No. 30
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. April
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 30 Seite 1]

- Der Kaiser, der am Donnerstag Abbazia verlassen hat, ist am Freitag Vormittag 11 Uhr in Wien eingetroffen und auf dem festlich geschmückten Bahnhof vom Kaiser Franz Josef, den Erzherzögen und den Spitzen der Behörden empfangen worden. Nach sehr herzlicher Begrüßung der Monarchen und kurzem Zwiegespräch erfolgte in offenem Wagen die Fahrt zur Hofburg durch die beflaggten Straßen, in denen sich die Wiener zu Tausenden angesammelt hatten und die beiden Kaiser enthusiastisch mit Hochrufen begrüßten. Die Fahrt glich einem Triumphzug. Um 1/2 1 Uhr begab sich Kaiser Wilhelm in die Josefstädter Reiterkaserne, um das seinen Namen führende Husaren Regiment zu besichtigen. Der Kaiser folgte einer Einladung des Offizierkorps zum Frühstück, bei welchem er einen Trinkspruch auf den Kaiser Franz Josef, einen zweiten auf das Regiment ausbrachte. Um 1/2 4 Uhr fuhr Kaiser Wilhelm zur Gruft des Kronprinzen Rudolf, um dort einen Kranz niederzulegen.
Kaiser Wilhelm ist am 14. April 11 1/2 Uhr vormittags vom Westbahnhof nach herzlicher Verabschiedung vom Kaiser Franz Josef, der ihn zum Bahnhof begleitet hatte, von Wien abgereist.
- Seit einigen Tagen kursieren aus Anlaß des im Februar in Friedrichsruh stattgehabten Besuchs des Kaisers Wilhelm bei dem Fürsten Bismarck ausgeprägte neue 3 Mark= resp. Einthalerstücke. Die Münzen tragen auf einer Seite das Bildniß des Kaisers, auf der anderen das des Fürsten und die Jahreszahl 1894. Es sind im Ganzen nur 5000 Stück geprägt worden.
- Zur Vermählung des Großherzogs von Hessen schreibt man aus Coburg: Der Großfürst=Thronfolger von Rußland ist gestern, Montag, mit großem Gefolge hier eingetroffen. Wie verlautet, wird derselbe auch Darmstadt besuchen, und es dürfte demnach das Gerücht von einer beabsichtigten Verlobung des Thronfolgers mit der Prinzessin Alix von Hessen=Darnstadt abermals in den Vordergrund treten. Sonntag abend traf als erster der erwarteten fürstlichen Gäste der Kronprinz von Rumänien mit Familie hier ein; ihm folgten am Sonntag der fürstliche Bräutigam, am Montag die Königin von England. Die Trauung des Brautpaares erfolgt am Donnerstag, den 19. d., Mittags 12 Uhr, in der Hofkirche durch den General=Superintendenten Dr. Müller.
- Auf Befehl des Kaisers hat am Sonntag morgen eine kombinirte Schwadron des ersten Garde=Dragoner=Regiments (Königin von Großbritannien) unter Führung des Rittmeisters Grafen Eulenburg Berlin verlassen, um sich auf der Eisenbahn nach Coburg zu begeben. Das Kommando hat den Zweck, der bei den Coburger Hochzeitsfeierlichkeiten anwesenden Königin Viktoria die militärischen Ehrungen zu beweisen. Das Trompeterkorps und die Standarte des Regiments werden die Schwadron begleiten. Die Abwesenheit der Dragoner wird auf etwa 23 Tage berechnet, da die Rückkehr in Märschen erfolgen wird.
- Die Enthusiasten, die ihren Freudentaumel über den deutsch=russischen Handelsvertrag immer noch nicht los werden können, würden gut thun, einen Blick in den officiellen russischen Bericht über den Abschluß des vielgepriesenen Vertrags zu werfen. Dieser Bericht stellt fest, daß die von Deutschland zugestandenen Tarifermäßigungen in ihrer Gesammtheit den russischen Export in einem Betrag von 210 Millionen Creditrubel betreffen und eine Zollermäßigung von 6 200 000 Rubel bedeuten, während die Gesammtheit der russischen Zugeständnisse auf einen Import von 49 Millionen Rubel Bezug haben und einen Zollverlust von nicht mehr als 2 600 000 Rubel nach sich ziehen.
- Der deutsche Bundesrath hat dem Antrag Preußens auf Verlängerung der Frist für die Gestattung der Ausnahmen von der Gewerbeordnung in Bezug auf den Unterricht in den Fortbildungsschulen an Sonntagen bereits seine Zustimmung erheilt.
- Das Gerücht, wonach der Kronprinz von Italien mit einer Tochter des Prinzen von Wales verheiratet werden soll, tritt wieder bestimmter auf.
- Die Regierung brachte soeben im Storthing zu Christiania eine Vorlage über die Krankenversicherung der Arbeiter ein.
- Für die französische Feldartillerie ist nach einer Herold=Meldung die Einführung einer neuen, von einem Kavallerie=Kapitän erfundenen Kanone, angenommen worden. Die Lafette mit den notwendigen Aenderungen an den Geschützrohren erfordert die Summe von 240 Mill. Franken. Das neue Geschütz hat Metallräder, besitzt vermindertes Gewicht und eine bedeutende Durchschlagskraft.
- Das vom "Bismarckstammtisch" in Düsseldorf gestiftete neue Rettungsboot "Fürst Bismarck" wurde soeben am Weststrande bei Norderney stationirt.
- In dem Kurorte Lippstringe brach Mittwoch mittag Feuer aus, das bis zum Abend noch nicht gelöscht werden konnte. Ueber 40 Gebäude sind vernichtet. Feuerwehr und Militär wurden aus Paderborn zu Hilfe gerufen.
- Im Neckarthal stehen Pflaumen= und Zwetschenbäume in Blüthe und die Kirschenblüthe beginnt sich in voller Pracht zu entfalten. Dem Weinstocke und den Obstbäumen ist das bisherige außerordentlich trockene und warme Wetter - bis zu 22 Grad C. - sehr zu statten gekommen, während die Wiesen wieder einen traurigen Anblick gewähren.
- Auf einem Schulhaus=Neubau in Spandau brach am Mittwoch vormittag das Treppengerüst in einer Höhe von 18 Meter zusammen; sechs Maurer stürzten in die Tiefe, davon wurden drei schwer und drei leicht verletzt. Vorschriftswidriger Bau des Gerüstes scheint die Ursache des Unfalls gewesen zu sein.
- Eine schärfere Strafe für Nichtbefolgung einer Polizeiverordnung hat wohl noch keine Behörde festgesetzt, wie der Gemeindevorsteher einer ländlichen Ortschaft in Westpreußen, der, wie aus Danzig mitgeteilt wird, in einer in der Gemeinde zirkulierenden Bekanntmachung folgende exemplarische Strafe androhte: "Das königliche Landratsamt hat für die hiesige Gemeinde eine Hundesperre ange=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 30 Seite 2]

