No. 17
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. Februar
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 17 Seite 1]

- Die deutsche Kaiserin wird sich, wie der "Reichsanzeiger" bestätigt, auf ärztlichen Rat mit ihren Kindern gegen den 10. März zu einem mehrwöchigen Aufenthalt nach Abbazia begeben. Der Kaiser werde, wie verlautet, während dieses Aufenthalts seine Gemahlin auf kürzere Zeit dort besuchen. Das kaiserliche Hoflager beansprucht einen ziemlich großen Apparat; es sind daher im ganzen für sechzig Personen an vierzig Zimmer in Bereitschaft gesetzt und die Villa Angiolina und Theile zweier anderen Landhäuser gemietet worden. Die Villa Angiolina, früher wiederholt vom österreichischen Kronprinzenpaar bewohnt, ist die prächtigste im Kurort. Sie ist ausgezeichnet durch die herrliche Lage und ihren großen Garten am Meeresstrand mit einer aufs Meer hinausgebauten Terrasse. Die Villa hat ein Erdgeschoß und ein Stockwerk und wurde kürzlich neu eingerichtet. Kaiser Wilhelm wird von Abbazzia Seeausflüge unternehmen. Die kürzlich in England erbaute, Arthur Kenard gehörige Yacht "Christabal" ist dazu gechartert worden. Ferner erfährt man, daß nächstens ein deutsches Kriegsschiff in den adriatischen Gewässern eintrifft, auf welchem Kaiser Wilhelm Pola und die dalmatinische Küste bis Sebenico besuchen wird. Es heißt ferner, daß Kaiser Franz Josef auf seiner Rückreise von der Riviera dem deutschen Kaiserpaare einen Besuch in Abbazia abstatten wird.
- Der Kaiser soll sich, wie der "Breslauer Zeitung" aus Berlin mitgeteilt wird, höchst unmutig über die Vorgänge in der neulichen General=Versammlung des Bundes der Landwirte ausgesprochen haben. Er hat sich über dieselben eingehend berichten lassen und soll zu seiner Umgebung geäußert haben, daß er es absolut mißbilligen müsse, wenn ihm und seiner Regierung als Motiv des Abschlusses des deutsch=russischen Handelsvertrags, wie es der Reichstags=Abgeordnete Lutz unter dem Jubel der Versammlung gethan habe, "Kosakenfurcht" unterstellt werde. Sehr tief habe den Kaiser die ebenfalls umjubelte Aeußerung gekränkt: "Man möge doch gleich zum Präsidenten der Eisenbahn=Direktion in Königsberg einen Russen machen." Der Kaiser habe erklärt, er verstände es absolut nicht, wie man überhaupt eine solche Aeußerung thun könnte, und dann ferner auf das deutlichste zu verstehen gegeben, daß ihm die Argumente, die in der Versammlung vorgebracht worden seien, geradezu unfaßbar wären.
- Von seinem am Montag in Friedrichsruhe beim Fürsten Bismarck stattgehabten Besuche erzählt der Kaiser gern und mit sichtlichem Behagen. Er sprach sich sehr erfreut über die Rüstigkeit und die vorzügliche Stimmung des Altreichskanzlers aus und stellte bei passender Gelegenheit einen erneuten kurzen Besuch als wahrscheinlich hin. Was den Fürsten Bismarck selbst betrifft, so dürfte derselbe vor Antritt seiner Sommerreise nach Kissingen wohl kaum wieder nach Berlin kommen, dann aber dem Kaiser in Potsdam einen Besuch im dortigen Neuen Palais abstatten.
- Der Kaiser hatte, um dem Generaloberst Fürst Bismarck eine besondere Freude zu machen, zwei Mann vom Kaiser Alexander=Regiment mitgebracht, deren einer die alte noch gebräuchliche feldmarschmäßige Ausrüstung, jedoch mit den jetzt eingeführten Schießschnüren trug, während der andere die neue Adjustierung angelegt hatte. Der Kragen des Rockes ist vorn offen und klappt zu beiden Seiten ähnlich wie beim Civilrock herunter, so daß dem Träger die Bewegung des Kopfes sehr erleichtert ist. Auf den Tornister ist ein grauer Feldmantel und auf diesen ein braunes, wasserdichtes Zelttuch sowie der Kochkessel aufgeschnallt. Die Sohlen der Stiefel sind mit Aluminiumnägeln beschlagen.
- Der König von Sachsen ist soweit genesen, daß er zum erstenmal wieder mit der Königin das Mittagessen einnehmen konnte.
- Wie nachträglich bekannt wird, hat der Kaiser an seinem letzten Geburtstag zur Hebung der Leistungen der Kavallerieoffiziere in größeren, mit der Lösung von Rekognoszirungs=Aufgaben zu verbindenden Dauerritten eine Stiftung ins Leben gerufen, aus der jährlich, innerhalb eines jeden Armeekorps dem Offizier ein Ehrenpreis zuerkannt wird, der die von dem betreffenden Generalkommando zu stellende Preisrekognoszirungsaufgabe sowohl in reiterlicher wie in taktischer Beziehung am besten gelöst hat.
- Von der sozialdemokratischen Partei des Reichstags hatte es in den letzten Tagen geheißen, sie werde um eine Auflösung des Reichstags herbeizuführen, gegen den deutsch=russischen Handelsvertrag stimmen. Der "Vorwärts" erklärt dieses Gerücht jetzt aber für falsch und sagt, es verstehe sich von selbst, daß die Partei für den Vertrag stimmen werde. Trüge nur der Vertrag die Unterschrift des Fürsten Bismarck, dann wären die Herren Sozialdemokraten sicher gegen denselben!
- Wie sich das Zentrum im Reichstag dem russischen Handelsvertrag gegenüber verhalten wird, das geht aus einem Artikel der "Germania" hervor, in dem es heißt: "Man ist im Zentrum darüber einig, in dieser Frage des russischen Handelsvertrages sei nicht nach parteitaktischen und hochpolitischen Gesichtspunkten zu verfahren, sondern nach in der Sache liegenden Gründen und nach der dadurch gewonnenen gewissenhaften Ueberzeugung. Wird dann das Zentrum einig, so ist das gut; ist bei den in Betracht kommenden, sogar vielfach nach Gegend und Beruf verschiedenen Interessen eine Einigung über die persönlichen Auffassungen nicht zu erreichen, so ist das auch kein Unglück: Jeder stimmt nach seiner Ueberzeugung und Niemand verdient einen Vorwurf." - Die Stellung zu dem Vertrag, wie sie für weite patriotische Kreise in der vorhandenen Zwangslage einzig übrig bleibt, wird in den "Berliner Neuesten Nachrichten" richtig, wie folgt, gekennzeichnet: "Wie heute die Dinge liegen, resumiren wir unsere Stellung zum russischen Handelsvertrag dahin: Wir sind für den Vertrag, wenn es die Regierung zu vermeiden weiß, eine Hälfte der Nation durch die andere mit einem Uebergewicht

[ => Original lesen: 1894 Nr. 17 Seite 2]

von einigen Stimmen zu vergewaltigen, und wenn es ihr gelingt, die Opfer, die dem Ackerbau zugemuthet werden, wirksam zu compensiren; wir sind gegen den Vertrag, was auch darin stehen mag, wenn der segensreiche Bund der produktiven Stände, den wir dem Fürsten Bismarck verdanken, durch dieses Abkommen zerbrochen, und wenn ein Konglomerat von Parteien "politisch zum Herrn der Lage wird", das wir absolut regierungsunfähig und ungeneigt zur Basis einer kräftigen nationalen Politik halten."
- Die historische Flasche Steinberger, die S. M. der Kaiser dem Fürsten Bismarck durch den Flügeladjutanten Grafen Moltke geschickt hat, hat Anlaß zu nachstehender Erzählung gegeben. Der Steinberger ist mit dem berühmten Johannisberger nahe verwandt; am rechten Rheinufer, zwischen Biebrich und Rüdesheim, wachsen die Reben, aus denen diese beiden Weine gezogen werden. Ehemals herzog=nassauischer Besitz, sind die Weingelände dann zu größten Theil Eigenthum der preußischen Krondomäne geworden. Speziell vom Steinberger, dessen gute Jahrgänge den Johannisberger an Feuer übertreffen, wandert fast die Hälfte in die alten Kellereien des ehemaligen Klosters Eberbach, das heute ebenfalls preußischer Kronbesitz ist; nur sehr Weniges von dem Ertrag nimmt einen anderen Weg. Der Boden des Rheingaugebietes trug und trägt in jenem durch den Taunus und den Niederwald vom Nordwind geschützten Winkel die edelsten Reben, aber dieses Gebiet ist nicht groß und kaum 40 bis 50 Hektoliter mag der Jahres=Ertrag an Steinberger umfassen. Der köstliche Steinbergerwein stammt aus den Jahrgängen 1811 und 1842, doch lagern von diesem nur wenige Dutzend Flaschen mehr in den Kellern des kgl. Schlosses zu Berlin und in jenen von Eberbach. Er vereinigt seltenste Süße, Konsistenz und Stärke mit dem feinsten Aroma. Man zieht ihn in den bekannten, langhalsigen grünen "Moselflaschen", die in einfachster Weise mit Kork gestöpselt sind und den auf Siegellack aufgedruckten Stempel tragen "Originalfüllung der kgl. preußischen Staatsdomänen". Im ersten Hotels erhält man wohl Steinberger Wein, aber nur die jüngeren Jahrgänge, 1875er, 83 er und 85 er, und auch diese nur zu enormen Preisen, 20, 25 und 30 M. die Flasche. Der größte Theil des durch Private gewonnenen Steinbergers wandert gleich dem Hochheimer und der Mehrzahl der edlen Pfälzerweine nach England oder Rußland. Deutschland und Oesterreich haben keine Liebhaber für so theure Weine. Durch lange Lagerung verbessert sich der Geschmack des Steinbergers, er wird "voller", es wirkt da sein großer Gehalt an Extraktivstoffen mit. Der Johannisberger hat nicht dieselbe geradezu unbegrenzte Lagerungsfähigkeit; er kann durch Zufälle mit den Jahren einen stärker werdenden säuerlichen Geschmack erhalten und dann giebt es oft ganz artige Ueberraschungen. So erstand bei der Versteigerung des Weinkeller eines bekannten österreichischen Kavaliers, ein Wiener Bürger, der auf seinen Ruf als Weinbeißer etwas hielt, eine Flasche Johannisberger vom Jahrgang 1797. Der Kavalier hatte die Flasche zur Zeit der Befreiungskriege aus dem Keller eines rheinischen Schlosses mitgebracht und sie war in Gesellschaft später dazu gekommener Bouteillen unberührt liegen geblieben. Triumphierend brachte der glückliche Ersteher die Flasche Johannisberger in eine Gesellschaft von Freunden, welche sich in einer Weinstube allabendlich versammelte, und es läßt sich denken, in welch feierlicher Weise die Oeffnung der Flache geschah. Nie wurde einer Hundertjährigen mehr Achtung gespendet! Ein köstliches Bouquet von nur denkbarster Fülle und Kraft entstieg dem im Glas goldgelb blinkenden Wein. Alles war im vornherein schon entzückt, Alles führte die Kelche zu den Lippen mit erhöhter Andacht, und da verziehen sich plötzlich die Gesichter denn was man trank, war der denkbar vorzüglichste Weinessig! Allseitige schmerzliche Ueberraschung: der Wein hatte sich, wie der Fachausdruck lautet, abgezehrt, und unübertrefflich würzig war nur der ihm entquellende Duft. Aber zu etwas war der untrinkbar gewordene Johannisberger doch gut, er wurde zur Auffrischung des Bouquetts minderwerthiger Weine verwendet.
- Daß das Fäben der Wurst auch mit einer unschädlichen Farbe strafbar ist, wurde dem Schlachtermeister R. zu Berlin in empfindlicher Weise klar gemacht durch ein Urteil, welches am Sonnabend von der Berufungsstrafkammer des Berliner Landgerichts I gefällt wurde. Das Schöffengericht hatte auf Freisprechung erkannt, der Staatsanwalt aber Berufung eingelegt. Der Sachverständige Dr. Bischof hatte zwar begutachtet, daß die von dem Angeklagten benutzte Farbe - ein ammoniakalischer Carmin=Auszug - völlig unschädlich, aber dennoch zu verwerfen sei. Das Publikum sollte dadurch über den Prozeß des Grauwerdens der Wurst hinweggetäuscht werden. Es sei ganz gleichgiltig, ob man schon grau gewordenes Fleisch, oder frisches, welches infolge der natürlichen Entwickelung grau werden müsse, hinzusetze. Die Methode sei ebenso verwerflich, wie das Färben der Kiemen der Fische, aus deren Röte auf die Frische der Tiere geschlossen werde. Der Staatsanwalt beantragte 30 Mk. Geldstrafe, der Gerichtshof ging aber über den Antrag hinaus und erkannte auf 75 Mk. Geldstrafe.
- Eine ganz besondere Auffassung von "Zeit ist Geld" bekundet ein "Freiherr", der mit einer Rücksichtslosigkeit, die ihres Gleichen sucht, in der Wiener "Neuen Freien Presse" vom 15. d. Mts. folgende Anzeige erläßt: "Heiraths=Antrag. Junger Staatsbeamter von elegantem Exterieur, Freiherr, in günstigen Vermögensverhältnissen, wünscht sich mit hübschem, 15jährigem Mädchen mit 30 000 fl. zu vermählen. Für jedes weitere Lebensjahr wird um je 2000 fl. mehr beansprucht. Adelige Familie bevorzugt. Anträge für "Baron K. 9267" befördert Rudolf Mosse, Wien."


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Anzeigen.

Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Arbeiter Paul Warkowski, geb. 8. Juli 1854 zu Thorn, zuletzt in Rabenhorst, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das amtsgerichtliche Gefängniß zu Schönberg in Mecklbg. abzuliefern.
Neustrelitz, den 18. Februar 1894.

Der Großherzogliche Erste Staatsanwalt.
H. Götze.

          Beschreibung.
Alter: 39 Jahre.
Größe: ca. 1,70 m.
Statur: breitschulterig.
Bart: blonder dünner Schnurrbart.
Augenbrauen: blond.
Nase: gewöhnlich.
Mund: gewöhnlich.
Gesicht: breit, stark hervorstehende Backenknochen.
Gesichtsfarbe: gesund.
Kleidung: Schwarzer großrandiger weicher Filzhut, dunkler Anzug, Rock, Hose und Weste von einem Stoff, u. Kniestiefel.


Antragsmäßig soll über die zu Retelsdorf sub Nr. 1 belegene Vollstelle c. p. des Schulzen Fritz Grevsmühl allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 2. April d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachteil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen. Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden

[ => Original lesen: 1894 Nr. 17 Seite 3]

und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 16. Januar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 23.

Am Montag, den 5. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Wienck=Pogetz folgende Holz=Sortimente öffentlich meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:

1. Aus dem Samkower Holze.

330 Stück eichen Nutzenden II. Qualität gleich 270 Festmeter.
    1 Rmtr. eichen Kluft I. Cl.
  69 Rmtr. eichen Kluft II. Cl.
  48 Fuder eichen Pollholz.
176 Rmtr. buchen Kluft I. u. II Cl.
  26 Rmtr. buchen Kluft Olm.
  71 1/2 Fuder buchen Pollholz.

2. Aus dem Carlower Holze.

    1 Fuder eschen Wadelholz II. Cl.
  24 Rmtr. buchen Kluftholz.
  10 Fuder buchen Pollholz.
    7 Fuder ellern Wadelholz II. Cl.

3. Aus dem Röggeliner Holze.

    5 Rmtr. Schwarzellern Knüppel.
Der Verkauf beginnt mit Nr. 500.
Schönberg, den 25. Februar 1894.

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Holz=Auktion.

Am Mittwoch, den 7. März 1894 sollen im Toriesdorfer Holze nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.
  16 Rmtr. eichen Kluft II. Cl.
130 Rmtr. buchen Kluft I. u. II. Cl.
    8 Rmtr. buchen Knüppel.
Versammlung der Käufer Morgens 10 Uhr beim Schlagbaum am Torisdorfer Holze.

                                                    R. Schwarz.


Von Unbefugten wird seit einiger Zeit Sand aus unserer Dorfsandkuhle gefahren, was wir hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung verbieten.

                                                    Die Dorfschaft Duvennest.


Mein dreijähriger ganz dunkelbrauner und starker hannöverscher

Hengst    Pferd    "Willi"

steht von jetzt an zum Decken bereit.

Deckgeld 14 M.
Schlagbrügge.                                                     H. Oldenburg,
                                                                              Hauswirth.


Klee= und Grassämereien

unter Controlle der Landwirthschaftl. Versuchsstation in Rostock empfiehlt zu den billigsten Preisen

                                                    Aug. Spehr.


Suche zu Ostern einen                          
Lehrling.
                                                    Daniel Böttcher,
                                                    Schuhmachermeister.
                                                    Herrnstraße.
Ratzeburg, 1894.                                                    


Kinder welche zu Ostern d. Js. die hiesige Schule besuchen wollen, finden freundliche Aufnahme bei

                                                                        A. Scharenberg,
Schönberg.                                                     Maurermeister.
d. 9. Febr. 1894.                                                                              


Heinr. Garz,
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Geschäftseröffnung.

Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich hierselbst Siemzerstraße 195 eine

Eisen-, Kurzwaaren-,
Haus- und Küchengeräth-,
Glas-, Porzellan-,
Steingut-Handlung

eröffnet habe.
Es wird mein Bestreben sein, durch reelle und bestmöglichste Bedienung das Vertrauen der geehrten Kundschaft zu erwerben und bitte ich bei Bedarf um gütige Berücksichtigung.

                                Hochachtungsvoll
                                                    Rud. Tietgen.

Schönberg, den 15. Februar 1894.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 17 Seite 4]

Bund der Landwirthe.
II. Bezirksversammlung
für das Fürstenthum Ratzeburg
am 3. März 1894 10 Uhr Vormittags
in Schönberg
im großen Saale des Herrn Gastwirth Boye.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

                          Tagesordnung:

1. Eröffnung der Versammlung durch den Herrn Vorsitzenden.
2. Neuwahl des Bezirksvorsitzenden und der Beisitzer pro 1894.
3. Vortrag eines Herrn aus Berlin.
4. Entgegennahme von Beitrittserklärungen und Beiträgen pro 1894.
5. Besprechungen etwaiger Wünsche und Anregungen. Vorträge aus der Versammlung nach zuvoriger Meldung beim Vorsitzenden.

Alle Freunde der Landwirtschaft sind geladen.
Nach Schluß der Versammlung gemeinschaftliches Mittagessen.
                                                    Der Vorsitzende des Bezirk Schönberg:
                                                    Amtmann Kaiser.


Creutzfeldt's Etablissement Carlow.
Mittwoch, den 28. d. M. (Mittfasten):
GROSSES CONCERT
ausgeführt von der Städtischen Capelle aus Wismar unter Mitwirkung des
Concertmeisters (Violonisten) Herrn Fröbus aus Leipzig, des Xylophonisten Herrn Engel
und unter persönlicher Leitung des Musikdirektors Herrn Julius Müller.
Anfang 7 Uhr.                                                     Cassenöffnung 6 1/2 Uhr.
Nach dem Concert Ball.


H. Brüchmann       empfiehlt seine langjährig beliebten echten Anilin-Zeug-Farben in bester Qualität
für Wolle, Baumwolle, Leinen, Seide u. s. w.,
sowie  Aufbürstfarben  zur Wiederherstellung verblichener Kleider und Möbelstoffe.


Da ich den Zimmereibetrieb des verstorbenen Zimmermeisters H. Oldörp in Schönberg i/M. übernommen habe, so empfehle ich mich den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend ergebenst als

Bauunternehmer.

Ich bitte, das meinem Geschäftsvorgänger in so reichem Maaße bewiesene Vertrauen auch gütigst auf mich übertragen zu wollen und werde ich stets bestrebt sein, mir dieses Vertrauen durch reelle Bedienung und solide Preise zu erwerben. Meine Wohnung ist von Ostern 1894 ab beim Korbhändler Herrn Möller in Schönberg vor der Siemzerstr. 157.

                                                    J. Sterly.
                                                    Bauunternehmer,
                                                    zur Zeit in Kl. Bünsdorf.


Zu Ostern findet eine ordentliche
Tagelöhnerfamilie (Drescher)
Wohnung und guten Verdienst zu Hof Wahrsow.


Von jetzt an wohne ich Wallstraße Nr. 128 u. empfehle mich auch ferner zur Ausführung weiterer geschätzter
Aufträge
Schönberg.                                                     Klempner Munkelberg.


Gestern Abend 9 1/4 Uhr entschlief nach langem, schwerem Leiden unser lieber Bruder, Schwager, Neffe, Bräutigam und Vetter, der Inspektor

Fritz Siebenmarck

in fast vollendetem 27sten Lebensjahre.
Tief betrauert von Allen, die ihm nahe standen.

                                                    Im Namen der Hinterbliebenen:
                                                    B. Kohlhase.

Wahrsow, den 26. Februar 1894.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 1. März 11 Uhr in Herrnburg statt.


Stadt Lübeck.
Mittwoch, den 28. d. Mts. (Mittfasten)
Tanzmusik
über Mitternacht aus.


Elise Jacobs.
Wilhelm Dibbern.
Verlobte.
Schönberg i/M.                                                     Gaarden b. Kiel
                                                                                 z. Z. Lübeck.


Marie Schütt.
Wilhelm Lenschow.
Verlobte.
Selmsdorf.                                                     Gr. Bünsdorf.
z. Z. Gr. Bünsdorf.                                                                              
Den 25. Februar 1894.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 54-56 M., große Schweine 55-57 M., Sauen 45-53 M., Kälber 60-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 17 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 17 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 27. Februar 1894.


- Schönberg. Alle Verehrer des Ratzeburger Domes werden es mit Freuden begrüßen, daß in Aussicht genommen ist, statt des vom Feuer zerstörten plumpen Thurmes nun einen oberen Schlanken aufzuführen. Nach dem vom Geh. Oberbaurath Daniel in Schwerin entworfenen Plane, der die Allerhöchste Genehmigung gefunden hat, werden die noch stehenden Ringmauern des alten Thurmes, die oben noch die kolossale Stärke von 2 Metern haben, um 2 Meter höher gebaut, dann wird die Form des Vierecks in die eines Achtecks übergehen und ein schlanker Thurm in Höhe des Schweriner Domthurmes aufgesetzt werden. Die vier Ecken werden durch kleinere Thürme verziert werden. Als Baumaterial werden die besten Hölzer der Großh. Forsten benutzt werden Einen ferneren Schmuck wird der Dom dadurch erhalten, daß in der Westseite wahrscheinlich ein Fenster in Rosettenform hergestellt wird. Das schöne große im gothischen Stil gehaltene Fenster wurde bei der letzten Restauration zugemauert, weil die Orgel an diese Seite verlegt wurde. - Im Kirchdorfe Ziethen wird die dortige Kirche im Sommer 1895 ihr 300jähriges Jubiläum feiern. Die Gemeinde hat keinen anderen Wunsch, als daß ihr Gotteshaus, das nun 300 Jahre ohne Thurm dasteht, zu diesem Festtage einen Thurm erhalten möge. Die Kirche hat aber kein Vermögen, und die Gemeinde ist nur klein, so daß nennenswerthe Beiträge nicht zu erwarten sind. Es bleibt darum nur die Hoffnung, daß der Landesherr als Patron der Kirche den größeren Theil der Kosten übernimmt.
- Schönberg. Bezeichnend für die Lage der Hauswirthe im Fürstenthum ist es, daß nach der Zwangsversteigerung einer Vollstelle in Palingen, die erst kürzlich stattgefunden hat, nun schon wieder drei neue Zwangsversteigerungsverkäufe angemeldet sind. Unter denselben sind wieder zwei Vollstellen. - Einige gutsituirte Einwohner, des Kirchdorfes Carlow beabsichtigen, daselbst eine Spar= und Credit=Bank zu gründen, die bei der Größe und Wohlhabenheit der Ortschaft gewiß bald einen größeren Aufschwung nehmen wird.
- Schönberg. Unter dem Vorsitz des Consistorialraths Präfke aus Neustrelitz fand am Freitag die Abgangsprüfung an der Großherzogl. Realschule hierselbst statt, welche von dem Schüler der 1. Classe Wilh. Oldörp aus Boitin=Resdorf bestanden wurde.
- Aus Parchim wird berichtet, daß beabsichtigt sei, in den Großherzoglichen Forsten in Rücksicht auf das viele gefallene Holz, die Forsttaxe um 40 pCt. herabzusetzen.


- Um einen Mittelpunkt der Sammlungen für die Hinterbliebenen der auf dem "Brandenburg" Verunglückten zu bilden, ist in Kiel ein großes, aus den Spitzen der Behörden und den angesehensten Bürgern zusammengesetztes Komite zusammengetreten. Es wird beabsichtigt, nicht nur der augenblicklichen Not zu steuern, sondern auch größere Summen aufzubringen zur Sicherung des Loses der am schwersten Betroffenen. Die Verwendung der Beiträge soll durch einen Ausschuß besorgt werden, an dessen Spitze der Admiral Knorr steht.
- In einem Wäldchen bei Braunschweig hat mitten im Tannendicht ein Eremit seine Hütte aufgeschlagen, in die allerdings der Wind überall ungehinderten Einlaß hat. Um die Hütte, in der ein Bett und ein Stuhl steht, spaziert der Herr, dessen Nahrung aus rohem Weizen und Obst besteht, täglich, auch bei dem schlechtesten Wetter, in der Kleidung unseres biblischen Stammvaters herum. Spaziergänger, namentlich Frauen, sind schon öfters durch die aus dem Dickicht auftauchende kleiderscheue Gestalt erschreckt worden.
- In Rheine sprang am Donnerstag vormittag gegen 11 Uhr ein Mann auf eine anscheinend unbewachte Lokomotive und fuhr mit ihr in der Richtung nach Osnabrück davon. In der Nähe von Hörsel traf die Maschine auf einen im Gleise befindlichen Bahnmeisterwagen und schob ihn vor sich her. Erst in Ibbenbüren gelang es, die Lokomotive ohne Unfall zum Stehen zu bringen und den verwegenen Menschen festzunehmen und der Polizeibehörde vorzuführen. Es war ein Franzose, der kaum erst aus dem Krankenhause entlassen worden war.
- Von der Reichsmarine. Auf der Werft von F. Schichau in Danzig geht gegenwärtig die neue Panzerkreuzerkorvette "Gefion" ihrer Vollendung entgegen und soll demnächst ihre Probefahrt machen. Die "Gefion" ist bekanntlich das erste Schiff eines neuen Typus, nach welchem 6 Panzerkreuzerkorvetten der deutschen Reichsmarine einverleibt werden sollen.
- Die Tochter des berühmten Rechtslehrers, Frl. Windscheid aus Leipzig, bestand am Freitag in Heidelberg die Doktorprüfung als Neuphilologin in den Fächern der englischen und romanischen Philologie.
- Oberst von Fuersen, welcher 1850 bei Idstedt die schleswig=holsteinische Kavallerie kommandierte, starb soeben in Schleswig im Alter von 96 Jahren.
- Der am 27. Oktober vom Schwurgericht Duisburg wegen Ermordung seiner Frau zum Tod verurteilte Maurer Prötz wurde am Mittwoch früh 7 1/2 Uhr hingerichtet.
- Der älteste aktive Beamte im deutschen Reiche ist unzweifelhaft der Gefangenaufseher Müller in Wittlich bei Trier. Der noch außergewöhnlich rüstige Greis feierte am 17. Januar seinen 102. Geburtstag.
- Bei dem letzten Orkan ist auch die berühmte Königskiefer bei Schlochau in Westpreußen gefallen. Der Baum hatte in einer Höhe von 18 m noch einen Durchmesser von mehr als 1 m und wird von Forstleuten auf 250 Jahre geschätzt. Der Festgehalt beträgt 26 m.
- Der Wasserstand des Rheines ist nach Meldungen aus Bingen wieder so niedrig, daß am Dienstag bei Frei=Weinheim nicht weniger als 5 mit Steinkohlen und Stückgütern geladene Schiffe auf Grund gefahren sind.
- In Wien wurde am Freitag die Erzherzogin Maria Immaculata, Schwiegermutter der Erzherzogin Marie Valerie, mit den Sterbesakramenten versehen. Es trat bei ihr eine Blutvergiftung ein, infolge der Einwirkung schwarzgefärbter Seidenstrümpfe auf eine aufgeriebene Stelle der rechten Fußsohle.
- In Groß=Aupa in Böhmen wurde der reiche Gutsbesitzer Mitzinger verhaftet, weil er verdächtig ist, im Jahre 1886 seine Eltern ermordet zu haben.
- Eine merkwürdige Entdeckung machte die Polizei in Bergamo, nämlich eine Falschmünzerbande im Gefängnis! Die Gefangenwärter lieferten den Gefangenen das nötige Werkzeug und Material, und diese arbeiteten vor aller Störung sicher im Gewahrsam und unter der Aufsicht der Organe der Gerechtigkeit. Mehrere Verhaftungen haben bereits stattgefunden und die Untersuchung ist eingeleitet.
- In einem Schulhause in Oskarshamn (Schweden) brach, während eine Lehrerin in einer Kleinkinderschule unterrichtete, Feuer aus. Die Lehrerin und zwei Kinder, die aus dem Fenster sprangen, sind schwer verletzt, 11 Kinder kamen in den Flammen um.
- Daß die italienische Finanzlage eine recht unbehagliche ist, hat man schon lange gewußt; aber für so traurig, wie sie vom Finanzminister Sonnino in der Deputiertenkainmer dargestellt wurde, hat man sie doch nicht gehalten. Das Etatdefizit des neuen Rechnungsjahres beträgt 177 Mill. Lire, also etwa 140 Millionen Mark. Zur Deckung sollen zahlreiche Zölle und Steuern erhöht werden, Papiergeld wird massenhaft ausgegeben, auch eine Ermäßigung der Zinsen der italienischen Staatspapiere wird angestrebt.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 17 Seite 6]

- Der Pfarrer Kneipp von Wörishofen bleibt auf Wunsch des Papstes bis zum 3. März in Rom. Außer dem Papste gebraucht noch der Kardinal Monaco die Kneippkur.
- In Belgien sind nach Mitteilungen des Gesundheitsamts in Brüssel vom 31. Januar bis 10. Februar 36 Fälle von asiatischer Cholera festgestellt worden, wovon 16 einen tötlichen Verlauf genommen haben.
- Die nervöse Erregtheit, die sich der Pariser Bevölkerung nach den letzten Dynamit=Attentaten bemächtigt hat, wird von üblen Witzbolden noch künstlich gesteigert; in der Nacht zum Mittwoch sind nicht weniger als 9 von solchen "Spaßvögeln" gefertigte Bomben eingeliefert worden, die mit Pferdemist, Sand und anderen unschuldigen Dingen gefüllt waren. Das Publikum ist in Folge des blinden Lärms der bei jeder derartigen Entdeckung geschlagen wird, so aufgeregt, daß es überall nur noch Höllenmaschinen sieht. Das städtische Laboratorium hat einen besonderen Wagen einstellen müssen, um alle die Schreckbomben zu sammeln und zur Untersuchung einzuliefern.
- Professor Sacharjin, der am 17. Februar nochmals aus Moskau nach St. Petersburg kam, erklärte den Kaiser für vollkommen genesen. Da der berühmte Arzt auf jedes Honorar verzichtete, verlieh ihm der Kaiser den Alexander=Newski=Orden und ließ ihm 25 000 Rubel überreichen. Die Kaiserin schenkte ihm einen mit Edelsteinen besetzten Krückstock.
- In Brasilien wüten jetzt Bürgerkrieg und gelbes Fieber um die Wette. Wie ein Telegramm aus Rio de Janeiro meldet, nimmt das gelbe Fieber immer mehr zu, die Zahl der Gestorbenen beläuft sich täglich auf annähernd 100.
- Wie aus Konstantinopel vom Dienstag gemeldet wird, herrscht in vielen Teilen der Türkei starker Schneefall; an mehreren Orten liegt der Schnee fußhoch.
- In Griechenland ist starker Schneefall eingetreten und das Wetter sehr kalt geworden, nachdem es lange Zeit schön gewesen war.
- Nach dem Schlußbericht der Direktoren der Chicagoer Weltausstellung betragt der Reingewinn nach Abzug aller Kosten (also auch der Feuerversicherungsprämien!) 1 404 841 Dollars.
- Aus den Schweizer Alpenkantonen sind bei der "Neuen Züricher Zeitung" übereinstimmende Berichte darüber eingegangen, daß die bisherigen abnormen Witterungsverhältnisse im kommenden Frühjahr, resp. Sommer leicht zu einer großen Unannehmlichkeit führen könnten, deren Folgen nicht abzusehen wären. Die Alpweiden sind für einen Grasertrag im Sommer zum großen Teil auf starke Schneefälle im Winter angewiesen. Nicht nur sind diese bis jetzt ganz ausgeblieben, sondern es haben auch anhaltende trockne Winde das bischen Feuchtigkeit, das vom Trockenjahr 1893 übrig geblieben war, noch vollends genommen. Wenn auch jetzt noch eine Aenderung im Witterungscharakter eintreten würde, so hätte das doch keinen großen Einfluß mehr. So ist es denn erklärlich, daß man sich überall großen Befürchtungen hingiebt, es möchte in den Berggegenden der Schweiz der Graswuchs im kommenden Sommer noch viel spärlicher sein, als im Vorjahr. Aus den westlichen Kantonen kommt die gleiche Klage. Der Frühling ist zwar dort (namentlich am Genfersee) schon zum Teil eingezogen, aber die anhaltende Trockenheit giebt zu ernsten Befürchtungen Anlaß. Auf Bauernhöfen, die weit von Flüssen und Wasserleitungen entfernt sind, muß man das Wasser weit her holen, und die Bäche und Flüßchen drohen bereits ganz zu versiegen.
- In Großzschocher im Haus ihrer Tochter ist am 18. ds. im Alter von 91 Jahren die oft genannte Rosine Haubenreißer, die als 10jähriges Mädchen Augenzeugin der Auffindung des im Gefecht bei Lützen verwundeten Lützower Theodor Körner gewesen war, gestorben. Am Morgen des 18. Juni 1813 wurde die Aufmerksamkeit von Leuten, die sich im Wald bei Großzschocher befanden, durch Stöhnen eines Menschen nach einer Stelle im Gehölz gelenkt, an der man bei näherem Nachforschen den verwundeten Dichter fand. Unter den Leuten, die den Verwundeten auffanden, aufhoben und zur weiteren Unterbringung behilflich waren, befand sich auch die nunmehr verblichene Rosine Haubenreißer. Die Verstorbene bezog eine jährliche Pension, die ihr von Kaiser Wilhelm I. ausgesetzt worden war.
- Die Kalenderfeiertage der verschiedenen Nationen. Die Zahl der jährlichen kalendermäßigen Arbeitstage ist bei den verschiedenen Völkern sehr verschieden. Sie beträgt nach einer Zusammenstellung des Zentralblattes für die Textilindustrie für das Innere von Rußland 267 Tage, während Canada 270, Schottland 267, England 278, Portugal 283, Russisch=Polen 288, Spanien 290, Oesterreich und die Ostseeprovinzen 295, Italien 298, Bayern, Belgien und Luxemburg 300, die sächsischen Herzogtümer 301, das Königreich Sachsen, Russisch=Finnland und Frankreich 302, Württemberg, Schweiz, Dänemark und Norwegen 303, Schweden 304, Preußen und Irland 305, die Vereinigten Staaten von Nordamerika 306 und Holland 308 jährliche offizielle Arbeitstage haben. Die meisten Arbeitstage, nämlich 312, finden wir in Ungarn. Wie man sieht, gestattet die Zahl der Kalenderfeiertage keinen Schluß auf Fleiß und Wohlstand des Volkes, da in England und Rußland die meisten, Holland und die Vereinigten Staaten nächst Ungarn die wenigsten haben. Es kommt eben darauf an, ob, was und wie an den als Arbeitstagen angestrichenen Tagen gearbeitet wird.
- Eine junge Württembergerin mit Namen Seyder hatte einen in der Waffenfabrik zu Oberndorf beschäftigten türkischen Sergeanten kennen und lieben gelernt. Sie verlobten sich und als der Sergeant nach Ablauf seines Kommandos in die Heimat zurückkehrte, folgte ihm die Braut, nachdem sie zum Islam übergetreten war und ihren Türken geheiratet hatte, nach Konstantinopel. Bei der Ankunft daselbst wurde das deutsch=türkische Paar auf dem Bahnhof von den Verwandten des Sergeanten erwartet, welche einen überaus warmen Empfang bereiteten und sie im Triumph nach Stambul führten, wo ihr Gatte ein Besitztum hat.
Ihre Mitgift besteht in 880 türkischen Pfund, so daß es sich nach türkischem Begriff um eine "gute Partie" handelt. Auch verlautet, daß der Sultan, der von dem seltenen Fall gehört, nachträglich dem jungen Paar ein ansehnliches Hochzeitsgeschenk gemacht habe. Uebrigens ist Fräulein Seyder nicht die erste Deutsche, welche behufs Verheiratung den Islam angenommen. Man zählt in Konstantinopel sechs solcher "Jungtürkinnen".
- "Nero", einer der vier Wüstenkönige, die die schönste Zierde der Menagerie der Frau Pauline Nand in Newyork bilden, hatte von einem seiner Käfiggenossen einen furchtbaren Biß in den rechten Vorderschenkel erhalten. Seit jenem Tage war "Nero" Invalide und die verzweifelte Direktion wandte alle möglichen Mittel an, um ihn zu kurieren. Alle von ihr befragten Tierärzte meinten, die sicherste Operation wäre die schleunige Erschießung des verwundeten Löwen. Nun wandte sich die Löwenbändigerin an Dr. Busener, den Chefarzt der Veterinärschule. "Nero" wurde in einem Käfig nach der Veterinärschule geschafft und dann, nachdem ihm eine Schlinge um den Hals geworfen war, an den vier Tatzen gefesselt und durch Chloroform betäubt. Darauf stellte der Arzt fest, daß "Neros" Schenkel gebrochen war, und ging mutig daran, ihn wieder in Ordnung zu bringen, was vollkommen gelang. Als der Löwe wieder zu sich kam, stieß er ein so furchtbares Gebrüll aus, daß das ganze Personal der Tierarzneischule vor Schrecken davonlief. Jetzt ist "Nero" wieder gesund und munter und gebraucht bei seinen Spaziergängen und Freudensprüngen im Käfig das operierte Bein in derselben Weise wie die anderen drei. Dem Dr. Busener hat die Operation den Beinamen "Löwendoktor" eingebracht.
- Zu wörtlich befolgt. Leutnant (zu seinem Burschen): "Johann, bringe dieses Bouquet zu meiner Braut, und richte besten Gruß und Kuß aus!" - Bursche (nach einer Weile zurückkehrend, auf die Frage des Leutnants, ob er alles gut ausgerichtet habe): "Jawohl, Herr Leutnant! .... Das Fräulein hat sich aber bei dem Kuß arg g'wehrt."


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