No. 65
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. August
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 65 Seite 1]

      Nachdem der bisherige Viceschulze zu Pogez, der Hauswirth H. Robrahn, auf seinen Wunsch von seinem Amt entbunden ist, hat der Hufenpächter Julius Becker daselbst nunmehr die Schulzengeschäfte übernommen und ist heute zum Ortsvorstand für Pogez bestellt, vereidigt und in sein Amt eingeführt.
                Schönberg, den 17. August 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Wie ein englisches Blatt, die "World", mittheilt, hat die Königin Victoria ihrem Enkelsohn bedingungsweise versprochen, im nächsten Frühjahr wahrscheinlich in der zweiten Woche des Mai, den preußischen Hof zu besuchen. Es sei der Herzenswunsch des Kaisers, seine bejahrte Großmutter in Potsdam begrüßen zu können; der Besuch solle aber einen rein privaten Charakter tragen.
- Der Kaiser ist nach einer guten Reise am Freitag morgen in Kiel eingetroffen und hat mittags die Reise nach Spandau fortgesetzt. Von dort aus begab sich der Monarch auf der "Alexandria" nach der Matrosenstation bei Kl. Glienicke und zu Wagen nach dem Neuen Palais bei Potsdam. - An der Herbstparade des Gardekorps wird auch die Kaiserin theilnehmen. Nach der Parade ist im Berliner Schloß Frühstückstafel, abends im Neuen Palais Paradetafel, zu der u. a. auch der österreichische Botschafter v. Szögyeny und das gesamte Botschaftspersonal geladen worden sind. - Der Kaiser ist vom König von Italien zur Steinbockjagd eingeladen worden. Er soll jedoch die Einladung für dieses Jahr abgelehnt haben.
- Es verlautet, daß König Alexander von Serbien noch im Laufe ds. Js. zum Besuch des deutschen Kaisers nach Berlin zu kommen gedenkt.
- Aus Anlaß des in Konstantinopel stattgehabten Erdbebens hat der Kaiser die Summe von 10 000 Mk. aus seiner Privatschatulle gespendet. Davon sind 5000 Mark zu allgemeinen Zwecken der Unterstützung Beschädigter, die übrigen 5000 Mark aber ausschließlich für die deutsche Schule in Konstantinopel bestimmt.
- Der Vorstand des Bundes der Landwirthe hatte im Juni v. J. an den Reichskanzler das Ersuchen gerichtet, den kaiserlichen Missionen landwirtschaftlich gebildete Sachverständige beizugeben, damit diese, wie es für Industrie, Handel u. s. w. bereits der Fall ist, über Vorgänge in den auswärtigen Staaten, welche die Landwirthschaft betreffen, rechtzeitig Bericht erstatten können. Darauf hat nunmehr der Reichskanzler erwidert, daß er geneigt sei, diesem Verlangen in den für den Handel mit landwirthschaftlichen Produkten hauptsächlich in Betracht, kommenden Ländern versuchsweise Folge zu geben und wegen Einstellung einer entsprechenden Forderung in den nächsten Etat Verfügung zu treffen.
- Zwecks Aenderung des Erbrechtes sind Erhebungen im Gange, um die Denkweise der Bevölkerung über eine solche gesetzliche Maßregel zu ergründen.
- Aus der sozialdemokratischen Schule geplaudert hat ein Genosse in Dortmund, der auf 6 Monate aus der sozialdemokratischen Partei ausgeschlossen worden ist, weil er eine boykottierte Wirtschaft besucht hatte. Der betreffende, Namens Lupp, wendet sich nun öffentlich an die "Streber, Schmarotzer und Kreutziger in der Lindenstraße" (Redaktion der Arbeiterzeitung) und droht: "Fange ich einmal an, die Sünden dieser Gesellen aufzuzählen, so wird sich noch mancher über diese Heuchler wundern." Nun, der Mann muß es ja wissen.
- Das Tragen des Paletots aus grauem Tuch nach dem Schnitt der Paletots der Infanterie=Offiziere ist nunmehr nach einer Bestimmung des Kriegsministeriums auch den zu den Unterbeamten zählenden Unterapothekern und einjährig=freiwilligen Apothekern gestattet. Die schwarzen Paletots dieser Beamten sind bis zum 1. April 1898 aufzutragen.
- Am Montag hat die Salzburger Artillerie und Kavallerie auf dem direkten Marsche nach dem Manöverfelde zwischen Wörgel und Kufstein eine Stunde Rast in Reichenhall gemacht. Hier wurden sie festlich empfangen. Die österreichischen Offiziere wie die Mannschaften wurden bewirtet. Zwischen den österr. Truppen und der deutschen Bevölkerung kam es zu herzlichen Verbrüderungskundgebungen. Es ist das erste Mal seit 1866, daß sich österreichische Truppen auf deutschem Boden befanden.
- Der Verband deutscher Leinenindustrieller hatte, wie gemeldet, an das Kriegsministerium eine Eingabe gerichtet, welche sich mit der Frage der Ersetzung leinener Bekleidungsstücke des Heeres durch wollene und baumwollene beschäftigte und den Wunsch ausdrückte, wenigstens in Friedenszeiten die Verwendung leinener Stoffe beizubehalten. Die ausführliche Antwort des Kriegsministeriums nimmt zumeist eine ablehnende Haltung ein und betont, daß bei der Bekleidung und Ausrüstung des Heeres allein die Rücksicht auf den Krieg maßgebend sei.
- Die neuen vierten Bataillone werden jetzt zum ersten Male programmäßig durch Einziehung von Reserven zur Manöverzeit auf die Stärke der andern Bataillone gebracht.
- In Dessau ist General d. Inf. z. D. von Oppeln=Bronikowsky gestorben. Er war zuletzt Gouverneur von Metz.
- Als nach einem Brande der Zuckerfabrik in Wreschen der Geldschrank, der angeblich nur kurze Zeit dem Feuer ausgesetzt war, geöffnet wurde, waren sämmtliche Werthpapiere (über 100 000 Mk.) zerstört.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 65 Seite 2]

