No. 31
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. April
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 31 Seite 1]

        Der Schlachter Heinr. Karstens aus Ziehen beabsichtigt, auf dem Grundstücke seines Vaters, des Webermeisters F. Karsten daselbst, Schlächterei zu betreiben und hat bei Einreichung eines bezüglichen Situationsplanes die obrigkeitliche Erlaubniß hierzu beantragt.
                 Indem solches in Gemäßheit von § 17 der Gewerbeordnung zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird, ergeht hierdurch die Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die neue Anlage binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
                 Schönberg, den 17. April 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Kaiser Wilhelm hatte am Sonntag nachmittag in Venedig der Gräfin Morosini gesagt, daß es ihm leid thue, der Galavorstellung im Fenieg nicht beiwohnen zu können, da er grundsätzlich am Sonntag nicht ins Theater gehe. Von anderer, diplomatischer Seite hörte man aber, daß die Polizeibehörde Venedigs von auswärts benachrichtigt worden war, daß ein anarchistisches Attentat während der Vorstellung geplant werde und daß darum weder die Majestäten noch Prinz Ludwig die für sie mit so vielen Kosten vorbereitete und mit so viel Freude erwartete Ovation im Theater entgegennehmen konnten.
- Kaiser Wilhelm ist am Sonntag früh acht Uhr in Karlsruhe eingetroffen. Ueber den Besuch in Wien ist noch nachzutragen, daß der Kaiser am Sonnabend, vor seiner Abreise von Wien, den Minister des Aeußern, Grafen Kalnoky, in längerer Audienz empfangen hat. Welche Begeisterung der Besuch des Kaisers in der Kaserne des 7. Husaren=Regiments, das seinen Namen trägt, hervorgerufen hat, zeigt folgende Mittheilung der "Köln. Ztg." aus Wien: Nachdem Kaiser Wilhelm unter den Klängen des "Heil Dir im Siegerkranz" und unter stürmischen Eljenrufen der blauen Husaren die Reiterkaserne verlassen hatte, formirte Oberst von Benkeö Carré und sprach den Mannschaften den Dank des Kaisers und seinen eigenen aus, indem er mittheilte, daß Kaiser Wilhelm sechs Wachtmeistern und einem Corporal die preußische Kriegermedaille verliehen habe. Darauf erfolgte ein Ausbruch der Begeisterung, die allerdings nicht strengmilitairische Form annahm, indem eine Anzahl Unteroffiziere den Obersten und den Oberstlieutenant auf die Schultern hoben und eine Strecke weit trugen.
- Eine der "glänzendsten" Erscheinungen während der Anwesenheit des deutschen Kaisers in Wien war wohl der Botschafter Prinz Reuß. Kaiser Wilhelm hatte dem Prinzen, der ihm bis Wiener=Neustadt entgegengefahren war, unterwegs den Schwarzen Adlerorden in Brillanten überreicht, so daß der Botschafter mit den beiden prächtigen und sehr seltenen Auszeichnungen, dem Großkreuz des Stefans=Ordens und dem Schwarzen Adlerorden, beide in Brillanten auftreten konnte. Jedenfalls sind diese Ordenssterne wohlverdient!
- Wie aus Berlin gemeldet wird, wollen die Mitglieder der nationalliberalen Fraktion des Reichstags, denen sich noch andere Mitglieder des Reichstags und des Abgeordnetenhauses anschließen werden, nach dem Schluß der Session mit ihren Frauen dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh einen gemeinsamen Besuch abstatten.
- Laut kaiserlicher Cabinetsordre ist der "Kr.=Ztg." zufolge sämmtlichen Offizieren des Heeres und der Marine das Totalisatorspielen verboten worden.
- Die Kurkommission in Abbazia hat in Folge der Zusage des deutschen Kaisers, im nächsten Jahre wieder nach Abbazia kommen zu wollen, den Beschluß gefaßt, eine große Villa zu erbauen, die nur für fürstliche Gäste bestimmt sein soll.
- Nach Schluß der diesmaligen Saison des Reichstags dürften sich die deutschen Volksvertreter voraussichtlich zum letzten Male in dem provisorischen Gebäude der Leipziger Straße versammelt haben. Es wird dort bereits alles zum Umzug in das neue Reichstagsgebäude am Königsplatz vorbereitet. Der Umzug, der in Anbetracht der gewaltigen Vorräte an Drucksachen keine kleine Arbeit sein wird, soll bereits im Laufe der bevorstehenden Sommermonate erfolgen, so daß der Reichstag bei seinem Wiederzusammentritt im Herbst alsbald sein neues, prächtiges Heim beziehen wird.
- Der berliner Magistrat gab in seiner letzten Sitzung dem Antrage der gemischten Deputation, für die Berliner Gewerbe=Ausstellung 1896 den Treptower Park zur Verfügung zu stellen und einen Zuschuß von 300 000 Mark zu bewilligen, seine Zustimmung.
- In Wien und Pest wird demnächst ein Gesetz über die Monopolisierung der Dynamitfabrikation vorbereitet. Die letzten Attentatsversuche in Böhmen, Mähren u. s. w. stehen wohl damit in Zusammenhang.
- Der Herzog Robert von Parma wurde bei einem Spaziergang im Schloßpark zu Schwarzau von einem plötzlich auf ihn eindringenden Rehbock nicht unerheblich an der Hand verletzt.
- Man schreibt aus Pest. Bisher hat es keinen ungarischen Königsthron gegeben. Es handelt sich selbstverständlich blos um jenen Prunksessel, welchen König Franz Josef bei feierlichen Anlässen im Thronsaale zu benützen pflegt; allein dieser Thron war eben nicht der ungarische, sondern er wurde stets aus der Wiener Hofburg nach Budapest geschafft und dann sorgfältig verpackt wieder nach der österreichischen Residenz zurückgebracht. Jetzt wird auf direkte Anordnung des Monarchen ein

[ => Original lesen: 1894 Nr. 31 Seite 2]

