No. 61
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. August
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 61 Seite 1][ => Original lesen: 1894 Nr. 61 Seite 0]                Schönberg, den 6. August 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


        Das Verbrennen von Rapsstroh ist vorher in den Wöchentlichen Anzeigen bekannt zu machen, in Grenzgemeinden, auch den benachbarten, nicht zum Fürstenthum gehörigen Gemeinden speciell anzuzeigen.
            Zuwiderhandlungen werden in Gemäßheit von § 368, 8 des St. G. B. mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bestraft, und haben die Zuwiderhandelnden außerdem einer etwa allarmirten Feuerwehr für alle Kosten aufzukommen.
                Schönberg, den 2. August 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Die Kaiserin weilt gegenwärtig mit ihren Kindern auf Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel. Als sie jüngst abends in der Dämmerung in Begleitung einer Hofdame auf der Rückkehr von einem Spaziergang den Park wieder betreten wollte, wurde sie der "Post" zufolge von einem Posten angehalten, der ihr kategorisch den Eintritt verweigerte und sie angeblich erst nach genauer Legitimation passieren ließ. Darauf sei dem Soldaten für seine treue Pflichterfüllung die allerhöchste kaiserliche Anerkennung ausgesprochen worden.
- Die Leiche des Erzherzogs Wilhelm traf Donnerstag abend in Wien ein und wurde in der Hofburg aufgebahrt. Das Leichenbegängniß fand Freitag nachmittag um 4 Uhr statt. - Die Kaiserin Elisabeth ließ auf der Bahre des Erzherzogs Wilhelm durch eine Offiziers=Deputation einen Kranz niederlegen, der ganz aus weißen Rosen hergestellt ist und die Widmung trägt: "In treuer Freundschaft - Elisabeth." Der König von Rumänien legte persönlich einen Kranz an der Bahre nieder. - Kaiser Wilhelm und der Czar sandten Beileidstelegramme. An dem Leichenbegängniß wird auch eine Abordnung des preußischen Feldartillerie=Regts. "Prinz August von Preußen" teilnehmen.
- Ueber die bevorstehenden großen Flottenmanöver wird aus Kiel mitgetheilt, daß nicht weniger als 4 Divisionen an den Herbstmanövern teilnehmen werden. Die Divisionen setzen sich zusammen aus den Hochseepanzern "König Wilhelm", "Deutschland", Friedrich der Große", "Baden", "Baiern", "Sachsen", "Württemberg" und den Avisos "Pfeil" und "Wacht", dem Schulschiffgeschwader "Stein", "Stosch", "Moltke", "Gneisenau" und dem Aviso "Comet", und der Panzerfahrzeugsflottille "Beowulf", "Fritjof", "Hildebrand" mit dem Aviso "Pelikan". Als Flaggschiff des kommandierenden Admirals schließt sich noch das Panzerschiff erster Klasse "Wörth" an. Zu diesen 4 Divisionen treten außerdem 4 Torpedoboots=Divisionen, die zu zwei Flottillen unter Führung des Avisos "Blitz" und "Grille" vereinigt werden. Im Ganzen betheiligen sich 50 Kriegsfahrzeuge an den diesjährigen Manövern. Bemerkenswerth ist außerdem, daß die einzelnen Divisionen durchweg aus Schiffen von gleicher Manöverierfähigkeit bestehen. Auf besondere Einladung des Kaisers wird der Erzherzog Karl Stephan von Oesterreich den Manövern beiwohnen. Die interessantesten Momente werden der Scheinangriff auf die Insel Helgoland und der abschließende Angriff auf Kiel sein. Die Bildung der Herbstmanöverflotte findet Mitte August in Wilhelmshaven statt; am 22. September wird die Auflösung in Kiel erfolgen. Gutem Vernehmen nach werden die abschließenden Manöver unter den Augen und dem Befehl des obersten Kriegsherrn stattfinden.
- Besondere "Marschmanöver", die einen hochinteressanten Character tragen werden, sollen, wie die "Danz. Ztg." aus militärischen Kreisen hört, während der diesjährigen großen Cavallerie=Uebungen vorgenommen werden. Dabei würden den Truppen versuchsweise fliegende Lazarette nach einem neuen System beigegeben werden. Der Zweck dieser sehr wichtigen Manöver wird nicht nur in der Lösung strategischer Aufgaben liegen, sondern auch in der Uebung aller Grade im Aufklärungs= und Sicherungsdienst im Verbande großer Cavalleriekörper, welche in breiter Front auftreten. Auf Legung von Hinterhalten, Ausführen unerwarteter Ueberfälle, auf Heimlichkeit der Bewegungen mit der möglichen Verwischung von Spuren, sowie auf äußerst sorgfältige Regelung und Handhabung im Meldedienst und der Befehlsführung wird besonderer Nachdruck gelegt werden.
- Das Deutsche Reich zählt nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1890 49 428 470 Einwohner, Frankreich 38 343 192.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 61 Seite 2]