ordnet, wer seine Hunde frei herumlaufen läßt, wird totgeschossen und bezahlt 30 Mk. Strafe."
- Die Ausstattung der künftigen Großherzogin von Hessen. Man schreibt aus London: Die Ausstellung der kostbaren Toiletten=Gegenstände aus der Ausstattung der Prinzessin Victoria Melita, zu deren Besichtigung eine Frankfurter Firma, der die Ausführung übertragen, eine Anzahl von Berichterstattern eingeladen, umfaßt alle jene Gegenstände, welche die Prinzessin bei den bevorstehenden Festlichkeiten tragen wird und eine beträchtliche Anzahl anderer Objekte mit Einschluß einer gar reichlichen Auswahl von Unterkleidung und nicht weniger als fünfzig Paar Stiefel und Schuhe aller Art. Das Hochzeitskleid ist von der reichsten und dickgerippten weißen Seide, durchwirkt mit zarten Blumengewinden, die von einem krémefarbenen Liebesknoten aus Perlen auslaufen. Orangenblüten werden den Rock einfassen, wie sie auch auf dem langen kostbaren Spitzenschleier befestigt werden. Ganz nach englischem Brauch. Von einem Myrtenzweig keine Spur! Ueber dem Kleid wird die Braut einen Ueberwurf tragen gleichfalls von weißer Seide mit Silber durchwebt mit einem Kragen aus reinweißen Straußenfedern. Das "Meggehekleid" ist aus Vigogne in dem leichtesten und feinsten Gewebe von blaßgrau=bläulicher Farbe, vorn, in der Taille und an den Aermeln mit vielfachen Stickereien von Rosen und Vergißmeinnichtblüten in ihrer natürlichen Farbe. Ein Mantel dazu ist gleichfalls aus Vigogne, aber von etwas dunklerer Schattirung. Ein besonders prächtiges Gewand ist dasjenige, das die Prinzessin bei ihrem Einzug in Darmstadt anlegen wird. Das Material ist ein weiches Tuch von der delikaten Farbe einer gelben Himbeere mit dem leisesten Anflug von Roth, ein wahrer Triumph der Färberkunst und wird durch vielfache Stickereien noch mehr zur Geltung gebracht. Und diese Menge traumhafter Gesellschaftskleider! Ob die Darmstädter Damen wohl schon hinreichend Vorbereitungen getroffen, ihrer hübschen jungen Großherzogin in angemessener Toilette zur Seite zu stehen?
- Das ist zu viel. Folgende hübsche Geschichte, die sich an den Abgang des Generals von Meerscheidt=Hüllessem knüpft, wird der Br. L.-Z. aus der Umgebung des Kaisers mitgetheilt: Der General war der Einzige, der es bei der Kritik, die der Kaiser nach größeren militärischen Uebungen scharf und bis in die kleinste Einzelheit abzuhalten pflegte, wagte, gegen die sachlichen Ausführungen des Monarchen seine Gegengründe energisch zu verfechten. Der Kaiser, der den alten General persönlich sehr gern hatte, genierte sich aber gar nicht und wies bei der nächsten Kritik wieder darauf, daß der General den und den Fehler gemacht und seine früheren Bemerkungen über derartige Uebungen außer Acht gelassen habe; u. a. bemängelte der Kaiser stets die große Unruhe des Generals bei der Leitung nicht vorbereitet gewesener Uebungen. Der General pflegte dann zuweilen mit einem Abschiedsgesuch zu kommen. Der Kaiser lehnte jedoch das Gesuch jedesmal ab, da er den General ob seiner sarkastischen Gradheit liebte. Eines Tages hatte nach einer Kritik, die der Kaiser an eine Alarmübung knüpfte, v. M.=H. wieder vorgeworfen bekommen, er sei zu unruhig gewesen, und wiederum hatte der General den Abschied erbeten. In einer Gesellschaft treffen sich abends der Kommandeur der Garden und der Kaiser. Der General als Junggeselle schaut der tanzenden Jugend zu und unterhält sich mit den Offiziersfrauen. Plötzlich steht der Kaiser hinter ihm und schlägt ihm lachend auf die Schulter: "Excellenz müssen auch noch heirathen. Wenn man heirathet, ist man ruhiger! - Die Excellenz lächelt. "Nun?" fragt der Kaiser. "Nein, Majestät, dazu bin ich zu alt. Eine junge Frau und einen jungen Kaiser - das ist zuviel für mich!"
- Dem Apotheker allerdings. Patientin: "Versprechen Sie sich von diesem Rezept überhaupt Nutzen?" - Apotheker: "Gewiß, gnädige Frau, Nutzen bringen alle Rezepte."
- Eifersüchtig. Bräutigam: "An wen hast Du da geschrieben?" - Braut: "An einen Vetter!" - Bräutigam. "Hm, höre mal, Du leckst mir aber die Freimarke so merkwürdig zärtlich ab!"


