No. 58
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. Juli
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 58 Seite 1]

        Auf Allerhöchsten Befehl soll im Fürstenthum Ratzeburg für das Jahr 1. Juli 1994 - 95 zur Deckung der Kosten des Landesfonds, sowie des dem Fürstenthum an den Landeslasten obliegenden Antheils nach dem unterm 5. Oktober 1853 erlassenen und durch den Offiziellen Anzeiger Nr. 13 publicirten Edicte eine Steuer erhoben und damit fördersamst angefangen werden, welches zur allgemeinen Nachachtung mit dem Anfügen bekannt gemacht wird, daß

der 26. Juli 1894
als Normaltag

für die Bestimmung des status quo, wonach die Steuer zu bezahlen, festgesetzt ist.
              Diejenigen Landesbewohner, deren Gesellen und Dienstboten ihr Geschäft resp. ihren Dienst vor Erhebung der Steuer verlassen, haben von denselben die edictmäßige Steuer zurückzubehalten und am Zahlungstage, der demnächst bekannt gemacht werden wird, mit zu berichtigen.
                  Schönberg, den 8. Juli 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Nach einer Meldung soll der Kaiser die Absicht hegen, im Laufe des Monats August auch der Insel Helgoland wieder einen Besuch zu machen.
- Die Verleihung von Fahnen an die neu errichteten vierten Bataillone der preußischen Infanterieregimenter wird, wie verlautet, im Herbst, wahrscheinlich am erinnerungsreichen 18. Oktober durch den Kaiser persönlich in Berlin oder in Potsdam erfolgen.
- Die Mutter der Kaiserin, die Herzogin Adelheid zu Schleswig=Holstein=Sonderburg=Augustenburg, beging am Freitag ihr Geburtsfest. Sie ist am 20. Juli 1835 geboren und tritt demnach in ihr 60. Lebensjahr. An demselben Tage feierte auch der Prinz Adolf von Schaumburg=Lippe, der Schwager des Kaisers, seinen Geburtstag. Er vollendete das 35. Lebensjahr.
- Prinz Heinrich von Preußen wird am Freitag an Bord des Panzerschiffes "Sachsen" in Kopenhagen erwartet. Auch der Großfürst=Thronfolger trifft zur silbernen Hochzeit des Kronprinzenpaares dort ein.
- Mit dem Doweschen Panzer ist die deutsche Armee=Verwaltung fertig; im deutschen Heer wird der Panzer keine Verwendung finden. Wie jetzt bekannt wird, hat eine Schießprobe in den Schießständen der Gewehrprüfungs=Kommission in Spandau am Tage vor der Abreise Dowes nach England stattgefunden und bei dieser Gelegenheit ist der Panzer von Herrn Major Brinkmann, der dem Vorstand der genannten Kommission angehört, mit unserem Infanterie=Gewehr aus einer Entfernung von 600 Metern glatt durchschossen worden.
- Auf dem Manövergeschwader, das jetzt nach der Nordsee geht, wird zum ersten Mal der Versuch gemacht, lebendes Vieh mitzuführen. Es kommen 2 lebende Rinder und 6 Schweine an Bord des größten Geschwadersschiffs, des Flaggschiffs "König Wilhelm". Als Schlächter ausgebildete Mannschaften sind stets an Bord.
- Wieder ist einer der ruhmreichen Heerführer, denen wir die unvergleichlichen Siege des Jahres 1870/71 verdanken, zur großen Armee abberufen worden. Wie aus Wernigerode gemeldet wird, ist daselbst am Sonntag Abend der General der Infanterie z. D. Graf v. Bose, der ehemalige Kommandeur des 11. Armeekorps, im Alter von 85 Jahren gestorben. Graf v. Bose war Ritter des Schwarzen Adlerordens und Chef des 1. Thüring. Infanterie=Regiments Nr. 31.
- Von einem Harburger Dampfer wurde am Sonntag abend 10 Uhr auf der Elbe ein Ruderboot überrannt. Zwei Damen, Geschwister Sievers aus Wilhelmsburg, sowie der Jollenführer sind ertrunken.
- Der erste weibliche Tischlergeselle ist jetzt in einer Kunsttischlerei in Berlin in Thätigkeit getreten. Es ist eine junge Dame aus Kopenhagen, die mit Staatsstipendien ausgerüstet, bei einem Aufenthalt von 3 Monaten ihre praktischen Kenntnisse erweitern will, um dann noch Wien, Paris und London zu demselben Zweck zu besuchen.
- Dem 23jährigen Bauerssohn Brandhofer in Gaißdorf bei Tölz stieß eine störrische Kuh das Horn so heftig in die Wange, daß das Horn mit der Spitze aus dem Auge heraussah und der Busche nach 3 Tagen starb.
- Die französische Regierung hat am Montag in der Kammer den Versuchen der Opposition, die Wirksamkeit des Anarchistengesetzes durch Zusätze weiter einzuschränken, einen Riegel vorgeschoben. Der Ministerpräsident Dupuy hat erklärt, die Regierung, wie die Kommission, betrachte den Text des Gesetzes nunmehr als definitiv und sie werde daher kein Amendement mehr annehmen. Darob großer Lärm bei den Radikalen und Sozialisten, allein die Herren haben ihre Lungen umsonst angestrengt. Die zum Zweck der Fortsetzung der Obstruktion eingebrachten Zusatzanträge sind einer nach dem anderen abgelehnt worden.
- Caserio schrieb an den Advokaten Podreider in Mailand, daß er ihn zum Vertheidiger annehme. Wie sich jetzt herausstellt, wurde der Mörder des Journalisten Bandi in Livorno, der in Corsika verhaftete Luchesii, durch seine eigene Geliebte verraten, die dafür die ausgesetzte Prämie von zweitausend

