No. 82
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. Oktober
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 82 Seite 1]

        Von der unterzeichneten Großherzogl. Landvogtei, als Vertreterin des weiteren Communalverbandes der zum Fürstenthum Ratzeburg gehörenden Gemeinden, wird in Gemäßheit des § 6a sub 3 des Reichsgesetzes vom 10. April 1892 über die Abänderung des Gesetzes, betreffend die Krankenversicherung des Arbeiter, vom 15. Juni 1883 hierdurch beschlossen:

"daß Versicherten, welche von der Gemeinde die Krankenunterstützung ununterbrochen oder im Laufe eines Zeitraumes von zwölf Monaten für dreizehn Wochen bezogen haben, bei Eintritt eines neuen Unterstützungsfalles, sofern dieser durch die gleiche nicht gehobene Krankheitsursache veranlaßt ist, im Laufe der nächsten zwölf Monate Krankenunterstützung nur für die Gesammtdauer von 13 Wochen zu gewähren ist."
        Schönberg, den 10. October 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Die 132 neuen Fahnen wurden am Donnerstag in Kisten verpackt vom Kriegsministerium nach dem Zeughause überführt, wo sie heute, Freitag, in Gegenwart, des Kommandanten des Zeughauses, Generalmajor Ising, ausgepackt und nach Regimentern bezw. Armeekorps geordnet wurden. Es wird nunmehr mit Aufstellung der Tische zur Nagelung der Fahnen begonnen.
- Dem "Hamb. Korr." zufolge ist die Berufung des Reichstags nicht vor dem 20. Nov. beabsichtigt. Alsdann steht das neue Gebäude zur Benutzung bereit.
- An dem am Freitag in Berlin abgehaltenen Ministerrath haben sämtliche Minister, auch der Reichskanzler Graf Caprivi und der Staatssecretär v. Bötticher Theil genommen. Die Sitzung hat von 2 bis 6 Uhr nachmittags gedauert. Einzelne Blätter regaliren ihre Leser bereits mit ausführlichen "Berichten" über das Ergebniß der Beratung, doch sind alle hierauf bezüglichen Angaben vor der Hand wertlos, da nur so viel feststeht, daß noch nichts Authentisches über den Verlauf der Verhandlungen in die Oeffentlichkeit gedrungen ist. Die "Post" sagt, alles, was bis jetzt "verlautet", kann nichts Anderes als Vermuthung oder leeres Gerede sein.
- Aus Wien wird gemeldet, daß der Leibarzt des Zaren, Dr. v. Hirsch, der aus Meran daselbst eingetroffen ist, die Weisung erhalten hat, mit möglichster Beschleunigung nach Livadia weiterzureisen, da er dazu bestimmt ist, den Zaren nach Korfu zu begleiten und dort in seiner Nähe zu bleiben. Ueber den Zeitpunkt der Abreise des Zaren nach Korfu ist der Leibarzt noch nicht unterrichtet, er nimmt aber an, daß eine Entscheidung hierüber schon getroffen sei. Dr. Hirsch erklärte, daß die Hoffnung auf einen günstigen Ausgang der Krankheit solange nicht aufgegeben werden dürfe, als der Zustand des Zaren eine Wendung zum Besseren möglich erscheinen lasse. Der Flügeladjutant des russischen Kaisers, Graf Benkendorff, ist bereits über Triest nach Korfu abgereist. Ferner wird aus Athen gemeldet: Sofort nach dem Eintreffen der Nachricht, daß die russische Kaiserfamilie einen Aufenthalt auf Korfu beabsichtige, trat der Ministerrath zusammen, um über die Empfangsmaßregeln zu beschließen. Der Ministerrath verfügte die Instandsetzung des Luftschlosses "Mon repos" als Residenz der kaiserlichen Familie und ordnete an, daß sich die Panzer=Abtheilung der griechischen Flotte bereit halten solle, um dem Zaren entgegen zu fahren. Wie endlich aus Darmstadt berichtet wird, ist an dortigen unterrichteten Stellen nichts davon bekannt, daß die Hochzeit des Großfürsten Thronfolgers auf Wunsch des Zaren schon im November stattfinden werde; dagegen bestätige es sich, daß der Thronfolger von Livadia oder Korfu aus zunächst auf einige Tage zum Besuch seiner Braut nach Darmstadt kommen, bevor er für den ganzen Winter in St. Petersburg Aufenthalt nehmen werde.
- In ärztlichen Kreisen von Petersburg wird vielfach geglaubt, daß kurz nach der Ankunft des russischen Kaisers auf Korfu ein Konsilium der hervorragendsten Chirurgen und Therapeuten Europas berufen werden.
- Ein am 16. d. ausgegebenes Extrablatt des russischen Regierungsboten theilt mit:
In einem heute in Livadia stattgehabten ärztlichen Consilium, an dem die Professoren Leyden und Sacharjin, Doctor Popow und der Ehrenleibchirurg Weltjaminow theilnahmen, wurde folgendes Bulletin über den Gesundheitszustand des Zaren beschlossen:
Die Nierenkrankheit hat sich nicht gebessert. Die Kräfte haben sich verringert. Die Aerzte hoffen, daß das Clima der Südküste der Krim wohlthätig auf den Gesundheitszustand des hohen Kranken wirken wird.
Von einer Uebersiedelung des Zaren nach Korfu scheint hiernach Abstand genommen zu sein.
- Der Direktor der Berliner Oberfeuerwerkerschule, Major Frhr. v. Stetten, ist, wie die "Tägl. Rundschau" von angeblich unterrichteter Seite erfährt, seit einigen Tagen beurlaubt. Nach dem, was bisher bekannt geworden ist, sagt das genannte Blatt weiter, dürfte es sich bestätigen, daß die Leitung der Lehranstalt einen großen Theil der

