No. 8
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. Januar
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 8 Seite 1]

            Nachdem die Wahlperiode, für welche die bisherigen Mitglieder der Vertretung nach Maßgabe der Allerhöchst unterm 6. November 1869 für das Fürstenthum Ratzeburg erlassenen Verfassung erwählt sind, abgelaufen, sind wir auf Allerhöchsten Befehl von der Großherzoglichen hohen Landesregierung beauftragt worden, neue Wahlen in Gemäßheit der Ausführungsverordnung vom 15. Januar 1870 - die Wahlen der Mitglieder der Vertretung betreffend - vornehmen zu lassen. Demgemäß sollen die bezeichneten Wahlen an folgenden Orten und Tagen vorgenommen werden:

I. Die Wahl der Abgeordneten der Stadt Schönberg
am Dienstag, den 30. Januar um 12 Uhr Mittags,

im Sessionszimmer des Landvogteigebäudes in Schönberg,

und wird mit der Wahl des Magistratsmitgliedes der Anfang gemacht und hierauf die Wahl der beiden anderen Mitglieder aus der hausgesessenen Bürgerschaft vorgenommen werden.

II. Die Wahlen der Hauswirthe und Erbpächter:

1) aus der Vogtei Schönberg, und zwar:

a. der ersten im § 2 der Verordnung vom 15. Februar 1870 bezeichneten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften : Falkenhagen, Grieben, Lindow, Lübseerhagen, Menzendorf, Papenhusen, Rabensdorf, Retelsdorf, Rodenberg, Rüschenbeck, Sabow, Gr. Siemz, Kl. Siemz und Törpt,
im Sessionszimmer des Landvogteigebäudes

am Mittwoch, den 31. Januar um 10 Uhr Vormittags;

b. der zweiten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften: Selmsdorf, Bardowiek, Kleinfeld, Malzow, Schwanbeck, Sülsdorf, Teschow, Zarnewenz, Blüssen, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Rottensdorf,
im Sessionszimmer des Landvogteigebäudes

am Dienstag, den 30. Januar um 4 Uhr Nachmittags.

2) Aus der Vogtei Rupensdorf und zwar:

a. der ersten Abteilung, bestehend aus den Ortschaften: Herrnburg, Palingen, Lüdersdorf, Wahrsow, Kl. Mist, Duvennest, Lauen,
zu Herrnburg im Hause des Schulzen Grieben

am 30. Januar um 11 Uhr Vormittags:

b. der zweiten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften: Lockwisch, Rupensdorf, Petersberg, Wahlsdorf, Boitin=Resdorf, Bechelsdorf, Niendorf, Ollndorf,
zu Herrnburg im Hause des Schulzen Grieben

am 30. Januar um 12 Uhr Vormittags.

3) Aus der Vogtei Stove und zwar:

a. der ersten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften: Carlow, Cronscamp, Neschow, Samkow
im Krellenberg'schen Gasthofe zu Carlow

am 30. Januar um 3 Uhr Nachmittags:

b. der zweiten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften : Demern, Klocksdorf, Kuhlrade, Gr. Rünz, Schaddingsdorf, Pogez,
im Krellenberg'schen Gasthofe zu Carlow

am 30. Januar um 4 Uhr Nachmittags.

4) Aus der Vogtei Schlagsdorf und zwar:

a. der ersten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften: Schlagsdorf, Baek, Campow, Lankow, Mechow, Kl. Molzahn, Roemnitz, Schlagbrügge, Ziethen,
im Siebenmark'schen Gasthause zu Schlagsdorf

am 31. Januar um 3 Uhr Nachmittags.

b. der zweiten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften: Rieps, Gr. Mist, Raddingsdorf, Schlagresdorf, Sülsdorf, Thandorf, Wendorf
im Siebenmark'schen Gasthause zu Schlagsdorf

am 31. Januar um 4 Uhr Nachmittags.

5. Aus der Vogtei Mannhagen,

[ => Original lesen: 1894 Nr. 8 Seite 2]

bestehend aus den Ortschaften: Mannhagen, Panten, Walksfelde und Hammer,
im Hause des Vizeschulzen Brüggemann in Mannhagen

am 1. Februar um 10 Uhr Vormittags.

III. Die Wahl der Domanial=Pächter,

einschließlich der Pächter der Domanial=Mühlen zu Schönberg und Stove
im Sessionszimmer des Landvogteigebäudes in Schönberg

am Freitag, den 2. Februar um 12 Uhr Mittags.

            Sämmtliche Wahlberechtigte werden hierdurch aufgefordert, sich an den vorbezeichneten Orten und Tagen und zu der bezeichneten Zeit zur Ausübung der Wahlen einzufinden. Nachdem die erschienenen Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben haben, wird die Wahl von dem Wahldirigenten geschlossen werden.
            Zwecks Legitimation bei Ausübung der Wahlen hat jeder berechtigte Wähler in der Stadt Schönberg sich mit seinem Bürgerbriefe, jeder Hauswirth mit seinem Hausbriefe zu versehen.
                    Schönberg, den 24. Januar 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Der Kaiser und Fürst Bismarck. In Berlin waren Gerüchte über eine vollständige Versöhnung zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck, zu welcher die Initiative wiederum vom Monarchen ausgegangen sei, verbreitet. In Abgeordneten Kreisen wurde erzählt, der Kaiser habe dem früheren Reichskanzler Wein zu seiner Stärkung gesandt, ihm dabei zu seiner Genesung gratulirt und die Erwartung ausgesprochen, ihn recht bald persönlich zu sehen. Daraufhin werde das Eintreffen des Fürsten in Berlin in aller Kürze erwartet. Es wurde behauptet, daß eine offiziöse Darlegung des ganzen Sachverhalts noch im Laufe des Nachmittags verbreitet werden solle. In der dritten Stunde kam sie auch in folgender Fassung durch das Wolff'sche Bureau: "Wie wir vernehmen übergab der Flügeladjutant Graf Moltke am Montag dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh ein Allerhöchstes Handschreiben, worin Se. Majestät der Kaiser unter Uebersendung einer Flasche alten eines dem Fürsten Bismarck zur Reconvalescenz nach überstandener Influenza beglückwünscht." Wir können hinzufügen, daß Fürst Bismarck für die erwiesene Aufmerksamkeit gedankt hat, und daß er wahrscheinlich in nicht ferner Zeit - nach dem Geburtstage des Kaisers - sich in Berlin bei Hofe vorstellen wird.
- Im Anschluß an die Nachricht von der Aussöhnung zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck sagt die "Köln. Ztg.": Der Kaiser habe mehrfach seine Verstimmung über eine neuerdings hartnäckig laut gewordene falsche Auffassung seines innerlichen Verhältnisses zum Fürsten Bismarck ausgesprochen. Es sei ihm von einem Theile der öffentlichen Meinung untergeschoben worden, er lege ein besonderes Gewicht darauf, daß auf dem Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. Fürst Bismarck keine Stelle finde. Dieser irrigen Ansicht gegenüber habe der Kaiser wiederholt betont, daß er der letzte sei, der nicht die außerordentlichen Verdienste des Fürsten Bismarck um das deutsche Reich vollauf anerkenne. Vielleicht sei es nicht zu kühn, anzunehmen, daß gerade aus dieser Gedankenstimmung heraus bei dem Ordensfeste, an dem der Kaiser so viele Zeichen seines persönlichen Wohlwollens zu geben in der Lage war, die Entsendung des Flügel=Adjutanten nach Friedrichsruh befohlen wurde.
- Fürst Bismarck wird als Gast des Kaisers aufgenommen. Die nöthigen Zimmer sind im kaiserlichen Schlosse bereits in Ordnung gebracht. Der Tag der Ankunft ist noch nicht festgesetzt.
- Der Gesundheitszustand des Fürsten Bismarck hat sich den "Hamb. Nachr." zufolge in den letzten Tagen nach Ueberwindung der Influenza wieder gehoben, auch die Schlaflosigkeit der Nächte hat abgenommen. Die rheumatischen Gesichtsschmerzen verursachen dem Fürsten noch Beschwerden, aber das Allgemeinbefinden weist unverkennbare Besserung auf.
- Fürst Bismarck wird, wenn sein Befinden ein gleich vortreffliches wie in den letzten Tagen bleibt, sich den 25. Januar, Vormittags, mit dem um 9 Uhr von Hamburg abgehenden Zuge nach Berlin begeben, um dem Kaiser persönlich für dessen huldvolles Handschreiben seinen Dank abzustatten. - Graf Herbert Bismarck hat eine Einladung zu der im königlichen Schloß stattfindenden Cour erhalten.
- Fürst Bismarck soll, wie dem "Hannover. Cour." aus Berlin geschrieben wird, sich dahin vernehmen lassen, die Ablehnung des Handelsvertrags mit Rußland würde nach Genehmigung der anderen Verträge ein politischer Fehler sein.


Anzeigen.

Nachdem das im Verpachtungstermin vom 12. hujus für die herrschaftlichen Mühlen hierselbst abgegebene Gebot annehmbar nicht befunden ist, steht zur öffentlich meistbietenden Wiederverpachtung derselben und des sog. alten Bauhofs hierselbst von Johannis d. J. ab ein neuer Termin auf

Sonnabend, den 3. Februar d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Domainenamte an, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Kaution von 2000 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme der Mühlen und zur Erfüllung der Bedingungen erforderliche Vermögen auszuweisen.
Bemerkt wird, daß die Verpachtungsbedingungen in der hiesigen Domainenamts=Registratur zur Einsicht bereit liegen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung bei dem Mühlenpächter Frank in Augenschein genommen werden können.
Schönberg, den 22. Januar 1894.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


Antragsmäßig soll über die zu Törpt sub Nr. V belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Hans Joachim Meier aus Falkenhagen ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 5. Februar 1894,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachteil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 17. November 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 8 Seite 3]In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Schönberg an der Schlauentrift sub Nr. 20a belegene Wohnhaus c. p. des Rademachermeisters Wilhelm Arndt allhier wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Bescheid erlassen und publizirt worden ist.
Schönberg, den 20. Januar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Konkursverfahren.

Das Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Heinrich Meyer in Schönberg wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben.
Schönberg i/M., den 20. Januar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
(gez.:) Dr. jur. E Hahn.
                          Veröffentlicht
                          W. Wetzel.
                          Gerichtsschreiber.


Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1874 und früher geborenen resp. mit ihrer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat am

Montag, den 29. Januar d. Js.
Vormittags in den Stunden von 10-12 Uhr,

beim Stadtsekretär Schrep hieselbst zu geschehen. Auswärts geborene Militairpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei erheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein mitzubringen.
Schönberg, den 19. Januar 1894.

Der Magistrat.


Holz=Auction Nr. 11.

Am Sonnabend, den 27. Jan. Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf bei beschränkter Concurrenz meistbietend verkauft werden:

1. Aus den Lenschower Tannen.

ca.   25 Stück Kiepentannen.
ca. 150 Rmt. kiefern Kluft und Knüppel.
ca.   30 Rmt. kiefern Rodestämme.

2. Aus den Herrnburger Tannen.

ca.   30 Fuder Kiefern Durchforstholz I u. II Cl.
Schönberg, den 22. Januar 1894.

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 12.

Am Donnerstag, den 1. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Wienck in Sülsdorf bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.

Aus dem Kleinfelder und Sülsdorfer Zuschlage.

ca. 145 Stück eichen Langhölzer = 51,02 Festm.
ca.   39 Rmtr. eichen Knüppel.
ca.   26 Fuder eichen Durchforstholz II u. III Cl.
ca.     4 Fuder eichen Pollholz.
ca.     6 Stück buchen Nutzholzblöcke = 8,13 Festmeter.
ca. 177 Rmtr. buchen Kluft I u. III Cl.
ca.   10 Rmtr. buchen Knüppel.
ca.   17 Fuder buchen Pollholz.
ca.     6 Stück birken Nutzholzblöcke = 2,87   Festmeter.
ca.     2 Rmtr. birken Knüppel.
ca.     3 Fuder birken Pollholz.
ca.   16 Fu8der ellern Nadelholz I, II u. III Cl.
ca.   31 Stück Fichten Bauholz und Klassenbäume.
ca.     3 Stück Fichten Stangen I u. II Cl.
ca.   27 Rmtr. Fichten Knüppel.
Schönberg d. 24. Januar 1894.

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 13.

Am Freitag, den 2. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen in Selmsdorf bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden:

Aus den Palinger=Tannen.

ca. 140 Rmtr. kiefern Kluft.
ca. 451 Rmtr. kiefern Knüppel.
Schönberg, den 24. Januar 1894.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Ein großer Transport                                                    
Pferd       Pferde

steht am Dienstag, den 30. d. Mts. zum Verkauf
beim Gastwirth Boye in Schönberg.

C. Reink.


Die von mir auf den 27. Jan. angesetzte Verloosung von Pflügen findet später statt und wird der Tag bekannt gemacht.

Gr. Siemz.                                                     Reebs.


Suche zu Ostern ein                                                     
ordentliches Mädchen.
                                                    Frau Maurermeister J. Schleuss.


Gesucht zu Ostern ein                                                    
tüchtiges fleißiges Mädchen.
                                                    F. Richter,
                                                    Bahnhof Schönberg.


Ich empfehle mich als                          
Schneiderin
in und außer dem Hause.                                                    
                                                    Frau Hagen
                                                    geb. Unger.


Gesucht zu Ostern ein                                                    
Dienstmädchen
                                                    E. P. Hagen,
                                                    Bäckermeister.


Geldschränke, Cassetten, Schrotmühlen,
Sparherde       von 20 M. an.
Kochkasten von     8 M. an.
Fensterbeschläge von 50 Pf. an.
Thürbeschläge     von 4 M. an.
Ascheimer, Kohleneimer, Vorsätze, Feuerzangen, Feuerschaufeln u. s. w.
Grabgitter u. Grabkreuze
werden von Schmiedeeisen zu den billigsten Preisen
angefertigt.
                                                    F. Hagen, Schlosser.


Schützenhaus
Zur Nachfeier des Geburtstages
Sr. Majestät des Kaisers.
Am Sonntag, den 28. Januar 1894
Fest=Ball.
Anfang 7 Uhr.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
                                                    W. Hagen. Schützenwirth.
NB. Schützenmitglieder frei.                                                    
Tanzschleife für Herrn 50 Pf. Einführung gestattet.
                                                    D. O.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 28. d. Mts.
Großes
humoristisches Kappenfest.
Tanz über Mitternacht hinaus.
Kappen
in der Garderobe zu entnehmen.
Eintrittspreis für Herrn 50 Pfennig (Mecklenburg). Damen frei.
Anfang 7 Uhr Abends.


Helene Oldörp
Wilhelm Grevsmühl
Verlobte.
Im Januar 1894.
Boitin=Resdorf.                                                     Schönberg i. M.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 8 Seite 4]

Bund der Landwirthe.
Versammlung
der Mitglieder des Reichstags=Wahlkreises
Mecklenburg=Strelitz
am Montag, den 29. Januar ds. Js., Nachmittags 3 Uhr,
im Concerthause in Neubrandenburg.
-------------
Tagesordnung:

1. Neuwahl eines Vorsitzenden und Stellvertreters desselben für den Wahlkreis Mecklenburg=Strelitz.
2. Ausbau der Organisation.
3. Neuaufnahme von Mitgliedern.

                                                    Der Wahlkreis=Vorsitzende:
                                                    von Oertzen-Rossow.


Agentur der Mecklenburgischen Bank in Schwerin
für
Schönberg und Umgegend.

                 Spar= und Capital=Einlagen werden z. Zt. verzinst:
       1. gegen Sparbücher der Bank mit 3 1/2 %
       2. gegen Schuldverschreibungen der Bank
            bei 6monatlicher jederzeit gestatteter Kündigung und von Termin zu Termin mit 3 1/2 %
            bei 3monatlicher jederzeit gestatteter Kündigung mit 2 1/2 %
            bei kürzerer jedoch mindestens 4tägiger Kündigung mit 2 %
       3. im Baar Conto=Corrent tägliche Kündigungszeit mit 2 %
                 Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankkommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.

Schönberg.                                                     Wilhelm Schrep, Stadtsecretair.


Optische Brillen
aus Rathenow's und Fürth's Fabriken
mit hochfein geschliffenen Gläsern in allen Nummern, sowie blaue und graue Schutzbrillen, Maschinenbrillen, Müllerbrillen, Industriebrillen und die verschiedensten Pincenez empfiehlt billigst
                                                    H. Brüchmann.


Der diesjährige Geburtstag S. Majestät des Kaisers

wird von den unterzeichneten Vereinen am

Sonnabend, den 27. Januar 1894

im Gastwirth Boye'schen Etablissement zu Schönberg durch

Commers und Festball

gefeiert werden.

Anfang der Feier abends 7 1/2 Uhr.

Die Kameraden beider Vereine haben hierzu mit ihren Familien (Frauen, Töchter und nicht erwerbsfähigen Söhnen freien Zutritt. Doch ist von ersteren das Vereinszeichen anzulegen.
Einführungen von Nichtmitgliedern zu dem in dem unteren Saale stattfindenden Festballe sind gestattet, gegen Erlegung eines Eintrittsgeldes von 1 M. für einen Herren und 30 Pfennig (Mecklenburg). für eine Dame. Eintrittskarten sind bei den Kameraden Kaufmann Diersen und Kaufmann Oldenburg; sowie abends an der Kasse zu haben.

Zu dem im oberen Saale stattfindenden

"Commers"

ist freier Zutritt für alle patriotisch gesinnte Männer aus Stadt und Land.

Der Vorstand des Kampfgenossen=Vereins von 1870/71.
Der Vorstand des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.


Allen denen, die meinem lieben Manne die letzte Ehre erwiesen haben und seinen Sarg so reich mit Kränzen schmückten, sage ich im Namen aller Hinterbliebenen meinen herzlichsten Dank.

Sabow.                                                     Marie Maass,
                                                                geb. Parbs.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 28. Januar.

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
    Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-54 M., große Schweine 51-53 M., Sauen 40-48 M., Kälber 50-80 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 3.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 8 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 8 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. Januar 1894.


- Nr. 1 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1894 enthält
    II. Abheilung.

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Einsendung der rückständigen Unfallanzeigen.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Vergütung für Naturalverpflegung im Jahre 1894.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Anwendung der Königlich Preußischen Arznei=Taxe für das Jahr 1894.
    III. Abtheilung. Dient= etc. Nachrichten.

Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben den Registrator Carl Köppen in Schönberg zum Aktuar bei der Großherzoglichen Landvogtei und dem Großherzoglichen Domainenamte daselbst unter Verleihung des Titels als Amtsverwalter, den Copiisten Albert Krüger in Schönberg zum Registrator und den Diätar Hermann Schröder daselbst zum Schreiber bei den genannten Behörden von Weihnachten d. Js.ab zu ernennen geruht.
    Neustrelitz, den 23. Dezember 1893.


- Neustrelitz. Am Sonntage traf I. H. die Herzogin von Anhalt, Mutter I. K. H. der Erbgroßherzogin, am erbgroßherzoglichen Hofe zum Besuch ein. Die hohe Frau, die Pathin an der Prinzessin Jutta ist, kommt alljährlich um diese Zeit zum Besuche hierher und bleibt in der Regel noch einige Tage nach dem Geburtstage der Prinzeß (24. d. Mts) hier. Aus Anlaß der Ankunft der hohen Frau war heute ein Familiendiner am Großherzoglichen Hofe, wozu auch einige Herren der Hofgesellschaft Einladungen erhalten hatten. II. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin befinden sich jetzt wieder ganz wohl.
- Schönberg. Bekanntlich ist das Hoheitsrecht über den Dassower Binnensee durch Reichsgerichtsentscheidung dem Lübecker Staat zuerkannt worden. Die Dassower Fischer waren nun aufgefordert worden, eine jährliche Pacht zu zahlen, wozu sie vordem nicht verpflichtet waren. Die Fischer haben bis jetzt die Pacht verweigert, da sie unter Hoheitsrecht nicht Eigentumsrecht verstehen. Eine weitere Aufforderung ist noch nicht geschehen.
- Die Hülfskrankencasse in Rehna hatte im Jahre 1893 eine Einnahme von 2402,32 M., eine Ausgabe von 2220,65 M., der Cassenvorrath betrug 181,67 M. Das Gesammtvermögen des Vereins beträgt 2 876,99 M. Das Sterbegeld soll auf 50 M. erhöht werden. Am 31. Decbr. v. J. gehörten der Casse 152 Mitglieder an.
- In Schwaan fand der Fleischbeschauer J. Brandt in dem vom Arbeitsmann M. geschlachteten Schweine zahlreiche Trichinen.
- Aus Güstrow wird berichtet: Vor einigen Tagen, als ein hiesiger Einwohner mit dem Umzug beschäftigt war, hatte die Frau desselben ihre Schmucksachen, um sie nicht abhanden kommen zu lassen, in der eisernen Geldcassete ihres Mannes verwahrt. Die Cassette war dann in der neuen Wohnung, um sie vorläufig von der Hand zu stellen, in ein Ofenrohr gesetzt und hier vergessen worden. Als der Ofen dann demnächst geheizt wurde, ohne daß die Cassette aus demselben entfernt war, verspürte man einen ständigen Brandgeruch. Als nachgesucht wurde, fand man die eiserne Cassette glühend und sämtliche Schmucksachen verkohlt in derselben.
- Von einem Habicht verfolgt, flüchtete eine dem Schlachtermeister A. in Wismar gehörige Taube dieser Tage in ein benachbartes Sargmagazin, indem sie so heftig gegen eine Fensterscheibe flog, daß dieselbe zersplitterte. Der Habicht schoß ihr im Eifer der Verfolgung nach und wurde innerhalb des Magazins von dem herbeigeeilten Sohne des A. gefangen.


- Das Krönungs= und Ordensfest hat am Sonntag im königlichen Schloß zu Berlin unter Entfaltung großen Prunkes stattgefunden. Schon um 10 Uhr begann die Anfahrt der neu zu dekorierenden Personen und der zur Feier geladenen älteren Ritter preußischer Orden. Nachdem in der zweiten Braunschweigischen Kammer die Verleihung der Orden stattgefunden hatte, begaben sich die Neudekorierten nach dem Rittersaal, wo sie rangiert und dem Thron gegenüber aufgestellt wurden. Kurz nach 1/2 12 Uhr erschien das Kaiserpaar, gefolgt von den Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses sowie den fürstlichen Gästen, im Rittersaal, wo alsbald die Defilierkour der Neudekorierten stattfand. Nach Beendigung derselben wurde in der Schloßkapelle Gottesdienst abgehalten und später war im Weißen Saal, in der Bildergalerie und in mehreren anderen Sälen große Tafel.
- Das bayrische Kriegsministerium hat von der Verwendung des Dörrgemüses als Feldverpflegung der Truppen Umgang genommen, und es fällt dadurch die Notwendigkeit der Auffrischung der bereitgehaltenen Bestände im Frieden fort. Den Truppenteilen und Garnisonslazaretten steht es frei, je nach der Geschmacksrichtung der Mannschaften und den örtlichen Verhältnissen zur Truppen= und Lazarettverpflegung Dörrgemüse zu verwenden oder nicht.
- Wie man aus Hamburg schreibt, sind die Verhandlung mit der Firma Krupp=Essen wegen Erwerbs des zur Weltausstellung nach Chicago gesandten Riesengeschützes als Nationaleigentum Nordamerikas resultatlos verlaufen. Das Riesengeschütz wird daher mit einem Hamburger Dampfer zurückbefördert.
- Die älteste Einwohnerin Altonas, Fräulein Anna Bissen, welche erst vor nicht ganz drei Wochen das hundertste Lebensjahr vollendete, ist vor zwei Tagen sanft entschlafen. Die letzten Lebenstage der Greisin wurden noch verschönt durch die große Theilnahme der Bevölkerung an ihrem hundertjährigen Geburtstag.
- Die Bürgerschaft von Hamburg hat 6 2/3 Millionen M. für die Regulierung und Verbesserung des Fahrwassers der Unterelbe unterhalb Altona bewilligt.
- Der vor kurzem in Berlin verstorbene Dr. Adolf Düsterhoff hat der dortigen Universität ein Kapital von 100 000 M. vermacht. Die Zinsen sollen zweimal im Jahr zur Unterstützung eines fleißigen und würdigen Studenten der Medizin verwandt werden.
- Abonnementskarten aus Aluminium in Gestalt von Münzen, die etwa die Größe eines Thalers, für Kinder die eines Markstücks haben, werden auf den Straßenbahnen in Boston ausgegeben. Die Karten sind recht geschmackvoll geprägt, dünn und leicht, und bequem in der Westentasche zu tragen. Um einen Mißbrauch der Karten vorzubeugen, sind diesen die Dauer des Abonnements aufgeprägt und ein Faksimile der Handschrift des Abonnenten eingravirt.
- Ein von der Hochzeitsfeier heimfahrendes junges Ehepaar wurde Sonnabend früh 4 1/2 Uhr von dem von Hamburg kommenden Personenzuge dicht bei Stendal überfahren. Die Pferde wurden von der Maschine vollständig zerfleischt und der Wagen die Böschung hinuntergeschleudert. Diesem Umstande ist es zu danken, daß das Ehepaar mit dem Leben davonkam.
- Die Begründung des Waarenhauses für deutsche Aerzte steht nach einer Bekanntmachung nunmehr bevor, nachdem bereits 100 000 M. hierfür gezeichnet sind und 3000 Aerzte sich sofort zum Beitritt erklärt haben. Das Grundkapital soll aus Inhaberaktien zu je 1000 M. gebildet werden. Der Jahresbeitrag der Kaufberechtigten ist auf 5 M. die lebenslängliche Berechtigung auf 10 M. festgesetzt.
- Die gewiß seltene Verleihung der Rettungsmedaille am Bande an eine Dame ist Frau Zahnarzt Muldener in Greifswald zu Theil geworden. Dieselbe rettete im Sommer 1892 in dem nahe ge=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 8 Seite 6]

legenen Seebade Lubrein mit eigener Lebensgefahr eine Dame vom Tode des Ertrinkens und erhielt dafür die ebenso ehrenvolle wie wohlverdiente allerhöchste Auszeichnung.
- In Elmshorn bei Altona soll eine große Rennbahn angelegt werden. Die Anregung hierzu hat Herzog Ernst Gunter zu Schleswig=Holstein gegeben. Der Verband der Pferdezuchtvereine der holsteinischen Marschen hat die Angelegenheit in die Hand genommen.
- Nachahmung silberner Markstücke in echtem Silber. In Köln ist eine Falschmünzerwerkstatt entdeckt worden, welche silberne Ein= und Fünfmarkstücke nachahmte, und zwar genau in dem Silbergehalt der echten Markstücke. Der Vorteil der Falschmünzer besteht darin, daß der Silberwert der Markstücke zur Zeit nur die Hälfte des Nennwerts der Markstücke beträgt. Der Falschmünzer wurde auf frischer That ertappt. Es wurde eine vollständige Präge=Anstalt gefunden, in welcher sich u. a. auch eine große zum Prägen benutzte Balancierpresse befand. Die vorgefundenen, ausgezeichnet ausgeführten Matrizen und die Maschinen, sowie ein Säckchen fertiger Falschstücke wurden in Beschlag genommen.
- Am Montag wurden auf Station Kobier bei Pleß in Oberschlesien 20 starke Hirsche verladen, welche als Geschenk für den Kaiser von Rußland seitens des Fürsten von Pleß bestimmt sind. Die Hirsche werden in den Forsten bei Skiernewice untergebracht und sind ein Gegengeschenk für den seiner Zeit vom Zar dem Fürsten geschenkten Auerochsen. Die Hirsche wurden einzeln in Käfigen eingeladen.
- Auf Helgoland wurden im verflossenen Jahr 42 Paare von auswärts mit Dispensation vom Aufgebot getraut. Die Zahl ist gegen früher etwas zurückgegangen, wohl, weil angenommen wird, daß das englische Gesetz, wonach auswärtige unter gewissen Bedingungen jederzeit vom Aufgebot vor der Trauung befreit werden können, aufgehoben sei. Dieses ist jedoch nicht der Fall. Das genannte Gesetz besteht in alter Weise fort, und verlautet bis jetzt nichts von einer Abschaffung desselben.
- Ueber den Hofstaat des Kaisers von Rußland giebt ein russisches Blatt, die "Nowoje Wremja", folgende interessante Daten. Am 1. Januar 1894 bestand dieser Hofstaat aus: 1 Oberkammerherrn, 5 Oberhofmeistern, 1 Oberschenken, 1 Oberjägermeister, 1 Ober=Hofmarschall, 1 Ober=Vorschneider, 1 Ober=Stallmeister, 35 Hofmeistern, 17 Stallmeistern, 6 Jägermeistern, 1 Direktor der kaiserlichen Theater, 2 Ober=Zeremonienmeistern; außerdem aus 16 Personen in der Stellung von Hofmeistern, 1 Hofmarschall, 26 Personen in der Stellung von Stallmeistern, 8 Personen in der Stellung von Jägermeistern, 9 Zeremonienmeistern und 8 Personen in der Stellung von Zeremonienmeistern, 173 Personen mit Kammerherrn=Rang, 249 Kammerjunkern, 24 Hofärzten, 23 Hofgeistlichen, 10 Staatsdamen, 4 Kammerfräulein mit 180 "einfachen" Fräulein. Leider ist nicht gesagt, was diese Hof=Armee kostet.
- In Brest ist am Montag ein Walfisch an den Strand gespült worden, der der Gattung der Balaenoptra musculus angehört. Nach der Schätzung der Sachverständigen soll derselbe noch nicht länger als 36 Stunden tot gewesen sein. Das Tier wird mit einer Anfangssumme von 1000 Frcs. meistbietend versteigert, das Skelett im Brester Museum aufbewahrt werden.
- Einer Anzahl seiner treuesten Stammgäste, zumeist Künstlern und Schriftstellern, vermachte der jüngst verstorbene Pariser Bierhallenbesitzer Pousset Legate im Gesamtbetrage von 800 000 Francs. Ebenso schenkte er zahlreichen Gästen, die im Testament mit Namen angeführt waren, sämtliche Schuldforderungen, die er an sie hatte. Das nachgelassene Vermögen Poussets beläuft sich auf 2 1/2 Millionen.
- Recht erfreulich! Von London aus wird berichtet, daß am Sonntag vor 8 Tagen nicht weniger als 20 der englischen Polizei wohlbekannte Anarchisten nach dem Festland abgereist seien. Die Londoner Polizeibehörde hat es natürlich nicht unterlassen, die kontinentalen Behörden auf diesen Auszug solcher gemeingefährlicher Burschen aufmerksam zu machen.
- Auf dem Bahnhof von Turin hat sich dieser Tage folgende Szene abgespielt: Zwei nur mit dem Nothdürftigsten bekleidete, augenscheinlich frierende Knaben zwischen 10 und 14 Jahren wandelten schon Stunden hindurch den Perron auf und ab und erregten durch ihr elendes Aussehen das Mitleid mehrerer Personen. Endlich wandten sich zwei Schutzmänner mit der Frage, was sie denn eigentlich hier zu thun hätten, an die Kinder. "Wir erwarten unseren Herrn; er hat uns in Caserta (bei Neapel) gekauft und will uns nach Frankreich führen wo wir betteln und singen sollen", erwiderte der ältere der Knaben mit großem Ernst. Die Umstehenden beteiligten sich an der Unterhaltung, und die Kinder erzählten, daß dieser Padrone, der sie beide ihren Eltern um 50 Lire abgekauft hatte, aus Sora gebürtig sei und schon viele Kinder aus der Umgegend von Caserta gekauft habe, weil sie alle zu singen verständen; er schicke sie erst nach Frankreich und dann nach Amerika. Die Zuhörerschaft war entrüstet, und die armen Kinder wurden vorläufig, zumal da der Padrone, welcher vielleicht Wind bekommen haben mochte, sich nicht einfand, dem Schutz der Behörde übergeben.
- Das Jubiläum der Glocken. 1500 Jahre sind es jetzt her, daß die erste Glocke von den Zinnen des Thurmes zum Lobe des Christengottes erklungen, und 891 Jahre, daß auch bei uns die Kirchenglocken ihre ehernen Zungen erhoben. Die ersten Christen kannten keine Glocken. Die Andächtigen wurden durch laut rufende Läufer, die auch bisweilen glatte Brettchen zusammenschlugen oder mit Holzhämmern an die Thüren pochten, zur Andacht geladen. 1500 Jahre sind es jetzt her, daß auf dem Dome zu Nola in Campanien die erste Glocke - in Form und Zusammensetzung den heutigen ähnlich - ertönte, und der hochgelehrte und fromme Bischof Paulinius wird als ihr Erfinder genannt. Aus diesem Grunde sollen sich auch die lateinischen Namen der Glocke campana und campanula schreiben. Rührend ist die Legende, die davon erzählt, wie Bischof Paulinius die Glocken erfand. Die Sonne war im Sinken - so erzählt die heilige Sage -, als der fromme Mann über eine Waldwiese still sinnend dahinschritt. Der goldene Purpur des Abends durchglühte das üppige Blättergrün der leise rauschenden Bäume und rings herrschte solch ein seliger Frieden, daß Paulinius unwillkürlich die Hände faltend ausrief: "Sei gebenedeiet und gepriesen, Herr der Welten, in Deinem irdischen Himmel, o gieb mir ein Zeichen, daß Du jetzt bei mir weilst und bei mir bleiben wirst bis an das Ende meiner Tage." Da begann es leise, ganz leise im Umkreise zu klingen, und der fromme Beter gewahrte, wie die blauen Glockenblümchen rings ihre Köpfchen im Abendwinde wiegten. Zur Erinnerung an diese selige Stunde ließ der gottesfürchtige Bischof zu Nola im Dom eine Riesenglockenblume gießen, die stets beim Gebete der frommen Gemeinde erklang, und dies war die erste Kirchenglocke, die zum Preise des Christengottes erklang. Langsam indeß nur verbreitete sich der Gebrauch der Glocken und hier und da erklang ihre Stimme vom Thurm einer einsamen, weltentlegenen Klosterkirche. Um das Jahr 550 hatte bereits manches Gotteshaus in Frankreich seine Glocke, doch war ihre Einführung noch lange nicht Gemeingut geworden.
- Fünfzig Jahre auf dem Meeresgrunde. Die norwegische Barke "Elsa Anderson" hat das Wrack einer englischen Brigg in Galveston" (Texas) eingebracht, die vor 50 Jahren untergegangen ist Ein unterseeisches Erdbeben bei den Faröer=Inseln brachte die Brigg wieder an die Oberfläche des Meeres. Der Rumpf des Schiffes war mit Seemuscheln bedeckt. Die unteren Schiffsräume enthielten aber wenig Wasser. In der Kapitänskajüte fand man mehrere eiserne Kisten. Die darin befindlichen Schriftstücke waren breiartig geworden bis auf einen ledernen Sack. Dieser war so hart, daß man ihn mit einer Axt aufschlagen mußte. In dem Sacke befanden sich etwa tausend englische Sovereigns vom Jahre 1809. Auch waren mehrere Uhren und eine Perlenschnur darin, die vom Seewasser natürlich völlig wertlos gemacht worden waren. Man fand in dem Schiffe außerdem drei Menschenskelette.


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