No. 45
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Juni
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1894 Nr. 45 Seite 1]

- Die Deputation des ersten englischen Dragoner=Regiments, zu dessen Chef die Königin den Kaiser ernannt hat, ist am Mittwoch abend in Berlin eingetroffen und am Donnerstag Vormittag vom Kaiser im Schloß empfangen worden.
- Der deutsche Kaiser erfreut sich jetzt wieder des besten Wohlseins; die Wunde ist völlig verbandsfrei. - Prof. v. Bergmann hatte die Balggeschwulst des Kaisers zuerst bei einer Segelpartie, die er mit dem Kaiser am Sonntag vor acht Tagen machte, festgestellt und dabei dem Kaiser versichert, daß eine Operation derselben leicht und ungefährlich sei. Ueber die Veranlassung, wie Professor v. Bergmann zu der Segelpartie gekommen, erzählt man sich folgendes: Es sollte zur Segelpartie der in Neubabelsberg wohnende Marinemaler Professor Salzmann auf telephonischem Wege eingeladen werden, doch gelangte durch ein Mißverständniß die Einladung an Prof. v. Bergmann, welcher sich auch auf der nur wenige Minuten von seiner Villa in Potsdam entfernten Matrosenstation an der Schwanenbrücke einfand. Der Kaiser nahm diese Verwechselung mit gutem Humor auf und hat, wie gesagt, bei der darauf folgenden Segelpartie zum erstenmal Herrn von Bergmann wegen der Balggeschwulst konsultirt.
- Prinz Leopold von Bayern, der gegenwärtig in seiner Eigenschaft als Generalinspekteur der vierten deutschen Armee Truppentheile des vierten Armeekorps in Erfurt, Rudolstadt, Gera und Altenburg besichtigt, wird, wie die "Voss. Z." berichtet, am Freitag in Berlin eintreffen und einige Tage als Gast des Kaisers in Berlin und Potsdam bleiben. Seine Gemahlin, die Erzherzogin Gisela, älteste Tochter des Kaisers von Oesterreich, kommt ebenfalls hierher, um dem deutschen Kaiserpaare zum ersten Male einen Besuch abzustatten. Sie dürften bis zum nächsten Sonntag am Berliner Hofe weilen.
- Prinz Heinrich soll nach Beendigung der diesjährigen großen Flottenübungen zum Kontreadmiral, sowie Generalmajor in der Armee befördert werden.
- Bei der Infanterie, Fuß= und Feldartillerie sowie beim Train wurden neue Handschuhe eingeführt, und ist vom Kriegsministerium der Auftrag ertheilt, ausnahmslos die inländische Fabrikation zu berücksichtigen.
- In Militärkreisen von München glaubt man nicht, daß das im verflossenen Jahre für die Offiziere und vor Kurzem für die Unteroffiziere und Mannschaften der preußischen Armee angenommene graue Manteltuch auch für die bayrische Armee zur Einführung gelangt, nachdem dasselbe in der Farbe weit empfindlicher als das bisherige Manteltuch und bezüglich der Haltbarkeit wenigstens nicht wesentlich besser als dieses sein soll. Auch in Sachsen wurde aus diesen Gründen das neue graue Manteltuch von einem bedeutend dunkleren Farbenton gewählt, als ihn das preußische graue Manteltuch zeigt.
- Der Ausschuß des "Bundes der Landwirthe" hat am Freitag und Sonnabend unter Theilnahme vieler konservativer Abgeordneten seine Sitzungen im Reichstagsgebäude in Berlin abgehalten. Es handelt sich zunächst um die Erweiterung und Feststellung des Programms, worüber Meinungsverschiedenheiten bestehen. Graf Kanitz hat deshalb die Einsetzung einer Kommission beantragt Dann bittet er um Stellungnahme zu den Landwirthschaftskammern und um einen Aktionsplan für das Gebiet des Versicherungswesens und der Genossenschaften, wofür wahrscheinlich auch eine Kommission eingesetzt werden wird. Auch die Frage des Spiritusmonopols steht zur Beratung.
- Auf das Ansuchen des französischen Botschafters in Berlin finden gegenwärtig Erhebungen darüber statt, wo sich auf deutschem Boden Massen= und Einzelgräber französischer Offiziere und Soldaten befinden, die während ihrer Gefangenschaft 1870/71 gestorben sind. Diese Gräber haben sich bisher in der Pflege der deutschen Kriegervereine befunden, die in jeder Hinsicht diese Ehrenpflicht erfüllt haben. Die französische Regierung beabsichtigt indessen, diese Gräber fortan in eigene Pflege zu übernehmen.
- Auf dem am Montag stattgehabten Kriegerfeste des Oosgauverbandes in Baden hielt der Großherzog eine Rede, in der er unter anderem sagte, daß zur Zeit, da er in das Heer eingetreten sei, Gutes geschaffen worden sei, das aber von schlechten Tendenzen gestört und schließlich, zerstört wurde. Diese Zeit sei eine Schule für die jüngere Generation und er möchte warnen vor einem ähnlichen Mißgeschick. Zerstört sei das Gute worden, weil sich ein Geist kundgegeben, der sich nie vereinbaren lasse mit der staatlichen Ordnung. Es sei nötig, daß der Geist der Unterordnung Jedem innewohne, und daß sich jeder unterordne unter die große Gemeinschaft, welche die Interessen des Ganzen einschließe. Seine früher einmal gesprochenen Worte: "Der gerade Weg der Ehre ist der beste," seien vielfach mißverstanden worden, doch er beharre darauf und sage nochmals: "Der gerade Weg der Ehre ist der Weg, den Sie alle gehen müssen, wenn Sie nur wollen."
- Während der ersten großen Uebungsfahrt des Deutschen Manöver=Gechschwaders ereignete sich in Schottland ein bedauerlicher Unfall an Bord des Panzerschiffes "Deutschland". Um die Riesenbrücke des Firth of Forth sicher zu passieren, war es notwendig, die Stengen des Panzerschiffes zu streichen. Der "K. Z." zufolge geschah dies ohne Zwischenfall. Als aber später die Stengen wieder gesetzt werden sollten, stürzte der Obermatrose Mawelewski aus dem Mast herab und war sofort eine Leiche. Der Tote wurde in Queenferry bestattet.
- Der Reichskanzler Graf Caprivi gedenkt erst im letzten Theil des Sommers seinen Urlaub anzutreten und wird sich voraussichtlich wieder nach Karlsbad begeben. Sein Adjutant, Major Ebmeyer, ist vom Kaiser geadelt worden.
- Fürst Bismarck wird, bevor er sich nach Varzin begiebt, dem Stammschloß in Schönhausen einen Besuch abstatten und wahrscheinlich einige

