No. 66
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. August
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 66 Seite 1]

      Nachdem der bisherige Viceschulze zu Pogez, der Hauswirth H. Robrahn, auf seinen Wunsch von seinem Amt entbunden ist, hat der Hufenpächter Julius Becker daselbst nunmehr die Schulzengeschäfte übernommen und ist heute zum Ortsvorstand für Pogez bestellt, vereidigt und in sein Amt eingeführt.
                Schönberg, den 17. August 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Bekanntmachung.

                        Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow für das dritte Quartal d. J. wird am

Montag, den 24. September ds. Js.

eröffnet.
                        Rostock, den 22. August 1894.

Der Präsident
des Großherzoglich Mecklenb. Oberlandesgerichts.
In Vertretung: Dr. v. Buchka.
                                                    W. Eilmann.


- Die große Herbstparade des Gardekorps fand am Sonnabend auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin statt. Der Kaiser hatte für die Revue den Tag von St. Privat gewählt, einen Ehrentag des Gardekorps, der so viele Opfer gekostet hat. Die Parade nahm auch diesmal wieder einen glänzenden Verlauf. Die Beteiligung der Bevölkerung zählte, wie stets, nach Tausenden. Der Kaiser und die Kaiserin waren kurz vor 9 Uhr auf dem Bahnhofe Großgörschenstraße eingetroffen. Die Majestäten, deren Aussehen das Gepräge besten Wohlseins trugen, stiegen sofort zu Pferde und ritten, auf dem ganzen Wege vom Publikum lebhaft begrüßt, nach dem Paradefeld. Nach der Begrüßung der hier anwesenden Fürstlichkeiten und der glänzenden Suite von Offizieren und der zur Parade erschienenen fürstlichen Damen erfolgte das Abreiten der beiden Treffen. Die Klänge des Präsentiermarsches, die dann in die einzelnen Regimentsmärsche übergingen, das Gerassel der Trommeln und ein dreimaliges Hurra empfingen den Kaiser. Hierauf begab sich dieser zu dem gewohnten Standplatz der einsamen Pappel, wo er den Vorbeimarsch beobachtete. Als das 1. Garde=Regiment z. F. herannahte, sprengte der Kaiser zu ihm hinüber, setzte sich mit gezogenem Säbel an die Spitze und führte dies Regiment, in dem er selbst gedient, an seiner Gemahlin vorüber. Nachdem ein zweimaliger Vorbeimarsch stattgefunden, war die Parade zu Ende, und während die Kaiserin und Prinzessinnen zur Stadt zurückkehrten, versammelte der Kaiser die Generäle und Offiziere zur Kritik um sich und ließ die Beförderungen und Auszeichnungen bekannt machen. Hierauf setzte sich der Kaiser an die Spitze der Fahnenkompagnie des 1. Garde=Regiments und führte dieselbe in die Stadt zurück. Ein tausendfaches Hurra empfing den Monarchen, die Damen wehten mit den Tüchern, Blumen wurden geworfen, für die begeisterten Ovationen dankte Se. Majestät freundlich lächelnd nach allen Seiten hin. Abends fand im Neuen Palais bei Potsdam das übliche Paradediner statt und hatten der Kaiser und die Kaiserin in der Mitte der Tafel Platz genommen. Anwesend waren ferner Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold, Prinz Friedrich Heinrich, der Reichskanzler Graf Caprivi, der Kriegsminister v. Schellendorff, der österreich. Botschafter v. Szögenyi usw. Während der Tafel erhob sich der Kaiser und trank auf das Wohl des Kaisers von Oesterreich, der an diesem Tage seinen 64. Geburtstag beging mit folgenden Worten: "Ich trinke auf das Wohl des Kaisers Franz Joseph, meines treuen Freundes und Bundesgenossen; Se. Majestät Hurra!"
- Bei dem Ausmarsch der Berliner Truppen in das Manöverterrain fiel es auf, daß die im Radfahren ausgebildeten Soldaten an der Queue auf der Maschine mit ausrückten. Es war für dieselben eine schwierige Aufgabe, die Fahrt auf dem Zweirad dem Marschtempo anzupassen.
- Am Sonnabend feierte Kaiser Franz Josef seinen 64. Geburtstag. Aus Anlaß des Tages fand in Wien und anderen Garnisonstädten militärische Tagreveille mit Musik statt. Dem in der Votivkirche abgehaltenen Militärgottesdienste wohnten die Erzherzöge Carl Ludwig und Rainer und die Generalität bei. In der Stephanskirche fand ein feierlicher Gottesdienst in Anwesenheit der Minister und vieler hervorragender Persönlichkeiten statt. In sämmtlichen Kronländern und in Ungarn wurde das Geburtstagsfest des Kaisers festlich begangen.
- Der König von Württemberg begiebt sich am 4. September nach Westpreußen zur Theilnahme an den Kaisermanövern. Der König reist zunächst nach Riesenburg und wird später mit dem Kaiser in Marienburg Aufenthalt nehmen.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 66 Seite 2]

