No. 28
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. April
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 28 Seite 1]

      Der Schulze Hauschild zu Ziethen hat das Amt des Ortsvorstehers von Ziethen niedergelegt und ist der Schulzenanerbe Wilhelm Hauschild zum Viceschulzen und Ortsvorstand von Ziethen bestellt, vereidigt und in sein Amt eingeführt.
                    Ebenso ist anstatt des aus Menzendorf verzogenen bisherigen Viceschulzen Timm zu Menzendorf der Schulzenanerbe Wilhelm Lenschow zum Viceschulzen und Ortsvorstand von Menzendorf, sowie
                    nach dem Ableben des Schulzen Wigger zu Samkow dessen Sohn, der Schulzenstellenpächter Wilhelm Wigger zum Viceschulzen und Ortsvorstand von Samkow und endlich
                    nach dem Ableben des Viceschulzen Lenschow zu Lübseerhagen der Hauswirths=Anerbe Adolf Lenschow zum Viceschulzen und Ortsvorstand von Lübseerhagen bestellt, vereidigt und eingeführt.
                    Schönberg, den 6. April 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Der deutsche Kaiser wird in Venedig die Denkmäler und das Arsenal besichtigen. Am Sonnabend abend findet ein Galadiner zu 80 Gedecken statt: der Markusplatz wird glänzend illuminiert werden. Im Gefolge des Königs wird sich auch der Herzog der Abruzzen befinden. Ferner trifft der Sohn des Mikados von Japan in Venedig ein.
- Der Bürgermeister von Venedig erließ eine Proklamation, in welcher er die Bevölkerung auffordert, das Ereigniß festlich zu begehen.
- Zur Monarchenbegegnung in Venedig wird der König von Italien schon Freitag früh in Venedig eintreffen. Begleitet wird er vom Handelsminister Boselli.
- Der Kaiser begiebt sich nach den jetzt feststehenden Reisedispositionen am 12. April von Abbazia nach Wien und verweilt dort bis zum 14. April, an welchem Tage die Weiterfahrt nach Karlsruhe erfolgt. Nach dreitägigem Aufenthalt dortselbst wird der Kaiser sich nach Coburg zu den dortigen Hochzeitsfeierlichkeiten begeben, den 19. u. 20. April in Coburg verbleiben und dann von dort aus nach der Wartburg reisen.
- Die Urteile gegen die bei dem Spieler=Prozeß in Hannover betheiligt gewesenen Offiziere sind nunmehr erfolgt. Wie die "Kreuz=Zeitung" erfährt, sind 15 Offiziere in Folge jenes Prozesses verabschiedet worden.
- Der Reichstag wird seine Arbeiten vielleicht schon in etwa drei Wochen beendigen. Die Regierung hat den Wunsch aufgegeben, die Steuerverhandlungen, die doch, von Börsen= und Lotteriesteuer abgesehen, diesmal kein praktisches Ergebniß versprechen, noch in die Länge zu ziehen. Sie ist dem baldigen Schluß der Session nicht abgeneigt und gedenkt, die Zwischenzeit bis zum Herbst zur Ausarbeitung neuer Steuerprojekte zu verwenden. Eine Vertagung der Session ist niemals ernstlich in Frage gekommen. Mit dem Schluß der Session fallen, wie üblich, die meisten Initiativanträge unter den Tisch.
- Der Reichskanzler Graf Caprivi empfing am Freitag den Berliner Oberbürgermeister Zelle und den Präsidenten des Aeltesten=Kollegiums der Kaufmannschaft, Frentzel, wegen der für 1896 in Berlin projektierten Ausstellung. Caprivi erklärte, die Reichsregierung werde nicht eine nationale, aber eine Berliner Ausstellung begünstigen.
- Fürst Ferdinand von Bulgarien wurde am Donnerstag mittag in der Hofburg zu Wien in längerer Sonderaudienz vom Kaiser Franz Josef empfangen.
- In Petersburg wird, wie man der "Köln. Ztg." von dort berichtet, immer bestimmter behauptet, das Zusammentreffen des russischen Thronfolgers mit der Prinzessin Alix von Hessen bei der Hochzeitsfeier in Coburg würde eine Verlobung beider zur Folge haben, und es wird hinzugefügt, die Prinzessin lerne bereits seit Monaten russisch und habe in der letzten Zeit darin große Fortschritte gemacht. Man hält sogar nicht für ausgeschlossen, daß, da die Hochzeit der Großfürstin Xenia noch etwas hinausgeschoben zu werden scheint, dann im Sommer in Petersburg eine große Doppelhochzeit stattfindet.
- Aus dem Tagebuch eines Passagiers des zur Zeit auf den Azoren befindlichen Lloyddampfers "Ems" werden die folgenden interessanten Mitteilungen bekannt: "Das Wetter war der Reise der "Ems" günstig bis zur Nacht zum 22. März, wo ein furchtbarer Sturm ausbrach. Am Charfreitag wurden die Maschinen gestoppt; die Untersuchung ergab, daß die Hauptwelle dicht an der Schraube gebrochen sei. Während der Nacht war das prächtige schiff hilflos. Die Mannschaft hielt sich wacker, die Passagiere suchten sich gegenseitig zu beruhigen. Am Sonnabend, als der Orkan nachgelassen hatte, kam der Dampfer "Rappahannock" in Sicht, der versprach die "Ems" zu schleppen, sobald die See ruhiger wurde. Die Freude war ungeheuer. Die Hilfe eines zweiten Dampfers wurde abgelehnt, derselbe dampfte wieder ab. Der Sturm wird wieder stärker. Der Dampfer "Rappahannock" signalisiert der "Ems", er könne nicht länger warten, und dampft ab. Auf der "Ems" werden alle Luken geschlossen. Die Nacht vergeht, Notschüsse, Raketen steigen in die Luft, vergeblich! Die "Ems" treibt südwärts aus dem Kurs! Endlich, am Dienstag

