No. 57
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Juli
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 57 Seite 1]

        Auf Grund von §. 1 Nr. 5 der Verordnung vom 21. Juli 1886 betreffend die asiatische Cholera wird hiermit bekannt gemacht, daß die Gesundheits=Commission für Schönberg in Folge regimineller Anordnung ihre Functionen wieder aufgenommen hat und bis auf weiteres wöchentlich einmal und zwar jeden Mittwoch Abends 8 Uhr im Local des Ackerbürgers und Gastwirths Boeckmann am Markt hierselbst Sitzung hält. Beschwerden wegen mangelhafter Spülung und sonstiger Unreinlichkeit sowie Anträge auf unentgeltliche Verabfolgung von Desinfectionsmitteln sind bei der Commission anzubringen und zwar persönlich oder schriftlich zu Händen des Vice=Vorsitzenden Herrn Dr. Schrakamp hierselbst.
            Ist zwar die Besorgniß, daß die Cholera in diesem Sommer wiederum eingeschleppt werde, gegenwärtig noch keineswegs naheliegend, so nimmt Großherzogliche Landvogtei doch Veranlassung zu der Aufforderung, die Commission und ihre Mitglieder möglichst zu unterstützen und möglichst von selbst alle bodenverunreinigenden Einrichtungen und Zustände zu beseitigen, damit sichere Aussicht ist, von Epidemien befreit zu bleiben.
                Schönberg, den 16. Juli 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- S. M. der Kaiser hat sich von Merok aus nach dem Nord=Fjord begeben und wird einige Tage in Oldören und Umgebung verweilen. I. M. die Kaiserin ist am Freitag auf der Rückreise von Christiania in Kiel eingetroffen, von wo sie noch am Abend desselben Tages die Reise nach Wilhelmshöhe fortgesetzt hat.
- Der Kaiser hat auf die ihm während der Nordlandfahrt übermittelte Nachricht von dem italienischen Siege bei Kassala an den König von Italien einen telegraphischen Glückwunsch gesandt.
- Aus parlamentarischen Kreisen verlautet, daß der Reichstag in diesem Herbst ungewöhnlich früh, wahrscheinlich schon Mitte Oktober einberufen werden soll. Es soll der Regierung darum zu thun sein, eine ausgedehnte Session vor sich zu haben, da eine ganze Anzahl wichtiger Gesetzentwürfe, in erster Linie Steuervorlagen, dem Reichstag zugehen soll. Die feierliche Einweihung des neuen Reichstagsgebäudes würde dann wohl am 18. October erfolgen. Uebrigens tauchen ähnliche Nachrichten fast jedes Jahr im Sommer auf.
- Dem Leib=Husaren=Regiment der Kaiserin Friedrich in Posen sind dieser Tage durch Kabinettsordre Lanzenflaggen mit dem Totenkopf verliehen worden.
- Auf seiner Durchreise nach Varzin bereitete dem Fürsten Bismarck die Hauptgruppe Kolbitzow des Bundes der Landwirthe eine begeisterte Huldigung. Auf eine Ansprache des Vorsitzenden erwiderte der Fürst, daß er dem Verein wünsche, er möge sein Ziel erreichen, und daß er gern dazu helfen wolle, soweit er das als Privatmann könne. Er erklärte die Landwirthschaft als die Hauptstütze des Staates; derselbe würde ohne erstere zu Grunde gehen. Er wäre bis zu seiner Diplomaten=Laufbahn auch Landwirth mit Leib und Seele gewesen und sei es jetzt wieder. Beim Abgang des Zuges stimmten sämmtliche Anwesende "Deutschland, Deutschland über alles!" an.
- Fürst Bismarck hat die Anstrengung der Reise nach Varzin gut überstanden und bereits auf seinem weitverzweigten, prächtigen Gut Umschau gehalten.
- Die Hochzeit des russischen Thronfolgers wird nach den neuesten Meldungen bestimmt erst im Januar 1895 stattfinden.
- Die russische Yacht "Polarstern" wird voraussichtlich am Dienstag in Cowes auf der Insel Wight eintreffen, um den Großfürsten=Thronfolger an Bord zu nehmen und ihn nach Kopenhagen zu bringen. Dort wird der russische Thronfolger seinen Vater bei der Silbernen Hochzeit des Kronprinzenpaares von Dänemark vertreten. Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder des Kaisers, hat seinen Besuch in Kopenhagen bereits angekündigt, um bei der silbernen Hochzeit des dänischen Kronprinzenpaares am 28. Juli den Kaiser zu vertreten.
- Der Großfürst=Thronfolger von Rußland wird, wie jetzt endgültig feststeht, den diesjährigen deutschen Manövern nicht beiwohnen. Der Kaiser hat den Großfürsten wiederum eingeladen, doch hat der Czar persönlich erwidert, daß er unendlich bedauere, seinen Sohn nicht fortlassen zu können, da er ihn zu den russischen Manövern neben sich zu haben wünsche. Es ist daraus zu ersehen, daß die russischen Manöver ziemlich um dieselbe Zeit wie die deutschen stattfinden werden. Die offene Antwort des Czaren hat am Berliner Hofe angenehm berührt.
- Die Taufe des Sohnes des Herzogs von York, des dereinstigen Thronerben von England, fand am Montag nachmittag im Palais des Herzogs von Teck in Richmond statt und zwar im Beisein der Königin, der königlichen Familie und der Lords Rosebery und Salisbury. Die Taufe vollzog der Erzbischof von Canterbury und der Täufling erhielt die Namen Edward, Albert, Christian, George, Andrew, Patrick, David.
- Die Italiener haben in Afrika nach mancherlei Mißgeschick, das über ihren Unternehmungen im schwarzen Erdtheil geschwebt hat, einmal wieder

