No. 48
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. Juni
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 48 Seite 1]

Bekanntmachung.

                Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militärpflichtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Sonnabend, den 30. Juni.

                Zu demselben haben sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu gewärtigen haben, und denen besondere Ladungen zugehen werden, Morgens präcise 9 Uhr einzufinden.
                Es steht jedoch jedem Militärpflichtigen, der in den Grundlisten des Aushebungsbezirks verzeichnet ist, frei, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Ober=Ersatz=Commission etwaige Anliegen vorzutragen.
                Die bei der Musterung für dienstuntauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung.
                Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temporair=Invaliden statt.
                Militairpflichtige, welche im Termin nicht pünktlich erscheinen, haben, insofern sie nicht dadurch eine härtere Strafe verwirkt haben, auf Grund des §. 26, 7 der Wehr=Ordnung eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder Haft bis zu 3 Tagen zu gewärtigen, auch können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Dienstpflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
                Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der Militairpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
                Schönberg, den 13. Juni 1893.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Der Kaiser wird sich am 23. d. Mts. nach Kiel begeben, dort mehrere Tage bleiben und Marineübungen beiwohnen. Am 29. d. M. wird er mit der Kaiserin die mehrwöchige Nordlandsreise antreten. Sie wird etwa 4 Wochen dauern. Am 1. August gedenkt der Kaiser in Cowes einzutreffen und dort ungefähr 14 Tage zu bleiben. Seine Theilnahme an den Wettfahrten des Royal Yacht=Club ist wiederum in Aussicht genommen.
- In Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin, der Prinzen, der Generalität, des Staatsministeriums sowie der Spitzen der Behörden fand in Berlin am Sonntag vormittag 11 1/2 Uhr die Grundsteinlegung des Domes statt. Nach einer Festansprache verlas Hausminister Wedel die Stiftungsurkunde. Es folgten die üblichen Hammerschläge. Generalsuperintendent Faber sprach das Schlußgebet und den Segen. Es folgte ein gemeinsamer Gesang der Gemeinde und schließlich intonierte der Bläserchor das "Heil Dir im Siegerkranz."
- Der Kaiser hat am vergangenen Sonnabend Vormittag den Geh. Rath Prof. Dr. v. Bergmann, der kürzlich den Kaiser von einer kleinen Balggeschwulst im Gesicht durch eine Operation befreit hat, empfangen und ihm sein Bildniß nach dem bekannten Lenbachschen Porträt in schönem Goldrahmen überreicht. Das Bild trägt die Unterschrift: "Wilhelm, in dankbarer Anerkennung, 1.6. 1894."
- Die Besichtigung der aus 221 Köpfen bestehenden für Südwestafrika bestimmten Schutztruppe fand am Freitag nachmittag durch den Kaiser vor dem Neuen Palais in Potsdam statt. Die Kaiserin mit den drei ältesten Prinzen sah dem Schauspiel vom Neuen Palais aus zu. Der Kaiser begrüßte die Truppe und wünschte ihr Glück im fernen Lande, wo sie die deutsche Ehre zu wahren hätte. Er sagte u. a.: "Ihr geht schweren Kämpfen entgegen. Wenn ihr mit den Schwarzen drüben zusammentrefft, vergeßt nicht, daß sie Menschen sind wie Ihr, auch Ehrgefühl besitzen. Lasset Euch keine Ausschreitungen zu Schulden kommen." Hauptmann v. Estorf brachte ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser aus. Die Schutztruppe machte Parademarsch.
- Die Uniform der deutschen Schutztruppe besteht aus grauem gerippten Manchesterstoffrock ohne Taille mit weißen Knöpfen, schwarz=weiß=rot ge=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 48 Seite 2]

