No. 23
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. März
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 23 Seite 1]

        Der Viceschulze Hecht zu Schlag=Resdorf ist zum Mitgliede der Wege=Commission für das Fürstenthum Ratzeburg bestellt.
            Schönberg, den 14. März 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Auszug der Heberolle der Mecklenburg=Strelitz'schen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Rechnungsjahr 1893, betreffend die Gemeinde Stadt Schönberg, während zweier Wochen, (vom 16. März 1894 anfangend) gemäß § 82 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 bei uns zur Einsicht für die Betheiligten ausliegt.
Reklamationen der Betriebsunternehmer gegen die Abschätzung ihrer Betriebe bezw. die Aufnahme oder Nichtaufnahme der letzteren in das Verzeichniß sind binnen vier Wochen, vom Tage der Beendigung der Auslage des Verzeichnisses an gerechnet, bei dem Genossenschafts=Vorstande in Neubrandenburg anzubringen.
Schönberg, den 15. März 1894.

Der Magistrat.


Antragsmäßig soll über die zu Walksfelde sub Nr. I belegene Käthnerstelle c. p. des Krämers Hans Joachim Brüggemann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 30. April 1894,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 5. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Retelsdorf sub Nr. 1 belegene Vollstelle c. p. des Schulzen Fritz Grevsmühl allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 2. April d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachteil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen. Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 16. Januar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Sabow sub Nr. 1 belegene Schulzenstelle c. p. des Schulzen Heinrich Grevsmühl daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 24. April 1894
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie gesetzlich nicht von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 30. Januar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Auctionsanzeige.
Dienstag, den 27. März d. J.
Vorm. 9 1/2 Uhr,

sollen im Locale des Gastwirths Boye hieselbst die Reiher'schen Nachlaßsachen als namentlich:

10 Bolzen Leinen, Leinenzeug 2 Stand Betten, Bettstelle mit Ma=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 23 Seite 2]

tratze, Sopha, Komode, Tische, Stühle, Schränke, Wanduhr, Bilder, Spiegel, Küchengeräthe, Koffer, 1 Prachtbibel und andere Bücher, Kleidungsstücke. Leibwäsche, Feuermaterial, ca. 2 Sack Kartoffeln, Schiebkarre, Zimmermanns= und Arbeitsgeräth u a. m.
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Schönberg, den 13. März 1894.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Holz=Auction.
im Kneeser Forst
Schutzbezirk Breesen

am Mittwoch, den 21. März 1894 über etwa:

  300 Stück fichten geringe Rundhölzer zu Sparren Belagholz.
1200 Stück fichten Stangen zu Latten, Leiterbäumen und Wesebäume.
Versammlung des Morgens 9 Uhr im Fuchsberg an der Chaussee nahe bei Roggendorf.

                                                    J. Müller,
                                                    Revierförster.


Zu Ostern wird auf Hof Kl. Rünz                          
ein Stubenmädchen
und Draußenmädchen gesucht.                                                    
                                                    L. Rusch.


Gesucht zum 1. Mai ein junges                          
Mädchen,
das die bürgerliche Küche erlernen will.                                                    
Lübeck.                                                     Jul. Burmeister.
                                                                  (Wilkens Gasthof.)


Gesucht wird noch zu Ostern oder 1. April in Schönberg ein Mädchen, welches Ostern die Schule verläßt oder schon ein Jahr verlassen hat.
Wo? zu erfragen in d. Exped. d. Blattes.


Gesucht zum 1. Mai ein                          
Kochlehrling
gegen Kostgeld.                                                    
                          Restaurant F. Siebels, Lübeck,
                          Johannisstraße 6.


Gesucht zum 1. Mai oder Johannis ein

achtbares Mädchen,

welches Haus= und Gartenarbeit übernimmt und Gelegenheit findet, das Kochen zu erlernen, von

                                                    Frau Sophie Petersen.


Gesucht zu Ostern oder später                          
ein junges Mädchen,
welches Lust hat, die Schneiderei zu erlernen.
                                                    Frau Dettmann geb. Ehmke.


Wo findet sich eine

ehrliche Frau
zum Hausieren mit leicht verkäuflichen Artikeln?

Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Pflüge=Verloosung

findet am 24. ds. Mts. bei Herrn Gastwirth Staack statt.

Gr. Siemz.                                                     F. Reebs.


Klee= und Grassämereien

unter Controlle der Landwirthschaftl. Versuchsstation in Rostock empfiehlt zu den billigsten Preisen

                                                    Aug. Spehr.


Zur Ausrüstung

von Knaben, welche sich dem Handwerkerstande widmen wollen, halte ich mein Lager von allen Arten

WERKZEUGEN
prima Qualität

zu billigen Preisen bestens empfohlen,

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Die Eisen= und Kurzwaarenhandlung
von J. Ludw. D. Petersen,
Schönberg,
empfiehlt zu der beginnenden Saison:                          
prima Gußstahlspaten in bekannter Güte,
Harken, Schaufeln,
Funk'sche Forken,
Drainspaten und Schaufeln,
verzinkten Einfriedigungsdraht,
verzinkten Stacheldraht,
verzinkten Bindedachdraht,
verzinkten Drahtgeflecht,
blanken Eisendachdraht,
verkupferten Pantoffeldraht, besonders billig
Pantoffelkrampen, besonders billig,
Drahtstifte und Nagel
in allen Größen.


