No. 42
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Juni
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 42 Seite 1]

- Der Kaiser wird voraussichtlich im letzten Drittel des Juni in Kiel verweilen, um an der Regatta des dortigen Marine=Yachtklubs theilzunehmen und Flotteninspektionen vorzunehmen. Anfangs Juli wird er sich, wie wir bereits gemeldet haben, mit der Kaiserin auf der Yacht "Hohenzollern" einschiffen, um auch in diesem Jahre eine längere Nordlandfahrt zu unternehmen. Anfangs August wird er sich wiederum zur Segelwoche in Cowes nach England begeben und anfangs September zur Abhaltung der Kaisermanöver nach West= und Ostpreußen reisen. Veränderungen in diesem längst feststehenden Reiseplane sind bisher nicht getroffen worden.
- Ein an den Kaiser von privater Seite gerichtetes Immediatgesuch, in welchem um die Genehmigung der Errichtung eines Denkmals für den verstorbenen König Georg V. von Hannover gebeten wurde, ist durch den Minister des Innern abschlägig beschieden worden.
- Eine Deputation von des Kaisers englischen Dragonern trifft der "Post" zufolge diese Woche in Berlin ein, um sich dem Kaiser vorzustellen.
- Der Aufenthalt des Schahs von Persien in Berlin wird acht Tage dauern. Der Schah bewohnt das Schloß Bellevue; er wird sich drei Monate in Europa aufhalten.
- Die amtlichen Ausweise über den auswärtigen Handel des deutschen Zollgebiets in den ersten 4 Monaten des Jahres 1894 lauten wenig befriedigend, besonders für den Monat April, von welchem man gerade nach dem Inkrafttreten des vielgerühmten russischen Handelsvertrags Wunderdinge auf den Gebieten des Handels und Verkehrs erwartet hatte. Die Einfuhr in den ersten 4 Monaten dieses Jahres betrug 92 950 427 (100) Kg. gegen 83 249 496 (106) Kg. im gleichen Zeitabschnitt des Vorjahrs, also um 9 700 931 (100) Kg. mehr. Die Einfuhr ist als im Ganzen um 11,7 Proz., im April aber allein um 12,6 Proz. gestiegen. Die Einfuhr hat sich zumeist bei Getreide und landwirtschaftlichen Erzeugnissen, bei Abfällen, Oelen, Fetten und Steinen gehoben. Die Ausfuhr des Monats April 1894 ist um 106 562 (100) Kg. gegen den Vorjahrmonat zurückgeblieben, indem (im April 1894) nur 17 104 222 (100) Kg. gegen 17 210 784 (100) Kg. des Vorjahrmonats ausgeführt worden sind. Die Gesammtausfuhr der ersten vier Monate des Jahres 1894 ergiebt mit 68 062 521 (100) Kg. gegen 65 918 763 (100) Kg. des gleichen Zeitraums im Vorjahr ein Mehr von 2 143 758 (100) Kg., hat also um nur 3,2 Proz. zugenommen Die Eisenindustrie ist an der Vermehrung der Ausfuhr im ersten Drittel des Jahres mit 759 811 (100) Kg. beteiligt; ebenso hat die Maschinen=Industrie eine Ausfuhrsteigerung von 55 441 (100) Kg. zu verzeichnen. Gestiegen ist noch die Ausfuhr von Steinen und Steinwaaren, Stein= und Braunkohlen, Thon= und Porzellanwaaren. Am meisten zurückgegangen ist die Ausfuhr von Getreide und landwirthschaftlichen Erzeugnissen.
- Die Umgestaltung des Post=Zeitungs=Tarifs ist, wie die "Kölnische Volksztg." bestimmt erfahren haben will, von Seiten der Reichs=Postverwaltung in der Weise beabsichtigt, daß die Postgebühr künftig für Zeitungen 1) aus einer Abgabe von 10 pCt. vom Posteinkaufspreis, und 2) von einer Jahresabgabe von 25 Pfennigen für jedes Erscheinen innerhalb einer Woche bezw. eines Monats bestehen soll.
- Eine schwere Baukatastrophe ereignete sich in Berlin am Montag vormittag 9 1/2 Uhr auf dem Grundstück Kochstraße 73 (nahe der Wilhelmstraße). Durch Einsturz einer Wand des im Umbau befindlichen großen Vorderhauses wurden 6 Arbeiter verschüttet. Drei von ihnen erlitten zum Theil schwere Verletzungen, die drei anderen waren bereits tot, als sie aufgefunden wurden. - Bei dem Einsturz sind nur die Außenwände stehen geblieben; auch die Straßenfront drohte einzustürzen.
- Ein harter Schicksalsschlag traf eine in Rostock wohnende Frau. Dieselbe ging abends zur Ruhe und nahm ihr jüngstes 9 Wochen altes Kind mit sich ins Bett. Als sie heute Morgen erwachte, fand sie ihr Kind leblos unter dem Oberbett liegen. Sie mußte sich davon sofort überzeugen, daß ihr Kind eine Leiche und während der Nacht erstickt war. Ob durch ihr Verhalten eine Fahrlässigkeit begründet ist, wird die eingeleitete Untersuchung ergeben.
- Die Gaunerin Josephine Farkas aus Pest, die die Justizräthin Engelhardt in Berlin um 200 000 Mk., sowie auch viele Berliner Geschäftsleute beschwindelt hat, ist zu 4 Jahren Gefängzniß verurtheilt, ihre Mutter aber, die wegen Hehlerei angeklagt war, ist in Folge des Mangels an hinreichenden Beweisen freigesprochen worden.
- In Myslowitz in Oberschlesien ist am Sonnabend eine Arbeiterfrau an der asiatischen Cholera gestorben. Die größten Vorsichtsmaßregeln sind angeordnet worden.
- Ein am Sonnabend zwischen 8 und 9 Uhr niedergegangener Wolkenbruch richtete in den Schweizerorten Egelshofen und Emmishofen beträchtlichen Schaden an. Die von der Höhe herabkommenden Bäche waren zu reißenden Strömen angeschwollen, die aus den Ufern traten und Häuser, Straßen, Gärten und Wiesengelände tief unter Wasser setzten und fußhoch verschlammten. Mehrere Brücken sind eingestürzt oder weggerissen, einige gefährdete Häuser konnten nur durch die eifrige Hilfeleistung der durch Sturmläuten allarmierten Feuerwehr vor völliger Zerstörung bewahrt werden; in einer Mühle in Egelshofen wurden Schweine und Kälber fortgeschwemmt und tot an die Ufer geworfen. In beiden Orten bieten sich dem Beschauer traurige Bilder der Verwüstung und Zerstörung dar. Das Unwetter, eines der schwersten seit Menschengedenken, hatte mehrere Stunden gedauert und erstreckte sich auf einen Umkreis von etwa 10 Stunden.
- In Meinerzhagen im Sauerland in Westfalen brannten 34 Häuser ab. Die Feuersbrunst entstand durch Flugfeuer einer Schmiede. Sieben