[ => Original lesen: 1894 Nr. 82 Seite 2]

Schuld an den bedauerlichen Vorfällen trägt. Von den verhafteten Schülern würden voraussichtlich nur wenige, man spricht von 2 bis 3, ernster bestraft werden. Auffällig bleibt es dann immerhin, daß die Schüler der Oberfeuerwerkerschule so lange in Untersuchungshaft gehalten werden.
- In Sachen der Oberfeuerwerkerschule bezeichnet der "Hamburger Korrespondent" alle bisherigen Angaben über den Stand der Feuerwerkeruntersuchung als unzutreffend und theilt offiziös mit, daß die erste Vernehmung der Schüler am 13. October beendet worden sei. Ein "ruckweises" Zurückschicken von Zöglingen sei bisher nicht erfolgt, nur sieben Schüler seien zur Zeit des Unfugs nicht auf der Schule anwesend gewesen und als schuldlos zu ihren Truppenteilen zurückgeschickt worden. Die Untersuchung werde fortgesetzt auch zur Ermittelung von Thatsachen und Gründen. Ueber das Ergebniß erfolge von amtlicher Seite Aufklärung.
- Die jüngstgeborene Tochter des Prinzen Ferdinand von Rumänien ist in die Zivilstandsregister mit dem Namen "Elisabeth" eingetragen worden. Als Zeugen sind der Erbprinz Alfred von Coburg=Gotha, sowie der Erbprinz und die Erbprinzessin von Meiningen zugegen gewesen.
- Nach dem Deckerschen Terminkalender für 1895 sind in Preußen die Aussichten für Juristen nicht sehr erfreulich. Während sich die Zahl der Richter und Referendare in den letzten 15 Jahren nur wenig verändert hat, hat sich die Zahl der Assessoren in dieser Zeit nahezu versechsfacht. Mit anderen Worten: Während der übermäßige Andrang zur juristischen Karrière sich nicht vermindert, die Zahl der etatsmäßigen Richterstellen sich nicht erheblich vermehrt hat, ist die Zahl der Assessoren nachgerade in den letzten Jahren zu einer solchen Höhe aufgestaut, daß die Karrière für den jüngeren Nachwuchs nahezu als verstopft anzusehen ist. Die Aussichten sind also heute noch schlechter, wie jemals.
- An der Hochschule zu Madrid unterzogen sich dieser Tage zwei Zwillingsbrüder, die von Geburt blind sind, der philosophischen Staatsprüfung und antworteten mit großer Sicherheit. Besonders zeichneten sie sich im Griechischen aus. Die Professoren ertheilten den beiden Blinden das höchste Lob, und nach bestandener Prüfung wurden ihnen von ihren Studiengenossen herzliche Glückwünsche dargebracht.
- Invaliditäts= und Altersversicherung. Die im Jahre 1891 gelösten Quittungskarten Nr. 1 zur Invaliditäts= und Altersversicherung müssen noch vor Schluß d. J. gegen solche Nr. 2 umgetauscht werden, damit erstere nicht ihre Gültigkeit verlieren. Auch die jetzt zum Militärdienst Einberufenen wollen darauf Acht geben, daß ihre Quittungskarten an einen sicheren Ort zur Aufbewahrung kommen, und daß den Versicherten nach beendeter Militärzeit auf Grund ihres vorzulegenden Militärpasses die Dauer der militärischen Dienstleistungen eingetragen werde, damit ihnen diese Zeit bei einem späteren Rentenantrag zu gut kommt. Bekanntlich beträgt die Wartezeit bei der Invaliden=Rente 5 Jahre und ist daher bei einem früheren Eintritt der Erwerbsunfähigkeit die bescheinigte Zeit der militärischen Dienstleistungen nicht ohne erheblichen Vorteil für den Versicherten.
- Die Heringstonne als Iltisfalle. Welche Anziehungskraft ein guter Hering und dessen Geruch nicht nur auf "lebende" Menschen, sondern auch auf Raubthiere ausübt, hat sich vor kurzem in erfreulicher Weile bei einem Geflügelfreund in Rinteln gezeigt. Kaufmann B. hatte unter seinem Kellerfenster eine leere Heringstonne stehen, deren Boden etwa 1 Fuß hoch mit Heringslake bedeckt war. Morgens gegen 4 Uhr wurde Herr B. durch lautes Quicken und Schreien auf das Faß aufmerksam gemacht und fand bei näherer Untersuchung in ihm 2 tote und einen noch lebenden Iltis, welcher seiner Todesangst in obiger Weise weit vernehmbaren Ausdruck gab. Der Todeskampf des Geflügelmörders wurde nach Möglichkeit abgekürzt, und dann entnahm man die drei Leichen ihrem Grabe. Wenige Stunde nachher ertönte gleiches Geschrei, und ein vierter Iltis fiel seiner Vorliebe für Heringe zum Opfer. Jedoch hatte hiermit die Lake ihre Anziehungskraft noch nicht verloren, denn es fanden sich bald wieder 3 tote Iltisse in ihr vor, ein Erfolg, zu dem man Herrn B. im Interesse seines Geflügelhofes nur beglückwünschen kann.