- Major von Wißmann ist jetzt mit der Fertigstellung der Beschreibung seiner früheren und letzten Erlebnisse in Afrika beschäftigt. Das neue Werk, das sich umfangreich gestalten soll, führt den Titel "Geschichte der Niederwerfung des arabischen Aufstandes in Ostafrika" und wird alle darauf bezüglichen Berichte, Tagebuchblätter, Gefechtsbriefe, statistische Notizen, photographische Aufnahmen, Zeichnungen und Karten enthalten. Mitarbeiter an dem historischen Werke ist der frühere Adjutant des Majors v. Wißmann, Herr Dr. Bumiller in Wiesbaden.
- Bei Schießübungen des 6. Grenadier und 46. Inf.=Regiments in der Nähe von Meseritz wurde eine Frau, die trotz der Warnungen der ausgestellten Posten das gefährdete Gelände betrat, erschossen.
- In Hildesheim ist eine Frau in der Narkose bei einer zahnärztlichen Operation gestorben.
- Der Verein deutscher Zahnkünstler hält am 25., 26., 27. und 28. August in Heidelberg seine 14. Generalversammlung ab.
- In Koblenz wurden die ersten reifen Moseltrauben auf den Markt gebracht. Sie stammen aus Dieblich und wurden mit 40 Pfennig das Pfund bezahlt.
- Der jugendliche Prinz Emanuel von Orleans der Sohn des Herzogs von Alenç,on, tritt nächstens als Lieutenant in die österreichische Armee ein.
- Der 14. August ist für Bulgarien ein Festtag gewesen, denn Fürst Ferdinand hat den siebenten Jahrestag seiner Thronbesteigung gefeiert. Man kann sagen, daß mit diesem Tag ein neuer Abschnitt in der Geschichte Bulgariens anhebt, da an demselben die Auflösung der Sobranje angekündigt worden ist. Die neue Sobranje wird voraussichtlich ein ganz anderes Gesicht zeigen und auch Klarheit darüber bringen, ob mit der äußeren Politik Stambulows, die sich einer Aussöhnung mit Rußland beharrlich widersetzt hat, endgültig gebrochen werden soll oder nicht. Ob der neue Abschnitt für die Geschicke Bulgariens eine Besserung bedeutet, ist eine andere Frage, die angesichts der Schwankungen, die sich in der Politik der neuen Machthaber bemerkbar machen, nicht leicht bejaht werden dürfte.
- In London tagt zurzeit eine Versammlung der griechischen Staatsgläubiger. Die deutschen Gläubiger sind gegen Annahme der Vorschläge des griechischen Ministers Tricupis, da nach denselben tatsächlich statt der zugesicherten 5 Prozent im Jahre 1894 nur 1,6 Prozent, im Jahre 1900 nur 1,7 Prozent und erst nach 20 Jahren 2 Prozent Zinsgenuß erreicht werden. Hier kommt also zur unverantwortlichen liederlichen Finanzwirthschaft noch eine bodenlose Unverfrorenheit! Gegen das bankerotte Griechenland wäre Milde und Entgegenkommen absolut nicht am Platze.
- Die neue Towerbrücke in London hatte in den ersten 2 Wochen ihrer Benutzung einen ganz unglaublichen Verehr, da während dieser Zeit nicht weniger als 1 270 000 Personen dieselbe passierten. In 12 Tagen wurde dieselbe von 75 000 Fahrzeugen, meist Frachtwagen benutzt. Die Joche welche zum Durchlassen der Schiffe dienen, mußten während der Zeit 300mal gehoben werden, um 370 Fahrzeuge durchzulassen Diese Hebung macht sich jedoch nur bei den allergrößten Segelschiffen notwendig, während Dampfer und kleinere Segler ohne weiteres unter die Brücke hinwegfahren. Im Durchschnitt passierten täglich 80 000 Personen und 6500 Fahrzeuge die Brücke.
- Das im Paris unterzeichnete Uebereinkommen zwischen dem unabhängigen Kongo=Staate und Frankreich umfaßt 4 Artikel. Artikel I setzt als Grenze des Kongo=Staates den Thalweg des Mbomu und den die Wasserscheide zwischen Kongo und Nil bildenden Gebirgskamm fest. Artikel II giebt Frankreich unter gewissen Bedingungen das Recht der Polizei über den Lauf des Mbomu und das Recht des Uebertritts auf das linke Ufer des Flusses. Im Artikel III verzichtet der Kongostaat auf die Besetzung von Gebiet im Norden und Westen einer Linie, welche am 30. Meridian beginnt und am Nil im Norden von Lado endigt. Artikel IV behandelt die Wiederbesetzung bestimmter Posten durch Frankreich.
