No. 44
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. Juni
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 44 Seite 1]

- Als Kaiser Wilhelm am Dienstag abend seinen Gast, den König Albert von Sachsen vom Bahnhof Friedrichstraße abgeholt hatte, bereitete er ihm auf dem Wege eine eigenartige Ueberraschung. Der Wagen, der die beiden Monarchen aufnahm und zum Schlosse brachte, war im Innern sowohl als nach Außen hin durch elektrische Flammen taghell erleuchtet. Aber nicht nur die Equipage, sondern auch die Pferde, die sie zogen, erstrahlten, wie der "B. K." Schreibt, von elektrischem Licht, das an den Geschirren angebracht war, derart, daß die Fahrt durch die belebten Straßen den Insassen und auch den dicht gedrängten Zuschauern einen festlich=märchenhaften Eindruck machen mußte. Die Erleuchtung geschah nämlich mittels Akkumulatoren.
- Ueber die jüngst am Kaiser vollzogene Operation erhält die "Ostpreußische Ztg." eine auf zuverlässiger Information beruhende Mittheilung, der wir folgendes entnehmen: "Daß die Operation erst bekannt wurde, als sie schon vollzogen war, hat einen doppelten Grund. Einmal liegt er in dem Umstande, daß das Volk natürlich auch an den kleinsten Vorkommnissen am Hofe des Kaisers Anteil nimmt, der infolge mißverstandener Gerüchte leicht und ohne Grund zu Sorge und Erregung führen kann. Andererseits war die Operation allerdings eine einigermaßen complizierte, weil der zu entfernende Körper (vulgo Grützbeutel) auf einem Nerv lag, bei dessen Verletzung die Bewegungsfähigkeit der betreffenden Gesichtshälfte beeinträchtigt worden wäre. Bergmann hatte dies erkannt, und das genügte, um seiner Meisterhand den rechten Weg zu weisen, so daß die Operation nicht nur vollkommen gelang, sondern in wenig Monaten auch kaum noch eine Narbe an der Wange von dem Geschehenen reden wird.
- Die aus Anlaß der Ernennung des Kaisers zum Chef des englischen Regiments Royal Dragoons nach Berlin bestimmte Deputation dieses Regiments wird am 6. Juli in Berlin eintreffen und im Hotel Reichshof einquartiert werden.
- Die Landwirtschaftsausstellung zu Berlin wurde am Mittwoch mittag durch den Prinzen Heinrich mit einer Ansprache eröffnet, worin es heißt: Gewisse Kämpfe machten es der Landwirthschaft schwer, die Ausstellung aber bezeuge, die Landwirthschaft verzage nicht. Kein Beruf sei so friedensbedürftig wie die Landwirtschaft. Alle Deutschen seien darin einig, daß der Friede selbst mit Opfern erhalten werden müsse. Der Prinz schloß mit dreifachem Hochruf auf den Kaiser.
- Durch die Ernennung des dritten Sohnes des Kaisers, des Prinzen Adalbert, zum Unterlieutenant zur See ist die Absicht ausgesprochen, ihn dauernd dereinst in der Marine Dienst thun zu lassen, wie es Prinz Heinrich thut. In activen Officierstellen des Seeofficiercorps befinden sich gegenwärtig von Angehörigen fürstlicher Häuser: 1) Albert Wilhelm Heinrich Prinz von Preußen als Kapitän zur See und Kommandant des Panzerschiffs III. Classe "Sachsen" im Manövergeschwader. 2) Heinrich XXVI. Prinz von Reuß in der Stellung eines Kapitänlieutenants und Führers der 1. Comp. der I. Werftdivision; 3) Friedrich Wilhelm Herzog von Mecklenburg=Schwerin als Lieutenant zur See und Wachtofficier an Bord des Kreuzers III. Classe "Alexandrine" und 4) als jüngster Unterlieutenant zur See in der Marine der Prinz Adalbert von Preußen.
- Aus Friedrichsruh verlautet, daß Fürst Bismarck bereits in der ersten Juniwoche nach Varzin überzusiedeln und dort bis Ende September zu bleiben gedenkt.
- Zur Organisation des Handwerks will der preußische Handelsminister Frhr. v. Berlepsch einen neuen Entwurf ausarbeiten lassen, der bis zum nächsten Herbst fertig gestellt sein soll. Es soll darin eine durchaus getrennte Organisation für Innungs= und Nichtinnungshandwerker vorgeschlagen werden.
- Der Plan, das neue Reichstagsgebäude am 18. October zu eröffnen, ist nach der "National. Corr." wegen der Schwierigkeit der Vollendung aller Einrichtungen bis dahin aufgegeben. Der Zeitpunkt der Eröffnung ist nicht festgestellt.
- Der Entwurf der Regelung des Apothekenwesens ist der "Berl. Pol. Nachr." zufolge in der zuständigen Reichsinstanz geprüft, durchberaten und mit den entsprechenden Abänderungen versehen worden. Nachdem er so eine vorläufige von den Reichsbehörden genehmigte Formulierung erhalten hat, soll er den Einzelregierungen zur Begutachtung zugestellt werden.
- In den ersten fünf Monaten d. J. hat sich durch die zahlreichen Verabschiedungen der Bestand an pensionirten Generalen der preußischen Armee erheblich erhöht. Es sind nämlich zur Disposition gestellt: ein General der Infanterie, 17 General=Lieutenants und 20 General=Majors, zusammen 38 Generale. Dem gegenüber sind in dem genannten Zeitraum gestorben: 2 Generale der Cavallerie, 9 General=Lieutenants und 5 General=Majors, zusammen 16 Generale. Demnach hat sich die Zahl der pensionierten Generale um 22 erhöht.
- Die Silberkommission in Berlin hat am Montag ihre Sitzungen geschlossen, bestimmte Beschlüsse sind von ihr nicht gefaßt worden.
- Wie der "Reichsanzeiger" schreibt, sind im Lauf der letzten Woche in Myslowitz in Oberschlesien 7 Cholerafälle mit 6 Todesfällen festgestellt worden. Auch in Schillno sind 2 Personen an der Cholera gestorben. Schutzmaßregeln sind sofort getroffen worden. Der Ueberwachungsdienst auf der Weichsel ist eingerichtet. Der "Reichsanzeiger" erklärt, daß derartige Vorkommnisse keine drohende Bedeutung für die Allgemeinheit haben, daß es nach den Erfahrungen des Vorjahrs den Behörden wohl gelingen werde, ein weiteres Umsichgreifen der Seuche zu verhindern.
- "Familienkatastrophen", "Liebesdramen", schauderhafte Doppelselbstmorde, Niedermetzelungen ganzer Familien durch Vater und Mutter, die sich um ihre Existenz gebracht sehen, füllen mit ihren grausigen Einzelheiten gegenwärtig häufiger als je die Spalten der Tagespresse. Das ist ein höchst trübes Zeichen unseres durch die naturalistische

