No. 26
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. April
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1894 Nr. 26 Seite 1]

Die Bestimmungen über die Gepäck=Erleichterung

sind nunmehr bekannt gegeben. Es sind folgende Abänderungen beabsichtigt, welche allerdings erst nach Prüfung der einzelnen Uniformirungen allgemein eingeführt werden sollen.
Der Waffenrock soll an Stelle des Stehkragens einen Umschlagkragen erhalten, der nicht am Halse, sondern oben an der Brust zugefaßt wird. Die Rockschöße werden hinten geteilt und ein wenig verkürzt. Statt der Binde wird ein Kragenstück an das Hemde geknöpft.
Das Calicohemd wird durch ein Tricotgewebe ersetzt.
Die Stiefel erhalten leichteres Leder für die Schäfte und leichteren Beschlag.
Die Unterhosen werden so zugeschnitten, daß sie im Quartier als Oberhose getragen werden können.
Der Helm wird kleinere Beschläge aus Aluminiumbronce erhalten.
Die Tornister werden erleichtert, mit beweglichen Tragriemen ohne Gestell hergestellt. Zeltzubehör und Lebensmittelbeutel, in welchem die eisernen Portionen Platz finden, werden unter der Tornisterklappe befestigt und unten seitlich des Tornisters zwei leicht zugängliche Taschen für je 1 Patronenpacket angebracht.
Dafür fällt die hintere Patronentasche fort, jedoch nehmen die vorderen Taschen je 3 (statt 2) Packete zu 15 Patronen auf. Die Blecheinsätze werden beseitigt.
Die Leibrieme und Säbeltaschen werden 1/2 cm schmaler geschnitten als bisher.
Das Kochgeschirr besteht (bereits feststehend) aus geschwärztem Aluminium
Das Brotbeutelband soll, um den Druck auf der Brust zu vermeiden, auf den Märschen im Brotbeutel getragen werden.
Der Mantel wird im Rücken und in den Aermeln nicht gefüttert, der Schnitt enger, die Aermelaufschläge schmaler gemacht.
Die Drillichhose fällt fort. Für den Winter ist Ersatz vorgesehen.
Die Handschuhe werden nur für kältere Jahreszeiten ausgegeben.
Das Putzzeug ist um 200 Gr. zu verringern.
Das Seitengewehr macht einem um vier= bis fünfhundert Gr. leichteren Modelle Platz.
Von der Taschenmunition werden 30 Patronen auf Wagen nachgeführt.
Die mitzutragenden eisernen Gemüse=Conserven werden um 400 Gr. verringert.
An Schanzzeug wird der Truppe so viel zugetheilt, daß jede Compagnie nur noch 50 Spaten, 10 Beilpicken und 5 Beile mitführt, die man den stärkeren Leuten mitgeben wird.
Die gesammte Gepäckerleichterung wird 13 bis 14 Pfund betragen.
Die beabsichtigten Aenderungen werden bei zehn Bataillonen vom Mai ab erprobt, und mit dem Schluß der Herbstübungen auch die Proben abgeschlossen werden.
In Bezug auf obige Bestimmungen ist noch zu bemerken, daß die Infanterie in Oesterreich pro Mann 28,2, in Italien 26, in Frankreich 28,5, in Rußland 29,5 Kg. trägt, so daß die neue deutsche Ausrüstung mit zusammen 26,1 Klg. eine der leichtesten sein wird.
An Patronen nehmen die Infanteristen mit: in Oesterreich 100, Italien 96, Frankreich 120 und Rußland 84 Stück, so daß der deutsche Soldat mit 90 Stück etwa in der Mitte steht.


- Die Brüsseler Weltausstellung ist endgültig bis zum Jahre 1896 verschoben worden.
- Der Haarwechsel der Pferde, welcher bekanntlich jedes Frühjahr stattfindet, ist ein wichtiger Vorgang, der im innigsten Zusammenhange mit den Lebensverhältnissen der Pferde steht. Wie die Erfahrung lehrt, haben die Pferde während des Haarwechsels stets weniger Kraft und sind empfindlicher gegen Witterungs= und andere Einflüsse. Bei kränklichen und schwächlichen Pferden findet der Haarwechsel häufig nur unvollständig statt und wenn er unterbrochen wird, treten mancherlei Krankheitszustände auf. Während des Haarwechsels ist daher besonders vorsichtige Behandlung der Pferde notwendig: man muß sie gegen Erkältung und vor grellem Wechsel in der Lebens= und Fütterungsweise schützen, sie recht fleißig putzen und ihnen leicht verdauliches Futter verabreichen. Sollten dennoch Störungen im Haarwechsel eintreten oder will dieser nicht erfolgen, dann empfiehlt sich außer Warmhalten und Putzen besonders eine die Hautthätigkeit fördernde Nahrung, z. B. ungebrühtes Gerstenschrot, Leinkuchen oder Leinsamenmehl zusammen mit genügend viel Kochsalz zum Futter zu verabreichen. Auch Mohrrüben sind da ein gutes Futter. Erkältungskrankheiten entstehen im Winter und Frühjahr auch häufig dadurch, daß die Thiere in zu heißen, dunstigen Stallungen stehen und bei rauhem, schlechtem Wetter ohne gute Kreuz= und Nierendecken ins Freie kommen. Es ist der gewöhnliche Fehler, die Pferdedecke zu spät aufzulegen.


Ueberzieher u. Lodenstoffe à Mk. 4.95 Pf. per Meter
versenden jede beliebige Meterzahl an Jedermann.
Erstes deutsches Tuchversandgeschäft Oettinger & Co. Frankfurt a. M.
Fabrik-Dépôt.
Muster bereitwilligst franco.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Sabow sub Nr. 1 belegene Schulzenstelle c. p. des Schulzen Heinrich Grevsmühl daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

[ => Original lesen: 1894 Nr. 26 Seite 2]

Dienstag, den 24. April 1894
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie gesetzlich nicht von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 30. Januar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 28.

Am Mittwoch, den 4. April, Morgens 10 Uhr, sollen im Kruge der Ww. Krellenberg=Carlow bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.

1. Aus Gr. Rünzer Zuschlage.

      4 1/2 Fuder fichten Durchforstungsholz I. u. II. Cl.

2. Aus Carlower Holze.

      3 Rmtr. aspen Knüppel.
      9 Rmtr. fichten Kluft, Olm u. Knüppel.
      8 Rmtr. lärchen Knüppel.
      1 Fuder kiefern Durchforstholz II. Cl.
      7 1/2 Fuder fichten Pollholz.

3. Aus dem Röggeliner Holze.

      8 Rmtr. eichen Kluftholz.
      2 Fuder eichen Pollholz.
    22 Stück buchen Blöcke = 26,33 Festmtr.
  335 Stück buchen Kluft I., II u. Olm.
    70 Fuder buchen Pollholz.
    23 Rmtr. kiefern Kluftholz.
      3 Rmtr. fichten Olm.
      6 Fuder nadelholz Pollholz.
Schönberg, den 27. März 1894.

                                                    Der Oberförster, C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 28.

Am Donnerstag, den 5. April, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden:

Aus den Hohemeiler Tannen.

          2 Rmtr. birken Knüppel.
          1 Fuder birken Durchforstholz II. Classe.
ca. 100 Rmtr. kiefern Kluft.
      440 Rmtr. kiefern Knüppel.
        18 Rmtr. kiefern Rodestämme.
  51 1/2 Fuder kiefern Durchforstungsholz I., II. u. III. Classe.
Das mit Namen bezeichnete Kluftholz ist verkauft.
Im Uebrigen ist nähere Auskunft auf der Försterei Hohemeile zu erhalten.
Schönberg, den 28. März 1894.