flochtenen Achselstücken, grauen gerippten Manchesterhosen mit gelben Ledergamaschen und Schnürschuhen mit Sporen. Der Mann trägt sieben Patronentaschen bei sich, einen Karabiner Modell 88, einen Revolver, ein langes Messer, dessen Rückseite eine Säge bildet, und ein Taschenmesser, an dem verschiedenes Handwerkzeug sich befindet. Alle Leute dienen bereits zwei Jahre und erhalten ein Anfangsgehalt von 1000 Mk. jährlich nebst Verpflegung. Die Uniform hat schwedische Aufschläge, der Kragen hat eine weiße Gardelitze. Die Kopfbedeckung besteht aus einer grauen Mütze mit blauem Bande bezw. einem graublauen schwedischen Hut, dessen rechte Seite aufgekrempt ist und eine Kokarde trägt. Dann ist noch ein zweiter (Haus=)Anzug vorhanden, der aus Leinwand hergestellt ist. Die Offiziere tragen Silberbesatz, einen helleren Hut, die Schärpe, einen Infanteriesäbel und Fangschnüre an der rechten Schulter.
- Bei Kaub am Rhein ist am Montag mittag das Blücher=Denkmal enthüllt worden. Das vom Bildhauer Schaper modellirte Standbild erhebt sich wirkungsvoll am Rheinufer an der Stelle, wo der berühmte Rhein=Uebergang des alten "Marschalls Vorwärts" stattgefunden hat. Als Vertreter des Kaisers war der Generaloberst v. Loë erschienen. Der Regierungspräsident v. Tepper=Laski, der verdienstvolle Förderer und Präsident des Denkmal=Comitès, hielt die Festrede, danach fand ein Festmahl auf dem Dampfer "Frauenlob" statt. Die Stadt Kaub war herrlich geschmückt. Die Feier hat am Abend mit einer Beleuchtung der Rheinufer und einem Volksfest abgeschlossen.
- Das neue Reichstagsgebäude in Berlin wird bis zum Spätherbst dieses Jahres doch soweit fertig gestellt sein, daß es beim Beginn der Session, der für den November in Aussicht genommen ist, bezogen werden kann.
- Die Brüsseler "Gazette" läßt sich aus Berlin melden, Deutschland sei entschlossen, falls es nicht dem englisch=kongostaatlichen Abkommen gegenüber Genugtuung erhalte, die Neutralität des Congostaates nicht mehr anzuerkennen.
- Experimente mit zerlegbaren Booten wurden beim VI. Korps gemacht. Eine interessante Uebung fand, wie die "Schles. Ztg." mittheilt, am 13. Juni bei Breslau statt. Unter Leitung eines Feldwebels vom Schlesischen Pionier=Bataillon Nr. 6 war ein Kommando von Unteroffizieren der Leibkürassiere damit beschäftigt, ein auf besonderem Transportwagen herbeigeführtes zerlegbares Boot zusammenzusetzen und für die Wasserfahrt zu benutzen. Die Uebung soll in den nächsten Tagen wiederholt bezw. fortgesetzt werden.
- Beim genauen Nachzählen der drei Millionen in Silbergeld, die Siam als Kriegsentschädigung an Frankreich zahlte, ergab sich die drollige Thatsache, daß die siamesischen Finanzmandarine den französischen Behörden 20 000 Franken falscher Thaler angeschmiert haben. Nach einer Beratung wurde der löbliche Beschluß gefaßt, für die falschen Stücke keinen Ersatz nachzufordern, jedoch künftig besser aufzupassen.
- In Serbien herrscht die Sitte, daß der Hausherr seinen Gästen auf kleinen Tellerchen das sogenannte "Sladko" aufwarten läßt. Es ist dies ein Kompot, von welchem man nur ein Löffelchen voll nimmt. Eine der zahlreichen Deputationen, die jetzt täglich vom König Alexander empfangen werden, um ihm den Dank der Nation für die Aufhebung der Verfassung auszudrücken, scheint nun die Sitte mißverstanden zu haben und nahm die goldenen Löffelchen mit. Als sich die Deputation entfernt hatte, bemerkte man den Abgang mehrerer Löffel, eilte den loyalen Fürstendienern nach und fand die Löffel wirklich bei ihnen.
- Aus allen ungarischen Landestheilen treffen beunruhigende Nachrichten über das Unwetter der letzten Tage und die durch dasselbe hervorgerufenen Schäden ein. Besonders große Verheerungen werden aus dem Waagthal in Oberungarn gemeldet. Viele Brücken sind weggerissen; der Eisenbahnverkehr ist theilweise unterbrochen. Durch Schnee und Hagel ist in vielen Gegenden die Ernte völlig vernichtet. Auch Verluste an Menschenleben sind zu beklagen. In Vielitz an der galizisch=schlesischen Grenze dauert das Hochwasser fort. Die Olsa und Waag sind aus den Ufern getreten und haben mehrere Ortschaften unter Wasser gesetzt.
- In der Ausstellung in Wien ist am Freitag eine schwedische Briefmarke zu 35 Killing aus dem Jahre 1853 für 2000 Gulden an einen Pariser Sammler verkauft worden.
- Die Telephon=Verbindung Wien=Berlin ist soweit gediehen, daß man dieselbe Ende Oktober oder Anfang November in Betrieb zu setzen hofft.
- Wie am Brenner in Tirol so herrschte in den letzten Tagen auch am Arlberg ein ganz winterliches Schneewetter. In St. Anton am Arlbergtunnel lag der Schnee mehrere Centimeter hoch. Die Berge sind auch um Innsbruck herum weit herab unter die Waldgrenze neu angeschneit. Das auf die Alpen aufgetriebene Vieh mußte theilweise wieder abgetrieben werden.
- Der ehemalige Minister Napoleons III., Emile Ollivier, wurde kürzlich befragt, ob er glaube, daß bald ein Krieg ausbrechen werde. Er erwiederte darauf folgendes: "Ich antworte nur mittelbar. Wenn ein Volk, wie die Franzosen, zu lange Frieden hat, langweilt es sich, weil es Bewegung, Aenderung haben und zu gewissen Zeiten seinen Geist beschäftigen muß. Wenn sich Frankreich langweilt, dann verfällt es bedauerlichem Niedergange. Ein Reicher, der von seinem Einkommen lebt, nichts thut, sich an keinem Unternehmen betheiligt, ist nicht glücklich; sein einförmiges, üppiges Leben erdrückt ihn. Einem Lande, das längere Jahre ruhig bleibt, geht es ebenso. Um solchem schädlichen Zustande vorzubeugen, der den Fortschritt und die Geistesarbeit beeinträchtigt, ist der Krieg manchmal nothwendig. Noch besser, es giebt Zeiten, wo er sich aufdrängt." Emile Ollivier kennt seine Landsleute. Glücklicherweise hat Frankreich in dem Kriegführen "aus Langeweile" seit 1870/71 ein Haar gefunden.
- Die englischen zwischen Köln und London verkehrenden Seeschiffe haben nun die Fahrten bis Ehrenbreitstein ausgedehnt. Eines der Schiffe, das die Strecke London=Ehrenbreitstein in sieben Tagen zurücklegte nahm dort von dem königlichen Brunnenlager 150 000 für ein Haus in England bestimmte Krüge Selterswasser in Ladung.
- Nach einer bei dem Colonialamt in London eingelaufenen Depesche beträgt die Zahl der bis jetzt in Hongkong an der Pest Gestorbenen 1900, darunter zwei englische Soldaten. Acht erkrankte Soldaten sind wieder genesen. Die Zahl der Einwohner, die die Stadt verlassen haben, wird auf 80 000 geschätzt. Der von der Seuche hauptsächlich heimgesuchte Stadttheil ist gesperrt worden. Die letzten Meldungen lauten beruhigender.
- Die Pest, die jetzt in Hongkong wütet, scheint zuerst in Canton Ende April aufgetreten zu sein und hat Hongkong im Mai erreicht. Zunächst wurden hauptsächlich Chinesen von der Seuche betroffen. Die Symptome der Krankheit werden folgendermaßen geschildert: Ohne vorherige Warnung in Form eines fröstelnden Gefühls tritt plötzlich hohes Fieber ein, verbunden mit heftigem Kopfweh und Erstarrung. Innerhalb 12 bis 24 Stunden bildet sich im Nacken oder in der Achselhöhle eine drüsenartige Anschwellung. Der Kranke verfällt dann in Schlafsucht und stirbt nach 24 bis 48 Stunden. Lebt er aber bis zum sechsten Tag, so ist eine Genesung möglich. Anfang Mai befand sich in Canton kaum ein Haus in dem nicht mindestens ein Toter war. Die Seuche begann im muhamedanischen Quartier und verbreitete sich mit furchtbarer Schnelligkeit, täglich kamen gegen 100 Fälle vor. Natürlich war die Sterblichkeit dort am stärksten, wo der Schmutz am größten ist.
- Die Feuersbrunst, die am Donnerstag in Panama ausgebrochen war, hat ein Drittel der Stadt zerstört, der Schaden wird auf etwa 3 Mill. Dollars geschätzt.
- In Marokko scheint es zu den anfangs befürchteten inneren Unruhen nicht kommen zu wollen. Die Proklamirung des neuen Sultans Abdul=Aziz wird überall günstig aufgenommen, sogar die Brüder des verstorbenen Sultans haben Abdul=Aziz bereits anerkannt. Dasselbe hat jetzt auch der eigene Bruder des Sultans, der Vizekönig von Fez ist, gethan.
- Mit der neuen Uniformirung der Kellner scheint es nun Ernst zu werden. Auf dem am

[ => Original lesen: 1894 Nr. 48 Seite 3]

Donnerstag geschlossenen deutschen Gastwirthstage zu Hannover hat sich die Versammlung für den blauen und grünen Jackettanzug erklärt und empfiehlt das blaue Jackett für Restaurationsräume, das grüne für Gartenlocale. Der Kellnerfrack wird in die Acht erklärt.


Cheviots und Velours à Mk. 1.95 Pf. per Meter
versenden jede beliebige Meterzahl an Jedermann.
Erstes deutsches Tuchversandgeschäft Oettinger & Co. Frankfurt a. M.
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Muster bereitwilligst franco.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Kl. Siemz sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. der Hauswirtsfrau Marie Retelsdorf geb. Kaehler aus Rieps ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Dienstag, den 4. September d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 18. Juni 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom 24. Juni bis 1. Juli d. J. an den Werktagen
von 8-12 Uhr Vormittags
und an den Sonntagen
von 8-9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 16. Juni 1894.                          
                                                    Das Directorium.


Holz=Auction

am Sonnabend, den 23. Juni a. c. Vormittags 10 1/2 Uhr auf dem Schützenhof, Fackenburger Allee Nr. 5, hierselbst.
Wegen Aufgabe eines Geschäftes soll der Restbestand des Lagers: ca. 1000 Zwölfter 3/4 " u. 1 " ebenkantige föhrene und grän Bretter, Preußische Stammdielen und Schnitthölzer, lagernd Roddenkoppel bei dem neuen Viehhof, und ca. 300 Zwölfter 1 " und 1 1/4 " rauh gespundet und gehobelt und gespundete Föhren=Bretter, lagernd auf der Sägemühle von Sager & Klüßmann, öffentlich meistbietend durch mich verkauft werden.
Verzeichnisse an meinem Comptoir, Breitestraße 18 zu haben.
Lübeck, den 16. Juni 1894.

Emil Tesschau,
beeidigter Auctionator für Waaren.


Geldgesuch.

In hiesige Landstellen und städtische Grundstücke suche noch zum bevorstehenden Johannis=Termin verschiedene Hypothekposten, in Höhe von 5000 Mk., 3600 Mk., 2400 Mk., 2000 Mk. und 1000 Mk., sowie mehrere kleinere Posten bis zur Hälfte des Brandkassenwerthes. Zinsfuß 4%. Näheres durch J. P. Maaß, Marien=Straße 46.


Aufforderung.

Alle welche noch Forderungen an uns haben, ersuchen wir, ihre Rechnungen bis zum 24. d. M. uns einzusenden.

                                                    Familie Staeding.
                                                    Neuhof bei Schlagsdorf.


Für
Fuhrwerksbesitzer.

1 Landauer,
1 viersitziges Coupe,
2 Breaks wovon eine mit Verdeck,
3 Halbchaisen,
2 Schlitten,
2 paar neue Kutschsielen,
3 paar gebrauchte Kutschsielen,
stelle ich zum freihändigen Verkauf. Die Wagen sind sämmtlich in sehr gutem Zustande und zum Theil fast neu.

W. Burmester,
Ratzeburg.


Reisfuttermehl,
von M. 3. - an nur waggonweise.
G. & O. Lüders, Dampfreismühle, Hamburg.


Petroleumöfen
neuester Systeme
empfiehlt billigst                                                     Rud. Tietgen.


Tricot Kinder-Anzüge
in blau und grau von 3 M. an empfiehlt
H. Garz,
Lübeckerstraße Nr. 12.


Draht-Fliegenglocken
in allen Größen
blaue Drahtgaze
für Fliegenschränke
empfiehlt                                                     Rud. Tietgen.


Prima Holländischen
Rahm-Käse
(Maiwaare.)
Sehr schönen abgelagerten Holsteiner Käse
empfiehlt                                                    
                                                    Max C. Sass.


Neu!                                                     Neu!
Gardinenspann-
und Trocken-Apparat
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Größte Zeitersparniß beim Trocknen der Gardinen. Macht die Gardinen einige Stunden nach der Wäsche wieder gebrauchsfertig. Das Plätten der Gardinen und damit auch das Zerreißen derselben beim Plätten fällt fort. Das Muster in den Gardinen wird durch Plätten nicht beeinträchtigt, überhaupt werden die Gardinen wie neu erhalten.
Vorräthig in Größen à 2,25, 3 und 4 Meter.
Alleinverkauf bei
                                                    Rud. Tietgen.


19 Bienenstöcke mit Wohnungen, einige leere Bienen=Wohnungen, sowie eine Schleudermaschine billig zu verkaufen bei

Schönberg i. M.                                                     Frau Lehrer Wegner.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 48 Seite 4]

Agentur der Mecklenburgischen Bank in Schwerin
für
Schönberg und Umgegend.

                 Spar= und Capital=Einlagen werden z. Zt. verzinst:
       1. gegen Sparbücher der Bank mit 3 1/2 %
       2. gegen Schuldverschreibungen der Bank
            bei 6monatlicher jederzeit gestatteter Kündigung und von Termin zu Termin mit 3 1/2 %
            bei 3monatlicher jederzeit gestatteter Kündigung mit 2 1/2 %
            bei kürzerer jedoch mindestens 4tägiger Kündigung mit 2 %
       3. im Baar Conto=Corrent tägliche Kündigungszeit mit 2 %
                 Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankkommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.

Schönberg.                                                     Wilhelm Schrep, Stadtsecretair.


Dr. Ahrens, Augenarzt.
Lübeck, Johannisstraße 11.
verreist vom 23. bis 30. Juni.


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von Lübeck, Hamburg, Mecklenburg=Strelitz und anderen deutschen Staaten kaufe stets zu den höchsten Preisen. Für Lübeck und Mecklb.=Strelitz zahle bis 30 Mark per Stück. Ich bin erbötig, persönlich zu erscheinen und bitte um Offerten.
Johs. Buschow, Lübeck,
                                                    Hüxstraße 73 I. E.


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                                                    Hugo Heincke.


Am Montag, den 25. Juni Nachmittags 1 Uhr wird die zweite außerordentliche

Hauptversammlung
der Schuhmacher=Innung

pro 1894 im Innungs=Lokale abgehalten, wozu die Mitglieder freundl. eingeladen werden.
                          Tagesordnung:
        1) Erheben der Beiträge,
        2) Einschreiben von Lehrlingen,
        3) Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.
Schönberg i. M., den 22. Juni 1894.

                                                    Der Vorstand.


Großes Holzfest
des Männergesang=Vereins zu Rieps am Sonntag d. 1. Juli im Kirchbrook.
Abmarsch vom Vereinslokal um 1 1/2 Uhr.
Anfang des Concertes um 3 Uhr.
Beginn des Balles um 7 Uhr,
wozu freundlichst einladet                                                     der Vorstand.


An das hochverehrte Publikum von Schönberg

!
Nachdem ich mich auf wiederholtes Anrathen des Herrn Boye und mehrerer geschät

zter Gönner entschlossen habe, die Theatersaison zu verschieben, (auch die Abonnementsliste hat mir gezeigt, daß eine Saison jetzt nicht sehr ergiebig sein würde) und zwar bis etwa Mitte August, sodaß ich zur selben Zeit anfangen würde wie im vorigen Jahre, gebe ich mir die Ehre, das geehrte Publikum und speziell die p. t. Abonnenten hiervon in Kenntniß zu setzen. Mit der ergebenen Bitte, das mir bisher geschenkte Vertrauen auch fernerhin gütigst bewahren zu wollen, gebe ich gleichzeitig das Versprechen, mich desselben stets würdig zu zeigen und zeichne mit vorzüglichster

Hochachtung
Alex. Weymann,
z. Zt. Oldesloe, Villa "Lienau".

NB. Sollte Jemand der geehrten Abonnenten mir sein Vertrauen nicht schenken und den Abonnementsbetrag zurückwünschen, bin ich erbötig, denselben sofort zuzustellen.

Ergebenst
                                                    D. O.


Zum Jungfernfahren
am Sonntag, den 24. d. Mts.
laden freundlichst ein                          
Sülsdorf im Juni.                                                     die jungen Mädchen.


Am Mittwoch d. 20. Juni, dem Missionsfesttage, ist in Schönberg ein

schwarzer Herren=Regenschirm

mit schwarz=grauem Handgriff irgendwo stehen geblieben. Es wird gebeten, den Schirm in der Exped. der Anzeigen abzugeben.


In der Nacht vom 17. auf 18. d. Mts. wurde unser lieber Gatte, Vater, Sohn und Bruder

Johannes Sass

durch einen sanften Tod von seinen längeren Leiden erlöst.

                                                    Die Hinterbliebenen.

Berlin, Schönberg, Waren und Neustrelitz, Juni 1894.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 24. Juni.

Frühkirche: Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 51-52 M., große Schweine 48-51 M., Sauen 35-42 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 24.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 48 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 48 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 22. Juni 1894.


- Neustrelitz, 18. Juni. S. K. H. der Großherzog wird in den nächsten Tagen auf einige Zeit nach London reisen. I. K. H. die Großherzogin wird ihn dies Mal nicht begleiten, vermuthlich wird die hohe Frau wie alljährlich im Keppschloß einen längeren Aufenthalt nehmen. Sonnabend Abend ist I. K. H. die Erbgroßherzogin, von Sondershausen kommend, wieder hier eingetroffen. S. D. der Prinz Prinz Francis of Teck verläßt heute Nachmittag den Großh. Hof und kehrt nach London zurück.
- Neustrelitz. S. K. H. der Großherzog wird, gutes Wetter vorausgesetzt, die beabsichtigte Reise nach London am Sonnabend dieser Woche antreten.
- Neustrelitz. S. K. H. der Erbgroßherzog und I. K. H. die Erbgroßherzogin sind Dienstag Morgen nach Burg Schlitz gefahren, von wo die hohen Herrschaften am Freitag zurückkehren.
- Schönberg. Wie jetzt bestimmt ist, soll die 12. Hauptversammlung des Meckl.=Strelitzer Landeslehrervereins hier am 1. und 2. October im Boye'schen Gasthofe stattfinden. Der 3. October ist für eine gemeinsame Fahrt nach Lübeck bestimmt.
- Der Bau einer Zuckerfabrik in Grevesmühlen ist dem Vernehmen der "R. Z." nach seit dem 15. d. gesichert.
- Eisenbahn Schwerin=Gadebusch=Rehna. Am Montag hat in Gadebusch eine Sitzung des Comités für die Eisenbahnstrecke stattgefunden, zu welcher Vertreter aus Schwerin, Gadebusch, Rehna, wie auch aus der Umgegend dieser Städte zahlreich erschienen waren. Es wurde nach der "M. Z." in derselben eine solche Höhe der Zeichnungen der Adjacenten für den Bahnbau festgestellt, daß die Ausführung desselben jetzt als gesichert gelten darf.
- Am 9. deutschen Schlossertage, welcher in diesen Tagen in Lübeck tagte, nahmen aus 36 Städten 40 Delegirte Theil, außerdem waren anwesend als Theilnehmer 28 Herren aus Lübeck, Berlin, Helmstedt, Dresden und Schwerin. Der Verband zählt zur Zeit 3100 Mitglieder in 90 Städten.