[ => Original lesen: 1894 Nr. 44 Seite 2]

Weltanschauung corrumpierten Zeitalters. Die jüngste "Familienkatastrophe", die in der Freitagsnacht in Berlin sich ereignete, wo ein Malermeister erst seine Frau und vier Kinder ermordete und dann selbst in den Tod ging, ist eine so furchtbare, daß sogar demokratische Blätter davon erschreckt und beunruhigt sind. Der Malermeister war ein tüchtiger, fleißiger und solider Mann. Er hatte es auf dem "goldenen Boden" des Handwerks zu einem gewissen Wohlstande gebracht. Allein er sollte dieses Wohlstandes nicht lange sich erfreuen; er fiel dem Bau= und Speculantenthum zum Opfer. Die Machinationen dieser Unternehmerspecies sind bekannt, sie gehen geradeswegs darauf aus, die Handwerker zu plündern. Die Nothschreie der Handwerker wegen solcher systematisch betriebener Ausplünderungen sind bisher fast unerhört verhallt. Vor lauter Enqueten und Ermittelungen ist man an leitender Stelle noch immer nicht dazu gekommen, die Gesetzgebung, mit deren Hülfe betrügerische Unternehmer Handwerker und Gewerbetreibende ruinieren, zu reformiren. Die neueste "Familienkatastrophe", wird hoffentlich denjenigen, die an der Verzögerung dieses nothwendigen Reformwerks schuld sind, das Gewissen schärfen. Schreibt doch sogar die demokratische "Berliner Zeitung": "Die Katastrophe von Freitag liefert deutlich den Beweis, daß bei dem augenblicklichen Rechtszustand der fleißigste und tüchtigste Bauhandwerker unausgesetzt in der Gefahr völligen Ruins schwebt."
- Als Belohnung für den Fernmarsch Berlin=Friedrichsruh wurde zugesprochen: Eine goldene Medaille dem Kaufmann Mag, eine silberne Medaille dem Kaufmann Sebastian, beide in Berlin, bronzene Medaillen den Buchdruckern Peitz aus Flöha und Mehnert aus Leipzig.
- Bei der am Sonntag abgehaltenen großen Borsteler Steeple=Chase in Hamburg, Preis 20 000 Mark, Distanz 5000 Meter, ist als erstes H. Suermondt's "Frondeur", als zweites Rittmeister Suermondt's "Carloman" und als drittes Pferd Major v. Osterroth's "En Avant" eingekommen.
- Infolge starker Nachtfröste in voriger und Anfang dieser Woche haben in den Kreisen Neustadt und Lauenburg vielfach Roggenfelder abgemäht werden müssen, da die Aehren des in Blüthe stehenden Roggens schwarz geworden sind und derselbe daher nur als Grünfutter und Stroh noch zu verwerthen ist. Einem Besitzer in der Nähe von Kilau sind fast 100 Morgen Roggen resp. Sommersaaten durch Frost zu Grunde gegangen.
- In Helgoland brach am 1. Juni ein Feuer aus, welches die dortige Brauerei und einen großen Schuppen in Asche legte. Die Helgoländer freiwillige Feuerwehr griff so thätig ein, daß jede weitere Gefahr abgewendet wurde.
- Vor kurzer Zeit hatte in dem Dorfe G. bei Schöneck (Westfalen) ein Korkenmacher seinen Durst dadurch gestillt, daß er direct aus einem Bache trank. Bald darauf stellten sich eigenartige Krankheitserscheinungen ein, die auch schnell den Tod des Mannes zur Folge hatten. Wie sich bei der Leichenöffnung herausstellte, hatte der Mann, ohne es zu merken, einen Pferdeegel mit dem Wasser hinunter geschluckt.