Anzeigen.

Am 9. oder 10. d. Mts. sind aus einem Kathen in Schwanbeck mittelst Einbruchs 630 bis 640 M. gestohlen. Das Geld bestand zum größten Theil aus Gold, der Rest war Silbergeld. Um Vigilanz und Benachrichtigung wird gebeten.
Neustrelitz, 12. October 1894.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.
                                                    Seyberlich.


Gegen den unten beschriebenen angeblichen Decorations= und Landschaftsmaler Hoppe aus Westphalen, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Betrugs und Versuchs des Betrugs verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Amtsgerichtsgefängniß abzuliefern.

Schönberg, den 14. October 1894.
Der Amtsanwalt.
A. Dufft.
Beschreibung:

Größe: 1,67 m.
Alter: ca. 24 Jahre.
Haare: hellblond.
Augen: blaugrau.
Gesicht: länglich.
Zähne: gut.
Bart: bartlos.
Besondere Kennzeichen:
Gesichtsfarbe: frisch, hat blöde Augen.
Bekleidung: steifer schwarzer Filzhut mit weißem Futter, graues Jaquet, dunkelgestreifte Kammgarnhose, Stifeletten, Vorhemd mit Stehkragen, blaugrauer Shlips. Trägt einen feinen Spazierstock.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das allhier an der Siemzer Straße sub Nr. 150 belegene Wohnhaus c. p. der Wittwe Törber, Marie geb. Alten, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidationsprotokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet worden ist.
Schönberg, den 15. October 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Nachdem der Müller F. Koch zu Redefin bei Hagenow, welcher durch den in beglaubigter Abschrift eingereichten Bestätigungsbrief des Großherzoglich Mecklenb. Kammer und Forst=Collegii zu Neustrelitz vom 1. Juli 1891 nachgewiesen, daß er die zur Baeck belegene Pfaffenmühle c. p. von dem Mühlenbesitzer Johannes Möller käuflich erworben habe, den Antrag auf Umschreibung des Besitztitels im Hypothekenbuch über das in Frage stehende Mühlengrundstück auf seinen Namen eingebracht hat, die nach § 27 sub 1 der Hypothekenordnung erforderliche Erklärung des bisherigen Besitzers aber nicht beigebracht werden kann, indem dieser inzwischen verstorben ist und seine Erben die Erbschaft ausgeschlagen haben, so werden antragsmäßig Alle und Jede, welche der in Frage stehenden Umschreibung widersprechen könnten und wollten, hiermit aufgefordert, ihren bezüglichen Widerspruch spätestens in dem auf

Montag, den 12. November d. Js.
Vormittags 10 Uhr

anstehenden Liquidationstermin mündlich oder schriftlich einzureichen unter dem Nachtheil, daß widrigenfalls dem Antrage des Müllers F. Koch auf Umschreibung des Besitztitels in dem Hypothekenbuch über die zur Baek belegene Pfaffenmühle c. p. stattgegeben und demselben das Besitztitel=Attest ausgefertigt werden soll
Schönberg, den 23. August 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Alle Zahlungen für mich bitte ich an Herrn Oberförster Hottelet zu leisten, derselbe ist bevollmächtigt, für mich rechtsgültig zu quittiren.

                                                    Dr. Marung.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 82 Seite 3]

Oeffentliche Versteigerung.

Dienstag, den 23. October d. J., Vormittags 11 1/2 Uhr beginnend, sollen auf der Vollstelle Nr. II in Hernburg

ca. 50 mille Torf, Torfschiffe und Torfbackgeräthe, 2 Bauwagen, Pflüge und Eggen, Reißer, 5 Fuder Roggenstroh, 10 Fuder Heu, 2 Leutebetten, Tische, Bänke, Wanduhr, Backtrog, Pferdesielen, Wagenketten, Häcksellade, Kornrummel, alte eichene Bauhölzer u. a. m.
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Herrnburg, d 17. October 1894.

