No. 32
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. April
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 32 Seite 1]

        Der Schlachter Heinr. Karstens aus Ziehen beabsichtigt, auf dem Grundstücke seines Vaters, des Webermeisters F. Karsten daselbst, Schlächterei zu betreiben und hat bei Einreichung eines bezüglichen Situationsplanes die obrigkeitliche Erlaubniß hierzu beantragt.
                 Indem solches in Gemäßheit von § 17 der Gewerbeordnung zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird, ergeht hierdurch die Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die neue Anlage binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
                 Schönberg, den 17. April 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Die Reisebestimmungen Ihrer Kaiserlichen deutschen Majestäten sind nunmehr dahin getroffen worden, daß anfangs Mai die Kaiserliche Familie wieder im Neuen Palais vereint sein wird.
- Das fürstliche Familienfest, daß in den vergangenen Tagen in Coburg gefeiert worden ist, hat durch die Vereinigung einer so großen Zahl hoher Gäste und besonders durch das Erscheinen des russischen Thronfolgers eine Bedeutung erlangt, die stark auf das politische Gebiet hinüberspielt und deshalb die Aufmerksamkeit der ganzen Welt in Anspruch nimmt. Die "Neue Freie Presse" sagt: "Das politische Merkmal der Hochzeit in Coburg ist, daß über ihr der Stern der russisch=deutschen Wiederannäherung leuchtet." Und das ist zweifellos richtig. Wäre eine solche Annäherung nicht erfolgt, so wäre wahrscheinlich die Fahrt des russischen Thronfolgers nach Coburg unterblieben.
- Kaiser Wilhelm begab sich am Freitag nachmittag mit der Hochzeitsgesellschaft nach Schloß Rosenau, woselbst ein Familiendiner stattfand. Die Verlobung des Großfürsten Thronfolgers von Rußland mit der Prinzessin Alix von Hessen verkündigte der Kaiser nach dem Essen während eines bal champêtre. Der Bräutigam, Nicolai Alexandrowitsch, ist der älteste Sohn des Kaiser Alexanders III. und der Kaiserin Maria Feodorowna, vorher Dagmar, Prinzessin von Dänemark, und am 6./18. Mai 1868 geboren, während die Braut, Prinzessin Alix, am 6. Juni 1872 als jüngstes Kind des Großherzogs Ludwigs IV. und seiner Gemahlin Alice, Prinzessin von Großbritannien, geboren ist. Die Mutter ist bereits am 14. Dezember 1878 und der Vater am 31. März 1892 gestorben.
- Der Kaiser wird, wie aus Schlitz gemeldet wird, am 25. d. J. zu einem mehrtägigen Aufenthalt daselbst eintreffen.
- Die Abfahrt der Kaiserin aus Venedig war wegen des hohen Seeganges verschoben worden. Während der Ueberfahrt regnete es in Strömen; ein heftiger Scirocco wehte und der Wellengang war sehr stark. Trotzdem bestand die Kaiserin die Ueberfahrt sehr gut; dagegen kämpfte das Gefolge mit einem heftigen Unwohlsein, besonders morgens auf der Höhe von Lussin, wo eine hohe See ging und die "Christabel" von einer Seite auf die andere geschleudert wurde. Die Kaiserin schlief während des heftigen Rollens, bis Abbazia in Sicht kam. Die Landung, welche in einem Boote erfolgte, war sehr unangenehm, da das Boot immer abwechselnd einmal hoch auf den Wellen tanzte, sofort darauf wieder in ein Wellenthal sank und theilweise unsichtbar wurde. Als die Kaiserin ans Land stieg, sprangen die Prinzen auf sie zu und wollten sie gar nicht mehr loslassen. Der Kaiserin, die wohl etwas blasser als sonst war, merkte man die Strapazen der verflossenen Nacht kaum mehr an. Trotz des strömenden Regens war bei der Landung zahlreiches Publikum anwesend, welches die Kaiserin mit brausenden Hochrufen empfing.
- Am 24. April d. J. werden 10 Jahre verflossen sein, seit Fürst Bismarck jenes historische Telegramm, laut dem die südwestafrikanische Küste unter die Schutzherrschaft des Deutschen Reiches gestellt wurde, an unseren Vertreter in Kapstadt erlassen hat und Deutschland dadurch in die Reihe der Kolonialmächte eingetreten ist. Zur Erinnerung daran und zur Feier dieses denkwürdigen Ereignisses veranstaltet die Abteilung Berlin der Deutschen Kolonial=Gesellschaft am Dienstag, den 24. April, abends 8 Uhr, im großen Saal des Hotels Imperial, Unter den Linden, einen Festkommers, zu welchem jeder Kolonialfreund eingeladen ist.
- Am Freitag haben gegen 30 nationalliberale Reichstagsabgeordnete dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh einen Besuch abgestattet. Von Dr. Chrysander und Oberförster Lange empfangen, begaben sich die Herren in das Schloß, wo ein Frühstück für sie bereitet war. Die Abgeordneten Placke, Professor Hasse und Osann hielten Ansprachen, auf die der Altreichskanzler mit einer längeren Rede antwortete. Wie der "Post" telegraphisch gemeldet wird, hob der Fürst in derselben die Notwendigkeit hervor, die Reichsfinanzen zu ordnen, der Landwirthschaft zu helfen, die staatserhaltenden Parteien gegen die Sozialdemokratie zusammenzuschließen, wie das ein früheres Kartell erstrebt habe. Eine große Gefahr liege in der Ermunterung der polnischen Bestrebungen und der Trennung des Reichskanzleramts vom preußischen Ministerpräsidium. Ein Reichskanzler ohne die Stütze des preußischen Ministeriums schwebe wie ein Seiltänzer in der Luft. An auswärtige Verwickelungen glaube er augenblicklich nicht, da jeder Staat die neuesten technischen Erfindungen erwerben wolle und keiner sich jetzt zum Losschlagen stark genug fühle. Wie der Seemann müsse man aber immer klar zum Angriff sein. Die Abgeordneten sind nachmittags

[ => Original lesen: 1894 Nr. 32 Seite 2]

gegen 1/2 3 Uhr nach Hamburg zur Besichtigung des Hafens weitergereist.
- Der neue Waffenrock für die deutsche Armee, wie er demnächst probeweise getragen werden wird, hat nach der "Militär=Politischen=Correspondenz" seinen allgemeinen Schnitt behalten; er wird nur etwas kürzer und erhält einen Umschlagkragen. Achselklappen, Aermelaufschläge und Knöpfe bleiben. Den Waffenrock zur Aufnahme einiger Patronen einzurichten, dürfte nicht beabsichtigt sein. Im übrigen bemerkt die genannte Correspondenz noch, daß Aluminium=Bronze nur zu den Helmen verwandt wird, dagegen Viktoria=Aluminium zu den einzelnen Theilen. Der erleichterte Mannschaftshelm dürfte in Zukunft etwa so viel wie der jetzige Offizierhelm wiegen. Zu der Trommel wird keine Aluminiumbronze und auch kein Aluminium verwandt. Die wesentlichste Aenderung besteht in der sehr praktischen Umänderung des Tornisters, der das Kalbfell behält, welches über das Holz übersteht. Der Kasten ist leichter und kleiner wie schon bekannt, auch ist das Traggestell durch Riemen ersetzt. Der Gepäcksitz ist in Zukunft viel bequemer und der Mann wird im Liegendschießen nicht mehr durch das Anstoßen des hintern Helmschirms gehindert.
- Die amtliche Ausgabe der ersten drei Bücher des Entwurfs für ein bürgerliches Gesetzbuch ist in der Redaktion der zweiten Lesung, dem "Reichsanzeiger" zufolge, bei Guttentag in Berlin soeben erschienen. Sie enthält den allgemeinen Theil, Schuldverhältnisse und Sachen=Recht.
- Fahrräder sollen sämmtliche Infanterie= und Jäger=Bataillone der preußischen Armee in kürzester Zeit erhalten und die Anschaffungskosten dem Geldverpflegungskapital pro 1894/95 zur Last fallen. Für die Lieferung der Fahrräder deren Anzahl noch nicht genau bestimmt ist, sind inländische Fabriken in Aussicht genommen. Erlernung der Fahrkunst erfolgt durch bei der Militär=Turnanstalt ausgebildete Offiziere, welche bei jedem Regiment vorhanden sind. Die im Dienst unbrauchbar gewordenen Fahrräder werden an die Garnison=Verwaltungen abgeliefert und von denselben meistbietend versteigert.
- Das ungarische Abgeordnetenhaus hat nun auch in dritter Lesung den Ehegesetz=Entwurf mit großer Mehrheit angenommen. Der Sieg des Ministeriums Wekerle in dieser Frage, die die Gemüther so tief erregt hat, wie selten eine, ist ein vollständiger. Die Opposition hat ihre ablehnende Haltung schließlich nur noch andeutungsweise und der Form halber aufrecht erhalten.
- Ein kräftiger Regen trat in vielen Gegenden Ungarns ein und beeinflußte den Saatenstand günstig.
- Auf einem Acker der Gemarkung Flörsheim steht, wie aus Wiesbaden berichtet wird, der Roggen bereits in Blüthe.
- Wie aus Graudenz berichtet wird, tritt in dem russischen Grenzgouvernement Plozk die Cholera wieder auf. In der Stadt Plozk und in dem unweit Alexandrowo gelegenen Flecken Razinosch sind vom 7. bis 10. April 7 Erkrankungen und 4 Todesfälle vorgekommen. Die Stadt Warschau hatte vom 10. bis 15. April 4 Erkrankungen und 3 Todesfälle zu verzeichnen.
- Der Amerikaner Willman hat in Norwegen eine Nordpolexpedition ausgerüstet und gedenkt am 24. April von Aalesund abzureisen und in Spitzbergen zu überwintern. Die Expedition zählt 16 Theilnehmer.
- Das Aluminium und der Schiffsbau. Die Newyorker Handelszeitung schreibt: Von den Aluminiumbooten, die in Baltimor für die Willmansche Nordpol=Expedition gebaut werden, ist eines von zwei Sachverständigen der Regierung einer Probe unterzogen worden. Das Boot, das bei einer Länge von 18 Fuß, 4 Fuß Breite und 2 Fuß Tiefe 350 Pfund wiegt, konnte durch einen Mann, der sich auf einen Seitenrand setzte, nicht zum Umschlagen gebracht werden. Mit 4461 Pfund belastet, blieb es in der Mitte der Seitenwände noch um 4 1/2 Zoll über der Wasserfläche. Zum Kentern gebracht, um die Kraft der Luftkammern zu prüfen, füllte es sich nicht mehr als zur Hälfte mit Wasser. Wenn die Boote sich auch im praktischen Gebrauch so bewähren, werden sie für die Flotte, namentlich aber für den Rettungsdienst eine werthvolle Neuerung sein.


