kam, wird jetzt mit möglichst großer Schrift der Bestimmungsort obenangeschrieben, sodaß eine Briefaufschrift sich ungefähr ausnehmen wird:

Nach Fürth in Bayern.
Herrn Albert Füller
                                                    Dampfschleiferei
                          Rosengasse Nr. 6.
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß diese Neuerung für die Post und das Publikum einen ganz bedeutenden Vortheil bedeutet und somit ein Fehlgehen der Briefschaften so gut wie ausgeschlossen sein wird.
- Kasernenhofblüthe. Unteroffizier (zu einem recht mageren Rekruten): "Mensch, Sie sehen ja aus wie ein Abreißkalender am 31. Dezember."
- Kasernenhofblüthe. Feldwebel: "Infantrist Heiter, lächeln Sie nicht immer so blöd wie Homer, als er die alte Odyssee geheiratet hatte!"


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