No. 27
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. April
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 27 Seite 1]

- Kaiser Wilhelm trifft am 13. April um 11 Uhr vormittags in Wien ein und reist am 14. April vormittags nach Coburg.
- Der König von Dänemark wird den Czaren und Kaiser Wilhelm nebst verschiedenen anderen Fürstlichkeiten zu seiner am 28. Juli stattfindenden goldenen Hochzeit einladen.
- Früher als in anderen Jahren beginnen heuer die Zeitungen das bekannte, wenig anmuthende Spiel mit der Frage, ob zwischen dem deutschen Kaiser und dem Zaren eine Zusammenkunft stattfinden werde. Diesmal wird der Abschluß des deutsch=russischen Handelsvertrages als Ausgangspunkt solcher Erörterungen benutzt. Die "Nat.=Z." bemerkt mit Bezug auf diese Kombinationen: Das Zustandekommen des Handelsvertrages ist ein Ereigniß, dessen Bedeutung, auch in politischer Beziehung, für alle Welt einleuchtend ist; es liegt gar kein Grund vor, jetzt nach neuen Anzeichen des Standes der deutsch=russischen Beziehungen Ausguck zu halten.
- Es wird immer deutlicher, daß der Reichskanzler Graf Caprivi auf dem besten Wege ist, sich zu einem zweiten Bismarck anzuwachsen. Ganz wie sein großer Vorgänger erhält auch er schon frühgelegte Kiebitzeier aus Friesland und noch dazu 8 Tage früher, als jener. So erfährt es die staunende Welt aus einem soeben veröffentlichten Dankschreiben an Herrn Beer jun. in Emden.
- Vor wenigen Tagen ist, wie die "Post" berichtet, bei dem Auswärtigen Amt ein Koffer mit den Tagebüchern und wissenschaftlichen Aufzeichnungen Emin Paschas eingegangen. Die sechs Tagebücher umfassen die Zeit vom 15. Oktober 1874 bis zum 2. Dezember 1889. Ueber die Verwertung oder Publikation des in ihnen gesammelten reichen wissenschaftlichen Materials dürfte seitens der Pflegschaft in Verbindung mit dem Auswärtigen Amt erst in einigen Monaten Bestimmungen getroffen werden, sobald das aus Sansibar kommende Testament Emins eingetroffen sein wird.
- Schleswig=holsteinischen Blättern geht von Helgoland die Mittheilung zu, daß der Kaiser beabsichtige, im Laufe dieses Sommers die Insel zu besuchen. Gleichzeitig werden Mittheilungen verbreitet, nach welchem auch Fürst Bismarck im Juli dem neuen deutschen Eilande einen Besuch abstatten werde.
- Vom königlichen Finanzministerium in München ist ein Nachtragspostulat zum Entwurf des Finanzgesetzes für die 22. Finanzperiode, betr. Erweiterungsbauten des Hofbräuhauses an der inneren Wienerstraße im Gesammtbetrage von 1.400 000 Mark, in den Einlauf der Kammer gelangt.
- Den im dritten Jahre dienenden Infanteristen, welche vor dem Inkrafttreten der gesetzlichen zweijährigen Dienstzeit eingetreten sind und nicht zur Entlassung gelangten, wird nach der neuen Heeresordnung der Dienst im dritten Jahre als Uebung angerechnet. In früheren Zeiten blieben bis zum Ende dieses Zeitraumes meist 30-35 Mann im Dienst. Im letzten Jahre sind dagegen bei den Truppenteilen nur 12-15 solcher alter Leute bei jeder Kompagnie verblieben.
- Bei dem scharfen Schießen, das die Garde=Artillerie vor wenigen Wochen bei Berlin zwischen Rixdorf, Britz, Rudorf und Tempelhof veranstaltete, ging eine Anzahl Geschosse "blind". Vor einigen Tagen waren nun Leute des Rittergutsbesitzers Wrede in Britz auf dem Felde mit Eggen beschäftigt, als plötzlich unter einer der Eggen eine starke Explosion erfolgte. Dadurch wurde die Egge empor= und auf das Pferd geschleudert, das tödliche Verletzungen davontrug. Die übrigen Pferde gingen durch. Menschen wurden zum Glück nicht verletzt. Eine der blind gegangenen Granaten war durch die Berührung mit der Egge entzündet worden.
- Ueber den gegenwärtigen Stand des Unglücksbrunnens in Schneidemühl wird von dort geschrieben: Die Gefahr an der alten Ausbruchstelle scheint jetzt völlig beseitigt. Die Aufschüttung auf derselben ist jetzt definitiv beendet worden und so gründlich ausgeführt, daß selbst bei dem stärksten Andrang des unterirdischen Wassers dasselbe nur in reinem Zustand, ohne Lehm und Schlamm mit sich führen, hervorströmen könnte. Die Quelle selbst ist noch keineswegs erschöpft. Das Wasser derselben läuft an anderen Stellen durch in die Erde eingelassene Rohre noch immer fort, doch sprudelt auch aus diesen Leitungskanälen nur klares Wasser hervor. Erdsenkungen haben schon seit langer Zeit nicht mehr stattgefunden und glaubt die Bürgerschaft nunmehr von jeder Gefahr befreit zu sein.
- Die Witwe des Zuckerfabrikanten Lebaudy in Paris hat dem Verein zum Schutze verwahrloster Kinder die Summe von 450 000 Francs zustellen lassen.
- Die Beisetzung des ungarischen Freiheitskämpfers Kossuth hat am Sonntag bei prächtigem Wetter mit großer Feierlichkeit stattgefunden. Aus der Provinz waren wohl mehr als 100 000 Menschen herbeigeströmt, darunter viele Deputationen mit Kränzen und Fahnen, um dem Nationalhelden das letzte Geleite zu geben.


Anzeigen.

Die den Bauhandwerkern wegen Vornahme von Reparaturen an herrschaftlichen Gebäuden zustehenden Forderungen - sofern solche Reparaturen den Nutznießern auf eigene Kosten zu veranlassen kontrakts= oder verordnungsmäßig obliegt - können nur gewährleistet werden, wenn der jedesmalige Anspruch spätestens bis zum Ende des Rechnungsjahres, in dem er erwuchs, hier angemeldet ist.
Wir nehmen Veranlassung, die Bauhandwerker zur Innehaltung der Frist aufzufordern.
Schönberg, den 5. April 1894.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


Auf Antrag des Arbeitsmanns und Handelsmanns Johann Peter Lenschow zu Teschow werden hiermit Alle und Jede, welche an den angeblich verloren gegangenen Hypothekenschein über das ad Fol I der zweiten Hauptabtheilung des Hypo=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 27 Seite 2]

thekenbuchs über das zu Schönberg an der Hinterstraße sub Nr. 79 - früher Nr. 80 - belegene Wohnhaus c. p. des Schuhmachermeisters Wilhelm Lenschow auf den Namen des Productenhändlers Peter Johann Lenschow zu Selmsdorf eingetragene Kapital der 300 Thaler Pr. Cour. gleich 900 M. annoch Ansprüche und Forderungen haben mochten, hierdurch aufgefordert, solche spätestens in dem auf

Sonnabend, den 19. Mai d. Js.
Vormittags 10 Uhr

anberaumten Termine vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden, anzumelden unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung des vorstehend bezeichneten Hypothekenscheins erfolgen wird.
Schönberg, den 22. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Lockwisch sub Nr. VII. belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Heinrich Wigger daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Dienstag, den 22. Mai d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

vor dem Unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Schönberg, den 1. März 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Auf den Antrag der Vormünder des August Willhoeft zu Walcksfelde soll über dessen daselbst sub Nr. 11 belegene Vollstelle c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Sonnabend, den 26. Mai d. Js.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie gesetzlich nicht von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 6. März 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 27 belegene Büdnerstelle c. p. des Bäckermeisters Hermann Neumann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Sonnabend, den 26. Mai d. Js.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermine anzumelden, widrigenfalls sie soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präkludirt sein sollen.
Schönberg, den 3. März 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der .Siemzerstraße sub Nr. 131 belegene Wohnhaus c. p. des Webermeisters Joachim Threms hierselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Einigung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 21. Mai d. J.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht angenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten u. Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen, als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 26. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Zur Beachtung.