Der Sequester
J. Grieben.


Da die Hagelschäden, von denen unsere Gesellschaft in diesem Jahre betroffen, um 1800 M. betragen und unser Reservefonds die statutenmäßige Höhe bereits um 75 Prozent überschritten hat, soll auch für dies Jahr nur wieder der geringe Beitrag von 10 Pfennig pro 100 M. Versicherungssumme erhoben werden.
Unsere Mitglieder werden ergebenst ersucht, solchen Beitrag am

Donnerstag, den 1. November,
Morgens 10 Uhr,
im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 13. October 1894.
Direction der Hagelversich.=Gesellschaft.
Wilh. Bade.                           Wilh. Heincke.


Den geehrten Bewohnern von Schlagsdorf und Umgegend erlaube ich mir die ergebene Anzeige zu machen, daß ich mich in Schlagsdorf als

Uhrmacher

verbunden mit einer. Handlung mit Nähmaschinen etabliert habe. Indem ich mich bestens empfehle bitte ich um geneigten Zuspruch.
Mit Reparaturen an Gold= und Silbersachen sowie auch die Reparatur von Nähmaschinen halte mich ebenfalls empfohlen.

                                                    Bremer, Uhrmacher.

NB. Für jede von mir gekaufte Uhr liefre 2 Jahre, für Reperatur derselben 1 Jahr Garantie.


Lebensversicherung.

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1/2 Jahr alt, hat zu verkaufen                          
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            bei 3monatlicher jederzeit gestatteter Kündigung mit 2 1/2 %
            bei kürzerer jedoch mindestens 4tägiger Kündigung mit 2 %
       3. im Baar Conto=Corrent tägliche Kündigungszeit mit 2 %
                 Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankkommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.

Schönberg.                                                     Wilhelm Schrep, Stadtsekretair.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 82 Seite 4]

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Peitschenstöcke, Harmonikas, echt Solinger Taschenmesser, Spazierstöcke, Kämme, Spiegel, Seifen, Pomade, Odeur, Scheeren, Bürsten, Portemonnaies, Pfeifen, Cigarrenspitzen, Hosenträger, Strumpfbänder, Taschenbücher, Hand- und Reisetaschen, Photographie-Rahmen, Cigarrentaschen und dergleichen. Damenschmucksachen als: Broschen, Armbänder, Fingerringe, Haarschmuck, Halsketten, Ohrringe, Fächer  u. s. w.

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Salzgurken Stck. 10 Pfennig (Mecklenburg). Senfgurken Pfund 1 M., Fredericks u. Blunes Hefemehl, Pfund 40 Pfennig (Mecklenburg)., Erbswurst St. 50 Pfennig (Mecklenburg). (reicht für 8-10 Teller Suppe) Hafermehl, Hafergrütze, grüne Erbsen u. weiße Bohnen. Getrocknete Suppenkräuter Pfund 1 M. (sehr beliebt). Ia. Anchovis i. Tonnen 1,50 M., in Blechdosen 60 Pfennig (Mecklenburg)., in Gläser 50 und ausgewogen Pfund 50 Pfennig (Mecklenburg)., Delicateß=Salz=Hering St. 10 Pfennig (Mecklenburg)., sowie sämmtliche Conserven u. Delikatessen
empfiehlt                                                     Max. C. Sass.

Nicht auf Lager habende Delicatessen, als z. B. Austern, Krebse, Fische etc. werden prompt besorgt.

                                                    D. O.


In der jetzt beendeten 237. Lotterie wurde meiner seit langen Jahren als glücklich bekannten Collecte außer einer großen Anzahl von Hauptgewinnen auch die

Prämie v. M. 301,000
auf
Nr. 6038

zu Theil.

Loose 1. Classe 238. Lotterie
(Ziehung am 5. u. 6. Nov.)

halte zum Planpreise von
            Mk. 13,20 ein ganzes   Loos,
            Mk.   6,60 ein halbes   Loos,
            Mk.   3,30 ein viertel Loos,
            Mk.   1,65 ein achtel   Loos,
bestens empfohlen.

                                                                              L. Sussmann,
Schwerin i. M.
                                                    14. Friedrichstr. 14.


Am Mittwoch, den 24. d. M. fahre ich mit meinem Omnibusse nach dem Ratzeburger Viehmarkt. Abfahrt Morgens von hier 5 1/2 Uhr, Neue Welt 7 Uhr.

                                                    L. Schütt.


Am Sonntag, den 21. und Montag, den 22. October findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach Ochsenfleisch statt, wozu ich freundlichst einlade.
Der Ball ist am Sonntag, d. 21. Oktober.
                                                    Gastw. Böttcher, Rieps.


Sonntag, den 21. Oktober
Fettgänse-Verkegeln
wozu freundlichst einladet                                                    
                                                    H. Schrep.


