No. 62
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. August
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 62 Seite 1]

- Der Kaiser, welcher am 6. d. an Bord der "Hohenzollern" in Cowes eingetroffen, begab sich von dort alsbald zu einem Besuch der Königin von England nach Osborne und ist daselbst in bestem Wohlsein angelangt. Nach den früher getroffenen Bestimmungen gedenkt Se. Majestät in diesen Tagen, bis zum 10. August, den Regatten in Cowes beizuwohnen.
- Zur Reise des Kaisers nach Cowes ist die Yacht "Hohenzollern" in den letzten Tagen in Wilhelmshaven noch besonders in Stand gesetzt worden. Das Schiff hat einen neuen, blendend weißen Anstrich erhalten, welche durch zwei in der Höhe der Decks und der Reeling laufende Goldstreifen und die ebenfalls in Gold gehaltene Bug= und Heckverzierung noch gehoben wird. An Bord der "Hohenzollern" ist das Musikkorps der 1. Matrosendivision eingeschifft.
- Die in Hofangelegenheiten gewöhnlich gut unterrichtete "Truth" meldet, daß die Verlobung der Prinzessin Alexandra von Coburg mit dem Herzog Georg von Mecklenburg=Strelitz demnächst zu erwarten sei. Wie das genannte englische Blatt ferner mittheilt, soll auch eine Verbindung des Prinzen Christian von Dänemark mit der Prinzessin Viktoria von Wales im Plane liegen.
- Vorbereitungen für die Manöver. Um die Bewegungen der Truppen während der Manöver nicht ungebührlich einzuschränken, und außerdem um die Soldaten vor Beschädigungen am Körper und an den Kleidern zu schützen, sind verschiedene Besitzer von Feldern und Wiesen in Manövergegenden angewiesen worden, sämmtliche auf den betreffenden Grundstücken befindlichen Drahtzäune zu entfernen. Für das Abreißen und Wiederaufstellen erhalten die Betheiligten für jedes laufende Meter 4 Pf. Auch die Kühe müssen von der Weide in den Stall gebracht werden; der Besitzer erhält für jede Kuh, die er nunmehr im Stall füttern muß, täglich 1 M. und für dadurch verloren gehende Milch täglich 80 Pfennig.
- Das Panzerschiff "Brandenburg" unternahm dieser Tage, nachdem es früher mehrere Probefahrten mit normaler Geschwindigkeit vorgenommen hatte, eine forcierte Probefahrt. Wie man aus Kiel meldet, ist dieselbe zur vollen Zufriedenheit ausgefallen. Die Maschinen arbeiteten gut, die Rohrtheile und Kessel bewehrten sich bei dem kolossalen Drucke und der gewaltigen Hitze.
- Nachdem der graue Militärmantel durch Armeebefehl für die preußischen Truppen vor wenigen Wochen eingeführt ist, hat König Albert von Sachsen auch für das sächsische Armeekorps die gleiche Entscheidung getroffen. Im sächsischen Heere sind der Officiers= und der Mannschaftsmantel in gleichem Farbenton gehalten.
- Der "Reichsanzeiger" erklärt die von verschiedenen Zeitungen gebrachte Nachricht für unrichtig, daß eine Umbewaffnung der Armee mit einem neuen Gewehr bevorstehe. Die Nachricht scheine darauf zurückzuführen zu sein, daß von seiten der Heeresverwaltung alle Neuerungen auf dem Gebiet des Waffenwesens eingehend geprüft wurden. Hieraus auf die Absicht zu schließen, die Armee demnächst umzubewaffnen, sei nicht gerechtfertigt.
- Der deutsche Kaiser ließ dem Präsidenten der Regierung von Oberbayern, Frhr. v. Pfeufer, anläßlich seiner Mitwirkung beim Ankauf des gräflich Schackschen Galeriegebäudes sein lebensgroßes, von Lenbach gemaltes Bildniß durch den preußischen Gesandten Freiherrn v. Thielmann überreichen.
- Der Bund der "Ritter des Eisernen Kreuzes" hat am Sonntag in Karlsruhe seine Delegiertenversammlung abgehalten, auf der 41 Vereine mit 7000 Mitgliedern vertreten waren. Den Hauptberathungsgegenstand bildete die Ehrensoldfrage, bezüglich deren beschlossen wurde, ein Immediatgesuch an den Kaiser zu richten, worin diesem die Regelung der Frage überlassen wird. Außerdem soll eine Petitton an den Reichstag gerichtet werden, daß dieser die vom Kaiser bestimmte Summe bewillige. Der Jahresbeitrag wurde auf 25 Pfg. festgesetzt; die Gründung eines Vereinsorgans wurde abgelehnt. An den Kaiser, den Großherzog von Baden und den Fürsten Bismarck wurden Begrüßungstelegramme abgesandt.
- Das russische Ministerium des Innern beschäftigt sich gegenwärtig mit der Frage, den russischen Versicherungs=Gesellschaften die Rückversicherung im Ausland zu verbieten. Die russischen Gesellschaften zahlen für die Rückversicherung jährlich ca. 10 Mill. Rubel an das Ausland. Die beabsichtigte Maßregel des Ministeriums wird damit begründet, daß bei einem eventuellen Bankerott ausländischer Gesellschaften die russischen Gesellschaften ihren Verbindlichkeiten nicht nachkommen könnten.
- Nach amtlicher Mittheilung wütet die Cholera in Russisch=Polen noch immer sehr stark. Besonders ist dies der Fall in den Gouvernements Kielce und Radom. In Kielce sind in 3 Tagen 220 Erkrankungen und 102 Todesfälle, in Radom 370 Erkrankungen und 195 Todesfälle vorgekommen.
- Ein furchtbarer Sturm tobte am Sonntag abend über Luzern, dem Vierwaldstättersee und dessen Umgebung. Schon nachmittags schlug der Blitz in die elektrische Maschine der Stanserhorn=Bahn und suspendierte deren Funktion, was natürlich auch die Einstellung des elektrischen Bahnbetriebs nach sich zog, so daß der für solche Fälle vorgesehene Dampfbetrieb in die Lücke treten mußte. Als nun der letzte Abendzug bergaufwärts stieg und nahezu auf der Höhe des Berges angelangt war, brach ein neues Unwetter los, mit Regen, Sturm, Blitz und Donner, und plötzlich stürzte ein heftiger Steinschlag auf den Bahnzug, den oberen Theil des Wagens zum Theil zertrümmernd, so daß Bedienung und Passagiere sich unter die Bänke verkrochen und schreckenerfüllt ihres Schicksals harrten. Eine volle Stunde blieb der Zug auf seiner Stelle festgebannt, an dem Drahtseil hängend, das vorsichtigerweise mit dem elektrischen Betrieb verbunden ist; der Zug konnte weder vor noch rückwärts, während Sturzregen, Wasserbäche und Steinfälle darauf niederprasselten. Nach einer schrecklichen