Da in Folge der anhaltenden Dürre Waldbrände im Bereiche der Möglichkeit liegen, die bei den vorhandenen vielen Windfallstämmen, namentlich in den Nadelholzwaldungen unberechenbaren Schaden hervorrufen könnten, so ist jegliches Rauchen und Feuer=Anzünden in den Großherzoglichen Forsten bei strenger gerichtlicher Ahndung verboten. Eltern pp. wollen ihren unmündigen Kindern, für deren Handlungen sie gesetzlich keine Haftpflicht zu übernehmen haben, ohne Begleitung von Erwachsenen das Betreten der Forsten untersagen.
Schönberg, den 4. April 1894.

Die Großherzogliche Forstverwaltung.
C. Hottelett.


Bekanntmachung.

Die Herren Aerzte werden ersucht, bei Lymphbestellungen folgende Punkte zu beachten:

1. Die Versendung von Lymphe kann nur im April erfolgen.
2. Es wird gewünscht, daß zu den Bestellungen lediglich Postkarten zur Verwendung kommen.
3. Deutliche Schrift, besonders betr. Namen und Wohnort des Bestellers, ist durchaus notwendig.
4. Es empfiehlt sich möglichste Kürze und Bestimmtheit der Bestellung. (Datum der Impftermine und Anzahl der zu jedem gewünschten Portionen genügt.)
5. Es wird, soweit dies irgend möglich ist, um vierzehntägige Vorausbestellung gebeten und zwar thunlichst in der Weise, daß der Bedarf für zwei Wochen in einer Sendung befördert werden kann.
6. Bei jeder Bestellung ist anzugeben, ob die Lymphe für öffentliche oder für Privat=Impfungen bestimmt ist.
7. Die Meldekarten für den erzielten Erfolg sind sofort nach vorgenommener Nachschau im Institut wieder einzusenden.
Schwerin, den 1. April 1894.

Großherzogliches Landes=Impf=Institut.
Dr. Wilhelmy.


Gesucht auf Hof Wahrsow zum 24. Okt. einen Deputatknecht und eine Tagelöhnerfamilie (Drescher).


[ => Original lesen: 1894 Nr. 27 Seite 3]

Zugelaufen  ein brauner Jagdhund. Abzuholen gegen Erstattung der Unkosten bei:

                                                    Bahnw. Scharnhorst,
                                                    Rupensdorf.


Gesucht zu Johannis d. J. 4300 Mk. in eine Vollstelle des Fürstenthums Ratzeburg. Näheres zu erfragen in der Exp. d. Bl.


Wegen Kränklichkeit des jetzigen Pächters soll die

Windmühle

in Selmsdorf zu nächsten Johannis neu verpachtet werden.
Näheres bei

                                                    Krickhuhn in Lübeck.


250 Pfd. Rothklee und 100 Pfd. Rheygras, sowie 3 kalbige Starken
hat abzugeben                                                    
                                                    Kaiser=Stove.


Zu verkaufen eine junge

Ziege

die bald milchend wird, bei Arbeiter Heinr. Stöter auf dem Bauhofe Schönberg.


Deutschen Oberländischen Rothklee,
(Seidenfrei)

98 % Reinheit, 97,4 % Keimfähigkeit; bei 10 Pfund 75 Pfennig (Mecklenburg)., 1 Pfund 78 Pfennig (Mecklenburg).

Nordamerikanischen Rothklee von Canada,
99 % Reinheit, 98 % Keimfähigkeit; bei mindestens 10 Pfund 60 Pfennig (Mecklenburg).,

sowie Thymothen, Weißklee, Gelbklee, Schwedischklee, Einmattigerklee, Rigaer Leinsaat und alle Sorten Grassaaten keimfähigst und billigst bei

                                                    H. Brüchmann.


Bienen=Verkauf.

Unterzeichneter beabsichtigt noch einige Stock Bienen in Körben zu verkaufen, selbige sind ausgezeichnet volkreich und schwer. Auch habe noch ca. 200 Pfd. ff. Schleuderhonig abzugeben.

Petersberg.                                                     J. Freitag.


Garten=Sämereien,
frisch und keimfähig bei                                                     H. Brüchmann.


Das älteste und grösste
Bettfedernlager
Wiliam Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue

Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte 1 M. 25 Pfg.
prima Halbdaunen nur 1,60 M. und 2 M.
reiner Flaum nur 2,50 M. und 3 M.

Bei Abnahme von 50 Pfd. 5% Rabatt.
Umtausch bereitwilligst.

Fertige Betten (Oberbett, Unterbett und 2 Kissen)
prima Inlettstoff auf's Beste gefüllt
einschläfig 20, 25, 30 u. 40 M. 2schläfig 30, 40, 45, & 50 M.


Lieben Sie

einen schönen, weissen, zarten Teint, so waschen Sie sich täglich mit:

Bergmann's Lilienmilch-Seife
von Bergmann & Co., in Dresden-Radebeul
(Schutzmarke: Zwei Bergmänner).

Bestes Mittel gegen Sommersprossen, sowie alle Hautunreinigkeiten. à Stück 50 Pfg. bei:

Apotheker Montag.


Reisfuttermehl,
von M. 3. - an nur waggonweise.
G. & O. Lüders, Dampfreismühle, Hamburg.


Wohnungs=Veränderung.

Den Bewohnern Schönbergs und der Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich nicht mehr Lübeckerstraße, sondern in meinem Hause, Am Markt 34, neben Schlachtermeister H. Ladendorf wohne.

                                                    H. Fick jun.,
                                                    Barbier u. Friseur.


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Niederlage zu Fabrikpreisen in Schönberg.
Apotheke von A. Montag.


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                                                    Heinrich Böckmann,,
                                                    Bandagist.


Schützenhaus
Am Sonntag, den 8. April,
Nachmittags 3 Uhr,
großer Familien=Kaffee, sowie Anstich ff. Tafel= und Bockbier der Hansabrauerei.
Zu recht zahlreichem Besuch ladet ergebenst ein
                                                    W. Hagen,
                                                    Schützenwirth.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 27 Seite 4]

Färberei J. H. C. Karstadt
Hamburg, Görttwiete 5.
Annnahmestelle in Schönberg bei
Herrn Heinr. Garz.


Mehr als jedes zweite Loos gewinnt.

Ohne Loos kein Gewinn.