    Der Sommer dahin!
Mit mürrischem Sinn
Zieht der Herbst durch Wälder und Flur,
Nicht lange wird's sein,
Fallen Flöcklein zart und fein
In des Winters harte Natur.
    Wenn fest und glatt dann die Bahn,
Voll krystallisierter Sternlein gethan,
Gleitet froh und geschwind
Ueber den Erdboden hin,
Alsdann bitt' ich schön
Um ein Wiedersehn!

Am Sonntag, den 21. d. Mts.
Ausspielen von geräucherten Aalen auf meinem Billard, wozu freundlichst einladet
                                                    J. Böckmann,
                                                    Gastwirth.


Am Sonntag, den 21. d. Mts.
Tanzmusik
bei                                                     J. Boye.


Verloren am Sonntag abend auf dem Wege von Schönberg nach Dassow ein

Portemonnaie mit Geld (unter anderm mit alten Geldmünzen). Der Finder wird dringend gebeten, dasselbe gegen eine sehr gute Belohnung abzugeben in der Exped. d. Bl.


Einem hochgeehrten Publikum von Stadt und Land, besonders den werthen Schönbergern und den Erziehern der Jugend, welche mich im Laufe des nun heimgegangenen Sommers oft und zahlreich mit ihrem Besuche beehrten und erfreuten, und dadurch wiederum meine Arbeiten zu befördern suchten, sage auf diesem Wege allerseits meinen herzlichsten Dank.

                                                    J. Wiencke,
                                                    Sülsdorf.

NB Empfehle auch zu jederzeit, den Eingang zur "lokalen Gemüthlichkeit!"


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 21. Oktober.

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-55 M., große Schweine 54-56 M., Sauen 40-50 M., Kälber 65-75 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 41.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 82 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 82 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 19. Oktober 1894.


- Schönberg. Seine Königliche Hoheit unser Großherzog feierte am 17. October das Fest Allerhöchst seines 76. Geburtstages und mit ihm das ganze Strelitzer Land, das zugleich mit seinen Glück= und Segenswünschen Gott bittet, Er möge nach Seiner Gnade auch das kommende Lebensjahr des hohen Herrn zu einem freundlichen und glücklichen gestalten. Hier war die Feier eine allgemeine. Die Schulen begingen den Tag festlich durch Redeacte, in Spehr's Hotel hatte eine sehr zahlreiche Gesellschaft aus allen Ständen sich zu einem Festdiner vereinigt, von wo aus ein Gratulations=Telegramm an Seine königliche Hoheit abgesandt wurde. Die Schützenzunft hatte einen Festball im Schützenhause und die patriotischen Kriegervereine einen solchen im Boye'schen Gasthause veranstaltet, auf denen eine fröhliche Feststimmung bis spät in die Nacht hinein herrschte.
- Schönberg. Unter dem Vorsitz des Pastors Krüger hielt der Schulverein am Sonnabend eine Generalversammlung ab. Nach dem Bericht des Vorsitzenden wurde die Fortbildungsschule im letzten Winter von 70 Lehrlingen besucht. Dieselben wurden in zwei Abtheilungen von drei Lehrern im Deutschen, Rechnen und Zeichnen unterrichtet. Unter den Einnahmen, die dem Verein zugingen, sind besonders hervorzuheben: der Staatszuschuß von 150 Mark, eine Unterstützung der hiesigen Ersparniß= und Vorschußanstalt in Höhe von 75 Mark und eine Extragabe der Schmiedeinnung im Betrage von 12 Mark. Da die Rechnung ziemlich günstig abschloß so wurden ein größeres Zeichenwerk für die Stellmacherlehrlinge und ein Bücherschrank für die Bibliothek der Lehrlinge bewilligt. Der Zeichenlehrer der Fortbildungsschule, Zimmermeister Egert, erklärte sich bereit, den besonders strebsamen Zeichnern an jedem Sonntagmorgen noch eine Zeichenstunde unentgeltlich zu geben.
- Für die Truppenteile des 9. Armeekorps sind nahezu 9000 Mann ausgehoben, außer diesen gelangen noch eine größere Anzahl von Rekruten aus diesseitigen Gebiet an andere Armeecorps zur Ueberweisung.
- Vor einiger Zeit wurde von einem Einwohner in Wittenburg ein schwarzer Storch erlegt, ein Vogel, der vereinzelt noch in Norddeutschland in großen Waldungen nistet. Derselbe wird von dem Kürschner John daselbst ausgestopft.
- In Lübeck wird die Veranstaltung einer nordischen Exportausstellung geplant. Diese soll Handel, Verkehr, Gewerbe und Industrie in Deutschland, Dänemark, Skandinavien, Finnland und Rußland umfassen und im nächsten Jahr abgehalten werden.
- Der Viehmarkt zu Mölln am 17. Octbr. war bei dem herrlichen Herbstwetter von Käufern und Verkäufern sehr zahlreich besucht. Der Handel in Pferden war im Ganzen recht flau und dürfte auf dem Pferdemarkt kein allzu großer Umsatz zu verzeichnen sein. Von den etwa 200 zugeführten Füllen, Arbeits= und Ausschußpferden blieb der bei weitem größte Theil unverkauft. Für gute 1 1/2 und 2jährige Füllen wurden 450 bis 550 Mark bezahlt; auf ältere Arbeits= und auf Ausschußpferde erfolgten kaum Gebote. Der Kuhhandel gestaltete sich etwas lebhafter, doch halten sich die Preise nicht auf der anfänglichen Höhe. Für extra gute Milchkühe wurden anfänglich Preise bis zu 300 Mk. gezahlt; gegen Mittag waren Milchkühe je nach der Größe - und wenn sie vor dem Kalben standen - für 210 bis 270 Mk. käuflich. Gute Starken, die spätestens Ende dieses Jahres kalben sollten, erzielten Preise von 180 bis 220 Mk.; später kalbende Starken wurden mit 120 bis 160 Mk. bezahlt. Ausschuß= und Schlachtkühe bedangen je nach der Güte Preise von 100 bis 150 Mk. Fettvieh war wenig am Markt und blieb meistens unverkauft. Für Zuchtstiere stellten sich die Preise je nach der Größe auf 100 bis 180 Mark. An Ferkeln und Faselschweinen war eine recht beträchtliche Anzahl an den Markt gebracht. Der Handel ging recht flott, da die Preise auch recht annehmbar waren. Man bezahlte für Ferkel je nach dem Alter und Ernährungszustande derselben Preise von 6 bis 13 und 14 Mk; für Zugänger wurden 24 bis 36 Mk. gefordert und bezahlt. - Auf dem Kohlmarkte wurde der Kohl mit 2,40 Mk. bis 3 Mk. pro Schock bezahlt.


