No. 49
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. Juni
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 49 Seite 1]

Bekanntmachung.

                Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militärpflichtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Sonnabend, den 30. Juni.

                Zu demselben haben sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu gewärtigen haben, und denen besondere Ladungen zugehen werden, Morgens präcise 9 Uhr einzufinden.
                Es steht jedoch jedem Militärpflichtigen, der in den Grundlisten des Aushebungsbezirks verzeichnet ist, frei, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Ober=Ersatz=Commission etwaige Anliegen vorzutragen.
                Die bei der Musterung für dienstuntauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung.
                Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temporair=Invaliden statt.
                Militairpflichtige, welche im Termin nicht pünktlich erscheinen, haben, insofern sie nicht dadurch eine härtere Strafe verwirkt haben, auf Grund des §. 26, 7 der Wehr=Ordnung eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder Haft bis zu 3 Tagen zu gewärtigen, auch können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Dienstpflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
                Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der Militairpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
                Schönberg, den 13. Juni 1893.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Der Kaiser und die Kaiserin sind am Freitag nachmittag mit dem Prinzen Adalbert und Gefolge wohlbehalten in Kiel angekommen und daselbst sehr lebhaft begrüßt worden. Am Sonnabend ist der Eintritt des jungen Prinzen Adalbert in die Marine erfolgt. Es ist das erste Mal, daß ein preußischer Prinz in so jugendlichem Alter in die Marine eintritt. Als Prinz Heinrich von Preußen 1877 der Marine überwiesen wurde, war derselbe bereits 16 Jahre alt.
- Der Kaiser hat eine neue Beschwerdeordnung für Mannschaften, vom Feldwebel abwärts, vollzogen. Die neue Beschwerdeordnung soll schon in nächster Zeit in Kraft treten.
- Wie nachträglich aus Berlin gemeldet wird, soll sich der Kaiser bei der neulichen Besichtigung der Schutztruppe für Südwestafrika dahin geäußert haben, daß er statt der französischen oder österreichischen Käppis eine Form der Kopfbedeckung vorgezogen haben würde, die der in der deutschen Armee üblichen mehr entsprochen hätte.
- Zur Aufnahme des deutschen Kaiserpaares liegt die kaiserliche Yacht "Hohenzollern" im Kriegshafen von Kiel bereit. Das Schiff ist auf das Prächtigste restauriert worden, und sticht durch die äußere Ausstattung die glänzend weiße Farbe und die Vergoldung auffallend gegen die übrigen auf dem Strom liegenden Kriegsschiffe ab. Die "Hohenzollern" hat in den letzten Tagen wiederholt Probefahrten gemacht, die zur vollen Befriedigung ausgefallen sind und bewiesen haben, daß dieser Bau des "Vulkan" mit trefflichen Maschinen versehen und aus vorzüglichem Material hergestellt ist. Das Kaiserpaar tritt bekanntlich am 1. Juli auf der "Hohenzollern" die Nordlandsfahrt an.
- Die Sarkophage für Kaiser Wilhelm I. und Kaiserin Augusta sind jetzt aus Carrara in Berlin eingetroffen und dürften demnächst nach Charlottenburg übergeführt werden. Dem Vernehmen nach sollen die Sarkophage auf Befehl des Kaisers so aufgestellt werden, daß die Gesichter dem Altar zugekehrt sind.
- Die neue Rang= und Quartierliste, deren erste Exemplare bekanntlich kürzlich dem Kaiser, der Kaiserin und den drei ältesten kaiserlichen Prinzen überreicht wurden, ist soeben im Buchhandel erschienen. Sie enthält zum ersten Male auch die Angaben über die Rangverhältnisse im Württembergischen Armeekorps. Als neue Regimentschefs sind aufgeführt: König Albert von Sachsen beim

[ => Original lesen: 1894 Nr. 49 Seite 2]

2. Garde=Ulanenregiment; Herzog Alfred von Coburg beim 2. rhein. Husarenregiment Nr. 9 und Fürst Bismarck beim Magdeburgischen Kürassier=Regiment.
- Die Urkunde, die in den Grundstein des neuen Berliner Domes eingemauert worden ist, hat folgenden Wortlaut: "Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wir Wilhelm von Gottes Gnaden deutscher Kaiser, König von Preußen, urkunden und bekennen hiemit, daß wir beschlossen haben, am heutigen vierten Sonntag nach dem Feste der heiligen Dreieinigkeit den Grundstein zu dem Neubau der Domkirche in Unserer Haupt= und Residenzstadt Berlin zu legen. 143 Jahre hat auf diesem Platz die alte Domkirche gestanden, von König Friedrich dem Großen errichtet, von Unserm in Gott ruhenden Herrn Urgroßvater König Friedrich Wilhelm III. in den Jahren 1816 bis 1820 umgebaut. Dieselbe entsprach räumlich und künstlerisch den Anforderungen der neuen Zeit nicht mehr. Deshalb beschloß und begann schon König Friedrich Wilhelm IV. bald nach Seinem Regierungsantritt den Neubau des Domes und einer mit demselben verbundenen Grabstätte für Unser königliches Haus. Die Ungunst der Zeiten hinderte die Vollendung des Baues. Ihn zur Ausführung zu bringen, erachtete unser unvergeßlicher Herr Großvater Kaiser und König Wilhelm I. als ein Ihm überkommenes heiliges Vermächtniß. Nach seinem letzten Willen sollte der neue Dom ein Denkmal des Dankes von Fürst und Volk für die göttliche Gnade sein, welche sich in den glorreichen Ereignissen der Jahre 1870 und 1871 offenbart und Preußen und die mit ihm verbundenen deutschen Stämme zum Sieg geführt habe. Bereits wenige Tage nach seiner Thronbesteigung befahlen Unser vielgeliebter Herr Vater Kaiser und König Friedrich III. die Wiederaufnahme der Vorbereitungen zu dem Bau; doch ein schweres Geschick vergönnte Ihm nicht, demselben auszuführen. So ist denn die Erfüllung jenes Vermächtnisses Uns überkommen. Ueber dem Grundstein, den Wir heute legen, soll sich ein Gotteshaus erheben, würdig des Platzes, auf welchem Wir stehen. In dankenswerthem Entgegenkommen hat der Landtag Unserer Monarchie zur Bestreitung der Kosten dieses Baues, der nach den Entwürfen des Geheimen Regierungsraths Professors Raschdorff ausgeführt werden soll, die Summe von zehn Millionen Mark bewilligt. Der Segen des allmächtigen Gottes begleite dieses Werk und lasse es vollendet werden zu Seiner Ehre und zum Preise Seines heiligen Namens. Gegeben zu Berlin am siebzehnten Tag des Monats Juni im Jahre des Heils Eintausend Achthundert vierundneunzig, Unserer Regierung im siebenten. gez. Wilhelm R."
- Strenge Warnungen vor Mißhandlung der Mannschaften werden jetzt den zur Uebung einberufenen, einige Jahre der Fahne ferngewesenen Reserve=Unterofficieren und Unterofficier=Dienstthuenden der Berliner Garnison ertheilt. Vor Allem wird ihnen eingeschärft, bei den Exercitien niemals einen Mann anzufassen und, um dies auf jeden Fall zu vermeiden, sich von den übenden Leuten stets mehrere Schritt weit entfernt zu halten. Außerdem aber werden die Unterofficiere auch davor gewarnt, die Mannschaften auf andere Weise, namentlich beim Exercieren und Turnen, durch Ueberanstrengung der Kräfte, übermäßig lange Ausdehnung ein und derselben Uebung u. dgl., indirect zu mißhandeln. Jede Nichtbefolgung der Verwarnung soll schwer bestraft werden.
- Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht den neuen Gesetzentwurf betr. die Erweiterung und den Abschluß der Unfallversicherung. Der Zweck des Gesetzes wird in der umfangreichen Begründung klargelegt. Es handelt sich vor allen Dingen darum, das Handwerk, den Handel, die Fischerei, die Küstenschifffahrt und die fahrenden Künstler in das Gesetz mit einzubeziehen.
- Aus dem amtlichen Bericht über den Stand der Saaten im Königreich Preußen von Mitte d. M. ist hervorzuheben, daß der Stand der Weizenfelder nicht überall befriedigend ist, besonders wird stark über Rost geklagt als Folge des anhaltenden Regens. Der Winterroggen hatte eine ungünstige Blütezeit, wodurch der Körnerertrag herabgemindert wird. Die Gerste ist vielfach vom Rost befallen, die Kartoffeln haben mehrfach durch Frost gelitten, theilweise ist die ausgesteckte Frucht verfault, der junge Klee ist gut angegangen, die Wiesen haben stark vom Frost gelitten.
- Nur etwas Festigkeit zeigen, dann geht's schon! Aus London vernimmt man jetzt, die englische Regierung sei bereit, den früheren Zustand der Grenze des Kongostaates anzuerkennen und die geniale "Pachtung" des Landstreifens auf Grund der Einwendungen Deutschlands aufzuheben! Bestätigt sich diese Nachricht, dann ist die sogen. Kongofrage schnell erledigt, unsere deutsche Regierung kann sich denn einmal rühmen, in Kolonialfragen über die englische Regierung einen Sieg davongetragen zu haben.
- So, nun dürfte die Sache in Marokko geregelt sein. Der ältere Sohn des verstorbenen Sultans, Prinz Mohamed, der seinen Bruder als Sultan nicht anerkennen wollte, ist verhaftet und in Marakesch eingesperrt worden. Dort hat er schleunigst eine Unterwerfungsakta unterschrieben. Von den übrigen Prätendenten ist Abdul=Aziz bereits anerkannt worden. Gegenwärtig befindet sich Abdul=Aziz, dem es an Entschlossenheit nicht zu fehlen scheint, nach Casablanca unterwegs, um dort eine aufrührerische Bewegung im Keim zu ersticken.
- Der älteste Sohn des dänischen Kronprinzen, Prinz Christian, soll sich mit der Prinzessin Maud, der jüngsten Tochter des Prinzen von Wales, verlobt haben. Prinz Christian weilt gegenwärtig in London und ist am 26. September 1870 geboren, während die Prinzessin Maud bereits 24 1/2 Jahre alt ist.
- Aus London wird berichtet: Der russische Thronfolger und der Thronfolger Oesterreich=Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand Este, werden in den nächsten Tagen Gäste des englischen Hauses sein. Wiewohl sich nach vorliegenden Berichten die Ankunft des letzteren um einige Tage verzögert hat, wird, da der russische Thronfolger längere Zeit in England verweilen wird, die Anwesenheit der beiden Fürstlichkeiten zusammenfallen. Mit der Politik hat diese selbstverständlich nichts zu schaffen, denn der Aufenthalt des russischen Thronfolgers gilt dem Besuche seiner Braut, während der Besuch des Erzherzogs Franz Ferdinand Este den Zweck hat, der Königin den Dank für den glänzenden und herzlichen Empfang abzustatten, der ihm auf seiner Weltreise in Indien von englischer Seite zu Theil geworden. Dennoch glaubt man, daß der gleichzeitigen Anwesenheit der Thronerben der beiden Staaten eine gewisse symptomatische Bedeutung rücksichtlich der Beziehungen der beiden Höfe und Reiche einander beizumessen sein wird.
- Im Gefolge des russischen Thronfolgers, befindet sich dieses Mal auch der Hofgeistliche Janyschew, Beichtvater des Zaren, von dem es gleich nach Bekanntwerden der Verlobung des russischen Thronfolger hieß, er sei vom Zaren beauftragt, den Uebertritt der Prinzessin Alix von Hessen zur griechisch=katholischen Kirche vorzubereiten.
- Der ungarische Ministerpräsident Dr. Wekerle hat gesiegt. Die Zivil=Ehe=Vorlage ist am Donnerstag vom Magnatenhaus mit 128 gegen 124 Stimmen, also mit einer Mehrheit von 4 Stimmen angenommen worden. Ganz Budapest hat sich am Tag der Abstimmung in ungeheurer Erregung befunden und es hat eines gewaltigen Polizeiaufgebots bedurft, um die Ordnung aufrecht zu erhalten; die römisch= und die griechisch=katholischen Bischöfe haben sämmtlich auch diesmal gegen die Vorlage gestimmt.
- Aus ganz Ungarn laufen Telegramme ein, welche die Freude und die Begeisterung der Bevölkerung über die Annahme der Civilehe=Vorlage ausdrücken. - Die Annahme der Vorlage wird auch in Wien als bedeutsames Ereigniß begrüßt, weil damit eine Epoche kaum je dagewesener politischer Erregung in Ungarn zum Abschluß kommt. Bemerkenswerth ist, daß kein einziges Mitglied des Oberhauses anders stimmte als bei der ersten Abstimmung Das veränderte Resultat wurde dadurch herbeigeführt, daß am Donnerstag 18 Mitglieder anwesend waren, welche das erste Mal gefehlt hatten. Von diesen stimmten 14 für und 4 gegen die Vorlage; den Ausschlag aber gaben 19 Mit=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 49 Seite 3]