- Der erste Versuch mit frischen Seefischen als Nahrung für das Militär hat bereits stattgefunden. Und zwar ist vor einigen Tagen dem ersten Bataillon des Kaiser Alexander Garde=Grenadier=Regiments Nr. 1 eine solche Fischmahlzeit verabreicht worden, welche den Mannschaften vortrefflich gemundet hat. Es waren Schellfische, die in besonderen Fischtransportwagen direkt von der See nach Berlin gesandt worden waren und in ausgezeichnetem Zustande ankamen, obwohl gerade an jenen Tagen die Hitze den höchsten Grad erreichte.
- Durch die Explosion einer Seemine wurde in Bremerhaven beim Fort Langlütjen ein mit Matrosen=Artilleristen bemanntes Boot in die Luft gesprengt. Ein Mann ist tot und zwei sind schwer verletzt.
- Durch Spielen eines Schulkindes mit Streichhölzchen ist am Montag das ganze Dorf Cranau bei Stürlack in Ostpreußen niedergebrannt, ungefähr 32 Gebäude wurden ein Raub der Flammen, während fast die ganze Einwohnerschaft auf den zum Theil entlegenen Feldern bei der Roggenernte beschäftigt war.
- Die Werkstätten der großen Maschinenfabrik von Borsig in Moabit bei Berlin sollen abgebrochen und auf einem 83 Morgen großen zwischen Dalldorf und Hermsdorf gelegenen Terrain wieder erbaut werden. Das alte Grundstück soll zerschlagen und mit Mietshäusern bebaut werden.
- Die Hamburger Schuhmacherinnung hat beschlossen, den 400jährigen Geburtstag des hervorragendsten und fruchtbarsten weltlichen deutschen Dichters des XVI. Jahrhunderts, Hans Sachs, am 5. Novbr. cr. besonders festlich zu begehen. Unter anderem soll in allen Räumen des Sagebiel'schen Etablissements ein allegorisches Festspiel und ein großer Nürnberger Jahrmarktstrubel aus dem Jahre 1494 veranstaltet werden.
- In Lyon ist der Caserio=Prozeß ohne "Sensation" verlaufen. Weder haben die Anarchisten, wie ängstliche Gemüter befürchteten, einen Handstreich zur Befreiung des Präsidentenmörders oder gegen das Gerichtsgebäude unternommen, noch hat Caserio selbst die angekündigten Enthüllungen über die Beweggründe zu seiner Blutthat gemacht. Er hat im Gegentheil auf jeden Ableugnungs= und Beschönigungsversuch verzichtet, auch die Aufwerfung der Frage nach seinem Geisteszustand brüsk abgelehnt und sich in cynisch=prahlerischen Rodomontaden ergangen, die wiederzugeben nicht dem öffentlichen Interesse dienen heißt. - Der Soldat Leblanc, welcher in Cette im Hospital mit Caserio zusammen war, erklärte in seiner Zeugenaussage, Caserio habe ihm mitgetheilt, daß er den Präsidenten Carnot zu töten versuchen würde, da er durch das Loos dazu bestimmt sei. Caserio leugnet dies entschieden. Das Zeugenverhör wurde darauf beendet und der Generalprokurator hielt sein Plaidoyer. Er begann mit einem Lobspruch auf Carnot, dessen hohe Redlichkeit und dessen Patriotismus er rühmend anerkennt. Carnots Tod habe das Bedauern der ganzen Welt hervorgerufen. Der Staatsanwalt widmet darauf der Witwe und den Söhnen Carnots bewegte Gedenkworte. Er schildert die Gefahren der Anarchie, die verschwinden würde, wenn Jeder seine Pflicht thäte. (Bei diesen Worten lächelte Caserio spöttisch.) Der Staatsanwalt verlangt schließlich die Anwendung der äußersten Gesetzesstrenge, obwohl Carnot seinem Mörder verziehen habe. Der Staatsanwalt erwähnt, Caserio habe während der Voruntersuchung gesagt, er werde vor den Geschworenen sich über die Ursachen seiner That erklären und sagt "nun ist der Tag der großen Erklärungen gekommen." - Der Vertheidiger Dubreuil sagte, als ihm von Amtswegen die Vertheidigung übertragen sei, mußte er als bescheidener, aber pflichttreuer Soldat dem Gesetze gehorchen. Selbst Mördern wie Caserio werden in den letzten Augenblicken zwei privilegierte Männer an die Seite gegeben, der Advokat und der Priester. So fordere ich meinen Platz an Caserios Seite. Caserio beginnt zu weinen, als der Advokat von seiner Mutter spricht. Der Vertheidiger plaidirt für mildernde Umstände, da Caserios Familie und er selbst mit Epilepsie behaftet sei. - Nach der Berathung der Geschworenen erfolgte das Urtheil, daß die Todesstrafe gegen Caserio aussprach.
- Die französische Regierung läßt jetzt in England ein Aluminium=Torpedoboot bauen, von dem man hofft, daß es 31 Knoten in der Stunde zurücklegen wird. Bis jetzt hat es noch kein Fahrzeug über 29,2 Knoten gebracht.
- In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag ist in dem Keller eines Hauses in Lorch ein Topf mit Dynamit hinabgelassen und dann der Sprengstoff entzündet worden, offenbar um die im Keller lagernden gefüllten Weinfässer zu zerstören. Glücklicher Weise ist der angerichtete Schaden nur gering. Durch Explosion sind die Scheiben des gegenüberliegenden Hauses zertrümmert worden.
- In Mont=Saint=Martin bei Langwy wurde eine ganze Familie von 7 Personen durch den Genuß von Schierling, den man anstatt Petersilie bei der Zubereitung der Speisen verwandt hatte, vergiftet. 4 junge Mädchen starben trotz ärztlicher Hilfe in wenigen Stunden unter heftigen Schmerzen. Die 3 andern Kranken schweben noch in Gefahr.
- Von einem originellen Reiseerlebnis weiß Lord Aberdeen zu berichten. Fährt er neulich im Mitternachtszug von London weg. Natürlich im Schlafwagen. Früh wacht er auf und sieht sich gegenüber einem Gentleman sitzen. "Pardon", sagt dieser, "darf ich wohl fragen, ob Sie reich sind?" "Hm", entgegnete Lord Aberdeen, "'s geht an." "Darf ich fragen, wie reich Sie sind?" fuhr der Andere fort. "Hm, so ungefähr zwei= bis dreimalhunderttausend Pfund." "So. Na wenn ich so reich wäre und ich so schnarchen könnte wie Sie, dann würde ich mir auch ein ganzes Koupee nehmen, um die andern nicht zu stören."


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das auf der Schönberger Stadtfeldmark im Bourad belegene, circa acht Scheffel Aussaat große Ackerstück der Ehefrau des Ackerbürgers Holldorff, Marie geb. Spehr, allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 3. September d. J.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Schönberg, den 15. Juni 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Kl. Siemz sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. der Hauswirtsfrau Marie Retelsdorf geb. Kaehler aus Rieps ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Dienstag, den 4. September d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 18. Juni 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 61 Seite 3]

Torfauction.

Donnerstag, den 9. August d. J. sollen auf dem Woitendorfer Moore unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen

1000 Ruthen Baggertorf
und 150 mille Stechtorf

meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden.
Versammlung Morgens 9 Uhr bei der Hütte.
Vitense, den 2. August 1894.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Gesucht

zum 1. Nov. nach Lübeck ein ordentliches Mädchen für Küche und Hausarbeit, auch muß dasselbe etwas vom Kochen verstehen, und ein ordentliches Mädchen nach Lübeck bei einem Kinde. Näheres in der Expedition dieser Anzeigen.


Sofort eine kräftige Amme sucht Otto Reinhardt Lübeck, Holstenstraße 5.


Ein ordentliches                          
Mädchen
sucht zum 24. October
                                                    Frau Schär.


Für meine neu gekaufte Büdnerei in Kl. Siemz suche ich zu Michaelis d. J. eine ordentliche Arbeiterfamilie in Wohnung und zu dauernder Arbeit.

                                                    Hauswirth Wigger,
                                                    Kl. Siemz


Wohnungsgesuch.

Suche für meine aus 16 Personen bestehende Theatergesellschaft

möbilirte Zimmer.

Gefällige Offerten bitte ich im Theaterlokal des Herr J. Boye abgeben zu wollen.

                                                    Alexander Weymann,
                                                    Theaterdirektor.


Ein starkes                          
Saugefüllen "Fuchsstute"
mit Stern 16 Wochen alt, soll preiswerth verkauft werden                                                    
                                                    F. Lundwall.


Leere Fässer
in allen Größen für Obstwein
empfiehlt                                                     Aug. Spehr


Mast= und Freßpulver
für Schweine. Vorteile: Große Futterersparnis, rasche Gewichtszunahme, schnelles Fettwerden, erregt Freßlust, verhütet Verstopfung und schützt die Tiere vor vielen Krankheiten, per Schachtel 50 Pfg., nur ächt, wenn dieselbe den Namenszug Geo Dötzer trägt. Erhältlich bei Apotheker Montag in Schönberg.


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mit der pneumatischen Handmaschine
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Sie reinigt die Wäsche spielend leicht, schont die Wäsche wie keine andere Methode!

Spart Arbeit, Zeit und Geld!

Zu haben bei

J. Ludw. D. Petersen.

Probewaschen jeden Mittwoch 10 Uhr.


Anfang August erwarte ich eine größere Partie

bester engl. Anthracitkohlen,

die ich ab Bahnhof zu liefern zu billigsten Preisen empfehle.

                                                    Aug. Spehr.


Lieben Sie

einen schönen, weissen, zarten Teint, so waschen Sie sich täglich mit:

Bergmann's Lilienmilch-Seife
von Bergmann & Co., in Dresden-Radebeul
(Schutzmarke: Zwei Bergmänner).

Bestes Mittel gegen Sommersprossen, sowie alle Hautunreinigkeiten. à Stück 50 Pfg. bei:

Apotheker Montag.


Zur Jagdsaison
halte bestens empfohlen:
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                          aus der Pulverfabrik Rottweil,
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in allen Sorten.
Rud. Tietgen.


        Vom 12. April d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:

  1. Vom Hauswirth Oldörp in Petersberg 1 Pferd 700 M.
  2. Vom Hauswirth J. Lühr in Lüdersdorf 1 Kuh 135 M.
  3. Vom Bäckermeister Retelsdorf hier 1 Pferd 50 M.
  4. Vom Hauswirth Lenschow in Zarnewenz 1 Pferd 300 M.
  5. Vom Schulzen Kähler in Kl. Siemz 1 Pferd 100 M.
  6. Vom Hauswirth Eckmann in Lübseerhagen 1 Pferd 450 M.
  7. Vom Hauswirth Boye in Bechelsdorf 1 Pferd 200 M.
  8. Vom Hauswirth Wieschendorf in Pogez 1 Pferd 100 M.
  9. Vom Pächter Dittmann in Kleinfeld 1 Pferd 600 M.
10. Vom Müller Arp in Carlow 1 Pferd 100 M.
11. Vom Bezirks=Thierarzt Reimer hier 1 Pferd 350 M.
12. Vom Pächter Pumplün in Carlow 1 Kuh 150 M.
13. Vom Hauswirth Jürgens in Lüdersdorf 1 Pferd 250 M.
14. Vom Hauswirth Gothknecht in Teschow 1 Pferd 500 M.
        Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 1 Mark pro 100 M. Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ergebenst ersucht, solchen Beitrag

am Freitag, den 24. August, Morgens 19 Uhr,

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
        Schönberg, den 1. August 1894.

Direction des Viehversicherungs-Vereins.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 61 Seite 4]

Schönberg.
Auf dem Schützenplatze (Landreiterkoppel):
Norwegischer Circus
(größter reisender Circus der Jetztzeit)
50 Personen           30 Pferde.

Dienstag den 7. August, Abends 8 Uhr:
Große Galavorstellung.
Mittwoch, den 8. August: Große Vorstellung.
Donnerstag, den 9. August:
Große Abschieds=Vorstellung.

Das Personal meines Circus ist aus sämmtlichen Nationen des Erdballes vertreten und wie folgt zusammengesetzt:

Reiter und Reiterinnen aus Amerika und England, deutsche und englische Original=Clowns u. s. w.
Der Marstall enthält 30 der edelsten Pferde, jeder Rasse und Größe.

Preise der Plätze.
Sperrsitz 1,50 Mk., 1. Platz 1 Mk., 2. Platz 60 Pf., Galerie 30 Pf.,
Kinder unter 10 Jahren zahlen auf allen Plätzen die Hälfte.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Die Direction: Kolter-Malmström.

Bitte meinen Circus mit dem vorher hier gewesenen nicht zu vergleichen.



Verlag von FR. EUGEN KOEHLER, Gera-Untermhaus, Reuss j. L.
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M. Schulze's   |   Prof. Thome's   |   Unsere
Orchidaceen   |   Flora   |   Heilpflanzen,
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Oesterreichs u. d. Schweiz.   |   Deutschland, Oesterreich   |   Anwendung im Hause.
Demnächst vollständig in 12
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2,25 M., geb. 2,75 M.


Zurückgekehrt von meiner militairischen Uebung führe ich von jetzt ab meine Praxis wieder selbst.

Zahnarzt Schleicher
Lübeck, Breitestraße 59 I.
Sprechstunden: v. 9-1 Uhr Vorm. 2-5 Uhr Nachm.


Alle diej. Herren, welche sich für das Fortbestehen des

Verschönerungs=Vereins

interessiren, werden höflichst ersucht, zwecks nöthiger Besprechung am Sonnabend, den 11. August cr. Abends 8 Uhr sich in Spehrs Hotel zu versammeln.


Den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich das Geschäft meines Schwiegervaters, des Tischlermeisters J. Flügge, in unveränderter Weise fortsetze.
Es wird mein Bestreben sein durch reelle Arbeit und solide Preise mir das Zutrauen zu erhalten.

Hochachtungsvoll                          
                                                    Th. Petersen, Tischler.


Am 30. v. Mts. ist mir

eine 1jährige rothbunte Starke

von der Koppel entlaufen. Falls sich dieselbe irgendwo angefunden, bitte ich um Mittheilung.
Zarnewenz, den 1. August 1894.

                                                    Schulze Sterly.


Allen Verwandten und Bekannten, die unsere unvergeßliche Tochter zu ihrer letzten Ruhestätte begleitet und ihren Sarg so reich mit Kränzen geschmückt haben, sagen wir hiermit unsern innigsten Dank.

                                                    H. Burmeister u. Frau
                                                    Kleinfeld.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 61 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 61 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. August 1894.


- Neustrelitz. II. KK. JH. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind am 1. August morgens um 1/2 11 Uhr von ihrer Reise nach der Schweiz hierher zurückgekehrt.
- Die Bewohner eines Hauses in Hamburg litten dieser Tage 36 Stunden lang unter sehr unangenehmen Wassermangel. Schließlich entdeckte der Mechaniker einen in die Zuleitung vom Hauptrohr eingeklemmten Aal. Das Thier mißt 54 1/2 cm in der Länge und hat 8-10 cm Umfang.
- Die 5 Araber=Häuptlinge im Kongostaat, denen nachgewiesen werden konnte, an der Ermordung Emin Paschas theilgenommen zu haben, sind jetzt hingerichtet worden. Bei den Kämpfen der vereinigten kongostaatlichen und Antisklaverei=Truppen, die die Besetzung des Nordufers des Tanganjikasees zur Folge hatten, wurde auch der Häuptling Raschid, ein Neffe Tippo=Tipps, gefangen genommen.
- Wie nützlich sich die Sanitätskollonnen bei großen Festen erweisen, hat sich wieder bei dem Breslauer Turnfest gezeigt. Die dortige Sanitätskolonne behandelte auf dem Turnfestplatze 768 Fälle, darunter 3 Knochenbrüche, 6 Verrenkungen, 21 Verstauchungen, 23 Kontusionen, 11 Muskelzerrungen, 3 schwere Hitzschläge, 3 Gehirnerschütterungen, 144 Hautabschürfungen, 133 Hautentzündungen, 20 Fälle von Sonnenbrand. Außerdem wurde sie während des Festzuges in 134 Fällen in Anspruch genommen.
- Eine große turnerische Leistung aus Anlaß des Deutschen Turnfestes in Breslau wird aus Berlin gemeldet: Ein dortiger Turner wanderte nach der Feststadt Breslau zu Fuß und legte den 46 Meilen langen Weg in 7 Tagen zurück. Die stramme Leistung eines täglichen Marsches von 6 1/2 Meilen hat in den turnerischen Kreisen große Anerkennung gefunden und dem dauerhaften Läufer zu Ehren wurde in Breslau eine besondere Festkneipe abgehalten.
- In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag verunglückte ein junger Mann dadurch, daß er in angeheitertem Zustande eines der Broncepferde auf der Treppe der Königl. Akademie in München bestieg, von dort zu Boden stürzte und hierdurch einen Schädelbruch erlitt. Er wurde in das Krankenhaus gebracht, woselbst er alsbald an der Verletzung starb.
- Bei Schloß Welsberg im Pusterthal löste sich am Sonnabend früh ein Felsblock los und stürzte auf ein zum Schlosse gehöriges, von einer aus 5 Personen bestehenden Familie bewohntes Haus. Zwei Personen wurden getötet, die Leichen sind gräßlich zugerichtet, eine Person wurde schwer verletzt, zwei kamen ohne Verletzung davon.
- Der etwa seit dem Jahre 1818 in Uelzen wohnhafte Rechtsanwalt Karl Stegmann ist am 28. Juli 1794 in Lüneburg geboren, ist also am 28. Juli d. J. 100 Jahre alt geworden. Der alte Greis hat erst vor einigen Jahren seine Praxis völlig eingestellt und ist noch jetzt geistig sehr rüstig.
- So ändern sich die Zeiten! In Folge der Herabsetzung der Fahrpreise von Amerika nach Europa kehren massenhaft Leute nach Europa zurück. Die Rückwanderung von Amerika ist so groß, daß die Dampfer die Menge nicht fassen können.
- Anläßlich einer Operation, welcher der Gerichtsvollzieher Sommer aus Segeberg sich in Lübeck unterzog, um einen Knochensplitter aus seinem linken Arm entfernen zu lassen, wurde ein Stück Manteltuch von 2:5 cm Größe zu Tage gefördert. Sommer, der an der Schlacht bei Gravelotte am 18. August 1870 verwundet wurde, hat seit dieser Zeit ohne Wissen das Stück Manteltuch in dem betreffenden Körpertheile bei sich geführt.
- Im Staedlschen Kunstinstitut zu Frankfurt a. M. wurden zwei Leubachsche Bilder Kaiser Wilhelm I. und Moltke, während der öffentlichen Besuchsstunden schwer beschädigt. Das Moltkebild ist durch scharfe Schnitte verletzt und auf dem Kaiserbilde sind die Augen ausgekratzt worden.
- Die Direktion der Technischen Hochschule in Karlsruhe hat, der "Breisg. Ztg." zufolge, mit Genehmigung des Großh. Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts mit der Lebens= und Unfallversicherungs=Gesellschaft "Nordstern" in Berlin einen Vertrag abgeschlossen, nach welchem die Professoren und Studenten gegen etwaige Unfälle, die ihnen bei chemischen Versuchen usw. zustoßen könnten, versichert werden. Es ist dies eine Neuerung, die auf Deutschlands Hochschulen einzig dastehen soll.
- 300 amerikanische Turner, welche sich zum eidgenössischen Turnfest in Lugano begaben, kamen über Paris in Basel an und wurden von einem zahlreichen Publikum am Bahnhofe begeistert begrüßt.
- 120 Dienstmädchen hatten sich am letzten "Ziel" (Jakobi 25. Juli) in Ulm mehr abgemeldet, als sonst auf diesen Tag. Sie siedelten fast alle nach Stuttgart über. Viele trugen bei der Abreise Sträuße von Kornblumen und gelben Rosen (die Farben des nach Stuttgart versetzten Dragoner=Regiments).
- Der 17jährige Sohn des Maurerpoliers D. in Rixdorf erbot sich seinen Kameraden gegenüber zu einer Wette von 10 Mk., daß er im Stande sei, in einem Zeitraume von 20 Minuten hintereinander ein Schock hartgekochte Eier zu essen. Die Wette wurde angenommen und im nächsten Augenblicke begann der waghalsige Mensch seine unsinnige "Eßprozedur", nachdem er sich vorher noch mit zwei "Großen" gestärkt hatte. Als er 12 Eier verzehrt hatte, wurde ihm schon etwas sehr eigenthümlich um den Magen und in einem Augenblicke, als er wieder 2 zugleich in den Mund gestopft hatte und die Masse herunterwürgen wollte, fiel er mit einem lauten Aufschrei zu Boden, wobei ihm das Blut stromweise aus dem Munde stürzte. Der Unglückliche wurde sofort nach dem Krankenhause gebracht, wo er bald darauf verstarb.
- Der Reichstagsbau soll, wie jetzt festgestellt wird, bis zum 1. October d. J. abgeschlossen sein. Die Bauthätigkeit ist schon seit geraumer Frist auf die Erreichung dieses Zieles gerichtet gewesen.
- Aus Altona wird geschrieben: Die Noth infolge der Arbeitslosigkeit ist in unserer Stadt nicht gering. Der Hülfsverein hat sich deshalb bereits veranlaßt gesehen, unter der Hand seine Thätigkeit aufzunehmen und hat die Unterstützung durch Brotlieferung etc. begonnen.
- Eine Totenkopfgeschichte und ihre Folgen. Im Herbste des vorigen Jahres drängte es drei Burschen in Tittmoning in Alt=Bayern, einen tollen Streich auszuüben, der in dem Plane, einen Kürbis auszuhöhlen, ihm die Gestalt eines Totenkopfes zu geben und mittels einer in denselben gestellten Kerze zu beleuchten, seine Verwirklichung fand. Das Machwerk sollte dazu dienen, eine Nachbarin gehörig zu schrecken, welcher Zweck leider nur zu sehr erreicht wurde. Die Frau entsetzte sich derart, daß sie in eine Nervenkrankheit verfiel, von der sie heute noch nicht befreit ist. Nun betragen die Cur= und sonstigen Kosten schon bei 1000 fl., um welche Summe der Mann der Kranken die Veranstalter der folgenschweren Handlung verklagt hat.
- Ein neuer Record. Der Küchenchef eines Restaurants in der Nähe des Frankfurter Opernhauses hat einen neuen Record geschaffen, nämlich einen Huhn=Record. Dies ist ein Faktum, das in

[ => Original lesen: 1894 Nr. 61 Seite 6]

unserer recordreichen Zeit zur öffentlichen Kenntniß gebracht zu werden verdient, was hiermit geschieht. Der Chef wettete nämlich mit einem Collegen, er werde innerhalb 10 Minuten ein Huhn schlachten, rupfen, braten, tranchieren und eßfertig auf die Tafel bringen. Es brauchte aber, wie von glaubwürdiger Seite versichert wird, nur die Hälfte Zeit, in zwei Minuten war das Huhn geschlachtet, gerupft und ausgenommen, in weiteren drei Minuten gebraten und tranchirt. Der Huhn=Record beträgt also 5 Minuten oder nach genauester Bestimmung 5 Minuten 6 4/5 Secunden. Ehre, dem Ehre gebührt. Ein dreifaches "Gut Huhn" der Kochkunst!
- Zu den ältesten Damen, welche dem Reitsport huldigen, dürfte wohl die Königin Victoria von England, 1819 geboren, gehören. Täglich nachmittags Schlag zwei Uhr besteigt die hohe Frau das bereit gehaltene Pferd und reitet dann eine volle Stunde mit militärischer Pünktlichkeit bis 3 Uhr im geschlossenen Park, meist in dem zu Windsor, spazieren
- Die Stadt Paris hatte jüngst ein großes Grundstück in der rue de Vaugirard anzukaufen und bezahlte dafür den ansehnlichen Betrag von 600 000 Frcs. Der glückliche Grundbesitzer ist niemand anders als der einstige Kammerdiener des Professors Ricord, der sich aus den Trinkgeldern der Patienten seines Herrn soviel beiseite legen konnte, daß er sowohl dieses Grundstück wie auch einen ausgedehnten Landsitz und etliche Renten erwarb. Da sieht man, was "Trinkgelder" einbringen können.
- "Soldatenbrief! Eigene Angelegenheit des Empfängers!" Es wird als allgemein bekannt vorausgesetzt, daß ein Brief an einen Soldaten bis zum Feldwebel aufwärts von der Postverwaltung portofrei befördert wird, wenn dassselbe in der linken Ecke den Vermerk trägt: "Soldatenbrief! Eigene Angelegenheit des Empfängers!" Derselbe Vermerk, an der bezeichneten Stelle einer Postpaketadresse angebracht, verschafft der Sendung eine Portoermäßigung, so daß derartig bezeichnete Pakete bis zum Gewichte von 3 Kg. nur 20 Pfg. Porto kosten und bei Postanweisungen bis 15 Mk. Einzahlung nur 10 Pfg. Porto. Für alle drei Arten von Postsendungen ist die portobefreiende oder portoermäßigende Bezeichnung eine gleichmäßige. Unrichtig ist die Annahme, daß der Vermerk bei den letzten beiden Arten der Postsendungen die Bezeichnung dem Inhalte oder der Verpackung entsprechen muß. So treffen wir häufig auf die Bezeichnung: Soldatenkorb oder =Kiste, auch Soldatenwürste, Soldatengans etc. allein richtig ist: "Soldatenbrief! Eigene Angelegenheit des Empfängers", gleichgültig, ob die Sendung Brief, Paket oder Postanweisung ist.
- Das größte Segelschiff der Welt. Trotz der seit langer Zeit so ungünstigen Lage der Rhederei hat die große Hamburger Rhederfirma F. Laeiß den Muth gehabt, ein eisernes Segelschiff zu bestellen, das die untergegangene "Marie Rickmers" noch übertreffen und größer werden soll, als irgend ein Segelschiff der Welt. Das Schiff wird 365 Fuß engl. lang und eine Tragfähigkeit von 6150 t Schwergut erhalten. Um sich dies vorzustellen, muß man bedenken, daß ein Doppelwaggon der Eisenbahnen 10 t Schwergut aufnehmen kann. Jenes Schiff trägt also die Last von 615 Eisenbahnwaggons oder von 6 riesigen Zügen mit mehr als 100 Waggons.
- Amerikanische Blätter schreiben: "Wem gebührt die Ehre, die Sterne und die Streifen der amerikanischen Fahne erdacht zu haben? Das ist eine Frage, die die Forscher nicht wenig in Verlegenheit setzte. Viele Bände wurden darüber geschrieben, denn die Gattung derjenigen, die sich abmühen, die wahre Bedeutung eines Goetheschen Verses, das wahre Vaterland des Columbus oder ähnliche Fragen zu ergründen, ist noch lange nicht vom Erdboden verschwunden. Im Gegentheil. Hinsichtlich der Frage der Fahne der amerikanischen Union scheint nun das Problem gelöst zu sein. Der Erfinder dieses Sinnbildes soll ein Däne, ein gewisser Marker, sein, der 1775 in Philadelphia wohnte. Seinem Adoptivvaterlande wie ein Sohn ergeben, war er einer von denen, die die erste Freiwilligen=Compagnie bildeten, um für die amerikanische Unabhängigkeit zu kämpfen. Sein Muth und sein Talent verschafften ihm bald den Oberbefehl über die Compagnie. Damals hatte er den Plan, seinen Genossen und Anhängern eine Fahne zu verleihen, welche er mit 13 Sternen schmückte - so groß war damals die Zahl der zur Union gehörenden Staaten. Die Fahne, die Vorläuferin aller amerikanischen Fahnen, ist noch heute vorhanden und die kostbare Reliquie wird gewissenhaft aufbewahrt.