[ => Original lesen: 1894 Nr. 28 Seite 2]

Vormittag, erscheint der Dampfer "Wild=Flower". Eine grenzenlose Freude bemächtigt sich der Passagiere. Er schleppt unser Schiff nach Faval auf den Azoren. Alle Passagiere sind des Lobes voll über die treffliche, besonnene Haltung des Kapitäns, seiner Offiziere und der braven Mannschaft.
- Die Glückwunschadresse der Frauen und Mädchen von Baden, Hessen und der Pfalz an den Fürsten Bismarck, welche beim Empfang der Deputation von Fräulein Böcking frei aus dem Gedächtniß vorgetragen wurde, ist von Frau Luise Berthold in Speyer verfaßt und hat folgenden Wortlaut:
    Wohl viel betreten ist der Weg zu Dir,
    Den Zug der Herzen hemmen keine Grenzen;
    So sieh' aus weiter Ferne nahn auch wir,
    Den Festpokal Dir heute zu kredenzen!
    Nimm hin, o Fürst, nimm als Geschenk vom Rhein,
    Den Feuerwein, von Gottes Huld begnadet,
    In Blumenduft und hellem Sonnenschein
    Hat er ihn selbst genähret und gebadet;
    Gsegne Gott der Herr den Labetrank
    Zum Feste Dir! Mögst Du ihn froh genießen,
    Und er, ein wackerer Arzt, Dir unsern Dank
    Als Lebensfülle in den Adern gießen;
    Lang glänze, Heros noch Dein Lebensstern,
    Ist doch ein leuchtend Vorbild Dir gegeben
    In Deinem hohen kaiserlichen Herrn,
    Der Hort und Freund Dir war durchs ganze Leben.
    Wie im Verständniß tief Du ihm verwandt,
    So sei, wie er, in rüst'ger Kraft bewundert
    Und reiche jugendfrisch mit starker Hand
    Den Eichenkranz dem scheidenden Jahrhundert!
    Es sah Dich Wachsen - Schützen treu und klug
    Mit Schwert und Feder Deutschlands Soll und Haben,
    Nun hat es dankbar Deinen Namenszug
    Mit Runenschrift auf ewig eingegraben!
    Es sah Dich ringen - mit bewährtem Arm
    Die deutschen Stämme siegesfroh vereinen;
    Nun hält das deutsche Volk Dich liebewarm
    So hoch empor als seiner Größten Einen!
    Als hohe Säule bist Du dann von Erz,
    Ihm aus den großen Tagen steh'n geblieben.
    Dein großes Volk hat auch ein großes Herz,
    Du weißt es längst, das deutsche Volk kann lieben!
    Schon lenzt es überall in Wald und Au:
    Es kreis't der Saft in Haselstrauch und Reben,
    Vom Himmel lacht des Frühlings zartes Blau
    Und Wandervöglein in den Lüften schweben.
    Wie pocht das Herz in Luft! Wir werden bald
    Die Nachtigallen auch begrüßen dürfen.
    Wie schon ist's wieder dann im Sachsenwald,
    Mögst Du die Luft in langen Zügen schlürfen!
    Wenn's lebt und webt, wenn's mait in Berg und Thal
    Und sich am Quell zum Tanz die Elfen schürzen,
    Dann soll den Feuerwein im Goldpokal
    Waldmeister Dir als froher Mundschenk würzen!
    Deß freuen wir uns schon, wir Frau'n zumal
    Aus Baden, Hessen, aus der Pfalz am Rheine,
    Wir grüßen Dich im Geist viel tausendmal
    In schwesterlich einmüthigem Vereine.
    Nimm Gruß und Wünsche freundlich von uns an,
    Ein "Hoch" zum Wiegenfeste! Nun wohlan
    "Zur frohen Wiederkehr von neuen Lenzen"
    Laß Dir, o Fürst, den Ehrentrunk kredenzen!
- Die Mitglieder der "Bismarck=Nische" in der Gastwirtschaft "Zum Achtermann" sandten dem Fürsten Bismarck zu seinem Geburtstage ein Fäßchen Kornbranntwein aus der Brennerei des Herrn Rud. Peter in Goslar und ein großes Bild. Das Fäßchen ist aus Eichenholz gefertigt und trägt vier eiserne Reifen. Der eine Boden zeigt in Brandmalerei unser Kaiserhaus und den Reim:
        "Die Bismarck=Nische sendet heuer
        Von Goslars bestem Peter=Feuer,
        Der macht als harzer Morgentrunk
        Den alten Kanzler wieder jung."
Den andern Boden ziert der deutsche Reichsadler, der auf der Brust das Wappen Bismarcks trägt. Zum Fäßchen gehören außerdem auch Krahn und Bock. - Das Bild, unter Glas und Rahmen, hat folgende Unterschrift: "Seiner Durchlaucht dem Fürsten Bismarck aus Dankbarkeit gewidmet zum 1. April 1894 von der Bismarck=Nische im Achtermann in Goslar. Die Wiedererstehung des deutschen Reiches nach dem Gemälde im Kaisersaale zu Goslar."
- Fünfundvierzig Millionen Hektoliter Bier fließen alljährlich durch die Kehlen aller Deutschen. Ein Seebett von 2 025 000 Quadratmeter Grundfläche oder 225 Hektar würde bei einer Höhe von 2 Meter bis zum Rande gefüllt werden. 500 000 Hektar oder ca. 90 Quadratmeilen in hoher Kultur befindliches Land sind notwendig, um bei vollem Ertrag die Menge Gerste zu erzeugen, welche zur Herstellung dieser Menge Bieres gebraucht wird.
- Daß Liebesbriefe oft in unrechte Hände gerathen, ist keine Seltenheit, daß ein solcher Brief sich aber in ein Brötchen verirrt, dürfte noch nicht dagewesen sein. Beim Kaffeetrinken fand in Düsseldorf die Tochter einer dortigen Beamtenfamilie in einem Brötchen den zusammengefalteten Brief einer liebeglühenden Jungfrau an ihren Geliebten.
- Auf eine Rückfahrkarte "giltig für alle Züge", war einem Fahrgast auf der Rückfahrt in einem sogen. Harmonikazuge noch eine Zuschlagsgebühr von 2 Mark abgefordert worden. Er wandte sich deshalb beschwerdeführend an das zuständige königliche Eisenbahnbetriebsamt Hannover, und dieses hat jetzt entschieden, daß dem betreffenden Fahrgast die Zuschlagsgebühr von 2 Mark zurückzuzahlen sei.
- Jetzige Erdbeerpreise in Berlin. Ein Kranker hatte ungestümes Verlangen nach frischen Erdbeeren. Selbstverständlich schrieb man sofort nach Berlin an den Kaiserlichen Hoflieferanten, von wo man am ersten hoffen konnte, den Wunsch zu erfüllen. Umgehend traf ein Schächtelchen mit 16 Erdbeeren ein, welche mit Porto 4 Mark kosteten. Hoffentlich bekommen die teueren Erdbeeren dem Kranken recht gut.
- Kasernenhofblüthe. Wachtmeister: "Rekrut Müller, stellen Sie sich nicht so nahe ans Pferd, sonst frißt es Ihnen das Stroh bei den Ohren heraus!"