[ => Original lesen: 1894 Nr. 45 Seite 2]

Tage dort Aufenthalt nehmen. Für das Bismarckmuseum daselbst ist in diesen Tagen ein größerer Theil der Gaben, die dem Fürsten an seinem diesjährigen Geburtstag dargebracht worden sind, eingetroffen.
- Der Colonialrath ist am Donnerstag in Berlin unter Vorsitz des Direktors der Colonialabtheilung im Auswärtigen Amt, Legationsrath Dr. Kayser, zusammengetreten. Als einzige größere Vorlage wird er eine Grundbuch=Ordnung für Deutsch=Ostafrika beraten.
- Die Silber=Commission in Berlin ist am Montag noch nicht geschlossen worden, sie hat vielmehr noch die Vorträge von Sachverständigen entgegengenommen, woran sich die Erörterung von Gutachten geschlossen hat. Der Abschluß der Arbeiten der Commission erfolgte am Mittwoch.
- Eine vom preußischen Kriegsministerium kürzlich erlassene Verfügung, nach der in Zukunft die Truppenteile nicht mehr verpflichtet sind, den zur Entlassung kommenden Reservisten eine Uniform mitzugeben, ist vielfach recht ungünstig besprochen worden. Jetzt wird von militärischer Seite dazu bemerkt: "Die in Frage kommenden Anzüge wurden bisher aus Ersparnissen der Truppen gewährt. Anspruch darauf hatten nur die nach dreijähriger Dienstzeit entlassenen Reservisten, nicht aber die nach zweijähriger Dienstzeit zur Disposition ihrer Truppentheile beurlaubten Mannschaften. Der Bedarf stellte sich demnach bis zur Einführung der zweijährigen Dienstzeit auf etwa 15 bis 20 Reserveanzüge auf die Compagnie. Bei dem jetzigen höheren Etat und in Anbetracht des Umstands, daß alljährlich die Hälfte des Dienststandes zur Entlassung kommt, ist die Maßregel überhaupt nicht mehr durchführbar, weil auf die Compagnie für diesen Zweck eine halbe Friedensgarnitur oder ungefähr 75 Anzüge erforderlich sein würden. In solchem Umfang können Ersparnisse nicht gemacht werden, Mittel sind aber nicht vorhanden. Eine Schwierigkeit für die Beschaffung von Zivilkleidern hat sich früher ja auch nicht für die Dispositionsurlauber ergeben; die Reserveanzüge gingen in den weitaus meisten Fällen sofort in die Hände von Trödlern. Zum Schluß mag noch an den Vortheil erinnert werden, der sich aus dem Fortfall der Reserveanzüge insofern ergiebt, als das unglückselige Subordinationsverhältnis des Reservisten, so lange er die Uniform seiner Truppe trug, und zwar auch in fremden Garnisonen, hierdurch beseitigt wird."
- Recht erfreuliche Angaben über die Germanisierung Elsaß=Lothringens sind kürzlich in französischen Zeitungen und zwar nach amtlichen Quellen, veröffentlicht worden. Darnach standen in der Mitte der 70er Jahre 1 426 636 Eingeborene 39 743 Altdeutschen gegenüber. Die Garnisonen sind dabei außer Betracht geblieben. Die Zahl der Eingeborenen belief sich mithin auf 95 Prozent. Im Jahre 1880 fällt der Prozentsatz der einheimischen Bevölkerung auf 92, 1889 auf 89 und 1894 auf 81. Zur Zeit leben in Elsaß=Lothringen 1 312 427 Eingeborene und nicht weniger als 282 000 Eingewanderte. Von 1880 bis 1885 verließen 50 000 Eingeborene das Land und wurden durch 70 000 Altdeutsche ersetzt. Von 1885 bis 1890 kamen 33 000 Altdeutsche ins Land. Seit 1890 nimmt die altdeutsche Einwanderung größere Dimensionen an. Heute stehen in Straßburg 70 000 Alt=Straßburger einer altdeutschen Zivileinwanderung von 40 000 Köpfen gegenüber. In Metz giebt es 28 500 Altdeutsche neben 21 685 Metzern. Dazu kommt, daß zahlreiche Mischheiraten zwischen altdeutschen und Eingeborenen sich vollziehen, so daß die obigen Ziffern nicht einmal völlig zutreffend sind.
- Das Befinden der Königin von Rumänien hat sich unter der sorgfältigen Pflege ihrer Mutter, der verwitweten Fürstin Wied, in höchst erfreulicher Weise gebessert, sodaß ihre Rückkehr von Neuwied nach Bukarest für den Herbst in sicherer Aussicht steht.