Planmässige Gewinne.
Grösster Gewinn im glücklichsten Falle
500,000 Mk.
    1 Prämie à 300,000 M. = 300,000 M.
    1 Gew. à 200,000 M. = 200,000 M.
    1 Gew. à 100,000 M. = 100,000 M.
    1 Gew. à 50,000 M. = 50,000 M.
    1 Gew. à 40,000 M. = 40,000 M.
    1 Gew. à 30,000 M. = 30,000 M.
    2 Gew. à 20,000 M. = 40,000 M.
  18 Gew. à 5000 M. = 90,000 M.
204 Gew. à 3000 M. = 612,000 M.
300 Gew. à 1000 M. = 300,000 M.
u. s. w. u s. w.
    Grossherzogl. Schwerin'sche
237. Landeslotterie.
65,000 Loose mit 32 600 in 6 Classen vertheilten Gewinnen.
Nächste Ziehung schon 4. u. 5. Mai
Original-Loose zur 1. Klasse.
1/8 à 1,60 Mk. 1/4 à 3,15 Mk. 1/2 à 6,30 Mk. 1 ganzes 12,60 Mk. Der Portoersparniss halber empfiehlt es sich alle Klassen im Voraus zu zahlen und kostet 1/8 für alle 6 Klassen 15,75 Mk., 1/4 31,50 Mk., 1/2 63,- Mk.
Für Porto und Gewinnliste sind für jede Klasse 25 Pfg. extra zu entrichten.
Gefl. Aufträge p. Anweisung erbeten.

J. Scholl, Neustrelitz, Zierkerstr. 57.

Ohne Loos kein Gewinn.

Für gezogene Loose werden Ersatzloose geliefert.


Bücherlesezirkel.
Auswahl neuer Bücher
Dienstag, 10. April, abends 8 Uhr.
Etwaige Austrittserklärungen werden baldigst erbeten.
                                                    J.


Theater in Schönberg.
Am Mittwoch, den 11. April d. Js.,
im Boye'schen Saale von den Mitgliedern des Lübecker Stadt=Theaters:
Charley's Tante. Schwank in 3 Akten von Brandon Thomas.
Kassenöffnung 7 1/2 Uhr.         Anfang 8 Uhr.
Preise der Plätze:
Im Vorverkauf bei den Herren Emil Hempel und J. Boye: Nummerirter Sperrsitz 1,75 Mk., I. Platz 1 Mk., II. Platz 50 Pfg., Gallerie 30 Pfg.
                                                    Die Direktion.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung
am Sonntag, den 8. April d. J., Nachmittags 3 1/2 Uhr, im Vereinslokal.
Tagesordnung:

1. Wahl der Deligirten zum Landeskriegerfest am 2. u. 3. Juni d. J. in Grevesmühlen und Beschlußfassung über die Betheiligung des Vereins an der Feier.
2. Bericht über Mittfasten.
3. Sonstige Vereinsangelegenheiten.
4. Vortrag.

                                                    Der Vorstand.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 8. d. Mts.,
Tanzmusik.
Ueber Mitternacht hinaus.


Am Sonntag, den 8. April,
Ausspielen von Aland
auf meinem Billard, wozu freundlichst einladet                          
                                                    J. Böckmann,
                                                    Gastwirth.


Standesamtsnachrichten. Schönberg.

Geboren:

Den 10. März dem Hauswirth Johann Wigger zu Kl. Bünsdorf 1 T.
Den 9. März dem Arbeiter Johann Voß zu Schönberg 1 T.
Den 13. März dem Schlachter Heinrich Beckmann zu Schönberg 1 S.
Den 16. März dem Schulzenanerben Heinrich Kähler zu Kl. Siemz 1. T.
Den 28. März dem Arb. H. Bockwoldt zu Schönberg 1 T.
Den 1. April dem Lehrer Ernst Müther zu Schönberg 1 S.
Den 29. März der unverehel. Threms zu Schönberg 1 S.

Gestorben:

Den 15. März der Uhrmacher Joh. Fr. Hagemeister zu Schönberg 77 Jahre 13 Tage alt.
Den 16. März des Schlachters H. Beckmann S. 3. T. alt.
Den 22. März die Posthalterwittwe Wilh. Car. Bielfeldt geb. Stoltenberg, zu Schönberg 63 J. 10 M. alt.
Den 24. März des Arb. H. Voßgrag Tochter 2 M. alt.
Den 26. März Hans Wilh. Peter Joh. Heinr. Ollrogge Hauswirthsanerbensohn zu Mahlzow 2 J. alt.
Den 27. März der Hauptzollamts=Assistent Herrmann H. D. Köster aus Magdeburg in Schönberg 38 J. 8 M. alt.
Den 30. März die unverehel. Marie Anna Luise Köhnke aus Gadebusch in Schönberg 76 J. 1 M. alt.
Den 1. April die Schuhmachermeisterwittwe Catharina C. Schmalfeldt geb. Stender zu Schönberg 51 J. 7 M. alt.
Den 1. April des Lehrers E. Müther Sohn zu Schönbg. 3 Stunden alt.

Eheschließungen:

Den 9. Januar der Kaufmann zu Berlin Friedr. Joach. Heinr. Kratzner und Elise Dor. Marie Tretow aus Schönbg.
Den 19. Januar der Holländer zu Petersberg Friedrich Franz Heinrich Michels und Caroline Friederieke Wilhelmine Albrecht aus Zittow bei Schwerin.
Den 2. Febr. der Schlachter zu Schönberg Carl Robert Julius Maximilian Heincke und Car. Luise Anna Koch Rehna.
Den 20. Febr. d. Schutzmann z. Hambg. Ludw. Mizera und Elise Caroline Behnke aus Schönberg.
Den 30. März der Sattler zu Schönberg Wilhelm Luis H. Ohls und Marie Luise Elisabeth Lenschow aus Schönberg.
Den 30. März der Schulzenanerbe zu Gr. Bünsdorf Peter Joach. Wilh. Lenschow und Marie Cath. Schütt aus Selmsdorf.
Den 3. April der Diener zu Hamburg Carl Heinr. Jessen und Anna Marie Jakobine Becker aus Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 8. April.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-53 M., große Schweine 51-53 M., Sauen 40-45 M., Kälber 60-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 13.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 27 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 27 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 6. April 1894.


Fürst Bismarck.