                                                    Der Oberförster, C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 28.

Am Freitag, den 6. April, Morgens 10 Uhr, sollen beim Krüger Thies zu Ziethen bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.

1. Aus dem Garrenseerholze.

    4 Rmtr. buchen Knüppel.
    8 Rmtr. kiefern Kluft.
    9 Rmtr. nadelholz Knüppel.

2. Aus dem Bahlen.

110 Rmtr. buchen Kluft I., II. u. Knüppel.
270 Rmtr. kiefern, fichten Kluft u. Knüppel.

3. Aus dem Lanckowerholze.

    1 Rmtr. aspen Knüppel,
  94 Rmtr, kiefern, fichten Kluft u. Knüppel.
Schönberg, den 28. März 1894.

                                                    Der Oberförster, C. Hottelet.


Bekanntmachung.

Die Herren Aerzte werden ersucht, bei Lymphbestellungen folgende Punkte zu beachten:

1. Die Versendung von Lymphe kann nur im April erfolgen.
2. Es wird gewünscht, daß zu den Bestellungen lediglich Postkarten zur Verwendung kommen.
3. Deutliche Schrift, besonders betr. Namen und Wohnort des Bestellers, ist durchaus notwendig.
4. Es empfiehlt sich möglichste Kürze und Bestimmtheit der Bestellung. (Datum der Impftermine und Anzahl der zu jedem gewünschten Portionen genügt.)
5. Es wird, soweit dies irgend möglich ist, um vierzehntägige Vorausbestellung gebeten und zwar thunlichst in der Weise, daß der Bedarf für zwei Wochen in einer Sendung befördert werden kann.
6. Bei jeder Bestellung ist anzugeben, ob die Lymphe für öffentliche oder für Privat=Impfungen bestimmt ist.
7. Die Meldekarten für den erzielten Erfolg sind sofort nach vorgenommener Nachschau im Institut wieder einzusenden.
Schwerin, den 1. April 1894.

Großherzogliches Landes=Impf=Institut.
Dr. Wilhelmy.


Gesucht zu Johannis d. J. 4300 Mk. in eine Vollstelle des Fürstenthums Ratzeburg. Näheres zu erfragen in der Exp. d. Bl.


Wegen Kränklichkeit des jetzigen Pächters soll die

Windmühle

in Selmsdorf zu nächsten Johannis neu verpachtet werden.
Näheres bei

                                                    Krickhuhn in Lübeck.


Wohnungs=Veränderung.

Den Bewohnern Schönbergs und der Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich nicht mehr Lübeckerstraße, sondern in meinem Hause, Am Markt 34, neben Schlachtermeister H. Ladendorf wohne.

                                                    H. Fick jun.,
                                                    Barbier u. Friseur.


Wohnungsveränderung.

Wohne jetzt im Hause des Tischlermeisters Herrn Holz, Siemzerstraße Nr. 94.

                                                    Achtungsvoll
                                                    Louise Soll.


Eine geräumige

Wohnung

ist zu Michaelis d. J. Sabowerstraße 21 zu vermiethen.


Bienen=Verkauf.

Unterzeichneter beabsichtigt noch einige Stock Bienen in Körben zu verkaufen, selbige sind ausgezeichnet volkreich und schwer. Auch habe noch ca. 200 Pfd. ff. Schleuderhonig abzugeben.

Petersberg.                                                     J. Freitag.


Sämmtliche                          
Werkzeuge
für                                                    
Bauhandwerker
in nur bester Qualität unter Garantie empfiehlt
                                                    Rud. Tietgen.


Eine ital. Bienenkönigin
hat billig abzugeben                                                    
                                                    D. Hempel.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 26 Seite 3]

Gartengeräthe
als
Gußstahl=Spaten,
Schaufeln,
Forken,
Harken in allen Größen,
Hacker,
Grabeforken,
Steigstoßer,>
Heckenscheeren,
Rebenscheeren,
Raupenscheeren,
Garten= und Oculirmesser,
Baumsägen,
Spargelstecher,
sowie                                                    
Spatenstiele
empfiehlt billigst                                                    
                                                    Rud. Tietgen.


Mast= und Freßpulver
für Schweine. Vorteile: Große Futterersparnis, rasche Gewichtszunahme, schnelles Fettwerden, erregt Freßlust, verhütet Verstopfung und schützt die Tiere vor vielen Krankheiten, per Schachtel 50 Pfg., nur ächt, wenn dieselbe den Namenszug Geo Dötzer trägt. Erhältlich bei Apotheker Montag in Schönberg.


Zu verkaufen eine junge

Ziege

die bald milchend wird, bei Arbeiter Heinr. Stöter auf dem Bauhofe Schönberg.


Sacharin-Strichninhafer,
Giftlege-Apparate
von A. Wasmuth u. Comp. in Ottensen
Niederlage zu Fabrikpreisen in Schönberg.
Apotheke von A. Montag.


Klee= und Grassämereien

unter Controlle der Landwirthschaftl. Versuchsstation in Rostock empfiehlt zu den billigsten Preisen

                                                    Aug. Spehr.


Deutschen Oberländischen Rothklee,
(Seidenfrei)

98 % Reinheit, 97,4 % Keimfähigkeit; bei 10 Pfund 75 Pfennig (Mecklenburg)., 1 Pfund 78 Pfennig (Mecklenburg).

Nordamerikanischen Rothklee von Canada,
99 % Reinheit, 98 % Keimfähigkeit; bei mindestens 10 Pfund 60 Pfennig (Mecklenburg).,

sowie Thymothen, Weißklee, Gelbklee, Schwedischklee, Einmattigerklee, Rigaer Leinsaat und alle Sorten Grassaaten keimfähigst und billigst bei

                                                    H. Brüchmann.


250 Pfd. Rothklee und 100 Pfd. Rheygras, sowie 3 kalbige Starken
hat abzugeben                                                    
                                                    Kaiser=Stove.


Garten=Sämereien,
frisch und keimfähig bei                                                     H. Brüchmann.


Bruteier
von schönen schwarzen Minorka â 10 Pfg. verkauft
                                                    D. Hempel.


Tanzunterricht.

Der Kursus beginnt Mittwoch, den 4. April in Boyes Lokal. Die erste Lektion für alle Eleven um 6 Uhr.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Lorenz.


Den geehrten Damen Schönbergs und Umgegend empfiehlt sich als

Schneiderin

in und außer dem Hause.

                                                    Hermine Wulf.


Lasse meinen schweren Hengst, gefallen vom Nording, decken. Deckgeld 12 Mark.

Mechow.                                                     Stamer.