besonderer Thronsessel für den Ofener Burgpalast angefertigt und der König selbst bestreitet die Kosten der Neuanschaffung.
- Auf einem Londoner Festbankett sprach der Prinz von Wales, der Thronfolger, seine Freude über den Beschluß der Regierung aus, die Marine erheblich zu verstärken. England bedrohe damit keine anderen Länder, im Gegentheil, es müsse stark sein, um den Frieden aufrecht erhalten zu können. Die beste Politik sei daher, Englands Hauptverteidigungsmittel, die Marine zu verstärken.
- Der Vizekönig Abbas Pascha von Aegypten ist zwar noch jung, er zählt noch nicht einmal 20 Jahre, er soll aber trotzdem heirathen, seine Frau Mama wünscht es. Im Verlauf dieses Sommers gedenkt diese sich nach Konstantinopel zu begeben, um dort, wie man annimmt, den Plan zur Vermählung des Khedive mit einer Tochter des Sultans zur Reife zu bringen.
- Eine Jagd auf dem Eisenbahnzug. Am Sonntag Abend bemerkte ein Schaffner des um 11 Uhr 18 Minuten von Blankensee abgelassenen, nach Hamburg bestimmten Zuges, daß ein junger Mann auf den in voller Fahrt befindlichen Zug gesprungen war. Der Schaffner näherte sich, auf den Trittbrettern stehend, dem blinden Passagier. Dieser versuchte nun, ebenfalls auf den Trittbrettern gehend, dem Schaffner zu entrinnen. Als sich ihm das als unmöglich erwies, schwang er sich auf den Puffer eines Waggons, wurde jedoch selbst bis dahin verfolgt. Nun ließ der Zugführer den Zug halten. In dem Augenblick, als der Zug langsamer fuhr, sprang der kühne Bursche von seinem gefährlichen Sitz und war rasch verschwunden.
- In der Villenkolonie Grunewald bei Berlin ist am Freitag Vormittag auf offener Straße, nur wenige hundert Schritte von bewohnten Häusern entfernt, an einer jungen Person, die nach ihrer Kleidung eine Pflegeschwester zu sein scheint, ein Mord verübt worden. Der Thäter ist von herbeieilenden Personen gesehen worden, hat aber noch entfliehen können. Das ermordete Mädchen heißt Helene Schweigel und ist die Tochter eines Gutsbesitzers aus Ostpreußen.
- Am Sonnabend Mittag sind aus einem Laden in Hamburg 69 goldene und 97 silberne Uhren im Werth von zusammen 8500 M. gestohlen worden. Ein großer Theil der Uhren trägt auf dem Zifferblatt die Firma Trilke. Der Ladeninhaber war, ohne es zu bemerken, von dem Dieb, der vorher das elektrische Läutewerk zerschnitten hatte, in dem hinter dem Laden belegenen Zimmer eingeschlossen worden.
- Generaldirektor Hermann Levi aus München dirigierte in der vorigen Woche in Madrid einige Theile aus Wagnerschen Werken unter rauschendem Beifall. Das letzte der klassischen Konzerte führte zu einem Ereigniß, welches schon lange nicht eingetreten: die Königin Christine wohnte der Aufführung bis zum Schlusse bei.
- Die internationale Sanitäts=Convention, die am 3. April in Paris abgeschlossen worden ist, zerfällt in vier Theile. Der erste handelt von den Pilgertransporten, der zweite von der Beaufsichtigung der Pilgerzüge im Rothen Meer, der dritte von dem Sanitätsschutz im Persischen Meerbusen und der vierte von den Abmachungen, welche getroffen sind, um die Ausführung der Convention zu sichern.
- Das Experiment des Achtstundentages hat seitens der englischen Industrie bis jetzt sehr wenig Anklang und Nachahmung gefunden. Nur ganz vereinzelte Firmen, u. a. die Britannia Works in Bedford, haben den Arbeitstag, ohne Verkürzung des Arbeitslohnes, auf acht Stunden probeweise herabgesetzt. Es scheint, daß in den allermeisten Fällen, namentlich wo die Durchführung der gedachten Reform ohne gleichzeitige entsprechende Verkürzung des Lohnes nicht angängig ist, die Arbeiter selbst den Achtstundentag verwerfen.
- Eine reiche Engländerin, Miß Clytton, welche in voriger Woche in Monte Carlo eine halbe Million verloren hatte, sprang in der Nacht zum Sonnabend in Viareggio von der Brücke der Badeanstalt "Neptun" ins Meer. Sie wurde als Leiche aufgefischt, in den Taschen ihrer Kleider fand man noch 35 Centesimi, in ihrem Hotelzimmer weder Geld noch Kleidungsstücke.
- In einem Schmugglerprozeß ist dieser Tage der Kaufmann Ceriani in Mailand zu 6 Monaten Gefängniß und 83 000 Lire Geldbuße und der Spediteur Camponovo in Chiasso zu 45 Monaten Gefängniß und 93 000 Lire Geldstrafe verurteilt worden. Die mit angeklagt gewesenen deutschen Kaufleute sind freigesprochen worden.
- In der Basilika des Vatikans zu Rom wurde am Sonnabend die feierliche Seligsprechung Johann Davila Diegos von Cadix vollzogen. Der Feierlichkeit, die über zwei Stunden dauerte, wohnten 7000 spanische Pilger und 20 spanische Bischöfe, der spanische Botschafter mit dem Personal der Botschaft und Tausende von Zuschauern bei.
- In einem Flecken Galizewka in Rußland fand zwischen einem Lehrer und einem Juristen ein ganz absonderliches Duell statt. Die Gegner, von denen jeder seinen Sekundanten mitgebracht hatte, hieben nämlich mit dicken Peitschen aufeinander los. Dem Lehrer gelang es, mit dem ersten Peitschenhiebe seinen Gegner zu entwaffnen, worauf er ihm 12 wohlgezählte Peitschenhiebe versetzte, bis der Jurist sich für besiegt erklärte und die Sekundanten davon Akt nahmen. Der durchgepeitschte Jurist setzte sich sodann in seine Equipage und fuhr nach Hause.
- Der Schneesturm, der, wie gemeldet, vor einigen Tagen an der Küste des atlantischen Oceans gewüthet hat, hat sich nach Süden gewendet. Die eintreffenden Dampfer berichten über furchtbare Orkane und Eisfelder. An der amerikanischen Küste sind zahlreiche Schiffsunfälle vorgekommen. Die Telegraphen und Telephonleitungen haben vom Sturm viel gelitten.
- Ein Parlament, in dem auch das schöne Geschlecht ein Wort mitzureden hat, das Ideal der Verfechterinnen der Frauen=Emanzipation, soll in absehbarer Zeit zur Wirklichkeit werden; Gott sei Dank befindet sich aber das Land, das mit diesem Experiment beglückt werden soll, im fernen Stillen Ozean. Die Frauen auf Neuseeland, die vor einiger Zeit das aktive Wahlrecht zum Parlament erhalten und auch bereits ausgeübt haben, verlangen jetzt auch das passive Wahlrecht. Es hat sich am vorigen Freitag in dieser Angelegenheit eine Abordnung von Frauen beim Premierminister Siddon eingefunden und von diesem den Bescheid erhalten, diese fernere Erweiterung der Frauenrechte werde eine selbstverständliche Folge der Verleihung des aktiven Wahlrechts sein, inzwischen müsse sich aber die politische Erziehung der Frauen noch etwas vervollständigen. Bei dem Starken Emanzipationsbetrieb der neuseeländischen Frauen wird das nicht lange dauern.
- In Grevesmühlen wurde von einem Fischhändler ein Delphin gezeigt, selbiger ist bei Boltenhagen gefangen und wiegt 89 Pfund.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Retelsdorf sub Nr. III belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Heinrich Will daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Sonnabend, den 5. Mai 1894,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie gesetzlich nicht von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 9. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 31 Seite 3]

Am Montag, den 23. April 1894,
Morgens 9 Uhr,

werde ich im Mühlenbruch bei Sabow an Ort und Stelle

60 Fuder eichen Pollholz

für Firma Sager & Klüßmann = Lübeck meistbietend verkaufen.

Schönberg,                                                     H. Schulze.

16. 4. 1894.                                                                          


Meine Beleidigung gegen den Handelsmann J. Schlichte=Herrnburg nehme ich hiermit zurück und erkläre ihn für einen ehrlichen Mann.

Herrnburg.                                                     J. Wagner,
                                                                        Händler.


Mache einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Mittheilung, daß ich jetzt

Lübeckerstrasse Nr. 224 bei Frau Heinrichs

wohne.

Hochachtungsvoll
                                                    E. Schröter,
                                                    Schneidermeister.


Eine alte, deutsche Lebensversicherungs=Gesellschaft, sehr leistungsfähig und mit vorzüglichen Einrichtungen, sucht für Schönberg einen tüchtigen Vertreter . Gefl. Offerten sub J. D 8446 an Rudolf Mosse, Berlin S.W. erbeten.


Weide.

Auf der früher Menze'schen Stelle in Palingen werden Füllen und Rindvieh auf Weide genommen und sollen hierauf Reflektirende sich gefälligst am Sonntag, den 22. April, Nachmittags 2 Uhr, an Ort und Stelle einfinden.

                                                    Heinr. Thies.


Solinger Stahlwaaren
aus der Fabrik von
J. A. Henckels, Solingen
(Fabrikzeichen "Zwillinge"), als:

Tischmesser und Gabel,
Dessertmesser,
Tranchirmesser und =Gabel,
Cabaretgabeln,
Brodmesser,
Küchenmesser,
Gemüsemesser,
Schneiderscheeren,
Damenscheeren,
Stickscheeren,
Nagelscheeren,
Papierscheeren,

Taschenmesser in größter Auswahl.
Ferner: Löffel und Forken
in Brittannia, Neusilber und Alfenide.

                                                    Rud. Tietgen.


Neue Muster von Tapeten u. Borden,
Patent=Rouleaux,
Linoleum und Kokosläufer,
Kokosmatten
empfiehlt                                                     H. E. Peters, Glasermeister.


Milchsatten

Ia doppelt verzinnte, schwerste Waare, sowie Steingutsatten in allen Größen, empfiehlt billigst

                                                    Rud. Tietgen.


Töpferwaaren
billigst bei                                                     H. Brüchmann.


Täglich Eintreffen von Neuheiten in
Glas, Porzellan und Steingut.
Als besonders preiswerth empfehle:
weiße Teller (kein Ausschuß)
flach und tief, per Stück 10 Pfg.
ferner:                                                    
blau dekorierte Geschirre, als:
Salzfässer, Vorrathstonnen, Milchtöpfe, Durchschläge, Brotteller, Compotieren,
sowie komplete Eßservice und Waschgarnituren billigst.
Größte Auswahl in
Porzellan=Blumentöpfen
neuester Muster.
                                                    Rud. Tietgen.


Lieben Sie

einen schönen, weissen, zarten Teint, so waschen Sie sich täglich mit:

Bergmann's Lilienmilch-Seife
von Bergmann & Co., in Dresden-Radebeul
(Schutzmarke: Zwei Bergmänner).

Bestes Mittel gegen Sommersprossen, sowie alle Hautunreinigkeiten. à Stück 50 Pfg. bei:

Apotheker Montag.


Stets vorräthig:

Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedenen Sorten, Nabelbinden für Kinder, Geradehalter leicht zu tragen und sehr zweckmäßig, für junge Mädchen wohl zu beachten, Suspensor oder Tragbeutel, Gummi=Luftkissen für Kranke, Clysopomp und doppelte Clystirspritzen zum Selbstclystiren. Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, Irrigator u. Mutter=Rohre, Mutter-Kränze, Gummileinen, zum Schutz des Durchnässen für Betten in Wiegen, Milchpumpen, Brust=Hütchen, Brust=Gläser, electromotorische Zahnhalsbänder, Kinder das Zahnen leicht und schmerzlos zu befördern, sehr empfehlenswerth, Zahnkitt für hohle Zähne, Zahnringe, starke Schlauchgarnitur mit Bürste und Flasche, sowie giftfreie Gummisauger ohne Naht sind stets zu haben in Schönberg bei

                                                    Heinrich Böckmann,,
                                                    Bandagist.


Schutzmarke
Allein. Fabrikant und Erfinder
Heinr. Mack,
Ulm a. D.
    Die einfachste und schnellsteArt, Kragen, Manschetten etc mit wenig Mühe
so schön, wie neu
zu stärken, ist allein diejenige mit
Mack's Doppel-Stärke
Jeder Versuch führt zu dauernder Benützung.
Ueberall vorräthig zu 25 Pfennig (Mecklenburg) per Carton von 1/4 Ko.


Echte Rouen=Enten=Eier
per Stück 25 Pfg.,
hat abzugeben                                                    
Lockwisch.                                                     Rußwurm.


Goldfische
sind wieder vorräthig bei                                                    
                                                    Klempner W. Wieschendorf.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 31 Seite 4]

Mehr als jedes zweite Loos gewinnt.

Ohne Loos kein Gewinn.

Planmässige Gewinne.
Grösster Gewinn im glücklichsten Falle
500,000 Mk.
    1 Prämie à 300,000 M. = 300,000 M.
    1 Gew. à 200,000 M. = 200,000 M.
    1 Gew. à 100,000 M. = 100,000 M.
    1 Gew. à 50,000 M. = 50,000 M.
    1 Gew. à 40,000 M. = 40,000 M.
    1 Gew. à 30,000 M. = 30,000 M.
    2 Gew. à 20,000 M. = 40,000 M.
  18 Gew. à 5000 M. = 90,000 M.
204 Gew. à 3000 M. = 612,000 M.
300 Gew. à 1000 M. = 300,000 M.
u. s. w. u s. w.
    Grossherzogl. Schwerin'sche
237. Landeslotterie.
65,000 Loose mit 32 600 in 6 Classen vertheilten Gewinnen.
Nächste Ziehung schon 4. u. 5. Mai
Original-Loose zur 1. Klasse.
1/8 à 1,60 Mk. 1/4 à 3,15 Mk. 1/2 à 6,30 Mk. 1 ganzes 12,60 Mk. Der Portoersparniss halber empfiehlt es sich alle Klassen im Voraus zu zahlen und kostet 1/8 für alle 6 Klassen 15,75 Mk., 1/4 31,50 Mk., 1/2 63,- Mk.
Für Porto und Gewinnliste sind für jede Klasse 25 Pfg. extra zu entrichten.
Gefl. Aufträge p. Anweisung erbeten.

J. Scholl, Neustrelitz, Zierkerstr. 57.

Ohne Loos kein Gewinn.

Für gezogene Loose werden Ersatzloose geliefert.


Streichfertige Malerfarben, Pfund 40 Pfg., sowie alle Sorten fein geriebene Farben zu äußerst billigen Preisen, Fußbodenglanzöl, in 6 bis 8 Stunden trocken, doppelt gekochten Firniß und holl. Leinöl, Copallack, Damarlack, Asphaltlack, Bernsteinlack, Fußbodenlack, schwarzen und braunen Hutlack, Siccativ und die verschiedensten Bronzen nebst Tinktur billigst bei

                                                    H. Brüchmann.


Eine große Partie unsortirter und Ausschuß=
Cigarren
vorzüglich schön in Geschmack u. Brand a Stück 4 1/2 Pf.
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Emaillewaaren
in nur Ia Qualität:

Kochtöpfe, Deckel, Casserollen, Kessel, Pfannen, Schüssel, Caffeekannen, Theekannen. Milchtöpfe, Eimer, mit und ohne Deckel, Teller, Tassen. Milchkrüge, Becher, Waschgarnituren und einzelne Theile, Spucknäpfe, Wannen, Trichter, Durchschläge, Salzfässer, Wasserschöpfer, Schaumlöffel, Bratenlöffel.

                                                    Rud. Tietgen.


Runkelrübensaat,
Rigaer Leinsaat
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


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Meyers
Kleiner Hand-Atlas.
Mit 100 Kartenblättern und 9 Textbeilagen. In Halbleder gebunden 10 Mark oder in 30 Lieferungen zu je 30 Pfennig.

"Endlich einmal ein wirklicher Handatlas, der den Anforderungen des praktischen Lebens entspricht."
                                                                              ("Der Bund", Bern.)

Brehms Tierleben.
Kleine Ausgabe für Volk u. Schule. Zweite, von R. Schmidtlein neu-bearbeitete Auflage. Mit 1200 Abbildungen im Text, 1 Karte und 3 Farbendrucktafeln. 3 Bände in Halbleder gebunden zu je 10 Mark oder in 53 Lieferungen zu je 50 Pf.