[ => Original lesen: 1894 Nr. 57 Seite 2]

einen glänzenden Sieg errungen. Kassala, der seit ihrer Besitzergreifung von Massauah für sie strategisch und wirthschaftlich hochwichtige Platz, ist von ihren Truppen den Derwischen entrissen und besetzt worden.
- Die Besserung der Lage in den Vereinigten Staaten dauern an. Der Führer der Streikenden der Pullmannwerke giebt zu, daß der Ausstand gescheitert ist.
- In Gabsheim bei Mainz hat dieser Tage die Taufe eines etwa 5 Jahre alten Negerknaben stattgefunden. Der Kleine ist seiner Zeit bei der Erstürmung von Hornkranz in Deutsch=Südwest=Afrika von einem Sergeanten der Schutztruppe, der aus Gabsheim gebürtig ist, hilflos aufgefunden, in Pflege genommen und jetzt bei einem Urlaub mit nach Deutschland gebracht worden.
- Von der Marquise de Montmorency, einer Französin, die am Hof eines kleinen norddeutschen Herzogthums lebte, erzählt man sich folgende Anekdote: In der Residenzstadt des Herzogthums befindet sich ein wundervoller Park, der jetzt jedem gewöhnlichen Sterblichen geöffnet ist, früher aber nur Persönlichkeiten vom Hof zugänglich war. Vor dem Eingang dieses Parkes stand eine Schildwache, welche nur gegen Vorzeigung eines vom Herzog unterzeichneten Erlaubnisscheines den Eintritt gestattete, und die namentlich darauf zu achten hatte, daß nicht etwa Hunde mit in den Park genommen wurden. Eines schönen Tages wollte Madame la Marquise in Begleitung ihres ihr an Leibesfülle, im Verhältniß natürlich, durchaus Nichts nachgebenden "Moppels" einen Morgen=Spaziergang durch den Park machen und stößt dabei natürlich auf Widerstand bei der Schildwache, welche nicht gestatten will, daß der "süße Moppel" mit in den Park genommen wird. Die Marquise, welche deutsch fast garnicht spricht, glaubt dem biederen Kriegsmanne durch Nennung ihres Namens zu imponieren und sagt zu ihm in recht hochmütigem Ton: "Je suis la Marquise de Montmorency, et le Dux me l'a permis!" (Ich bin die Marqise v. Montmorency und der Herzog hat es mir erlaubt.) Die Schildwache läßt sich aber auch hierdurch nicht aus ihrer Ruhe bringen und erwidert gleichmütig: "Dat sei ne olle Pommeranze sind, seih ick woll, aber der dicke Permis kommt doch nich herinner."


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Anzeigen.

In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der dem Hauswirth Heinrich Woisin zu Lindow gehörigen und daselbst sub Nr. V belegenen Vollstelle c. p. wird neuer Termin zum Ueberbot auf

Mittwoch, den 8. August 1894,
Vormittags 11 Uhr,

vor Großherzoglichem Amtsgerichte hierselbst angesetzt.
Schönberg, den 18. Juli 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
(gez.) Dr. jur. E. Hahn.
                                                    Veröffentlicht
                                                    H. Diederich,
                                                    Amtsgerichtsactuar.


Die unterzeichnete Amtsstelle bringt hierdurch zur allgemeinen Kenntniß, daß bei Anträgen auf Ausstellung und Umtausch von Quittungskarten nach dem neuen Quittungsformulare stets angegeben werden muß

1. Vor= und Zuname (bei Ehefrauen und Wittwen auch der Vatersname.)
2. Wohnort.
3. Berufsstellung.
4. Geburtstag, Geburtsjahr, Geburtsort.
Schönberg, den 14. Juli 1894.