[ => Original lesen: 1894 Nr. 58 Seite 2]

Lire erhielt. Ein Oheim Caserios, der 50jährige Paolo Caserio, wurde nach einer Meldung des "Corriere della Sera" in Palermo verhaftet. Derselbe war 1873 wegen Mordes zu 20jähriger Kerkerstrafe verurtheilt. Vor einigen Monaten entlassen, gerieth er in anarchistische Kreise und wurde deshalb eingesperrt. Paolo Caserio erhält die Insel Pantellario als Zwangsaufenthalt zugewiesen.
- In Anwesenheit der Witwe und der Söhne des Präsidenten Carnot, sowie der früheren Offiziere des Elyssepalastes wurde am Donnerstag der Sarg, der die sterbliche Hülle des unglücklichen Präsidenten enthält, in die bereitgehaltene Gruft des Pantheon eingemauert.
- Casimier Perier hat jetzt das Elysee bezogen. Er behielt sämmtliche Beamte des Elysee bei und nahm außerdem das Personal des Kammerpräsidiums und seines Privathauses mit in das Elysee hinüber. Sein neuer Haushalt ist auf dreimal so großen Fuß eingerichtet, wie er unter dem Präsidenten Carnot war.
- Eine Streitfrage zwischen Deutschland und Portugal ist, wie die "Times" meldet, in Ostafrika entstanden. Deutsche Kriegsschiffe hätten die Kiangobai südlich vom Rovumafluß besetzt und die deutsche Flagge in Kionga gehißt, das die Portugiesen kraft des Vertrages vom Dezember 1886 als ihr Gebiet beanspruchten. Demgegenüber wird der "Kölnischen Zeitung" aus Berlin geschrieben, daß die Besetzung von Kionga durch Deutschland keinen Eingriff in die Rechte Portugals bilde, da durch die im Jahre 1890 mit dem Sultan von Sansibar abgeschlossene Vereinbarung der ganze dem Sultan gehörige Küstenstrich, als welchen dieser stets die Küste bis südlich der Tungi=Bai beansprucht hat, mit Ausnahme des Besitzes der britisch=ostafrikanischen Gesellschaft, auf Deutschland übergegangen ist.
- In den nächsten Tagen werden wiederum 1 1/2 Millionen Lire Nickelmünzen seitens der Berliner Münze nach Italien, und zwar nach den dortigen Finanzniederlagen in Verona, Mailand und Rom zum Versand gelangen. Es ist dies der Rest der Summe von 10 Millionen Lire, welche die italienische Regierung zu prägen bestellt hatte. Das dazu erforderliche Material von 4000 Centnern Nickel hatten die Kruppschen Werke zu liefern. Die Beförderung der Münzen geschieht in hölzernen Tonnen, die die italienische Regierung geliefert hat. In jede Tonne wird ein Gewicht von 4 Centnern Münzen verpackt. Zu 1 1/2 Millionen Lire gehören nicht weniger als 150 Tonnen.
- In Paris und in London geht das Gerücht, die Verlobung des Zarewitsch mit der Prinzessin Alix von Hessen sei aufgehoben worden. Diese Meldung verdient keinen Glauben. Wahr ist an ihr nur, daß die junge Prinzessin sich entschieden weigert, die feierliche Formel der Abschwörung ihres bisherigen Bekenntnisses auszusprechen. Die Angelegenheit ist dem Heiligen Synod zu Petersburg überantwortet worden und diese Körperschaft wird ohne Zweifel einen gangbaren Ausweg finden.
- Das Befinden der Kronprinzessin von Schweden, der Tochter des Großherzogs von Baden war, wie die "Köln. Ztg." aus Stockholm erfährt, in der letzten Zeit wieder weniger befriedigend. Ihre Kräfte sind sehr geschwächt, so daß sie selten das Haus verlassen kann.
- Die einzige Frau, welche in der englischen Kirche zur Vornahme gottesdienstlicher Handlungen berechtigt ist, ist die Königin Victoria. Die Monarchin wurde im Jahre 1837 zum "Domherrn" an der St. Davids=Kathedrale ernannt, hat aber niemals das Gehalt eines solchen bezogen, und zwar wahrscheinlich deshalb nicht, weil sie die Regel nicht erfüllte, nach der jeder Domherr eine gewisse Anzahl Gottesdienste im Jahr abzuhalten hat.
- Vom Schießen. Eine Statistik des Schießens wurde soeben von Dauber veröffentlicht. Man entnimmt ihr folgende Daten: "In der Schlacht von Solferino kam auf je 700 feindliche Schüsse ein Verwundeter, auf je 4200 Schüsse ein Toter. Im letzten deutsch=französischen Kriege war "ein Fortschritt" zu bemerken, da kam ein Toter auf 1300 Schüsse, d. h. wenn die Kugeln je 30 Gramm wogen, so waren 39 Kilogramm Blei nöthig, um einen Menschen zu töten. Ein französischer Hauptmann erzählte dem Verfasser, daß er auf einen preußischen Wachtposten auf 300 Meter Distanz 400 Schüsse abgegeben und - nur das Pferd von einem Schusse getroffen wurde. Ein guter Schütze, d. h. ein Schütze, der seines Schusses sicher ist, gilt im Ernstfalle für 270 Mann, die im Schießen ungeübt oder unsicher sind.
- Die Nähmaschine als Jubilarin. Heuer werden es 80 Jahre, seit eines der nützlichsten und weitverbreitetsten Geräthe, die Nähmaschine, erfunden wurde. Der Erfinder war der in Wien ansässige, aus Kufstein in Tirol gebürtige Schneidermeister Madersberger, der nach 7jährigen Versuchen ein Triebwerk konstruierte, das alle Arbeiten der Nähterei mit einer die menschliche Handarbeit bei Weitem übertreffenden Schnelligkeit und Genauigkeit verrichtete. Kaiser Franz erteilte dem Manne sofort ein ausschließliches Privilegium. Anfangs nähte und schlang die Maschine nur in gerader Linie, im Jahre 1817 machte er sie aber auch für krumme Linien fähig. Madersberger theilte das Los fast aller Erfinder seiner Zeit: er wurde nicht reich an seiner Erfindung, sondern es blieb Anderen vorbehalten, daraus den Nutzen zu ziehen.