- Am Sonnabend nachmittag fand bei Mogador die militärische Weihe des an jener Stelle errichteten Denksteins statt, wo König Wilhelm die Schlacht von Gravelotte leitete. Der Denkstein ist ein 280 Zentner schwerer Granitblock und vom Großherzog von Baden gestiftet. Anwesend waren der kommandierende General Graf v. Haeseler und Deputationen der Metzer Truppen und Vereine.
- Das bayrische Zentrum kündigt ein Vorgehen im Landtage an, weil bei den niederbayrischen Manövern 50 Bauern wegen des scharfen Artillerieschießens ihre Höfe verlassen müssen und Proteste dagegen abgewiesen wurden.
- Nach einer Kieler Nachricht beendete das Panzerschiff "Brandenburg" seine Probefahrten zur vollständigen Befriedigung und dampfte am Sonntag nach der Nordsee, um sich der Manöverflotte anzuschließen.
- Ueber die in Berlin erfolgte Verhaftung von Anarchisten wird in Berliner Blättern noch Folgendes berichtet: Als ein Führer der Berliner Anarchisten muß der Schlosser Adolf Schäwe, nicht Schewe, angesehen werden, der am 23. August 1863 in Samter (Posen) geboren ist und seit dem 1. März 1891 in dem Haus Friedenstr. 61 wohnte. Die in der Nacht zum Dienstag in der Wohnung Schäwe's vorgenommene Haussuchung hat ergeben, daß Schäwe in einer Kiste unter seinem Bett zwei Granaten verpackt hatte. Die eine war mit Sprengstoff gefüllt und mit einem Zünder versehen, die zweite noch nicht geladen. Ferner wurden im Ofen Fläschchen entdeckt, die Chemikalien zur Bereitung von Zündstoffen enthielten. Es wurde bald festgestellt, daß bei Schäwe zu wiederholten Malen der 26jährige Mechaniker Albert Dräger verkehrt hatte, der mit seiner Mutter im Seitenflügel des Hauses Langestraße 17 wohnte. Beide waren wieder mit einem gewissen Kammin befreundet, der selbst Anarchist ist und dessen Vater sich wegen politischer Verbrechen im Zuchthaus befindet. Der Name "Kammin" war das Loosungswort, das die Polizeibeamten erkundet hatten und bei dessen Nennung, die Dräger'sche Wohnung Dienstag früh anstandslos geöffnet wurde. Vier Beamte hatten sich vor der Wohnung eingefunden und antworteten auf die Frage: "Wer ist dort?" "Freund Kammin." Zwei Polizeibeamten stürzten sofort auf das Bett, wo Dräger lag, und bemächtigten sich seiner; hinter einem Spiegel fanden sie einen geladenen Revolver. Eine Menge anarchistischer Schriften konnte gleichzeitig beschlagnahmt werden. Bis jetzt sind etwa zwanzig Anarchisten in Haft genommen worden, die geheime Versammlungen auf dem Grundstück einer Frau Weber abgehalten haben. Auch bei den anderen Anarchisten sind der Polizei eine große Anzahl Brandschriften, ferner viele Sammellisten für die Unterstützung der inhaftirten Anarchisten in die Hände gefallen.
- Die Untersuchung in Sachen des verhafteten Berliner Anarchisten Schäwe und seiner Genossen, hat erwiesen, daß die Bande ihr eigentliches Metier, Diebstahl und Einbruch, unter der Maske des Anarchismus zu verhüllen suchte. Die ungefüllten Bomben und einige Chemikalien lagen offen für die Polizei ausgebreitet, um sie irre zu führen. Eine große Anzahl von Diebeswerkzeugen wurde erst nach langem Suchen entdeckt. Es wird den anarchistischen Helden fortan mit besonderer Sorgfalt auf die Finger gesehen werden.
- Der frühere Mitinhaber der bekannten Weinhandlung Johann Frederich in Lüneburg, jetzige Partikulier und Rittmeister der Landwehr=Kavallerie Ernst Frederich in Lüneburg, der auch das Ehrenamt eines Bürgervorstehers bekleidete, verstarb vor einigen Tagen in den besten Mannesjahren. Der Todesfall wurde durch einen Irrtum eines Apothekers herbeigeführt. Der betreffende Gehilfe hatte unbegreiflicherweise statt Chloralhydrat Morphium gelesen, dessen im Rezept angegebene Menge das zulässige Maximum der Dosierung überhaupt übersteigt. Herr Frederich ist, nachdem er die Arznei eingenommen hatte, in einen tiefen Schlaf verfallen und nicht wieder zum Leben erwacht. Eine Obduktion der Leiche fand, da der Thatbestand klar zutage liegt, nicht statt. Der Gehilfe, der die unglückselige Verwechselung vorgenommen hat, verließ sofort die Stadt und befindet sich bei seinen Eltern bei Bremen.