- Ueber die Hinrichtung des Präsidenten=Mörders Caserio liegen folgende nähere Meldungen vor: In der Nacht zum 16. August, um 1 Uhr, besetzten in Lyon Truppen und ein großes Aufgebot von Polizisten den Platz vor dem Paulgefängniß. Nachdem um 3 Uhr der Wagen mit der Guillotine eingetroffen war, erschienen um 4 Uhr der Sicherheitsdirector, der Staatsanwalt und die übrigen Gerichtspersonen. Etwa 100 Personen - Beamte, Officiere und Journalisten - hatten Zutrittskarten erhalten und sich um die Guillotine aufgestellt. Um 4 Uhr 40 Min. betrat der Gefängnißdirector mit den Gerichtspersonen die Zelle Caserios, welcher noch fest schlief und erst geweckt werden mußte. Er schien im ersten Augenblicke ganz überrascht zu sein und nicht zu wissen, was man von ihm wolle. Der Gefängnißdirector rief ihm zu: "Muth, Caserio! Die Stunde ist gekommen." Caserio richtete sich auf, wurde todtenbleich und war nahe daran, ohnmächtig zu werden. Er verweigerte jede Speise und Trank, auch den Zuspruch eines Geistlichen, indem er erklärte, daß er nichts mitzutheilen und keinen letzten Wunsch auszudrücken habe. Nur einen Brief an seine Mutter bat er zu besorgen. Während der Henkertoilette steigerte sich die Angst Caserios bis zum äußersten, er zitterte convulsivisch am ganzen Leibe. Als der Polizeidirector der Mutter Caserios Erwähnung that, weinte dieser, ermannte sich aber bald wieder. Von diesem Augenblick an sprach er nicht mehr. Er bestieg nunmehr den Wagen, welcher ihn zur Richtstätte brachte. Als er den Wagen verließ, war er schrecklich bleich, sein Gesicht fast verzerrt. Dann schritt er aber festen Schrittes auf die Guillotine zu und rief: "Muth, Kameraden! Es lebe die Anarchie!" Um 4 Uhr 55 Minuten war die Hinrichtung vollzogen. Die Menge klatschte Beifall und rief: "Bravo! Bravo! Der Gerechtigkeit ist genügt!" - In dem Augenblicke, als der Leichenwagen mit der Leiche abfuhr, wiederholte ein Sträfling im Gefängniß Saint Paul den Ruf: "Es lebe die Anarchie!" den er schon in der Nacht einmal ausgestoßen hatte; eine Untersuchung ist deswegen eingeleitet worden. Der Hinrichtung wohnte eine zahlreiche Menschenmenge bei, die aber von Polizisten und Soldaten, welche alle auf dem Hinrichtungsplatz mündende Straßen besetzt hatten, entfernt gehalten wurde. - Im Anschluß hieran wird daran erinnert, daß vor 16 Jahren an demselben Tage der Kopf Hödels in Berlin fiel.
- Auch bei dem Unglücksfall, der die Tochter des Zaren und ihren Gemahl an deren Hochzeitstag betroffen hat, soll es neueren Nachrichten zufolge nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Wenn man sich an das auffällig späte Eintreffen der Nachricht von dem Unglücksfall erinnert und an die seltsame Begründung desselben: daß der Kutscher, vom Feuerwerk geblendet, den Weg nicht mehr gesehen habe, so kann übrigens eine Meldung in dem oben angedeuteten Sinn nicht Wunder nehmen. In einem Telegramm des Wiener "Fremdenblatts" wird jetzt behauptet, in Petersburg führe man den angeblichen Unfall, der schlimmer verlaufen sei, als man offiziell zugebe, auf ein Attentat zurück. Wie man erzählt, stürzte der Wagen, der das großfürstliche Paar von Peterhof, wo das Hochzeitsmahl stattgefunden hatte, nach schloß Ropscha bringen sollte, in einen tiefen Graben, weil die Brücke, über welche er fahren mußte, mitten entzwei gesägt war. Die Großfürstin Xenia brach den rechten Arm, der Großfürst wurde schwer am Kopf verwundet, der Kutscher blieb mit zerschmettertem Schädel tot liegen. Die russische Zensur habe den Blättern verboten, den wahren Sachverhalt zu berichten.
- Der Kaiser von Rußland hat den Erbprinzen Danilo von Montenegro zum Obersten im 15. Jägerregiment ernannt, ein Beweis, daß der Zar seine guten Freunde in den Schwarzen Bergen immer noch zu schätzen weiß, wenn sie auch lange nicht mehr die einzigen sind.
- Der russische Hofkaplan Yanichem wird demnächst in London eintreffen, um den Glaubenswechsel der Prinzessin Alix von Hessen, der Braut des Großfürsten=Thronfolgers, zu vollenden, der immer noch auf einige Schwierigkeiten gestoßen war. Jetzt hat aber die Prinzessin ihre Bereitwilligkeit dazu erklärt.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 65 Seite 3]