Alljährlich lenkt die Wiederkehr des 1. April Gedanken und Wünsche der deutschen Patrioten auf die Persönlichkeit des Mannes, welcher als letzter der Paladine des Heldenkaisers Wilhelm I. noch unter den Lebenden weilt und soeben seinen 79. Geburtstag beging. Von Millionen Lippen klang am 1. April in dankbarster Verehrung der Name des Fürsten Otto von Bismarck; mit warm aus dem Herzen quillender Begeisterung künden die älteren Zeitgenossen der gespannt aufhorchenden Jugend von den unvergänglichen Verdiensten, welche sich der geistesgewaltige Staatsmann um seinen Monarchen, seine engere preußische Heimat und, in immer größere Kreise ziehendem Thatenfluge, um Alldeutschland erworben.
Der Geburtstag des Fürsten Bismarck! Vor einem Menschenalter noch als leitender Minister der preußischen Politik vielleicht der meist= und bestgehaßte Mann seiner Zeit, führte er im Genusse des uneingeschränkten Vertrauens seines Königlichen Herrn die Aufgabe, welche er sich gesetzt, unter tausend Schwierigkeiten zu dem hehren Ziele hinaus, aus dem deutschen Volke bis dahin nur als ein zwar edelschönes, doch wohl leider unerreichbares Ideal der patriotischen Träume von Dichtern und Denkern vorgeschwebt. Nach Vollendung unserer nationalen Wiedergeburt jubelte das Volk dem großen Staatsmanne aus der Fülle seines Herzens entgegen; der Erste des Aprilmonds gestaltete sich für ganz Deutschlands zu einem Fest= und Ehrentage. Die schier endlosen Kämpfe, welche der erste Kanzler des deutschen Reichs in der Folge zum Schutze seines Werkes gegen innere und äußere Widersacher bestehen mußte - und Fürst Bismarck führt eine haarscharfe Klinge - vermochten gleichwohl der Volksthümlichkeit des Fürsten niemals nennenswerthen Abbruch zu thun. Unverbrüchlich hielt das Volk die Männer in Ehren, die den Fluch nationaler Zerrissenheit von Deutschland nahmen, die Nation sich selber und damit ihrer weltgeschichtlichen Sendung zurückgaben.
Die ersten Gratulanten waren dieses Jahr Damen. Freitag mittag halb 1 Uhr trafen 14 Damen aus der Pfalz, Baden und Hessen in Friedrichsruh ein und begaben sich in fürstlichen Equipagen in das Schloß. Die Tochter des Präsidenten Böcking aus Frankenthal trug eine Kassette, welche eine über 100 000 Unterschriften tragende Huldigungsadresse enthielt. Im Schlosse wurden die Damen vom Fürsten Bismarck empfangen. Hierauf kredenzte Fräulein Böcking mit poetischen Worten dem Fürsten einen Ehrentrunk köstlicher Liebfrauenmilch; Frau Konsul Koelle aus Karlsruhe überreichte sodann die Adresse mit einer Ansprache. Fürst Bismarck antwortete hierauf in einer sehr warmen Rede. Er erblicke in diesem Besuch einen Beweis für das Bestehen eines einigen deutschen Reichs. Bei der Frühstückstafel sprach der Fürst dem Fräulein Kuby aus Edenkoben, der eigentlichen Veranstalterin der Fahrt seinen besonderen Dank aus, toastete dann auf das Wohl der Damen und betonte, daß er das gegenwärtig sehr rege Interesse der Frauen an der Politik für eine große Errungenschaft halte. Neben anderen zahlreichen Geschenken wurden dem Fürsten mehrere hundert Flaschen des edelsten Weines überreicht; er schenkte alsdann jeder Dame sein Bild mit eigenhändiger Unterschrift. Sobald der Fürst geendet hatte, umringten ihn sämmtliche Damen, deren jede ihm einen Blumenstrauß überreichte und sich zum Handkuß niederbeugte. Mit den Worten: "Das ist die verkehrte Welt," wehrte der Fürst den Damen, und da es ihm doch in fast keinem Falle gelang, den Handkuß zu verhindern, so erwiderte er ihn mit Küssen auf Wange und Mund, welcher Scene die Fürstin mit freundlichem Lächeln zusah.
Nach der Besichtigung der Truhe begab man sich zur Frühstückstafel. Die Damen baten sodann den Fürsten, ihm die Pfeife anstecken zu dürfen, was er erlaubte!
Die Adresse der Damen liegt in einer Truhe, deren Deckel herrliches Silberfiligran zeigt und die an der Seite mit Silberstickerei und silbergetriebenen Figuren geschmückt ist. Außer der Truhe liegen aus allen Teilen Deutschlands zahlreiche Geschenke im Empfangszimmer rechts parterre, in der Hauptsache: Adressen, Malereien, Eß= und Trinkwaren, Blumen u. s. w.
Die Depesche des Kaisers ist sehr huldvoll gehalten. Se. Majestät gratuliert dem Fürsten in warmen Worten und kündigt ihm die Sendung des Grafen Moltke an, der einen Küraß überbringen soll. Das Material des Stahlpanzers, sagt der Kaiser, sei ein Wahrzeichen deutscher Treue und Dankbarkeit, denen auch er durch die Widmung des Panzers Ausdruck geben wollte.
Telegraphisch gratuliert haben der König von Sachsen, König von Württemberg, Prinzregent von Bayern, Großherzog von Baden, Erbprinz von Meiningen, Prinzregent von Braunschweig und andere höchste und hohe Herrschaften.
Der Fackelzug des Hamburger Reichstagswahlvereins nahm einen großartigen Verlauf. Sechs Extrazüge brachten etwa 5000 Personen darunter 3400 Theilnehmer an dem Zuge, der nahezu 2500 Fackeln aufwies; auch viele Damen befanden sich im Zuge, sowie sechs Musikchöre. Woermann hielt eine Ansprache, in der er sagte, Bismarcks Name werde allezeit, trotz Parteihader und Partikularismus Alles einigen, was die Größe der deutschen Nation erstrebe. Bismarck in der Uniform der Halberstädter Kürassiere, antwortete, alle politischen Anspielungen vermeidend, er habe das Glück gehabt, in einer Zeit ans Ruder zu kommen, wo die Massen für Deutschlands Einigkeit flüssig und gußbereit gewesen seien. Diesen Guß habe er nur vorzunehmen brauchen. Er schloß mit einem Wunsche für Hamburgs Wohlergehen. Die Grafen Herbert und Wilhelm Bismarck, sowie Schweninger waren anwesend.
Fürst Bismarck geht in seltenem Wohlsein in sein neues Lebensjahr; das zeigt sich besonders beim Frühstück mit der Damen=Deputation in seiner lebhaften und geistessprudelnden Unterhaltung.
Die "Getreuen in Jever" waren durch das äußerst günstige Wetter, welches den Kibitz zum Legen seiner Eier in beschleunigterem Tempo veranlaßt hat, in die glückliche Lage versetzt, in diesem Jahre ihre gewohnte Geburtstagsgabe, 101 Kibitzeier, an den Fürsten Bismarck rechtzeitig einsenden zu können; nicht sehr häufig waren sie so glücklich. Am Freitag Nachmittag sind die Kibitzeier mit folgenden Begleitworten nach Friedrichsruh abgegangen:
            Wenn Kiewiet kummt, makt wi uns prat
        To Vörjahrssaat,
        Un bidd't um'n moi Jahr.
            Wenn Kiewiet röppt, denkt wie an Ei
        Un dankt wie Di
        Vör mannig moi Jahr.
            Wenn Kiewiet leggt, dann griebt wie to
        Und grad' leert un wünscht darto
        Die mannig moi Jahr!