- Am 5. November 1494 wurde zu Nürnberg der hervorragendste deutsche Meistersänger, Hans Sachs, geboren.
- Der Berliner Bierboykott dauert fort, das ist das Ergebniß der Konferenz, die am Sonnabend zwischen den Vertretern der Brauereien und den beiden großen Gastwirthsvereinen, sowie den Bevollmächtigten der Boykottcommission und der socialdemokratischen Partei stattgefunden hat. Die Brauereidirectoren forderten, daß von den um 16. Mai entlassenen Brauereiarbeitern 33 nicht wieder eingestellt werden sollen, die Boykottcommission erklärte aber diese Bedingung für unannehmbar. Wenn es sich auch nur um etwa 30 Mann handelt, die Autorität der Herren Singer und Auer muß um jeden Preis gerettet werden und der "Kampf für das Wohl der Arbeiter" geht weiter!
- Die Familie des Fürsten Bismarck, in erster Linie aber die Frau Fürstin, ist von einem herben Verlust betroffen worden. Sie hat am vorigen Freitag in Varzin ihre treue Jugendfreundin, die Priorin des Fräuleinstifts in Stolp, Eugenie v. Reckow, durch den Tod verloren. Professor Schweninger, der bei der Erkrankung der alten Dame noch nach Varzin berufen worden war, hat nicht mehr zu helfen vermocht. Wer die ungemein sympathische Erscheinung des Fräuleins v. Reckow auch nur ein einziges Mal im Kreis der Familie Bismarck gesehen hat, der wird verstehen, daß alle Familienmitglieder, besonders aber die Frau Fürstin Bismarck den Tod dieser treuen, liebenswürdigen Dame tief beklagen werden.
- Beim Meldeamt in Ratibor wurden in der ersten Oktoberwoche über hundert Dienstmädchen nach Gleiwitz abgemeldet. An diesen Tagen siedelten nämlich die Ulanen von Ratibor nach Gleiwitz über.
- In Waldhausen im württembergischen Oberamt Gaislingen ist dieser Tage der "Bauernkönig" Hagmaier gestorben. Er hatte sich als nationalgesinnter Mann lebhaft an den politischen Kämpfen der 48er Jahre betheiligt und hat auch im Frankfurter Parlament gesessen. Seine Reisen nach Frankfurt a. M. pflegte er im eigenen Wagen, der mit 4 schwarzen Hengsten bespannt und mit einer schwarz=rot=goldenen Fahne geschmückt war, zu machen. Welchen Ansehens er sich auf der Alp erfreut hat, tritt in dem Ehrennamen "Bauernkönig" deutlich zu Tage.
- Ein blutiger Vorfall wird aus Brünn gemeldet: Der Gendarm Kreczy wollte ein Zigeunerpaar am 5. d. M. nachts in dem Walde bei Gaya festnehmen. Er wurde jedoch von demselben zu Boden geworfen und so hart bedrängt, daß er von der Schußwaffe Gebrauch machen mußte. Er gab nur einen Schuß ab. Die Kugel durchbohrte den Kopf der Zigeunern, welche sofort tot zu Boden stürzte, und drang dann dem Zigeuner in die Brust. Dieser sank neben der Leiche seiner Geliebten nieder und verschied gleichfalls bald darauf.
- Im Kattegat unter der schwedischen Küste bei Warberg ist am Dienstag ein Haifisch von fast 8 Fuß Länge gefangen worden; nur mit großer Mühe ist es den Häringsfischern gelungen, in deren