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Anzeigen.

Holz=Auction Nr. 31.

Am Donnerstag den 19. April Morg. 9 Uhr in Stadt Lübeck hieselbst.

1. Aus dem Rupensdorfer Holze.

31 Rmtr. Buchen Kluft u. Knüppel.
12 Fuder Buchen Pollholz.
  4 Rmtr. birken Knüppel.
  1 Rmtr. Ahorn Kluft.
13 Rmtr. Eichen Knüppel.
1/2 Fuder Eichen Pollholz.
  3 Rmtr. Ellern pp. Knüppel.
84 Rmtr. Nadelholz Kluft u. Knüppel. Beginn mit Nr. 362.

2. Aus dem Niendorfer Holze.

52 Rmtr. Nadelholz Kluft u. Knüppel.

Beginn mit Nr. 109.
Schönberg, den 12. April 1894.                                                    
                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Holz=Auction
im Vitenser Forste, Revier: Cordshäger Holz,
am Donnerstag, den 19. April 1894,

unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

  30 Rmtr. buchen Kluftholz II. Cl.
130 Rmtr. buchen Stangenholz I. u. II. Cl.
  72 Rmtr. buchen Buschholz
  36 Rmtr. ellern Stangenholz II. Cl.
340 Rmtr. Rmtr. ellern Stangenholz III. Cl.
300 Stück fichten Drümme.
140 Stück fichten Stangen (Leiterbäume und Schleete).
  70 Rmtr. fichten Kluft.
  70 Rmtr. fichten Ausschuß.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr in den hohen Buchen.
Vitense, den 14. April 1894.

                                                    Wiegandt.
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Meine Beleidigung gegen den Handelsmann J. Schlichte=Herrnburg nehme ich hiermit zurück und erkläre ihn für einen ehrlichen Mann.

Herrnburg.                                                     J. Wagner,
                                                                        Händler.


Am 17. und 18. d. M. habe ich eine Anzahl
gute 6 Wochen alte Ferkel
zu verkaufen.                                                     J. H. Koth, Viehhändler.


Billig zu verkaufen
gute Pflanzkartoffeln. Näheres Siemzer Str. 148a bei Pioch.


Weide.

Auf der früher Menze'schen Stelle in Palingen werden Füllen und Rindvieh auf Weide genommen und sollen hierauf Reflektirende sich gefälligst am Sonntag, den 22. April, Nachmittags 2 Uhr, an Ort und Stelle einfinden.

                                                    Heinr. Thies.


Echte Rouen=Enten=Eier
per Stück 25 Pfg.,
hat abzugeben                                                    
Lockwisch.                                                     Rußwurm.


Töpferwaaren
billigst bei                                                     H. Brüchmann.