- Der deutsche Buchdrucker=Verein, die nationale Vereinigung der deutschen Buchdruckereibesitzer, begeht am 10. Juni in Mainz unter voraussichtlich großer Betheiligung die Feier seines 25jährigen Bestehens. Der Verein, welcher am 15. August 1869 in Mainz gegründet wurde, hat während seines viertelhundertjährigen Bestehens nicht nur die Interessen seiner Mitglieder und des Gewerbes wahrgenommen, sondern auch nach Kräften für das Wohl seiner Arbeiter durch Einrichtung von Cassen, Arbeitsnachweisen u. s. w. gesorgt. Zur Zeit zählt er etwa 1400 Mitglieder, welche etwa 15 000 gelernte Gehilfen beschäftigen.
- In der Sonntag=Nacht steckte im Bürgerhospital in Stuttgart ein Tobsüchtiger seine Zelle in Brand und erstickte. Das Umsichgreifen des Feuers wurde rechtzeitig verhindert.
- Der bekannte Nationalökonom und Staatsrechtslehrer Prof. Dr. Roscher ist am Montag Vormittag in Leipzig gestorben, wo er bis vor wenigen Jahren die Professur für Staats= und Kameralwissenschaft inne gehabt hatte.
- Die Exkaiserin Charlotte, die Wittwe des unglücklichen Kaisers Maximilian von Mexiko, befindet, sich wie aus Brüssel geschrieben wird, in einem so hoffnungslosen Zustand, daß man stündlich ihrer Auflösung entgegensieht. Lichte Augenblicke treten bei der armen Geisteskranken, deren Wahnsinn einen überaus ernsten, rührenden Charakter aufweist, fast gar nicht mehr ein, nur eine einzige Ehrendame ist beständig an ihrer Seite, sonst empfängt sie keinen Besuch und ist von der Außenwelt vollständig abgeschlossen. Bis vor kurzer Zeit empfing sie gern den Besuch der Königin von Belgien, für welche sie stets eine große Zuneigung an den Tag legte; bei ihrem Anblick erwachte sie gewöhnlich für wenige Augenblicke aus der ekstatischen Betäubung, in welcher sich die unglückliche Fürstin fortwährend befindet. In der letzten Zeit aber bekam die Ex=Kaiserin stets einen Tobsuchtsanfall, wenn man ihr den Besuch ihrer Schwägerin meldete. In Hofkreisen glaubt man, daß das Ende der armen, geisteskranken Schloßherrin von Bouchoute sehr nahe bevorstehe.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Grieben sub Nr. III belegene Büdnerei c. p. des Arbeitsmanns Heinrich Tretow daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 4. Juni 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Nachdem ich Gerichtsseitig zum Curator des Nachlasses des wailand Knechts Gottlieb Friedrich Dau zu Falkenhagen bestellt worden bin, fordere ich hiermit alle Nachlaßgläubiger auf, ihre genau zu spezifizirten Forderungen bis zum 16. Juni d. J. bei mir anzumelden, und die Nachlaßschuldner, die schuldigen Beträge bis dahin bei mir einzuzahlen.
Schönberg, den 3. Juni 1894.

Actuar E. Breuel.


Ersparniß= u. Vorschuß=Anstalt.

Zur Auszahlung der im Johannis=Termine d. J. fällig werdenden Zinsen ist die Anstalt

vom Dienstag, den 12. Juni bis
Sonnabend, den 16. Juni d. J.,
Vormittags von 8-12 Uhr,

geöffnet.
Schönberg, den 2. Juni 1894.