[ => Original lesen: 1894 Nr. 82 Seite 6]

Treibnetz der Hai sich verwickelt hatte, ihn aus dem Wasser heraus zu bekommen. Der Hai ist vorläufig in Gothenburg ausgestellt und soll später in das Museum zu Boras gebracht werden.
- Am Freitag hat in Antwerpen eine große Feuersbrunst gewüthet, wobei das große Waarenlager von Josson zerstört wurde und gegen 10 000 Ballen Caffee zerstört worden sind.
- Auf der Spitze des Monte Saltello in Italien wurden von zwei Bergführern im Schnee die Leichen von 5 verunglückten Touristen aufgefunden. Dieselben sind identisch mit einem Professor aus Karlsruhe, dessen Gattin und drei deutschen Studenten, welche seit einiger Zeit vermißt werden.
- In Belgien ist am Sonntag (14. Oktober) zum ersten Mal für Senat und Deputiertenkammer nach dem neuen Wahlgesetz, durch das das allgemeine Stimmrecht eingeführt worden ist, gewählt worden. Früher sind nur 138 000 Bürger wahlberechtigt gewesen; jetzt sind es ihrer 1 370 000. Also auch in Belgien haben jetzt die großen Massen die Entscheidung in den Händen.
- Das Resultat der ersten Wahl in Brüssel nach dem allgemeinen Stimmrecht ist ein beträchtlicher Verlust des gemäßigten Liberalismus. Die Sozialisten eroberten einen Theil der liberalen Sitze. Die Katholiken behalten die Majorität und bleiben Regierungspartei. Die Wahlen vollzogen sich, abgesehen von einigen persönlichen Streitigkeiten, in Ruhe. In Alost kam es zu Zusammenstößen der Parteigänger von Woeste und Daens.
- Die Führer des letzten Streiks im niederschlesischen Kohlenrevier wurden in Hirschberg nach ihrer amtlichen Vernehmung sofort verhaftet.
- Vor glänzend besetztem Hause begann am Freitag in der Oper von Paris die erste Aufführung des "Othello" von Verdi. Casimir Perier wohnte der Aufführung bei und gab nach dem ersten Akte das Zeichen zum Beifall. Während des ersten Zwischenaktes rief Casimir Perier Verdi in seine Loge und dekorierte ihn mit dem Großcordon der Ehrenlegion. Verdi verbrachte den nächsten Akt in der Loge des Präsidenten. Beim Schluß des Aktes führte der Präsident den greisen Komponisten an der Hand in den Vordergrund der Loge und klatschte ihm zu. Das Publikum erhob sich von den Sitzen und brach begeistert in den Ruf: Hoch Verdi! aus, zugleich mit Hüten und Taschentüchern winkend. Die Dekorationen sind prächtig, die Aufführung gut; besonders ragt Maurel als Jago hervor.
- Die Stadt Havre war in großer Aufregung infolge der Entdeckung einer großen Anzahl Bomben an Bord eines am Donnerstag von Southampton dort eingetroffenen Dampfers. Etwa 75 Kolli mit Bomben und Kästchen mit Explosivstoffen und Kugeln, Kartuschen und anderen Sachen wurden beschlagnahmt.
- Das Wiener Hofopern=Theater feierte am Sonnabend das Jubiläum von Johann Strauß mit der ersten Aufführung des Ballett "Rund um Wien." Im dritten Bilde wurde Strauß eine großartige Huldigung bereitet.
- Ein furchtbares Ballonunglück trug sich in Franklinville bei New=York zu. Dort stieg die 18 jährige Luftschifferin Beatrice Vandressen am Freitag auf. Der Ballon war 1000 Fuß hoch, als die Zuschauer das junge Mädchen kopfüber zur Erde herabstürzen sahen. Die Leiche war furchtbar zermalmt.
- Aus einer am Ende der Stadt Temesvar lagernden Zigeunerbande entlief nachts ein blonder Knabe. Zur Polizei gebracht, enthüllte er drei Raubmorde, welche die Zigeuner in der Umgegend von Lippa und Herrmannstadt verübt hatten. Die Bande wurde verhaftet und umfassende Recherchen eingeleitet.
- Die Herrschergeschlechter Europas. Während der germanische Volksstamm noch nicht ein Drittel der europäischen Bevölkerung umfaßt und nur ein Fünftel des europäischen Bodens bewohnt, spielen unter den Herrschergeschlechtern Europas diejenigen germanischen Blutes weitaus die Hauptrolle. Das germanische Centralland, namentlich Deutschland ist seit Jahrhunderten die Stelle, von der sich die Fremdvölker ihre Fürstengeschlechter holen.