- Neustrelitz, 2. April I. K. H. die Großherzogin hat heute Locarno verlassen und sich nach dem Comersee begeben, und wird an demselben Orte Wohnung nehmen, wo vor zwei Jahren Ihre Kaiserl. Hoheit die Großfürstin Katharina von Rußland mit der Prinzeß Helene weilte.
- S. K. H. der Großherzog von Mecklenburg=Strelitz hat genehmigt, daß die durch Allerhöchste Cabinets=Ordre Sr. Maj. des Kaisers vom 27. Januar d. J. eingeführten neuen Schützenabzeichen nunmehr auch bei dem 2. Bataillon des Großh. Mecklenb. Grenadier=Regiment Nr. 89 und dem Bezirks=Commando Neustrelitz in unveränderter

[ => Original lesen: 1894 Nr. 27 Seite 6]

Form, also in den deutschen Farben und mit dem Namenszuge des obersten Kriegsherrn, zur Einführung gelangen sollen.
- Schönberg. Der berüchtigte Zuchthäusler Balzarowsky, der hier vor mehreren Jahren wegen eines Gelddiebstahls in der Postagentur zu Carlow von der Strafkammer des hiesigen Amtsgerichts zu 5 Jahren Zuchthaus verurtheilt wurde und damals während seiner Untersuchungshaft einen Fluchtversuch machte, aber wieder eingefangen wurde, macht wieder von sich reden, indem er von Posen aus Drohbriefe an die oben erwähnte Postagentur richtete, und seinen Besuch ankündigte. Der Zuchthäusler wird sich diesen Besuch wohl noch einmal überlegen, da er weiß, daß der Aufenthalt in Dreibergen für ihn "schmerzliche" Erinnerungen erweckt, wenigstens bat er damals inständigst, ihn die 5 Jahre nicht in Dreibergen verbüßen zu lassen, die Behandlung sei dort für ihn früher schon unerträglich gewesen.
- Schönberg. Dem Mühlenpächter Franck ist, nachdem er sein Pachtgeld für die hiesigen Großherzoglichen Mühlen nebst Ländereien auf jährlich 3600 Mk. erhöht hat, der Zuschlag von dem hohen Großherzoglichen Kammer und Forstkollegio zu Neustrelitz ertheilt worden.
- Beim ersten Mecklenburgischen Dragoner Regiment Nr. 17 in Ludwigslust sind zur Zeit 7 Avantageure teils schon eingetreten, teils in Aussicht gestellt.
- Der auf Mechow bei Feldberg stationirte Förster Wrede hat als Auszeichnung vom deutschen Kaiser einen Hirschfänger mit dem kaiserlichen Namenszug und der Krone erhalten.
- Der Vorstand des Feuerversicherungs=Vereins Mecklenburgischer Lehrer hat in seiner letzten Sitzung das Eintrittsgeld für das Sommersemester 1894 auf 1,4 des einfachen Beitrages festgesetzt.
- Aus Grevesmühlen wird berichtet: Gestern Nachmittag gingen einige Knaben am Vielbeker See spazieren. Sie rissen sich Kalmuswurzeln aus dem Wasser und aßen davon. Während bei einem Knaben sich bald heftiges Erbrechen einstellte, fiel ein 16jähr. Lehrling ein Waisenkind aus Hamburg, in heftige Krämpfe und mußte in diesem Zustand ins Krankenhaus geschafft werden. Nur mit Mühe gelang es dem Arzt, die Zähne auseinander zu bringen. Der Stiel eines zinnernen Löffels wurde vom Kranken durchbissen. Endlich stellte sich auch hier Erbrechen ein, doch ist der Zustand noch bedenklich. Eine Vergiftung durch Schirling ist nach Aussage des Arztes ausgeschlossen. Da aber Kalmus nicht giftig ist, so muß sich Gift von anderen Stoffen, vielleicht von Muscheln angesetzt haben. Die Symptome sind denen einer Vergiftung durch die Mießmuschel am ähnlichsten.
- Von Bienenzüchtern hört man, daß die Völker bei der geringen Kälte des letzten Winters den Frühling in recht gutem Zustande erreicht und die Imker nur wenig Verluste zu beklagen haben. Bei dem herrschenden sonnigen und bisher ruhigen Wetter fliegen die Bienen schon recht viel aus und finden in den aufgebrochenen Blumen bereits Futter für die sich entwickelnde Brut. Die von den Bienen gern beflogenen Sahlweiden kommen zur Blüte; daneben haben schon verschiedene Frühlingsblumen ihre Krone geöffnet.
- Die Elb=Trave=Canal=Vorlage wurde vom preuß. Abgeordnetenhause in zweiter Lesung mit großer Mehrheit angenommen. Da die zweite Lesung für das Schicksal einer Vorlage im Abgeordnetenhause entscheidend ist, so steht jetzt die definitive Annahme dieses Gesetzentwurfs in dem genannten Parlament außer allem Zweifel.


- Der Geheime Kommerzienrat Krupp in Essen hat für das dort zu errichtende Bismarck=Denkmal 15 000 Mark gestiftet.
- In der Sitzung des Staatsrathes unterzeichnete der König von Dänemark am Sonntag abend das erste nicht provisorische Finanzgesetz seit 1885. Dasselbe weist einen Ueberschuß von 2 830 000 Kronen auf.
- Am Sonntag ist an den Folgen einer Entbindung auf Schloß Radun in Oesterreich die Gemahlin des Fürsten Gebhard Blücher von Wahlstatt gestorben. Die Verstorbene, die die zweite Gemahlin des Fürsten war, hat ein Alter von 35 Jahren erreicht; sie ist längere Zeit Ehrendame der Kaiserin Augusta gewesen.
- Die Kronprinzessin=Witwe Stefanie von Oesterreich wird demnächst als Romanschriftstellerin vor die Oeffentlichkeit treten. Der schon fertige Roman wird nach Genehmigung des Kaisers in Druck gelegt, doch ist der hohen Autorin nahegelegt worden, die Personen und Namen zu ändern und den gesammten Roman nicht in hocharistokratischen Kreisen, sondern im Volk spielen zu lassen.
- Ein reicher Silberfund aus dem Mittelalter ist in diesen Tagen bei dem Predigerhof West=Stenby in Ostgothland im südlichen Schweden gemacht worden, in der Nähe der Stelle, wo vor einigen Jahren schon mehrere alte Schmucksachen gefunden wurden. Der jetzige Fund besteht aus 20 sehr alten ausländischen, meistens angelsächsischen, schön erhaltenen Silbermünzen, 12 silbernen Armbändern und einer großen Anzahl zerbrochener silberner Schmucksachen im Gewicht von 1000 Gramm. Der Fund ist dem Gesetz gemäß dem Nationalmuseum zu Stockholm zum Ankauf angeboten worden.
- Aus New=York wird von einem schweren Nothstand berichtet, welcher unter den Arbeitermassen der Vereinigten Staaten herrscht und noch immer weiter um sich greift. Es sei so weit gekommen, daß heute das Commercial Bulletin schreiben kann, es seien tausende und abertausende Leute geneigt, für Löhne zu arbeiten, welche in früheren Jahren einfach unmöglich gewesen wären. Nach den verschiedenen Schätzungen beträgt gegenwärtig die Zahl der Arbeitslosen 3 bis 5 Millionen, und es ist somit eine Bevölkerungszahl von 12 bis 20 Millionen ohne Existenzmittel. In der ersten Zeit mochte ein großer Theil derselben, in der Hoffnung auf baldigen Eintritt besserer Zeiten, von den Krämern u. s. w. Kredit erlangt und sich so über Wasser erhalten haben; lange konnte das aber nicht gehen und so wurden die Berichte über den Nothstand im Lande immer trauriger. Erst in den beiden letzten Monaten aber ward die Situation so unheildrohend, daß sich private Gesellschaften, wie auch einzelne Staats= und Stadtbehörden veranlaßt sahen, energischer einzugreifen.
- Nickelsachen aufzufrischen. Um Nickelgegenstände, die infolge des Temperaturwechsels oder anderer Einflüsse gelb geworden sind oder Flecken bekommen haben, leicht wieder aufzufrischen, ist folgendes Verfahren sehr zu empfehlen: Man nimmt 50 Theile rektifizirten Spiritus und setzt einen Theil Schwefelsäure zu. In diese Flüssigkeit legt man die aufzufrischenden Gegenstände während einer Dauer von 10 bis 15 Sekunden, und damit sie ja nicht länger darin liegen bleiben, was den Gegenständen schädlich sein würde, legt man nur wenige auf einmal hinein, um sie rechtzeitig herausnehmen zu können. Hierauf taucht man sie in reines Wasser und spült sie tüchtig ab, worauf man sie noch kurze Zeit in gereinigten Spiritus legt. Die Gegenstände werden dadurch wie neu, auch der Schliff leidet nicht, wenn sie mit weicher Leinwand abgetrocknet werden.
- Daß Pferde ebenso anhänglich gegen ihre Pfleger, als rachsüchtig gegen ihre Peiniger sind, wissen alle Rossekundigen. Es wird zu diesem Kapitel dem "Mainzer Anzeiger" folgender Fall berichtet: Vor einigen Tagen waren die beiden Knechte des Besitzers B. aus Wargienen mit Getreide nach Königsberg gefahren. Schon auf dieser Fahrt hatte der eine derselben eine braune Stute auf die er überhaupt schlecht zu sprechen war, arg mißhandelt und ihr vermittelst der Zügel mit dem eisernen Gebiß derart das Maul zerrissen, daß die Lippen tiefe Wunden zeigten. Beim Nachhausefahren wurde das Pferd plötzlich störrisch, blieb stehen und war nicht von der Stelle zu bringen. Der Knecht peitschte das Pferd in entsetzlicher Weise und als auch dieses nicht half, stieg er vom Wagen und schlug mit dem Peitschenstiel dem Pferde auf den Schädel. Da faßte das Thier plötzlich mit den Zähnen nach dem Kopfe seines Peinigers und riß ihm die halbe Kopfhaut herunter, so daß der Schädel vollständig blosgelegt war. Der Knecht wurde sofort ohnmächtig und mußte nach Königsberg zurückgefahren werden, wo die herabhängende Kopfhaut vom Herrn Dr. zusammengenäht wurde. Nachdem das Pferd

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so seine Rache gekühlt, trabte es lammfromm vor dem Wagen her.
- Schädlichkeit der Pökellake für die Hausthiere. Wenngleich man die Schädlichkeit der Pökellake für unsere Hausthiere als allgemein voraussehen muß, schreibt der "Landwirt", so kommen doch immer noch Unglücksfälle vor, welche durch die Verabreichung solcher Lake entstehen. Auf einem Gute wurden plötzlich 4 Schweine krank. Dieselben lagen ausgestreckt am Boden mit bald schwächeren, bald stärkeren Krämpfen, wonach sich bisweilen tobsüchtiges Benehmen einstellte. Der Tierarzt konstatierte Vergiftung, und es stellte sich heraus, daß sie Pökellake bekommen hatten. Durch Eingeben von Brechmitteln wurden zwei Tiere gerettet, doch kränkelten dieselben längere Zeit, während die anderen beiden starben. Nach Versuchen wurden Pferde und Rinder durch 1 bis 2 Liter, Schafe und Schweine durch einen halben Liter und Geflügel durch kleine Pökelmengen getötet. Je älter dieselbe ist, um so stärker wirkt sie. Einige bebehaupten, daß die Vergiftung durch das Beizwasser herbeigeführt werde, während andere die sich bildenden Fettsäuren und die Zersetzungsprodukte von Eiweiß als Ursache ansehen.
- Herstellung des Saatguts. Im März ist die geeignete Zeit, um gutes Saatgut herzustellen. Man kann kaum genug Fleiß auf diese Arbeit verwenden. Zur Saat ist das schwerste Korn zu wählen. Der große schwere Same erhöht und sichert die Erträge: 1) weil in ihm der Embryo mehr entwickelt ist; 2) weil er der jungen Pflanze mehr Nahrung bietet und dieselbe daher nicht so bald allein auf die schwieriger zu erreichende Nahrung aus dem Boden angewiesen ist; 3) weil die größten Samen meist auch von kräftigen fruchtbaren Pflanzenindividuen abstammen und dadurch nach dem Vererbungsgesetze eine gewisse Garantie geboten ist für Nachkommen mit gleich guten Eigenschaften.
- Gegen die Ruhr bei Kälbern und Fohlen. Bereits ein Jahr lang hatte ich in meinem Viehstalle dies jedem Viehbesitzer als Schreckgespenst bekannte chronische Uebel; mir verendeten sämtliche Kälber trotz aller Mittel, die ich anwandte, in den ersten 14 Tagen, so schreibt Herr A. Freiherr=Voith=Voithberg zu Mittelstetten der "L. Pr." Da kam ich endlich auf nachfolgendes einfache Hausmittel. Das Kalb oder Fohlen wird von der Mutter entfernt und darf nicht gesäugt werden. Ich koche Reis so schleimig als möglich ab und schütte dem kranken Tier täglich 5mal 1/4 Liter ein, auch gebe ich täglich 2mal eine Klystier, ebenfalls von Reis. Ist die Ruhr bereits weiter vorgeschritten, gebe ich täglich mit dem Reisschleim, der eingeschüttet wird, eine Messerspitze Salicylsäure oder 15 Tropfen Opium. Dies Verfahren, 2 bis 3 Tage angewendet, rettet jedes Kalb oder Fohlen sicher.
- Pflanzung und Pflege der Rosen. Als Standort für Rosen sollte ein gegen starke Winde geschützter, jedoch nicht von Bäumen eng umgebener Platz gewählt wenden, da durch Eingeschlossenheit leicht der Mehltau befördert wird und die Rose überhaupt dort nicht zur freudigen Entwickelung gelangt. Die Rose gedeiht am besten in einem milden Lehmboden, der nicht bindig wird und genügend Feuchtigkeit hält; bei stagnierendem Grundwasser ist für gehörige Drainage zu sorgen. Zu leichter Boden soll durch Zufuhr von Lehm (am besten alter Gebäudelehm), guter fetter Erde und altem Rasen, zu schwerer Boden durch Kalk, Sand und zersetzten Kuhdung verbessert werden. Bei Anlage neuer Beete ist es ratsam, die Beete 50 cm tief umzuarbeiten (rigolen). Wo dies wegen nebenstehender Pflanzen nicht möglich ist, müssen für jede zu pflanzende Rose 50-60 cm tiefe und breite Löcher angefertigt und dieselbe mit guter Erde u. Zusatz von verrottetem Dünger gefüllt werden. Auf leichtem, sandigem Boden ist eine Herbstpflanzung zu empfehlen, auf schwerem, undurchlässigen Boden aber eine Frühjahrspflanzung entschieden der Vorzug zu geben. Im Herbst gepflanzte Rosen sind viel empfindlicher gegen Feuchtigkeit u. Kälte. Will man aber im Herbst pflanzen, so darf dies nicht vor Ende Oktober oder Anfang November geschehen, da eine gute Holzreife von wesentlichem Einfluß auf die Ueberwinterung und das spätere Gedeihen ist. Die Frühjahrspflanzzeit beginnt im März, vorwiegend April. Im Interesse des guten Anwachsens und Fortkommens wolle man noch berücksichtigen, unter welchen Verhältnissen die zu pflanzende Rose gezogen ist. Rosen, die in einer warmen, geschützten Lage gezogen sind und nicht wieder unter denselben guten Verhältnissen gepflanzt werden können, sind leicht der Gefahr ausgesetzt, durch diesen ungünstigen Wechsel ein schlechtes Anwachsen und Fortkommen zur Folge zu haben; dagegen sind Rosen, die auf einer rauhen Höhenlage gezogen sind, nicht so wählerisch in Bezug auf Boden= und Klimawechsel, sie sind von Natur widerstandsfähiger und kommen überall fort. Man pflanze die Rosen gut so tief, als Sie in der Baumschule gestanden haben, ein tieferes Pflanzen bringt selten Schaden, dagegen ist ein zu hohes Pflanzen, namentlich bei niedrig veredelten Rosen, sehr gefährlich. Niedrig veredelte Rosen soll man stets ca. 5 cm tiefer pflanzen, als sie gestanden haben. Beschädigte Wurzeln (aber auch nur diese) müssen glatt nachgeschnitten werden, damit die Wunden leicht vernarben und die Feuchtigkeit ungehindert aufsteigen kann. Sehr zu empfehlen ist es, die Wurzeln in einen aus Lehm, Kuhdung und Wasser hergestellten Brei einzutauchen. Es ist dies von ausgezeichneter Wirkung, indem sich die Erde dann leichter an die Wurzeln anhaftet, solche also nicht so leicht austrocknen können, und außerdem für die erste Zeit nahrhaft. Beim Pflanzen legt man die Wurzeln nach allen Seiten in dem Pflanzenloch auseinander, füllt mit guter Erde etwas auf, drückt sie leicht an, begießt und füllt erst später, wenn das Wasser eingezogen ist, die Grube ganz mit Erde aus; man hüte sich aber, die Pflanze fest anzutreten. Um das Austrocknen zu verhüten und das Wachstum zu befördern, ist es ratsam, die Rosenbeete mit kurzem Dünger 5-6 cm hoch zu überdecken und dieselben (bei Frühjahrpflanzungen) häufig zu überspritzen, da die rauhe März= und Aprilluft den frischgepflanzten Rosen sehr nachteilig ist und sie bei zu trockner Witterung leicht einschrumpfen. Bei ungeschützten Lagen empfiehlt es sich, die Rosen (Hochstämme) nach der Pflanzung zunächst in die Erde zu legen, bis sie zu treiben beginnen. Ueberhaupt erspart man dadurch das häufige Spritzen, das bei den oft dauernden trockenen Winden der Jahreszeit kaum genügt. Das Schneiden der Rosen, und zwar ein starkes Zurückschneiden, ist bei der Pflanzung unerläßlich und muß später alljährlich geschehen, um die Form zu bilden oder zu erhalten und einen guten Flor zu erzielen. Eine bestimmte Regel über den Schnitt ist nicht anzugeben. Als Prinzip diene: starkwüchsige kurz (auf etwa 6 bis 8 Augen), Schwachwüchsige kurz (auf 2-3 Augen) zu schneiden. Die Mittelstraße zu wählen, wird zunächst das Ratsamste sein. Die Hochstämme werden auf 4-5 Augen der stärkeren Triebe eingekürzt, während das kleine schwache Gezweig im Innern der Krone ganz ausgeschnitten werden soll. Bei den niedrigen Rosen werden die Seitentriebe ebenfalls auf 4 -8 Augen und der Mitteltrieb etwas länger geschnitten. Einige Sorten wie Maréchal Niel, Gloria de Dijon und verschiedene andere starkwüchsige Sorten, Trauer=Rosen usw. dürfen nur sehr wenig geschnitten werden, um reichlich zu blühen. Während des Sommers schneidet man die Triebe, sobald dieselben abgeblüht haben, auf das nächste kräftige Auge zurück, alle schwächlichen Nebentriebe, die keine Knospen bringen, schneidet man am besten ganz weg; hierdurch erhält man einen fast ununterbrochenen Sommerflor. Schneidet man aber erst zurück, nachdem der erste Flor ganz vorbei ist, so erhält man in der Regel wohl eine zweite, jedoch nicht so anhaltende Blüte.
- Die "Basler Nachrichten" schreiben: Ein Taubenzüchter in Huttwil hatte im Oktober vorigen Jahres eine Eichbühler Taube nach Staden im Großherzogtum Hessen verkauft. Nachdem sie über fünf Monate in ihrer neuen Heimat sich frei bewegt hatte, stellte sie sich letzter Tage wieder vor dem Schlage des alten Besitzers ein. Das Tierchen hat also einen Weg von ca. 150 Stunden nach fast halbjähriger Abwesenheit durchflogen zu einer Zeit, wo die Schneedecke auf den Schweizer Vorbergen ihm die Auffindung seiner früheren Heimat wesentlich erschweren mußte.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 27 Seite 8]

- Die Schädlichkeit des Rauchens wird den Freunden dieses Genusses von Zeit zu Zeit immer wieder von der Wissenschaft vorgeführt, und vielleicht nicht ohne Nutzen. Gegenwärtig liegen sehr exakte Untersuchungen mehrerer amerikanischer Aerzte vor, die einen nicht unwesentlichen Einfluß des Rauchens auf die Entwickelung des ganzen Körpers und seiner einzelnen Organe darthun. Die Beobachtungen sind an Studenten gemacht, erstrecken sich über mehrere hundert Personen und sind in der Weise angestellt, daß vergleichsweise Nichtraucher, Gelegenheits= und Gewohnheitsraucher gleichen Alters betrachtet worden sind. Dabei hat sich nun ergeben, daß die Raucher im Wachsthum hinter den anderen zurückbleiben. Das spricht sich am deutlichsten aus in den Verhältnissen des Brustumfanges und der Lungenkapazität. Der erstere ist bei Nichtrauchern um 27 Proz. stärker als beim Gewohnheits- und um 22 Proz. beim Gelegenheitsraucher entwickelt. Die Lungenkapazität bei Nichtrauchern ist 77,5 Prozent als bei Gewohnheits= und um 49,5 Proz. als bei Gelegenheitsrauchern günstiger. Nimmt man zu diesen neuen Thatsachen die schon längst bekannten hinzu, daß die Ansammlung des Nikotins in den feinsten Lungenbläschen und deren Zwischengewebe im Laufe der Jahre zu einer mehr oder minder ausgebreiteten Verödung des Lungengewebes führt, so kann es jetzt als erwiesen gelten, daß das Rauchen ein Gift für die Atmung ist. Die Folgen der behinderten Athmung machen sich natürlich, wenn auch langsam, fast unmerklich auf den ganzen Organismus geltend. Es unterliegt keinem Zweifel, daß andauerndes starkes Rauchen die Lebensdauer erheblich beschränkt, weniger wohl durch jene eben geschilderten Athmungsbehemmungen, als durch eine noch andere, weit gefährlichere Wirkung: nämlich auf das Herz. Prof. Fraenzel hat schon vor Jahren darauf hingewiesen, daß der Tabak ein Herzgift ist, und neben dem Alkohol in seiner tausendfachen Gestalt hat wohl der Tabak den größten Anteil an den frühzeitigen Alterserkrankungen des Herzens und der Gefäße. Wir eifern also nicht gegen das Rauchen im Allgemeinen. Tabak ist wie der Alkohol in kleinen Dosen ein anregendes Mittel von unschädlicher Wirkung, aber in starker Konzentration und großer Menge eingesogen, steht er dem Alkohol an Schwächung der Lebenskraft kaum nach.
- Die ersten Probe=Cigarren aus Kameruner Tabak sind jetzt auf dem Markte erschienen. Zu diesen Cigarren ist, wie die "Hamb. Börsenh." berichtet, als Deckblatt Bibundi=Tabak benutzt worden. Der Bibundi=Tabak wird im Distrikte Bibundi durch die deutsche Tabakbau=Gesellschaft Jantzen und Thormälen in Hamburg angebaut. Der Distrikt Bibundi liegt unter dem 4° n. Br. und dem 9° ö. L., also fast unter dem Aequator. Ein im Tabakbau erfahrener Deutscher steht den Tabakplantagen in Bibundi vor. Der Bibundi=Tabak wird aus Havana=Samen gezogen. Für die 1893er Bibundi=Ernte wurde der feinste Havana=Samen durch eine der ersten Firmen in Havana beschafft. Der 1893er Bibundi=Tabak ist der erste thatsächliche Erfolg, der mit Tabakplantagenbau in deutschen Kolonialgebieten erzielt wurde. Die Bibundi=Cigarren kommen in vier verschiedenen Größen zum Verkauf, die nach den bekannten deutschen Afrikaforschern benannt sind. Sie führen die Namen Gravenreuth, Nachtigall, Wißmann und Zintgraff, um das Publikum gegen Fälschungen zu schützen, welche mit sog. Kamerun=Cigarren begangen werden, deren Tabak Kamerun nie gesehen hat.
- Gegen die Kneipsucht. Kürzlich wurde von dem Vorgehen der Damen der kleinen westfälischen Stadt Wanne berichtet. Dort führten die schöneren Hälften der Bürger beim Magistrat Beschwerde über die leidige Kneipsucht ihrer Ehegesponse, die bis nachts um die zwölfte Stunde und noch länger in den Wirthschaften sich herumtreiben, ihr Geld vertroddelten u. s. w., Magistrat solle Abhilfe schaffen, die Lokale um 10 Uhr schließen oder sonstwie die lüderliche Manneswelt zur Ordnung und Raison bringen. Was die westfälische Stadtbehörde that, um dem Wunsche der zornigen Gattinnen zu genügen, wissen wir nicht. Wohl aber hat das Beispiel der gestrengen Westfälinnen in Schlesien Nachahmung und zwar erfreuliche Nachahmung gefunden. Eine am 19. Januar in Lähn ausgeklingelte polizeiliche Bekanntmachung lautet nämlich: "Nachdem seitens einiger Frauen in Lähn unter dem gestrigen Datum bei der hiesigen Polizeiverwaltung Beschwerde geführt worden, daß ihre Ehemänner alltags bis in die frühen Morgenstunden in den Schankstätten sitzen und so das häusliche Leben vernachlässigt wird, wird hiermit verordnet, daß die Schankstätten abends um 10 Uhr geschlossen werden und kein Gast länger darinnen verweile. Die Polizeiorgane sind gehalten, auf die Beobachtung dieser Bekanntmachung zu achten und Zuwiderhandelnde zur Anzeige zu bringen. Lähn. Die Polizeiverwaltung."
- Die Kriminalpolizei in Kiel hat in dem benachbarten Eckernförde eine Falschmünzerbande aufgegriffen. Die Falschstücke sind beschlagnahmt worden.
- Wohlfeile Küsse gab es - wie der Pester Lloyd schreibt - am Montag und Dienstag in Nagyalmàgy im Arader Komitat. Dort herrscht nämlich der eigenartige Brauch, daß die jungverheirateten Frauen sich am Jusefii= und darauffolgendem Tage auf dem Marktplatze versammeln, um Herren und Bauern gleichermaßen Küsse für Geld anzubieten. Da der Preis eines Kusses sehr bescheiden und das Aussehen der Offerentinnen sehr acceptabel war, gingen die heißen Küsse so reißend ab, wie die warmen Semmeln. Man notierte auf dem Markte Küsse von 4 bis 20 Heller je nach Alter und Aussehen der Geberinnen.
- Der verkannte Mohr. Das Wiener Fremdenblatt meldet folgenden Vorfall, der sich unlängst in Wien abgespielt: Es war um Mitternacht. An einem Wachtposten in der innern Stadt kam etwas angeheitert ein Mohr vorbei, der zur Dienerschaft einer hohen Persönlichkeit gehört und eine bekannte Wiener Straßenfigur bildet. Sei es nun, daß die Nacht sehr dunkel war, sei es, daß der auf Wache stehende Soldat vorher noch keinen Mohren gesehen hatte, er rief voller Schrecken "Djábel! Djábel!" (Teufel!) und wollte eilends den Posten verlassen. Der Mann wurde vor das Militärgericht gestellt und strenge bestraft (vermuthlich weil sich ein Soldat selbst vor dem Teufel nicht flüchten dürfe).
- Ein Zeichen der Zeit. Ein Bankier in der Oranienstraße zu Berlin suchte für sein Geschäft durch Inserat einen "jungen Mann". Im ganzen meldeten sich 500 Bewerber, zum Theil solche, die fünf fremde Sprachen beherrschen. Das Alter der Stellensuchenden schwankt zwischen Anfang der 20er bis Ende der 40er Jahre. Die Ansprüche beliefen sich in verschiedenen Fällen auf nur 75 Mk. monatlich.
- Ueber eine Rehfreundschaft wird Folgendes berichtet: Ein in dem Dorf Angskallen wohnhafter Besitzer hatte ein junges kränkelndes Kitzlein eingefangen. Das sich bei kräftigem Futter zusehends erholende Thier hatte bald seine an Leberfäule eingegangene Mutter vergessen und wurde der traute Gespiele der Besitzerskinder. "Lene, so hieß der neue Stubenkamerad, folgte seinen Vertrauten oft bis zur Schule und war untröstlich, wenn man sie von diesem gewohnten Gang abzuhalten suchte. Als "Lene" in die Flegeljahre gekommen war und schon starke Neigung fürs Eheleben spürte, litt es sie nicht länger in der ihr liebgewordenen Umgebung. Eines Tages spazierte das Rehfräulem in einem unbewachten Augenblick nach dem nahen Tann, von dem man es bisher fernzuhalten versucht hatte. Schon war "Lene" im dunkeln Gehege verschwunden, als man ihre Verfolgung aufnahm. Alles Suchen, alles Rufen nach der Abtrünnigen war vergebens. Lene schien für ihre Pfleger verloren. Inzwischen war der Winter ins Land gezogen. Da pochte es an einem Abend, als dicke Schneemassen vom Himmel herniederfielen, an das Fenster der Wohnstube. Wer beschreibt die Freude der Kinder, als sie "Lene" vor dem Fenster erblickten, die offenbar um Einlaß bat. Freudigst wurde derselben wieder Aufnahme gewährt. Man behielt sie bis zum März und schickte sie dann in den Wald, wo zahlreiche Rehjünglinge ihrer harrten. Lene muß sich in deren Gesellschaft recht behaglich gefühlt haben, denn sie blieb mehrere Monate fort und erschien erst im August bei ihren Pflegern, und zwar mit 2 allerliebsten Kitzchen, dann ging es wieder in den Wald, und man hat das liebgewonnene Thier nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich ist es auf einer Treibjagd oder von Wilderern erlegt worden.


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