Beste böhmische Braunkohlen

erwarte ich im Juni oder Juli d. J und bitte meine geschätzten Geschäftsfreunde mir die Aufträge gütigst bis zu dieser Zeit aufzuheben.

                                                    A. Zander.


Wegen Mangel an Raum verkaufe ich meine sämmtlichen

Lampen

zu jedem annehmbaren Preise.

                                                    Klempner Munckelberg,
                                                    Wallstraße 128.


Feinstes Weizen-Backmehl
sowie sämmtliche                                                    
Gewürze
ganz und gemahlen in frischer Qualität empfiehlt
billigst                                                     Max C. Sass.


Eine große Partie unsortirter und Ausschuß=
Cigarren
vorzüglich schön in Geschmack u. Brand a Stück 4 1/2 Pf.
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Grabkreuze
in geschmackvollen Mustern empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Bruteier,
schwarze Minorka Stck. 25 Pfg.
Schönberg.                                                     W. Maack.


Zaundrath, Stacheldrath, Drathgeflechte
in allen Breiten und Maschenweiten,                          
Schleifsteine und Ketten
sowie alle
Eisen= und Kurzwaaren
zu Concurrenzpreisen bei                                                    
                                                    C. Schwedt.


Eierfarbe
bei                                                     H. Brüchmann.


Sehr schöne Zwiebeln, Sellerie, Porree, Petersilienwurzeln, rothe Wurzeln, rothe Beete, Rettig, Schwarzwurzeln verkäuflich auf der Flachsfabrik.


Doerresches Knochenweichpulver einzig wirksamst, außer dem Rindvieh auch bei Schweinen und Ziegen die nützlichste Verwendung findend; zugleich auch die Freßlust erregend, empfiehlt, wobei selbstverständlich der unsinnige Gebrauch des phosphorsauren Kalks ausgeschlossen, à Packet 50 Pfg., 10 Packete 4 M.

G. Doerre,
homöopath. Zentral-Apotheke in Greußen (Thür.)


[ => Original lesen: 1894 Nr. 23 Seite 3]
H. Brüchmann      liefert in größter billigster Auswahl                          
Confirmationskarten
                          und passende Geschenke.
Zum Fabrikpreis:
Best existirende Margarine FF
von L. Mohr, Bahrenfeld,
bei 10 Pfd. 68 Pfg., 1 Pfd. 70 Pfg.
Flohmen=Schmalz
1 Pfd. 55 Pfd.
Mehl und Gewürze
                          H. Brüchmann.
    Ansicht der Niederlassung von H. Brüchmann


Den Eingang sämmtlicher
Frühjahrs- und Sommer-Neuheiten
beehren wir uns anzuzeigen.                          
                          Gebrüder Burchard.


Doktor Dethloff
erkrankt
Vertreter:                          
Herr Rahaus aus Rostock.


Zur Beachtung für Eltern und Vormünder! Alle welche sich der Postgehülfen=Carriere zuwenden wollen, mögen vor ihrer Entschließung die wichtigen Winke beachten, welche der Prospekt von "Dr. Schrader's Wissenschaftliche Lehranstalt, Abtheilung für Subalternlaufbahnen," zu Kiel enthält.


Grabkreuze & Monumente
in hübscher Auswahl zu Fabrikpreisen empfiehlt
                                                    C. Schwedt.


Spaten, Hacker, Harken und Schaufeln
empfiehlt                                                     C. Schwedt.


Größte Auswahl in gußeis.                          
Stall- & Kellerfenstern
bei                                                     C. Schwedt.


Lasse meinen schweren Hengst, gefallen vom Nording, decken. Deckgeld 12 Mark.

Mechow.                                                     Stamer.


Möbelversicherungs=Verein im Fürstenthum Ratzeburg.

Das Amt eines Kreisvorstehers für den Kreis Neschow hat der Musiker Behnke in Gr. Siemz mit übernommen. Zu seinem Kreise gehören jetzt die Ortschaften Gr. Siemz, Kl. Siemz, Raddingsdorf, Neschow, Pogez, Sahmkow, Ollndorf, Bechelsdorf, Lindow, Törpt und Niendorf.

                                                    Der Vorstand.
                                                    H. J. Ollrogge,
                                                    W. Godenschweger,
                                                    W. Ollmann.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein
für Mecklenburg-Schwerin und Strelitz
zu Grevesmühlen.

Gemäß § 11 der Vereins=Statuten wird hierdurch bekannt gemacht, daß in letzter General=Versammlung zum Direktor für die Jahre 1894-97 Herr von Leers auf Mühlen=Eichsen und zu dessen Substitut Herr Ehlers Kalkhorst erwählt ist.

Die Direktion.


                                                 Ein junger gelber                          
Arco   Affenpinscher,

auf den Namen "Fips" hörend, ist vor acht Tagen entlaufen. Rückgabe erbeten Kalter Damm Nr. 2.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 23 Seite 4]

Lange & Wilms,
Schönberg, vor dem Siemzerthor.

