No. 72
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. September
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 72 Seite 1]

Reservisten.

Die Manöverzeit, in der wir uns befinden, bildet für einen Theil der Mannschaften die Zeit des Abschieds vom Soldatenleben. Noch einmal lernen sie die Pflichten und Anstrengungen kennen, denen sich der Soldat zu unterwerfen hat; aber sie nehmen auch viele nützliche und freundliche Eindrücke gerade aus der Manöverzeit in das bürgerliche Leben mit.
Wenn dann die Zeit gekommen, wo sie aus dem activen Militärdienst als Reservisten scheiden, wird für Viele auch die Sorge eintreten, ob und wo sie nun in bürgerlichen Verhältnissen unterkommen. Es ist daher anzuerkennen, daß es in neuerer Zeit mehrfach, so auch von Kriegervereinen versucht worden ist, den eben entlassenen Reservisten Arbeit nachzuweisen, und es ist zu hoffen, daß diese Bestrebungen sich immer weiter ausbreiten mögen. Unnöthigerweise hat man nun kürzlich in mehreren Blättern die Sorgen der Reservisten noch dadurch zu mehren gesucht, daß man verbreitete, auf Anordnung des Kriegsministeriums würden diese Reservisten künftig keine Enlassungsanzüge mehr bekommen. Indessen hierüber können sie vollständig beruhigt sein. Die Sache verhält sich vielmehr so:
Nach den bisher geltenden Bestimmungen wurde der Anspruch auf einen Entlassungsanzug nur durch eine Dienstzeit von mindestens zwei vollen Jahren, d. h. also erst im dritten Dienstjahr erworben. Alle früher Ausscheidenden, auch die sog. Dispositionsurlauber, waren sonach ausgeschlossen, auch wenn sie eines Anzuges bedürftig waren. Nach Einführung der zweijährigen Dienstzeit hätte mithin bei den Fußtruppen der Anspruch auf einen Entlassungsanzug überhaupt nicht mehr erworben werden können. Hieraus mag nun gefolgert worden sein, daß keine Reservistenanzüge mehr abgegeben werden. In Wahrheit hat aber das Kriegsministerium diesen Schluß seinerseits nicht gezogen, vielmehr geglaubt, den wirklichen Bedürfnissen der Mannschaften und wirtschaftlichen Rücksichten durch folgende Bestimmungen Rechnung tragen zu sollen.
Fortan wird, ganz abgesehen von der Länge der Dienstzeit, jedem Manne, der bei seiner Entlassung eigene Civilkleider oder Mittel zu deren Beschaffung nicht besitzt, ein Entlassungsanzug gegeben. Mannschaften, welche zwar Civilkleider oder die nöthigen Geldmittel haben, die Kleider aber bei der Entlastung nicht rechtzeitig zur Stelle schaffen können, wird die Uniform leihweise für den Marsch nach der Heimath mitgegeben. Ganz fort fällt der Entlassungsanzug nur bei solchen Leuten, die Civilkleider besitzen und die, wie die Erfahrung lehrt, bisher vielfach den Entlassungsanzug nur dazu benutzten, um ihn baldmöglichst bei einem Kleiderhändler in Geld umzusetzen.
Die letztere Kategorie von dem Empfang des Entlassungsanzuges auszuschließen, war nach Einführung der zweijährigen Dienstzeit bei den Fußtruppen aus wirtschaftlichen Rücksichten nothwendig. Diese Truppentheile erhalten etatsmäßig immer erst nach 2 1/2 Jahren einen neuen Waffenrock für jeden Mann der Etatsstärke. Eine Compagnie von 150 Köpfen erhält danach jährlich 60 Waffenröcke, sie entläßt aber jährlich mindestens 75 Mann.
Diese Neuregelung dürfte allen berechtigten Ansprüchen und Bedürfnissen entsprechen. Die Reservisten brauchen sich daher in dieser Beziehung keiner unnöthigen Sorge hinzugeben.