Anzeigen.

Zur Prüfung der Kräfte des Nachlasses des am 15. März 1894 zu Neschow verstorbenen Hauswirths Hans Jochim Peter Baars und zwecks Versuchs einer gütlichen Vereinbarung werden hiermit alle diejenigen, welche Forderungen und Ansprüche an den bezeichneten Nachlaß, ins besondere an die zum Nachlasse gehörige zu Neschow sub Nr. II belegene Vollstelle zu haben vermeinen, auf

Dienstag, den 1. Mai 1894
Vormittags 10 Uhr

vor das unterzeichnete Amtsgericht vorgeladen.
Schönberg, den 21. April 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel, Akt


      In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, dem Hauswirth Friedrich Oldenburg gehörigen und zu Raddingsdorf sub Nr. II belegenen Vollstelle c. p., stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an,
1) der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 10. Juli 1894,
Vormittags 11 Uhr,

2) der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 7. August 1894,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die

Dienstag, den 10. Juli 1894,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung beteiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermin auf der Registratur I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 16. April 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


      In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, dem Halbhufner H. Wittfoth gehörigen und zu Schlagbrügge sub Nr.VII belegenen Halbstelle c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an,
1) der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 10. Juli 1894,
Mittags 12 Uhr,

2) der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 7. August 1894,
Mittags 12 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 10. Juli 1894,
Mittags 12 Uhr,

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung beteiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermin auf der Registratur I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letzgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb

[ => Original lesen: 1894 Nr. 32 Seite 3]

acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 16. April 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


Die Schuldner des verstorbenen Hauswirths P. Baars in Neschow werden von den unterzeichneten Vormündern aufgefordert, zwecks schnellerer Regulirung des Nachlasses ihre Schuld einem der Unterzeichneten bis zum 29. April 1894 einzuzahlen, resp. bei größeren Summen bekannt zu geben.
Niendorf bei Schönberg (Meckl.), d. 22. 4. 94.

H. Peters                                                     J. Oldenburg.


Meine Beleidigung gegen den Handelsmann J. Schlichte=Herrnburg nehme ich hiermit zurück und erkläre ihn für einen ehrlichen Mann.

Herrnburg.                                                     J. Wagner,
                                                                        Händler.


Mache einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Mittheilung, daß ich jetzt

Lübeckerstrasse Nr. 224 bei Frau Heinrichs

wohne.

Hochachtungsvoll
                                                    E. Schröter,
                                                    Schneidermeister.


Eine alte, deutsche Lebensversicherungs=Gesellschaft, sehr leistungsfähig und mit vorzüglichen Einrichtungen, sucht für Schönberg einen tüchtigen Vertreter . Gefl. Offerten sub J. D 8446 an Rudolf Mosse, Berlin S.W. erbeten.


Emaillewaaren
in nur Ia Qualität:

Kochtöpfe, Deckel, Casserollen, Kessel, Pfannen, Schüssel, Caffeekannen, Theekannen. Milchtöpfe, Eimer, mit und ohne Deckel, Teller, Tassen. Milchkrüge, Becher, Waschgarnituren und einzelne Theile, Spucknäpfe, Wannen, Trichter, Durchschläge, Salzfässer, Wasserschöpfer, Schaumlöffel, Bratenlöffel.

                                                    Rud. Tietgen.


Nachdem ich in der Blinden=Anstalt in Neukloster zur Anfertigung von Bürstenbinderwaaren und Rohrgeflechten ausgebildet worden bin, empfehle ich mich den verehrten Herrschaften zur Anfertigung derartiger Arbeiten und bitte gehorsamst, mich mit Aufträgen gütigst beehren zu wollen.
Schönberg, den 20. April 1894.

                                                    Bertha Stein,
                                                    Siemzerstraße Nr. 100.


Täglich Eintreffen von Neuheiten in
Glas, Porzellan und Steingut.
Als besonders preiswerth empfehle:
weiße Teller (kein Ausschuß)
flach und tief, per Stück 10 Pfg.
ferner:                                                    
blau dekorierte Geschirre, als:
Salzfässer, Vorrathstonnen, Milchtöpfe, Durchschläge, Brotteller, Compotieren,
sowie komplete Eßservice und Waschgarnituren billigst.
Größte Auswahl in
Porzellan=Blumentöpfen
neuester Muster.
                                                    Rud. Tietgen.