- In dem Dorfe Riechweiler bei Zweibrücken wurde auf dem Kirchhofe die 8jährige Hermine Scheffe durch einen umfallenden Grabstein beim Spielen erschlagen.
- Die Zahl der Aussätzigen im Kreise Memel und im ganzen Regierungsbezirk Königsberg ist nach neueren Ermittelungen des Regierungsmedizinalraths in Königsberg Dr. Nath weit höher als man bisher annahm. Seit dem Jahre 1870 starben im Königsberger Bezirk 8 Personen an Aussatz; zur Zeit sind noch 10 Personen an Lepra erkrankt. Die Dauer der Krankheit schwankt zwischen einem und zehn Jahren. Wie die Krankheit in den Kreis Memel eingeschleppt worden ist, konnte bisher nicht aufgeklärt werden. Nahe liegt an eine Einschleppung aus Rußland zu denken; auszuschließen ist aber auch nicht eine Ueberführung von Lepra aus Norwegen auf dem Seewege.
- Bei dem Konzert, das aus Anlaß der Vermählung der Großfürstin Xenia im Peterhofer Schloß gegeben wurde, traten die mitwirkenden kaiserlichen Hofopernsänger zum erstenmale in der neu eingeführten Uniform auf. Sie besteht aus einem blauen Frack mit goldenen Knöpfen und blauem Sammetkragen. Die Weste ist weiß mit goldenen Knöpfen. Die Beinkleider sind aus demselben Tuch wie der Frack.
- Im englischen Postwesen ist eine Verbesserung eingeführt worden. Das amtliche Formular der Postkarte kann von nun an auch durch einen einfachen Papierzettel von der Größe der Postkarte ersetzt werden und gilt, mit der Halfpenny=Marke beklebt, als Postkarte.
- Der berühmte Astronom Schiapparelli in Rom erklärt die Annahme, daß das auf dem Mars entdeckte Licht ein Signal der dortigen Bewohner sein könne, für eine müßige Phantasie. Auch der behauptete große Brand sei mehr als unwahrscheinlich. Das Phänomen wurde schon in früherer Zeit einmal beobachtet und ist offenbar von ausgedehnten, von der Sonne beleuchteten Wolkenmassen hervorgerufen.
- Verhungert ist in New=York die Sängerin Madame Osborne, welche vor Jahren an der New=Yorker Oper große Erfolge errungen hatte. Später verlor sie ihre Stimme und gab nur noch Gesangsunterricht, doch reichte der Ertrag der Stunden, die sie für 20 Cents (!!) gab, nicht aus, um sie und ihre Kinder zu ernähren. Madame Osborne hatte das londoner und das leipziger Conservatorium absolvirt.
- Ein unangenehmes Abenteuer begegnete dieser Tage einer aus Serbien in Fiume eingetroffenen Lehrerin. Die Dame, die einen ganz ansehnlichen Anflug von Schnurrbart besitzt und infolge einer erst kürzlich überstandenen Krankheit das Haar kurz geschnitten trägt, erregte den Verdacht der Polizeiwache in Fiume, die einen verkappten jungen Mann witterte. Die Dame wurde also trotz ihres Sträubens verhaftet und zur Polizeiwache gebracht. Dort klärte sich der Irrtum natürlich rasch auf und die Dame wurde unter den lebhaftesten Entschuldigungen des Polizeikommissar entlassen. Dem Vernehmen nach hat das Fräulein sich durch das serbische Konsulat beim Polizeipräsidium in Fiume über die Affaire beschwert. Sollte es nicht zweckmäßig sein, wenn die Dame, um in Zukunft ähnlichen Mißverständnissen zu entgehen, die Hilfe eines Barbiers in Anspruch nähme?
- Wie Du mir, so ich Dir! In einem Gasthaus in unmittelbarer Nähe des Zugersees ereignete sich diesen Sommer folgendes Stücklein: Von furchtbarem Durst geplagt, erlaubte sich ein Arbeiter ein kleines Glas Bier einzunehmen. Als er nach der Rechnung frug, hieß es 15 Rappen. Der Arbeiter gab ein 20 Rp.=Stück, statt aber einen Fünfer zurückzubekommen, legte die liebenswürdige Frau Wirthin eine gute Zigarre auf den Tisch. Der Arbeiter, der Kunst des Rauchens völlig unkundig, verschmähte die Zigarre, er wolle das Rauchen nicht erlernen etc. Nach langem Hin= und Herplaudern steckte der Arbeiter den Glimmstengel in die Tasche. Nach einigen Tagen ging derselbe Arbeiten wiederum in die Wirthschaft und verlangte ein Glas Bier à 15 Rp. Als er dasselbe dann getrunken und bezahlen wollte, legte er einen Fünfer auf den Tisch und nebenbei ein in eine Zeitung eingewickeltes Stück Ziegel oder Backstein. Die Frau Wirthin