Wie kommen Kinder zum Lügen?

Gewiß auf allerlei Weise kann die natürliche, böse Neigung des Herzens dahin geleitet werden, besonders die furchtsamen oder zur Schlauheit angelegten Kinder, wenn sie sich dadurch einer harten Strafe zu entziehen hoffen. Es wäre darüber Manches zu sagen. Hier wollen wir nur auf eins aufmerksam machen. Man gewöhnt oft die Kinder ans Lügen, indem man ihnen selber vorlügt. Von wie viel Lüge ist das geschäftliche Leben erfüllt und die Kinder hören es. Sie hören, daß man sich verleugnen läßt: man sei nicht zu Hause! um einen ungelegenen Besuch abzuhalten. Sie hören, daß man Jemanden die schönsten Worte ins Gesicht sagt und wenn er wieder fort ist, über ihn loslegt. Welchen Eindruck muß das auf das Kind machen? - Die Kinder werden selbst oft belogen. Man droht ihnen z. B., daß der fremde Onkel das unartige Kind mitnehmen, daß der schwarze Mann kommen u. s. w. Man lügt ihnen vor um sie zu bewegen, daß sie irgend etwas thun sollen. Ja, manche belügen die Kinder im Scherz und freuen sich über ihre Leichtgläubigkeit. Es kommt vor, daß man die Kinder eine unwahre Botschaft ausrichten läßt, daß sei z. B. in der Schule im Auftrag der Eltern unwahre Entschuldigungen vorbringen müssen u. dergl. Ist es da zu verwundern, daß die Kinder es mit der Wahrheit nicht genau nehmen und ebenfalls lügen, wenn sie dadurch einen äußeren Vorteil zu erlangen hoffen? Man hilft sich oft mit einer Unwahrheit, wenn sie nach Dingen fragen, die man nicht sagen kann oder will; aber sie erfahren doch über kurz oder lang, daß man ihnen die Wahrheit nicht gesagt und ihr Vertrauen zu der Wahrhaftigkeit ihrer Eltern und Erzieher wird erschüttert. Da ist es denn auch kein Wunder, wenn sie aus einer unangenehmen Lage durch eine Lüge sich zu befreien suchen, also durch dasselbe Mittel, welches ihre Eltern angewandt haben. Es ist aber gar nicht notwendig, eine Unwahrheit zu sagen, wenn man nicht alle Fragen der Kinder beantworten will; man kann stets bei der Wahrheit bleiben, ohne den Kindern etwas zu sagen, was für sie jetzt nicht gut wäre. Ein Kind muß zu seinen Eltern unbedingtes Vertrauen haben; es muß bei ihm unumstößlich feststehen: was Vater oder Mutter sagt, daß ist wahr! Dies läßt sich erreichen, wenn man sich nur sorgfältig hütet, unter keiner Bedingung den Kindern eine Unwahrheit zu sagen.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 28 Seite 3]

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Anzeigen.