- Am Sonntag vormittag begab sich der Kaiser vom Schlosse zu Fuß nach der Dorfkirche von Schlobitten und wohnte daselbst dem Gottesdienste bei. Die Kaiserin traf, von Königsberg kommend, in Begleitung der Gräfin Dohna um 1 Uhr dort ein.
- Ein 25 jähriges Jubiläum beging am Dienstag Kaiser Wilhelm II. Es sind das nämlich 25 Jahre her, daß der damalige Prinz Wilhelm à la suite des Grenadier=Regiments König Friedrich Wilhelm IV., 1. pommer. Nr. 2 gestellt worden ist. Es geschah dies am 11. Sept. 1869 bei der großen Parade, welche anläßlich der Kaisermanöver des II. Armeekorps in der Nähe von Stargard abgehalten worden ist.
- Wie verlautet, beabsichtigt der Kaiser im nächsten Jahr die beiden schwarzen Leibhusaren=Regimenter in Danzig und Posen zu einer Totenkopf=Brigade zu vereinigen. Das in Posen garnisonierende 2. Leibhusaren=Regiment Kaiserin Friedrich würde dann wahrscheinlich nach Graudenz kommen, doch ist die endgültige Entscheidung noch nicht darüber getroffen.
- Der Zustand der am Donnerstag vor. Woche plötzlich erkrankten Fürstin Bismarck soll nach Berliner Blättern nicht bedenklich sein.
- Wie aus London gemeldet wird, trifft Prinz Heinrich in England ein, um als Vertreter des Kaisers der großen Familientafel beizuwohnen, welche die Königin demnächst in Schloß Balmoral zur Feier der Geburt eines Thronerben, des Sohnes des Herzogs von York, giebt.
- Prinzessin Luise, die älteste Tochter des Kronprinzen von Dänemark, hat sich mit dem Prinzen Friedrich zu Schaumburg=Lippe verlobt. Der Bräutigam ist der älteste Sohn des Prinzen Wilhelm, des Oheims des regierenden Fürsten zu Schaumburg=Lippe.
- Ueber die zwischen Deutschland und Portugal schwebende Streitfrage betreffs der Grenze der beiderseitigen Gebiete in Ostafrika hat unter den betheiligten Regierungen eine Verständigung stattgefunden. Als Grenzlinie ist der Breitengrad 10 Gr. 40 Min. von der Küste westlich bis zum Rovuma festgesetzt, so daß die Rovuma=Mündung und Kionga Deutschland zufällt, Kap Delgado dagegen den Portugiesen verbleibt. Der portugiesische General=Gouverneur ist angewiesen worden, Kionga zu räumen.
- Die Luftschifferabtheilung in Berlin soll demnächst eine neue Uniform erhalten. Dieselbe besteht in einem grünen Waffenrock mit den bisherigen Aufschlägen (schwarz mit silberner Litze)

[ => Original lesen: 1894 Nr. 72 Seite 2]