Hiermit beehren wir uns, den Eingang von sämmtlichen Neuheiten für

Frühjahr und Sommer

ganz ergebenst anzuzeigen, und halten eine großartige sortierte Musterkollection von

Kammgarn=, Cheviot=, Diagonal=, Buckskin=,
sowie
Englische Stoffe

von den feinsten bis zu den billigsten Waaren bestens empfohlen.
Sämmtliche Sachen werden unter Garantie des elegantesten Schnitts und vorzüglichen Gutsitzens angefertigt.


Sämereien der bekannten Samenhandlung Ernst u. v. Spreckelsen hält vorräthig und empfiehlt

                                                    H. Schreep,


Schmiede= u. Schlosser=Innung.
Versammlung am 27. März nachmittags 2 Uhr.
Tagesordnung:

Einzahlung von Beiträgen zur Innungs=Kasse, zum Verband, sowie für die Schmiedezeitung.
Aufnahme von Mitgliedern, Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen, Vorstandswahl, Rechnungsablage und Besprechung sonstiger Innungsangelegenheiten.

Der Vorstand.


Während der Festzeit:
Bock=Bier
vom Faß bei                                                     J. Boye.


Am 2. Osterfeiertage
Tanzmusik.
Carlow.                                                     Ad. Eduard Creutzfeldt.


Schützenhaus. Am 2. Ostertage, den 26. März 1894.
Gr. Tanzkränzchen.
Anfang Abends 7 Uhr.      Eintritt frei Tanzschleife für Herrn 50 Pf.
Einführung gestattet.
12 Uhr: Große Festpolonaise.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
                                                    W. Hagen,
                                                    Schützenwirth.


Am 2. Ostertage                          
große Tanzmusik
für die Nacht.
Ausgeführt von der
Lübecker Militär=Capelle.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
Selmsdorf.                                                     J. Lenschow,
                                                                        Gastwirth.


Kirchliche Nachrichten.
Gründonnerstag.

Konfirmation: 9 Uhr: Konsistorialrath Kaempffer.

Charfreitag.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Nachmittags 1/2 2 Uhr: Consistorialrath Kaempffer.

I. Ostertag.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.

II. Ostertag.

Frühkirche: Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.
    Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 55-56 M., große Schweine 55-58 M., Sauen 43-50 M., Kälber 60-95 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 23 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 23 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 20. März 1894.


- Der Kaiser hat für die Erbauung einer evangelischen Kirche in Fulda 52 000 Mark gespendet.
-Dem Kaiserdiner welches am Freitag abend in der russischen Botschaft stattfand, mißt man eine hochpolitische Bedeutung bei, da es gerade an dem Tage abgehalten wurde, an welchem die Entscheidung über den deutsch=russischen Handelsvertrag gefallen ist und da der deutsche Botschafter, General der Infanterie v. Werder, welcher ein eigenhändiges Schreiben des Czaren überbringt, soeben in der Reichshauptstadt angelangt ist, und mit hochgestellten Staatswürdenträgern an dem Diner teilnahm.
- Im Reichstag fand am 16. d. M. die dritte Lesung des russischen Handelsvertrages statt. In der Generaldebatte befürworteten den Vertrag die Abgg. v. Heeremann, Fürst Radziwill und Thomsen; dagegen sprechen die Abgg. Heyl, v. Kardorff, von Manteuffel und v. Hammerstein, welch letzterer ausführt, der Vertrag wird statt eines Marksteins in der Geschichte ein Leichenstein werden mit den Inschriften: Hier liegt die deutsche Landwirtschaft, die Industrie folgt ihr nach. Abg. Liebermann v. Sonnenberg nennt den Vertrag ein inneres Jena. Abg. Lieber bezeichnet ihn dagegen als den Siegen von 1870 ebenbürtig.
Nachdem noch Abg. v. Stumm den Vertrag befürwortet, wurde ein Antrag auf Schluß der Generaldebatte angenommen, bei der Specialberathung bemerkt Abg. Graf Bismarck die im Lauf der Debatte citirte Aeußerung: der Weg nach Konstantinopel führt durch das Brandenburger Thor, rühre nicht von dem früheren Reichskanzler her, welcher es stets pries, daß Deutschland kein Interesse am Mittelmeer und Orient habe, sondern Zeitungen zufolge stamme die Aeußerung von dem jetzigen Reichskanzler.
Graf Caprivi erwidert, er habe jene Aeußerung, wie längst festgestellt, als Aeußerung aus russischer Quelle angeführt, und ich bitte den Grafen Bismarck, sich vorher besfer zu informiren, wenn er mir wieder Aeußerungen zuschreibt. Abg. Graf Bismarck entgegnet, er habe nur im Interesse der historischen Wahrheit gesprochen. Zu einem Ausfall gegen mich hatte der Reichskanzler keine Veranlassung. Das Haus nahm schließlich den Vertrag endgültig in Gesammt=Abstimmung durch Erheben von den Sitzen mit sehr beträchtlicher Mehrheit an.
- Eine derart beschämende Niederlage, wie sie im Wahlkreis Meseritz=Bomst den Freisinnigen soeben widerfahren ist, gehört denn doch zu den besonderen Raritäten des politischen Lebens. Von ungefähr 15 000 Stimmen, die bis jetzt gezählt sind, entfielen auf den freisinnigen Candidaten dreiunddreißig, was einigermaßen bemerkenswerth ist, da die Freisinnigen gerade für sich selbst die erdenklichsten Erfolge erwarteten, falls es um der Handelsverträge willen zu einer Auflösung gekommen wäre. Nicht minder bemerkenswerth ist das Anwachsen der antisemitischen Stimmen seit vorigem Jahr von 271 auf rund 3000, während die Freikonservativen von 7000 auf 4500 zurückgegangen sind. In der Stichwahl mit dem Polen werden sie aber wohl den Wahlkreis behaupten.
- Nachdem die Stempelsteuerkommission des Reichstags den Quittungs=, Check= und Frachtbriefstempel kurzer Hand abgelehnt hat, bleibt von dem ganzen Gesetz nur die Börsensteuer übrig, und es wird immer wahrscheinlicher, daß das auch das einzige Ergebnis der sog. Steuerreform in dieser Session sein wird, denn die Aktien der Wein= und Tabaksteuer stehen nicht besser. Auch die "Post" zweifelt daran, daß in dieser durch den Handelsvertrag beherrschten Session noch mehr zu Stande kommt, zumal durch die Beschlüsse der Budgetkommission das Deckungsbedürfnis beseitigt ist.
- Schon jetzt werden in den verschiedenen Gegenden des Reiches Vorbereitungen zu einer würdigen Feier von Fürst Bismarcks Geburtstag getroffen. Neuerdings hat eine Versammlung von Studenten der technischen Hochschule in Hannover beschlossen, eine Huldigungsfahrt nach Friedrichsruh zum Geburtstag des Fürsten zu unternehmen. In Geislingen in Württemberg, wo seit einigen Wochen ein Kaiser Wilhelm=Denkmal aufgestellt ist, wird die Enthüllung des Denkmals mit der Feier des Geburtstages des Fürsten verbunden werden. Auf der höchsten Erhebung des badischen Schwarzwaldes, dem Feldberg, soll auch heuer wie seit mehreren Jahren der Geburtstag des Altreichskanzlers festlich begangen werden.
- Die in Berlin von den Anarchisten herausgegebene rote Festnummer des "Sozialist" wurde in der ganzen Auflage von ca. 7000 Exemplaren auf Beschluß des Landgerichts I zu Berlin wegen Verstoß gegen den § 130 des St.=G.=B. (Aufreizung) mit Beschlag belegt und der verantwortlich zeichnende Redakteur Neeft verhaftet.
- Wie aus Kiel gemeldet wird, hat die Kaiserin Friedrich für die Hinterbliebenen der auf dem Panzerschiff "Brandenburg" getöteten Opfer 500 Mark gespendet. Die Sammlungen haben bis jetzt insgesammt gegen 120 000 Mark ergeben.
- Die Marineverwaltung in Kiel läßt augenblicklich auf der kaiserlichen Werft eine Zerreißprobe des vom "Vulkan" für die Maschinen der "Brandenburg" gebrauchten Materials vornehmen.
- Die Uniformierung der Armee soll nach einem in Offizierskreisen laut einer Lokalkorrespondenz umlaufenden Gerücht von Grund aus geändert werden. Als Modell heißt es, sei die österreichische Uniform in Aussicht genommen worden. Demnach sollen kurze Waffenröcke von graugrüner Farbe und mit Klappkragen eingefüllt werden. Die Stelle des Helmes soll das Käppi einnehmen. Die Offizierschärpe soll durch eine Art Gürtel ersetzt werden, wie solche bei der Marine bereits bestehen. Die geplante Aenderung wird als bald bevorstehend bezeichnet. Alle Neuanschaffungen sollen bereits nach dem veränderten System gemacht werden. Hinzugefügt wird noch, daß die Jäger und Schützen statt des Czakos Federhüte wie die Tiroler Kaiserjäger oder die italienischen Bersagliere erhalten sollen.
- Die bayerische Abgeordnetenkammer lehnte alle Anträge irgendwelcher Verstaatlichung des Mobiliarbrandversicherungswesens ab und ersuchte die Regierung um eine Statutenrevision der Privatgesellschaften zwecks Herabsetzung der Prämien und coulanter Behandlung der Versicherten. Der Minister sagte letzteres zu und bemerkte, daß ohne zwingendes Bedürfniß Staatsanstalten nicht zu errichten seien.
- Der Landesausschuß von Elsaß=Lothringen genehmigte den Bau einer Rheinbrücke Straßburg=Kehl, welcher einen Kostenaufwand von 1 760 000 M. erfordert unter der Bedingung, daß die Interessenten einen Beitrag von 500 000 M. leisten und Baden den Rest zur Hälfte trägt.
- Die Königin von England traf am Donnerstag vormittag um 10 Uhr in Straßburg i. Elsaß ein und setzte um 11 Uhr die Reise nach Florenz fort.
- Der britische Marineetat soll nach dem Vorschlag des ersten Lords der Admiralität um 3,126,000 Pfund Sterling, d. h. auf 17,366,000 M. erhöht werden. Man beabsichtigt, das Personal der Flotte um 6700 Mann zu vermehren und mit dem Bau von 7 Schlachtschiffen 1. Kl., 6 Kreuzern 2. Kl. und 2 Korvetten zu beginnen.
- Der französische Budgetentwurf für 1895 zeigt einen Fehlbetrag von 140 Millionen. Zu dessen Deckung sollen verwendet werden: der Ertrag der Konversion, die Ersparungen bei den Zinsga=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 23 Seite 6]