Dachschächte, sowie ein gr. Tausend=Dachreht
hat abzugeben                                                    
Hof Lauen.                                                     J. Prüß.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 30 Seite 3]

Vom 1. Januar d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserm Vereine angemeldet:

  1. Vom Mühlenpächter C. Franck hier 1 Pferd 600 M.
  2. Vom Eigenthümer Busch hier 1 Kuh 135 M.
  3. Vom Büdner Ollmann=Hoheleuchte 1 Kuh 150 M.
  4. Vom Hauswirth Voß in Thurow 1 Pferd 450 M.
  5. Vom Förster von Linstow=Carlow 1 Kuh 180 M.
  6. Vom Hauswirth Kröger in Lockwisch 1 Pferd 150 M.
  7. Vom Ackerbürger Boye hier 2 Kühe à 180 M. = 360 M.
  8. Vom Hauswirth Oldenburg in Neschow 1 Pferd 300 M.
  9. Vom Ackerbürger Maack hier 1 Kuh 180 M.
10. Vom Kaufmann Brüchmann hier 1 Kuh 135 M.
11. Vom Bürgermeister Bicker hier 1 Kuh 135 M.
12. Vom Schulzen Kooß in Lindow 1 Pferd 400 M.
13. Vom Schulzen Dräger in Lauen 1 Kuh 180 M.
14. Vom Büdner Lehmann=Duvennest 1 Kuh 135 M.
15. Vom Vogt Peters zu Hof Selmsdorf 1 Kuh 150 M.
16. Vom Kaufmann Schwedt hier 1 Pferd 450 M.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 1 M. pro 100 M. Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ergebenst ersucht, solchen Beitrag am

Freitag, den 27. April, Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.

Schönberg, den 12. April 1894.
Direction des Viehversicherungs-Vereins.


Färberei J. H. C. Karstadt
Hamburg, Görttwiete 5.
Annnahmestelle in Schönberg bei
Herrn Heinr. Garz.


Mehr als jedes zweite Loos gewinnt.

Ohne Loos kein Gewinn.

Planmässige Gewinne.
Grösster Gewinn im glücklichsten Falle
500,000 Mk.
    1 Prämie à 300,000 M. = 300,000 M.
    1 Gew. à 200,000 M. = 200,000 M.
    1 Gew. à 100,000 M. = 100,000 M.
    1 Gew. à 50,000 M. = 50,000 M.
    1 Gew. à 40,000 M. = 40,000 M.
    1 Gew. à 30,000 M. = 30,000 M.
    2 Gew. à 20,000 M. = 40,000 M.
  18 Gew. à 5000 M. = 90,000 M.
204 Gew. à 3000 M. = 612,000 M.
300 Gew. à 1000 M. = 300,000 M.
u. s. w. u s. w.
    Grossherzogl. Schwerin'sche
237. Landeslotterie.
65,000 Loose mit 32 600 in 6 Classen vertheilten Gewinnen.
Nächste Ziehung schon 4. u. 5. Mai
Original-Loose zur 1. Klasse.
1/8 à 1,60 Mk. 1/4 à 3,15 Mk. 1/2 à 6,30 Mk. 1 ganzes 12,60 Mk. Der Portoersparniss halber empfiehlt es sich alle Klassen im Voraus zu zahlen und kostet 1/8 für alle 6 Klassen 15,75 Mk., 1/4 31,50 Mk., 1/2 63,- Mk.
Für Porto und Gewinnliste sind für jede Klasse 25 Pfg. extra zu entrichten.
Gefl. Aufträge p. Anweisung erbeten.

J. Scholl, Neustrelitz, Zierkerstr. 57.

Ohne Loos kein Gewinn.

Für gezogene Loose werden Ersatzloose geliefert.


Runkelrübensaat,
Rigaer Leinsaat
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Goldfische
sind wieder vorräthig bei                                                    
                                                    Klempner W. Wieschendorf.


Mache hierdurch die Anzeige, daß ich von jetzt an kräftige

Blumenkohl=, Sommer= und Winterkohlpflanzen nebst verschiedenen Blumenpflanzen,
sowie später
Sellerie, Porre, wirsig, rosen, grünen und rothen Kohl, Oberkohlrabi, Steckrüben, rothe Beet und Runkelrüben empfehle.

                                                    H. Brüchmann.


Sacharin-Strichninhafer,
Giftlege-Apparate
von A. Wasmuth u. Comp. in Ottensen
Niederlage zu Fabrikpreisen in Schönberg.
Apotheke von A. Montag.


Stets vorräthig:

Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedenen Sorten, Nabelbinden für Kinder, Geradehalter leicht zu tragen und sehr zweckmäßig, für junge Mädchen wohl zu beachten, Suspensor oder Tragbeutel, Gummi=Luftkissen für Kranke, Clysopomp und doppelte Clystirspritzen zum Selbstclystiren. Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, Irrigator u. Mutter=Rohre, Mutter-Kränze, Gummileinen, zum Schutz des Durchnässen für Betten in Wiegen, Milchpumpen, Brust=Hütchen, Brust=Gläser, electromotorische Zahnhalsbänder, Kinder das Zahnen leicht und schmerzlos zu befördern, sehr empfehlenswerth, Zahnkitt für hohle Zähne, Zahnringe, starke Schlauchgarnitur mit Bürste und Flasche, sowie giftfreie Gummisauger ohne Naht sind stets zu haben in Schönberg bei

                                                    Heinrich Böckmann,,
                                                    Bandagist.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 30 Seite 4]

Deutscher Kriegerbund.
Mecklenburgischer Kriegerverband.
IV. Mecklenb. Landes-Kriegerfest.
Grevesmühlen 1894.
[Vignette]
Fest=Ordnung:

Sonnabend, 2. Juni:
Empfang der eintreffenden Kameraden.
10 1/2-12 Uhr Vormittags:      Frühconcert und Begrüßungsschoppen im Schützenhof.
12 1/2 Uhr Nachmittags:      Delegirtentag im Schützenhof.
4 Uhr Nachmittags:      Festessen in Blanckenburg's Etablissement.
7 Uhr Abends:      Concert in Blanckenburg's Etablissement, Gesangvorträge, Illumination des Gartens und Feuerwerk.
Sonntag, 3. Juni:
6-7 Uhr Vormittags:      Reveille.
8 1/2 Uhr Vormittags:      Gemeinschaftliche Fahrt nach dem Wendenkopf, daselbst Frühstück. Rückfahrt 11 1/2 Uhr.
11 1/2-1 Uhr Vormittags:      Concert im Lustgarten, ausgeführt von dem ganzen Hautboisten=Corps des Grenadier=Regiments Nr. 89 aus Schwerin.
3 1/2 Nachmittags:      Festzug. Nach dem Festzuge Concert im Schützenhofe, Lustgarten und Blanckenburg'schen Etablissement.
8 Uhr Abends:      Ball im Blanckenburg'schen Etablissement, Schützenhof und im Lustgarten.

(Orden im Original und Verbandsabzeichen sind unbedingt anzulegen).


Tanzunterricht für Erwachsene.

Der Kursus beginnt am Freitag, den 20. April cr., Abends 9 Uhr, im Boye'schen Lokale.
Weitere gefl. Anmeldungen nimmt der Lohndiener Ratzeburg entgegen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Lorenz.


Neue Muster von Tapeten u. Borden,
Patent=Rouleaux,
Linoleum und Kokosläufer,
Kokosmatten
empfiehlt                                                     H. E. Peters, Glasermeister.


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G. & O. Lüders, Dampfreismühle, Hamburg.


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Allen zu empfehlen, welchen die zehnbändige Ausgabe des berühmten Werkes nach Umfang und Preis zu groß angelegt ist.

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Für die uns von so vielen Seiten bewiesene Theilnahme bei dem Tode unseres lieben Vaters A. Lenschow sprechen wir hierdurch unsern herzlichsten Dank aus.

                                                    Die Hinterbliebenen.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 30 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 30 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. April 1894.


Jagdbilder aus Deutsch=Ostafrika.
Ein König unter den Thieren.

Vorbemerkung: Nach Aussagen jagender Negerstämme, wie der Wakamba und Massai am Kilimandjaro, kommt es ziemlich häufig vor, daß der Löwe auf der Zebrajagd einem wohlgezielten Hufschlag eines Zebras erliegt. Ich habe seinerzeit Löwengerippe in der Nähe des Jipe=Sees mit an der Schläfe eingedrücktem Schädel gefunden, und an Ort und Stelle von jagenden Wakamba die Annahme bestätigt gefunden. Auch später am Nyassa hörte ich dasselbe von alten Arabern. Sieht man in Europa in zoologischen Gärten Zebras und Löwen, so erscheint einem dies unwahrscheinlich, da die Zebras dort im Verhältnis zu schwach sind; dabei bedenke man jedoch, daß der Löwe, durch seine zähe Katzennatur in der Gefangenschaft nicht so viel einbüßt, wie ein Zebra. Der Hinterschenkel eines Zebras in Afrika wiegt 1 Centner, so daß ein Träger ihn kaum tragen kann.

*                           *
*

Ein Löwe, der sich vor zwei Tagen so satt gefressen hatte, daß er den ganzen folgenden Tag in trägem Nichtsthun verbrachte, erwacht nach langem, erquickendem Schlummer, gähnt, streicht sich mit den Tatzen über die Schnauze und blickt sich forschend um: rundherum hohe Papyros=Stauden und Sumpf.
Wie ist er hierher gekommen?
Dunkel entsinnt er sich, daß er eine blutjunge Kuhantilope von ihren Alten fortgetrieben und so lange verfolgt hat, bis die Kraft ihrer jugendlichen Muskeln am Jipe=See ihre Grenzen fand. - Welcher Genuß war es, als er seine Pranken in dies junge Fleisch schlug, als er seine Nase in dem warm rieselnden Blut vergrub und es in vollen Zügen trank!
Der Hunger meldet sich schon wieder, doch noch ist es zu heiß, um irgend etwas zu unternehmen. Langsam, ab und zu die Glieder reckend, schreitet er durch die Papyrosfelder dahin, er nimmt die Richtung auf die Ebene am Fluß, wo das Wild allabendlich zur Tränke geht. Vorsichtig und nickend, mit lauerndem Blick und spürender Nase schleicht er vorwärts, mehr einem Verbrecher, als einem König gleichend. So kommt er über einen kleinen Bach, der zum Jipe fließt und nimmt einen langen Trunk. Das hat ihm so wohl gethan, daß er sich lang dehnt; er fühlt wieder ganz die Elasticität und Gewandtheit seiner Katzennatur. Unternehmungslustig schreitet er vorwärts und kommt nach langer Wanderung dahin, wo der Gürtel des Papyros=Gebüsches an die Steppe grenzt. Wie er in die Nähe der Lichtung kommt, duckt er sich schnell nieder: Er hat Zebras gesehen, mit Jungen!
Lang ausgestreckt liegt sein Schwanz auf der Erde, und nur in der Spitze zeigt sich seine Erregung. In den krampfhaften und doch gezwungenen, ruhigen Bewegungen der Schwanzspitze drücken sich die ganzen Empfindungen seiner blutdürstigen, raublustigen Natur aus.
So liegt er regungslos da, mit den Augen jede Bewegung des Zebras verfolgend. Der Wind kommt halbrechts aus der Ebene, sodaß die harmlosen Thiere nichts von der Nähe des Fürchterlichen ahnen. Doch sie haben auch noch andere Freunde als den Wind. Ein Zug von etwa 8 Nashornvögeln kommt daher geflogen; die Vögel ziehen kleine Kreise über dem Löwen und stoßen ein klagendes Geschrei aus, als sähen sie Unheil kommen.
Alle Zebras haben die Köpfe erhoben. Ihre gespitzten Ohren, die gesträubte Mähne, der regungslos herunterhängende Schweif zeigen, wie sie alle Sinne anstrengen, um herauszufinden, von wo die Gefahr droht. Einige Hengste haben nochmals den Wind aufgenommen, finden alles in Ordnung und sehen nun fragend nach dem Gebüsch. Unwillig wiehernd trotten sie etwas weiter nach der freien Ebene, wenden aber den Kopf immer nach der gefährlichen Seite. In der ganzen Gestalt der Stellung der Gliedmaßen zu einander und dem kurzen Wiehern drückt sich bei den Zebras ein solches Gemisch von Furcht, Unwillen über gestörte Ruhe, Vorsicht und doch auch wieder in dem Stampfen mit dem Vorderhuf eine gewisse energische Absicht aus, Gefahr abzuwehren, wie ein Schauspieler unter den Menschen es nicht besser darstellen könnte.
Der Löwe liegt mit zwischen den Tatzen in den Sand gedrücktem Kopf wie aus Stein gehauen da selbst die Bewegungen der Schwanzspitze haben aufgehört; nur seine nach oben zu den Nashornvögeln gerichteten Augen drücken seinen Haß und seine Wuth aus.
Die Vogel haben nun ihre Schuldigkeit gethan und lassen sich auf einem vereinzelt in der Ebene stehenden Affenbrotbaum nieder, lassen aber immer noch ab und zu ihre warnenden Schreie ertönen, als wenn Sie ihre Freunde in der Wachsamkeit bestärken wollten. Diese sind jetzt anscheinend beruhigt, vermeiden nur in die gefährliche Nähe des Gebüsches zu kommen. Alle gehen grasend langsam weiter, nur hier und dort erhebt sich über den gestreiften, runden Rücken ein Hals und Kopf mit gespitzten Ohren, um nochmals nach der verdächtigen Richtung zu schauen.
Hier ist für den Löwen nichts zu machen. Aber haben will er doch eins dieser Zebras, er hat das Rennen noch lange nicht aufgegeben. Er kriecht und schleicht langsam rückwärts, trabt dann in einiger Entfernung parallel mit dem Stand des Gebüsches nach einem kleinen Sumpf, den die Zebras passiren müssen. Längst vor ihnen ist er dort angekommen und legt sich unter dem Wind dahin, wo das Gebüsch auf einige Schritte an den Uferrand tritt.
Da sieht er die Zebras fern über eine Bodenerhöhung kommen, erst die Köpfe, die Hälse, dann die jungen Thiere; die runden, von üppiger Kraft strotzenden Formen heben sich scharf gegen den röthlichen Abendhimmel ab, so daß er schon anfangen kann, auszusuchen. Soll er wieder junges Fleisch nehmen? Oder soll er heut zur Abwechslung einmal einen starken, ausgewachsenen Hengst probiren?
Näher und näher kommen die Zebras.
Auch ein Wasserbock erscheint links oben auf der Anhöhe. Die ersten Hengste sind jetzt am gegenüberliegenden Ufer, einer steht schon bis an die Kniee im Wasser. - Welche Ueberwindung, liegen zu bleiben! Die Thiere sind noch nicht nahe genug. Ihm muß der Genicksprung gelingen, oder es kommt auf ein langes, anstrengendes Rennen an; und er ist ein viel zu gewiegter Jäger, um solche Anstrengungen umsonst zu machen.
Es stehen schon mehrere Thiere im Wasser. Ein junger schöner Hengst platscht langsam am Rande herum, und kommt ihm so ganz nahe.
Jetzt ist der Augenblick da.
Blutdürstig grollend springt der Löwe mit mächtigem Satz hervor; in höchster Todesangst und im Zusammenreißen aller Kräfte wirft sich der Hengst herum, schlägt aus und - erstickt, brüllend, stürzt der König der Thiere, ans Gehirn getroffen, zu Boden.
In fliegendem Galopp, mit angelegten Ohren und hoch ausschlagend, stürmen die Zebras über die Höhe und sind verschwunden.
Oede und verlassen, halb im Wasser liegend, windet sich der sterbende Löwe im Todeskampf; nicht einmal die letzten Strahlen der Sonne treffen ihn. Der röthliche Abendhimmel wirft einen matten Schimmer auf den Wasserspiegel. Noch ein letztes Grollen und Todtenstille herrscht in der Natur.
Auch der Löwe ist ein Mächtiger, ein König unter den Thieren, und doch einem allgewaltigen Schicksal erlegen.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 30 Seite 6]

- Schönberg. Unsere sechsklassige Bürgermädchenschule wird in diesem Schuljahre von 237 Schülerinnen besucht. Es sind in der 1. Klasse 33, in der zweiten Klasse 50, in der 3. Klasse 48, in der 4. Klasse 43, in der 5. Klasse 31 und in der 6. Klasse 32 Schülerinnen. In der ersten und zweiten Klasse ist der Kursus zweijährig, in den übrigen Klassen einjährig.
- Schönberg. Wie wir aus zuverlässiger Quelle vernehmen, ist eine gründliche Reparatur unserer im Jahre 1846 gebauten Orgel höheren Orts genehmigt, und wird dieselbe in diesem Sommer von dem Orgelbauer Grüneberg in Stettin ausgeführt werden.
- Schönberg. Der Schuldiener der hiesigen Bürgermädchenschule, Schnor, der seit vielen Jahren seinen Dienst treu und gut verwaltete, auch 34 Jahre als Bälgentreter und Glockenläuter thätig ist, wird Michaelis dieses Jahres seinen Dienst verlassen. Der Mann ist 74 Jahre alt, und reichen seine Kräfte nicht mehr aus, den oft nicht unbedeutenden Anforderungen seines Dienstes nachzukommen.


- In Wien trafen am Dienstag die letzten 2,88 Millionen Vereinsthaler, die Oesterreich von Deutschland zu übernehmen hat, in drei Zügen ein und wurden sofort dem Münzamt übergeben.
- General Graf v. Waldersee erhielt anläßlich seines am Sonntag gefeierten 62. Geburtstages vom Kaiser einen prachtvollen Ehrensäbel zum Geschenk. Der Säbel trägt auf der Klinge die Inschrift: "Dem Feinde Trutz! dem Freunde Schutz!"
- Ein Bericht der "Köln. Ztg." aus Friedrichsruh konstatirt, daß Fürst Bismarck seit einigen Monaten sich eines außergewöhnlichen Wohlergehens und einer Heiterkeit erfreue, wie sie ihm seit Jahren nicht mehr beschieden gewesen. Die Berliner Reise habe insofern günstig gewirkt, als sie dem Fürsten zum erstenmal wieder nach seiner Krankheit das Vertrauen in seine Kräfte zurückgab.
- Eine furchtbare Liebestragödie spielte sich in der Nacht zum Dienstag in Neuruppin ab. Früh morgens wurden an der Landungsbrücke des Weinbergs eine männliche und eine weibliche Leiche aus den Fluten des Sees gezogen. In den Ertrunkenen, die sich fest umklammert hielten, erkannte man den Kaufmann Paul Hertel und dessen 21jährige Braut, Agnes Schwarzkopf. Beide hatten am Sonntag und Montag ihren Geburtstag gefeiert und waren bis Montag abend gegen 11 Uhr in fröhlicher Gesellschaft beisammen. Dann verließ der Bräutigam, nach einiger Zeit die Braut die Gesellschaft. Bald vermißte man das Paar; allein trotz allen Suchens konnte man die Verschwundenen nicht finden. Was das Brautpaar in den Tod getrieben hat, ist völlig unaufgeklärt. Braut wie Bräutigam lebten in den besten Verhältnissen, das Geschäft des letzteren ging flott, am 1. Mai sollte Hochzeit sein.
- In der Kirche vom Tode ereilt wurde am Sonntag in Guben zu Beginn des Frühgottesdienstes um 7 Uhr der Tuchmachermeister Friedrich Schilde. Während sich der amtirende Geistliche zum Gebet anschickte, stürzte Sch. plötzlich nieder. Ein Schlagfluß hatte dem Leben des 70jährigen Mannes ein Ende gemacht.
- In einigen Gegenden Westdeutschlands gingen am Donnerstag Gewitter nieder, und unterbrachen die lang anhaltende Trockenheit durch erquickenden Regen. Auch aus dem Sauerland werden Gewitter gemeldet, die von ausgiebigem Regen begleitet wurden.
- In Wien streiken jetzt nicht die Arbeitnehmer, sondern die Arbeitgeber, die Bildhauermeister nämlich. Ihre Gehilfen waren unter Streikandrohung mit den unvermeidlichen beiden Forderungen: kürzere Arbeitszeit und gleichzeitig höherer Lohn, an sie herangetreten; sie aber machten kurzen Prozeß, schlossen ihre Ateliers, zahlten die drohenden Gehilfen aus und entließen dieselben bis dahin, wo diese erklären, von ihren Forderungen abstehen zu wollen. Sogar der Bildhauermeister, der die Herstellung der Bildhauerarbeiten für die neue Hofburg übernommen, und der mehr als hundert Arbeiter beschäftigt, zögerte keinen Augenblick, sich dem Streike der übrigen Meister anzuschließen.
- An den Besuch irgend eines Badeortes oder an irgend eine größere Reise denken für dieses Jahr weder Fürst noch Fürstin Bismarck. Dieselben werden bis zum Juni in Friedrichsruh bleiben und dann auf einige Zeit nach Varzin übersiedeln. Während Bismarck selbst niemals über seine Memoiren spricht, verlautet aus dem Kreise seiner Umgebung, daß Sie längst vollendet und in den Händen des Verlegers seien, dem nur die eine Bedingung gestellt sei, daß der Fürst sich den Zeitpunkt des Erscheinens vorbehalte.
- Anhaltende Dürre in Oberitalien schädigt die Landwirthschaft und verursachte Unruhen in der Provinz Novara und namentlich in der Provinz Turin.
- Eine vielbegehrte Patin ist die Exkaiserin Eugenie; die Zahl ihrer Patenkinder beträgt nicht weniger als 3834!
- Die englische Admiralität hat jetzt mit verschiedenen transatlantischen Dampferlinien ein Abkommen getroffen, nach dem diese der Admiralität für den Notfall 28 Dampfer zur Verfügung stellen und dafür eine Vergütung im Betrag von 34 000 Pfund Sterling erhalten werden. Im vorigen Jahr sind es nur 9 Dampfer gewesen, über die die Admiralität in dieser Weise zu verfügen gehabt hätte.
- Die Entscheidung über das Ehegesetz ist am Donnerstag im ungarischen Abgeordnetenhaus gefallen; die Regierung hat einen über alle Erwartung glänzenden Sieg errungen, denn ihre Vorlage ist mit 281 gegen 106 Stimmen, also mit einer Mehrheit von 175 Stimmen, als Grundlage für die Einzelberathung angenommen worden. Nach der Verkündigung des Ergebnisses entstand ein unbeschreiblicher Jubel und minutenlang durchbrausten die Eljenrufe das dicht gefüllte Haus. Die freudige Erregung pflanzte sich sogleich in die Stadt fort, deren Hauptstraßen bald der Schauplatz gleich stürmischer Kundgebungen wurden.
- Wie aus New=York gemeldet wird, herrscht an den Küsten des atlantischen Oceans Unwetter mit Schneestürmen. In einigen Orten liegt der Schnee zwei Fuß hoch. An der Küste von New=Jersey scheiterten zwei Küstenfahrzeuge, wobei mehrere Personen ertrunken sind.
- Meldungen aus Ungarn zufolge, giebt die dort herrschende anhaltende Dürre zu ernsten Besorgnissen Anlaß. In Krain ist der Wassermangel sehr groß. Die Flüsse, sogar der Zitknitz=See, sind fast vollständig ausgetrocknet. Das für den Eisenbahnbetrieb erforderliche Wasser muß aus Laibach beschafft werden.
- Ein kostbarer Hochzeitskuchen. Der Hochzeitskuchen der Prinzessin Melita von Koburg=Gotha ist, wie dem "Hann. C." aus London geschrieben wird, in der dortigen Hofkonditorei Günter angefertigt worden; er ist 6 Fuß hoch und wiegt mehr als 150 englische Pfund. Die Zuckergußverzierungen bestehen aus Myrthenblüthen, Eicheln und Eichenblättern, sowie Ulmenblättern, welch' letztere den seemännischen Beruf des herzoglichen Brautvaters versinnlichen sollen. Zwischen den Blüthen und Blättern sind die Monogramme des fürstlichen Brautpaares in rosa und hellblauer Seide eingestreut und das Ganze wird überragt von einer Vase in Trompetenform, aus welcher lebende Blumen hervorsprießen.
- Ein bedeutsamer Akt fand am Montag morgen an der Mündung des Nord=Ostsee=Kanals bei Holtenau statt. Der Grundstein des Kanals, welcher im Jahre 1887 von Kaiser Wilhelm I. gelegt ist, wurde in den unteren Teil des neuerbauten Leuchtthurmes, welcher an der äußersten Spitze der Einfahrt zum Nord=Ostsee=Kanal erbaut wird, versenkt. Derselbe wurde alsdann, der "N.=O.=Z." zufolge, eingemauert und wird somit den Blicken vieler Generationen entzogen werden. Die Statue der "Germania", welche bisher auf dem Grundstein stand, hat vor dem Verwaltungsgebäude der kaiserlichen Kanalkommission Aufstellung gefunden.
- Eine Gewehrkugel aus dem Feldzuge von 1870/71 warf in Düsseldorf den Uhrmacher Kleemann neuerdings wieder auf das Krankenlager. Erst vor drei Jahren wurde ihm eine Kugel aus der rechten Schulter herausgeschnitten, und jetzt, nach fast 24 Jahren seit der Verwundung macht die zweite Kugel sich in der rechten Seite bemerkbar und verursacht dem Kranken nicht unerhebliche Schmerzen; fast seine ganze rechte Seite ist gelähmt.


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