[ => Original lesen: 1894 Nr. 66 Seite 3]

wollte auf diesen Handel nicht eingehen, sie habe keinen neuen Bau in Aussicht, daß sie rothe Bausteine kaufen müßte. Wohl oder übel, die gute Frau Wirthin mußte den rothen Backstein als Zahlung annehmen, so gut wie vorher der Nichtraucher die Zigarre.


Anzeigen.

In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der früher dem Hauswirth Menz gehörigen, zu Pahlingen sub Nr. VII belegenen Vollstelle mit Wind= u. Wassermühle c. p. ist zur Erklärung über

den Theilungsplan und über die Rechnung des Sequesters, sowie zur Vornahme der Vertheilung
ein Termin auf

Dienstag, den 18. September 1894
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte angesetzt, zu welchem die Betheiligten geladen werden mit dem Hinweis, daß gegen einen Gläubiger, welcher im Termine nicht erschienen ist, angenommen wird, daß er mit der Ausführung des Planes einverstanden ist. Der Theilungsplan wird 8 Tage vor dem Termine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten niedergelegt werden.
Zugleich werden die nicht zu den Acten gekommenen Hypothekenscheine als:
1. die für den Bürger A. H. Chr. Gerds in Travemünde eingetragene mit 4% zu verzinsende Capitalforderung von 6000 M., Fol. II des Hyp.=Buchs,
2. für den Fuhrmann Fritz Niebuhr in Dassow eingetragenen, mit 4% zu verzinsenden 3 Kapitalforderungen von 900 M. Fol. XXI, von 1200 M. Fol. XXIII und von 300 M. Fol. XXIV des Hyp.=Buchs,
3. für die Hauswirthe Peter Schmidt in Schwanbeck, A. Schleuß in Lockwisch u. Foye in Schwanbeck eingetragene Kapitalforderung von 5400 M., Fol. XXVI des Hyp.=Buchs und
4. für den Rudolf Stuth in Dummersdorf eingetragene mit 4% zu verzinsende Kapitalforderung von 1800 M., Fol XXVII des Hyp.=Buchs,
hierdurch für ungültig erklärt.
Schönberg, den 18. August 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
(gz.) Dr. jur. E. Hahn.
                                                    Veröffentlicht
                                                    W. Wetzel,
                                                    Gerichtsprotok.


Oeffentliche Versteigerung.

Montag, d. 27. August d. J. Vormittags 10 Uhr sollen in Schlagbrügge

1) circa ein Fuder Kiepenholz u. etwas Kluftholz, sowie
2) zwei kleine Schweine
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Versammlung der Käufer im Kruge zu Schlagbrügge.
Schönberg, den 20. August 1894.

                                                    

C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Oeffentliche Versteigerung.

Mittwoch den 29. August ds. Js. Vormittags 11 Uhr sollen in Hernburg

2 kleine Arbeitspferde

öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Versammlung der Käufer beim Schulzen Grieben in Herrnburg.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Nachdem in letzter Zeit wiederholt Unfug auf meinem Acker und in meiner Holzkoppel verübt worden ist, verbiete ich hiermit jegliches Betreten meiner Grundstücke bei Strafe von 30 M. und sichere gleichzeitig demjenigen, welcher mir den oder die Thäter so nachweist, daß sie gerichtlich verurtheilt werden können, eine Belohnung von 30 M. zu.
Palingen, den 19. August 1894.

                                                    Hauswirth Johann Koopmann.


Gesucht sofort ein
junger Knecht
für ein Pferd und Hausarbeit.
Schlutup.                                                     Franz Westphal.


Circa 36 Ruthen Kleefutter
hat auf Stamm zu verkaufen
Johanna Creutzfeldt.


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Zum Scheibenschiessen
am Sonntag, den 9.
und Montag, d. 10. September
ladet ergebenst ein                                                    
                                                    Frau Holst.
                                                    Neue Welt.
Montag Tanz.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 26. d. Mts.:                          
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.


Am Sonntag d. 26. und Montag den 27. d. M. findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach werthvollen Gewinnen

statt, wozu freundlichst einlade.

Sonntag Tanz.
Carlow                                                     Ad. Eduard Creutzfeldt.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 66 Seite 4]