Zur Zeit bestehen in Europa 40 Throne, von denen nicht weniger als 33 von deutschen Dynastien besetzt sind, 22 innerhalb des deutschen Reiches, 11 außerhalb desselben (Oesterreich=Ungarn, Rußland, England, Dänemark, Niederlande, Belgien, Portugal, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Lichtenstein). Von den 6 Regentenfamilien romanischer Zunge (Bourbon, Bonaparte, Braganza, Savoyen, Bernadotte und Monaco) sind die drei erstgenannten des Thrones verlustig gegangen; überdies ist mit ziemlicher Bestimmtheit germanischer Ursprung wenigstens der Häuser Bourbon und Savoyen anzunehmen. Indessen, wenn wir das Haus Mecklenburg, die Nachkommen des wendischen Obotritenfürsten Niclot (&daggher; 1160), den deutschen Dynastien beizählen, müssen wir auch Bourbon und Savoyen den Romanen überlassen. In slavischen Regentenfamilien sind bloß die neuen Häuser der Obronowitsch in Serbien und Petrowitsch=Njegosch in Montenegro zu nennen. Turanischer Abkunft sind endlich die osmanischen Sultane. Haben wir übrigens oben von 40 Thronen in Europa gesprochen, so beträgt die Zahl der Herrschergeschlechter, die sie einnehmen, doch nur 26, worunter wiederum die überwiegende Mehrzahl, nämlich 17 deutschen Geblüts. Es sind dies die Häuser Hohenzollern, Habsburg=Lothringen, Welf, Wittelsbach, Wettin, Württemberg, Zähringen, Hessen (eigentlich Brabant), Nassau, Mecklenburg, Holstein, Anhalt, Schwarzburg, Reuß, Lippe und Waldeck.
Die Zahl der männlichen Angehörigen aller regierenden Häuser ist derzeit auf 433 zu veranschlagen. Das blühendste Geschlecht ist das Gesammthaus Holstein mit gegenwärtig 62 Männern, wovon 27 der Linie Sonderburg, die in Dänemark und Griechenland herrscht, und 35 der Linie Gottorp in Rußland und Oldenburg. Es folgt das Haus Wettin, das 8 Kronen trägt und nach dem dereinstigen Ableben der Königin Viktoria auch den britischen Thron besteigen wird. Ihm getreu an 43 Mitglieder, der ernestinischen Linie darunter 23 Coburger in Coburg, England, Belgien, Portugal, Bulgarien, 11 Weimeraner, 5 Meininger, 4 Altenburger und 7 der Albertinischen Linie im Königreich Sachsen. Nahe an die Wettiner heran reicht das entthronte Haus Bourbon mit 45 männlichen Sprossen, wovon 16 der Linie Anjou (Spanien, Sizilien, Parma) und 19 Orleans. Das Haus Lippe, einschließlich Schaumburg=Lippe, zählt ebenfalls 45 Männer, von denen 30 der gräflichen Linie angehören. An fünfter Stelle erscheinen die Reuß mit 31 Prinzen, einschließlich der erbberechtigten 4 Grafen von Plauen. Ihnen reiht sich das Haus Habsburg=Lothringen an, mit 30 Erzherzögen. Nur 3 Prinzen weniger, 27, besitzt das Haus Hohenzollern, die fürstliche Linie allein hat 9 Prinzen, darunter 3 in Rumänien. Die Wittelsbacher folgen mit 23 männlichen Familienmitgliedern. Alle übrigen Fürstengeschlechter zählen unter 20 Prinzen; es sind dies Liechtenstein (17), Osman (16), Mecklenburg (15), Waldeck(12), Hessen (10), Württemberg (8), Savoyen (8), Bernadotte (7), Welf (5), Zähringen (5), Anhalt (4), Petrowitsch=Njegosch (4), Nassau (3), Schwarzburg (3), Braganza (3), Monaco (2), Bonaparte (2), Obrenowitsch (2).
Der Religion nach sind von den 26 europäischen Dynastien 9 ganz und 6 weitere theilweise oder ganz überwiegend evangelisch. Letztere sind: Hohenzollern (die fürstliche Linie ist katholisch, ein Prinz derselben in Rumänien griechisch), Wettin (die albertinische Linie und ein Zweig des Coburger Astes, Cohary, sind katholisch), Holstein (die Holsteiner in Rußland und Griechenland griechisch), Württemberg (ein Theil der Nebenlinien katholisch), Mecklenburg (Herzog Paul Friedrich und seine 2 Söhne katholisch), sowie Lippe (ein Zweig der gräflichen Linie katholisch). Ganz katholisch sind nur 3 deutsche Häuser: Habsburg=Lothringen, Wittelsbach und Liechtenstein; ferner die romanischen Bourbon, Savoyen, Braganza, Bonaparte und Monaco, zusammen also 8. Die Obrenowitsch und Petrowitsch=Njegosch gehören dem griechischen Glauben, das Osman Haus endlich dem Islam an.


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