No. 13
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. Februar
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 13 Seite 1]

      Zu Folge der Bestimmung der im Reichsgesetzblatt Nr. 2 bekannt gegebenen Allerhöchsten Kabinetsordre vom 14. Januar 1894 haben sich die im Fürstenthum Ratzeburg sich aufhaltenden Invaliden aus den Kriegen vor 1870, sowie auch diejenigen, welche Renten aus der Kronprinzstiftung beziehen, bei dem Bezirksfeldwebel hieselbst unter Mitbringung ihrer Militairpapiere baldigst zu melden, was hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird.
             Schönberg, den 5. Februar 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Der Kaiser begab sich am Freitag nach Potsdam, um den Gedenktag seiner vor 25 Jahren erfolgten Einstellung in das erste Garderegiment z. Fuß festlich zu begehen. Um 9 Uhr war der Kaiser, um 11 Uhr die Kaiserin mit den Prinzen und Prinzessinnen in Potsdam eingetroffen. Alle Offiziere der Garnison in Potsdam, die deutschen Militärbevollmächtigten und die Militärattachés der fremden Staaten hatten sich eingefunden. Das Regiment hatte im Lustgarten Aufstellung genommen, dahinter der Verein ehemaliger Kameraden desselben. Um 11 Uhr erschien der Kaiser in der Uniform des Regiments und mit dem Dienstauszeichnungs=Kreuz und hielt an das Regiment eine auf den Tag Bezug habende längere Ansprache, in der er des Tages gedachte, wo er unter seinem Großvater und Vater der Armee übergeben worden sei und dem Regimente, aus welchem ihm jene Gesetze der Disziplin und des Gehorsams bekannt gemacht seien, die von jeher das Fundament der Armee gewesen. Hiernach verlas der Regimentsadjutant die vom Kaiser anläßlich der Feier vollzogenen Ernennungen und Ordensverleihungen, worauf Oberst von Kessel den Dank des Regiments aussprach und ein dreifaches Hurra auf den Kaiser ausbrachte. Sodann formierte sich das Regiment zum Parademarsch. Prinz Heinrich und Prinz Leopold waren in das Regiment eingetreten, desgleichen der Kronprinz und Prinz Eitel Fritz. Der Kaiser setzte sich an die Spitze des Regiments und führte dasselbe der Kaiserin vor. Die Mannschaften begaben sich in den festlich dekorierten "Langen Stall" zum Festessen. Der Leib=Kompagnie, sowie die 5., 9., 10. und 13. Kompagnie hat der Kaiser anläßlich des Tags neue Grenadier=Mützen aus Alluminium mit weißen Schilden nach dem Modell aus der Zeit Friedrich des Großen verliehen. Die Kaiserin wurde bei Betreten des "Langen Stalles" mit Fanfaren empfangen, welche auf altertümlichen Trompeten geblasen wurden, die vom ersten Garde=Regiment gewidmet worden sind. Später begab sich der Kaiser nach dem Stadtschloß, wo für die Offiziere des Regiments Frühstückstafel stattfand.
- Der Kaiser reist am 20. d. Mts. nach Wilhelsmhaven und wird, wie zuverlässig verlautet, auf der Heimreise den Fürsten Bismarck in Friedrichsruh besuchen.
- Wie aus Kiel geschrieben wird, ist es nun sicher, daß der Kaiser Ende Februar zur Vereidigung der Marinetruppen nach dort kommen wird.
- In Reichstagskreisen findet die Mittheilung Bestätigung, daß, nachdem S. M. der Kaiser nach dem Diner beim Reichskanzler Grafen Caprivi seine Ansprache an die anwesenden Abgeordneten über ihre patriotische Pflicht gegenüber dem russischen Handelsvertrag beendet hatte, der Reichstagspräsident v. Levetzow sich erhoben und unter Betonung der Nothlage der Landwirthschaft fest und bestimmt darauf hingewiesen habe, daß diejenigen Conservativen, welche durch ihr Gewissen verpflichtet seien, gegen den Handelsvertrag zu stimmen, dennoch an Loyalität und Patriotismus hinter Niemand zurückständen. Das Gespräch hat sich darauf einem anderen Gegenstand zugewendet.
- Der Entwurf betreffend die Aufhebung des Identitätsnachweises hat, wie die "Nordd. A. Z." mittheilt, die Sanktion des Kaisers erhalten und wird alsbald dem Bundesrath zugehen.
- Die Budget=Commission des Reichstags hat am Donnerstag den Kolonialetat beraten, wobei es zu eingehenden Erörterungen über die Vorgänge in Kamerun gekommen ist. Die Regierung hat eine strenge Untersuchung und Bestrafung der Schuldigen zugesagt.
- Im Reichsschatzamt in Berlin soll, wie von verschiedenen Seiten berichtet wird, eine Abänderung dahin ausgearbeitet werden, daß nur Flaschenweine von einem gewissen Preise an unter Freilassung der geringeren Produkte besteuert werden, daneben Kunst= und Schaumweine.
- Die konservative Partei des Reichstags hat einen Antrag eingebracht, den Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß denjenigen Offizieren, Sanitätsoffizieren, Beamten und Mannschaften des Reichsheeres und der kaiserlichen Marine, die in Folge einer im Krieg 1870/71 erlittenen Verwundung oder sonstigen Dienstbeschädigung behindert waren, an den weiteren Unternehmungen des Feldzugs Teil zu nehmen, und dadurch der Anrechnung eines zweiten Kriegsjahres bei der Pensionierung verlustig gegangen sind, der betreffende Pensionsausfall erstattet werde.
- Der "Bund der Landwirthe" hat für den 17. Februar eine Generalversammlung nach Berlin berufen.
- Den russischen Delegirten, die bei den Verhandlungen über den Handelsvertrag thätig gewesen sind, soll von den städtischen Behörden Berlins ein Fest gegeben werden, doch ist über dasselbe ein endgültiger Beschluß noch nicht gefaßt worden.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 13 Seite 2]