[ => Original lesen: 1894 Nr. 42 Seite 2]

Feuerwehren wurden telegrafisch zur Bewältigung des Feuers herbeigerufen.
- Verhafteter Raubmörder. Bei einer in der Nacht zum 25. Mai unternommenen Razzia erwischte die Kriminalpolizei zu Hamburg einen steckbrieflich verfolgten Raubmörder. Derselbe sollte wegen eines begangenen Raubmordes eine längere Freiheitsstrafe in Schleswig verbüßen. Es gelang ihm, zu entfliehen und sich der Polizei unsichtbar zu machen, bis man jetzt wieder seiner habhaft wurde. Der Verbrecher hatte bei seiner Wiederverhaftung eine größere Summe Geldes bei sich. Die Behörde stellt nun Nachforschungen an, ob dies Geld von einem neuen Diebstahl oder Raubmord oder von seiner ersten That stammt, indem der Sträfling den Schatz nach Verübung vergraben hatte.
- In Budapest fand am Montag Ministerrath statt, zu welchem mehrere Minister nach Wien abreisten. Verläßlich wird mitgetheilt, daß ein Compromiß zwischen Regierung, Episkopat und Magnatenhaus geschlossen sei auf der Grundlage, das Prinzip der obligatorischen Civilehe nicht berührenden Zuggeständnisse der Regierung. - Verläßlich wird noch mitgetheilt, daß die Hofwürdenträger der nächsten Abstimmung im Magnatenhause fernbleiben werden. Die Annahme des Ehegesetzes im Magnatenhause soll gesichert werden durch eine Anordnung, welche die Standesbeamten anweist, allen Eheschließenden die kirchliche Trauung zu empfehlen. Der König theile die Ueberzeugung, daß die Ehevorlage baldigst Gesetz werden müsse; er betrachte jedoch einen Pairschub nur als ein äußerstes Mittel.
- Bei dem letzten Derby=Rennen in Wien war ein Reiter mit seinem Pferd gestürzt und im nächsten Augenblick lagen weitere 5 Reiter, die in schärfster Gangart die Pferde nicht rasch genug anhalten konnten, mit ihren Pferden zu einem Knäuel geballt auf dem Boden. Vier Jockeys sind verletzt worden, aber glücklicherweise nicht schwer, während ein Pferd so übel zugerichtet war, daß es erschossen werden mußte.
- In Triest traf am Sonnabend der Dampfer "Nagy=Lajors" mit 33 Passagieren und 285 000 Sack Kaffee aus Brasilien ein. Während der Ueberfahrt starben an Bord vier Personen am gelben Fieber, nämlich der Commandant, der Maschinist, ein Heizer und ein Maschinen=Assistent. Ein Schiffskellner, der gleichfalls erkrankt war, ist wieder genesen. Der Dampfer wurde sofort nach St. Bartolemeo in Quarantäne gesandt.
- Das wochenlange Regenwetter schädigt in Italien schwer die Landwirthschaft. Der Po und seine Nebenflüsse sind in Piemont aus den Ufern getreten; eine große Ueberschwemmung steht auch im unteren Laufe des Po bevor. Das Regenwetter hält an.
- Hermann Spree, der Captiän der deutschen Barke "Isenberg wurde im Hafen von London verhaftet, weil er beschuldigt wird, seinen Steuermann auf hoher See an einen Mast gebunden und dann zu Tode getrampelt zu haben.
- Der White Star Dampfer "Majestic" und der Dampfer "Paris" von der amerikanischen Linie unternahmen kürzlich wieder eine jener ebenso unsinnigen, wie gefährlichen Wettfahrten über den Ocean, welche unter englischen und amerikanischen Capitänen leider noch nicht aus der Mode gekommen sind. Die Wette galt darum, welcher von den Dampfern seine nach London fahrenden Passagiere zuerst nach dort schaffen würde. Die "Majestic" fuhr nach Liverpool, die "Paris" nach Southampton. Die "Majestic" hat gesiegt, aber es wäre dabei beinahe zu einem Zusammenstoß gekommen. Auf dem hohen Meere hielten sich die beiden prächtigen Schiffe eine Meile entfernt von einander. Letzten Sonnabend aber geriethen sie in gefährliche Nähe und die "Majestic" mußte Gegendampf geben, weil die "Paris" unmittelbar vor ihrem Bug vorbeisegelte. Die 2400 Fahrgäste der Schiffe waren in großer Aufregung. Der Capitän des amerikanischen Schnelldampfers leugnet in seinem Berichte, daß er seinen Kurs geändert habe, dagegen habe die "Majestic" die Bahn der "Paris" gekreuzt, übrigens seien sich die beiden Schiffe nie auf eine halbe Meile nahe gekommen.
- Eine große Feuersbrunst zerstörte die Rookery=Baumwollspinnerei in Huddersfield nebst großem Baumwollager. Der Schaden beträgt über 800 000 Mark.
- Der Kaiser von Rußland hat einen Ukas erlassen, durch welchen den Ministern, Gouverneuren und sonstigen hohen Beamten die Macht, Subalternbeamte zu ernennen oder zu entlassen, entzogen und unter unmittelbarer Kontrolle des Zaren der Spezial=Kontroll=Ausschuß wieder hergestellt wird, der unter Kaiser Nikolaus bestand. Der Ukas verdient besondere Beachtung, weil er allgemein mit den umlaufenden Gerüchten über ein gegen den Zaren geplant gewesenes Attentat und über zahlreiche Verhaftungen in verschiedenen Theilen des Reichs in Zusammenhang gebracht wird. Obschon, wie bei allen derartigen Vorgängen in Rußland, zuverlässige Nachrichten über den Sachverhalt fehlen, befestigt sich in Folge dieses Ukas die Ueberzeugung, daß wirklich ein neuer Mordanschlag gegen den Zaren geplant war, und daß die nach der Entdeckung desselben vorgenommenen Verhaftungen namentlich auch das Beamtenthum in bedenklicher Weise in Bestrebungen der Verschwörer verwickelt gezeigt haben. Soll sich unter den verhafteten Eisenbahningenieuren doch sogar ein Neffe des Oberprokurators des heiligen Synods, Pobedonoszew, der Hauptstütze des gegenwärtigen Systems, befinden. Daß der Zar, um das Beamtenthum unter seine persönliche Kontrolle zu nehmen, auf das System seines Großvaters Nikolaus zurückgreift, ist angesichts der Regungen des neuen Geistes, die sich auch in Rußland mehr und mehr bemerkbar machen, ein Wagstück, daß von dem Kraftbewußtsein des Zaren beredtes Zeugniß ablegt. Die Zukunft wird lehren, ob er sich dabei nicht doch etwas zu viel zugetraut hat. Wie der "Times" aus Petersburg gemeldet wird, sollen die Minister den Ukas als ein Zeichen mangelnden Vertrauens betrachtet und davon gesprochen haben, ihr Entlassungsgesuch einzureichen.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Walksfelde sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths August Willhöft wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 26. Mai 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Alle, welche Forderungen an den Nachlaß des am 22. d Mts. hier verstorbenen Knechts Gottlieb Dau aus Falkenhagen haben, ersuche ich, solche baldigst bei mir anzumelden.
Schönberg, 26. Mai 1894.

Landvogtei=Registrator.
Krüger.


Für einen jungen kräftigen Mann wird zu Johannis eine Stelle zur Erlernung der Wirthschaft auf zwei Jahre bei freier Station gesucht. Off. sub Ho. 2956 b an Haasenstein & Vogler A. G. Lübeck.


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                                                    J. Oldenburg Ww.,
                                                    Schmiedemeister.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 42 Seite 3]

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Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg
zu Schönberg.

Die zum Landeskriegerfest nach Grevesmühlen angemeldeten Kameraden treten am Sonntag, den 3. d. Mts., Morgens 7 Uhr, vor dem Vereinslokale an.
Orden und Vereinszeichen sind in natura anzulegen.
Alle Kameraden lösen Sonntagsfahrkarten und bei Ankunft in Grevesmühlen eine Festkarte à 50 Pfg.
Diejenigen Kameraden, welche 2 Tage in Grevesmühlen bleiben wollen, lösen Fahrkarten für einfache Tour und haben sich eine Legitimationskarte beim Kameraden Oldenburg abzuholen.

                                                    Der Vorstand.


Am Sonntag, den 3. Juni,
Nachmittags 1 1/2 Uhr,
großes Katerschlagen
mit nachfolgendem Tanz,
wozu wir freundlichst einladen.                                                    
                                                    Die jungen Mädchen
                                                    der Dorfschaft Petersberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 42 Seite 4]

Nachmann u. Magnus,
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Die Effecten von sämmtlichen bei uns eingelösten Coupons werden fortlaufend unentgeltlich gegen Ausloosung etc. controllirt.


Zu dem am Sonntag, den 10. und Montag, den 11. Juni
bei mir stattfindenden                                                    
Scheibenschießen
lade freundlichst ein.                                                    
Duvennest.                                                     H. Wittfoth.
Am zweiten Tage BALL.
Gewinne: Hochfeine Schaflämmer.


Zu dem am Sonntag, den 3. Juni zu Neschow stattfindenden

Ringreiten

lade ich freundlichst ein.

                                                    Krüger Arndt=Neschow.


Am Sonntag, den 3. und Montag den 4. Juni
Scheibenschiessen
wozu freundlichst einladet                                                    
Ollndorf.                                                     J. Dechow.

NB. Der Ball findet am Montag, den 4. Juni, statt.


Todesanzeige.

Es hat dem lieben Gott gefallen, mir gestern Abend 1/2 9 Uhr meinen lieben Mann, meiner Kinder liebevollen Vater, den

Malermeister Rütz

nach langem schweren Leiden und nach einem rastlos thätigen Leben zu sich zu nehmen in sein Himmelreich.
Dieses zeigt mit tiefbetrübtem Herzen an die trauernde

                                                    Familie Rütz.

Die Beerdigung findet Sonnabend, den 2. Juni, Nachmittags 3 Uhr, statt.
Schönberg, den 29. Mai 1894.


Todesanzeige.
(Statt jeder besonderen Meldung.)

Dienstag Morgen 7 Uhr wurde mir meine liebe Frau und meines einzigen Sohnes treue Mutter nach ihrem langen schweren Leiden durch den Tod genommen.
Die Beerdigung findet am Freitag, 1. Juni, Nachmittags 3 Uhr, vom Trauerhause aus statt.
Um stille Theilnahme bittet der tiefbetrübte Gatte.

                                                    J. Hecht, Webermeister
                                                    und Sohn
                                                    Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 3. Juni.

Frühkirche: Candidat Will.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Standesamtsnachrichten. Schönberg.

Geboren:

D. 28. April dem Arbeiter Zöllner zu Schönberg ein Sohn.
D. 13. Mai dem Hauswirthsanerben Ollrogge zu Mahlzow ein Sohn.
D. 14. Mai dem Arbeiter H. Dunkelmann zu Gr. Bünsdorf ein Sohn.
D. 16. Mai dem Hauswirth H. Wigger zu Kl. Siemz eine Tochter.
D. 18. Mai dem Rademacher Stoltenberg zu Petersberg eine Tochter.
D. 17. Mai dem Kaufmann Hugo Heincke zu Schönberg Zwillingsknaben.
D. 23. Mai dem Arbeiter A. Baggenthien zu Bauhof Schönberg ein Sohn.

Gestorben:

D. 27. April Albert Carl Heinrich Peter Joachim Meyer, Arbeitersohn zu Schönberg, 1 J. 10 M. alt.
D.   3. Mai Ernst Johann Wilhelm Luther, Lehrer zu Schönberg, 30 J. 11 M. alt.
D. 16. Mai August Friedrich Johannes Heinrich Franck zu Schönberg, 1 J. 3 M. alt.
D. 22. Mai Gottlieb Joachim Friedrich Dau, Knecht zu Falkenhagen, verstorben zu Schönberg.
D. 29. Mai Anna Katharine Wilhelmine Hecht geb. Retelsdorf, Wehermeisterfrau zu Schönberg, 50 J. 2 M. alt.
D. 29. Mai Trine Lise Voß geb. Oldörp, Arbeiterfrau zu Rupensdorf, 76 J. 7 M. alt.
D. 29. Mai Christian Friedrich Theodor Rütz, Malermeister zu Schönberg, 57 J. 2 M. alt.
D. 31. Mai Magdalene Marie Retelsdorf, Dienstmädchen zu Boitin=Resdorf, 59 J. 10 Monate alt.

Eheschließungen:

D.   6. April Werkführer Friedrich Alphons Matthey zu Bergedorf und Marie Christine Elise Schrep zu Sande.
D. 17. April Knecht Wilhelm Johann Heinrich Lenschow zu Sabow und Cath. Marie Elisabeth Engel Dunkelmann zu Schönberg.
D. 20. April Arbeiter Heinrich Joachim Peter Carl Brasch zu Schönberg und Catharine Marie Magdalene Dierck zu Rupensdorf.
D.   4. Mai Schutzmann Carl Friedrich Adolf Stöffin zu Hamburg und Elli Elise Karoline Louise Stein zu Schönberg.
D. 15. Mai Postpacketträger Carl Heinrich August Busch und Anna Sophie Kath. Marie Elisabeth Kloth zu Hamburg.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 51-52 M., große Schweine 48-50 M., Sauen 35-42 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 21.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 42 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 42 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. Juni 1894.


Die Versicherung der Arbeiter.

Vom Reichs=Versicherungs=Amt in Berlin ist eine statistische Bearbeitung zur Arbeiter=Versicherung des deutschen Reiches ausgeführt und das Ergebniß in einem soeben erschienenen Druckheft zusammengestellt worden. Wir entnehmen demselben die nachstehenden abgerundeten Zahlen, welche auf den vorläufigen Feststellungen des Jahres 1893 beruhen. I. Krankenversicherung: Es bestanden 19,700 berufliche Krankenkassen mit 6,692,000 versicherten Personen; erkrankte Personen 2,403,000; Krankheitstage 39,000,000; Einnahmen 116,000,000 Mk.; Ausgaben 109,000,000 Mk.; Vermögen 90,000,000 Mk.; 2000 freiwillige Krankenkassen mit 938,000 versicherten Personen; erkrankte Personen 365,000; Krankheitstage 7,000,000; Einnahmen 19,000,000 Mk.; Ausgaben 18,000,000 Mk.; Vermögen 15,000,000 Mk. II. Unfallversicherung: gewerbliche Berufsgenossenschaften 64 mit 415,000 Betrieben; versicherte Personen 5,000,000; entschädigte Unfälle 136,000; Einnahmen 60,800,000 Mk.; Ausgaben 46,000,000 Mk.; Vermögen 112,000,000 Mk. Ländliche Berufsgenossenschaften 48 mit 4,860,000 Betrieben; versicherte Personen 12,400,000; entschädigte Unfälle 73,600; Einnahmen 10,100,000 Mk.; Ausgaben 8,900,000 Mk. ; Vermögen 4,900,000 Mk. Behörden für Staatsbetriebe 374; versicherte Personen 650,000; entschädigte Unfälle 13,400; Einnahmen 3,500,000 Mk.; Ausgaben 3,500,000 Mk. III. Invaliditäts= und Altersversicherung: Versicherungsanstalten 31 mit 10,770,000 versicherten Personen; Rentenempfänger 232,360; Einnahmen 95,900,000 Mk.; Ausgaben 20,750,000 Mk.; besondere Kassen 9 mit 510,000 versicherte Personen; Rentenempfänger 7,290; Einnahmen 7,600,000 Mk.; Ausgaben 750,000 Mk.; Reichszuschuß 300,000 Mk.; Vermögen 18,600,000 Mk. IV. Gesammt=Uebersicht. 1. Versicherte Personen: gegen Krankheit 7,630,000; gegen Unfall 18,050,000, gegen Invalidität 11,280,000. 2. Entschädigte Personen: wegen Krankheit 2,768,000; wegen Unfall 258,460; wegen Invalidität 239,650. 3. Einnahmen: für Krankheit 135,000,000 Mk., darunter Beiträge der Arbeitgeber 32,000,000 Mk., Beiträge der Arbeitnehmer 78,000,000 M., für Unfall 74,400,000 Mark, darunter Beiträge der Arbeitgeber 58,400,000 Mark, für Invalidität 114,800,000 Mk., darunter Beiträge der Arbeitgeber 48,100,000 M., Beiträge der Arbeitnehmer 48,100,000 Mk. 4 Ausgaben: für Krankheit 127,000,000 Mk., darunter Kosten der Entschädigung 103,000,000 Mk., Kosten der Verwaltung 6,100,000 Mk., für Unfall 58,400,000 Mark, darunter Kosten der Entschädigung 38,200,000 Mark, Kosten der Verwaltung 8,000,000 Mk., für Invalidität 114,800,000 Mk., darunter Kosten der Entschädigung 28,000,000 Mk., Kosten der Verwaltung 4,800,000 Mk. 5. Vermögensbestand: der Krankheitsversicherung 105,000,000 Mk., der Unfallversicherung 116,900,000 M., der Invaliditätsversicherung 245,600,000 Mk. 6. Durchschnittlicher Entschädigungsbetrag pro Fall: für Krankheit 37 Mark, für Unfall 171 Mk., für Invalidität 117 M. 7. Durchschnittliche Belastung pro Kopf der versicherten Personen: für Krankheit 14 M., für Unfall 3,20 M., für Invalidität 9,50 M.


- Am Sonntag wurde in Schlutup die Fahnenweihe des dortigen Kriegervereins und zugleich die Delegiertenversammlung des 8. Bezirks des deutschen Kriegerbundes abgehalten. Es waren 13 Vereine dazu erschienen. An der Fahnenweihe am Nachmittage betheiligten sich ca. 1500 Krieger, die Festrede hielt Admiral Kühne. Auch die Schönberger Kriegervereine betheiligten sich an diesem Feste, der hiesige Kampfgenossenverein und der Dassower Kriegerverein stifteten je einen Fahnennagel, der Schönberger Kriegerverein eine Schleife in den mecklenburgischen Farben, die Lübecker und Travemünder Vereine schenkten ein Fahnenband.
- Der 27. Mai war für den Männergesangverein in Carlow ein Erinnerungstag, wie er wohl wenigen ländlichen Gesangvereinen beschieden wird. Der Verein konnte auf 30 Jahre seines Bestehens zurückblicken, und aus Anlaß dieser Feier wurde auf Vereinskosten eine neue Fahne gestiftet, welche am 27. ds. geweiht wurde. Der Ort prangte im Festkleide. Schon am Vormittag strömten in ganzen Schaaren die Festtheilnehmer herbei, während die geladenen Gesangvereine aus Ratzeburg, Rehna, Rieps, Schönberg usw. erst gegen Mittag eintrafen. Die Feier verlief programmmäßig. Als gemeinsames Chorlied wurde "Brüder, reicht die Hand zum Bunde" vorgetragen. Das große Festlokal hatte sich inzwischen bis auf den letzten Platz gefüllt. Den Mittelpunkt der Stiftungsfeier bildete natürlich die Fahnenweihe. Das herrliche Banner, welches der Verein jetzt besitzt, ist von der Firma Rehwoldt in Lübeck angefertigt. Die Arbeit ist eine tadellose. Auf der Vorderseite der Fahne befindet sich eine goldgestickte Lyra, umgeben von Eichenlaub. Auf der Rückseite befindet sich folgende Inschrift: "Gruß Gott mit hellem Klang, Heil dem deutschen Wort und Sang." Die Fahne repräsentirt einen Werth von ungefähr 260 M. Nach vollzogener Weihe durch den Vorsitzenden des Vereins wurde dieselbe dem Fahnenträger übergeben mit dem Auftrage, sie alle Zeit in Ehren zu halten. Das Concert im Festlokal nahm nun seinen Fortgang. Chor= und Sologesänge wechselten ab. Etwas nach 5 Uhr schickte man sich zum Festzuge an. Vom Festlokal aus bewegte sich derselbe durch sämmtliche Straßen des Dorfes, viele Hunderte von Personen zählend. Festessen und Festbälle bildeten den Schluß der Feier, die gewiß bei allen Theilnehmern die besten Erinnerungen zurückgelassen hat.
- Am 11. Juni trifft in Neustrelitz der commandirende General des 9. Armeekorps, General der Kavallerie Graf von Waldersee, ein zur Besichtigung des dortigen Bataillons und der Batterie. Nach der Besichtigung reist der General nach Altona zurück.
- Manöver. Nach den bisherigen Feststellungen finden die diesjährigen Manöver des IX. Armeekorps im Bereich des hiesigen Großherzogthums statt und zwar: die Uebungen der 17. Division zwischen Kröpelin-Bützow-Goldberg-Malchin-Lalendorf-Tessin-Rostock, diejenigen der 18. Division unter Berührung eines Teiles des Fürstenthums Ratzeburg zwischen der Ostsee-Rehna-Kleinen-Sternberg, im Osten mit Kröpelin, Bützow und Kleinen abschließend. Das Corpsmanöver wird im Rayon Rostock-Laage-Güstrow-Schwaan stattfinden.
- Unter zahlreicher Betheiligung fand in Rostock das Begräbniß des in der Nacht vom 24./25. Mai hochbetagt verstorbenen früheren Gutsbesitzers von Groß Ridsenow Gustav Karsten statt. Der Verewigte, ein Sohn des wail. Gerichtsraths Karsten in Schönberg, kaufte 1845 das Allodialgut Groß Ridsenow, R. A. Güstrow; fast fünfzig Jahre blieb es im Besitz des als tüchtigen Landwirth bekannten Mannes. Ende vorigen Jahres verkaufte er es an den Prof. Dr. med. v. Mosengeil in Bonn. Karsten würde im nächsten Jahre seine goldene Hochzeit gefeiert haben.
- Aus Teterow wird der "M. Z," berichtet: Vor einigen Tagen langten hier zwei Knaben im Alter von 12 und 10 Jahren an, welche die Reise von Berlin nach hier in zwei Tagen und einer Nacht zu Fuß zurückgelegt hatten, um die hier wohnende Großmutter aufzusuchen. Angeblich in Folge der allzu großen Strenge des Vaters, eines gut situirten Musikers, hatten sich die Kinder, nachdem sie ein Butterbrod zu sich gesteckt hatten, heimlich auf den Weg gemacht und waren, größtentheils die Bahnstrecke benutzend, endlich am Mittwoch Abend zum größten Erstaunen der Großmutter hier bei

[ => Original lesen: 1894 Nr. 42 Seite 6]

derselben eingetroffen. Diese hatte natürlich nichts Eiligeres zu thun, als sofort die bereits in größter Sorge über den Verbleib ihrer Kinder befindlichen Eltern durch ein Telegramm zu benachrichtigen. Sonntag Vormittag traf die Mutter der beiden Kleinen hier ein, um die Flüchtlinge wieder mitzunehmen.
- Etwas vom Reisegepäck. Damit Verschleppungen von Reisegepäck bei der Eisenbahnbeförderung tunlichst vermieden werden, ist es nothwendig, daß die Gepäckstücke vor ihrer Aufgabe von älteren Beklebungen befreit werden. Besonders ist ferner den Reisenden zu empfehlen, die Gepäckstücke mit deutlicher Adresse zu versehen, damit im Falle einer Verschleppung sofort erkannt wird, wohin das Gepäck gehört und damit die Weiterbeförderung unverzüglich veranlaßt werden kann.


- Die Möglichkeit einer Besiedelung Ostafrikas durch Deutsche wurde unlängst in der Abtheilung Hannover der deutschen Colonialgesellschaft erörtert. Bemerkenswerth sind die Erklärungen des Reichscommissars Dr. Carl Peters, welcher dazu nach dem "Hann. Cour." Folgendes ausführte: Ostafrika eigne sich sowohl zum Plantagenbau wie auch zur Ansiedlung. Sämmtliche Gebiete über 4000 Fuß seien malariafrei und für Besiedelung geeignet, die niedriger gelegenen Gebiete dagegen nur für Plantagenbau. Die höher gelegenen Plateaus seien ebenso gesund wie die Landschaften in Nordeuropa, und würden sich deutsche Bauern dort dauernd ansiedeln können. Das Gebirgsland Usambara, wo bereits Plantagen in Betrieb seien und die Kaffeepflanzungen sich vorzüglich entwickelt haben, sowie das Kilimandscharogebiet kenne er aus längerer Erfahrung. In Usambara herrschte keine größere Hitze als bei uns an Sommertagen. Malaria komme auch vor, aber nur in leichten Fällen. Das Kilimandscharogebiet bedecke über 70 Quadratmeilen und weise bis zu seinem schneebedeckten Gipfel alle Zonen der Erde auf. Ein ausgedehnter, einem großen Garten gleichender Culturstreifen umgebe den Berg; hier würden bequem 20,000 Deutsche angesiedelt werden können, was für das ganze dortige wirtschaftliche Leben von außerordentlicher Bedeutung sein würde. Die Bodenart gleiche der um den Vesuv herum; es lassen sich zwei bis drei Ernten im Jahre erzielen. Wie Usambara, eigne sich auch Pare, das Vorland des Kilimandscharo, sowie der Westrand des Ostafrika bis zum Nyassasee durchziehenden sogenannten ostafrikanischen Grabens, des ausgedehntesten Spaltes auf der Erde, zu Culturzwecken. Daß die Viehzucht möglich, zeigten die Massaistämme, deren Existenzgrundlage dieselbe bilde. Auf weiten Strecken ließen sich Verhältnisse anbahnen, wie sie im Caplande beständen. Die Vorbedingungen für die Besiedelung sei natürlich der Bau einer Eisenbahn, um erstens die Geräte und Bedürfnisse der Ansiedler an Ort und Stelle zu bringen und dann die gewonnenen Produkte an die Küste zu schaffen.
- Der Kaiser als Ehestifter. Unter diesem Titel wird die folgende Geschichte berichtet: "Ein Gardeschütze aus Groß=Lichterfelde unternahm dieser Tage in Begleitung zweier Damen einen Ausflug nach Potsdam, um sich den Park von Sanssouci anzusehen. Von den Dreien wußte aber niemand Bescheid, bis ihnen der Zufall einen Gardejäger in den Weg führte. Mit dem richtigen Scharfblicke hatte eine der Damen den schmucken Jäger als Führer ausersehen, und dieser sträubte sich auch nicht im mindesten, das ihm angetragene Amt zu übernehmen. Die Naturschönheiten waren aber bald für den Gardejäger und seine Begleiterin zur Nebensache geworden und als die Stunde der Trennung nahte, hatten sich beide bereits zu tief in die Augen geschaut. Ein Pfiff der Lokomotive, ein kurzer Händedruck und das junge Mädchen befand sich nach Berlin unterwegs. Aus seligen Träumen wurde es aber plötzlich emporgeschreckt, denn es hatte eine Hauptsache vergessen, nämlich den Verehrer nach dem Namen zu fragen. Obgleich eine Zusammenkunft in Berlin geplant war, so verging doch Tag auf Tag, ohne daß beide sich finden. Da griff das von Sehnsucht gepeinigte Mädchen zu einem ganz sicheren Mittel, indem es brieflich die Hilfe des Kaisers zur Ermittelung des Zukünftigen anrief. Das in den obersten Kriegsherrn gesetzte Vertrauen sollte in vollstem Maaße gerechtfertigt werden. Im Instanzenwege wurde vom Generalkommando des Gardekorps nach dem Jäger geforscht, der sich denn auch freiwillig als den vermißten Liebhaber zu erkennen gab. Es war der Gardejäger L., der alsbald mit Urlaub nach Berlin in die Arme der glücklichen Braut eilte.
- Prälat und Sängerin. Ein hübsches Erlebniß, daß der kürzlich zu Stuttgart verstorbene Dichter und Prälat Karl v. Gerok einst gehabt haben soll, besingt eine Ravensburgerin, Frl. Thekla Schneider, im Oberschw. Anzeiger. Nachdem sie zuerst in schwärmerischen Worten die Pracht eines Frühlingstages in den K. Anlagen geschildert - die Sonne scheint hell neben regendrohenden Wolken - sagt die Dichterin: Auf dem Philosophenpfad kommt sinnend der Herr Prälat . . . . Vorsichtig trägt er einen Regenschirm in der Hand, indes eine bekannte Stuttgarter Sängerin aus dem Seitenweg arglos und keiner Tücke des Regengottes gewärtig daherschreitet. Plötzlich fängt es an zu tröpfeln, es regnet stärker, und der Prälat, ebenso christliche Nächstenliebe als ritterliche Galanterie übend, tritt herbei, die Sängerin zu "beschirmen". Keines kennt das Andere. Sie wandeln in freundlichem Gespräch vor der Dame Haus, und da rückt der Herr Prälat mit der etwas "faustisch" anhebenden Frage heraus:

. . . . . "Darf ich's wagen
Nach dem Namen Sie zu fragen?"
Und das rasche Musenkind
Schnell auf Antwort sich besinnt:

"Aus der Frage kann ich sehn,
Daß Sie nie zur Oper gehn;
Als die erste Sängerin
Jedermann bekannt ich bin.

Nun ist's wohl an mir, zu fragen,
Und ich bitte Sie, zu sagen,
Wer mit unterm Schirm soeben
Gütig das Geleit gegeben?" -

"Aus der Frage kann ich seh'n,
Daß Sie nie zur Kirche geh'n,
Alle Frommen kennen mich,
Denn der Herr Prälat bin ich!"

- Ein Inserat von 1640. Da sah es doch ganz anders im Handel und Gewerbe aus als heute. Man höre: Isaak Mackerl in Nürnberg zeigte im Jahre 1640 sein Geschäft folgendermaßen an: "Isaak Mackerl, Barbier, Perrückenmacher, Schulmeister, Hufschmied und Geburtshelfer, rasirt und schneidet die Haare vor zwei Krützer und Puttet und Pomade obendrein. Macht und flikt Schuh und Stiefel, läßt Ader und setzt Schrobkob ganz gern: lernt in die Häuser Kondition und anderen Tanz, verkauft Parfimiry aller Art, Papier, Stiefelwichs, gesalzene Hering, Konigkung, Pürschen, Mausefallen und andere Konveks, herzstärkende Wurzeln, Kartoffeln, Bratwurst und andere Gemuß. Isaak Mackerl!" Gewiß eine große Vielseitigkeit, aber während des dreißigjährigen Krieges, der also, wie an diesem Beispiel zu ersehen, alle Innungssatzungen bereits über den Haufen geworfen hatte.
- Ein sonderbarer Brautwerber erschien jüngst in der Wohnung eines biedren Bürgers zu Sterzing in Tirol in Gestalt eines jungen Mannes, der ohne weiteres um die Hand der Tochter des Bürgermeisters anhielt und da ihm diese verweigert wurde, die Drohung fallen ließ, er werde sich erschießen. Gesagt - gethan! Kaum war der junge Mann nach seiner mißglückten Werbung vor dem Hause angelangt, hörte man einen Schuß knallen und als die Leute aus den Nachbarhäusern zusammenliefen, fanden sie den Brautwerber regungslos am Boden liegen. Auf einer Bahre trugen mitleidige Menschen den scheinbar Verletzten zum Arzte, doch als er in die Wohnung des letzteren hinaufbefördert werden sollte, erhob er sich plötzlich und nahm schnellen Fußes Reißaus auf Nimmerwiedersehen. Der Schuß war nur ein Schreckschuß gewesen.
- Die Stadt Elbing hat jetzt Mädchen in Männerkleidung aufzuweisen. Es sind dies die Meierinnen der dortigen Molkerei, die Kniehosen und Blousen, die durch einen Gurt zusammengehalten werden, tragen. Die Tracht ist gewählt, um die Verrichtung der Molkerei=Arbeiten zu erleichtern.


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