No. 59
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. Juli
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 59 Seite 1]

- Die Ankunft des Kaisers in Wilhelmshaven ist auf den 1. August Morgens festgesetzt. Der neue Hafen, wo die "Hohenzollern" einläuft, wird durch Matrosen=Artillerie abgesperrt; der Zutritt ist nur Offizieren und höheren Beamten gestattet.
- Die "Kreuz=Ztg." hebt noch besonders hervor, daß der Besuch des Kaisers in England nur einen privaten verwandschaftlichen Charakter haben soll. Der Kaiser wolle sich vor allem an der Regatta des Yachtklubs betheiligen.
- In diesen Wochen findet, wie alljährlich, in den einzelnen Truppenteilen der deutschen Armee das sog. Kaiserpreisschießen statt. Bekanntlich hat der Kaiser jedem Armeekorps einen Ehrendegen für denjenigen Offizier und eine werthvolle goldene Uhr für denjenigen Unteroffizier bestimmt, welche bei diesem Preisschießen auf die Kaiserscheibe die höchste Ringzahl erschießen. Es werden auf diese Scheibe, welche 24 Ringe zählt, von jedem Schützen 7 Schuß (und zwar 3 aufgelegt und 4 freihändig) auf 150 Meter Entfernung abgegeben. Aehnliche Belohnungen und Preise für ein alljährliches Wettschießen welche den persönlichen Eifer der Offiziere und ihre Lust am Schießen anregen und anspornen soll, finden sich auch in der italienischen und russischen Armee.
- Die Reitpferde des Kaisers werden zur Zeit auf dem Jüterboker Schießplatz an das Scharfschießen der Kanonen gewöhnt. Zu diesem Zweck waren mit den Pferden 2 Sattelmeister und 6 Reitknechte aus dem Königlichen Marstall vom vorigen Sonnabend bis zum Donnerstag in Jüterbok anwesend.
- Prinz Heinrich traf am Freitag an Bord des Panzerschiffes "Sachsen" in Copenhagen ein. Der König von Dänemark und die Prinzen Waldemar, Hans und Julius, sowie der deutsche Gesandte, Frhr. von der Brincken, begaben sich sofort zu seiner Begrüßung an Bord des Schiffes, worauf sich Prinz Heinrich mit dem König und dem Prinzen Waldemar nach dem Residenzpalais begaben, um die Königin zu begrüßen. Darauf stattete er dem Kronprinzenpaar einen Besuch ab.
- Der Großfürst=Thronfolger von Rußland traf am Donnerstag nachmittag an Bord des "Polarstern" in Kopenhagen ein. Zu seinem Empfange hatten sich der König, das Kronprinzenpaar und die ganze Königsfamilie in Begleitung des gesammten Hofes, der russische Gesandte sowie eine Deputation des russischen Regiments, dessen Chef der Kronprinz ist, im Hafen eingefunden.
- Der Herzog von Cumberland sandte seinem Schwager, dem Kronprinzen von Dänemark, zur silbernen Hochzeit ein prächtiges Viergespann hannöverscher Vollblutpferde. - Der Zar übersandte durch einen besonderen Courier die kostbarsten Seiden= und Sammetstoffe aus den berühmten kaiserlichen Fabriken.
- General der Infanterie v. Winterfeldt, General à la suite des Prinzen Alexander von Preußen, ist Montag früh in Ostende verstorben. Der Sarg wird nach Berlin überführt, wo die Beisetzung am Donnerstag erfolgen wird.
