No. 12
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. Februar
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 12 Seite 1]

      Zu Folge der Bestimmung der im Reichsgesetzblatt Nr. 2 bekannt gegebenen Allerhöchsten Kabinetsordre vom 14. Januar 1894 haben sich die im Fürstenthum Ratzeburg sich aufhaltenden Invaliden aus den Kriegen vor 1870, sowie auch diejenigen, welche Renten aus der Kronprinzstiftung beziehen, bei dem Bezirksfeldwebel hieselbst unter Mitbringung ihrer Militairpapiere baldigst zu melden, was hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird.
             Schönberg, den 5. Februar 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


-Wie dem "Hamburgischen Correspondenten" aus Friedrichsruh geschrieben wird, gilt es jetzt als feststehend, daß der Besuch des Kaisers beim Fürsten Bismarck um das Ende dieses Monats erfolgen wird. Es heißt, daß er mit der Reise des Kaisers nach Kiel zur Vereidigung der Marinetruppen in Verbindung gebracht wird. Mit den Vorbereitungen zur Decorirung des Bahnhofs ist bereits begonnen worden.
- Der Reichsanzeiger veröffentlicht in einer besonderen Beilage eine Uebersicht derjenigen Zollsätze, welche bezüglich des russischen Zolltarifs zwischen den deutschen und russischen Delegirten vereinbart worden sind. Die für das Schlußprotokoll des Handelsvertrages bestimmten Vereinbarungen zolltarifischer Natur sind am Schluß der Beilage gleichfalls abgedruckt. In dem Entwurfe ist die Dauer des Vertrages auf 10 Jahre festgesetzt. Ueberraschungen bringt er nicht, vielmehr nur was man erwartete: geringe Ermäßigung der Industriezölle auf russischer, bedeutende Ermäßigung der Kornzölle auf deutscher Seite, voraussichtlich wenig Nutzen für die Industrie, viel Schaden für den Ackerbau und einen großen Abfall an Zolleinnnahmen für Deutschland, oder auch mit anderen Worten eine neue Erhöhung unserer direkten Steuern.
- Der Kölnischen Zeitung zufolge ist der Gesetzentwurf über die Aufhebung des Identitätsnachweises für Roggen, Weizen, Gerste und Hafer bereits ausgearbeitet. Es sollen bei der Ausfuhr Zollquittungen ausgestellt werden, die bei der Einfuhr derselben Fruchtgattungen als Zoll in Zahlung gegeben werden können.
- Gegen die Zulassung der Jesuiten in Deutschland, besondere in Württemberg, erläßt der Evangelische Bund von Stuttgart aus einen neuen geharnischten Protest.
- Die Genesung des Zaren Alexander III. von Rußland macht, wie die politische Correspondenz aus Petersburg meldet, günstige Fortschritte, so daß seine baldige völlige Genesung erwartet werden dürfe. Während der Krankheit des Zaren ist nach Berlin und nach Wien eine tägliche telegraphische Berichterstattung über das Befinden des Patienten an den Hof erfolgt.
- Sonntag Abend fand im fürstlichen Palais in Sofia die feierliche Taufe des neugeborenen Prinzen Boris statt. Den Taufact vollzog der Erzbischof von Philippopel, Menin.
- Die Friedensverhandlungen zwischen Spanien und dem Sultan von Marokko stoßen auf Hindernisse. Für ihre Expedition gegen die Kabylen, die dem Namen nach der Oberhoheit des Sultans von Marokko unterstehen, verlangen die Spanier 30 Mill. Frcs.; der Sultan will aber nur 10 Mill. zahlen, weil die Spanier durch Anlage von Besestigungswerken auf streitigem Gebiete erst die Kabylen gereizt hätten. Inzwischen sind in Melilla 500 Reiter als Avantgarde einer größeren Armee eingerückt. Man glaubt, daß der Sultan einen Zug zur Beitreibung der an Spanien zu entrichtenden Kriegsentschädigung unternehmen will.
- Die türkische Mißwirtschaft auf Kreta hat nach einem Bericht der "Times" eine ernste Gährung unter der christlichen Bevölkerung hervorgerufen. Der Generalgouverneur ließ jüngst vier Christen, die wegen verschiedener Verbrechen zum Tode verurteilt waren, hinrichten. Mehrere Muselmänner waren ebenfalls zum Tode verurteilt, aber nur einer wurde hingerichtet. Hierüber erbittert, ergriffen die Christen Repressalien. Zwei Türken wurden in der Nachbarschaft von Selino gehängt vorgefunden. Massenverhaftungen folgten dieser Ausschreitung des Fanatismus der Christen gegen die Mohamedaner. Alle ausländischen Konsuln in Kanea, mit Ausnahme des russischen, protestierten gegen die Hinrichtung der Christen und richteten drahtlose Vorstellungen an ihre Regierungen.
- Professor Billroth &dagge;. Der ausgezeichnete Chirurg und Kliniker Prof. Billroth, die Zierde der wiener Universität, ist, wie ein Telegramm aus Abazzia meldet, dort am 6. Febr. gestorben. Billroth war ein geborener Pommer: in Bergen auf Rügen am 26. April 1829 geboren, studirte er in Greifswald, Göttingen, Berlin und Wien, wurde 1855 hier Assistent Langenbeck's, habilitirte sich auch in Berlin im folgenden Jahre, wurde aber sehr bald als Professor nach Zürich berufen, von wo aus er 1867 als in der wissenschaftlichen Welt anerkannte Autorität nach Wien ging. Man weiß, was er als Forscher, als Praktiker, als Lehrer bedeutete. Mit Langenbeck blieb er bis zu dessen Tode in engsten Beziehungen: Sie arbeiteten in gleichem Sinne und gemeinsam. 1870 stellte Billroth sein reiches Wissen und seine unermüdliche Thätigkeit dem deutschen Heer, den deutschen Verwundeten zur Verfügung: er ließ sein Auditorium leer, übergab seine Praxis seinen Schülern und wirkte in den deutschen Lazarethen. Wie voraussehend und wie vorsichtig zugleich der geniale Mann sich angesichts der Krankheit des Kronprinzen Friedrich, des Kaisers Friedrich, sich gezeigt hat ist be=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 12 Seite 2]