- In der Mandschurei ist ein Aufstand ausgebrochen, dem in St. Petersburg große Bedeutung beigemessen wird. Ein Petersburger Blatt führt aus, daß Ostsibirien auf etwa 2600 Werst an die Mandschurei grenze, und daß das russische Gebiet dort sehr wenig geschützt sei, ein Uebelstand, der jetzt dringend Abhilfe erheische. Angeblich sei der Aufstand die Folge von Konflikten zwischen den von ihrer Regierung unterstützter chinesischen Einwanderern und den mongolischen Häuptlingen über Ansiedelungsfragen. Nun bestehe aber seit langem eine erbitterte Feindschaft zwischen Mongolen und Chinesen einerseits, Mandschuren andererseits, da die gegenwärtige seit 1644 herrschende Dynastie mandschurischen Ursprungs sei. Da auch die angrenzenden russischen Gebiete von Mongolen viel bewohnt würden und die ganze Bewegung leicht einen bedeutenden Umfang annehmen könnte, so sei es für Rußland jedenfalls angebracht auf seiner Hut zu sein.
- Die bayerischen Leitungen sind voll von Berichten, die der Prinzregent eben durch Unterfranken und die Pfalz macht. Ueberall wurde der Regent mit Ehren und Festen empfangen; überall spendete er Auszeichnungen für Adel und Bürgerschaft, sowie Geldgeschenke für die Armen.
- Ein gewissenhafter Herrscher ist der Emir von Afghanistan. Derselbe hat mit Bezug auf die von ihm geplante Reise nach Europa und insbesondere London einen Aufruf an sein Volk gerichtet, worin er dasselbe zu einer Art Plebiscit über sein Vorhaben auffordert. Jede Gemeinde, ja, jedes Regiment solle ihm schriftlich Zustimmung oder Abrathung zukommen lassen. Er wolle sich persönlich überzeugen, wer in Europa Freund und wer Feind Afghanistans sei und dann seinem Volk genauen Bericht erstatten. Aber er werde nur den Willen des Volkes ausführen, wie dieses auch entscheiden möge.
- Der Prozeß wegen des schändlichen Attentats im Liceo=Theater in Barzelona, das wohl überall noch in Erinnerung steht, soll dort erst im October zur Verhandlung kommen. Jetzt aber verlautet bereits, daß die Staatsanwaltschaft gegen 14 Angeklagte die Todesstrafe zu beantragen gedenkt.
- Am Sonnabend voriger Woche ist in Constantinopel Halim Pascha plötzlich gestorben und schon zwei Stunden später beerdigt worden. Halim war der jüngste Sohn Mehemet Ali's, des Begründers der ägyptischen Dynastie. Nach muhamedanischem Gesetz hätte er den Thron besteigen sollen, allein ein Firman des Sultans Abdul Aziz hat den Sohn Ismail's zum Thronfolger bestimmt.
- Da es in Sibirien trotz der Zuhilfenahme chinesischer Kulis noch immer an Arbeitskräften fehlt und die Löhne ungemein hoch sind, sollen jetzt zum Bau der Centralstrecke der Eisenbahn in Ostsibirien Sträflinge verwendet werden.
- In Catanzaro in Calabrien ist der enorm reiche Baron Bivilacqua, der mit seinen beiden erwachsenen Söhnen die Messe gehört hatte, beim Verlassen der Kirche von seinem dritten (unehelichen) Sohn meuchlings überfallen und erschossen worden. Von den beiden jungen Baronen, die dem Vater zur Hilfe eilten, ist der eine erschossen und der andere erstochen worden. Ein Diener, der den Mörder verhaften wollte, wurde von dem Wahnsinnigen niedergestochen. Der Beweggrund zu der Blutthat war, daß der alte Baron sich geweigert hatte, seinen unehelichen Sohn zu legitimiren,
- Am Montag geriet die Menagerie Klatt in einer Brusseler Vorstadt durch eine Explosion in Brand, wobei die Thierbändigerin Klatt, eine Hyäne, 4 Löwen und 3 Leoparden in den Flammen umkamen. Die Zuschauer etwa 300 an der Zahl, stürzten in furchtbarem Schrecken den Ausgängen zu, wobei ein Kind getötet und viele Personen verletzt wurden.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Schönberg resp. auf dem Schönberger Stadtfelde belegenen Grundstücke des Bäckermeisters Heinrich Bumann allhier wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 6. Juni 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 45 Seite 3]

Holzauktion Nr. 34.

Am Montag, den 18. Juni, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf folgende Holzsortimente bei beschränkter Concurrenz öffentlich meistbietend verkauft werden:

a. Aus den Wahrsower Tannen Abth. II.

  23 Rmtr. kiefern Kluft.
297 Rmtr. kiefern Knüppel I. Cl.
  34 Rmtr. kiefern Knüppel II. Cl.

b. Aus den Herrnburger Tannen.

einige Fuder kiefern Durchforstholz. I. Cl.
Schönberg, den 11. Juni 1894.

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Ersparniß= u. Vorschuß=Anstalt.

Zur Auszahlung der im Johannis=Termine d. J. fällig werdenden Zinsen ist die Anstalt

vom Dienstag, den 12. Juni bis
Sonnabend, den 16. Juni d. J.,
Vormittags von 8-12 Uhr,

geöffnet.
Schönberg, den 2. Juni 1894.

