No. 37
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. Mai
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 37 Seite 1]

Des heil. Pfingstfestes wegen erscheint die nächste Nr. der "Wöchentlichen Anzeigen" erst am Freitag, den 18. d. Mts.


                    Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg II (westlich) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt:

1. Im Impfdistrikt Schönberg,

bestehend aus den Ortschaften:

Bauhof=Schönberg, Kleinfeld und Malzow,
im Hause des Herrn Landphysikus Dr. Marung zu Schönberg:
a. Impfung der im Jahre 1893 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Malzow,

am Mittwoch, den 16. Mai,
Morgens 10 resp. 10 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 23. Mai,
Morgens 10 Uhr.

2. im Impfdistrikt Zarnewenz,

bestehend aus den Ortschaften:

Zarnewenz (Hof und Dorf), Schwanbeck mit Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow,
im Kruge zu Zarnewenz:
a. Impfung der im Jahre 1893 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow

am Mittwoch, den 16. Mai,
Nachmittags 2 1/2 resp. 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 23. Mai,
Nachmittags 3 Uhr.

3. Im Impfdistrikt Petersberg,

bestehend aus den Ortschaften:

Petersberg, Bechelsdorf, Lockwisch (Hof und Dorf), Niendorf, Rupensdorf, Wahlsdorf und Westerbeck,
im Kruge zu Petersberg:
a. Impfung der im Jahre 1893 geborenen Kinder,

am Freitag, den 18. Mai,
Nachmittags 2 Uhr.

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 25. Mai,
Nachmittags 2 Uhr,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Petersberg, Lockwisch, Niendorf, Rupensdorf und Wahlsdorf

am Freitag, den 18. Mai,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 25. Mai,
Nachmittags 2 Uhr.

4. Im Impfdistrikt Selmsdorf,

bestehend aus den Ortschaften:

[ => Original lesen: 1894 Nr. 37 Seite 2]

Selmsdorf (Hof und Dorf), Bardowick, Hohemeile und Lauen,
im Lokale des Gastwirths Michaelsen daselbst.


a. Impfung der im Jahre 1893 geborenen Kinder,

am Mittwoch, den 23. Mai,
Nachmittags 4 Uhr,

und Revision der Schutzblattern,

am Mittwoch, den 30. Mai,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

b. Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Selmsdorf,

am Mittwoch, den 23. Mai.
Nachmittags 4 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern,

am Mittwoch, den 30. Mai,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

5. Im Impfdistrikt Herrnburg,

bestehend aus den Ortschaften:

Herrnburg, Duvennest, Lenschow, Lüdersdorf, Palingen und Wahrsow (Hof und Dorf),
im Gastwirth Lohse'schen Lokale zu Herrnburg,
a. Impfung der im Jahre 1893 geborenen Kinder,

am Freitag, den 18. Mai,
Nachmittags 4 Uhr,

und Revision der Schutzblattern,

am Freitag, den 25. Mai,
Nachmittags 4 Uhr,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Herrnburg, Duvennest, Palingen und Wahrsow,

am Freitag, den 18. Mai,
Nachmittags 4 3/4 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 25. Mai,
Nachmittags 4 Uhr,

6. im Impfdistrikt Rieps,

bestehend aus den Ortschaften:

Rieps, Boitin=Resdorf, Heiligeland, Gr. und Kl. Mist, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlag=Sülsdorf, Thandorf und Wendorf,
im Kruge zu Rieps,
a. Impfung der im Jahre 1893 geborenen Kinder,

am Dienstag, den 29. Mai,
Nachmittags 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern,

am Dienstag, den 5. Juni,
Nachmittags 3 Uhr,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Rieps, Gr. und Kl. Mist, Schlagresdorf, Schlagsülsdorf und Thandorf,

am Dienstag, den 29. Mai,
Nachmittags 3 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Dienstag, den 5. Juni,
Nachmittags 3 Uhr.

                 Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der oben gedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansagen der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
                 Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
                 Diejenigen Betheiligten, welche von der Impfung durch den Impfarzt keinen Gebrauch machen wollen, werden hierdurch aufgefordert, dem bestellten Impfarzte bis zum Jahresschluß den Nachweis der geschehenen Genügung der Impfpflicht zur Vermerkung in der Impfliste zu geben.
                 Schönberg, den 7. Mai 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
In Vertretung:
Koeppen.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 37 Seite 3]

Bekanntmachung.

           Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow für das zweite Quartal d. J. wird am

Montag, den 4. Juni ds. Js.

eröffnet.
           Rostock, den 5. Mai 1894.

Der Präsident des Großherzoglich Mecklenb. Oberlandesgerichts.
In Vertretung: v. Maltzan.
                                                    W. Pöhl.


Zur Auslosung der Geschworenen, welche für die am 4. Juni 1894 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Sonnabend, den 12. Mai 1894,
Mittags 12 1/2 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I anberaumt.
Güstrow, den 9. Mai 1894.