und einem System von Fangschnüren auf der Brust; auf den rothen Achselklappen befindet sich außer dem "L" ein Luftballon. Als Kopfbedeckung soll ein Käppi nach Art der Jägertschakos, nur kleineres Modell, dienen, die Bewaffnung statt in dem bisher eingeführten Infanteriegewehr in dem Kavalleriekarabiner bestehen.
- Professor Dr. von Helmholtz, die erste Leuchte der Wissenschaften unseres Jahrhunderts, der Erfinder des Augenspiegels, dessen Anwendung Tausende und aber Tausende die Erhaltung ihres Augenlichtes verdanken, und zahlreicher anderer glänzender Entdeckungen, weilt nicht mehr unter den Lebenden; er starb an den Folgen eines Schlaganfalles am Sonnabend mittag um 1 Uhr. Beileidstelegramme gingen vom Kaiserhofe und aus allen Teilen Deutschlands und der civilisirten Welt ein. Das Telegramm des Kaisers hat folgenden Wortlaut: "Marienburg, 8. Septbr. 1894. 9 Uhr 25 Minuten nachts, Frau von Helmholtz. Charlottenburg. Die Nachricht von dem Dahinscheiden Ihres Gemahls hat Mich um so tiefer erschüttert, als Mir sein lebensvolles Bild noch aus unserem letzten Zusammensein in Abbazia vor Augen steht. Ich spreche Ihnen Meine herzlichste Theilnahme an diesem schweren Verluste aus und hoffe, daß es in Etwas zu Ihrem Troste gereichen wird, daß mit Ihnen die wissenschaftliche Welt, das Vaterland und Ihr König trauern."
- Unmittelbar nach dem Tode des Grafen von Paris ist allen Souveränen Europas auf telegraphischem Wege von dem Ereigniß Kunde gegeben worden. Das Telegramm an den Kaiser von Oesterreich hat folgenden Wortlaut:
"Ich habe die schmerzliche Pflicht zu erfüllen, Ew. Majestät den Tod meines Vaters, des Grafen von Paris, der am 8. September in Stowe=House sanft entschlafen ist, zu melden. Philipp."
In dem Umstand, daß der Prinz den Titel "Herzog von Orleans", den er bisher geführt hat, seinem Namen nicht hinzufügte, erblickt man die erste Geltendmachung seiner Thronansprüche. Namens der Familie ist der Philipp durch den Herzog von Nemours als Chef des Hauses Frankreich anerkannt worden, worauf ein förmlicher Huldigungsakt erfolgt ist. Die Beisetzung fand am Mittwoch in der Meybrigde=Kapelle statt, wo auch Louis Philipp und die Königin bis zur Ueberführung der Leichen nach Dreux geruht haben. Der Graf von Paris ist zwar in der Verbannung gestorben, aber unter Verhältnissen, die es immer noch gestattet haben, das Dasein angenehm zu gestalten. Wie der "Figaro" mittheilt, hat der heimgegangene "Roi" 40 Millionen Franken hinterlassen.
- Berliner Blätter melden, daß der Präsident der französischen Republik, Casimir-Perier, einen in der Fremdenlegion dienenden Deutschen, den Sohn eines auf dem Berliner Centralviehhofe angestellten Arbeiters, begnadigt hat. Der Soldat war wegen schwerer Insubordination erst zum Tode und dann im Gnadenwege zu langjähriger Festungshaft verurteilt worden.
- Am Donnerstag hat die schweizerische XV. Infanteriebrigade und die Gebirgsbatterie 62 bei dichtem kaltem Nebel und heftigem Regen= und Schneefall einen Uebergang über den Kinzigpaß ausgeführt. Der Aufbruch vom Schächenthal erfolgte morgens 7 Uhr und die Ankunft der Vortruppen in Muotathal abends halb 5 Uhr. Gebirgsbatterie und Bedeckung trafen abends 7 Uhr ein. Trotz gewaltiger Anstrengung ist kein ernstlicher Unfall zu verzeichnen. Mittags fand auf der Kinzeralp ein interessantes Gefecht gegen die XVI. Infanteriebrigade und die Gebirgsbatterie 61 statt. Der Paß ist 2070 m hoch.
- In Folge einer Feuersbrunst sind in Perguet an der schweizerischen Grenze aus einer Menagerie dreißig wilde Thiere, darunter zwei Löwen, ein Tiger und drei Leoparden, entkommen, die die Einwohner der Stadt und deren Umgebung in eine unbeschreibliche Angst versetzt haben. Einem Bauern sind in einer Nacht 30 Schafe zerrissen worden. Vierhundert schweizerische und französische Schützen sind nun zur Treibjagd auf die Bestien aufgeboten worden.
- Die Gemeinde Gresaille im Departement Haute=Loire (Frankreich) ist am Donnerstag von einem dchweren Hagelwetter betroffen worden, wobei zwei Schnitter den Tod gefunden haben und einer schwer verletzt worden ist.
- Im Finnischen Meerbusen sind 30 Fischer von der Inselgruppe Nörpes beim Fischfang von einem Orkan überrascht worden. Dabei sind acht Boote umgeworfen worden und 15 Insassen ertrunken. Die übrigen haben sich auf ein Felseneiland zu retten vermocht, von dem sie, nachdem ihre Boote zerschellt waren, nach Verlauf von drei Tagen erlöst worden sind. Ehe Hülfe gekommen war, waren zwei weitere Fischer schon gestorben, fünf am Typhus erkrankt und die übrigen vor Hunger, Kälte und Nässe bewußtlos.
- Der Weingroßhändler Haal aus Luxemburg wurde auf dem Wege nach Wassenlierch ermordet und beraubt. Die Mörder entwendeten ihrem Opfer 16 000 Mk. bares Geld und verschwanden spurlos.


Anzeigen.

Antragsmäßig werden hiermit alle und jede, welche an dem angeblich verloren gegangenen Hypothekenschein über das Fol. VI der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über das allhier an der Marienstraße belegene Wohnhaus c. p. des Landphysicus Dr. med. Max Marung auf den Namen der Hauswirthswittwe Maack in Rupensdorf eingetragene Kapital der 350 Thlr. Pr.=Cour. gleich 1050 M. annoch Ansprüche und Forderungen haben möchten, hierdurch aufgefordert solche spätestens in dem auf

Montag, den 26. November d. J.
Vormittags 10 Uhr

anberaumten Termin vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden, anzumelden unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung des vorstehend bezeichneten Hypothekenscheins erfolgen wird.
Schönberg, den 11. September 1894.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Falkenhagen sub Nr. 1 belegene Büdnerei c. p. des Schmiedemeisters Heinrich Stenz daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 27. November d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 11. September 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Landes-Krankenstation
am Petersberger Wege
empfiehlt sich namentlich zur Aufnahme von Reconvalescenten. Beste Verpflegung, Ausschank vorzüglichen Tafelbieres p. p.
Aufnahme Kranker, die an ansteckenden Krankheiten leiden oder gelitten haben, ausgeschlossen.