Steinkohlentheer
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Ein großes                          
Vogelbauer

und zwei kleinere Bauer zur Hecke sind wohlfeil zu kaufen von

                                                    Bernh. Drenkhahn.


Runkelrübensaat,
Rigaer Leinsaat
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Norddeutsche Hagel=Versicherungs=Gesellschaft.
Geschäfts=Umfang 1893: 75 655 Pol. mit 595,798,409 Mk.
Versicherungssumme.

Die Norddeutsche hat während ihres 25jährigen Bestehens 992,407 Polizen mit 7902 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für Schäden ca. 61,000,000 Mk. Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9. Jahre die weitaus größte aller bestehenden Hagel=Versicherungs=Gesellschaften und bietet sowohl durch die Wahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland die größte Sicherheit selbst in den hagelreichsten Jahren, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.

Reserven: 1,242,622 Mk. 32 Pfg.

Entschädigung von 6 Prozent ab, bei Verzicht auf die Schäden unter 12 Prozent, Ermäßigung der Prämie um 20 Prozent. - Gewährung eines bis 50 Prozent steigenden Rabattes für Schadenfreiheit, desgl. von jährlich 5 Prozent bei 5jähriger Versicherung. Abschätzung der Schäden unter Mitwirkung der von den Mitgliedern in den Bezirksversammlungen gewählten Taxatoren. Wohlfeile und bequeme Versicherung der kleinen Ackerwirthe durch die Gemeinde-Versicherungen.

Die große Zunahme der Gesellschaft ist der beste Beweis, daß die Einrichtungen und Erfolge, der Norddeutschen mehr als die jeder anderen Gesellschaft den Beifall des versicherten Publikums gefunden haben.

Zu jeder näheren Auskunft sowie Uebersendung von Antrags=Formularen sind jederzeit bereit die Herren Vertreter:

W. A. Utermöhl, Haupt=Agent, Schönberg.
H. Retelsdorf, Hauswirth, Gr. Mist.
W. Hauschild, Hauswirth, Ziethen.
Joh. Boysen, Breitenfelde.
H. Burmeister, Landmann, Sandesneben.
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Fr. Gerdts, Amtsvorsteher, Kühsen.
Petersen, Ortsvorsteher, Bergrade.
H. Schulz, Landmann, Juliusburg.
J. H. Schmidt, Gemeindevorsteher, Schmilau,
       sowie
Franz Heidborn, General=Agent, Güstrow.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 32 Seite 4]
Logo der Hagelassekuranz    

Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,
gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,

gewährt ihren Mitgliedern unzweifelhafteste Sicherheit. - Trotz des geringen Beitrags des letzten Jahres von nur 10 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M. haben wir einen Sicherheitsfonds von

34,600 Mark,

ansammeln können, welcher bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt ist und an welchem neu eintretende Mitglieder sofort participieren. Wir laden zum Beitritt ein.

Schönberg im April 1894.

Die Direktion.
J. Kröger.                           Wilh. Heincke.


Mehr als jedes zweite Loos gewinnt.

Ohne Loos kein Gewinn.

Planmässige Gewinne.
Grösster Gewinn im glücklichsten Falle
500,000 Mk.
    1 Prämie à 300,000 M. = 300,000 M.
    1 Gew. à 200,000 M. = 200,000 M.
    1 Gew. à 100,000 M. = 100,000 M.
    1 Gew. à 50,000 M. = 50,000 M.
    1 Gew. à 40,000 M. = 40,000 M.
    1 Gew. à 30,000 M. = 30,000 M.
    2 Gew. à 20,000 M. = 40,000 M.
  18 Gew. à 5000 M. = 90,000 M.
204 Gew. à 3000 M. = 612,000 M.
300 Gew. à 1000 M. = 300,000 M.
u. s. w. u s. w.
    Grossherzogl. Schwerin'sche
237. Landeslotterie.
65,000 Loose mit 32 600 in 6 Classen vertheilten Gewinnen.
Nächste Ziehung schon 4. u. 5. Mai
Original-Loose zur 1. Klasse.
1/8 à 1,60 Mk. 1/4 à 3,15 Mk. 1/2 à 6,30 Mk. 1 ganzes 12,60 Mk. Der Portoersparniss halber empfiehlt es sich alle Klassen im Voraus zu zahlen und kostet 1/8 für alle 6 Klassen 15,75 Mk., 1/4 31,50 Mk., 1/2 63,- Mk.
Für Porto und Gewinnliste sind für jede Klasse 25 Pfg. extra zu entrichten.
Gefl. Aufträge p. Anweisung erbeten.

J. Scholl, Neustrelitz, Zierkerstr. 57.

Ohne Loos kein Gewinn.

Für gezogene Loose werden Ersatzloose geliefert.