                                                    Das Directorium.


Alle Diejenigen, welche noch Forderungen an den Nachlaß des zu Schlag=Resdorf verstorbenen Schulzen Ollmann zu machen haben, werden hierdurch aufgefordert, ihre Forderungen bis zum 20. Juni d. J. bei uns anzumelden; ebenso werden alle, welche dem Verstorbenen noch schuldig sind, hierdurch aufgefordert, diese ihre Schuld binnen gleicher Frist zu begleichen.

Die Vormünder
Hauswirth J. Ollmann Schlagsdorf.
Krüger H. Hecht Schlagsdorf.


Alle, welche Forderungen an den Halb=Hufner H. Wittfoth in Schlagbrügge haben, wollen dieselben umgehend anmelden beim Hufner H. Ollrogge in Schlagbrügge bei Ratzeburg.


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[ => Original lesen: 1894 Nr. 44 Seite 3]

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[ => Original lesen: 1894 Nr. 44 Seite 4]

Sonntag, 10. Juni cr. 8 Uhr Abends, im Saale von Boye's Gasthof
Experimental-Vortrag
im Gebiete des "Hypnotismus"
von
Professor CARL HANSEN
aus Kopenhagen.
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Eintrittskarten im Vorverkauf bei Herrn Boye:     An der Abendkasse:
Sperrsitz à 1,25 Mark
1. Platz à 90 Pfg.
2. Platz à 50 Pfg.
Gallerie à 30 Pfg.
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 | 
Sperrsitz à 1,50 Mark
1. Platz à 1,10 Mark
2. Platz à 60 Pfg.
Gallerie à 30 Pfg.

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Es findet nur dieser eine Vortrag statt.


Möbelversicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg.

In der Generalversammlung am 20. Mai d. J. wurde folgende Aenderung in der Kreiseintheilung festgestellt.

1. Kreis Selmsdorf, bestehend aus den Ortschaften Selmsdorf (Hof und Dorf), Teschow, Zarnewenz, Lauen, Bardowick, Schwanbeck.
Kreisvorsteher: Barbier Bohnhoff in Selmsdorf.
2. Kreis Wahlsdorf mit Lockwisch (Hof und Dorf), Petersberg, Bechelsdorf, Rupensdorf, Westerbeck, Gr. und Kl. Mist.
Kreisvorsteher: J. Rieck in Wahlsdorf.
3. Kreis Schlag=Resdorf mit Gr. und Kl. Molzahn, Thandorf, Heiligeland, Schlag=Sülsdorf, Wendorf, Boitin=Resdorf, Kronskamp, Rieps.
Kreisvorsteher: H. J. Ollrogge, Schlag=Resdorf.
4. Kreis Carlow mit Klocksdorf, Röggelin, Kuhlrade, Stove, Neschow, Pogetz, Sahmkow.
Kreisvorsteher: P. Törper in Carlow.
5. Kreis Gr. Siemz mit Kl. Siemz, Niendorf, Törpt, Ollndorf, Rattingsdorf, Lindow.
Kreisvorsteher: Behnke in Gr. Siemz.
6. Kreis Grieben mit Papenhusen, Rüschenbeck, Rodenberg, Menzendorf (Hof und Dorf), Lübseerhagen.
Kreisvorsteher: Lehrer Breest in Grieben.

                                                    Der Vorstand.


Möbelversicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg.

Die Mitglieder des Möbel-Versicherungs=Vereins werden hierdurch aufgefordert ihren diesjährigen Beitrag (I. Kl. 10 Pfennig (Mecklenburg)., II. Kl. 13 Pfennig (Mecklenburg) u. III. Kl. 15 Pfennig (Mecklenburg). per 100 M. Versicherungss.) bis zum 1. Juli an die Kreisvorsteher abzugeben. Wer der Aufforderung nicht nachkommt, hat statutenmäßig eine Strafe von 50 Pfennig (Mecklenburg). und die Beitreibungskosten zu zahlen.
Die Kreisvorsteher haben die eingegangenen Beiträge bis zum 10. Juli an den Kassier abzuliefern.

                                                    Der Vorstand.


Zu dem am Sonntag, den 10. und Montag, den 11. Juni
bei mir stattfindenden                                                    
Scheibenschießen
lade freundlichst ein.                                                    
Duvennest.                                                     H. Wittfoth.
Am zweiten Tage BALL.
Gewinne: Hochfeine Schaflämmer.


5 Wochen alte Ferkel
sind abzugeben bei                                                    
                                                    Russwurm-Lockwisch.