                                                    Das Directorium.


Alle Diejenigen, welche noch Forderungen an den Nachlaß des zu Schlag=Resdorf verstorbenen Schulzen Ollmann zu machen haben, werden hierdurch aufgefordert, ihre Forderungen bis zum 20. Juni d. J. bei uns anzumelden; ebenso werden alle, welche dem Verstorbenen noch schuldig sind, hierdurch aufgefordert, diese ihre Schuld binnen gleicher Frist zu begleichen.

Die Vormünder
Hauswirth J. Ollmann Schlagsdorf.
Krüger H. Hecht Schlagsdorf.


5 Wochen alte Ferkel
sind abzugeben bei                                                    
                                                    Russwurm-Lockwisch.


Zimmer mit ganzer Pension

auf dem Lande, möglichst einsam, für Juli von Ehepaar gesucht.
Off. mit Preis sub RR 100 Rathenow, postlagernd.


Wohne von jetzt an beim
Kaufmann Herrn Siebenmark,
Siemzerstraße Nr. 177.
Frau Sophie Baer.


Hugo Heincke

empfiehlt

Strümpfe

aus nur bestem Doppelgarn, garantirt wasch=, luft= und schweißecht.
Kinderstrümpfe aus echt schwarzem Doppelgarn.
Damenstrümpfe mit doppelten Sohlen und doppelten hohen Fersen.


Neuen dickrückigen Matjeshering
empfiehlt                                                     W. Wieschendorf.


Ia schwedisch feuerfeste Steine
(Ankermark.)
empfiehlt                                                     Rud. Tietgen.


Mitte dieses Monats empfange ich große Pöste

Braunkohlen

und empfehle solche ab Bahnhof zu bekannten billigen Preisen.

                                                    C. Schwedt.


Hydraulischen Kalk
allerbester, sehr ausgiebiger Qualität, täglich frisch gebrannt, liefert in jedem Posten
die Kalkbrennerei (mit Dampfbetrieb) von
R. Burghardt.
Wickendorf bei Schwerin i. M.


Ziehung 21. Juni 1894.
Marienburger
Geldlotterie.
Nur baare Geldgewinne ohne Abzug
Hauptgewinne:
90 000, 30 000 M. etc.
Loose incl. Liste u. Porto M. 3,30
- Wiederverkäufer hoher Rabatt -
empfiehlt
Alfred Neumann. Lübeck.


Frische Kartoffel,
Matjesheringe
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Schutzmarke
Allein. Fabrikant und Erfinder
Heinr. Mack,
Ulm a. D.
    Die einfachste und schnellsteArt, Kragen, Manschetten etc mit wenig Mühe
so schön, wie neu
zu stärken, ist allein diejenige mit
Mack's Doppel-Stärke
Jeder Versuch führt zu dauernder Benützung.
Ueberall vorräthig zu 25 Pfennig (Mecklenburg) per Carton von 1/4 Ko.


Draht=Fischbungen
vorzüglich fangend, per Stück 5 Mark, empfiehlt

                                                    Rud. Tietgen.


Mein gut assortirtes Lager in allen gangbaren
Eisenwaaren
zu billigen Preisen halte bestens empfohlen.                          
                                                    C. Schwedt.


Zum Ausbessern der Dächer habe noch pr.
Dachpfannen
in verschiedenen Größen abzugeben.                          
                                                    Sim. Egert, Zimmermstr.


Von jetzt an kräftigen Sellerie u. Porro nur 10 Pfg. das Schock bei

                                                    H. Brüchmann.


Mast= und Freßpulver
für Schweine. Vorteile: Große Futterersparnis, rasche Gewichtszunahme, schnelles Fettwerden, erregt Freßlust, verhütet Verstopfung und schützt die Tiere vor vielen Krankheiten, per Schachtel 50 Pfg., nur ächt, wenn dieselbe den Namenszug Geo Dötzer trägt. Erhältlich bei Apotheker Montag in Schönberg.


Möbelversicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg.

Die Mitglieder des Möbel-Versicherungs=Vereins werden hierdurch aufgefordert ihren diesjährigen Beitrag (I. Kl. 10 Pfennig (Mecklenburg)., II. Kl. 13 Pfennig (Mecklenburg) u. III. Kl. 15 Pfennig (Mecklenburg). per 100 M. Versicherungss.) bis zum 1. Juli an die Kreisvorsteher abzugeben. Wer der Aufforderung nicht nachkommt, hat statutenmäßig eine Strafe von 50 Pfennig (Mecklenburg). und die Beitreibungskosten zu zahlen.
Die Kreisvorsteher haben die eingegangenen Beiträge bis zum 10. Juli an den Kassier abzuliefern.

                                                    Der Vorstand.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 45 Seite 4]

Auf vielfachen Wunsch!
Donnerstag, 14. Juni cr. Abends 8 Uhr, im Saale des Herrn Boy=Schönberg
Vortrag nebst Experimenten aus dem Gebiete des
im Gebiete des "Hypnotismus"
von
Professor CARL HANSEN
aus Kopenhagen.
-------------

Eintrittskarten
I. Platz (nummerirt) M. 1.-
An der Abendkasse M. 1.25
II. Platz (nummerirt) 50 Pfennig (Mecklenburg).
An der Abendkasse 60 Pfennig (Mecklenburg).
Gallerie 30 Pfennig (Mecklenburg).

Karten im Vorverkauf sind bei Herrn Boye zu haben.


Möbelversicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg.

In der Generalversammlung am 20. Mai d. J. wurde folgende Aenderung in der Kreiseintheilung festgestellt.