Solinger Stahlwaaren
aus der Fabrik von
J. A. Henckels, Solingen
(Fabrikzeichen "Zwillinge"), als:

Tischmesser und Gabel,
Dessertmesser,
Tranchirmesser und =Gabel,
Cabaretgabeln,
Brodmesser,
Küchenmesser,
Gemüsemesser,
Schneiderscheeren,
Damenscheeren,
Stickscheeren,
Nagelscheeren,
Papierscheeren,

Taschenmesser in größter Auswahl.
Ferner: Löffel und Forken
in Brittannia, Neusilber und Alfenide.

                                                    Rud. Tietgen.


Neue Muster von Tapeten u. Borden,
Patent=Rouleaux,
Linoleum und Kokosläufer,
Kokosmatten
empfiehlt                                                     H. E. Peters, Glasermeister.


Milchsatten

Ia doppelt verzinnte, schwerste Waare, sowie Steingutsatten in allen Größen, empfiehlt billigst

                                                    Rud. Tietgen.


Töpferwaaren
billigst bei                                                     H. Brüchmann.


Zu einer am Freitag d. 27. d. M. nachmittags 4 Uhr im Boye'schen Lokale stattfindenden

Generalversammlung
des Herbergsvereins für das Fürstentum Ratzeburg

ladet hierdurch ergebenst ein

Schönberg,                                                     der Vorstand.
24. April 1894.                                                                            


Am Sonntag den 29. und Montag den 30. April findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach guten Gewinnen
statt, wozu ich freundlichst einlade.                                                    
Demern.                                                     H. Tretow.


Statt jeder besonderen Meldung:                                                    
Caroline Berwig geb. Dräger.
Carl Rahn.
Verlobte.
Rehna.                                                     Schönberg.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 48-50 M., große Schweine 48-50 M., Sauen 33-44 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 32 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 32 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. April 1894.


- Neustrelitz. In der Generalversammlung der Actionäre der hiesigen Vorschuß=Anstalt wurde die Jahresrechnung für das Geschäftsjahr 1893 vorgelegt. Sodann wurde über das Geschäftsergebniß Beschluß gefaßt. Der Reingewinn hat 17 461,86 M. betragen. Die Direktion hatte den Actionären empfohlen, die zu bewilligende Dividende höchstens auf 25 pCt. festzusetzen. Die Generalversammlung hat beschlossen, 33 % pCt. zu vertheilen. Schließlich wurde anstatt des durch den Tod aus dem Aufsichtsrathe ausgeschiedenen Herrn O. Giese Rechtsanwalt Lazarus gewählt.
- Friedland. Seit einigen Wochen wurde im benachbarten Dorfe Schmuggerow der Vorschnitter und Statthalter F. vermißt. Er hatte an den hiesigen Schlachtermeister K. eine Kuh verkauft und diese in Begleitung seiner Schwägerin hier abgeliefert. Nachdem er den Erlös von etwa 200 M. in Empfang genommen hatte, benutzten beide zur Weiterfahrt von hier die Schmalspurbahn bis zur Station Löwitz. Dort verweilte F. im Kruge einige Zeit mit einem ihm bekannten Kaufmanne aus Anclam, während die Schwägerin die kurze Strecke bis Schmuggerow allein zurücklegte. F., der auch bald danach sich aus Löwitz entfernte, ist in Sch. nicht angekommen. Alle angestellten Nachforschungen waren resultatlos, bis man vor einigen Tagen die Leiche des F. unweit von Löwitz in einem tiefen, mit Wasser angefüllten Graben fand. Sie zeigt mehrere Stichwunden am Halse und ist der Baarschaft gänzlich beraubt. Es liegt unzweifelhaft ein Verbrechen vor. Man hat bereits einen Arbeitsmann aus Uckermünde und dessen Frau, die sich zu jener Zeit arbeitslos in der Gegend umhertrieben, verhaftet. Sie machten sich durch größere Geldausgaben und durch verschiedene Aeußerungen der That dringend verdächtig. Bei Durchsuchung der Wohnung fand man noch 120 M. in Gold, über deren rechtlichen Erwerb das Ehepaar sich nicht auszuweisen vermochte. Der ermordete Vorschnitter, der schon mehrere Jahre in Schmuggerow ansässig ist, hinterläßt eine Frau und 5 unversorgte Kinder, von denen das jüngste erst nach dem Tode des Vaters geboren ist.
- In das Genossenschaftsregister zu Rehna ist die Molkerei=Genossenschaft Rehna, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht, eingetragen. Der Vorstand besteht zur Zeit aus Senator Dittmer und Maurermeister H. Meyer in Rehna, Gutspächter Jantzen in Löwitz, Erbpächter Ditz II in Bülow und Schulze Tanger in Brützkow.
- Am 18. d. M. beging das Ackersmann Schwartzsche Ehepaar in Dassow die Feier seiner diamantenen Hochzeit. Beide Eheleute, von denen der Mann 88 und die Frau 80 Jahre alt ist, erfreuen sich noch einer seltenen körperlichen und geistigen Frische und Rüstigkeit. Im Kreise ihrer Kinder und Kindeskinder und vieler theilnehmenden Freunde wurde von dem Ortsgeistlichen die Morgenandacht gehalten. Se. Königl. Hoheit der Großherzog hatte dem Jubelpaare sein Bildniß verliehen, der gesammte Ortsvorstand und viele Mitbürger drückten durch Glückwünsche und Liebesgaben ihre Mitfreude an dem seltenen Feste aus, welches einen erquicklichen und schönen Verlauf nahm.
- Das Hotel "Kaiserhof" in Dassow wurde von dem jetzigen Inhaber Herrn Blücher an den Herrn Röper, zur Zeit Stralsund, für die Summe von 23 500 M. verkauft. Die Uebernahme erfolgt in den ersten Tagen des Mai.
- In dem Dorfe Vogelsang bei Lalendorf wurde am 17. April bei dem Gewitter eine Frau neben ihrem Kinde in der Stube sitzend vom Blitze erschlagen. Derselbe Schlag traf daselbst einen alten Mann und brachte ihm verschiedene Löcher an den Füßen bei.
- Im September d. J. werden in der Gegend zwischen Bützow, Güstrow, Laage und Rostock die Divisionsmanöver abgehalten. Fourage=Magazine sollen in Bützow, Güstrow und Rostock errichtet werden.