Gesucht zum 24. Oktober ein gewandter und zuverlässiger Pferdeknecht und ein Halbknecht.

Törpt.                                                     Schulze Lohse.


Auf 8 Tage verreist
Dr. Oeinck, Lübeck
Specialarzt f. Hals= Nasen= u. Ohrenkrankheiten.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 72 Seite 3]

Unterzeichneter erklärt hierdurch, daß er niemals die Absicht gehabt, Herrn Rentier Kleinfeld in Mahlzow zu beleidigen, wenn ich eine beleidigende Aeußerung gethan haben sollte, so nehme ich sie hiermit zurück, da ich nur Gutes von ihm sagen kann.

                                                    G. Pagel.


Die gegen den Arbeitsmann J. G roth aus Schwanbeck, jetzt in Lübeck ausgesprochenen Beleidigungen nehme ich hiermit zurück.
Schwanbeck, 12. Sept. 1894.

                                                    Frau Groth.


1 Kuhfütterer
sucht zum 24. October                          
                                                    Kaiser-Stove.


Dem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend hiermit zur gefl. Nachricht, daß ich mit heutigem Datum meinen Wohnsitz nach "Güstrow i. M. Mühlenstr. 8." verlege. Für das mir in so reichem Maße bewiesene Vertrauen bestens dankend, bitte ich bei Nachbestellungen sich meiner gütigst zu erinnern.

Hochachtungsvoll                          
                                                    Theodor Liebert,
                                                    Photograph.


Nächste Woche komme ich mit Wollwaaren nach Schönberg.
Schwerin.                                                     Frau Degenhardt.


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Am Sonntag den 16. d. M.                          
Gänse=Verkegeln,
wozu freundlichst einladet                                                    
                                                    H. Schrep.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 72 Seite 4]

Farbe aller Art bei H. Brüchmann.


Den Eingang unserer
Herbst- und Winter-Neuheiten
beehren mir uns ergebenst anzuzeigen.
Unsere Abheilung für
Herren- und Knaben-Garderoben
haben wir bedeutend vergrößert.
Sämmtliche Waaren
unserer gut assortirten Läger empfehlen wir zu
äußerst billigen Preisen.
                                          Gebrüder Burchard


Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn J. Boye.
Sonntag, den 16. September 1894
Nachmittags 4 Uhr Uhr die liebe Jugend:
Die Puppenfee.
Zaubermärchen in 3 Aufzügen v. G. Zimmermann.
Abends 8 Uhr:
Deutschlands Erwachen.
Großes patriotisches Charaktergemälde mit Gesang und Tanz in 3 Abtheilungen von Dr. Hugo Müller.
Musik von Bial.
                                                    Alex. Weymann.


Apfelbäume

in den 3 bewährtesten Sorten: Wintergoldparmäne, Nonnen u. roter Eisenapfel, 1. Qualität, 8-11 cm Umfang in Meterhöhe, werden zum Baumschulenpreis besorgt: Hochstämme zu 1,75 M., bei genügender Beteiligung auch Mittelstämme zu 1,50 M. Bei anderen Sorten und Formen hat der Besteller seinen Anteil an den Unkosten zu tragen. Schriftliche Bestellungen nimmt bis zum 21. Sept. entgegen

                                                    der Vorstand des Gartenbauvereins.


Schützenhaus.
Am Sonntag, den 16. September.
4 Uhr Anstich von Hansa=Tafelbier und Münchener Spatenbräu a Seidel 15 Pf.
Frische Milch, Kaffee und Gulasch.
Von 8 Uhr an:
Tanzkränzchen.
Eintritt frei.
Tanzschleife für Herren 50 Pf.
Hierzu ladet ergebenst ein
                                                    W. Hagen, Schützenwirth.


Am Sonntag, den 16. und Montag, den 17. September d. J. findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach vorzüglichen Gewinnen statt, wozu ich mir erlaube, meine Freunde und Gönner ergebenst einzuladen.

                                                    Gastwirth Kohs,
                                                    Menzendorf.
Am Montag, den 17. September Ball.


Gartenbau-Verein

Versammlung Dienstag, den 18. d. M. abends 8 Uhr in Wieschendorfs Hotel.