glieder, welche das erste Mal gegen die Zivilehe gestimmt hatten und sich jetzt absentirten. Die 9 geistlichen und weltlichen Würdenträger der evangelischen Kirche stimmten sämmtlich für die Civilehe.
- In den letzten Tagen fanden in Prag zwischen dem deutschen Staatssekretär v. Stephan und dem österreichischen Sektions=Chef Obentraut die abschließenden Verhandlungen über die Herstellung einer Telephonverbindung Wien=Berlin statt. Das Telephon soll im Spätherbst dieses Jahres eingerichtet werden, doch ist vorläufig nur ein directer Verkehr zwischen Wien und Berlin in Aussicht genommen Ein Gespräch bis zu drei Minuten wird 4 Mark kosten.
- In Rußland wird gegenwärtig, was man den Russen nicht verdenken kann, die Frage erwogen, wie die Getreideeinfuhr erleichtert werden könne. Die neueste diesbezügliche Nachricht besagt, die eingesetzte Spezialkonferenz zur Beratung einer Herabsetzung der Getreideausfuhr=Tarife habe ihre vorbereitenden Arbeiten beendet. Die Vertreter des Ackerbauministeriums sollen sich für die Ermäßigung ausgesprochen haben, diejenigen des Finanzministeriums hatten sich dagegen erklärt, daß eine solche Maßregel von keinem Nutzen sein werde. Hoffen wir im deutschen Interesse, daß die Vertreter der beiden Ministerien zu keiner Einigung gelangen.
- Bei Bugul[Fehlstelle]a im russischen Gouvernement Ssamara sind von 70 jungen Burschen und Mädchen, die eine mangelhafte Fähre zur Ueberfahrt über den Fluß Ik benutzt haben, durch das Sinken derselben 45 Personen ertrunken.
- Die französische Kammer nahm den Gesetzentwurf an, welche die Bildung zweier Reserve=Regimenter aus Reservisten und mit requirirten Pferden bezweckt.
- Nach einem aus Lübeck eingetroffenen Telegramm ist der Präsident Carnot am Sonntag Nachmittag in Lyon von einem Italiener mit einem Dolche erstochen worden.


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Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der sub Nr. I zu Schlag=Resdorf belegenen unregulirten Schulzenstelle mit sämmtlichem Zubehör, den bestellten Saaten, dem bereits geworbenen Heu und den sonstigen Vorräthen ist auf Antrag der Vormünder der minorennen Schulze Ollmann'schen Erben ein Termin auf

Sonnabend, den 7. Juli ds. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte angesetzt, zu welchem Pachtliebhaber mit dem Bemerken hiermit geladen werden, daß bei annehmlichem Gebot sofort der Zuschlag ertheilt werden wird, daß die Bedingungen auf der Registratur II einzusehen auch gegen die Gebühr in Abschrift zu haben sind, und daß die Besichtigung des Pachtgrundstücks nach zuvoriger Meldung beim Krüger Hecht oder Hauswirth Joachim Ollmann in Schlagsdorf gestattet wird.
Schönberg, den 20. Juni 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel, Akt


Oeffentliche Versteigerung.

Sonnabend, den 30. Juni ds. Js. Mittags 12 1/2 Uhr sollen auf der Schulzenstelle zu Falkenhagen die Nachlaßsachen des Knechts Dau, bestehend in:

Koffer, Kleidungsstücken, Hemden u. s. w.
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Schönberg, den 25. Juni 1894.

                                                    C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom 24. Juni bis 1. Juli d. J. an den Werktagen
von 8-12 Uhr Vormittags
und an den Sonntagen
von 8-9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 16. Juni 1894.                          
                                                    Das Directorium.


Bekanntmachung.

Für den diesseitigen 24. Vertrauensmannsbezirk ist neubestellt zum stellvertretenden Vertrauensmann Herr Hauswirth Joachim Schmidt zu Walksfelde.
Der Bezirk umfaßt die Ortschaften der Vogtei Mannhagen, sowie die Güter Horst und Dodow.
Neubrandenburg, den 6. Juni 1894.

Der Vorstand
der Mecklenburg=Strelitzschen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.

A. Pries.


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[ => Original lesen: 1894 Nr. 49 Seite 4]

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Großes Holzfest
des Männergesang=Vereins zu Rieps am Sonntag d. 1. Juli im Kirchbrook.
Abmarsch vom Vereinslokal um 1 1/2 Uhr.
Anfang des Concertes um 3 Uhr.
Beginn des Balles um 7 Uhr,
wozu freundlichst einladet                                                     der Vorstand.


Die Geburt eines gesunden kräftigen Mädchens zeigen hocherfreut an

                                              H. Köster und Frau Marie,
                                                    geb. Stockfisch.


Allen denen, die meine liebe Frau, unsere teure Mutter und Großmutter die letzte Ehre erwiesen und ihren Sarg so reichlich mit Kränzen geschmückt haben, sowie ins besondere Herrn Pastor Janell in Herrnburg für seine trostreichen Worte, sagen ihren herzlichsten Dank

Gr. Mist,                                                     Hr. Retelsdorf
d. 22. Juni 1894.                                                 nebst Familie.    


Danksagung.

Allen denen, welche den Sarg meiner lieben Frau so reichlich mit Kränzen schmückten, und ihr die letzte Ehre gaben, sage ich meinen herzlichsten Dank.

                                                    Familie Vitense.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 51-52 M., große Schweine 48-51 M., Sauen 35-42 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 49 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 49 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. Juni 1894.


- Aus Schönberg, 21. Juni, wird berichtet:
Der Zug, der hier gegen 9 Uhr des Abends von Lübeck her in Schönberg eintrifft, wurde kurz vor der letzten Station zum Stehen gebracht, indem plötzlich von unberufener Hand aus einem Coupé IV. Classe die Notleine gezogen wurde. Als nun die Schaffner herbeistürzten, um nach der Ursache des Notsignals zu fragen, wollte es keiner von den 14 ostpreußischen Reisenden gethan haben. Hier in Schönberg mußten nun auf Anordnung des Stationsvorstehers sämmtliche Reisende aus dem Coupé heraus, und der Zug dampfte ohne sie weiter. Aus Aerger über den unfreiwilligen Aufenthalt verrieten die Unschuldigen den Thäter, und dieser wurde sofort festgenommen. Die übrigen 13 konnten erst am nächsten Morgen mit dem Frühzuge die Reise fortsetzen.
- Lalendorf. II. KK. HH. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Mecklenburg=Strelitz trafen heute vormittag 11 3/4 Uhr auf dem Bahnhofe Lalendorf ein zum Besuch des Landrath Graf von Schlieffen auf Schlieffenberg. Auf der Fahrt dorthin passirten die Allerhöchsten Herrschaften die Güter Hohenfelde, Friedrichshagen und Wattmannshagen; letztere prangten im Festgewand und reichem Flaggenschmuck. I. K H. der Frau Erbgroßherzogin wurden auf dem Gutshofe Hohenfelde von einer der dort in Nationaltracht aufgestellten Ehrenjungfrauen Bouquets in den Wagen gereicht.
- Der Mittagsschnellzug Berlin=Warnemünde traf am Mittwoch Mittag mit etwas Verspätung in Warnemünde ein, weil derselbe zwischen Warnemünde und Rostock eine dem Erbpächter Boeckmann in Bramow gehörende Kuh überfahren hatte. Nach Aussage des Locomotivführers hatte die Kuh in der Nähe des Bahnkörpers am Korn gestanden und war beim Herannahen des Zuges plötzlich auf den Bahndamm, dem Zuge direct entgegengelaufen, sodaß ein Halten des Zuges nicht mehr möglich war. Bis auf den Kopf wurde das Thier vollständig zermalmt.


- Das Garde=Jäger=Bataillon in Potsdam wird der deutschen Kunst einen Opernsänger schenken. Bei den Jubiläumsfestlichkeiten dieses Truppenteils ist dem Kaiser der Gefreite Kraatz durch seinen vortrefflichen Gesang aufgefallen. Kraatz soll nunmehr auf Kosten des Bataillons zum Sänger ausgebildet werden.
- In Hamburg wurden in der Falschmünzerangelegenheit weitere drei Personen verhaftet, zwei Kaufleute und ein Schlächter, welche an der Verbreitung der Noten betheiligt sein sollen. Ein in Amerika befindlicher Bruder des letzteren wird der Mitwirkung beschuldigt. Die Polizei schreitet auch gegen diesen ein.
- Der Höchstbesteuerte des Regierungsbezirks Düsseldorf, Herr Krupp in Essen, hat bei der diesjährigen Steuerveranlagung sein Reineinkommen auf 7 190 000 Mark angegeben gegen 6 000 000 im Vorjahr.
- Einen gemeinen Bubenstreich verübten vor kurzem einige Studierende der Eberswalder Forstakademie. Ein Eberswalder Töchterpensionat hatte in Begleitung mehrerer ihm nahe stehender Familien einen Ausflug nach Kloster Chorin unternommen. Bei den Spielen, welche die Gesellschaft dort veranstaltete, versuchten einige Studierende der Forstakademie sich einzudrängen, wurden aber in höflichere Weise ersucht, sich zurückgehen. Als am Abend die Gesellschaft in Kremsern auf der Chaussee durch den Wald nach Hause fuhr, sprangen plötzlich jene Akademiker aus dem Gebüsch, in dem sie sich verborgen hatten, hervor, schwangen sich auf die Trittbretter der Wagen und schlugen mit dicken Knüppeln blindlings auf die Damen ein. Ein im vordersten Wagen sitzender Herr Freund, der Turn= und Zeichenlehrer des Eberswalder Gymnasiums, wollte absteigen, um den bedrängten Damen zur Hilfe zu kommen, er trat fehl und verletzte sich schwer. Von den Stockschlägen der Akademiker sind mehrere Damen empfindlich getroffen worden. Die Eberswalder Akademiker=Verbindungen fordern dringend die gerichtliche Verfolgung der schuldigen Studenten.
- Der Kirschenhandel hat seinen Höhepunkt erreicht, infolge des eingetretenen Regenwetters sind in Coblenz die Preise, trotz der starken Nachfrage, bis auf 3 Pfg. pro Pfund zurückgegangen. Am Freitag wurden dortselbst ca. 3000 Körbe verladen, die meistens nach Westfalen gingen. Die heurige Ernte übertrifft den vorjährigen reichen Ertrag fast um das Doppelte.
- Ermordet wurde in Petersburg in ihrer an der Fontanka belegenen Wohnung die Millionärin Viktoria Tscharnecki. Außer ihrem Diener, der verhaftet wurde, hatte sie niemand um sich, da sie trotz des Reichthums sehr einsam lebte und auch selten Besuche empfing. Die Ermordete, die 53 Jahre alt und unverheiratet war, ist die Tochter des ehemaligen Gouvernementsadelsmarschalls von Kamenez=Podolsk im Gouvernement Podolien.
- In sämmtlichen Kirchen zu Pest fanden am Mittwoch dreizehnstündige Gebete für Ablehnung der Ehevorlage statt.
- Die größte Bibel der Welt befindet sich in Rom. Sie ist in hebräischer Sprache geschrieben und wiegt 320 Pfund. Drei Männer können sie kaum tragen. Sie hat ihre Geschichte oder vielmehr ihre Legende. Im Jahre 1512 soll ein Syndikat venetianischer Juden dem Papst Julius II. das Gewicht der Bibel in Gold angeboten haben. Letzterer lehnte das Anerbieten ab. Bei dem jetzigen Goldpreise würde die Bibel 1 500 000 Mark kosten.
- Ein großer Freund des Ehelebens ist der Hirt Fleischer aus dem zum Gute Gallingen bei Bartenstein gehörenden Vorwerk Tingen gewesen, denn er war nicht weniger als sieben Mal verheiratet. Als ihm seine siebente Frau durch den Tod entrissen wurde, wollte er nochmals eine Ehe eingehen. Er begab sich daher zum Pfarrer nach Gallingen, um das Aufgebot zu bestellen, doch wies ihn der Geistliche mit den Worten ab: "Nein, Fleischer, sieben Frauen habt ihr nun schon im Himmel, die achte bekommt ihr nicht mehr." Und dabei blieb es.
- Ein heiterer Zwischenfall spielte sich in Zweibrücken während des Besuches des Prinzregenten auf dem Platze vor dem ehemaligen Herzogsschlosse, wo sich die ländliche Bevölkerung der Umgegend auf ihren Wagen eingefunden hatte, ab. Der Regent, als ihm ein Mädchen einen Blumenstrauß überreichte, fragte, wie es heiße. "Harry ist mein Name, Königliche Hoheit!" Der Prinz=Regent hatte nicht recht verstanden und fragte noch einmal. Da sagt das Mädchen ganz naiv: "Ich habe meine Visitenkarte bei mir.
- Ein Dienstmädchen als Millionärin. In Madrid ist dieser Tage durch einen Urteilsspruch des obersten Gerichtshofes ein interessanter Prozeß, den die Bankiers Gebrüder Ortweta gegen die Dienstmagd Saturina Martin angestrengt hatten, zu Gunsten der letzteren entschieden worden. Es handelte sich um eine Erbschaft von 14 Millionen Realen (gegen 3 Millionen Mark), die kraft einer letztwilligen Verfügung des Franzosen Chaignaud der Saturina Martin als Belohnung für jahrelange treue Dienste zufallen sollte. Die reichen Verwandten des Erblassers fochten das Testament an, wurden jedoch jetzt mit ihren Erbansprüchen in allen Instanzen abgewiesen, so daß die glückliche Magd, die sich inzwischen mit einem biederen Handwerker verheiratet hat, sich heute im Besitz von 3 Millionen Mark befindet.
- Die Schmarotzer - Parasiten - auf unseren Haustieren und ihre Vertilgung. Eine Unzahl von Parasiten der verschiedensten Art belästigen unsere Pferde, Rinder, Schweine, Kälber, Hunde, ja selbst das Federvieh. Manche Arten sind sehr

[ => Original lesen: 1894 Nr. 49 Seite 6]

kleine, nur mikroskopisch wahrnehmbare Tierchen, aber um so gefährlicher und die Ursache ansteckender Hautkrankheiten. Während des Winters haben dunstige Ställe zur Vermehrung dieser Schmarotzer beigetragen, und das Wohnthier selbst, auf dem der Parasit lebt, erscheint abgemagert und schlecht genährt. Keine Jahreszeit eignet sich zur Vertilgung besser als das Frühjahr beim Ausdüngen der Ställe, kein Mittel hat sich dabei besser bewährt als das Kresolin von M. Brockmann, chemische Fabrik in Leipzig=Eutritzsch. - Gegen Zecken der Schafe genügt ein einmaliges Bad in stark verdünntem Kresolin, gegen Läuse des Rindes und Pferdes reicht eine einmalige Waschung mit 5prozentigem Kresolin=Wasser. Auch gegen die lästigen Flechten der Rinder thun Waschungen oder Salben vorzügliche Dienste Diese Flechte wird zwar viel als ein harmloser Schönheitsfehler angesehen und jedes Mittel kommt dadurch in Mißkredit, weil gewöhnlich nur die abblühenden Flechtstellen, nicht aber die aufblühenden gesehen und behandelt werden, sodaß nach 8-14 Tagen der ersten Behandlung die kranken Stellen sich sogar vermehrt zu haben scheinen. Zur Vertilgung der Flechte gehört eine energische Waschung mit Kresolin=Seife. Der Grind der Schweine, ein abscheulicher Hautausschlag, der unsere Schweinezucht an einzelnen Orten in gewaltigem Maße geschädigt hat, ist mit erstaunlicher Sicherheit durch eine gründliche Waschung mit Kresolin=Wasser zu beseitigen. Die Räude oder Krätze bei Pferden und Schafen, erzeugt durch die Krätzmilben, kann in einem 3prozentigen Kresolinbad bei richtiger Anwendung geheilt werden. Will man im heißen Sommer reiten, ohne von Fliegen belästigt zu werden, so genügt es, das Pferd vor dem Aufsitzen mit Kresolin=Wasser zu besprengen. - Gegen Hautjucken der Hunde, welches bisher als ganz unheilbar angesehen wurde, oder doch nur mit der größten Schwierigkeit durch die giftigen Sublimat=Bäder zu unterdrücken war, sodaß mancher Jagdliebhaber nicht nur seine gesammten Hunde, sondern auch deren Nachzucht und oft auch die mit großen Kosten neu angekauften zu töten gezwungen war, - gegen dieses lästige und ekelhafte Leiden sind Kresolin=Bäder absolut sicher. Ist das Hautjucken auf die Pferde übertragen worden, so beseitigen Waschungen das Uebel sogleich. - Gegen Diphteritis der Hühner haben Einpinselungen mit einer Mischung von Kresolin und Glycerin überraschende Erfolge ergeben. Hühnerställe werden durch einmaliges Ausbrausen mit Kresolinwasser von den Hühnerflöhen befreit. Als Desinfektionsmittel ist das Brockmannsche Kresolin bei allen ansteckenden Krankheiten, wie Rotz, Milzbrand, Lungenseuche, Schweineseuche etc. sowohl das billigste als auch das angenehmste und leichteste verwendbare Mittel, welcher neben seiner Sicherheit noch den Vorzug seiner Ungiftigkeit hat. Wird nun zum Schluß noch hervorgehoben, daß das Kresolin ein deutsches Fabrikat ist, so dürfte dasselbe um so mehr die Beachtung aller unserer Landleute und Tierfreunde verdienen.
- Schützet den Star! Zum Schutze des Stars bringt man bekanntlich die sog. Starkästen an. Da der Star sehr anspruchslos ist, genügt ein einfaches Bretterkästchen mit genügend weiter Oeffnung, um hindurchschlüpfen zu können, um den zutraulichen Gesellen dauernd an unsern Garten zu fesseln. Die Kästen müssen eine hinlängliche Tiefe haben, damit nicht Marder und Katzen zu den Jungen gelangen können, und damit diese nicht eher ausfliegen, als bis sie vollkommen ausgewachsen sind. Eine Tiefe von ca. 30 cm ist hierzu ausreichend. Das Flugloch darf nicht zu klein, aber auch nicht unnöthig groß sein. In der Regel macht man es 5 cm im Durchmesser. Da der Star die Gesellschaft liebt, kann man die Kästen in beliebiger Zahl neben einander befestigen. - Bezüglich des Nutzens, den der Star bringt, wurde ermittelt, daß eine Starfamilie allein während der Brutperiode nicht weniger als 32 550 Insekten vertilgte. Ist die erste Brut ausgeschlüpft, so bringt das Starenpaar durchschnittlich alle 4 Minuten Futter zum Neste, macht an einem Tage, den Tag zu 14 Stunden gerechnet, 210 Insekten. Für die beiden Alten rechnet man zusammen per Stunde 10 Insekten, macht 140 Insekten. In Summa für einen Tag, 350 Insekten. Nun dauert die Brutperiode vom Ausschlupf der ersten Brut bis zum Auszug der zweiten Brut in der Regel vom 1. Mai - 20. Juli macht für die erste Brut eine Gesammtzeit von 81 Tagen und einen Insektenkonsum von 28 350 Stück. Hierzu kommt nun noch die zweite Brut, die Ende Juni oder Anfang Juli aus den Eiern schlüpft und ca. 20 Tage im Neste gefüttert werden muß, bevor sie ausfliegt. Ihre Insektenvertilgung beläuft sich während dieser Zeit auf 4200 Stück, macht mit der ersten Brut zusammen die ansehnliche Zahl von 32 550 Insekten! - Außer Maikäfer etc. vertilgt der Star besonders noch die graue Ackerschnecke die in nassen Jahren häufig als eine Landplage auftritt. In Obstgärten, wo die Bäume mit Raupen befallen sind, kann man ganze Scharen von Staren sehen, die dort eifrig alles Gewürm ablesen. Im Forst versieht der Star das Wächteramt über die Raupe des Eichenwicklers, auf dem Felde über die Raupe der Gamma=Eule. Von den Kerbtieren sind es noch die Rüsselkäferarten, die er vertilgt aber nur, wenn sie in Unmasse auftreten. So weiß der Star sich überall in Feld und Garten nützlich zu machen.
- Spatzenfreie Ortschaften in Deutschland. In einer neuerdings erschienenen bibliographischen Arbeit von Dr. Joh. Fickel wird auf die seltsame Thatsache hingewiesen, daß der Allerweltsvogel Spatz in verschiedenen Orten des sächsischen Vogtlandes überhaupt nicht vorkommt. Es sind dies angeblich die Orte: Kottenhaide, Gettengrün bei Adorf, Brotenfeld bei Schöneck, Stangengrün bei Reichenbach, sowie Vogelsgrün und Schnarrtanne. Im Anschlusse an diese Notiz, die neuerdings die Runde durch die sächsische Presse macht, wird aus Littau gemeldet, daß in den Gebirgsdörfern Oybin und Hain in der sächsischen Oberlausitz der Sperling ebenfalls fehlt. Auf welche Ursachen diese Thatsachen zurückzuführen sind, konnte bisher noch nicht festgestellt werden.
- Das Legen von Gift auf einem Saatacker, um die denselben besuchenden Hühner zu beseitigen, ist unerlaubte Selbsthülfe. Werden dadurch Hühner vergiftet, so macht sich der Betreffende einer strafbaren Sachbeschädigung schuldig, die mit Geldstrafe bis zu 1000 Mark oder Gefängniß bis zu 2 Jahren bedroht ist; fallen dagegen Singvögel dem ausgelegten Gift zum Opfer, so tritt Bestrafung gemäß § 2 c und § 3 des Reichsgesetzes vom 22. Mai 1888, betr. den Schutz von Vögeln, ein. Die Strafe würde in diesem Falle in Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder in Haft bis zu 6 Wochen bestehen können.
- Ehering oder Tätowieren? In einer Zuschrift an die Londoner "Pall Mall" liefert Mr. Knolly einen neuen Beitrag zur Lösung der Frauenfrage, einen Beitrag, der seiner Originalität wegen weiterer Verbreitung würdig scheint. "Ich wünsche - bemerkt Mr. Knolly - in allem Ernst, einen Vorschlag zu machen, der manches Herzbrechen unter den Empfindsamen und manche Klage wegen gebrochenen Heiratsversprechens verhindern könnte und Gericht und Polizei manche Last abnähme. Mein Vorschlag geht dahin, jeder verheiratete Mann und jede verheiratete Frau sollte statt des Eherings um den dritten Finger der rechten Hand einen Ring tätowiert haben. Das wäre ein Zeichen, daß weder in die Tasche gesteckt noch sonst verheimlicht werden könnte, und es ließe deshalb weniger Spielraum für die Verrätereien und Kniffe von Bigamisten und anderen Verführern. Um diesen Vorschlag praktisch zu machen, wären natürlich verschiedene Einzelbestimmungen zu treffen. Es wäre z. B. jede unverheiratete Person, die den dritten Finger tätowierte, streng zu bestrafen. Jede Witwe und jeder Witwer bekäme einen unterscheidenden Stern zum Ring. Jede geschiedene Person hätte den Ring durchkreuzt, jede drei= oder viermal verheiratete entsprechend drei oder vier Ringe. Die Operation des Tätowierens wäre von einem Sachverständigen auf dem Standesamt vorzunehmen." Unser Menschenfreund richtet zum Schluß strafende Worte an Alle, die seine Idee etwa lächerlich oder barbarisch finden möchten: "Nur solche," sagt er streng, "die mit ungesetzlicher Freiheit sympathisieren, können an der Verwirklichung meines Vorschlages Anstand nehmen." Als praktischer Engländer schließt er mit einer Ausforderung an alle gleichgesinnten Seelen, sich zu einem Bund zusammenzuthun.


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