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Meyers
Hand-Lexikon des allgem. Wissens.
In einem Band. Fünfte, neubearbeitete Auflage. In Halbleder gebunden 10 Mark.
"Wir kennen kein Buch, das diesem an Brauchbarkeit gleichkäme."
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Blumenkohl=, Sommer= und Winterkohlpflanzen nebst verschiedenen Blumenpflanzen,
sowie später
Sellerie, Porre, wirsig, rosen, grünen und rothen Kohl, Oberkohlrabi, Steckrüben, rothe Beet und Runkelrüben empfehle.

                                                    H. Brüchmann.


Imker-Verein
des Fürstenth. Ratzeburg.

Am Sonntag, den 22. d. Mts. Nachm. 2 Uhr findet die diesjährige

Frühjahrsversammlung

statt.
Schönberg, den 18. April 1894.

                                                    Der Vorstand.


Schützenhaus.
Am Dienstag, den 24. d. M. als am Markttage,
großes Tanzkränzchen.
Anfang 7 Uhr.                                                     Eintritt frei.
Tanzschleife für Herren 50 Pfg.

Bei guter Witterung um 12 Uhr große Fest=Polonaise durch den Schützengarten.

Ausschank von ff. Hansa=Tafelbier u. Münchener Bräu.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
                                                    W. Hagen,
                                                    Schützenwirth.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 22. April.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 15.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 31 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 31 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 20. April 1894.


        - Nr. 8 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1894 enthält
    I. Abtheilung.

(1.) Verordnung zur Abänderung des §. 1 der Verordnung vom 13. Februar 1871, betreffend das Jagdrecht.
  II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betreffend die zur Abstempelung von Spielkarten befugten Zoll= und Steuer=Stellen.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Januar 1894.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militair zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Februar 1894.


Der Kuckuck im Glauben und in der Sprache des Volks.

Der Frühling ist ins Land gezogen und mit ihm auch der Kuckuck oder Gauch. Gar mannigfacher Volksglaube knüpft sich seit alter Zeit an den Namen des Vogels, dessen eintöniger Ruf, dessen scheues Wesen und sonderbares Treiben die rege Phantasie des Volks offenbar viel beschäftigt hat. Das mosaische Gesetz gebot: Und dies sollt ihr scheuen unter den Vögeln, daß ihr es nicht esset, die Nachteule, den Kuckuck, den Sperber mit seiner Art. (3. Mos. 11, 13 u. 16.) Eine alte Sage erzählt, Zeus sei mit Sturm und Regenschauer und in Gestalt eines Kuckucks auf einem Berge zur Hera gekommen; und ein Berg in der Nähe von Hermione hieß Kokkygion d. h. Kuckucksberg. Deshalb ist auch der Kuckuck der Hera heilig. Daß der Kuckuck den Frühling mit seinem belebenden und befruchtenden Regen bringt, spricht Hesiod in seinen Werken und Tagen aus:
          Wann des Kuckucks "kuckuck" erschallt in den Blättern der Eiche
          Erstmals und die Bewohner ergötzt der unendlichen Erde,
          Dann mög strömen am dritten Tag unendlicher Regen.
                              (Hes. W. u. T. 486 ff.)
Auch bei uns Deutschen gilt der Vogel als einer der Hauptverkünder des Frühlings und stellt sich darin ebenbürtig der Schwalbe zur Seite. "Die Grüße des Frühlings entboten" lautet ein alter angelsächsischer Vers. "Der Kuckuck zeigt an, daß der Sommer nahe sei," sagt Luther in seiner Tischrede, "Blüthensänger" nennt ihn Goethe. "Den Kukuk nig wedder ropen hören" bedeutet in Niederdeutschland "das Frühjahr nicht erleben." Am Maitag ahmt daher der Küster auf der Orgel den Ruf des Vogels nach. Auch prophetische Kraft wird ihm nachgerühmt: heirathslustigen Mädchen und Burschen zeigt er an, wie lange sie noch ledig bleiben müssen; ebenso verkündet er die Zahl der Lebensjahre; so lesen wir im Renner, einem Lehrgedicht des Hugo von Trimberg, aus dem 13. Jahrhundert:
          "Das weiß der gauch, der ihm vorrar
          Hat gekugtzet hundert jar."
Die Sage weiß zu erzählen, daß der prophetische Vogel ein verwünschter Bäckerknecht ist, der zur Strafe für seinen Geiz die Welt durchirrt und weissagen muß. Nach anderem Glauben ist er gar der Teufel selbst; deshalb wird er auch in vielen Redensarten ganz gleichbedeutend mit dem Namen des Teufels gebraucht, so sagt man: Das glaube der Kuckuck; der Kuckuck ist los; der Kuckuck plagt oder holt jemandem; einen zum Kuckuck jagen; er ist zum Kuckuck; einen zum Kuckuck wünschen, da muß der Kuckuck drinnen sitzen; ei, so schlag der Kuckuck drein u. a. Bei Matthias Claudius heißt es:
          "Drum tanzen auch der Kuckuck und sein Küster (d. i. der Wiedehopf.)
          Auf ihm (dem Blocksberg) die Kreuz und Quer."
Auch mancherlei Ausrufen liegt dieselbe Bedeutung zu Grunde wie z. B.: den Kuckuck! der Kuckuck! zum Kuckuck! Potz Kuckuck! Der Umstand, daß das Kuckucksweibchen seine Eier in die Nester anderer Vögel, namentlich der Singvögel, legt, wovon übrigens schon Aristoteles zu berichten weiß, hat auch die schaffende Phantasie des Volkes mannigfach angeregt. In Verbindung mit der Beobachtung, daß weder der Kuckuck noch sein Weibchen eheliche Treue kennen, gab dies Anlaß dazu, den Kuckuck bald als betrogenen, bald als ungetreuen Gatten zu betrachten und danach den Namen des Vogels in verschiedenartig spottender Bedeutung zu brauchen. Der ausgebrüteten jungen Kuckucke Verhalten gegen ihre Pflegeeltern macht den Vogel zum Symbol der Undankbarkeit. Ringwald sagt:
          "Denn wo du wirst im Herzen dein
          Ein unvergessener Guckuck sein,
          Der, wenn er auferzogen ist,
          Sein' herzgetreue Mutter frißt,
          So wird er die, des mag ig sage,
          Untreu' seinen eigen Herren schlage."
"Darnach, wenn die jungen Kuckuck aus den Schalen gekrochen und groß sind, kann die Grasmücke sie nicht bedecken. Davon werden die Kuckuck aufsätzig, und zuletzt fressen die jungen Kuckuck ihre Mutter, die Grasmücken" heißt es in Luthers Tischreden. Der einförmige Ruf des Kuckucks, immer von neuem wiederholt, giebt auch Anlaß zu sprichwörtlichem Gebrauch. Da er zugleich der Name des Vogels ist, so wird mit diesem ein Mensch verglichen, der sich selbst lobt oder verräth. "Kukuk roft sinen egenen Namen ut." Die Eintönigkeit des Rufes wird in vielfachen Wendungen verspottet: wenn der Kuckuck tausend Jahr alt würde, so lernte er doch nichts anderes denn "Kuckuck"; der alte Kuckuck bleibt beim Kuckucksgesang; viel und lang macht dem Kuckuck kein gut Gesang. Besonders setzt man ihn in Gegensatz zu der Nachtigall: jeder meint, sein Kuckuck singe besser als des andern Nachtigall. Bei Ringwald heißt es:
          "Denn sieh, gar mancher will nicht hören,
          Läßt sich die blinde Lieb bethören
          Und siehet er im finstern Thal
          Ein'n Kuckuck für ein' Nachtigall."
          Ein anderer Vers lautet:
          "Ich bin Kuckuck und bleib' Kuckuck
          Und thu' mich Kuckuck nennen,
          Und wer mein'n Namen nicht merken kann,
          Dem geb ich mich zu erkennen."
In der Kinder Spiel und Lust endlich spielt der Name des scheuen Vogels, dessen Ruf man oft hört, ohne ihn zu Gesicht zu bekommen, eine wichtige Rolle: kuckuck, kuckuck! wem klingt der Ruf nicht herüber aus seiner Kinderzeit, aus dem Frühjahr des Lebens? Und wer wird nicht froh gestimmt nach Kinderart, wenn er im Lenz aus dem grünen Wald den Ruf des Vogels vernimmt?
          "Kuckuck, kuckuck ruft's aus dem Wald,
          Lasset uns singen, tanzen und springen,
          Frühling, Frühling wird es nun bald."


- Schönberg. Der Hauswirt Wigger in Gr. Bünsdorf hat in diesen Tagen einen Hengst, den er selbst aufgezogen, für 2800 Mk. nach auswärts verkauft.
- Schönberg. Der Domthurm zu Ratzeburg, der am 11. April v. J. durch einen Blitzstrahl vollständig zerstört wurde, soll nach dem neuesten Beschluß doch in seiner ursprünglichen Form wieder hergestellt werden, da mit einem schlanken Thurm, wie man solchen beabsichtigte, große Gefahren verbunden sein sollen, weil er an der Westseite ganz frei steht. Das Dach über dem Hauptschiff soll schon im August gerichtet werden. Der Glockengießer Voß in Stettin liefert die neuen Glocken.
- Mirow. Dem Seminar=Aspiranten E.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 31 Seite 6]

Meinke aus Schlagsdorf ist auf seinen Antrag vom Großherzoglichen Consistorium gestattet worden, sich nachträglich einer Aufnahmeprüfung für das hiesige Seminar zu unterziehen, und derselben ist, nachdem er die Prüfung bestanden hat, bereits in die Anstalt als externer Zögling eingetreten. Desgleichen wird der frühere Seminarist Johannes Ollmann aus Schlag=Sülsdorf mit behördlicher Genehmigung nach bestandener Prüfung wiederum ins Seminar eintreten.
- Nachdem sich ein Unternehmer gefunden hat, wird in diesen Tagen in der Großherzoglichen Forst zu Lenschow bei Schönberg mit der Aufstellung einer Block= und Kreissäge (Dampfbetrieb) begonnen werden, um die Windbruchhölzer bearbeiten zu können.
- Das Gut Wardow in Mecklenburg brannte vollständig ab. 160 Kühe, 18 Füllen und 1100 Schafe sind in den Flammen umgekommen.
- Rundreise=Billets. Neueren Bestimmungen zufolge können jetzt Rundreisen von jeder Station der Mecklenburgischen Staatsbahnen aus angetreten werden, eine Einrichtung, die von dem reisenden Publikum gewiß mit Freuden begrüßt werden wird. Für die demnächst zur Ausgabe gelangenden Rundreisehefte bleibt allerdings eine Anmeldefrist von mindestens 6 Stunden bestehen; in dringenden Ausnahmefällen kann aber auch von dieser Frist abgesehen werden.
- In Rom starb am 14. d. M. nach schwerem Leiden Graf Schack. Der hervorragende Dichter, Litteraturhistoriker und Kunstmäcen war am 2. Aug. 1815 zu Bresewitz in Mecklenburg geboren, studierte in Bonn, Heidelberg und Berlin Jurisprudenz, widmete sich aber gleichzeitig dem Studium der verschiedenen europäischen Litteraturen und der orientalischen Sprachen. Zu Schack's Hauptwerken gehört die "Geschichte der dramatischen Litteratur und Kunst in Spanien", sowie "Poesie und Kunst der Araber in Spanien und Sizilien". Außerdem schrieb er Dramen und war als Uebersetzer von Bedeutung, so übertrug er u. a. die "Heldensagen des Firdusi" aus dem Persischen. Schack genoß als Kunstfreund und =Kenner einen hervorragenden Ruf, seine werthvolle Gemäldegallerie bildet eine Sehenswürdigkeit Münchens.


- Die frühe Feier des Oster= und Pfingstfestes in diesem Jahre legt wiederum den Gedanken nahe, weshalb diese beiden Feste nicht ebenso wie das Weihnachtsfest auf bestimmte Tage gelegt werden. Denn die Zahl der Unannehmlichkeiten die der alljährliche Wechsel namentlich des Osterfestes, das in die Zeit zwischen den 21. März und den 26. April fallen kann, mit sich bringt, ist nicht klein. Unbequem ist es für Lehrherren und Lehrlinge, die meist zu Ostern ein Kontraktsverhältniß eingehen; unbequem für höhere und andere Schulen, da in jedem Jahr in jedem einzelnen Fach der Lehrplan darauf eingerichtet sein muß, ob das Schuljahr länger oder kürzer als ein Jahr sein wird. Unbequem ist die Beweglichkeit des Festes auch für viele Geschäftstreibende, da es üblich ist, manche Abrechnungen z. B. bei der Leipziger Buchhändlermesse, erst nach Ostern vorzunehmen. Auch Pfingsten pflegt, wenn Ostern früh fällt, oft nicht recht zur Jahreszeit zu passen, zu der es eine sinnbildliche Beziehung hat. So steht in diesem Jahr Pfingsten unter der Herrschaft des Servatius (13. Mai), des letzten "der drei gestrengen Herren" und kann leicht kalte Witterung bringen. Zu einer Festlegung der beiden Feste auf bestimmte Sonntage, die schon oft und von vielen Seiten gewünscht worden ist, ist die Uebereinstimmung der beiden christlichen Kirchen nöthig. Die oberste Vertretung der evangelischen Kirche für Deutschland und Oesterreich ist aber die Eisenacher Konferenz, eine Versammlung von Abgeordneten deutsch=evangelischer oberster Kirchenbehörden, die alle 2 Jahre stattfindet. Vielleicht geht von dieser Seite eine Anregung aus, die umsomehr auf fruchtbaren Boden fallen dürfte, da die Tage, an welchen Ostern und Pfingsten gefeiert werden, das Dogma nicht berühren.
- Die deutsche, speziell die Berliner Industrie hat einen großen Erfolg zu verzeichnen. Die englische Admiralität hat, wie der "Confectionair" erfährt, für sämmtliche im Bau begriffene Schiffe Rettungsboote vorgeschrieben, welche in Berlin hergestellt werden. Diese Rettungsboote sind, statt mit den bisher üblichen Kork, mit Rentierhaaren gefüllt und gepolstert, so daß selbst bei einem Anprall an die Schiffswände die Boote nicht zerschellt werden können, wie dies leider oft mit anderen Booten geschieht. Mit der Ausführung dieses Auftrages ist dieselbe Firma betraut worden, die auch den Bedarf der kaiserlichen deutschen Marine und der Privat=Rhedereien an Rettungs=Apparaten liefert.
- Die Beachtung eines jeden Reiters, sei derselbe nun ein berufsmäßiger oder Sportsmann, verdient eine neue patentirte Steigbügel=Konstruktion von J. Krause in Rokietnice, welche das Hängenbleiben im Steigbügel beim Abstürzen absolut unmöglich macht. Zu dem Zwecke ist die Trittplatte mit Gelenk an dem einen Schenkel des Bügels angeschlossen, mit ihrem anderen Ende aber an dem zweiten Schenkel mit einer Klinke befestigt. Letzterer Schenkel ist durch einen Riemen mit dem Bauchgurt verbunden, so daß bei normalem Druck auf die Trittplatte der Steigbügel seinem gewöhnlichen Zwecke dient; stürzt aber der Reiter und bleibt mit dem Fuße am Bügel hängen, so daß der Druck ein seitlicher wird, so erfolgt die Auslösung der Klinke und der Trittplatte, so daß der Fuß frei wird. (Mitgetheilt vom Patent = und technischen Bureau von Richard Lüders in Görlitz.)
- Die Temperatur in Bäumen. Genaue Untersuchungen des Botanikers Prinz haben ergeben, daß im Sommer die Innentemperatur der Bäume im Allgemeinen dem Gang der äußeren Lufttemperatur in der Weise sich anschließt, daß die Baumtemperatur um wenige Grade höher ist. Sind die Bäume jedoch nur wenig belaubt und den direkten Sonnenstrahlen während eines großen Theils des Tages ausgesetzt, so kann die Baumtemperatur bis zu 10 Grad höher sein als die Lufttemperatur. Sinkt jedoch die äußere Temperatur unter 0 Grad, so folgt die Baumtemperatur nur bis in die Gegend des Gefrierpunktes, sinkt aber nicht unter denselben. Die Bäume sind also mit Schutzorganen versehen, welche den Verlust der Eigenwärme so weit verhindern oder eine so weit gehende Wärme erzeugen, daß der Baum vor dem Erfrieren gesichert ist.
- Wie rasch fliegt der Vogel? Ueber den "Distanzflug" der Vögel hat die Vogelwarte zu Helgoland interessante Untersuchungen angestellt, über die Bollinger in der Münchener "Medizinischen Wochenschrift" berichtet. Die größten Fluggeschwindigkeiten der Vögel wurden früher auf 20 bis 25 Meter pro Sekunde und 72-90 Kilometer pro Stunde angegeben. Die Saatkrähe legt 36 Fuß, die Brieftaube 52-65 Fuß, die amerikanische Wandertaube 64 Fuß, der Falke 68 Fuß in der Sekunde zurück, die Wachtel 61 Kilometer pro Stunde, die Rauchschwalbe 125 und die Mauerschwalbe 130 Kilometer, manche bringen es sogar auf 162 Kilometer. Durch die neuen Beobachtungen ist festgestellt, daß die Nebelkrähe 200 Kilometer (27 geographische Meilen), das rothsternige Blaukehlchen sogar 334 Kilometer (45 geographische Meilen) in der Stunde zurücklegt, eine Schnelligkeit, welche die eines Expreßzuges um das Fünffache übertrifft. Der italienische Physiologe Mosso hat ermittelt, daß die Wachtel die Strecke von Kap Bon an der Nordwestküste Afrikas bis Rom in 9 Stunden durchfliegt. Die Brieftauben brauchten für den Flug von Rom bis Sardinien, eine Entfernung von 300 Kilometer, nur 5 Stunden. Von besonderem Interesse ist der Vergleich der Leistungen der Brieftaube mit denen des Rennpferdes. Das beste Rennpferd erreicht eine Geschwindigkeit von 13,79 Metern pro Sekunde bei einer Bahnlänge von 4 Kilometern, die in 5 Minuten zurückgelegt wird. Es ergiebt das also 48 Kilometer die Stunde. Eine derartige Geschwindigkeit aber hält das beste Rennpferd nur 6-7 Minuten aus und ist dazu nur befähigt bei spezieller Dressur für solche Kraftanstrengungen. Die Tauben fliegen mehr als doppelt so schnell, nämlich 30 Meter pro Sekunde, bei größeren Reisen 60-70 Kilometer in der Stunde, und sie können mehrere Tage in der Luft aushalten ohne zu ruhen.
- Ueber den Nutzen des Staares. Von keinem Vogel läßt sich so bequem beobachten, wie viel Nutzen er bringt, als bei dem Staar. Ist die

[ => Original lesen: 1894 Nr. 31 Seite 7]

erste Brut ausgekrochen, so bringen die Alten in der Regel vormittags alle drei Minuten Futter zum Nest, nachmittags alle fünf Minuten, macht jeden vormittag in sieben Stunden, 140 fette Schnecken (oder statt deren das gleichwertige an Heuschrecken, Raupen u. dergl.), nachmittags deren 84. Auf die zwei Alten rechne man für die Stunden wenigstens zusammen 10 Schnecken, macht in 14 Stunden 140; insgesammt werden also von der Familie 364 fette Schnecken verzehrt. Ist dann die Brut ausgeflogen, so verbraucht sie noch mehr. Es kommt nun auch die zweite Brut dazu, und ist auch diese ausgeflogen so besteht jede aus zwölf Stück, und frißt dann jedes Mitglied in der Stunde nur fünf Schnecken, so vertilgt die Staarfamilie täglich 480 Schnecken. Das sind höchst achtbare Leistungen, und zieht man die dichten Staarenschwärme in Betracht, welche sich im Spätsommer nahrungsuchend auf den Feldern und in den Wäldern herumtreiben, so geht die Vertilgung von allerlei Ungeziefer geradezu ins Fabelhafte.
- Der Durchfall der Kälber. Ein bewährtes Mittel gegen den Durchfall der Kälber ist eine Abkochung von bittern Mandeln, welche man möglichst fein stößt und in 1 1/2 Quart süßer Milch leicht absiedet. Für 1 1/2 - 2 Sgr. reichen zu diesem Zweck aus. Mandeln und Milch werden dem Thier lauwarm auf einmal eingegeben und längstens innerhalb 12 Stunden wird der Durchfall gestillt sein. Nur in sehr seltenen, äußerst hartnäckigen Fällen wird eine Wiederholung der Gabe nöthig sein.
- Ueber die Ertragsfähigkeit verschiedener Hühnerrassen giebt folgende Zusammenstellung interressante Aufschlüsse. Weiße Brahmas und rebhuhnfarbige Cochins liefern 7 Eier auf ein Pfund und 100 pro Jahr; dunkle Brahams 8 per Pfund und 70 pro Jahr; schwarze, weiße und gelbe Cochins 8 per Pfund und 100 pro Jahr; Houdans 8 und 150; La Flechs 7 und 150; schwarze Spanier 7 und 150; Italiener 9 und 150 bis 200; Hamburger 9 und 175; Polen 9 und 150; Bantans 16 und 60; Enten 5-6 und 30-60; Gänse 4 und 20; Perlhühner 11 per Pfund und 60 pro Jahr.
- Werth der menschlichen Exkremente. Wie die Zeitschrift für deutsche Landwirthe mittheilt, produziert ein Mensch jährlich im Durchschnitt 10 Zentner feste Exkremente im Werth von 2 2/3 Thalern. In einer Stadt von 40 000 Einwohnern beläuft sich somit der Werth der festen Exkremente jährlich auf 100 000 Zentner. Nach Stöckhardt hat der von 1000 Menschen gewonnene Urin pro Tag einen Werth 5 2/3 Thlrn., demnach von 40 000 Menschen in einem Jahre etwa 82 000 Thlr. Das jährliche Produkt von 40 000 Einwohnern an festen und flüssigen Exkrementen repräsentiert also ein Kapital von 182 000 Thlrn. Nichtsdestoweniger läßt man noch in vielen Gegenden den Inhalt der Kloaken in die saure Gährung übergehen, in welchem Zustande derselbe meist seinen Düngerwert verliert.
- Die außerordentliche Wirksamkeit des Taubenmistes ist eine allbekannte Sache und rechnet man etwa 1440 Pfd. Taubenmist gleich 30 000 Pfd. normalem Stalldünger. - Wie die "Fundgrube" mitteilt, soll die Wirkung dieses Dunges eine doppelt kräftige sein, wenn er in Backöfen gedörrt und hierauf in feines Pulver zerstoßen wird; zugleich wird durch diese Manipulation der im Hühnerdung vielfach vorkommende Unkrautsamen vernichtet.
- Eröffnung der Niagarafall=Kraft=Anlage. Das amerikanische Riesenwerk, die Ausnutzung der im Ganzen 15 Millionen Pferdestärken betragenden Wasserkraft, von welcher durch die Anlage 50 000 Pferdestärken durch Turbinen ausgenutzt werden, ist nunmehr vollendet und am 25. Januar zum ersten Mal probeweise in Tätigkeit gewesen Bei der Anlage, die 16 Mill. Mark gekostet hat, wird die Kraft der Turbinen durch Dynamomaschinen, die direkt oben auf den Wellen der Motoren sitzen, in Elektrizität umgewandelt, die dann durch Kabel zur Beleuchtung und zum mechanischen Betrieb industrieller Werke weit ins Land geleitet werden soll. Einen Hauptabnehmer von Kraft hat die Gesellschaft bereits in einer nahegelegenen Papierfabrik, welche kontraktlich 6600 Pferdekräfte beansprucht, vorläufig aber nur die Hälfte der Kraft ausnutzen wird; als Miethe zahlt das Werk pro Pferdekraft und Jahr 32 Mark, gewiß ein ungemein billiger Preis gegenüber den sonst für Dampf= und elektrischen Betrieb erwachsenden Kosten. Die offizielle feierliche Eröffnung der Anlage ist auf den 1. Juni festgesetzt, der Präsident Cleveland und alle amerikanischen Größen der Industrie und Wissenschaften beiwohnen werden.
- Die Schätze der Pyramiden. Die von dem Direktor der ägyptischen Antiquitäten=Sammlung Morgan kürzlich begonnene Eröffnung der Pyramide von Daschur bei Sakkarr hat bereits einen großen Erfolg zu verzeichnen. In einer Grabkammer der königlichen Familie entdeckte man einen Schatz aus der XII. Dynastie von hoher künstlerischer Bedeutung. Der Fund besteht aus Schildern Armbändern, Tierfigürchen, Schleifen, Schließen, Perlen u. dergl. Das Hauptstück des Fundes, ein Pektoral (Brustschild) in massivem Gold von 37 1/2 g Gewicht, trägt in seiner Mitte den Kartusch von Usertesen II. Es wird das älteste Prachtstück altägyptischer Juwelierkunst in dem Museum von Gizeh bilden.
- Das kleinste Pferd der Welt wurde in diesem Jahre zum ersten Male in einer Bude während der Leipziger Messe gezeigt. Das Thier ist überaus zierlich gebaut und kann von jedem Schulkinde bequem auf den Armen getragen werden.
Es ist nur 60 Ctm. hoch und 43 Pfund schwer und zählt jetzt 6 Jahre.
- Zwei originelle Geschichtchen, deren unfreiwillige Helden zwei deutsche Fürstlichkeiten waren, werden in Rom erzählt: Als von Florenz die Ankunft der Königin Victoria von England erwartet wurde, fanden sich mehrere Würdenträger und mehrere Journalisten zum Empfange ein. Ein Herr, der offenbar, seinem einfachen Anzuge nach zu schließen, zu den Herren von der Feder gehörte, mischte sich unbefangen unter die Würdenträger, die ihn mit scheelen Augen ansahen. Der Stationsvorstand merkte das, ging auf den Fremden zu und sagte: "Ich bitte, wollen Sie sich nicht so vordrängen. Sie sehen von dort genug." - "Bitte, bitte, mit Vergnügen," war die Antwort. Welch' verdutzte Gesichter machten aber die Herren, als der Zug einfuhr, die Königin Victoria ausstieg und, einen prüfenden Blick über die Anwesenden werfend, dem Gemaßregelten die Hand mit den Worten entgegenstreckte: "Ah, da bist Du ja, es ist schön, daß Du da bist," und die Herren alle dem Fremden vorstellte, der kein Anderer war, als der Herzog von Sachsen=Meiningen, von dessen Anwesenheit in Florenz keine Seele eine Ahnung hatte.
- Noch hübscher ist die Geschichte von der Verhaftung des Prinzen von Baden, für deren Richtigkeit die "Gazzetta Piamontese" eintreten zu können glaubt. Bei der Auffahrt zur Garden=Party im Quirinal wurde dem Prinzen das Warten zu lange. Er stieg daher aus und ging zu Fuß in den Palast. Hier hielt der Portier den Prinzen an und verweigerte ihm den Zutritt. Der Prinz, der nicht Italienisch versteht, gab eine deutsche Antwort, die wieder der Portier nicht verstand und ging weiter. Das war verdächtig! Ein Wink - und zwei Carabinieri bemächtigten sich des Prinzen und führten ihn zum Commissar; dieser gab Befehl, den Verdächtigen zur Präfectur zu führen, als einer der Eingeladenen den Prinzen erkannte und dessen Identität feststellte. Zehn Minuten später wurden Portier und Carabinieri zum König berufen. Angstvoll leisteten sie Folge, auf das Schrecklichste gefaßt. Wer schildert aber ihre Freude, als der König sie lächelnden Mundes für ihre Wachsamkeit belobte und der verhaftete Prinz jedem von ihnen ein namhaftes Geldgeschenk in die Hand drückte!
- Ein heiteres Mißverständniß, das jüngst der Gattin des bekannten Schauspielers H. in Berlin passirte, wird viel belacht. Kommt da diese Dame, eine Vollblut=Oesterreicherin, mit einer Verwandten aus dem Theater und requirieret eine vor demselben haltende Droschke. "Kutscher, was kost das Streckerl bis zur N.=Straßen?" - "Sechzig Pfennje, Madamken."- "Woa-as? Sechzig sagen's?!" forscht erstaunt die an die österreichische Kreuzerrechnung denkende Wienerin, welche sich mit unseren Pfennigen nicht befreunden kann. "Doas zoahl' i mai Lebtoag net. J geb' Jhna höchstens a Moark!" - "Na, denn man rin, immer rin, meine Damens!"

[ => Original lesen: 1894 Nr. 31 Seite 8]

schmunzelte der biedere Rosselenker und steckte das ihm dargereichte Markstück vergnügt ein.
- Stolz will ich den Spanier. Der Herzog von Veragua trat jüngst in den Garten des königlichen Palais zu Madrid. Er bemerkte dort den kleinen König und trat auf ihn zu. "Nun, Alfonsino, wie gehts?" fragte er und reichte dem kleinen Könige, der jetzt acht Jahre alt ist, die Hand. Dieser aber trat einen Schritt zurück, sah den Herzog von unten bis oben an und sagte mit der Stimme eines schwer Beleidigten: "Sennor, Ihr Alfonsino bin ich nicht. Ich bin nur Mamas Alfonsino. Für Sie bin ich seine Majestät." Sprachs und wandte sich zu gehen.
- Aus der Kaserne. Unteroffizier: ". . Mit Ihren krummen Beinen wollen sie tanzen? Das muß ja das reine Säbelduell sein!"
- Ein Adreßbuch für Vegetarier des In= und Auslandes ist soeben erschienen, das die Namen, Wohnorte und Geschäftszweige der Vegetarier enthält; außerdem ist das Alter und diejenige Jahreszahl daraus zu ersehen, seit welcher Zeit die Betreffenden vegetarisch leben. Unter den Vegetariern sind bereits alle Berufsarten vertreten.


Vom Blitzableiter.

So alt wie das Menschengeschlecht selbst sind die Naturerscheinungen Blitz und Donner, aber erst später suchte man dem Wesen dieser Erscheinungen nachzuforschen. Unabhängig von einander haben Winkler im Jahre 1776 in Deutschland und Franklin im Jahre 1750 in Amerika mit der Identität zwischen Blitz und elektrischen Funken sich beschäftigt. Der erste Blitzableiter wurde aber erst von Franklin auf seinem Hause im Jahre 1752, in Europa dagegen von Procop Divisch, Prämonstratenser Chorherr und Pfarrer zu Reuditz in Mähren im Jahre 1754 errichtet. Auf technischem Gebiet ist nun in dem zur Neige gehenden Jahrhundert geradezu Phänomenales geleistet worden; wie kommt es nun aber, daß man mit Blitzableiteranlagen nicht gleichen Schritt gehalten hat? Gesetzt den Fall, sämmtliche Blitzableiter würden auf ihre Brauchbarkeit einer Prüfung unterworfen, welcher geringe Prozentsatz möchte die Probe bestehen, und welche stattliche Anzahl möchte sich eher schädlich als nützlich erweisen. Für Feuerversicherungsanstalten wäre es deshalb eine dankenswerthe Aufgabe, einen Theil ihrer Ueberschüsse zu Prämien für beste Blitzableiteranlagen und zur Prüfung vorhandener Blitzableiter zu verwenden.
Man lasse die Statistik reden:
Allein in Schleswig=Holstein betrugen die Entschädigungen, welche von der Provinzial=Feuerversicherungsgesellschaft für Blitzschäden gezahlt wurden, 139 000 Mk. pro Jahr. Jeder einzelne Blitzschlag verursachte einen Schaden von 2598 Mk. Der gesammte Blitzschaden in der Provinz ist aber viel größer, so hat z. B. die schleswig=holsteinische Brandgilde für Gebäude, deren Versicherungssumme etwa 1/30 der obengenannten Versicherung betragen mag, allein in den beiden Jahren 1877/78 die Summe von 76 831 Mk. für Blitzschäden bezahlt. Rechnet man hierzu noch die von den anderen Versicherungsgesellschaften gezahlten Summen und die Schäden an unversicherten Gebäuden, so erleidet diese eine Provinz jährlich einen Schaden von 400 000 Mk. Die Magdeburger Feuerversicherungsgesellschaft hatte in den Jahren 1870/79 insgesammt 1 114 787 Mk. für Blitzschäden zu bezahlen. Ohne noch mehr Zahlen anzuführen, mag die Bemerkung genügen, daß der in Deutschland jährlich durch Blitzschäden entstehende Verlust auf 6 bis 8 Millionen Mark geschätzt wird, und daß diese Zahl eher zu niedrig als zu hoch ist.
Hierzu kommt nun noch, daß, wie ebenfalls durch die Statistik festgestellt, die Blitzgefahr in den letzten 30 Jahren um 40 Proz. gestiegen ist. Ob diese Vermehrung der Gefahr daher rührt, daß wir uns in einer säkulären Periode größerer Sonnenfleckenhäufigkeit und dadurch bedingter größerer Häufigkeit und Heftigkeit der Gewitter befinden oder ob, wie Holtz annimmt, die vermehrte Verwendung von Metall zur Baukonstruktion und besonders die große Verbreitung der Gas= und Wasserleitungen schuld daran ist; diese Fragen sind bisher noch nicht definitiv erledigt.
Aus dem Gesagten geht hervor, daß es durchaus erforderlich ist, eine größere Verbreitung der Blitzableiter anzubahnen und eine Revision bereits bestehender zu veranlassen. In Anerkennung dieser Thatsachen schrieb die preußische Akademie der Wissenschaft in einem Gutachten am 17. Mai 1880: "Daß richtig angelegte Blitzableiter die Sicherheit vor Blitzschäden ganz unzweifelhaft in sehr beträchtlichem Maße erhöhen und daß die Unterlassung einer Blitzableiteranlage bei großen Gebäuden mit bedeutenden Höhenunterschieden, wie bei Kirchen mit hohen Thürmen, sich in der That kaum rechtfertigen läßt."
Wer sich nun über Blitzableiter informieren und überzeugen will, daß ein schlechter Blitzableiter gefährlicher als gar keiner ist, dem ist die Abhandlung über die Konstruktion des Blitzableiters vom Elektrotechniker Rich. Hegelmann=Erfurt aufs Wärmste zu empfehlen. Die Blitzableiteranlagen genannter Firma funktionieren absolut sicher, worüber Behörden, Industrielle und Private genügend Auskunft zu geben im Stande sind.


Schußprämien. Der belgischen Jagdzeitung "le Chasseur" entnehmen wir folgenden, "Die Brieftaube" titulierten Artikel:
"Auf einer Jagd bei Lenze fand ich am 26. Dezember den Kadaver einer theilweise durch einen Sperber verzehrten Taube, welche noch den Gummiring R 989 trug.
Unwillkürlich kam ich auf den Gedanken, wozu eigentlich der Sperber auf der Welt sei, und warum man nicht energisch zu seinem Abschuß vorgeht?
Der Taubenliebhaber weiß sehr wohl wie gefährlich in dieser Saison der Sperber ist, und hält deswegen vielfach seine Thiere fest. Der Jäger sollte den Schaden, den ihm der Sperber verursacht, auch besser zu schätzen wissen!
Wenn er bei Beginn der Jagd nur einen Trupp von 8 oder 9 Rebhühnern antrifft, glaubt er, daß infolge der Witterungsverhältnisse dieselben nicht zahlreicher seien; dies ist ein Irrthum, denn der Sperber hat schon 4-5 Stück zu seinem Unterhalte gebraucht.
Der Sperber ist der schlimmste Räuber und muß in unseren Gegenden ausgerottet werden, wie auch der Bär seit 25 Jahren schon hier nicht mehr vorkommt, und der Wolf in Bälde einem gleichen Schicksal entgegensteht.
Der Brieftaubenliebhaber muß sich deswegen mit dem Jäger in Verbindung setzen, da beide dasselbe Interesse an der Ausrottung dieser Räuber haben. Mögen alle Vereine jährlich etwas zu einer Kasse beitragen, die für jeden geschossenen oder gefangenen Raubvogel etwa 5 Frks. zahlt, so werden die vielen Personen, die sich mit der Jagd beschäftigen, angespornt, besser auf den Sperber zu fahnden, und in wenigen Jahren wird diese Geißel, wenn nicht vernichtet, so bedeutend decimiert sein. Im Uebrigen ist Sperberbouillon eines der feinsten Gerichte, und die Federn des Sperbers sind gleichfalls werthvoll.
Der Sperber und seine Kollegen fordern namentlich in der jetzigen Saison, solange sie im Walde noch nicht hinreichende Beute an kleinen Vögeln finden, viele und schwere Opfer.
Häufig sind es die besten Weibchen des Schlages, die um diese Zeit um Mittag ins Feld gehen, während die Vögel brüten, und dann namentlich wenn sie durch erfolgtes oder nahe bevorstehendes Legen etwas angegriffen sind, leicht vom Sperber geschlagen werden.
Wir richten hier die Bitte an jeden Leser, in seiner Gegend nach Möglichkeit die Personen, welche sich mit Abschuß und Fang des Gesindels beschäftigen können, auf die "Schußprämie", welche der Verband deutscher Brieftauben=Liebhaber=Verein für das Abschießen oder Fangen von Wanderfalken, Hühnerhabichten und Sperberweibchen aussetzt, aufmerksam zu machen.
Wenn wir uns nicht besser gegen unsern schlimmsten Feind wehren, als bisher, so blüht Jedem von uns noch mancher Aerger; an das Brieftaubenschutzgesetz stört sich dieses Raubzeug nicht.


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