PROGRAMM
=== für die Sedanfeier in Schönberg ===
am Sonntag den 2. September 1894.
~~~~~~~~~~~~~~


1) Morgens 6 Uhr:     Weckruf durch die Stadt.
2) Morgens 10 Uhr:     Antreten zum Festgottesdienst.
3) Nachmittags 1 Uhr:     Festzug durch die Stadt, vom Siemzerthore aus bis zum Schützenhause. Beim Kriegerdenkmal Halt, Choral, Ansprache und Bekränzung des Denkmals.
4) Nachmittags 1 1/2 Uhr:     Auf dem Baubrink Gesang der Teutonia, Festrede.
5) Nachmittags 2 Uhr:     Beginn des Schießens nach Silber= und anderen Gewinnen, sowie der Kinderbelustigungen auf dem Festplatze. Gleichzeitig Beginn des Concerts im Schützenhause. Eintrittsgeld à Person 20 Pfg.
6) Abends 7 1/2 Uhr:     Abbrennen des Holzstoßes auf der s. g. Landreiterkoppel. Gesang patriotischer Lieder.
7) Abends 8 Uhr:     Einmarsch und Abbringen der Fahnen.
8) Abends 8 1/2 Uhr:     Beginn der Festbälle im Boye'schen Saale und im Schützenhause. Eintrittsgeld, gültig für beide Säle, für Herren à 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg)., für Damen à 50 Pfennig (Mecklenburg).

Das Sedan-Comité
des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.



Verlag von FR. EUGEN KOEHLER, Gera-Untermhaus, Reuss j. L.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
M. Schulze's   |   Prof. Thome's   |   Unsere
Orchidaceen   |   Flora   |   Heilpflanzen,
Deutschlands,   |   von   |   ihr Nutzen und ihre
Oesterreichs u. d. Schweiz.   |   Deutschland, Oesterreich   |   Anwendung im Hause.
Demnächst vollständig in 12
Lieferungen a 1 M.
  |   und der Schweiz   |   92 Chromobilder m. Text v. Schimfky.
5,50 M., geb. 6,50 M.
In eleg. Orig.-Einband 15 M.   |   45 Lieferungen a 1 M.   |   --------------------
Einzig neueres Werk, unt. Mitwirkung
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Mit 100 Chromotafeln.   |   Mit 646 Chromotafeln.   |   27 Chromotafeln u. Text, v. demselben
2,25 M., geb. 2,75 M.


Einem geehrten Publikum Schönberg's und Umgegend zur gefl. Nachricht, daß ich zum 15. September d. J. anderer Unternehmungen halber mein

PHOTOGRAPHIE-ATELIER

hier am Platze aufzugeben beabsichtige.
Bitte daher meine geehrten Kunden, welche die Absicht haben, sich noch photographieren zu lassen, höflichst, recht baldigst bei mir vorzukommen.
Sämmtliche Bilder werden in bekannter sauberster Ausführung unter Garantie geliefert.

Landschafts=Gruppen= und Gebäude=Aufnahmen billigst.
Schönberger Ansichten sowie Schützenbilder von der Aufnahme am Königschußtage sind bei mir zu haben.
                          
Hochachtungsvoll
Th. Liebert, Photograph.


Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn J. Boye.
Heute, Freitag den 24. August
Doctor Klaus.
Lustspiel in 5 Acten von Adolph L'Aronge.
Sonntag, den 26. August 1894
Bedeutendes Lustspiel!
Neu! Sensationellstes Werk der Gegenwart! Neu!
Die berühmte Frau.
Lustspiel in 3 Acten von Franz v. Schönthan und Kadelburg.
Dienstag den 28. August
Sensationell!                           Sensationell!
Heimath.
Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.
                                                    Alex. Weymann.


Danksagung.

Für die herzliche Theilnahme bei der Beerdigung meines lieben Mannes, unseres Vaters und Schwiegervaters,

des Halbhufners Bruhn zu Selmsdorf,

und für die Kranzspendung, sowie für die trostreichen Worte des Herrn Pastor Horn sagen ihren innigsten Dank

Selmsdorf.                                                     Cath. Bruhn geb. Mette
                                                                      und Familie.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 26. August.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 33.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 66 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 66 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. August 1894.


- Schönberg. Unter dem Vorsitz des Herrn Dr. Knauff hielt der Gartenbauverein für das Fürstenthum Sonnabend Abend im Schützenhause eine Versammlung ab, die zahlreich besucht war. In derselben wurde zunächst beschlossen, der Einladung des Gartenbauvereins zu Grevesmühlen, an der Gartenbauausstellung am 23. September theilzunehmen, Folge zu leisten. Der Verein wird die Ausstellung mit allen möglichen Gartenfrüchten beschicken, beabsichtigt jedoch, dieselben in einem gesonderten Raume auszustellen, ferner wurde auf den Antrag eines Mitgliedes beschlossen, eine Saftpreßmaschine aus Vereinsmitteln zu beschaffen, die an die Mitglieder verliehen werden soll. Aus der vorliegenden Apfelbaum=Statistik des Fürstenthums Ratzeburg ging hervor, daß folgende Apfelsorten am meisten zum Anpflanzen zu empfehlen wären: 1. Nonnenäpfel, 2. Eisenapfel, 3. Wintergoldparmäne, 4. Königlicher Kurzstiel, 5. Citronenapfel. Von diesen Sorten, die im Fürstenthum besonders gut gedeihen, wird der, Verein Stämme ankaufen und dieselben nicht nur an Mitglieder, sondern auch an andere Obstzüchter unseres Fürstenthums abgeben. Weil der Verein danach strebt, dem ganzen Lande seine Erfahrungen auf dem Gebiete der Obstbaumzucht zu gute kommen zu lassen, verdient er besondere Anerkennung.
- Schönberg. In der am 19. d. stattgehabten Versammlung des hiesigen Imkervereins wurde beschlossen, die Ausstellung des aus den 4 Städten Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schönberg gebildeten Imkerkreises, die am 26. und 27. d. in Gadebusch stattfinden wird, zu beschicken. Zu Preisrichtern wurden von hier der Lehrer Richter und der Imker Oldörp gewählt, außerdem werden etwa 12 Imker aus Schönberg die Ausstellung besuchen. Nachdem die Imker einzeln über die Erträge dieses Jahres berichtet hatten, ließ sich feststellen, daß dies Jahr kein gutes Bienenjahr gewesen sei, denn die Erträge waren durchweg nur mittelmäßig, besonders hatten die Bienen unter der ungünstigen Witterung zu leiden. Zum Schluß hielt der älteste Bienenzüchter des Fürstenthums, Cantor Hempel in Schönberg, einen Vortrag: "Welche Maßregeln hat man zu treffen, daß schwache Bienenvölker gut durch den Winter kommen?"
- Schönberg. Der hiesige Stationsvorsteher Hill ist zum Bahnhofsinspector in Kleinen berufen worden und wird im Laufe dieser Woche sein neues Amt antreten. An seine Stelle tritt der bisherige Stationsvorsteher in Waren.
- Aus Parchim schreibt die "Nd. P.": Eine große Schaar Störche, ca. 200 Stück zählend, machte am Sonntag Nachmittag gegen 3 Uhr über unserer Stadt Flugübungen. Aus Westen zogen die Wanderer her, hoch oben in der Luft bald engere, bald weitere Kreise beschreibend. Allmählich rückte das Heer weiter und schließlich verschwand es in nordöstlicher Richtung. Ihren gemeinsamen Sammelplatz finden sie in der Großen Wiese und der Lewitz, wo Sie übernachten und von wo aus die Versuchsflüge unternommen werden. Im Volksglauben heißt es, daß sie an diesem Sammelplatze sich über ihre Abreise und ihr Reiseziel berathen. Die Zeit der Abreise steht übrigens nahe bevor. Am frühesten zogen sie am 16. August, am spätesten den 8. Sept., durchschnittlich den 27. August fort. Der Tag der Wanderung scheint allein vom Wind und Wetter abzuhängen. Der Storch wartet eine dunkle, stille Nacht ab. Bei Einbruch der Nacht beginnt die Reise, und am frühen Morgen ist die Schaar schon jenseits der Alpen, um nach einigen Tagen im Innern Afrikas, dem Ziel ihrer Reise, zu landen.
- Getreideankäufe für das Militär. Dem Vorstande des Vereins kl. Landwirte, Kreisverein Schwerin, ist folgendes Schreiben vom Proviantamt zugegangen: "Dem verehrlichen Vorstand beehren wir uns hierdurch ergebenst mitzuteilen, daß wir mit den Getreideankäufen aus der diesjährigen Ernte begonnen haben und unseren Bedarf an Roggen und Hafer möglichst direct von den Herren Landwirthen zu beziehen bemüht sein werden. Indem wir bitten, dies den Herren Vereinsmitgliedern in geeigneter Weise gefälligst mittheilen zu wollen, bemerken wir zugleich ergebenst, daß die Ankäufe den ganzen Winter hindurch fortgesetzt werden und das Proviantamt den Verkäufern über Ankaufsbedingungen jeder Zeit bereitwilligst Auskunft ertheilt." Das Verfahren des Proviantamtes kann nur von den Landwirthen lobend anerkannt werden, da es bemüht ist, den Verdienst, der sonst dem Zwischenhändler zufallen würde, den Landwirthen zu gewähren, und ist es jetzt Sache der letzteren, dies in entsprechender Weise auszunutzen.
- Wie uns mitgeteilt wird, hat die bei weitem größte aller Hagel=Versicherungs=Gesellschaften, die Norddeutsche, auch in diesem Jahre ein sehr günstiges Geschäfts=Ergebniß zu verzeichnen. Die Zahl ihrer Polizen ist um 4092, die Versicherungs=Summe um rund 10 Millionen Mark gewachsen, sodaß sie im Ganzen 79,747 Polizen mit 605 3/4 Millionen Mark abgeschlossen hat. Trotz ihrer niedrigen, nur 63,48 Pfg. pro 100 Mark Versicherungs=Summe betragenden Durchschnitts=Vorprämie und trotz zahlreicher und schwerer Schäden, wird die Norddeutsche eines Nachschusses nicht bedürfen, vielmehr ihre bereits auf ca. 1 1/4 Million Mark sich belaufenden Reserven voraussichtlich noch um einen ansehnlichen Betrag verstärken können.
- Kürzlich wurde in den Jabeler Forsten, Kl.=A. Malchow, ein Hirsch erlegt, welcher das respectable Gewicht von 430 Pfd. hatte. Das Geweih wiegt 16 Pfd.
- Vom 1. Oktober cr. ab dürfen Speck und Schinken von außerhalb Deutschland geschlachteten Schweinen nur nach amtlicher Untersuchung und Stempelung innerhalb des Reiches in Verkehr gebracht werden.
- Ueber die Frage, ob die Reservisten, welche in diesem Herbst zur Entlassung kommen, Reservistenanzüge erhalten oder nicht, wird der "N. Z." von bestunterrichteter Seite gemeldet: Schon vor etwa 4 Monaten wurde bei denjenigen Truppentheilen, bei welchen nunmehr die 2jährige Dienstzeit zur Einführung gelangt ist, den Reservisten beim Appell bekannt gemacht, daß sie sich für die Entlassung rechtzeitig mit Civilkleidern zu versehen hätten. Denjenigen Reservisten, welche zu arm sind, um dieser Ordre entsprechen zu können, welche auch keine Angehörigen haben, deren bezügliche Beihülfe sie in Anspruch nehmen könnten, wurde dagegen aufgegeben, daß sie von dem Gemeindevorstand ihres Heimathsortes eine Bescheinigung beizubringen hätten, welche bestätigt, daß die betreffenden Reservisten zu arm sind, um sich das zur Entlassung erforderliche Civilzeug zu beschaffen. Diese Reservisten werden dann, wie bisher, bei ihrer Entlassung Reserve=Anzüge erhalten.


- Ein furchtbares Verbrechen ist vor einigen Tagen bei Prettin hinter Werder entdeckt worden: man fand dort im Flusse schwimmend die Leiche eines etwa sechzig Jahre alten Mannes, welchem der Hals zugeschnürt und die Hände auf dem Rücken zusammengebunden waren. Am Kopfe fanden sich schwere Verletzungen vor, die anscheinend von starken Schlägen herrührten. Es hat sich nun ergeben, daß die Leiche die eines Häuslers Gehrisch aus Mehderitzsch ist, welcher seit einiger Zeit verschwunden war. Der alte Mann ist nach einem

[ => Original lesen: 1894 Nr. 66 Seite 6]

stattgefundenen Wortwechsel von seinem eigenen einundzwanzigjährigen Sohne erschlagen und dann in dem angegebenen Zustande in den Fluß geworfen worden. Der Unmensch ist der Staatsanwaltschaft eingeliefert und hat bereits die That eingestanden.
- Ein beklagenswerther Unglücksfall ereignete sich am Sonnabend Vormittag beim Brigade=Exerzieren auf dem Exerzierplatz bei Pasewalk. Ein Ulan hatte beim Nehmen einer Hürde die Lanze verloren, und diese kam so unglücklich zu liegen, daß sie einen nachfolgenden Kürassier von der 3. Schwadron aufspießte. Die Lanze durchbohrte das Pferd und den Mann. Die Lanze war, dem "Pas. Anz." zufolge, in die Bauchhöhle eingedrungen und am Rücken ausgetreten. Der schwer Verwundete wurde nach dem Garnison=Lazarett geschafft und befindet sich zur Zeit noch am Leben. Sein Zustand war nach 24 Stunden sogar etwas besser als bei seiner Einlieferung.
- Das älteste Kaffeehaus Leipzigs und ganz Sachsens, der sog. "Kaffeebaum" in der Kleinen Fleischergasse, feiert in diesem Jahre das Fest seines 200jährigen Bestehens. Nachdem 1683 ein Pole, der sich bei der Befreiung Wiens ausgezeichnet hatte, das erste Privilegium zur Errichtung eines Kaffeehauses in Wien erhalten hatte, wurde es 1694 einem gewissen Christoph Lehmann gestattet, auch in Leipzig ein Kaffeehaus zu eröffnen. Auch August der Starke ließ sich s. Z. dort eine Tasse von dem neuen Getränk reichen. Dieses fand dergestalt seinen Beifall, daß er sich, wie ein Lokalhistoriker im "Leipziger Tageblatt" schreibt, veranlaßt sah, auf seine Kosten über der Hausthür des "Kaffeebaumes" das steinerne Bild eines kaffeetrinkenden Türken anbringen zu lassen. Dies ist noch heute das Wahrzeichen jenes Hauses.
- Eisberge. Die am 1. d. M. vom Hydrographic=Office in Washington herausgegebene neueste Nummer der "Pilotchart" berichtet über den Stand des Eises bei Neufundland: Eisberge sind auf der Großen Bank in westlicher Richtung bis nach Cap Race, dem Südostcap von Neufundland, hin in beträchtlicher Zahl angetroffen worden. In der Nähe von Belle Isle und 200 Seemeilen ostwärts von dieser Insel ist ihre Menge außerordentlich groß gewesen. Am 11. Juli sichtete der Dampfer "Vancouver" hunderte von Bergen zwischen Belle Isle und 52° 30' N.=Br., sowie 53° 30' W.=L. Ferner passirte am 14. Juli der Hamburger Dampfer "Wandrahm" in derselben Gegend eine zahllose Menge von Eisbergen. Allein an der Küste von Belle Isle wurden über hundert Berge gezählt. Nach den letzten Seeberichten hat sich die Zahl der Eisberge verringert; indeß ist die Belle Isle=Straße noch immer mit Eis angefüllt, besonders am Nordufer entlang. Angesichts dieser Lage darf eine Fortdauer der gegenwärtigen Eisverhältnisse auf den Neufundländischen Bänken auch noch während des August erwartet werden.