Das Hohlwerden der Zähne.

Unter den Erkrankungen der Zähne nimmt das Hohlwerden, die Zahnkaries, die wichtigste Stelle ein. Die erste Ursache dazu sind äußere Verletzungen: Abspringen von Stücken des Schmelzes infolge Aufbeißens auf harte Gegenstände, Sprünge in der Schmelzmasse (Glasur), veranlaßt durch plötzliche große Temperaturunterschiede, Anätzung durch Säuren, welche sich namentlich beim Genuß von Zucker und süßen, sowie stärkereichen Speisen in großer Menge bilden u. s. w. Letztere Ursache ist die bei weitem häufigste. Durch die entstandenen Oeffnungen wandern nun Mikroorganismen ein und vollenden das Zerstörungswerk. Zunächst entsteht ein etwas dunklerer Fleck, es setzen sich gerade an dieser Stelle Speisereste besonders fest. Dann treten zumal bei Temperaturwechsel, sei es von Speisen oder in der äußeren Luft, leise Schmerzen auf, vielfach "Zahnmuckern" genannt, und schließlich steigern sich die Schmerzen zu einer Höhe, welche fast unerträglich ist. Dieser kariöse Zerfall eines Zahnes schreitet indessen außerordentlich verschieden schnell vorwärts. Es sind Fälle beobachtet worden, wo die Karies viele Jahre lang scheinbar sistirt war, ja sogar solche, wo sie schließlich definitiv ausheilte. Indessen das sind Seltenheiten. Der gewöhnliche Verlauf ist ein zwar langsam, aber deutlich fortschreitender. Bei mangelhaft ernährten, tuberkulosen oder sonst geschwächten Personen tritt jedoch oft ein ungemein beschleunigter Zufall ein. Haben die Schmerzen schon ihren Höhepunkt erreicht, so ist der Zahn gewöhnlich nicht mehr zu retten, er ist der Zange des Arztes verfallen. Aber man sollte diese kleine Operation nicht scheuen, um sich vor größeren Schädigungen zu bewahren, die schon in tödtlicher Blutvergiftung erst kürzlich wieder ihren Abschluß gefunden haben. Weniger weit vorgeschrittene Karies ist durch eine gut gelegte Füllung zu beseitigen, nicht aber durch antiseptische Mittel, selbst nicht im ersten Beginne. Uebrigens sind Goldplomben keineswegs immer am empfehlenswerthesten, wie vielfach geglaubt wird, die Wahl des Füllungsmittels ist vielmehr für jeden Einzelfall von besonderer Bedeutung. In welchem Umfange die Karies verbreitet ist, ergiebt sich beispielsweise aus der Untersuchung von 500 Schülern der Volksschule zu Freiburg i. B., im Alter von 7 bis 14 Jahren stehend, von denen nach Röse nur drei kariesfreie Zähne hatten, und trotzdem waren nur bei Zweien Füllungen vorhanden. Nach dem Genannten nimmt die Kariesfrequenz eines Volkes im Allgemeinen im gleichen Schritte mit der Hohe feiner Kulturstufe zu. Je gebildeter ein Volk ist, desto mehr ist dann die hochentwickelte Kochkunst darauf bedacht, alle Speisen im Zustande größtmöglicher Weichheit und Zartheit darzubieten. Dadurch geht der energische Gebrauch der Zähne zurück, und das ist wieder die Ursache ihrer Degeneration, zumal sich schlechte Zähne nachgewiesenermaßen vererben. Abgesehen hiervon ist auch die Art der Kost von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Volksstämme, die wesentlich Fleisch genießen, werden der Zahnkaries weniger

