No. 4
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Januar
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 4 Seite 1]

Publicandum.

              Es wird hiedurch bekannt gemacht, daß die im Jahre 1874 und früher geborenen resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht versehenen militairpflichtigen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum ihren dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich Zwecks Eintragung ihrer Namen in die Rekrutirungs=Stammrolle in der Zeit

vom 15. Januar bis 1. Februar d. J.

bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsortes anzumelden, und zwar die auswärts geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheins (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheines.
Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des §. 25 der Wehr=Ordnung hingewiesen und hervorgehoben, daß von der               Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsort abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr=, Brod= oder Fabrikherren etc. die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden.
              Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl, wie die Ortsvorstände darauf aufmerksam gemacht, daß Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem andern Aushebungsbezirke verlegen, dieses Zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte dem Stammrollenführer spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.
              Die Unterlassung dieser Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 M. oder mit Haft bis zu 3 Tagen bedroht.
              Schönberg, den 1. Januar 1894.

Der Civilvorsitzende der Ersatzcommission.
Cl. v.Oertzen.


             Es wird in Wiederholung der Publication vom 22. December 1886 hierdurch angeordnet:

1. Sämmtliche Hausbesitzer in der Stadt und vor der Stadt sind verpflichtet, die Bürgersteige und Hauseingänge von Schnee nach Möglichkeit freizuhalten und bei Glätte mit Sand oder Asche zu bestreuen. Die Haus= und Grundstückbesitzer in Schönberg sind dafür verantwortlich, daß von 7 1/2 Uhr Morgens an spätestens vor ihren Häusern beziehungsweise Grundstücken an der Straße in Schönberg gestreut ist. Das Streuen ist so oft zu wiederholen, wie erforderlich ist, um Glätte zu vermeiden.
      Die Wasserrinnen sind gehörig aufzueisen.
2. In denjenigen Straßen, wo wegen mangelnder oder ungenügender Breite der Bürgersteige die Fußpassage auf die Fahrbahn angewiesen ist, hat jeder Hausbesitzer einen genügend breiten Weg in der Fahrbahn täglich von 7 1/2 Uhr Morgens an mit Sand oder Asche zu bestreuen, und zwar so, daß jeder Hausbesitzer die Bahn seines Nachbarn in möglichst gerader Linie fortführt.
3. Das Ausgießen von Schmutzwasser auf die Straßen und das Zuführen von Schmutzwasser und Jauche von den Höfen auf die Straße ist verboten.
4. Das Tragen von Eimern, die mit Flüssigkeiten gefüllt sind, auf dem Bürgersteig ist verboten.
5. Das Eisholen vom Oberteich ist verboten. Auf besonderes Ansuchen wird der Fischer eine Stelle bezeichnen, von der Eis entnommen werden darf.
6. Das Betreten des Oberteichs außerhalb der vom Fischer errichteten Strohwiepen und gegen dessen Warnung ist verboten. Die Warnung wird öffentlich angeschlagen werden.
Contraventionen werden auf Grund von §. 366,8 und 10 des Strafgesetzbuches mit Geldstrafe oder Haft bestraft.
             Schönberg, den 5. Januar 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 4 Seite 2]

Bilanz des Anleihe=Capitals
der Rieps-Cronscamper Genossenschafts=Meierei (e. G. m. u. H.)
vom 1. November 1892 bis ultimo October 1893.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Gewinn= und Verlust=Rechnung
vom 1. November 1892 bis ultimo October 1893.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Vorstehende Bilanz ist von uns redigirt, mit den Büchern verglichen und für richtig befunden.

Der Vorstand.     Der Aufsichtsrat.
H. Stein. Fr. Hamann. W. Lühr.     W. Borchert. H. Burmeister. J. Wiese.
Genossenschafter 14; zugetreten keine.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Prüfungs=Kommission macht die im Jahre 1874 geborenen Militairpflichtigen, welche die Berechtigung zum einjährigfreiwilligen Militairdienste nachsuchen wollen, darauf aufmerksam, daß sie sich spätestens bis zum 1. Februar 1894 bei der unterzeichneten Kommission schriftlich zu melden und bei dieser Meldung die Vorschriften des §. 89 der Wehrordnung vom 22. November 1888 zu beachten haben.
Bis zu demselben Zeitpunkte sind auch die Meldungen zu den im Frühjahr 1894 stattfindenden Prüfungen für den einjährigfreiwilligen Dienst einzureichen.
Schwerin, 6. Januar 1894.

Großherzogl. Mecklenbg. Prüfungs=Kommission für Einjährig=Freiwillige.


Die unterzeichnete Kasse ist vom 15. d. M. ab
Vormittags von 9 bis 11 Uhr
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 6. Januar 1894.                          
Großherzl. Meckl Haupt=Casse.
H. Spiekermann.


Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 8. Januar 1894.

Die Armenbehörde.


Holz=Auction Nr. 8.

Am Dienstag, den 16. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Büdner Holst zu Gr.=Rünz folgende Holzsortimente öffentlich meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:

1. Aus Carlower und Röggeliner Holze.

ca.   40 Stück Eichen Wagendeichsel und Kiepenhölzer.
ca.   10 Stück Eichen Lärchen Derbholzstangen.

2. Vom Struckberg und Gr.=Rüntzer Felde.

ca.     1 Eichen Nutzholzblock 0,91 Festmeter.
ca.     3 Rmt. Eichen Kluft I. Cl.
ca.   35 Rmt. Eichen Kluft II. Cl. Olm.
ca. 104 Rmt. Buchen Kluft II. Cl. Olm.
Schönberg, den 7. Januar 1894.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Holzauktion
im Vitenser Forste, Schutzbezirk Woitendorf.

am Montag, den 15. Januar 1894 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:

    8 Stück Eichen Drümme à 10 m lang, 16 bis 20 cm stark
    8 Stück Eichen Drümme 10-14 m lang, 28 bis 40 cm stark.
  99 Rmtr. Eichen Stangenholz III. Kl.
    4 Stück Buchen Nutzholzdrümme à 9 m lang, 56-67 cm stark.
  40 Rmtr. Buchen Kluftholz I. Kl.
  80 Rmtr. Buchen Kluftholz II. Kl.
  30 Rmtr. Buchen Knüppelholz II. Kl.
100 Rmtr. Buchen Ausschuß.
    2 Rmtr. Birken Kluft.
  10 Rmtr. Birken Knüppel I. Kl.
117 Rmtr. Birken Stangenholz II. Kl.
162 Rmtr. Birken Stangenholz III. Kl. (Besenreiser)
  50 Stück Ellern Schleete für Pantoffelmacher.
400 Rmtr. Buchen Buschholz.
Versammlung Morgens 9 1/2 Uhr beim Holzwärtergehöft.
Vitense, den 5. Januar 1894.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 4 Seite 3]

Oeffentliche
Zwangsversteigerung.
Am Freitag, den 19. d. Mts.
Nachmittags 2 Uhr
sollen in Boitin-Resdorf                                                    
2 Fuder ungedroschener Weizen

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Versammlung der Käufer beim Schulzen Hagendorf.
Schönberg, den 10. Januar 1894.

                                                    Jacobs, Landreiter.


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen, vom 15. - 27. Januar, statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

                                                    J. Wegner.


Ersparniß= und Vorschußanstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Antonitermines
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 21. Januar d. J.
von 8 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 10. Januar 1894.
                                                    Das Directorium.


Geldgesuch.

Suche noch zum bevorstehenden Antoni=Termin in hiesige Landstellen verschiedene Posten Geld.

                                                    J. P. Maas, Marien=Str. 46.


Meine Parterrewohnung,

bestehend aus 5 heizbaren Zimmern, Küche, Speisekammer, Mädchengelaß, 2 Kellern, Kohlenstall und Holzboden, habe ich zu Ostern oder später zu vermiethen.

                                                    Sattlermeister Ollrogge.


Reisfuttermehl,
von M. 3. - an nur waggonweise.
G. & O. Lüders, Dampfreismühle, Hamburg.


Wegen Aufgabe der                          
Wollwaaren
verkaufe ich zu und unter Einkaufspreisen:                                          
Tücher, Capotten, Unterröcke und sonstige Artikel.
Gleichzeitig empfehle die beliebte                                      
Smyrnaknüpfarbeit
in schöner Auswahl.
                                                    Achtungsvoll
                                                    Louise Soll.


Wegen vorgerückter Saison verkaufe                          
Herren= u. Knaben Paletots
sowie Winter=Jaquets und
Anzüge zu jedem nur annehmbaren Preise.
Bestellungen nach Maaß bei billigster Preisberechnung.                                                    
                                                    Heinr. Garz,
                                                    Lübeckerstr. 12.


Billig zu verkaufen eine gute                          
Dreschmaschine
mit Göpel.                                                    
Lockwisch.                                                     A. Russwurm.


Ich habe Umständehalber zwei junge
Ziegenbock gute milchende Ziegen
billig sofort zu verkaufen.                                                    
Schönberg, den 8. Januar 1884.                    
                                                    J. Melchert, Tischlermeister.

      


Dr. Roth, Specialarzt für Chirurgie u. Orthopädie
Lübeck, Königstr. 7.
zurückgekehrt.


Sonntag, den 14. d. Mts.
Gänsebrüste und
Mettwürste=Verkegeln
wozu freundlichst einladet                                                    
                                                    H. Schreep.


Großer Inventur Ausverkauf.

Die bei der Inventur zurückgesetzten Waaren, besonders große Posten Reste:

Kleiderstoffe, Buckskins, Cattune, Blaudrucks, Bettzeuge u. s. w.

werden zu äußerst billigen Preisen verkauft

                                                    Gebrüder Burchard.

NB: Die von der Winter-Saison zurückgebliebenen Paletots u. Jaquetts geben zu und unter Einkaufspreisen, ältere Sachen für jeden nur annehmbaren Preise fort.

                                                    D. O.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 4 Seite 4]

Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.
I. Allgemeine Versammlung
am Sonntag, den 14. Januar d. Js.
Nachmittags 3 Uhr

im Vereinslokal.
                          Tagesordnung:

1. Beschluß über die Feier des diesjährigen Geburtstags S. Maj. des Kaisers.
2. Rechnungsablage.
3. Vorstandswahl.
4) Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Schützenhaus.
Am Sonntag, den 14. Januar.
Kappenfest.
Anfang 7 Uhr.
9 Uhr Polonaise. 11 Uhr Cottillon.
2 Uhr Quadrille.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
                                                    W. Hagen. Schützenwirth.
NB. Kappen für Herrn und Damen sind in der Garderobe zu haben. Eintritt frei.
Tanzschleife für Herrn 50 Pf.
Damen frei.


Bahnhofsrestauration.
Sonntag, den 14. d. Mts.
Bockbier Anstich
wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    F. Richter.


Schönberg.
Boye's Etablissement.
Dienstag, den 16. Januar 1894:
II. Abonnements-Concert

der städtischen Kapelle aus Wismar unter Mitwirkung des Tenoristen

Herrn Wilh. Behrens aus Schwerin,
des Violinisten Concertmeisters
Herrn Fröbus aus Leipzig,
des Xylophonisten
Herrn Engel
und unter persönlicher Leitung des Musikdirectors
Herrn Jul. Müller.

  1. Ouvertüre z. "Die Hebrieden" (Fingalshöhle) von Mendelssohn.
  2. Intermezzo a. der F=Dur=Sinfonie von H. Götz.
  3. a. Andante cantabile a. d. Streichquartett von
      b. "Flirtation" petit Valse (für Streichorchester) von Steck.
  4. a. "Nur ein einzig mal im Leben," Lied aus: "Die letzte Nacht" von Cristian.
       b. "Blaue Augen" (Herr Behrens) Lied von Sabathiel.
  5. Fantasie a. d. Op. "Aida" von Verdi.
  6. Ouvertüre z. O. "Tell" von Rossini.
  7. Violin=Conzert, Op. 64 von Mendelssohn.
      a. Allegro molto appassionato. b. Andante (Herr Fröbus.)

  8. "Die Waldmühle" Solo für Xylophon von Oertel.
  9. a. "Unter dem Lindenbaum," Lied von Eberle.
       b. "Felice notte Marietta" von Gumbert. (Herr Behrens.)
10. "Ein Christmarkt" oder "Ein Weihnachtsabend in Breslau" mit Benutzung von Kinderinstrumenten von Teichgräber.

Erklärungen an der Casse.
Entree 75 Pfg.                                                     Anfang 7 1/2 Uhr.
Nach dem Conzert: Tanz.


Sonntag, den 14. Januar.
Großes Kappen=
und
Bockbier=Fest
mit musikalisch=humoristischen
Gesangsvorträgen
der Concert=Gesellschaft Stoll,

wozu ein hochgeehrtes Publikum von Stadt und Land ganz ergebenst einladet

                                                    J. Krüger.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 14. d. Mts.
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.


Zu dem am 14. d. M. bei mir stattfindenden                          
Kappen=Ball
ladet freundlichst ein                                                    
Ollndorf.                                                     J. Dechow,
                                                                      Gastwirth.


Allen, die uns zu unserer Hochzeit beglückwünschten, unsern herzlichsten Dank.

                                                    F. Kratzner und Frau,
                                                    geb. Tretow.

Berlin, im Januar 1894.


Allen denjenigen, welche meine liebe Frau zu ihrer letzten Ruhestätte begleiteten und ihren Sarg aufs Reichlichste geschmückt haben, sagen ihren tiefgefühlten Dank.

J. Melchert, Tochter u. Schwiegersohn.


Alle Verwandten und Bekannten mache ich hiermit die Traueranzeige, daß mein lieber Mann, der Schuhmachermeister

Fritz Wasmund

heute Nachmittag 4 Uhr im 82. Lebensjahre verstorben ist.

                                                    Marie Wasmund geb. Bössow.

Schönberg, den 8. Januar 1894.
Die Beerdigung findet statt Freitag 2 Uhr Nachmittags.


Nach kurzen schweren Leiden entschlief mein lieber Mann und unser guter Vater in fast vollendetem 71. Lebensjahre. Tief betrauert von den Hinterbliebenen.

                                                    Frau Kath. Renzow
                                                    und Kinder.

Die Beerdigung findet Montag nachmittag 2 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 14. Januar.

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 4 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 4 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. Januar 1894.


        - Nr. 26 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1893 enthält
    II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betr. Aenderung der Deutschen Wehrordnung.
(2.) Bekanntmachung, betreffend den Verkehr mit dem Deutschen Postamt in Constantinopel.
(3.) Bekanntmachung, betreffend den Deutschen Postverkehr mit Griechenland.
(4.) Bekanntmachung, betreffend den Verkehr in Postpaketen mit Großbritannien und Irland.


- Schönberg. Die Nr. 2 unseres illustrirten Beiblatts ist nicht rechtzeitig von Berlin eingetroffen, um dieselbe unseren heutigen Anzeigen beilegen zu können; dieselbe wird später nachgeliefert werden.
- Schönberg. Auf den in den letzten Tagen hier abgehaltenen Treibjagden wurden geschossen: auf der Bünsdorfer Feldmark am Dienstag 52 Hasen, auf der Rupensdorfer Feldmark am Mittwoch 38 Hasen und auf dem Torisdorfer Gebiet ebenfalls am Mittwoch 22 Hasen und 1 Rehbock.
- Schönberg. Am nächsten Dienstag, am 16. d. Mts. findet das zweite Abonnements=Concert der städtischen Kapelle aus Wismar im Boyeschen Saale statt. Das erste Concert in diesem Winter war leider nicht so gut besucht, wie man wohl hätte erwarten sollen, und wie die durchaus wackeren Leistungen der Kapelle verdienten. Alle Nummern des reichhaltigen Programms wurden gut und die Soli des Violinisten, Concertmeister Fröbus aus Leipzig, in künstlerischer Weise zu Gehör gebracht, so daß alle Concertbesucher voll und ganz befriedigt waren. Daß Herr Musikdirektor Müller nicht Kosten und Mühe scheut, um uns genußreiche Stunden zu bereiten, beweist das uns vorliegende Programm. Er hat den in Schwerin beliebten Liedersänger Herr Behrens für dies Concert gewonnen, der 4 Lieder vortragen wird, Herr Concertmeister Fröbus spielt u. a. das Violin=Concert Op. 64 von Mendelssohn, Herr Engel hat ein Solo für Xylophon und die ganze Kapelle bringt große, schöne Ouvertüren, die Fantasie a. d. Op. Aida, die in der letzten Fremdenvorstellung in Schwerin gegeben wurde, u. s. w. zu Gehör. Hoffentlich wird dies zweite Abonnements=Concert gut besucht.
- Schönberg. An Stelle des zu Weihnachten zum Steuercommissar ernannten Amtsverwalters Spieckermann ist der bisherige Registrator Köppen hierselbst zum Amtsverwalter und der Kopiist Krüger zum Registrator ernannt worden. Für letzteren ist der bisherige Diätar Schröder zum Copiisten ernannt und für diesen ein junger Schönberger, mit Namen Burmeister, der schon von Michaelis an als Schreiber bei der Großh. Landvogtei thätig war, angestellt worden. Die Beamten wurden am 3. d. M. in ihr Amt eingeführt. - Für den bisherigen Bezirksfeldwebel Prange aus Schwerin ist beim hiesigen Meldeamt der Feldwebel Globich vom Bezirkscommando aus Neustrelitz angestellt worden. Prange ist nach Neustrelitz versetzt. - Die neue Mühle zu Schlagsdorf, die mit den neuesten Einrichtungen ausgestattet ist, konnte am Freitag abend zum ersten Mal in Betrieb gesetzt werden. Die Mühle ist vom Mühlenbauer Marx in Schwerin aufgestellt. - Am Donnerstag abend versäumte ein hiesiger Handwerksmeister Sch. den letzten Zug in Lüdersdorf und entschloß sich, die Tour nach hier zu Fuß zurückzulegen. Unterwegs wurde er von einem Bahnwärter erstarrt aufgefunden. Der Unglückliche wäre sicher verloren gewesen, wenn nicht ein Hund den Wärter auf die Spur geleitet hätte.
- Der langjährige Proceß, den zwei Hauswirthe in Resdorf bei Schönberg um einen von der Grenzmauer gefallenen Stein im Werth von 2,40 M. führten, ist nun beendet. Die Sache ist zu Gunsten des Besitzers der Mauer entschieden. Die Kosten sind recht erheblich.
- Am Montag Morgen fand man in Gadebusch das Dienstmädchen des Pastors Dietz todt im Bette liegend, nachdem die Herrschaft durch das Nichtaufstehen des Mädchens beunruhigt trotz Rufens und Klopfens keinen Zutritt zu der Kammer erlangt und diese gewaltsamer Weise erst hatte öffnen lassen müssen. Als Todesursache muthmaßt man Kohlengasvergiftung in Folge zu frühen Schließens des Ofens, der zwar eine Schoßklappe haben, welche aber so befestigt sein soll, daß dieselbe nicht hat zufallen können. Ueber die Todesursache ist eine Untersuchung durch das Gericht eingeleitet.
- Diätenverein für Geschworene beider Mecklenburg. Die am 15. d. M. zur Auszahlung gelangenden Diäten für das Jahr 1893 sind in der Vorstandssitzung auf 8 Mark festgesetzt worden.
- Erfroren ist einem Arbeiter in Bülow bei Rehna bei der letzten Kälte eine Hand und einem in Cordshagen beim Dreschen beschäftigten Knechte ein Finger.


- Der kaiserliche Hof ist am Montag vom Neuen Palais bei Potsdam in das kgl. Schloß nach Berlin übergesiedelt. Für die im Lauf des Winters stattfindenden größeren Festlichkeiten sind folgende Bestimmungen getroffen worden: Das Fest des Ordens vom Schwarzen Adler findet am 17., das Krönungs= und Ordensfest am 21. statt. Aus Anlaß des Geburtstages S. M. des Kaisers wird ferner am 27. Januar Galatafel und Galaoper und am 31. Januar ein Hofball stattfinden. Der Opernhausball wird am 2. Februar, ein Fastnachtsball im kgl. Schloß am 6. Februar abgehalten werden.
- Fürst Bismarck erhielt beim Jahreswechsel über 3000 Glückwünsche, ungefähr 1/2 Tausend mehr als im Vorjahre. Die zuerst eingelaufene Depesche war die vom Prinzregenten von Bayern. Der Kaiser gratulierte nicht; dagegen sandte Fürst Bismarck wie alljährlich ein Glückwunschschreiben an den Kaiser, für welches derselbe in der üblichen Form danken ließ.
- Der Reichstag wird am Donnerstag die erste Lesung der Tabacksteuervorlage beginnen.
- Der Großherzog von Hessen hat sich mit der zweiten Tochter des Herzogs Alfred, Prinzessin Victoria, verlobt.
- Der russische Botschafter Graf Schuwalow wohnte als Pathe am Sonntag der Taufe der Tochter des Grafen Herbert Bismarck in Schloß Schönhausen bei.
- Kaiser Wilhelm I. hat nach der Volksztg. während seiner 28jährigen Regierungszeit mehr als 50 Millionen Mark erspart.
- Im Reichstage sind die Grundrisse, das Modell, Vorder= Seitenansicht usw. des Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm I. an der Schloßfreiheit zu Berlin in den Wandelgängen zur Ansicht ausgestellt.
- Der deutsch=russische Handelsvertrag gilt jetzt in aller und jeder materiellen Beziehung als abgeschlossen. Die "Nationale Korrespondenz" bemerkt, auf eine Verkürzung der Geltungsdauer des Vertrages scheine Rußland nicht mehr zu bestehen. Es handelt sich jetzt nur noch um formelle Redaktionen, um die Feststellung des Schlußprotokolls u. dergl. Die "Kreuzzeitung" meint, der Vertrag dürfte schwerlich noch vor Ostern an den Reichstag gelangen. Die "Nationallib. Korresp." meint, vor der zweiten Hälfte des Februar werde der Vertrag nicht an den Reichstag gelangen können.
- Die Privatdozenten der Zahnheilkunde haben eine Petition an den Reichstag und Reichsregierung eingereicht, in der sie ein Studium von 6 Semestern und obligatorisches akademisches Studium überhaupt für ihre Disziplin verlangen.
- Leutnant von Wedel vom 2. Garde=Ulanen=Regiment traf, wie die "Dresd. Nachr." zu melden wissen, am Mittwoch vormittag zu Pferd in der

[ => Original lesen: 1894 Nr. 4 Seite 6]

Gardereiter=Kaserne in Dresden ein und zwar nachmittag erhielt Herr von W. vom Kaiser gelegentlich einer Inspektion des Regiments ein Schreiben mit dem Befehl, es sofort dem König von Sachsen zu überbringen, den Weg von Berlin nach Dresden jedoch zu Pferde zurückzulegen. Der Offizier ritt, den Befehl seines kaiserlichen Herrn ausführend, ab und traf am Mittwoch vormittag in Dresden ein. Der Ritt in der kalten Nacht bei dem scharfen Ostwinde und bei der durch Frost auf der Landstraße erzeugten Glätte war wahrlich keine Kleinigkeit und verdient die vollste Anerkennung.
- Recht interessante Aufschlüsse geben die Arbeiten der Börsen=Enquetekommission über die Aufnahmefähigkeit des deutschen Marktes für ausländische Papiere. Nach einem von Herrn Assessor Eschenbach aufgestellten Verzeichniß sind allein in den letzten zehn Jahren an den deutschen Börsen für 20 736 Millionen auswärtige Papiere zur Zeichnung aufgelegt und von diesen für 5365 Millionen mit dem deutschen Stempel versehen worden, also in deutschen Besitz übergegangen. Es sind also jährlich ca. 536 Millionen deutschen Kapitals für ausländische Anleihen ins Ausland gegangen; allein nach Griechenland sind 316 Millionen gewandert, davon ein beträchtlicher Theil auf Nimmerwiedersehen!
- Die "Nowoje Wremja" läßt sich aus Wien telegraphieren, daß in dortigen Hofkreisen erzählt werde, der Erzherzog Karl Ludwig, der österreichisch=ungarische Thronfolger, werde im Lauf des Jahres 1894 einen Besuch am Petersburger Hof abstatten.
- Im Monat December 1893 wurden an Reichsmünzen geprägt: 1,091,945 M. in silbernen Fünfmarkstücken; 235,488 M. in Einmarkstücken; 27,800 M. in Zehnpfennigstücken; 44,916,83 M. in Einpfennigstücken. Die Gesammtausprägung an Reichsmünzen betrug, abzüglich der wieder eingezogenen Stücke, Ende December 1893: an Goldmünzen 2,734,462,700 M., davon 2,171,248,780 M. in Doppelkronen, 535,255,430 M. in Kronen, 27,959,490 M. in halben Kronen. An Silbermünzen: 471,010,096,50 M., davon 80,273,125 M. in Fünfmarkstücken, 111,742,216 M. in Zweimarkstücken, 184,798,386 M. in Einmarkstücken, 71,482,435,50 M. in Fünfpfennigstücken, 22,713,934 M. in Zwanzigpfennigstücken. An Nickelmünzen 51,585,283,60 M., davon 5,005,830 M. in Zwanzigpfennigstücken, 31,233,489,20 M. in Zehnpfennigstücken, 15,345,964,40 M. in Fünfpfennigstücken. An Kupfermünzen, 12,287,285,98 M.: davon 6,213,172,24 M. in Zweipfennigstücken, 6,074,113,74 M. in Einpfennigstücken.
- Nach bei dem Reichs=Commissar für die Chicagoer Weltausstellung eingegangener amtlicher Meldung wurde bei dem Brande im dortigen Ausstellungsgebäude kein deutsches Gut beschädigt.
- Bezüglich der österreichisch=ungarischen Valutaregulierung haben die Konferenzen der Finanzminister Dr. Wekerle, und v. Plener zu einem vollen Einvernehmen geführt. Die beiden Minister einigten sich dahin, im Laufe der Jahre 1894 und 1895 je 100 Millionen Gulden Staatsnoten einzuziehen und dieselben teils durch Goldkronen, teils durch Silberkronen zu ersetzen. Wie die "Budapest. Correspondenz" meldet, werden die Regierungen mit der österreichisch=ungarischen Bank über die Erneuerung deren Privilegiums in Verhandlung treten; dieselben legten jetzt schon großen Wert darauf, daß die Bank das internationale Devisengeschäft derart erweitert, daß die legitimen Geschäfte ihren Devisenbedarf durch Vermittelung der Bank decken können, Die Fertigstellung des Gesetzentwurfs über die Einführung der obligatorischen Kronenwährung ist einstweilen vertagt.
- Wie der "Times" aus Plymouth berichtet wird, ist im Marineprogramm der englischen Regierung der Bau von 4 Kriegsschiffen 1. Klasse, 4 Kanonenbooten, 2 großen Kreuzern und 32 Torpedobooten vorgesehen.
- Bei den wegen Spionage in der Festung Glatz sitzenden französischen Offizieren ist, wie die "Kölnische Ztg." meldet, auf höheren Befehl die Wache verstärkt und jeglicher Verkehr derselben mit der Außenwelt verboten worden. Bei dem täglichen zweistündigen Spaziergang auf dem Festungshof tritt eine besondere Wache in Dienst. Die Kost der beiden Gefangenen ist vorzüglich und auch sonst wird jede Rücksicht geübt.
- Die neuerlichen Meldungen von einem Heirathsprojekte der Kronprinzessin Wittwe Stefanie mit dem Erzherzog Franz Ferdinand werden in Wiener Hofkreisen als ganz unbegründet bezeichnet.
- In Graz gelangt der Marstall des Grafen Hartenau zum Verkauf. Die drei schönsten Pferde, sämtlich englischer Zucht, sind um den Preis von 12 000 Gulden in den Besitz des Kaisers von Oesterreich übergangen.
- Der in Paris erscheinende "New=York Herald" und der Mailänder "Secolo" bringen die Nachricht, König Humbert habe sein Vermögen nach einer Rücksprache mit seinem Hausminister bei dem Hause Rothschild in London deponiert.
- In Sibyllenort in Schlesien sind auf Bestellung des Königs von Sachsen zwei ostsibirische Rehe eingetroffen, die zum Zweck der Veredelung des Rehstandes in der dortigen Feldmark ausgesetzt werden sollen.
- Mehrere der in dem bekannten Hamburger Fahrkartenprozeß verurteilten Viehhändler haben gegen das Erkenntnis des Hamburger Landgerichts Revision eingelegt. Die verurteilten Schaffner haben sich dagegen bei dem Erkenntnis beruhigt.
- Am Freitag v. W. sind von Hamburg acht Kisten Dynamit auf einem Seeschlepper verladen worden, um zwischen Helgoland und dem äußersten Feuerschiff in einer Wassertiefe von 40 Faden versenkt und auf diese Weise unschädlich gemacht zu werden. Das gefährliche Material stammt aus dem spanischen Dampfer "Daoiz" her, der am 2. Oktober v. J. bei Cuxhaven von dem englischen Steamer "Busy=Bee" in den Grund gebohrt worden war.
- Wegen "Rauchbeschädigung" des v. Thiele=Wincklerschen Forstreviers in Myslowitz=Kattowitz ist gegen eine größere Zahl industrieller Werke Oberschlesiens eine Entschädigungsklage angestrengt worden. Nach sachverständigen Gutachten ist die Existenz des ganzen 3000 Hektar großen Waldes in Frage gestellt. Der jährliche Schaden, der fast ausschließlich durch schweflige und Schwefelsäure veranlaßt wird, ist auf rund 68 000 Mark berechnet.
- Ueber den Selbstmord eines Rittmeisters a. D. in Norderney sind inzwischen folgende Einzelheiten bekannt geworden. Der Rittmeister a. D. v. Stamer aus Berlin hat sich auf dem Grabe seiner in Norderney beerdigten Frau erschossen. Ein Gewehr, mittels welchem v. St. durch einen Schuß in den Mund sich getötet hatte, lag neben ihm. Außer Geld und Sachen ist noch ein Zettel vorgefunden worden, auf dem der Wunsch ausgedrückt ist, daß er, für den Fall er auf der Reise von Berlin nach Norderney unterwegs sterben sollte, neben seiner auf Norderney beerdigten Frau zur Ruhe bestattet werden möchte. Am 29. Dezember war der Rittmeister auf der Insel eingetroffen und hatte sich am Sonntag aus dem Hotel, in welchem er logierte, entfernt. In der Neujahrsnacht dürfte v. St. seinen Vorsatz, sich das Leben zu nehmen, ausgeführt haben; später ist er dann innerhalb des Gitters der Beerdigungsstätte seiner Frau gefunden worden.
- Fräulein Clotilde Hager, die frühere Schulreiterin des Cirkus Renz, wird sich demnächst mit Premier=Lieutenant a. D. Eltmar v. Saucken, Sohn des verstorbenen früheren Abgeordneten von Saucken, vermählen.
- Bei der letzten Vorstellung des Anzengruberschen Volksstückes "Der Meineidbauer" im Stadttheater zu Innsbruck ereignete sich ein bedauerlicher Unfall. Der Schuß, den im zweiten Akt der Kreuzweghofbauer (Herr Weißmüller) auf seinen Sohn Franz (Herr Robert) abgab, ging letzterem ins Auge. "Hilfe, Hilfe, ich bin ins Auge geschossen worden," erscholl es nach dem Schuß aus dem Hintergrund. Die Vorstellung wurde sofort abgebrochen und Robert in die Augenklinik gebracht. Ein Verlust des Auges dürfte glücklicher Weise nicht zu befürchten sein.
- Ein bedauerlicher Unglücksfall trug sich im Zoologischen Garten zu Basel zu. Einer der bewährtesten Tierwärter betrat den Gartenabschnitt eines in der Brunftzeit sehr aufgeregten Wapitihirsches, eines gewaltigen Tieres, und wurde von

[ => Original lesen: 1894 Nr. 4 Seite 7]

diesem förmlich aufgespießt. Eine Zinke des gewaltigen Geweihes zerbrach den Schädel und eine andere durchbohrte den Unterleib des armen Mannes, der ins Spital verbracht, nach 24 Stunden seinen fürchterlichen Verletzungen erlag.
- Ein betrübender Unglücksfall versetzte am Neujahrstag die Familie eines Fabrikanten in Lübeck in tiefe Trauer. Gegen Abend saß das Dienstmädchen mit einem kleinen Kinde und dem dreijährigen Söhnchen am Tische in der Wohnstube, als die Hängelampe von der Decke herabstürzte, der Glasbehälter zersprang und das brennende Petroleum ergoß sich über den Knaben. Das Mädchen hatte noch soviel Geistesgegenwart, das kleine Kind, welches es auf dem Schoße hatte, schleunigst aus dem Zimmer herauszubringen, es war unversehrt geblieben. Als es dann dem Knaben Hilfe bringen wollte, kam es jedoch leider zu spät, denn es konnte nicht mehr zu ihm gelangen; die Flammen hatten ihn gänzlich ergriffen und so mußte das bedauernswerte Kind verbrennen. Die kleine, völlig verkohlte Leiche wurde von Feuerwehrleuten aus dem Zimmer herausgetragen und in Laken eingewickelt, nachdem ein Arzt den Tod konstatiert hatte. Der Vater des Kindes war in die Stadt gegangen, während die bedauernswerte Mutter im Hause anwesend war.
- Ein Unglücksfall mit fast romanhaftem Verlauf trug sich vor 2 Tagen im Hafen von Kiel zu. Der dänische Postdampfer "Skirner" lag an der Brücke von Korför zur Abfahrt abends 10 Uhr fertig und gab den nebenan soeben von Kiel einlaufenden Viehdampfer "Agersösund" seine Signale. Da ganz unerwartet lief der "Agersösund" mitten in den Rumpf des "Skirner", brach mehrere Platten durch und beschädigte das Schiff in der Nähe der Postkammer sehr erheblich. Auch der "Agersösund" erlitt am Heck Havarie. Als die Schiffsleute nun auf die Kommandobrücke stürzten lag der Kapitän Bayer vom Schlage getroffen am Boden. Ein toter Mann, hatte er die Signale nicht mehr bemerkt und sein Schiff war steuerlos geworden.
- Ein Makler in Nieder=Saulheim bei Mainz beging einen eigentümlichen Selbstmord. Er schlug in den mit einer dicken Eisdecke versehenen Mühlbach ein Loch, schlüpfte unter das Eis und ertrank.
- Zahnoperation an einem Fohlen. Die Strafkammer zu Stallupönen (Ostpreußen) verurteilte den Rittergutsbesitzer Braemer aus Doristhal zu sechs Monaten Gefängnis und 1000 Mark Geldstrafe wegen eines gegen den Militärfiskus verübten Betruges. Braemer hatte der Remontekommission ein Fohlen als dreijährig verkauft während es nur 2 1/4 Jahre alt war. Um den Betrug zu verdecken, hatte er dem Fohlen einen Zahn gezogen.
- Eine harte Strafe traf den 16jährigen Sohn eines Gutsbesitzers im Kreise Fischhausen in Ostpreußen, der in jugendlichem Uebermut sich anheischig gemacht hatte, auf dem Rücken eines jungen bösartigen Stieres bis zum Nachbar zu reiten. Trotz aller Warnungen wurde das unvernünftige Vorhaben ausgeführt, und zwar während der Tränkung der Viehherde am Gutsteiche. Kaum hatte sich der verwegene Reiter auf den Rücken des Stieres geschwungen und sich im Genick desselben festgekrampft, als das Tier unter wütendem Brüllen nicht den Weg zum - Nachbar, sondern im sausenden Galopp direkt nach der offenen Gutsscheune nahm, gefolgt von der ganzen Viehherde. Hier geriet das wütende Tier zwischen Wagen, Pflüge und Eggen und an den spitzen, eisernen Zinken der letzteren erhielt nicht nur der Stier sondern auch der Reiter erhebliche Verletzungen; letzterem gelang es abzuspringen, kam aber hierbei zu Fall, und nun wurden ihm vom Stier durch einen Hornstoß zwei Rippen gebrochen und nicht unbedeutende Verletzungen am Kopfe beigebracht. Sämtliche Personen des Gutshofes hatten zu thun, um den jungen Mann aus seiner lebensgefährlichen Lage zu befreien.
- Die Ansiedelungskommission in Posen hat wiederum 4 Güter, die sämtlich in der Nähe der russisch=polnischen Grenze liegen und zusammen ein Areal von 15 760 Morgen bilden, um den Preis von 2 190 000 Mark angekauft.
- Die oft gerügte Unsitte, Personen, die sich setzen wollen, im letzten Augenblick den Stuhl wegzuziehen, kostete in Thedinghausen (Elsaß=Lothringen) ein Menschenleben. Einer Dienstmagd wurde der Stuhl von einem Lehrling fortgezogen; die Magd fiel und erlitt eine so schwere Verletzung des Rückgrats, daß sie am Freitag verstarb.
- Aus Freiburg bei Breisgau schreibt man: Freiburgs Weihnachtsbaum ist wohl der höchste und prächtigste der Welt. Seitdem die großherzoglich badische Familie die Weihnachtsfeiertage dort verbringt, wird am Christabend die gothische Pyramide des Münsters bengalisch beleuchtet, das von nahen Anhöhen aus wie ein riesengroßer Weihnachtsbaum anzusehen ist.
- In Pest wurde an der Donauböschung die Leiche des Grafen Ivan Somsisch gefunden; derselbe war der Erbe eines großen Vermögens und war in den siebziger Jahren auch Abgeordneter. Durch Familienzerwürfnisse kam er immer tiefer herunter. Einige Zeit war er auch Mönch, später ergab er sich dem Trunk und dem Lottospiel; wahrscheinlich ist er im trunkenem Zustand gestürzt und hat so im Elend geendet.
- Der greise Fürst Nikolaus Esterhazy liegt seit einiger Zeit in seinem Wiener Palais schwer krank darnieder und wurde bereits mit den Sterbesakramenten versehen. Der Fürst, welcher am 25. Juni 1817 geboren wurde, somit im 77. Jahre steht, erkrankte an Influenza, zu welcher sich eine Lungenentzündung gesellte.
- Die Familie Rothschild in Paris verteilte zu Weihnachten 20 000 Frks. bar und für 40 000 Franks Brotkarten an Arme.
- Trotz des strengen Befehls der Geheimhaltung ist ein Pariser Blatt, XIX. Siécle, in der Lage, die Liste der Geschworenen im Prozeß des Bomben=Attentäters Vaillant zu veröffentlichen. In der Geschworenenliste steht auch der Name des Barons Gustav von Rothschild. Das wird dem Herrn Baron viel Vergnügen bereiten.
- Ueber das schreckliche Erdbeben, von dem die Stadt Kutschan in der persischen Chorasan betroffen worden ist, werden aus Tiflis folgende Einzelheiten berichtet: Am Abend des 18. Novembers begannen in Kutschan sehr starke unterirdische Donnerschläge und heftiges Schwanken des Bodens. Als das unterirdische Geräusch fortdauerte, flohen die Bewohner der Stadt auf Höfe und Straßen. Bald wiederholten sich die unterirdischen Schläge und das Beben der Erde mit erneuter Kraft. Die ganze Stadt schwankte wie ein kleines Boot, welches von den Wellen des Meeres hin und hergeworfen wird; bald fingen einzelne Häuser an einzustürzen. Als ganze Reihen von Häusern einstürzten, eilten die Leute aufs freie Feld, aber unterwegs wurden viele von den einstürzenden Häusern begraben. Die armenischen Kaufleute, die in einer Karawansarai wohnen, verließen dieselbe erst, als das Gebäude einstürzte und ihre Waaren, große Vorräthe von Wolle aus Sabsewar und Mesched, unter den Trümmern begrub. Das Erdbeben dauerte mit wenigen Unterbrechungen von 8 Uhr abends bis 6 Uhr morgens. Fast die ganze Stadt ist zerstört; gegen 12,000 Menschen und 40 bis 50,000 Stück Vieh sind unter den Trümmern begraben worden.
- Nathaniel Wheeler, Präsident der Wheeler and Wilson manufacturing Company, starb am 31. Dezember v. Js. Wheeler war in New=York am 7. September 1820 geboren, erhielt Unterricht in einer öffentlichen Schule und war dann bis 1848 Wagenbauer. Im Jahre 1850 machte er die Bekanntschaft Allan B. Wilsons, welcher sich mit der Verbesserung einer Nähmaschine beschäftigte, aber jemanden brauchte, der dieselbe im Publikum einführte. So thaten sich beide zusammen und 1852 wurde die Nähmaschine unter der Firma Wheeler und Wilson patentirt. Im Jahre darauf erfolgte die Gründung der Gesellschaft, in deren Fabrik anfangs nur eine Maschine täglich hergestellt wurde, jetzt kann dieselbe deren 600 täglich fabriziren. Im Ganzen sollen bis jetzt 1 200 000 hergestellt worden sein.
- Infolge der ungewöhnlich starken Schneefälle sind in ganz Spanien die meisten Post= und Telegraphenverbindungen mit den Provinzen gestört und zumteil ganz unterbrochen.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 4 Seite 8]

- Das Bodenseeeis ist prachtvoll. Der ganze Untersee ist zugefroren. Für die Schlittschuhläufer sind Bahnen ausgesteckt.
- Die Stimme des Gewissens. Vor zwölf Jahren war aus Berlin ein 14jähriger Kaufmannslehrling S. flüchtig geworden. Er hatte 7200 M. bei der Reichsbank einzuzahlen und war damit durchgegangen. Der Geschädigte, ein Herr C., hat im Laufe der Jahre den größten Teil seines Vermögens verloren, gab das Geschäft auf und verzog nach Hannover, wo er als Agent lebt. Jüngst erschien nun bei C. ein junger Mann, der sich Fuchs nannte, sich als Compagnon eines Herrn S. in New=York bezeichnete und Herrn C., der längst den Lehrling vergessen hatte, die Summe von 8000 M. auszahlte, die der reuige Durchgänger als Kapital nebst Zinsen dem geschädigten Prinzipal zurücksandte. Dem früheren Lehrling war es in Amerika gelungen, ein Tuchgeschäft zu begründen, das ihm jetzt gestattet, seine Schuld wieder gut zu machen.
- Was die französischen Festungsgefangenen in Glatz nach Hause schreiben. Der Pariser "Figaro" erzählt in der Sonntags=Nummer Allerlei von den in Glatz internirten französischen Marineoffizieren Degouy und Delguey=Malavas. Nach Briefen, die von den Gefangenen nach Frankreich hatten geschickt werden dürfen, sind sie mit ihrer Lage zufrieden, da sie rücksichtsvoll behandelt würden, nebeneinander in den Kasematten wohnen und mit einander verkehren dürften, auch täglich "einige Stunden" im Festungshof spazieren gehen könnten, solange wenigstens das Wetter es erlauben würde. "Der Schneefall", setzt der "Figaro" hinzu, "ist freilich zur Winterszeit in diesen hohen Gebirgen Böhmens (!) sehr reichlich." Danach scheinen Schlesien und seine Gebirge für einen Theil der Franzosen "böhmische Dörfer" geblieben zu sein.
- Der Carneval wird in Mainz in diesem Jahre besonders festlich begangen werden. Die Einleitung am Neujahrstage war vielversprechend; es gab einen prächtigen, malerischen "Umzug," dessen verschiedene humoristische Gruppen den Beifall der Tausende von Zuschauern fanden. Aufsehen erregte die Verspottung der Weinsteuer. Traurig, mit den bekannten Kiepen auf dem Rücken gingen die Winzer des Rheingaues einher; schwarzer Flor war, an ihren Kleidern befestigt. Dann kam die Weinernte des Jahres 1893. Auf einem Wagen mit schwarzweißen Fässern lag sie und auf dem Kutschersitz hatte der ebenfalls mit Trauerflor behangene Bachus Platz genommen. Trübselig blickte er auf die zu beiden Seiten des Fuhrwerks schreitenden, ingrimmig dreinschauenden Steuerbeamten. Hinter diesen Fuhrwerken ging ein Knabe in leinenem Gewand, dessen Gewand mit Inschriften, wie "Trinkt Wasser" bedeckt war.
- Am 1. Januar wurde in England der großartige Manchester=Schiffskanal dem Verkehr übergeben, nachdem bereits eine Gesellschaft geladener Gäste am 18. Nov. mit einem Dampfer von Eastham nach Manchester gefahren war. Die eigentlichen Eröffnungsfeierlichkeiten sollen erst zu Ostern, in einer günstigeren Jahreszeit stattfinden. Der Plan Manchester mit dem Meere durch einen für große Schiffe zugänglichen Kanal zu verbinden, tauchte bereits im Jahre 1825 auf wurde aber verworfen. Dasselbe Schicksal erlitten ähnliche Projekte in den Jahren 1838 und 1840. Der nun ausgeführte Plan wurde zuerst im Jahre 1877 aufgestellt, allein erst im Jahre 1882 nahm derselbe eine bestimmte Gestalt an, als am 15. Dez. des genannten Jahres die erste Bill im Parlament eingebracht wurde. Am 11. Nov. 1887 erfolgte der erste Spatenstich in Eastham, und seitdem ist die Arbeit unter mannigfachen Schwierigkeiten unausgesetzt fortgeführt worden. Statt 8 Mill. Lstr. (160 Mill. Mark), wie anfangs veranschlagt war, hat das Riesenwerk 15 428 000 Lstrl. (308 560 000 Mark) gekostet. Der Kanal gestattet den größten Ozeandampfern bis nach Manchester hinaufzufahren, ja er macht sie sogar von Ebbe und Flut unabhängig, was nicht einmal bei der Einfahrt in die Liverpooler Docks der Fall ist. Die Gesamtlänge des Kanals beträgt 35 1/2 Meilen = 57 Kilometer.
- Vom Kaiser Wilhelm=Denkmal auf dem Kyffhäuser. Vom Kyffhäuser wird geschrieben: Die Einnahmen für das Kaiser Wilhelm=Denkmal betrugen nach der neuesten Uebersicht über den Stand dieses, bekanntlich von den deutschen Kriegervereinen ins Leben gerufenen größten deutschen Denkmals 556 000 M., die Ausgaben 431 000 M., sodaß ein Bestand von 125 000 M. noch vorhanden ist. Unter Zurechnung von etwa 20 000 M., die in den Kassen der einzelnen Landesverbände liegen, stehen für den Weiterbau also noch 145 000 M. zur Verfügung. Da zur Fertigstellung des Denkmals noch 225 000 M. erforderlich sein werden, ist der Denkmalsausschuß eifrig bemüht, die noch fehlende Summe aufzubringen. Damit wird die Sache aber noch nicht abgeschlossen sein, da die laufende Instandhaltung des kolossalen Bauwerks auf dem 457 Meter hohen, allen Stürmen und Wettern ausgesetzten Berggipfel nicht unbeträchtliche Mittel fordern wird und auch in dieser Beziehung vorgesorgt werden muß. Als Tag der Enthüllung des Denkmals ist der 10. Mai 1896 bestimmt in Aussicht genommen; also der 25jährige Gedenktag des Frankfurter Friedens.
- Zur Frauenfrage. "Ich weiß garnicht, was die Frauen noch für Rechte verlangen! Meine Frau tyrannisiert mich, unsere Töchter tyranisieren uns Beide, und die Köchin tyrannisiert die ganze Familie. Sind das nicht genug Frauenrechte?


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