                                                    Der Vorstand.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 16. September.

Frühkirche: Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-55 M., große Schweine 53-55 M., Sauen 40-48 M., Kälber 65-75 M. per 100 Pfund.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 36.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 72 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 72 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 14. September 1894.


- Schönberg. Durch den reichen Obstsegen dieses Jahres wird mancher zum Anpflanzen von Obstbäumen angeregt, auch sind die Lücken auszufüllen, die der Sturm im letzten Winter gerissen hat. Da möchten einige Winke erwünscht sein, durch deren Beobachtung sehr zum Gedeihen der Pflanzung beigetragen werden kann.
Die beste Pflanzzeit ist der Herbst. Die Wunden der Wurzeln vernarben bereits im Winter, außerdem sind im Frühjahr die besten Stämmchen der Baumschulen bereits verkauft.
Pflanze nicht zu eng. Aepfel und Birnen verlangen allseitig 10m Abstand, Süßkirschen 8m, Pflaumen und Sauerkirschen 5m. Die Bäume gerathen sonst nicht nur mit ihren Aesten, sondern auch mit den Wurzeln in einander und finden ausgesogenen Boden vor. Die großen Zwischenräume zwischen Kernobst kann man anfangs mit Pflaumenbäumen ausfüllen, die gebrauchen andere Nährstoffe und sind abgenutzt, bis die ersteren sich zur vollen Stärke entwickeln.
Pflanze keinen Kernobstbaum, wo einer bisher gestanden hat. Der Baum hat die ganze Erde, so weit seine Wurzeln reichen, erschöpft, Steinobst wird schon eher fortkommen, wenn man nicht vorzieht, ein neues Grundstück für den Obstgarten auszusuchen.
Der Boden soll locker sein. Wenn die Wurzeln auch den härtesten Boden durchdringen können, so leidet doch die Entwickelung und die Fruchtbarkeit des Baumes darunter. Ein Baumloch, selbst wenn es 2m Durchmesser hat, haben die Wurzeln bald ausgefüllt, und es folgen dann auf die paar fetten Jahre nur magere. Bei der vom Gartenbauverein veranstalteten Apfelbaumstatistik hat es sich herausgestellt, daß die jüngsten Bäume bis 20 cm Umfang, die eben erst gepflanzten mit eingerechnet, am besten tragen; an dieser betrübenden Thatsache kann allein das enge Baumloch schuld sein. Das Richtige ist, den ganzen Boden 80 cm bis 1 m tief zu rigolen, man kann es dabei so einrichten, daß der Culturboden wieder oben hin kommt. Dabei menge man die Erde mit 600 gr. Thomasschlacke und 400 gr. Kalk pro Cubikmeter. Wer sich zu dieser Arbeit nicht entschließen kann, werfe wenigstens auf einer Fläche von 2 m Breite und 10 m Länge die Culturerde zur Seite und lockere den Untergrund bis zu genannter Tiefe.
Wähle die richtigen Sorten. Für den Verkauf ist es von großem Nutzen, wenige Sorten, aber jede in möglichst großer Menge zu haben. Diese Regel wird von allen Obstzüchtern und Vereinen dringend anempfohlen. Von Aepfeln sind nach vorläufigem Ausweis der Apfelbaumstatistik für unser Fürstenthum unter den eingebürgerten Sorten folgende 3 die fruchtbarsten: 1. rother Eiserapfel (38 gut, 4 mittel, 0 schlecht), 2. die Wintergoldparmäne (31 gut, 6 mittel, 0 schlecht) und 3. der Prinzenapfel oder Nonne (136 gut, 70 mittel, 7 schlecht.) Alle 3 Sorten sind gleichzeitig von den Obsthändlern sehr gesucht.
Der rothe Eiserapfel ist eine vorzügliche Wirthschaftsfrucht, vom Baume ungenießbar, daher diebessicher, wird im Januar lagerreif, süßweinsäuerlich und hält sich sehr lange ohne zu welken und zu faulen. Er ist sehr hart und daher im Handel besonders für Conditoreien und Export sehr gesucht.