Die Amtsstelle
für die Invaliditäts= und Altersversicherung.
I. V.
H. Schröder.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Kommission macht hierdurch auf die Bestimmungen in den §§ 89 und 91 der Wehrordnung vom 22. November 1888, betreffend die Nachsuchung der Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militärdienste und den Nachweis der dazu erforderlichen Wissenschaftlichen Befähigung, mit dem Bemerken aufmerksam, daß die Herbstprüfungen in der zweiten Hälfte des Monats September stattfinden werden, und daß Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung bis zum 1. August d. J. angebracht werden müssen.
Schwerin, 9. Juli 1894.

Großhzgl. Mecklbg. Prüfungskommission für Einjahrig-Freiwillige.


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hierdurch aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, d. 19. Juli 1894.

Die Armenbehörde.


Oeffentliche Versteigerung.

Sonnabend, den 28. Juli d. J. Vorm. 11 Uhr soll in Herrnburg

1 Kuh

öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer beim Schulzen Grieben in Herrnburg.
Schönberg, den 23. Juli 1894.

                                                     C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Am Donnerstag den 26. Juli sollen auf dem

Sägereibetriebsplatze

bei den Lenschower Tannen an Ort und Stelle öffentlich meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:

ca. 80 Kubikmeter Abfallbretter, Schwarten, Leisten und sonstige Abfälle der Sägerei in Kabeln von 2 bis 4 Festm.
Versammlung der Käufer morgens 10 Uhr auf dem Platze.
Außerdem werden am Montag u. Donnerstag jeder Woche um 9 Uhr morgens Bretter, Schaalbretter etc., auch Sägespäne, zu billigen Preisen freihändig nach Wunsch verkauft.
Schönberg, den 20. Juli 1894.

                                                    Der Oberförster:
                                                       C. Hottelet.


Am Mittwoch d. 25. d. M. werden auf dem Mechower Felde Rappschoten verbrannt.

                                                    Stamer.


Dr. Oeinck, Lübeck
Spezialarzt für Hals=, Nasen= und Ohrenkrankheiten
verreist vom 19. bis 22. Juli einschließlich.


Zum 24. October sucht ein tüchtiges                          
Mädchen
für Küche und Hausarbeit                                                    
Schönberg.                                                     Frau Oberförster Hottelet.


Suche zum 24. Oktober
ein ordentliches Mädchen.
                                                    Frau H. Ladendorf.
Schönberg, Siemzerstraße.                                                    


Lebensstellung.

Die General=Agentur einer ersten deutschen Lebensversicherungs=Gesellschaft sucht für den hiesigen Bezirk einen bestempfohlenen gewandten Herrn als Mitarbeiter gegen hohe Bezüge (Gehalt und Reisespesen).
Herren mit guten Beziehungen in landwirthschaftlichen Kreisen erhalten den Vorzug. Die Stellung ist angenehm und dauernd.
Gefl. Offerten unter L. S. 79 an Herren Haasenstein &Vogler, Schwerin i. M., erbeten.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 57 Seite 3]

In fünfter Auflage erschien in der Stiller'schen Hofbuchhandlung (J. Ritter) zu Schwerin und ist in jeder Buchhandlung vorräthig:

Handkarte
der Großherzogthümer Mecklenburg=Schwerin u. Mecklb.=Strelitz.
Auf Grundlage
der Generalstabs-Vermessungen.
entworfen im Maßstabe von 1 : 300 000
von E. Alban.

Preis 5 M., aufgezogen in Leinwandcarton 6 M. Diese Karte, 80-60 Cent. groß in sechs Farben, ausgeführt unter gütiger Mithülfe des Großen Generalstabes, zeichnet sich durch Handlichkeit und größte Deutlichkeit in Zeichnung und Schrift aus, sie enthält jeden im Staatskalender vorkommenden Namen, alle Verkehrswege, vollständig bis auf den heutigen Tag, die politische Zugehörigkeit, alle Seen und Wasserläufe im Blaudruck, Waldcomplexe u. s. w.
Für die außerordentliche Brauchbarkeit und Güte spricht der Umstand, daß innerhalb sechs Jahren fünf Auflagen nöthig wurden.
Die von gewisser Seite gedruckte Behauptung, daß diese Karte auf alten Vermessungen beruht, erklären wir für eine Unwahrheit.


Einem geehrten Publikum Schönberg's und Umgegend zur gefl. Nachricht, daß ich zum 15. September d. J. anderer Unternehmungen halber mein

PHOTOGRAPHIE-ATELIER

hier am Platze aufzugeben beabsichtige.
Bitte daher meine geehrten Kunden, welche die Absicht haben, sich noch photographieren zu lassen, höflichst, recht baldigst bei mir vorzukommen.
Sämmtliche Bilder werden in bekannter sauberster Ausführung unter Garantie geliefert.

Landschafts=Gruppen= und Gebäude=Aufnahmen billigst.
Schönberger Ansichten sind bei mir zu haben.                                                    
                          
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Th. Liebert, Photograph.


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empfiehlt                                                     W. Wieschendorf, Klempner.


Die Herrn Mitglieder des Arbeitsnachweis=Vereins f. d. Fürstentum Ratzeburg, welche ihren ordentlichen u. außerordentlichen Beitrag pro 1894 noch nicht bezahlt haben, werden hiemit höfl. ersucht, solches nunmehr fördersamst bewerkstelligen zu wollen.

                                                    Der Geschäftsführer
                                                    F. Becker.


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Apotheker Montag.


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                                                    Die Apotheke in Schönberg.


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[ => Original lesen: 1894 Nr. 57 Seite 4]

Travemünder Rennen
Freitag 3. und Sonntag 5. August 1894.

Anfang:      Freitag 3 1/2 Uhr
Sonntag 3 1/4 Uhr
     nachmittags.


Soeben erhielten wieder einen Eisenbahnwagen mit

Töpferwaaren
als:

Bierkruken. Buttertöpfe, Milchsatten, Einmachkruken, Milchtöpfen, Henkelsatten, Waschbecken, Blumentöpfe, Assietten, Kaffeekumme, Kaffeekannen, Kuchenformen, sowie Glashäfen à Pfg. 8, 10, 12, 15, 20 u. s. w.

billigst bei                                                     H. Brüchmann.


Für ländliche Haushalte empfehle zur Ernte:

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emaill. Teller,
emaill. Kartoffelschüssel rund und oblong,
emaill. Pfannkuchen und
emaill. Fleischschüssel,
emaill. Caffeekannen,
emaill. u. gußeis. Kochgeschirre,
Messer und Gabel in billigen Sorten.
Brittannia u. verzinnte Eßlöffel,
große Schmalzgläser, Caffeekümme, Bierkruken etc.

                                                    Rud. Tietgen.


Petroleum=Kocher
in den verschiedenen Größen, bester Konstruktion,
empfiehlt                                                     W. Wieschendorf, Klempner,


Glasbüchsen mit Verschluß
zum Einmachen von Conserven und Früchten
empfiehlt                                                     Klempner W. Wieschendorf.


Prima holländischen Rahm=Käse Pfund 1 Mark.
           Hollsteiner Käse Pfund 20 Pfg.
           Kuh=Käse Stück 5 Pfg.
           Harzer Käse Stück 5 Pfg.

empfiehlt                                                     Max C. Sass.


In der nächsten Woche offerire doppelt gesiebte und gewaschene

Nußkohlen
billigst ab Bahnhof.                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Zur Einmachezeit halte bestens empfohlen:

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Fruchtpressen, Kirschentkerner,
Glashäfen, Gelégläser,
Conservegläser mit Verschluß
Steintöpfe in allen Grössen.

                          Rud. Tietgen.


Am 22. Juli nachm. ist auf dem Wege von Schlagsdorf nach Gr.=Molzahn oder von Gr. Molzahn nach Schlag=Resdorf eine Brieftasche in rothem Lederumschlag verloren, darin 3 Coupons der Eisenbahn Kursk-Kiew à 10 M. Gegen Belohnung abzugeben beim Krüger Jabs in Schlag=Resdorf.


Statt besonderer Meldung.

Nach Gottes unerforschlichem Rathschlusse entschlief sanft nach schwerem Leiden heute Morgen 6 Uhr in Wildungen mein lieber Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater und Grossvater,

der Hauswirth J. Kröger
im 66. Lebensjahre.
Dies zeigen tiefbetrübten Herzens an

      Dora Kröger geb. Hagen
      Ernst Kröger
      Fritz Kröger.
      Emma Spehr geb. Kröger
      Ludwig Spehr und Kinder.
Lockwisch u. Schönberg, d. 21. Juli 1894.
Die Beerdigung findet am Donnerstag den 26. Juli Nachmittags 2 Uhr von Lockwisch aus statt, und trifft der Trauerzug um 3 1/2 Uhr in Schönberg am Petersberger Wege ein.


Heute Nacht 2 Uhr entschlief sanft nach langen Leiden mein lieber, guter, nimmerruhender Mann, Vater, Schwiegervater und Großvater,

der Tischlermeister J. Flügge

im fast vollendeten 69. Lebensjahre.
Um stille Theilnahme bitten

                          die trauernden Hinterbliebenen.

Schönberg, d. 21. Juli 1894.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 25. Juli Nachmittags 3 Uhr statt.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 57 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 57 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. Juli 1894.


- Der XXIII. Kongreß deutscher Barbiere und Friseure in Rostock beschloß in seiner Sitzung am Mittwoch Petitionen einzureichen, welche sich gegen die Ausdehnung des Unfallversicherungsgesetzes auf Barbiere und Friseure, sowie gegen die Konkurrenz der militärischen Barbierstuben richten.
- Die Saalbesitzer Berlins und der Umgebung haben am Donnerstag in einer großen Versammlung die Gründung eines Vereins der Saalbesitzer beschlossen, der über die Dauer des Boykotts hinaus den Zwang brechen soll, welchen die Sozialdemokraten auf die Saalbesitzer ausgeübt haben, indem sie ihnen vorschrieben, woher sie das Bier, die Kellner und sogar die Musik beziehen müßten. Nur 9 Saalbesitzer sind dem Verein noch nicht beigetreten. Ihnen soll eine achttägige Frist gestellt werden.
- Mit der Neuorganisation des Handwerks wird sich der Reichstag in seiner nächsten Session noch nicht befassen, da die bisher entworfenen Grundzüge eines Reformgesetzes noch zu wenig Aussicht bieten, daß eine Verständigung darüber erzielt werden könnte. Es überwiegt aber bei den Bundesregierungen die Absicht, einen gesetzgeberischen Plan fertig zu stellen, der von den betr. gewerblichen Kreisen als ein förderliches Werk anerkannt und durchgeführt werden kann. Wie viel Zeit dazu noch in Anspruch genommen werden muß, läßt sich in diesem Augenblick, da die Grundzüge erst Gegenstand vertraulicher Meinungsäußerungen der einzelnen Regierungen sind, nicht übersehen.
- Die "Einstellung der Rekruten" bei den Truppentheilen, für welche die Festsetzung des Rekruteneinstellungstermins noch vorbehalten ist, hat nach näherer Anordnung der Generalkommandos in der Zeit vom 11. - 17. Oktober dieses Jahres zu erfolgen.
- Die preußische Regierung hat für ein Preisausschreiben, betreffend die Herstellung von Dauerkartoffeln im Großbetrieb 5000 Mark hergegeben, je 3000 M. haben die Deutsche Landwirthschaftsgesellschaft und der Verein der Stärke=Interessenten in Deutschland gespendet.
- Der bekannte Anatom Prof. Josef Hyrtl in Wien ist am Dienstag früh an einem Herzschlag gestorben.
- In der Umgebung von Spandau veranstaltet gegenwärtig die Gardekavallerie interessante Uebungen im Ueberschreiten von Flüssen. Mittels Leinwandkähnen werden Brücken in fabelhafter Geschwindigkeit hergestellt. Die Kähne bestehen aus einem leichten Holzgestell, das, mit wasserdichter Leinwand bezogen, zum Zwecke des Transports zusammengeklappt wird. Sechs solcher Kähne werden bequem auf einem besonders dazu hergerichteten Wagen der Truppe nachgefahren. Gelangt nun die Kavallerie an einen Fluß, so werden die Kähne mit Blitzesschnelle vom Wagen heruntergeholt, auseinandergeklappt und in den Fluß gelassen, einige ebenfalls auf dem Wagen mitgeführte Laufbretter werden darübergelegt und im Umsehen ist die Brücke fertig. Die Pferde durchschwimmen, an der Leine gehalten, den Fluß, während die Mannschaften Satteltaschen, Munition, Karabiner etc. tragend, über die leichte Brücke gehen. Die Versuche gelingen ausgezeichnet.
- Nach den "M. N. N." wurden in Bayern 1221 Forststrafen infolge der vorjährigen Futternot im Gnadenwege erlassen.
- Das Feuer in den Garnisons=Heu= und Strohmagazinen in Mainz soll durch Selbstentzündung frisch eingefahrenen Heues entstanden sein; der Schaden beträgt nach zuverlässiger Mittheilung, einschließlich des Gebäudeschadens, rund 150 000 Mark; versichert ist überhaupt nichts, da der Militärfiskus mit allen Gebäulichkeiten nicht versichert ist.
- Die Subskription für die Errichtung eines Denkmals des verewigten Präsidenten Carnot in Lyon ergab mehr als 110 000 Franken.
- Die Session des Lyoner Schwurgerichts, in welcher Caserio, der Mörder des Präsidenten Carnot abgeurtheilt werden wird, beginnt am 23. d. indeß der Prozeß gegen Caserio auf den 27. d. M. angesetzt ist. Der Mörder wird nach seinem Eintreffen im Justizpalast nicht, wie die übrigen Angeklagten, in einer der unterirdischen Zellen, bis zu dem Tage seines Prozesses verweilen, sondern nach dem kleinen Zimmer gebracht werden, in welchem die Angeklagten sonst das Verdikt der Geschworenen abwarten. Der für die Presse reservierte Raum ist für den Prozeß Caserio unzureichend und wird deshalb den Berichterstattern auch noch der große Tisch, auf dem die "corpora delicti" gewöhnlich liegen, zur Verfügung gestellt werden. In dem Prozeß werden nur der Dolch und eine Zeichnung des Galawagens als Beweisstücke figurieren.
- Die Hetze gegen die Italiener nach der Ermordung des Präsidenten Carnot in Lyon kommt Frankreich theuer zu stehen. Wie die "Agence Havas" erfährt, belaufen sich die Ersatzansprüche der Italiener für die ihnen zugefügten Schäden auf 2 Millionen Franken.
- Gerüchtweise verlautet, Crispi erhalte fortgesetzt anarchistische Drohbriefe, wodurch sich derselbe beunruhigt fühle. Da man gedroht hat, seine Tochter zu töten, ist eine größere Anzahl Polizisten zur strengen Ueberwachung der Villa Crispi nach Neapel abgegangen.
- Die Cholera nimmt in Rußland und spez. in Petersburg schreckenerregend zu. Die russische Presse ist sehr ungehalten über die mangelhaften, durchaus ungenügenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche. Die "Nowoje Wremja" sagt, noch wenige Tage, und wir haben in Petersburg dieselben Zustände wie 1892 in Hamburg.
- Anläßlich der wachsenden Choleragefahr in Petersburg hat der Stadthauptmann verfügt, daß die einfachen Getränkeanstalten für das gewöhnliche Volk an den Sonn= und Festtagen geschlossen gehalten werden müssen. Auch den Inhabern der Schankstellen ist der Befehl zugegangen, daß sie gleichfalls die Schließung der Lokale zu erwarten haben, wenn sie den Besuchern gestatten, sich zu betrinken.
- Die spanische Regierung hat bei dem Gewehrfabrikanten Mauser in Oberndorf in Württemberg 100 000 Gewehre bestellt; der weitere Bedarf soll in Oviedo gedeckt werden.
- Die Barbiere Madrids blicken voll Stolz auf einen Collegen, der ein noch nicht dagewesenes Bravourstückchen vollführt hat. Eine große Unerschrockenheit bekundete nämlich im Circo Price einer der bekanntesten Figaros der spanischen Hauptstadt, indem er sich mit dem dort gastirenden Thierbändiger in den Löwenkäfig begab, den Bändiger einseifte und dann rasirte, ohne sich durch das Knurren der Raubthiere in seiner Beschäftigung stören zu lassen.
- Die Einwohnerin Maria Belu in Liget in Ungarn beschenkte ihren Gatten mit Drillingen. Der hierüber verzweifelte Gatte erhängte sich auf dem Dachboden seines Hauses. Die Frau hatte ihrem Gatten früher schon zwei Mal Zwillinge geschenkt.
- Achtzigjährige Zwillinge. Eine Seltenheit muß man es nennen, wenn Zwillingsbrüder in die Lage kommen, ihren 80. Geburtstag zu feiern. Dies Glück wurde am 13. v. M. den Zwillingsbrüdern Alois und Andreas Zipperle in Schenna (Oesterreich) zu Theil, die am 13. Juni 1815 dortselbst das Licht der Welt erblickten. Beide sind Witwer, erfreuen sich braver Kinder und sind arbeitsame und sparsame Männer.
- Der seltene Fall des Erfrierens eines Menschen im Sommer wird in rumänischen Blättern gemeldet. Im Argescher Gebirge in der Walachei traten letzte Woche starke Schneefälle ein und herrschte so arge Kälte, daß ein Viehhirt erfror.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 57 Seite 6]