[ => Original lesen: 1894 Nr. 58 Seite 3]

ausgesetzt sein als Vegetarier und Omnivoren, bei denen die schädliche Säurebildung, welche die Zahnsubstanz entkalkt, eine größere ist. Es giebt nun Leute, welche meinen, daß es eigentlich am besten ist, wenn man keine Zähne mehr hat, daß man mit Hilfe geeigneter Zubereitung und Verkleinerung der Speisen in der Lage sei, dieselben "überflüssig" zu machen. Nichts ist unrichtiger. Zu einer guten Verdauung ist es durchaus erforderlich, daß die Speisen gehörig mit Speichel durchgesetzt, gewissermaßen damit angerührt werden, andernfalls wird dem Magen seine Thätigkeit ungemein erschwert und die Folgen, welche sich namentlich mit zunehmendem Alter äußern, sind Magenkatarrhe, Magenerweiterung und dergleichen. Auch wird die Absonderung des Speichels durch den Kauprozeß befördert. Künstliche Gebisse sind also nicht nur ein Schönheitsmittel, sondern ein hygienisch unbedingt nothwendiger Ersatz der verloren gegangenen Zähne. Aus alledem ergebt sich die ernste Pflicht, der Zahnpflege namentlich in den ärmeren Schichten der Bevölkerung eine noch weit größere Sorgfalt zu widmen als bisher; dieselbe ist als wichtiger Zweig der allgemeinen Volkshygiene zu betrachten. Mit Recht sagt Röse: "Wie will man eine gesunde, kräftige Bevölkerung erziehen, wenn bereits die Kinder bis zu 99 Prozent an Zahnkaries erkrankt sind und infolge häufiger Schmerzen ihre Zähne nur mangelhaft gebrauchen? Eine schlechte Ernährung und geringe Widerstandskraft gegen Krankheiten aller Art sind die nothwendige und unausbleibliche Folge solcher Verhältnisse."


Anzeigen.

Steckbrief.

Gegen den Arbeiter Albert Brückert aus Gr. Küdde, Kreis Neustettin, zuletzt in Raddingsdorf i. M. ca. 24 bis 25 Jahre alt, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts=Gefängniß in Schönberg i. M. abzuliefern.
Neustrelitz, den 23. Juli 1894.

Der Großherzogliche Erste Staatsanwalt.


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hierdurch aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, d. 19. Juli 1894.

Die Armenbehörde.


Oeffentliche Versteigerung.

Dienstag, den 31. Juli d. J. Nachmittags 2 Uhr sollen bei dem Hauswirth Woisin zu Heiligenlande

2 Schränke, 1 Sekretair, 1 Koffer, verschiedene Inventarienstücke u. 1 Kuh
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Schönberg, den 25. Juli 1894.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Zu Michaelis habe ich noch eine                          
Wohnung
zu vermiethen.                                                    
                                                    W. Giercke,
                                                    Sabowerstraße 23.


Ein großer Laden mit zwei Schaufenstern in bester Lage der Stadt Schönberg i. M., passend für jedes Geschäft nebst großer freundlicher Wohnung und allem Zubehör ist zu sofort oder zu Michaelis d. J. preiswerth zu vermiethen. Zu erfragen in der Expedition dieser Zeitung.


Zum 24. October sucht ein tüchtiges                          
Mädchen
für Küche und Hausarbeit                                                    
Schönberg.                                                     Frau Oberförster Hottelet.


Lebensstellung.

Die General=Agentur einer ersten deutschen Lebensversicherungs=Gesellschaft sucht für den hiesigen Bezirk einen bestempfohlenen gewandten Herrn als Mitarbeiter gegen hohe Bezüge (Gehalt und Reisespesen).
Herren mit guten Beziehungen in landwirthschaftlichen Kreisen erhalten den Vorzug. Die Stellung ist angenehm und dauernd.
Gefl. Offerten unter L. S. 79 an Herren Haasenstein &Vogler, Schwerin i. M., erbeten.


Fein polirte                          
messingne Kessel
zum Einkochen,
prima emaillierte Kochtöpfe
in reicher Auswahl
empfiehlt                                                     W. Wieschendorf, Klempner.


Zum Einkochen empfehle ich                          
ff. doppelt raffinirten Zucker
ohne Blau.
                                                    Aug. Spehr.


Zur Einmachezeit halte bestens empfohlen:

Ia. engl. Kochtöpfe, garantirt säurebeständig,
polirte und gehämm. Messingkessel,
Fruchtpressen, Kirschentkerner,
Glashäfen, Gelégläser,
Conservegläser mit Verschluß
Steintöpfe in allen Grössen.

                          Rud. Tietgen.


Sehr schönen
Sommerfang=Hering
à Stück. 5 und 6 Pf.
empfiehlt                                                     C. Kremer.


Dauerhafte, von Rindleder gearbeitete, practisch eingerichtete

Jagdtaschen
vorräthig bei                                                     H. Bockwoldt, Sattler.


Anfang August erwarte ich eine größere Partie

bester engl. Anthracitkohlen,

die ich ab Bahnhof zu liefern zu billigsten Preisen empfehle.

                                                    Aug. Spehr.


Petroleum=Kocher
in den verschiedenen Größen, bester Konstruktion,
empfiehlt                                                     W. Wieschendorf, Klempner,


Zur Ernte und Einmachezeit empfiehlt:

Kochtöpfe emall. und gußeiserne pr. Qualität, Messingkessel in verschiedenen Größen, leichte und schwere Waare.
Tischmesser und =Gabel in großer Auswahl, Abwaschwannen, Eimer verzinkt und emaillirt.
Cosole mit Wassermaaße,
Eß= und Küchenschüssel,
Teller, emaillirt,
Kaffeekannen, emaillirt,
Milchtöpfe, emaillirt,
Tassen, emaillirt,
Trinkbecher, emaillirt.
Reibmaschinen doppelt und einfach reibend.
Korkmaschinen,
Apfelstecher,
Kirschenentkerner,
Petroleumkocher mit passendem Kochgeschirr.
Fruchtpressen, Bohnenschneidemaschinen sind auch leihweise zu haben

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 58 Seite 4]

Travemünder Rennen
Freitag 3. und Sonntag 5. August 1894.