kannt. Viel genannt ist der Gelehrte auch in den letzten Jahren worden, als er, auf die voraussichtlichen Wirkungen der neuen Präcisionswaffen und des rauchlosen Pulvers hinweisend, eine gewaltige Verstärkung des Heeres Jener beanspruchte, die berufen sein werden, die Wunden nach Möglichkeit zu heilen. Mehrfach haben in der jüngsten Vergangenheit Jubiläen, deren Feier sich der bescheidene Mann doch nicht völlig entziehen konnte, Gelegenheit gegeben, seine Verdienste hervorzuheben: Monarchen und Völker, gleichstrebende Collegen und der von ihm erzogene wissenschaftliche Nachwuchs haben darin gewetteifert und mit den damaligen Jubelreden wird jeder Nachruf, wie er jetzt leider herausgefordert ist, das Schlußwort gemein haben: Professor Billroth hat nicht vergeblich gelebt, gestrebt, gelehrt.
- Der von Sewastopol mit 4000 Tonnen Getreide nach Marseille bestimmte Stahldampfer "Zanni Stephanowitsch" ist mit der ganzen Besatzung untergegangen.
- Man berichtet aus Budapest über einen entsetzlichen Unglücksfall, der sich in der gräflichen Familie Zichy in Enyiczke ereignete. Graf Jakob Zichy kam jüngst zu Besuch nach Enyiczke und spielte in Gegenwart der Komtessen Klara und Martha Zichy im Salon mit einem großen Neufundländer Hund. Plötzlich sprang das Thier auf den Grafen und zerfleischte ihm beide Hände. Sodann warf sich dasselbe auf die beiden Komtessen und verwundete sie gleichfalls. Noch im Salon wurde der Hund niedergeschossen, welcher, wie die Sektion des Kadavers ergab, wutkrank war. Die Wunden der auf so furchtbare Weise Verletzten wurden ausgebrannt und Graf Jakob Zichy begab sich noch an demselben Tage mit den beiden Komtessen nach Paris zu Professor Pasteur.
- Der König von Portugal ließ kürzlich wie der Londoner Berichterstatter der Birmingham Gazette meldet, sein Leben für 2 000 000 Franks versichern.
- Als Volontair hält sich gegenwärtig ein spanischer Millionär in einer Berliner Seifenfabrik auf. Der Herr ist gleichfalls ein Seifenfabrikant aus Madrid, welcher anstatt der in Spanien bis jetzt gebräuchlichen französischen die weit besseren deutschen Erzeugnisse bei sich einführen will und zur Erlernung der Fabrikation der letzteren in Berlin als Volontair eingetreten ist.
- Eine ungewöhnlich große Ausbeute haben die Treibjagden auf den Gütern der Umgegend von Nakel (Schlesien) ergeben. Von einer einzigen Gutsherrschaft wurden während der Saison allein ca. 2000 Hasen verschickt und seit Eröffnung der Jagd wurden der Güterexpedition aus der Umgegend im Ganzen etwa 27 000 Hasen und 2000 Fasanen zur Beförderung übergeben.
- Von einem Winter, wie der diesjährige, so wird den Wiener Blättern aus dem Salzkammergut geschrieben, wissen wohl die ältesten Leute nichts. Bis zum Weihnachtstag hatten wir italienischen tiefblauen Himmel mit so warmer Sonne, daß man nie einen Winterrock brauchte. Am 25. Dez. noch flogen Mücken, Bienen und sogar Schmetterlinge ganz munter herum. Die Schneerosen und Schlüsselblumen waren zu finden. Am Stephanitag brachte ein plötzlicher Nordsturm einen Fuß tiefen Schnee und seitdem ist es wieder ununterbrochen schön. Mit genauer Not haben wir eine Schlittenbahn. Anfangs Januar hatten wir zweimal 15 Grad R. Kälte, sonst nur 10 Grad R. unter Null, bei Tag aber 5 bis 10 Grad R. Wärme, an geschützten, sonnigen Hauswänden sogar 15 bis 20 Grad. Die südlichen Bergabhänge sind natürlich vollkommen schneefrei, die Erika, "Sendl" und Schneerosen sind bereits in Blüte. Am 28. Januar machten die Bienen ihren ersten Reinigungsausflug an vielen sonnig gelegenen Bienenständen. Diesen Winter verdanken wir dem beständig südlich sich befindenden Luftdruckmaximum; denn es ist bald über dem Balkan, bald über Italien, bald im südlichen Frankreich, daher herrschen beständig südliche, südöstliche, südwestliche Winde, das heißt warme Winde. Auf den Bergen ist wenig oder gar kein Schnee, weshalb auch keine Lawinenstürze und Ueberschwemmungen heuer zu befürchten sind; denn wenn auch der Nordsturm seinen Einbruch wiederholt, er richtet keinen Schaden mehr an, der Schnee bleibt nicht mehr liegen, da die Sonne schon zu kräftig ist und den Schnee bald wegschmilzt. Also dürften wir wohlgemut einem baldigen, wahren Frühling entgegensehen.
- Ein Landwirt im Elsaß besaß seit 12 Jahren eine Kuh, die er einst als ein Kalb von einigen Wochen gekauft hatte. Das Tier achtete auf keinen Zuruf und zeigte die größte Gleichgiltigkeit bei jedem Geräusch, das man in seiner Nähe verursachte. Wenn es sich im Stalle befand und die Stunde der Fütterung heranrückte, wo die Stiere brüllend ihr Futter verlangen, öffnet es das Maul, ganz wie ein brüllender Ochse, und streckte Hals und Kopf vorwärts, brachte aber keinen anderen Laut, als ein leises, kurzes Gurgeln hervor. Der Gesichtssinn der Kuh schien hingegen sehr entwickelt. Es wäre interessant gewesen, zu erfahren, ob sich der Stimm= und Gehörmangel des Tieres auf die Nachkommenschaft übertrage. Leider wurden aber die 8 Kälber, die die Taubstumme zur Welt brachte, schon in früher Jugend zur Schlachtbank geführt.
- Ein Gedicht des Papstes. Cesare Cantu hat dem Papst zu seinen jüngsten Geburtstage einen Glückwunsch gesendet. Leo XIII. erwiderte durch einen liebenswürdigen Brief und legte eine Abschrift seines neuesten, in italienischer Sprache verfaßten Gedichtes bei. In deutscher Uebersetzung lautet es:

                          Der Tod.

Die Sonne sinkt im Westen tief zu Thal.
Auf dich, o Leo, fällt ihr letzter Strahl.

In den verdorrten Adern langsam dorrt
Das Leben ein und schwindet langsam fort.

Der Tod entsendet seinen Pfeil, und bald
Ruht in dem Leichentuch der Körper kalt.

Doch aus dem Kerker sich die Seele schwingt
und raschen Flugs empor zum Himmel dringt.

Dort ist des langen Weges Ziel zu seh'n -
Dann mag dein heil'ger Wille, Herr, gescheh'n.

Und wenn ich deiner Gnade würdig bin,
Nimm in der Sel'gen Reich die Seele hin.


Anzeigen.

Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meierei Neuhof, welche Johannis d. J. aus der Pacht fällt, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte Termin auf

Dienstag, den 27. ds. Mts.,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Kaution von 3000 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme des Pachtstücks erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Domainenamtsregistratur eingesehen und das Pachtstück nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe in Augenschein genommen werden, wobei darauf aufmerksam gemacht wird, daß Neuhof am leichtesten von Ratzeburg aus zu erreichen ist.
Schönberg, den 6. Februar 1894.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Törpt sub Nr. V belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Hans Joachim Meier aus Falkenhagen wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 5. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 12 Seite 3]

Antragsmäßig soll über die zu Walksfelde sub Nr. I belegene Käthnerstelle c. p. des Krämers Hans Joachim Brüggemann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 30. April 1894,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 5. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Der Kaufmann Heinrich Rohde hat für sein in Rehna unter der Firma "H. Rohde" bestehendes Handelsgeschäft in Carlow unter der Firma "H. Rohde's Filiale Carlow" eine Zweigniederlassung errichtet. Nachdem er die Eintragung der Hauptniederlassung bei dem Handelsgerichte derselben nachgewiesen und die Firma der Zweigniederlassung beim hiesigen Großherzoglichen Amtsgerichte angemeldet hat, ist heute in's hiesige Handelsregister Fol. I. L IX Nr. 82 eingetragen:

Handelsfirma der Zweigniederlassung:     H. Rohde's Filiale=Carlow.
Ort der Zweigniederlassung:     Carlow, im Fürstenthum Ratzeburg.
Name und Wohnort des Inhabers:     Kaufmann Heinrich Rohde in Rehna.
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 6. Februar 1894.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.


Holzauktion Nr. 14.

Am Montag den 12. Febr. Morgens 10 Uhr beim Krüger Schmidt zu Ziethen bei beschränkter Concurrenz.

1. Aus dem Garnseerholze.

    6 Rmtr. Eichen Kluft II. Kl. und Knüppel.
    1 Fuder Eichen Pollholz.
  16 Rmtr. Buchen Kluft I. Kl.
166 Rmtr. Buchen Kluft II. Kl. Olm u. Knüppel.
  58 Fuder Buchen Durchforstholz u. Pollholz.
  60 Rmtr. Nadelholz Knüppel u. Olm.

2. Aus dem Bahlen.

    2 Stück Buchen Blöcke.

3. Aus dem Lanckower Holze.

  20 Stück Eichen Wagendeichseln.
    6 Fuder Eichen Durchforstholz I. Kl.
Schönberg, den 4. Febr. 1894.

                                                    Der Oberförster,
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 15.

Am Dienstag, den 13. Febr. Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Oldörp zu Boitin=Resdorf bei beschränkter Concurrenz meistbietend verkauft werden:

Aus den Resdorfer Söhren.

11 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
  6 Rmtr. buchen Knüppel.
11 Fuder buchen Durchforstholz I. u. III Cl.
18 Fuder hasel Reiser.
60 Rmtr. kiefern Knüppel.
Schönberg, den 5. Februar 1894.

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 16.

Am Donnerstag den 15. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow in Selmsdorf bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden:

Aus dem Heidenholze.

200 Stück eichen Langhölzer II. Qual. = 48,83 Festmeter.
    8 Rmtr. eichen Knüppel.
    1 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
    4 Fuder eichen Pollholz.
    8 Stück buchen Nutzholzblöcke = 10,06 Festm.
230 Rmtr. buchen Kluft I. Cl.
  30 Rmtr. buchen Kluft II. Cl. und Knüppel.
  23 Fuder buchen Pollholz.
    2 Rmtr. birken Knüppel.
  21 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.
    2 Rmtr. tannen Knüppel.
    4 Fuder buchen pp. Abraum.
Schönberg, d. 7. Februar 1894.

                                                    Der Oberförster C. Hottelet.


Gartenbauverein.

Sonntag, den 11. Februar, Nachmittags 1/2 4 Uhr, Versammlung bei Herrn Gastwirth Boye.

Besprechung der Gemüsesorten.
Theilnahme der Damen erwünscht.
                                                    Der Vorstand.


Inventur Ausverkauf
zurückgesetzter Waaren,
eine Partie schwarzer und farbiger
Kleiderstoffe, Buckskins, Hemdentuche, Leinen, Gardinen etc.
vorjährige
Mäntel und Jaquetts,
alle Arten Reste, empfiehlt zu sehr billigen Preisen
Wilh. Oldenburg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 12 Seite 4]

Zur Confirmation

empfehlen in schöner großer Auswahl:

Confirmanden=Anzüge von 12 M. an.
Regenmäntel in den modernsten Farben und Façons zu äusserst billigen Preisen.
                                                    Gebrüder BURCHARD.


Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch den Director Jentzen.


Bis Ende Februar.

Grosser Ausverkauf
bei Ludwig Wendt, Lübeck. Winter= und Sommer-Kleiderstoffe,
Schwarze Stoffe,
Kattun, Möbelstoffe und Gardinen ganz bedeutend unter Preis.
Der ganze Lagerbestand von                          
Konfektion
Kleider, Mäntel, Jaquettes, Morgenkleider, Blusen etc.
zu und unter Einkaufspreisen.
Eine grosse Partie schwarze und farbige
Seidenstoffe,
werden während des Ausverkaufs zu Engros Preisen abgegeben.

Bis Ende Februar.


Ich warne hiermit jeden, meiner weggelaufenen Ehefrau geb. Ollmann etwas auf meinem Namen zu verkaufen oder zu borgen, da ich nicht für Zahlung hafte.
Gr. Molzahn den 9. Febr. 1894.

                                                    Johannes Kähler.


Ich habe mich hier niedergelassen in Schönberg als                                                    
Schneiderin und arbeite in und außer dem Hause.                                                    
                                                    Caroline Staass.


Zu Hof Selmsdorf wird noch zu Ostern ein
Tagelöhner (Drescher)
in Wohnung gesucht.                                                    


Pferd     Deck=Anzeige.
Zu Hof Selmsdorf deckt auch in diesem Jahr der starke                                                    
Fuchshengst "Julius"
fremde Stuten.                                                    
Deckgeld 10 Mk. und 1,50 M. an den Stall.


In der Lohse'schen Büdnerei in Rupensdorf ist eine Wohnung zu vermiethen.
Nähere Auskunft ertheilt

                                                    H. Karsten, Rupensdorf.


Bahnhofsrestauration.
Sonntag, den 11. d. Mts.
Anstich des weltbekannten
Einbecker Bieres

aus der Dampf=Bierbrauerei der Stadt Einbeck, wozu ergebenst einladet

F. Richter.


Am Sonntag, den 11. Febr. Ausspielen von                                                    
Schweineköpfen und Mettwürsten
auf meinem Billard,
wozu freundlichst einladet                          
                                                    J. Böckmann, Gastwirth.


Clubs und Vereinen
empfehle ich das Schützenhaus mit Garten
für abzuhaltende Festivitäten
zu coulantesten Bedingungen.
Prompte Bedienung
Für Sommervergnügen
erbitte baldige Besprechung.
                                                    W. Hagen, Schützenwirth.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 11. Februar.

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
  Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 54-55 M., große Schweine 54-56 M., Sauen 46-52 M., Kälber 60-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 5.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 12 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 12 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. Februar 1894.


- Neustrelitz. I. K. H die Großherzogin besichtigt in den nächsten Tagen nach Dessau zu reisen, um dort am Herzoglichen Hofe einen Besuch abzustatten J. H. die Herzogin ist leicht erkrankt.
- I. K. H. die Erbgroßherzogin ist von ihrer Erkrankung wieder so weit hergestellt, daß sie gestern eine Spazierfahrt unternehmen konnte.
- Meckl. Landesschützenfest. "Wie die N.=Z." erfährt, hat Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg=Strelitz geruht, auf diesbezügliche Bitte des Hauptausschusses für das Anfangs Juni in Neustrelitz stattfindende 12. Mecklenburgische Landesschützenfest das Protektorat zu übernehmen.
- Schönberg. Zur Vertretung des auf dem Domhof erkrankten Lehrers St. ist der Hülfslehrer Richard Kootz aus Selmsdorf beordert und hat mit dem Anfang dieser Woche den Unterricht daselbst übernommen. Seine Stelle in Selmsdorf wird durch den Präparanden Duncker aus Ziethen verwaltet, während der Unterricht in Ziethen vorläufig von dem dortigen Lehrer allein ertheilt wird. - Zu dem Seminarbau in Ratzeburg sei bemerkt, daß das alte Anstaltsgebäude nicht ausreicht und zum Umbau ungeeignet ist. Der Platz am See ist von den betreffenden Ständen unentgeltlich bewilligt. Der Neubau soll außer den nöthigen Unterrichts= und Uebungsräumen für 90 Externatszöglinge noch 4 Classenzimmer für die Uebungsschule und Dienstwohnungen erhalten.
- Der Kampfgenossenverein für das Fürstenthum Ratzeburg hegt den Wunsch, daß der nächstjährige Delegirtentag der Mecklenb. Kriegerkameradschaft in Schönberg abgehalten werde. In jedem 6. Jahr findet derselbe in einer der Städte in Meckl.=Strelitz statt. Der diesjährige Delegirtentag in Grevesmühlen, mit dem gleichzeitig das Landeskriegerfest gefeiert wird, wird über die Wahl des Ortes beschließen.
- Dem Lokomotivführer Schümann zu Bützow ist eine Prämie von 20 Mark und dem geprüften Lokomotivführerlehrling Evers daselbst eine solche von 10 Mark gewährt worden für die von ihnen bewiesene Umsicht und Geistesgegenwart bei dem durch die Entgleisung des Zuges 4 der Blankensee=Woldegk=Strasburger Eisenbahn am 1. Januar 1894 bedingten Anhalten des Zuges 5 der Friedrich=Franz=Eisenbahn.
- In der Gegend von Malchin macht sich schon seit längerer Zeit ein Mangel an weiblichen Dienstboten fühlbar. Einzelne Familien der Stadt und Umgegend haben nunmehr aus dem Hamburger Waisenhaus entlassene Mädchen im Dienst genommen, doch stehen diese noch bis zu ihrem 21. Lebensjahre unter Controlle des Waisenhauses.
- Seit längerer Zeit beschäftigen sich die betheiligten Kreise in den Großstädten mit der Abschaffung des Kellnerfrackes. Es wird beabsichtigt, an Stelle desselben einen dunkelbraunen Jacketanzug treten zu lassen, der dann die Abzeichen der Stellung der Kellner durch Sterne am Kragen bezeichnet. Es trägt z. B. der Oberkellner 3, der Zimmerkellner 2, der Saalkellner 1 Sternchen. Die neue äußerst kleidsame Tracht ist in Lübeck bereits in der Bahnhofsrestauration eingeführt.
- Der Gewerbebetrieb eines Bäckers geht nach einem Urtheil des Reichsgerichts, über den Umfang des Handwerksbetriebes hinaus und der Bäcker ist als Kaufmann anzusehen, der zur Führung von Handelsbüchern und zur Anfertigung von Bilanzen verpflichtet ist, wenn sein Gewerbe das Kennzeichen des Fabrikbetriebes trägt.


- Die Juwelen des Herrn E. v. Ohlendorff, welche in Hamburg vor einiger Zeit entwendet waren, sind wieder herbeigeschafft. Die Hamburger Criminalpolizei hat sie im Besitze eines dortigen Mannes entdeckt, der sie gefunden haben will. Der Mann ist verhaftet worden.
- In Folge des Futtermangels hat sich im Jahre 1893 im Königreich Sachsen die Zahl der Rinder um 37 683 und die Zahl der Pferde um 1283 Stück gegen das Vorjahr vermindert und zwar die der Rinder von 635 608 auf 597 925, die der Pferde von 139 655 auf 138 372 Stück. Dabei sind die dem Staate und dem Reiche gehörigen Pferde außer Rechnung geblieben.
- Eine weitaussehende Strafe verhängte der Tägl. Rundsch. zufolge ein Hauptmann v. Z. eines Berliner Garde=Reg. Der Feldwebel seiner Companie hatte einen Korb mit Champagner erhalten und ihm davon Meldung gemacht. Der Hauptmann läßt die Einjährigen seiner Companie antreten und sagt Einem das Dienstvergehen auf den Kopf zu. Der Einjährige gab denn auch alsbald zu, der Wein sei von seinem Vater dem Feldwebel gesandt worden. Der Hauptmann verhängte nun folgende Strafe: Der Einjährige mußte alle Tage dreimal, morgens, mittags und abends, bei ihm mit feldmarschmäßigem Gepäck antreten und bei jedem Antreten ein Glas von dem eingesandten Champagner trinken, bis der Korb leer war.
- Ein Bären=Transport. In diesen Tagen sind über Petersburg auf der Warschauerbahn zwei Waggonladungen mit lebenden alten und jungen Bären nach Deutschland abgegangen. Die Thiere waren durch Commissionäre deutscher Tiergärten zur Vervollständigung ihrer Menagerien angekauft worden. Der Transport bestand aus 12 großen Bären, 6 Bärenjungen und 4 Bärinnen. Die Thiere sind von Bauern des Olonitzschen Gouvernements bezogen, die für das Einfangen dieser Sammlung anderthalb Monate gebraucht haben. Der Preis für einen Bären betrug hundert Rubel, für ein Junges dreißig, für eine Bärin aber einhundertfünfzig Rubel. In nächster Zeit sieht man einem zweiten solchen Transport entgegen. Mit dem Fangen der Bestien beschäftigen sich drei Jägerei=Genossenschaften.
- Auch ein "Freischütz". Kürzlich erschien in einem im Amt Hochheim am Main gelegenen Ort, dessen Jagd seit Kurzem an auswärtige Herren verpachtet ist, ein elegant gekleideter Jäger. Er ließ sich zu dem Feldschützen führen, stellte sich diesem als Mitpächter der Jagd vor und forderte ihn auf, mit ihm hinauszugehen, denn er wollte ein paar Hasen schießen. Bereitwillig ging der Mann mit, auch ein Junge wurde zum Hasentragen mitgenommen und in Kurzem hatte der fixe Schütze 18 Hasen das Lebenslicht ausgeblasen. Diese wurden an die Bahn geschafft, es gab ein gutes Trinkgeld, und der noble Herr fuhr mit der Beute davon. Einige Tage später kamen wieder Jäger, diesmal aber mehrere - und zwar die wirklichen Pächter - und waren nicht wenig erstaunt, von den nicht minder frappirten Feldhüter zu vernehmen, was vorgegangen war. Die Herren kennen nämlich den erwähnten Schützen absolut nicht und es muß deshalb angenommen werden, daß er selber sich im Terrain geirrt hat oder daß er ein Hauptspitzbube ist.
- Das gegenwärtig herrschende unheimliche und ungesunde Wetter werden wir, wenn es nach Falb geht, so bald nicht wieder los werden. Der Prophet, auf dessen Vorhersagungen wir jedoch jetzt so wenig wie früher schwören möchten, schreibt nämlich: "Es wird die Niederschlagungsmenge ihr Maximum erreichen um den 3. Februar, worauf dann bis zum 9. eine Tendenz zur Trockenheit eintreten dürfte; während wir um den 10. Schneefälle, namentlich im Süden, und um den 13. verbreitetes Tauwetter erwarten. Doch dürften im Ganzen die Niederschläge der zweiten Hälfte des Monats jene der ersten übertreffen."
- Auf der Walze. Was auf der Landstraße "walzt," davon giebt der Jahresbericht des Nürnberger Unterstützungsvereins ein Bild. Es wurden im vorigen Jahre mit 5224 M. etwa 4210 Zugereiste unterstützt, unter denen sich befanden : 494 Kaufleute, 401 Brauer, 284 Sattler, 233 Müller,

[ => Original lesen: 1894 Nr. 12 Seite 6]

189 Schlosser, 164 Maler, 164 Drechsler, 159 Gerber, 153 Tapezierer, 145 Weber, 142 Gärtner, 130 Konditoren, 117 Goldschmiede, 109 Hutmacher. Andere Berufsarten waren mit geringeren Zahlen vertreten.
- Die Mißerfolge Dowes haben einen norwegischen Erfinder, namens Backe, nicht abhalten können, sich gleichfalls mit der Herstellung eines Panzers zu befassen. Man hat aus einem Lefaucheuxrevolver zehn Schüsse gegen denselben abgegeben und zwar 5 auf 3, 2 auf 2 und einen auf 1 Schritt Distanz, die beiden letzten Schüsse aber auf Handbreite Entfernung. Alle Geschosse aber blieben in dem Panzer, der sehr biegsam und verhältnismäßig leicht sein soll, stecken, brachten aber auf der Rückseite des Panzers eine kleine Beule hervor. Gegen Attentate dürfte sonach der neue Panzer ein ganz brauchbares Schutzmittel abgeben; seine Tauglichkeit als Schutzwaffe im Gefecht ist aber durch diese Versuche nicht im Geringsten bewiesen.
- Baron Rahden, der Held des Zirkusskandals von Clermont, der in der Manege den dänischen Leutnant Kastenskiold, den Geliebten seiner Frau, niederschoß und kürzlich gerichtlich freigesprochen wurde, wird, einer Nachricht aus Paris zufolge, Kunstschütze. Er forderte seinen berühmten Kollegen Coby für den 9. Februar zum Wettkampfe. Er wird in den Folies Bergeres neben seiner Frau auftreten, die dort als Schulreiterin wirkt.
- Die Belästigung, welche der Rauch der Lokomotiven besonders in geschlossenen Bahnhofshallen und in Tunnels erzeugt, sowie die Gefahr, welche das Auswerfen von brennenden Kohlenteilchen mit sich bringt, will nach einer Mittheilung vom Patent= und technischen Bureau von Richard Lüders in Görlitz der Amerikaner M. Stahl zu New=York dadurch verhüten, daß der Schlot der Lokomotive nicht vertikal und direkt ins Freie geht, sondern in leichter Krümmung in ein Rohr sich fortsetzt, welches sich oben über dem Tender und Packwagen hinwegzieht, um alsdann in geringer Entfernung im Schienen=Niveau auszumünden. Auf diese Weise soll dem seitlichen Asche= und Funkenwerfen vorgebeugt werden, wie auch der Zug des Schornsteins bei der Fahrt durch die saugende Wirkung der Luft befördert wird.
- Von einer Katze zerfleischt und getötet wurde in Berlin ein zehnjähriger Knabe, der sich mit anderen Knaben auf einem Holzplatze das gefährliche Vergnügen gemacht hatte eine auf einem Hauklotze liegende große Katze zu necken, indem sie mit Stöcken nach ihr schlugen und sie mit Steinen bewarfen. Plötzlich sprang die durch die Quälereien wütend gemachte Katze einem der Knaben, dem Sohne eines in der Nähe wohnenden Arbeiters, ins Gesicht und biß sich dort so fest, daß sie erst mit Gewalt wieder losgerissen werden mußte. Der Knabe brach blutüberströmt zusammen und mußte schleunigst nach der elterlichen Wohnung und von dort nach dem Krankenhaus geschafft werden, in welchem er jedoch bald nach der Einlieferung starb.
- Die Haut zum Besten seiner Gattin opferte unlängst der Rechtsanwalt W. Blake aus Ottawa im nordamerikanischen Unionsstaat Illinois. Amerikanische Blätter berichten hierüber: Professor C. W. Andrews in Chicago hat jüngst eine interessante Operation vollzogen, indem er eine Umpflanzung von Menschenhaut in so großem Umfange vornahm, daß jedes der bekannten Beispiele gleichartiger Operationen durch diese Transplantation in den Schatten gestellt wird. Der Rechtsanwalt W. Blake aus Ottawa ließ sich nämlich 72 Quadratzoll Haut aus seinen Beinen ausschneiden, um sie in die Arme und in die Schultern seiner Frau einpfropfen zu lassen, die bei einer Feuersbrunst zahlreiche Brandwunden davongetragen hatte. Die Umpflanzung gelang vollständig.
- Originelle Reklamation. Ein Bäckermeister in der Nähe von Hof erwartete zur Weihnachtszeit eine Sendung Eier vergebens. Als Reklamation sandte er an die dortige kgl. Güterexpedition folgende originelle Postkarte: "An die Eisenbahn in Hof. Das is ka Macherei von Euch Eisenbahner brauch ich zum Stollenbacken an Haufen Eier und kugeln bei Euch in der Güterhall rum, bei dera Kält is ka Wunder, wenn alles zsamfrirt. Statt schöne Eier krieg ich jetzt Eier wo stinket, bocksteif und steinhart sein, werde mich beschweren. N. N."
- Frau Putzig tritt in glänzender Toilette vor das Arbeitszimmer ihres Gatten und ruft:
"Komm doch, Anton, und bewundere meinen neuen Mantel und Hut. Die fünfhundert Mark, die du dafür geopfert, sind wahrhaftig nicht vergeudet worden. Ich schlage heute auf der Promenade alle Damen aus dem Felde. Ja, wo bleibst du denn so lange?" Anton in demütigem Tone: "Nur noch einen Augenblick, mein Schatz, ich beschneide gerade meine Manschetten."
- Eine Münchener Kellnerin vor Gericht. Ein feingekleidetes Frauenzimmer, so berichten die "Münchener Neuesten Nachrichten", betritt den Gerichtssaal unter mehreren ungeschickten Verbeugungen gegen den Richtertisch und nimmt auf der Anklagebank Platz. Die Dame lüftet den Schleier und zeigt, das Publikum musternd, ein volles, geröthetes lächelndes Gesicht. "Ah! d' Mari!" rief ein Mann im Zuschauerraum, und "Maxl, mach'mer an guet'n Zeug'n!" tönt es zurück. Der Maxl ist, wie an seinem Aeußeren ersichtlich, ein Metzgerbursche, die Marie eine Kellnerin. Nun kommt zum Aufruf: Marie X., Kellnerin aus dem bayerischen Wald, wegen Körperverletzung und Beleidigung. Die Marie tritt mit einer wahren Andacht vor und beginnt mit tiefer Altstimme: "Das bin ich, Herr Stadtrichter." Richter: "Sie sollen am 10. Dezember abends in der . . . Bierhalle den Vergolder Y. nicht nur roh beschimpft, sondern ihm auch noch einen gefüllten Maaßkrug an den Kopf geworfen haben. Erzählen Sie uns den Hergang." Angeklagte: "Bin so frei, Herr Rath. Nämlich bei uns geht a Mordsg'schäft und mir Kellnerinnen hab'n grad z'wergln, daß mer firti wer'n. Jetz'n kenna S' unsere Leut in der Münch'nerstadt. A jeder, der dir a boanig's Fünferl giebt, wennst eahm am Abend an Weiber voll Bier zuatrag'n hast, der moant, er will z'erst bedeunt sein. Der Oane schreit: "Mari a Maß!" der Ander': "Was is' mit meine Schweinswürstl!" Der brüllt: "Kellnerin zahl'n!" Wieder Oaner: "Wenns ka G'schwoll'ne mehr giebt, na kriag i' a Dutzend!" Oaner schimpft über's schlechte Einschenka und blast in sein Krug eina, daß er im G'sicht ausschaugt, als sollt er rasiert wer'n, dem Andern wieder fehlt sei Biermerkel und Unseroaner schwitzt wie a Bär. Der Herr kommt alle Minuten und rannzt: "Marie, wo hab'n 's denn eahnern Kopf! Pass'ns do' a wengl auf oder es giebt a Luftveränderung!" und i' steh' nachher da wie d' Moni von Dacha und soll dene unbändigen G'sölln in aller Freundschaft Herr wer'n. San 's nur froh, daß Sie ka Kellnerin wor'n san, Herr Staatsanwalt!" Richter: "Wie war es also am 10. Dezember?" Beschuldigte: "Ja sehg's, Herr Rath, dös war a so! Der Vergolder dader kimmt alle Tag und trinkt dreimol drei Quartl, dazua lest er zwoa Zeitungen und dann geht's Mam 'n an:
über z'wenig Lohn, z'viel Arbet, über Unterdrückung von die Arbeiter, und wenn eahm Koaner angibt, na' kimmt er über's schlechte Einschenken. Wiss'n S', i hab a große Geduld, aber so a Z'widrian, der machet an Heilinga tappet. Jetz'n bring' i eahm wieder drei Quartl und scho' im Aufhebn'n war's net guua. "Kellnerin, daher!" schreit er, "woan's vielleicht, a Arbeiter stielt sein Geld, daß Ihr recht dick und fett werd'n könnt. D'raufschenka seg' i!" I lass' eahm no' a Schapfa draufthuan und druck mi. No net z'fried'n war der Kund' und schreit: "Meine drei Quartl will i hab'n!" un hoaßt mi' an, i trau' mir's gar net z'sag'n, an alt'n Stellwag'n. Jetz'n war's aus! I nehm' den Kruag, schütt eahm 's ganze Bier in's Gesicht un werf eahm 'n Kruag a glei' nachi. Und dös hätt'n Sie a thon, Herr Rath. Wissen's alls hat seine Grenzen." Richter: "Hat der Mann keine Anstalten gemacht, Sie für diese That zu züchtigen?" Angeklagte: "Herr Staatsanwalt! Aber was glaub'n S' denn. Daworfa hätt' i den Kripp'nreiter. Da müaß'n scho' Andere kemma. Mir san vom Wald dahoamt." Bei der natürlichen Darstellung der tapferen Waldlerin wurde auf Vernehmung der Zeugen verzichtet und die Angeklagte zu 5 M. Geldstrafe verurteilt. Die Beschuldigte legte die 5 M. auf den Richtertisch und sagte: "Meini Herrn, so viel war der G'spaß scho' werth!"


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