- Zur Hochzeit des russischen Thronfolgers mit der Prinzessin Alix von Hessen hat die "Köln. Ztg." eine Zuschrift aus London erhalten, der wir Nachstehendes entnehmen: "Die Hochzeit hat nie vor Januar des nächsten Jahres stattfinden sollen, von einer Verschiebung ist daher überhaupt nicht die Rede. Noch weniger ist es zu einem Zerwürfniß zwischen der Prinzessin und dem russischen Geistlichen wegen der besonderen Form des Uebertrittsaktes gekommen. Besagter Geistlicher ist gerade wegen seiner Duldsamkeit und Liebenswürdigkeit ausgezeichnet und wäre gewiß der letzte, den Uebertritt in Bedingungen zu kleiden, die das Zartgefühl der Prinzessin verletzen könnten. Daß schließlich das Studium der russischen Sprache langsam vor sich geht, ist erklärlich. Niemand ist mehr von der Schwierigkeit der russischen Sprache überzeugt, als die kaiserliche Familie selbst, und so lange sie sich nicht in der Lage befindet, der betreffenden Prinzessin einen Nürnberger Trichter zur sofortigen Spracherlernung zur Verfügung zu stellen, überläßt sie einfach das Weitere der Zeit. Allerdings ist die Zarin des Russischen in wunderbarer Weise mächtig, so daß sie, eine Spur fremdländischer Aussprache abgerechnet, für eine geborene Russin gelten könnte. Auch hat die Großfürstin Sergius (Prinzessin Elisabeth von Hessen) das Russische so überwältigt, daß sie bei Liebhabertheatervorstellungen Rollen in dieser Sprache übernehmen konnte, wie denn die Großfürstin überhaupt eine durch geistige Ueberlegenheit bevorzugte Dame ist. Anderen in die kaiserliche Familie hineingerathenen Prinzessinnen ist es dagegen nicht so leicht geworden. Die Großfürstin Helene, eine württembergische Prinzessin, hat es nie gesprochen, und die Mutter des jetzigen Zaren, die Schwester des Prinzen Alexander von Hessen, sprach es mit einer gewissen altertümelnden Färbung, wahrscheinlich, weil sie zuerst die Bibel in russischer Sprache gelesen hatte. Im übrigen wird in der kaiserlichen Familie deutsch, englisch und französisch geredet, so daß es an Verständigungsmitteln nie fehlen kann."
- Die "Börsen=Ztg." schreibt: Als allein richtig kann mitgetheilt werden, daß die Unschuld des Herrn v. Kotze dargethan worden ist und daß die Untersuchung sich nur noch darauf hin erstreckt, den oder die wirklich Schuldigen herauszufinden.
- Der deutsche "Reichsanzeiger" schreibt: Eine Uebersicht über die Betriebsergebnisse der deutschen Eisenbahnen ergiebt pro Juni aus dem Personenverkehr Mehreinnahmen im Betrage von 1 320 411 Mk., aus dem Güterverkehr eine Mehreinnahme von 3 587 459 Mk. gegen den Juni des Vorjahres.
- Dem Vernehmen nach hat unsere Heeresverwaltung ein Ponton aus Aluminium bauen lassen, das während der bevorstehenden Manöver in Westfalen bei Flußübergängen zur Anwendung gelangen und auf seine Tauglichkeit zu militärischen Zwecken erprobt werden soll. Das Fahrzeug hat den Vorzug, daß es seines geringen Gewichts wegen von 3 bis 4 Mann bequem auf den Schultern getragen werden kann. Privatboote werden übri=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 59 Seite 2]