Anfang:      Freitag 3 1/2 Uhr
Sonntag 3 1/4 Uhr
     nachmittags.


Die Herrn Mitglieder des Arbeitsnachweis=Vereins f. d. Fürstentum Ratzeburg, welche ihren ordentlichen u. außerordentlichen Beitrag pro 1894 noch nicht bezahlt haben, werden hiemit höfl. ersucht, solches nunmehr fördersamst bewerkstelligen zu wollen.

                                                    Der Geschäftsführer
                                                    F. Becker.


Zur Jagdsaison
halte bestens empfohlen:
Ia geladene Jagdpatronen                          
                          aus der Pulverfabrik Rottweil,
Patronenhülsen                          
Lefauch. und Lancaster in allen Calibern,                          
exttrabestes Jagdpulver                          
                          (Rottweil Körnung Nr. 4)
exttrabestes Büchsenpulver                          
                          
(Naßbrand)
Ia Schrote in allen Nummern,                          

Filzpfropfen, Fettpfropfen, Pappscheiben, Ladeapparate, Umrandmaschinen,
Zündhütchenzangen,
Patronenzieher, Zündhütchen

in allen Sorten.
Rud. Tietgen.


Glasbüchsen mit Verschluß
zum Einmachen von Conserven und Früchten
empfiehlt                                                     Klempner W. Wieschendorf.


Leere Fässer
in allen Größen für Obstwein
empfiehlt                                                     Aug. Spehr


Für ländliche Haushalte empfehle zur Ernte:

emaill. Trinkbecher,
emaill. Teller,
emaill. Kartoffelschüssel rund und oblong,
emaill. Pfannkuchen und
emaill. Fleischschüssel,
emaill. Caffeekannen,
emaill. u. gußeis. Kochgeschirre,
Messer und Gabel in billigen Sorten.
Brittannia u. verzinnte Eßlöffel,
große Schmalzgläser, Caffeekümme, Bierkruken etc.

                                                    Rud. Tietgen.


Grätzer Bier
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Gefunden einige Wäschegegenstände. Abzufordern gegen Erstattung der Insertionskosten in der Exped. der Anzeigen.


Am 22. Juli nachm. ist auf dem Wege von Schlagsdorf nach Gr.=Molzahn oder von Gr. Molzahn nach Schlag=Resdorf eine Brieftasche in rothem Lederumschlag verloren, darin 3 Coupons der Eisenbahn Kursk-Kiew à 10 M. Gegen Belohnung abzugeben beim Krüger Jabs in Schlag=Resdorf.


Am Sonntag, den 29. d. M.
Tanzmusik. bei                                                     J. Boye.


Schützenhaus.
Am Sonntag, den 29. Juli
großer Familien-Caffee
14 Uhr Anstich von echt Münchener u. ff. Tafelbier.
Von 8 Uhr an
Tanzkränzchen
Tanzschleife für Herrn 50 Pfennig.
Damen frei.
Einführung gestattet.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
                                                    W. Hagen, Schützenwirth.


Danksagung.

Für die herzliche Teilnahme und zahlreiche Kranzspende beim Begräbniß unseres lieben Entschlafenen, sowie Herrn Pastor Krüger für seine trostreichen Worte, hiermit unsern innigsten Dank.

                                                    E. Flügge geb. Eckmann,
                                                    Th. Petersen u. Frau geb. Flügge.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 29. Juli.
Collecte für den Verein der Evangelisirung Israels.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 51-52 M., große Schweine 48-51 M., Sauen 35-42 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 30.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 58 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 58 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 27. Juli 1894.