- Behördlich wurde festgestellt, daß bei dem Grubenunglück in Karwin 235 Tote zu beklagen sind. Zwei Beamte und 7 Aufsichtsorgane haben beim Rettungswerk das Leben eingebüßt. 137 Witwen und an 1000 Waisen haben ihre Ernährer verloren. Graf Larisch hat für jede Witwe eine Jahrespension von 42 Gulden ausgeworfen außer der ihr gesetzlich zukommenden Pension aus der Bruderlade, welche 50 Gulden pro Jahr betragen dürfte. Den verwaisten Kindern widmet Graf Larisch Erziehungsbeiträge von 12 Gulden jährlich. Den 3500 beschäftigungslos gewordenen Arbeitern zahlt Graf Larisch die halben Löhne bis zur Wiederaufnahme der Arbeit. Die Unkosten für diese Beihülfen werden auf rund eine Viertelmillion Gulden beziffert.
- Man schreibt aus Karwin von 16. Juni: Das Unglaubliche ist wahr, 180 Bergleute liegen im Franziska=Schachte gewiß tot, und aus dem Innern desselben ertönen immer wieder erneute Explosionen. An eine Herausschaffung der Leichen kann absolut nicht geschritten werden, da es unmöglich ist, daß man in den brennenden Kohlenschacht einfährt. Es giebt kein anderes Mittel, als durch die Einführung von großen Sandmengen das Feuer zu ersticken, was aber kaum vor vier Wochen gelingen dürfte - Wochen werden also vergehen müssen, bis die Toten ans Tageslicht gefördert werden können, und wer weiß, ob ihre Angehörigen sie dann noch erkennen werden. Wenn man bedenkt, in welch entsetzlichem Zustande sich die nur eine halbe Stunde im Tiefbauschachte Gewesenen befinden, wird man beim Vorgefühl von noch Schrecklicherem erstarren. Die gleiche Situation ist am Johann=Schachte, wo 80 Leichen verschüttet liegen. In dem Innern dieses Bergbaues scheinen die Verheerungen noch schrecklicher gewesen zu sein als im Franziska=Schachte. Der stark unterminierte Johannschacht ist nämlich in Gefahr, jetzt einzustürzen.
- Ein neuer schändlicher Mord wird vom Niederrhein gemeldet. Am Mittwoch früh wurde zwischen Krefeld und St. Tönis ein Mädchen von 11 Jahren von einem Scheusal überfallen und ihm der Leib aufgeschlitzt. Das Kind schwebt in Lebensgefahr. Die polizeiliche Untersuchung wurde sofort eingeleitet. Der Thäter flüchtete in ein Roggenfeld. Das andere Kind wurde auch überfallen, konnte aber flüchten und das Entsetzliche melden. Man ist dem Verbrecher auf der Spur. Es soll ein vor kurzer Zeit aus dem Zuchthause entlassener Sträfling sein, der eine 10jährige Haft verbüßt hat.
- Zu Schöningen im Herzogthum Braunschweig erkrankten plötzlich die vier Jahre alten Zwillingssöhne des Schuhwaarenhändlers F. an Vergiftungserscheinungen. Es stellte sich heraus, daß die Kinder Schoten des Goldregens gegessen hatten. Das eine Kind ist bereits gestorben, bei dem anderen ist wenig Hoffnung auf Erhaltung des Lebens.
- Im Bade Oeynhausen erschoß sich am Freitag ein Kurgast aus Berlin. Derselbe war erst seit zwei Tagen anwesend und hatte seine Kur kaum begonnen. Wie verlautet, soll der Unglückliche eine Nachricht erhalten haben, nach welcher er einen Prozeß am Berliner Landgericht verloren haben soll. Diese Mitteilung hat ihm den Revolver in die Hand gedrückt. Die That geschah vormittags im Kurgarten während die Kurkapelle konzertierte.
- Der bekannte Luftschiffer Lattemann, der am Sonntag Abend mit dem Ballon "Fin de siècle" in Crefeld aufgestiegen war, ist beim Absturz aus 1500 m Höhe in Folge des Versagens der Fallschirmeinrichtung verunglückt. Ueber den Unfall wird von dort Folgendes mitgetheilt: Mit Lattemann war eine Luftschifferin aus Frankfurt a. M. aufgestiegen. In ganz bedeutender Höhe östlich über der Stadt unternahm die Dame den Fallschirmabsturz mit glücklichem Erfolg. Der Versuch Lattemanns, den Ballon in einen Fallschirm umzuwandeln, mißglückte. Ballon und Luftschiffer überschlugen sich zum Entsetzen der Zuschauer mehrere Male in der Luft und stürzten mit rasender Schnelligkeit zur Erde. An der Ecke der neuen Linner= und Diessemerstraße versuchte Lattemann, der sich bis dahin mutig festgehalten hatte, aus der Höhe abzuspringen. Er rief: "Platz, ich springe ab!" Plötzlich überschlug sich der zusammengeklappte Ballon nochmals, Lattemann stürzte aufs Pflaster und blieb sofort tot liegen. Gewaltige Aufregung herrscht in der Stadt. Das Publikum verurtheilt die Duldung solcher Schaustellungen, da erst kürzlich Miß Polly bei einem Fallschirm=Absturzversuch beinahe verunglückt ist.
- Der Universitäts=Hausmeister Strobel in Tübingen ist vor kurzem, ein Seziermesser in der Hand haltend, die Treppe hinabgestürzt und hat sich dabei das Messer in's Herz gestoßen.
- Zum XI. deutschen Bundesschießen in Mainz, das am Sonntag seinen Anfang genommen hat, sind zahlreiche Schützen aus Deutschland und Oesterreich eingetroffen. Der historische Festzug, durch den die Feier eröffnet wurde, verlief bei schönem Wetter auf das Glänzendste. Am Gutenbergplatz übergab Diersch=Berlin das Bundesbanner an den Vertreter von Mainz. Oberbürgermeister Dr. Gaßner übernahm das Banner unter der Versicherung, es sorgsam hüten zu wollen. Hierauf begaben sich die Theilnehmer an dem Zug nach dem Festplatz. Der Großherzog von Hessen eröffnete das Schießen.
- Die diesjährige Kirschenernte ist in der Gegend von Forchheim und Erlangen eine außerordentlich reiche. Man glaubt, daß der Preis für den Zentner Kirschen auf zwei Mark herabsinken wird.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 48 Seite 6]

- Auf der Landwirtschaftlichen Ausstellung in Berlin ist zum Schluß derselben unter den ausgestellten Rindern die Klauenseuche ausgebrochen. Auf Veranlassung des Prof. Eggeling haben mehrere Rinder nach dem Polizei=Schlachthaus übergeführt werden müssen.
- Die Zahl der Gastwirthe, die am Sonnabend in Berlin die Saalsperre gegen Sozialdemokraten beschlossen, beträgt über 250.
- Am Montag Mittag ist in einem Haus der Kaiser=Wilhelm=Straße in Hamburg eine Kiste mit Tausenden gefälschter Banknoten im Betrage von etwa einer Million Mark mit Beschlag belegt worden. Die Annahme, daß schon Millionen solcher Falschstücke im Auslande umlaufen, soll eine irrthümliche sein. Es heißt, es handle sich um eine internationale Fälscherbande. Verhaftungen stehen bevor.
- Von der preußischen Ansiedelungscommission ist das im Kreis Posen gelegene, 811 ha umfassende Rittergut Tarnowo angekauft worden.
- In der Nähe von Westport in der irischen Grafschaft Mayo ist am Donnerstag eine Schaluppe mit 100 Arbeitern gekentert, wobei etwa sechzig Personen ertrunken sind. Bisher sind 30 Leichen aufgefunden worden.
- Bei dem am Sonntag gelaufenen Rennen um den Großen Preis von Paris, 200 000 Frks, ist als erstes Pferd Baron Schickler's "Dolma Baghtsche" am Ziel eingekommen. Der vor kurzem aus England nach Paris an Baron Hirsch verkaufte "Matchbox" ist Zweiter geworden. Der Sieg des französischen Pferdes über den englischen Concurrenten hat einen unbeschreiblichen Jubel hervorgerufen. Am Totalisator sind über 4 Millionen Franks umgesetzt worden.


- Der Sitz der Liebe. Mit rauher Hand zerstört ein Londoner Physiologe den uralten holden Wahn, das Herz sei der Sitz der Liebe. Ganz falsch beweist der Mann der Wissenschaft, die Leber ist es! Wird das eine Revolution, ein geschäftiges Corrigiren in den Gedichtbüchern geben! Es muß also heißen: "Die arme Leber muß stückweis' brechen"; oder: "Eine Leber und eine Seele"; oder: "Es schwelgt die Leber in Seligkeit". Und wie ungemein ergreifend, wenn uns eine Jungfrau in Zukunft klagt: "Meine Ruh' ist hin, meine Leber schwer!"
- Amerikanische Grabschriften. Ein Yankee setzte seinem verstorbenen Vater folgenden Grabstein: "Dieser Stein wurde zum Andenken an Thomas Laing, gestorben am 13. Juli 1880, errichtet von seinem Sohne Ulysses G. Laing, der jetzt sein Geschäft mit gleicher Energie weiterbetreibt in den Bonenza=Cyclopen=Läden, Boud=Street. Man sehe die Anzeigen in den Tagesblättern." Etwas stark trieb es jener Kleiderhändler, welcher sich folgenden Stein leistete: "Hier wird dereinst Herr James Jonas liegen; gegenwärtig lebt er noch und betreibt sein Kleidergeschäft Franklin=Street W. 130."
- Auf "Kibitze", die unbetheiligten Zuschauer beim Kartenspiel, war man schon vor Jahrhunderten nicht gut zu sprechen. Die "Berliner Schenkwirthe haben im Jahre 1583 durch Leonhardt Thurneisser im grauen Kloster folgende "newe Straff=Ordnung" drucken lassen: "Wer denen fleißigen spielern über die Achseln gucket, also datz ine eyn heyße angst wurdt, den soll man bald verjagen und heiß in eyn Kibitz. Wer aber die charte von zween Spielern beglotzet hat und kommt in eyn lüftleyn eynen etwas kundzuthun durch Klappern mit den Augen oder er schwatzet mit dem Maul, den soll man pönitiren um 30 pfennige in gutter Müntz oder einem Krügelein von martzbier zu gemeynem Besten, dann verjag in. Wer aber sich bedünket, so voll Weisheit zu sein, daß er den spielern mitt rat geben oder sagen, es habe eynes nicht recht gespielt, den soll man auf seyn Maul schlagen, auch ime das Käpplein über die Ohren treyben, denn er ist eyn Esel, dann soll man in verstäupen und werfe in auf die gasse."
- Eine mohamedanische Reliquie ist dem Khedive kürzlich von dem Schech el Kassabi aus Tanta überreicht und zum Geschenk gemacht worden. Sie besteht aus einem Haar aus dem Bart des Propheten, welches in einer kostbaren Krystallröhre aufbewahrt wird. Der Khedive zeigte sich hocherfreut über die Gabe und ermächtigte den Schech el Kassabi, die heilige Reliquie in der berühmten Moschee zu Tanta auszustellen, damit ihr dort alle Gläubigen die schuldige Verehrung bezeigen können. Bekanntlich ist Tanta ein beliebter Wallfahrtsort der Mohamedaner, die dort besonders zur Zeit der im August stattfindenden großen Messe zu Tausenden zusammenströmen.
- Die reichste Frau der Welt. Wer da glaubt, daß die reichste Frau der Welt, Mrs. Hetty Green, in einem stolzen Palaste wohnt, Equipagen und Dienerschaft hat, der irrt. Hetty Green, die Besitzerin eines Vermögens von 60 Millionen Doll. = 240 Millionen Mark, wohnt in einem "Boarding=House", einem ganz gewöhnlichen Logier= und Kosthause in der Stadt Brooklyn, der Schwesterstadt von Newyork und zahlt 7 Dollars wöchentlich für Kost und Wohnung. Sie ist geizig über alle Maßen und dies ist auch der Grund, warum sie sich von ihrem Gatten trennte, der ein tonangebender Klubmann in Newyork ist. Sie kleidet sich derart bescheiden, daß man glaubt, eine ärmliche Frau vor sich zu haben, und da flickt sie so lange an ihren Kleidern herum, als es eben geht, nur um die Anschaffung neuer Toilettenstücke zu ersparen. Was sie an beweglichem Gut hat, das trägt sie in dem schwarzen Sack herum, der sie nie verläßt. Das ist ein Gebetbuch, ein Battistsacktuch und ein Lorgnon. Sie ißt in der Küche und will nur die einfachsten Mahlzeiten. Sie ist überaus fromm und von den hundert Kirchen Brooklyns besucht Sie jeden Tag eine andere.
Sie ist derart mißtrauisch, daß Sie mit keinem Menschen verkehrt, denn sie glaubt, alle Leute, die sich ihr nähern, thun dies nur ihres Geldes willen. Sie hat einen Sohn, der mit der Tochter eines Millionärs verheiratet ist, und ihre Schwiegertochter macht den größten Aufwand, den man sich nur denken kann. "Die Zeiten sind zu hart," sagte Hetty Green, wenn man sie über ihre Lebensweise zur Rede stellt, "und ich muß für meine Verwandten sparen!" In Brooklyn kennt die Frau mit dem schwarzen Sacke jedes Kind, aber kein Mensch hat eine Ahnung, daß die bescheidene Spaziergängerin und Mieterin in einem der einfachsten Boardinghäuser die Besitzerin von 60 Millionen ist. Erst der "World", die bedeutendste Zeitung Newyorks enthüllt das Geheimnis und eines Tages wurde Newyork von der Nachricht überrascht, wer eigentlich die schlichte Hetty Green aus Brooklyn sei.
Frau Green ist gegenwärtig 58 Jahre alt und ihr Vermögen stammt von ihrem Vater Robinson, der sich in Neu=England eingesiedelt hat und dessen Ländereien kolossalen Wert enthielten. Ihre ganze Verwandtschaft ist so reich und in jeder Familie ist ein so geiziges Mitglied, wie es Frau Green ist. Auch eine Tochter besitzt die Frau, Sylvia mit Namen, die von einem einzigen Verwandten 5 Millionen geerbt hat! Nur mit vieler Mühe veranlaßte man das Mädchen, das gleich fromm ist, wie die Mutter, in die Gesellschaft zu gehen, doch nur ein einziges Mal erschien sie daselbst, um sich sofort voll Abscheu von der Frivolität der Großen abzuwenden. Frau Green führt ein Buch, in dem jeder Cent verzeichnet ist, und als sie noch mit ihren Verwandten lebte, verlangte sie, daß jedes Familienmitglied gleichfalls Buch führen müsse. Als einst das Ausgabebuch ihres Sohnes um 10 Cents nicht stimmte, drohte sie, ihn zu enterben. In Verwahrung der Bank, in der sich ihr Vermögen befindet, liegt auch der Schmuck Hetty Greens, ein nach unzähligen Millionen zu bewertender Schatz - alter Schmuck aller Art, welcher der Frau durch Erbschaft zufiel.
Das Zimmer, das sie in dem Kost=Hause, einem der schmutzigsten der Gegend, bewohnt, ist ein Loch Von der Ausdehnung von 9 englischen Quadratfuß, so eng, daß sie dort nicht essen kann und in die Küche gehen muß, um ihre Mahlzeit einzunehmen. In der Küche wäscht sie auch ihre Wäsche u. hängt sie auch zum Trocknen über dem Waschtisch auf, zu welchem Zwecke sie sich auch mehrere Stricke darüber anbringen ließ. Der Geiz der Frau grenzt an Wahnsinn und ist vielleicht Wahnsinn, der sich vererbt zu haben scheint, denn ihre Tochter Sylvia faselt gleichfalls stets davon, daß sie einst arm im Asyle werde sterben müssen und daher zu größter Sparsamkeit gezwungen sei.


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ZVDD