Der Präsident des Großherzoglichen Landgerichts
gez.: Burmeister.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der .Siemzerstraße sub Nr. 131 belegene Wohnhaus c. p. des Webermeisters Joachim Threms hierselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Einigung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 21. Mai d. J.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht angenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten u. Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen, als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 26. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Unter dem heutigen Datum ist in das hiesige Handelsregister sub Nr. 83 Fol. L. XX eingetragen:

Firma:     Rud. Tietgen.
Ort der Niederlassung:     Schönberg.
Name und Wohnort des Inhabers:     Kaufmann Rudolph Joachim Otto Tietgen zu Schönberg.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 7ten Mai 1894.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Auf Antrag des Arbeitsmanns und Handelsmanns Johann Peter Lenschow zu Teschow werden hiermit Alle und Jede, welche an den angeblich verloren gegangenen Hypothekenschein über das ad Fol I der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über das zu Schönberg an der Hinterstraße sub Nr. 79 - früher Nr. 80 - belegene Wohnhaus c. p. des Schuhmachermeisters Wilhelm Lenschow auf den Namen des Productenhändlers Peter Johann Lenschow zu Selmsdorf eingetragene Kapital der 300 Thaler Pr. Cour. gleich 900 M. annoch Ansprüche und Forderungen haben mochten, hierdurch aufgefordert, solche spätestens in dem auf

Sonnabend, den 19. Mai d. Js.
Vormittags 10 Uhr

anberaumten Termine vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden, anzumelden unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung des vorstehend bezeichneten Hypothekenscheins erfolgen wird.
Schönberg, den 22. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Kameraden, welche sich an der Reise zum Landes=Kriegerfest nach Grevesmühlen betheiligen wollen, haben sich bis spätestens Sonnabend, den 12. Mai d. J. bei den Kameraden Kaufmann Diersen und Glasermeister Creutzfeldt zu melden.

                                                    Der Vorstand.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.

Anmeldungen zur Fahrt zwecks Teilnahme an der Fahnenweihe des Kriegervereins in Schlutup am Sonntag, den 27. Mai d. J. sind bis spätestens den 12. Mai cr. an den Kameraden Oldenburg in Schönberg zu richten.
Gleichzeitig wird zur Kenntniß gebracht, daß die Anmeldeliste für die Fahrt nach Grevesmühlen geschlossen ist.

                                                    Der Vorstand.


Der Sommer ist da!
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          Von ferne und nah
          Ist's wunderbar schön weit und breit.
          O! - Mensch der Natur
          Wan'dre, und erfreu Dich in Wälder und Flur
          Kehr ein! - "Zur Gemüthlichkeit."
          Ganz ergebenst empfiehlt sich
                                                                              J. Wienk.
          Sülsdorf im Mai 1894.


Großes Ringreiten
am 2. Pfingsttage.
Anfang Nachmittags 3 Uhr.
Hierzu laden ergebenst ein                          
                                                    die Veranstalter.
Sülsdorf im Mai.                          
NB. Tanzmusik von 6 Uhr an beim Gastwirth Wiencke.                          


Am 2. Pfingsttage in Boitin=Resdorf
großes Katerschlagen
mit nachfolgendem Tanz,
wozu freundlichst einladen die jungen Mädchen aus Resdorf, Wahlsdorf und Kl. Mist.


Am 1. Pfingsttage, den 13. Mai,

Ausspielen von geräucherten Aalen auf meinem Billard, wozu freundlichst einlade.

                                                    J. Böckmann.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 37 Seite 4]

Streichfertige Malerfarben, Pfund 40 Pfg., sowie alle Sorten fein geriebene Farben zu äußerst billigen Preisen, Fußbodenglanzöl, in 6 bis 8 Stunden trocken, doppelt gekochten Firniß und holl. Leinöl, Copallack, Damarlack, Asphaltlack, Bernsteinlack, Fußbodenlack, schwarzen und braunen Hutlack, Siccativ und die verschiedensten Bronzen nebst Tinktur billigst bei

                                                    H. Brüchmann.


Wo kaufen Sie
Ihre Schuhe u. Stiefel?
Beste und billigste Bezugsquelle ist die Firma
LOUIS CANTOR
Lübeck, Breitestr. 81, vis-á-vis dem Rathhause.
Nur gute, dauerhafte Qualitäten zu äußersten, aber festen Preisen.
Umtausch gestattet.        Freundliche Bedienung.
Bitte das Schaufenster zu beachten.


Generalversammlung
der Selmsdorfer Todtenlade
Dienstag, den 15. Mai, 9 Uhr Vormittags,

                          Tagesordnung:
        1. Rechnungsablage.
        2. Wahl eines Aeltermannes.
        3. Verschiedenes.
        4. Beitragzahlung, à Person 3 Mk.

                                                    Der Vorstand.


Am 2. und 3. Pfingsttage wird bei mir ein

Scheibenschießen

stattfinden, wozu ich hierdurch einlade. Die Gewinne bestehen in verschiedenen Möbeln.

Am zweiten Abend,
Tanzmusik
über Mitternacht.
Selmsdorf                                                     F. Sterly.


Zu dem am Sonntag, den 20. d. Mts. hier stattfindenden

Jungfernfahren
erlauben wir uns hierdurch ganz ergebenst einzuladen.
Die Mädchen der Ortschaft Teschow.
Beginn des Fahrens Nachmittags 2 Uhr.