Die den Bauhandwerkern wegen Vornahme von Reparaturen an herrschaftlichen Gebäuden zustehenden Forderungen - sofern solche Reparaturen den Nutznießern auf eigene Kosten zu veranlassen kontrakts= oder verordnungsmäßig obliegt - können nur gewährleistet werden, wenn der jedesmalige Anspruch spätestens bis zum Ende des Rechnungsjahres, in dem er erwuchs, hier angemeldet ist.
Wir nehmen Veranlassung, die Bauhandwerker zur Innehaltung der Frist aufzufordern.
Schönberg, den 5. April 1894.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


Auf den Antrag des Bäckermeisters Heinrich Bumann hieselbst soll über die nachstehenden Grundstücke desselben, als:

1. das zu Schönberg an der Siemzerstraße sub Nr. 214 belegene Wohnhaus c. p.,
2. das auf der Schönberger Stadtfeldmark im "Langencamp" an der Rottensdorfer Chaussee belegene Ackerstück in Größe von 3 1/2 Schffl. Aussaat und
3. die auf der Schönberger Stadtfeldmark im Stadtmoor belegene Wiese in Größe von 7 Schffl. Aussaat, -
welche Grundstücke einem gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden werden, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiemit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Mittwoch, den 6. Juni d. Js.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie gesetzlich nicht von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer der Grundstücke präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 10. März 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Retelsdorf sub Nr. I belegene Vollstelle c. p. des Schulzen Fritz Grevsmühl daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 2. April 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Grieben sub Nr. 3 belegene Büdnerstelle c. p. des Arbeitsmanns Heinrich Tretow aus Schönberg ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 4. Juni d. J.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 9. März 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Zur Beachtung.

Da in Folge der anhaltenden Dürre Waldbrände im Bereiche der Möglichkeit liegen, die bei den vorhandenen vielen Windfallstämmen, namentlich in den Nadelholzwaldungen unberechenbaren Schaden hervorrufen könnten, so ist jegliches Rauchen und Feuer=Anzünden in den Großherzoglichen Forsten bei strenger gerichtlicher Ahndung verboten. Eltern pp. wollen ihren unmündigen Kindern, für deren Handlungen sie gesetzlich keine Haftpflicht zu übernehmen haben, ohne Begleitung von Erwachsenen das Betreten der Forsten untersagen.
Schönberg, den 4. April 1894.

Die Großherzogliche Forstverwaltung.
C. Hottelett.


Holz=Auction
im Kneeser Forst, im Schutzbezirk Breesen
am Mittwoch, den 11. April 1894
über etwa:

130 Stück fichten geringe Drümme,
400 Stück fichten Stangen, wie Wesebäume, Leiterbäume, Latten usw.
  19 Rmtr. buchen Kluft II und Ausschuß,
  70 Rmtr. buchen Buschholz.
Versammlung und Verlesen der Verkaufsbedingungen des Morgens 9 Uhr in den großen Buchen an der Weitendorfer Grenze.

                                                    J. Müller, Revierförster.


Zu Michaelis suche ein sauberes, einfaches, sehr ordentliches

Stubenmädchen

bei leichter Arbeit.

Gr. Molzahn.                                                     Röper.


Gesucht auf Hof Wahrsow zum 24. Okt. einen Deputatknecht und eine Tagelöhnerfamilie (Drescher).


Dachschächte, sowie ein gr. Tausend=Dachreht
hat abzugeben                                                    
Hof Lauen.                                                     J. Prüß.


Goldfische
sind wieder vorräthig bei                                                    
                                                    Klempner W. Wieschendorf.


Runkelrübensaat,
Rigaer Leinsaat
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Bruteier
von schönen schwarzen Minorka â 10 Pfg. verkauft
                                                    D. Hempel.


Mast= und Freßpulver
für Schweine. Vorteile: Große Futterersparnis, rasche Gewichtszunahme, schnelles Fettwerden, erregt Freßlust, verhütet Verstopfung und schützt die Tiere vor vielen Krankheiten, per Schachtel 50 Pfg., nur ächt, wenn dieselbe den Namenszug Geo Dötzer trägt. Erhältlich bei Apotheker Montag in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 28 Seite 4]

Mehr als jedes zweite Loos gewinnt.

Ohne Loos kein Gewinn.

Planmässige Gewinne.
Grösster Gewinn im glücklichsten Falle
500,000 Mk.
    1 Prämie à 300,000 M. = 300,000 M.
    1 Gew. à 200,000 M. = 200,000 M.
    1 Gew. à 100,000 M. = 100,000 M.
    1 Gew. à 50,000 M. = 50,000 M.
    1 Gew. à 40,000 M. = 40,000 M.
    1 Gew. à 30,000 M. = 30,000 M.
    2 Gew. à 20,000 M. = 40,000 M.
  18 Gew. à 5000 M. = 90,000 M.
204 Gew. à 3000 M. = 612,000 M.
300 Gew. à 1000 M. = 300,000 M.
u. s. w. u s. w.
    Grossherzogl. Schwerin'sche
237. Landeslotterie.
65,000 Loose mit 32 600 in 6 Classen vertheilten Gewinnen.
Nächste Ziehung schon 4. u. 5. Mai
Original-Loose zur 1. Klasse.
1/8 à 1,60 Mk. 1/4 à 3,15 Mk. 1/2 à 6,30 Mk. 1 ganzes 12,60 Mk. Der Portoersparniss halber empfiehlt es sich alle Klassen im Voraus zu zahlen und kostet 1/8 für alle 6 Klassen 15,75 Mk., 1/4 31,50 Mk., 1/2 63,- Mk.
Für Porto und Gewinnliste sind für jede Klasse 25 Pfg. extra zu entrichten.
Gefl. Aufträge p. Anweisung erbeten.

J. Scholl, Neustrelitz, Zierkerstr. 57.

Ohne Loos kein Gewinn.

Für gezogene Loose werden Ersatzloose geliefert.


