No. 47
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. Juni
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 47 Seite 1]

- Die neue Rangliste der Armee ist am Donnerstag Mittag dem Kaiser durch den Vorsteher der Geheimen Kriegskanzlei, Obersten Brix, übergeben worden.
- Der König von Schweden ist am Donnerstag Nachmittag in Potsdam eingetroffen und hat sich zunächst nach dem Mausoleum in der Friedenskirche begeben, wo er einen Kranz niedergelegt hat. Dann ist er nach dem Neuen Palais gefahren und dort vom Kaiserpaar empfangen worden. Am Freitag Mittag ist der König von Potsdam wieder abgereist.
- Der Geburtstag der Kronprinzessin Sophie von Griechenland, die erst seit einigen Tagen mit ihrem Gemahl in Berlin weilt, wurde am 14. Juni am Königlichen Hofe begangen. Die hohe Frau tritt in das 25. Lebensjahr ein.
- Der Kaiser überreichte am Mittwoch dem Commandeur des Regiments I. Royal Dragoons, Oberstlieutenant Tomkinson eine goldene und dem Rittmeister Mac Mahon, sowie dem Premierlieutenant Prinz Teck je eine silberne Cigarrendose. Dem Prinzen von Teck ist außerdem der rothe Adlerorden 1. Klasse von Sr. Majestät verliehen worden.
- Das Kaiserpaar tritt nach der "Köln. Z." die Nordlandreise in den ersten Tagen des Monats Juli an.
- Die Kapelle der zweiten Matrosen=Division hat den Befehl erhalten, den Kaiser auf seiner Nordlandreise zu begleiten.
- Die Minister des Innern und der Finanzen haben sich bereit erklärt, einem an den Kaiser zu richtenden Immediatgesuch betreffs Genehmigung einer Lotterie zum Besten der in Schneidemühl durch das Brunnenunglück Geschädigten zuzustimmen. Nach dem aufgestellten Plan soll ein Reingewinn von 300 000 Mark verbleiben.
- In Berlin fand am Dienstag eine Sitzung des Ausschusses des Bismarckdenkmal=Komites statt, wobei die Bedingungen für das Konkurrenzausschreiben festgestellt und die Jury gewählt wurde. Das Ausschreiben wird demnächst veröffentlicht werden. Zum Mitbewerbe sind alle deutschen reichsangehörigen Bildhauer zugelassen. Der Einreichungstermin für die Modelle ist auf den 1. Juni 1895 festgesetzt. Im Ganzen werden 30 Preise in der Gesamthöhe von 80 000 Mark vertheilt.
- Die Vorarbeiten für das Kaiser Wilhelm=Denkmal an der Schloßfreiheit in Berlin haben nunmehr ihren Anfang genommen. Man hat zunächst den nach der Schloßbrücke zu gelegenen Theil des provisorisch errichteten Bretterzauns entfernt. Der erste Spatenstich dürfte schon in den nächsten Tagen geschehen. Während die alte "Freiarche" selbst erhalten bleiben soll, wird das Vorland in einem Umfang von 3000 Kubikmeter ausgeschachtet
und das Spreebett um diesen Raum vergrößert werden.
- Ueber den Reichsfinanz=Reformplan, der im letzten Reichstag gescheitert ist, hört man jetzt, es liege keineswegs in der Absicht der maßgebenden Regierungskreise, denselben aufzugeben. Der Reformplan werde, vielleicht abgeändert, in der nächsten Reichstagssession wieder erscheinen, zunächst aber müsse eine entsprechende Vermehrung der eigenen Einnahmen des Reichs erreicht sein, wofür in erster Linie an der Tabakfabrikationssteuer festgehalten werde.
- Der preußische Eisenbahnminister Thielen hat angeordnet, daß die Direktionen der Staatsbahnen bereits jetzt Vorbereitungen treffen, um bei etwaigem Vorschreiten der Cholera alle nöthigen Maßnahmen sofort durchführen zu können.
- Die Ausstellung der deutschen Landwirthschafts=Gesellschaft in Berlin ist im Ganzen von 165 400 Personen besucht worden. Es ist dies die höchste Zahl, die je eine Ausstellung der Deutschen Landwirthschafts=Gesellschaft erreicht hat.
- Es bleibt dabei, daß man in Frankreich keine Denkmünzen für die Combattanten des deutsch=französischen Krieges prägen läßt. Der Kriegsminister General Mercier hat jetzt auf die zahlreichen an ihn gerichteten Gesuche um Prägung einer solchen Denkmünze den Bescheid ertheilt, er erachte gleich seinem Vorgänger, "daß es nicht nützlich sei, durch ein sichtbares Zeichen der Erinnerung an jene Periode die nationale Geschichte zu verewigen."
- Im ungarischen Magnatenhaus ist nunmehr die zweite Berathung des Ehegesetzentwurfs auf nächsten Dienstag festgesetzt worden. Uebereinstimmend wird berichtet, daß die Regierung wohl geringfügigen, keineswegs aber das Wesen der Vorlage berührenden Abänderungen zustimmen werde, da sie überzeugt ist, daß die Vorlage auch ohne jede Aenderung vom Magnatenhaus angenommen werden wird.
- In Frankreich, England, Spanien und in Italien hat der Tod des Sultans von Marokko die lebhafte Befürchtung wachgerufen, daß es zu Unruhen kommen und die "marokkanische Frage" plötzlich aufgerollt werden könne. In Tanger geht bereits das Gerücht, Prinz Mohamed, der Bruder des verstorbenen Sultans, werde gegen die Proklamirung von Abdel=Aziz zum Sultan Protest einlegen. Von Toulon sind 4 Kriegsschiffe nach Tanger abgegangen; in verschiedenen marokkanischen Küstenorten soll es bereits zu blutigen Zusammenstößen der Anhänger und Gegner des Abdel=Aziz gekommen sein. Der Sultan ist übrigens nicht, wie in London geglaubt wird, an einer Vergiftung, sondern am Fieber, an dem er seit mehreren Tagen schon gelitten hatte, gestorben. Der Tod ist am 4. ds. Mts. in Tadla zwischen Marakesck und Casa Blanka erfolgt.
- Der Herzog von York veranstaltete in London ein Festmahl, an welchem der Prinz von Wales und der Premierminister Lord Roseberry Theil nahmen. Lord Roseberry betonte in einer Ansprache, daß die Politik Englands eine Politik des Friedens und nur defensiv sei. Die Verstärkung der Flotte bedeute keine Drohung. In den letzten Zeiten seien Fragen hervorgetreten, deren Tragweite durch unverantwortliche Darstellungen übertrieben worden sei. Der Tod des Sultans von Marokko könnte unangenehme Folgen haben,

[ => Original lesen: 1894 Nr. 47 Seite 2]

wenn die europäischen Staatsmänner weniger klug und maßvoll wären.
- Der neue Sultan von Marokko Abdul=Aziz ist von den marokkanischen Behörden anerkannt worden, sein älterer Bruder aber hat gegen die Proklamierung, die am Freitag erfolgt ist, protestiert und sich nach dem Süden zurückgezogen, um dort Truppen zu werden. Der erste Befehl, den Abdul=Aziz gegeben hat, ist der gewesen, daß alle gefangenen Banditen enthauptet werden sollen! Das Begräbniß des verstorbenen Sultans Muley=Hassan hat am Donnerstag in Rabat stattgefunden und ist ohne Störung verlaufen.
- Seit einiger Zeit fahren auf dem Bodensee Schiffe einer neuen Art, nämlich solche mit Motorenbetrieb, und zwar nicht bloß letztere, sog. Vergnügungsschiffe, sondern große Lastschiffe, die mit einer Schnelligkeit fortbewegt werden, wie früher die hölzernen Dampfschiffe und bei starkem Gegenwind wie völliger Windstille nach jeder Richtung in 30 bis 45 Minuten eine Wegstunde zurücklegen können. Dem Segelschiff wird nämlich ein Petroleummotor eingesetzt, der eine Schraube treibt und entweder allein oder mit dem Segel zusammen arbeitet. Der Motor ist 4 bis 5 Pferdekräfte stark, kostet 3000 Frs. und verbraucht täglich höchstens für 4 Frs. Petroleum. Während bisher die Segelschiffe bei Windstille oder Gegenwind mehrere Tage, ja Wochen lang gezwungen waren, liegen zu bleiben, dampft jetzt ein Motoren=Segelschiff gemütlich ab und befördert vier bis fünf Schiffsladungen in derselben Zeit, in der gewöhnliche Segelschiffe nur eine Ladung fortbringen.
- Was die "Nabobs" rauchen. Unter den verschiedenen Ausstellungen ist wohl eine die "Einzige." Es ist dies eine Sammlung von Cigarren, welche die Fürstlichkeiten und Millionäre rauchen. Diese Sammlung der besten Brände ist im Savoy=Hotel in London aufgestellt. Es ist eine Sammlung der besten Brände von der 1888er Havanna=Ernte. Hier ist die Lieblingscigarre der Rothschilds, dort die eines Kenners, wie Lord Northbrooke, und des Prinzen von Wales. Im Ganzen sind 20 000 verschiedene Cigarren ausgestellt. Ein Cedernholzkabinett enthält 14 000 Cigarren "Flor de Cuba"; es ist das "Maß" für die Rothschild=Familie, welche solche dreimal gefüllt zu beordern pflegt, also 42 000 Cigarren jährlich. Die Cigarren stellen sich ab dort auf ca. 70 Mark pro 100 und werden auch an andere verkauft, welche versteuert 140 Mark pro 100 zu zahlen pflegen. Dies ist jedoch für die Rothschilds nur eine Cigarre, die man "im Freien raucht" oder wegzuschenken pflegt, denn bei festlichen Gelegenheiten im Hause werden die großen Henry Clay sobranos, in Gold verpackt, vorgezogen. Es interessiert wohl, daß der Prinz von Wales ganz grüne Cigarren raucht; diese sind von feiner Qualität, frisch und ungetrocknet.
- Magermilch für Geflügel. Abgerahmte süße Milch an die Hühner zu verfüttern, ist zweckmäßig, indem dadurch die Eierproduktion erhöht wird. Man schüttet die Milch entweder in die Futternäpfe oder vermischt sie mit gebrühtem Mehl, Kleie, gequetschten Kartoffeln u. s. w. Für junges Geflügel ist Milch ebenfalls ein ausgezeichnetes Futter. Kleine Kücken sollen frische, volle Milch in sauberen Gefäßen erhalten.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der dem Maurer Heinrich Kleinfeldt zu Lüdersdorf früher gehörigen und daselbst sub Nr. III belegene Büdnerei c. p. wird der auf Dienstag, den 26. Juni 1894 Vormittags 11 Uhr angesetzte Vertheilungstermin auf