- Ein Unglücksfall passirte am vorigen Freitag in Wahlsdorf. Daselbst sollte gegen Mittag ein Knecht die Pferde zur Tränke bringen. In der Nähe fiel plötzlich ein Schuß, in Folge dessen die Pferde scheu wurden. Das Sattelpferd warf seinen Reiter ab und dieser schlug mit dem Kopf so unglücklich auf einen harten Gegenstand, daß mehrere klaffende Wunden die Folge waren.
- Gadebusch. Bei dem am Montag niedergegangenen Gewitter wurde auf dem Gute Roggendorf ein Knecht durch den Luftdruck eines in unmittelbarer Nähe bei ihm zur Erde fahrenden Blitzes zu Boden und auf die Zinken einer Harke geworfen, wodurch er sich mehrere Verletzungen zuzog. Das Bewußtsein trat nach einiger Zeit wieder ein und konnte der hinzugerufene Arzt nur feststellen, daß nachtheilige Folgen nicht zu befürchten seien. - An der Rehnaer Chaussee sind mehrere Telegraphenstangen erheblich vom Blitze zersplittert. Mehrere Gewitter zogen gleichzeitig von verschiedenen Seiten herauf und entluden sich gerade über unserem Orte mit einer solchen Gewalt, wie sie hier seit langer Zeit nicht beobachtet worden ist. Heftiger Sturm und wolkenbruchähnlicher Regen begleiteten das Unwetter.
- In der Irrenpflege=Anstalt zu Strelitz wurde am 19. d. ein Tanzkränzchen veranstaltet. Nach den Tönen einer Clarinette, Handharmonika und Triangel drehten sich die Paare im Walzer= und Polkatact, und auf allen Gesichtern war es deutlich zu sehen, welche unbeschreibliche Freude dies sonst noch nie genossene Vergnügen den Kranken verursachte. Auch für Kuchen und Bier war reichlich gesorgt.
- Die diesjährige Manöver des 9. Armeekorps werden abgehalten von den Truppentheilen der 17. Division: a) das Regimentsexerzieren des Füsil.=Regts. Nr. 90 vom 21. -29. August und das Brigade=Exerzieren der 34. Inf.=Brigade vom 31. August bis 5. Sept. bei Rostock; b) das Regts.=Exerzieren des Dragoner=Regts. Nr. 17 vom 21.-24 August und das Brigade=Exerzieren der 17. Kavallerie=Brigade vom 25. August bis 1. Sept. bei Parchim; c) Brigade=Manöver der gemischten 34. Brigade vom 7.-12. Sept. bei Rostock und Doberan; d) Uebungen des Feldartillerie=Regts. Nr. 24 im Gelände bei Güstrow vom 3.-5. Sept. e) Brigade=Exerzieren der 33. Brigade bei Bützow und Güstrow vom 3.-5. Sept.; f) Manöver der 17. Division bei Laage und Schwaan vom 14.-17. September. - Der 18. Division: a) Uebungen des Feldartillerie=Regts. Nr. 9 im Gelände bei Dassow=Roggendorf bezw. bei Wismar vom 1.-4. September, b) Brigade=Exerzieren der 35. Inf.=Brigade bei Wismar am 3. u. 4. September. c) Brigade=Manöver der 35. Brigade zwischen Kröpelin=Neukloster=Blankenberg=Kleinen=Wismar und der Ostseeküste 6.-12. Sept. d. Brigade=Manöver der 36. Brigade westlich von Linie Wismar=Kleinen vom 6.-12. Sept. e) Manöver der 18. Division im Raume Kröpelin=Bützow=Neukloster vom 13.-17. Sept. Das Manöver des ganzen 9. Armeekorps findet endlich in der Gegend zwischen Rostock=Laage=Güstrow=Bützow=Schwaan am 18. und 19. Sept. statt. In den Marschquartieren haben die Truppen Marschverpflegung, in den Kantonnementsquartieren haben die meisten Ortschaften die Verpflegung der Mannschaften gegen die militärischerseits gebotene Vergütung von 55-60 Pfg. für den Mann und Tag übernommen.
- Invaliditäts= und Altersversicherung. Die Versicherungspflicht erfordert das Vorhandensein einer Lohnzahlung. Worin dieser Lohn besteht, wie er gezahlt und wie er genannt wird, ist gleichgiltig. Auch die Zahlung von Kostgeld an Lehrlinge gilt für Lohnzahlung. Da es nicht selten vorkommt, daß Meister für ihre über 16 Jahre alten Lehrlinge, für welche sie Kostgeld zahlen, nicht für die Versicherung anmelden, so machen wir, um sie vor Strafe zu schützen, auf diesen Punkt aufmerksam.


- Im Kriminalgerichtsgebäude in Berlin herrschte am Donnerstag tiefste Ferienstille. Beim Landgericht I fand nicht eine einzige Verhandlung statt - weder bei den Strafkammern noch bei den Schöffengerichten. Es ist dies ein Vorkommnis, welches sich noch nicht ereignet hat, so lange das Gebäude seinem Zwecke dient.
- Der Soeben erschienenen offiziellen Bekanntmachung der Regierung von Oberbayern über die Cyklonkatastrophe ist zu entnehmen, daß 20 Dörfer in den Amtsbezirken Erding und Ebersberg heimgesucht wurden. Diese Orte zählten zusammen 2500 Einwohner. Der Schaden wird auf mindestens eine halbe Million geschätzt. Von allen Seiten gehen noch Berichte ein, nach denen auch in Niederbayern und Franken schwere Hagelschläge niedergegangen sind. Die Spekulation soll sich bereits des Unglücks bemächtigt haben. Denn die Ziegelfabrikanten fordern bereits höhere Preise.
- Seit Mai sind bei der Budapester Polizei 12 Anzeigen angelangt, welche das spurlose Verschwinden französischer und schweizer Gouvernanten die in Budapest angekommen waren, betrafen. Die jüngste dieser Anzeigen betrifft folgenden Fall: Am 11. d. erwartete ein Budapester Advokat vergeblich die von ihm aus Basel engagierte Gouvernante, namens Juliette Gardeux. Auf erstattete Anzeige stellte die Budapester Polizei fest, daß Juliette Gardeux wirklich am 11. d. auf dem Budapester Westbahnhofe eingetroffen ist; sie fragte dort einen Dienstmann nach der Wohnung des Advokaten. Diese Frage hörte ein älterer Herr, trat auf das Mädchen zu und gab sich, wie der nebenstehende Dienstmann hörte, für den Vater des Advokaten aus. Er führte das Mädchen zu einem Wagen, stieg mit der jungen Dame ein - und seitdem ist sie verschollen. Die Recherchen haben ergeben, daß der Fremde ein übelberüchtigter Stellenvermittler ist, der einen schwunghaften Mädchenhandel nach dem Orient betreibe. Seine Spur deutet nach Komorn, die Erhebungen werden fortgesetzt.
- Am 19. Juli wütete in Venedig ein Sturm, dem ein heftiger Hagelschlag folgte. Alle Straßen waren mit Hagelkörnern weiß bedeckt, wie nach einem Schneefall. Der Hagel erreichte an manchen Orten eine Höhe von 30 Centimeter.
- Die 8. Kammer des Pariser Zuchtpolizeigerichtes verurtheilte soeben einen Metzger, welcher den Soldaten des 82. Infanterie=Regiments der Kaserne von Reuilly zähes Pferdefleisch anstatt Rindfleisch geliefert hatte, zu 6 Monaten Gefängniß, 50 Franks Buße, zur Einrückung des Urteils in 5 Blätter und zur Verbreitung desselben durch 100 Maueranschläge.
- Appetit des englischem Unterhauses. Nach dem Ausweis des Comites vom Kuchen= und Erfrischungs=Department des Hauses wurden im Jahre 1893 für 8632 Pfund Sterling Speisen verabfolgt, für 3985 Pfund Sterling Weine und Liqueure, für 532 Pfd. Sterl. Bier und für 422 Pfd. Sterl. Mineralwasser, d. i. Alles in Allem für 13 571 Pfund Sterling, oder weit über 270 000 Mark Speisen und Getränke.
- Verfahren gegen Reisende ohne gültige Fahrkarten. Außer in den bereits im Jahre 1892 bekannt gegebenen Fällen, in denen von dem Reisenden nur die Lösung einer Fahrkarte oder einer Zuschlagkarte für die durchfahrende Strecke, nicht aber die Zahlung eines Zuschlages von 1 Mk. bezw. des doppelten