- Der Czar reist Mitte September nach Dänemark. In Fredensborg haben die Vorbereitungen zum Empfange schon begonnen.
- Der "Pall Mall Gazette" zufolge sind in den letzten Tagen 400 Anarchisten vom Kontinent in England gelandet.
- Am Ostabhange des Aetna hat sich ein großer Feuer speiender Krater eröffnet.
- Erst in diesen Tagen ist die Coxey'sche "Armee der Arbeitslosen", die aus allen Teilen der Vereinigten Staaten nach Washington gerückt war, um das Kapitol zu belagern und sich dadurch Brot zu erzwingen, vollends verschwunden. Nachdem seit Wochen die Abenteurer in Scharen desertiert waren, zählte das Heer Coxeys am vorigen Mittwoch nur noch 88 Mann, die, da sie nicht weichen wollten, alle zusammen wegen Landstreicherei verhaftet wurden.
- Die Blattern hausen in der Kap=Kolonie. Wahrscheinlich sind sie von Transvaal eingeschleppt worden. Am meisten und fast ausschließlich leiden die Kaffern.
- Die schon so oft angekündigten äthiopischen Briefmarken werden Ende d. M. in Entotto, der Hauptstadt von Aethiopien, zur Ausgabe gelangen. Dieselben wurden auf Befehl des Negus in Paris angefertigt und sind im Juni nach ihrem Bestimmungsorte abgegangen.
- Das Grab Leos XIII. Wie verlautet, hat der Bildhauer Marau vom Papste den Auftrag erhalten, des Papstes Grabdenkmal herzustellen. Es ist ganz aus weißem carrarischen Marmor. Auf dem Deckel des Sarkophags ruht ein Löwe, der mit der einen Pranke die Tiara festhält. Rechts vom Sarkophage steht der "Glaube", in der einen Hand die Fackel, in der anderen die Glaubenstafeln. Links steht die "Wahrheit", das Wappen des Papstes in Händen. Die Inschrift auf dem Grabe lautet:

"Hic Leo XIII. P. M. Pulvis est."

                          Die Visitenkarte.

         Visitenkarten sind bequem
         Und oft im Leben angenehm.

         Wer danken will, schreibt drauf p. r.,
         Das heißt zu deutsch: ich danke sehr.

         Thut Dir das Leid des andern Weh,
         Schreibst auf die Karte Du p. c.

         Der Glückwunsch, was er auch betreff',
         Er lautet einfach nur p. f.

         Willst ferner sagen Du Adieu,
         so schreibst Du einfach p. p. c.

         Bringst einen Fremden Du ins Haus,
         So drückst Du es durch p. p. aus.

         Und in der Kart' ein Eselsohr
         Bedeutet: "Ich sprach selber vor."


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Neschow sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. des minorennen Rudolph Baars daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte in dem auf

Sonnabend, den 3. November 1894,
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludiert sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 15. August 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Die vielen Anfragen wegen der Herstellung der Bänke und Anlagen des Verschönerungsvereins haben in der am vorigen Sonnabend abgehaltenen Sitzung des Vereins zu dem Beschluß geführt, daß von den Mitgliedern des Vereins ein Jahresbeitrag von 2 M. eingefordert werden soll, zunächst um die verfallenden Bänke und Anlagen herzustellen, und werden die Mitglieder gebeten, den Beitrag an den Kassenführer Giersdorf oder den Stadtdiener Stree gegen Quittung in der Liste zu zahlen.
Schönberg, d. 18. Aug. 1894.

Der Vorstand.
G. Horn.


Verreise auf einige Wochen. Mein Vertreter ist der prakt. Arzt Herr Dr. Loescher.                                                     Dr. Dethloff.


Nachdem in letzter Zeit wiederholt Unfug auf meinem Acker und in meiner Holzkoppel verübt worden ist, verbiete ich hiermit jegliches Betreten meiner Grundstücke bei Strafe von 30 M. und sichere gleichzeitig demjenigen, welcher mir den oder die Thäter so nachweist, daß sie gerichtlich verurtheilt werden können, eine Belohnung von 30 M. zu.
Palingen, den 19. August 1894.

                                                    Hauswirth Johann Koopmann.


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Schlutup.                                                     Franz Westphal.


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[ => Original lesen: 1894 Nr. 65 Seite 4]
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Das Sedanfest
wird in diesem Jahre am Sonntag den 2. September gefeiert werden. Die Bekanntgebung des Programms erfolgt nächstens.
Das Sedan-Comité
des Kriegervereins f. d. Fürstenth. Ratzeb.


Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn J. Boye.
Mittwoch, den 22. August 1894
Grosstadtluft.
Lustspiel in 4 Acten von Franz v. Schönthan und Kadelburg.
Freitag, den 24. August
Doctor Klaus.
Lustspiel in 5 Acten von Adolph L'Aronge.
                                                    Alex Weymann.


Zum Scheibenschiessen
am Sonntag, den 26. August
und Montag, d. 27.
ladet ergebenst ein                          
                                                    Frau Holst.
                                                    Neue Welt.
Montag Tanz.


Geladene                          
                          Jagdpatronen

mit gewöhnl. Pulver und rauchschwachem Pulver, Patronenhülsen, Zündhütchen, Papp= und Filzpfropfen, Jagdpulver und Naßbrand, Patentschrot und Hartschrot empfiehlt billigstens

                                                    Aug. Spehr.


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Ia ungeblauten grobkörnigen
Cristallzucker
empfiehlt billigstens                                                     Aug. Spehr.


Für erwiesene Theilnahme bei der Beerdigung meines Mannes sagen herzlichen Dank

                                                    Frau Johanna Stein
                                                    nebst Kindern.