1. Kreis Selmsdorf, bestehend aus den Ortschaften Selmsdorf (Hof und Dorf), Teschow, Zarnewenz, Lauen, Bardowick, Schwanbeck.
Kreisvorsteher: Barbier Bohnhoff in Selmsdorf.
2. Kreis Wahlsdorf mit Lockwisch (Hof und Dorf), Petersberg, Bechelsdorf, Rupensdorf, Westerbeck, Gr. und Kl. Mist.
Kreisvorsteher: J. Rieck in Wahlsdorf.
3. Kreis Schlag=Resdorf mit Gr. und Kl. Molzahn, Thandorf, Heiligeland, Schlag=Sülsdorf, Wendorf, Boitin=Resdorf, Kronskamp, Rieps.
Kreisvorsteher: H. J. Ollrogge, Schlag=Resdorf.
4. Kreis Carlow mit Klocksdorf, Röggelin, Kuhlrade, Stove, Neschow, Pogetz, Sahmkow.
Kreisvorsteher: P. Törper in Carlow.
5. Kreis Gr. Siemz mit Kl. Siemz, Niendorf, Törpt, Ollndorf, Rattingsdorf, Lindow.
Kreisvorsteher: Behnke in Gr. Siemz.
6. Kreis Grieben mit Papenhusen, Rüschenbeck, Rodenberg, Menzendorf (Hof und Dorf), Lübseerhagen.
Kreisvorsteher: Lehrer Breest in Grieben.

                                                    Der Vorstand.


Ballstoffe.
Große Auswahl, billige Preise
Hugo Heincke.


Am Sonntag den 17. Juni findet in Mahlzow ein
Taubenwerfen
mit nachfolgendem Tanz
statt, wozu freundlichst einladen                                                    
                                                    Die Mädchen der Ortschaft
Kleinfeld und Mahlzow.


Für die überaus zahlreichen und herzlichen Beweise der Theilnahme an dem Trauerfall, der uns betroffen, sprechen wir allen Betheiligten hiermit unseren innigsten Dank aus.
Schönberg, d. 11. Juni 1894

                                                    Eulalie Wegner Ww.
                                                    und Kinder.

Nachruf.

Am 8. d. Mts. starb der zweite Lehrer an der Bürger-Mädchenschule,

J. Wegner

Wir verlieren in dem Verewigten einen lieben, wegen seiner Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit und seinem stets für das Wohl der Schule interessierten Sinnes von uns hochgeschätzten Kollegen. Wir bedauern sein Dahinscheiden und werden ihm ein gutes Andenken bewahren.

Das Lehrkollegium der Bürger-Mädchenschule.


Heute Nacht 3 Uhr entschlief sanft nach kurzer, aber schwerer Krankheit im Glauben an seinem Erlöser unser lieber Sohn und Bruder

Hermann

im Alter von 20 Jahren. Tiefbetrauert von seinen Eltern und Geschwistern

F. Reuter und Frau.

Schönberg, d. 9. Juni 1894.
Die Beerdigung findet Dienstag den 12. d. M. Nachmittags 3 Uhr statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 51-52 M., große Schweine 48-50 M., Sauen 35-42 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 45 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 45 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. Juni 1894.