Dienstag, den 3. Juli 1894
Vormittags 11 Uhr

verlegt.
Schönberg, den 16. Juni 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
(gz.) Dr. jur. E. Hahn.
                                                    Veröffentlicht
                                                    H. Diederich,
                                                    Amtsgerichtsactuar.


In Sachen, betr. die Zwangsversteigerung der in Folge gestellten Antrages beschlagnahmten, der Ehefrau des Musikus Behnke, Elisabeth geborenen Wigger in Gr. Siemz gehörigen und daselbst belegenen Büdnerei c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1) der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 25. September 1894
Vormittags 11 Uhr,

2) der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 23. October 1894
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 25. September 1894
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Der Schuldnerin und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 11. Juni 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    W. Wetzel.


Antragsmäßig soll über das auf der Schönberger Stadtfeldmark im Bourad belegene, circa acht Scheffel Aussaat große Ackerstück der Ehefrau des Ackerbürgers Holldorff, Marie geb. Spehr, allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 3. September d. J.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Schönberg, den 15. Juni 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom 24. Juni bis 1. Juli d. J. an den Werktagen
von 8-12 Uhr Vormittags
und an den Sonntagen
von 8-9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 16. Juni 1894.                          
                                                    Das Directorium.


Geldgesuch.

In hiesige Landstellen und städtische Grundstücke suche noch zum bevorstehenden Johannis=Termin verschiedene Hypothekposten, in Höhe von 5000 Mk., 3600 Mk., 2400 Mk., 2000 Mk. und 1000 Mk., sowie mehrere kleinere Posten bis zur Hälfte des Brandkassenwerthes. Zinsfuß 4%. Näheres durch J. P. Maaß, Marien=Straße 46.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 47 Seite 3]

Bekanntmachung.

Für den diesseitigen 24. Vertrauensmannsbezirk ist neubestellt zum stellvertretenden Vertrauensmann Herr Hauswirth Joachim Schmidt zu Walksfelde.
Der Bezirk umfaßt die Ortschaften der Vogtei Mannhagen, sowie die Güter Horst und Dodow.
Neubrandenburg, den 6. Juni 1894.

Der Vorstand
der Mecklenburg=Strelitzschen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.

A. Pries.


Auctionsanzeige.

Am Mittwoch, den 20. Juni d. J. Vormittags 9 Uhr beginnend, sollen zu Neuhof wegzugshalber, verschiedene Sachen, als namentlich:

3 Kutschwagen, 1 Schlitten, mehrere Paar Kutschsielen, dabei 1 Paar Kummetsielen mit neul. Beschlag, ferner Schränke, Tische, Stühle, Kommoden, Stühle, Kommoden, Sophas, Bettstellen, gute Betten, Küchen- u. Gartengeräthe, auch Schafraufen u. Schafleken und vieles mehr,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Neuhof, i. Mecklb., den 14. Juni 1894.

                                                    Städing.


Gesucht zum 24. October
ein ordentliches Mädchen.
Schönberg.                                                     Frau L. Dräger.


Kuhheu.

Am Freitag, den 22. d. Mts., nachmittags 2 Uhr, werde ich die Wiesen=Vormaht auf der früher Menz'schen Stelle in Pahlingen, größtentheils vorzügliches Kuhfutter, auf dem Stamme parzellenweise versteigern lassen, und wollen sich Käufer an Ort und Stelle einfinden.

Niendorf.                                                     H. Thies.


Zur Aufklärung!

Von gewisser Seite sind Gerüchte in Umlauf gesetzt, als beabsichtigte ich meinen Betrieb, die Ofensetzerei, aufzugeben. Ich erkläre dies hiermit für völlig unwahr. Im Gegentheil besitze ich gegenwärtig ein Ofenlager von solcher Größe, wie kein zweites in Schönberg vorhanden ist.
Ich benutze diese Gelegenheit, dasselbe zur geneigten Abnahme bestens zu empfehlen.