Im Jahre 1894
in der Gemeinde Selmsdorf

      A. Geboren: 22 Personen.

  1. d.   7. Jan. d. Büdner Borgwardt zu Selmsdorf 1 Tochter.
  2. d.   8. Jan. dem Arb. Kohert zu Bardowick 1 Sohn.
  3. d. 20. Jan. dem Ziegler Rügge zu Lauen (Ziegelei) Zwillinge (2 Knaben.)
  4. d.   4. Febr. 1 unehel. Sohn zu Selmsdorf.
  5. d. 21. Febr. dem Arb. Welluer zu Selmsdorf 1 Sohn.
  6. d.   2. März dem Arb. Suhr zu Selmsdorf 1 Tochter.
  7. d. 31. März dem Arb. Schütt zu Selmsdorf 1 Tochter.
  8. d.   1. April dem Arb. Möller zu Selmsdorf 1 Sohn.
  9. d. 11. April dem Fuhrm. Schröder zu Selmsdorf 1 Sohn.
10. d. 17. April dem Gastw. Sterly zu Zarnewenz 1 Tochter.
11. d. 18. Mai dem Schneider Schröder zu Selmsdorf 1 Sohn.
12. d.   4. Juni 1 unehel. Tochter zu Lauen.
13. d. 24. Mai dem Hausw. Drews zu Lauen 1 Tochter.
14. d. 27. Mai dem Arb. Voß zu Zarnewenz 1 Tochter.
15. d.   4. Juni 1 unehel. Sohn zu Zarnewenz.
16. d.   7. Juni dem Arb. Mahn zu Hof Selmsdorf 1 Tochter.
17. d. 20. Juni 1 unehel. Sohn zu Selmsdorf.
18. d. 25. Juni dem Schlachter Bahr zu Selmsdorf 1 Sohn.
19. d.   2. Juli dem Arb. Puls zu Selmsdorf 1 Sohn.
20. d. 11. Juli dem Arb. Buchholz zu Bardowick 1 Sohn.
21. d. 26. Juli dem Aufkäufer Maaß zu Selmsdorf 1 Sohn.

      B. Gestorben: 10 Personen.

  1. d.   1. Jan. Peter Hinr. Wiencke, Hauswirthsaltentheiler zu Sülsdorf 79 Jahre.
  2. d. 24. Jan. Annemarie Rechin, Schulmeistertochter zu Teschow 6 Monate.
  3. d.   4. Febr. Emma Harms Arb. Tochterkind zu Selmsdorf 4 Monate.
  4. d. 20. Febr. Louise Otto Büdnerstochter zu Selmsdorf 9 Monate.
  5. d. 17. März Helene Voß Arb. Tochter zu Sülsdorf 6 Monate.
  6. d. 23. März Kath. Böcken Arb. Ehefrau zu Lauen 70 1/2 Jahre.
  7. d.   2. Mai Joach. Lühr Arb. Tochterkind zu Lauen 1 1/2 Jahr.
  8. d. 10. Juni Emma Weichert Arb. Tochter zu Hof Selmsdorf 4 Jahre 8 Monate.
  9. d. 27. Juni Anna Staaß Arb. Ehefrau zu Lauen 36 Jahre.
10. d. 2. Juli Karol. Schütt Arb. Tochter zu Selmsdorf 3 Monate.

      C. Copulirte: 3 Paare.

  1. d. 27. April Heinrich Kleinfeld, Musiker, zu Selmsdorf mit Katharina Heibei Arb. Tochter zu Selmsdorf.
  2. d.   5. Mai Mustin Arb. zu Selmsdorf mit Jungfrau Caroline Voß Arb. Tochter zu Schlutup.
  3. d. 25. Mai Joachim Jahnke Bahnwärter zu Lüdersdorf mit Jungfrau Karoline Wigger Arb. Tochter zu Selmsdorf.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 54-55 M., große Schweine 52-54 M., Sauen 38-47 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 65 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 65 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. August 1894.