rantien der Eisenbahnen und neue Steuern. Demgemäß soll eine Einkommensteuer eingeführt werden, die das Einkommen nach dem Mietzins bemißt, sowie eine Steuer auf Dienstboten. Zugleich mit dem Budget wird der Entwurf einer Getränkesteuerreform eingebracht. Das Budget enthält auch Kredite für die Amortisation und die Arbeiter=Pensionskassen.
- Vor Rio de Janeiro ist endlich die Entscheidung gefallen. Präsident Peixoto hat die Bedingungen des Admirals da Gama abgelehnt, und am Dienstag Nachmittag ist das Feuer von den Forts gegen die Schiffe der Aufständischen eröffnet worden. Eine Stunde später senkten die Schiffe und Forts der Insurgenten die Flaggen. Die Erhebung vor der Hauptstadt, die ein halbes Jahr gedauert hat, ist überwunden, doch bedeutet dies noch nicht das Ende des Bürgerkrieges, da die Insurgenten in den Südprovinzen noch über ansehnliche Streitkräfte verfügen, die noch nicht an Ergebung zu denken scheinen.
- Die Aufständischen im Süden Brasiliens haben sich durch den Sieg der Regierung in Rio de Janeiro keineswegs einschüchtern lassen, sie setzen vielmehr, einer Meldung aus Buenos Ayres zufolge, ihren Vormarsch nach Norden fort und sind jetzt, von Parana kommend, in den an den Staat Rio de Janeiro angrenzenden Staat Sao Paulo eingedrungen, wo die Festung Itararé mit 3000 Mann Besatzung vor ihnen kapituliert hat. Wie aus Rio gemeldet wird, ensendet die Regierung Truppen nach dem Süden, um auch dort den Aufstand niederzuwerfen. Man nimmt an, daß die Feindseligkeiten daselbst mehrere Monate dauern, aber ohne Bedeutung sein werden.
- Wie kürzlich vom Repräsentantenhaus, so ist jetzt auch vom Senat zu Washington der Bland'sche Antrag auf die monatliche Ausprägung von 2 Millionen Silberdollars aus dem im Staatsschatz befindlichen, von der Prägegebühr herrührenden Silber angenommen worden. Hierdurch wird die Beseitigung der Shermannbill, wegen der monatelang die erbittertsten Kämpfe geführt worden sind, theilweise wieder aufgehoben.
- Die Getreuen von Jever befürchten, daß sie trotz der zeitig eingetretenen milden Witterung die 101 Kibitzeier bis zum 1. April zum Geburtstage für den Alt=Reichskanzler in diesem Jahre nicht zusammen bekommen werden. Durch die rücksichtslose Beraubung der Nester ist die Sippe der Kiebitze stark in der Abnahme begriffen, die landwirtschaftlichen Vereine der interessierten Gegenden schlagen daher einen früheren Beginn der Schonzeit vor, etwa am 15. April, statt des jetzt hierfür festgesetzten 1. Mai.
- Die erst kürzlich renovirte Kirche in Sülten bei Brüel ist durch den Einsturz des thurmartigen Westgiebels fast ganz zerstört worden. Die Orgel und ein Teil des Gestühls sind zertrümmert, nur die Ostseite und der Altar blieben unversehrt. - Umfaßende Bauten werden im Laufe dieses Sommers an der Kirche zu Gnevsdorf bei Plau vorgenommen werden.
- Gegen ein bei einem Erbpächter in Möllin bei Gadebusch dienendes schwedisches Dienstmädchen das heimlich geboren hat, ist die Untersuchung wegen Kindestödtung eingeleitet.
- Die Beförderung von Briefen in verschlossenen Packeten als Frachtgut nach auswärts an den Inhaber einer Privat=Postanstalt, damit dieser auf Grund einer mit ihm getroffenen Vereinbarung die Briefe an Einwohner seines Privat=Postbezirks weiter befördere, macht, nach einem Urteil des Reichsgerichts, den die Weiterbeförderung besorgenden Inhaber der Privatpost wegen Portodefraudation gemäß § 27 Z. 1 des Postgesetzes strafbar, gleichviel ob die Briefe verschlossen oder unverschlossen, verschiedenen Inhalts oder gleichen Inhalts (gleichlautende Circulare, Offerten etc.) waren, mit Adressen versehen waren oder nicht, indem dem Ermessen des Inhabers der Privatpost überlassen worden war, die Briefe einer bestimmten Kategorie von Ortseinwohnern zustellen zu lassen.
- Ueber den Selbstmordversuch eines Soldaten auf offener Straße wird geschrieben: Der Grenadier Eggers von der 10. Kompagnie des 2. Garderegiments in Berlin hatte in der Nacht gegen 3 Uhr den Posten vor der Münze bezogen. Der Offizier der Ronde fand ihn eine Stunde später, entgegen der Instruktion im Schilderhause stehend vor. Nach der Ablösung um 5 Uhr bat er seinen Nebenmann, ihm einige scharfe Patronen zu leihen. Drei davon schob er in sein Gewehr u. versuchte, als er über die Schleusenbrücke marschierte, einen Schuß auf sich abzugeben. Die Kugel ging fehl. Seine Kameraden hielt sich E. vom Leibe, indem er das geladene Gewehr auf sie anlegte. Er richtete sodann die Waffe wieder auf sich selbst und brachte sich einen Streifschuß am Kopfe bei. Er ist nach dem Garnisonslazarett gebracht worden.
- Die Aufhebung des Weihnachtsmarktes in Berlin wurde vom Magistrat beschlossen. Für Aufhebung der andern noch bestehenden Märkte konnte der Magistrat sich nicht erwärmen. Mit dem Weihnachtsmarkt verschwvindet ein Stück des alten historischen Berlins.
- Der durch seine Bandwurmkuren bekannte Richard Mohrmann, welcher vor mehreren Wochen auf dem Rücktransport von einem Termin in das Gefängnis in Braunschweig, dem Gefangenwärter entsprungen war, ist in Amsterdam wieder verhaftetworden.
- Die Schneestürme in Schlesien und Böhmen bewirkten manigfache Verkehrsstörungen. Die Böhmische Nordbahn mußte auf vier Linien den gesammten Verkehr einstellen. Ein gleiches gilt von der Gebirgsbahn, der Prag=Duxer Bahn über die Moldau und der Strecke Turnau=Seidenberg von der Reichenberg=Pardubitzer Bahn.
- Ein heftiger Sturm richtete am Dienstag in den Baulichkeiten für die Weltausstellung in Antwerpen argen Schaden an. Eine 2,50 Meter hohe Mauer stürzte zusammen und zerschmetterte einen Arbeiter. In der Abteilung für das lenkbare Luftschiff, das Leutnant Le Clément de Saint=Marc auf Staatskosten hergestellt und bei dem die Elektrizität die Hauptrolle spielt, sind die Verwüstungen am schlimmsten. Die im Bau begriffenen Tribünenm wurden weggefegt.
- Ein heftiger zwei Tage andauernder Schneesturm in Norrland (Schweden) störte den ganzen Eisenbahnverkehr nördlich von Bräke; auf der Strecke von Hernösand nach Sollefta mußten alle Züge eingestellt werden. Auf vielen Stellen liegt der Schnee 2 Meter hoch und die Schlitten mußten wieder in Gebrauch genommen werden.
- An der Ostseeküste von Polangen im Gouvernement Kurland ist durch den Sturm sehr viel Bernstein ausgeworfen worden, darunter Stücke von bemerkenswerter Größe. So hat ein Fischer ein Stück von 1 1/2 Pfund Gewicht gefunden, für daß ihm von Händlern 90 Rubel geboten worden sind.
- Von einem ungewöhnlich starken Schneefall wurde in der zweiten Hälfte des Monats Februar in Nordamerika besonders das Marmonen=Territorium Utah heimgesucht. In Utah hatte dieses Ereignis zur Folge, daß zahlreiche wilde Tiere, Wölfe, Schakale und Berglöwen (Felis concolor), vom Hunger getrieben, bis in die Straßen der Salzseestadt vordrangen. Am 28. Februar zerrissen zwei Berglöwen innerhalb der Stadtgrenzen ein Pferd. Wenige Tage vorher erlegten zwei Jäger gleichfalls in den Straßen der Stadt eine dieser riesigen Katzen; sie maß vom Kopf bis zur Schwanzspitze drei Meter und wog 400 Kilogramm.
- Eine ganze 80 Stück starke Schafherde aus Wilhelminenhof in Ostfriesland ertrank vor einigen Tagen im Wattmeer unterhalb Baltrum infolge Nachlässigkeit des Schäfers. Der Schäfer hatte die Herde ohne Aufsicht gelassen und diese war dann offenbar von dem Hunde fünf Kilometer weit in das zur Ebbezeit trockene Watt getrieben, dort von der Flut überrascht worden und so jämmerlich ertrunken. Die umgekommene Herde hatte einen großen Wert; sie war die größte Herde durchaus reiner ostfriesischer Milchschafe und es waren mit ihr stets vorzügliche Zuchtergebnisse erzielt worden.
- Aus dem Jahresberichte, welcher auf der letzten Jahresversammlung des finnischen Frauenvereins verlesen wurde, bringt die "Pet. Ztg. folgende Notizen. Dem Berichte zufolge haben im Verlaufe des vergangenen Jahres 21 junge Damen

[ => Original lesen: 1894 Nr. 23 Seite 7]

in Helsingfors das Abiturientenexamen bestanden. Zwei Damen legten das Examen eines Kandidaten der Philosophie, zwei das Kameralexamen und zwei die Präliminarien zur Immatrikulation für die medizinische Fakultät ab. Eine Dame ist als Assistentin an der Studenten=Hausbibliothek angestellt worden.
- Die Thorner haben dieser Tage einen guten Fang gemacht! In der Nähe der Festungswerke spazierte immer ein Mann hin und her. Er zog immer wieder seine verdächtigen Papiere aus der Tasche und schaute verstohlen in sie hinein. Schnell wurde die Thorwache alarmiert, der Spion ergriffen und eingesperrt. Bei dem mit dem armen geständigen Sünder angestellten peinlichen Verhör stellte es sich nun heraus, daß man es mit einem harmlosen Schauspieler der in Thorn gastierenden Truppe zu thun hatte, der eifrig seine Rolle eingelernt!
- Frau Clarissa v. Gudden, die Witwe des mit König Ludwig II. im Starnbergersee umgekommenen Prof. Dr. v. Gudden, ist im Alter von 60 Jahren in der Nähe von Bonn an der Influenza gestorben. Die nun heimgegangene Dame ist vom Schicksal schwer heimgesucht worden. Sie hat nicht nur den Gatten auf so tragische Weise verloren, sie mußte auch 2 Söhnen in das frühe Grab nachblicken.
- Der Stadtrat von Zürich hat dem Zirkusbesitzer Schumann, der sich um Konzession zu Vorstellungen in der Stadt bewarb, verweigert mit der Begründung, daß die Schaustellungen im Zirkus Tierqälereien seien und daß dadurch die Bürger zu "Auslagen verleitet" wurden.
- Der Vizekassierer des Peterspfennigs in Rom ist nach Veruntreuung von 400 000 Lire geflohen.
- Man schreibt aus London: Der englische Dampfer "Olympia", der mit voller Ladung von Kaffee und Zucker nach Philadelphia unterwegs war, ist mit der ganzen Mannschaft, 30 Personen, untergegangen.
- Der reichste Schauspieler der Welt soll Constant Coguelin in Paris sein. Sein Vermögen wird auf fünf Millionen Franken geschätzt. Seine Gemäldesammlung hat einen Werth von mehr als einer Million.
- Der größte Mann im bayerischen Heere. Ein Münchener Blatt behauptete dieser Tage, daß der größte Mann der Garnison München und wohl auch der ganzen bayerischen Armee ein Soldat des Infanterie=Leib=Regimentes sei, der 198 Centimeter messe. Nun aber stellte sich einer Redaktion in Würzburg der Flügelmann der 1. Compagnie des 9. Infanterie=Regiments vor, der ohne Fußbekleidung 198,7 Centimeter mißt, also dem Münchener Kameraden mit Recht den Rang des "größten Mannes" streitig machen kann. Der stramme Infanterist ist Mediziner, geborener Rheinländer (aus Coblenz) und Einjährig=Freiwilliger. Er ist proportional entwickelt und weist eine ansehnliche Schulternbreite auf.
- Die Aluminium Yacht "Vendenesse" des französischen Privat=Yachtklubs, welche Herr Chabannes de la Palice durch die Werftgesellschaft der Loire in Saint=Denis erbauen ließ, ist ein Segelschiff von 12 m Länge, 2,85 m Breite mit einem Deplacement von 15 t. Die Aluminiumschale der "Vendenesse" wiegt nur 1000 kg und die Yacht im ganzen 2800 kg. Die Schale würde aus Holz oder Stahl 4800 kg gewogen haben. Der Aluminiumrumpf der Yacht wird durch ein leichtes Stahlgerüst zusammengehalten.
- Die älteste Schneiderinnen=Rechnung ist neulich auf einer Steintafel, die vom Tempel zur Nippur in Chaldäa stammt, in Paris entziffert worden. Sie betrifft 82 Kleider und Oberkleider wovon 14 mit Myrrhen, Aloe und Kassia parfümirt sind. Die sachlichen Einzelheiten waren nicht zu entziffern, es handelt sich dabei um geschäftlich=gewerbliche Ausdrücke, die der heutigen Welt fremd sind. Nach der Form der Schrift und den sonstigen Angaben ist diese Kleiderrechnung etwa in das Jahr 2800 vor unserer Zeitrechnung zu setzen.
- Mit jedem Theaterbillet einen Bauplatz zu verschenken, erbietet sich der amerikanische Direktor J. M. Hill, unter dessen Leitung zur Zeit in Hermanns Theater in New=York Varietätengvorstellungen stattfinden. Der Käufer eines Billets an der Theaterkasse erhält ein Dokument, welches er zu unterzeichnen hat. Mit diesem Dokument begiebt er sich alsdann nach der Zweig=Office des "Egg Harbor City Land Co.", wo er gegen Zahlung von 3 Dollars Schreibgebühren den Besitztitel eines Bauplatzes zu Egg Harbor City, einer 40 Meilen von Philadelphia gelegenen Ortschaft, erhält. Egg Harbar City ist gegenwärtig eine Ortschaft von über 600 Häusern und befinden sich daselbst zahlreiche Geschäftshäuser, Kirchen, Schulen, Brauereien, 23 Hotels, Marmorschneidereien, eine Bank, eine Papiermühle, Töpfereien, Sägemühlen, Kleiderfabrikanten, Zigarrenfabrikanten, eine Küferei etc. Ganz in der Nähe befindet sich ein See, der eine Fläche von 150 Acker bedeckt. Herr Hill ist bereit, einen jeden Zweifler an der Wahrheit seiner Angaben auf seine Kosten nach Egg Harbor zu schicken, damit er sich von der Richtigkeit des Gesagten überzeugen kann.
- Pfarrer Kneipp ist von seiner Fahrt nach Rom wieder zurückgekehrt und hat auch bereits einen Vortrag über seine Romreise gehalten. Der Herzog Sorbon, die Herzogin von Arenberg, der Prinz de Croy befanden sich unter den Zuhörern. Kneipp schilderte seine Reise=Erlebnisse mit vielem Humor. Ein Stück schwarzes Brot nebst zwei "Toppenkäschen" hatten ihn nach Rom gebracht, einschließlich einer in München verzehrten Suppe, die insofern kostbar gewesen sei, als sie viel gekostet habe, trotzdem sie nur aus Wasser und Brot bestanden habe. In Rom, sagte Kneipp, erwarteten mich am Bahnhof mehrere Herren, die hier zur Kur gewesen sind, und auch Frauenvolk, denn das muß ja überall sein. Der Papst hat Kneipp fast täglich in einer längeren Audienz empfangen, Seine erste Frage an Pfarrer Kneipp war: "Wie geht es mit der Wasserkur ? Dann sagte der Papst: "Ihre Grundsätze in Bezug auf Lebensweise sind ganz die meinigen, wenig auf einmal essen und fast nichts trinken, das hat mich soweit gebracht, daß ich trotz meiner 84 Jahre noch arbeiten kann." Kneipp erzählte weiter, daß überhaupt sein System auch bei den wasserscheuen Römern schon starke Wurzeln fasse. Soweit sei auch in Rom in Bezug auf Hydrotherapie viel geschehen. Kneipp wäre schon acht Tage früher zurückgekommen, aber der Papst habe ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht, und da habe er gedacht: Wenn ein großer Herr spricht, muß der kleine schweigen, einem anderen hätte er schon kleine Grobheiten gemacht. Kneipp ging hierauf näher auf seine Vorträge ein, die er in Rom gehalten. Daß seine Wasserkur dem Papst und einem Kardinal so schlecht bekommen sei, daß sie sie abbrechen mußten, davon hat er nicht berichtet.
- Ein Marschall Rückwärts. Amerikanische Blätter erzählen: Zwei junge Aerzte suchten durch Inserat einen Mann, der geneigt wäre, sich mit Morphin vergiften zu lassen, um das Hypermangan als Gegengift zu erproben. Ein Mann von etwa 50 Jahren stellte sich vor und erklärte sich bereit, die Experimente an sich vorzunehmen, falls man dauernd für sein krankes, hungerndes Weib und sein Kind sorgen würde. Nach seinen Lebensumständen befragt, erklärte er, er sei ein Nachkomme des Fürsten Blücher. Sein Name sei Graf Gebhard Friedrich Ludwig Adam Blücher von Finken. Blücher diente im 5. und 2. Artillerieregiment der Union und bezieht eine Pension von 10 Dollars monatlich. Sein vom preuß. auswärtigen Amt gezeichneter Paß datiert vom Jahre 1863. Der Graf giebt an, er führe mit seinen Verwandten in Preußen einen Prozeß um das Gut Weitzow in Pommern. Zerfallen sei er mit seiner Familie wegen seiner ersten Ehe, die er gegen deren Willen durchgesetzt habe.
- Das Schuhwerk der Schulkinder. Im Herbst= und Winter und überhaupt zur Regenzeit ist es eine oft gehörte Klage, daß das Schuhwerk der Kinder nicht wasserdicht ist, sie deshalb mit durchnäßten Füßen in der Schule sitzen müssen und mit Recht für Erkältungen der Grund in diesem Uebelstande gesucht wird. Demselben läßt sich aber mit geringer Mühe und geringen Kosten abhelfen, wenn man neue Schuhe und Stiefel, ehe sie getragen sind, folgendem Verfahren unterwirft: Man

[ => Original lesen: 1894 Nr. 23 Seite 8]

bestreicht die Sohlen mittelst eines Pinsels mit gekochtem, lauwarmem Leinöl und läßt dasselbe in der Sonne einziehen. Auf dem Oberleder wird wiederholt mit einem Wattebäuschchen etwas Ricinusöl verrieben, jedesmal nur so viel, daß das Leder nicht fettglänzend wird, sondern das Oel ganz aufsaugt, sonst setzt sich der Staub darin fest, und das Leder bekommt dauernd eine graue, unsaubere Farbe. Durch diese Behandlung werden nicht allein Schuhe und Stiefel wasserdicht, sondern auch sehr haltbar, und dem lästigen Knarren und Krachen des Schuhwerks wird vorgebeugt.
- Ein neues Mittel gegen Schnupfen. Herr Dr. Roux theilt in einer Lyoner medizinischen Monatsschrift der Welt sein neuestes Mittel gegen Schnupfen mit, gegen den die Medizin bisher ziemlich machtlos galt. Und einfach ist sein Mittel. Er empfiehlt, gleich bei den ersten Erscheinungen des Schnupfens mehrere Male am Tage die Dünste vom kölnischem Wasser, das aufs Taschentuch gegossen wird 2-3 Minuten lang einzuathmen. Der Erfolg sei sicher.


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