- Der russische Handelsvertrag ist nun vollständig fertig; er ist Sonnabend unterzeichnet worden, und zwar von Seite des deutschen Reichs vom Reichskanzler Grafen Caprivi und vom preußischen Gesandten in Hamburg, Dr. Frhr. v. Thielemann, von Seite Rußlands vom Botschafter Grafen Schuwalow und vom ersten russischen Unterhändler Dimiriatew. Für die Ratifikation des Vertrages ist eine Frist vereinbart, die mit dem 20. März abläuft. Danach müßte also der Reichstag bevor die Osterferien beginnen, über den Handelsvertrag auch in dritter Lesung abgestimmt haben. Die russischen Unterhändler kehrten am Sonntag, nach der Unterzeichnung des Vertrages, nach Rußland zurück.
- Wie verlautet, enthält der noch nicht publizierte Text des Handelsvertrages mit Rußland noch wesentliche Zugeständnisse im Interesse des Handels der östlichen Provinzen.
- Die wirthschaftliche Vereinigung, die auf Mittwoch nach Berlin einberufen war, hat über folgenden Antrag des Herrn v. Kardoff zum russischen Handelsvertrag berathen: "Die verbündeten Regierungen zur Vorlage eines Reichsgesetzes aufzufordern, durch welches der Bundesrath ermächtigt und verpflichtet wird, bei der Einfuhr von Roggen, Weizen und Mehl in das deutsche Reich denjenigen Staaten gegenüber, welche Papiervaluta mit Zwangskours besitzen, beziehungsweise in welchen für Gold ein Aufgeld (Agio) gezahlt wird, Zollzuschläge zu erheben, welche dahin festgesetzt werden, daß zum Doppelzentner Roggen oder Weizen ein Zollzuschlag erhoben wird, bei einem bestehenden Disagio von mehr als 10 pCt. 1 Mark, bei einem Disagio von 20 pCt. 2 Mark unter entsprechender gleichzeitiger Normirung des Zollzuschlags auf die Einfuhr von Mehl nach der Werthrelation zwischen Getreide und Mehl." Der Antrag ist von der Versammlung genehmigt worden und soll demnächst im Reichstag einbracht werden.
- Prinz Friedrich Leopold hat soeben mit Genehmigung des Kaisers das Protektorat über die drei Altpreußischen Großlogen: "Die große National Mutter=Loge zu den drei Weltkugeln", "die große Landes=Loge der Freimaurer von Deutschland" und "die große Loge Royal=York zur Freundschaft" übernommen.
- Die vom Kaiser gestifteten Fangschnüre als neue Schützen=Auszeichnung werden, wie gemeldet wird, den Mannschaften bei ihrer Entlassung als Eigenthum verbleiben und somit eine dauernde Erinnerung an die Soldatenzeit bilden.
- Aus Rheinhessen verlautet nunmehr ganz bestimmt, daß in dem Falle die Reichsweinsteuer im Reichstage nicht zur Annahme gelange, die hessische Regierung die Absicht habe eine allgemeine Wein=Verbrauchssteuer den Ständen zur Vorlage zu bringen.
- Der bevorstehende Abschluß des deutsch=russischen Handelsvertrags giebt einem Theil der Pariser Presse Anlaß zu heftigen Ausfällen gegen die französischen Schutzzöllner, deren verblendete Politik dem händlerischen Deutschland Vortheile verschaffe und selbst die französisch=russischen Beziehungen bedrohe Der "Temps" mißt dem Handelsvertrag eine große politische Bedeutung bei; derselbe beende ein beträchtliches Nachlassen der Spannung zwischen Deutschland und Rußland, herbeigeführt vom Zaren aus Friedensliebe, von Deutschland aus Besorgniß. Oesterreich könne unter sothanen Umständen der ehrliche Makler zwischen Deutschland und Rußland werden.
- Die Steuern und Zölle haben in Frankreich im Monat Januar einen Mehrertrag von nahezu 24 Millionen Franken ergeben, von denen allein 20 241 400 Franken auf die Getreidezölle entfallen. Die bedeutende Zunahme des Getreideimports hängt ausschließlich mit der bevorstehenden Erhöhung der Getreidezölle zusammen. Der "Figaro" nimmt an, daß vor der endgültigen Annahme der Vorlage zwei bis drei Millionen Sack amerikanisches Getreide in Havre angelangt sein werden. Wie aus Amerika treffen auch aus China große Quantitäten Getreide in der französischem Hafenstadt ein.
- Die von zahlreichen Kugeln durchbohrte schwarz=rot=goldene Fahne, die während des Dresdener Maiaufstandes von 1849 auf der großen Barrikade am Ausgang der Wilsdruffer Straße nach dem Postplatz aufgepflanzt war, ist dieser Tage dem Stadt=Museum in Dresden als Geschenk überwiesen worden.
- Im englischen Kanal wütete in den letzten Tagen ein furchtbarer Sturm. Fast 200 Schiffe suchten in der East Bai Dungeneß Schutz. So viele sind noch nie in der Bai beisammen gewesen. - In Scarborough wurde das Bahnhofsgebäude der Whitby=Bahn theilweise demoliert. In Schottland gesellte sich dem Sturm Regen und Hagel zu. Das Thal des Earn=Flusses gleicht einem großen See. Die Eisenbahn von Edinburgh nach Crieff steht eine große Strecke unter Wasser. Auch die meisten schottischen Flüsse sind über ihre Ufer getreten. Am stärksten hat es in Süd=Schottland geregnet.
- Was kostet in Württemberg eine Ohrfeige? Diese Frage richtete vor einiger Zeit während des Essens der Kellner eines bekannten Stuttgarter Cafés an eine ihm gegenüber sitzende Büffetdame. Auf deren Antwort: "Einen Thaler!" zog der Kellner 3 M. aus der Tasche, legte sie säuberlich auf einen Porzellanteller und bot diese seinem mit am Tische sitzenden Vorgesetzten, dem Direktor, mit dem er in Zwiespalt geraten war, indem er ihm gleichzeitig eine schallende Ohrfeige gab. Der Beleidigte erhob Klage, und das Schöffengericht verurtheilte den Kellner zu einer Geldstrafe von 4 M., außerdem aber zu den Kosten des Verfahrens, die insgesammt, da zwei Anwälte berufen waren, mindestens 60 M. betragen. Dem Beleidigten erschien aber das Strafmaß von 5 M. zu niedrig, und sein Anwalt legte Berufung ein. Die Strafkammer fand in der That die Strafe zu gering bemessen, nicht bloß weil der Vorgesetzte von seinem Untergebenen in Gegenwart der Mitangestellten schwer beleidigt war, sondern auch, weil in der Frage, was kostet in Württemberg eine Ohrfeige? eine Verhöhnung des Gesetzes zu erblicken sei. Die Strafkammer erhöhte deshalb die Strafe auf 25 M. und verurtheilte den Beklagten zu den Kosten erster und zweiter Instanz. Hiernach kommt die Ohrfeige in zweiter Instanz auf insgesammt 125 M. zu stehen. Ob der verurtheilte Beleidiger sich versucht fühlen wird, auch noch in dritter und letzter Instanz vor dem Oberlandesgericht, sich zu vergewissern, "was eine Ohrfeige in Württemberg kostet?" dürfte zweifelhaft sein, da in diesem Fall weitere 60 M. Gerichtskosten erwachsen könnten.
- Für Fehler in einer Anzeige, welche infolge unleserlich oder undeutlich geschriebenen Manuskriptes entstehen, braucht nach einer Entscheidung des Reichsgerichts kein Ersatz geleistet zu werden. Das Reichsgericht ging hierbei von der Ansicht aus, daß Anzeigen, welche man einer Zeitung zusendet, deutlich geschrieben sein müssen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Retelsdorf sub Nr. III belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Heinrich Will daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Sonnabend, den 5. Mai 1894,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie gesetzlich nicht von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 9. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 13 Seite 3]

Antragsmäßig soll über die Grundstücke des Käthners Heinrich Lange zu Ziethen, als:

1. die daselbst sub Nr. X belegene Käthnerstelle c. p. und
2. die eben daselbst sub Nr. XI belegene Käthnerstelle c. p.
- welche einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden werden - ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch, den 2. Mai d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 16.

Am Donnerstag den 15. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow in Selmsdorf bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden:

Aus dem Heidenholze.

200 Stück eichen Langhölzer II. Qual. = 48,83 Festmeter.
    8 Rmtr. eichen Knüppel.
    1 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
    4 Fuder eichen Pollholz.
    8 Stück buchen Nutzholzblöcke = 10,06 Festm.
230 Rmtr. buchen Kluft I. Cl.
  30 Rmtr. buchen Kluft II. Cl. und Knüppel.
  23 Fuder buchen Pollholz.
    2 Rmtr. birken Knüppel.
  21 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.
    2 Rmtr. tannen Knüppel.
    4 Fuder buchen pp. Abraum.
Schönberg, d. 7. Februar 1894.

                                                    Der Oberförster C. Hottelet.


Holzauktion Nr. 18.

Am Sonnabend den 17. Febr. Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Krellenberg in Carlow öffentlich meistbietend bei beschränkter Concurrenz verkauft werden:

Aus dem Kuhlrader Zuschlage.

        1 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
        1 Fuder eschen Durchforstholz I. Cl.
      30 Rmtr. buchen Kluft II. Cl.
ca. 50 Fuder buchen Durchforstholz I. u. II. Cl. und Pollholz.
Schönberg, den 11. Febr. 1894.

                                                    Der Oberförster,
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 19.

Am Dienstag, den 20. Febr. Morg. 9 Uhr sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst bei beschränkter Concurrenz öffentlich meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Rupensdorfer Holze.

          3 Stück eichen Nutzholzblöcke.
ca. 220 Rmtr. buchen Kluft I., II. Cl. und Knüppel.
ca.   50 Fuder buchen Durchforstholz III. Cl. und Pollholz.

2. Aus dem Niendorfer Holze.

          3 Fuder eichen Pollholz.
ca.   30 Rmtr. fichten Kluft und Knüppel.
        28 Rmtr. fichten Rodestämme.
Das zum Verkauf gelangende Holz ist mit blauer Farbe nummerirt und wird bis zum 15. d. Mts., fertiggestellt.
Schönberg, den 12. Februar 1894.

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Holz=Auction.
Am Dienstag, den 20. Februar,
Vormittags 10 1/2 Uhr,

im Restaurant "Appelberg", Untertrave 75, verkaufe ich öffentlich meistbietend wegen Räumung des Platzes:

ca. 2500 Zwölfter föhrene ebenkantige und Wahlbretter,
lagernd Lastadie, Platz Nr. 6 hieselbst. Verzeichnisse sind an meinem Comptoir, Breitestr. 18, zu haben.
Lübeck, den 9. Februar 1894.

                                                    Emil Tesschau.
                                                    beeidigter Auctionator für Waaren.


Oeffentliche Versteigerung.
Sonnabend, den 17. Februar d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

beginnend, sollen in Gr. Siemz:

13 Milchkühe, 4 Starken, 1 Arbeitspferd, 1 Stuhlwagen, 3 Bauwagen, 1 Milchwagen, 1 Kornrummel, 1 Dresch=, 1 Häcksel u. 1 Saemaschine, 2 P. Pferdesielen, 8 Fuder ungedroschenen Hafer u. 6 Fuder Roggenstroh,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 12. Februar 1894.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Wegen Brückenbau ist der Weg nach Carlow über meine Hofstelle bis auf weiteres gesperrt.

Pogez.                                                     J. Robrahn.


Zu Ostern oder später suche ein nettes,

zuverlässiges Mädchen

bei einem 4jährigen Kinde, möglichst nicht unter 16 Jahren. Gute Handarbeit erwünscht.

Gr. Molzahn.                                                     Röper.


Gesucht zu sofort ein möglichst militärfreier                          
Knecht
bei Pferden. Näheres                                                    
                                                    G. Westphal, Schlutup.


Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha.
Auf Gegenseitigkeit errichtet im Jahre 1821.

Nach dem Rechnungsabschluß der Bank für das Jahr 1893 beträgt der zur Vertheilung kommende Ueberschuß

72 Procent

der eingezahlten Prämien.
Die Banktheilhaber empfangen ihren Ueberschuß=Antheil beim nächsten Ablauf der Versicherung (beziehungsweise des Versicherungsjahres) durch Anrechnung auf die neue Prämie, in dem im § 7 der Bankverfassung bezeichneten Ausnahmefällen oder baar durch die unterzeichnete Agentur.
Schönberg, im Februar 1894.

                                                    Wilh. Schrep,
                                                    Agent der Feuerversicherungsbank f. D. zu Gotha.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 13 Seite 4]

Bis Ende Februar.

Grosser Ausverkauf
bei Ludwig Wendt, Lübeck. Winter= und Sommer-Kleiderstoffe,
Schwarze Stoffe,
Kattun, Möbelstoffe und Gardinen ganz bedeutend unter Preis.
Der ganze Lagerbestand von                          
Konfektion
Kleider, Mäntel, Jaquettes, Morgenkleider, Blusen etc.
zu und unter Einkaufspreisen.
Eine grosse Partie schwarze und farbige
Seidenstoffe,
werden während des Ausverkaufs zu Engros Preisen abgegeben.

Bis Ende Februar.


Ich habe mich hier niedergelassen in Schönberg als                                                    
Schneiderin und arbeite in und außer dem Hause.                                                    
                                                    Caroline Staass.


Zu Hof Selmsdorf wird noch zu Ostern ein
Tagelöhner (Drescher) in Wohnung gesucht.                                                    


Gesucht zu Ostern oder 1. Mai                                                    
ein Mädchen
welches melken kann                                                    

                                                    H. Brüchmann.


Ich warne hiermit jeden, meiner weggelaufenen Ehefrau geb. Ollmann etwas auf meinem Namen zu verkaufen oder zu borgen, da ich nicht für Zahlung hafte.
Gr. Molzahn den 9. Febr. 1894.

                                                    Johannes Kähler.


Mein schwarzer                          
Hengst
deckt von heute an fremde Stuten.                                                    
Deckgeld 20 M.
Schönberg.                                                     J. Wigger.


Reisfuttermehl,
von M. 3. - an nur waggonweise.
G. & O. Lüders, Dampfreismühle, Hamburg.


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Hannover, Wolfstraße 24.


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Für Sommervergnügen
erbitte baldige Besprechung.
                                                    W. Hagen, Schützenwirth.


Zugelaufen. Im Spätherbst hat sich ein Schaf auf der Weide bei mir angefunden und ersuche ich den Eigenthümer sich zu melden.

Samkow bei Carlow.                                                     Wilh. Dierk.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 54-55 M., große Schweine 54-56 M., Sauen 46-52 M., Kälber 60-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 13 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 13 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 13. Februar 1894.

Eine schlimme Fahrt.

Die Tausende von Deutschen, welche im vergangenen Jahre die Reise nach und von Amerika auf dem prachtvollen Hamburger Schnelldampfer "Normannia" gemacht haben, werden mit Bedauern von dem Unglücksfall hören, der dem herrlichen Schiffe, wie schon kurz gemeldet wurde zugestoßen ist, glücklicherweise, ohne ihm dauernden Schaden zuzufügen. Emil Boas, der Agent der Linie, beschrieb die Katastrophe derart:
Am Morgen des 21. v. M., einem Sonntage, bis gegen 2 Uhr war das Wetter außerordentlich schlecht. Es besserte sich später etwas, und die "Normannia" fuhr langsam bis gegen 5 Uhr vorwärts, als sich eine weitere Besserung einstellte. Sie benutzte um diese Zeit 6 Dampfkessel und machte 56 Umdrehungen, was etwa einer zweidrittel=Geschwindigkeit gleichkommt. Gegen 5 Uhr, als der Dampfer ziemlich stark hin= und hergeworfen wurde, traf ihn diese Sturzwelle. Alle die verletzten Personen befanden sich zur Zeit auf dem Auslug, als die Welle kam. Das Promenadendeckhaus wurde vollständig fortgewaschen, das Innere der Cajüte ganz verwüstet, und das Wasser stürzte sodann tonnenweise in den Hauptsalon hinab. Ein großes Pianino im Promenadendecksalon wurde aufgehoben, in den Salon im Hauptdeck geworfen und zerschmettert. Von den Passagieren war keiner zur Zeit dort anwesend, sie befanden sich sämmtlich in ihren Betten. Der zweite Offizier, der verletzt wurde, hatte sein Zimmer im Vordertheile des Promenadendeckhauses; er trug innerliche Verletzungen und solche im Gesicht und an den Armen davon. Er und die verwundeten Matrosen sind in das Hospital in Hoboken, ich glaube St. Mary's, befördert worden. Auch die große Kuppel mit schwerer eiserner Einfassung wurde vernichtet. Das vordere Treppenhaus ging in Stücke, und das Wasser stürzte in Folge dessen in das Zwischendeck hinab, wo ein Theil der Zwischendeckpassagiere gebettet waren. Sie wurden natürlich von ihrem Lager weggetrieben. Die von dem panischen Schrecken ergriffenen Passagiere stürzten in ihren Nachtkleidern hervor, nur um sich sofort Schulterhoch im Wasser zu befinden, das nunmehr das halbe Schiff anfüllte. Die ersten Cajüten und der Hauptsalon waren vollständig überfluthet, und minutenlang, ehe sich das Wasser etwas verlief, mußte sich im unteren Raume von der Welle hin= und hertreiben lassen, wenn er nicht ertrinken wollte. Das Schiff wurde sofort angehalten, und es stellte sich heraus, daß der Vordertheil beinahe zerstört war. Der Vorderteil des Rumpfes war noch mit Wasser gefüllt, und die dort lagernde Ladung von 50 000 Doll. Tabak war ruinirt. Der dem Schiffe zugefügte Schaden wird auf 100 000 Dollar geschätzt.


- Neustrelitz. I. K. H. die Großherzogin hat ihre Reise nach Dessau hinausgeschoben. - Dienstag Abend fand im kleinen Saale des Großherzoglichen Schlosses ein Ball statt, auf dem etwa 80 Personen anwesend waren. Die Ah. Herrschaften wohnten dem Ballfest bei, das gegen 1 Uhr beendet war.
- Neustrelitz. Der hiesige Beamten=Verein hat mit dem deutschen Beamten=Verein einen Vertrag abgeschlossen, nach welchem die Mitglieder des hiesigen Vereins bei vorübergehender Anwesenheit in Berlin bei Besuch von Kunstanstalten, Einkäufen etc. dieselben Vorzüge genießen, wie die Mitglieder des deutschen Beamten= und Officier=Vereins.
- Neustrelitz. Dem Vernehmen der "Nstr. Ztg." nach, beabsichtigt der Capitän der hiesigen Schützenzunft, zu beantragen, daß das Loskaufsgeld, das die nicht ausmarschirenden Bürger zahlen müssen, erhöht werde. Bisher betrug diese Summe 200 M. Viele Geschäftsleute haben dieses Geld geopfert, weil sie sich sagten, daß ihnen das Anschaffen der Uniform, das Schießgeld und verschiedene andere Ausgaben in den sechs Jahren der Dienstzeit ebensoviel, wenn nicht noch mehr kosten würden. Um nun zu verhindern, daß sich besser gestellte Bürger dieses Zwanges so leicht entledigen, hegt der Capitän den Wunsch, den Preis von 200 Mark auf etwa 500 Mark zu erhöhen.
- Schönberg. Auf Allerhöchsten Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs ist die Einberufung der Vertretung des Fürstenthums Ratzeburg auf Mittwoch , den 28. Februar d. J. angeordnet.
- Schönberg. Seit Sonntag Abend wüthete hier ein orkanartiger Sturm, wie wir ihn seit Jahren nicht erlebten. Derselbe hat an Dächern und Schornsteinen nicht unerheblichen Schaden angerichtet und starke Bäume entwurzelt. Die Passage über den sogenannten Kaltendamm war sehr erschwert, indem der Sturm das Wasser aus dem Oberteich, das gegenwärtig sehr hoch steht, über die Straße fegt. Auch auf dem Lande hat der Sturm sehr geschadet; wie es heißt, sind in Rünz zwei Scheunen und in Menzendorf eine Scheune umgeweht.
- Dem Stationsjäger Pries in Grevesmühlen ist von dem "Deutschen Jagdschutzverein" ein prachtvoller Ehrenhirschfänger übergeben worden. Pries hat im vorigen Jahr zwei Hamburger Wilderer, die in den fürstlichen Forsten gejagt hatten, zur Haft gebracht. Dieselben wurden denn auch vom Schöffengericht abgeurtheilt.
- Eine verheerende Feuersbrunst hat auf dem Otto'schen Gute in Warbelow, Amt Gnoien, gewütet. Drei Viehhäuser und eine Scheune sind abgebrannt. Der gesammte Bestand an Schafen, neunhundert Thiere, ist in den Flammen umgekommen.
- Für Invalide, Unteroffiziere und Mannschaften, steht durch die Wohlthaten des Gesetzes vom 14. Januar 1894, betreffend die Gewährung von Unterstützungen aus den Kriegen 1870 und an deren Hinterbliebene eine große Freude bevor, denn durch dieses Gesetz werden dieselben nicht nur den Invaliden aus den Feldzügen 1870/71 vollständig gleichgestellt, sondern sie erhalten auch den Mehrbetrag zwischen der bisherigen und der nunmehrigen Pension vom 1. April 1893 ab nachgezahlt. Es haben daher alle Mannschaften, die durch einen der Feldzüge 1849, 1864 und 1866 invalide und zur Fortsetzung des aktiven Militärdienstes unfähig geworden sind, sofort ihre sämmtlichen Militärpapiere und das Steuerquittungsbuch an das Bezirkskommando zu senden. Auch solche Leute, denen Renten aus der Kronprinzstiftung bislang gewährt worden sind, sollen nicht unwesentlich aufgebessert werden und haben auch diese ihre sämtlichen Militärpapiere einzusenden.
- Die jüdische Gemeinde in Rostock geht mit dem Gedanken um, in Rostock eine Synagoge zu errichten.
- Ein Betrug liegt, wie kürzlich das Reichsgericht durch Urteil betonte, nicht nur dann vor, wenn Jemand durch unwahre Angaben über seinen Vermögensstand sich selbst Vortheile schafft und andere schädigt, sondern auch dann, wenn er wider besseres Wissen die Verhältnisse anderer Personen günstiger darstellt, als sie in Wirklichkeit sind, und dadurch diesen Personen zu einem Kredit verhilft, den sie nicht beanspruchen können.
- Die militärischen Uebungen zur Beförderung als Reserve= und Landwehroffiziere (56 Tage) sollen ferner grundsätzlich im Corpsbezirk und speziell in den Regimentsstabs=Quartieren stattfinden. Eine Verlegung der schon jetzt auf künftigen Sommer (Juni) angeordneten Uebungen findet nur in sehr dringenden Fällen statt, welche eingehend motiviert werden müssen, und hat darüber lediglich das General=Commando zu entscheiden.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 13 Seite 6]

- Zur Warnung, mit Strafen bei Kindern vorsichtig zu sein, mag folgender Vorfall dienen: Ein Vater in Barmbeck bei Hamburg verabfolgte seinem Sohne eine Ohrfeige, die wohl schwerer ausfiel, als beabsichtigt war. Der Knabe stürzte hin und war sofort eine Leiche. Nach ärztlicher Feststellung war die Ursache des jähen Todes eine Gehirnerschütterung.
- Am Dienstag abend 10 Uhr, während des Aufenthaltes des Frankfurt Kölner=, resp. Frankfurt=Pariser Nachtschnellzugs 97 auf der Station Bonn erfolgte unter heftigem Knall eine Explosion auf der Locomotive. Der Maschinist und der Heizer wurden weit zur Seite geschleudert und Eisentheile der Maschine flogen nach allen Richtungen, ein Theil derselben sogar über den Tender hinweg gegen den Gepäckwagen, dessen Kopfwand und Decke vollständig zerschmettert wurde. Dir Untersuchung stellte fest, daß die Feuerbuchse der Maschine geborsten war, sowie daß die umherliegenden Eisenstücke von den Roststäben derselben herrührten. Der Maschinist sowie der Heizer sind schwer verletzt, ebenso ein Controlwärter, der in der Nähe gestanden hatte. Von den Passagieren dagegen kam niemand zu Schaden. Man glaubt, daß dem Maschinisten beide Beine amputirt werden müssen. Ueber die Ursache des Unfalls neigt man zu der Ansicht, daß eine Dynamitpatrone mit den Kohlen in die Feuerung gekommen ist und explodirte. Der Zug konnte, nachdem Maschine und Packwagen ausgewechselt waren, mit einer 3/4 stündigen Verspätung seine Fahrt fortsetzen.
- Nach den Mitteilungen des deutschen und österreichischen Alpenvereins ist dessen Mitgliederzahl im Jahre 1893 auf 29 286 (um 3586) gestiegen. Die Jahresrechnung schließt ab mit einer Einnahme von 208 338 Mark, welcher eine Ausgabe von 199 424 Mark gegenübersteht.
- Die Bestimmungen des Bundesraths vom 22. Dezember 1891 über die Befreiung niederer häuslicher Dienste der Aufwärter und Aufwärterinnen und ähnlich beschäftigter Personen von der Invaliditäts= und Alters=Versicherungspflicht sind nach einer Entscheidung des Reichsversicherungsamts auf die Beschäftigung einer an wechselnden Stellen thätigen Kochfrau für unanwendbar erachtet worden.
- Seine Unschuld nachzuweisen ist einem wegen Mordversuchs bereits verurtheilten Unteroffizier gelungen. Der Unteroffizier Quos, der 1888 bei dem 12. Infanterieregiment in Frankfurt a. O. eintrat, war seit 1890 als Capitulant dem Bezirkscommando I in Berlin überwiesen. Hier ließ Q. sich mit einem Dienstmädchen Anna K. in ein Verhältnis ein, das nicht ohne Folgen blieb. Da sich die Frau Sch., bei welcher sich das Kind in Pflege befand, bei Q. darüber beschwerte, daß sie das von ihm gezahlte Pflegegeld nicht erhalte, so überbrachte ihr Q. das Geld persönlich. Nach einem solchen seiner Besuche machte die Frau einem Schutzmann die Mittheilung, daß sie in den Windeln des Kindes abgebrochene Nähnadeln, Stahlfedern und ganze Nähnadeln, von denen die eine am After des Kindes steckte, gefunden habe. Es entstand der Verdacht, Q. habe dem Kinde die Gegenstände in den Mund gesteckt, um es aus dem Wege zu räumen, und er wurde vor Gericht gestellt. Nachdem er drei Monate in Untersuchungshaft gesessen, wurde er am 22. November 1893 auf Grund der Aussagen der Frau Sch. und der K., sowie eines ärztlichen Gutachtens zu 5 Jahren Zuchthaus, Ehrverlust auf gleiche Dauer und Ausstoßung aus dem Heere verurtheilt. O. betheuerte immer seine Unschuld; er wurde am 23. Dezember v. J. nach dem Zuchthause in Sonnenburg gebracht und dort am Weihnachts=Heiligabend zum ersten Male als Seidenwirker beschäftigt. Als die Weihnacht eingeläutet wurde, packte ihn die Verzweiflung, so daß die Beamten ihn kaum zu beruhigen vermochten. Später wurde er als Schreiber dem Cassenrendanten zugetheilt. Quos veranlagte seine Verwandten in Sorau, durch den dortigen Rechtsanwalt Dr. Haar eine Prüfung seiner Angelegenheit vornehmen zu lassen, und erwirkte von der Obermedizinalbehörde ein Gutachten dahin, daß sich die Nadel= und Stahlfederstücke unmöglich in dem Körper des Kindes befunden haben können, ohne nachteiligen Einfluß auszuüben. Das Kind war durchaus gesund und ist es bis auf den heutigen Tag. Dr. Haar wandte sich nun mit einem Restitutionsgesuch an das Militärgericht. Am Freitag voriger Woche traf eine Allerhöchste Cabinetsordre im Zuchthause zu Sonnenburg ein, laut der der "Unteroffizier" Quos sofort auf freien Fuß zu setzen sei. Quos wurde von Freude überwältigt: der kaiserliche Befehl gab ihm nicht bloß die Freiheit, sondern auch seine Stellung in der Armee wieder. Am 20 v. M. ist er als Unteroffizier bei dem Berliner Bezirkskommando wieder eingetreten.
- Bei dem jüngsten starken Nordweststurm wurde das Denkmal Hoffmann v. Fallersleben auf Helgoland umspült und die Einfriedigung von den Wellen weggerissen. Das Denkmal wird geborgen. Die Stelle ist dem Komite schon vor der Aufstellung des Denkmals als unpassende von den Helgoländern bezeichnet worden.
- In Bremerhaven angekommene Dampfer berichten von einem orkanartigen Sturm in der Nordsee. Das deutsche Schiff "Neptun" ist beim Weserleuchtturm gestrandet; die Mannschaft befindet sch noch an Bord. Auch in Stadt und Hafen Hamburg richtete der Sturm viele Verwüstungen an.
- Eine Bande Wilddiebe ist am vorigen Donnerstag in das Untersuchungsgefängnis am Landgericht II in Berlin eingeliefert worden. Während die Wilderer sonst in der Stille der Nacht nur auf den Anstand zu gehen pflegen, haben es fünf Wilderer fertig gebracht, unter Beihilfe gedungener Treiber eine regelrechte Treibjagd zu veranstalten. Der berittene Gensdarm Engler in Friedrichsfelde erhielt am Mittwoch abend Wind davon, daß in der folgenden Nacht auf der Feldmark "Dunkler Bruch" in der Nähe von Köpenick eine Treibjagd auf Hasen und Rehe stattfinden solle, und zwar von Leuten, die, ganz abgesehen von der bereits eingetretenen Schonzeit an jener Stelle überhaupt nicht zur Jagd berechtigt waren. Der Gensdarm machte sich mit mehreren Hilfsmannschaften auf den Weg und überraschte die Wildschützen, trotz Sturm und Regen, mitten in der fröhlichsten Jagd. Vier Wilderer wurden an Ort und Stelle dingfest gemacht, dabei wurden zwei Gewehre erbeutet. Die übrigen Schußwaffen müssen wohl unter dem Schutz der Dunkelheit versteckt oder weggeworfen worden sein. Am Donnerstag in der frühesten Morgenstunde holte sich der Gensdarm den fünften Wilderer aus dem Bett, worauf die ganze Gesellschaft nach Moabit transportiert wurde.
- Eine häßliche Nachfeier von Kaisers Geburtstag haben sich zwei Gymnasiasten in Hohenstein, im Regierungsbezirk Königsberg, geleistet. Sie haben um einige Tage frei zu bekommen, alle Fenster auf der Frontseite des Gymnasiums, einer alten Ritterburg, und in der Turnhalle zerschlagen, die Fensterkreuze und einige Stubenthüren zertrümmert, Wandkarten zerschnitten und Instrumente verdorben und zerschlagen. Den Abort versuchten sie in Brand zu stecken, was ihnen jedoch nicht gelang. Der Schaden, den die Burschen angerichtet haben, wird auf 600 Mk. berechnet. Die Thäter sind zwei Sekundaner, die sofort vom Gymnasium entfernt worden sind, während die Eltern derselben zum Schadenersatz herangezogen werden.
- Hunderttausend Gulden falsches Papiergeld kursieren, wie man festgestellt hat, zur Zeit in Holland. Im Haag wurde kürzlich eine ganze Falschmünzerbande, an deren Spitze zwei Deutsche standen, namens Rempt und Oskar Krause, verhaftet. Dieselben beschäftigen sich mit Herstellung von falschen Kassenscheinen zu 100, 200 und 300 Gulden. Bei Krause einem sehr geschickten Lithographen, hat man eine vollständig eingerichtete Werkstatt zur Fabrikation falscher Banknoten gefunden. Im ganzen sind 12 Personen verhaftet.
- Bei Calmann Levy in Paris erschien soeben der fünfte und letzte Band von Renaus "Geschichte des Volkes Israel."
- Aus Brüssel wird berichtet, daß während des Hofballes zu Ehren der Verlobung der Prinzessin Josefine mit dem Prinzen Carl von Hohenzollern sich ein tragischer Zwischenfall ereignete. Der Cavallerie=General Isegham stürzte mitten im

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Ballsaale, vom Herzschlage getroffen, zu Boden. Das Königspaar, gefolgt von dem gesammten Hofe, und die meisten Anwesenden verließen sofort das Ballfest.
- Eine Skitour über die Centralalpen ist soeben glücklich ausgeführt worden. Als Uebergangsstelle war das Hochjoch in den Otzthaler Alpen gewählt worden. An der kühnen Tour, der ersten ihrer Art, betheiligten sich fünf Herren aus München, die von der dortigen meteorologischen Centralstation mit Instrumenten zu wissenschaftlichen Aufnahmen ausgerüstet worden waren. Am Mittwoch vormittag traf nun in München die freudig begrüßte Nachricht ein, daß alle Theilnehmer die Tour über das Hochjoch glücklich überstanden haben.
- Aus England kommt die überraschende Nachricht, daß im Hinterland von Sierra Leone wiederum ein blutiger Zusammenstoß zwischen Franzosen und Engländern stattgefunden hat. Die Depesche ist sehr kurz gefaßt, doch geht aus derselben hervor, daß abermals die Franzosen die Angreifer gewesen sind. Bei dem Kampf sollen 5 eingeborene Grenzpolizisten und ein Franzose den Tod gefunden haben; die Engländer, die schließlich Sieger geblieben zu sein scheinen, hätten Gewehre und Munition erobert.
- Aus St. Petersburg kommt die Meldung, daß der russische Finanzminister Witte vom Präsidenten der Republik, Herrn Carnot, mit dem Großkreuz der Ehrenlegion bedacht worden sei. Und das gerade jetzt, da der russisch=deutsche Handelsvertrag dem Abschluß nahe ist!
- Unter außerordentlicher Teilnahme fand am Freitag das imposante Leichenbegängnis Billroths statt. Der Zug wurde eröffnet von 600 Studenten und Korpsstudenten in Wichs. Fünf Blumenwaagen konnten schwer die gespendeten Kränze fassen.
- Aus Anlaß der Verlobung des Prinzen Karl von Hohenzollern erinnert die "Köln. Ztg." an eine interessante Begebenheit, die sich zur Zeit seines Aufenthalts am Hof zu Constantinopel im Winter 1891 zugetragen hat. An einem der letzten Tage seines dortigen Aufenthalts schritt der Prinz an der Seite des Sultans nach einem Mahl, das ihm dieser gegeben, durch einen Gang, als plötzlich einer der dort aufgehängten schweren Schilde herabfiel und auf den Herrscher aller Gläubigen zu stürzen drohte. Der Prinz sprang blitzschnell vor und fing den Schild mit kräftigem Arm auf, den Sultan auf diese Weise vor einem unangenehmen Zufall beschützend. Abdul Hamid verlieh dem Prinzen sofort die goldene und silberne Imtiaz=Medaille, die höchste Auszeichnung in der Türkei, die nur für besondere Verdienste gegeben wird, nachdem er ihm schon einige Tage vorher einen hohen Orden verliehen hatte.
- Ein probates Mittel zur Bekämpfung der Denunziationswuth aus Concurrenzneid hat ein Berliner Amtsanwalt zur Anwendung gebracht. In letzter Zeit vermehrten sich die Fälle, in denen Ladenbesitzer ihre Concurrenten der Verletzung der Sonntagsruhe bezichtigten. Als Beweis wurde immer angeführt, daß die Denunzianten selbst einen Boten in das betreffende Geschäft geschickt hatten, der denn auch in der verbotenen Zeit bedient worden war. Kürzlich erhielt nun einer der Denunzianten die Anzeige, daß gegen die Denunzierten zwar eingeschritten werden würde, gleichzeitig aber auch gegen ihn, den Denunzianten, da er sich der Anstiftung zu der Uebertretung schuldig gemacht habe.
- Großes Entsetzen herrschte kürzlich in einem thür. Dorfe. Zwei mächtige Hunde hatten sich ineinander verbissen und drohten, sich gegenseitig zu ermorden. Ein reckenhafter Fleischer, der von einer Landtour zurückkehrte, schlug mit einem Stock auf die wütenden Thiere los, doch ohne Erfolg. Da kam ein Förster des Weges, zog ein Fläschchen aus der Tasche, trat furchtlos an die Hunde heran und träufelte jedem einige Tropfen auf die Nase. Wie vom Blitz getroffen, ließen die Bestien einander los, sahen sich mit blöden Augen an, klemmten dann die Schwänze zwischen die Beine und trollten von dannen. Als die Leute wissen wollten, welches Geheimmittel der Förster angewandt habe, lachte derselbe und sagte: "Blos Salmiakgeist: damit macht man den wüthendsten Hund zahm."
- Mehr als tausend Mann finden in den britischen Bergwerken ihren Tod. Nach dem eben veröffentlichten Bericht beliefen sich diese Unglücksfälle im Jahre 1893 auf 1056. 158 Todesfälle waren die Folge von schlagenden Wettern, 411 von einstürzenden Decken und Gerüsten, 103 ereigneten sich in den Zugangsschächten und 265 Todesfälle unter der Erde werden verschiedenen anderen Ursachen zugeschrieben, während 119 Personen durch Maschinerie= und sonstige Unfälle an der Erdoberfläche ihren Tod fanden. Die Gesammtzahl ist gewiß beträchtlich, auch wenn man berücksichtigt, daß die Zahl der Bergleute im Vereinigten Königreich nahezu 600 000 beträgt.
- Das Dienstmädchen als Erbin. In Cahors hinterließ eine junge Frau, die kinderlose Witwe eines Devulirten, ihr ganzes Vermögen, bestehend aus sechshunderttausend Franks und einem schönen Schlosse, ihrem Dienstmädchen Therese Pulger. Die Erbin ist 24 Jahre alt und diente erst seit fünf Jahren bei der Witwe.
- Die reichsten Leute. Alljährlich bald nach der Einberufung des preußischen Landtages geht den Abgeordneten eine Zusammenstellung zu über die Veranlagung zur Einkommensteuer, aus welcher sich ein interessantes Bild über die Verteilung der vermögendsten Leute auf die einzelnen preußischen Bezirke ergiebt. Nach der soeben erschienenen Statistik der Veranlagung für das Jahr 1893/94 rangirt nach dem Tode Bleichröders, der im Jahre 1892/93 bei einein jährlichen Einkommen von 7 1/2 Millionen mit einem Steuerbetrag von 300 400 M. als zweitreichster Preuße in den Listen stand, der reichste Berliner jetzt nur erst als vierter nach einem Dortmunder, einem Essener und einem Frankfurter. Immerhin hat dieser reichste Berliner sein Einkommen für das Jahr 1993/94 noch auf die Kleinigkeit von über 5 705 000 Mark geschätzt, wofür er an Einkommensteuer den Betrag von 228 200 Mark zu entrichten hat. Wenn sein Jahreseinkommen von fast 5 3/4 Millionen eine vierprocentige Verzinsung seines Vermögens darstellt, so besitzt derselbe über 140 Millionen Mark. Rund noch einmal so groß - nämlich über 275 Mill. Mark - bezifferte sich aber für das Jahr 1892/93 das Vermögen eines Dortmunders, der auch für 1893/94 noch als reichster Steuerzahler angegeben ist, also als der reichste Mann in Preußen zu betrachten sein dürfte. Dieser Dortmunder hat sich für 1892/93 mit einem jährlichen Einkommen von über 10,9 Millionen eingeschätzt und dafür 436 000 Mark gezahlt, für 1893/94 berechnet er sein Einkommen nur noch auf 8,23 Millionen, der "arme Reichste" hat also einen Ausfall am jährlichen Einkommen um mehr als 2 1/2 Millionen erlitten und muß somit an Vermögen im Laufe des Jahres wenigstens 50 Millionen verloren haben. Erfreulicher ist Krupp in Essen als zweitreichster Preuße vorwärts gekommen. Er hat die Ueberzeugung erlangt, daß sich sein Einkommen seit dem Vorjahr 440 000 Mark erhöht habe, und zahlt für 1893/94 den Steuerbetrag von 287 600 Mark für ein Einkommen von über 7 190 000 Mark. Rothschild in Frankfurt a. M. hat nichts mehr vor sich bringen können, eher ist bei diesem Dritten in der Reihe der Reichsten in Preußen ein kleiner Rückgang bemerkbar. 1892/93 war er noch mit 5 855 000 M. Einkommen geschätzt, jetzt ist er auf 5 840 000 M. herabgestiegen. Nach Rothschild folgt als Vierter im Bunde der oben erwähnte Berliner, dessen Einkommen sich seit dem Vorjahr um 850 000 Mark - auf über 5 750 000 Mark - erhöht hat. Diesem Berliner am nächsten kommt ein Breslauer, mit 3 330 000 Mark Jahreseinkommen, dann folgen zwei Berliner, der eine mit 4 220 000 Mark Einkommen, der andere hat gerade nur 3 1/2 Mill. jährlich zu verzehren. Im Ganzen haben drei Berliner ein jährliches Einkommen von 3-4 Mill. 5 weitere müssen sich schon mit 2-3 Millionen Mark jährlich begnügen, 12 Personen schätzen ihre jährlichen Revenuen auf 1-2 Millionen. Nimmt man an, daß ein Einkommen von 120 000 Mark jährlich erforderlich ist, um einen Thalermillionär vorzustellen, so giebt es solcher Thalermillionäre in Berlin 426. Ihre Zahl ist aber seit dem Vorjahr nicht gewachsen, sondern hat sich sogar um 14 verringert. Mehr als 100 000 Mark Einkommen be=

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sitzen in Berlin 556 Personen, gegen 569 im Vorjahr. - Im ganzen preußischen Staat giebt es solcher Personen mit mehr als 100 000 Mark Einkommen 1332. Auch hier ist ein Rückgang um 49 im Vorjahr bemerkbar.
- Eine Umwälzung in der ganzen Telegraphie verspricht sich Amerika dadurch, daß zur Erzeugung des elektrischen Stromes an Stelle der bisher gebräuchlichen galvanischen Elemente direkt durch Dynamomaschinen erzeugte Ströme verwandt werden sollen. Im Telegraphengebiet von Boston hat man, wie das Patent= und techn. Bureau von Richard Lüders in Görlitz darüber erfährt, bereits diese Neuerung eingeführt und sollen die Erfolge sehr befriedigende sein. Wenn man allerdings bedenkt, was die Millionen von galvanischen Elementen in der Anschaffung und Unterhaltung kosten, welchen Raum dieselben einnehmen und daß der zum Betrieb der Apparate nötige Strom doch nur ein schwacher zu sein braucht, so kann die Behauptung der Bostoner Telegraphenverwaltung, daß die Neuerung jetzt schon eine Ersparniß an Kosten von 50% zulasse, gewiß als gerechtfertigt erscheinen.
- Ueber Hausgymnastik schreibt im "Kneipp=Kalender" Herr Sanitätsrath Dr. Vilfinger, worin über den Largiadèr'schen Arm= und Bruststärker unter anderem auch folgendes gesagt ist: "Einige Minuten lang täglich hochheben, ausbreiten und senken des Apparates, Rumpfbeugen vor= und rückwärts, Niederlassen bei festgeschlossenen Fersen auf den Fußspitzen, Knie heben etc. mit diesem Apparat thut bei Fettsucht, Leberleiden, chronischer Stuhlverstopfung, Hämorrhoidalstockungen und Aehnlichem geradezu Wunder; denn diese Uebungen regen die Tätigkeit des Magens und des Darmes an, versetzen das stockende Blut in den Unterleibsorganen wieder in Bewegung und entlasten so die blutüberfüllten inneren Organe in wohlthätigster Weise."
- Eine Bienenzüchterin. Fräulein Jennie Atchley von Berville im nordamerikanischen Staate Texas besitzt 800 große Bienenstände, die ausschließlich für die Zucht von Königinnen bestimmt sind. Diese Dame ist die größte Züchterin von Bienenköniginnen in der ganzen Welt. Sie ist eine Frau von 38 Jahren und besitzt 11 Kinder, mit deren Hilfe sie alle ihre Arbeiten bei ihren Bienenständen versieht. Im abgelaufenen Jahre hat sie mehr als 4000 Königinnen verkauft und hofft noch 5000 verkaufen zu können. Es giebt einzelne Gattungen von Königinnen von je 100 Dollars im Werthe.
- Die Aufbewahrung frischer Blumen in Eis kann gegenwärtig als vollkommen gelungen bezeichnet werden, nachdem aus Neu=Seeland eine neue Sendung von Blumen, direkt in Eisblöcken eingefroren, in tadellosem Zustand nach London gelangt ist. Auch die Conservirung von Obst zwischen Eis hat einen bedeutenden Erfolg zu verzeichnen, da es bis heute noch bei einigen großen deutschen Obstzüchtern gutes Sommerobst aus dem vorigen Jahr giebt. Es ist somit ein weiterer Schritt erreicht, den Unterscheid der Jahreszeiten für die Erzeugung gärtnerischer Produkte immer mehr aufzuheben und so der unter viel günstigeren klimatischen Verhältnissen arbeitenden ausländischen Conkurrenz wirksam zu begegnen.
- Der Werth des Bienenhonigs. Es ist auffallend, daß im Kampfe gegen die vielen Erkältungs=Krankheiten nicht mehr in dem Maße wie früher Hausmittel zur Anwendung kommen. Ein in solchen wie in vielen anderen Fällen wichtiges Naturheilmittel ist der Bienenhonig, der in hohem Grade auf das Wohlbefinden von Kranken und Gesunden einzuwirken vermag. Er fördert und stärkt nicht nur die Verdauungsthätigkeit und den Appetit - treffend nennt der Volksmund darum den Honig einen Brotdieb - sondern ist auch der beste Vermittler des intensiveren Lebensprozesses und ein wichtiger Helfer zur vollen und schnellen Ausscheidung aller im Körper infolge einer falschen Ernährung oder anderer Einflüsse sich ansammelnden Krankheitsstoffe. Daneben ist der Honig eins der vornehmsten Genußmittel. Der Honig, wie er in den Blüten sich bildet und von den emsigen Bienen zusammengetragen wird, geht, ohne Rückstände zu hinterlassen, direkt ins Blut über und dient in demselben voll und ganz zur Erwärmung des Körpers und zur Entwicklung lebendiger Kraft.
Dieser wichtige Förderer der Gesundheit verdient einen dauernden Platz auf dem Frühstücks=, Thee= oder Kaffeetische. Man würde seine helle Freude haben an dem Gedeihen der Kinder und sich überzeugen, mit welchem Appetit sie die Honigsemmel verzehren und allen anderen Süßigkeiten vorziehen. Dabei ist der Honig billiger als Butter und seine Nährkraft größer. Nur ist beim Honigbezug einige Vorsicht geboten, weil von manchen Seiten Honig feilgehalten wird, der in Bezug auf Naturreinheit viel zu wünschen übrig läßt.
- Zum Kartoffelsieden. Sollen Kartoffeln ihren feinsten Geschmack erreichen, so wasche man sie erst unmittelbar vor dem Kochen, setze sie mit kaltem, leicht gesalzenem Wasser an, lasse sie darin halb fertig kochen; ersetze dann dieses Wasser durch siedendes und ebenfalls gesalzenes und lasse sie hoch aufkochen. Sobald die Kartoffeln weich sind, schrecke man den Sud mit einem Löffel kalten Wassers ab, und so behandelt platzt jede Kartoffel, behält aber trotzdem ihren höchsten Wohlgeschmack.
- Zur Gänsemast. Ein dänischer Landmann empfiehlt, den Gänsen, welche zur Mast eingestellt sind, neben dem gewöhnlichen Mastfutter Heu zu geben. Es werde dadurch die Mast ungemein gefördert und das Gewicht der Gänse gegen 20 Prozent erhöht. Den Gänsen wären zuerst Rüben u. gelbe Wurzeln zu geben, später Hafer, daneben eine Raufe mit Heu zu bereiten, aus der sie pflücken könnten. Dieses Futter könne aus feinem Wiesenheu oder Kleeheu bestehen. Neben der Raufe müsse ein Trog mit Wasser stehen. Es sei ein Vergnügen zu sehen, wie die Gänse das Heu emsig herausholten und stets einen guten Schluck Wasser dazu nehmen. Es käme dabei nicht nur darauf an, Nahrung aus dem Heu zu ziehen, es reinige und erweitere auch den Gänsen die Därme und sie bekämen größere Eßlust. Wir können auch noch hinzufügen, daß durch die Beschäftigung mit Heu an sich den Tieren die krankmachende Langeweile genommen und Wohlsein und Gesundheit gefördert werden.
- Geflügel schnell zu mästen. Um Hühner und anderes Geflügel in kurzer Zeit zu mästen, ist es vorteilhaft, dem Futter etwas gepulverte Holzkohle und phosphorsauren Kalk hinzuzufügen. In Frankreich, wo die Geflügelzucht stärker betrieben wird, als in Deutschland werden Hühner meistens mit Gerste und gedämpften Möhren (gelben Rüben) gefüttert, und man behauptet, daß die Tiere nicht nur in kurzer Zeit fett wurden, sondern daß sie auch dadurch ein zartes und wohlschmeckendes Fleisch bekämen.
- Die zweite sächsische Kammer lehnte es ab, die Prügelstrafe in den Schulen als Zuchtmittel zu beseitigen. Die dahingehende Petition eines Dresdener Arztes wurde nur von den Sozialdemokraten eifrig vertheidigt. Die erste Kammer hat schon kürzlich den Beschluß gefaßt, die Petition auf sich beruhen zu lassen.
- Am Schwarzsee, im Kanton Freiburg sind zwei Wilderer, beide Familienväter, von einer Lawine verschüttet worden. Lawinenstürze werden neuerdings von den verschiedensten Seiten gemeldet.
- Eine Bergfahrt erzählt der "Alpenfreund"

im Führerzimmer.      im Herrenstübel.
"Donnerwetter! meine Herren! War eine schneidige Tour! Fünf Stunden geklettert, Felswände so steil und glatt wie Glas! Sehen Sie dies Edelweiß? Ich erblickte es an dem schrecklichsten Abgrunde, kletterte zu - schon halte ich es in der Hand - da löst sich ein Felsblock - ich schwindle - es wird mir schwarz vor den Augen! In diesem Augenblick reißt mich mein Führer zurück - ich habe ihn königlich belohnt!" -      "Himm=Kreu=Dunnerwetter! An solchen Herrn, wann i no mal krieg, na steck i mein Handwerk auf! Grod ziehgn hon 'in müss'n den ganzen Berg aufi, und wo's a bisl schiech ganga is, do hätt' i eam am liebsten glei a Scheuleder füribund'n vor sei dalket's Gfries! - Und schundi is er g'wen! Koan Biß'n Brot, koa Tröpferl Wei! Un mein Führerlohn hon i mi rauf'n müssn - und af d'letzt hot er mir no mei Edelweiß vom Hut obgebettelt !"


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