- Auf der kaiserlichen Werft in Kiel wurde kürzlich Feuerlärm geschlagen, der eine nicht geringe Bestürzung hervorrief. Trotz der eifrigsten Umsicht konnte man weder Rauch noch Flamme entdecken und keiner wollte das Alarmsignal gegeben haben. Nunmehr hat man die gewiß seltsame Ursache des Feuerlärms entdenkt: Stare hatten sich auf den Telegraphendraht bewegt und dabei die unmittelbar darunter liegenden Feuermeldedrähte in Bewegung gesetzt, wodurch sämmtliche Alarm=Apparate in Thätigkeit traten.
- Die Schießversuche gegen den Doweschen Panzer, die in jüngster Zeit das Interesse der militärischen Kreise beschäftigt haben, werden, wie jetzt bestimmt gemeldet wird, zwar mit dem Armeegewehr, aber mit einer geringeren Pulverladung als der gewöhnlichen vorgenommen.
- Unter zahlreicher Betheiligung medizinischer Autoritäten aus allen Teilen des Reichs und dem Ausland ist am Mittwoch der deutsche Chirurgenkongreß in Berlin zusammengetreten. Etwa 50 Vorträge sind angemeldet. Prof. Esmarch eröffnete die Verhandlungen; er widmete dem kürzlich verstorbenen Prof. Billroth einen warm empfundenen Nachruf und feierte ihn als besten und berühmtesten Mann und größten Chirurgen. Esmarch beantragte ferner, den Vicepräsidenten der Pariser Akademie, Lefon, zum Ehrenmitglied der deutschen Gesellschaft für Chirurgie zu ernennen. Hierauf folgten mehrere Vorträge.
- In Berlin hatten die Musen am Donnerstag "große Wäsche." Wie die "National=Ztg." berichtet, war das Dach des königlichen Schauspielhauses in einen Wäschetrockenplatz umgewandelt, und lustig flatterten auf der Zinne des den Musen geweihten Hauses weiße Hemdchen und Höschen neben buntkarrirten Taschentüchern und gestreiften Unterröcken. Es machte einen ungemein komischen Eindruck, neben den klassischen Gestalten Apollos und seiner Musen die modernen Beweisstücke dafür zu sehen, daß es auch im Tempel der Kunst schmutzige Wäsche zu waschen giebt.
- "Zum letzten Male an dieser Stätte", hob der Reichstagspräsident v. Levetzow in seinen Abschiedsworten am Schluß der jüngsten Session hervor, und deutete damit an, daß der Reichstag beim nächsten Zusammentritt sein neues, prachtvolles Heim am Königsplatz beziehen würde. Dem entsprechend verlautet mit großer Bestimmtheit, daß die Einweihung des neuen Reichstagsgebäudes am 18. Oktober d. J., dem Geburtstag weiland des Kaisers Friedrich, stattfinden werde.
- Drei schwere Verbrecher, darunter der berüchtigte Berliner Schauspieler Kringel, die aus dem Zuchthaus zu Rawitsch einen Fluchtversuch gemacht hatten, der aber mißlungen war, haben, wie Berliner Blätter melden, je dreißig Peitschenhiebe mittelst einer eigens dazu konstruierten Maschine erhalten.
- Den allerkleinsten Amtsschreiber hat der Amtsrath Schrader vom Dominium Alt=Landsberg (Provinz Brandenburg) aufzuweisen. Es ist der im 16. Lebensjahre stehende Alexander Ebert, der an Größe kaum ein fünf= oder sechsjähriges Kind erreicht. Der kleine Amtsschreiber, der sich augenblicklich in Berlin aufhält, ist nur 1,02 Meter groß und besitzt ein Gewicht von gerade 32 Pfund. Dabei ist der kleine Herr aber vollkommen ebenmäßig gebaut und geistig erweckt. Sein Wunsch ist, auf die Dauer nicht als Bureaumensch sein Dasein zu fristen; er hält sich trotz seiner Kleinheit noch zu Größerem berufen.
- Eine Lokalkorrespondenz verbreitet die Nachricht, daß Berlin in naher Zeit Bischofssitz werden solle. Der Papst beabsichtige, den fürstbischöflichen Delegaten, Probst an St. Hedwig,

[ => Original lesen: 1894 Nr. 32 Seite 6]

Dr. Jahnel, der erst unlängst zum Protonotarius Apostolicus erhoben worden ist, auch noch zum Bischof zu ernennen.
- In Berlin fand am Mittwoch vormittag die feierliche Grundsteinlegung für eine neue evangelische und sodann für eine neue katholische Garnisonskirche statt. Prinz Friedrich Leopold vertrat den Kaiser bei der Feier.
- Der Großherzog von Hessen hat aus Anlaß seiner Vermählung zwanzig unbemittelten unbescholtenen Brautpaaren des Landes, von denen zehn der Landwirtschaft und zehn dem gewerblichen Arbeiterstand angehören, je 1000 Mk. gespendet.
- Der Herzog Dr. Karl Theodor in Bayern wird auch in diesem Jahr seine augenärztliche Praxis in Meran in Tirol ausüben und Leidende am Montag, Mittwoch, Freitag und Sonnabend von 2 bis 4 Uhr Nachmittags in Villa Friedheim in Obermais empfangen. In Begleitung des Herzogs ist auch diesmal wieder Dr. Zenker.
- Der Herzog von Anhalt=Dessau hat eine Auszeichnung für langjährige Diensttreue weiblicher Dienstboten gestiftet. Dieselbe besteht in einem silbernen und goldenen Kreuz mit Krone und wird von der Herzogin verliehen.
- Wie aus Bad Reichenhall gemeldet wird, geht man daselbst zur Zeit an die Ausführung des dem Fürsten Bismarck gewidmeten Monumentalbrunnens, der im Kurgarten seinen Platz erhalten soll. Der Münchener Bildhauer Theodor Haf ist mit der Aufgabe betraut. Aufstellung und Eröffnung erfolgen bestimmt im Laufe dieser Saison.
- Die Stadt Dortmund ist am 17. April, an welchem Tag der hunderttausendste Einwohner polizeilich angemeldet wurde, in die Reihe der Großstädte eingetreten. Die Einwohnerzahl hat sich in den letzten 21 Jahren verdoppelt.
- Das große Loos der preußischen Klassenlotterie im Betrag von 500 000 Mk. ist nach Elsaß=Lothringen gefallen. Fortuna scheint diesmal diesen Haupttreffer nicht an Bedürftige vertheilt zu haben; das ganze Loos wird nämlich von einem einzelnen Herrn gespielt, der also vermögend sein muß, um sich den Luxus eines ganzen Looses gestatten zu können.
- Ein hochgeborener Lokomotiv=Führer ist dieser Tage in Rosenheim in Bayern gestorben in der Person des Herrn Adolf Freyschlag v. Freyenstein. Der Verstorbene ist ein Bruder des ehemaligen General=Adjutanten des Bayrischen Prinz=Regenten Ignaz Freiherr Freyschlag v. Freyenstein gewesen.
- Auch in Oesterreich ist die anhaltende Trockenheit nicht ohne nachtheiligen Einfluß auf den Stand der Saaten geblieben. Die Wintersaaten haben, wie der Bericht des Ackerbauministers besagt, sehr gut überwintert, doch hat sich der Stand des Roggens in Folge der Trockenheit vielfach verschlechtert. Die Aussichten für Weizen sind dagegen noch sehr erfreulich. Die Bestellung der Sommersaaten ist sehr gut von Statten gegangen, aber die Keimung sowie die weitere Entwickelung derselben wird nun durch die anhaltende Trockenheit ebenfalls sehr benachtheiligt. Baldiger Regen könnte alles noch wieder gut machen. (Ist eingetreten.)
- Wenn nicht alle Anzeichen trügen, steht Serbien jetzt vor dem Staatsbankerott. Seit Jahren herrscht eine derartige Mißwirthschaft in dem kleinen Königreiche, daß füglich an etwas anderes als ein Ende mit Schrecken überhaupt nicht mehr zu denken war. Und dieses Ende mit Schrecken scheint unmittelbar bevorzustehen.
- Am Mittwoch abend wurden auf dem Jaufen, dem Passe, der von Sterzing an der Brennerbahn in das Passeierthal führt, von einem Handwerksburschen zwei gut gekleidete Personen, ein Mann und eine Frau, erfroren aufgefunden. Tagsüber hatte auf dem Paß ein starkes Schneetreiben geherrscht.
- Ein Dampfer, welcher am Donnerstag in den Hafen von Kronstadt einlaufen wollte, blieb vor dem Leuchtturm im Eise stecken.
- Die Russifizirung schreitet munter fort. Aus den gegenwärtig noch bestehenden drei baltischen Gouvernements Estland, Livland und Kurland sollen nunmehr unter Beseitigung dieser geschichtlichen deutschen Namen zwei Gouvernements gebildet werden, deren nördliches: "Gouvernement Kolywan", das jetzige Gouvernement Estland nebst den nördlichen Kreisen Livlands, die eine esthnische Landbevölkerung haben, umfassen soll, während das südliche: "Gouvernement Riga", aus den südlichen Kreisen Livlands und dem Gouvernement Kurland mit wesentlich lettischer Landbevölkerung bestehen werde. "Kolywan" soll der neue Name für Reval werden, wie Dorpat bereits in Jurjew umgewandelt worden ist.
