No. 7
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. Januar
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 7 Seite 1]

          Nachdem der bisherige Viceschulze zu Carlow, der Hauswirth Jabs, auf seinen Wunsch von seinem Amt entbunden ist, hat der Besitzer der Schulzenstelle, der Hauswirth Heinrich Holst jun. nunmehr die Schulzengeschäfte selbst übernommen und ist heute zum Ortsvorstande für Carlow bestellt, vereidigt und in sein Amt eingeführt.
              Schönberg, den 19. Januar 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


          Der Wirthschafter Friedrich Wigger zu Rüschenbeck ist für diese Dorfschaft als Vizeschulze bestellt, als solcher heute vereidigt und in sein Amt eingeführt.
          Schönberg, den 16. Januar 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Am 27. Januar soll zur Feier von Kaisers Geburtstag in Berlin um 12 Uhr mittags große Paroleausgabe im Lichthofe des Zeughauses stattfinden, zu der der Kaiser mit seinen fürstlichen Gästen, u. a. dem König Albert von Sachsen und dem König Wilhelm von Württemberg, erscheinen wird. Um 8 Uhr früh ist großes Wecken vom Schloß aus. Von 12 bis 1 Uhr läuten sämmtliche Glocken Berlins, und um dieselbe Zeit wird die Leibbatterie auf dem Lustgarten 101 Salutschüsse lösen.
- Wie die "Tägliche Rundschau" erfährt, hätte der Kaiser in seiner Neujahrsrede an die Generale noch einmal Gelegenheit genommen, auf den Hannoverschen Spielerprozeß zurückzugreifen, und allen höheren Vorgesetzten die sorgfältigste Auswahl der zur Offiziersschule zu kommandierenden Offiziere ans Herz gelegt. Ferner sei der Kaiser auf die Modeausschreitungen der Offiziere zu sprechen gekommen; er habe zwar eine Besserung in dieser Beziehung anerkannt, jedoch empfohlen, mit der an einzelnen Stellen hervorgetretenen großen Strenge auch dort, wo es noch fehlt, vorzugehen, um das Uebel endlich vollständig auszurotten. Desgleichen habe der Kaiser befohlen, daß ihm von jetzt ab über jede in der Armee vorkommende Soldaten=Mißhandlung von dem unmittelbaren Vorgesetzten sofort und noch vor Beginn der Untersuchung direkt telegraphisch Meldung zu erstatten sei.
- Bei der Direktion der Diskontogesellschaft zu Berlin berieten Vertreter der großen Banken über die neuen Anträge und Beschlüsse der Stempelsteuerkommisson des Reichstages; es soll dabei geäußert worden sein, daß bei der Ausführung derartiger Beschlüsse nichts übrig bleiben werde als das Ultimogeschäft aufzugeben oder die Börse theilweise zu schließen.
- Wie wenig es mit dem drohenden Defizit im preußischen Staatshaushaltsetat auf sich hat, ergiebt sich daraus, daß bei der Schuldenverwaltung zur außerordentlichen Tilgung von Staatsschulden bezw. zur Verrechnung auf bewilligte Anleihen, also zur freiwilligen Schuldentilgung, im Etat 21 001 478 M. ausgeworfen sind, nämlich 834 268 M. mehr als im Vorjahr.
- Eine Sommer=Uniform für Offiziere der preußischen Armee wird jetzt in den zuständigen militärischen Kreisen ernstlich erwogen. Es handelt sich um einen leichten Interimsrock von Piqué oder sonstigem weißen Sommerstoffe der Art, wie ihn die russischen Offiziere während der heißen Jahreszeit zu tragen pflegen.
- Zu den Maßregeln für die Hebung der Landwirthschaft, welche die preußische Regierung plant, zählt auch die Reform des gesammten Wasserrechts. Der letzte vom Landes=Oekonomiekollegium im November 1889 dieserhalb gefaßte Beschluß hat den unmittelbaren Anlaß zu den Vorarbeiten gegeben, welche mit dem in kurzem zu erwartenden Entwurf eines Wassergesetzes zum vorläufigen Abschluß gelangen.
- Der Zollbeirath hat am Donnerstag unter dem Vorsitz des Staatsministers v. Boetticher wieder eine Sitzung abgehalten und man ist der Ansicht, daß dies die letzte in Sachen des deutsch=russischen Zoll=Abkommens gewesen sei. Der erste deutsche Unterhändler Frhr. v. Thielmann, preußischer Gesandter in Hamburg, hat die von Rußland erzielten Zollherabsetzungen und Zollverbindungen eingehend vorgetragen, die amtliche Veröffentlichung der Ergebnisse dürfte indessen, wie die "Post" erfährt, noch einige Zeit unterbleiben. Wie man der Wiener "politischen Correspondenz" aus St. Petersburg meldet, lauten die Nachrichten über den Stand der Unterhandlungen, betreffend den Abschluß eines Handelsvertrags zwischen Rußland und Deutschland, äußerst günstig. Die Erzielung eines vollständigen Einvernehmens soll nahe bevorstehen und man glaubt, daß die deutsche Regierung in der Lage sein werde, den neuen Handelsvertrag dem Reichstage gegen Ende des Winters vorzulegen.
- Die Budgetcommission des Reichstags hat beim Postetat eine Resolution angenommen, daß die mittleren Beamten sofort, d. h. im nächsten Etat, die unteren baldthunlichst nach Dienstaltersstufen besoldet werden und daß dafür gesorgt werde, daß

[ => Original lesen: 1894 Nr. 7 Seite 2]

diese bei einer Umwandlung der Gehaltsskala sich nicht schlechter stehen.
- Dem Bundesrat ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend Aenderungen und Ergänzungen des Gerichtsverfassungs=Gesetzes und der Strafprozeß=Ordnung zugegangen, der in 4 Artikeln eine große Zahl von Abänderungen des geltenden Rechts bzw. Verfahrens in Vorschlag bringt. Die Vorlage ist eine sehr ausführliche, 70 Quartseiten umfassende Begründung beigegeben, in der als die hervorragendsten und wichtigsten Abänderungsvorschläge bezeichnet werden: 1) die Einführung der Berufung gegen die Urteile der Strafkammern in erster Instanz; 2) die Entschädigung unschuldig Verurteilter, und in Verbindung damit die Einschränkung des Wiederaufnahmeverfahrens; die Aufhebung einiger der zum Ersatz für die mangelnde Berufung eingeführten sogenannten Garantien des Verfahrens; 4) die Ausdehnung des Kontumazialverfahrens; 5) veränderte Vorschriften über die Beeidigung der Zeugen; 6) die Einführung eines abgekürzten summarischen Verfahrens für gewisse, eine schleunige Behandlung erheischende Strafthaten; 7) gewisse Veränderungen in der sachlichen Zuständigkeit der Gerichte und 8) die anderweitige Regelung der Geschäftsverteilung und Geschäftsbehandlung bei den Kollegialgerichten. Dem Bundesrat ist ferner der Entwurf einer Gemeindeordnung für Elsaß=Lothringen zugegangen.
- In der Budgetkommission des Reichstags ist am Montag die erste Rate der Kosten des Kaiser Wilhelm-Denkmals zur Verhandlung gekommen. Der Referent Graf Limburg=Stirum beantragte, die Positiva abzulehnen und den Reichskanzler zu ersuchen, einen andern Entwurf ausarbeiten zu lassen, in welchem die Architektur nur eine dem Umfang und der Umgebung des Platzes entsprechende Ausgestaltung findet. Die Entscheidung über die Position wurde noch ausgesetzt. Die "Nat.=Lib. Korr." berichtet über die Beurteilung des Entwurfs in Abgeordnetenkreisen: "Das im Reichstag ausgestellte Begas'sche Projekt findet nirgends Beifall; man vermißt durchaus Vornehmheit, Würde, Geschmack und Gedanken. Namentlich verspricht man sich auch von der Auswahl des Platzes und der monumentalen Säulenhalle als Hintergrund keine günstige Wirkung."
- Die Kultur macht in Deutsch=Ostafrika rasende Fortschritte. Der kaiserliche Gouverneur, Frhr. V. Schele, hat jetzt dort die Erhebung einer Erbschaftssteuer mit allen europäischen Chikanen angeordnet. Die Verordnung beginnt:
Jeder Todesfall Farbiger ist, wenn ein Nachlaß vorhanden ist, dem Bezirksamt zur Anzeige zu bringen. Verpflichtet zu dieser Anzeige sind die Angehörigen des Verstorbenen und in Ermangelung solcher die Mitbewohner des Hauses. Bei jedem Erbfall hat der Bezirksamtmann von Amtswegen in summarischer Weise die Höhe des Nachlasses festzustellen und, wenn derselbe auf Erben der ersten Klasse übergeht, zwei Prozent von dem Wert des Nachlasses nach Abzug der Schulden, in allen übrigen Fällen fünf Prozent als Erbschaftssteuer zu erheben. Erhebt der Erbe gegen die Festsetzung der Höhe des Nachlasses Widerspruch, so ist eine genaue Ermittelung anzustellen.
Wenn es die Schwarzen nicht bald als Wohlthat empfinden, unter dem Banner des Deutschen Reichs zu atmen, dann ist ihnen nicht zu helfen.
- Der Reichstag hat den Entwurf eines Weinsteuergesetzes an die Commission überwiesen, welche bereits mit der Vorberathung der Stempelsteuernovelle und des Tabaksteuerentwurfs betraut ist.
- Zwei sozialistische Deputierte hatten sich am Montag Abend in den Elysèe=Palast zu Paris begeben, um dem Präsidenten Carnot das Begnadigungsgesuch zu Gunsten Vaillants zu überbringen. Der dienstthuende Adjutant hat ihnen das versiegelte Schriftstück abgenommen, dasselbe ist jedoch uneröffnet dem Justizminister übersandt worden, damit dasselbe den bezüglichen Akten beigefügt werde, die der Begnadigungsausschuß im Justizministerium zu prüfen haben wird.
- Es geht nirgends toller zu in der Welt, als in Frankreich, so hat es vor hundert Jahren geheißen, und so ist es heut noch! Jetzt streitet man sich in Paris schon darum, wer die Tochter des zum Tode verurteilten Anarchisten Vaillants erziehen lassen oder gar adoptieren darf. Die Herzogin von Uzés, die sich schon einmal als die Protektorin des seligen Boulanger berühmt gemacht hat, will das Kind erziehen lassen "zur Erinnerung an ihren, im schwarzen Erdteil dahingerafften Sohn", und sie hat bereits mit dem Verteidiger Labori Rücksprache genommen, damit dieser den Verteilten von ihren Absichten in Kenntnis setze und seine Ermächtigung einhole. Madame Sèverine, die bekannte Anarchistin, will das Kind ebenfalls erziehen lassen, natürlich in anderer Weise als die generöse Herzogin, und ein Linienschiffskapitän hat aus Nantua telegraphiert, er wünsche es zu adoptiren. Von anderen Anträgen, die offenbar nur der Reklame dienen, ganz zu schweigen. Und bei diesem Wettlauf scheint gar Niemand daran zu denken, daß das Kind noch eine Mutter hat, der es von Vaillant gewaltsam entführt worden ist und die doch ein Wort mitzureden hat.
- Nach dem Plan der englischen Regierung, der nun endlich unwiderruflich sein dürfte, sollen von den vier neu zu erbauenden Schlachtschiffen erster Klasse drei auf Regierungswerften und eins auf einer Privatwerft gebaut werden. - Jedes der vier Schiffe wird 1 000 000 Pfund Sterling kosten. Sie sollen etwa 390 Fuß lang, 75 Fuß breit und 29 Fuß hoch werden, ihre Wasserverdrängung wird 15 000 Tons betragen und die Fahrgeschwindigkeit ist auf 16 1/2 - 18 Knoten die Stunde festgesetzt. Die Schlachtschiffe werden vier 12zöllige Hinterladegeschütze neuen Modells, zwölf 6zöllige Schnellfeuernde Geschütze, sechzehn 12=Pfünder schnellfeuernde Geschütze, zwölf 3=Pfünder Hotchkitz'sche und mehrere Maxim'sche Maschinengeschütze erhalten. Außerdem werden sie fünf Torpedos an Bord haben. Die Kohlenräume werden größer sein als bisher. Der Bau wird 3 Jahre in Anspruch nehmen. Außer diesen vier Schlachtschiffen soll eine neue Klasse von Kanonenbooten eingesetzt werden, aus Stahl mit einer Beplankung aus Holz und Kupfer. Jedes wird 60 000 Pfund kosten. Außerdem wird der Bau der Schnellkreuzer "Powerful" und "Terrible" sofort in Angriff genommen werden. Ferner hat die Admiralität bereits 32 Torpedoboot=Zerstörer bestellt. Diese sollen im nächsten Frühjahr vollendet werden.


Anzeigen.

Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1874 und früher geborenen resp. mit ihrer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat am

Montag, den 29. Januar d. Js.
Vormittags in den Stunden von 10-12 Uhr,

beim Stadtsekretär Schrep hieselbst zu geschehen. Auswärts geborene Militairpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei erheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein mitzubringen.
Schönberg, den 19. Januar 1894.

Der Magistrat.


Oeffentliche
Zwangsversteigerung.
Freitag, den 26. Januar d. Js.
Mittags 12 Uhr

sollen in Selmsdorf:

2 Seitenstücke, 2 Schinken, 2 Schulterstücken und 2 Kopfhälften eines kleines Schweines,
circa 3 Sack Kartoffeln, 1 Lade, 1 Kannenborte und einige Kleidungsstücke
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Versammlung der Käufer beim Gastwirth Lenschow in Selmsdorf.
Schönberg, den 22. Januar 1894.

                                                    C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 7 Seite 3]

Holz=Auction Nr. 10.

Am Donnerstag, den 25. Januar, Morgens 9 Uhr sollen in Stadt Lübeck hierselbst bei beschränkter Concurrenz nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.

1. Aus dem Rupensdorfer Holz.

94 Rmtr. buchen Kluft I Cl.
30 Rmtr.buchen Kluft II Cl.
  6 Rmtr. buchen Kluft Olm.
13 Rmtr. buchen Knüppel.
25 Fuder buchen Reiser.
  1 Fuder eichen Reiser.
  8 Fuder starkes Erlen Wadelholz (Pantoffelschleete.)

2. Aus dem Niendorfer Zuschlag.

  2 Rmtr. eichen Knüppel.
  6 Rmtr. kiefern Kluft.
19 Rmtr. fichten Kluft Olm.
30 Rmtr. Nadelholz Knüppel.
60 Rmtr. Nadelholz Rodestämme.
Schönberg d. 17. Januar 1894.

                                                    Der Oberförster.
                                                        C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 11.

Am Sonnabend, den 27. Jan. Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf bei beschränkter Concurrenz meistbietend verkauft werden:

1. Aus den Lenschower Tannen.

ca.   25 Stück Kiepentannen.
ca. 150 Rmt. kiefern Kluft und Knüppel.
ca.   30 Rmt. kiefern Rodestämme.

2. Aus den Herrnburger Tannen.

ca.   30 Fuder Kiefern Durchforstholz I u. II Cl.
Schönberg, den 22. Januar 1894.

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Holzauktion
in Lockwisch
am Donnerstag, den 25. Jan. morgens 10 Uhr

beim Gastwirth Oldenburg daselbst:

I. Aus der Holzkoppel der Ww. Schleuss zu Lockwisch.

30 Rmt. Buchen Kluft und Knüppel.
70 Fuder Buchen Wadelholz I und III Cl.
10 Fuder Eichen Pollholz.
  8 Fuder Schwarzerlen Wadelholz I Cl.
34 Stück Schwarzerlen Pantoffelschleete.
  3 Fuder Dorn.
Einige Eichen Nutzhölzer von mittlerer Stärke.

II. Aus der Holzkoppel des Hauswirths A. Russwurm zu Lockwisch.

60 Rmt. Kiefern Knüppelholz.
  6 Fuder Kiefern Durchforstungsholz III Cl.


Ersparniß= und Vorschußanstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Antonitermines
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 21. Januar d. J.
von 8 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 10. Januar 1894.
                                                    Das Directorium.


Zu Ostern suche ich ein gewandtes
erstes Stubenmädchen.
Bauhof=Schönberg.                                                     Frau Marie Böbs.


Zu Ostern sucht ein sauberes,
ordentliches Mädchen
als Köchin.
Gr. Molzahn.                                                     Röper.


Gesucht zu Ostern                          
zwei junge Mädchen
zur Erlernung der Damenschneiderei von                                                    
                                                    C. Renzow geb. Tretow.


In Wieschendorf bei Dassow wird zu Ostern ein

junges Mädchen

(nicht unter siebenzehn Jahren) zur Erlernung der Wirthschaft, feinen Küche und Holländerei gesucht. Erbpächtertochter bevorzugt.

                                                    Frau Goldenbaum.


Ich empfehle mich als                          
Schneiderin
in und außer dem Hause.                                                    
                                                    Frau Hagen
                                                    geb. Unger.


Verbotener Uebergang.

Das Betreten meines Ackers (Kleekoppel) längst des Privat=Weges zu dem Renzow'schen Gehöfte, sowie von allen Seiten das unbefugte Ueberlaufen über meinen Acker von und zu dem Renzow'schen Gehöfte wird hiermit untersagt; im Betreffungsfalle von mir zur gerichtlichen Anzeige gebracht.

Dorf Rabensdorf.                                                     W. Egert.


600 Mk. gesucht zu sofort in ein städtisches Grundstück unter der Hälfte des Brandkassenwerths.
Näheres beim Gastwirth Herrn

                                                    Staack in Schönberg.


Zur Feier                                                    
des Geburtstages S. Majestät des Kaiser s
findet am                                                    
Sonnabend, den 27. Januar d. Js.
Nachmittags 4 Uhr
in meinem Saale                                                    
ein Diner

statt, wozu ich mir erlaube hierdurch ergebenst einzuladen. Couvert incl. Musik 3,50 M. Anmeldungen bis zum 25. d. Mts.

                                                    L. Spehr.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 28. d. Mts.
Großes
humoristisches Kappenfest.
Tanz über Mitternacht hinaus.
Kappen
in der Garderobe zu entnehmen.
Eintrittspreis für Herrn 50 Pfennig (Mecklenburg). Damen frei.
Anfang 7 Uhr Abends.


Schützenhaus
Zur Nachfeier des Geburtstages
Sr. Majestät des Kaisers.
Am Sonntag, den 28. Januar 1894
Fest=Ball.
Anfang 7 Uhr.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
                                                    W. Hagen. Schützenwirth.
NB. Schützenmitglieder frei.                                                    
Tanzschleife für Herrn 50 Pf. Einführung gestattet.
                                                    D. O.


Optische Brillen
aus Rathenow's und Fürth's Fabriken
mit hochfein geschliffenen Gläsern in allen Nummern, sowie blaue und graue Schutzbrillen, Maschinenbrillen, Müllerbrillen, Industriebrillen und die verschiedensten Pincenez empfiehlt billigst
                                                    H. Brüchmann.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 7 Seite 4]

Bund der Landwirthe.
Versammlung
der Mitglieder des Reichstags=Wahlkreises
Mecklenburg=Strelitz
am Montag, den 29. Januar ds. Js., Nachmittags 3 Uhr,
im Concerthause in Neubrandenburg.
-------------
Tagesordnung:

1. Neuwahl eines Vorsitzenden und Stellvertreters desselben für den Wahlkreis Mecklenburg=Strelitz.
2. Ausbau der Organisation.
3. Neuaufnahme von Mitgliedern.

                                                    Der Wahlkreis=Vorsitzende:
                                                    von Oertzen-Rossow.


Der diesjährige Geburtstag S. Majestät des Kaisers

wird von den unterzeichneten Vereinen am

Sonnabend, den 27. Januar 1894

im Gastwirth Boye'schen Etablissement zu Schönberg durch

Commers und Festball

gefeiert werden.

Anfang der Feier abends 7 1/2 Uhr.

Die Kameraden beider Vereine haben hierzu mit ihren Familien (Frauen, Töchter und nicht erwerbsfähigen Söhnen freien Zutritt. Doch ist von ersteren das Vereinszeichen anzulegen.
Einführungen von Nichtmitgliedern zu dem in dem unteren Saale stattfindenden Festballe sind gestattet, gegen Erlegung eines Eintrittsgeldes von 1 M. für einen Herren und 30 Pfennig (Mecklenburg). für eine Dame. Eintrittskarten sind bei den Kameraden Kaufmann Diersen und Kaufmann Oldenburg; sowie abends an der Kasse zu haben.

Zu dem im oberen Saale stattfindenden

"Commers"

ist freier Zutritt für alle patriotisch gesinnte Männer aus Stadt und Land.

Der Vorstand des Kampfgenossen=Vereins von 1870/71.
Der Vorstand des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.


Bestes Maschinenöl,
bei 10 Pfund 23 Pfennig (Mecklenburg)., empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Für die mir aus Anlaß des Ablebens meines lieben Ehemannes erwiesene Teilnahme gestatte ich mir, meinen herzlichsten Dank hierdurch ganz ergebenst auszusprechen.
Schönberg, d. 22. Januar 1894.

                                                    Wittwe Catharina Bremer
                                                    geb. Holst.



In Veranlassung des uns durch das Dahinscheiden meiner lieben Frau, unserer lieben Tochter, Schwiegertochter, Schwester und Schwägerin

der Frau Caroline Bade
geb. Bicker

so schwer betroffenen Trauerfalles ist uns von allen Seiten so viel Theilnahme erwiesen, dass es uns nicht möglich ist, Jedem persönlich unsern Dank auszusprechen.
Wir ersuchen daher Alle, die unserer in dieser für und so schweren Zeit theilnehmend gedacht, die den Sarg unserer lieben Entschlafenen mit Blumen schmückten und sie zu ihrer letzten Ruhestätte geleiteten, in dieser Anzeige den Ausdruck unseres innigsten Dankes entgegen nehmen zu wollen.
Schönberg, den 20. Januar 1894.

Im Namen der trauernden Angehörigen
                                                    Wilhelm Bade.


Heute morgen 3 Uhr entschlief sanft nach längeren Leiden mein lieber Mann und seiner Kinder liebevoller Vater der Hauswirth

H. Maass

in seinem 79. Lebensjahr.
Um stille Theilnahme bitten

                                                    die tiefbetrübten Hinterbliebenen.

Sabow, den 21. Januar 1894.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, Mittags 12 Uhr vom Böckmanns Gasthause aus statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 7 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 7 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. Januar 1894.



Zum Brand
in der Weltausstellung zu Chicago.

Die Nachricht, daß in den Gebäuden der vorjährigen Weltausstellung in Chicago ein großer Brand gewütet hat, ist in den Vereinigten Staaten fast wie etwas Selbstverständliches aufgenommen werden. Auch hier zeigen sich wieder einmal die amerikanischen Zustände von einer für europäische Begriffe höchst absonderlichen Seite. Als die Ausstellung ihrem Ende nahe, pflegte es in dem der Ausstellung benachbarten Stadtteil fast täglich zu brennen. Gewöhnlich ging das eine oder andere der Hunderte von Gasthäusern in Flammen auf, die fast durchweg leicht aus Holz gebaut und nur für die Zeit der Ausstellung bestimmt waren. Ein solcher Brand hatte für den Aussteller nach amerikanischer Geschäftsauffassung noch den Vorteil, daß die Kosten des Abbruchs des Hauses erspart wurden. Die Versicherungsgesellschaften hatten diese häufigen Hotelbrände in ihren Verträgen vorgesehen und danach die Versicherungssumme im voraus in der Weise abgestuft, daß diese Summe bis zu der Zeit der mutmaßlichen Höhe der Ausstellungssaison stieg und dann wieder rasch fiel, so daß die Gesellschaft nur wenig mehr zu bezahlen hatte, wenn der Besitzer am Schluß seines Geschäftes und der Ausstellung vorzog, sein Bretterhaus in Flammen aufgehen zu lassen, statt es mit vielen Unkosten abbrechen zu lassen.
Den strafrechtlichen Begriff der Brandstiftung faßt man im Westen Amerika eben nicht so scharf auf, wie in europäischen Staaten mit ihren schärferen Rechtsanschauungen, und dafür, daß man im einzelnen Fall nicht vernahm, wie das Feuer entstanden war, wurde in der Regel gesorgt. Zu solchem Zweck giebt es ja in Amerika Dollars. Es fiel übrigens auch keinem Menschen in Chicago ein, in den häufigen Einäscherungen der bald wertlos werdenden Hotelbuden am Schluß der Ausstellung etwas Außerordentliches oder gar Unerlaubtes zu sehen; man hatte sie ja als etwas ganz Natürliches vorausgesehen, und ob ein Haus abbrannte oder abgetragen wurde, nachdem es dem Geschäft gedient hatte, war nach amerikanischer Auffassung lediglich eine Geschäftsfrage, die einzig der Eigentümer zu entscheiden hatte und niemand sonst etwas anging. So sehr beherrscht dort das busieness die gesammten Lebensanschauungen, die rechtlichen und moralischen Begriffe. Heute brannte es hier, morgen dort, und niemand hielt es der Mühe wert, darauf besonders zu achten oder sich gar deshalb aufzuregen. Nun ist auch ein Teil der Ausstellungsgebäude der berühmten "weißen Stadt" die zur Hauptsache aus mit Gyps bestrichenen Brettern bestand, in Rauch und Flammen aufgegangen. Wie das Feuer entstanden ist, wurde noch nicht gemeldet und wird man wohl auch nie erfahren. Das ist ja auch überhaupt nur Nebensache und ganz gleichgültig. Man ist in dieser Beziehung in Amerika nicht so neugierig wie bei uns, und niemand darf sich drüben einfallen lassen, über die Entstehung des Brandes irgend eine Vermutung zu äußern, die er nicht haarscharf mit einem unumstößlichen Beweismaterial gerichtlich erhärten könnte; man würde sofort einen Verleumdungsprozeß an den Hals kriegen und verdonnert werden, wenn auch noch so viele Indizien für jene Vermutung sprächen.
Nach den kurzen telegraphischen Meldungen ist der Brand in der Ausstellung im Musikpavillon bezw. im Casino ausgebrochen. Die Flammen des Casinos wurden durch einen heftigen Wind nach dem Dach des Industriepalastes hinübergetragen, eines Gebäudes von riesiger Höhe und Ausdehnung, wie es bis jetzt noch nie in solchem Maßstab auf einer Weltausstellung zu sehen war. Das Feuer brach abends um 5 Uhr aus, und erst in der Nacht um 3 Uhr konnte man es bemeistern. Da, wie gesagt, die sämmtlichen Ausstellungsgebäude zum größten Teil aus Holz gebaut waren und ausnahmslos hölzerne Wände hatten, begreift man, wie rasch der Brand sich ausdehnen mußte.


- Neustrelitz. Am vergangenen Dienstag gaben II. KK. HH. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin einen Ball, bei dem ungefähr 40 Personen anwesend waren. - Vom Großherzoglichen Schlosse aus bis zum Postgebäude und zum Marstall ist man augenblicklich mit der Legung einer Telephonleitung beschäftigt.
- Schönberg. Seitdem hier die Großherzogl. Deckstation aufgehoben ist, hat sich herausgestellt, daß die Pferdezucht in unserem Fürstenthum, die sonst in Blüte stand, bedeutend zurückgegangen ist. In den vielen Privatdeckstationen, die von Hauswirthen unseres Landes gehalten werden, findet sich theilweise gutes, zum Theil aber auch viel minderwerthiges Zuchtmaterial, sodaß unsere Landwirthe es mit Freuden begrüßen würden, wenn hier wieder eine Großherzogl. Deckstation eingerichtet würde. - Durch das Legen von Strychnien=Hafer gegen die Mäuseplage sind gleichzeitig viele Raubvögel getödtet worden. Auf den in letzter Zeit abgehaltenen Treibjagden wurden verschiedentlich mehrere todte Bussarde und Weihen gefunden, die, wie die Untersuchung ergab, durch den Genuß todter Mäuse verendet waren.
- In den letzen Tagen sind für die Geschütze der Batterien der Artillerie in Schwerin neue Geschützrohre geliefert worden. Die alten Rohre wurden ins Arsenal gebracht, um demnächst nach Spandau zurückgeschickt zu werden.
- Das Reichsgericht hat jüngst eine Entscheidung getroffen, welche die Küster unseres Landes interessiren dürfte. Nicht die Lehrer als Küster, sondern die Mitglieder der Kirchenverwaltung sind nach der Entscheidung verpflichtet, für den guten Zustand der Kirchenglocken (an Riemen, Glockenstuhl, Seilen) zu sorgen. Unglücksfälle in Folge schadhaften Zustandes der Glocken fallen, selbst wenn Knaben läuten, nicht dem Lehrer zur Last.


- Mehrfach ist davon berichtet worden, daß neuerdings die Reichspostverwaltung wiederholt Landbriefträger mit Schneeschuhen ausgerüstet. Wie mitgetheilt wird, haben bei mehreren Postagenturen, die Briefträger Schneeschuhe geliefert erhalten.
- Der Schlittschuhsport wird in vielen Schulen obligatorisch werden, schreibt der "Reichsbote." Im Niederbarnimer und Teltower Kreise hat die Königl. Regierung an die Rektoren, Schulleiter usw. neuerdings eine Verfügung erlassen, nach der für alle Knabenschulen, namentlich aber für solche, die weniger Gelegenheit zu turnerischen Exerzitien haben, größere Ausflüge auf Schlittschuhen angeordnet werden.
- Zur Verhütung der Einschleppung und Weiterverbreitung der Maul= und Klauenseuche in Hamburg ordnete die dortige Polizeibehörde an: auf dem Viehhof ankommende Schweine dürfen nur 7 Tage dort bleiben; in den Stallungen des Schlachthofes untergebrachte Schweine dürfen nur 3 Tage lagern. Die Restbestände in dänischem Hornvieh müssen nach Schluß jeden Mittwoch=Marktes auf den Schlachthof gebracht von inländischem Vieh getrennt ausgestellt werden und dürfen nicht auf den Viehhof zurück.
- Das für Königsberg in Preußen höchst seltene Vorkommnis eines Gewitters im Januar, das in dortigen Breiten durchschnittlich nur alle 50 Jahre zu verzeichnen ist, hat sich in der Nacht zum Montag ereignet. Nach Mitteilung der Nachtschutzmänner sah man ziemlich starkes Wetterleuchten. Dieselbe Wahrnehmung wurde um die Weihnachtszeit kurz vor Eintritt des Frostwetters gemacht.
- Am Donnerstag fand in Küstrin die Beerdigung eines Soldaten der Garde=Fuß=Artillerie

[ => Original lesen: 1894 Nr. 7 Seite 6]

statt, der an Darmverschlingung gestorben war. Diese Krankheit hat er sich dem Vernehmen nach durch übermäßiges Essen zugezogen. Die Abwesenheit zahlreicher Soldaten auf Urlaub während der Feiertage und den Ueberfluß an Speisen in der Kasernenküche hatte er sich zu Nutze gemacht und an einem Tage sieben Portionen Erbsen und Sauerkohl verzehrt.
- Der in einem Pistolenduell bei Großhesselohe schwer verletzte Berliner Student (Burschenschafter) ist am Dienstag in München seinen Wunden erlegen.
- Eine städtische Biersteuer will auch der Magistrat in Hannover einführen. Nach dem "Hannov. Courier" will man damit 200 000 M. Einnahme erzielen und dafür die städtische Abgabe um 20 Prozent ermäßigen.
- Ein nach Dänemark bestimmter Transport von fünfzig lebendigen Hasen, in Kisten verpackt, kam von Schlesien durch den Bahnhof in Elmshorn, bis wohin jedoch schon neun Hasen krepiert waren. Die Hasen sollen in Dänemark ausgesetzt werden. Es sind noch weitere Transporte vorgesehen, wenngleich jeder Hase einschließlich Fracht bis Dänemark auf 20 M. zu stehen kommt.
- Fräulein Marie Stubel in Wiesbaden, die vor einigen Tagen in Nervi bei Genua starb vermachte der Stadt Wiesbaden ihr ganzes eine Million betragendes Vermögen.
- Der "reichste Bauer im Odenwald", der Landwirt und Gemeinderat Johann Urban Cierneisel von Landa, ist am Montag vom Schwurgericht in Mannheim wegen Anstiftung zum Meineid (er hatte eines seiner Dienstmädchen veranlaßt, in einem wegen Vergehens gegen die Seuchenordnung gegen ihn eingeleiteten Verfahren einen Falscheid zu schwören) zu einer Zuchthausstrafe von einem Jahr und 6 Monaten verurteilt worden.
In Freudenthal in Oberschlesien und einigen benachbarten Ortschaften sind einige fünfzig Personen in Folge des Genusses von trichinöser Wurst an Trichinose erkrankt. Der bisherige Verlauf der Krankheit ist jedoch bis zur Stunde gutartig.
- Vier Marinesoldaten, die von ihrer Garnison Wilhelmshaven desertiert waren und nach Holland zu flüchten beabsichtigt hatten, sind in dem Augenblick verhaftet worden, als sie sich bei Oldersum über die Ems setzen lassen wollten.
- Bei dem internationalen Wettschlittschuhlaufen in Davos, das 2 Tage gedauert hat, hat den ersten Preis erhalten, bestehend aus einer goldenen Medaille und 700 Fr., Ehrhorn aus Hamburg (5000 Meter in 9 Minuten 34 1/5 Sekunden), den zweiten Preis Seyler aus München, den ersten Preis im Kunstlauf Földvary aus Budapest.
- Der Reisende, welcher vor einigen Tagen auf der badischen Bahn im Nachtzuge in der Nähe von Basel durch einen Mitreisenden ermordet wurde, ist als der Schreiner Hisely von Winterthur erkannt. Er wohnt in Walle (Norddeutschland) und hinterläßt Frau und Kind.
- Die Einfuhr gefrorenen Hammelfleisches aus Ländern der südlichen Halbkugel nach Großbritannien hat auch im verflossenen Jahre weitere Ausdehnung genommen. Aus Australien und Neuseeland wurden über 2 1/2 Millionen, aus Argentinien 1,375,000 und von den Falklands=Inseln 16,000, im Ganzen also beinahe 4 Millionen Hammel importirt.
- Der kürzlich verstorbene Sir Andrew Clark galt für den gesuchtsten praktischen Arzt Englands. Es war durchaus nichts Seltenes, daß er für eine behufs Konsultation unternommene Reise 10 000 M. erhielt. Einmal wurden ihm sogar 100 000 M. gezahlt, als er von London zu einem schwindsüchtigen Patienten nach Cannes ging.
- Der Kampf um die Kirchenpolitik der ungarischen Regierung spitzt sich immer mehr zu. Wider Erwarten ist es nicht bei den bisherigen Austrittserklärungen der Mitglieder in der liberalen Partei geblieben, vielmehr stehen noch weitere bevor. Besonderes Aufsehen erregt die Austrittserklärung des früheren Ministerpräsidenten Szapary aus dem liberalen Klub. Der "Budapester Correspondenz" zufolge erklärte dieser seinen Austritt, weil der Ehegesetzentwurf Bestimmungen enthalte, denen er auf Grund seiner Ueberzeugung nicht beistimmen könne.
- Die übliche Veröffentlichung der Namen der ausgelosten Wiener Geschworenen unterbleibt diesmal auf Wunsch der Geschworenen, die ihr diesbezügliches Ersuchen mit dem für Februar anberaumten Anarchistenprozeß begründen.
- Die russische Mahnung wegen der rückständigen Okkupationsschuld hat in Sofia wenig Eindruck gemacht. Man ist dort der Ansicht, daß dieselbe zunächst ohne jede Folgen bleiben werde, da Bulgarien auf dem Standpunkt verharre, daß Rußland Bulgariens Gegenansprüche anerkennen müsse, die aber bis jetzt von Rußland vollständig ignorirt würden.
- Der Staat New=York hat zum erstenmal seit 70 Jahren keinen Dollar Schulden, infolgedessen die Steuern herabgesetzt werden können und nur soviel erhoben werden soll, als für die Staatsverwaltung nöthig ist. Die Stadt New=York ist freilich nicht so gut daran.
- Von einem Doppelgänger des Zaren wird aus Kopenhagen berichtet: Carlsben betrieb bis vor kurzem ein blühendes Bankgeschäft, als er von einem Freunde, der den Zaren gesehen hatte, darauf aufmerksam gemacht wurde, daß er demselben außerordentlich ähnlich sehe. Er kam auf den Gedanken, den Doppelgänger zu spielen, ließ sich seinen Bart nach der Frisur Alexander III. schneiden und suchte ihn überhaupt in allen Stücken zu kopieren. Sein sehnlichster Wunsch war, seinem Ebenbild vorgestellt zu werden. Gelegentlich eines Aufenthalts in Kopenhagen gewährte ihm Alexander III. eine Audienz und war in der That über die frappante Aehnlichkeit seines Doppelgängers mit ihm ganz überrascht. Das schien Carlsben der Höhepunkt des Glücks. Von nun an fuhr er mit Vieren lang durch die Straßen von Kopenhagen und hatte die Genugthuung, häufig vom Volk für den Zaren gehalten und als solcher begrüßt zu werden. Doch diese ewige Verwechselung mit dem Zaren wurde für Carlsben verhängnisvoll. Es begann sich allmählich in dem Hirn des ohnehin etwas exzentrischen Mannes die fixe Idee auszubilden, daß er thatsächlich der Zar sei; er verfiel in Größenwahn und glaubte sich allenthalben durch Anschläge der Nihilisten verfolgt. Schließlich wurde sein Zustand so gemeingefährlich, daß er nach einer Irrenanstalt überführt wurde, wo er dieser Tage gestorben ist.
- Von einer kürzlich abgehaltenen Felddienstübung wird aus Weimar folgende Episode erzählt: An den Lieutenant Fließbach, einen vor kurzem in das 5. Thür. Inf.=Regt. Nr. 94 (Großherzog von Sachsen) versetzten bürgerlichen Offizier - den ersten bürgerlichen im Regiment seit einer Reihe von Jahren - wurden vom Oberst von Schmeling mehrere verfängliche examinatorische Fragen über Gefechtssituationen gerichtet. Herr Lieutenant Fließbach, den man als sehr tüchtigen Offizier bezeichnen hört, beantwortete die Fragen sämtlich äußerst treffend und schneidig, so daß auch nicht das geringste daran auszusetzen war. Schließlich legte ihm Herr von Schmeling folgende Frage vor: "Was würden Sie thun, wenn im Gefecht von links und rechts feindliche Infanterie auf Sie und Ihre Truppe zukäme, von vorn aber feindliche Artillerie und von hinten feindliche Kavallerie heraustürmte? Lieutenant Fließbach, der sonst immer sofort der Fragen die Antwort hatte folgen lassen, zögerte diesmal einen Augenblick; dann aber antwortete er fast im Kommandiertone: "Stillgestanden! - Gewehr ab! - Helm ab zum Gebet!" Der Herr Oberst soll in hohem Grade frappiert von dieser Antwort gewesen sein; er wandte sich darauf stumm aber befriedigt nickend von dem jungen Offizier ab.
- Wie man aus altem Rahm gute, schmackhafte Butter erzielen kann. In kleineren Wirtschaften mit wenigen Kühen dauert es oft längere Zeit, bis man so viel Rahm zusammen hat, um buttern zu können. Dadurch nimmt die Butter leicht einen bitteren, strengen und unangenehmen Geschmack an. Diesem Uebelstand beugt man vollkommen vor, wenn man dem Rahm nach und nach eine kleine Menge Salz, etwa 30-40 Gramm, auf einen Liter, zusetzt. Die Butter gewinnt durch diese Beimischung nicht nur an Geschmack, sondern wird auch fester, und überdies erleichtert auch der Salzusatz das Buttern.


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