- Aus dem Ostseebade Gr. Müritz wird der "R.=Z." von einer wackeren That gemeldet: Bei mäßigem Wellengange, aber außergewöhnlich hohem Wasserstande badete Mittwoch früh eine hier zur Cur weilende Dame aus Dresden. Da durch den Seegang der letzten Tage Löcher in den Seeboden gewühlt waren, muß die Dame plötzlich den Grund verloren haben und in Folge des Schreckens ohnmächtig geworden sein; jedenfalls war sie auf einmal verschwunden. Aus der Damenbadeanstalt ertönten Hülferufe, die schwarze Nothflagge wurde aufgezogen, aber keine von den Damen war im Stande, Hülfe zu bringen. Da stürzte der hier ebenfalls als Curgast sich aufhaltende Professor Hegemann aus Berlin in voller Kleidung in die Wellen und rettete mit eigener Lebensgefahr die bereits Bewußtlose, mußte sie auch, da einige andere Herren es über sich brachten, ruhig zuzusehen, anstatt mit Hand anzulegen, bis zur Damenbadeanstalt tragen. Die Wiederbelebungsversuche wurden vom Bademeister Winter angestellt, der nach längeren Bemühungen auch die Dame zum Bewußtsein brachte; das Weitere wurde von dem inzwischen herbeigeholten Badearzte veranlaßt.
- Aufregenden Ringkämpfen wohnte der Kaiser am Dienstag in Aldershot bei seinem Besuch des neuen Militär=Gymnasiums bei. "Die Halle war," so berichtet man der Köln. Ztg., "festlich geschmückt und gedrängt voll; und zwei Boxer bearbeiteten sich eben weidlich, als der Kaiser eintrat. Es empfing ihn Oberst Fox, der liebenswürdige Direktor der Armee=Gymnasien. Die Anwesenden erhoben sich, bis er mit dem Herzog von Connaught und dem Gefolge die Sessel im Rücken des Richters eingenommen; und dann entspann sich unter zwei anerkannten Preisboxern, Tom Burrows, dem ersten Athleten von Australien, und Tom Williams, dem Hauptboxer leichten Gewichts von demselben Erdtheil, ein außergewöhnlich hitziger Kampf. Wie bei den römischen Gladiatoren merkte man, daß des Cäsars Augen auf ihnen ruhten. Die Püffe fielen so hageldicht, daß der Kaiser nicht umhin konnte, in den Beifall mit leichtem Klatschen einzustimmen; auch ließ er sich nach der ersten "Runde" einen Boxerhandschuh geben. Diesem Faust=Sport folgten Säbel= und Florett=Zweikämpfe, die aber selbstverständlich ihres internationalen Characters wegen nicht dasselbe Interesse erregen konnten, wie die echt englische "edle Kunst der Selbstverteidigung". Der interessanteste Theil der Vorstellung aber war der Kaiser selbst in der neuen Offiziers=Interimstracht seines Dragonerregiments. Sie besteht aus einem enganschließenden Gehrocke mit einem goldgewirkten Säbelgurt, engen, mit gelben Streifen versehenen Beinkleidern und dem bekannten englischen Soldatenbarett mit breiter Goldborte; er trug dasselbe vorschriftsmäßig auf dem rechten Ohre und erweckte damit den Eindruck der Keckheit, die sonst der kaiserlichen Majestät fernliegt. Im übrigen - und das war das allgemeine Urtheil - sieht er in dieser Uniform ungewöhnlich vorteilhaft, schlank und jugendlich aus. "Three Cheers for His Majesty!" erschallte es vom Hintergrunde her, als er zum Abschied aufstand, aber aus diesen drei durchaus ungezwungenen Hurrahs wurden mindestens acht, bis er durch die Eingangsthür verschwunden war."
- Der Kaiser hat sich nach der Zusammenstellung einer Zeitungskorrespondenz innerhalb Jahresfrist, seit dem 15. August v. J., an welchem Tage die Herbstparade des Gardekorps auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin stattfand, bis einschließlich 14. Aug. d. J. an 166 Tagen in Berlin oder im Neuen Palais bei Potsdam aufgehalten, während die übrigen 199 Tage für Reisen in Anspruch genommen worden sind. Die Reisen wurden theils zum Zwecke militärischer Besichtigungen, Beiwohnung von Manövern und aus Rücksichten der Repräsentation unternommen, theils waren die Abhaltung von Jagden und das Bedürfnis der Erholung Veranlassung zu denselben. Manöver und dergl. führten den Kaiser in dem vorgenannten Zeitraum nach Perleberg, Jüterbogk, Salzwedel, Koblenz, Trier, Metz, Straßburg, Karlsruhe, Stuttgart, Güns in Ungarn, Kiel, Wilhelmshaven, zusammen 27 Tage. An Repräsentationsreisen in Deutschland kommen in Betracht die Fahrten nach Schwerin zur Denkmalsenthüllung Friedrich Franz II., Coburg zu den Beisetzungsfeierlichkeiten des Herzogs Ernst, Bremen zur Denkmalsfeier für Kaiser Wilhelm I., Dresden zum Dienstjubiläum und Geburtstag des Königs, nach Hannover in Gemeinschaft mit der Kaiserin, nach Coburg zu der Hochzeitsfeier des Großherzogs von Hessen, zusammen 16 Tage. Der Kaiser jagte bei Friedrichsmoor, Rudow, Mohàcs in Ungarn, Herljunga in Schweden, in der Rominter Haide, bei Hubertusstock, Bebenhausen in Württemberg, in Piesdorf, Kuchelna in Oberschlesien, in der Göhrde, bei Neugattersleben, Springe, Barby, Bückeburg (in Baden), bei Wasungen und schließlich in Pröckelwitz. Einen dreiwöchigen Frühjahrsaufenthalt in Abbazia mit Fahrten nach Pola, Venedig und Wien folgte im Sommer die Reise zur Regatta in Kiel, der sich die Nordlandsreise anschloß. Demnächst folgte die Reise nach England, von der die Rückkehr unmittelbar vor der diesjährigen Berliner Herbstparade erfolgte. Im ganzen sind durch den Kaiser während der Reisen mit Eisenbahn und Schiff 30 000 Kilometer zurückgelegt worden; die Fahrten von Berlin nach Potsdam, Spandau, sowie die Ausflüge auf den Reisen sind in dieser Zahl nicht mit einbegriffen.
- In Ohio ist kürzlich ein Mann zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt worden, weil er drei Hühner gestohlen hatte. Die Bürger in jenem Staate haben sich nämlich gegen die üppig emporwuchernde Verbrecherwelt nicht anders helfen können, als durch den Erlaß eines Gesetzes, wonach ein gewerbsmäßiger Verbrecher, wenn er zum dritten Male ins Zuchthaus komme, auf Lebenszeit eingesperrt werden sollte. Der Betreffende erhielt seine erste Strafe wegen Angriffs auf die Person mit der Absicht, zu rauben, seine zweite wegen Hehlerei; die dritte erfolgte wegen Hühnerdiebstahls.
- 84 Konfektioneusen wurden in der vergangenen Woche von Berliner Konfektionsfirmen gesucht. Darunter wurden verlangt "deutsche normale Damen", Damen mit "guter gelb Stern=Figur", "junge Mädchen mit gelb Stern=Figur", "stark normale Figur", "deutsche gelb Figur", "Figur 46", "rot Stern=Figur", "Backfisch=Figur" etc.
- Die Einquartierungslast wird diesmal für die Ortschaften in dem Manöverterrain der Mark besonders schwer empfunden. So hat Köpenick in der Zeit vom 17. August bis 15. September 209 Officiere, 5122 Mann und 1050 Pferde aufzunehmen (Köpenik hat 9000 Einwohner.) Der frankfurter Magistrat macht amtlich bekannt, daß bei dem Umfang der Einquartierung eine genaue Erfüllung der reglementarischen Vorschriften mit Schwierigkeiten verbunden sein wird, und appellirt deshalb an die patriotische Gesinnung der Hausbesitzer.
- Unter den Versuchsgegenständen, die vom ersten Bataillon des Kaiser Alexander=Garde=Grenadierregiments in Berlin auf ihre Brauchbarkeit geprüft werden, befindet sich gegenwärtig nicht mehr wie Alles von der Ausrüstung des Soldaten. So trägt man jetzt zur Probe Trikothemden, ferner Unterbeinkleider, die auch als Sommeroberhosen