- Der Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg=Schwerin ist mit seinen militärischen Begleitern auf einem Ritt von Constantinopel nach Schwerin begriffen. Der Herzog hat auf der Rückkehr von seiner Orientreise, auf der auch Jerusalem von Jaffa aus zu Pferde erreicht worden ist, sich in Constantinopel beritten gemacht und legt nun annähernd denselben Weg zurück, den einst Karl XII. von Schweden in so bewundernswerther Schnelligkeit gemacht hat. Ganz abgesehen von der körperlichen Leistung ist ein Ritt durch die Türkei auch nicht ohne Gefahr für Leib und Leben.
- Ein seltenes Jubiläum beging in Berlin der Postsekretär Gustav Reng, der Nestor der "Fliegenden" im deutschen Postreiche. Vierzig Jahre hindurch ist der noch rüstige Beamte fast ausschließlich auf der Tour Berlin=Holzminden gefahren und hat während dieser langen Zeit nur zwei unbedeutende Eisenbahnunfälle erlebt.
- Unvorsichtige Hühneraugenoperation hatte in Berlin den Tod eines Menschen zur Folge. Der 20jährige Sohn eines Agenten H. hatte sich mittels eines Rasirmessers bei einer selbst vorgenommenen Operation von Hühneraugen aus Versehen in den Fuß geschnitten, und um die Blutung zu stillen, die Wunde mit denaturiertem Spiritus ausgewaschen und mit einem rothen Flanelllappen verbunden. Wenige Stunden später zeigte der Fuß eine brandige Röthe, die sich bald auf das ganze Bein ausdehnte. Auf ärztliche Anordnung mußte der junge H. sofort in ein Krankenhaus geschafft werden, wo eine hochgradige Blutvergiftung konstatiert und eine Amputation des Fußes vorgenommen werden mußte. Trotz aller ärztlicher Sorgfalt und Bemühungen ist H. am Montag abend verstorben.
- Eine von der Gastwirth=Vereinigung Berlins einberufene Versammlung, an der die Direktoren des Brauereivereins theilnahmen, beschloß ferner mit allen gegen 3 Stimmen eine Resolution, wonach sich die Saalbesitzer Berlins und der Umgebung solidarisch mit den Maßnahmen des Brauereivereins erklären und verpflichten, bei einer Konventional=Strafe von 3000 Mk. im Einzelfalle zu einer sozialdemokratischen oder anarchistischen Versammlung herzugeben, falls der Boykott bis zum 15. Juni nicht aufgehoben werde. Ferner verpflichtet sich der Brauereiverein bei einer Konventionalstrafe von 10 000 Mk., keinem Wirthe Bier zu liefern, der eine derartige Versammlung gestattet.
- Das sozialistische Komité will den Brauereikrieg jetzt dahin erweitern, daß auch alle Gastwirthe, die boykottiertes Bier verzapfen, in Beruf erklärt werden sollen.
- Wenn das so fortgeht, bekommen die Sozialdemokraten in Berlin überhaupt keinen Saal mehr, um ihre Versammlungen abzuhalten. Auch die Weißbierwirthe haben jetzt beschlossen, den Sozialdemokraten und Anarchisten keinen Saal mehr zu geben, wenn sie bis zum 15. d. M. den Boykott gegen die Bierbrauereien nicht aufheben.
- Die Grundsteinlegung des neuen Domes in Berlin soll am 14. ds. Mts. erfolgen.
- Die Sammlung für die auf der "Brandenburg" Verunglückten ist nun geschlossen. Insgesammt sind infolge des Aufrufs der Prinzessin Heinrich 118 489 M. beim Vaterländischen Frauenverein eingegangen.
- Dem "Hamburgischen Correspondenten" zufolge wurden in dem Kurorte Eimsbüttel ein Kaufmann und ein Lithograph wegen Falschmünzerei verhaftet. Dieselben hatten englische 5 Pfund Noten und amerikanische 5 Dollar Noten nachgemacht. Es wurden Stücke zum Gesammtbetrage von einigen Millionen Mark beschlagnahmt, ebenso die zur Herstellung der falschen Noten benutzten Pressen, Farben, Zeichnungen und Platten.
- Der Capitän Soerensen vom englischen Fischdampfer "Blue Jacket", der von deutschen Torpedobooten vor der Jade fischend betroffen worden war, ist zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt worden, außerdem hat das Gericht auf Einziehung der Fanggeräthe erkannt.
- Das Bataillon der Festungs=Artillerie Ulm hat, vom Schießplatz Wahn bei Köln kommend, am Dienstag auf dem Marsch durch die herrschende Hitze so zu leiden gehabt, daß etwa 40 Mann unterwegs umgefallen sind. Ein Einjähriger, der in das Spital nach Großbottwar gebracht worden war, und ein Rekrut des Bataillons sind ihren Leiden erlegen.
- Zu Seckenheim bei Mannheim hatte am vorigen Sonnabend eine Zigeunerbande ein 1/2 jähriges Kind von der Straße aufgegriffen und mit sich geführt. Nachdem der Raub bekannt geworden war, sind Bauern von dort und die Mannheimer Polizei der braunen Gesellschaft nachgeeilt und haben sie in ihrem Lager angetroffen. Da die Zigeuner den Verfolgern gegenüber leugneten, von dem vermißten Kinde etwas zu wissen und sich auch der Durchsuchung ihrer Fahrzeuge mit Gewalt widersetzten, so ist es zu einem förmlichen Gefecht gekommen, das mit der Festnahme sämmtlicher erwachsenen Mitglieder der Bande geendigt hat. Das Kind ist vorgefunden und seinen Eltern wiedergebracht worden.
- Ein Metzger von Euskirchen, der einen Jagdhund gestohlen, geschlachtet und dessen Fleisch als Hammelfleisch verkauft hat, ist von der Strafkammer in Bonn wegen Diebstahls des Hundes und wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz insgesammt zu acht Monaten Gefängniß verurtheilt worden.
- Das auf den Dörfern in Thüringen sogen. Hahnreiten, bei dem die Reiter in gestrecktem Galopp mit einer langen Stange in der Hand bei einem Topf, den sie zu treffen suchen, vorbeireiten, führte am Sonntag in dem Dorfe Eicholz bei Beelitz einen außerordentlichen Unfall herbei. Zwei Pferde liefen aufeinander und begruben unter sich ihre Reiter, der eine kam mit dem bloßen Schreck davon, während der andere, Ferdinand Henning, als Leiche unter dem Pferde hervorgeholt wurde.
- In Breslau starb dieser Tage im 89sten Lebensjahre ein Mann, dessen Name jedem bekannt ist, der damals ein deutsches Gymnasium besuchte. Es ist dies der Dr. phil. Wilhelm Freund. Er war der Verfasser der berühmten "Präparationen", welche den Lehrern ein Gräuel sind und den Schülern eine bequeme und leicht gangbare Brücke in das Gebiet des guten Plato oder des fast übermenschlichen beredten Cicero.
- Während eines Gewitters erschrack in der Nähe von Büdingen infolge eines Donnerschlags eine vom Felde heimkehrende Frau so häftig, daß sie sofort tot zusammenbrach. Ein Herzschlag hatte ihrem Leben ein Ende gesetzt.
- Ein verheerender Wolkenbruch mit Hagelschlag hat am Donnerstag früh die Stadt Wien und Umgebung heimgesucht. Die Hagelkörner erreichten die Größe von Taubeneiern und zertrümmerten in allen Straßen auf der Wetterseite sämmtliche Fensterscheiben. Viele Häuser sehen aus wie nach einem Bombardement. Die Straßen sind mit Hagel breit bedeckt und bieten einen Winteranblick. Viele Wohnungen sind von Wasser und Hagelmassen überschwemmt. Vögel wurden nach Tausenden getötet. Zahlreiche Unglücksfälle sind zu beklagen. Auf dem Schwarzenbergplatz wurde ein Kutscher getötet. In der Landesirrenanstalt und im allgemeinen Krankenhause überflutete der Hagel und die Wassermenge die Krankenzimmer, so daß unter den Kranken eine Panik ausbrach. Kranke, die sich nicht bewegen konnten, stießen Hilferufe aus; an vielen Kliniken mußten wegen der Ueberschwemmung die Vorlesungen eingestellt werden. In der Hofburg drang der Hagel in die Gemächer des Kaisers, der Kaiserin und der Kronprinzessin=Witwe und richtete großen Schaden an. Auch das italienische