- Bei dem letzten Erdbeben in Constantinopel sind 250 Personen getötet und 500 verwundet worden. Der angerichtete Schaden wird auf 4 bis 5 Millionen Pfund geschätzt.
- Einen Wettbewerb von Wagen ohne Pferde mit allen möglichen sonstigen Motoren, wie Dampf, Elektricität, Gas, Petroleum etc. hat das "Petit Journal" in Paris veranstaltet. Der Wettbewerb begann am 19. d. Mts. und nahm mehrere Tage in Anspruch. Verlangt wird von den betreffenden Wagen, daß sie in vier Stunden wenigstens fünfzig Kilometer leicht und ohne jede Gefahr zurücklegen. 46 Erfinder solcher Wagen nehmen an dem Wettbewerb Theil. Als Preise sind ausgesetzt: 5000, 2000, 1500, 1000 und 500 Francs.


- In früherer Zeit müssen die Predigten gar gewaltig lang gewesen sein. Das erhellt aus einer Verfügung, die König Friedrich Wilhelm I. eigens gegen die langen Predigten erließ. Ein für damalige Zeit charakteristisches Schriftstück, welches die "N. Stett. Ztg." alten Acten der Bibliothek der Stettiner Jakobikirche entnehmen, wird durch die Regierung in Stargard der Stettiner Geistlichkeit zur Kenntniß gemacht und lautet wie folgt:
"Wir von Gottes Gnaden Friedrich Wilhelm, König in Preußen usw. Unsern gnädigsten Gruß zuvor. Ehrwürdiger und Andächtiger, lieber getreuer. Da Wir selbst in höchster Person an verschiedenen Ohrten bemerket haben, daß viele, sowoll der Reformirten als Lutherische Prediger ihre predigten so ungemein lang einrichten und halten, daß nicht allein denen Zuhörern deshalb die nöthige Aufmerksamkeit und schuldige Andacht entgehet, sondern auch die Prediger selbst durch unöthige und verdrießliche Wiederholungen und sogenannten Tautologien, umb nur viel sagen zu können, selbige verlängern. Wir aber dergleiches langes verdrießliches, zu nichts dienendes sondern vielmehr die Andacht hemmendes und folglich wenig Erbauung schaffendes predigen eingeschrencket wissen wollen; so befehlen Wir Euch hiermit in Gnaden, dieses abzustellen, und predigern eures Synodi, wie auch denen Candidaten, welche zuweilen ihre stelle vertreten, nachdrücklich aufzugeben, ihre predigten dergestalt einzurichten, daß außer dem gesang und gebeht selbige niemalen länger als eine Stunde dauern müssen, wie denn diejenige Prediger und Candidaten, welche dieser unserer Ordnung zuwider handeln und länger als eine stunde ins künfftige zu predigen sich unterstehen sollten, vor jedes Mal zwey Reichsthaler ohnnachlässig zu der Kirche worinnen sie gepredigt, erlegen sollen. Womit Wir euch in Gnaden gewogen bleiben. Signat, Stargard, 12. April 1717." Auf diese Anordnung des Königs in Preußen wehren sich die Patronen des Stettiner Ministeriums in einer "allerdevotesten Vorstellung vom 12. Mai 1717", in der es u. A. heißt: "Wann auch nach der pommerschen Kirchenordnung in der heiligen Fastens= oder Passionszeit, nicht weniger in den heiligen Oster- und Pfingst-Feyertagen entweder große Theile aus der Passion von den leyden und auferstehung unsers Heilandes oder auch einige ganze capita aus der Apostolischen Geschichte von dem, was in den ersten Pfingsten Neuen Testamentes mit denen heiligen Aposteln und Neu Bekehrten Christen sich begaben, wie auch am 10ten Sonntag nach Trinitatis die ganze Historia von der Zerstörung Jerusalems von öffentlicher Kanzel abzulesen und zu erklären verordnet, solche Ablesungen aber bißweilen über den halben theil der denen predigten gesetzten Zeit allein wegnimmt, auch bey andern solennen Amts=predigten die Umbstände des Textes und anderer Nothwendigkeit, wo nicht das nöthigste zur Erbauung außgelassen werden soll, so wil ein hiesiges Ministerium solches in allerunterthänigstem Respect angezeiget und die sichere hoffnung hegen, daß Ew. Königl. Majest. allergnädigste Verordnung auf solche extra-ordinair-predigten nicht zu extendiren seyn werden."
- Was für Wetter? Der Regen= und Sonnenschein=Prophet Rudolf Falb hat soeben seine "Neuen Wetterprognosen" und zwar von Juli bis December erscheinen lassen. Er führt sich nicht übel ein, denn der Anfang seiner Weissagungen hat bereits durch die Ereignisse eine nur zu genaue Bestätigung erhalten. Die Stürme, die sich in Baiern zu einem verheerenden Cyklon verdichtet haben, hat er mit Sicherheit und zwar auf den Tag treffend vorausgesagt. Bis zum 20. Juli wird es also regnen. Dann nehmen die Niederschläge etwas ab, dauern aber im Allgemeinen noch fort. Insbesondere aber dürfte der 21. oder 22. ziemlich stürmisch verlaufen. Eine Verspätung von 1 - 2 Tagen ist nicht ausgeschlossen. In der Zeit vom 25. -31. Juli hält die Abnahme der Niederschläge an. Es wird warm, doch nur bis in die letzten Tage, wo neuerdings die Gewitter zunehmen. Es ist vom 30. ab Gefahr "Schlagender Wetter" vorhanden. Um diese Zeit dürften auch Erdbeben stattfinden. - Das wären ja keine besonders günstigen Aussichten. Der August bringt vom 1. - 10. hohe Temperatur bei ziemlich hohem Luftdruck, häufige Gewitter und Wolkenbrüche, besonders um den 2. Auch die Gefahr "Schlagender Wetter" ist um diese Zeit noch vorhanden. Nach dem 6. erwarten wir Abnahme der Niederschläge bis zum 9. Doch treten auch jetzt noch theilweise heftige Gewitter ein, besonders am 7. und vorzugsweise im Süden mit bedeutenden Niederschlägen. Schon vom 9. ab stellt sich wieder schlechtes Wetter - meist Landregen ein. Der kritische Termin des 15. kommt mit starker Verfrühung zur Geltung. Doch nehmen im Allgemeinen die Gewitter ab; nur etwa am 13. dürften deren wieder ziemlich viele sich ereignen. Im Ganzen und Großen sieht es also nicht sehr tröstlich aus, aber vielleicht ist das Wetter gnädiger, als Falb, sein Prophet. Eine Bestätigung seiner Angaben finden wir auch in der Monatsschrift "Das Wetter", wo ganz im Allgemeinen auf die Zunahme der Blitzgefahr hingewiesen wird. Es heißt da: "Es kann die Wahrscheinlichkeit nicht geleugnet werden, daß die Atmosphäre sich verschlechtert hat. Tag für Tag verpuffen Millionen von Centnern Steinkohlen, Kohlensäure, Kohlenoxyd u. Rauch und durchwirbeln in fortwährend vergrößerten Mengen die Luft. Sie gesellen den ohnehin eine Reibung erzeugenden Ungleichmäßigkeiten der Atmosphäre an Wärme und Wasserdunst ein sich jährlich verstärkendes Element örtlicher Beimischungen, die unbedingt die Reibung der Luftschichten wieder einander steigern müssen. Und indem unverbrannte Stoffe oder halbverbrannte Gase in der Luft verbrennen, wird die Besorgniß rege, daß ein so genährter Feuerstrom auch brennbare Gegenstände des Festen häufiger in Brand setze als früher geschah."
- Die Tracht der Radfahrer scheint Einfluß auch auf Frauenkleidung üben zu wollen. In den Pariser Straßen sieht man immer öfter Damen in Radfahrertracht, weiten Kniehosen und Wadelstrümpfen, einherwandeln. Daß sie schön ist, soll gerade nicht behauptet werden, aber bequemer ist diese Tracht jedenfalls, als die zu langen Röcke. Dabei hat sie die vorzüglichste aller geschätzten Eigenschaften : sie ist neu. Und nach Neuem ringen wir ja immer. In Amerika haben sich, wie zu lesen war, 7 - 800000 Frauen zur "Verbesserung der Frauenkleidung" vereinigt, ohne bisher zu einem anderen Ergebniß als Ausschreiben von Preisfragen zu kommen. In Paris geht die Sache schneller, nachdem die schönere Hälfte sich der Radfahrerei ergeben hat, und wer will wissen, ob dadurch nicht am Ende doch ein Betrag zur Lösung des Problems einer bequemen und zugleich kleidsamen Frauentracht geliefert wird.
- Der Wahnsinn in Irland. Einem parlamentarischen Ausweis zufolge hat die Zahl der Irrsinnigen in Irland von 1851 bis 1891 um 200 Prozent zugenommen, obschon die Bevölkerung während dieser Zeit abnahm; zugleich ist auch die Zahl der unheilbar Wahnsinnigen gestiegen. Als Ursachen führen die Sachverständigen in erster Linie den Mißbrauch des Alkohols und des Thees an, welch letzterer von den unteren Classen in Irland den ganzen Tag über mit Brot genossen wird. Dabei brauen sie ihn so stark, daß das Tannin wie Gift wirkt. Zweitens schreiben die Statistiker die Zunahme des Wahnsinns der Auswanderung zu, infolge deren die Schwachen und Geisteskranken zurückblieben, während andererseits eine große Anzahl Auswanderer krank an Geist und Körper zurückkehrte. Andere Gründe sind das Darniederliegen des Ackerbaues und die dadurch verursachten Sorgen, sowie das in Irland so häufige Heirathen unter Blutsverwandten.


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