Die Wintergoldparmäne hat lachend goldgelbe Früchte mit rothen Streifen, daher weniger vor Dieben gesichert, Fleisch ist gelblichweiß, fein, abknackend, saftvoll, von gewürztem Zuckergeschmack. Ein sehr guter Tafel= und Marktapfel, der vom November lagerreif wird und sich bis Ende Februar hält. Der Baum beginnt meist im 2. oder 3. Jahr nach der Pflanzung zu tragen und trägt dann jedes Jahr reichlich. Der Prinzenapfel oder Nonne ist der allbekannte sehr geschätzte Tafel= und Marktapfel, genießbar von Ende September bis gegen Weihnachten.
- Auch 2 Lokalsorten, der Eggapfel und der Pathenapfel, zeigen große Fruchtbarkeit, jedoch ist über den Werth der Früchte noch zu wenig bekannt.
Der Gravensteiner (23 gut, 68 mittel, 8 schlecht) kommt unter den 20 am meisten angebauten Sorten an letzter Stelle, es wird fast allgemein über zu geringe Fruchtbarkeit geklagt, wahrscheinlich verlangt er feuchteren Boden und bessere Pflege. Etwas besser, aber immer noch unter Mittel, sind Sommerparmaine, Kantapfel, rother Krieger (Stettiner) und Großer Richard, über Mittel sind noch Traubapfel, Pigeon und Citronenapfel. Ueber die anderen von der Deutschen Landwirthschafts=Gesellschaft empfohlenen Sorten wird hoffentlich die Fortsetzung unserer Apfelbaustatistik Aufklärung geben. Leider stehen die meisten Fragebogen noch aus, eine regere Betheiligung wäre im Interesse unseres Obstbaues sehr zu wünschen.
Hochstamm oder Mittelstamm? Der Mittelstamm oder Halbstamm von 1 m 25 cm Kronenhöhe hat zu viele Vortheile, als daß man ihn nicht, wo irgend möglich, anwenden sollte. Das Beschneiden, das Abnehmen der Früchte, das Vertilgen des Ungeziefers, kurz alle Baumarbeiten sind leichter zu verrichten, der Saft hat einen geringeren Weg zurückzulegen, der Wind kann ihn weniger erreichen und, wo er ihn erreicht, weniger leicht umwerfen. Dazu ist ein Halbstamm auch billiger. Man sollte also den Hochstamm nur da noch wählen, wo es wegen anderweitiger Benutzung des Bodens dringend geboten ist.
Kaufe die Obstbäume aus reellen Baumschulen. Leider werden die Bäume vielfach noch von Hausierern gekauft. Diese Bäume sind in der Regel mehr oder weniger mit Fehlern behaftet, wenn es auch nur der ist, daß sie falsche Namen haben. Wenn dann der Baum tragfähig wird - vorausgesetzt, daß er nicht vorher eingeht - dann kommt statt der Ernten das Umpfropfen, und die Wartezeit beginnt von Neuem. Auch ist es verkehrte Sparsamkeit, bei einer Anlage, von der man über ein halbes Jahrhundert ernten will, um ein paar Groschen zu geizen. Das beste Pflanzmaterial ist eben gerade gut genug. Wer keine sichere Quelle für den Bezug von Obstbäumen hat, wende sich an den Gartenbauverein; derselbe läßt auch für Nichtmitglieder Stämme aus einer der renommiertesten Baumschulen zum Baumschulenpreis kommen. Ein Theil der Unkosten wird durch den Rabatt bei Bezug großer Mengen gedeckt, den Rest übernimmt - dem Zwecke des Vereins entsprechend - die Kasse.
Und nun sehe sich jeder um, ob er noch einen passenden Platz für einen Obstbaum hat, bearbeite so bald als möglich die Stelle in der oben angegebenen Weise, wenn auch nur, um es einmal zu versuchen, und bestelle sich die gewünschten Sorten. Wenn man sich über die Sorte klar ist, fügt man der Bestellung bei: "Ersatz verbeten!" Mitte Oktober schreiten wir dann zum Pflanzen.