- Gerstenmalz als Mastfutter für Gänse. Man schüttet Gerste in einen Napf oder eine größere Schüssel, feuchtet sie an und stellt sie an einen warmen Ort zum Keimen, wo man sie täglich einige Mal umrührt und nach bedarf mit lauem Wasser besprengt. Beim Eintritt des Keimens bringt man die Gerste in einen kühlen Raum, darf aber auch hier das tägliche Umrühren nicht unterlassen. Dieses Gerstenmalz wirft man den Gänsen zum Futter vor. Die Menge der zum Keimen bereit gestellten Gerste suche man so zu bemessen, daß sie auf acht bis zwölf Tage reicht; nach Ablauf dieser Zeit muß frisches Malz gegeben werden. Die Gänse sind täglich zweimal zu füttern: früh und abends; unter das Malz menge man einige geschälte und gekochte Kartoffelstückchen, welche mit Salz und Pfeffer bestreut werden. Wasser giebt man, so viel die Gänse mögen; man wirft etwas Sand hinein oder stellt ein mit Sand gefülltes Gefäß in den Stall. Zur Erhöhung der Freßlust träufle man mitunter einige Tropfen bitteren Wermuththee ins Wasser. Das Ställchen muß täglich mit reinem Stroh ausgestreut und das Futtertröglein öfters gereinigt werden. Am besten eignen sich zum Mästen jährige Gänse, weil diese mehr Fleisch ansetzen als ganz junge und solche, deren Federn erst halbreif sind. Nach 4 Wochen werden Gans und Federn gut. Auch Enten werden bei Malzfütterung voll und fett.
- Mittel gegen den Rothlauf der Schweine. Neben der Schweinepest tritt der Rothlauf bei den Schweinen in erschreckender Ausdehnung hervor und soll für erstere kein Präservativ gefunden sein. Dagegen möchte ich bei Rotlauf doch auf ein Mittel hinweisen, bei dessen regelmäßiger Anwendung ich länger als 20 Jahre keine Verluste durch die Krankheit an Schweinen gehabt, während ich und auch meine Leute vor dieser Zeit recht erhebliche zu verzeichnen hatten. Ich bemerke, daß dieses Mittel von einein alten, längst verstorbenen Milchpächter herrührt, der eine große Anzahl Schweine auf dem Gute Ober=Prausnitz bei Goldberg hielt. Erst bei mir eingetretene herbe Verluste in den sechziger Jahren brachten mich wieder darauf und ich glaube, es hat mich seit dieser Zeit vor der gräßlichen Seuche bewahrt. Ich setze saubere Haltung der Schweine und der Futtertröge als selbstverständlich voraus. Sämmtlichen Thieren - mit Ausnahme der Saugferkel - wird in den vier ersten Tagen jeden Monats gewöhnliches gestoßenes Eisenvitriol morgens in das erste Futter gegeben, und zwar großen Schweinen je ein halber Theelöffel, kleineren eine reichliche Messerspitze voll, Ferkeln unter drei Monaten halb so viel. Das Mittel ist äußerst billig und in jeder Droguenhandlung zu haben. Ich wünsche allen, die von demselben Gebrauch machen, den besten Erfolg.
- Am Postschalter. In einer Stadt der Pfalz tritt ein Arbeiter an den Postschalter. Er hat sich seine Verlobungskarten drucken lassen, schön mit Goldschnitt und als Emblem zwei verschlungene Hände, das Zeichen ewiger Treue, und nun will er die Karten an seine Bekannten expedieren. Er zählt 1 Mark 80 Pfennige in Zehn= und Fünfpfennigsstücken aufs Brett - denn das große Geld hat er in der Druckerei für die Karten bezahlt. - und sagt: "Bitte um 60 Dreipfennigsmarken, Herr Adjunkt!" Der Herr Adjunkt ist grad nicht bei der besten Laune und will das kleine Geld nicht annehmen. - "Was?" fragt der Mann verblüfft, "das gute Geld will die Post nicht nehmen? Warum denn nicht? - "Weil ich nach meiner Instruktion nicht nöthig habe, mehr als eine Mark in Kupfer oder Nickel zu nehmen!" Und schwapp, fliegt das Fenster zu. - Wehmütig guckt der Arbeiter seine Nickel an; so geringschätzig hat er sein Geld noch nicht behandelt gesehen, wie von dem Herrn Adjunkt mit seiner verflixten Instruktion. Endlich nimmt er 90 Pfg., klopft ans Fenster und sagt: "Dann geben Sie mir 30 Dreipfennigsmarken!" - Er kriegt seine Marken und der Herr Adjunkt nimmt seine 90 Pfg. Gleich darauf macht unser Arbeiter wieder Tipp, Tipp! ans Fenster und sagt: "So nun geben Sie mir noch 30 Dreipfennigmarken," - und zählt abermals 90 Pfennig hin. - Jetzt ist der Herr Adjunkt ein bischen verblüfft geworden und hat wütend die Dreipfennigmarken hergegeben. Der Arbeiter aber ging schmunzelnd fort.
- Ein lustiges Stücklein. Wurde da kürzlich in einem Orte an der Donau ein Geistlicher versetzt. Man beschloß, aus Dankbarkeit den Herrn mit einem feschen Abschied zu feiern. Der Wirtssaal war geschmückt, Blumenbouquets prangten auf dem Festtische, zahlreiche Gäste hatten sich eingefunden, die Blicke des Festredners waren starr auf die Thür gerichtet, allein derjenige, dem die Feier galt, erschien nicht. Der Herr Wirt und die besorgte Gattin schauten sich die Augen aus dem Kopfe; half nichts. Hochwürden kamen eben nicht. Stunde um Stunde verrann, man dachte hin, man dachte her, aber alles Denken über das unerklärliche Ausbleiben blieb erfolglos, es ließ sich kein Grund hierfür finden. Endlich kam Licht in die Finsterniß, über das Gehege der Zähne eines der Festgäste drängte sich die bedeutungsvolle Frage: "Haben wir denn den hochwürdigen Herrn zur Abschiedsfeier auch eingeladen? - Tableau! Diese Kleinigkeit hatten die Festgeber in ihrem Eifer ganz - vergessen und das dunkle Rätsel war gelöst.


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