gens schon seit langer Zeit aus Aluminium hergestellt.
- Sechzehn verschiedene Sorten falscher Zweimarkstücke sind in den letzten 12 Monaten der kgl. Münze in Berlin überwiesen worden. Unter diesen befindet sich als neues Falschstück eine aus Blei gearbeitete Münze von ungewöhnlich scharfer und genauer Prägung, die bei flüchtigem Blick leicht als echtes Geld angenommen werden kann. Wie ferner mitgetheilt wird, befindet sich gegenwärtig eine ungewöhnlich große Menge falscher Zweimarkstücke auf dem Markte und laufen Meldungen von angehaltenen Falsifikaten aus allen Gegenden Deutschlands hier ein. Es ist anzunehmen, daß eine weitverzweigte Falschmünzerbande, deren Sitz sich in einer größeren Stadt Deutschlands, vermittelst "Agenten" den Vertrieb ihrer Ware bewirkt.
- Eine der Agenzia Stefani aus Massauah zugegangene Depesche meldet aus Kassala: Die Verwundeten sind nach Keren gebracht worden. Das Bataillon, welches die Verfolgung der flüchtigen Derwische aufgenommen hatte, ist zurückgekehrt. Viele Derwische sind gefangen genommen worden: dieselben berichten von der Nothlage ihrer in die Sümpfe am Atbara versprengten Genossen. Von den italienischen Truppen wurden bei Kassala 46 Fahnen erbeutet.
- Neuesten Nachrichten vom Congo zufolge kündigt Major Dhanis seine Rückkehr nach Europa an. Er berichtet über den Tod des Lieutenants Werters, dessen Muth er das höchste Lob ertheilt. Die Mörder Emin Paschas seien gefangen genommen worden, vor ein Kriegsgericht gestellt und schuldig erklärt; ferner hätte er den Mörder Hodistus auf seiner Expedition gefangen, auch den Theilnehmer an der Ermordung Emins, ebenso Rachid den ehemaligen Vali des Stanleyfalles und Said bein Abed, den bedeutendsten Verbündeten Kibongis.
- In Athen scheint man sich in Folge des Unwillens, der sich in den von dem griechischen Staatsbankerott betroffenen Ländern kund giebt, doch noch eines Besseren besonnen zu haben. Nach einer Meldung der "Times" hat die griechische Regierung den Delegierten der Staatsgläubiger einen Plan zur Befriedigung der letzteren unterbreitet, dem das Prinzip jährlich steigender Zinsen und damit verbundener Amortisation zu Grunde liegt. Die zum Dienst der Schuld bestimmten Staatseinnahmen sollen unveräußerliches Eigenthum der Fondsbesitzer bilden, bis die Regierung die stipulierte Abschlagszahlung in Gold gemacht. Die progressive Zinszahlung beginnt mit 32 Prozent der geschuldeten Zinsen und erreicht die volle Höhe derselben in 68 Jahren.
- Von dreißig Katzen eines in Török=Szakos lebenden weiblichen Sonderlings Marie Danesu wurde eine wutkrank und biß nachts sieben andere Katzen, welche die morgens eintretende Frau überfielen und dieselbe so furchtbar zurichteten, daß der Zustand derselben hoffnungslos ist.
- In den russischen Kreisen Wologda und Grjasowez hat in letzter Zeit ein bedeutender Schneefall stattgefunden, der den Feldern erheblichen Schaden gebracht hat. Der Schnee ist in beträchtlicher Masse gefallen, daß von seiner Last dicke Aeste mehrere Bäume in der Stadt Wologda, obgleich es fast windstill war, gebrochen sind.
- In einem Elbsteinbruch bei Posta ist dieser Tage nach mehrmonatlichen Unterhöhlungsarbeiten eine mächtige Felswand niedergegangen, deren kubischer Inhalt auf 150 000 Kubikmeter, das Gewicht derselben wird auf 6 Millionen Zentner geschätzt.
- In dem Dorfe Polian stieg nach dem Gottesdienste eine Frau mit ihren zwei Kindern, einem 7jährigen Knaben und einem 3jährigen Mädchen auf den Glockenthurm. Oben angekommen entkleidete die Frau sich und die Kinder und warf erst das Mädchen und dann den Knaben hinunter. Beide blieben mit zerschmettertem Körper als Leichen liegen. Nun wollte sich die Frau selbst hinabstürzen, wurde aber daran rechtzeitig verhindert. Sie gehört einer fanatischen Sekte an.
- Im Nordwesten und im Innern von Spanien hat ein Orkan großen Schaden angerichtet, durch den besonders die Weinberge und Olivenpflanzungen gelitten haben; mehrere Städte sind überschwemmt worden.
- Wie aus Bombay gemeldet wird, richtete ein Orkan im Westen Indiens ungeheure Verwüstungen an und vernichtete die Ernte gänzlich. Der Eisenbahnverkehr stockt vollständig, da meilenweite Landstrecken überschwemmt sind. In verschiedenen Orten kamen Menschen ums Leben.
- Gegen 100 000 Einwohner, d. h. fast die Hälfte der Bevölkerung, haben die Stadt Hongkong wegen der dort herrschenden Pest verlassen. Es besteht deshalb großer Arbeitermangel und das Geschäft leidet sehr. Verschiedene Fabriken haben schon schließen müssen. Zu der Pest ist in den letzten Tagen auch noch die Heuschreckenplage gekommen, die ebenfalls viel Unheil anrichtet.
- Wie aus Paris berichtet wird, sind die Preise der ordinären Weine auf den französischen Märkten, namentlich im Süden des Landes, so tief gesunken, wie es in früheren Jahren nicht der Fall war. Selbst in Sizilien und Apulien haben die Weinpreise in den gewöhnlich ungünstigen Jahren 1892 und 1893 keine so niedrige Notierung erreicht, wie jetzt in Frankreich. In den Departements Aude und Hérault wurde beispielsweise der Hektoliter um 10 bis 7 Franks verkauft, in Narbonne sank der Preis sogar auf 6 bis 5,5 Franks, und fand daselbst zu letzterem Preise ein Abschluß von 3000 Hektoliter statt.
- Bei Nyköbing auf der Insel Falster hat man 2 uralte nordische Broncetrompeten, die sog. "Luren", in einem Moore gefunden. Man nimmt an, daß sie dort 2500 Jahre gelegen haben und an einer Opferstelle in einem heiligen Haine niedergelegt waren. Sie befanden sich nur 28 Zoll unter der Erde, sind 2 Meter lang und mit vielen Zierräten und Ketten geschmückt.
- In der Stadt Scharnow im Gouvernement Radum (Rußland) kam es bei der Beerdigung von 4 Choleratoten auf dem Cholerafriedhofe zu Ausschreitungen. Der Pöbel verjagte die Leichenträger, erstürmte die Cholerabaracken und befreite 20 Cholerakranke. Die Polizei schritt ein, verwundete mehrere Personen und verhaftete die Anführer.