- Schönberg. (Theater.) Am Dienstag ging "Der Hüttenbesitzer" von Ohnet in Scene. Wenn man in Betracht zieht, welches Aufsehen seinerzeit der Roman gemacht, und welche Kassenerfolge die Herren Theaterdirektoren mit obigem Stück zu verzeichnen hatten und noch heutigen Tages haben - denn der "Hüttenbesitzer" ist noch immer ein gutes Zug= und Kassenstück - so fragen wir uns verwundert, wie es möglich ist, daß es bei uns so

[ => Original lesen: 1894 Nr. 72 Seite 6]

leer bleiben konnte. Hatte man etwa kein Vertrauen, daß die Direction in der Lage sei, dieses Stück hier würdig aufzuführen? So wollen wir den Zweiflern von vornherein sagen, daß sie Unrecht haben! Wir haben selten eine bessere und abgerundete Vorstellung gesehen (nicht bloß hier, sondern auch anderwärts) als den "Hüttenbesitzer". Woher also mag es kommen, daß das Theater in diesem Jahre so schlecht besucht wird? Die Kräfte sind vorzüglich; das Ensemble ist im großen und ganzen ein besseres als im vorigen Jahre. Die Direction macht die größten Anstrengungen, verbunden mit großen pecuniären Opfern (denn die Novitäten kosten Riesenhonorare), uns die neuesten Sachen der dramatischen Literatur vorzuführen; und doch bleibt das Theater nach wie vor leer! Woran liegt das? Daran, daß hier 8 Tage lang (wie es so Mancher gerne gelten lassen möchte) ein Circus war, kann es unmöglich liegen. Also wo ist der Grund zu suchen? Wie soll der Director bei solchen Einnahmen seinen Künstlern, wie seinen übrigen Verbindlichkeiten gerecht werden? Wir glauben nicht zu viel zu sagen, wenn wir behaupten, es sei Anstandspflicht unserer hiesigen maßgebenden Kreise, dafür zu sorgen, daß eine so anständige und leistungsfähige Gesellschaft auch ehrenvoll besteht! - Gespielt wurde an diesem Abend ausgezeichnet, und wenn wir hier nicht Einzelne lobend hervorheben, so geschieht es, weil sie alle gleich brav gewesen und jeder einzelne sein Bestes hergegeben hat, um zum Gelingen des Ganzen beizutragen. Zum Schluß wollen wir noch auf die Sonntagsvorstellungen besonders aufmerksam machen und den Besuch des Theaters aufs wärmste empfehlen.                           -z.
- Neustrelitz. Wie die "L. Z." mittheilt, hat unser Reichstags=Abgeordnete Domänenpächter Nauck=Gr. Schönfeld sich am 1. d. M. in großer Lebensgefahr befunden, der er, fast wie ein Wunder, glücklich entgangen ist. Herr N. schickte am genannten Tage mehrere seiner Leute in die in der Nähe des Hofes gelegene große Füllenkoppel, um mehrere ausgewachsene Füllen, die angespannt werden sollten, einzufangen. Als die Leute nun nach einiger Zeit unverrichteter Sache zurückkamen, weil die ungeberdigen, muthigen Thiere sich nicht einfangen ließen, begab Herr N. sich selbst mit den Leuten in die Koppel, um das Einfangen seiner Thiere selbst zu übernehmen. Es wurden zu diesem Zweck die sämmtlichen Füllen in einen in der Koppel befindlichen, an einer Seite offenen Schutzschuppen getrieben; die größere Zahl der Leute stellte sich vor diese offene Seite, um die Thiere am Ausbrechen zu verhindern, und Herr N. fing mit einer den Thieren über den Hals geworfenen Wurfschlinge mehrere Füllen ein. Als nun Herr N. eben dem letzten, stärksten und ungeberdigsten Füllen die Schlinge glücklich über den Kopf geworfen hatte, wurden die sämmtlichen Füllen unruhig und durchbrachen die Kette der Leute, bevor noch jemand Herrn N. helfen konnte. Er konnte allein das wilde Thier nicht halten und mußte die Leine loslassen; er hatte aber nicht bemerkt, daß das freie Ende der Fangleine sich um das Knöchelgelenk seines rechten Fußes geschlungen hatte. Herr N. wurde zu Boden gerissen, zum Schuppen hinaus und im sausenden Galopp mehrere 1000 Schritt durch die Koppel geschleift Herr N. verlor keinen Augenblick die Besinnung und Ruhe und bemühte sich, das freie Bein und den Kopf so viel wie möglich hoch zu halten. Als nun das wüthende Thier im Lauf einen Bogen beschrieb, gelang es mehreren der am raschesten folgenden Leuten, durch Abschneidung dieses Bogens heranzukommen, sich auf die Leine zu werfen und dann endlich ihren Herrn aus seiner entsetzlichen Lage zu befreien. Mit zerschundenem Körper und ausgezerrten Gliedern, die Kleider vom Leibe gerissen, konnte Herr N. sich doch erheben und mit Unterstützung nach Hause gehen. Nachdem er mehrere Tage das Bett gehütet hatte, befindet er sich jetzt auf dem Wege zur völligen Herstellung.
- Friedland. Im April ds. Js. wurde in einem tiefen Graben unweit des benachbarten Dorfes Sophienhof der Vorschnitter Fortuna aus Schmuggerow beraubt und ermordet aufgefunden. Der That verdächtig wurde ein Kesselflicker, auf welchen man durch dessen große Geldausgaben aufmerksam gemacht war, verhaftet. Demselben gelang es jedoch, sein Alibi zu beweisen und sich von dem Verdacht des Mordes zu reinigen. Jedoch wurde er überführt, die Leiche beraubt zu haben, welche That ihm eine längere Gefängnißstrafe eintrug. In diesen Tagen ist der Mörder entdeckt, und zwar ist es kein anderer, als jener Knecht aus Ferdinandshof, der vor ca. 14 Tagen das Dienstmädchen des dortigen Arztes auch ermordet hat. Dieser Unhold hat jetzt im Gefängniß reumüthig eingestanden, auch den ersten Mord begangen zu haben.
- Malchin. Die Locomotive Nr. 113 stand am 7. d. morgens fertig geheizt auf dem Bahnhof Vollrathsruhe, um die Güter der Zuckerfabrik Dahmen zuzuführen. Der Heizer und der Führer hatten die Maschine verlassen, um sich zur Abfahrt fertig zu machen. Letzterer hatte jedoch der hohen Dampfspannung wegen eine Kleinigkeit Dampf unter üblichen Vorsichtsmaßregeln in den Cylinder gestellt. Plötzlich setzte sich die Maschine in Bewegung und ehe noch Jemand zuspringen konnte, war sie auf und davon. Bei voller Spannung und einem Gefälle von stellenweise 1 : 30 sauste der Flüchtling in rasender Geschwindigkeit dahin. Zum Glück waren unterwegs und auf der Zuckerfabrik Dahmen keine Hindernisse im Wege und alle Weichen richtig gestellt. Als der Ausreißer das Ende des Geleises erreicht hatte, sprang er, mit einem auf dem Fabrikgeleise vorgefundenen leeren Wagen, den circa drei Meter hohen Damm in einem gewaltigen Satz hinunter, unten noch einige Zeit lang seine Räder im Erdboden drehend. Geradezu wunderbare ist es, daß außer einigem Schaden an der Maschine und Wagen kein fernerer Unfall zu beklagen ist.
- Die Herbst= und Manöverparade des IX. Armeecorps wird am 19. dieses Monats auf der Roggentiner Feldmark bei Rostock stattfinden.


- In einem Landorte bei Frankfurt a. M. starb dieser Tage die Mutter zweier im Manöver befindlicher Soldaten. Als der Vater um Urlaub für seine Söhne zum Begräbniß der Mutter nachsuchte, wurde dieses Gesuch abschlägig beschieden. Auf sofortige telegraphische Bitte an den Kaiser gewährte dieser jedoch den Urlaub und zwar auf acht statt der nur erbetenen drei Tage.
- Die Brauereiarbeiter, welche durch den Bierboykott in Berlin arbeitslos in ihrem Beruf geworden sind, erklären sich bereits vielfach geneigt, zu den vor dem Boykott vorhanden gewesenen Arbeitsbedingungen die Arbeit in den Brauereien wieder aufzunehmen. Im "Böhmischen Brauhause" sind solche vor dem Boykott dort beschäftigte Arbeiter um ihre Wiedereinstellung vorstellig geworden, und haben erklärt, daß sie gewillt sind, zu den alten Bedingungen die Arbeit wieder aufzunehmen. Es ist ihnen der Bescheid geworden, daß ihrer Einstellung nichts im Wege steht, zur Zeit aber keine Plätze frei sind und Entlassungen zu Gunsten der durch den Boykott arbeitslos gewordenen Arbeiter nicht vorgenommen werden.
- Einen originellen Reinfall hat dieser Tage ein sozialdemokratischer Landapostel, der eine Agitationsreise nach einem sächsischen Dorf unternommen hatte, erlebt. In der Vollversammlung sprach der Apostel Langes und Breites über die angeblich herrschende Noth und donnerte dabei die Kraftworte in die Versammlung: "Und Ihr müßt hungern!" Da erhob sich im Hintergrund einer aus dem Dorf und erwiderte prompt: "Nee edler Menschenfreind, Hunger ham mer keenen, aber großen Dorscht!" Diese wenigen Worte bewirkten ein solches Gelächter, daß der Hetzapostel in dem Dorfe seine Rolle ausgespielt hatte.
- Mit dem am Dienstag, den 18. September von Hainburg abgehenden Wörmanndampfer reisen vierzehn Baseler und Barmener Missionare nach Afrika (Togoland, Kamerun und Goldküste).
- Wie man aus Hirschberg (Schlesien) schreibt, zeigt sich der Kamm des Riesengebirges mit Schnee bedeckt.


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