[ => Original lesen: 1894 Nr. 62 Seite 2]

Stunde konnte endlich die Fahrt bergan fortgesetzt und die Höhe erreicht werden; zwei Passagiere hatten an Arm und Bein Verletzungen erlitten, allein von diesen sowie von den Beschädigungen des Wagens abgesehen, war die kritische Probe, welche die entfesselten Elemente mit der jungen Bahn angestellt, glücklich abgelaufen. Eine ähnliche Probe hatte jüngst auch die Pilatusbahn bei einem Gewittersturm zu bestehen, die für die Solidität ebenso Zeugniß ablegte.
- Der Schiffslieutenant Delgoy, einer der beiden in Deutschland freigelassenen französischen Spione ist zum Commandanten eines Torpedoschiffes in der algerischem Flotte ernannt worden.
- Gleich Vaillant und Henry hat der Mörder Caserio das Todesurteil mit dem Ruf beantwortet: "Es lebe die soziale Revolution!" Auch nach Beendigung der Schwurgerichtsverhandlung hat Caserio denselben wilden Trotz zur Schau getragen. Im Lauf des Nachmittags kam der Vikar von Motta=Visconti zu ihm und suchte ihn zur Reue über seine That zu bereden, allein vergeblich. In frechem Ton antwortete ihm Caserio: "Ich fürchte den Tod nicht und werde es beweisen. Meine Berufung gegen das Urteil werde ich nicht unterzeichnen. Ich erkenne keinem Richter das Recht zu, über seines Gleichen zu urteilen. Ich habe ein Urteil über mich ergehen lassen müssen und habe genug davon." Caserio hatte sich den Rest seiner Fleischkost, die ihm im Justizgebäude gereicht worden war, sorgfältig aufbewahrt und verzehrte seine Mahlzeit nach seiner Rückkehr ins Gefängnis mit großem Appetit. Caserio hat während der Verhandlung ein von ihm verfaßtes Schriftstück verlesen, dessen Weiterverbreitung vom Gerichtshof auf das Strengste verboten worden ist. Trotzdem ist der Inhalt des Schriftstücks von Lyon nach Paris und von dort nach London telephonirt worden, von wo aus es wahrscheinlich die Runde durch alle Welt machen wird.
- Der Mörder Caserio hat an seine Mutter aus dem Gefängnisse folgenden Brief geschrieben: "Liebe Mutter! Mit diesen Zeilen theile ich Euch mit, daß ich zum Tode verurtheilt bin. Haltet nur daran fest, daß ich nicht, wie man glauben machen will, ein gemeiner Mörder bin. Ihr kennet mein gutes Herz und wißt, wie weich es war, als ich bei Euch weilte. Das Herz ist auch heute das gleiche. Wenn ich die That beging, so geschah es, weil ich müde war, in der Welt so viel Unrecht wuchern zu sehen. Ich bin dem Curaten Don Alessandro für seinen Besuch dankbar, doch mag ich nicht beichten. Ich grüße und küsse Alle und werde noch einmal schreiben." - Caserios Mutter schrieb an Madame Carnot, die Welt werde ihre Großmuth ehren, wenn sie sich für ihren unseligen Sohn verwenden werde.
- Vor einigen Tagen wurde in Paris die neu hergestellte große Orgel in Notre=Dame nach nochmaliger Erneuerung feierlich abgenommen. Die Orgel besitzt 5 Claviere, ein Pedal, 98 Register, 5246 Pfeifen, wovon die größte 32 Fuß hoch ist. Sie wurde 1750 gebaut, 1785 von Cliquot erweitert, ebenso 1838 und 1868. Diesmal sind wieder alle neuesten Verbesserungen angebracht worden. Die Orgel ist eine der besten und vollständigsten, die es giebt.
- Von einer Sendung Gold aus New=York an den Credit Lyonnais und das Bankgeschäft Lazard Fréres in Havre kam ein Tönnchen mit 50 000 Dollar (250 000 Francs) abhanden. Der Temps theilt mit, daß die Polizei soeben bei einer Durchsuchung des Bahnhofes in Havre unter einem Kohlenhaufen 10 Säckchen mit dem gestohlenen Golde versteckt gefunden hat. Die Diebe hofften offenbar, auf die Weise leichter ihren Raub in Sicherheit bringen zu können. An dem Golde fehlt nur wenig.
- Wie man aus Sofia meldet, hat Fürst Ferdinand von Bulgaren eine eigenthümliche Passion. Sobald seine Regierungsgeschäfte ihm mehr oder weniger freie Zeit lassen, geht er auf den Bahnhof, zieht einen Arbeitskittel an, läßt sich eine Locomotive heizen, besteigt dieselbe und fährt mit ihr als - einfacher Locomotivführer hinaus. Nicht selten hat der Fürst den Expreßzug nach Constantinopel, allerdings nur eine kurze Strecke weit geführt, und ist nach Sofia auf einer einfachen Draisine zurückgefahren.
- Der letzte amerikanische Streik verursachte einen Schaden von 6 565 000 Dollars. Die Eisenbahngesellschaften verloren 2 1/2 Millionen Dollars, andere Unternehmungen 1 1/2 Millionen. Durch Brandstiftungen wurden Zerstörungen im Werthe von 2 155 000 Dollars angerichtet. An Arbeitslöhnen gingen 350 000 Dollars verloren.
- Zur Frage vom unlauteren Wettbewerb giebt ein Berliner Blatt von zwei Firmen in einer kleinen Stadt Schleswigs eine nette Geschichte zum Besten. Die Manufacturwaaren=Firma S. hatte einen Posten Gardinen für 8 Pfg. das Meter gekauft. Um nun diesen Artikel als Lockmittel zu benutzen, annoncirte sie "Gardinen für 6 Pfg. das Meter". Ein Concurrent F., der nebenan wohnte, beauftragte eine Frau, sich von diesen billigen Gardinen 20 Meter zu kaufen. Am nächsten Tag las man eine Annonce, worin die Firma F. "Gardinen für 4 Pfg. das Meter" anbot. Der Kaufmann S. war nun neugierig, diese Gardinen, die noch billiger waren als seine eigenen, kennen zu lernen und gab jemand den Auftrag, 20 Meter von diesen Gardinen "zur Probe" zu kaufen. Man kann sich seine Ueberraschung vorstellen, als er seine eigenen Gardinen wiedersah.
- Der Präsident der französischen Republik, Herr Casimir=Perier, ist vor einigen Tagen auf seinem Landsitz Pont=sur=Seine zum Sommeraufenthalt eingetroffen und daselbst von der Bevölkerung, die, wie einst die Landsleute Grevys in Mont sous Vandrey, stolz darauf ist, daß einer aus ihrer Mitte zur höchsten Stellung im Staat emporgestiegen ist, mit großen Ehren empfangen worden. Bei der Ankunft des Präsidenten war unter denen, die sich an ihn herandrängten, um seine Hand zu schütteln, auch ein Bauer, den der Präsident sehr gut kannte und freundlich anredete. Der Mann hatte 1870 in seiner Compagnie gedient und sich als Schütze ungewöhnlich hervorgethan. "Mann, wo hast Du so schießen gelernt?" fragte ihn der damalige Hauptmann Casimir=Perier eines Tages. "An Ohren Fasanen, Herr Hauptmann!" erwiderte der wackere Krieger ganz unbefangen. Er war nämlich vor dem Feldzug ein weit und breit berüchtigter Wilddieb gewesen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Rabensdorf sub Nr. 4 belegene Büdnerstelle c. p. des Büdners Heinrich Busch daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Dienstag, den 14. August d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidations=Termin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 29. Mai 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Schlagbrügge sub Nr. V belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Heinrich Clasen daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das

[ => Original lesen: 1894 Nr. 62 Seite 3]

niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hierdurch aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Sonnabend, den 27. Oktober 1894
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. August 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


R. Jatzow, Augenarzt.
Lübeck,                                                     Beckergrube 41.
zurückgekehrt.


Ich habe mich in Lübeck als Specialarzt für
Ohren= und Nasenleiden
niedergelassen.                                                    
Wohnung Mühlenstraße 38
Sprechstunden von 9 - 12 und 3 - 4 Uhr.
                                                    Dr. Karutz.


Zurückgekehrt von meiner militairischen Uebung führe ich von jetzt ab meine Praxis wieder selbst.

Zahnarzt Schleicher
Lübeck, Breitestraße 59 I.
Sprechstunden: v. 9-1 Uhr Vorm. 2-5 Uhr Nachm.


Gesucht

zum 1. Nov. nach Lübeck ein ordentliches Mädchen für Küche und Hausarbeit, auch muß dasselbe etwas vom Kochen verstehen, und ein ordentliches Mädchen nach Lübeck bei einem Kinde. Näheres in der Expedition dieser Anzeigen.


Habe zu Michaelis noch eine Wohnung zu vermiethen.

                                                    W. Grevsmühl,
                                                    Schlauentrifft.


Alle diej. Herren, welche sich für das Fortbestehen des

Verschönerungs=Vereins

interessiren, werden höflichst ersucht, zwecks nöthiger Besprechung am Sonnabend, den 11. August cr. Abends 8 Uhr sich in Spehrs Hotel zu versammeln.


Wohnungsgesuch.

Suche für meine aus 16 Personen bestehende Theatergesellschaft

möbilirte Zimmer.

Gefällige Offerten bitte ich im Theaterlokal des Herr J. Boye abgeben zu wollen.

                                                    Alexander Weymann,
                                                    Theaterdirektor.


Für meine neu gekaufte Büdnerei in Kl. Siemz suche ich zu Michaelis d. J. eine ordentliche Arbeiterfamilie in Wohnung und zu dauernder Arbeit.

                                                    Hauswirth Wigger,
                                                    Kl. Siemz


Zu Hof Schlagsdorf wird zum 1. Octbr. ein ordentliches Kindermädchen gesucht. Zum Herbsttermin (24. Octbr.) wird daselbst bei Haltung eigener Kuh ein verheiratheter Kuhhirte gesucht, der einen Hofgänger zur Hilfeleistung im Kuhhaus hält.

                                                    Ledeboer,
                                                    Hof Schlagsdorf bei Ratzeburg.


Anfang August erwarte ich eine größere Partie

bester engl. Anthracitkohlen,

die ich ab Bahnhof zu liefern zu billigsten Preisen empfehle.

                                                    Aug. Spehr.


Maschinen
zum
Kirschentsteinen
auch leihweise empfiehlt
Rud. Tietgen.


Braunkohlen
ab Bahnhof erwarte und empfehle billigst.                          
                                                    C. Schwedt.


Grätzer Bier
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.



Verlag von FR. EUGEN KOEHLER, Gera-Untermhaus, Reuss j. L.
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M. Schulze's   |   Prof. Thome's   |   Unsere
Orchidaceen   |   Flora   |   Heilpflanzen,
Deutschlands,   |   von   |   ihr Nutzen und ihre
Oesterreichs u. d. Schweiz.   |   Deutschland, Oesterreich   |   Anwendung im Hause.
Demnächst vollständig in 12
Lieferungen a 1 M.
  |   und der Schweiz   |   92 Chromobilder m. Text v. Schimfky.
5,50 M., geb. 6,50 M.
In eleg. Orig.-Einband 15 M.   |   45 Lieferungen a 1 M.   |   --------------------
Einzig neueres Werk, unt. Mitwirkung
hervorragender Kenner herausgegeben.
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Mit 100 Chromotafeln.   |   Mit 646 Chromotafeln.   |   27 Chromotafeln u. Text, v. demselben
2,25 M., geb. 2,75 M.


Einem geehrten Publikum Schönberg's und Umgegend zur gefl. Nachricht, daß ich zum 15. September d. J. anderer Unternehmungen halber mein

PHOTOGRAPHIE-ATELIER

hier am Platze aufzugeben beabsichtige.
Bitte daher meine geehrten Kunden, welche die Absicht haben, sich noch photographieren zu lassen, höflichst, recht baldigst bei mir vorzukommen.
Sämmtliche Bilder werden in bekannter sauberster Ausführung unter Garantie geliefert.

Landschafts=Gruppen= und Gebäude=Aufnahmen billigst.
Schönberger Ansichten sind bei mir zu haben.                                                    
                          
Hochachtungsvoll
Th. Liebert, Photograph.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 62 Seite 4]

Schönberg.
Auf dem Schützenplatze (Landreiterkoppel):
Norwegischer Circus
(größter reisender Circus der Jetztzeit)
50 Personen           30 Pferde.

Da ich auf mehrseitigen Wunsch meinen Aufenthalt noch auf einige Tage verlängern werde, so findet heute Freitag, d. 10. d. M., eine

Große Sport=Vorstellung

mit vollständig neuem Programm statt.
Auftreten sämmtlicher Künstler und Künstlerinnen, sowie Vorführen der besten Schul=, Freiheits= und Manegen=Pferde.

--------------
Sonntag den 12. August:
2 große Abschieds=Vorstellungen,
Nachmittags 4 Uhr und Abends 8 Uhr.
Jede Vorstellung mit vollständig neuem Programm.

Preise der Plätze.
Sperrsitz 1,50 Mk., 1. Platz 1 Mk., 2. Platz 60 Pf., Galerie 30 Pf.,
Kinder unter 10 Jahren zahlen auf allen Plätzen die Hälfte.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Die Direction: Kolter-Malmström.


Preise der Plätze.
Sperrsitz 1,50 Mk., 1. Platz 1 Mk., 2. Platz 60 Pf., Galerie 30 Pf.,
Kinder unter 10 Jahren zahlen auf allen Plätzen die Hälfte.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Die Direction: Kolter-Malmström.


Wasche
mit Luft
mit der pneumatischen Handmaschine
Undine!
Zum Preise von nur 5 Mark!

Sie reinigt die Wäsche spielend leicht, schont die Wäsche wie keine andere Methode!

Spart Arbeit, Zeit und Geld!

Zu haben bei

J. Ludw. D. Petersen.

Probewaschen jeden Mittwoch 10 Uhr.


ff. ungeblauten Cristallzucker
empfiehlt zu dem billigsten Preise                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Bringe meine Böttcherei in empfehlende Erinnerung; halte auch fertige Arbeiten aller Art auf Lager, desgl.

Holzpantoffeln

in allen Größen zu den billigsten Preisen.

                                                    H. Vitense,
                                                    Böttchermeister.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 12. d. Mts.:                          
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.


Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme anläßlich des Hinscheidens unserer lieben kleinen Adele und für die zahlreichen Blumenspenden sprechen wir hiermit unsern tiefstgefühlten Dank aus.

                                                    A. Krüger u. Frau.


Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn J. Boye.
Direction: Alexander Weymann.
Freitag, den 17. August 1894
Eröffnungs=Vorstellung
Der Herr Senator.
Lustspiel in 3 Acten von Gustav Kadelburg und Franz von Schönthan.

Mein Unternehmen dem hochverehrten Publikum von Schönberg und Umgegend nochmals ans Herz legend, zeichne ich, zu recht zahlreichem Besuch höflichst einladend,

Hochachtungsvoll
                                                    Alexander Weymann,
                                                    Theaterdirector.

NB. Abonnements=Karten, das Dtzd. Num. Sperrsitz Mk. 12,00, Erster Platz Mk. 8,40 u. Zweiter Platz Mk. 5,40 sind bis auf Weiteres im Theaterlokal des Herrn Boye zu haben.

                                                    Alex. Weymann.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 12. August.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 31.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 62 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 62 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. August 1894.


- Nr. 16 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1894 enthält:
  II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Anmeldung dienstpflichtiger unabkömmlicher Beamter.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Juni 1894.
(3.) Bekanntmachung, betreffend den Postauftrags=Verkehr mit Chile.
(4.) Bekanntmachung, betreffend den Post=Verkehr mit Beirut, Salonich und Smyrna.
(5.) Bekanntmachung, betreffend das Verbrennen von Rapsstroh im Fürstenthum Ratzeburg.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


- Schönberg. Der Norwegische Circus, welcher seit Montag auf dem Schützenplatze zu Schönberg aufgeschlagen ist und bereits mehrere Vorstellungen gegeben hat, erfreut sich eines recht lebhaften Besuches des hiesigen Publikums. Was die Ausstattung betrifft, so ist dieselbe eine untadelhafte; es bezieht sich dies sowohl auf die Costüme der Künstler sowie auf die Ausstattung des Circus selbst; ebenso ist das Pferde=Material ein ausgezeichnetes. Das Programm, welches ein äußerst reichhaltiges genannt werden muß, bietet äußerst interessante Piecen, von denen wir die folgenden besonders hervorheben: "Pas de deux gracieux", ausgeführt auf 2 neben einander galoppirenden Pferden, geritten von Fräulein Elise Malmström und Herrn Hoffmann, "Brillant", galizischer Fuchshengst, als Fahnen= und Springpferd dressirt und vorgeführt vom Director "Seppel Malonophisky", Froschmensch und Fußkünstler etc. etc.
- Schönberg. Bei den Postanstalten zu Grieben und Lüdersdorf sind Unfallmeldestellen eingerichtet, durch welche den Einwohnern der betreffenden Ortschaften die Möglichkeit geboten wird, bei Unglücksfällen etc. auch außerhalb der Telegraphendienststunden, insbesondere während der Nacht telegraphisch von Schönberg aus Hülfe zu erbitten. Für jede mittels des Telegraphen zur Absendung gelangende Unfallmeldung wird die tarifmäßige Telegrammgebühr berechnet.
- Schönberg. Für die Zeit vom 1. bis 7. Sept. wird hierselbst ein Manöver=Proviantamt eingerichtet werden, welches den Ankauf und die Verausgabung der während des bevorstehenden Manövers erforderlichen Verpflegungsbedürfnisse etc. für die Truppen zu bewirken hat. Mit der Verwaltung des Amts wird ein Proviantamtsbeamter aus Flensburg beauftragt werden. Angekauft sollen werden: Heu, Stroh, Kartoffeln und Speck, welche in erster Linie von Producenten, nicht von Händlern angekauft werden sollen.
- Schönberg. Im Herbste v. J. wurde beim Krämer Isenhagen in Rieps ein Diebstahl verübt und gelang es den Dieben gegen 20 Mark als Beute zu erhaschen. Obgleich polizeiliche Nachforschungen angestellt wurden, gelang es nicht den Dieben auf die Spur zu kommen. In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag versuchten nun jedenfalls dieselben Diebe daselbst einen Einbruch zu verüben, wurden aber in ihrem Vorhaben dadurch gestört, daß sie etwas ungeschickt zu Werke gingen, indem sie einen vor dem Fenster stehenden Blumentopf in die Stube warfen, wodurch J. im Schlafe gestört wurde. - In derselben Nacht wurden auch dem Schulzen Borchert=Raddingsdorf mehrere Sensen und ein alter Anzug entwendet. - Für den bisherigen Hülfslehrer Duferyel in Schlagsdorf, der nach Bredenfelde in gleicher Eigenschaft versetzt ist, wird der Hülfslehrer Selig wieder eintreten. - Nach den hier und da gemachten Probedruschen am Roggen kann der Durchschnittsertrag an Körnern wohl kaum als mittelmäßig festgestellt werden, der Strohertrag dagegen als befriedigend. Der Ertag des Weizens verspricht ergiebiger zu werden.
- Neustrelitz. Se. K. H. der Erbgroßherzog reiste am Montag nach Mirow und gedenkt dort bis Sonnabend zu bleiben. I. K. H. die Erbgroßherzogin siedelte am Dienstag zu längerem Aufenthalt nach Prillwitz über.
- Ein Unfall ereignete sich in Rehna am 5. d. dadurch, daß die Achse eines mit Roggen beladenen Wagens brach. Das Fuder Korn schlug um und der auf demselben sitzende Fuhrmann Vernimb sen. fiel aufs Steinpflaster, wodurch er mehrere sehr erhebliche Verletzungen erlitt.
- Die größte Glocke für den Dom zu Ratzeburg wird in einem Gewicht von 65 Centnern gegossen werden, die übrigen vier Glocken werden dementsprechend kleiner sein.
- Eine Feldbäckerei wird während der Hauptmanövertage, Anfang September, in welcher Zeit Güstrow von den Regimentern der 18. Division (Flensburg) Einquartierung erhält, an der Neukruger Chaussee daselbst nach neuestem Muster errichtet werden, und zwar so, daß die städtische Wasserleitung zur Bäckerei benutzt werden kann.


- Die Ausstellung für Volksernährung, Massenverpflegung, Sanitätswesen, Verkehr und Sport in Kiel ist am vorigen Sonnabend eröffnet worden.
- Am Sonntag früh ist auf den Ferngeleisen der Stadt= und Ringbahn in Berlin einem Locomotivführer, der sich zu weit über seine Maschine hinausgebogen hatte, um nach dem Räderwerk seiner Maschine zu sehen, von einem entgegenkommenden Zug der Kopf vollständig vom Rumpf gerissen und der Körper zwischen die Geleise auf den Bahndamm gerissen worden.
- Eine Blutvergiftung zog sich ein 10jähriger Knabe, der Sohn eines Beamten aus Rixdorf, durch die üble Angewohnheit des Ableckens der Feder zu. Er wurde von stechenden Kopfschmerzen befallen, und das Gesicht schwoll an, so daß er die Klinik aufsuchen mußte. Es stellte sich heraus, daß die Tinte in eine wunde Stelle der Unterlippe eingedrungen war. Der Knabe ist wenige Tage später verstorben.
- Aus Frankfurt am Main wird berichtet, daß die Original=Partitur von Richard Wagners "Tannhäuser" dort für 10 000 Mark an einen Leipziger Händler verkauft wurde.
- Die weltbekannte Sammetfabrik Jacob v. Beckerat, Johs. Sehn, in Crefeld, wird den Betrieb einstellen und die Firma auflösen und hat deshalb ihrem Gesammtpersonal zum 1. Oktober gekündigt.
- Die Direktoren der sozialdemokratischen "Volksstimme", August Dreesbach, Carl Fentz sowie Redakteur Teufel in Mannheim wurden wegen Aufreizung zum Hochverrat verhaftet.
- Als Schadenersatz für ein gebrochenes Bein erhielt die Balleteuse Pauline Markham von der Jury in Kentucky 4000 Dollar zugesprochen und zwar so viel, "weil sie bereits zu alt sei, um mit nun einem Beine einen neuen Beruf zu erfassen."
- Der vor kurzem verstorbene Erzherzog Wilhelm von Oesterreich hat in seinem Testament für seine Dienerschaft und für die Armen Wiens und Badens ansehnliche Beträge ausgeworfen.
- Ueber die Todesursache des Erzherzogs Wilhelm von Oesterreich wird jetzt eine neue Lesart verbreitet. Entgegen allen bisherigen Meldungen erklärt das "Salonblatt", von bestunterrichteter Seite zur Constatierung ermächtigt zu sein, daß die unmittelbare Todesursache des Erzherzogs Wilhelm durchaus nicht das Abspringen von dem Scheu ge=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 62 Seite 6]

wordenen Pferd gewesen sei. Das Pferd war vielmehr ein vollkommen durchgerittenes Thier, das erst dann unruhig wurde, als der Erzherzog, welcher offenbar plötzlich das Herannahen eines Unwohlseins fühlte, die Zügel fallen ließ und mit der Hand an den Kopf fuhr. Der Erzherzog fiel bewußtlos nach rücklings vom Pferde herab, eine Thatsache, welche auch der im kritischen Zug der electrischen Bahn befindliche Stallmeister Mr. Cussy bemerkte, der aufs Höchste erschrak, als seinem Herrn die Zügel vor seinen Augen entglitten. Ein derartiger Schwindel= oder Ohnmachtsanfall ist bei einem älteren Herrn, Erzherzog Wilhelm stand ja im 68. Jahr seines Lebens, eine medizinisch wahrscheinliche, man könnte beinahe sagen alltägliche Erscheinung. Das Pferd, welches der Erzherzog bei seiner Verunglückung ritt, war sein Lieblingsroß, ein 13jähriger hannoverscher Fuchs, der an seinen Herrn vollkommen gewöhnt war, und den der Erzherzog beim letzten Caroussel und bei allen Manövern der letzten Jahre geritten hatte. Als Erzherzog Wilhelm zu Fall gekommen war, lief das treue Thier eine kleine Strecke in kurzem Trab weiter, kehrte dann aber wieder um, um seinen Reiter zu suchen.
- Herrn Julius Bleichroder, dem Chef der gleichnamigen Berliner Bankfirma wurde nach der "Börsen=Ztg." vom König der Kronen=Orden vierter Classe verliehen.
- Eisberge. Nach den eingehenden Seeberichten und den Meldungen des "Hydrographic Office" in Washington erhält sich die Zahl der Eisberge auf den neufundländischen Bänken noch andauernd in beträchtlicher Höhe. Besonders wissen die Dampfer, welche nördliche Wege eingeschlagen haben, von vielem Eis zu berichten. Viele Schiffe heben hervor, daß die von ihnen angetroffenen Berge ungewöhnlich hoch sind. Feldeis ist nur noch vereinzelt gesehen worden. Besonders schwer treten die Eismassen noch im Osten von Belle=Isle auf; die Belle=Isle=Straße selbst ist jetzt größtentheils eisfrei.
- Ueber eine interessante Wagenfahrt, welche von Berlin aus unternommen worden ist, enthält der Volksbote in Salzburg folgende Mittheilung: Auf einer großen Wagenfahrt in die Alpen begriffen, welche von Berlin ihren Ausgang nahm, ist kürzlich Frau v. Parlaghy, die bekannte Porträtmalerin, mit ihrem Gatten in Salzburg eingetroffen und im Hotel "Oesterreichischer Hof" abgestiegen. Die Fahrt ging von da weiter über Radstadt, Villach, Udine nach Venedig und dann zurück ins Hochgebirge. Die Pferde, die Frau v. Parlaghy zu dieser Tour benutzt - zwei kleine ungarische Jucker - sind bereits zweimal (im Sommer 1892 und 1893) in Salzburg gewesen und scheuen eine außerordentliche Orientierungsgabe zu besitzen; denn als sie dort anlangten wurden ihnen in der Griesgasse die Zügel überlassen, worauf sie der Staatsbrücke zutrabten, diese passierten und dann links zum "Oesterreichischen Hof" abbogen, vor dem sie Halt machten. Das scheint nicht der Zufall gewesen zu sein, vielmehr dürften die klugen Pferde den Weg, welchen sie vor fast einem Jahre gemacht, wieder erkannt haben.
- Heiße Bäder. Die gesundheitsfördernden Wirkungen heißer Bäder werden heutzutage bei uns in Deutschland leider noch immer nicht in verdientem Maaße gewürdigt. Das Bureau für Patentschutz und Verwerthung von Dr. J. Schanz & Co. in Berlin weist uns auf die Erfahrung hin, welche Dr. Baelz aus Tokio (Japan) jüngst veröffentlicht hat, und die den Nachweis für die heilsamen Wirkungen von Bädern hoher Temperatur liefern. Allgemein verbreitet ist die Ansicht, daß derartige heiße Waschungen schwächen und sehr leicht eine Erkältung zur Folge haben. Dem widerspricht völlig die Lebensweise der Gesammtbevölkerung Japans. Dort nehmen selbst die armen Leute wenigstens jeden zweiten Tag ein heißes Bad, so daß in Tokio, wo die heißen Bäder nur 2 - 3 Pf. kosten, die Badeanstalten täglich von 3 - 4000 Menschen besucht werden. - Die Temperatur des Bades beträgt meist 45 ° C., nie aber weniger als 42 °; bevor es begonnen wird, muß der Kopf mit heißem Wasser übergossen werden, damit die Gehirngefäße erschlaffen und nicht etwa ein übergroßer Blutandrang nach dem Gehirn eintritt. Infolge der Wärmezuführung steigt die Blutwärme je nach Temperatur und Dauer des Bades und erhöht sich auch noch nach dem Verlassen desselben um ein Geringes. - Gegen die genannten Vorurtheile spricht die Thatsache, daß die japanesischen Wagenzieher, welche an einem Tage im Laufschritt vor ihrem kleinen Gefährt viele Kilometer zurücklegen, stets heiße Bäder nehmen und nach denselben oft stundenlang barfuß im Schnee stehen. Daß ferner Erkältungen ausgeschlossen sind, erklärt sich daher, daß die Hautgefäße infolge "völliger" Erschlaffung durch die hohe Temperatur gegen die Wirkungen äußerer Reize, gleichgiltig ob hoher oder niederer Temperatur, unempfindlich werden. Bei warmen (also nicht heißen) Bädern tritt dagegen nur eine "theilweise" Erschlaffung der Hautgefäße ein, so daß Kältereize naturgemäß nachtheilig wirken müssen. Das heiße Bad aber ist eine außerordentlich angenehme und erfrischende Einrichtung, namentlich nach körperlicher Anstrengung, wobei die Gefahr einer Erkältung unmittelbar nach dem Bade absolut ausgeschlossen ist.
- Ueber "fürstliche Bräute aus der Maschinenfabrik" schreiben amerikanische Blätter: "Fräulein Singer, deren Verlobung mit dem Fürsten de Polignac kürzlich veröffentlicht wurde, ist in der Familie des berühmten Nähmaschinen=Erfinders keineswegs die erste fürstliche Braut. Ihre ältere Schwester Winerette wurde schon vor Jahren Prinzessin von Scey=Montbeliard, eine andere Schwester ist Herzogin von Decazes."
- Aus der Schule. Ein englischer Pädagoge erzählt aus seiner Praxis folgende nette Geschichte: "Jony", sagte ich, "wenn drei Birnen auf dem Tisch liegen und Dein Schwesterchen kommt dazu und ißt eine weg, wie viele bleiben noch?" "Dann bleiben noch drei Schwestern", ist die Antwort. "Nein, Jony", sage ich, "ich frage nicht nach Deinen Schwestern, sondern wie viel Birnen bleiben." "Dann bleibt keine, weil meine Schwester die anderen Birnen auch ißt." "Nicht doch, Jony. Es sind ja nicht wirkliche Birnen, um die es sich handelt. Wir nehmen nur an, daß die Birnen da sind." "Wir dürfen aber nichts annehmen, was uns nicht erlaubt ist, Herr Lehrer, auch keine Birnen." "Du verstehst mich falsch, Kind. Ich denke mir nur, daß drei Birnen bei Euch auf dem Tisch liegen." "Da denken Sie falsch, Herr Lehrer, denn es liegen wirklich keine dort, weil wir gar keine im Haus haben." "Du willst mich nicht verstehen, Jony. Ich stelle mir bloß vor, daß die Birnen da sind, in Wirklichkeit sind gar keine da. Deine Schwester kommt nun also und ißt von den drei Birnen eine weg, wie viele bleiben?" "Gar keine, Herr Lehrer, weil Sie ja selbst gesagt haben, es sind keine da." Wenn aber doch welche da wären und Du siehst, daß Deine Schwester eine wegnimmt und ißt, wie viele bleiben dann?" "Auch keine, Herr Lehrer, denn da würde ich natürlich mitessen." Ja, es kommt alles gunz auf die Methode an.
- Das Februarheft der Mittheilungen des deutschen Vereins gegen Mißbrauch geistiger Getränke enthält folgende begeisterte Fürsprache für das                           Trinken von Buttermilch!
                Bloß Bottermelk:
                Dat Beer gift Schlag,
                De Wien gift Gicht,
                De Brannwien Kopper in't Gesicht;
                De Porter uns dat Bloot verdickt,
                Champagner gor de Been uns knikt,
                De Grog makt dumm,
                De Kaffee blind,
                De Thee makt uns de Kraft to Wind:
                Dat wat de Minsch noch trinken kann,
                Is Bottermelk, de nährt den Mann,
                Makt frisch dat Hart,
                Dat Liew uns reen,
                Und klor den Kopp
                Und flink de Been!


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