No. 35
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. Mai
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 35 Seite 1]

- Der Kaiser traf am 2. Mai kurz vor acht Uhr auf der Wildparkstation ein und wurde daselbst von der Kaiserin, die gegen 7 3/4 Uhr mit den vier ältesten kaiserlichen Prinzen auf dem Bahnhofe erschienen war, empfangen. Um 9 3/4 Uhr verließ der Kaiser das Neue Palais und begab sich zu Pferde nach dem Bornstedter Felde zur Besichtigung des 1. Garde=Regiments z. F. Nach dem Schulexerciren und einer Gefechtsübung hielt der Kaiser eine Ansprache an das Regiment, in welcher der Monarch auf die Bedeutung des heutigen Tages, des Gedenktages der Schlacht von Groß=Görschen, hinwies. Nach Beendigung der Parade, welcher die Kaiserin sowie Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold beigewohnt hatten, setzte sich der Kaiser an die Spitze des Regiments und führte es nach der Stadt zurück. Sodann folgte der Monarch einer Einladung der Officiere des Regiments zur Frühstückstafel.
- Die Kaiserin traf mit ihren Kindern in Potsdam wieder ein. Wenige Minuten nach 4 Uhr lief der Sonderzug in Bahnhof Friedrichstraße ein, hielt aber nur ganz kurze Zeit. Die Kaiserin erschien mit ihren Söhnen am Fenster und erwiderte die Grüße der auf dem Bahnsteig versammelten Menge.
- Eine Zusammenkunft des Czaren mit dem deutschen Kaiser stellt der "Hamb. Corresp." für den Spätsommer in Aussicht. Der bevorstehende Aufenthalt des Prinzen Heinrich in Petersburg werde wahrscheinlich nach Berichten aus der russischen Hauptstadt dazu beitragen, die geplante Zusammenkunft zu fördern.
- Die Kaisermanöver sollen nach dem "Hann. Cour." durch große Kavallerieunternehmungen eingeleitet werden, wobei das Hauptaugenmerk auf Lösung besonderer strategischer Aufgaben gelegt werden wird. Der Kaiser gedenkt diese Uebungen persönlich zu leiten und zu gewissen Zeitpunkten den Befehl über die beiden Kavalleriedivisionen abwechselnd zu übernehmen. Die Kavallerieübungen sollen die strategische Bedeutung der Kavallerie in die Erscheinung treten lassen. Es soll auch besonderer Werth darauf gelegt werden, daß die Kavallerie=Division an und für sich imstande ist, die Front eines Armeekorps in der Breite von dessen Marschlänge zu decken und zu verschleiern.
- Die Braut des Großfürsten Thronfolgers. Wie man der pol. Corr. aus St. Petersburg meldet, wurde der Erzpriester und Hofgeistliche Janischew vom Zaren mit der Aufgabe betraut, die Braut des Großfürsten=Thronfolgers, Prinzessin Alix von Hessen, für den Uebertritt zur orthodoxen Kirche vorzubereiten. Erzpriester Janischew soll sich zu diesem Zwecke am 4. Mai nach Darmstadt begeben.
- Die Königin von England, die am Sonntag abend in Windsor wieder eintraf, ist sehr befriedigt über die in Coburg verlebten frohen Festtage. Sie hat durch ihren Schatzmeister General Ponsoaby ein Schreiben an Oberbürgermeister Muther richten lassen, in dem es heißt, daß sie durch den Aufenthalt im lieben Coburg aufs Wohlthuendste berührt worden sei und dem Oberbürgermeister und allen Bewohnern der Heimatsstätte ihres unvergeßlichen Gemahls sowohl für den warmen und herzlichen Empfang wie auch für die überaus zahlreichen Beweise treuer Anhänglichkeit den innigsten Dank ausspreche.
- Der kleine Alexander auf dem serbischen Königsthron hat sich schon wieder einen Staatsstreich geleistet. Er hat einen Ukas erlassen, in welchem er die Entscheidung der Regentschaft und der Skupschtina über seine Eltern für verfassungswidrig erklärt und dem König Milan und der Königin Natalie die ihnen als Mitglieder des königlichen Hauses verfassungsmäßig zustehenden Rechte wieder erteilt. Nun wird ja der Tanz im Königreich Serbien bald von Neuem beginnen, denn Milan ist jetzt trotz seines Verzichts wieder vollständig Herr der Situation und wird wieder allgemein als König behandelt und gefeiert.
- Der Ukas des Königs von Serbien, durch den Milan und Natalie in alle Rechte als Mitglieder des Königshauses wieder eingesetzt und die entgegenstehenden Beschlüsse der Skuptschina anulliert wurden, wurde auf diplomatischem Wege sämmtlichen fremden Höfen mitgetheilt.
- Die Kommission für das bürgerliche Gesetzbuch erledigte in ihren Sitzungen vom 23.-25. April den Rest der Vorschriften über die Ehelichkeits=Erklärung, ferner die Vorschriften über die Annahme an Kindesstatt und begann die Berathung der Bestimmungen über die Vormundschaft über Minderjährige.
- Ueber die sozialdemokratische Produktivgenossenschafts=Bäckerei zu Berlin ist am 27. April vom Amtsgericht der Konkurs eröffnet worden.
- Großes Aufsehen erregt in Thorn die Verhaftung eines Schülers des Realgymnasiums, des 17jährigen Untersekundaners Szuolz, des Sohnes eines russischen Unterthans, unter dem Verdacht der Spionage und Majestätsbeleidigung. Sein Vater lebt als Privatmann abwechselnd in Odessa und Bialystock; sein Bruder ist russischer Offizier. Der Verdacht ist dadurch erregt worden, daß er bei Spaziergängen kleine Zeichnungen über die Lage der Festungsforts anfertigte, unter Abschätzung von Entfernungen. Bei einer Haussuchung wurden derartige Zeichnungen gefunden, so daß die Anklage wegen Landesverraths möglich erscheint. Weiter soll S. bei einer Kaisergeburtstagsfeier schwere Majestätsbeleidigungen ausgestoßen haben.
- In der kgl. Münze in Berlin werden augenblicklich 50 Millionen italienische Nickelmünzen für Rechnung der Berndorfer Metallwaren=Fabrik geprägt. Die italienische Regierung hat der Berndorfer=Metallwaren=Fabrik die gesammte Lieferung der neuen Nickelmünze übertragen. Die Lieferung umfaßt 200 000 Kilogramm zum Nominalwerth von 10 Millionen Lire, das ganze Quantum muß vertragsmäßig innerhalb 4 Monaten fertiggestellt werden.
- Das Café Luitpold in München ging um 3 160 000 Mark in den Besitz des Oberstlieutenants Lindpaintner über.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 35 Seite 2]

- Der 2. deutsche Taubstummenkongreß findet Pfingsten d. J. in Wiesbaden statt. Anmeldungen sind an den ersten Vorsitzenden des Rheinischen Taubstummen=Bundes, Herrn Buchhändler Franz Bosson, zu richten, von welchem auch alle nähere Auskunft ertheilt wird.
- Wer verewigt sein will durch Eingravierung einer Tafel in der Festhalle des Turm=Innern des Kaiser Wilhelm=Denkmals auf dem Kyffhäuser, braucht nur einen persönlichen Beitrag von 5000 Mark zu zahlen.


Anzeigen.

In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmen, dem Hauswirth Heinrich Woisin zu Lindow gehörigen und daselbst sub Nr. V. belegenen Vollstelle c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1) der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 22. Mai 1894
Vormittags 11 Uhr,

2) der Ueberbotstermin auf

Donnerstag, den 21. Juni 1894
Vormittags 11 Uhr.

ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Dienstag, den 22. Mai 1894
Vormittags 11 Uhr
angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Registratur I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 19. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    W. Wetzel.


In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, dem Hauswirt Peter Baars zu Neschow gehörigen und daselbst sub Nr. II. belegenen Vollstelle c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1) der Verkaufstermin auf

Donnerstag, den 24. Mai 1894
Vormittags 11 Uhr

2) der Ueberbotstermin auf

Donnerstag, den 21. Juni 1894
Mittags 12 Uhr.

ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Donnerstag, den 24. Mai 1894
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Registratur I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 19. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    W. Wetzel.


n Sachen betr. die Zwangsversteigerung der dem Arbeiter H. J. Jahnke zu Herrnburg gehörigen und daselbst belegenen Grundstücks c. p. (Büdnerei Nr. 51) steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1) der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 22. Mai 1894
Vormittags 10 1/4 Uhr,

2) der Ueberbotstermin auf

Donnerstag, den 21. Juni 1894
Vormittags 10 1/4 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 22. Mai 1894
Vormittags 10 1/4 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Registratur I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 19. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    W. Wetzel.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Walksfelde sub Nr. I belegene Käthnerstelle c. p. des Krämers Hans Joachim Brüggemann daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 30. April 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holzauktion Nr. 33.

Am Freitag den 11. Mai Morgens 10 Uhr zu Selmsdorf sollen beim Gastwirth Michaelsen bei freier Concurrenz verkauft werden:

Aus den Hohemeiler Tannen,

        39 Stück tannen Kiepenhölzer.
ca. 300 Stück fichten Derbholzstangen I. Kl.
ca. 150 Stück fichten Derbholzstangen II. Kl.
ca.   25 Stück fichten Derbholzstangen III. Kl.
ca. 250 Rmtr. kiefern Kluftholz.
      400 Rmtr. kiefern Knüppel.
Herr Förster Polle ertheilt Auskunft über den Stand des Holzes.
Schönberg, den 1. Mai 1894

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Auctionsanzeige.
Montag, den 7. Mai d. Js.,
Nachmittags 2 Uhr,

sollen vor dem Hause des verstorbenen Zimmergesellen Heinrich Beckmann zu Cronscamp folgende Gegenstände:

2 Koffer, 1 Lade, 1 vollständiges Bett, 8 Kopfkissen, heeden und flächsen Leinen, 1 Parthie Flachs, 1 Schrank, 1 Wanduhr, einige Stühle, 1 Hobelbank, Zimmergeräthschaften usw.
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Carlow, den 1. Mai 1894.

                                                    Hinzelmann,
                                                    Landreiter.


Dr. Dethloff
ist zurückgekehrt.


Dr. Roth, Lübeck,
zurückgekehrt.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 35 Seite 3]

Die zu Falkenhagen sub Nr. IX belegene Halbstelle, welche durchweg des besten Weizenbodens und nahezu 10 000 []=Ruthen groß ist, in guter Cultur sich befindet, auch mit wohlerhaltenen Gebäuden bestanden ist, soll mit Früchten und Inventar sogleich unter der Hand verkauft werden und werden Kaufliebhaber ersucht, sich an den Unterzeichneten zu wenden.
Schönberg i. M., den 30. April 1894.

                                                    A. Dufft.


Gesucht zu sofort ein Knecht, welcher mit Pferden bescheid weiß.

                                                    G. Westphal, Schlutup.


Mast= und Freßpulver
für Schweine. Vorteile: Große Futterersparnis, rasche Gewichtszunahme, schnelles Fettwerden, erregt Freßlust, verhütet Verstopfung und schützt die Tiere vor vielen Krankheiten, per Schachtel 50 Pfg., nur ächt, wenn dieselbe den Namenszug Geo Dötzer trägt. Erhältlich bei Apotheker Montag in Schönberg.


Habe jetzt wieder sehr schönen                          
Holsteiner Käse,
à Pfund 20 Pfg.,
vorräthig, und im Ganzen billiger.                                                    
                                                    Max C. Saß.


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Viel Geld liegt begraben

in alten Briefen mit Marken von 1850 bis 70; ich bezahle für alle alten Marken höchste Preise, für alte Mecklenburger, auf ganzen Briefen, für 1/4 Silbergr. rothgelb 1/3 Silbergr. grün und 1 Schilling violett 25 Mark p. Stück.
Offerten an

                                                    Robert Fröhlich,
                                                    Exportgeschäft, Leipzig.
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Täglich Eintreffen von Neuheiten in
Glas, Porzellan und Steingut.
Als besonders preiswerth empfehle:
weiße Teller (kein Ausschuß)
flach und tief, per Stück 10 Pfg.
ferner:                                                    
blau dekorierte Geschirre, als:
Salzfässer, Vorrathstonnen, Milchtöpfe, Durchschläge, Brotteller, Compotieren,
sowie komplete Eßservice und Waschgarnituren billigst.
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Porzellan=Blumentöpfen
neuester Muster.
                                                    Rud. Tietgen.


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Bettfedernlager
Wiliam Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue

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Krup- und Stangenbohnen
in verschiedenen guten Sorten empfehle bestens.
                                                    H. C. Weinrebe.


Nachdem ich in der Blinden=Anstalt in Neukloster zur Anfertigung von Bürstenbinderwaaren und Rohrgeflechten ausgebildet worden bin, empfehle ich mich den verehrten Herrschaften zur Anfertigung derartiger Arbeiten und bitte gehorsamst, mich mit Aufträgen gütigst beehren zu wollen.
Schönberg, den 20. April 1894.

                                                    Bertha Stein,
                                                    Siemzerstraße Nr. 100.


Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend hierdurch die ergebene Mitteilung, daß ich in der Sabowerstr. Nr. 3 ein

Malergeschäft

eröffnet habe.
Ich werde mich bemühen, durch gute und geschmackvolle Arbeit allen Ansprüchen Genüge zu leisten.
Geneigten Aufträgen entgegensehend empfiehlt sich

                          Hochachtungsvoll
                                  W. Mussfeldt.

Schönberg, den 30. April 1894.


Emaillewaaren
in nur Ia Qualität:

Kochtöpfe, Deckel, Casserollen, Kessel, Pfannen, Schüssel, Caffeekannen, Theekannen. Milchtöpfe, Eimer, mit und ohne Deckel, Teller, Tassen. Milchkrüge, Becher, Waschgarnituren und einzelne Theile, Spucknäpfe, Wannen, Trichter, Durchschläge, Salzfässer, Wasserschöpfer, Schaumlöffel, Bratenlöffel.

                                                    Rud. Tietgen.


Steinkohlentheer und Holztheer
in 1/2 und ganze Tonnen empfiehlt zu dem billigsten Preise
                                                    Max C. Saß.


Gesucht zu sofort ein Mädchen in Stelle eines erkrankten.
                                                    Frau Landbaumeister Rickmann.


Lieben Sie

einen schönen, weissen, zarten Teint, so waschen Sie sich täglich mit:

Bergmann's Lilienmilch-Seife
von Bergmann & Co., in Dresden-Radebeul
(Schutzmarke: Zwei Bergmänner).

Bestes Mittel gegen Sommersprossen, sowie alle Hautunreinigkeiten. à Stück 50 Pfg. bei:

Apotheker Montag.


Prima Weizenmehl.
10 Pfd. 1 Mk. 15 Pfg.,
empfiehlt                                                     Max C. Saß.


3 bis 4 Fuder Zaunholz und Dorn, lagernd auf dem Töpfer=Felde, à Fuder 3 Mark, hat abzugeben

                                                    C. Rahn,
                                                    Schönberg.


Neue Muster von Tapeten u. Borden,
Patent=Rouleaux,
Linoleum und Kokosläufer,
Kokosmatten
empfiehlt                                                     H. E. Peters, Glasermeister.


Imker=Verein des Fürstenthums Ratzeburg.

Die Frühjahrsversammlung hat für das laufende Jahr den Verkaufspreis für Schleuderhonig bei Abnahme von
    10 Pfund auf 65 Pfg. pro Pfund,
    bei weniger auf 70 Pfg. pro Pfund festgesetzt.
Schönberg, den 1. Mai 1894.

                                                    Der Vorstand.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 35 Seite 4]

Streichfertige Malerfarben, Pfund 40 Pfg., sowie alle Sorten fein geriebene Farben zu äußerst billigen Preisen, Fußbodenglanzöl, in 6 bis 8 Stunden trocken, doppelt gekochten Firniß und holl. Leinöl, Copallack, Damarlack, Asphaltlack, Bernsteinlack, Fußbodenlack, schwarzen und braunen Hutlack, Siccativ und die verschiedensten Bronzen nebst Tinktur billigst bei

                                                    H. Brüchmann.


Solinger Stahlwaaren
aus der Fabrik von
J. A. Henckels, Solingen
(Fabrikzeichen "Zwillinge"), als:

Tischmesser und Gabel,
Dessertmesser,
Tranchirmesser und =Gabel,
Cabaretgabeln,
Brodmesser,
Küchenmesser,
Gemüsemesser,
Schneiderscheeren,
Damenscheeren,
Stickscheeren,
Nagelscheeren,
Papierscheeren,

Taschenmesser in größter Auswahl.
Ferner: Löffel und Forken
in Brittannia, Neusilber und Alfenide.

                                                    Rud. Tietgen.


Sonntag den 6. d. M.
Tanzmusik.
                                                    J. Boye.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.
Versammlung
Sonntag, den 6. Mai d. Js.,
Nachmittags 2 Uhr,
im Vereinslokale.

                   Tagesordnung:
1. Rechnungsabschluß pro 1893/94.
2. Delegirtenwahl bezw. Betheiligung der Mitglieder am Landeskriegerfest zu Grevesmühlen den 2. und 3. Juni d. J.
3. Vorstandswahl.
4. Verschiedene Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.
Am Sonntag den 6. Mai, Nachmittags 3 1/2 Uhr,
außerordentliche Generalversammlung
Tagesordnung:

1. Einladung zur Fahnenweihe der Kriegervereins in Schlutup.
2. Wahl der Deputirten nach Schlutup.
3. Berathung über event. Engagirung eines Musikkorps zum Landeskriegerfest.

                                                    Der Vorstand.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.

Kameraden, welche sich an der Reise zum Landes=Kriegerfest nach Grevesmühlen betheiligen wollen, haben sich bis spätestens Sonntag den 6. Mai cr. bei den Kameraden Kaufmann Oldenburg oder Uhrmacher Vogel zu melden; spätere Meldungen können nur noch ausnahmsweise Berücksichtigung finden.

                                                    Der Vorstand.


Generalversammlung
der Selmsdorfer Todtenlade
Dienstag, den 15. Mai, 9 Uhr Vormittags,

                          Tagesordnung:
        1. Rechnungsablage.
        2. Wahl eines Aeltermannes.
        3. Verschiedenes.
        4. Beitragzahlung, à Person 3 Mk.

                                                    Der Vorstand.


Am Sonntag den 6. Mai,
großes Eierlaufen,
wozu ganz ergebenst einladen                                                    
Die Mädchen
der Ortschaften Ollndorf und Niendorf.
                                                    J. Dechow.


Am 2. Pfingsttage in Boitin=Resdorf
großes Katerschlagen
mit nachfolgendem Tanz,
wozu freundlichst einladen die jungen Mädchen aus Resdorf, Wahlsdorf und Kl. Mist.


Zu dem am Sonntag den 6. Mai d. J. hier stattfindenden

Ringreiten
erlauben wir uns hierdurch freundlichst einzuladen.
Achtungsvoll                                                    
Petersberg                                                     Die Veranstalter.

Beginn des Reitens 1 3/4 Uhr Nachmittags. Nach dem Reiten große Tanzmusik über Mitternacht hinaus.


Für auswärtige Besucher wird bemerkt, daß die Vorstellungen um 1/2 7 Uhr beginnen und, wie nachstehend verzeichnet, endigen werden.

Maria Stuart gegen 10 Uhr.
Die Journalisten 9 1/2 Uhr.
Emilia Galotti 9 1/4 Uhr.
Der Talismann nach 9 Uhr.
Das Käthchen von Heilbron gegen 10 Uhr.
Minna von Barnhelm nach 9 Uhr.
Wallensteins Tod nach 9 1/2 Uhr.
Medea nach 9 Uhr.
Sappho gegen 9 1/4 Uhr.
Der Verschwender gegen 9 1/2 Uhr.
Schwerin, den 1. Mai 1894.

Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Magdalene Draeger
Wilhelm Ollrogge
Verlobte.
Petersberg.                                                     Boitin=Resdorf.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 29. April.

Frühkirche: Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Der Gesammt=Auflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospekt des bekannten Bankhauses Philipp Fürst in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 17.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 35 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 35 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. Mai 1894.


          - Nr. 10 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1894 enthält
  II. Abtheilung.

Bekanntmachung, betreffend das zwischen dem Deutschen Reiche und Rußland getroffene Abkommen wegen der gegenseitigen Uebernahme früherer Angehöriger der beiden Länder.
Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat März 1894.
Bekanntmachung, betreffend die Expropriationscommission für die Eisenbahn Hagenow=Oldesloe.
Bekanntmachung, betreffend Aenderung der im Fürstenthum Ratzeburg verkehrenden Privat-Personenfuhrwerke vom 1. Mai.


- Neustrelitz.Am 1. Mai fuhr S. K. H. der Großherzog nebst S. K. H. dem Erbgroßherzog nach Neubrandenburg zum Pferdemarkt. Die hohen Herrschaften trafen Abends wieder in Neustrelitz ein.
- Neustrelitz. Die Gesammteinnahme des am 25. April, im Saale des alten Palais stattgehabten Wohlthätigkeitsconcerts hat 2143,46 Mark ergeben, wovon ein Theil dem hiesigen Siechenhause, ein anderer zur Unterstützung der hiesigen Gemeindeschwester zur Pflege erkrankter Stadtarmen Verwendung finden, während der noch verbleibende Betrag zur Unterstützung armer kurbedürftiger Kranker und zur Beihülfe für das Rettungshaus Bethanien in Neubrandenburg dienen soll. (N. Z.)
- Neustrelitz. Nach hier eingetroffenen Nachrichten hat I. K. H. die Großherzogin die Villa d'Este bei Cernobbio am Comosee verlassen und ist am 27. April Vormittags in Baden=Baden angelangt und mit II. HH. dem Herzog und der Herzogin von Anhalt zusammengetroffen. (N. Z.)
- Stargard. Am vergangenen Donnerstag Mittags ging auf der Feldmark Gr. Nemerow ein Luftballon der Militärluftschifferabtheilung aus Berlin zur Erde nieder, dem alsbald 3 Officiere entstiegen. Der Ballon hatte Havarie erlitten und mußte daher die beabsichtigte Weiterreise unterbrechen. Der ausgeworfene Anker konnte auf dem ebenen Acker keinen festen Widerhalt finden, sodaß das Fahrzeug in geringer Nähe über der Erde fortschwebte. Auf Rufen der Insassen eilten die auf dem Felde beschäftigten Bewohner von Gr. Nemerow und Rowa herbei, das herabhängende Tau zu erfassen und nach harter Arbeit den Ballon zu bewältigen. Die Landung der Officiere geschah ohne jeglichen Unfall, die Reisenden klagten über bittere Kälte in den oberen Luftregionen. Der zusammengelegte Ballon wurde alsbald durch Fuhrwerk zur Bahn nach Neubrandenburg geschafft, während die Officiere, nachdem ihnen vom Amtmann Müller=Rowa Aufnahme gewährt worden, mit dem Abendzuge von Neubrandenburg aus nach Berlin zurückkehrten. (Nbr. Z.)
- Sonntagsfahrkarten. Vom 3. Mai bis 30. September d. J. werden an den Sonn= und Festtagen zu den fahrplanmäßigen Personen= und Schnellzügen Fahrkarten 2. und 3. Wagenklasse gegen Zahlung des Fahrpreises einer einfachen Fahrkarte im Lokalverkehr und im direkten Verkehr mit den Stationen der Neubrandenburg=Friedländer=Eisenbahn ausgegeben. Diese Fahrkarten berechtigen zur Rückfahrt mit jedem fahrplanmäßigen Zuge, jedoch nur am Tage der Lösung derselben.


- Der Pope der russischen Botschaft in Berlin soll dazu ausersehen sein, die Braut des russischen Thronfolgers, Prinzessin Alix von Hessen in die Lehren der griechisch=katholischen Kirche einzuführen.
- Der Abgeordnete Ahlwardt ist von der 2. Strafkammer des Landgerichts Berlin wegen Beleidigung des preußischen Beamtenthums, begangen in einer zu Essen gehaltenen Rede, zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Dem Ministerpräsidenten und dem Justizminister wurde die Publikationsbefugniß zugesprochen.
- Die bayerischen Königsschlösser Herrenchiemsee, Linderhof, Neuschwanstein und Hohenschwangau werden, wie die "Münchener Neuesten Nachrichten" melden, für die diesjährige Saison bereits am 1. Mai dem allgemeinen Besuche geöffnet. Die Eintrittspreise sind die bisherigen. Zum Besuche des "Schachen" behält sich die Administration des Vermögens Sr. Majestät des Königs Otto den Eröffnungstermin vor.
- Von Sonnenflecken. Von kundiger Seite wird mitgetheilt, daß in diesen Tagen eine außerordentlich große Gruppe von Flecken auf der Sonne zu sehen ist. Merkwürdig ist die auffallende Analogie, die das Wetter und die Luftströmungen dieses Jahres mit denen des vorigen Jahres zeigen. Am 18. März vorigen Jahres fand ein intensiver Schneefall statt, der die ganze norddeutsche Tiefebene überschüttete. Darauf folgte wolkenloser Himmel und eine noch nie dagewesene Trockenheit von 46 Tagen, Dieses Jahr fanden die Schneefälle am 16. und 17. März statt, und es ist seit dieser Zeit bis in die letzten Tage fast stets trockenes Wetter gewesen. Schon der verstorbene Klinkerfues sagte für die Jahre 1893 bis 1896 eine ungeheure Trockenheit für Europa voraus und leitete das von der Fleckenthätigkeit der Sonne ab, in deren Maximum wir uns jetzt befinden.
- Berlin steht mit seiner Fernsprecheinrichtung an der Spitze aller Länder der Erde. Es besitzt gegenwärtig 20 949 Sprechstellen, 450 km Linie und 47 449 km Drahtleitung. Wie weit Berlin in dieser Beziehung selbst die größten Städte Amerikas überflügelt hat, beweist die Thatsache, daß New=York nur 9066 und Chicago 9684 Sprechstellen besitzt. Auf Berlin entfallen im Jahr circa 101 791 376 Verbindungen, am Tage also durchschnittlich 326 376 und an einem Tag auf eine Sprechstelle 159.
- Wilde Tauben in Amerika. Zu gewissen Zeiten sieht man Unmassen von Schwärmen wilder Tauben in Amerika, wovon uns ein Engländer folgende interessante Schilderung macht: Eines Tages, als die Tauben zahlreicher schienen, als sonst, zählte ich in 21 Minuten 163 verschiedene große Schwärme, welche über meinem Kopf vorbei flogen. Die Luft war von Tauben angefüllt; trotzdem es Mittag war, war die Erde so verdunkelt, als ob eine Sonnenfinsterniß stattfinde. Das fortwährende Geräusch der Flügel ermüdete mich stark. So mußte ich 18 Stunden weit unter diesen fliegenden Wolken, welche drei Tage lang beständig durch die Gegend zogen, reisen; überall war das Volk bewaffnet und wurde eine Unmasse der Tauben geschossen. Acht Tage lang sprach die Bevölkerung nur von Tauben, aß nur Tauben, während die ganze Luft den Geruch dieser Thiere verbreitete. Treffen die Schwärme einen Wald an, der ihnen reichliches Futter bietet, so lassen sie sich in großen Kreisen herab, verschwinden einige Zeit im Laub, worauf sie plötzlich wieder hervorkommen, dann fest über die Kronen der Bäume hin und her streichen, als ob sie im Walde Gefahr fürchteten, bis sie endlich vom Hunger getrieben sich niederlassen, um auf dem Boden unter den gefallenen Blättern Eicheln und Bucheckern aufzusuchen. Hierbei zeigt sich eine fortwährende Bewegung, da die letzten Reihen der Schar stets über die andern hinwegfliegen, um sich vorne zu setzen, wo das Futter noch nicht verzehrt ist. Dieser Platzwechsel geht so schnell vor sich, daß man sagen könnte, die ganze Schar sei in der Luft. Nach der Mahlzeit setzen sich die Thiere auf die Bäume. Sobald die Sonne zum Horizont hinabsinkt, suchen die Scharen gemeinsamen Nachtruheplatz auf, wo sich alle Tauben aus einem Umkreis von 50-100 Stunden zusammenfinden, und wohin wir jetzt den Leser führen wollen. Gewöhnlich wählen die Tauben als Versammlungsort

[ => Original lesen: 1894 Nr. 35 Seite 6]

einen aus sehr hohen Bäumen, deren Zweige erst in gewisser Höhe von der Erde beginnen, gebildeten Wald. Derjenige, in welchem ich sie beobachtete, war 1 Stunde breit und 14 Stunden lang. Als ich 2 Stunden vor Sonnenuntergang hin kam, war noch keine Taube zu sehen. Der ganze Wald war von Leuten mit Waffen, Pferden und Wagen umstellt; 2 Pächter hatten sogar aus einer Entfernung von 30 Stunden eine Herde von 300 Schweinen herbeigetrieben, um dieselben mit dem Fleisch der Tauben zu füttern. Hier und da sah man Leute damit beschäftigt, große Massen dieser Tauben einzusalzen. Die Exkremente der Tauben lagen wie eine Schneedecke mehrere Zoll hoch. Ich sah mehrere Bäume, die gebrochen waren; eine Unmasse von Zweigen hing herab, so daß es den Eindruck machte, als ob ein Orkan den Wald verwüstet habe. Die Anwesenden bereiteten sich schon auf den Fang vor, einige hatten eiserne Töpfe mit Schwefel, andere Pechkessel, andere Stangen, und wieder andere Flinten mit doppelter und einfacher Ladung. Die Sonne war schon verschwunden, noch keine Taube zeigte sich. Endlich hörte man den Ruf: "Sie kommen!" Das Geräusch, welches man aus der Ferne vernahm, erinnerte mich an das, welches der Wind in den Segeln eines Schiffes verursacht. Als sie über unsern Köpfen kreisten, war ich erstaunt über den Luftzug, den sie verursachten. Die Leute mit den Latten hatten bereits Tausende niedergeschlagen, aber der Zudrang wuchs fortwährend, mit Millionen zogen die Tauben herbei. Im ganzen Umkreis zündete man Feuer an, so daß der Wald einen ganz eigenartigen Anblick bot; eine Taube ließ sich auf die andere nieder, so daß die Schwärme ein wirres Ganzes bildeten. Alle Bäume waren überladen, die Zweige brachen, andere mit sich reißend, Hunderte von Tauben wurden auf der Erde zerdrückt. Das Geräusch war derartig, daß man nur selten einen Flintenschuß hören konnte. Kein Mensch wagte sich natürlich in diesen Tumult, alle standen am Rande des Waldes, um erst am andern Morgen die toten und verwundeten Thiere abzulesen. Erst nach Mitternacht ließ die Anzahl der kommenden Thiere nach, und der Tumult, den man eine ganze Stunde weit hören konnte, dauerte die ganze Nacht fort. In dem Maße, als der Tag anbrach ließ das Geräusch nach; bevor es hell wurde, machten die Thiere sich auf den Weg, und bei Sonnenaufgang waren alle, die noch fliegen konnten, verschwunden. Nun hörte man das Geheul der Wölfe, das Bellen der Füchse; vierfüßige Raubtiere sowie Raubvögel erscheinen in großer Zahl, da alles etwas von der Beute bekommen wollte. Nun raffte jeder zusammen, soviel er transportieren konnte, bis man endlich den Rest den Hunden und Schweinen überließ.
- Brieftauben auf den Hin= und Rückzug abzurichten, ist neuerdings in Italien einigen Officieren gelungen; allerdings haben sich die Versuche nur auf kürzere Strecken ausgedehnt. Der Fürst Torlonia hat solche Versuche von seinem Palast in Rom aus nach Frascatia, also auf 25 Kilometer gemacht. Die Tauben haben ihre Schläge in Rom und ihre Futterstellen in Frascati; ließ man sie nun einen Tag hungern, so nahmen sie ohne Weiteres ihren Flug nach der Futterstelle und kehrten nach der Sättigung sofort wieder nach Rom zurück. Gab man ihnen eine Depesche mit, so waren sie nach 1 1/2 Stunden schon wieder mit der Antwort zurück. Auch für unsere Brieftaubenzüchter würden sich derartige Züchtigungen, deren militärischer Nutzen in die Augen springt, sehr empfehlen. Im Kriegsfalle können nämlich auf den einfachen Flug dressirte Tauben natürlich so lange aus einer belagerten Festung aufgelassen werden, wie solche vorhanden sind, die rückfliegenden Tauben aber können zu einer ständigen Post benutzt werden. Vielleicht ließe sich die Dressur auch für den bürgerlichen Gebrauch nutzbar machen.
- Schwalbenpost. Es ist sehr wohl möglich, daß die Schwalben in der Briefbeförderung den Tauben bald Konkurrenz machen werden. Einem Amerikaner ist es nach dem "St. Louis Globe Demokrat" gelungen, nach Jahre langen Versuchen die Schwalben so weit zu zähmen, daß sie beim Ausflug stets nach wenigen Stunden in ihr Heim zurückkehren. An Fluggeschwindigkeit übertrifft die Schwalbe die Taube bei Weitem. Bei den in Amerika angestellten Versuchen legte einmal eine Schwalbe eine Strecke von 150 englischen Meilen in 1 1/2 Stunden zurück. Da die Schwalbe viel kleiner ist, als eine Taube, so bietet sie im Kriege den Kugeln des Feindes weniger Flächenraum, abgesehen davon, daß ihre Geschwindigkeit es für den besten Schützen schwer machen würde, sie zu treffen.
- Vogelschutz. "Raubst Du dem Vogel Nest und Ei, ist's mit Gesang und Obst vorbei." Dieses Sprüchlein sollte jetzt, wo die Singvögel mit dem Nisten und brüten beschäftigt sind, besonders der Jugend recht eindringlich eingeschärft werden. Aber nicht allein muthwillige Buben stellen den Vogelnestern nach, auch Raubvögel, Katzen, gewerbsmäßige Vogelfänger vernichten alljährlich zahllose Singvögel, so daß alle Kreise mitwirken müssen, um die lieblichen Sänger in Flur und Hain zu schützen.
- Mittel gegen Viehläuse. Drei Theile Fett werden geschmolzen und mit einen Theil Petroleum gut vermischt; diese Mischung wird dem Vieh warm an den betreffenden Stellen gut eingerieben. Ein altes Mittel besteht in einer Mischung von einem Theil Schwefelpulver mit drei Teilen Fett. Eine starke Tabaklösung (1 Pfd. in 10 Liter Wasser) vernichtet auch die Läuse. Auch einfach Pferdeurin genommen erfüllt diesen Zweck. Alle diese Mischungen müssen wiederholt im Verlaufe von 3-4 Tagen angewandt werden, so daß auch die jungen, aus den Eiern sich entwickelnden Läuse getötet werden. Die Eier sind viel schwieriger zu vertilgen als die Läuse. Die Ställe, Stallpfosten, Krippen, kurz alles, was mit dem Vieh in Berührung kommt, soll mit starker Lauge, Petroleum oder Weißkalk gut abgewaschen werden. Zu merken ist, daß die vorgenannten Mittel gut mit der Bürste eingerieben werden müssen, wenn sie Erfolg haben sollen; ein oberflächliches Ueberstreichen ist Arbeitsvergeudung.
- Mit Karbolineum getränkte Pfähle sollen auf das Gedeihen der Bäume und Gewächse überhaupt sehr schädlich einwirken. Auf eingezogene Erkundigung hin ist dies vom königl. Gartendirektor in Dresden bestätigt worden. Nach dortigen Erfahrungen leidet namentlich das Wurzelvermögen der Pflanzen. Es ist daher vom Karbolinisieren der Pfähle abzurathen. Die beste Methode, die Pfähle zu konservieren, bleibt das Ankohlen.
- Glas= und Porzellangefäße vom Bodensatze zu reinigen, bereitet den Hausfrauen oft keine geringe Mühe. Namentlich in gläsernen Blumenvasen, Theekannen usw. zeigt er sich häufig in grauer, erdiger Farbe, nicht nur einen widerwärtigen Anblick gewährend, sondern auch den in diesen Gefäßen bereiteten Getränken einen schlechten Geschmack mittheilend. Um diesen Bodensatz schnell zu entfernen und dem Gefäß seinen Glanz wieder zu geben, braucht man nur einige Tropfen mit Wasser verdünnter Salzsäure hinein zu gießen, wodurch er sofort aufgelöst wird.
- Die letzten Verse Goethes. In dem zu Amsterdam erscheinenden litterarischen Wochenblatt "Le Portefeuille" Nummer vom 7. April findet sich ein Aufsatz von M. Horn in Schiedam über "onuitgegeven gedichten van Goethe". Es sind dies zwei Handschriften, die der Verfasser besitzt. Die eine, datiert vom 26. Juli 1814, ist längst uitgegeven, das bekannte "Lieblich ist des Mädchen Blick, der winket" u. s. w. mit einem wenig bedeutenden Zusatz; die andere, bloß vier Verse umfassend, ist allerdings von besonderem Interesse, weil der hier verzeichnete Spruch vielleicht das Allerletzte ist, das Goethe gedichtet hat, da es sechzehn Tage vor seinem Tod geschrieben ist. Die Verse lauten:
                                          Bürgerpflicht
                          Ein jeder kehre vor seiner Thür,
                          Und rein ist jedes Stadtquartier;
                          Ein jeder übe sein' Funktion,
                          So wird es gut im Rathe stohn.
Weimar, d. 6. März 1832.                  J. W. v. Goethe.
- Daß der Berliner Witz den Dowe'schen Panzer bereits "fructificirt", darf nicht überraschen, da er den Ereignissen ja stets dicht auf dem Fuße zu folgen pflegt. So wird jetzt folgende Scherzfrage colportirt: "Ihren Ueberrock haben Sie wohl von Schneider Dowe machen lassen?" "Warum denn?" "Nun, er sieht so verschossen aus."


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