Nach dem Fahren Tanzmusik über Mitternacht hinaus.


Schützenhaus.
Am zweiten Pfingsttage, den 14. Mai,
großes Tanzkränzchen.
Anfang 7 Uhr.                           Ende 4 Uhr.
Eintritt frei.
Tanzschleife für Herren 50 Pfg.
Einführungen sind gestattet.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
                                                    W. Hagen, Schützenwirth.


Am 2. und 3. Pfingsttage findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach guten Gewinnen statt, wozu alle Freunde und Gönner freundlichst einladet

Herrnburg.                                                     Ww. Lohse.
Am 3. Pfingsttage Ball.


Am ersten Pfingsttage,
Nachmittags 4 Uhr,
Grosses Conzert
im Garten des Herrn Gastwirth Boye.
Entré á Person 30 Pf.
Zu recht zahlreichem Besuche laden ergebenst ein
J. Boye.                                                     die Vereinsmusiker.

Bei ungünstiger Witterung findet das Conzert im großen Saale statt.


Geschäfts-Eröffnung.

Einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich am Sonnabend, den 12. Mai

Siemzerstraße 132
ein Pelzwaaren-, Hut= u. Mützen-Geschäft

eröffne.
Durch gute Waare und solide Arbeit werde ich bestrebt sein, mir das Zutrauen des Publikums zu erwerben. Bei etwaigem Bedarf um geneigten Zuspruch bittend, zeichne hochachtungsvoll

                                                    Ernst Kähler,
                                                    Kürschner.


Kirchliche Nachrichten.
1. Pfingsttag.

Collecte für die Mission.

Frühkirche: Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Nachmittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.

2. Pfingsttag.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Nachmittagskirche: Pastor Krüger.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 18.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 37 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 37 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 11. Mai 1894.


Das kleinkalibrige Gewehr.

Der Generalstabsarzt der Armee Prof. Dr. v. Coler berichtete auf dem medizinischen Congreß in Rom über die durch die Geschosse des kleinkalibrigen Gewehrs verursachten Verletzungen. Diesem Vortrage sind nach französischen Zeitungen folgende Einzelheiten zu entnehmen:

Man schoß auf verschiedene Entfernungen nach 200 bis 2500 Meter mehr als 1000 Geschosse auf 480 Menschenleichen, 13 lebende und 16 todte Pferde ab. Außerdem haben die Doctoren v. Coler und Schierning die Wirkungen der neuen Waffe auf 22 Menschen beobachtet, von denen 14 einen Selbstmord begangen oder versucht hatten, während acht Opfer von Unfällen oder Verbrechen gewesen waren. Die Feststellungen heben vollkommen alles Dasjenige auf, was man bisher im Großen und Ganzen über die Wirkungen des neuen "humanitären" Geschosses gesagt hat. Die auf alle Entfernungen durch die modernen Geschosse verursachten Verwundungen sind ungleich schwerer, als die durch die früher angewandten Kugeln verursachten. Auf kleine Entfernungen bis 600 Meter werden die Fetzen der Kleidungsstücke, die das Geschoß auf seiner Flugbahn reißt, nicht in die Wunde hineingezogen. Die Stoffe zersplittern sozusagen bei der Berührung mit dem Geschoß, das noch von seiner ganzen lebendigen Kraft beseelt ist; sie lösen sich vor dem Geschoß in Atome auf.
Dagegen sind die Wirkungen auf den Körper furchtbar; das Geschoß wirkt wie ein Explosivstoff. Man darf nicht vergessen, daß der Organismus eine Art geschlossenes, mit Flüssigkeit angefülltes Gefäß ist. Die schwersten Verletzungen entstehen nun, wenn durch das Projektil im getroffenen Gewebe hydraulische Pressung zu Stande kommt. Die Wunde sieht dann aus, wie wenn sie durch Explosion hervorgebracht wäre. Feuchtigkeitsgrad des Gewebes, Geschwindigkeit des aufschlagenden Projektils und sein Querdurchschnitt bedingen diese Wirkung. Die Knochen werden nicht wie mit einem Locheisen, wie man fälschlich vorgab, durchbohrt, sie werden wie durch eine Dynamitladung zertrümmert und in kleine Stücke zersprengt, die durch den ganzen Körper zerstreut sind. Die Leber, das Herz, die Nieren werden pulverisirt, die Eingeweide in tausende Stücke gerissen, die Muskeln auseinandergerissen.
Die Eintrittsöffnung des Geschosses ist sehr klein, kaum wahrnehmbar, die des Austritts dagegen beträchtlich; sie gewährt den Anblick eines Trichters von 12 bis 18 Centimeter Durchmesser. Wohl verstanden, das Geschoß geht stets durch den Körper, der von Theil zu Theil durchbohrt ist; es durchdringt sogar drei Körper und bleibt erst im Innern eines vierten stecken. Ein Geschoß, das eine der Extremitäten trifft und einem Knochen begegnet, zerstört sicher das getroffene Glied; wenn es den Kopf, den Hals oder Bauch trifft, tödtet es bestimmt. Wenn es die Brusthöhlung durchdringt, kann es den Tod auch herbeiführen, wenn es das Herz und die großen Gefäße schont und nur die Lunge durchbohrt. Ueber 600 Meter hinaus sind die Geschosse weniger tödtlich. Wenn sie den Bauch treffen, erzeugen sie noch große Verheerung. 49 Geschosse, die den Leib auf 700 bis 1600 Meter Distanz getroffen haben, haben 160 innere Zerreißungen der Blase und des Magens erzeugt. Die Durchschnittszahl der offenen Löcher für jedes Geschoß war drei, das Maximum acht. Auf weitere Entfernungen führten 12 Procent der Geschosse Stofflappen in die Wunde, was stets eine schwere Complication ist, da die Kleidung notwendiger Weise mit einem reichen Wachstum von Mikroorganismen bedeckt ist. Von 1000 Meter an werden die Knochen glatt, aber mit strahlenförmigen Spalten von allen Seiten des Bohrloches durchschlagen.
Selbst auf 1600 Meter erzeugt das Geschoß bei 40 pCt. von Fällen weite Brüche mit Knochensplittern, die manchmal am Platz bleiben, aber zuweilen auch durch den Organismus getrieben wurden und in diesem Falle wie ebensoviel Scheermesserklingen wirken, sodaß schon bei einer Geschwindigkeit von etwa 3000 Metern in der Sekunde die Gewebe des Körpers durchsetzt werden.
Die Temperatur des Geschosses steigt im Augenblick, wo es den Körper trifft, etwa auf 70 Grad. Wenn man Schuß auf Schuß abfeuert, kann sie bis auf 350 Grad kommen. Generalarzt v. Coler bedient sich zur Erklärung dieses Punktes der Legirungsgeschosse mit bekannter Schmelztemperatur. Auch hat er festgestellt, daß beim Abgeben von 100 Schuß in 2 1/2 Minuten der Bleikern der letzten Geschosse geschmolzen wurde, was eine Mindesttemperatur von 334 Grad voraussetzt. Das mit einem Stahlmantel umgebene Geschoß deformirt sich fast stets im Körper und zerspringt oft in kleine, spitze Stücke die alle ihnen begegnenden Gewebe aushacken und zerreißen. Im Ganzen beweisen die stattgehabten Versuche, daß die alte runde Kugel und selbst das längliche Geschoß von 1870 so zu sagen gutmüthig im Vergleich zu der undenkbaren Grausamkeit des neuen Nickelstahlgeschosses mit geringem Durchmesser und schlanker Form waren.
Soweit die Berichte. Der "Reichs=Anzeiger" macht dazu die Bemerkung, nach welcher der obige Bericht doch nicht ganz unzutreffend zu sein scheint.


- Schönberg. Das Ober=Ersatz=Geschäft für den Aushebungsbezirk Schönberg findet am 30. Juni in Schönberg im Locale des Gastwirths Boye statt.
- Schönberg. Am Sonntag Nachmittag hielt der Kampfgenossenverein 1870/71 für das Fürstenthum Ratzeburg seine Generalversammlung im Boyeschen Locale ab. Auf derselben wurde der frühere Vorstand wiedergewählt und 2 Mitglieder, die den Krieg 1870/71 mitgemacht haben, neu aufgenommen, so daß der Verein nun 100 Mitglieder zählt. Bei seiner Gründung 1870/71 war er 115 Mann stark. Zum Deputierten für das Landeskriegerfest in Grevesmühlen wurde das Vorstandsmitglied Busch gewählt. Demselben sind 20 Mark aus der Vereinskasse bewilligt. Alle Kameraden, die sonst am Feste theilnehmen wollen, erhalten die Reisekosten vergütet. Sodann wurde beschlossen, zur Fahnenweihe des Kriegervereins in Schlutup am 27. d. M. die Fahne zu entsenden. Der Rechnungsabschluß ergab eine Einnahme von 938,45 M. und eine Ausgabe von 432,83 M. Der erzielte Ueberschuß wurde dem Vereinsvermögen hinzugeschrieben, welches dadurch eine Höhe von 3764,72 M. erreicht hat.
- Schönberg. In der Sonnabend=Nacht wurde die Aalkiste des Mühlenpächters Schulz in Stove gewaltsamer Weise aufgebrochen und ihres Inhalts gegen 16-20 Pfund beraubt. Der Mühlenpächter ertappte den einen der Thäter bereits am frühen Morgen in Person seines eigenen Knechtes, der auch gestand, daß Sein Mithelfer ein Arbeiter W. aus Carlow sei. Den Bemühungen der Schönberger und Carlower Polizei ist es gelungen, auch den Hehler der Aale ausfindig zu machen. Die beiden Diebe sind verhaftet und Sonntag Nachmittag in das Amtsgerichtsgefängniß in Schönberg abgeliefert.
- Mit dem 1. Mai d. J. ist der Rathskeller in Ratzeburg in den Besitz eines Herrn Wohlers in Hamburg übergegangen.
- Neustrelitz. Se. K. H. der Großherzog hat dem hiesigen patriotischen Kriegervereine seine Büste zu verleihen geruht.
- Neubrandenburg. Die Auktion, welche das Comitee des Zuchtmarktes für edlere Pferde angesetzt hatte, um den Gewinnern von Pferden Gelegenheit zu einem möglichst vorteilhaften Absatz zu geben, war mit Material zahlreich beschickt. Es

[ => Original lesen: 1894 Nr. 37 Seite 6]

wurden 55 Pferde zum Verkauf gestellt und alle fanden Abnehmer meistens an Händler; nur ein Pferd wurde mit der Bemerkung "setzt auf" zurückgestellt. Die Preise wechselten zwischen 320 und 1025 Mk., im Durchschnitt wurden 620 Mk. gezahlt. Auch mehrere der übrigen Verloosungsgegenstände gelangten zum Verkauf. In unserer Stadt sind 5 Gewinnpferde geblieben.
- Mecklenb. Kriegerverband und Mecklenb. Strelitzsche Kriegerkameradschaft. Zu den am Sonnabend den 2. Juni d. J., Mittags 12 1/2 Uhr, im Schützenhaus zu Grevesmühlen in Verbindung mit dem 4. Mecklenburgischen Landeskriegerfeste stattfindenden Verhandlungen des 12. gemeinschaftlichen Abgeordnetentages des Mecklenburgischen Kriegerverbandes und der Mecklenburg=Strelitzschen Kriegerkameradschaft (20. Abgeordnetentages des Mecklenburgischen Kriegerverbandes) werden die Vereine beider Verbände von den Präsidien mit der Bitte um zahlreiche Betheiligung eingeladen. Bemerkt wird, daß die Vereinsabordnungen nach § 27 Absatz 1 der Verbandssatzungen zum Landeskriegerfeste mit ihren Fahnen zu erscheinen haben. Tagesordnung: 1) Etwaige Bemerkungen zu den bereits in Händen der Vereine befindlichen Jahres= und Cassenberichte für das Jahr 1893. 2) Wahl eines Vertreters für den diesjährigen in Hannover stattfindenden Abgeordnetentag des deutschen Kriegerbundes. 4) Wahl des Ortes für den nächstjährigen in Mecklenburg=Strelitz abzuhaltenden Verbandsabgeordnetentag. Hierzu die Anträge der Kriegervereine zu Neubrandenburg und Friedland, sowie der gemeinschaftliche Antrag des Kampfgenossenvereins 1870/71 und des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg zu Schönberg dahingehend, daß der Verbandsabgeordnetentag im Jahre 1895 in Neubrandenburg, bezw. Friedland, Schönberg abgehalten werden möge. 4) Mittheilungen.
- Landwirtschaftlicher Notstand. Eine Meile westlich von Bützow liegt das Gut Katelbogen mit Gralow, wo 2 Erbpächter wohnen und sich eine Ziegelei befindet. Katelbogen zählt 166, Gralow 34 Einwohner. Katelbogen ist zu 3278,14 Scheffel bonitirt und hat einen Flächeninhalt von 798,7 ha. Auf Acker und Garten kommen 639 ha, Wiesen 52 ha, Weide 6 ha, Wald 65 ha, Unbrauchbares 36 7/10 ha. Das Gut soll mit etwa 600 000 Mark Schulden belastet sein.
Katelbogen ist ein von Jasmund'sches Lehn. Der letzte Besitzer ist ohne Hinterlassung männlicher Descendenz gestorben. Die Erbjungfern haben auf Ausübung ihres Erbjungfernrechtes verzichtet. Der Vormund des minderjährigen Lehnserben hat die Annahme des Lehns ausgeschlagen. Se. K. H. der Großherzog, welchem Katelbogen als heimgefallenes Lehn deferiert ist, hat die Uebernahme abgelehnt, weil Allerhöchstderselbe unter den gegebenen Verhältnissen Niemand mit demselben belehnen könne. Zu Antoni sind die Zinsen noch bezahlt. Zu Johannis zieht der gegenwärtige Pächter, welcher zur Deckung seines Pachtvorschusses bereits zu Ostern keine Pacht gezahlt haben soll, ab. Dann steht Katelbogen ohne Eigentümer da. Die Gutstagelöhner bleiben ohne Herrn allein zurück. Zur Ausübung der obrigkeitlichen Rechte ist inzwischen von dem Grh. Ministerium des Innern der Amtsrichter Daneel in Bützow als Vertreter der Gutsobrigkeit bestellt. Derselbe bemüht sich jetzt, wie es heißt, irgend einen der eingetragenen Hypotheken Gläubiger zu bewegen, einen Antrag auf Zwangsversteigerung des Gutes zu stellen. Durch den Zwangsverkauf wurde das Gut doch einen Besitzer erhalten. Bisher soll aber kein Gläubiger sich dazu haben bereit finden lassen, weil jeder fürchtet, sein Geld dann gewiß zu verlieren. Daß Niemand ein mecklenburgisches Lehngut haben will, dieser Fall steht bisher einzigartig da. Um einen ähnlichen Fall zu finden, muß man weit in der Geschichte zurückgreifen, bis nach dem 30jährigen Kriege. Damals liefen die Bauern von ihren Stellen fort, weil sie die auf denselben ruhenden Lasten nicht tragen konnten. Heute nach den Handelsverträgen müssen alle Landwirthe von dannen gehen und die Hypothekenbesitzer - folgen ihnen nach!
Uebrig bleiben nur die Männer ohne Ar und Halm, aber mit Gehalt und Coupons!
- Das Gerücht, daß ein Kellner in Schwerin das große Loos der Neubrandenb. Pferdelotterie gewonnen habe, bewahrheitet sich nicht; der Gewinner ist vielmehr ein Mehlhändler in Sonnenberg in Sachsen=Meiningen. Die Equipage mit Pferden wurde für 5000 M. an den Lieferanten Pferdehändler Sumpcke=Neubrandenburg fortgeschlagen. Das Comitee legte noch 600 M. zu, so daß der ganze Erlös, von welchem noch über 100 M. Unkosten abgehen, 5600 M. beträgt.
- Für die Jagd auf Hasen und Rebhühner sind die Aussichten bis jetzt erfreuliche. Junghasen sind reichlich vorhanden und in sehr gutem Futterzustande. Die Rebhühnergelege sind nicht minder zahlreich, die Kücken laufen auch schon mit den Hennen.


- Nach Meldungen aus Metz wird die Kaiserin mit ihren Kindern das Schloß Urville in den Vogesen besuchen. Das Gebiet des kaiserlichen Schlosses in Urville ist kürzlich durch den Ankauf mehrerer angrenzender Grundstücke vergrößert worden.
- Der "Nordd. Allg. Ztg." zufolge ist zwischen S. M. dem Kaiser und dem Bruder des verstorbenen Grafen Adolf Schack eine Vereinbarung getroffen, wonach das Haus in München, worin gegenwärtig die Schackgalerie sich befindet, ebenfalls in den Besitz des Kaisers übergeht. Die Galerie wurde als Eigentum des Kaisers ungestört im alten Heim verbleiben wie bisher und dem Publikum geöffnet sein.
- Als Erzieher der jüngeren Söhne des deutschen Kaisers ist nach dem "Volk" der Predigtamtscandidat Rathmann, ein Sohn des Oberpfarrers Rathmann in Schönebeck an der Elbe berufen worden,
- Die sechswöchige militärische Uebung für Volksschullehrer beginnt in diesem Jahre am 29. Juni und wird am 9. August beendet sein. Die betreffenden Militärpflichtigen sollen wieder zu eigenen Lehrerkompagnien zusammengezogen werden, nachdem sich diese Einrichtung im vorigen Jahre zu allseitiger Zufriedenheit bewährt hat.
- Die entscheidenden Verhandlungen zwischen den beiden konservativen Fraktionen und den Nationalliberalen über die Gestaltung der Landwirthschaftskammern werden, wie vor einigen Tagen bereits mitgetheilt, erst nach Pfingsten stattfinden.
- Die Cholera ist von Osten her der deutschen Grenze wieder recht nahe gerückt. Wie aus Thorn berichtet wird, sind unter den Mannschaften des zweiten russischen Schützenregiments in Plozk mehrere Erkrankungen an asiatischer Cholera, darunter einige mit tödlichem Ausgang vorgekommen. Während des Monats April sind in den Gouvernements Plozk, Kowno, Radom amtlicherseits 115 Erkrankungen, 49 Todesfälle an asiatischer Cholera festgestellt worden.
- Aus Graz ist endlich die erfreuliche Meldung eingetroffen, daß die in der Luglochhöhle bei Semriach eingeschlossenen 7 Personen gerettet und glücklich herausgebracht worden sind. Nachdem am Montag Vormittag ein Taucher die Verbindung mit der Höhle hergestellt hatte und aus dieser mit der freudigen Botschaft zurückgekehrt war, daß sämmtliche Eingeschlossenen am Leben und völlig gesund, nur sehr matt und sehr hungrig seien, ist am Montag Nachmittag ein Forstadjunkt aus Baibach, Putik mit Namen, durch den Kamin in die Luglochhöhle eingedrungen und hat dann glücklich alle 7 Personen lebend herausgebracht. Als die Geretteten ans Tageslicht kamen, wurden sie ohnmächtig, konnten dann aber mit Wein gelabt werden, sodaß sie sich bald wieder erholten. Ueber die Rettung herrscht allgemeiner Jubel, die Geretteten selbst küßten die Erde und dankten ihrem Retter lebhaft. Putik ist 30 Jahre alt und Vater von 2 Kindern. Er ist ein großer, kräftiger Mann und hat sich schon seit längerer Zeit mit der Ableitung der unterirdischen Gewässer im Karstgebiet beschäftigt. Er hat alle Höhlen in Krain und Istrien durchforscht.
- Ein Fall von Blutvergiftung beim Tätowiren kam dieser Tage in Frankfurt a. M. zu chirurgischer Behandlung. Ein Dachdecker hatte sich in einer Wirthschaft seinen Namen und das Athletenwappen auf dem rechten Arm tätowiren lassen, der in der Folge so stark anschwoll, daß der Zustand des Mannes nicht unbedenklich ist.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 37 Seite 7]

- In der Bergschen Menagerie in Witten wurde ein Bediensteter, der dem Leopardenkäfig zu nahe kam, von dem Leoparden erfaßt. Fast die ganze Kopfhaut wurde ihm abgerissen. Nach furchtbaren Leiden gab er am Mittwoch seinen Geist auf.
- Auf dem Walzwerk "Germania" in Neuwied ist am Sonnabend ein Verfahren zur Erzeugung von Ketten ohne Schweißung auf dem Weg des Walzens vor zahlreichen Fachleuten praktisch vorgeführt worden. Die Ergebnisse sollen recht befriedigend gewesen sein.
- "Jägerkreisen" dürfte folgender Fall von Interesse sein. Der Jagdklub Römhild hob dieser Tage einen Fuchsbau im Felde aus, in dem nicht nur die Füchsin mit sechs kräftig entwickelten Jungen zutage gefördert wurden, sondern auch Vater Reinicke selbst dabei erwischt wurde. Jedenfalls hatte derselbe seiner Familie einen Besuch gemacht, fürwahr ein schönes Ergebnis, acht dieser Räuber auf einmal habhaft zu werden. Es ist gewiß eine Seltenheit, daß der Rüd im Bau angetroffen wird, wenn solcher zwecks Aushebung der Jungen gegraben wird.
- In Lyon stürzte am Freitag der französische General Ferron nach Besichtigung der Kavallerie=Division vom Pferde. Sein störriger Gaul versuchte durchzugehen, wobei der General so unglücklich auf den Säbelknauf aufstieß, daß er sich Bauchfell und Blase zerriß. Ferron, der 64 Jahre alt war, sollte im Kriegsfall den Oberbefehl über die gegen Italien operierende Alpenarmee übernehmen. Er ist am Sonnabend abend gestorben.
- Ueber das ungarische Civilehegesetz begann am Montag im Oberhause die Beratung.
- Seit sechs Wochen sind 5000 Bergleute in Melbourne und Adeleide nach den Goldfeldern von Coolgardie und Umgegend ausgezogen. In der Gegend fehlt es jedoch sehr an Wasser.


Die Mutter im Sprichwort.

Der Deutsche hat über die Würde einer Mutter verschiedene Sprichwörter. Er Sagt: "Muttertreu wird täglich neu." "Ist die Mutter noch so arm, giebt sie doch dem Kinde warm." "Wer der Mutter nicht folgen will, muß endlich dem Gerichtsdiener folgen." "Besser einen reichen Vater verlieren, als eine arme Mutter." "Was der Mutter ans Herz geht, geht dem Vater nur ans Knie." Im Hindostanischen heißt es: "Mutter mein, immer mein, möge reich oder arm ich sein." Der Venetianer sagt: "Mutter, Mutter! Wer sie hat, ruft sie, wer sie nicht hat, vermißt sie." Der Russe sagt: "Das Gebet der Mutter holt vom Meeresgrund herauf." Der Czeche und Lette sagen: "Mutterhand ist weich, auch wenn sie schlägt." Fast bei allen Völkern hat man das sehr wahre Sprichwort: "Eine Mutter kann eher sieben Kinder ernähren, als sieben Kinder eine Mutter." Das Leiden der Mutter bezeichnet der Italiener in dem Sprichwort: "Mutter will sagen: "Märtyrin!" Ueber den Verlust der Mutter sagt ein Sprichwort der Russen: "Ohne die Mutter sind die Kinder verloren, wie die Biene ohne Weisel." (Königin.) Wahrhaftig! die Mütter dürfen stolz sein auf die Ehrentitel, die ihnen in den Sprichwörtern der Völker gewidmet sind.


- Zur Kindererziehung. Fünf Rezepte, die den Grund der ganzen Kindererziehung bilden: 1) Du mußt lernen, Deine Kleinen in guter Laune zu erhalten; 2) sie an Ordnung zu gewöhnen; 3) unerlaubte Dinge ihnen ganz bestimmt abzuschlagen; 4) ihnen so viel als möglich zu gestatten und nicht am Verbieten Dich zu freuen; 5) fortwährend sie zu beschäftigen.
- Was man nicht töten soll! In Frankreich enthalten die Schulbücher Belehrungen über die Nützlichkeit verschiedener Thiere, welche vielfach getötet werden. Es heißt dort: Igel: Er lebt meistens von Mäusen, kleinen Nagethieren, Wegschnecken und Engerlingen. Tötet darum keinen Igel. - Kröte: Eine wahre Gehilfin des Landmannes. Jede vertilgt 20 bis 30 Insekten pro Stunde. Tötet die Kröte nicht. - Maulwurf: Er verzehrt unablässig Engerlinge, Larven, Raupen und andere dem Ackerbau schädliche Insekten. Kein Pflanzentheil wurde je in seinem Magen gefunden. Tötet den Maulwurf nicht. - Vögel: Jede Provinz hat alljährlich große Verluste durch Insekten. Die Vögel sind die bittersten Feinde derselben, welche im Stande sind, tüchtig unter ihnen aufzuräumen. Sie sind die großen Raupentöter, Gehilfen des Ackerbaues und der Obstzucht. Tötet die Vögel nicht! - Marienkäferchen: Sie sind die besten Freunde der Feldbaus und Gärtner, indem sie die Blattläuse, welche die Gewächse schädigen, in Massen vertilgen. Tötet das Marienkäferchen nicht.
- Riesenhafte Spargel erzielt man auf folgende einfache Weise: Sobald die ersten Spargel schießen, suche man starke Pfeifen aus, stecke jede in den grünen Hals einer Glasflasche, indem man sie umgekehrt darüber stülpt und durch eingesteckte Stäbe vor dem Fallen schützt, bringe aber den Flaschenhals nicht tiefer als 15 Millimeter tief in die Erde ein. Von der Luft abgeschlossen und vor den erhärtenden Sonnenstrahlen geschützt, treibt der Spargel schnell hoch, bis ihn der Flaschenboden am Längenwachstum hindert, dann kehrt er um und treibt bis an den Flaschenhals zurück und setzt sein Wachstum fort, bis das Flascheninnere gefüllt ist, worauf er die Flasche aus der Erde hebt. Nun sticht man den Stengel, erschlägt die Flasche so vorsichtig, daß keine Glassplitter eindringen, und hat so einen Spargel von 1-2 Pfund Schwere, dabei aber zart, saftig und wohlschmeckend erzogen.
- Hohe Weiße der Wäsche erzielt man auf folgende Weise: Man bereite eine Mischung aus 2 Teilen starkem Spiritus und 1 Theil reinem, sehr hellem Terpentinöl und setze von dieser Mischung zwei Eßlöffel voll auf 50 Liter dem Blauwasser zu. Die Wäsche bleicht hierdurch während des Trocknens und dieser Zusatz ist für die Faser unschädlich. Der unverdünnte Theil kann längere Zeit stehen und entfernt starke Fett= oder Harzflecke.
- Ein schauervolles Hundert. Wenn ein Mann in einem langen Zeitabschnitte zum hundertsten Mal dieselbe bedeutungsvolle Handlung vornimmt, so vereinigen sich um ihn die Berufsgenossen und Freunde und bringen ihm ihre Glückwünsche zum Jubiläum dar. Auch der Mann, von dem wir hier sprechen, wird demnächst im Dienste des Staates, im Dienste der Gerechtigkeit zum hundertsten Mal seines schwierigen Amtes walten, aber als ein Jubiläum, als eine Feier mit fröhlicher Feststimmung wird man dieses Ereigniß nicht begehen, obwohl es kaum einen Vergleich findet in seiner Eigenartigkeit. Herr Friedrich Reindel nämlich, der Scharfrichter für das Gebiet der preußischen Monarchie, wird in Kurzem die hundertste Hinrichtung vollziehen. Ein solcher Vorgang läßt freilich keine angenehmen Empfindungen aufkommen, aber er fordert doch ein Interesse für den Mann heraus, der sich muthvoll einer Dienstleistung unterzieht, die nach Lage unserer Strafgesetzgebung nun einmal nicht zu entbehren ist und keineswegs so glänzend bezahlt wird, wie man dies wohl allgemein annimmt. Friedrich Reindel vollendet in wenigen Monaten, am 6. September, sein siebzigstes Lebensjahr. Bekanntlich wohnt er in Magdeburg. Sein Auftreten ist ein sehr bescheidenes, und nach den landläufigen Vorstellungen, die sich das Publikum von einem Manne seines Gewerbes macht, würde wohl Niemand den Scharfrichter in ihm vermuthen. Für die Hinrichtung eines Verbrechers erhält Reindel 100 Mark, neben den persönlichen Tagegeldern von 10 Mark. Die Gehülfen erhalten an Tagegeldern je 7,50 Mark und, ebenso wie ihr Herr, freie Eisenbahnfahrt dritter Klasse. Als Gehülfen hat Reindel einen Bruder, zwei Söhne und einen Schwiegersohn. Reindel führt über seine Thätigkeit sorgfältig Buch und schreibt nach jeder Hinrichtung die empfangenen Eindrücke nieder. Die letzte Enthauptung hat er in Bromberg vorgenommen; es war die achtundneunzigste. Da inzwischen wieder verschiedene Todesurtheile gefällt worden sind, dürfte in seinem Register die Zahl Hundert in kürzester Zeit voll werden. Unter den Hingerichteten befanden sich 8 Frauen. Zwei Mal vollzog Reindel eine Doppel= und ein Mal eine dreifache Hinrichtung, diese in 21 Minuten. Die Kürze der Zeit erklärt sich dadurch, daß Reindel das früher üblich gewesene Anschnallen des Diliquenten an Block und Bank nicht mehr vornehmen läßt. Das Richtbeil ist vor etwa 50 Jahren von einem Dorfschmied in der Altmark angefertigt worden. Mit diesem Beil hat sowohl

[ => Original lesen: 1894 Nr. 37 Seite 8]

Reindel wie sein im Jahre 1874 verstorbener Bruder und Amtsvorgänger alle Hinrichtungen vollzogen.
- Merkwürdig. "O", sagte eine Franzose, " 'öchst seltsamer, widerspreckender Gebrauk 'aben die Deutsche. Erst gießen er Rum in Bowl', su maken es stark, dann thun er Wasser hinein, su maken es swach, dann geben er Citron, su maken es sauer, und wieder Sucker, su maken es süß. Und dann 'eben er die Glas 'och und sagen: Ich bringe es Ihnen, und dann - trinken er es selber!"


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