Stets vorräthig:

Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedenen Sorten, Nabelbinden für Kinder, Geradehalter leicht zu tragen und sehr zweckmäßig, für junge Mädchen wohl zu beachten, Suspensor oder Tragbeutel, Gummi=Luftkissen für Kranke, Clysopomp und doppelte Clystirspritzen zum Selbstclystiren. Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, Irrigator u. Mutter=Rohre, Mutter-Kränze, Gummileinen, zum Schutz des Durchnässen für Betten in Wiegen, Milchpumpen, Brust=Hütchen, Brust=Gläser, electromotorische Zahnhalsbänder, Kinder das Zahnen leicht und schmerzlos zu befördern, sehr empfehlenswerth, Zahnkitt für hohle Zähne, Zahnringe, starke Schlauchgarnitur mit Bürste und Flasche, sowie giftfreie Gummisauger ohne Naht sind stets zu haben in Schönberg bei

                                                    Heinrich Böckmann,,
                                                    Bandagist.


Wohnungs=Veränderung.

Den Bewohnern Schönbergs und der Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich nicht mehr Lübeckerstraße, sondern in meinem Hause, Am Markt 34, neben Schlachtermeister H. Ladendorf wohne.

                                                    H. Fick jun.,
                                                    Barbier u. Friseur.


Gedüngtes Kartoffelland
habe noch abzugeben und erbitte Bestellungen bis Donnerstag.                                                    
                                                    W. Holldorff.


Bücherlesezirkel.
Auswahl neuer Bücher
Dienstag, 10. April, abends 8 Uhr.
Etwaige Austrittserklärungen werden baldigst erbeten.
                                                    J.


Kriegerverein in Carlow.
Allgemeine Versammlung
am Sonntag, den 15. April d. J., Nachmittags um 4 Uhr,

im Vereinslokal.

                Tagesordnung:
1. Wahl eines Deligirten zum Landeskriegerfest am 2. und 3. Juni d. J. in Grevesmühlen.
2. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Theater in Schönberg.
Am Mittwoch, den 11. April d. Js.,
im Boye'schen Saale von den Mitgliedern des Lübecker Stadt=Theaters:
Charley's Tante. Schwank in 3 Akten von Brandon Thomas.
Kassenöffnung 7 1/2 Uhr.         Anfang 8 Uhr.
Preise der Plätze:
Im Vorverkauf bei den Herren Emil Hempel und J. Boye: Nummerirter Sperrsitz 1,75 Mk., I. Platz 1 Mk., II. Platz 50 Pfg., Gallerie 30 Pfg.
                                                    Die Direktion.


Männer=Turnverein
zu
Schönberg.
Heute, Dienstag abend 8 Uhr,
Versammlung
im Vereinslokal.                                                     Der Vorstand.


Klee= und Grassämereien

unter Controlle der Landwirthschaftl. Versuchsstation in Rostock empfiehlt zu den billigsten Preisen

                                                    Aug. Spehr.


Zugelaufen  ein brauner Jagdhund. Abzuholen gegen Erstattung der Unkosten bei:

                                                    Bahnw. Scharnhorst,
                                                    Rupensdorf.


Für alle freundlichen Glückwünsche zu unserer Hochzeit sagen ihren herzlichen Dank

                                                    C. Jessen und Frau
                                                    geb. Becker.


Für die freundlichen Glückwünsche zu unserer silbernen Hochzeit sagen wir allen Gratulanten hiermit unsern herzlichsten Dank.
Schönberg, den 7. April 1894.

                                                    C. Staffeldt und Frau.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-53 M., große Schweine 51-53 M., Sauen 40-45 M., Kälber 60-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 28 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 28 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. April 1894.


- Schönberg. Ueber die Aufführung von "Charleys Tante", welche hier morgen Mittwoch den 11. April im Boye'schen Theater=Saale stattfindet, wird aus Oldesloe vom 3. April geschrieben:
Die von der Direktion des Lübecker Stadttheaters am gestrigen Abend auf der Bühne der "Harmonie" hierselbst entrierte Aufführung von "Charleys Tante" hatte sich, wie dies auch nicht anders zu erwarten stand, bei vollbesetztem Hause eines glänzenden Erfolges zu erfreuen. Der an hochkomischen Situationen reiche Schwank von Brandon Thomas wurde von anerkannt tüchtigen Kräften des Lübecker Stadttheaters, die sich auch äußerlich in jeder Beziehung aufs vorteilhafteste repräsentierten, in so wirkungsvoller Weise zur Darstellung gebracht, daß das Publikum gar nicht aus dem Lachen herauskam. Die Aufführung entfesselte wiederholt einen rauschenden Beifallssturm und hat die hochgespannten Erwartungen, die man an dieselbe knüpfte, im vollsten Maße gerechtfertigt und erfüllt.
- Der landwirthschaftliche Verein in Mirow in Mecklenburg=Strelitz hat die Errichtung einer Zuchtgenossenschaft beschlossen. Die Einrichtung wird vorläufig mit der Stationirung eines Zuchtbollen edler Rasse am Orte eröffnet werden.
- Dem Vernehmen des "M. T." nach wird das Projekt der Erbauung einer Zuckerfabrik in Grevesmühlen neuerdings mit lebhafterem Eifer verfolgt, seitdem einer Commission von Herren hinsichtlich des Baues der projectirten Eisenbahnlinie Grevesmühlen=Klütz von competenter Seite günstige Zusagen gegeben sein sollen. Die Bahn würde dieser Nachricht zufolge bereits im nächsten Jahre befahren werden können. Mit den Interessen unserer Landwirthe, welche größtentheils zum Rübenbau überzugehen entschlossen sind, vereinigen sich auch natürlich diejenigen der gesammten Bevölkerung unseres Landstrichs; von den Bewohnern unseres Ortes wird lebhaft gewünscht, daß das seit dem vorigen Jahr ruhende Project wieder aufgenommen und seiner endgültigen Lösung näher gebracht werde. Nach wie vor hält man hier allgemein eine Secundärbahn für die allein richtige Lösung der Frage, da nur diese den bedeutend sich steigernden Verkehr zu bewältigen in der Lage sein werde.
- Auf der Stadtfeldmark Gadebusch und auf der zum Cämmereigute Benthof gehörigen Feldmark wurden im Zeitraum vom 1. März 1893 bis zum 1. März 1894 erlegt: 14 Rehböcke, 8 alte Rehe, 152 Hasen, 5 Waldschnepfen, 60 Becassinen, 54 wilde Enten, 182 Rebhühner, 12 Wachteln, 3 Kraniche, 21 Füchse, 14 Iltisse, 18 Wiesel, darunter 10 große und 8 kleine, 8 Katzen, 2 jagende Hunde, 5 Fischreiher, 1 Hühnerhabicht, 23 Bussarde, 1 Gabelweihe, 17 Sperber, 9 Thurmfalken, 265 Krähen, 27 Elstern und 19 Holzheher. Die erste Waldschnepfe wurde hier am 10. März geschossen.
- Der deutsche Lehrerverein, welcher 55 000 Mitglieder in den deutschen Staaten zählt, scheint auch in Mecklenburg festen Boden zu gewinnen. Als erster Verein Mecklenburgs trat vor 4 1/2 Jahren der Verein Schwarzenpfost bei, ihm ist der Parchimsche Lehrerverein gefolgt und jetzt hat nach der "Pr. L.=Z." auch der Pädagogische Verein zu Bützow seine Aufnahme in den deutschen Lehrerverein nachgesucht.
- Die Unterstützungen der Familien der aus der Reserve, Landwehr oder Seewehr zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften betragen 30 Procent des ortsüblichen Tagelohns für die Frau, 10 Procent für jedes Kind, jedoch werden im Ganzen nicht mehr als 60 Procent bewilligt. Bezügliche Anträge sind bei der Gemeindebehörde, wo der Einberufene seinen gewöhnlichen Aufenthaltsort hat, anzubringen.
- Die Jäger werden wahrscheinlich mit diesem Jahre sehr zufrieden sein können, denn die Aussichten auf ein gutes Jagdjahr sind die denkbar günstigsten. Die Hasen haben ihren ersten Wurf, von warmem Wetter begünstigt, gethan, und hat man bereits reichlich Märzhasen gefunden. Auch die Hühner haben ihr Brutgeschäft begonnen und die Jäger erwarten mit Zuversicht große Völker.


- Nach Deutschland sind amerikanische Agenten unterwegs, um 5000 deutsche Landarbeiter für die Vereinigten Staaten von Nordamerika anzuwerben. Es lasse sich aber Niemand mit diesen Agenten ein, denn derjenige Theil Amerikas, nach dem die deutschen Arbeiter gebracht werden sollen, ist der schlechteste des Landes. Es ist das Mississippthal, die Heimstätte des gelben Fiebers!
- Bei den Frühjahrskontrollversammlungen in Berlin wurden die Reservisten, die eine fremde Sprache fließend sprechen und schreiben, aufgefordert, sich zu melden. Es handelt sich anscheinend darum, sich eine genügende Zahl von Dolmetschern für den Bedarfsfall zu sichern.
- Der Wachtmeister Gäbler von der dritten Eskadron des Ulanen=Regiments Nr. 16 in Gardelegen, der bei dem "Todesritt" von Mars la Tour die Standarte des Regiments getragen und unversehrt zurückgebracht hatte, ist vor einigen Tagen mit allen militärischen Ehren und in Anwesenheit des ganzen Offizierskorps des Regiments zur letzten Ruhe bestattet worden. Der Verstorbene hat dem Regiment fast 35 Jahre angehört.
- Die Kriminalpolizei in Hamburg verhaftete eine aus acht Personen bestehende Bande, welche systematisch auf den Hamburger Kais lagernde Kaufmannsgüter, insbesondere Wollballen geraubt und mit den Waren einen schwunghaften Handel nach Berlin und Sachsen betrieben hatte.
- In Freiburg i. B. befindet sich in der Gärtnerei Wehrle einer der größten Rosenbäume Deutschlands. Dieses Prachtexemplar ist 12 1/2 Jahr alt, nimmt einen Flächenraum von 74 Quadratmetern ein und ist gegenwärtig trotz der frühen Jahreszeit mit ca. 10 000 Knospen bedeckt.
- Auf dem Leipziger Historikertag erwähnte Prof. Dr. Arndt auf dem Festmahl, daß Fürst Bismarck selbst seine Memoiren schreibe. Er dürfe verrathen, daß sie fast vollendet sind, "gearbeitet mit all der Technik, die wir bei der Darstellung historischer Werke anwenden."
- In Schneidemühl beschlossen die Stadtverordneten am Donnerstag, dem Brunnenmacher Beyer in Berlin für die von ihm ausgeführten Arbeiten am Unglücksbrunnen 7000 Mk. zu zahlen. Den durch das Brunnenunglück geschädigten zwanzig Hausbesitzern wurden die für April bis Juni in Betracht kommenden Miethsausfälle aus den eingegangenen Unterstützungsgeldern ersetzt.
- Die Vorsaison in Baden=Baden gestaltet sich unter der Gunst des herrlichsten Frühlingswetters sehr lebhaft. Schon seit Ostern wurden die Nachmittagskonzerte des Kurorchesters im Freien gegeben und man sieht auf der Promenade das eleganteste Publikum, vorwiegend solche, die aus dem Süden heimkehren und dort ihre Uebergangsstation machen.
- Das fast sommerliche Wetter hat die Kurdirektion zu Wiesbaden schon jetzt veranlaßt, die Konzerte im Freien stattfinden zu lassen.
- Wenns in München eine Aufregung giebt, ist immer das Bier schuld, so oder so, und gewöhnlich das Hofbräuhausbier. Jetzt verlangt das Finanzministerium vom Landtag 1 400 000 Mark, um die Brauerei des Hofbräuhauses vor die Stadt zu verlegen. Die jetzigen Gebäude am "Platzl" in der Stadt sollen lediglich für den Ausschank eingerichtet werden. Die Debatte für diese Forderung im Landtag wird sehr lebhaft werden und im Hofbräuhaus noch viel schlimmer. Es herrscht unter den Gewerbetreibenden schon große Erregung, weil das Hofbräuhaus damit begonnen hat, Filialen in den verschiedenen Stadttheilen zu errichten. Die Wirthe haben sich wegen dieser Konkurrenz mit

[ => Original lesen: 1894 Nr. 28 Seite 6]

einer Vorstellung an den Prinzregenten gewendet und die Brauer werden nachfolgen.
- Die Gebeine des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn sind in Freyburg an der Unstrut exhumiert und in eine neue Gruft daselbst überführt worden. Aus dem bei diesem Akt aufgenommenem Protokoll ist zu ersehen, daß der Sargdeckel ganz morsch war und die Gebeine in sehr verwittertem Zustande sich befanden. Der hochstirnige Schädel, ein Teil der Wirbelsäule und des Beckens, der Knochen der Extremitäten samt einigen Knochen der Hände und Füße konnten dem neuen Sarge übergeben werden; die Lippen waren ganz verschwunden, vorhanden waren noch einige Barthaare und gut erhaltene Lorbeerblätter. Die Weihe der Erinnerungshalle, welche von der deutschen Turnerschaft über Jahn's Grab in Freyburg a. U. errichtet worden ist, findet am 10. April d. J. statt. Für den Bau sind bisher 15 425 Mk. gesammelt.
- Am Mittwoch früh gegen 1/2 5 Uhr war in dem früheren Britanniahotel, einem fünfstöckigen Etagenhaus, in Frankfurt a. M. Feuer ausgebrochen und im Augenblick stand auch schon das ganze aus Eichenholz gebaute, mit einem eisernen Geländer versehene Treppenhaus bis zum Dach hinauf in lichterlohen Flammen. Auf diese Weile war den zahlreichen Insassen des brennenden Hauses der rettende Ausweg von den Flammen gänzlich versperrt. Eine Mutter mit ihrem Kinde sprang aus dem Fenster, beide sind tot auf der Straße liegen geblieben Ein Dienstmädchen, welches am Blitzableiter hinabklettern wollte und stürzte, ereilte dasselbe Schicksal; ein anderes Mädchen wurde gerettet. Außerdem sind noch sieben Personen verbrannt. Man vermuthet, daß das Feuer im Parterrestock ausgekommen ist, vielleicht durch ausströmendes Gas. Der Hausmeister, der schwerverletzt und bis jetzt noch nicht vernehmungsfähig ist, scheint bei den Löschversuchen schwere Wunden erlitten zu haben. Er wurde bewußtlos aufgefunden. Der Luftschacht für den Aufzug hat jedenfalls zur rapiden Verbreitung des Feuers viel beigetragen. Es ist fast das gesammte Mobiliar verbrannt und die Bewohner des Hauses haben so gut wie nichts retten können.
- Beim Fällen altersschwacher Pappelbäume in Petzendorf bei Pfaffenhofen (Oberbayern) kamen die Schulkinder an der Arbeitsstätte vorbei und sahen in kindlicher Neugier der Arbeit zu. Plötzlich senkte sich ein mächtiger Stamm und fiel der Straße zu, wo die Kinder standen. Entsetzt schreiend stoben diese auseinander, aber leider konnten sich zwei Mädchen nicht mehr rechtzeitig retten und wurden von dem Baumstamme zermalmt. Auch der Bauer, welcher mit den Fällungsarbeiten beschäftigt war, wurde stark verletzt.
- Die Erleichterung des Infanteriegepäckssoll, den "Münchener N. Nachrichten" zufolge, probeweise auch für einzelne bayerische Infanterietruppentheile eingeführt werden.
- Aus Sardinien wird gemeldet, daß die Noth dort so groß geworden ist, daß die Einwohner sich zumtheil von Gras ernähren müssen. In den Dörfern sind von zahlreichen Häusern die Dachziegel abgenommen und verkauft worden, um Lebensmittel zu beschaffen. Die Sterblichkeit ist groß.
- Mascagni, der bekannte Komponist der Cavalleria rusticana, hat in Monte Carlo sein gesammtes Vermögen verloren.
- Im Anschluß an den beendigten medizinischen Kongreß in Rom fand am Donnerstag nachmittag ein Blumenkorso und abends eine glänzende Illumination statt, an denen beiden sich das Publikum lebhaft betheiligte.
- In Frankreich beginnt man mehr und mehr aufmerksam zu werden auf die handelspolitische Annäherung Rußlands an den Dreibund. So stellt das "Journal des Debats" in einem halbamtlichen Artikel anläßlich des Abschlusses des russisch=österreichischen Handelsübereinkommens die fortgesetzte Annäherung Rußlands an den Dreibund, sowie die Erkaltung der russisch=französischen Freundschaft fest. Das Blatt macht hierfür die Schutzzollpolitik der Kammer verantwortlich.
- Die bekannte Thiermalerin Rosa Bonheur wurde vom Präsidenten Carnot zum Offizier der Ehrenlegion befördert. Es ist dies der erste Fall, daß man einer Frau diese Stufe des Ordens ertheilte.
- Ungeheures Aufsehen ruft in Antwerpen die Verhaftung eines den vornehmsten Kaufmannskreisen angehörigen Ehepaares hervor, welches beschuldigt ist, drei nahe Verwandte vergiftet zu haben, um die Versicherungsprämie von 500 000 Franks zu beheben. Die Ausgrabung der 3 Leichen ergab Giftspuren. Außer dem genannten Ehepaare sind ein hoher belgischer Staatsbeamter, sowie ein Antwerpener Arzt kompromittiert.
- Durch eine Feuersbrunst, die vor einigen Tagen in den Londoner Docks gewütet hat, ist das in den Kellern desselben lagernde Quecksilber, der Firma Rothschild gehörig, im Wert von 19 Mill. Mark zerstört worden.
- In Liverpool wurde vor einigen Tagen eine Frau, Mrs. Malber, gehängt. Diese 53 Jahre alte Person war dermalen eifersüchtig auf ihren sehr schwächlichen zweiten Mann gewesen, daß sie eines Tages den vermeintlichen Don Juan in einer Dachstube ankettete, und als er auch dann noch nicht seine Sünden beichten wollte, ihm nach den gemeinsten Beschimpfungen erst mit einer eisernen Kette und dann mit einer Petroleumlampe so lange den Kopf bearbeitete, bis der Mann seinen Geist aufgab. Vor der Jury entrollte sich ein so häßliches Bild, daß auch nicht einmal der Versuch gemacht wurde, die Begnadigung der Mörderin zu erwirken. Ihr Sohn war der Einzige, der sie im Gefängniß besuchte, und ihm gegenüber gab sie auch zu, daß das Urtheil gerecht sei.
- Für den Henkerposten von Madrid haben sich 257 Bewerber gemeldet, darunter 83 Lehrer, vier Advokaten und ein ehemaliger Priester! In ganz Spanien giebt es 12 Henkerposten. Der bestbezahlte ist der Henker von Madrid. Er hat ein Jahresgehalt von 2750 Pesetas (à 75 Pf.) Der von Las Palmas ist der am schlechtesten bezahlte. Er erhält nur 825 Pesetas. Uebrigens kostet jede Hinrichtung dem Staate ungefähr 2500 Pesetas.
- Einer sehr hohen Kollegin dürfen die Damen sich rühmen, die an den Schreibmaschinen beschäftigt sind. Die Kaiserin von Rußland verbringt einen großen Theil ihrer Zeit damit, die Briefe, welche ihr der Czar dictirt, mit Hilfe der Schreibmaschine wiederzugeben.
- Mit der Exkönigin der Hawaii=Inseln geht es, seitdem sie den Thron verloren hat, immer mehr bergab. Vor kurzem lief die Meldung durch amerikanische Blätter, sie sei von einem Impresario für eine Reihe von Vorlesungen über ihre Erlebnisse gewonnen worden und habe sich verpflichtet, für 100 Dinars pro Abend im vollen Krönungsornat zu erscheinen. Jetzt kommt aus Honolulu die Meldung, aus jenen Vorlesungen könne nichts werden, weil die Dame infolge Trunkes am Delirium leide.
- Aenderungen an Invaliden=Quittungskarten. Für alle Personen, die sich mit Invaliden=Quittungskarten zu beschäftigen in die Lage kommen, ist die Kenntniß einer neuerdings ergangenen Entscheidung des Reichsgerichts von großem Interesse, wonach alle unbefugten Aenderungen an den Aufschriften der Quittungskarten, insbesondere Umschreibung der Karte auf den Namen und den Geburtstag und den Geburtsort einer anderen der Versicherungspflicht unterliegenden Person, als Fälschung einer öffentlichen Urkunde anzusehen und nach Maßgabe der schwere Strafe androhenden Bestimmungen des Reichsstrafgesetzbuches über Urkundenfälschung geahndet werden.
- Die amerikanische Einwanderungsstatistik führt auch auf, wie viel Geld jeder Einwanderer mit ins Land bringt. In dem soeben über den Monat Januar dieses Jahres erschienenen Ausweis, in welchem die Einwanderungsziffer nur wenig über 5000 gestiegen war, hat sich die Gesammtsumme des von den Einwanderern ins Land gebrachten Geldes auf 82 500 Dollars belaufen. Aus den Durchschnittszahlen der Nationalitäten ergiebt sich, daß die Einwanderer aus der Schweiz am reichlichsten mit Geldmitteln ausgestattet waren; bei ihnen entfielen auf den Kopf 31 Dollars. Ihnen folgten die Deutschen mit 28 Dollars, dann die Engländer und Oesterreicher mit 19, danach Italiener, Irländer, Ungarn u. s. w., während die Russen über den kleinsten Betrag, nämlich nur über 5 Dollars verfügten.


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