- Rußlands Wälder. Rußland besitzt ungeheuere Wälder; allein seine Forstwirthschaft liegt noch, so wie vieles andere, in den ersten Anfängen. Blos im Ural sind einem Förster 150 000 bis 600 000 Dessätinen zugetheilt; auf einen berittenen Waldheger kommen 60 000 Dessätinen Wald. Letzteres Areal beträgt 664 Quadratkilometer; ist also mehr als zweimal so groß, als das Fürstenthum Reuß ältere Linie. Betreffende Waldfläche soll aber nach Vorschrift täglich vom Waldheger auf das gründlichste besichtigt werden. Wie das möglich ist, erscheint uns gewiß als ein Rätsel.
- Ein Komet an der Sonne. Die Photographie hat bei Gelegenheit der völligen Sonnenfinsterniß vom 16. April v. J. eine merkwürdige Erscheinung ans Licht gebracht. Bekanntlich zeigt sich, wenn die Sonnenscheibe ganz vom Mond bedeckt ist, rings um dieselben ein heller, strahlender Kranz, den man Corona nennt. Dieselbe besteht wahrscheinlich aus höchst feiner gasiger Materie, in der sich zahllose kleine Körperchen, ähnlich den Meteoren, bewegen, von denen die meisten gewissermaßen in Ströme geordnet sind, die sich bis zu 300000 Kilometer über die Sonnenoberfläche erheben und uns als Strahlen erscheinen. Während der völligen Sonnenfinsterniß, die am 16. April v. J. eintrat, ist die Sonnen=Corona von eigens dazu ausgesandten Expeditionen in Chile und Brasilien, sowie in Afrika photographiert worden. Die Untersuchung dieser Photographien durch den Astronomen J. M. Schäberle von der Lick=Sternwarte, der selbst bei der Expedition in Chile thätig war, haben nun das überraschende Ergebniß gehabt, daß während der Sonnenfinsterniß ein Komet in der Corona sichtbar war. Nach einer von Schäberle nach den Lick=Photographien gegebenen Zeichnung erscheint der Komet gewissermaßen wie auf einem der Coronastrahlen aufgespießt. Sein Schweif ließ sich auf den Photographien über einen Grad weit verfolgen. Herr Schäberle hat auch die in Brasilien und in Afrika aufgenommenen Photographien untersucht und auf diesen ebenfalls den Kometen erkannt; doch ist die scheinbare Entfernung desselben vom Sonnenrand hier größer. Der Komet bewegte sich anscheinend in der Richtung des hellen Coronastrahls und nahm seine Helligkeit rasch ab, denn auf den spätesten Photographien ist er am schwächsten, woraus auch hervorgeht, daß er nicht bloß scheinbar, sondern in Wirklichkeit der Sonne sehr nahe stand. Schon früher hat die Photographie bei Gelegenheit einer völligen Sonnenfinsterniß einen Kometen in großer Nähe der Sonne gezeigt, aber ein solches Gestirn in der Corona selbst anzutreffen, ist doch eine höchst merkwürdige Thatsache. Vielleicht darf man daraus schließen, daß die Kometen in einer sehr engen, aber uns noch unbekannten Beziehung zur Konstitution der Sonne stehen. Jedenfalls spielen sich in der unmittelbaren Nähe der Sonne Vorgänge ab, von denen wir nur erst eine schwache Ahnung haben und deren fernere Enthüllung mit der Vervollkommnung der Photographie eintreten wird. Bis heute ist es noch nicht möglich gewesen, die Sonnencorona bei vollem Sonnenschein zu photographieren, man ist in dieser Beziehung vielmehr auf die wenige Minuten währende einer völligen Sonnenfinsterniß beschränkt. Indessen ist die Hoffnung berechtigt, daß es gelingen wird, auch diese Schwierigkeit zu überwinden. Dann wird man erst in die Lage kommen, mit Sicherheit zu entscheiden, ob Kometen in die Sonne stürzen und andere aus ihr emporgeschleudert worden sind. Schäberle ist in der That geneigt, gewisse Kometen als Auswürflinge der Sonne zu betrachten.


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