Am Sonntag, den 10. Juni, werden wir in Gr. Bünsdorf ein

Grosses
Tonnenschlagen
mit nachfolgendem Tanz
veranstalten, wozu wir freundlichst einladen.                                                    
Die jungen Mädchen aus Gr. und Kl. Bünsdorf.
NB. Anfang des Tonnenschlagens nachm. 1 1/2 Uhr.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 10. d. Mts.
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.


Am Sonntag, den 10. Juni Nachmittags
Taubenwerfen

mit nachfolgendem Tanz, wozu freundlichst einladen die jungen Mädchen zu Selmsdorf.


Heute nachmittag 3 Uhr entschlief sanft nach langen Leiden mein lieber Mann, unser sorgsamer Vater und Großvater, der Lehrer

Johannes Wegner

im 65. Lebensjahre.

                                                    Eulalie Wegner
                                                    nebst Familie.

Schönberg, den 7. Juni 1894.
Die Beerdigung findet am Sonntag, den 10. Juni nachmittags 3 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 10. Juni.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 22.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 44 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 44 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. Juni 1894.


Eine Agrar=Conferenz

hat in Berlin im landwirthschaftlichen Ministerium unter Vorsitz des Ministers stattgefunden, um Mittel und Wege zu berathen, wie der nothleidenden Landwirtschaft aufgeholfen werden könne. Es handelte sich vor allem um Maßregeln gegen die Ueberschuldung des Grundbesitzes. Da das geltende Erbrecht und die unbeschränkte Belastung der Grundstücke mit kündbaren Hypotheken als Ursachen dieser Ueberschuldung allgemein anerkannt wurden, so bestanden die Vorschläge zur Abhülfe hauptsächlich in Einführung des Anerbenrechts als Intestaterbrecht und Festsetzung einer Beleihungsgrenze, sowie Ermöglichung einer allmählichen Amortisation der auf den Grundstücken lastenden Hypotheken durch Beihülfe des Staates oder genossenschaftliche Institute. Diese Vorschläge fanden im Allgemeinen Zustimmung. Von mehreren Theilnehmern an der Conferenz, so vom Grafen Kanitz, den Herren von Ploetz, v. Buch, Landesdirector Hoeppner=Stettin, wurde jedoch zugleich übereinstimmend betont, daß alle diese Maßregeln allein nichts helfen würden, wenn nicht für Hebung der Reinerträge über das Maß der Productionskosten Sorge getragen würde. Von ministerieller Seite hatte man hiergegen nichts einzuwenden. Aber das preußische Ministerium kann nur sehr wenig zur Steigerung der Reinerträge thun. Das ist in erster Linie Sache des Staates.
Man kann nur wünschen, daß Reichskanzler Graf Caprivi die Verhandlungen dieser Conferenz recht aufmerksam lesen möge. Wohl hat er erklärt, daß die Sorge für die Landwirtschaft nicht zu seinem Ressort gehöre. Immerhin wird nicht ausgeschlossen sein, daß das übereinstimmende Gutachten so vieler erfahrener Männer auf seine Ansichten Einfluß gewinnen könnte, und daß die bösen Erfahrungen mit dem russischen Handelsvertrag ihn endlich überzeugen, daß es eine Lebensfrage für Deutschland ist, ob seine Landwirthschaft blüht oder leidet.


- Schönberg. Am Sonntag wird im Boye'schen Saale Prof. Hansen mit seinen Hypnotischen Experimenten Vorstellung geben, vorher aber in einem Vortrage einen Ueberblick über die Geschichte des Hypnotismus geben, sodann aber seine Experimente vorführen, nachdem die sich dazu Meldenden in der bekannten Weise durch Anstarren eines Knopfes eingeschläfert werden. Zu einem Reitersmann auf wildem Roß stempelt der Hexenmeister einen Herrn, der sich auf einen Stuhl gesetzt. Der Stuhl wird der Gaul, mit dem der Mann wie wild über das Podium rast. Einem anderen wird ein Papierstreifen zur echten Havanna, zwei Herrn verzehren rohe Kartoffeln als saftige Birnen, und wieder ein Anderer fühlt sich, einen zusammengerollten Ueberzieher im Arm, als - Amme usw.
- Am 5. d. gelangten bei den Infanterie= und Cavallerie=Regimentern des 9. Armeekorps die zur Sommerübung einzuziehenden Reserve= und Landwehr=Officiere zwecks Ableistung einer achtwöchentlichen Dienstleistung zur Einstellung. Die Officier=Aspiranten der Infanterie und Cavallerie, welche die Uebung B(behufs Erwerbung des Einverständnisses des Truppenbefehlshabers für den Vorschlag zum Reserve= bzw. Landwehr=Officier) abzuleisten haben, gelangten ebenfalls am Dienstag zur Einstellung. Die Uebung dauert 8 Wochen.
- Im Realprogymnasium zu Ribnitz wird in diesem Sommersemester nur an Vormittagen, und zwar von 7 -1 Uhr, Unterricht ertheilt. Den Nachmittag benutzen die Schüler zu turnerischen Uebungen und zu Ausflügen. Am letzten Sonnabend unternahm die Schule einen Ausflug nach dem Badeorte Gr. Müritz.
- Nach längerer Vorbereitung von Seiten eines Pastors traten in Teterow die Ehefrau eines evangelischen Arbeiters S. und ihre erwachsene Tochter aus erster Ehe aus der katholischen zur lutherischen Kirche über.
- Aus Neukalen wird der R. Z. geschrieben: Vor ca. 8 Tagen wurde dem Viehhändler A. Schröder die Kunde von dem Koppelhirten gebracht, daß sein Pferd in der Koppel liege und er dasselbe zu Hause holen müsse. Herr S. begab sich sofort mit noch einigen Personen an Ort und Stelle, um das Thier, welches er wegen einer Fußwunde in die Koppel gejagt hatte, heimzuholen; dieses war jedoch mit nicht geringer Mühe gethan, denn das Pferd konnte kaum noch den Stall erreichen. Der Besitzer mußte sich bequemen, das noch ziemlich werthvolle Thier zu schlachten, und dabei stellte sich denn heraus, daß das Pferd 2 Schüsse im Leibe hatte, von denen der eine eine Rippe zerschlagen und der andere im Magen sitzen geblieben war. Wer dies Bubenstück ausgeführt hat, ist bis jetzt nicht ermittelt. Es soll noch ein zweites, einem Ackerbürger gehörendes Pferd durch einen Schuß verwundet sein.
- Die Schulden der Stadt Berlin beliefen sich Ende März 1893 auf über 255 Millionen Mk., fast 19 Millionen Mark mehr als im Jahre zuvor. An jener Gesammtschuld sind Gasanstalten, Wasserwerke, Canalisation, der Vieh= und Schlachthof und die Markthallen mit rund 196 Millionen Mark betheiligt.
- Eine arme Näherin in Hemer (Kreis Iserlohn) erhielt auf ihre Bitte ein kaiserliches Geschenk in Gestalt einer Nähmaschine.
- Der "Köln. Ztg." wird aus dem hart an der russischen und österreichischen Grenze belegenen Orte Myslowitz (Oberschlesien) gemeldet, daß die Zahl der Cholerakranken derartig gestiegen sei, daß das städtische Lazareth zu deren Aufnahme nicht ausreiche und Kranke in Baracken gelegt werden mußten. Sämmtliche Mitglieder der Lumpensammlerfamilie Luchalic erkrankten; strengste Gegenmaßregeln sind getroffen. An der Cholera ist auch in Neudorf bei Zaboza eine Person erkrankt. In Myslowitz sind bisher bei Erkrankungen 4 Todesfälle eingetreten. 15 Personen werden beobachtet.
- Die vielbesprochene Zeitung des "Bundes der Landwirthe" ist soweit vorbereitet, daß das Unternehmen zu dem in Aussicht genommenen Termin sicher wird ins Leben treten können.
- Die Schloßbrauerei Schöneberg bei Berlin hatte im Monat Mai den größten Bierabsatz, den sie seit ihrem Bestehen erzielt hat, nämlich 14 539 Hektoliter gegen 13 526 im Vorjahr. Der sozialdemokratische Boykott hat ihr also keinen Abbruch gethan.
- In welcher Weise in Berlin das sozialdemokratische Vorgehen verwirrend in alle gewerblichen Verhältnisse eingreift, wird auch dadurch bekundet, daß jetzt die Brauereien, wie der "Vorwärts" meldet, beginnen, denjenigen Fabriken ihre Kundschaft zu entziehen, deren Arbeiter die bisherige Bierlieferung abbestellen.
- Die Stadtverordneten in Wiesbaden bewilligten weitere 15 000 Mark für das Theater. Bis jetzt betragen die Bewilligungen im Ganzen 2 075 000 Mark.
- Das bayrische Finanzgesetz, das mit ungefähr 328 341 269 Mark balanciert, wurde von der Abgeordnetenkammer am Donnerstag in provisorischer Abstimmung angenommen.
- Auf der Suche nach Vogelnestern kam der 50jährige Arbeiter Kapeller aus Zirl am Mittwoch abend oberhalb der Martinswand bei Innsbruck ins Stolpern und stürzte senkrecht in die Tiefe. Mit zerschmettertem Schädel wurde er aufgefunden. An der Martinswand nistet mit Vorliebe der Spottvogel.
- Von einem Liebesdrama wird aus Rummelsburg berichtet: In dem Hause der Thierschmiedstraße 29 wohnte in der vierten Etage der Kaufmann G., welcher seit Jahresfrist mit einem jungen

[ => Original lesen: 1894 Nr. 44 Seite 6]

gleichfalls am Orte wohnenden Mädchen verlobt war. Die Hochzeit war auf den 10. Juni festgesetzt, und vor acht Tagen fand die standesamtliche Anmeldung des jungen Paares statt. Noch an demselben Tage verschwand die Verlobte und war trotz allen Suchens nicht zu ermitteln, so daß der unglückliche Bräutigam schon an ein Verbrechen glaubte. Andern Tags erhielt G. aus Berlin einen Brief von der vermißten Braut, in welchem sie ihm mittheilte, daß sie nur verschwunden sei, um ihn nicht zu heiraten und sich auch fernerhin versteckt halten werde. Der so verschmähte Bräutigam nahm sich die Absage so zu Herzen, daß er mit dem Briefe in der Hand, zum Fenster aus der vierten Etage hinaussprang. Er erlitt so schwere Verletzungen durch den Sturz, daß er bereits zwei Stunden später im Krankenhause Friedrichshain, wohin er gebracht wurde, verstarb.
- Aus München wird der "Neuen Freien Presse" gemeldet, daß, so lange die Schuld König Ludwigs II. nicht ganz zurückgezahlt sei, schon aus finanziellen Rücksichten an eine Aenderung des gegenwärtigen Zustandes nicht gedacht werden könne.
- Schon wieder wird aus Wien der Selbstmordversuch eines Kindes gemeldet. Ein noch nicht 14 Jahre altes Mädchen, die Tochter eines Schuhmachers, suchte sich zu vergiften, weil - ihr Geliebter sie verlassen hat! Das ist die Jugend von heute!
- Der Großfürst=Thronfolger von Rußland hat sich am 6. d. auf der Yacht "Polarstern" nach England zum Besuch seiner Braut der Prinzessin Alix von Hessen, begeben.
- Am Sonntag hat in der Stadt Nowominsk im Gouvernement Warschau der Blitz in die katholische Kirche während des Gottesdienstes geschlagen. In Folge dessen entstand eine solche Panik, daß Alles zur Thür gedrängt hat. Dabei sind 11 Personen erdrückt worden, während gegen 20 durch den Blitz leicht oder schwer verletzt wurden.
- Die sibirische Eisenbahn dürfte wahrscheinlich schon im Jahre 1901 und nicht erst im Jahre 1904, wie ursprünglich angenommen wurde, fertiggestellt sein.
- Der am 10. Mai in Hagenau abgerittene Ulanen=Lieutenant Müller traf am Freitag sammt Pferd in bestem Wohlsein in Rom ein. Die Militärblätter begrüßten den deutschen Officier aufs Herzlichste. Am Sonnabend gaben ihm die Officiere der in Rom liegenden Kavallerie= und Artillerie=Regimenter einen Ehrenwein, abends ein Diner. Auch die italienischen Blätter beschäftigen sich lebhaft mit dem glücklich ausgeführten Distanzritt.
- Wie aus Mailand gemeldet wird, schädigt dort herrschendes wochenlanges Regenwetter die Landwirthschaft schwer. Der Po und seine Nebenflüsse sind in Piemont aus den Ufern getreten; eine große Ueberschwemmung steht auch im unteren Lauf des Po bevor.
- Das von den Schweizer Socialdemokraten aufgestellte Initiativbegehren auf Garantie des Rechtes auf Arbeit durch die Bundesverfassung wurde in der Volksabstimmung mit etwa 290 000 gegen 71 000 Stimmen verworfen Kein einziger Canton hat den Antrag angenommen.
- In der mechanischen Werkstätte der Gebrüder Sulzer in Winterthur wird gegenwärtig die größte Dampfmaschine der Erde hergestellt. Sie arbeitet mit 4 Cylindern, denen 4 Dampfkessel den Dampf mit 11 Atmosphären Druck liefern, und leistet 2000 Pferdekräfte. Die Maschine hat eine Länge von 20 m und eine Breite von 14 m; das Schwungrad hat 7 m Durchmesser. Die Maschine ist nach Rußland bestimmt.
- Die Polizei verhaftete in London einen deutschen Anarchisten namens Fritz Brall, in dessen Wohnung eine Menge wichtiger Dokumente Explosivstoffe und Werkzeuge zur Prägung von Münzen vorgefunden wurden.
- Der internationale Friedenskongreß, der vom 29. August bis 1. September in Antwerpen stattfindet, hat vorläufig folgende Tagesordnung: 1. Abrüstung; 2. Internationale Schiedsgerichte; 3. Die Friedenspropaganda und 4. Feststellungen der Satzungen des Kongresses.
