No. 14
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Februar
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 14 Seite 1]

- Der Kaiser übergab dem vierten Garde=Regiment zu Fuß als bleibendes Andenken an den 9. Februar einen goldenen Pokal mit der Bestimmung, daß mittels desselben jeweils das Hoch auf den Kriegsherrn durch den Regimentskommandeur auszubringen sei. Am Abend kehrte der Kaiser nach Berlin zurück.
- Ueber das Befinden des Fürsten Bismarck bringt die "Augsburger Abendzeitung" eine Mittheilung, nach der der Gesundheitszustand des Alt=Reichskanzlers relativ günstig ist. Die Influenza sei ohne jede Folge geblieben. Der Besuch S. M. des Kaisers in Friedrichsruh werde voraussichtlich anfangs der nächsten Woche erfolgen.
- Die "Hamburger Nachrichten" nehmen aus den vielen Berichten, die über die Vorgänge vom 26. v. M. erstattet worden sind, Anlaß, der dabei (in der deutsch=freisinnigen Presse) wiederholten Legende zu widersprechen, als habe der Fürst bei seinem Abschied von Berlin im Jahre 1890 zu irgend Jemandem das Wort gesprochen: Le roi me reverra! Das genannte Blatt erklärt jene Behauptung für erfunden und erlogen und richtet an Jeden, der sie aufstellt, die Aufforderung, näher anzugeben, wo, wann und gegen wen diese Aeußerung gefallen sein sollte.
- Der "Reichsanzeiger" hat am Sonnabend außer dem deutsch=russischen Handelsvertrag den Gesetzentwurf betreffend die Aufhebung des Identitätsnachweises veröffentlicht. Dieser Entwurf bestimmt, daß bei der Ausfuhr von Weizen, Roggen, Hafer, Hülsenfrüchten und Gerste Einfuhrscheine ertheilt werden, welche berechtigen, innerhalb längstens 9 Monate gleiche Mengen der nämlichen Waarengattung ohne Zollentrichtung einzuführen. Den Inhabern von Mühlen oder Mälzereien soll bei der Ausfuhr von Fabrikaten eine Erleichterung dahin gewährt werden, daß ihnen der Eingangszoll für eine der Ausfuhr entsprechende Menge des zur Mühle oder Mälzerei gebrachten ausländischen Getreides nachgelassen wird. Sie erhalten auf Antrag an Stelle des Erlasses Einfuhrscheine über eine gleiche Getreidemenge.
- Die russischen Delegierten zum deutsch=russischen Handelsvertrag, die am Sonntag von Berlin nach Petersburg zurückgereist sind, haben ihren deutschen Kollegen am Sonnabend im Hotel Kaiserhof" ein Abschiedsdiner gegeben. Dasselbe ist in seiner substantiellen Beschaffenheit wie in seinem äußeren Glanz der Bedeutung des Ereignisses, dessen Feier es galt, durchaus würdig gewesen. Die Festräume prangten in kostbarem Blumenschmuck und zur festlichen Beleuchtung waren alle Wunder der Elektrotechnik aufgeboten. In Bezug auf die Speisen war es das auserlesendste Gastmahl, das der Kaiserhof in seinen Annalen seit 20 Jahren zu verzeichnen hat. Mit dem Bewußtsein, ein schlechtes Geschäft gemacht zu haben, können sonach die Herren Russen schwerlich von Berlin geschieden sein.
- Der badische Handelstag in Karlsruhe sprach einmütig und einstimmig die Erwartung aus, daß der Reichstag möglichst bald den deutsch=russischen Handelsvertrag annehme. - Auch die acht württembergischen Handelskammern haben eine Eingabe an die württembergischen Reichstagsabgeordneten in Vorbereitung, die energisch für den russischen Handelsvertrag eintritt und namentlich darauf hinweist, daß eine Schädigung der württembergischen Landwirthschaft durch den Vertrag ausgeschlossen sei. - Ebenso beschäftigte sich die Handelskammer zu Heilbronn mit dem deutsch=russischen Handelsvertrag, wobei sie aussprach, daß Industrie und Handel das größte Interesse daran haben, den Vertrag möglichst bald angenommen und den Zollkrieg beendet zu sehen.
- Der Kaiser von Rußland ist nunmehr soweit genesen, daß er die Minister wieder zum Vortrag empfängt.
- Nach dem Wiener Fremdenblatt betrug während der fünf Monate des deutsch=russischen Zollkrieges die österreichische Mehrausfuhr nach Rußland gegenüber der von 1892 an Eisenwaaren 873 850 Gulden, Maschinen 353 660, Steinkohlen 365 293; zusammen stieg die Ausfuhr von 1 1/2 auf 4 Millionen. Außerdem bestellte Rußland 40 Locomotiven für 1 Million.
- Die russische Presse spricht sich, soweit Aeußerungen derselben vorliegen, im Allgemeinen befriedigt über den Abschluß des russisch=deutschen Zollvertrages aus. Die Blätter beschäftigen sich zunächst allerdings mehr mit den politischen als mit den wirthschaftlichen Folgen des Vertrages.
- Dem "Hann. Cour." zufolge sollen die französischen Militärbehörden beschlossen haben, das 8 Millimeter Lebel=Gewehr durch ein neues Magazingewehr von 6 Millimeter Kaliber zu ersetzen. Diese Waffe soll eine Anfangsgeschwindigkeit von 850 Meter und eine verhältnismäßig flache Flugbahn haben. Ein Hauptvorteil, vom militärischen Standpunkt betrachtet, soll die Leichtigkeit der Munition sein, so daß der Soldat 300 Patronen bei sich führen kann.
- Die neueste Nummer des österr. "Militär=Verordnungsblattes verkündet die Ernennung des Barons Otto v. Seefried, des Gemahls der Prinzessin Elisabeth von Bayern, zum Leutnant im ersten Infanterie=Regiment, das den Namen des Kaisers Franz Joseph führt und in Troppau garnisonirt. Prinzessin Elisabeth ist bekanntlich eine Enkelin des Kaisers von Oesterreich.
- Der Finanzausschuß der Vereinigten Staaten wird die Tarifvorlage am nächsten Donnerstag im Senat einbringen und zwar wesentlich in der von dem Repräsentantenhaus angenommenen Fassung; jedoch sind Zucker, Eisen und Kohlen wieder auf die Liste der zollpflichtigen Artikel gesetzt.
- Endlich auch einmal etwas Erfreuliches aus Egypten: Die Staatseinnahmen haben im vergangenen Jahr 10 300 000, die Staatsausgaben 9 600 000 ägyptische Pfund betragen. Die Reserve des Staatsschatzes übersteigt gegenwärtig den Betrag von 3 500 000 ägyptische Pfund.
- In Konstantinopel ist die Cholera wieder ausgebrochen. Amtlich sind vom Montag bis zum Freitag der vorigen Woche 42 Krankheitsfälle festgestellt worden, doch glaubt man, daß thatsächlich

[ => Original lesen: 1894 Nr. 14 Seite 2]

die Ziffer weit höher ist. Die Krankheit ist insbesondere in den auf den Hügeln bei Pera gelegenen Kasernen aufgetreten, in Pera selbst ist nur ein Fall vorgekommen.
- Die siebenjähr. Viktoria Eugenie, Tochter des Prinzen Heinrich von Battenberg, stürzte am Sonnabend nachmittag in Osborne (England) bei einem Spazierritt vom Pferde. Die Prinzessin kehrte zu Fuß nach dem Schlosse zurück, verfiel dort aber in einen bewußtlosen Zustand, aus welchem sie bis Sonntag nachmittag noch nicht erwacht war. Der Zustand der Prinzessin erregt ernstliche Besorgnisse.
- Lebendig verbrannt ist am Sonnabend früh die 87 Jahre alte Gattin des früheren dänischen Kammerraths Emil Jonas, der in Groß=Lichterfelde bei Berlin wohnt. Das hochbetagte Ehepaar hatte allein mit einem Dienstmädchen den ersten Stock der Villa inne. Die Frau, welche seit etwa zehn Jahren an Gesichtskrebs leidet und seit 14 Tagen ohne fremde Hilfe das Bett nicht verlassen konnte, schläft allein im Zimmer. Vermuthlich hat Sie, um mit Hilfe der ihr vom Arzt verschriebenen Medikamente sich Linderung ihrer Schmerzen zu verschaffen, Licht gemacht, ist damit unvorsichtig umgegangen und gerieth in Brand. Als ihr Geschrei ihren Mann aus dem Nebenzimmer herbeirief, war jede Rettung ausgeschlossen. Unter seinen Händen verschied sie.
- Der Ingenieur Müller in München schenkte einen Häuserblock im Werthe von einer Million Mark der Stadt München. Beide städtischen Collegien nahm in einer am Sonnabend zu Ehren der Stiftung abgehaltenen Sitzung die Verbriefungsurkunde unter Aussprache des Dankes entgegen.
- In der vorigen Woche zündete sich in München ein junger Offizier seine Zigarre mit einem Zündhölzchen an, wobei ihm ein Funken auf das linke Handgelenk flog, was er jedoch nicht weiter beachtete. Am nächsten Tage jedoch stellten sich Schmerzen ein, die sich am dritten Tage über den Oberarm verbreiteten; am vierten Tage verbreiteten sie sich über die Achsel und das Gesicht und der Bedauernswerthe erblindete auf dem linken Auge. Am fünften Tage erblindete er auch auf dem rechten Auge und am sechsten Tage verschied er nach unsäglichen Schmerzen.
- Ein schauerliches Gerücht ist in der Stadt Breslau verbreitet. Der vor einem halben Jahre hingerichtete Vizefeldwebel Thiem, welcher beschuldigt ist, seine Geliebte aufgeknüpft zu haben, soll, der "Schles. Morgen=Ztg." zufolge, unschuldig gewesen sein und der wahre Mörder sich dieser Tage gemeldet haben.
- Am Sonnabend nachmittag herrschte in Kiel starker Schneefall und heftiges Gewitter. Ein Blitz traf den Turm der stattlichen Nikolaikirche, glücklicherweise ohne zu zünden.
- Von einem verunglückten Diebe wird aus Groß=Munzel bei Hannover berichtet: Der Großkäthner S. in Groß=Munzel hatte dieser Tage ein feistes Schwein geschlachtet. Einer seiner Nachbarn überstieg abends den kleinen Zaun, der die beiden Gehöfte trennt, nahm das Schwein vom Haken und lud es auf seinen Rücken. Der Dieb hatte mit der schweren Last glücklich die Höhe des Zaunes erreicht, dann aber verlor er das Gleichgewicht und stürze vorn über. Während das Schwein auf der einen Seite hing, war das Krummholz so unglücklich unter den Hals des Diebes geraten, daß dieser elend ersticken mußte. In dieser entsetzlichen Lage wurde er am anderen Morgen tot aufgefunden.
- Im Cafè des "Terminushotels" zu Paris gegenüber dem Lazarebahnhof, fand am 12. d. M. abends 9 Uhr eine Explosion statt. Dieselbe ist durch ein Dynamitattentat veranlaßt, der Thäter ist ein 25jähriger Mann, welcher rechts am Eingang gesessen hatte, er schleuderte die Bombe, versuchte zu entfliehen, wurde aber etwa 150 Meter weiter gefaßt, nachdem er 6 Revolverschüsse abgegeben hatte, welche drei Personen verwundeten. Ein Schutzmann hieb den Attentäter mit dem Säbel über das Gesicht, wodurch die Verhaftung gelang. Ein Schutzmann wurde sterbend ins Hospital gebracht. Durch die Bombe sind etwa ein Dutzend Personen verwundet, meist an den Beinen. Der Thäter erklärte, er heiße Lebreton und wollte Vaillant rächen, andere würden noch folgen, um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören. Die Minister des Innern, der Justiz und der Polizeipräfekt trafen am Thatorte ein.
- An Trichinosis starben in Höfen bei Iglau fünf Personen. Zahlreiche Personen erkrankten schwer.
- Ein wirksames Rezept. In Sachsenberg im Fürstentum Waldeck ging kürzlich, wie den M. N. N. berichtet wird, ein Knecht auf Veranlassung seines Dienstherrn zum Arzt, um sich von einem nicht bedeutenden Leiden kurieren zu lassen. Der Arzt gab dem Patienten nach Feststellung seiner Krankheit das Rezept mit den Worten: "So, mein Sohn, das mußt Du einnehmen, dann wird es sich schon machen" Am anderen Tage erkundigt sich der Dienstherr nach dem Erfolg der ärztlichen Verordnung und erfährt von dem Burschen, daß sich die Arznei mit dem Papier zwar sehr schlecht habe einnehmen lassen, doch glaube er, daß eine Besserung bereits eingetreten sei. Der Bursche hatte das Rezept verschluckt!


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Anzeigen.

Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meierei Neuhof, welche Johannis d. J. aus der Pacht fällt, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte Termin auf

Dienstag, den 27. ds. Mts.,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Kaution von 3000 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme des Pachtstücks erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Domainenamtsregistratur eingesehen und das Pachtstück nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe in Augenschein genommen werden, wobei darauf aufmerksam gemacht wird, daß Neuhof am leichtesten von Ratzeburg aus zu erreichen ist.
Schönberg, den 6. Februar 1894.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


Antragsmäßig soll über die zu Falkenhagen sub Nr. IV belegene Vorstelle c. p. des Hauswirths Franz Heinrich Kröplin daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Mittwoch, den 2. Mai 1894,
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie gesetzlich nicht von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Ansprüchen gegen das proclamirte Grundstück präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 10. Februar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 14 Seite 3]

Holzauktion Nr. 18.

Am Sonnabend den 17. Febr. Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Krellenberg in Carlow öffentlich meistbietend bei beschränkter Concurrenz verkauft werden:

Aus dem Kuhlrader Zuschlage.

        1 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
        1 Fuder eschen Durchforstholz I. Cl.
      30 Rmtr. buchen Kluft II. Cl.
ca. 50 Fuder buchen Durchforstholz I. u. II. Cl. und Pollholz.
Schönberg, den 11. Febr. 1894.

                                                    Der Oberförster,
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 19.

Am Dienstag, den 20. Febr. Morg. 9 Uhr sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst bei beschränkter Concurrenz öffentlich meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Rupensdorfer Holze.

          3 Stück eichen Nutzholzblöcke.
ca. 220 Rmtr. buchen Kluft I., II. Cl. und Knüppel.
ca.   50 Fuder buchen Durchforstholz III. Cl. und Pollholz.

2. Aus dem Niendorfer Holze.

          3 Fuder eichen Pollholz.
ca.   30 Rmtr. fichten Kluft und Knüppel.
        28 Rmtr. fichten Rodestämme.
Das zum Verkauf gelangende Holz ist mit blauer Farbe nummerirt und wird bis zum 15. d. Mts., fertiggestellt.
Schönberg, den 12. Februar 1894.

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Holz=Auction.
Am Dienstag, den 20. Februar,
Vormittags 10 1/2 Uhr,

im Restaurant "Appelberg", Untertrave 75, verkaufe ich öffentlich meistbietend wegen Räumung des Platzes:

ca. 2500 Zwölfter föhrene ebenkantige und Wahlbretter,
lagernd Lastadie, Platz Nr. 6 hieselbst. Verzeichnisse sind an meinem Comptoir, Breitestr. 18, zu haben.
Lübeck, den 9. Februar 1894.

                                                    Emil Tesschau.
                                                    beeidigter Auctionator für Waaren.


Holzverkauf.
Am Montag, den 19. d. Mts.
Morgens 10 Uhr

sollen unmittelbar bei Thurower Horst öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

50 Faden Buchenkluftholz.
ca. 60 Stck. Buchen Haufenholz und Drümme.
                                                    Die Forstverwaltung.


Pferd     Deck=Anzeige.
Zu Hof Selmsdorf deckt auch in diesem Jahr der starke                                                    
Fuchshengst "Julius"
fremde Stuten.                                                    
Deckgeld 10 Mk. und 1,50 M. an den Stall.


Oeffentliche Versteigerung.
Mittwoch, den 21. Februar d. Js.,
Vormittags 9 Uhr

sollen in Neschow:

8 Kühe, 2 Pferde,
2 Bauwagen u. 1 Stuhlwagen

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Versammlung der Käufer im Kruge zu Neschow.
Schönberg, den 15. Februar 1894.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Auctionsabkündigung.

Der von dem Unterzeichneten auf

Sonnabend, den 17. Februar d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

in Gr. Siemz angesetzte Verkauf von

Pfandsachen

findet durch Beschluß des Großherzogl. Amtsgerichts hieselbst einstweilen

nicht

statt.
Schönberg, den 14. Februar 1894.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Wegen Brückenbau ist der Weg nach Carlow über meine Hofstelle bis auf weiteres gesperrt.

Pogez.                                                     J. Robrahn.


Der Weg von Lübseerhagen durch Lübsee ist wegen Brückenbaues auf

acht Tage

gesperrt.

Cordshagen, 14. Februar 1894.

                                                    Der Ortsvorstand.
                                                    H. Lenschow.


Zu Ostern oder später suche ein nettes,

zuverlässiges Mädchen

bei einem 4jährigen Kinde, möglichst nicht unter 16 Jahren. Gute Handarbeit erwünscht.

Gr. Molzahn.                                                     Röper.


Gesucht zu sofort ein möglichst militärfreier                          
Knecht
bei Pferden. Näheres                                                    
                                                    G. Westphal, Schlutup.


Zu Hof Selmsdorf wird noch zu Ostern ein
Tagelöhner (Drescher)
in Wohnung gesucht.                                                    


Gesucht zu Ostern oder 1. Mai                                                    
ein Mädchen
welches melken kann                                                    

                                                    H. Brüchmann.


Von jetzt an wohne ich Wallstraße Nr. 128 u. empfehle mich auch ferner zur Ausführung weiterer geschätzter
Aufträge
Schönberg.                                                     Klempner Munkelberg.


Im Monat März komme ich mit                          
Wollwaaren
nach Schönberg.                                                    
Schwerin.                                                     Frau Degenhardt.


Die in Uebereilung von mir erlassene Bekanntmachung in Nr. 12 und 13 der "Wöchentlichen Anzeigen" nehme ich hiermit zurück, da ich gegen meine Frau kein Mißtrauen hege.
Gr. Molzahn den 16. Febr. 1894.

                                                    Johannes Kähler.


Tanzunterricht.

Hierdurch erlaube ich mir dem hochgeehrten Publikum Schönberg's und Umgegend anzuzeigen, daß ich mich in diesem Jahre gleich nach Ostern im Lokale des Herrn Boye

Tanz- und Anstands-Unterricht

ertheilen werde, und bitte, mein Unternehmen durch recht zahlreiche Beteiligung gütigst unterstützen zu wollen.

                          Hochachtungsvoll
                                                    W. Lorenz.

NB. Missive circulirt durch Herrn Ratzeburg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 14 Seite 4]
H. Brüchmann       empfiehlt seine langjährig beliebten echten Anilin-Zeug-Farben in bester Qualität
für Wolle, Baumwolle, Leinen, Seide u. s. w.,
sowie  Aufbürstfarben  zur Wiederherstellung verblichener Kleider und Möbelstoffe.


Geschäftseröffnung.

Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich hierselbst Siemzerstraße 195 eine

Eisen-, Kurzwaaren-,
Haus- und Küchengeräth-,
Glas-, Porzellan-,
Steingut-Handlung

eröffnet habe.
Es wird mein Bestreben sein, durch reelle und bestmöglichste Bedienung das Vertrauen der geehrten Kundschaft zu erwerben und bitte ich bei Bedarf um gütige Berücksichtigung.

                                Hochachtungsvoll
                                                    Rud. Tietgen.

Schönberg, den 15. Februar 1894.


Abgelagerte
Dachpappe
Theer und Dachdraht
empfiehlt                                                    C. Schwedt.


Vorzügliches
Braunbier
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empfiehlt                                                     C. Schwedt.



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Bahnhofsrestauration.
Freitag, den 16. und Sonntag, den 18. d. M.
Rostocker-Bockbier-Anstich
wozu ergebenst einlade.                                                    
                                                    F. Richter.


Vorläufige Anzeige.
Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.
Mittwoch, den 28. Februar d. J.
Mitfasten
findet im Vereinslokal eine                                                    
Theateraufführung
mit nachfolgendem                                                    
Ball

statt, wozu auch Nichtmitglieder des Vereins gegen Eintrittsgeld Zutritt haben werden.

                                                    Der Vorstand.


Kirchliche Nachrichten.
Bußtag.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.

Sonntag, 18. Februar.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche fällt aus.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Heute Mittag 11 Uhr starb nach langen Leiden mein lieber Mann, der Bahnwärter

Ludwig Albrecht

im Alter von 29 Jahren.
Tief betrauert von

                                                    Marie Albrecht und Sohn.

Schönberg d. 15. Febr. 1894.
Die Beerdigung findet am Dienstag den 20. d. M. nachmittags 3 1/2 Uhr vom Trauerhause Marienstraße statt.


Heute, Mittwoch den 14. Februar, Abends starb nach langjährigen Leiden unsere liebe Schwester

Catharina,

welches tiefbetrübt anzeigen

                                                    Geschwister Bremer.

Die Beerdigung findet am Montag, den 19. Februar, Nachmittags 2 1/2 Uhr statt.


Nach langen schweren Leiden entschlief heute Morgen sanft meine liebe Frau im vollendeten 44. Lebensjahre.
Tief betrauert von den

                                                          Hinterbliebenen.
                                                    J. Kibbel
                                                    und Kinder nebst Familie.

Die Beerdigung findet am Dienstag, den 20. Februar, Nachmittags 1/2 3 Uhr vom Trauerhause aus statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 54-55 M., große Schweine 54-56 M., Sauen 46-52 M., Kälber 60-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 6


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 14 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 14 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 16. Februar 1894.


Sturm=Nachrichten.

Schönberg. Aus allen Theilen Norddeutschlands lauten die Berichte über Schaden, die der Orkan am Montag angerichtet hat, auf das Traurigste, seine verheerenden Wirkungen haben sich überall geltend gemacht und ungeheuren Schaden an Eigenthum verursacht; auch viele Menschen sind durch umgestürzte Häuser und Bäume theils getödtet, theils schwerer und leichter verletzt.
Ein Bild der Verwüstung zeigen hier vornehmlich die Großherz. Tannenwaldungen, in welchen die größten und schönsten Bäume wild durcheinanderliegen, starke Stämme sind wie Schwefelhölzer geknickt, es wird Jahr und Tag dauern, bis dort wieder Ordnung hergestellt ist. Im Niendorfer, im Zarnewenzer, im Schlagbrügger und Hohenmeiler Holze liegen viele, viele Tausende der herrlichsten Bäume so dicht neben und auf einander, daß es für Menschen unmöglich ist, hindurchzukommen.
In Schönberg ist kaum ein Dach unbeschädigt geblieben, und auf dem Lande sieht es in den Strohdächern noch viel trauriger aus, in denen der Orkan teilweise entsetzlich gehaust hat. Auf dem Hofe zu Kl. Rünz sind 2 Scheunen und der Schafstall, in Gr. Rünz eine Scheune des Hauswirths Hellmann, in Klocksdorf das Viehhaus des Hauswirths Heitmann, zu Hof Menzendorf eine Scheune umgeweht. Aehnlich lauten die Berichte aus ganz Mecklenburg. Kein Dorf, keine Stadt ist verschont geblieben von den verheerenden Wirkungen des Orkans.
In Sülten bei Brüel ist die neuerbaute Kirche fast ganz zerstört, in Adamshof bei Penzlin wurden 5 Kinder im Alter von 9-14 Jahren von einer umstürzenden Scheune erschlagen, mehrere andere erhielten schwere Verletzungen.
Im Stadtholze zu Gadebusch sind ca. 400 der größten Eichen und Buchen theils entwurzelt, theils in der Mitte durchbrochen.
In Neubrandenburg ist der Thurm der im Umbau begriffenen St. Johanniskirche vom Sturm umgeweht und hat beim Ulmschlagen die Kirche erheblich verletzt.
Schlagsdorf. Der am Montag d. 12. d. Mts. wütende Sturm hat in vielen Ortschaften bedeutenden Schaden angerichtet. Außer den Dächern, die fast alle mehr oder weniger beschädigt, sind an Gebäuden und Fachwerk vielfach die Wände eingedrückt. - In Rieps hob der Sturm gegen 11 Uhr vorm., zur Zeit, in welcher er noch garnicht am stärksten tobte, das ganze Dach (Pappdach) mit Sparren und Dachstuhl vom Hauptgebäude der Genossenschafts=Meierei und stürzte es auf eine in der Nähe liegende Koppel. Die Insassen des Gebäudes hörten zwar das Gekrach, gewahrten das Geschehene aber erst, als sich das Dach auf der Koppel niederließ; glücklicher Weise ist niemand beschädigt. - Auch in Ollndorf hob der Sturm in dem Hause des Hauswirths Oldörp zwei Sparren aus und schob sie durchs Dach. - Unter den Obst= und Waldbäumen hat der Sturm nicht minder große Zerstörungen angerichtet. Der Weg von Niendorf nach Petersberg ist für Fuhrwerk durch die niedergestürzten Tannen vollständig gesperrt.
In Lübeck wurden ganze Dächer mit Balken und Sparren abgedeckt u. straßenweit fortgeschleudert. Das Rathhaus und die Kirchen sind stark beschädigt. Bei dem eben vollendeten Neubau der hanseatischen Invaliditäts= und Altersversicherungsgebäude werden zwei Schornsteine in das Innere geschleudert und mehrere Stockwerke durchgeschlagen. Vom Ratzeburger Dom wurde das Notdach abgerissen und auf die Denkmäler des Kirchhofes geworfen.
Weitere Nachrichten über Verheerungen durch den Sturm liegen u. a. aus Bremen, Stettin, Krefeld, Bautzen vor: In Stettin ist am Montag mittag der neuerbaute 120 Meter hohe Turm der Jakobikirche eingestürzt, wobei auch der zweite kleinere Turm der Kirche zerstört wurde. Verluste an Menschenleben sollen nicht zu beklagen sein. Wegen des Sturmes mußten die Rheintrajekte Spyck=Welle und Kleve=Zevenaar gesperrt werden. In Boppard brannten, durch den Sturm begünstigt, in der Nacht zum Montag vierzehn Häuser nieder. In Bautzen brach in der Nacht zum Sonntag kurz vor Mitternacht in dem feuergefährlichsten Teile der Stadt eine Feuersbrunst aus, die begünstigt von einem fast orkanartigen Sturme, in wenigen Stunden 24 Wohnhäuser in Asche legte und viele andere erheblich beschädigte.
Der Sturm verursachte in Oesterreich großen Schaden und zahlreiche Unfälle. Mehrere Personen wurden verletzt. Eisenbahnzüge mußten teils angehalten, teils sistiert werden, weil Geleise verlegt waren.
Der heftige Sturm hat in England, wie von allen Seiten berichtet wird, großen Schaden angerichtet. In Bootle wurde die Spitze des Kirchturmes während des Gottesdienstes herabgeweht; er schlug durch das Kirchendach und einige Besucher wurden verletzt. Auch in Peterborough wurde der Kirchturm umgeweht, ebenso viele Schornsteine und Dächer. Am schlimmsten war es auf der See. Das deutsche Segelschiff "Franz von Mathis", von Sunderland nach Portsmouth, strandete in der Nähe von Deal und die Mannschaften wurde mit Mühe gerettet. Nach den letzten Nachrichten ist indessen auch das Schiff geborgen. In der Verbindung mit dem Kontinent kommen überall wesentliche Verspätungen vor.
Nach einer Meldung aus Gudvangen in Norwegen hat dort unter furchtbarem Getöse ein gewaltiger Schneesturm getost. Besonders litt das Vikingvang=Hotel, dessen einer Speisepavillon vollständig zertrümmert wurde. Aus Bredewangen wird gemeldet, daß durch einen Schneerutsch ein Gebäude hinweggerissen wurde, wobei eine Frau und deren Tochter im Schnee begraben und später als Leichen hervorgezogen wurden. Zwei oder drei Gehöfte mußten von den Bewohnern verlassen werden, doch sind noch weitere von Schneerutschen bedroht.


- Neustrelitz, 12. Februar. Die "Nstr. Z." ist in der Lage, die Angabe der "M. L.", daß I. K. H. die Frau Großherzogin dem Hofballe in voriger Woche beigewohnt habe, als unrichtig bezeichnen und hinzufügen zu können, daß Höchstdieselbe den beabsichtigten Besuch am Hofe zu Dessau wegen eines nicht unerheblichen Rückfalles von Influenza hat aufgeben müssen und seit mehreren Tagen an das Bett gefesselt ist.
- Schönberg. Die am hiesigen Amtsgericht vakante Stelle eines Schreibers ist durch einen jungen Mann, Namens Becker, der in Schönberg gebürtig ist, besetzt worden. Das Anfangsgehalt beträgt 600 Mark.
- Schönberg. Der landwirthschaftl. Arbeits=Nachweis=Verein hieselbst, der von den beiden landwirthschaftl. Vereinen f. d. Fürstenthum Ratzeburg ins Leben gerufen wurde, hat das erste Geschäftsjahr zurückgelegt. Die Resultate des Vereins sind befriedigende. Der Verein besorgt nicht nur für seine Mitglieder, sondern auch für jegliche auswärtige Arbeitgeber, welche die Hülfe des Vereine in Anspruch nehmen wollen, Arbeitskräfte gegen eine Provision von 10 Mark außer den Besorgungskosten. Diese erreichen pro Kopf eine Höhe von 35-38 Mark., je nachdem die bestellten Arbeitskräfte längere oder kürzere Eisenhahnstrecken zu reisen haben.
- Schönberg. Als Geschworener für die am 5. März zu Güstrow beginnende diesjährige erste Schwurgerichtssitzung wurde aus dem Fürstenthum Ratzeburg der Schulze Faasch=Selmsdorf ausgeloost.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 14 Seite 6]

- Genußmittel und deren Gefahren. Ueber "Genußmittel und deren Gefahren für die Gesundheit" hat kürzlich Obermedizinalrat Professor Dr. Bollinger im Handwerkerverein in München einen instruktiven Vortrag gehalten, in welchem er, ausgehend von der Gliederung der sogen. allgemeinen Genußmittel in Gruppen nach ihren Alkaloiden, die Wirkung der einzelnen Substanzen erläuterte. Während Kaffee, Thee und Cacao, mäßig genossen, auf einen normalen Organismus nicht schädlich wirken, rufen die im Orient gebräuchlichen Stimulantien (Haschisch und Opium), sowie das leider im zivilisirten Europa immer mehr mißbräuchlich durch subcutane Einspritzungen als Genußmittel verwendete Morphium die schwerste Zerrüttung des Nervensystems, allgemeine Schwäche und frühzeitiges Erlahmen der Lebenskraft hervor. Im Morphinismus erblickt Dr. Bollinger geradezu eine soziale Gefahr, der man auf gesetzlichem Weg durch Erschwerung der Morphiumabgabe an Laien entgegentreten müsse. Uebermäßiger Tabakgenuß äußert schädliche Nebenwirkungen in lokalen Erkrankungen der Mundhöhle, insbesondere aber auch in der mit Störungen der Herz= und Verdauungsfunktionen des gesammten Nervensystems und namentlich der Sehnerven einhergehenden chronischen Nicotinvergiftung, bei welcher sich häufig die Wirkung des jahrelang in kleinen Quantitäten aufgenommenen Giftes erst spät summirt. In anderer Weise als durch Rauchen oder Schnupfen dem Organismus zugeführt, ist Tabak eines der stärksten Gifte: ein Soldat, der vor einigen Jahren in München in Folge einer unsinnigen Wette 12 Gramm Schnupftabak in Bier verschluckte, starb nach drei Tagen trotz aller Rettungsversuche. Vom hygienischen Standpunkt aus würde die Erhöhung der Tabakbesteuerung kein Schaden sein. Das wichtigste Genußmittel, der Alkohol in Form von Wein, Bier und Schnaps, kann, im Uebermaß genossen, die unheimlichsten Nebenwirkungen zeitigen: die unter dem Namen des delirium tremens bekannte intermittirende Geistesstörung, Magen= und Leber, besonders aber Herz= und Nierenerkrankungen. Diese Wirkungen, namentlich auf das Herz, äußert übermäßiger Biergenuß, wenn auch erst nach einer Reihe von Jahren, ebenso wie der Consum des noch gefährlicheren Branntweins. Der Alkoholismus setzt auch die Widerstandskraft gegen entzündliche Krankheitsprozesse herunter. Der gelegentliche Ausspruch Moltke's, daß man nervenerregende Getränke nicht vollständig verbannen, aber ihren Genuß einschränken und daß Kaffee, Thee und leichtes Bier billig, Schnaps aber theuer sein solle, lasse sich vom Standpunkt der Wissenschaft vollständig unterschreiben. "Ein gewisses Bedürfnis nach einem stimulirenden Genußmittel äußert sich bei allen Völkern der Erde; gemeinsam aber ist diesen Substanzen, daß aus ihrem harmlosen Genuß bei Uebermaß ein sehr gefährliches Laster werden kann, und gegen die daraus entspringenden Gefahren anzukämpfen, ist Aufgabe .jedes Menschenfreundes."
- Die Jagden des Kaisers von Oesterreich. Kaiser Franz Josef war und ist ein ausgezeichneter Hochwild=Schütz; mit Hasen, Hühnern und Fasanen hat er sich nie abgegeben. Der Kaiser springt im beginnenden Lenz den Hahn an oder er schießt auf dem Anstand den Hirsch und die "Gams" (Gemsbock). Hochjagd im Hochland das ist sein Fall. Freilich nicht so oft, als er möchte und als ihm zuträglich sein würde. Früher als der alte Kundrat noch lebte, der originelle Leib=Kammerdiener und Jagdleiter des Kaisers zugleich, gelang es ihn öfter, den Kaiser zu bewegen, zur Jagd zu fahren. "Der Herr sitzt zu viel!" pflegte Kundrat zu sagen. Wenn er fand, daß der Kaiser längere Zeit, als es dessen Gesundheit zuträglich war, am Schreibtisch zugebracht hatte, ging er schmunzelnd nach dem Arbeitskabinett des Herrn und meldete dann stockernst: "Das Wetter verspricht morgen gut zu werden, der Hahn balzt oder der Hirsch schreit." Und der Kaiser fuhr nach Reichenau in der Nähe des Semmering und in den späteren Jahren nach Steiermark und Oberösterreich. Kundrat, der schon lange im Grabe ruht, ist die Organisation der Hofjagden, der Bau und die Einrichtung der Jagdschlösser zu danken. Schloß sagt man, aber es sind nur Pavillons in Alpen=Bauart aus Stein und Holz, mit vorliegenden Dächern und einem Vierzehnender=Kopf als Giebelzier. Alles ist schön, solid, aber einfach, außen und innen. Auch die Kunst hat ihren Einzug in die Räume der Jagdschlösser gehalten. Tiergestalten und Jagdscenen=Reliefs, Holz=Schnitzereien, wie sie unsere Natur=Talente in den Alpen meisterhaft anfertigen können, hat der Kaiser für die kleinen Alpen=Wohnstätten in großer Zahl angekauft. Sie zieren Wände und Konsolen zur Freude der Jagdgäste und zur Förderung der österreichischen Schnitzler. Der Kaiser besitzt mehrere Jagdschlösser. Die bedeutensten sind: Mürzsteg und Eisenerz in Steiermark (an den Jagden in dem grünen Land hat der deutsche Kaiser öfter Teil genommen), dann am Offensee und am Langbathsee, beide liegen in der Nähe von Ischl, in Oberösterreich. Dort sind Hahn, Hirsch und Gemse zahlreich zu Hause.
- Zur Geschichte von der Flasche Wein, welche der Kaiser dem Fürsten Bismarck durch den Grafen Moltke hat überreichen lassen, weiß eine Berliner Lokal=Korrespondenz aus angeblich bester Quelle folgendes nachzutragen: Der Uebersendung dieses Geschenkes liegt ein älterer Brauch zu Grunde. Schon unter Kaiser Wilhelm I. - und vielleicht schon früher - bestand die Sitte, den höchsten Offizieren der Armee vom kommandierenden General aufwärts zu dem Geburtstage des Landesherrn aus der königlichen Kellerei je eine Flasche alten Weines zu spenden. Diesem Gebrauche dürfte lediglich die Absicht zu Grunde liegen, daß mit dem edlen Rebenblut die Gesundheit des obersten Kriegsherrn ausgebracht werden soll. Der Monarch stellt die Listen der Empfänger selbst auf. Daß bei der Spannung zwischen Berlin und Friedrichsruh der Name des General=Obersten v. Bismarck auf der Liste fehlte, ist wohl erklärlich. Nachdem im vorigen Jahre von der althergebrachten Gewohnheit abgewichen war, befand sich plötzlich in diesem Jahre der Name des Fürsten Bismarck unter den also ausgezeichneten Generalen. Hieraus kann man mit voller Sicherheit entnehmen, daß der Gedanke zur Aussöhnung mit dem Kanzler vom eigensten Willen des Kaisers entsprungen ist. Hierdurch erklärt sich auch, weswegen die Uebersendung des Weines kurz vor dem Geburtstage des Kaisers erfolgt ist.
- Daß das Vereinsleben in Berlin in höchster Blüte steht, ist eine bekannte Thatsache. Nach dem neuesten Adreßbuch giebt es jetzt in Berlin nicht weniger als 1156 Vereine, von denen die meisten mehr oder weniger dem Vergnügen dienen. Darunter fehlt es nicht an absonderlichen Namen, so nennen sich zwei Konsumvereine "Biene" und "Vorsicht, der Verein ehemal. Husaren der deutschen Armee "Durch! Durch!", ein Stenographenverein gar "Phalanx" ; es giebt einen Klub "Kamerunia" und einen Verein "urfideler Kahlköpfe". Mancher dieser Vereine kann auf eine Reihe von Jahren zurückblicken, so wurde die Ressource von 1794, die Gesellschaft der Freunde 1792 und die Ressource zur Unterhaltung am 10. Oktober 1784 gestiftet.
- Von den russischen Trinkgeldern erzählt man sich in Warschau folgende charakteristische Anekdote: Ein russischer Würdenträger wollte die Trinkgelder abschaffen. Unter anderem wandte er sich an einen höheren Polizeibeamten in Warschau und sagte ihm ins Gesicht, daß er bestechlich sei. "Excellenz", antwortete der Beschuldigte, "in Warschau giebt es nur drei hochgestellte Persönlichkeiten welche kein Trinkgeld annehmen!" "Nennen Sie mir diese", sagt die Excellenz und schickt sich an, ein Kompliment mit unbefangener Miene anzunehmen. Aber es kam anders. "Diese Drei sind König Sigismund, Kopernikus und Paszkiewicz oder vielmehr ihre Standbilder", war die prompte Antwort.
- Ein Spieler, der nie verliert. Im Schnellzug von Paris=Nizza kommen zwei Reisende ins Gespräch. "Sie reisen nach Nizza?" "Ja." "Auch nach Montecarlo?" "O ja, ich gehe alle Jahre dahin." "Sie spielen dort wohl auch ein wenig, ohne Zweifel!" "Gewiß einmal morgens und einmal abends. Das geschieht ganz regelmäßig; zwei Sitzungen im Tag." "Und Sie verlieren zuweilen?" "Niemals." "Wie ist dies möglich? "Darf man vielleicht wissen, wie Sie es anstellen?" Das ist sehr einfach. Ich spiele Violine und nichts anderes!"


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