Müttern dürfte die Nachricht willkommen sein, daß der bekannte Verlag von John Henry Schwerin in Berlin vom April=Quartal ab unter dem bezeichnenden Titel "Kindergarderobe", ilustrirte Monatsschrift mit Zuschneidebogen zur Selbstanfertigung der Kinderbekleidung, und Zeitschrift zur handarbeitlichen Beschäftigung und Unterhaltung der "Kleinen", ein Blatt herausgiebt, das die Verwerthung unmodern gewordener oder abgenutzter Kleiner Erwachsener für die Kinder gestattet und solche handarbeitliche Beschäftigungen für die 'Kleinen' vorführt, welche aus anderweitig nicht mehr verwendbaren Gegenständen, wie Wollresten, alten Postkarten, Garnrollen, Zündholzschachteln und Aehnlichem zur Freude der Kinder selbst angefertigt werden können. Jede Nummer bringt einen großen doppelseitigen Zuschneidebogen, der vollständige Schnitte für jedes der vielen verbildlichten Kinder=Costüme enthält. Dieses concurrenzfreie nützliche Blatt kostet nur 60 Pf. vierteljährlich. Unentgeltliche Probenummern bei sämmtlichen Buchhandlungen. Abbonnements durch die Buchhandlungen und alle Postanstalten. - Neben dieser allen Müttern gewiß sympathischen Zeitschrift bringt genannte Verlagsbuchhandlung (John Henry Schwerin, Berlin W.) des Weiteren vom April=Quartal ab ein Blatt zur Ausgabe, das von den handarbeitenden Damen gewiß mit aufrichtiger Freude begrüßt werden dürfte. Es nennt sich "Frauenhände", illustrirte Monatsschrift für weibliche Handarbeiten, ist von der Fachautorität Emmy Heine redigirt und bringt, Masche um Masche, Stich um Stich verbildlicht und beschrieben, in naturgroßen Originalen, Vorlagen aller nur möglichen Handarbeitentechniken. Der erstaunlich billige Vierteljahrspreis für "Frauenhände" von 50 Pf. läßt bei dem gediegenen Inhalt des Blattes folgern, daß die Zeitschrift in allen Familien sich bald heimisch machen werde. Sämmtliche Buchhandlungen verabfolgen von "Frauenhände" kostenfreie Probenummern und nehmen Abonnements zu 50 Pf. vierteljährlich entgegen. Auch bei allen Postanstalten kann man auf "Frauenhände" zu 50 Pf. quartaliter abonniren.


Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 5 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann, Bandagist.


Fernrohr     per Stck. nur 3,20 M.
Mit 4 feinen Linsen und 3 Aufzügen,
Vergrössert 12mal.
Unter Garantie.
Jedes Stück, welches nicht gefällt, nehmen sofort retour.
Pracht-Catalog sämmtlicher
Fernrohre, Feldstecher, Operngläser, Lupen, Compasse, Mikroskope und Musikwerke
versenden gratis und franco.
Kirberg & Comp.,     Gräfrath-Central
b. Solingen.


Großherzogliches Hoftheater
zu Schwerin i./M.
> Sechste und letzte Fremden-Abonnements-Vorstellung für die Abtheilung I
am Mittwoch, den 4. April 1894.
Fidelio. Große Oper in 2 Aufzügen von
Beethoven.
Anfang 6 1/2 Uhr.                           Ende 9 Uhr.
Schwerin, den 30. März 1894.                          
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 26 Seite 4]

Mehr als jedes zweite Loos gewinnt.

Ohne Loos kein Gewinn.

Planmässige Gewinne.
Grösster Gewinn im glücklichsten Falle
500,000 Mk.
    1 Prämie à 300,000 M. = 300,000 M.
    1 Gew. à 200,000 M. = 200,000 M.
    1 Gew. à 100,000 M. = 100,000 M.
    1 Gew. à 50,000 M. = 50,000 M.
    1 Gew. à 40,000 M. = 40,000 M.
    1 Gew. à 30,000 M. = 30,000 M.
    2 Gew. à 20,000 M. = 40,000 M.
  18 Gew. à 5000 M. = 90,000 M.
204 Gew. à 3000 M. = 612,000 M.
300 Gew. à 1000 M. = 300,000 M.
u. s. w. u s. w.
    Grossherzogl. Schwerin'sche
237. Landeslotterie.
65,000 Loose mit 32 600 in 6 Classen vertheilten Gewinnen.
Nächste Ziehung schon 4. u. 5. Mai
Original-Loose zur 1. Klasse.
1/8 à 1,60 Mk. 1/4 à 3,15 Mk. 1/2 à 6,30 Mk. 1 ganzes 12,60 Mk. Der Portoersparniss halber empfiehlt es sich alle Klassen im Voraus zu zahlen und kostet 1/8 für alle 6 Klassen 15,75 Mk., 1/4 31,50 Mk., 1/2 63,- Mk.
Für Porto und Gewinnliste sind für jede Klasse 25 Pfg. extra zu entrichten.
Gefl. Aufträge p. Anweisung erbeten.

J. Scholl, Neustrelitz, Zierkerstr. 57.

Ohne Loos kein Gewinn.

Für gezogene Loose werden Ersatzloose geliefert.


Soeben erschien in fünfter, neubearbeiteter Auflage:
Gibt in mehr als 70,000 Artikeln auf jede Frage kurzen und richtigen Bescheid.
MEYERS
HAND-LEXIKON
des
allgemeinen Wissens.

"Von allen nützlichen Büchern kenne ich kein so unentbehrliches wie dieses," (Dr. Jul. Rodenberg.)

Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig u. Wien.
Kl.-Oktav-Format.
In Halbleder geb.
Prospekte gratis.
Preis 10 Mark.


Vorläufige Anzeige.

In der kommenden Woche wird von den Mitgliedern des Lübecker Stadttheaters im Boye'schen Saale eine einmalige Aufführung von Charleys Tante, Schwank in 3 Akten, von Brandon Thomas zur Aufführung kommen.
Sensations=Novität aller deutschen Bühnen.
Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät, Kaiser Wilhelms II. im neuen Palais zu Potsdam aufgeführt.
Durchschlagendster Lacherfolg.

                                                    Die Direktion.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung
am Sonntag, den 8. April d. J., Nachmittags 3 1/2 Uhr, im Vereinslokal.
Tagesordnung:

1. Wahl der Deligirten zum Landeskriegerfest am 2. u. 3. Juni d. J. in Grevesmühlen und Beschlußfassung über die Betheiligung des Vereins an der Feier.
2. Bericht über Mittfasten.
3. Sonstige Vereinsangelegenheiten.
4. Vortrag.

                                                    Der Vorstand.


Für die vielen Beweise der Theilnahme bei der Beerdigung unseres lieben Sohnes, Bruders und Schwagers sagen wir unsern aufrichtigsten Dank.

                                                    Familie Köster.


Allen denen, die uns bei unserm schmerzlichen Verluste ihre Theilnahme bewiesen, sagen wir unsern herzlichsten Dank.
Mahlzow, den 2. April 1894.

Im Namen der Hinterbliebenen.
Wilh. Ollrogge.


Für die vielen Beweise liebevoller Theilnahme beim Begräbniß unseres zu früh dahingeschiedenen lieben Sohnes, Bruders und Schwagers Heinr. Oldenburg sagen Verwandten und Freunden, insbesondere dem Herrn Pastor Janell für die trostbringenden Worte und den Herren des Kriegervereins, welche ihrem Kameraden die letzte Ehre erwiesen haben, ihren tiefgefühlten Dank.
Kl. Mist, den 31. März 1894.

                          Heinr. Oldenburg u. Familie.


Allen denen, die uns zu unserer Hochzeit mit ihren Glückwünschen und Gaben erfreuten, sagen ihren herzlichsten Dank

                                                    Wilhelm Lenschow
                                                    und Frau geb. Schütt.


Herzlichen Dank

allen denen, welche uns an unserem Hochzeitstage mit ihren Glückwünschen erfreuten.

                                                    W. Ohls und Frau
                                                    geb. Lenschow.


Nach langem schweren Leiden entschlief heute Morgen sanft unsere Mutter und Schwiegermutter, die Wittwe

Catharina Schmalfeldt,
geb. Stender,

im vollendeten 52. Lebensjahre.

Tiefbetrauert von den Hinterbliebenen
                                                   M. Schmalfeldt.
                                                    Ludwig Pauls      
                                                und Frau geb. Schmalfeldt.

Schönberg, den 1. April 1894.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 4. April, Nachmittags 3 Uhr vom Trauerhause aus statt.


Dem Absender eines per Post mit dem Poststempel "Schönberg" eingesandten Inserats hierdurch zur Nachricht, daß Inserate ohne Namensnennung des Einsenders nicht aufgenommen werden können. Der mitgesandte Betrag ist bei uns abzufordern.

Die Expedition der Anzeigen.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 55-56 M., große Schweine 55-58 M., Sauen 43-50 M., Kälber 60-95 M. per 100 Pfund.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 26 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 26 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 3. April 1894.


Schlitzäugige Salomos.
Weise Urteile chinesischer Richter.

3. Der Gezeichnete.

Ein junger Chinese verließ sein Elternhaus und begab sich ins Ausland, um sein Glück zu suchen. Nach mehrjähriger Abwesenheit kehrte er heim, aber schon nach wenigen Tagen wurde er erdrosselt in seinem Bett aufgefunden. Man vermochte für diesen Mord keine Erklärung zu ergründen, hatte auch also keinen Anhaltspunkt für die Auffindung des Mörders. Die Eltern des Ermordeten beschworen den Richter, dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Dieser ließ sieben Leute, auf die sein Verdacht fiel, verhaften, aber trotz der Torturen, denen man sie unterzog, erklärte sich keiner von ihnen für schuldig. Sie wurden nichtsdestoweniger in Haft behalten, während die Gerichte sich vergebens bemühten, Belastungsmomente oder gar Beweise ihrer Schuld zu erbringen.
Nach einiger Zeit besuchte ein berühmter Provinzrichter das Stadtgericht und der schwierige Fall wurde in seine Hände gelegt. Die sieben Angeklagten mußten vor ihm erscheinen und er teilte ihnen mit, daß er sich der Hülfe eines Götzen versichert habe, dessen Macht in der Auffindung von Verbrechen liege und der den Schuldigen bezeichnen werde. "Ihr werdet die heutige Nacht entkleidet, mit dem Götzen zusammen in einem Zimmer zubringen", fuhr er fort, "und der Mächtige wird auf den Rücken des Mörders sein Zeichen drücken, die andern sechs Angeklagten werden dann sofort in Freiheit gesetzt. Nun geht! Wir werden bald wissen, wer von Euch das Verbrechen verübt hat."
Noch an demselben Abend wurden die sieben Beschuldigten in eine ganz dunkle Zelle gebracht, in der sie nichts sehen konnten, als den mitten auf dem Boden thronenden Götzen. Passende Gebete wurden abgesungen, worauf man die Männer mit dem furchtbaren Gott über Nacht allein ließ. In der Morgendämmerung kam der Richter mit seinen Untergeordneten in die Zelle und befahl den sieben Verdächtigen, sich in einer Reihe, mit dem Rücken zum Götzen gewandt, aufzustellen. Er hatte, ehe die Leute in die Zelle gebracht wurden, die Wände derselben mit Ruß anstreichen lassen und siehe da, der Rücken eines Mannes war ganz schwarz. In seinem Schuldbewußtsein hatte er sich fest an die Mauer gedrückt, um zu verhindern, daß der Götze seinen Rücken stemple. Nachdem der Richter ihn für den "Gezeichneten" erklärte, gestand er seine Schuld ein und wurde geköpft. Die unschuldig Verhafteten aber wurden sofort in Freiheit gesetzt.

4. Das Testament.

Ein reicher alter Witwer verliebte sich in eine arme Waise, die bei ihrer Großmutter lebte. Nachdem er in Erfahrung gebracht hatte, daß die beiden Frauen eines seiner Häuser bewohnten, suchte er die Alte auf und bot ihr vierhundert Unzen Silber an, falls sie ihm gestatten wolle, ihre Enkelin heimzuführen. Sie überlegte nicht lange, die Summe war zu verlockend. Das hübsche, junge Mädchen war freilich nicht sehr erbaut davon, die Gattin eines Mannes zu werden, der ihr Vater hätte sein können. Nach chinesischem Brauch hatte sie aber kein Recht, sich gegen den Beschluß ihrer einzigen Verwandten aufzulehnen und ließ sich ins Haus ihres Bräutigams tragen. Der einzige Sohn des Hauses, der selbst schon Gatte und Vater war, glaubte, als die Sänfte mit dem hübschen Mädchen vor der Hausthür hielt, daß sein Vater ihm ein zweites Weib gekauft habe, und freute sich sehr darüber. Die Braut begab sich jedoch in die Gemächer des Vaters und der Sohn suchte wutschnaubend seine Frau auf, um mit ihr zu berathen, wie sie das skandalöse Benehmen des Alten bestrafen sollten. Sie beschlossen, die junge Frau nicht als Oberhaupt der Familie anzuerkennen, und ihre Anwesenheit im Haus völlig zu ignorieren.
Der alte Mann behandelte seine kleine Frau sehr gut; er trug sie auf Händen, erfüllte jeden ihrer Wünsche und umgab sie mit Dienern, die ihre Befehle ausführen mußten. Als sie einen Sohn bekam, söhnte sie sich vollends mit ihrem Schicksal aus und lebte nur für ihren Sohn, der prächtig gedieh. Mit sieben Jahren besuchte er dieselbe Schule wie sein etwas älterer Neffe. Die beiden Bürschchen vertrugen sich aber nicht und es gab fortwährend Zänkereien und Schlägereien zwischen ihnen, bei denen der Onkel, der jünger und schwächer war, stets den Kürzeren ziehen mußte, so daß er öfter mit einem Loch im Kopf heimkam. Das machte natürlich in beiden Familien böses Blut und der jungen Frau wurde es immer klarer, daß sie nicht die Kraft besitze, ihre Feinde im Zaum zu halten. Ihr Gatte war nicht so stark wie sein Sohn, sie war nicht so stark wie dessen Gattin und ihr Junge war nicht so stark wie sein Neffe. Sie beschwor daher ihren Mann, sein Vermögen bei Zeiten zu theilen, damit sie und ihr Kind nach seinem Tode nicht etwa von der Gnade ihrer Feinde abhängen müßten. Er erklärte ihr, daß dies sie vor den Ränken und der Böswilligkeit seines Sohnes nicht genügend schützen würde und daß dieser nach seinem Tod das Testament vernichten oder zum mindesten anfechten könnte, wodurch sie erst recht von seiner Gnade abhängen müßte. "Nimm dieses mein Aquarellportrait und bewahre es bis nach meinem Tod gut auf", fuhr er liebreich fort, "und solltest Du dann wirklich des Schutzes bedürfen, so suche meinen Freund, den Richter Ting Sing auf, und übergieb es ihm und bitte ihn in meinem Namen um Hülfe für Dich und unser Kind."
Kurz darauf starb der alte Mann. Kaum waren die Leichenfeierlichkeiten zu Ende, als das Schlimmste für die arme Witwe eintrat. Sie mußte ihr Heim verlassen und mit ihrem Kind ein baufälliges Heim beziehen, während, der älteste Sohn sich den ganzen Besitz des Vaters aneignete. Es blieb der Witwe, wenn sie nicht Hungers sterben wollte, nichts übrig, als die Weisung ihres Gatten zu befolgen. Sie nahm das Aquarellporträt, begab sich damit zu Ting Sing und bat ihn, ihr zu ihrem Recht zu verhelfen. Da die Familie und deren Geschichte im ganzen Ort bekannt war, fühlte der Richter, daß sein Ruf als weiser Urtheilsverkünder gefährdet sei, wenn er nicht Rath schaffe. Er nahm das Bild entgegen, schickte die Anklägerin heim und setzte sich in seine Arbeitsstube nieder, um über den Fall nachzudenken. Sein Freund hatte kein Testament hinterlassen und der Sohn war reich und böswillig; das Gericht konnte ihn wohl dazu verhalten, die Wittwe und ihren Sohn zu unterstützen, aber es konnte nicht verhindern, daß die Aermsten schlecht behandelt wurden, und es war schwer, ihn zu zwingen, die Beiden außer dem Haus unterzubringen. Die Schwierigkeit des Falles raubte dem Richter Schlaf und Appetit. Halbe Nächte lang saß er vor dem Bild seines Freundes und brütete darüber, wozu derselbe es ihm geschickt haben könne. Daß es damit irgend eine Bewandniß haben müsse, bezweifelte er keine Minute; aber zu ergründen, welche, wollte ihm durchaus nicht gelingen. Ein Zufall kam ihm zu Hülfe. Um sich ein wenig zu erfrischen, ließ er sich eines Nachts Thee servieren. Die Tasse entglitt seiner Hand und ein Theil der warmen Flüssigkeit ergoß sich über das rätselhafte Aquarell. Das feuchtgewordene Papier wurde durchsichtig und Buchstaben schienen durch die bemalte Oberfläche. Der Richter riß die obere Papierschicht ab und fand zwischen dieser und der Pappe, auf welche das Bild geklebt war, ein zusammengefaltetes Dokument: den letzten Willen des Verstorbenen, mit dem Codicill, daß Ting Sing als Belohnung für die Hilfe, die er der armen Wittwe angedeihen lasse werde, 2000

[ => Original lesen: 1894 Nr. 26 Seite 6]

Unzen Silber, die nebst einem großen Schatz an einem genau bezeichneten Ort verborgen lagen, behalten dürfe.
Der Richter las nun das Testament, bis es sich Wort für Wort seinem Gedächtniß eingeprägt hatte, dann zerstörte er es und ließ dem Angeklagten sagen, daß er ihm wichtige Mittheilungen zu machen habe. Als dieser bei ihm eintrat, lud er ihn ein, auf dem Divan Platz zu nehmen. Der Richter aber that, als ob er einen unsichtbaren Gast aufs ehrerbietigste begrüßte. Er ging ihm fast bis zur Thür entgegen, reichte ihm freundlich die Hand, führte den unsichtbaren Jemand auf den Ehrenplatz und schien sich angelegentlich mit ihm zu unterhalten. Der angeklagte Sohn glaubte, daß der Richter plötzlich den Verstand verloren habe. Ting Sing aber verfiel in eine Art Verzückung und wandte sich mit den Worten an ihn: "Mein Sohn, nach meinem Tode hast Du mein Weib aus dem Hause gejagt, Dir mein ganzes Eigenthum angeeignet und meinem Jüngsten den ihm gebührenden Antheil vorenthalten. Du hast mich im Grab beleidigt und meinen Zorn wachgerufen. Wenn Du Deine Sünde bereust und mein Vermögen sofort meiner Anordnung gemäß theilst, will ich Dir vergeben; aber wenn Du Dich weigerst, sollst Du niemals erfahren, wo ich meinen wertvollsten Besitz versteckt habe."
Der Sohn konnte sich nun nicht länger enthalten, dem Richter zu sagen, daß er von einem Dämon besessen sein müsse und daß er seinen Worten keinen Glauben schenken könne. Der letztere versicherte ihn aber, daß der Geist des Verstorbenen, der auf dem Ehrenplatz sitze, ihm die Worte eingegeben habe. Aber der Sohn schüttelte ungläubig den Kopf und war nun vollständig überzeugt, daß der Richter verrückt geworden sei. Dieser machte nun folgenden Vorschlag: "Wir wollen die Wahrheit auf praktische Weise feststellen. Wenn der Gast mir sagt, wo der Schatz zu finden ist, und wir ihn wirklich auch an dem bezeichneten Ort finden, wird Dir das beweisen, daß ich durch den Geist Deines Vaters geleitet werde?" Der Sohn nickte bejahend. Daraufhin wurden die Beamten die Dorfältesten, einige Vornehme aus der Nachbarschaft, endlich die Witwe und ihr Kind vorgeladen. Der Richter bewahrte den Ehrensitz für den unsichtbaren Ankläger und fuhr fort, ihn zu behandeln, als ob er anwesend wäre. Der ganze Fall wurde zu Protokoll genommen und nachstehendes Uebereinkommen zwischen den beiden Parteien getroffen, wobei der Richter die Wünsche des Geistes interpretierte. Der Schatz, dessen Versteck der Verstorbene seinem Freund Ting Sing angegeben, sollte voll und ganz der Witwe und deren Sohn gehören, mit Ausnahme von 2000 Unzen in Silber, die dem Richter, als Belohnung für die Dienste, die er der Witwe geleistet, zugedacht waren. Dieses Schriftstück wurde von allen Anwesenden unterzeichnet, die sich sodann unter Führung des Richters, der that, als ob er während des Gehens noch immer mit dem Geist spräche, in das von der Witwe bewohnte baufällige Haus begaben und dort mit Schaufel u. Grabscheit einen Schatz ausgruben, der den jüngsten Sohn viel reicher machte, als sein älterer Bruder war. In einem besonderen Säckchen fanden sich die 2000 Unzen Silber, die nach dem Willen des Verstorbenen dem Richter eingehändigt wurden.
Die Dorfbewohner, die nun die Witwe und deren Sohn von dem Geist des alten Mannes beschützt glaubten, behandelten sie mit ausnehmender Zuvorkommenheit und die Beiden lebten fortan glücklich und zufrieden. Der junge Erbe aber wurde ein fleißiger Student und später ein hoher Staatsbeamter.

*                           *
*

Wie einfach und doch interessant und spannend sind diese kurzen chinesischen Erzählungen! Adele M. Fielde, eine Amerikanern, die sich längere Zeit in Südchina aufgehalten hat und Land und Leute genau zu kennen scheint, hat ein Bändchen von 40 Geschichtchen herausgegeben, die sie aus dem Munde von Bewohnern des "Reichs der Mitte" gehört hat. An stillen Abenden, wenn die Arbeit gethan ist, versammeln sich die schlitzäugigen Männlein u. Weiblein und vertreiben sich die Zeit, indem sie sich allerlei amüsante Dinge erzählen, von weisen Richtern, klugen Frauen, schlauen Wahrsagern, Märchen und Anekdoten, die sich von Mund zu Mund überliefern, und ein lebendiges Bild geben von der chinesischen Denk= und Lebensweise, die in Allem und Jedem von der unserigen abweicht. Jede einzelne dieser von der Verfasserin gesammelten Geschichten ist charakteristisch und lehrreich in ihrer Art. Schlauheit, Mutterwitz, Aberglaube, Pietät für die Verstorbenen scheinen den Chinesen in hohem Grad eigen, auch der Schönheitssinn ist ihnen nicht fremd. Ob sich diese Fälle nun wirklich ereignet haben oder ob das Volk sie gedichtet hat, sie sind in ihrer Art fesselnd und höchst bezeichnend, ein Spiegelbild, das zu schauen uns Abendländern einen seltsamen Genuß bietet, denn alles daran ist so fremd, so ganz anders als es bei uns gang und gäbe ist, und doch wieder so menschlich wahr. Es sind eben andere Menschen, aber doch Menschen von Fleisch und Blut.


- Schönberg. Sonntag Abend gaben unsere Vereinsmusiker im großen Saale des Herrn Gastwirth Boye ein Konzert. - Wir sind in der glücklichen Lage, nur Gutes über diese Aufführung berichten zu können. Alle Nummern des reichhaltigen und hübsch zusammengestellten Programms waren sehr sorgsam vorbereitet, wurden mit großer Hingebung zu Gehör gebracht und darum mit Recht sehr beifällig aufgenommen. Die beiden Soli für Trompete und Clarinette wurden recht wacker gespielt. Der Glanzpunkt des Konzertes war die Serenade, Solo für Cello und Flöte, von Titl, vorgetragen vom Herrn Dirigenten Kreutzfeld, Flöte, und Herrn Lenschow, Schüler des Konservatoriums in Sondershausen, Cello. Diese Nummer wurde auf allgemeines Verlangen wiederholt.
- Schönberg. Am 2. Ostertage feierten der Altentheiler Siebenmark in Schlagsdorf und seine Ehefrau das Fest der goldenen Hochzeit. Im Auftrage Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs überreichte der Ortsgeistliche als allerhöchstes Gnadengeschenk dem Jubelpaare eine Bibel.
- Der Bedarf der Großherzoglich Mecklenbg. Friedrich=Franz=Eisenbahn an englischen Maschinenkolen beläuft sich für dieses Jahr auf 34 000 Tonnen. Die Lieferung derselben ist mehreren Firmen in Wismar übertragen worden. Wie das "M. T." hört, werden ungefähr drei Viertel über Warnemünde eingeführt.
- Ein Strelitzer Lotterie=Hauptcollecteur verlor Montag aus der Chaussee von Strelitz nach Düsterförde etwa 700 Loose der Neubrandenburger Pferde=Lotterie. Er setzt 30 M. Belohnung für den Wiederbringer aus, warnt auch vor Ankauf, da die Loose bereits als verloren angemeldet sind.
- In der Nacht auf den ersten Ostertag haben Diebe dem Weinkeller des Schützenhauses in Friedland einen Besuch abgestattet und dem Champagner und Rotwein je ungefähr ein Dutzend Flaschen entnommen.
- Die Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Infanterie und Jäger (Schützen), die zu den Friedensübungen eigne brauchbare Fußbekleidung mitbringen und tragen, erhalten eine Prämie von 3 M. für jede auch nur angefangene Uebung.
- Landsturm. Mit dem 31. März d. Js. treten alle diejenigen Landwehrleute in den Landsturm über, welche in diesem Jahre ihr 39 Lebensjahr vollenden, also im Jahre 1855 geboren sind. Die Ueberführung erfolgt durch die Bezirks=Commandos ohne Weiteres. Einreichung der Militärpässe ist deshalb nicht erforderlich. Ausgenommen sind diejenigen Landwehrleute, welche durch ihr Verschulden verspätet in den Militärdienst eingetreten sind oder sich der militärischen Controlle entzogen haben.


- Am 1. April überschreitet Fürst Bismarck, der deutsche Heros im Sachsenwald, die Schwelle der Achtzig seines an Thaten und Erfolgen unvergleichlich reichen Lebens. Mit viel freudigeren Gefühlen darf sich heute das deutsche Volk dem Altreichskanzler nahen, um ihm seinen Dank und seine Glückwünsche darzubringen, als in den vergangenen Jahren, da der Kummer über das unglückselige Zerwürfniß, das den Kaiser von dem großen Berather und Helfer seines Großvaters trennte, noch alle Herzen erfüllte. Heute ist dieser düstere Schatten gewichen. Seit dem Freudentag, den das Volk am 26. Januar begangen hat, weiß

[ => Original lesen: 1894 Nr. 26 Seite 7]

es, daß an der Spitze der Unzähligen, die den Fürsten an seinem Geburtsfest zu erfreuen trachten, wieder der Kaiser steht, und wo könnte sich im deutschen Reich der Einklang zwischen Herrscher und Volk schöner, kräftiger bethätigen, als in der Verehrung und Dankbarkeit für Den, der so Großes für sein Vaterland vollbracht hat!
- Ein Düsseldorfer Bismarck=Stammtisch hat zwölf Deputierte nach Friedrichsruh entsandt, welche dem Altreichskanzler eine Adresse überreichten, in welcher die Stiftung eines Rettungsbootes für Norderney mit ertheilt wird. Der Fürst nahm die Adresse mit dem Hinweis auf seinen Norderneyer Aufenthalt in den 40er Jahren entgegen und streifte die historischen Beziehungen zwischen dem Rheinland und den altpreußischen Provinzen. Seit mehreren Tagen bereits bringt jede Post Geschenke und Adressen für den Fürsten.
- Während des Aufenthalts des Kaisers Wilhelm in Abbazia geht von Berlin allabendlich mit dem Nachtschnellzuge ein Kurier des Hauptpostamtes mit den für die kaiserliche Familie bestimmten Postsachen dorthin ab. Solcher Kuriere sind stets drei unterwegs.
- Der Kaiser beabsichtigt Sich nach Wiener Meldungen in den nächsten Tagen nach Wien zu begeben, um dem Kaiser Franz Josef einen Gegenbesuch abzustatten.
- Der Kaiser hat der protestantischen Kirche in Speyer zur Herstellung von drei Fenstern 10 000 Mark überwiesen.
- Der "Köln. Ztg." wird aus London gemeldet, daß Kaiser Wilhelm für das Genesungsheim des Londoner Vereins deutscher Lehrerinnen 3000 Mark spendete.
- Die zweijährige Dienstzeit, so wird in der Kabinettsordre über die Entlassung zur Reserve vom 22. März 1894 bekannt gemacht, ist mit der Entlassung der Reservisten im Herbst dieses Jahres im Sinne des Gesetzes vom 3. April 1893 durchgeführt. Die Bestimmung des Termins für die Einstellung der Rekruten bei den Truppen mit zweijähriger Dienstzeit wird weiterer Festsetzung vorbehalten.
- Ueber die Dienstbrauchbarkeit des Ersatzes hat die Medizinalabtheilung des Kriegsministeriums auch in diesem Jahre Erhebungen angestellt, wie solches in den früheren Jahren geschehen ist. Das vorläufige Resultat der Erhebungen über die ersten vier Monate widerspreche bereits vollständig, so wird offiziös im "Hamb. Korresp." geschrieben, den bei Verstärkung der Rekrutierung infolge der Heeresorganisation geäußerten Befürchtungen verschiedener Blätter. Nach diesen Erhebungen betrug der Abgang an Dienstuntauglichen 1891 = 13,39 pro Tausend, 1892 = 13,08 und 1893 = 13,86. Erfahrungsgemäß tritt der Abgang wegen Dienstuntauglichkeit fast ausschließlich in den ersten drei Monaten ein, darf doch Nachersatz vom 31. März ab nicht mehr eingestellt werden; an eine ins Gewicht fallende Veränderung der Ziffer für 1893 ist deshalb auch nicht zu denken.
- Zur Frage der Uniformierung der Armee theilt der "Hamb. Korresp." weiter mit, daß nur Verbesserungen der Uniform innerhalb bestimmter Grenzen beabsichtigt seien. Abgesehen von der Erleichterung der Uniform, über die bereits berichtet worden ist, soll namentlich der Metallbeschlag an einzelnen Montierungsstücken eine Veränderung erfahren. Diese hat sich mit Rücksicht auf das eine Fernsicht in bedeutenderem Maße ermöglichende rauchlose Pulver als dringend nothwendig herausgestellt, weil der Metallglanz jetzt ein sehr gutes Ziel bietet. Der Metallbeschlag soll demnach in Zukunft nicht wie bisher glänzen, sondern in matter Bronze hergestellt werden. Zu diesem Zwecke sind Versuche mit Aluminium angestellt worden.
- Wie die Milt. Pol. Korrespondenz hört, wird die Frage des Erbrechts in der Kommission für das Bürgerliche Gesetzbuch so zur Erledigung gebracht werden, daß es den Einzelstaaten überlassen bleibt, je nach ihren Bedürfnissen eine verschiedene Ordnung der gesetzlichen Bestimmung herbeizuführen.
- Hinsichtlich der Rekrutirung des Heeres für 1894/95 ist Folgendes bestimmt: Der späteste Entlassungstag der Reservisten ist der 29. September 1894. Bei den Truppentheilen, welche an den Herbstübungen theilnehmen, hat die Entlassung der zur Reserve beurlaubten Mannschaften in der Regel am 1. ausnahmsweise am 2. oder 3. Tage nach, Beendung derselben bezw. nach dem Eintreffen in den Standorten stattzufinden. Die zu halbjähriger aktiver Dienstzeit im Mai bez. November eingestellten Trainsoldaten sind am 31. Oktober 1894 bezw. am 30. April 1895, die Traingemeinden sowie die Oekonomiehandwerker am 29. September 1894 zu entlassen. Die Einstellung der Rekruten zum Dienst mit der Waffe hat bei der Kavallerie baldmöglichst nach dem 1. Oktober 1894, jedoch grundsätzlich erst nach dem Wiedereintreffen in den Standorten von den Herbstübungen zu erfolgen. Die Rekruten für die Unteroffizierschulen sind am 2. Oktober 1894, diejenigen aller übrigen Truppentheile im Laufe des Oktober 1894 nach den Bestimmungen des Kriegsministeriums einzustellen. Mit der Erlassung der Reservisten im Herbst d. J. ist die zweijährige Dienstzeit im Sinne des Artikel II § 1 des Gesetzes vom 3. August 1893 durchgeführt.
- Wie der Berliner Korrespondent des "Standard" erfährt, hat die deutsche Regierung die Initiative für internationale Maßregeln gegen die Anarchisten ergriffen. Demnächst soll eine internationale Konferenz in Berlin zusammentreten.
- Bei einer Herkulesarbeit fand am Dienstag vormittag der 28 Jahre alte Böttcher Johann Meyer, der in der Bockbrauerei am Kreuzberge in Berlin angestellt war, den Tod. Er hatte ein 42 Hektoliter Bier haltendes, 15 Centner schweres Lagerfaß vom Boden gehoben, als er ausglitt und im Fall mit dem Kopf unter das Faß gerieth. Die Tonne zerquetschte den Schädel vollständig, so daß der Tod sofort eintrat.
- Die zehnjährige Ferida Emin, Tochter Emin Paschas, ist am Freitag in Berlin getauft worden. Diese Woche soll das Kind in die Schule kommen.
- Man meldet aus Posen, daß unter den Pferden des in dem bekannten Wallfahrtsorte Czenstochau, der nahe an der preußischen Grenze liegt, garnisonierenden russischen Dragoner=Regiments die sibirische Beulenpest ausgebrochen ist. Vierzig Pferde sind schon gefallen. Es sind daher von den preußischen Grenzbehörden umfassende Sicherheits= und Schutzmaßregeln getroffen worden.
- In Velten in der Mark unternahm der aus Leipzig stammende Gymnastiker und Luftschiffer Otto Merkel einen Aufstieg in einem mit heißer Luft gefüllten Luftballon, der aber keine Gondel führte, sondern ein Trapez, an dem M. herumturnte. Kaum war der Ballon etwa 2 Minuten lang gestiegen, als er plötzlich mitten durchbarst und, da M. jede Gewalt über ihn verloren hatte, pfeilschnell zur Erde herniedersauste. Der unglückliche Luftschiffer, der sich bis zum letzten Augenblick am Trapez festhielt, stürzte auf das Dach eines Hauses, über ihn her der Ballon, der ein Gewicht von 2 Centnern hatte. Zwar noch lebend, aber mit völlig zerschmetterten Beinen und mit schweren inneren Verletzungen, wurde M. von dem Dache heruntergeschafft. An seinem Aufkommen dürfte gezweifelt werden. Das Geschick des Verunglückten ist um so tragischer, als M., der am Montag seine 77. Auffahrt unternahm, im Begriffe stand, seinen gefahrvollen Beruf am 1. April aufzugeben.
- Der XV. Sitzung des Instituts für internationales Recht in Paris wohnen aus Deutschland bei die Professoren v. Bar=Göttingen, Harburger=München, Hartmann=Tübingen, v. Martitz=Tübingen, Pereles=Erlangen u. Stoerk=Greifswald.
- In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend ist in Fiume bei der Weichenstellung ein Postzug in den dort stehenden leeren Hofzug des deutschen Kaisers gefahren, wobei die Puffer zertrümmert und ein Wagen stark gequetscht worden ist. Der Schaden beträgt annähernd 10 000 Mk.
- Die Verhaftung einer anarchistischen Diebesbande in Paris hat bewiesen, woher die Anarchisten die Mittel zu ihren Umtrieben erhalten. U. a. sagte ein Genosse aus, der jüngst verhaftete Anarchist Ortitz habe die Absicht gehabt, in Paris ein Bankhaus zu errichten, wo es den Genossen jederzeit möglich gewesen wäre, die gestohlenen Wertsachen zu versilbern und Banknoten und Goldmünzen umzusetzen, ohne Aufsehen zu erregen.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 26 Seite 8]

Anläßlich des medizinischen Kongresses forderte in Rom der Bürgermeister die Bevölkerung auf, die Gäste festlich zu empfangen. In dem Manifest heißt es: "Hier, wo die römische Kultur der ganzen Welt Gesetze für das private und das öffentliche Wohl gab, leuchtet jetzt wieder mit neuer, alle Völker umfassenden Brüderlichkeit das Licht des Gedankens und bestrahlt mit freierer Kraft das gebesserte Geschick der Menschheit. - Die Ausstellung wurde am Mittwoch unter starker Theilnahme der Kongreßmitglieder durch Krispi eröffnet. Sie ist in allen Theilen sehr gut beschickt. Am reichsten ist die deutsche Abtheilung, von der besonders die von dem Reichsgesundheitsamt und dem Kriegsministerium veranstaltete Schaustellung allseitige Beachtung findet.
- Nach siebenjähriger Arbeit und Verausgabung von rund 17 Millionen Mark wurde in London am Dienstag die neue Towerbrücke über die Themse vollendet. Das insgesamt 940 Fuß lange Bauwerk ist völlig aus Stahl hergestellt, doch hat man die vier Hauptpfeiler, von denen die beiden mittleren einschließlich ihrer Fundamente 293 Fuß hoch sind, des besseren Aussehens halber mit Mauerwerk umkleidet.
- Ein heftiger Schneesturm wüthete seit einigen Tagen in den nordwestlichen Staaten der Vereinigten Staaten. In Crookston in Dakota wurden mehrere Häuser umgeweht. In Minot stürzte ein Kirchturm ein. In Groton ist ein Mann erfroren. In Wyoming ist viel Vieh umgekommen. Die von Europa in Newyork eintreffenden Dampfer berichten über Eisberge und Treibeis im atlantischen Ocean. Dem Dampfer "Bremerhaven" von Rotterdam wurden vom Eise mehrere Platten eingedrückt. Der vordere Theil des Schiffes füllte sich infolgedessen mit Wasser. Das Leck wurde indessen verstopft.
- Die Alters= und Invaliditätsversicherung umfaßte 11 200 000 versicherte Personen. Alters= und Invalidenrenten bezogen 1893 rund 240 500 Personen zusammen 27,9 Millionen Mark. Die seit dem 1. Januar 1891 festgesetzten Renten repräsentiren ein Deckungskapital von rund 114,2 Millionen Mark und mit Einschluß der Einlagen in den Reservefonds ein Kapital von rund 137 Millionen Mark. Die Einnahmen ergaben nach Abzug der Verwaltungskosten 1891-93 254,0 Millionen Mark. Ohne Berücksichtigung der Zinsen ist demnach zur Deckung der bereits im Jahre 1895 wirksam werdenden Beitragserstattungen und der allmählich höher werdenden Invalidenrenten ein Kapital von rund 117 Millionen Mark verblieben.
- Von der Kaiserin Eugenie. Eine Dame, welche die Toilettenkünste der Pariser Weltdamen gut kennt, hat dieser Tage in Mentone wiederholt Gelegenheit gehabt, der Kaiserin Eugenie zu begegnen. Sie hat sich bei dieser Gelegenheit die ehemalige Modebeherrscherin genau angesehen und gefunden, daß sie auf ein möglichst einnehmendes Aeußere noch immer hohen Wert lege. Die Kaiserin kleidet sich mit der elegantesten und studiertesten Einfachheit. Sie trägt eine hochblonde wellengescheitelte Perrücke derartig arrangiert, daß das natürliche Haar schneeweiß an den Schläfen hervorquillt. Die Gesichtshaut ist durch "Mouches" künstlich gerötet. Ob ein nicht Pariserisches weibliches Gemüt wohl eine Ahnung von der Bedeutung dieser "Mouches" hat? Es sind dies kleine Zugpflästerchen, die auf die Innenseite der Wangen gelegt werden und für drei bis vier Stunden diese jugendlich aufschwellen. Nur so erkläre sich das natürlich jugendliche Kolorit der Neunundsechzigjährigen. Ob die interessante Frau auch jene subkutanen Injektionen zu Hilfe nimmt, deren Anwendung in Paris eine förmliche Boudoir=Wissenschaft geworden ist, läßt sich nur vermuten. Die betreffende Dame spricht in der "Frankf. Ztg." die Meinung aus, daß mit der Zeit die Modedamen wie Luftballons aufgeblasen werden dürften, daß sie aber auch wie diese hinterdrein wieder zusammenschrumpfen würden.


Wie kann ein Geflügelwirt die Produktivität seines Hühnervolkes allmählich erhöhen;

Der Lieferant meines ersten Hühnerstammes war mein Milchmann. Ich ging von der Annahme aus, daß die in unserer Gegend erwachsenen Hühner dem hiesigen, meist rauhen Klima besser angepaßt wären, mithin fleißiger legen könnten, als fremde, erst einzugewöhnende Tiere.
Und in der That, die um Ostern beschafften Hennen erwiesen sich ungemein dankbar, und eigentlich nur meines Mannes wegen, der lieber eine Schar gleichartiger Hühner gesehen hätte, als weil wir etwa das Fremde für besser gehalten hätten, verschafften wir uns im Herbst jenes Jahres Rassetiere.
Zunächst wählten wir uns Hühner verschiedener Rassen, um zu erproben, welche von ihnen den Lebensbedingungen, die wir zu gewähren vermochten, am besten sich anpaßten; so habe ich Gelegenheit gehabt, Hühner verschiedener Rassen und Altersstufen neben einander zu beobachten.
Da ich mir vornahm, jede Einnahme und Ausgabe, die mein Hühnervolk veranlaßt, genau zu buchen, beobachtete ich auch, welche Hennen es waren, von denen ich die Eierspenden erhielt.
In den Stallungen befinden sich verzinkte Drahtnester, zwölf für 36 Legerinnen, und es stellte sich rasch heraus, daß bestimmt zuerkennende Hennen einzelne Nester bevorzugten. Sodann fand sich, daß man sehr wohl die Eier verschiedener Hennen von einander zu unterscheiden vermag, am besten natürlich, wenn die Lieferanten verschiedener Rassen sind. Man findet bei eingehender Beobachtung, daß das eine Ei glänzender ist als andere, eins glatter, ein drittes weißer; das eine Ei ist besonders feinporig, ein anderes mehr kugelig als die übrigen. Längsfurchen und ringsumlaufene Erhabenheiten markieren das Ei einzelner Hennen. Und da ein solches Merkmal, einmal entdeckt, an den von derselben Henne herrührenden Eiern sich immer wieder findet, wird auch dadurch das Erkennen erleichtert. Weiß man aber erst, welches Nest eine bestimmte Henne bevorzugt und wie ihr Ei aussieht, dann ist es nicht weiter schwierig, die Produktivität seiner Hühner zu kontrollieren.
Anfangs erschien das Vorhaben freilich undurchführbar, aber das gab sich: die jungen Hennen begannen im November zu legen, während, die älteren zumeist mauserten. Welches Huhn legte, verriet sein Kamm, der von da ab sich neigte und sich mehr entwickelte; und da die jungen Tiere nicht gleichzeitig zu legen begannen, war man mit der Erscheinung, welche die Eier der ersten Hühner boten, bereits vertraut, als spätere Legerinnen dazu kamen.
Solche Kontrole ist am leichtesten, je kleiner die Hühnerzahl, augenblicklich kann ich sie bei 36 Hennen desselben Schlages nicht mehr durchführen.
Seit dem 1. Januar hatten es einzelne Hühner auf vierzig und fünfzig Eier gebracht, als - wieder um Ostern - meine Bauernhühner die Legethätigkeit von Neuem aufnahmen.
Im Laufe dieses Jahres brachten es meine fleißigsten Hennen auf 180 Eier, und von den schönsten dieser Hühner ließ ich mir im nächsten Frühling einige Sätze Eier erbrüten. Die jungen Hennen, die ich erhielt, beteiligten sich schon seit Mitte September an der Lieferung der täglichen Eier und in dem eben vergangenen Januar hatte die Gesamtheit von 35 Legerinnen 606 Eier gebracht, woran sich die Stammesälteste mit 22 Exemplaren beteiligte.
Das sind Leghornhennen - als dieselbe Zahl noch aus verschiedenen Rassen sich zusammensetzte, erhielt ich in dem gleichen Monat 73 Eier. Da meine Futtermethode dieselbe war, damals wie jetzt, und dieselbe Hühnerzahl denselben Raum bewohnte, darf ich wohl annehmen, daß ich die größere Ertragsfähigkeit meines Hühnervolkes lediglich dem Umstand zuschreiben kann, daß ich zur Brut nur Eier meiner fleißigsten Legerinnen wählte. Alle minder fleißigen Leger, auch wenn sie demselben Schlage angehörten, haben inzwischen den Gang zur Küche angetreten und so dem Nachwuchs Platz gemacht.
An meiner ersten Annahme, daß die hier erwachsenen Hühner produktiver sein könnten, als die aus der Fremde her gewöhnten, blieb nur so viel richtig, daß die hier erbrüteten Thiere wohl mehr an Wind und Wetter sich gewöhnten und früher zu legen begannen, wie diejenigen Hühner desselben Schlages, die ich mir seiner Zeit als erwachsene Hennen beschafft hatte.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD