No. 36
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. Mai
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 36 Seite 1]

                    Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg II (westlich) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt:

1. Im Impfdistrikt Schönberg,

bestehend aus den Ortschaften:

Bauhof=Schönberg, Kleinfeld und Malzow,
im Hause des Herrn Landphysikus Dr. Marung zu Schönberg:
a. Impfung der im Jahre 1893 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Malzow,

am Mittwoch, den 16. Mai,
Morgens 10 resp. 10 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 23. Mai,
Morgens 10 Uhr.

2. im Impfdistrikt Zarnewenz,

bestehend aus den Ortschaften:

Zarnewenz (Hof und Dorf), Schwanbeck mit Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow,
im Kruge zu Zarnewenz:
a. Impfung der im Jahre 1893 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow

am Mittwoch, den 16. Mai,
Nachmittags 2 1/2 resp. 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 23. Mai,
Nachmittags 3 Uhr.

3. Im Impfdistrikt Petersberg,

bestehend aus den Ortschaften:

Petersberg, Bechelsdorf, Lockwisch (Hof und Dorf), Niendorf, Rupensdorf, Wahlsdorf und Westerbeck,
im Kruge zu Petersberg:
a. Impfung der im Jahre 1893 geborenen Kinder,

am Freitag, den 18. Mai,
Nachmittags 2 Uhr.

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 25. Mai,
Nachmittags 2 Uhr,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Petersberg, Lockwisch, Niendorf, Rupensdorf und Wahlsdorf

am Freitag, den 18. Mai,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 25. Mai,
Nachmittags 2 Uhr.

4. Im Impfdistrikt Selmsdorf,

bestehend aus den Ortschaften:

Selmsdorf (Hof und Dorf), Bardowick, Hohemeile und Lauen,
im Lokale des Gastwirths Michaelsen daselbst.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 36 Seite 2]

a. Impfung der im Jahre 1893 geborenen Kinder,

am Mittwoch, den 23. Mai,
Nachmittags 4 Uhr,

und Revision der Schutzblattern,

am Mittwoch, den 30. Mai,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

b. Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Selmsdorf,

am Mittwoch, den 23. Mai.
Nachmittags 4 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern,

am Mittwoch, den 30. Mai,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

5. Im Impfdistrikt Herrnburg,

bestehend aus den Ortschaften:

Herrnburg, Duvennest, Lenschow, Lüdersdorf, Palingen und Wahrsow (Hof und Dorf),
im Gastwirth Lohse'schen Lokale zu Herrnburg,
a. Impfung der im Jahre 1893 geborenen Kinder,

am Freitag, den 18. Mai,
Nachmittags 4 Uhr,

und Revision der Schutzblattern,

am Freitag, den 25. Mai,
Nachmittags 4 Uhr,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Herrnburg, Duvennest, Palingen und Wahrsow,

am Freitag, den 18. Mai,
Nachmittags 4 3/4 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 25. Mai,
Nachmittags 4 Uhr,

6. im Impfdistrikt Rieps,

bestehend aus den Ortschaften:

Rieps, Boitin=Resdorf, Heiligeland, Gr. und Kl. Mist, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlag=Sülsdorf, Thandorf und Wendorf,
im Kruge zu Rieps,
a. Impfung der im Jahre 1893 geborenen Kinder,

am Dienstag, den 29. Mai,
Nachmittags 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern,

am Dienstag, den 5. Juni,
Nachmittags 3 Uhr,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Rieps, Gr. und Kl. Mist, Schlagresdorf, Schlagsülsdorf und Thandorf,

am Dienstag, den 29. Mai,
Nachmittags 3 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Dienstag, den 5. Juni,
Nachmittags 3 Uhr.

                 Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der oben gedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansagen der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
                 Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
                 Diejenigen Betheiligten, welche von der Impfung durch den Impfarzt keinen Gebrauch machen wollen, werden hierdurch aufgefordert, dem bestellten Impfarzte bis zum Jahresschluß den Nachweis der geschehenen Genügung der Impfpflicht zur Vermerkung in der Impfliste zu geben.
                 Schönberg, den 7. Mai 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
In Vertretung:
Koeppen.


In Sachen, betreffend die Zwangsversteigerung der der Ehefrau des früheren Hauswirths Kols in Grieben Elise, geb. Lenschow gehörigen, daselbst sub Nr. II belegenen Vollstelle c. p. ist zur Erklärung über den Theilungsplan, sowie zur Vornahme der Verteilung Termin auf

Sonnabend, den 19. Mai 1894
Vormittags 11 Uhr

bestimmt, zu welchem die Betheiligten mit dem Hinweis darauf geladen werden, daß gegen einen Gläubiger, welcher im Termine nicht erschienen ist, angenommen wird, daß er mit der Ausführung des Planes einverstanden ist.
Der Theilungsplan wird vom 12. Mai 1894 an auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten niedergelegt werden.
Schönberg, den 1. Mai 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    W. Wetzel.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 36 Seite 3]

In Sachen, betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Falkenhagen sub Nr. IV belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Franz Heinrich Kröplin daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 2. Mai 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen, betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Ziehen sub Nr. X und XI belegenen Käthnerstellen c. p. des Käthners Heinrich Lange daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 2. Mai 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Ich ersuche um beschleunigte Mittheilung des Aufenthaltsorts des Bäckergesellen Carl Horstmann aus Rehna, welcher in einer Strafsache als Zeuge vernommen werden soll.
Schönberg, den 2. Mai 1894.

Der Amtsanwalt.
A. Dufft.


Holzauktion Nr. 33.

Am Freitag den 11. Mai Morgens 10 Uhr zu Selmsdorf sollen beim Gastwirth Michaelsen bei freier Concurrenz verkauft werden:

Aus den Hohemeiler Tannen,

        39 Stück tannen Kiepenhölzer.
ca. 300 Stück fichten Derbholzstangen I. Kl.
ca. 150 Stück fichten Derbholzstangen II. Kl.
ca.   25 Stück fichten Derbholzstangen III. Kl.
ca. 250 Rmtr. kiefern Kluftholz.
      400 Rmtr. kiefern Knüppel.
Herr Förster Polle ertheilt Auskunft über den Stand des Holzes.
Schönberg, den 1. Mai 1894

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Am Mittwoch d. 9. Mai cr. soll die im Stadtmoor zu Schönberg belegene ca. 14 Scheffel Aussaat große städtische Wiese auf 10 auf einander folgende Jahre, also bis zum Jahre 1904, öffentlich an den Meistbietenden verpachtet werden. Reflectanten haben sich Nachmittags 5 Uhr an Ort und Stelle einzufinden.
Schönberg, den 7. Mai 1894.

Der Magistrat.


Gartenbauverein.
Versammlung
am Mittwoch, den 9. Mai, abends 8 Uhr,
bei Herrn Gastwirth J. Böckmann.                          
                                                    Der Vorstand.


Habe jetzt wieder sehr schönen                          
Holsteiner Käse,
à Pfund 20 Pfg.,
vorräthig, und im Ganzen billiger.                                                    
                                                    Max C. Saß.


Braunkohlenbriketts

aus der Mariengrube in Senftenberg von größter Heizkraft und geruchlos brennend, empfehle ich für die Sommerlieferung zu sehr billigen Preisen.

                                                    Aug. Spehr.


Mast= und Freßpulver
für Schweine. Vorteile: Große Futterersparnis, rasche Gewichtszunahme, schnelles Fettwerden, erregt Freßlust, verhütet Verstopfung und schützt die Tiere vor vielen Krankheiten, per Schachtel 50 Pfg., nur ächt, wenn dieselbe den Namenszug Geo Dötzer trägt. Erhältlich bei Apotheker Montag in Schönberg.


Meine Holzsägerei empfehle ich zur gefl. Benutzung für Lohnschnitt bis zum 1. Juli d. J.

                          C. Hoffbauer.


Norddeutsche Hagel=Versicherungs=Gesellschaft.
Geschäfts=Umfang 1893: 75 655 Pol. mit 595,798,409 Mk.
Versicherungssumme.

Die Norddeutsche hat während ihres 25jährigen Bestehens 992,407 Polizen mit 7902 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für Schäden ca. 61,000,000 Mk. Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9. Jahre die weitaus größte aller bestehenden Hagel=Versicherungs=Gesellschaften und bietet sowohl durch die Wahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland die größte Sicherheit selbst in den hagelreichsten Jahren, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.

Reserven: 1,242,622 Mk. 32 Pfg.

Entschädigung von 6 Prozent ab, bei Verzicht auf die Schäden unter 12 Prozent, Ermäßigung der Prämie um 20 Prozent. - Gewährung eines bis 50 Prozent steigenden Rabattes für Schadenfreiheit, desgl. von jährlich 5 Prozent bei 5jähriger Versicherung. Abschätzung der Schäden unter Mitwirkung der von den Mitgliedern in den Bezirksversammlungen gewählten Taxatoren. Wohlfeile und bequeme Versicherung der kleinen Ackerwirthe durch die Gemeinde-Versicherungen.

Die große Zunahme der Gesellschaft ist der beste Beweis, daß die Einrichtungen und Erfolge, der Norddeutschen mehr als die jeder anderen Gesellschaft den Beifall des versicherten Publikums gefunden haben.

Zu jeder näheren Auskunft sowie Uebersendung von Antrags=Formularen sind jederzeit bereit die Herren Vertreter:

W. A. Utermöhl, Haupt=Agent, Schönberg.
H. Retelsdorf, Hauswirth, Gr. Mist.
W. Hauschild, Hauswirth, Ziethen.
Joh. Boysen, Breitenfelde.
H. Burmeister, Landmann, Sandesneben.
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Fr. Gerdts, Amtsvorsteher, Kühsen.
Petersen, Ortsvorsteher, Bergrade.
H. Schulz, Landmann, Juliusburg.
J. H. Schmidt, Gemeindevorsteher, Schmilau,
       sowie
Franz Heidborn, General=Agent, Güstrow.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 36 Seite 4]

Steinkohlentheer und Holztheer
in 1/2 und ganze Tonnen empfiehlt zu dem billigsten Preise
                                                    Max C. Saß.


Krup- und Stangenbohnen
in verschiedenen guten Sorten empfehle bestens.
                                                    H. C. Weinrebe.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Kameraden, welche sich an der Reise zum Landes=Kriegerfest nach Grevesmühlen betheiligen wollen, haben sich bis spätestens Sonnabend, den 12. Mai d. J. bei den Kameraden Kaufmann Diersen und Glasermeister Creutzfeldt zu melden.

                                                    Der Vorstand.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.

Anmeldungen zur Fahrt zwecks Teilnahme an der Fahnenweihe des Kriegervereins in Schlutup am Sonntag, den 27. Mai d. J. sind bis spätestens den 12. Mai cr. an den Kameraden Oldenburg in Schönberg zu richten.
Gleichzeitig wird zur Kenntniß gebracht, daß die Anmeldeliste für die Fahrt nach Grevesmühlen geschlossen ist.

                                                    Der Vorstand.


Imker=Verein des Fürstenthums Ratzeburg.

Die Frühjahrsversammlung hat für das laufende Jahr den Verkaufspreis für Schleuderhonig bei Abnahme von
    10 Pfund auf 65 Pfg. pro Pfund,
    bei weniger auf 70 Pfg. pro Pfund festgesetzt.
Schönberg, den 1. Mai 1894.

                                                    Der Vorstand.


Großes Ringreiten
am 2. Pfingsttage.
Anfang Nachmittags 3 Uhr.
Hierzu laden ergebenst ein                          
                                                    die Veranstalter.
Sülsdorf im Mai.                          
NB. Tanzmusik von 6 Uhr an beim Gastwirth Wiencke.                          


Generalversammlung
der Selmsdorfer Todtenlade
Dienstag, den 15. Mai, 9 Uhr Vormittags,

                          Tagesordnung:
        1. Rechnungsablage.
        2. Wahl eines Aeltermannes.
        3. Verschiedenes.
        4. Beitragzahlung, à Person 3 Mk.

                                                    Der Vorstand.


Am 2. und 3. Pfingsttage findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach guten Gewinnen statt, wozu alle Freunde und Gönner freundlichst einladet

Herrnburg.                                                     Ww. Lohse.
Am 3. Pfingsttage Ball.


Am 2. und 3. Pfingsttage wird bei mir ein

Scheibenschießen

stattfinden, wozu ich hierdurch einlade. Die Gewinne bestehen in verschiedenen Möbeln.

Selmsdorf                                                     F. Sterly.


Am ersten Pfingsttage,
Nachmittags 4 Uhr,
Grosses Conzert
im Garten des Herrn Gastwirth Boye.
Entré á Person 30 Pf.
Zu recht zahlreichem Besuche laden ergebenst ein
J. Boye.                                                     die Vereinsmusiker.

Bei ungünstiger Witterung findet das Conzert im großen Saale statt.


Am 2. Pfingsttage in Boitin=Resdorf
großes Katerschlagen
mit nachfolgendem Tanz,
wozu freundlichst einladen die jungen Mädchen aus Resdorf, Wahlsdorf und Kl. Mist.


Für die vielen beweise herzlicher Teilnahme an unserer silbernen Hochzeit sagen besten Dank.

                                                    Glasermeister H. E. Peters
                                                    und Frau.


Allen Freunden und Bekannten, welche uns an unsrem Hochzeitstage durch ihre Glückwünsche erfreuten, sagen hierdurch ihren besten Dank

                                                    C. Stöffin und Frau geb. Stein.


Todesanzeige.

Gestern, am 3. d. M., entschlief nach kurzer schwerer Krankheit unser lieber College, der Lehrer an der Realschule und Knaben=Bürgerschule

E. Müther

im fast vollendeten 31. Lebensjahre. Derselbe hat sich durch sein pflichttreues und die Herzen gewinnendes Wesen die Liebe seiner Schüler, wie auch durch seinen offenen und freundlichen Charakter die Zuneigung seiner Collegen in hohem Grade erworben. Wir bedauern sein so frühes Hinscheiden und werden ihm ein herzliches Andenken bewahren.
Schönberg, den 4. Mai 1894.

Das Lehrer=Collegium
der Realschule und Knaben=Bürgerschule.


Für die vielen Beweise inniger Teilnahme beim Tode meines lieben Mannes und für die zahlreichen Kranzspenden sage ich meinen herzlichsten Dank.

                          Frau F. Müther geb. Weidenbach.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 48-50 M., große Schweine 48-50 M., Sauen 33-44 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 36 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 36 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. Mai 1894.


- Rehna. Am 1. Mai feierte der Großherzogl. Revierförster L. Wiegandt in Vitense, Forstinspection Rehna, den Tag, an welchem er vor fünfzig Jahren in Großherzogliche Dienste trat. Schon am frühen Morgen gingen dem Jubilar zahlreiche Geschenke und Glückwünsche zu. Die hiesige Musikcapelle und der Lehrer mit der Dorfschule erfreuten ihn durch Morgenständchen. Zur persönlichen Beglückwünschung waren erschienen: der Inspectionsbeamte des Jubilars, Forstmeister von Amsberg von hier, die dem Jubilar unterstellten Forstbeamten, die benachbarten Erbpächter und Gutspächter und viele Freunde mit sinnreichen Geschenken. Von S. K. H. dem Großherzoge wurde dem Jubilar das Ritterkreuz der Wendischen Krone, sowie eine jährliche Gehaltszulage von 300 M. auf Lebenszeit verliehen. Bei dem in heiterster Stimmung verlaufenen Festessen toastete der Jubilar auf den Großherzog; der zweite Toast galt dem Jubilar. Die Revierförsterstelle zu Vitense verwaltet Herr Wiegandt seit 31 Jahren. Zu den Rehnaern steht er noch in besonderer Beziehung. Er war es, der im Jahre 1848, als man auch hier der Freiheit freien Lauf lassen wollte, als Oberjäger an der Spitze einer zur Recognoscirung ausgesandten Patrouille der von Schwerin nach hier beorderten Jägerabtheilung, die sich bei Hof=Nesow in den Hinterhalt gelegt hatte, und welche die "aufsässige Stadt Rehna" zur Ruhe bringen sollte, ohne jeglichen Widerstand, wie man freilich nicht erwartet hatte, hier einzog und gleich seinen Kameraden die freundlichste und liebevollste Aufnahme fand. Der Jubilar erinnerte sich gerne dieses Vorganges und erfreut sich bei den hiesigen Einwohnern größter Beliebtheit.


- Nach der "Köln. Ztg." wird der Kaiser am 1. oder 2. August auf seiner Yacht in Cowes eintreffen und dort etwa zehn Tage zubringen; er wird dabei in Goodwood dem Rennen für den Pokal und den Wettfahrten des Royal=Yachtklubs beiwohnen. Der Kaiser hat schon einen Londoner Photographen nach Berlin entboten, der ihn in seiner englischen Dragoner=Uniform aufnehmen soll.
- Am Sonntag wurde in Schloß Schlitz, wie die "Köln. Ztg." meldet, bei der Tafelmusik ein von dem Kaiser komponiertes und von dem königl. Musikdirektor Klaß für Orchester arrangiertes Lied vorgetragen.
- Die Hochzeit des russischen Thronfolgers und der Prinzessin Alix von Hessen findet, neuester Feststellung zufolge, nicht vor October statt. Der Hochzeitstag der Großfürstin Xenia ist noch immer unbestimmt, da derselbe von der Reisefähigkeit des kranken Großfürsten Georg abhängig ist, der sich seit zehn Tagen auf dem Landgute des Großfürsten Michael, Borschom, aufhält. Es sei erwähnt, was die radicale Westminster Gazette erzählt: "Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß die Prinzessin Alix die erste Liebe des verstorbenen Herzogs von Clarence war. Zweimal hat er ihr einen Heirathsantrag gemacht. Die Prinzessin war jedoch zu damaliger Zeit fest entschlossen, nur aus Liebe zu heirathen. Sie hatte den Herzog als Vetter gern, fühlte sich jedoch nicht in dem Grade zu ihm hingezogen, ihm ihre Hand zu bieten, so daß sie seine Anträge abwies."
- Aus Darmstadt wird jetzt berichtet und wir hoffen, daß diese Meldung nicht widerrufen werden wird, daß die Verlobung der Prinzessin Alix mit dem Großfürsten=Thronfolger erst dann habe stattfinden können, nachdem aus der Formel, welche die Prinzessin beim Uebertritt zur griechischen Kirche brauchen müsse, die Worte gestrichen worden seien, daß ihr früherer evangelischer Glaube Unglaube sei. Vor der Verlobung soll die Prinzessin mehrere Stunden mit dem Großfürsten=Thronfolger die Punkte des Glaubenswechsels besprochen haben.
- Die Prinzessin Alix von Hessen traf am Freitag zum Besuche der Königin Victoria in Schloß Windsor ein.
- Der Großfürst=Thronfolger, sowie die anderen Großfürsten trafen am Donnerstag vormittag aus Coburg kommend in Berlin ein und reisten ohne Aufenthalt nach Petersburg weiter.
- Fürst Bismarck wird in nächster Zeit nach Varzin von Friedrichsruh übersiedeln, also wohl in diesem Jahre kaum andere größere Reisen unternehmen. Versuchen, sich gar zu sehr an ihn heranzudrängen, tritt der Fürst neuerdings recht energisch entgegen. Man hatte ihm nun auch dem Sieger im Distanzmarsch Berlin=Wien präsentiren wollen, der Fürst ließ aber bestens dankend ablehnen.
- In Friedrichsruh hat Fürst Bismarck die holsteinischen Kriegervereine empfangen und auf die Begrüßung des Präses in längerer Rede erwidert. Der Fürst wiederholte besonders die oft von ihm abgegebene Versicherung, daß er nicht ins Amt zurückkehren wolle. "Ich würde auf solche Dinge Ihnen gegenüber in befreundetem Kreise, wie ich hier spreche, nicht gekommen sein, wenn meine Gegner sich nicht durch die Sorge vor meiner Wiederkehr aufregten und die Lüge von meinem unbefriedigten Ehrgeize verbreiteten. Es ist ja rein lächerlich. Was sollte ich in der Welt noch werden im 80. Jahre? Es ist ja mancher Minister vor mir in ähnlicher Lage gewesen. Einer, der mir besonders interessant war, war der Fürst Metternich, mit dem ich in meinen jungen Jahren in nähere Beziehung gekommen bin. Nun auch der hatte lange Jahre an der Spitze der Politik nicht nur seines Vaterlandes, sondern man kann wohl sagen, Europas gestanden. Er wurde plötzlicher und unfreundlicher als ich abgeschoben und mußte verkleidet fliehen; ein späterer Kollege von mir als Fiakerkutscher verkleidet brachte ihn in Sicherheit aus Wien heraus. Nach so großer und glänzender Vergangenheit mußte er das erleben und als ich ihn bald nachher traf, habe ich ihn heiter und zufrieden gefunden und er sagte: "Ich bin froh, daß ich aus der Galeere heraus bin. Früher war ich ein Schauspieler auf der Bühne, jetzt ein Zuschauer im Parket." Nun Fürst Metternich hatte dagegen nicht einmal das Gegengewicht in dem Wohlwollen seiner Landsleute, wie ich es genieße. Ich habe nie gehört, daß nach dem Jahre 1848 aus Oesterreich Deputationen an den Fürsten Metternich nach Wien gekommen wären, die ihm gedankt hätten für das, was er für das Vaterland gethan hatte. Dies Gegengewicht fehlte ihm und doch war er glücklich und zufrieden, daß er "raus" war aus dem, was er die Galeere nannte. Und so bitte ich Sie, auch von mir überzeugt zu sein, daß ich nicht unzufrieden, sondern daß ich Gott dankbar bin, daß er mir, bevor er mich abruft aus dieser Welt, eine Zeit beschaulicher Ruhe gewährt." - Soweit der Fürst. Wir möchten übrigens bezweifeln, daß irgend Jemand in Deutschland dem Fürsten noch "unbefriedigten Ehrgeiz" zutraut.
- Vom "Bund der Landwirthe". Die Correspondenz des Bundes schreibt:
Auch am Rhein wird's hell. Vom Niederrhein wird der "Kölnischen Volksztg." geschrieben: "Ohne mich auch nur im mindesten für den Antrag des Grafen Kanitz, betr. die Einführung eines Getreide=Monopols, erklären zu wollen, möchte ich doch darauf hinweisen, daß der jetzige Weizenpreis von stark 140 Mark pro Tonne ein wahrer Nothstandspreis für die Landwirthschaft ist, viel eher wenigstens, als der Preis von 215 Mark ein solcher für die Consumenten wäre. Zum Beweise dessen gestatte ich mir, nachstehend die auf meinem Gute seit dem Jahre 1850 für Weisen erzielten Durchschnittspreise mitzutheilen. Es wurden erzielt: 1850-55 pro 100 Kilogramm 21,94, Mark, 1855-60 23,87 M., 1860-65 22,76 Mark, 1865-70 25,41 Mark, 1870-75 26,28 Mark, 1875-80 22,94 Mark,

[ => Original lesen: 1894 Nr. 36 Seite 6]

1880-85 20,57 Mark, 1885-90 18,77 Mark. Die Ernte des vergangenen Jahres wurde verkauft durchschnittlich zu 14,50 Mark pro 100 Kilogramm.
- Die vorjährige Aushebung hat nach den "Hamb. Nachr." einen Ueberschuß von Rekruten ergeben und das Kriegsministerium zu der Anweisung veranlaßt, daß beim diesjährigen Aushebungsgeschäft von der Zurückstellung wegen zeitlicher Untauglichkeit nach Möglichkeit ausreichender Gebrauch gemacht werden soll, damit der Ersatz durchaus brauchbar und kräftig sei und eine Abnahme der Zahl der Wiederentlassungen wegen Dienstuntauglichkeit erzielt werde.
- Am Montag wurde die Garnison Mainz und die von Kastel alarmiert, was zu dem Gerücht Anlaß gab, der Kaiser käme nach dort. Wie es scheint, lag dem Vorfall ein Irrthum zu Grunde. Ein Soldat hat durch Uebung des Alarmsignals die Alarmierung der gesammten Garnison Mainz=Kastel herbeigeführt. Er wurde in Militäruntersuchung abgeführt. Der Unglückliche ist der Hornist Knobloch der 7. Batterie des 27. Feld=Artillerie=Regiments zu Kastel. Dem Kaiser wurde über den Vorfall Bericht erstattet.
- Bei dem Schützenbataillon in Zwickau hat man neuerdings Versuche über die Durchschlagskraft der neuen Geschosse des Infanteriegewehrs auf massive Mauern gemacht. Eine Abtheilung von 12 Schützen schoß aus einer Entfernung von 300 Metern auf eine wenige Tage vorher aufgeführte Mauer, die 2 1/2 Meter hoch und 42 Centimeter stark war. Schon nach der neunten Salve war die Mauer zerstört, sie glich einem Trümmerhaufen, der kein Hinderniß mehr für eine vorrückende Truppe war.
- Zehn Zentner Gold in Zwanzigmarkstücken wurden am Sonnabend von der Zollkammer Sosnowice nach Warschau befördert. Diese Sendung, welche einen Werth von über 1,300,000 Mark repräsentierte, ist, wie der "Oberschlesische Anzeiger" konstatiert, der Zollerlös für deutsche, nach Rußland ausgeführte Waren für einen Zeitraum von 10 Tagen.
- In Karlsbad starb am Mittwoch der Kaufmann Rudolph Hertzog, der Chef der bekannten gleichnamigen Berliner Firma, der sich dort zum Kurgebrauch aufgehalten hatte, abends 10 1/2 Uhr nach zweitägigem Krankenlager. Rudolph Hertzog hat ein Alter von 79 Jahren erreicht; sein Schwiegersohn begab sich nach Karlsbad, um die Ueberführung der Leiche von dort nach Berlin zu bewirken, wo sie ihre letzte Ruhestätte finden soll.
- Unter die Berliner Anarchisten gerieth Dienstag der Sozialdemokratenführer Paul Singer, als er über den Dönhofs=Platz seiner Wohnung zuging. Gegen 50 Anarchisten, die aus einer aufgelösten Versammlung kamen, hatten ihren ehemaligen Genossen und Führer kaum bemerkt, als sie ihn mit lauten Rufen: "Ah, da kommt der große Paul!" empfingen. Der "große Paul" würdigte die Herren jedoch weder eines Wortes, noch eines Blickes. Ruhig ließ er sich gegen die treulosen Exgenossen schützen und zwar von der königl. preußischen Polizei.
- Der seltene Fall, daß eine Arbeiterin 70 Jahre ununterbrochen bei einer und derselben Firma beschäftigt ist, ist in Iserlohn zu verzeichnen. Die Witwe Lindemann feierte am Sonntag ihr 70jähriges Jubiläum als Arbeiterin in der Nadelfabrik von Stephan Witte u. Co. Die Greisin geht noch Tag für Tag ihrer gewohnten Beschäftigung nach.
- Acht Mitglieder des Vereins zur Höhlenerforschung in Steiermark sind seit Sonntag in der Höhle Lugloch bei Semiach eingeschlossen, da ihnen infolge des Steigens des Wassers nach einem Regen der Rückweg abgeschnitten ist. Das Schicksal der eingeschlossenen ist besorgniserregend. Die Errichtung von Dämmen zur Ableitung des Wassers ist untersagt, da durch das eventuelle Reißen der Dämme die Gefahr noch vergrößert würde. Es sollen Sprengungen vorgenommen werden, doch besteht die Gefahr des Einsturzes der Höhle. Die Eingeschlossenen haben nur wenig Proviant.
- Ueber die in Lebensgefahr befindlichen 8 Höhlenforscher, die sich am vorigen Sonnabend zur Höhlen=Erforschung in das Lugloch oder Lueloch bei Semriach, etwa 20 Kilometer nördlich von Graz, in der Nähe der Eisenbahnstation Peggau begeben haben, berichtet das "Grazer Tageblatt": Das Lugloch hat zwei Eingänge, die durch einen schmalen Kamin mit einander verbunden sind. Durch jeden der beiden Zugänge fließt ein schmales Bächlein. Diese Gewässer vereinigen sich später im Innern der Höhle zu einem Bach, den Derjenige erst passieren muß, der durch den Kamin in die obere Höhle gelangen will. Beim Durchschreiten bleiben Hals und Kopf über Wasser. Die Passage ist indessen an dieser Stelle so niedrig, daß zwischen Haupt und Höhlendach nur wenig Raum bleibt. Die Höhlenforscher haben diesen Theil der Höhle wahrscheinlich anstandslos passiert. Als sie aber im Innern waren, traten so starke Regengüsse ein, daß den Forschern der Rückweg infolge des schnellen Steigens des Wassers abgeschnitten wurde. Da die in der Höhle Gefangenen mit nur wenig Proviant versehen sind und ihnen solcher auch nicht zugeführt werden kann, ist die Gefahr, in der die Männer schweben, eine bedeutende. Trotz angestrengter Thätigkeit seitens der Behörden, der Rettungsgesellschaften, der Feuerwehren, der Bewohner etc. sind bis jetzt die Arbeiten zur Rettung der im Lugloch Eingeschlossenen erfolglos geblieben. Es ist weder die Dämmung des Wassers möglich, noch die Zufuhren von Lebensmitteln, noch irgendwelche Verständigung mit den Eingeschlossenen. Die Rettungsarbeiten selbst sind höchst gefährlich; die Lage der Höhlenforscher ist trostlos. Das Wasser steigt noch immer. An Ort und Stelle ist am Donnerstag ein Taucher mit zwei Gehilfen eingetroffen, um den Versuch zu machen, in die Höhle zu gelangen.
Die neuesten Nachrichten aus Graz lauten nicht sehr hoffnungsreich, es sind zwar mehrere Personen bis in die Nähe der Höhle vorgedrungen und haben auch auf ihr Klopfen an das Gestein Antwort aus dem Raum erhalten, in dem die Abgesperrten sich befinden, doch hat eine Verbindung mit der Höhle trotz aller Anstrengungen nicht hergestellt werden können. Es sind nunmehr 7 volle Tage verstrichen, daß diese Personen in der Höhle sind und aller Wahrscheinlichkeit nach sind sie schon seit drei Tagen ohne Nahrung. Seit Donnerstag arbeiten auch 30 Mann Genietruppen an der Abdämmung des Wassers. Durch drei Dämme ist das Wasser bereits abgeleitet, aber der Schurf ist durch Geröll und Baumstämme verstopft. Die Taucher konnten wenig ausrichten. Durch Gewitterregen in den letzten Nächten sind die Rettungsarbeiten wieder gefährdet. Die Bevölkerung der Umgegend ist in großer Aufregung.
- Der Vatermörder Anton Spichtinger aus Rohr wurde am Dienstag früh 6 Uhr im Hofe der Frohnveste hingerichtet.
- Ein seltsames Jagdabenteuer erlebte jüngst ein Kaufmann in Insterburg. Derselbe befand sich wie die "Königsb. Allg. Ztg." berichtet, auf dem Schnepfenstand; wider Erwarten holte ein Schuß aus seinem kostbaren Winchester=Gewehr auch einen dieser leckeren Vögel aus der Luft herunter. Als der überglückliche Schütze sich indessen des am Boden liegenden Flugwildes bemächtigen wollte, erhob sich dieses plötzlich in die Lüfte, geriet in die Schnur des goldgefaßten Pincenez und flog mit Schnur und Kneifer davon.
- In Remscheid verschied der Erfinder der Mannesmannröhren, Reinh. Mannesmann sen. im Alter von 80 Jahren.
- Der Walzerkönig Strauß in Wien feiert am 15. Oktober sein 50jähriges Künstlerjubiläum.
- In der Lombardei richtete ein furchtbares Hagelwetter von Brescia bis Como großen Schaden, besonders an den Maulbeerbäumen, an. Die Seidenkultur ist schwer geschädigt. Die Po=Niederung ist durch Hochwasser bedroht.
- Ueber die furchtbare Katastrophe in Braila meldet noch ein Telegramm folgendes: Am gestrigen Vormittag fand zu dem zur Fahrt nach Galatz bereiten Dampfer ein riesiger Andrang statt. Trotz aller Warnungen stürmten Hunderte gleichzeitig über die Landungsbrücke aufs Schiff. Plötzlich gab es einen gewaltigen Krach, die Brücke barst und ungefähr 200 Personen stürzten unter Jammergeheul ins Wasser. Anfänglich schien alles den Kopf verloren zu haben, sodaß erst nach einer Weile die Rettungsversuche begannen; sodann wurden etwa 60 Menschen herausgezogen und 10 Tote

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geborgen; wie viele noch ertranken läßt sich noch nicht übersehen.
- Ein Einwohner von Grand=Manil in Belgien wollte einen schweren Baum in seinem Garten durch Dynamit zertrümmern, zu welchem Zwecke er eine Patrone in den Stamm legte. Bei der Sprengung flog ein Stück Holz hoch in die Luft und fiel dann auf den Kopf der zehnjährigen Tochter des Gartenbesitzers so unglücklich nieder, daß das Kind mit zerschmettertem Schädel sofort tot niedersank.
- Im Arbeitshause von Minster in Kent (England) feierte letzte Woche William Sutton seinen 106. Geburtstag. Er diente 21 Jahre lang in einem Infanterie=Regiment. Seit 40 Jahren befindet er sich im Arbeitshause. Sutton war dreimal verheiratet und ist der Vater von siebenzehn Kindern.
- Unter den belgischen Arbeitern greift neuerdings die Neigung zum Auswandern merklich um sich. In den letzten Jahren haben zahlreiche Arbeiterfamilien das Land verlassen, um in den Vereinigten Staaten ihr Glück zu machen. Sie sind fast ausnahmslos herbe enttäuscht worden, und wer irgend konnte und kann, kehrt nach der verlassenen europäischen Heimath zurück. Die in Amerika gemachten Erfahrungen sind allerdings wenig einladend. Lohnsätze von 3 bis 4 Dollars per Tag scheinen ja allerdings sehr befriedigend, nutzen dem Arbeiter aber blutwenig, wenn er nur einen Tag wöchentlich Arbeit hat, wie es z. B. in Missouri und vielen anderen Unionsstaaten jetzt der Fall ist. Trotzdem fallen noch immerfort neue Unbesonnene dem Auswanderungsfieber zum Opfer.
- Die englische Bark "Ruth Palmer", von Belfast nach Miramischi unterwegs, stieß mit einem ungeheuren Eisberg zusammen und ging unter. Die Mannschaft ist in St. Pierre auf der Insel Miquelon gelandet.
- Bedeutende Kohlenlager wurden in der Krim entdeckt; die bis jetzt gewonnenen Proben sind von vorzüglicher Beschaffenheit.
- Am Sonntag ist in Helsingfors in Finnland das dem verstorbenen Kaiser Alexander II. von Rußland errichtete Denkmal feierlich enthüllt worden.
- Von den heftigen Erdbeben in Griechenland, die etwa acht Tage angedauert haben, ist insbesondere das fruchtbare Gebiet auf beiden Seiten des Euripus, das von 300 000 fleißigen Bauern bewohnt wird, von den heftigsten Erschütterungen heimgesucht worden. Den Mittelpunkt derselben bildete Atalanti, der Hauptort von Lokris. Dort sind binnen 7 1/2 Stunden nicht weniger als 365 Stöße verspürt worden und auf einem 10 Kilom. langen Landstrich haben sich Erdspalten gebildet. Die See hat einen ungefähr 20 Meter breiten Küstenstreifen überschwemmt und mächtige Felsstücke sind von den Bergen heruntergestürzt. In der Erde hörte man Geräusch wie Kanonendonner. Die See auf der Seite von Euböa ist um zwei Meter gesunken. Bei den Schwefelquellen von Aidipso sind ganze Ströme heißen Wassers hervorgebrochen und an dem erbrochenen Krater sind neue Quellen erschienen. In der Eparchie Lokris sind 10,000 Menschen obdachlos. Die Einwohner von Atalanti sind sämmtlich in die Berge geflüchtet. Die Gottesdienste werden im Freien abgehalten. Nach einer Mittheilung des Observatoriums sind in Athen innerhalb 48 Stunden 12 Erdstöße verspürt worden. Ein königliches Dekret sanktionirt einen außerordentlichen Kredit von 200,000 Drachmen zur Unterstützung der Nothleidenden. Es hat sich ein Zentral=Unterstützungskomité aus Mitgliedern aller Parteien gebildet, mit dem Erzbischof an der Spitze. Ein militärischer Stab wird die Erbauung provisorischer Unterkunftshäuser überwachen. Man hat in Triest Bretter bestellt, weil die Kaufleute im Piräus zu hohe Preise verlangten!
- Bei der neuen großen Organisation der preußischen Staatsbahnen wäre es sehr wünschenswerth, wenn auch die unnütze Maßregel der Fahrkarten=Prolongation bei Unterbrechung der Fahrt mit in Wegfall käme. Die kleinen Bahnen werden dann von selbst nachkommen. Fragt man, wozu noch eine solche Bescheinigung nöthig sei, da ja der Tagesstempel und die Lochung der Fahrkarten die Zeit und Gültigkeit zur Kontrollirung nachweist, so antworten die meisten Bahnbeamten entweder mit Achselzucken oder: "es ist so Vorschrift. Wo sollte denn bei den neuen zehntägigen Fahrkarten in Bayern der Raum zur Prolongation bei so mancherlei Fahrtunterbrechungen herkommen? Wie unangenehm ist es für Reisende, daß sie oft viertelstundenlang bei gemischten Zügen, obendrein vielleicht im schlechtesten Wetter, auf den Beamten, der die Züge zu rangieren und die Weichenstellung zu beaufsichtigen hat, warten müssen! Wollen Sie aber dem Beamten entgegengehen, um schneller abgefertigt zu werden, so können Sie leicht in Gefahr oder Strafe kommen. Also weg mit diesen alten, unnützen Plackereien für das reisende Publikum, aber noch mehr für die betreffenden Bahnbeamten!
- Der größte Elefant des Pariser Zoologischen Gartens hatte schon seit mehreren Wochen seine ehemalige Lebhaftigkeit eingebüßt und war ganz melancholisch geworden. Er lag regungslos auf seinem Lager und nur ab und zu rieb er seine Kinnlade am Boden. Das brachte die Direktion auf den Gedanken, einen Zahnarzt kommen zu lassen, und dieser stellte in der That fest, daß der Elefant an Zahnschmerzen leide. Einer seiner Stoßzähne war schon bedenklich angefressen. Der Zahnarzt nahm nicht ohne Schwierigkeiten bei dem Dickhäuter die Operation des Ausbohrens der schadhaften Stelle vor, mit vollkommenen Erfolg, wie die wiedergekehrte gute Laune des Patienten beweist. Demnächst soll der kranke Zahn mit Gold plombiert werden - wenn das nicht zu teuer kommt.
- Großgrundbesitz in Rußland. Welchen ungeheuren Großgrundbesitz es in einzelnen Bezirken Rußlands es auch heute noch giebt, das zeigen die neuesten Angaben des statistischen Komitees des Gouvernements Minsk. Laut demselben besitzen daselbst: Fürst Anton Radziwill 106 402 Dessjätinen Land, Graf Konstantin Potocki 120 322 Dessjätinen, Graf August Potocki 111 322 Dessjätinen, die Erben des Grafen Josef Tischkewitsch 25 000 Dessjätinen, die Herren Pufflawski 90 953 Dessjätinen, die Jorvath 50 100 Dessjätinen und Graf Kutusow 41 398 Dessjätinen (die Dessjätine ist = 1,1 Hektar.)
- Was man aus einem Menschen alles machen kann, wenn man ihn chemisch zerlegt, führt das naturhistorische Museum zu Washington in Büchsen und Gläsern den Besuchern vor Augen. Aus der Leiche einer 156 Pfund schweren Person wurden dargestellt und sind in dem Museum aufbewahrt: In einer großen Glasflasche zunächst 96 Pfund Wasser, welche große Quantität wohl Manchen befremden mag; eine andere Glasbüchse enthält 3 Pfund chemisch reines aus dem Körper gewonnenes Eiweiß, während der Leimgehalt durch eine Tafel von 10 Pfund Gewicht repräsentiert wird; ein anderes Glas enthält das gesammte, gereinigte Fett im Gewichte von 34 1/2 Pfund, während aus den Knochen 8 1/2 Pfund phosphorsaurer Kalk und 1 Pfund kohlensaurer Kalk dargestellt wurden, von Zucker, Stärke, Fluorcalcium und Kochsalz sind etwa von jeder Verbindung ein Pfund aus der Leiche gewonnen, vorhanden. Eine andere, ebendaselbst vorhandene Aufstellung enthält die wichtigsten im menschlichen Körper enthaltenen Elemente, teils in Zahlen, teils in wirklichen vorhandenen Stoffen. Demnach enthält ein Mensch etwa 97 Pfund Sauerstoff, 15 Pfund Wasserstoff, 3 1/2 Pfund Stickstoff und ein Kubikfuß Kohle. Ferner gewann man daraus 120 Gramm Chlor, 90 Gramm Fluor, 500 Gramm Phosphor, 90 Gramm Schwefel, je 60 Gramm Natrium= und Kaliummetall, 3 Gramm Eisen, sowie 3 Pfund Kalciummetall.
- Revolutionen auf der Sonne. Die Sonne entwickelte in der jetzigen Periode ihres Fleckenmaximums eine außerordentliche Thätigkeit und bringt Erscheinungen zu Tage, die alle bisher beobachteten weit übertreffen. So wird aus Kaloska von dem Aufleuchten zweier Protuberanzen berichtet, deren Ausdehnung und Geschwindigkeit des Aufsteigens ganz ungeheure Kräftewirkungen erkennen lassen. Die eine, am 19. September v. J. am Westrande beobachtete, hatte eine Gesammthöhe von mehr als 8 Bogenminuten, die zweite, 19 Stunden am Ostrande aufschießende, stieg sogar auf 11 1/2 Minuten, das ist mehr als ein Drittel des Sonnendurchmessers. Ihre Entwickelung war so reißend, daß die erste in einer Sekunde um 212 Kilometer, die zweite um

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488 Kilometer aufstieg. Dabei zeigten beide außerdem noch eine erhebliche Bewegung senkrecht zu der aufsteigenden, wie aus spektroskopischen Messungen hervorgeht, und zwar kam die erste mit einer Geschwindigkeit von 300 Kilometern in der Sekunde auf uns zu, während sich die zweite mit annähernd derselben Geschwindigkeit von uns entfernte. Es scheint fast, als ob ein gewaltiger Sturm um die Sonne herumjagte, der da sichtbar wurde, wo er an den Rand der Scheibe kam, als welche uns die Sonne erscheint, so daß er in der Zeit von 19 Stunden die halbe Sonne umbraust hätte, die Wasserstoffmassen, die er auf seiner Reise traf, zur Explosion bringend.
- Darf man während des Essens trinken? Bei der Mahlzeit kaltes Wasser trinken, ist schädlich, weil es den Magen zu sehr abkühlt und dadurch die Verdauung verhindert. In größerer Menge genossen, verdünnt das Wasser den Magensaft zu sehr und macht ihn unwirksam für die Speisen, es ist daher anzurathen, nicht während des Essens, sondern eine halbe oder eine Viertelstunde vor der Mahlzeit ein Glas Wasser zu genießen, was der Verdauung der Speisen nur förderlich ist. Wer überhaupt das Bedürfnis hat, zur Mahlzeit zu trinken, der beachte die Regel, eine halbe Stunde vorher zu trinken. Eine Stunde nach der Mahlzeit darf ebenfalls getrunken werden, weil dann die Verdauung soweit vorgeschritten ist, daß eine Störung nicht herbeigeführt wird, wenn man nicht zu kalt und in zu großen Mengen trinkt. Was hier vom Wasser gesagt wird, gilt auch vom Bier, während der Genuß geringer Mengen von Wein während der Mahlzeit keinen schädlichen Einfluß auf die Verdauungsthätigkeit ausübt.
- Mittel gegen Zahnschmerzen. Gegen rheumatisches Zahnweh und Schmerzen in den hohlen Zähnen ist besonders Natron und seine Verbindungen von guter Wirkung. Von Glaubersalz, doppeltkohlensaurem Natron, Chilisalpeter oder Borax löst man eine Messerspitze voll in einer Obertasse Wasser auf und nimmt davon anfangs alle halbe Stunde einen Schluck in den Mund und läßt den kranken Zahn damit in Berührung kommen. Gebraucht man eines von diesen Salzen in der angegebenen Weise, so wird der Zahnschmerz bald nachlassen und in 1-2 Tagen vollständig verschwinden. Auch Borsäure, welche man aus borsaurem Natron gewinnt, wird gleichfalls gegen Zahnweh angewandt. Man löst ebenfalls eine Messerspitze von Borsäure in warmem Wasser auf und nimmt von dieser Mischung in den Mund. Nur in seltenen Fällen soll es nöthig werden, das Mittel zu wiederholen.
- Zur Schweinemast. Die intensive Ernährung muß in den ersten Alterswochen beginnen. - Milch, besonders süße, ist ein wesentliches Förderungsmittel der Edelmast. - Mais= und Reismehl, Fleischfuttermehl etc. sind billige Futtermittel, liefern aber, in größerer Menge verabreicht, öligen Speck und weiches Fleisch. - Neben diesen Futtermitteln muß man Gerste, Erbsen, Kartoffeln füttern, sowie phosphorsauren Kalk. - Gerste kann als Kraftfutter sehr empfohlen werden, dieselbe ist jetzt aber zu theuer. - In den letzten Wochen vor dem Schlachten erweist sich von allen Körnerfrüchten das Roggenschrot zur Erzeugung von Kern im Fleisch und Speck am besten. Man soll die Futterzeiten strenge innehalten und niemals zu viel auf einmal, sondern besser öfter füttern. - Man gebe das Kraftfutter als grobes Schrot trocken. - Peinlichste Reinhaltung der Futtergefäße und Tröge ist unerläßlich für eine lohnende Mast.


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