[ => Original lesen: 1894 Nr. 45 Seite 6]

Botschafterpalais wurde teilweise überschwemmt. Beim Exerzieren wurde ein Hauptmann und ein Lieutenant schwer verwundet; im Prater ein Mann von einem stürzenden Baum erschlagen. Der Prater und der Stadtpark wurden vollständig verwüstet. Bei einer ausrückenden Batterie am Arsenal scheuten die Pferde. 62 Pferde sind verunglückt, 13 Mann und einige Officiere schwer verletzt. Auch bei den Dragonern nächst der Rudolfskaserne scheuten die Pferde auf den Straßen; mehrere Soldaten sind schwer verletzt. Bei den Fuhrwerken und der Straßenbahn sind viele Unfälle und Verkehrsstockungen vorgekommen. Telegraphen und Telephone sind gestört.
- Aus Bayern liegen Meldungen vom 7. ds. Mts. über ein schweres Unwetter vor. Die "Münch. Neuest. Nachr." schreiben dazu: "Ein schweres Gewitter ist heute nacht über die oberbayerische Hochebene niedergegangen und hat in der Zeit von 2 bis 3 Uhr Morgens München heimgesucht. Um diese Zeit ging unter einem wahren Feuermeer von Blitzen und ununterbrochenen Donnerschlägen ein wolkenbruchartiger Platzregen nieder. Während die Stadt selbst von den Unbilden des Gewitters ziemlich verschont blieb, richteten nördlich und südlich von der Hauptstadt Hagelschläge ziemlichen Schaden an. Besonders stark hauste das Hagelwetter am Starnberger=See. Von Berg wird darüber geschrieben: "Es war noch nicht 2 Uhr morgens, als sich von Westen über den See ein gewaltiger Sturm mit tosendem Geräusch erhob, Blitze nach allen Richtungen auf Augenblicke den dunklen Nachthimmel beleuchteten und alle Bewohner aufschreckten, doch zu spät, um die Fenster der Westseite vor dem jähen Anstürmen des vom Sturme gepeitschten, wallnußgroßen Hagels zu sichern. Alle Fenster sind in Trümmern, die Wohnräume voll Geäste, Blätter und Hagelkörner, die Obstbäume, Feld= und Gartenfrüchte jämmerlich zerstört - überall große Verwüstung, namhafter Schaden."
- Bei dem zu Epsom stattgefundenen Derby=Rennen, dem bedeutendsten in England, errang das Pferd "Ladas" des englischen Premier=Ministers Lord Rosebery den ersten Preis von 120 000 Mk.
- Coburg. Ein Arbeitgeber hatte zwei Arbeiter ohne Kündigung entlassen. Beide nahmen ihre Papiere in Empfang und verließen ohne Einspruch ihre Stellen, um dann nach einigen Tagen eine Klage auf Entschädigung wegen kündigungsloser Entlassung bei dem betr. Gewerbegericht anzustellen. Es erfolgte Abweisung der Kläger, und zwar mit folgender Motivirung: Ein Arbeiter, der glaubt, Anspruch auf Kündigung zu haben, muß diesen Anspruch sofort geltend machen; er darf auch seine Papiere, wie die Karten für die Alters= und Invaliditäts=Versicherung nicht annehmen. Mit dieser Annahme gesteht er sein Einverständniß mit der Entlassung zu.
- Sonnen=Wende. In der nächsten Zeit wird zu berichten sein, wie es Sommer wird in diesen Wochen, wie die Zeit der vollsten Blütenentfaltung und der beginnenden Reife kommt, aber - damit ist auch der Höhepunkt des Jahres erreicht. Mehr und mehr nähern wir uns der Sonnenwende. Die Sonne erreicht am 21. Juni um 12 Uhr mittags, ihren höchsten nördlichen Stand über dem Aequator; mit dem längsten Tag des Jahres beginnt der Sommer. Dieser längste Tag dauert 16 3/4 Stunden, denn die Sonne erhebt sich über dem Horizont um 3 Uhr 45 Min. früh und geht erst um 8 Uhr 30 Min. zur Rüste. Am 1. Juni fand der Aufgang um 3 Uhr 50 Min., der Untergang um 8 Uhr 16 Min. statt; am 30. Juni sind die entsprechenden Zeiten 3 Uhr 49 Min. und 8 Uhr 30 Min., sodaß also um diese Zeit der Sonnenwende die Tageslänge ein wenig sich ändert. Noch ist in diesem Monat die Zeit der hellen Nächte. Vom 21. Juni aber geht es dann, zuerst freilich nur sachte und langsam, nachher aber bald gar rasch, bergab, der weniger erfreulichen Hälfte des Jahres zu.
- Sind Trinker zu retten? Zu den traurigsten Erfahrungen gehört es, rathlos mit ansehen zu müssen, wie sich ein Trunkfälliger durch sein Laster unaufhaltsam an Leib und Seele zu Grunde richtet und nicht nur über sich selbst, sondern auch über seine Angehörigen unsagbares Elend bringt. Es fehlt solchen Leuten nicht an Erkenntniß ihres verächtlichen Zustandes, an Vorsätzen zur Besserung, selbst an aufrichtigem Ringen, aus den Banden ihres Lasters loszukommen. Aber bei der nächsten Gelegenheit ist das alte Elend wieder da. Ja, das Laster verstärkt sich mit jedem Rückfall, der Reiz wächst, die Widerstandsfähigkeit wird immer geringer bis zur Unfähigkeit und Willenlosigkeit. Wie ist zu helfen? Geheimmittel, wie pomphaft sie auch angepriesen werden, sind völlig nutzlos. Das Durchgreifendste und Heilsamste ist der Aufenthalt in einer Trinkeranstalt von mindestens einem Jahre, wo der Alkoholist fern von äußeren Versuchungen in stiller Zurückgezogenheit leben und erstarken kann. Die Prinzipien, nach welchen jene Anstalten arbeiten, sind sehr einfache. Das erste ist die völlige Enthaltsamkeit von allen spiritiosen Getränken bei einfacher reizloser Kost und zweckmäßiger, streng geregelter Lebensweise. Ferner wird die gesunkene Willenskraft durch festgeordnete Arbeit im Freien gestählt und die Lust am eigenen Schaffen geweckt. Das letzte Mittel ist das Geschäftsleben, welches in der auf christlicher Grundlage ruhenden Anstalt gepflegt wird. Nach den Erfahrungen des Schleswig=Holsteinischen Trinkerheilanstalt Salem bei Rickling ist kein Trunksüchtiger rettungslos verloren.
- Eine Vogel=Uhr. Im Juniheft der bekannten Zeitschrift "Natur und Haus" findet sich folgende nette Mittheilung: Linnè hatte bekanntlich eine Blumenuhr hergestellt, indem er gewisse Pflanzen in der Reihenfolge neben einander pflanzte, in welcher sie ihre Blumen öffnen. Im Nachstehenden geben wir eine Vogel=Uhr. Die genannten Vögel beginnen ihren Gesang zu den beigesetzten Morgenstunden:
Fringilla coelebs, Buchfink, Blutfink, Edelfink .1/2 2 Uhr,
Sylva atricapilla, Mönchsgrasmücke, Mönch 2-2 1/2 Uhr,
Coturnix communis, Wachtel 2 1/2-3 Uhr
Ruticilla phoenicura, Gartenrotschwanz 3-3 1/2 Uhr,
Turdus merula, Amsel, Schwarzdrossel 3 1/2-4 Uhr,
Phillopneuste trochilus, Fitislaubsänger 4-4 1/2 Uhr,
Parus palustris, Sumpfmeise 4 1/2-5 Uhr,
Passer domesticus, Haussperling 5 Uhr.