Hochachtungsvoll
H. Sievers,
Töpfermeister.


Neu!                                                     Neu!
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und Trocken-Apparat
(gesetzlich geschützt.)
Größte Zeitersparniß beim Trocknen der Gardinen. Macht die Gardinen einige Stunden nach der Wäsche wieder gebrauchsfertig. Das Plätten der Gardinen und damit auch das Zerreißen derselben beim Plätten fällt fort. Das Muster in den Gardinen wird durch Plätten nicht beeinträchtigt, überhaupt werden die Gardinen wie neu erhalten.
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Schönberg i. M.                                                     Frau Lehrer Wegner.


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                                                    Hugo Heincke.


Ziehung 21. Juni 1894.
Marienburger
Geldlotterie.
Nur baare Geldgewinne ohne Abzug
Hauptgewinne:
90 000, 30 000 M. etc.
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Alfred Neumann. Lübeck.


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                                                    Aug. Spehr.


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vorzüglich fangend, per Stück 5 Mark, empfiehlt

                                                    Rud. Tietgen.


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empfiehlt                                                     Rud. Tietgen.


Großes Holzfest
des Männergesang=Vereins zu Rieps am Sonntag d. 1. Juli im Kirchbrook.
Abmarsch vom Vereinslokal um 1 1/2 Uhr.
Anfang des Concertes um 3 Uhr.
Beginn des Balles um 7 Uhr,
wozu freundlichst einladet                                                     der Vorstand.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 47 Seite 4]

Nur auf 2 Tage!
Cirkus Loyal
beim Schützenhause in Schönberg.
Am Mittwoch, den 20. Juni, Abends 8 Uhr:
Große Eröffnungs=Vorstellung
in dem gänzlich neu eingerichteten ca. 3000 Personen fassenden Zirkus.
Wer lachen will, muß unsern August sehen.
Neu! Der Steinschläger Mistr. Althoff mit dem Steinkopf und die Kettensprengerin Miss Altine, sowie der Kanonenkugelfänger zu Pferd, unter Mitwirkung sämmtlicher Herren und Damen.
Sämmtliche Requisiten, Materialien und Costüme sind vollständig neu und auf das Eleganteste hergestellt.
-------------------
Donnerstag, den 21. Juni, Abends 8 Uhr:
Letzte große Vorstellung
verbunden mit
Parforce=Vorstellung
- 25 Nummern -
mit neuem Programm. 7maliges Auftreten des Herrn Direktors in jedem Genre.
Preise der Plätze:
Nummerirter Platz 1,50 Mk., 1. Platz 1 Mk., 2. Platz 60 Pfg., Gallerie 30 Pfg.
                                                    Die Direction.


An das hochverehrte Publikum von Schönberg

!
Nachdem ich mich auf wiederholtes Anrathen des Herrn Boye und mehrerer geschät

zter Gönner entschlossen habe, die Theatersaison zu verschieben, (auch die Abonnementsliste hat mir gezeigt, daß eine Saison jetzt nicht sehr ergiebig sein würde) und zwar bis etwa Mitte August, sodaß ich zur selben Zeit anfangen würde wie im vorigen Jahre, gebe ich mir die Ehre, das geehrte Publikum und speziell die p. t. Abonnenten hiervon in Kenntniß zu setzen. Mit der ergebenen Bitte, das mir bisher geschenkte Vertrauen auch fernerhin gütigst bewahren zu wollen, gebe ich gleichzeitig das Versprechen, mich desselben stets würdig zu zeigen und zeichne mit vorzüglichster

Hochachtung
Alex. Weymann,
z. Zt. Oldesloe, Villa "Lienau".

NB. Sollte Jemand der geehrten Abonnenten mir sein Vertrauen nicht schenken und den Abonnementsbetrag zurückwünschen, bin ich erbötig, denselben sofort zuzustellen.

Ergebenst
                                                    D. O.


Für die freundlichen Glückwünsche zu unserer Hochzeit sagen wir allen Gratulanten hiermit unsern herzlichsten Dank.

                                                    Paul Buchholz u. Frau
                                                    geb. Köster.


Heute morgen entschlief sanft nach kurzer aber schwerer Krankheit meine liebe Frau, unsere sorgsame Mutter und Großmutter, die Hauswirthsaltentheilerin

Cath. Elisabeth Retelsdorf
geb. Oldenburg
im 57. Lebensjahre.                                                    
Gr. Mist                                                         Hr. Retelsdorf
d. 16. Juni 1894.                                                     nebst Familie.      


Heute Abend 8 1/4 Uhr entschlief zu einem besseren Leben nach langen qualvollen Leiden meine innig geliebte Frau, unsere gute Tochter, Schwiegertochter, Schwester und Schwägerin

Sophie Hartwig
geb. Volkmann

Im Namen aller trauernden Hinterbliebenen zeigt dies tiefbetrübt an
Prenzlau, den 15. Juni 1894

August Hartwig.

Die Beerdigung findet am Dienstag, den 19. d. Mts., von der Leichenhalle aus um 2 1/2 Uhr statt, die Trauerfeier beginnt um 2 Uhr.


Das Missionsfest

im Fürstentum Ratzeburg wird am Mittwoch, den 20. Juni in der Kirche zu Schönberg gefeiert werden.
Der Gottesdienst beginnt pünktlich 10 1/4 Uhr. Festpredigt: Pastor Dr. Behm=Parchim. Bericht: Propst Ohl. Mittagessen im Boye'schen Gasthause um 1 Uhr. Nachmittagsfeier im Boye'schen Garten, bei schlechtem Wetter im Saale um 3 Uhr. Ansprachen: Pastor Mau=Mecklenburg u. a.

                                                    Der Vorstand.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 51-52 M., große Schweine 48-51 M., Sauen 35-42 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 47 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 47 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 19. Juni 1894.


- Neustrelitz. S. H. der Erbprinz Adolph Friedrich (geb. 1882) beging am 17. Juni seinen Geburtstag. Aus diesem Anlasse fand bei den erbgroßherzoglichen Herrschaften ein Festdiner statt. Morgens brachte das Hautboistencorps dem Erbprinzen eine Morgenmusik dar. Die Stadt hatte festlich geflaggt. In der Fasanerie fand zu Ehren des erlauchten Prinzen ein Concert statt. Mittags war Parademusik.
- Schönberg. In Folge der niedrigen Kornpreise ist denjenigen Lehrern, welche alljährlich eine bestimmte Kornlieferung erhalten, je nach Größe der Lieferung eine Entschädigung von 30 bis 50 Mark gezahlt worden.
- Im ersten Viertel dieses Jahres sind über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam aus Mecklenburg=Strelitz nach überseeischen Ländern ausgewandert 9 Personen gegen 13 im gleichen Zeitraum des Jahres 1893, 15 des Jahres 1892 und 29 des Jahres 1891.
- Wie nach dem "R.=A." verlautet, wird dieser Tage das Fideicommiß=Silber aus dem Rempliner Schloß nach Neustrelitz überführt werden. Dieser Silberschatz vererbt sich, wie es heißt, stets auf den zweitältesten Prinzen des Neustrelitzer Hauses, in dem vorliegenden Falle auf den Bruder des Erbprinzen, also auf den zweiten Sohn des Erbgroßherzogs. Wie übrigens verlautet, werden die Söhne der verewigten Großfürstin Katharina noch im Laufe dieses Sommers, vermutlich sehr bald, nach Remplin kommen.
- Fritz Reuter's Witwe hat ein Baarvermögen von ca. 270 000 Mark hinterlassen, wozu die für die nächsten zehn Jahre noch fälligen Schriftstellerhonorare kommen. Erben dieses Vermögens sind die Schwester der Verstorbenen, Fräulein Emma Kuntze, und zwei Neffen.
- Ein Segelschiff mit gefrorenem Fleisch aus Australien ist in Hamburg angekommen. Es ist das englische Schiff "Turakina", mit etwa 450 Tonnen Fleisch von Adelaide nach Hamburg beladen. Die vier Monate unterwegs befindliche Waare, die sich in dem Kühlraum des Fahrzeuges sehr gut gehalten hat, ist für Schiffsproviant bestimmt. Die "Turakina" ist der erste Segler, der mit gefrorenem Fleisch den Hamburger Hafen anläuft.
- Der Hamburger Schnelldampfer "Normannia", welcher am Mittwoch früh mit 700 Personen und etwa 10 Millionen Contanten und 500 Säcken Post, größtenteils für Hamburg bestimmt, in Sauthampton anlief, hat die Strecke von 3149 Seemeilen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 1/4 Meilen pro Stunde zurückgelegt.
- In Berlin und Umgegend begann am Freitag die Saalsperre für sozialistische Versammlungen. Die Brauereien, die davon abweichen, zahlen 5000 Mark, die Wirthe 500 Mark Strafe.
- Die Ausbesserung des Juliusturmes, der auf der Zitadelle der Festung Spandau stehend, den Reichskriegsschatz birgt, ist vom Reichsschatzamt angeordnet worden. Das äußere Mauerwerk des Turmes ist stark verwittert; die morsch gewordenen Steine werden herausgestemmt und durch neue ersetzt. Es ist ausdrücklich bestimmt worden, daß ein feststehendes Gerüst um den Turm herum nicht aufgestellt werden darf; die Maurer müssen von Leitern aus arbeiten. Das Gerüst ist jedenfalls aus dem Grunde vermieden worden, damit nicht Jemand auf dem Gerüst durch die Luken in das Innere eindringen kann. Die Umfassungsmauer des Turmes ist 2 1/2 Meter dick. Der Schatz befindet sich in einer besonders gemauerten Kammer.
- Zur Probe sind vor kurzem 400 Stück Bajonette in der kgl. Gewehrfabrik zu Spandau angefertigt und an verschiedene Truppentheile verausgabt worden. Die neue Waffe ist etwa halb so leicht wie das bisherige Seitengewehr.
- Das Polizeischiff "Brummer" schleppte am Donnerstag morgen einen am Mittwoch bei Norderney bei verbotenem Fischen ertappten englischen Fischkutter aus Hull in Wilhelmshaven ein.
- In Hanau wurde die Bestimmung getroffen, daß keine Civilpersonen mehr die Kasernen betreten dürfen, selbst Bäcker und sonstige Lieferanten sind nicht davon ausgeschlossen. Die Familien, die in der Kaserne wohnen, müssen ihre Einkäufe in der Stadt machen. Der Grund dieses Befehls soll in der Vertheilung von Flugschriften an die Soldaten zu suchen sein.
- In München wurde am Dienstag der notarielle Akt über den Verlauf der drei gräflich Schackschen Häuser in der Briennerstraße, in denen sich die Schack=Galerie befindet, an Kaiser Wilhelm vollzogen.
- Die Belastung des in Halle a. S. verhafteten Dachdeckers Wetzestein, eines vielbestraften obdachlosen Subjektes, ist derart, daß wahrscheinlich alle in dortiger Gegend verübten Frauenmorde von ihm herrühren.
- Der Gutsbesitzer Trapp in Zuchen im Kreis Neustettin hat auf seinem Feld ein Stück Bernstein von milchweißer Farbe gefunden, das über zwei Pfund wiegt. Ein Anerbieten von 100 Mk. für dasselbe hat der Besitzer abgelehnt.
- In Frankfurt spielte eine dieser Tage verstorbene Frau, die in sehr glücklicher Ehe lebte, noch kurz vor ihrem Tode ihrem Gatten einen schlimmen Streich. Sie verbrannte 7000 Mark Papiergeld, sodaß der Mann nur noch die Asche der Scheine vorfand.
- Wie aus Bingen geschrieben wird, hat die Traubenblüthe in den besseren Lagen der dortigen Gemarkung begonnen.
- Am 8. Juli hält der Turngau Süd=Nassau das erste Volks=Wettturnen auf dem Niederwald.
- Auf der Zugspitze soll zum Gedächtnis des im August in München zu feiernden 25jährigen Bestehens der Alpenvereinssektion München ein Unterkunftshaus gegründet werden, das zugleich die höchstgelegene deutsche meteorologische Station bilden würde. Die Kosten sind auf 30 000 Mark veranschlagt.
- In Lößnitz bei Dresden ist man jetzt eifrig mit der Erdbeer=Ernte beschäftigt. Welchen Umfang der Versandt an Erdbeeren dort angenommen hat, ergiebt sich aus der Thatsache, daß bereits in der Zeit vom 16. Mai bis 4 Juni nicht weniger als 203 Zentner nach auswärts verschickt wurden.
- Ein Berliner Blatt theilt mit, es liege in der, Absicht des Hauses Rothschild, die Goldfelder im Süden von Transvaal anzukaufen oder unter seine Kontrolle zu bringen, um so ein Goldmonopol zu schaffen.
- Wie die "Neue Stettiner Zeitung" meldet, wurde in der Nacht zum Dienstag der Militärposten im Arsenalhofe zu Stettin, Grenadier Tobalski von dem Bäckergesellen Augustin beschimpft und thätlich angegriffen. Der Posten schlug Augustin mit dem Kolben nieder und durchbohrte ihn, als er von Neuem angriff, mit dem inzwischen aufgepflanzten Bajonett. Der Angreifer blieb tot.
- Ueber die Explosionen von schlagenden Wettern, die am Freitag bei Troppau stattgefunden und so entsetzliche Folgen gehabt haben, wird Folgendes gemeldet: Die erste Explosion erfolgte am Donnerstag Abend um 10 Uhr im Franzisca=Schacht und hierbei sollen schon 120 Mann getötet worden sein. Alsbald wurde Alles zur Rettung aufgeboten, wobei Beamte und Aufseher thätig waren. Bei diesen Arbeiten verbreitete sich der Brand aus dem Franzisca= in den Johann=Schacht, da beide Schächte unterirdisch miteinander in Verbindung stehen, und es wurden dadurch im letzteren weitere vier Explosionen herbeigeführt, wobei noch 80 Arbeiter getötet worden sind. Bei den Rettungsarbeiten sind auch mehrere Beamte und Aufseher ums Leben gekommen. Im Johannschacht hat schon am 6. März

[ => Original lesen: 1894 Nr. 47 Seite 6]

1885 eine Explosion schlagender Wetter stattgefunden, bei der 105 Arbeiter ums Leben gekommen sind. Das oben gemeldete Grubenunglück ist das größte, das sich bisher im Ostrauer Kohlenrevier ereignet hat.
- Die Wiener Hagelkatastrophe am 7. d. M. hat auf dem Glasmarkt in Wien eine noch nicht dagewesene Lage geschaffen. Man dachte anfangs, die vorhandenen Vorräte an Tafelglas würden für den Bedarf genügen. Diese Vermutung bewies sich jedoch als irrig - alle Vorräte zusammengenommen, im Werthe von etwa 300 000 Gulden, decken den Bedarf kaum zur Hälfte. Die 8 Min. Hagelschauer in Wien haben 600 000 Gulden in die Taschen der Tafelglasfabrikanten gezaubert. Eine einzige Fabriksniederlage hat 3000 Centner Tafelglas verkauft. Der Preis des Tafelglases stieg infolge der riesigen Nachfrage schon am ersten Tage um 30 pCt. des Marktpreises. Eine ganze Anzahl von Fabriken in der Provinz erzeugt ausschließlich Tafelglas für den Wiener Platz. Alle gewerblichen Bestimmungen bezüglich der Sonntagsruhe und der Nachtarbeit waren aufgehoben worden, da die Krankenhäuser und sonstige Anstalten mit dem Einglasen der zertrümmerten Fenster nicht warten konnten. Der Preis des Fensterkitts stieg von 7,50 Gulden auf 15 Gulden. Man veranschlagt den Kittbedarf auf 4000 Ctr., die Gesammterzeugung pro Tag erreicht ungefähr den achten Theil und konnte nicht forciert werden, da die Kreidevorräte zu Ende gingen.
- Endlich ist der Nachfolger Billroths ernannt. Es ist Prof. Dr. Gussenbauer in Prag, gleichfalls ein Schüler Billroths, der bereits sofort nach dem Tod Billroths mit in Vorschlag gekommen war. Gussenbauer ist am 30. Oktober 1842 zu Ober=Vellach in Krain geboren, steht also im 52. Lebensjahr und hat sich besonders dadurch hervorgethan, daß er den ersten brauchbaren künstlichen Kehlkopf konstruiert hat.
- Die erste rauchlose Lokomotive wurde auf der Strecke Wien=Znaim mit größtem Erfolg probiert. Der Erfinder, Ingenieur Langer, wurde von seinen Kollegen mit ungeheurem Jubel gefeiert. Der Rauchverzehrer ist einfach und billig. Der Rauch wird im Innern der Maschine verzehrt. Die Erfindung ist von ungeheurer Tragweite.
- Von allen Seiten laufen, wie aus Bern gemeldet wird, schlimme Witterungsberichte ein. Im Kanton Schwyz ist starker Schnee gefallen, infolge dessen das weidende Vieh Noth leidet. Im waadtländischen Jura ist bei Le Lieu die Gegend in eine Winterlandschaft verwandelt. Auf den Dächern liegt zehn Centimeter hoch Schnee. Im Kanton Interlaken sind der Beatenberg, der Abendberg und die Schynige Platte verschneit. Im Kanton Appenzell reicht die Schneedecke bis nach Gouton hinunter. Auch auf dem Schwarzwald hat am Dienstag wiederum erneuter starker Schneefall stattgefunden. Bis in das Todtnauer Thal herunter ist die Gegend in Winterlandschaften umgewandelt.
- Ein Erdbeben in Granada in Spanien hat am Dienstag zahlreiche Häuser und mehrere Kirchen zerstört. Die Zahl der Opfer ist noch unbekannt.
- Ein merkwürdiger Schmugglerkniff wurde in Barzelona im dortigen Thorsteueramt entdeckt. Die Oktroibeamten hatten nämlich bemerkt, daß seit geraumer Zeit ungeheure Quantitäten Kohlköpfe in die Stadt eingeführt wurden. Bei genauerem Zusehen fand es sich jetzt, daß diese Kohlköpfe mit Fleisch gefüllt waren. Diese Art von Schmuggel dauerte schon seit sieben Wochen.
- Ein unbekannter junger Mann gab am 16. d. in Rom auf den Wagen des Ministerpräsidenten Crispi, als derselbe nach der Deputirtenkammer fuhr, Revolverschüsse ab. Crispi blieb völlig unverletzt und verhaftete selbst den Attentäter. Darauf setzte der Ministerpräsident die Fahrt zur Deputirtenkammer fort, wo ihm lebhafte Ovationen dargebracht wurden. An dem Orte des Attentats hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge angesammelt.
- Nach einer Zusammenstellung des französischen Statistikers Beguin kommt in England auf je 29 Millionen Eisenbahn=Reisende ein Unglücksfall mit tödtlichem Ausgang; in Frankreich auf je 20 Millionen ein solcher, während in Amerika schon auf 3 Millionen ein Unfall mit tödtlichem Ausgang zu verzeichnen ist. Auch die sonstigen Eisenbahn=Unfälle weisen das gleiche Verhältniß auf.
- Von einem furchtbaren Hagelwetter wurde der Wolsksche Kreis im Gouvernement Saratow (Rußland) heimgesucht. Hagel in der Größe von Taubeneiern begleiteten den Regenguß, der in vier Ortschaften des Kreises alles, was nicht niet= und nagelfest war, wegschwemmte; unter anderem eine Herde Schafe mit dem Hirten, dessen Leiche bald darauf gefunden wurde. Gegen 3000 Morgen bebauten Landes sind verwüstet.
- In Calcutta hat ein Schüler Pasteur's, Herr Haffkine, mit dem ersten Sanitätsbeamten Dr. Simpson von den zweihundert Bewohnern einer Gruppe von Hütten, wo dauernd die Cholera herrscht, hundertachtzehn mit Schutzlymphe geimpft. Bald darauf, brach, wie die "Times" meldet, die Seuche dort wieder stark aus, zehn Personen erkrankten und sieben starben. Alle zehn waren nicht geimpft, die Geimpften blieben von jedem Krankheitsanfall verschont. Um nun größere Versuche zunächst auf zwei Jahre zu machen, hat Dr. Simpson bei der Stadtverwaltung beantragt, ihm jährlich 10 000 Rupien zur Verfügung zu stellen, da Calcutta der geeignetste Ort in der ganzen Welt sei, um derartige Untersuchungen anzustellen. In allen Wasserbecken verseuchter Gegenden wurden von den beiden Gelehrten Kommabacillen gefunden, die in gesunden Bezirken ganz fehlten. Herr Haffkine hat im Lauf von anderthalb Jahren 25 000 Personen geimpft. Da die Untersuchungen für die ganze Menschheit die größte Wichtigkeit haben, wird zweifellos die geringe verlangte Summe den Forschern zur Verfügung gestellt werden.
- Nachrichten aus Hongkong besagen, daß die Pest Hongkong befallen habe und daß die Hälfte der einheimischen Bevölkerung, etwa 100 000 Personen, die Stadt bereits verlassen habe. Täglich kämen gegen hundert Todesfälle vor. Auch verschiedene Europäer wären erkrankt. Die Regierung schlage vor, die ungesunden Quartiere der Eingeborenen zu zerstören.
- Wie aus New=York berichtet wird, war der 11. Juni der heißeste Tag, dessen man sich erinnern kann. Die Temperatur stieg auf 90 Grad Fahrenheit im Schatten. Es kamen viele Fälle von Hitzschlag vor.
- Zur Bequemlichkeit des Publikums und um Irrtümern bei der Benutzung der auf den Bahnhöfen aufgestellten Automaten vorzubeugen, werden dieselben auf den preußischen Staatsbahnhöfen durch verschiedenen Farbenanstrich, und zwar solche für Fahrkarten durch grünen, für Bahnsteigkarten durch orangegelben und für Waren durch roten Anstrich kenntlich gemacht werden. Die bereits aufgestellten Automaten werden nach und nach den entsprechenden Anstrich erhalten.
- Wo kommt das Geld der socialdemokratischen Arbeiter hin? Das Fürther "Fränkische Arbeiterblatt" beantwortet diese Frage, wo die 10 Millionen Mark, die von 2 Millionen deutscher Arbeiter jährlich für die Socialdemokratie beigesteuert werden, bleiben, folgendermaßen: Gehalt für 50 der oberen Führer jährlich je 10000 Mark gleich 500 000 Mark. Deßgleichen für 300 solcher zweiter Güte je 5000 Mark gleich 1 500 000 Mark. Für 500 solche, die zu Wanderpredigern und Reichstagsabgeordneten ausgebildet werden sollen, je 3000 Mark gleich 1 500 000 Mark. Diäten an Reichstagsabgeordnete gleich 120 000 Mark. 359 Wahlbezirke jährlich zu bearbeiten, je 10 000 Mark, gleich 3 590 000 Mark. Insgesammt zur Gründung von Zeitungen, Zuschuß für Herausgabe von Büchern, Druckheften, Flugblättern, für Strikes 1 880 000 Mark, Summa 900 000 Mark. Von der verbleibenden Million Mark würden jedenfalls noch Schaaren von Arbeitern bezahlt, die sich zwar Arbeiter nennen, aber nichts anderes seien als Parteibummler. Das Blatt behauptet, seine Angaben seien wahr. Die Aufstellung ist in verschiedenen Zeitungen erschienen und blieb unwidersprochen. Sie verdient, daß jeder Arbeiter sie sich merkt. Auf ähnliche Weise dürfte übrigens auch das Geld der Arbeiter anderer Länder seine Verwendung finden.


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