No. 22
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. März
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 22 Seite 1]

Bekanntmachung.

          Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe

abgehalten werden:

1. Montag, den 16. April,
Morgens präcise 10 1/2 Uhr.

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Bäck, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf Wietingsbäck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Dienstag, den 17. April,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militärpflichtigen aus den Ortschaften:

Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Mittwoch, den 18. April,
von Morgens präcise 8 Uhr an,

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1874.
          Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge, für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.
          Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 26. 7, der Wehrordnung angedroheten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1874, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:
          Sämmtliche Militairpflichtige haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.
          Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsorten zu stellen.
          Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
          Reklamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häusliche Verhältnisse pp. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätiget werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.
          Etwaige zur seemännischen oder halbseemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflichtige (§ 23 der Wehr=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 22 Seite 2]

          Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.
          Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
          Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Mittwoch, den 18. April wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Marine=Reserve, Landwehr, Seewehr, Ersatzreserve und Marine=Ersatzreserve, sowie des ausgebildeten Landsturms II. Aufgebots stattfinden, die gemäß §. 123 der Wehrordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Die betreffenden Mannschaften haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.
          Schönberg den 13. März 1894.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission
des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
                                                    Köppen.


        Der Vicechulze Hecht zu Schlag=Resdorf ist zum Mitgliede der Wege=Commission für das Fürstenthum Ratzeburg bestellt.
            Schönberg, den 14. März 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- I. M. die Kaiserin Auguste Victoria ist mit den Kaiserlichen Prinzen und Gefolge mittelst Sonderzuges am 13. d. auf der Bahnstation Mattuglie eingetroffen. Statthalter Ritter von Rinaldini begrüßte Ihre Majestät im Auftrage des Kaisers Franz Josef. Ihre Majestät begab sich alsbald in offenem Wagen nach Abbazia, woselbst Allerhöchstdieselbe in der Villa Amalia von dem Direktor der Kuranstalt Silberhuber ehrfurchtsvoll begrüßt wurde. Um 2 Uhr 40 Min. wurde die deutsche Flagge gehißt, während das Schulschiff "Moltke" den Geschützsalut gab.
- Aus Abbazia wird gemeldet: Kaiser Franz Josef wird von Miramar aus mit der Yacht "Greif" in Abbazia eintreffen; mehrere Festlichkeiten werden dann in Abbazia stattfinden, Saalfeste, Galavorstellungen im Saale des Hotel Stefania und in dem benachbarten Communaltheater von Fiume, ferner Festbankette und Ovationen für die befreundete deutsche Marine. Der Zuzug von Gästen aus der Ferne wie von den benachbarten Küstenländern ist jetzt schon bedeutend. Auf den Höhen des Monte Maggiore und den Inseln Veglia und Cherso sind Höhenfeuer für den Abend der Ankunft der deutschen Kaiserin arrangiert, auf den im Hafen von Fiume ankernden Schiffen große Feuerwerke. Die Municipalität von Fiume wird der Kaiserin ein prachtvolles Bouquet überreichen; die Manschette ist aus creme Moiree mit echten Spitzen und Straußfedern geputzt. An dem Bouquet werden vier kostbare Schleifen hängen, und zwar die ungarische und die Fiumaner, sowie die preußische und die deutsche Schleife. Das Bouquet wird von kolossalen Dimensionen sein und aus weißem Flieder und Kornblumen bestehen und in der Mitte die deutsche Kaiserkrone aus den seltensten Orchideenblüthen enthalten.
- Der neue Postzeitungstarif soll, wie der Direktor des Reichspostamts, Sachse, dem Verleger der "Allgemeinen Fleischerzeitung" mitgeteilt hat, schon in der nächsten Reichstagssession vorgelegt werden. Er soll dabei nach der Meldung, eines Berichterstatters hinzugefügt haben, daß dieser Tarif namentlich für die "billigen" Zeitungen manche Ueberraschung bringen dürfte.
- Der Reichstag führte am 13. März die zweite Beratung des russischen Handelsvertrages zu Ende. Die ersten Positionen wurden debattelos angenommen und dann die Artikel 8 und 9 (landwirtschaftliche Produkte: Flachs, Weizen, Roggen, Hafer usw.) zusammen zur Debatte gestellt. In Art. 9 wird für Weizen und Roggen ein Einfuhrzoll von 3,50 M., für Hafer von 2,80 M. festgesetzt.
- Heute Freitag soll die dritte Lesung des russischen Handelsvertrags stattfinden, worauf dann das ganze Haus in die Osterferien eintritt. Die Oster=Ferien des Reichstages sollen bis zum 3. April dauern.
- Von den mecklenburgischen Reichstagsabgeordneten haben gegen den deutsch=russischen Handels=Vertrag gestimmt: v. Buchka, v. Viereck, Graf v. Schlieffen=Schlieffenberg, Rettich und Nauck. Der sechste mecklenburgische Abgeordnete Dr. Pachnicke, der kürzlich in Rostock sehr warm für den Handelsvertrag eingetreten war, fehlte bei der Abstimmung.
- Die "Nordd. Allg. Ztg." ist gegenüber der Annahme, die verbündeten Regierungen würden für die laufende Session darauf verzichten, die dem Reichstag unterbreiteten Steuervorlagen durchberaten zu sehen, in der Lage, aus bester Quelle versichern zu können, daß die Regierungen unter allen Umständen darauf bestehen, nicht über die Steuervorlagen, sondern auch über das Finanzreform=Gesetz von dem Reichstag eine bestimmte Antwort zu erhalten.
- Aus London verlautet mit Bestimmtheit, daß zwischen der französischen und der englischen Regierung Unterhandlungen über die Anarchistenfrage eröffnet worden seien. Von französischer Seite werde die Anerkennung des Grundsatzes verlangt, daß alle anarchistischen Verbrechen nicht als politische, sondern als gemeine anzusehen und zu behandeln seien. Hieran knüpfe sich die weitere Forderung, daß anarchistische Verbrecher in Zukunft von den beiden Staaten gegenseitig ausgeliefert werden sollen.
- Entziehung der Einjährig=Freiwilligen=Berechtigung. Der Reichskanzler hat in einem Reskript an den preußischen Kriegsminister sich dahin ausgesprochen, daß es zulässig sei, einem Einjährig=Freiwilligen die Berechtigung für den einjährig=freiwilligen Dienst auch zu entziehen, wenn seine sittliche Unwürdigkeit erst während des activen Dienstes bekannt oder durch Handlungen, welche in diese Zeit fallen, bethätigt ist.
- Der "Voss. Ztg." zufolge werden im Bundesrathe demnächst noch einige Entwürfe festgestellt werden, die der Reichstag nach Ostern erledigen wird. Es gehören dazu u. A. auch die mehrfach erwähnte Novelle zu den Reichsjustizgesetzen, die Einführung der Berufung im Strafverfahren und die Entschädigung unschuldig Verurtheilter.
- Die wegen Mordversuchs, verübt wider ihren Ehemann, zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilte, kürzlich aber begnadigte Frau Dr. Prager beabsichtigt, einem Berliner Blatt zufolge, als Sängerin im "Wintergarten" aufzutreten. Das kann ein schöner Skandal werden.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 22 Seite 3]

Anzeigen.

Auf den Antrag des Bäckermeisters Heinrich Bumann hieselbst soll über die nachstehenden Grundstücke desselben, als:

1. das zu Schönberg an der Siemzerstraße sub Nr. 214 belegene Wohnhaus c. p.,
2. das auf der Schönberger Stadtfeldmark im "Langencamp" an der Rottensdorfer Chaussee belegene Ackerstück in Größe von 3 1/2 Schffl. Aussaat und
3. die auf der Schönberger Stadtfeldmark im Stadtmoor belegene Wiese in Größe von 7 Schffl. Aussaat, -
welche Grundstücke einem gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden werden, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiemit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Mittwoch, den 6. Juni d. Js.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie gesetzlich nicht von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer der Grundstücke präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 10. März 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In der Nacht vom 4. auf den 5. März d. J. ist dem Hauswirth Heinrich Böttcher in Rieps ein weißes Ferkel im Werthe von circa 18 M. gestohlen worden. Ich bitte um Vigilanz und event. sofortige Benachrichtigung zu den Acten 34/94.
Schönberg i./M., den 14. März 1894.

Der Amtsanwalt.
A. Dufft.


Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Auszug der Heberolle der Mecklenburg=Strelitz'schen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Rechnungsjahr 1893, betreffend die Gemeinde Stadt Schönberg, während zweier Wochen, (vom 16. März 1894 anfangend) gemäß § 82 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 bei uns zur Einsicht für die Betheiligten ausliegt.
Reklamationen der Betriebsunternehmer gegen die Abschätzung ihrer Betriebe bezw. die Aufnahme oder Nichtaufnahme der letzteren in das Verzeichniß sind binnen vier Wochen, vom Tage der Beendigung der Auslage des Verzeichnisses an gerechnet, bei dem Genossenschafts=Vorstande in Neubrandenburg anzubringen.
Schönberg, den 15. März 1894.

Der Magistrat.


Holz=Auction Nr. 27.

Am Montag, den 19. März, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Wienck zu Sülsdorf bei freier Concurrenz öffentlich meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Schwanbecker Zuschlage.

    3 Stück eichen Langhölzer = 2,00 Festmeter.
    2 Fuder eichen Pollholz.
    1 Stück buchen Nutzholzblock = 2,25 Festmtr.
    2 Stück Weißbuchen Nutzholzblock = 0,84 Festmtr.
  52 Rmtr. Kluft und Knüppel
    9 Fuder buchen Pollholz,

2. Aus dem Sülsdorfer Zuschlage.

  71 Rmtr. buchen Kluft und Knüppel.
  11 Fuder buchen Pollholz.
    1 Rmtr. Kirschbaum Kluft.
    1 Rmtr. Tannen Knüppel.

3. Aus dem Heidenholze.

    2 Rmtr. eichen Knüppel.
174 Rmtr. buchen Kluft und Knüppel.
  16 Fuder buchen Pollholz.
Schönberg, den 11. März 1894.

                                                    Der Oberförster, C. Hottelet.


Holz=Auction.
im Kneeser Forst
Schutzbezirk Breesen

am Mittwoch, den 21. März 1894 über etwa:

  300 Stück fichten geringe Rundhölzer zu Sparren Belagholz.
1200 Stück fichten Stangen zu Latten, Leiterbäumen und Wesebäume.
Versammlung des Morgens 9 Uhr im Fuchsberg an der Chaussee nahe bei Roggendorf.

                                                    J. Müller,
                                                    Revierförster.


Auctionsanzeige.
Dienstag, den 27. März d. J.
Vorm. 9 1/2 Uhr,

sollen im Locale des Gastwirths Boye hieselbst die Reiher'schen Nachlaßsachen als namentlich:

10 Bolzen Leinen, Leinenzeug 2 Stand Betten, Bettstelle mit Matratze, Sopha, Komode, Tische, Stühle, Schränke, Wanduhr, Bilder, Spiegel, Küchengeräthe, Koffer, 1 Prachtbibel und andere Bücher, Kleidungsstücke. Leibwäsche, Feuermaterial, ca. 2 Sack Kartoffeln, Schiebkarre, Zimmermanns= und Arbeitsgeräth u a. m.
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Schönberg, den 13. März 1894.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Möbelversicherungs=Verein im Fürstenthum Ratzeburg.

Das Amt eines Kreisvorstehers für den Kreis Neschow hat der Musiker Behnke in Gr. Siemz mit übernommen. Zu seinem Kreise gehören jetzt die Ortschaften Gr. Siemz, Kl. Siemz, Raddingsdorf, Neschow, Pogez, Sahmkow, Ollndorf, Bechelsdorf, Lindow, Törpt und Niendorf.

                                                    Der Vorstand.
                                                    H. J. Ollrogge,
                                                    W. Godenschweger,
                                                    W. Ollmann.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein
für Mecklenburg-Schwerin und Strelitz
zu Grevesmühlen.

Gemäß § 11 der Vereins=Statuten wird hierdurch bekannt gemacht, daß in letzter General=Versammlung zum Direktor für die Jahre 1894-97 Herr von Leers auf Mühlen=Eichsen und zu dessen Substitut Herr Ehlers Kalkhorst erwählt ist.

Die Direktion.


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welches Haus= und Gartenarbeit übernimmt und Gelegenheit findet, das Kochen zu erlernen, von

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[ => Original lesen: 1894 Nr. 22 Seite 4]
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Schmiede= u. Schlosser=Innung.
Versammlung am 27. März nachmittags 2 Uhr.
Tagesordnung:

Einzahlung von Beiträgen zur Innungs=Kasse, zum Verband, sowie für die Schmiedezeitung.
Aufnahme von Mitgliedern, Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen, Vorstandswahl, Rechnungsablage und Besprechung sonstiger Innungsangelegenheiten.

Der Vorstand.


Verloren. Ein paar gelbe Kinderschuhe, vom Markt bis zum Siemzerthore; der ehrliche Finder wird gebeten, dieselben in der Exp. d. Bl. abzugeben.


Heute Morgen 4 Uhr, starb mein lieber Mann, meiner Kinder guter Vater, Schwiegervater und Großvater, der Uhrmacher

J. Hagemeister

im vollendeten 77sten Lebensjahre. Auf's tiefste und schmerzlichste vermißt von seinen Angehörigen

                          Sophie Hagemeister
                          nebst Kindern.

Schönberg, den 15. März 1894.
Die Beerdigung findet am Montag den 19. März, Nachmittags 3 Uhr statt.


Am 13. d. M. starb nach kurzer schwerer Krankheit in Ratzeburg mein lieber Sohn

Paul

im 16. Lebensjahre.
Tiefbetrauert von mir und seinen Geschwistern.

Schönberg.                                                     Cathinka Wilhelm.


Kirchliche Nachrichten.
Freitag, den 16. März

Vormittags 10 Uhr: Passionspredigt, Consistorialrath Kaempffer.

Sonntag, 18. März.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Nachmittags 1 1/2 Uhr: Prüfung der Confirmanden. Consistorialrath Kämpffer.
Abendkirche fällt aus.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 10.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 22 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 22 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 16. März 1894.


- Schönberg. Die am 13. December v. J. von der Strafkammer beim hiesigen Großherzogl. Amtsgericht von der Anschuldigung eines Gelddiebstahls freigesprochene und damals aus der Untersuchungshaft entlassene Dienstmagd Antonie R. aus K. stand heute wieder vor der genannten Strafkammer unter der Anschuldigung eines Diebstahls. Es wurde ihr zur Last gelegt, daß sie sofort nach ihrer Freilassung in der Nacht vom 14./15. Decbr. v. J. von dem unverschlossenen Hofe des Hausw. Schütt zu Wahrsow 2 buntkattunene neue Bettbezüge gestohlen und dieselben zu der Frau Stolzenburg zu Petersberg gebracht habe, um sich daraus Kleidungsstücke anfertigen zu lassen. Die wegen dieses Diebstahls am 18. Decbr. v. J. wieder zur Haft gebrachte Angeklagte war der ihr zur Last gelegten That voll geständig und wurde mit Rücksicht auf ihre 5malige Vorbestrafung wegen Diebstahls unter Ausschluß mildernder Umstände zu einer Zuchthausstrafe von 1 Jahr verurtheilt, jedoch wurde ihr auf diese ihre Strafe 1 Monat Untersuchungshaft angerechnet.
- Beim Bahnhof Kleinen ist unter Leitung des Hofmaurermeisters Clewe und des Hofzimmermeisters Bockholdt in Schwerin im verflossenen Jahre eine Anstalt für Nervenkranke erbaut worden, welche diesen Sommer noch dem Betriebe übergeben werden soll. Das Gebäude enthält in den beiden oberen Stockwerken ungefähr 35 Fremdenzimmer, im Erdgeschoß die Gesellschafts= und Speiseräume und im Souterain die Badezimmer. Dies neue Gebäude ist an Stelle der alten Anstalt erbaut, welche Jahre lang unbenutzt lag und den Anforderungen der Jetztzeit nicht genügte. Es wird beabsichtigt, die Anstalt mit eigener Wasserleitung und Kanalisation zu versehen, und ist zu diesem Zwecke schon ein Maschinenhaus errichtet, in welchem das Pumpwerk aufgestellt werden soll. Diese Maschinen sollen zugleich auch zur Herstellung einer elektr. Beleuchtung der Anstalt benutzt werden. Augenblicklich ist man dabei beschäftigt, die Anstalt mit einem großen, hübschen Park zu umgeben, in welchem schattige Laubengänge, Lawntennis= und Turnplätze, auch eine Kegelbahn hergerichtet werden. Die Anlage des Parkes geschieht durch den Hofgärtner Klett=Schwerin.


- In einem verschlossenen Bodenraum der Kaserne des 13. Infanterie=Regiments in Münster ist dieser Tage ein seit dem 20. Februar vermißter Soldat in völlig erschöpftem Zustand aufgefunden worden; derselbe hatte die ganze Zeit, volle 14 Tage, in dem Verschlag ohne Essen zugebracht und den unbezwinglichen Durst mit Regenwasser aus der Dachrinne gestillt. Ueber den Grund zu der sonderbaren That ist man noch nicht im Klaren, da der freiwillige Hungerkandidat nicht im stande ist, ein Verhör auszuhalten.
- Die drei ältesten kaiserlichen Prinzen gerieten am Sonntag nachmittag vor dem Hause "Unter den Linden" Nr. 6 in eine gefährliche Situation, indem die Hofequipage, in der sie saßen, mit einem Privatfuhrwerk zusammenstieß. Letzteres wurde umgeworfen und die Equipage so beschädigt, daß sie nicht weiter fahren konnte, infolgedessen die Prinzen mit ihrem Gouverneur eine Droschke besteigen mußten. Der Führer des Privatfuhrwerks wurde durch hinzueilende Schutzleute nach der Wache gebracht.
- Der Berliner Magistrat beabsichtigt ein drittes Rathaus zu bauen. Es sollen 34 Grundstücke zum Preise von 5 905 360 Mark in der Juden=, Parochial=, Kloster und Stralauerstraße angekauft werden.
- Die für die Hinterbliebenen der auf der "Brandenburg" Verunglückten veranstaltete Sammlung hat bis jetzt etwas über 100 000 Mark erreicht. Der "Vulkan" sandte 5000 Mark.
- Interessante Sprengversuche wurden in Essen angestellt, welche die Ueberlegenheit des Nickelstahls als Geschützmaterial beweisen sollten. In einem stählernen und in einem nickelstählernen 8,7 cm Geschützrahm wurde nämlich, cirka 1 Fuß von der Mündung entfernt, je ein Pikrin=Geschoß zu Explosion gebracht, wobei das Stahlrohr zersplittert wurde, während das Nickelstahlrohr nur Ausbauchungen erlitt, ohne Risse aufzuweisen.
- Das oberpfälzische Schwurgericht in Amberg verurteilte den Söldner Anton Spichtinger von Alzhausen, der seinen Vater erschlug und im Keller vergrub, zum Tode.
- In Wittlich am Rhein starb der älteste Beamte im deutschen Reiche, der Gefangenwärter Johann Müller, im Alter von 101 Jahren und 20 Tagen.
- Man meldet aus Pest, daß Kossuths Zustand hoffnungslos Sei. Derselbe hat Anordnungen getroffen, daß seine Leiche nur dann nach Ungarn überführt werden dürfe, wenn Ungarn ein vollständig unabhängiges Land sei.
- Passanten des linken Donauufers nächst der Franzensbrücke in Wien vernahmen dieser Tage nach 10 Uhr abends einen Gesang, ein Lied, das aus dem Wasser erklang. Der Ueberführer Bernhardt eilte aus seiner Hütte und forschte nach dem Sänger; er sah in der Dunkelheit einen Mann, der, in der Mitte des Stromes schwimmend, sang: "Leb wohl, du schöne Welt, leb wohl, mein Wien." Bernhardt ruderte dem Unbekannten in der Stille nach und suchte ihn zuerreichen. Bevor er ihn jedoch erfassen konnte, schrie ihm der Mann zu: "Grüße meine Freunde" und im nächsten Augenblicke war er verschwunden. Alle weiteren Bemühungen, den Selbstmörder zu retten, blieben erfolglos; der Unglückliche kam nicht mehr an die Oberfläche des Wassers.
- Die Offiziere des vor Abbazia ankernden deutschen Schulschiffes "Moltke" folgten am Sonnabend abend einer Einladung der dort zur Kur lebenden österreichischen Offiziere. Oberst Wachter brachte zwei Trinksprüche auf Kaiser Wilhelm und treue Waffenbrüderschaft aus. Kapitän Koch vom "Moltke" erwiderte mit einem Hoch auf Kaiser Franz Josef und die gute Kameradschaft zwischen Oesterreich und Deutschland.
- Das Wiener "Extrablatt" Meldet aus Mentone, daß ein dort sich aufhaltender Engländer für das Bett, welches der Kaiser von Oesterreich im Hotel benutzt, die Summe von 10 000 Pfund geboten hat.
- Nach in Madrid eingetroffenen Meldungen aus Marakesch sind die Unterhandlungen zwischen Martinez Campos und dem Sultan beendet: Marokko wird eine Entschädigung von 20 Millionen Pesetas an Spanien zahlen.
- Der Gemeinderat in Brüssel bewilligte 50 000 Franks zur Veranstaltung von Festlichkeiten in Brüssel während der Weltausstellung in Antwerpen.
- Für die Aussteller des Deutschen Reiches sind auf der Antwerpener Ausstellung 10 000 Quadratmeter reserviert worden, die sicher voll werden, da neuerdings die Anmeldungen aus Deutschland verhältnißmäßig zahlreich eingehen. Die Gesammtoberfläche, welche die Ausstellungsgebäude und Gärten einnehmen, beträgt ungefähr 350 000 Quadratmeter.
- Durch Strümpfestricken sich ein Vermögen zu erwerben, dürfte im Allgemeinen zu den "unglaublichen" Dingen gerechnet werden. Und doch ist dies zwei Brüdern in dem altenburgischen Städtchen Roda gelungen, die freilich dabei ein sehr karges Leben führten und so abgehärtet wurden, daß sie selbst bei der größten Kälte im ungeheizten Zimmer arbeiteten. Jüngst starb der älteste der

[ => Original lesen: 1894 Nr. 22 Seite 6]

beiden Sonderlinge und hinterließ ein Vermögen von 10 000 Mark.
- Wer ist der Erfinder des Glühlichtes? Doch wohl Edison? Die amerikanischen Gerichte, nämlich Richter Hallet, haben in dem Prozesse zwischen der Edison=Komp. und der Kolumbian=Incandeslent=Komp. anders entschieden. Der Erfinder ist H. Göbel, ein Deutscher, der im Jahre 1850 nach Nordamerika kam. Er verfertigte wenige Jahre darauf in seiner Werkstätte zu New=York elektrische Lampen aus alten Flaschen, in denen er als Leitungsfaser Bambus gebrauchte, den er im Küchenfeuer verkohlte. Diese Lampen kamen nicht in Handel, weil die Elektrizität noch zu teuer war. Göbel verwandte sie aber zur Beleuchtung in seiner Werkstätte, auch schenkte er seiner Tochter eine zur Beleuchtung der Nähmaschine und dann benutzte er sie als Anziehungsmittel für ein Teleskop, das er auf Rädern in der Stadt herrumführte. Nun hat Richter Hallet dahin entschieden, daß der noch lebende Göbel in der Erfindung des Glühlichtes Edison um 25 Jahre voraus war.
- Ein Mittel gegen Blutvergiftungen. Die "Deutsche Lehrer=Zeitung" bringt in einem "Eingesandt" ein Mittel gegen die häufig vorkommenden Blutvergiftungen. Der betr. Abschnitt lautet: "Die Mittheilung von der Blutvergiftung einer Berliner Lehrerin durch den Stich einer Feder mit Tinte unter einen Nagel veranlaßt mich, ein erprobtes Mittel gegen Blutvergiftung mitzuteilen. Es ist dies nichts anderes, als daß man den verletzten Theil in saure Milch oder Buttermilch eintaucht, welche davon ganz warm wird und etwa dreimal erneuert werden muß. Man wendet das Mittel in Westpreußen mit Erfolg bei Schlangenbiß an und hat es sich auch bei Phosphorvergiftung bewährt. Mein eigener Sohn ist dadurch von Blutvergiftung gerettet. Er hatte auf einem Gute in Westpreußen von einem Zündhölzchen abspringenden Phosphor unter den Nagel bekommen; in kurzer Frist war der Arm ganz angeschwollen. Da ritt er nach dem Nachbargute, wo sich die Molkerei befand, nahm gleich ein großes Gefäß mit saurer Milch und hielt den ganzen Arm hinein. Sogleich fühlte er Erleichterung. Er erneuerte dreimal die Milch, und in der Zeit von zwei Stunden war alle Gefahr beseitigt, und der Arm und die Hand war wie zuvor. Es sollte mich sehr freuen, wenn durch das einfache Mittel vielen könnte geholfen werden. Dieckhoff, Pastor in Breitenfelde (Pommern)."
- Die Sendlinge der Leipziger Mission, die infolge der kriegerischen Verhältnisse am Kilimandjaro längere Zeit an der Küste zurückgehalten wurden, sind jetzt seit einigen Monaten im Kilimandjarogebiet angelangt und haben im Orte Kwarango in der Landschaft Madjame ihre erste Niederlassung gegründet. Ein provisorisches Haus ist bereits vollendet, der Bau eines festeren Wohn= und Schulhauses ist für die nächste Zeit ins Auge gefaßt. Sie können von den Eingeborenen und deren Häuptling Schangali tatkräftige Hilfe beim Bau und Entgegenkommen in jeder Beziehung erwarten.
- Ueber das Schulwesen in Kamerun bemerkt die dem Reichstag zugegangene Denkschrift über die Colonie u. a. folgendes: Neben den Missionsschulen wirken für die Erziehung der Eingeborenen die unter Leitung der Lehrer Christaller und Betz stehenden Regierungsschulen zu Bonamandone und Bonebela, welche aus je vier Klassen mit 84, beziehungsweise 43 Schülern bestehen. Große Vorliebe zeigt die junge eingeborene Bevölkerung für deutsche Volks= und Soldatenlieder. Das Lied: "Ich hatt' einen Kameraden" auf Dualla: "Na ta na bene dikom" hat sich förmlich eingebürgert und wird nicht blos von den Schülern, sondern auch von der übrigen Jugend gern gesungen. Der Andrang zu den Schulen ist sehr stark, dagegen läßt die Regelmäßigkeit des Schulbesuchs noch zu wünschen übrig, da die Knaben oft auf den Fischfang gehen oder ihre Eltern auf den Handel begleiten. Häuptling Bell steht der Schule ziemlich gleichgültig gegenüber. Ihn wurmt das derselben einst abgetretene Grundstück, welches, am Flußufer gelegen, gegenwärtig einen hohen Werth bekommen hat. Musterhaft dagegen ist die Aufsicht Manga Bells über den Schulbesuch seiner eigenen Kinder. Was sie später werden wollen, macht den Schülern zumeist wenig Sorge. Ebensowenig Lust als zu körperlicher Arbeit zeigen sie zum Gouvernementsdienst. Letzterer steht bei den Eingeborenen wohl deshalb in keinem guten Rufe, weil die bisher in der Gouvernementskanzlei verwendeten, meist in Deutschland ausgebildeten Burschen wegen schlechter Führung vielfach bestraft worden sind. Am liebsten werden die Schüler, was ihre Väter sind, Händler.
- 22 Jahre in einem Keller eingeschlossen. Vor 22 Jahren verschwand in Villa Selha do Rodao zu Sevilla ein 12jähriger Knabe, welcher trotz des eifrigsten Nachsuchens verschollen blieb. Die Eltern schienen in heller Verzweiflung und versprachen große Summen dem, der ihr Kind ausfindig machen könnte. Hier muß bemerkt werden, daß dieser Knabe ein Kind aus der ersten Ehe seines Vaters war, und daß letzterer, der schon einige Jahre verwitwet gewesen, zum zweiten Male geheirathet und aus letzter Ehe ebenfalls einen Sohn hatte. Das große Vermögen gehörte der ersten Frau und somit dem ältesten Sohne bei seiner Großjährigkeit. Dieses war nun der zweiten Frau ein Dorn im Auge, und sie brachte ihren Mann so weit, daß er seinen Sohn einsperrte und für verschollen ausgab. So blieb nun der arme Mensch 22 Jahre lang in einem kellerartigen Raume, und man reichte ihm sein Essen durch eine Höhlung, die sich an der Decke befand. Vor einigen Tagen nun, als diese Megäre sich dem Tode nahe befand, beichtete sie ihr Verbrechen, und so wurde der jetzt 34jährige Mann befreit. Dieser befand sich natürlich in dem traurigsten Zustande. Zum Erstaunen ist der Umstand, daß er noch lesen und schreiben kann und überhaupt noch bei klarem Verstande ist. Die menschliche Gerechtigkeit hat die Mutter nicht mehr erreichen können; sie starb vor einigen Tagen. Der Vater war schon vor Jahren durch einen Sturz vom Pferde getötet worden.
- Wer lebt am Besten? Nach einer Statistik von Dr. Dodge, sind es die Amerikaner, welche sich am Meisten "gönnen". Sie essen durchschnittlich dreimal so viel Fleisch als Franzosen und Deutsche und doppelt so viel als die Engländer, die sich unter den europäischen Völkern doch am kräftigsten nähren.
- Einfluß des Rauchens auf die physische Entwickelung. Ein amerikanischer Arzt, Dr. Jay Seaver, hat an 188 Studenten Beobachtungen darüber angestellt, in welcher Weise das Rauchen die physische Entwickelung beeinflußt. Er fand bei Nichtrauchern ein durchschnittlich um 10,4 Prozent größeres Körpergewicht als bei Gewohnheitsrauchern und ein um 6,6 Prozent größeres als bei den Gelegenheitsrauchern. Für das Längenwachsthum waren die entsprechenden Prozentsätze 24 bezw. 14, für den Brustumfang 26,7 bezw. 22,2 und für die Lungenkapazität 77,5 bezw. 49,5. Diese Beobachtungen wurden durch die Untersuchungen, die der Prof. Hitschcock an Studenten des Amberst College anstellte, bestätigt. Derselbe fand, daß die Nichtraucher eines Jahrganges um 24 Prozent mehr an Gewicht, um 27 Prozent mehr an Wachstum und um 42 Prozent mehr an Brustumfang zunahmen als die Raucher. Es ist zu begrüßen, daß durch derartige Feststellungen die Gefahren, die namentlich der heranwachsenden Jugend aus der Unsitte des Rauchens drohen, deutlich klargelegt werden. Den Eltern, die vielfach aus Schwäche dieses Modelaster bei ihren Söhnen dulden und beschönigen, möchten wir diese obigen Zahlen zum Studium empfehlen. Es könnte sich auch mancher Lehrer ein Verdienst erwerben, wenn er seinen Schülern diese Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen zu Gemüte führte.
- "Ei Herrcheses, ja meine Herren, die Engländer!" so läßt sich der Herr Bürstenbinder am Stammtisch vernehmen, "das sind Sie ganz grobe, ungeschliffene Batrone! Fahre ich Sie da neulich im Coupè und sitze zusammen mit so einem großkarrierten Weltsegler! Und was denken Sie wohl? Legt er sich ganz ungeniert zum Schlafen nieder und legt mir, weeß Kaepchen, beede Beene uff'n Schoß! Und so lag Sie der unverschämte Beafsteekesser egal die ganze Tour, die ich mit ihm zusammenfuhr, beinah' 'ne dreiviertel Stunde, ohne aufzuwachen!" "Na hören Sie 'mal, warum haben Sie denn den Kerl nicht aufgeweckt?" "Ai, wie konn' ich denn das. Ich kann Sie ja kee Englisch!"


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ZVDD