[ => Original lesen: 1894 Nr. 58 Seite 6]

Fahrpreises zu beanspruchen ist, ist für die Folge die Entrichtung nur des gewöhnlichen Fahrpreises auch von denjenigen Reisenden zu fordern, welcher in demselben Zuge über die Station, bis zu welcher seine Fahrkarte gilt, hinausfahren will, dortselbst aber keine Zeit zur Lösung einer neuen Fahrkarte hat und die Absicht der Weiterfahrt spätestens bei Ankunft auf der ursprünglichen Bestimmungsstation dem Schaffner meldet. Die fragliche Bestimmung ist deshalb wie folgt ergänzt resp. durch folgende ersetzt worden: Der Reisende, welcher in einem auf der Bestimmungsstation der Fahrkarte nicht haltenden Zuge über diese Station hinausfährt, hat auf der nächstfolgenden Haltestation für die überfahrene Strecke eine einfache Fahrkarte nachzulösen, wenn er die Absicht der Weiterfahrt dem Schaffner unaufgefordert mitgetheilt hat.
- Ein Rezept gegen den Biß toller Hunde veröffentlicht der 82 Jahre alte Förster Gastel, wie folgt: Ich will mein vielbewährtes Mittel gegen den Biß toller Hunde nicht mit in das Grab nehmen, sondern es veröffentlichen. Man nehme warmen Weinessig und laues Wasser, wasche damit die Wunde rein aus und trockne sie. Dann gieße man einige Tropfen Chlorwassersäure auf die Wunde, weil Mineralsäuren das Gift des Speichels zerstören.
- Ein bewährtes und schnellwirkendes Mittel bei Bienen=, Wespen= und anderen Insectenstichen ist nach der "L. Z." Zwiebelsaft. Sobald man von den genannten Insecten gestochen worden ist, ist die betreffende Stelle mit einer Zwiebel einzureiben. Der Schmerz wird bald nachlassen, die Röthe und Anschwellungen werden bald verschwinden.
- Der günstige Einfluß von Bewegung kann für diejenigen, deren Beschäftigung keine körperliche Anstrengung verlangt, nicht hoch genug angeschlagen werden. Wenn der Körper seine natürliche Kraft bewahren und alle Muskeln und Organe in der gehörigen Stärke erhalten will, muß derselbe einen gewissen Grad von Ermüdung erleiden. Diese Thätigkeit befördert den Blutumlauf, indem sie das Blut rascher und gleichmäßiger im ganzen Körper vertheilt. Kalte Füße oder Kälte in irgend einem Theile beweisen, daß der Blutumlauf dort zu schwach und ungleich ist. Während der Bewegung drücken die Muskeln auf die Blutgefäße und tragen so zur rascheren Cirkulation des Blutes bei. Die Herzklappen werden auf diese Weise in ihrer Thätigkeit, den Blutstrom auszusenden, unterstützt, und es wird ihnen die Arbeit bis zu einem gewissen Grade erleichtert. Druck in der Herzgegend, schweres Athmen, Niedergeschlagenheit, Angst, Schwere und vielerlei andere Leiden und Beschwerden sind die Folgen einer zu sehr vernachlässigten Bewegung. Es giebt Leute, die jede Bewegung und Anstrengung scheuen, weil sie sich im Athmen beengt und schwach fühlen. Aber gerade die Anstrengung würde das Herz von seiner Bürde befreien. Sie würde in Folge der gleichmäßigen Vertheilung des Blutumlaufes das Athmen erleichtern und eine vermehrte Thätigkeit und lebhafteren Stoffwechsel in allen Organen des Körpers und damit auch ein Gefühl erhöhten Wohlseins erzeugen. Natürlich muß die Bewegung stets dem Kräftezustand des Körpers angemessen sein.
- Kainit als Mittel, um die Disteln zu vertreiben. Es ist bekannt, daß die einseitige Anwendung von Kainit auf Kulturpflanzen eine schädliche Wirkung ausüben kann. Dieser Umstand veranlaßte einen Landwirth, unmittelbar nach Aberntung des Hafers Kainit für das kommende Wickgemenge streuen zu lassen. An einzelnen Stellen des Ackers, welche viel Disteln trugen, wurde der Kainit besonders stark gestreut. Als nun etwa 6 bis 8 Wochen später die Ackerfurche folgte, waren dort, wo starke Kainitdüngung gegeben war, die Wurzeln der Disteln sehr dünn, die Köpfe der Disteln sehr kümmerlich, während an anderen Stellen des Ackers dieselben üppig gediehen. Das hätte nun wenig zu bedeuten gehabt, wenn der kommende Sommer diese Beobachtung nicht bestätigt hätte. Indes erstlich waren da, wo viel Kainit gestreut worden war, fast keine, dagegen gab es dort, wo wenig Kainit lag, recht viel Disteln und endlich war zur Ernte der erstgenannte Fleck distelfrei, während unmittelbar daneben die Disteln das an und für sich gute Wickgemenge überwuchert hatten. Indem wir auf diesen Umstand aufmerksam machen, scheint es wohl rathsam, starke Kainitgaben zur Vertilgung von Disteln anzuwenden, selbst auf die Gefahr hin, daß einige Kulturpflanzen mit dabei zu Grunde gehen sollten. Mindestens müßten wir, wenn Kainit zur Vertilgung der Disteln sich so bewährt, im nächsten Jahre einen distelfreien Boden erreichen, welcher die Erzielung einer vollen Ernte gestattet. Daß das Ausstechen der Disteln viel Geld kostet und wenig nützt, weil die Wurzeln immer wieder neue Schößlinge treiben, dürfte eine vielfach erprobte Thatsache sein.
- Brandwunden durch Phosphor. Schon vielfaches Unglück ist dadurch geschehen, daß beim Anzünden von Streichhölzchen der abgesprungene Phosphor in eine Wunde der Hand gekommen ist und den Verlust eines Gliedes oder gar wohl des Lebens zur Folge gehabt hat. Allen, welchen solches Unglück zustößt, ist folgendes Mittel anzurathen: Man mache sich sofort starkes Sodawasser und da hinein halte man die verwundete Stelle. Der Phospor geht nämlich mit Soda sehr leicht eine chemische Verbindung ein und bildet phosphorsaures Natron, einen ganz unschädlichen Stoff. Alle, die diesem Rathe folgen, werden sich überzeugen, daß ihnen geholfen ist.
- Die Kaiserin von Rußland besitzt in ihrem Empfangsaale eine Fontaine, die, je nachdem man auf einen oder den anderen Knopf drückt, den Saal mit verschiedenen Parfüms erfüllt, von denen übrigens Maiglöckchen das Lieblingsparfüm der Kaiserin bildet.
- Eine schnurrige Antwort erhielt ein Berliner Industrieller, der sich zum Kurgebrauch im Riesengebirge befindet, von einem dortigen Eingeborenen. Der Berliner traf den Mann vor seiner Hausthür sitzend, an dem Bau eines Schubkarrens schnitzend und sägend. Der Fremde fragte nach dem Preise des Karrens, dessen solide Bauart und dessen festes Holz ihm sehr gefielen. "Zwanzig Behm" erwiderte der Biedere, an welchem die Münzveränderungen der letzten zwanzig Jahre spurlos vorüber gegangen waren, und der noch immer nach Thaler und "Böhm" (10 Pfg.) rechnete. Dieser Preis erschien dem Berliner so billig, daß er den Mann aufforderte, ihm im Laufe des Winters dreißig solche Karren zu verfertigen und ihm eine Anzahlung auf diese Lieferung anbot. Aber Jener kratzte sich hinter dem Ohr, schob seine Mütze hin und her und schien zu keinem Entschluß kommen zu können. Schließlich sagte er verlegen: "Jo, jo, oaber da kustet das Schtick a Thoaler." Das leuchtete dem Fremden absolut nicht ein, denn die Preiserhöhung bei einer Engrosbestellung war ihm etwas gänzlich Neues, und er fragte daher nach dem Grunde dieser sonderbaren Erscheinung. "Jo, sähen Se, gutter Herr, fier dreißig Karren muß ich's Holz koofen, oaber fier einen - do gäh ich's halt stählen."
- Ein Brief an den Kaiser. An den "Kaiser von Deutschland" schrieb vor einiger Zeit eine kleine Amerikanerin, die gegenwärtig in Deutschland weilt. Diese 12jährige Nichte eines Lehrers aus Rixdorf bei Berlin, der jetzt seiner Militärpflicht genügt, schrieb an den Kaiser, er möchte doch den Onkel vom Soldatsein frei machen, da sie von Amerika zum Besuch nach Deutschland gefahren sei und nun nicht einmal den lieben Onkel in Rixdorf sehen oder sprechen könne. Sie habe schon in Amerika in der Schule gehört, daß der deutsche Kaiser ein solch guter Herr wäre, da würde er es schon so einrichten können. Der Brief, in englischer Sprache abgefaßt, ging an das Civilkabinett des Kaisers, und dieses übersandte das Schreiben dem Kriegsministerium, das nunmehr nach dem Rixdorfer Onkel Nachforschungen anstellte. Innerhalb acht Tagen schon wurde letzterem vom Bezirkscommando eröffnet, es werde ihm freigestellt, im nächsten Jahre seine Uebung zu machen, oder sich auf einige Tage beurlauben zu lassen, um der kleinen Nichte aus Amerika den Wunsch zu erfüllen.


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