- Von den asiatischen Potentaten, die für diesen Sommer Reisen nach Rußland bezw. weiterhin nach Europa vorhatten, wird nur der Chan von Chiwa seine Absicht zu der angesetzten Zeit ausführen. Der Besuch des Emirs von Buchara ist bis auf Weiteres verschoben worden und die Rundreise des Schahs von Persien ist wegen der Erkrankung des Thronerben für dieses Jahr ganz aufgegeben.
- Ein französischer Bergingenieur, welcher in der Nähe von St. Etienne mit wissenschaftlichen Untersuchungen beschäftigt war, traf bei einer Bohrung in der Tiefe von etwa 500 Metern auf eine heftig hervorbrausende Quelle, welche ihren Wasserstrahl bis zu 26 Meter Höhe über die Erdoberfläche emporschleuderte. Die Wassersäule hatte also etwa die gleiche Höhe wie der Stokkr auf Island, auch hat das Wasser die gleiche Temperatur und ist stark kohlensäurehaltig.
- Heilwerth der Zwiebel. Ganz besondere Aufmerksamkeit verdient die Zwiebel als Heilmittel. Ziemlich bekannt ist die Verwendung der Zwiebel zur Vertreibung der Warzen und Hühneraugen. Nachdem eine Zwiebel etwa 24 Stunden lang in Essig gelegen hat, schneidet man sie in der Mitte durch, löst die einzelnen Häute ab und bindet dann eine davon auf das Hühnerauge, sodaß sie fest aufliegt. Dies Verfahren wiederholt man täglich dreimal. Nach wenigen Tagen wird sich das Hühnerauge heben, und es läßt sich dann mittels eines Messers leicht und ohne Schmerzen herausnehmen. Auch Warzen verschwinden mitunter, wenn man sie täglich mehrmals mit einer durchschnittenen Zwiebel einreibt und des Nachts über ein Stück davon aufbindet. Ein probates und schnell wirkendes Mittel ist auch der Zwiebelsaft bei Bienen= und Insektenstichen. Sobald man von einer Biene, Wespe etc. gestochen worden ist, muß man die betreffende Stelle mit einer Zwiebel einreiben. Der Schmerz wird alsbald nachlassen und die Röthe und Anschwellung verschwinden. Im Orient wendet man schon seit Jahrtausenden die Zwiebeln gegen das Ausfallen der Kopfhaare an. Geht nämlich das Haar an einzelnen Stellen des Kopfes aus, wie es häufig bei Frauen vorkommt, so schneide man eine Zwiebel in der Mitte durch und reibe damit täglich 1 bis 2mal die kahlen Stellen ein. Auch kann man gegen das Ausfallen der Kopfhaare ein Haarwasser anwenden, das auf folgende Weise hergestellt wird. Man nimmt 1 Liter Franzbranntwein, 1/4 Liter Klettenwurzelabkochung, schneidet 3 große Zwiebeln in diese Mischung und läßt dieselbe ein bis zwei Tage in der Wärme stehen und gießt dann die Flüssigkeit ab. Mit letzterer reibt man täglich 2mal die Kopfhaut ein. Zwiebelsaft allein oder mit Essig vermischt und in die Nase gezogen, stillt das heftige Nasenbluten. Zuweilen genügt schon das Riechen an eine zerschnittene Zwiebel, um die Blutung zu beseitigen. Selbst das Auflegen zerschnittener Zwiebel auf den Nacken soll sich bei Nasenblutungen hilfreich erweisen.
- Von dem sehr ernsten Präsidenten der südafrikanischen Republik, Paul Krüger, erzählt die "Südafrikanische Wochenschrift", daß er ein einziges Mal in seinem Leben einen Scherz verbrochen habe. Als er vor einiger Zeit mit dem Gouverneur der Kolonie, Natal in Newcastle, einem Städtchen genannter Kolonie, eine Begegnung hatte, wurde zu seinen Ehren ein Ball gegeben, bei welchem die Damen wie üblich in mehr oder weniger ausgeschnittenen Kleidern erschienen. Der sittenstrenge Präsident, der ziemlich früh den Ballsaal betrat, war unangenehm berührt, als er die Toiletten sah, und wandte sich zu dem ihn begleitenden Gouverneur mit den in lautem Flüsterton gesprochenen Worten: "Die Damen scheinen mit dem Anziehen noch nicht fertig zu sein, wollen wir nicht fortgehen und in einer halben Stunde wiederkommen!"


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