Anzeigen.

Steckbrief.

Gegen den Arbeiter Albert Brückert aus Gr. Küdde, Kreis Neustettin, zuletzt in Raddingsdorf i. M. ca. 24 bis 25 Jahre alt, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts=Gefängniß in Schönberg i. M. abzuliefern.
Neustrelitz, den 23. Juli 1894.

Der Großherzogliche Erste Staatsanwalt.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Siemzer Straße sub Nr. 150 belegene Wohnhaus c. p. der Wittwe Törber, Marie geb. Alten, von hier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hierdurch aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 15. Oktober d. Js.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 25. Juli 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 59 Seite 3]

Die unterzeichnete Kasse ist bis zum 27. August d. J. geschlossen.
Schönberg, den 28. Juli 1894.

Großherzl. Mecklenb. Hauptkasse.
H. Spieckermann.


Aus dem Rupensdorfer und Kleinfelder Zuschlage werden

Bauholzspäne,

soweit der Vorrath reicht, freihändig abgegeben.
Schönberg, den 29. Juli 1894.

                                                    Der Oberförster:
                                                          C. Hottelet.


Rappschoten werden verbrannt auf dem Stover Hoffelde am

Mittwoch den 1. August.
                                                    Kaiser.


Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag dieser Woche werden auf dem Bauhoffelde zu Schönberg Rappschoten verbrannt.


Am Mittwoch, den 1. August werden auf dem Kl. Rünz. Felde Rappschoten verbrannt.


Für ländliche Haushalte empfehle zur Ernte:

emaill. Trinkbecher,
emaill. Teller,
emaill. Kartoffelschüssel rund und oblong,
emaill. Pfannkuchen und
emaill. Fleischschüssel,
emaill. Caffeekannen,
emaill. u. gußeis. Kochgeschirre,
Messer und Gabel in billigen Sorten.
Brittannia u. verzinnte Eßlöffel,
große Schmalzgläser, Caffeekümme, Bierkruken etc.

                                                    Rud. Tietgen.


Zur Einmachezeit halte bestens empfohlen:

Ia. engl. Kochtöpfe, garantirt säurebeständig,
polirte und gehämm. Messingkessel,
Fruchtpressen, Kirschentkerner,
Glashäfen, Gelégläser,
Conservegläser mit Verschluß
Steintöpfe in allen Grössen.

                          Rud. Tietgen.


Lieben Sie

einen schönen, weissen, zarten Teint, so waschen Sie sich täglich mit:

Bergmann's Lilienmilch-Seife
von Bergmann & Co., in Dresden-Radebeul
(Schutzmarke: Zwei Bergmänner).

Bestes Mittel gegen Sommersprossen, sowie alle Hautunreinigkeiten. à Stück 50 Pfg. bei:

Apotheker Montag.


Leere Fässer
in allen Größen für Obstwein
empfiehlt                                                     Aug. Spehr


Sehr schönen
Sommerfang=Hering
à Stück. 5 und 6 Pf.
empfiehlt                                                     C. Kremer.


Mast= und Freßpulver
für Schweine. Vorteile: Große Futterersparnis, rasche Gewichtszunahme, schnelles Fettwerden, erregt Freßlust, verhütet Verstopfung und schützt die Tiere vor vielen Krankheiten, per Schachtel 50 Pfg., nur ächt, wenn dieselbe den Namenszug Geo Dötzer trägt. Erhältlich bei Apotheker Montag in Schönberg.


In fünfter Auflage erschien in der Stiller'schen Hofbuchhandlung (J. Ritter) zu Schwerin und ist in jeder Buchhandlung vorräthig:

Handkarte
der Großherzogthümer Mecklenburg=Schwerin u. Mecklb.=Strelitz.
Auf Grundlage
der Generalstabs-Vermessungen.
entworfen im Maßstabe von 1 : 300 000
von E. Alban.

Preis 5 M., aufgezogen in Leinwandcarton 6 M. Diese Karte, 80-60 Cent. groß in sechs Farben, ausgeführt unter gütiger Mithülfe des Großen Generalstabes, zeichnet sich durch Handlichkeit und größte Deutlichkeit in Zeichnung und Schrift aus, sie enthält jeden im Staatskalender vorkommenden Namen, alle Verkehrswege, vollständig bis auf den heutigen Tag, die politische Zugehörigkeit, alle Seen und Wasserläufe im Blaudruck, Waldcomplexe u. s. w.
Für die außerordentliche Brauchbarkeit und Güte spricht der Umstand, daß innerhalb sechs Jahren fünf Auflagen nöthig wurden.
Die von gewisser Seite gedruckte Behauptung, daß diese Karte auf alten Vermessungen beruht, erklären wir für eine Unwahrheit.


Travemünder Rennen
Freitag 3. und Sonntag 5. August 1894.

Anfang:      Freitag 3 1/2 Uhr
Sonntag 3 1/4 Uhr
     nachmittags.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 59 Seite 4]

Vorläufige Anzeige.
Nur 4 Tage
in Schönberg neben dem Schützenhause (Landreiterkoppel)
Grosser Norweg. Circus.

Wirklich einzig großartiger Circus der Gegenwart trifft in diesen Tagen ein und giebt am hiesigen Orte

nur 4 Vorstellungen.
50 Personen.           39 Pferde.
Alles Nähere durch weitere Anzeigen und Placate.
                                                    Die Direction.
Bitte diesen Circus nicht mit dem vorher hier gewesenen zu vergleichen.


Soeben erhielten wieder einen Eisenbahnwagen mit

Töpferwaaren
als:

Bierkruken. Buttertöpfe, Milchsatten, Einmachkruken, Milchtöpfen, Henkelsatten, Waschbecken, Blumentöpfe, Assietten, Kaffeekumme, Kaffeekannen, Kuchenformen, sowie Glashäfen à Pfg. 8, 10, 12, 15, 20 u. s. w.

billigst bei                                                     H. Brüchmann.


Den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich das Geschäft meines Schwiegervaters, des Tischlermeisters J. Flügge, in unveränderter Weise fortsetze.
Es wird mein Bestreben sein durch reelle Arbeit und solide Preise mir das Zutrauen zu erhalten.