- Eine Pockenepidemie ist in Leith (Schottland ausgebrochen. In der vergangenen Woche sind 18 Personen an Pocken erkrankt und 5 gestorben. Der Leiter des Zollamts hat erklärt, er werde den Hafen, wenn die Epidemie fortdauere, für verseucht erklären.
- Eine alleinstehende Dame in Brüssel hatte 6000 Franks, die ihre gesammten Ersparnisse ausmachten, in Banknoten in einem Schranke aufbewahrt. Als sie dieser Tage das Geld herausnehmen wollte, um Obligationen dafür zu kaufen, stellte sich heraus, daß sämtliche Banknoten von Mäusen aufgefressen waren.
- Dem Komponisten Chopin soll in seinem Geburtsort Schelasna=Wola ein Denkmal errichtet werden.
- Von einer schrecklichen Katastrophe wurde das katalonische Dorf Espulblas (Spanien) betroffen. Infolge einer Erderschütterung stürzte der Nargoberg, gegen dessen Abhang sich das Dorf erstreckte, ein. Fast sämmtliche Häuser des Dorfes wurden zerstört. Bisher wurden 19 Tote und etwa 200 Verwundete festgestellt. Das Unglück ereignete sich um Mitternacht. Da die Telegraphenstangen niedergerissen waren, so erhielt man die Kunde von dem Unglück sehr spät. Die Regierung entsandte Truppen von Lerida an die Unglücksstätte.
- Die Jury für die mit dem XI. internationalen medizinischen Kongreß in Rom verbunden gewesene wissenschaftliche Ausstellung hat, wie der "Reichsanzeiger" mittheilt, den höchsten Preis, ein großes Ehrendiplom, dem deutschen Gesundheitsamt für dessen umfassende wissenschaftliche Kollektivausstellung ertheilt. Von 35 Ehrendiplomen entfielen 18 auf deutsche Aussteller, von 31 goldenen Medaillen erhielten deutsche Aussteller 9, von 128 silbernen 56, von 107 bronzenen 26, Zahlen, die von keiner anderen Nation außer Italien übertroffen worden sind.
- Stallordnung. "Je mehr Du wirst die Thiere pflegen, desto mehr erwächst Deinem Hause Segen."
1. Sei dem Thiere ein Freund und nicht sein Peiniger.
2. Halte im Stalle Reinlichkeit und gute Ordnung. Bekämpfe das Ungeziefer.
3. Sorge im Stalle zu jeder Jahreszeit für gute, reine Luft, für Licht und genügenden Raum. - Halte in der Fütterung genaue Zeit, ebenso im Maß, das aber vollständig hinreichend sei, sorge für gesundes Futter und reines Trinkwasser.
4. Reinige täglich die Krippen (Barren und Tröge), aus denen die Thiere fressen, ebenso die Tränkgeschirre, denn dadurch wirst du mancher Krankheit vorbeugen. Halte das Milchgeschirr stets blank. Vor dem Melken wasche deine Hände und reinige auch jedesmal das Euter des Milchthieres.
5. Halte dein Thier so rein wie möglich; dieses wird sein Gedeihen fördern und seinen Werth steigern. Habe bei der Reinigung Acht, ob das Thier nicht irgendwo leidet.
6. Gönne dem Thier die nothwendige Ruhe und sorge, daß es auf guter Streu rasten und schlafen kann.
7. Prüfe das Geschirr zum Oefteren, ob es paßt, damit dein Thier während der Arbeit nicht von demselben gequält und belästigt wird. Quäle dein Pferd nicht durch Aufsatzzügel und Scheuklappen. Die Peitsche gebrauche so wenig als möglich; dadurch zeigst du, daß du ein vernünftiges Wesen bist. Dann wird das Thier dir ähnlich sein und deinem Worte Folge leisten.
8. Wird das Thier leidend, was du zunächst beim Füttern beobachten kannst, so suche zur rechten Zeit und am rechten Ort Hülfe. Hüte dich also vor Pfuschern und Quacksalbereien, denn durch sie werden die Thiere sehr oft zu Grunde gerichtet.
9. Behandle die Thiere, insbesondere furchtsame und ängstliche, selbst bösartige, jederzeit mit Geduld; beachte dies immer auch beim Beschlagen in der Schmiede. Errungenes Vertrauen beseitigt manche üble Eigenschaft eines Thieres.
10. Bedenke, daß jede Mißhandlung und Grausamkeit gegen die Thiere wieder die Gebote und den Willen Gottes verstoßen, außerdem aber sehr oft den Werth derselben vermindern, dir also schaden. Jede Wohlthat aber, die du dem Thiere erzeigest, trägt gute Frucht und sichert dir das Wohlgefallen Gottes und den Beifall aller guten Menschen.


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