[ => Original lesen: 1894 Nr. 65 Seite 6]

gebraucht werden können. Die Leute tragen auch Versuchsstrümpfe und die Stiefel sind mit Aluminiumnägeln beschlagen. Auch werden die Schnürschuhe und Stiefel nicht von der Kammer angepaßt, sondern genau für den Fuß jedes Einzelnen nach Maß angefertigt. Die Waffenröcke haben Klappkragen und der Helm mit Aluminiumbeschlag wiegt nur ein Viertelpfund. An dem schwarzen Lederzeug ist der gesammte Beschlag aus Aluminium, dessen Verwendung sich bis auf Versuche selbst mit Knöpfen ausdehnt. Der Tornister zerfällt in Kasten und sog. Sturmgepäck. Zeltbahn, Mantel, an welchem sämmtliches Futter wegfällt, und Kochgeschirr sind an diesem Probegepäck so befestigt, daß der Tornisterkasten leicht entfernt werden kann, und nur das Sturmgepäck beim Manne bleibt, das in drei eisernen Portionen die Munition, etwas Zwieback, sowie Fleisch= und Gemüsekonserven enthält.
- Fürst Bismarck in Varzin. Der Altreichskanzler lebt auf seinem umfangreichen Landsitz in ruhiger Zurückgezogenheit; Graf Rantzau und dessen Familie, sowie Prof. Schweninger und Dr. Chrisander sind stets in seiner Umgebung. Graf Rantzau, der Schwiegersohn des Fürsten, öffnet regelmäßig die eingehenden Postsachen; Briefe die den Fürsten aufregen oder nachteilig auf seine Gesundheit wirken könnten, werden vom Grafen und den Sekretären beantwortet. Der Postbote holt auf einem Velociped die Sendungen von Station Hammermühle. Der Fürst geht oft nach dem Gutshofe und besichtigt dort die große Dampfmolkerei, die Brennerei und den Viehstand; er läßt sich über das Wichtigste Bericht erstatten und giebt über alles sein Gutachten ab. In Varzin wird in diesem Jahr ein neues Gasthaus gebaut; auch diesen Bau hat der Fürst in Augenschein genommen. Täglich macht er seine Ausfahrten, die ihn durch die Feldmark oder die Waldungen von Varzin führen.
- Sonst und jetzt. Ein noch viel schlimmerer Wirbelsturm, als der jüngst über einen Theil Oberbayerns gegangene hat am 12 Mai 1582 einen anderen Theil Oberbayerns verheerend heimgesucht. Die Folge war nicht, daß Hilfskomitees gebildet wurden, sondern vierundvierzig Weiber und drei Männer wurden unter der Anklage verbrannt, daß sie durch Zaubermittel das Unwetter bei einem Hexenrendezvous gemacht hätten.
- Verkaufte Offiziersstellen. In England wurden bekanntlich früher alle Offiziersstellen bis zu jener des Obersten verkauft. Zu Anfang der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts, beim Regierungsantritt des Königs Georg IV. (1821), sollte die Armee vermindert werden, infolge dessen auch die Preise der Offiziersstellen erhöht werden mußten. Eine damalige englische Zeitschrift teilte daraufhin folgendes Verzeichnis der Preise mit, welches in Zukunft statthaben sollte. Bei der Reiterei: Oberstlieutenant 6175 Pfd. St., Major 4575, Kapitän 3225, Lieutenant 1197 und Cornet 840 Pfd. St.; beim Fußvolk: Major 3200, Hauptmann 1800, Lieutenant 700 u. Fähnrich 450 Pfd. St. Man sieht hieraus, daß das Vergnügen englischer Offizier zu sein, höllisch viel Geld kostete, denn die Stelle eines Oberstlieutenants bei der Reiterei betrug nach heutigem Geld rund 120 000 Mark. Ueber die Einkünfte der Herren finden sich in dem betreffenden Artikel keine Angaben.
- Das Heiratsalter. Die verschiedenen Gesetzgebungen haben die Minimalgrenze des heiratsfähigen Alters verschieden festgesetzt. Auf Grund der betreffenden Gesetzgebung ergiebt es sich, daß heiraten dürfen in Oesterreich: Mädchen von 14, Männer von 14 Jahren. Deutschland: Mädchen von 14, Männer von 18 Jahren. Belgien: Mädchen von 15, Männer von 18 Jahren. Spanien: Mädchen von 12, Männer von 14 Jahren. Frankreich: Mädchen von 15, Männer von 18 Jahren. Griechenland: Mädchen von 12, Männer von 14 Jahren. Ungarn (Katholiken und Orthodoxe:) Mädchen von 12, Männer von 14 Jahren. Ungarn (Protestanten): Mädchen von 15, Männer von 18 Jahren. Italien: Mädchen von 15, Männer von 18 Jahren. Portugal: Mädchen von 12, Männer von 14 Jahren, Rußland: Mädchen von 15, Männer von 18 Jahren. Rumänien: Mädchen von 16, Männer von 18 Jahren. Schweiz (je nach den Kantonen): Mädchen von 12 bis 17, Männer von 14 bis 20 Jahren. Wie man aus dieser Zusammenstellung sieht, bildet in zivilisierten Ländern, bei Mädchen das zwölfte, bei Männern das Vierzehnte Lebensjahr die Minimalgrenze des heiratsfähigen Alters. Diese Gesetzesbestimmungen entsprechen natürlich nur höchst selten den thatsächlichen Verhältnissen. Im Gegenteil: man hat in den zivilisiertesten Ländern, wie in England und in Frankreich, besonders beim Mittelstand und in der Aristokratie die Beobachtung gemacht, daß das Heiratsalter in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist. Mädchen, die vor 30 oder 40 Jahren als "sitzen geblieben" gegolten hätten, sind heute eine "reife Partie", und daß man als Junggeselle nahezu ein Großvateralter erreichen muß, um ganz außer Berechnung gelassen zu werden, ist auch bei uns zu Lande bekannt. Diese von der Statistik bestätigten Verhältnisse sind in dem erschwerten "Kampf ums Dasein" begründet. Das Gesetz aber steht mit seinen Bestimmungen fast überall auf dem Standpunkt: "Es giebt keine Kinder mehr" und erklärt zum Beispiel in Spanien Ehen zwischen 14jährigen "Männern" und 12jährigen Mädchen für giltig. Im Orient hält man sich bloß an thatsächliche Verhältnisse und in Egypten gehören abgeblühte und verwelkte Frauen von 14 Jahren nicht zu den Seltenheiten. In Indien giebt es der 13jährigen Witwen eine große Menge, denn erst vor etwa 2 Jahren hat sich die englische Regierung zu einer Reform der indischen Ehegesetze entschlossen, durch welche es unmöglich gemacht wird, daß Mädchen von 10 bis 12 Jahren von ihren Eltern an Gatten verkauft werden, die fünfmal so alt sind.
- Ein Lebenszeichen von dem Füsilier Kutschke (Hoffmann=Breslau) kommt aus Mannheim. Dort hat bekanntlich dieser Tage der Bund der Ritter des eisernen Kreuzes eine Delegierten=Versammlung abgehalten, an der auch der bekannte Dichter des "Napoliums=Liedes" Theil nahm, dem besondere Ovationen bereitet wurden. Zum Dank dafür hat er einem Mannheimer Blatte folgende Verschen übersandt:

                          In Heidelberg.
        Im alten Schloß zu Heidelberg
            Sitz ich in tiefen Gedanken,
        Im alten Schlosse zu Heidelberg
            Trink ich, wo viele schon tranken,
        Im alten Schlosse zu Heidelberg,
            Wo einst der Franzmann geprahlet,
        Sing' ich in freud'ger Erinnerung stolz:
            Wir haben's ihm heimgezahlet.
        Im alten Schlosse zu Heidelberg
            Die Perlen im Glase blinken,
        Im alten Schlosse zu Heidelberg
            Da möchte ich trinken und trinken.
        Im alten Schlosse zu Heidelberg
            Ruf ich zu den alten Kameraden:
        Auf! Lasset uns schwingen den vollen Pokal,
            Hoch lebe das schöne Baden!

                          An Mannheim!
                    Vor mir die Reben,
                    In mir der Saft!
                    Preis ich den Herrgott,
                    Der All' das erschafft!
                    Hoch von der Höhe
                    Send' ich den Gruß.
                    Hier leben und trinken,
                    O, welcher Genuß!
                    Wohl schön ist die Heimath,
                    Die ich verließ,
                    Dafür aber kam ich
                    In's Paradies.
- Nicht weniger als 10 Millionen Franken sind in diesem Jahr bereits von den Prozenten, die die französischen Rennvereine von den Umsätzen am Totalisator abziehen, den gesetzlichen Bestimmungen gemäß in Frankreich für Wohlthätigkeitszwecke verwandt worden. Welche Unsummen müssen es sein, die da am Totalisator umgesetzt werden!


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