Hochachtungsvoll                          
                                                    Th. Petersen, Tischler.


Dauerhafte, von Rindleder gearbeitete, practisch eingerichtete

Jagdtaschen
vorräthig bei                                                     H. Bockwoldt, Sattler.


Zur Jagdsaison
halte bestens empfohlen:
Ia geladene Jagdpatronen                          
                          aus der Pulverfabrik Rottweil,
Patronenhülsen                          
Lefauch. und Lancaster in allen Calibern,                          
exttrabestes Jagdpulver                          
                          (Rottweil Körnung Nr. 4)
exttrabestes Büchsenpulver                          
                          
(Naßbrand)
Ia Schrote in allen Nummern,                          

Filzpfropfen, Fettpfropfen, Pappscheiben, Ladeapparate, Umrandmaschinen,
Zündhütchenzangen,
Patronenzieher, Zündhütchen

in allen Sorten.
Rud. Tietgen.


Anfang August erwarte ich eine größere Partie

bester engl. Anthracitkohlen,

die ich ab Bahnhof zu liefern zu billigsten Preisen empfehle.

                                                    Aug. Spehr.


Verloren. Ein vernickelter Schraubenschlüssel, zum Dreirad passend, ist auf dem Wege nach Siemz verloren gegangen. Abzugeben gegen Belohnung bei

                                                    Gebrüder Burchard.


<
Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Sonntag, den 5. August d. Js., Nach. 4 Uhr, Versammlung im Vereinslocale.
                          Tagesordnung:
            1. Bericht über den Deligirtentag;
            2. Berathung betr. Geburtstagsfeier Sr. K. Hoh. des Großherzogs;
            3. Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Die Geburt eines kräftigen Jungen zeigen hocherfreut an

                                                    Adolf Anhalt u. Frau
                                                    Dorothea, geb. Köhler.

Schönberg, den 29. Juli 1894.


Für die herzliche Theilnahme bei der Beerdigung meines lieben Mannes sage ich hierdurch meinen innigsten Dank.

                                                    Dora Kröger geb. Hagen.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 51-52 M., große Schweine 48-51 M., Sauen 35-42 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 59 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 59 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 31. Juli 1894.


Der allgemeine Rückgang von Handel und Gewerbe.

Seit Jahr und Tag dauert die Geschäftsstockung, welche in Großindustrie und Kleinindustrie, in Großhandel und Kleinhandel gleichermaßen bedrückt und schädigt, in Deutschland an, und wie bei uns, so steht es zur Zeit in allen Culturstaaten. Mit allen denkbaren Mitteln, mit dem größten Kraftaufgebot hat man sich gegen diesen Stillstand in der wirthschaftlichen Entwickelung gewehrt, aber wenn es auch gelang, zeitweise eine kleine Auffrischung des Verdienstes und des Waarenverkehrs herbeizuführen, eine durchgreifende Besserung war nicht zu erzielen. Die Franzosen haben 1889 ihre Weltausstellung mit einem Aufwand von Millionen arrangirt, die Amerikaner übertrafen in Chicago Alles, was in Sachen der Ausstellungen bis dahin geleistet worden war; Millionen von Schaulustigen waren am Platze, man hätte annehmen sollen, daß auch die Industrie der Ausstellungsstaaten auf Jahre hinaus gesichert wäre. Unstreitig hat auch diese Hoffnung beim Arrangement der Ausstellungen bestanden, aber erfüllt hat sie sich keineswegs. In Frankreich steht es in wirthschaftlicher Beziehung heute keinen Deut besser wie in Deutschland und in anderen europäischen Saaten, und in Nordamerika liegen die landwirthschaftlichen Verhältnisse weit trauriger wie in der alten Welt. Die nordamerikanische Union ist von einer Krisis betroffen, unter deren Wucht unser deutsches industrielles Leben vielleicht zusammengebrochen wäre, wenn wir davon heimgesucht worden wären. Große, nach Hundert von Millionen zählende Summen sind hier wie dort in nutzlosen socialen, wirthschaftlichen und finanziellen Kämpfen verloren gegangen. Die Erschütterung des Vertrauens auf einen genügenden Arbeitsertrag ist hier wie dort vorhanden und dort wie hier weiß der, welcher ein großes, neues Unternehmen beginnt, wahrscheinlich nicht, ob und wann er damit zu Ende kommt. Die schweren Kämpfe, welche industrielles und gewerbliches Leben allenthalben zu bestehen haben, haben ihre Folgen gezeitigt, Lust und Neigung zu Neuem und Großem ist gesunken, die Energie und der rührige Eifer sind geschwächt. So ist Eines zum Andern gekommen, zum sinkenden Unternehmungsmuth, zum mangelnden Absatz immer neue Unkosten, und wer will damit zurechtkommen? Wer schafft da eine Aenderung und Besserung? Daß des Menschen schlimmster Feind wieder der Mensch ist, zeigt sich deutlich auch hier. Unser Zeitalter ist ein solches der Erfindungen und Vervollkommnungen auf gewerblich=technischem Gebiete, wie es großartiger nicht gedacht werden kann. Viel ist geschaffen und geleistet, was den weitesten Kreisen reichsten Segen spendet, noch mehr könnte im Interesse von Cultur der Menschheit verwirklicht werden, wenn nicht die Einigkeit fehlte. Zerwürfnisse schwerster Art haben sich entsponnen und dauern an, obwohl die Klagen über die Zeitverhältnisse immer lauter werden. Es geht ja gewöhnlich so, daß die, welche Sturm ernten, nachdem sie, wie in den zahllosen leichtfertig herbeigeführten Streiks der letzten Jahre, Wind gesäet haben, am wenigsten ihre Schuld einräumen wollen. Bevor wir aber dahin gelangen, wird keine Besserung erzielt werden. Es wird heut viel zu viel über Nebendinge gezankt, wobei die große Hauptsache aus dem Auge gelassen wird. Und so schwindet mit dem allgemeinen Rückgange des Handels auch der Nationalwohlstand, wie der Wohlstand so manchen Staatsbürgers, und aus der Vergangenheit, aus den bitteren Ereignissen der Gegenwart ist noch immer nicht gelernt worden; unselige Kämpfe dauern fort, obgleich doch Einigung und Zusammenwirken mehr nöthig sind als je. Wann wird endlich hier in den breitesten Volksschichten die rettende Erkenntniß kommen?


- Rehna. In dem von der Großh. Forstinspection abgehaltenen Jagdverpachtungstermin wurde die niedere Jagd incl. Rehe auf 9 Feldmarken zunächst einzeln auf das Meistgebot gebracht. Darauf wurden die Feldmarken Cordshagen, Zehmen=Lübsee und Roduchelstorf als ein Jagdcomplex auf den Bot gebracht. Es boten Erbpächter Lüth=Törber 300 M., Rentier Dübrock=Rehna 290 M. und Erbpächter Vesper=Zehmen 280 M. Für die schließlich gleichfalls zu einem Jagdkomplex vereinigten Feldmarken Diedrichshagen, Kastahn, Rüting und Upahl offerirte Gutspächter Hasselmann=Questin 520 Mk. Die Verpachtung geschieht auf 1 Jahr und gilt stillschweigend auf gleiche Dauer prolongirt wenn nicht ein halbes Jahr vorher von einer Seite gekündigt ist. Den Zuschlag ertheilt das Großherzogliche Finanzministerium.
- Der Schulze Heinr. Dräger zu Lauen unweit Schlutup verpachtete seine Vollstelle, welche 8 1/2 Last oder 204 Tonnen groß ist, auf 21 Jahre an einen Herrn Schulze aus dem Braunschweigischen. Die Pacht beträgt für das erste Jahr 1600 M., für jedes der übrigen Jahre 1900 M. Auf der Stelle lastet ein Grundzins oder Kanon von 64 Scheffeln Roggen, der zu Martini jeden Jahres nach dem Lübecker Marktpreise an die Großherzogl. Regierung von Mecklenburg=Strelitz zu vergüten ist. Die auf der Stelle befindliche Ziegelei der Gebrüder Robra ist von der Pachtung ausgeschlossen.
- Der Senat von Lübeck begnadigte die wegen Kindesmordes zum Tode verurtheilte Hebeamme Langmaak zu lebenslänglichem Zuchthaus.
- Die Störche ziehen sich zur Zeit in Scharen zusammen. Es ist in diesem Jahre merkwürdig früh, daß die jungen Störche mit ihren Ausflügen beginnen. Der Volksmund sagt: "Ueben sich die jungen Störche früh im Fluge, so war das Frühjahr warm, der Sommer streng; der Herbst tritt früh ein und bereitet dem Winter ein weites Feld."
- Die Versicherungsanstalt Mecklenburg zahlte im Jahre 1893 16 300 Mark Invalidenrenten, 507 800 Mk. Altersrenten aus. Davon hatte das Reich zu erstatten 205 400 Mk. Die Ausgaben der Versicherungsanstalt betrugen überhaupt 478 200 M.
- Zur Fleischschau in Hamburg. Höchst auffallend ist, wie der "Hann. Cour." ausführt, die Thatsache, daß unter etwa 8000 in Hamburg aus Nordamerika seit dem Jahre 1889 eingeführten und dort geschlachteten Rindern nur bei vier die Tuberkulose und bei keinem einzigen die Lungenseuche nachgewiesen ist; außerdem sind sie frei von dem hier sonst häufigen Leberegeln gewesen. Das Verhältniß tuberkuloser Thiere zu der Gesammtschlachtung auf den Schlachthöfen war im Jahre 1890 in Leipzig 22,3 pCt., in Berlin 1890/91 11,5 pCt., in Dresden 1891 24,6 pCt., in Stolp 24,0 pCt. und in Göttingen 10,0 pCt. In Hamburg sind seit der Einführung der obligatorischen Fleischschau in der Zeit vom 1. bis 15. Juni d. Js. unter 3219 im ganzen daselbst geschlachteten Stück Rindvieh 260 Haupt, also 8 pCt., dagegen von dem amerikanischen nur 0,05 pCt. tuberkulös befunden. Diese Ziffern beweisen, daß die amerikanische thierärztliche Ueberwachung der Ausfuhr des lebenden Schlachtviehes außerordentlich sorgfältig geschieht.
- Fürst Bismarck hat auf seiner Reise nach Varzin die Huldigungen, die ihm überall dargebracht wurden, durch längere oder kürzere Ansprachen erwidert. Bemerkenswerth erscheinen besonders die Worte, die er in Kolbitzow in Pommern an die

[ => Original lesen: 1894 Nr. 59 Seite 6]

dort versammelten Mitglieder des Bundes der Landwirthe richtete. Nach den Berl. N. N. führte er aus: "Ich danke Ihnen für Ihre freundliche und herzliche Ansprache und freue mich, hier von meinen pommerschen Landsleuten freudig begrüßt zu werden und noch mehr, von meinen Genossen der Landwirthschaft. Landwirth bin ich gewesen, ehe ich Politiker wurde, und ich habe als Diplomat niemals vergessen den Boden, auf dem ich gewachsen war und mit dem ich verwachsen geblieben bin. Ich freue mich, daß Sie an dessen Gedeihen, an dessen Pflege festhalten mit der ganzen Energie, die sich in Ihren Worten kundgiebt. Soviel ich zum selben Zweck in meinem Privatleben zu thun vermag, werde ich leisten. Ich bin im Blute Landwirth und gehöre mit meinen Sympathien diesem Stande an. Deswegen danke ich Ihnen von Herzen und wünsche den Bestrebungen des Vereins der Landwirthe das Gedeihen, ohne welches wir schwierigen Verhältnissen entgegengehen. Denn wenn die Landwirthschaft nicht besteht, kann auch der Staat nicht bestehen. Also die Landwirthschaft hoch!"
- Der Oberlehrer Kuhlmann am Gymnasium in Bielefeld, der als Premier=Lieutenant der Reserve zu einer Dienstleistung beim 55. Inf.=Regt. eingezogen war, ist am Dienstag bei einer Uebung vom Hitzschlag getroffen worden und auf dem Transport nach der Garnison verstorben.
- Die Hamburg=Amerikanische Dampfschiff=Gesellschaft hat ihren Fahrpreis nach Europa für Zwischendecksfahrgäste auf 10 Dollar herabgesetzt. Die Schiffe derjenigen Gesellschaften, die ihren Fahrpreis ermäßigt haben, können die Menge derjenigen, die nach Europa segeln wollen, nicht fassen. Allein von Cleveland, Ohio, sind 5000 Personen zurückgekehrt.
- Bei Tiefbohrungen, die in Hönningen im Rheinland vorgenommen werden, ist man am vorigen Freitag nach längerem Bohren auf eine sehr ergiebige Kohlensäurequelle gestoßen. Das Wasser schoß plötzlich in mächtigen Strahlen aus der Tiefe und stieg über der Erde noch 20 m in die Höhe. In kurzer Zeit waren fast sämmtliche in der Nähe liegenden Kartoffel und Kornfelder unter Wasser gesetzt. Der Druck aus der Tiefe wird immer stärker. Am Montag hat die Quelle das Wasser bei einer Bohrtiefe von 7 Zoll Durchmesser 25 m hoch geworfen.
- Ein Unteroffizier vom Braunschweiger Husaren=Regiment Nr. 17 in Wolfenbüttel ist von dem Kriegsgericht in Hannover zu 3 1/2 Jahren Zuchthaus und Ausstoßung aus dem Soldatenstand verurtheilt worden, weil er Mannschaften seiner Schwadron, die über eine von ihm verübte Soldatenmißhandlung auszusagen im Stande waren, zu der falschen Aussage verleitet hat, sie hätten nichts gesehen.
- Aus Furcht vor Strafe erschoß sich in Hagen ein Anstreicherlehrling, der ein Dienstmädchen aus Ungeschick durch einen Teschingschuß am Arme verletzt hatte.
- In Wörishofen ist jetzt der 40 000 Kurgast (seit 1. März 1891) angekommen. Pfarrer Kneipp wird täglich von 300 Personen konsultiert, worunter sich besonders viele Franzosen und Polen befinden. Von Fürstlichkeiten sind eingetroffen: Erzherzog Leopold Salvator mit seiner Gemahlin Erzherzogin Blanca. Ferner haben der Kardinal=Bischof von Prag, Graf v. Schönborn und der Erzbischof von Genua, sowie der General der barmherzigen Brüder ihren Besuch angesagt. Das vor kurzer Zeit eröffnete Kurhaus unter Leitung der barmherzigen Brüder nimmt den hervorragendsten Platz ein; es ist ungefähr von 100 Patienten bewohnt.
- Eine nette Ueberraschung wurde der Frau eines Münchener Privatiers zu theil, welche letzten Dienstag unerwartet vom Landaufenthalt in ihrer Wohnung eintraf. Ihr Dienstmädchen hatte die aus fünf Köpfen bestehende Familie ihres Geliebten, welche wegen Miethsrückstandes ihre Wohnung hatte verlassen müssen, einstweilen in der Wohnung ihrer Herrschaft einquartiert.
- Mit dem Eintritte besserer Witterung hat der Rigi wieder seine alte Zugkraft erhalten. Ueber 2000 Personen erwarteten am letzten Sonntag auf seiner Höhe die Ankunft des Tagesgestirns, eine noch nicht dagewesene Zahl. Die Bahnen haben natürlich vollauf zu thun, um die Tausende hinauf und hinunter zu befördern. So sind an dem genannten Tage auf der Station Arth=Goldau in 67 Personenzügen über 5500 Reisende ein= und ausgestiegen.
- In der Neustraße in St. Georg bei Hamburg stürzte ein vierstöckiger Neubau ein. Es wurde niemand verletzt, die Straße jedoch durch Trümmer gesperrt.
- Der Radfahrer Pinkert aus Hamburg, der am Montag in seinem Wasserfahrrad über den englischen Canal zu setzen versuchte, hierbei aber in Lebensgefahr gerieth, ist gerettet. Er fuhr vom Kap Gris Nez ab und kam neun englische Meilen weit; dort las ihn in der Nacht zum Dienstag ein Boulogner Fischerboot auf. Pinkert war seekrank geworden und konnte sich infolge dessen nicht rühren. Sein Fahrrad scheint sich aber bewährt zu haben.
- Nach einer Meldung der "Kobl. Ztg." ist die gegenwärtig auf Schloß Segenhaus bei Neuwied weilende Königin von Rumänien so weit genesen, daß sie wieder an Festlichkeiten theilnehmen kann.
- In Baden bei Wien hat sich am Mittwoch aus Gram über den kürzlich in einer Irrenanstalt erfolgten Tod ihres Gatten die beliebte Schauspielerin und Sängerin Helene Horak kurz vor Beginn der Vorstellung mit Cyankali vergiftet. Sie hat ein Schreiben an den Director folgenden Inhalts hinterlassen: "Entschuldigen Sie, daß ich auf solche Weise meinen Contract breche. Mein Elend ist zu groß!"
- Am Sonntag ist der bekannte Bergsteiger Jacob Emanuel aus München vom Aggenstein 140 Meter tief abgestürzt und sofort tot geblieben. Die Leiche wurde nach Schönbühl gebracht.
- Ueber ein furchtbares Eifersuchtsdrama wird aus Barcelona folgendes berichtet: "In einem Hause der Spulveda=Straße lebte das begüterte und allgemein geachtete Ehepaar Estiart im besten Einvernehmen, bis Frau Maria Estiart die vierzehnjährige Rosa Domenech als Dienstmädchen miethete. Die Domenech war ein ungewöhnlich hübsches, frühreifes Mädchen und Frau Estiart war schon nach kurzer Zeit fest davon überzeugt, daß zwischen ihrem Gatten und dem Hausmädchen ein Liebesverhältniß bestehe. Die nach der Aussage des Ehemannes grundlose Eifersucht der neununddreißig Jahre alten Frau wurde mit jedem Tage größer, bis die Unglückliche schließlich den furchtbaren Entschluß faßte, die junge hübsche Nebenbuhlerin aus der Welt zu schaffen, zu gleicher Zeit aber sich selbst das Leben zu nehmen. Am Morgen des 18. Juli führte sie diesen Entschluß aus und zwar in einer geradezu Entsetzen erregenden Weise. Sie hatte sich eine Flasche mit Weinspriet gekauft, mit welchem Sie ihre Kleider besprengte. Dann rief sie unter einem Vorwande die Rosa, die sofort erschien, ohne zu ahnen, was sie erwartete. Frau Estiart schloß darauf schnell die Zimmerthür, versteckte den Schlüssel, begoß ihre vermeintlicheNebenbuhlerin mit einer großen Menge Spiritus, zündete ein Zündhölzchen an, steckte ihre eigenen Kleider in Brand und stürzte sich auf das Dienstmädchen, das gleichfalls sofort zu brennen anfing. Das herzzerreißende Geschrei der Unglücklichen, die von ihrer brennenden Herrin umklammert und durch das Zimmer geschleift wurde, veranlaßte eine im zweiten Stockwerk des Hauses wohnende Greisin Lärm zu schlagen. Sofort eilten einige Nachbarsleute herbei, denen sich, nachdem sie die Thür erbrochen hatten, ein grauenerregender Anblick darbot. Auf einem brennenden Bette lag die halbverkohlte, aber noch lebende Maria Estiart und ihr zu Füßen die arme Rosa Domenech, die gleichfalls noch Lebenszeichen von sich gab. Beide Frauen starben auf dem Transport nach dem Krankenhause. Als der Gatte der Estiart, der während des Tages nicht zu Hause war, am Abend im Hospital die beiden entsetzlich entstellten Leichen sah, brach er mit einem lauten Aufschrei zusammen."


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