In dieser Zusammenstellung vermissen wir aber die berühmteste Vogelzeitangabe: "Die Lerche wars und nicht die Nachtigall." Auch möchten wir niemandem raten, sich bei Benutzung der Früh=Eisenbahnzüge auf diese Vogeluhr zu verlassen. Denn wie leicht könnte es geschehen, daß Sumpfmeise "nachgeht", oder daß es schon Schwarzdrossel schlägt, während es doch erst drei Viertel auf Wachtel ist!
- Von Bismarcks letztem Walzer erzählt Madame Carette, die Vorleserin der Kaiserin Eugenie, in ihren Erinnerungen Folgendes: Auf einem großen Balle, der im Jahre 1867 zur Zeit der damaligen Pariser Weltausstellung in den Tuillerien gegeben wurde, kam mir während des Cotillons der boshafte Gedanke, dem Grafen von Bismarck, der, in einer Ecke stehend, dem Tanze zusah, ein Rosenbouguet anzubieten, das ihn dazu nöthigte, einen Walzer mit mir zu tanzen. Herr von Bismarck war damals der Gegenstand der allgemeinen Aufmerksamkeit. Er nahm das Bouquet an und, meiner Aufforderung Folge leistend, tanzte er mit mir in ganz vortrefflicher Weise einen Walzer. Dieser kleine Zwischenfall, der mit dem Ernste des Grafen v. Bismarck und der wichtigen Rolle, die er bereits in den Staatsgeschäften spielte wenig im Einklang stand, amüsirte die anwesenden Souverainus außerordentlich. Als er mich nach meinem Platze zurückführte, zog er eine Rosenknospe aus dem Knopfloch seines Frackes und bot sie mir mit den Worten an: "Bewahren Sie gütigst, Madame, diese Knospe als Andenken an den letzten Walzer, den ich in meinem Leben tanzen und nie vergessen werde."
- Mittel gegen Ratten. Ein einfaches, dabei für alle Hausthiere ganz unschädliches Mittel, Ratten zu fangen, besteht darin, daß man eine gewöhnliche Waschbütte oder Kessel stark zur Hälfte mit Wasser füllt, auf dasselbe 1 bis 2 Zoll hoch Spreu schüttet und diese oben noch mit Mehl oder Kleie bestreut. Man stellt den Wasserbehälter so auf, wo sich die Ratten am häufigsten einstellen, macht ihnen durch ein Brettchen eine Brücke bis zum Rande des Behälters, in welchen sie hinunter springen, dabei unter die Spreu versinken und an der Innenseite nicht heraufzuklettern vermögen. Auf diese Weise kann man in einer Nacht 20-30 Ratten fangen, welche zumtheil ersaufen oder sonst leicht getötet werden können.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD