No. 16
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. Februar
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 16 Seite 1]

- Des Kaisers Reise nach Friedrichsruh zum Fürsten Bismarck verlief in bester Weise. Der Bahnhof und die Geleisestrecke der Hamburger Bahn vor dem Schlosse des Fürsten Bismarck waren mit Kränzen, frischem Grün und Lampions geschmückt, ebenso der ganze Weg zum Schlosse. Trotzdem schon vorher die strengste Absperrung angekündigt war, hatten sich doch ziemlich viel Publikum und Vereine eingefunden. Die Begrüßung zwischen dem Kaiser und dem Fürsten, der die Uniform seines Regimentes trug, war sehr freundschaftlich, den Behörden und Vereinen spendete der Monarch nur kurzen Gruß und begab sich dann sofort nach dem Schlosse, wo die Fürstin Bismarck, welcher der Kaiser die Hand küßte, ihren hohen Gast begrüßte. Die Anwesenden vereinten sich dann zur Tafel. Vor dem Schlosse wurden wiederholt laute Ovationen ausgebracht, auch patriotische Lieder gesungen. Der Kaiser soll außerordentlich gut aufgelegt gewesen sein, ebenso Fürst Bismarck. Die Weiterreise des Monarchen nach Hamburg erfolgte 9 Uhr abends. Die Grafen Herbert und Wilhelm Bismarck waren abwesend.
- Bei der Abreise des Kaisers von Friedrichsruhe wurde besonders die Thatsache lebhaft kommentirt, daß der Monarch sich mit raschen Schritten, von dem Flügeladjutanten Grafen Moltke begleitet, vom Schloß nach dem Extrazuge begab, vor dessen Salonwagen er alsdann noch mehrere Minuten mit dem in Friedrichsruh zurückbleibenden Flügeladjutanten leise conferirte und letzterem anscheinend wichtige sekrete Aufträge ertheilte. Der Vorgang wurde vom Publikum mit großer Spannung beobachtet und bildete derselbe nachher noch lange den Gegenstand lebhafter Erörterungen.
- S. M. der Kaiser ist mit dem Prinzen Heinrich am 20. d. früh um 11 1/2 Uhr in Wilhelmshaven eingetroffen und am Bahnhof von der Admiralität empfangen worden. Der Kaiser begab sich mit seinem Bruder zu Wagen durch die reichgeschmückten Straßen, in denen Marinetruppen aufgestellt waren, die den Kaiser mit Hurrahrufen begrüßten, nach dem Exerzierschuppen zur Vereidigung der Rekruten. Das Wetter ist prachtvoll.
- Der Kaiser unternahm am 21. Febr. an Bord der "Prinzeß Wilhelm" bei herrlichem Wetter von Wilhelmshaven aus eine einstündige Fahrt in See, er verabschiedete sich bei seiner Rückkehr auf der Werft vom gesammten Officiercorps und trat um 1 Uhr mit dem Sonderzuge die Rückreise über Bremen nach Berlin an.
- Die im "Armeeverordnungsblatt" veröffentlichte Kabinetsordre über die in diesem Jahr stattfindenden größeren Truppenübungen bestimmt, daß dem 1. und dem 17. Armeekorps, die Manöver vor dem Kaiser abhalten, je eine Luftschifferabteilung zugeteilt werben soll. Bei dem Gardekorps, sowie bei den Armeekorps 3-11 finden Generalstabsreisen statt, bei dem 19. Festungsgeneralstabsreisen, außerdem bei dem Gardekorps, dem 4., 7., 9., 10., 11., 15. und 17. Armeekorps Kavallerieübungsreisen. Größere Pionierübungen werden bei Glatz, Verden, Mainz und Straßburg abgehalten. Die Rückkehr der Fußtruppen in die Standorte muß bis zum 29. Sept. erfolgt sein, dieser Termin gilt als spätester Entlassungstag.
- Der russische Handelsvertrag ist am Montag dem Reichstag zugegangen. Derselbe gelangt, wie nunmehr feststeht, nächsten Montag zur ersten Lesung. Nach einer Meldung aus St. Petersburg hat der Kaiser von Rußland die Genehmigung erteilt, daß der deutsch=russische Handelsvertrag dem Plenum des Reichsrats vorgelegt werde.
- Dem Bundesrat ist am 10. d. M. zwischen Deutschland und Rußland abgeschlossenes, von dem Staatssekretär v. Marschall und dem Botschafter Grafen Schuwalow unterzeichnetes Uebereinkommen zugegangen wonach jedes der beiden Länder auf Verlangen diejenigen seiner früheren Angehörigen wieder übernimmt, die ihre Staatsangehörigkeit durch Abwesenheit oder aus anderen Gründen verloren und eine neue Staatsangehörigkeit nicht erworben haben.
- Pauken aus Aluminium sind jetzt bei mehreren Infanterieregimentern, z. B. beim 22. Regiment de Courbiere und beim 1. Garde=Regiment z. F. eingeführt worden. Der Metallkessel hat vor dem bisherigen Holzkessel inbezug auf Klang bedeutende Vorzüge, das war längst bekannt, doch scheiterte die Einführung von Messingtrommeln dieser Art an dem zu bedeutenden Gewicht dieses an sich großen Instruments. Durch Aluminium ist diesem Fehler abgeholfen worden. Auch Prinz Eitel Fritz wurde seitens seiner Eltern am Weihnachtsfeste mit einer solchen Trommel beschenkt.


Anzeigen.

Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meierei Neuhof, welche Johannis d. J. aus der Pacht fällt, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte Termin auf

Dienstag, den 27. ds. Mts.,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Kaution von 3000 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme des Pachtstücks erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Domainenamtsregistratur eingesehen und das Pachtstück nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe in Augenschein genommen werden, wobei darauf aufmerksam gemacht wird, daß Neuhof am leichtesten von Ratzeburg aus zu erreichen ist.
Schönberg, den 6. Februar 1894.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 16 Seite 2]

Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Arbeiter Paul Warkowski, geb. 8. Juli 1854 zu Thorn, zuletzt in Rabenhorst, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das amtsgerichtliche Gefängniß zu Schönberg in Mecklbg. abzuliefern.
Neustrelitz, den 18. Februar 1894.

Der Großherzogliche Erste Staatsanwalt.
H. Götze.

          Beschreibung.
Alter: 39 Jahre.
Größe: ca. 1,70 m.
Statur: breitschulterig.
Bart: blonder dünner Schnurrbart.
Augenbrauen: blond.
Nase: gewöhnlich.
Mund: gewöhnlich.
Gesicht: breit, stark hervorstehende Backenknochen.
Gesichtsfarbe: gesund.
Kleidung: Schwarzer großrandiger weicher Filzhut, dunkler Anzug, Rock, Hose und Weste von einem Stoff, u. Kniestiefel.


Gegen den ca. 50 Jahre alten Arbeiter Heinrich Voß, geboren zu Kattenhof, Landgerichtsbezirk Stargard in Preußen, zuletzt in Lüdersdorf, jetzt unbekannten Aufenthalts, welcher verdächtig ist, am 8. d. M. zu Lüdersdorf durch zwei selbständige Handlungen sich des Diebstahls und der Sachbeschädigung schuldig gemacht zu haben. - Vergehen gegen §§ 242, 303, 74 St. G. B. - ist der richterliche Haftbefehl erlassen.
Ich bitte um Vigilanz, Verhaftung des p. Voß, Einlieferung desselben in das nächste Amtsgerichtsgefängniß, sowie um sofortige Benachrichtigung.
Schönberg i. M. den 21. Februar 1894.

Der Amtsanwalt.
A. Dufft.


In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, dem Hauswirt Peter Baars zu Neschow gehörigen und daselbst sub Nr. II. belegenen Vollstelle c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1) der Verkaufstermin auf

Donnerstag, den 24. Mai 1894
Vormittags 11 Uhr

2) der Ueberbotstermin auf

Donnerstag, den 21. Juni 1894
Mittags 12 Uhr.

ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Donnerstag, den 24. Mai 1894
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Registratur I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 19. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    W. Wetzel.


In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmen, dem Hauswirth Heinrich Woisin zu Lindow gehörigen und daselbst sub Nr. V. belegenen Vollstelle c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1) der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 22. Mai 1894
Vormittags 11 Uhr,

2) der Ueberbotstermin auf

Donnerstag, den 21. Juni 1894
Vormittags 11 Uhr.

ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Dienstag, den 22. Mai 1894
Vormittags 11 Uhr
angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Registratur I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 19. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    W. Wetzel.


n Sachen betr. die Zwangsversteigerung der dem Arbeiter H. J. Jahnke zu Herrnburg gehörigen und daselbst belegenen Grundstücks c. p. (Büdnerei Nr. 51) steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1) der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 22. Mai 1894
Vormittags 10 1/4 Uhr,

2) der Ueberbotstermin auf

Donnerstag, den 21. Juni 1894
Vormittags 10 1/4 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 22. Mai 1894
Vormittags 10 1/4 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Registratur I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 19. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    W. Wetzel.


Zur Bestreitung der Wegebesserungskosten für die Zeit vom Oktober 1892 bis jetzt vernothwendigt sich ein Beitrag von 30 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 []R. Wir ersuchen unsere Mitbürger solchen Beitrag am Sonnabend den 24. Februar Nachmittags 4 Uhr im Boye'schen Gasthause einzuzahlen.

Die städtische Wegekommission.


Vorläufige
Benachrichtigung.

Die Großherzogliche Forstverwaltung beabsichtigt, in den Lenschower Tannen eine Dampfsägerei zu etabliren zur Herrichtung von Bauhölzern und Brettern, um für die Großherzoglichen Bauten sowie auch für Private Bauhölzer etc. nach Anschlag zu fertigen.
Schönberg, den 19. Februar 1894.

                                                    Der Oberförster.
                                                            C. Hottelet.


Zu Ostern findet eine ordentliche
Tagelöhnerfamilie (Drescher)
Wohnung und guten Verdienst zu Hof Wahrsow.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 16 Seite 3]

Holzauktion Nr. 21.

Am Sonnabend den 24. Febr. Morgens 10 Uhr
sollen beim Krüger Jabs in Schlagresdorf bei beschränkter Concurrenz öffentlich meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Thandorfer Zuschlage.

  7 Stück eichen Klassenbäume IV Cl.
13 Stück eichen Wagendeichsel I und II Cl.
  9 Rmtr. buchen Knüppel.
12 Fuder buchen Durchforstholz III Cl.
13 Fuder aspen Wadelholz III Cl.

2. Aus den Hasselbüschen.

10 Rmtr. eichen und buchen Knüppel.
  1 Rmtr. aspen Knüppel.
  1 Fuder ellern Wadelholz I. Cl.

3. Aus den Möhrken.

14 Rmtr. buchen Knüppel.
17 Fuder buchen Durchforstholz III Cl.

4. Aus dem Steinbrink.

  6 Fuder eichen Durchforstholz I Cl.
  3 Fuder eichen Durchforstholz III Cl.
  3 Rmtr. buchen Kluft II Cl.
  1 Fuder buchen Pollholz.

5. Aus der Försterwiese.

  4 Rmtr. eichen und aspen Knüppel.

6. Aus dem Schlagbrügger Holze.

  1 Fuder eichen Durchforstholz I Cl.
80 Stück fichten Leiterbäume und Latten.
  4 Rmtr. Nadelholz Kluft und Knüppel.

7. Aus dem Lankower Holze.

  2 Rmtr. eschen Knüppel.
  3 Rmtr. buchen Kluft Olm.
  3 Fuder buchen Durchforstholz I und II Cl.

8. Aus dem Mechower Holze.

  4 Stück eichen Klassenbäume III und IV Cl.
38 Stück eichen Wagendeichsel I, II und III Cl.
  9 Rmtr. eichen Kluft II Cl. u. Knüppel.
24 Fuder eichen starkes Durchforstholz I Cl.
  3 Fuder eichen Pollholz.
16 Rmtr. buchen Kluft II, Olm und Knüppel.
  1 Fuder buchen Pollholz.
  4 Rmtr. aspen und Nadelholz=Knüppel.

Schönberg, den 17. Febr. 1894.

                                                    Der Oberförster, C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 22.

Am Montag, den 26. Febr. Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf folgende Holz=Sortimente öffentlich meistbietend verkauft werden:

Aus den Hohemeiler Tannen.

70 Stück tannen Kiepenhölzer.
Schönberg, den 19. Februar 1894.

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Holz=Auktion.

Am Mittwoch, den 7. März 1894 sollen im Toriesdorfer Holze nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.
  16 Rmtr. eichen Kluft II. Cl.
130 Rmtr. buchen Kluft I. u. II. Cl.
    8 Rmtr. buchen Knüppel.
Versammlung der Käufer Morgens 10 Uhr beim Schlagbaum am Torisdorfer Holze.

                                                    R. Schwarz.


Am Sonnabend, den 24. Februar,
Vormittags 10 Uhr

sollen zu Thandorf bei Gastwirth Haack folgende Sachen öffentlich meistbietend verkauft werden.

Rademacher=Handwerkszeug, Hobelbank
Nutzholz für Rademacher, Haus= und Küchengeräthe und was sich sonst vorfindet.

                                                    J. Haack.


Für mein Tuch= und Manufacturwaaren=Geschäft suche ich zu Ostern

einen Lehrling
luth. Confession.
Wismar.                                                     Heinrich Joseph jun.


Von Unbefugten wird seit einiger Zeit Sand aus unserer Dorfsandkuhle gefahren, was wir hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung verbieten.

                                                    Die Dorfschaft Duvennest.


Suche zu Ostern einen                          
Lehrling.
                                                    Daniel Böttcher,
                                                    Schuhmachermeister.
                                                    Herrnstraße.
Ratzeburg, 1894.                                                    


Suche zu sofort                          
20 Zimmergesellen
Ziethen, den 19. Februar 1894.                          
                                                    W. Hecht,
                                                    Zimmermeister.


Gesucht zu Ostern oder 1. Mai                                                    
ein Mädchen
welches melken kann                                                    

                                                    H. Brüchmann.


Kinder welche zu Ostern d. Js. die hiesige Schule besuchen wollen, finden freundliche Aufnahme bei

                                                                        A. Scharenberg,
Schönberg.                                                     Maurermeister.
d. 9. Febr. 1894.                                                                              


Von jetzt an wohne ich Wallstraße Nr. 128 u. empfehle mich auch ferner zur Ausführung weiterer geschätzter
Aufträge
Schönberg.                                                     Klempner Munkelberg.


Da ich den Zimmereibetrieb des verstorbenen Zimmermeisters H. Oldörp in Schönberg i/M. übernommen habe, so empfehle ich mich den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend ergebenst als

Bauunternehmer.

Ich bitte, das meinem Geschäftsvorgänger in so reichem Maaße bewiesene Vertrauen auch gütigst auf mich übertragen zu wollen und werde ich stets bestrebt sein, mir dieses Vertrauen durch reelle Bedienung und solide Preise zu erwerben. Meine Wohnung ist von Ostern 1894 ab beim Korbhändler Herrn Möller in Schönberg vor der Siemzerstr. 157.

                                                    J. Sterly.
                                                    Bauunternehmer,
                                                    zur Zeit in Kl. Bünsdorf.


Heinr. Garz,
Lübeckerstraße 12.
empfiehlt sein Lager                                                    
fertiger Herren=Artikel.
Confirmanden=Anzüge
von 12 Mark an.
Herren=Buxkin=Anzüge
von 18 Mark an.
Herren Buxkin=Paletots
von 15 Mark an.
Herren=Buxkin=Hosen
von 6 Mark an.
Knaben=Anzüge von 4 Mark an,
halbwollene Hosen von 3 Mark an,
dito Weste von 2,75 Mark an,
gefütterte Jaquets von 6 Mark an,
echte Hamburger Lederhosen v. 5 M. an.

Sämtliche Winterwaaren und Unterzeug zu bedeutend herabgesetzten Preisen.
Anfertigung nach Maaß zu den billigsten Preisen.


Abgelagerte
Dachpappe
Theer und Dachdraht
empfiehlt                                                    C. Schwedt.


Vorzügliches
Braunbier
extra stark eingebraut
empfiehlt                                                     C. Schwedt.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 16 Seite 4]

Reisfuttermehl,
von M. 3. - an nur waggonweise.
G. & O. Lüders, Dampfreismühle, Hamburg.


Fangen Sie keine Ratten u. Mäuse, sondern vernichten
Sie dieselben mit v. Kobbe's Heleolin.
Unschädlich für Menschen u. Hausthiere. In Dosen à Mk. 0,60 u. Mk. 1,00
erhältlich bei
H. Brüchmann. Schönberg i. M.


Stadt Lübeck.
Mittwoch, den 28. d. Mts. (Mittfasten)
Tanzmusik
über Mitternacht aus.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.
Mittwoch, den 28. Februar d. J.
Mitfasten

findet im Gastwirth Boye'schen Lokale in Schönberg eine

Theateraufführung

mit nachfolgendem

Ball

statt, wozu auch Nichtmitglieder des Vereins gegen Eintrittsgeld Zutritt haben.
Zur Aufführung kommt:

Ut de Franzosentid.
Komisches Zeitbild in 4 Akten mit zwei Verwandlungen nach Fritz Reuter.
~~~~~~~~~~~~~
Preise der Plätze:
Erster Platz, nummerirt 1. M.
Zweiter Platz und Balkon 50 Pfennig (Mecklenburg).
Kinder zahlen die Hälfte.

Eintrittskarten sind im Vorverkauf bei Herren Kaufmann Oldenburg und Uhrmacher Vogel, sowie Abends an der Kasse zu haben.

Kassenöffnung 6 1/2 Uhr.
Anfang 7 1/2 Uhr Abends.
Zum Ball
kosten Tanzschleifen für Herren 1 Mark.

Kameraden mit ihren Familien - Frauen, Töchter und nicht erwerbsfähigen Söhnen - haben sowohl für Theater - zweiten Platz oder Balkon - auch für den Ball kein Eintrittsgeld zu entrichten. Kinder von Kameraden haben nur im Anschluß an ihre Eltern freien Zutritt. Unverheirathete Kameraden können eine Dame frei einführen. Die Kameraden sind ersucht, das Vereinsabzeichen anzulegen.

                                                    Der Vorstand.


Tanzunterricht.

Hierdurch erlaube ich mir dem hochgeehrten Publikum Schönberg's und Umgegend anzuzeigen, daß ich mich in diesem Jahre gleich nach Ostern im Lokale des Herrn Boye

Tanz- und Anstands-Unterricht

ertheilen werde, und bitte, mein Unternehmen durch recht zahlreiche Beteiligung gütigst unterstützen zu wollen.

                          Hochachtungsvoll
                                                    W. Lorenz.

NB. Missive circulirt durch Herrn Ratzeburg.


Für die vielen Gratulationen zu unserer Hochzeit sagen hiermit ihren besten Dank

                                                    L. Mizera und Frau
                                                    geb. Behnke.


Sage meinen besten Dank für die herzlich bewiesene Teilnahme beim Begräbniß meiner lieben Frau.
Schönberg, d. 20sten Februar 1894.

                                                    Aug. Lenschow.


Danksagung.

Für die vielen Kranzspenden und zahlreiche Theilnahme bei der Beerdigung meines lieben Mannes, sowie Herrn Pastor Krüger für die trostreichen Worte im Hause und am Grabe, sage ich meinen herzlichsten Dank.
Schönberg, den 20. Februar 1894.

                                                    Marie Albrecht.


Standesamts-Nachrichten Schönberg.
Januar und Februar 1894.

Geboren:

Am 29. Jan. Dem Schuhmacher Heinrich Blohm zu Schönberg 1 Sohn.
Am 27. Jan. Dem Arbeitsmann Heinrich Wegener zu Lockwisch 1 Tochter.
Am 28. Jan. Ein unehelicher Sohn in Schönbergschönberg.
Am   3. Febr. Dem Arbeitsmann Wilhelm Wilms zu Boitin=Resdorf 1 Sohn.
Am   1. Febr. Dem Gerichtsdiener Wilh. Frehse zu Schönberg 1 Tochter.
Am   5. Febr. Dem Arbeitsmann Heinrich Maaß zu Schönberg 1 Tochter.
Am   6. Febr. Dem Schäfer Carl Bruse zu Torrisdorf 1 T.
Am   4. Febr. Dem Schneidermeister Emil Schröter zu Schönberg 1 Tochter.
Am   7. Febr. Dem Arbeitsmann Peter Kleinfeldt zu Schönberg 1 Tochter.
Am 14. Febr. Dem Maurergesellen Johann Klatt zu Schönberg 1 Sohn.
Am 15. Febr. Dem Eisenbahn=Streckenarbeiter Carl Behrens zu Schönberg 1 Tochter.

Gestorben:

Am   1. Febr. Paul Joachim Heinrich Wilhelm Wittfoth, Schuhmachersohn zu Schönberg 4 Mon. alt.
Am   3. Febr. Arbeiter Mathias Peter Heinrich Bade zu Schönberg 73 J. 4 Mon. alt.
Am   6. Febr. Anna Maaß, Arbeitsmannstochter zu Schönberg 10 Stunden alt.
Am 10. Febr. Fritz Johann Ernst Lenschow, Bahnwärtersohn zu Lockwisch 1 Mon. alt.
Am 12. Febr. Anna Marie Magdalena Luise Wendlandt, Handelsmannstochter zu Schönberg 4 Jahr 8 Monate alt.
Am 14. Febr. Weberwittwe Anna Marie Sophie Threms geb. Möller zu Schönberg 88 J. 4 Mon. alt.
Am 14. Febr. Helene Sophie Marie Bauckmeier geb. Brandt, Arbeiterwittwe zu Schönberg 44 J. 11 M. alt.
Am 15. Febr. Johanna Elise Kibbel, Schänkwirthsfrau zu Schönberg 44 Jahr 5 Mon. alt.
Am 15. Febr. Catharina Elisabeth Sophie Dorothea Bremer, Schmiedemeistertochter zu Schönberg 40 J. 4 Mon. Mon. alt.
Am 15. Febr. Catharina Marie Christine Metscher geb. Gienke, Schuhmacherwittwe zu Schönberg 67 Jahr 4 Mon. alt.
Am 10. Febr. Anna Marie Möller geb. Düffer, Kiepenhändlerswittwe zu Schönberg 59 Jahr 10 M. alt.
Am 15. Febr. Ludwig Joachim Heinrich Johann Albrecht, Bahnwärter zu Schönberg 29 Jahr alt.
Am 16. Febr. Marie Dorothea Lenschow geb. Schulz, Schuhmachermeisterfrau zu Schönberg 83 Jahr 6 Monat alt.
Am 21. Febr. Knecht Friedrich Heinrich Wigger zu Lockwisch 57 Jahr 1 Monat alt.


Kirchliche Nachrichten.
Freitag, den 23. Februar.

Vormittags 10 Uhr: Passionspredigt, Pastor Krüger.

Sonntag, 25. Februar.

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 54-56 M., große Schweine 55-57 M., Sauen 45-53 M., Kälber 60-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 6. [7.]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 16 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 16 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. Februar 1894.


- Schönberg. Die zur Entwicklungsgeschichte des deutschen Bauernthums im Fürstenthum Ratzeburg bereits ins Werk gesetzte Nachsuche nach alten Bauernhäusern ist sehr ergiebig gewesen und bietet vorzügliches Material. Eins der ältesten Bauernhäuser in der ganzen Gegend ist das auf einer Hofstelle in Bechelsdorf. Als Gründungsjahr ist durch eine Inschrift das Jahr 1615 angegeben. In diesem Gebäude, welches in neuerer Zeit in eine Scheune umgewandelt ist, wurde früher sogar Gericht abgehalten, wie ebenfalls eine Inschrift an einem Balken es bekundet. - Vor einer Prüfungscommission in Neustrelitz bestand in letzter Woche der Maurermeister Scharenberg von hier die Meisterprüfung für das Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz.
- Schönberg. Der hiesige Gensdarm Hinzelmann ist zur Vertretung des Landreiters Struck im Kirchdorf Carlow commandirt. Letzterer hat sein Amt länger als 50 Jahre treu verwaltet und wird zu Ostern d. J. in den Ruhestand treten.
- Ein Unglücksfall ereignete sich am 19. ds. gegen Abend in der Rehnaer Wassermühle. Der Müllergeselle Haß wurde, als er einen Riemen von einer Welle ziehen wollte, von dieser ergriffen; er gerieth mit den Füßen in das Räderwerk und wurde schrecklich zugerichtet. Er wurde sofort per Tragkorb ins Krankenhaus befördert und in ärztliche Behandlung genommen, doch waren die Verletzungen so schwere, daß für sein Aufkommen keine Hoffnung vorhanden war. Der Unglückliche ist denn auch, nachdem er noch seinen Vater, der telegraphisch herbeigerufen worden war, bei vollem Bewußtsein gesprochen hatte, bereits vor Mitternacht durch den Tod von seinen schrecklichen Qualen erlöst. Der Verstorbene ist ein Sohn des Zieglers Haß in Gr. Salitz bei Gadebusch, er hat das Müllerhandwerk in der Rehnaer Mühle erlernt und war ein solider, tüchtiger und fleißiger Mensch.
- Der letzte Bericht über den Adamsdorfer Unglücksfall ist dahin zu berichtigen, daß das 6. Kind noch lebt und auch Aussicht vorhanden ist, dasselbe am Leben zu erhalten; außer diesem sind noch 2 Kinder verletzt, die ebenfalls ihrer Genesung entgegensehen dürfen. Die Beerdigung der 5 umgekommenen Kinder (4 Knaben und 1 Mädchen) erfolgte unter der Betheiligung mehrerer Schulen und Ortschaften. Auch der Besitzer von Adamsdorf, Baron von Kapcher, der seinen Wohnsitz in Lockwitz bei Dresden hat, erschien zu diesem traurigen Acte, besuchte die schwer getroffenen Eltern und erfreute, die liegenden Kinder durch passende Geschenke.
- Als auf einem Gute bei Malchin ein Pferd nicht anziehen wollte, band der Knecht dem Thiere einen Strick um die Zunge und befestigte diesen an einem andren Pferde. Es soll jenem Pferde hierbei die Zunge ausgerissen sein. Das zuständige Polizeigericht ist von diesem Act der Roheit verständigt worden.
- Der gegenwärtige milde Winter erfüllt unsere Jäger mit den größten Hoffnungen auf eine kommende gute Jagdsaison. Jegliches Wild, als Hasen, Rehe, Rebhühner etc., findet reichliche Aesung auf den grünenden Saaten der Winterroggen=Aecker und den Haidekrautflächen, da die Fluren weit und breit fast frei von Schnee sind. Schlimm würde es indessen sein, wenn noch ein harter Nachwinter mit Schnee und Frost eintreten sollte, da dann namentlich für den bald zu erwartenden ersten Satz der Junghasen Gefahr ist.
- Eine interessante Entscheidung ist vom Reichsgericht getroffen worden. Sie lautet: Ist die Ehefrau als Inhaberin eines Geschäfts angemeldet und eingetragen, während es thatsächlich vom Manne geführt, so wird dennoch im Falle eines Concurses nicht sie, sondern ihr Ehemann strafrechtlich haftbar gemacht, wenn ihn das Publikum für den Inhaber gehalten hat.
- Die Maul= und Klauenseuche greift in der Umgebung Berlins weiter um sich. Jetzt ist die Seuche auch unter dem Rindvieh des Domänenvorwerks Krummensee ausgebrochen.
- Auf der Ausstellung der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, die in diesem Sommer in Berlin abgehalten werden wird, soll als Neuheit auch eine Abteilung für Schäferhunde von Seiten des deutschen Spezialvereins eingerichtet werden. Die im Anschluß an die Schafausstellung geplante Abteilung der Schäferhunde soll die Fortschritte zeigen, die durch Aufzüchtung der Rasse neuerdings erzielt worden sind. Als Nebenabteilung der Pferde, Rinder, Schafe und Schweine werden noch einige kleinere Gruppen, vornehmlich Nutzgeflügel, feine Fische und Bienen, vertreten sein.
- Ein entsetzliches und dabei eigentümliches Unglück ereignete sich in Greveebroich bei Duisburg. Ein Arbeiter, der mit seiner Tochter zur Arbeit ging, wurde samt dieser von dem herrschenden heftigen Sturme auf das Bahngeleise geschleudert. Beide wurden von einem herankommenden Zuge erfaßt, das Mädchen wurde vollständig zerstückelt und getötet, der Vater trug schwere Verletzungen davon.
- Aus der großherzoglichen Schatzkammer in Luxemburg wurden Juwelen im Werte von 200 000 Franken entwendet. Der Dieb, namens Beautemps, konnte alsbald verhaftet werden.
- In Göttingen hat sich in Universitätskreisen ein Komite gebildet, um dem auf dem dortigen Weenderkirchhof beerdigten Dichter Gottfried August Bürger zum 100jährigen Todestag am 8. Juni 1894 ein würdiges Denkmal auf seinem Grab errichten zu lassen.
- Der Raubmörder Kühn, der, wie seiner Zeit gemeldet, am 30. Oktober 1892 den Handelsmann Mützelburg ermordet hatte, ist am Sonnabend früh im Hof der Strafanstalt zu Plötzensee bei Berlin hingerichtet worden.
- Der durch die letzten Stürme hervorgerufene Schaden wird für Berlin auf weit über 100 000 M. berechnet. Menschenleben hat der Sturm - nach bis jetzt eingelaufenen Meldungen - im deutschen Reiche 21 vernichtet; außerdem sind etwa 450 Personen leichter oder schwerer durch den Orkan verletzt worden. - Allein in Mecklenburg sind 159 Gebäude durch den Orkan umgeweht.
- Auf der Eisenbahnlinie Antwerpen=Rotterdam wurde der Grundbesitzer Dupuytren in einem Kupee 1 Klasse von zwei Mitreisenden ermordet und zum Fenster hinausgeworfen. Die Mörder stiegen in Dortrecht ab. Der Ermoderte führte 40 000 Frks. in Bargeld bei sich.
- Eine Scene der erschreckenden Wildheit trug sich, wie aus Paris gemeldet wird am Donnerstag in Gentilly zu. Im Laufe des Abends hatten die Schutzleute auf der Straße zwei Betrunkene aufgelesen und zusammen in ein Zimmer des Polizeibureaus gesperrt. Eine Stunde später hörte man fürchterliches Geschrei aus der Kammer dringen. Anfangs schenkte man dem Gebahren der beiden Trunkenbolde keine Beachtung, als aber das Kreischen fortdauerte, sah man nach und fand, daß der eine Trunkenbold im Begriffe war, den anderen buchstäblich anzufressen. Es fehlte ihm bereits ein halbes Ohr und die Unterlippe und mit großer Mühe gelang es, den unglücklichen aus den Klauen seines Peinigers zu befreien. Der Blutende wurde nach dem Spital und der "Menschenfresser" nach dem Polizeidepot gebracht.
- Das Asowsche Meer ist gänzlich zugefroren, was seit Menschengedenken nicht vorkam. Die Eisdecke ist einen Meter dick.
- Am Mittwoch nacht hatte sich das Eis zwischen dem südlichen Teile des finnischen Meerbusens und dem Aland=Meere in Bewegung gesetzt. Die Zahl der Fischer und ihrer Frauen und Kin=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 16 Seite 6]

der, die sich auf der losgelösten, ungefähr 100 Werst großen Eisscholle befinden, wird auf 500 geschätzt. Am Freitag teilte sich das losgelöste Eisfeld in zwei Teile. Der größte, mit mehreren Hundert Personen, bewegt sich gegen Hogland, der kleinere, mit 75 Menschen und 18 Pferden, die durch Ingermanländer gerettet wurden, befindet sich sechs Kilometer vom Lande. Ein finnländischer Eisbrecher ging zur Hilfe ab, auch die Militärbehörden von Kronstadt sandten Hilfe.
- Nach amtlicher Meldung von Montag sind sämmtliche auf der Eisscholle von der finnisch=ingermanländischen Küste abgetriebenen Menschen gerettet worden.
- Der Dampfer "Greif" mit der Kaiserin von Oesterreich an Bord gerieth auf der Reise von Gibraltar nach Alicante bei Sabinal auf eine in den Seekarten nicht verzeichnete Sandbank. Mit Hilfe eines vorüberfahrenden franz. Dampfers wurde der "Greif" wieder flott gemacht und traf am Sonnabend, ohne Havarie gelitten zu haben, in Alicante ein.
- Der Papst celebrirte am Sonntag vormittag als Abschluß der Feierlichkeiten anläßlich seines Bischofsjubiläums in der vatikanischen Basilika eine Messe, der ungefähr 50 000 Personen beiwohnten, die den Papst auf das Lebhafteste begrüßten. Das diplomatische Corps, die Patrizierfamilien, die Ritter des Maltheserordens wohnten der Messe auf besonderen Tribünen bei.
- Die Kaiserin Charlotte von Mexico ist nach einer Meldung aus Brüssel an Influenza schwer erkrankt.
- Ueber die finanzielle Bedeutung der gesamten Arbeiterversicherung in Deutschland giebt das Fachorgan "Die Berufsgenossenschaft" in einer der letzten Nummern interessante, auf das Jahr 1892 bezügliche Ziffern. Danach sind bei einer Gesamtbevölkerung von rund 50 Millionen Seelen 12,5 Millionen Lohnarbeiter, wovon gegen Krankheit 7,7 Millionen versichert waren. Gegen Unfälle sind 18 Millionen, gegen Invalidität und Alter 11,2 Millionen gewesen. Entschädigt wurden bei Krankheit 2,7 Millionen Personen, bei Unfall 210 000 und bei Invalidität 187 000. Der Beitrag belief sich im Durchschnitt bei Krankheit auf 35 Mark, bei Unfall auf 185 Mark, bei Invalidität auf 120 Mark. Die Einnahmen betrugen aus Krankheitsversicherung 132 Millionen Mark, aus der Unfallversicherung 68 Millionen Mk., aus der Invaliditätsversicherung 108 Millionen Mark. Hiervon zahlten die Arbeitgeber für Krankheit 31 Millionen, Unfall 54 Millionen, Invalidität 47 Millionen Mark. Die Arbeiter brachten im Ganzen 115 Millionen Mark auf. Die Ausgaben erreichten 124 Millionen Mark für Krankheit bei einer durchschnittlichen Entschädigung von 35 Mark pro Kopf, 54 Millionen Mark für Unfälle (185 Mark pro Kopf), 108 Mill. Mark für Invalidität (120 Mark pro Kopf). Seit dem Inkrafttreten der Versicherungsgesetze ist eine Milliarde Mark und zwar zur Hälfte seitens der Arbeitsgeber den Arbeitern zu Gute gekommen.
- Zu dem Kapitel Unfallversicherung der Feuerwehren, wird mitgeteilt, daß bereits seit dem Jahre 1885 für den Regierungsbezirk Kassel ein Statut besteht, welches gegen sehr billige Prämien die Berufsfeuerwehrleute gegen jeden Unfall bei Bränden versichert, 13 Wochen Krankengeld zahlt und bei Eintritt der Invalidität oder des Todes nicht unerhebliche Beihilfe zusichert. Von der Hessischen Brandversicherungs=Anstalt, einer kommunal=ständischen Einrichtung des ehemaligen Kurhessen, werden Zuschüsse in der doppelten Höhe des für jeden Feuerwehrmann zu zahlenden Beitrages geleistet. Zahlreiche Ortschaften des Bezirks sind bereits dem Versicherungsverband beigetreten. - Uebrigens hat sich auch der vorjährige deutsche Feuerwehrtag in München mit der beregten Angelegenheit beschäftigt und die baldige einheitliche Regelung derselben als dringend erforderlich bezeichnet.
- In Greenwich bei London hat sich ein Genosse der Propaganda der That auf seinem eigenen Leim gefangen. Am Donnerstag hörte ein Parkwächter in Greenwich eine heftige Explosion und fand in der Nähe des Observatoriums einen durch die Explosion schrecklich verstümmelten Menschen, welcher indessen noch lebte, aber innerhalb einer halben Stunde starb, nachdem er nur verlangt hatte, ihn nach Hause zu bringen. Neben ihm fanden sich Bruchstücke einer Flasche, in seiner Tasche eine Karte mit dem Namen "Bourdon". Der Mann war, wie inzwischen festgestellt worden ist, von Beruf Damenschneider und Mitglied des anarchistischen Klubs "Autonomie", dem auch Henry angehört hat. Henry soll London in Gesellschaft verlassen haben, und es sollen noch andere auf dem Sprunge stehen, ihnen nach Frankreich zu folgen, das gegenwärtig als das Hauptquartier des internationalen Anarchismus zu betrachten ist. Die Kanaldampfer werden streng überwacht.
- Eine interessante Geldfälschung, die um so origineller ist, als die Falsifikate wertvoller sind, wie die von der Reichsmünze geprägten derartigen Geldsorten, übt gegenwärtig ein noch nicht ermittelter Falschmünzer aus. Seit kurzer Zeit sind in Berlin falsche Einmarkstücke im Umlauf, deren täuschende Nachahmung in Prägung, Farbe und Klang bei der zuständigen Behörde allgemeines Aufsehen hervorruft. Die Falsifikate, die sämtlich das Münzzeichen A tragen, sind so vorzüglich geprägt, daß die Fälschung nur durch ein sehr geübtes Auge oder unter der Lupe dadurch erkenntlich wird, daß die Ecken der Schrift nicht ganz so präzis ausgearbeitet sind, wie bei echten Münzen, und daß sich das Falsifikat etwas fettig anfühlt. Wie von fachmännischer Seite mitgeteilt wird, enthalten diese Falsifikate für etwa 40 Pfennige Silber nach dem gegenwärtigen Silberkurs gerechnet, während die echten Markstücke nur 35 Pfennige Silberwert haben. Der unternehmungslustige Fälscher scheint auf den zur Zeit so niedrigen Silberkurs gerechnet zu haben und verfertigt nun flott bessere und wertvollere Markstücke als der Staat, wobei der spekulative Falschmünzer noch immer an jedem Markstück etwa 54 Pfennige verdient.
- Ein sinniges Geschenk, bestehend in sieben wohlerhaltenen Mumien, machte soeben der Khedive von Egypten zur Erinnerung an seinen Aufenthalt in Lancy bei Genf dem schweizerischen Bundesrath. Da der Bundesrath sieben Mitglieder zählt, so trifft auf jedes gerade eine Mumie.
- Die Beleuchtung des Nord=Ostsee=Kanals, die durchweg durch elektrisches Licht erfolgt, wird eine umfangreiche werden. Nach den jetzt von der kaiserlichen Kanalkommission veröffentlichten Plänen sollen längs beiden Ufern des Kanals in einer Entfernung von je 250 Meter auf vier Meter hohen Pfählen Bogenlampen aufgestellt werden, deren Lichtstärke 25 normalkerzige Glühlampen beträgt im Ganzen annähernd 1000. Jede Schleusenanlage wird durch je zwölf Bogenlampen beleuchtet und die Einfahrten durch farbige starke Lichter bezeichnet. Nur an den Stellen, wo der Kanal durch Seen führt, sind Oelgasbojen vorgesehen. Die Anlage soll aus dem solidesten deutschen Material hergestellt und am 1. April 1895 in Betrieb gesetzt werden. Die elektrischen Maschinen finden Aufstellung in den Maschinenhäusern zu Holtenau und Brunsbüttel und erhalten den Dampf aus den zum Betrieb der Motoren angelegten Dampfkesseln.
- Herstellung von künstlichem Marmor mit Hülfe der Elektrizität. Die Versuche, das wertvolle Rohmaterial für Bau= und Bildhauerzwecke künstlich herzustellen, haben zwar schon recht brauchbare Ersatzmittel geliefert, die aber auch nur als solche zu betrachten sind, da ihnen sämtlich das charakteristische kristallinische Korn des natürlichen Marmors fehlt. Von Interesse sind nun Versuche, die Le Chatelier zu Paris neulich angestellt hat, und die als Resultat wirklichen, krystallischen Marmor ergeben. Zu diesem Zweck wurde ein Stahlrohr mit feingepulvertem kohlensauren Kalk (Kreide) gefüllt und von beiden Seiten durch hydraulische Preßstempel ein Druck von tausend Atmosphären auf den Inhalt des Rohres ausgeübt, während gleichzeitig durch in die Masse eingelassene Platinadrähte ein starker elektrischer Strom in erstere eingeleitet wurde. Das Resultat war, daß man schließlich ein zylindrisches Stück krystallinisches Gestein erhielt, welches, ganz besonders schön in der Nähe der elektrischen Leitungsdrähte, die Struktur des Marmors zeigte. Wenn auch die Versuche noch kein technisch brauchbares Produkt geliefert haben, beweisen sie doch, welche mannigfaltige, überraschende Anwendungen die Elektrizität zuläßt.


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