No. 93
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. November
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 93 Seite 1]

          Der Hufenpächter Peter Wittfoth zu Duvennest ist für diese Dorfschaft als Viceschulze bestellt, als solcher heute vereidigt und in sein Amt eingeführt.
          Schönberg, den 21. November 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Bekanntmachung.

                    Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1893 stattfindet

am Mittwoch, den 6. December d. Js.,
Morgens 10 Uhr,
in Wismar

im Alde'schen Locale "Zur Insel" vor dem Lübschen Thore.
                  Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 26, 7 der Wehr=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirke, welche im Jahre 1873 und früher geboren und mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
                  Es wird bemerkt, daß nach §. 23,2 der Wehrordnung zu rechnen sind:

1. zur seemännischen Bevölkerung.
a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind;
b. See=, Küsten= und Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben;
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind;
d. Maschinisten, Maschinistengehülfen und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.
2. zur halbseemännischen Bevölkerung:
e. Seeleute, welche als solche auf deutschen oder außerdeutschen Fahrzeugen mindestens 12 Wochen gefahren sind;
f. See=, Küsten= und Hafffischer, welche die Fischerei zwar weniger als ein Jahr aber gewerbsmäßig betreiben.
                  Schönberg, den 11 November 1893.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Zum Toten=Sonntag.

Hin geht die Zeit, her kommt der Tod. Es ist ein alter schöner Brauch der Christenheit, ehe das Kirchenjahr zu Ende geht, noch derer zu gedenken, die nicht mehr bei uns sind. In des Lebens Kampf halten wir inne an diesem Tag und blicken um uns, wer noch mit uns dieselbe Straße wandelt, und wer, dem Ruf des Todes folgend, von denen, die uns lieb gewesen, schon abgebogen ist vom gemeinsamen Pfade. Dem fehlt des Vaters, jenem der Mutter Hand, die sie bisher geleitet; der sucht des Bruders treues Auge und diese ihr geliebtes Kind. Sie alle sind dem großen, dem stillen Zug des Todes, der ernst dahingeht, nachgefolgt. Und aller derer, die vor uns hinabgestiegen sind, gedenken wir am heutigen Tage; wir suchen ihre Gräber auf, um mit des Jahres letzten Blüten diese zu schmücken.
Und heimgekehrt vom Gottesgarten wendet unser Blick sich dem eigenen Innern zu. Wie lange wirst du selbst noch auf der Erde wallen? Wann kommt die Stunde, daß man auch dich zum letzten Schlummer in die kühle Erde bettet? Vielleicht schon bald! Wenn morgen Abend vom Firmament die Sonne scheidet, neigt sich vielleicht auch dein Leben schon niederwärts. So sei darauf bedacht, solange dir noch Kraft gegeben ist, zu wirken und zu schaffen, daß man dereinst, wenn man dein Thun bespricht, von einem tüchtigen, von einem guten Menschen redet. Bestelle dein Haus, vertraue deinem Gott, dann mag die Totenglocke jeder Zeit erschallen, die Uhr mag stille stehen, der Zeiger fallen, du wirst nicht unvorbereitet vom Tod betroffen werden.

So ist der Totensonntag auch ein Fest,

[ => Original lesen: 1893 Nr. 93 Seite 2]

wennschon ein stilles. Geweiht den heimgegangenen Lieben, wird er zur Feier der Erkenntniß unserselbst, denn das Angesicht des Todes hat nicht nur eine niederbeugende, es hat auch eine reinigende und eine läuternde Kraft.
An der Totenfeier läuten die Glocken:
                          Was wir bergen
                          In den Särgen,
                          Ist nur Erdenkleid;
                          Was wir lieben,
                          Ist geblieben,
                          Bleibt in Ewigkeit.


- Wie die "Kieler Zeitung" mittheilt, hat der Kaiser nach Vereidigung der Marinerekruten eine kurze Ansprache gehalten, in der er die Rekruten ermahnt hat, gehorsam zu sein und der Flagge im Ausland durch gutes Benehmen den fremden Nationen gegenüber Ehre zu machen. Bei der Abfahrt hat der Monarch dem Polizeimeister Lorey seine Anerkennung wegen dessen Vorgehen in der Spionageaffaire ausgesprochen.
- Gefahr für den kaiserlichen Zug. Der Sonderzug des Kaisers, welcher am 24. d. Vormittags um 10 Uhr auf der Fahrt von Kiel nach der Göhrde Hamburg passierte, gerieth, wie aus Hamburg gemeldet am Dammthorübergang in Gefahr, mit einem über das Geleise fahrenden Steinwagen zusammenzustoßen. Glücklicherweise gelang es dem dort postirten Beamten und dem Führer des Wagens die Pferde so anzutreiben, daß das Geleise wenige Sekunden vor der Ankunft des Sonderzuges, der am Dammthor nicht gehalten hatte, sondern mit unvermindeter Geschwindigkeit dahinfuhr, frei wurde.
- Das Präsidium des Reichstages, die Herren von Levetzow, Frhr. v. Buol und Dr. Bürklin, sind im Neuen Palais bei Potsdam vom Kaiser in besonderer Audienz empfangen worden. Wie aus Berlin berichtet wird, begrüßte der Kaiser die drei Herren auf das freundlichste und freute sich über die Wiederwahl derselben. Mit Herrn von Levetzow sprach der Kaiser, in Anknüpfung an die nächste Tagesordnung, von den Handelsverträgen und auch über die Unterhandlungen wegen eines Handelsvertrages mit Rußland, welcher nicht so schnell zu Stande zu bringen sei, als vielleicht vielfach gewünscht werde. Den Freiherrn von Buol sagte der Kaiser nach dem Ausfall der Weinernte, und auf dessen Erwiderung, daß sie besser hätte sein können, bemerkte er launig, daß man wohl nur klage, weil die Weinsteuer in Sicht sei. Der Kaiser gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Verhandlungen des Reichstags gedeihlichen Fortgang nehmen werden, und verabschiedete die Herren mit freundschaftlichem Händedruck. Unmittelbar darauf ist das Präsidium von der Kaiserin empfangen worden.
- Zur Berichtigung oder Ergänzung der Mittheilung des Reichsanzeigers über das Gespräch, das der Reichskanzler mit dem konservativen Abgeordneten v. Manteuffel über die Lage der Landwirtschaft gehabt hat, erklärt Letzterer in der Kreuz=Zeitung:
Auf seine Befürchtung, daß ein großer Teil der Landwirte die Hypothekenzinsen nicht würde bezahlen können, habe Graf Caprivi Folgendes erwidert: Nur wenn die Güterpreise auf ein Niveau zurückgingen, welches dem derzeitigen Wert des Grundes und Bodens und seiner Ertragsfähigkeit entspräche, könne die Landwirtschaft wieder gesunden; deshalb würden seiner Ueberzeugung nach nur die Landwirte, denen es klar wäre, daß sie zu teuer gekauft bezw. das Gut in Erbschaft zu hoch angenommen hätten, und die sich dazu eutschlössen, den Grundwert des Gutes und seine Ertragsfähigkeit niedriger einzuschätzen, als bisher, und demzufolge billiger zu wirtschaften und zu leben, in Zukunft sich halten können; denen aber, die hierzu der Höhe ihrer Verschuldung wegen außer Stande seien, könne zu seinem Bedauern, eben nicht geholfen werden.
- Die Steuergesetze und der Gesetzentwurf über die Finanzreform sind im Bureau des Reichstages eingegangen zur Vertheilung unter die Abgeordneten. Ebenso sind eingegangen der Gesetzentwurf wegen Gewährung von Unterstützungen an Invaliden aus den Kriegen von 1870 und an deren Hinterbliebenen, der Entwurf eines Gesetzes zum Schutz der Warenbezeichnungen, ferner die Novelle über den Unterstützungswohnsitz und eine Ergänzung des Strafgesetzbuchs.
- Die Stimmungsberichte aus der Sphäre des Reichstags gestatten wohl noch keinen sicheren Schluß auf den Gang der bevorstehenden wichtigen Debatten, aber hinsichtlich eines Punktes läßt die von ihnen verbreitete Klarheit nichts zu wünschen übrig: eine geringere Bereitwilligkeit, neue Steuern zu bewilligen, ist im Reichstag selten vorhanden gewesen. Das gilt im Allgemeinen und für die verschiedensten Parteien. Die Steuergesetze werden daher zweifellos zu den heftigsten Debatten Anlaß geben. Dagegen erwartet man bei der Berathung der Handelsverträge eine Ueberraschung, welche die Situation nicht unwesentlich und zwar zu Gunsten des Reichskanzlers verschieben würde. In agrarischen Kreisen munkelt man nämlich, daß der Gedanke der Aufhebung des Identitätsnachweises für Getreide bei der Reichsregierung nicht mehr den Bedenken wie früher begegnet, und man erinnert sich mit einem gelinden Schrecken der Thatsache, daß man früher einmal erklärt hat, die Landwirthschaft könne ganz ohne Getreidezölle auskommen, wenn man nur den Identitätsnachweis aufhebe. Graf Caprivi soll nicht ganz abgeneigt sein, den Zankapfel des Identitätsnachweises in die agrarischen Reihen zu schleudern.
- Vor einigen Tagen traf beim Pfarrer Kneipp in Wörishofen zur Kur ein hoher Gast ein, der Bruder des Kaisers von Oesterreich.
- Der voraussichtliche österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand tritt demnächst eine dreimonatliche Rundreise durch Europa an, wobei er die befreundeten Höfe, auch Rom, besucht. Eine Reise des Grafen Kalnoky nach Monza wird hiermit in Verbindung gebracht.
- Die Leiche Fürst Alexanders sollte am Freitag abend vermittels Extrazuges nach Sofia überführt werden. Sie wird begleitet von den Prinzen Heinrich und Franz Joseph Battenberg, dem Kabinetsrat Menges, Stallmeister Dieffenbach. Die Beisetzung in Sofia findet am Sonntag um Mitternacht statt. Es werden dort dazu außerordentliche Vorbereitungen getroffen. Aus allen Landesteilen treffen bereits Deputationen ein. Auf den Höhen von Slivnitza werden die Stellungen der bulgarischen Truppen in dem Kampfe im Jahre 1885 durch Batterien markiert sein, welche beim Erscheinen des Leichenzuges Salutschüsse abgeben.
- Großes Aufsehen erregten Soeben in London Admiral Lord Alcesters Aeußerungen über den Stand der englischen Flotte. Er bezeichnet denselben als weit schlechter als im Jahr 1887, wo ein neuer Flottenbauplan votiert wurde. England müsse heute zwanzig Millionen Pfund (400 Millionen Mark) aufbringen, wenn seine Flotte auch nur annähernd den vereinigten russischen und französischen Flotten gleichkommen solle. Schlimmer sei aber noch der Mangel an Mannschaften. England verfüge gegenwärtig, falls etwas vorkomme, über kaum mehr als ein drittel der Flotten=Mannschaft, die es haben müßte.
- Mundella erklärte im Unterhause, daß nach den bis Donnerstag Morgen im Handelsamt eingelaufenen Berichten während des letzten Sturmes an den britischen Küsten 237 Menschen umgekommen und 508 gerettet worden sind, darunter 303 durch die Rettungsboote und Apparate der Küstenwachen. Die Rettungsboote der Roylll National Institution waren in der gefährlichsten Sturm=Periode sechzig Mal auf See hinausgefahren und retteten 192 Personen.
- Unter dem Verdacht einer nihilistischen Verschwörung sind in den letzten Tagen in Warschau 80 Personen, zumeist Studenten, verhaftet und in die Zitadelle gebracht worden. In der Stadt herrscht darüber große Erregung.
- In dem Lande der Exzentrizitäten. In einer kleinen Stadt Englands starb vor ewigen Tagen ein alter Zahnarzt, der 50 Jahre seines Lebens damit hingebracht, die Backenzähne seiner Mitbürger herauszureißen. In seinem Testamente bestimmte er, daß er zusammen mit allen Zähnen, die er in seinem Leben gezogen hatte, begraben zu werden wünsche. Seine Erben erfüllten pietätvoll den merkwürdigen Wunsch und ließen ihm gegen

[ => Original lesen: 1893 Nr. 93 Seite 3]

30 000 Zähne, die von ihm gezogen waren, in den aus diesem Grunde besonders geräumig angefertigten Sarg legen. Ueber den Geschmack läßt sich nicht streiten . . .


Anzeigen.

Der von mir gegen das Dienstmädchen Kathinka Magdalene Sofie Wortmann, geboren am 19. Februar 1857 zu Lübeck, unterm 15. d. M. wegen Diebstahls erlassene Steckbrief ist durch dessen Ergreifung erledigt.
Schönberg, den 23. November 1893.

Der Amtsanwalt.
A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 3.
Am Donnerstag, den 30. November,

Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf folgende Holzsortimente bei beschränkter Concurrenz öffentlich meistbietend verkauft werden:

Aus dem Pellmoor.

  42 Rm. Loheichen=Knüppel I. u. II. Cl.

Aus den Duvenester=Tannen.

  25 Stück Kiepentannen.
120 Rm. Kiefern, Kluft und Knüppel
  40 Rm. Kiefern, Rodestämme.

Aus den Herrenburger=Tannen.

  15 Fuder kiefern Durchforstholz I. u. II. Cl.
Schönberg, den 23. November 1893.

                                                    Der Oberförster.
                                                        C. Hottelet.


Oeffentliche Versteigerung.
Sonnabend, den 2. Dezember d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

sollen auf der Woisin'schen Stelle zu Lindow

2 Kühe
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg den 27. November 1893.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Der Weg durch Pogetz ist wegen Brückenbau von Montag, den 4. Dezember ab bis auf Weiteres gesperrt.

                                                    Die Dorfschaft Pogez.


Das Fahren, Reiten und Viehtreiben über meine beackerten resp. Weideschläge wird hiermit bei Strafe der Pfändung verboten. Die durch meine Feldmark führenden Wege sind sowohl für leichtes als für schweres Fuhrwerk gut passirbar.

Hof=Lockwisch,
d. 22. Novbr. 1893.
                                                     Dierking.


Durch das Arbeits=Nachweis=Bureau in Schönberg sind von jetzt an bis Neujahr tüchtige Dienstmädchen reichlich zu beziehen und bittet um baldige Aufträge

                                                    der Geschäftsführer
                                                    F. Becker.


Ein junger tüchtiger                          
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findet dauernde Beschäftigung bei                                                    
                                                    C. Schwedt.


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empfiehlt zu billigsten Preisen                                                     Aug. Spehr.


Was ist Lavatus.


Um unnöthiges Porto zu ersparen, bitte ich hierdurch meine geehrten Bierkunden, alle Biergebinde binnen 14 Tagen bei mir abzuliefern.

Hochachtungsvoll
                                                    C. Schwedt.


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Th. Liebert
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Um recht frühzeitige Aufträge zur Weihnachtszeit bittet ganz ergebenst

                                                    D. O.


Gelbe und grüne Kocherbsen
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Den                                                    
Alleinverkauf

meiner auf der Düsseldorfer Gewerbe-Ausstellung prämiirten Rauchtabak-Fabrikate für Schönberg habe ich dem Herrn

H. Brüchmann

übertragen.

Burgsteinfurt, den 30. September 1893.
        (Westfalen.)

                                                    Fr. Rotmann.


Danksagung.

Für die vielen Kranzspenden, so wie allen denen, die meiner innigstgeliebten Frau die letzte Ehre erwiesen und sie zu Ihrer Ruhestätte geleitet, auch dem Gesangverein "Fidelitas" für den am Grabe meiner innigstgeliebten Frau gesungenen Gesang "Christus, der ist mein Leben" u. s. w., sowie dem Herrn Pastor Horn für seine trostreiche Trauerrede, spricht im Namen der Hinterbliebenen seinen innigsten Dank aus

der tiefbetrübte Gatte                          
                                                    W. Bohnhoff.
Selmsdorf, den 27. November 1893.                                                    


[ => Original lesen: 1893 Nr. 93 Seite 4]

H, BRÜCHMANN empfiehlt zum bevorstehenden Weihnachtsfeste:

Syrup, hellen dicken, bei 5 Pfd. 17 Pfennig (Mecklenburg)., besten echten engl. Syrup 30 Pfennig (Mecklenburg)., gem. Zucker bei 5 Pfund 29 Pfennig (Mecklenburg). 1 Pfund 30 Pfennig (Mecklenburg)., Mandel, süße u. bittere 1 Pfund 85 Pfennig (Mecklenburg)., Succade 1 Pfund 85 Pfennig (Mecklenburg)., Orangen 1 Pfund 85 Pfennig (Mecklenburg)., Rosinen ohne u. mit Steinen 1 Pfund 25 Pfennig (Mecklenburg)., Corinthen 1 Pfund 25 Pfennig (Mecklenburg)., Schmalz, bestes, Pfd. 60 Pfennig (Mecklenburg)., Buchweizengrütze Pfd. 16 Pfennig (Mecklenburg)., Maschinenöl bei 5 Pfd. 23 Pfennig (Mecklenburg)., Reismehl, hochfein, 1 Pfd. 16 Pfennig (Mecklenburg)., Reis, grobkörnig 1 Pfd. 15 Pfennig (Mecklenburg)., Gerstgrütze 1 Pfd. 14 Pfennig (Mecklenburg)., Pfeffer 1 Pfd 85 Pfennig (Mecklenburg)., Stücken=Zucker 1 Pfd. 33 Pfennig (Mecklenburg)., Hut=Zucker 1 Pfd. 31 Pfennig (Mecklenburg)., Petroleum bestes 1 Pfd. 10 Pfennig (Mecklenburg)., Petroleum Liter 15 Pfennig (Mecklenburg)., braune Oel=Seife 1 Pfd. 18 Pfennig (Mecklenburg)., gelbe Stücken Seife Pfd. 24 Pfennig (Mecklenburg)., Soda Pfund 5 Pfennig (Mecklenburg)., Bleichsoda Pfd. 12 Pfennig (Mecklenburg)., Kartoffelmehl Pfd. 15 Pfennig (Mecklenburg)., sowie weitere Gewürze als Canehl, Cardemom, Wurstkraut, Salpeter, Nelken, Anis usw.


Verlag von J. F. Schreiber in Esslingen bei Stuttgart.

Dr. C. H. v. Schuberts
Naturgeschichte der drei Reiche
mit der Anatomie des Menschen.

2500 Abbildungen auf 205 Farbdrucktafeln und 375 Folio-Seiten Text.

I. Abteilung.
Das Tierreich.
91 Tafeln mit 850 farbigen Abbildungen.
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II. Abteilung.
Das Pflanzenreich.
54 Tafeln mit 650 farbigen Abbildungen.
     Löwenkopf      III. Abteilung.
Das Mineralreich.
42 Tafeln mit 683 farbigen Abbildungen.
-------------------------------------
IV. Abteilung.
Der Bau des menschlichen Körpers.
10 Tafeln mit 100 Abbildungen.

Unübertroffenes Werk für Schule und Familie.
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Besondere Vorzüge dieser Naturgeschichte sind die naturgetreuen farbigen Illustrationen. Bilder und Texte stehen auf der Höhe der Zeit. Autoren ersten Ranges haben daran mitgearbeitet.

Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.
Jede Buchhandlung ist im Stande das Werk zur Ansicht vorzulegen.

Vollständig in 96 Lieferungen à 50 Pfennig.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.
Gedächtniß=Feier der Schlacht bei Loigny
Theater und Ball
am Sonntag, den 3. Dezember d. J.
im Saale des Herrn J. Boye hieselbst.
1. Festrede,
2. Nichte und Tante,
    Lustspiel in 1 Aufzuge von C. A. Görner,
3. Krieg und Frieden oder Kutschke als Budiker,
    Schwank m. Gesang in 1 Akt v. Fr. Volger.

Eintrittskarten: 1. (nummerirt.) Platz 1 Mark, 2. Platz 50 Pf., Gallerie 30 Pf.
sind vom Sonnabend, den 2. Dec., ab bei den Kameraden Creutzfeldt und Diersen hies. sowie abends an der Kasse zu haben.
Vereinskameraden nebst Familien unter Hinweis auf die protocollarische Beschlußfassung vom 5. Novbr. d. Js. haben freien Eintritt.

Tanzschleife für Herrn zum Ball 1 Mark.
Kassenöffnung 7 Uhr.                                                     Anfang 7 1/2 Uhr.

Zu recht zahlreichem Besuch von Stadt und Land ladet freundlichst ein

                                                    Der Vorstand.


Carlow i. M.
Freitag den 1. December
Grosses
Militair-Conzert
ausgeführt von dem Musikkorps des
Lauenburgischen Jäger Bataillons Nr. 9
unter Leitung des Musikdirigenten Herrn
E. Hohenwald.
Kassenöffnung 6 Uhr. - Anfang 6 1/2 Uhr.
Nach dem Concert
Ball.
Hierzu ladet ergebenst ein                                                    
                                                    Ad. Eduard Creutzfeldt.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 55-57 M., große Schweine 56-57 M., Sauen 43-52 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 93 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 93 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 28. November 1893.


Aus deutschem Bauernleben in verschiedenen Jahrhunderten.
(Schluß.)
V. Am Vorabend der Reformation.
Um 1500.

Dreihundert Jahre später - und wir sehen fast allenthalben in deutschen Landen den Bauernstand politisch machtlos und wirthschaftlich ruinirt. Nicht lange hatte der Wohlstand vorgehalten, zu dem die Kreuzzüge dem Bauern verholfen. Zu schwer waren die Lasten, die seit längerer Zeit in Gestalt von Abgaben und Dienstleistungen auf ihn drückten und an seinem Gute zehrten, und deren Zahl sich immer noch vermehrte, dergestalt, daß ein späterer politischer Schriftsteller 7 1/2 Hundert verschiedene Bezeichnungen für dieselben hat zusammenstellen können. Das Aufkommen zahlloser größerer, kleiner und kleinster Territorialherren, die bei der Ohnmacht des Kaisers je länger desto mehr als unumschränkte Gebieter schalteten und walteten, war besonders nachtheilig für den so gut wie schutzlos ihnen preisgegebenen Bauern. Und was der weltliche Herr nicht forderte und beitrieb, das nahm die Kirche für sich in Anspruch. So lieferte denn der Bauer jahraus jahrein die 10. Garbe, auch den 10. Theil von Wein, Gemüse und Obst, ja vom Fleisch geschlachteter Thiere an die Kirche, häufig oder meist denselben Theil an den weltlichen Herrn. Welche kolossale Abgabe, wenn man bedenkt, daß sie nicht nach dem Reinertrag, sondern nach dem Brutto=Ertrag bemessen wurde. Eine große Rolle spielten ferner die bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten zu liefernden Hühner. Für die Erlaubniß, Leseholz zu sammeln, Laub zu holen, zu weiden, gab der Bauer das Holzhuhn, das Laubhuhn und Weidehuhn. Das Bubenhuhn wurde für jeden mündigen Sohn bis zu seiner Verheirathung gefordert. Daneben gab es Fastnachts=, Hals=, Haupt=, Leibhühner, Gauhühner u. a. m. Aber nicht genug mit den Abgaben an Naturalien. Auch Geldsteuern (Beden) hatte er zu entrichten, zu Fehden und Kriegen, zur Ausstattung von Töchtern wie zur Ausrüstung von Söhnen des Gutsherrn. All das zu leisten wurde aber dem Bauern noch erschwert durch die Fronen, d. h. die dem Herrn zu leistenden Dienste. Schon seit ziemlich früher Zeit galt es als Regel, daß drei Tage (also die halbe Arbeitszeit) dem Herrendienst gehörten. Aber Selbst dabei blieb es nicht. Man machte dadurch, daß man die ganzen Tage in halbe oder viertel Tage zerriß, dem Bauern jede Verfügung über seine Arbeitszeit und jede verständige Eintheilung derselben unmöglich; man vermehrte sogar die Zahl der Frontage. Wer sollte solche Uebergriffe verhindern, da der Peiniger meist auch der Richter war? Auch der Frondienste gab es zahlreiche Arten: Baufronen und Wachfronen, Jagd= und Forstfronen u. a. m. Schlimm war, daß auch die Zeit des Frondienstes der Gutsherr bestimmte. Da ging natürlich dessen Arbeit vor, und der Bauer mochte sehen, wie er in der übrigen Zeit, mit ermüdeter Kraft und vielleicht bei ungünstiger Witterung mit seinen Arbeiten fertig wurde. Und wie wurde ihm der ohnehin kümmerliche Ertrag derselben noch durch die Fehdelust und den Jagdsport der Herren geschmälert. Was kümmerte es die Schaar der Reisigen, wenn ihre Gäule des Bauern Feld zerstampften, was den Herrn und seine Gäste, wenn die Hetzjagd "durch Korn und Dorn, durch Weid' und Stoppel" sauste? Uebertrieben groß war auch der Schaden, den das sorgsam geschonte Wild, namentlich das Schwarzwild, anrichtete. Nur unvollkommen vermochte der Bauer sich vor demselben zu schützen, da es ihm nur gestattet war, das Wild zu scheuchen, aber bei schwerer, grausamer Strafe verboten, es zu töten. Die Ruhe mancher Nacht mußte der am Tag Vielgeplagte zum Schutz seines mühsam bestellten Ackers opfern. Und zu alledem kam vielfach noch empörender Uebermuth und unmenschliche Grausamkeit, womit der Gutsherr den zum Leibeigenen herabgesunkenen Bauern peinigte. Und an die Scholle gebunden, vermochte sich dieser dem Zwang der Knechtschaft nicht zu entziehen. Was Wunder, daß endlich der Bauer, zur Verzweiflung gebracht, sich gegen seine Bedrücker erhob und in den entsetzlichen Greueln des Bauernkrieges alle Leiden heimzahlte! "Wer Wind säet, erntet Sturm": Adel und Kirche mußten es jetzt erfahren aus den rauchenden Schutthaufen der Burgen und Klöster; und zwischen den Spießen der Bauern hindurchgejagt, büßte manch einer, der vordem von seinem Roß verächtlich auf sie herabgeschaut, den frevelnden Uebermuth, mit dem er das Ebenbild Gottes, das auch in dem Geringsten ist, geschändet. - Doch aus den blutigen Greueln erblühte dem Bauer keine fröhliche Saat. Blutig ward ihm wieder heimgezahlt; er erlag der Uebermacht und trug weiter seufzend sein schweres Joch. Bis weit hinaus über die Zeit des großen Krieges, der 30 Jahre lang unser Vaterland durchtobte und natürlich mit am schwersten den Bauernstand traf, finden wir keine nennenswerthe Besserung. Eine tiefe Kluft schied ihn von denen, die sich besser dünkten als der Bauer. Wie verächtlich man auf ihn herabsah, zeigt das 1684 erschienene Buch: "Des Neunhäutigen und Haimbüchenen schlimmen Baurenstands und Wandels Entdeckte Uebel=, Sitten und Lastenprob", welches seine Schilderung mit den Worten beginnt: "Bauren sind zwar Menschen, aber etwas ungehobelter und gröber als die anderen." Nur langsam wich diese Meinung einer menschenwürdigeren Auffassung von Leben und Beruf des Landmannes. Die warme Menschenliebe des Pietismus und die geistige Aufklärung der Philosophie arbeiteten jede an ihrem Theil, den Boden zu bereiten, in dem humanere Anschauungen wirken konnten, bis endlich kluge, thatkräftige Herrscher sich des Bauernstandes annahmen, durchdrungen von der hohen Bedeutung desselben für das Gedeihen der Gesammtheit. Wie namentlich in dem kraftvollen und gesunden Staatsleben der Hohenzollern durch dieses Herrscherhauses, insbesondere des großen Königs, und seiner Berater Bemühungen auch der Bauernstand gesundete, davon vielleicht später einmal ein mehreres.


- Schönberg. Wie vorsichtig man beim Aufhängen von Hängelampen sein muß, möge folgender Vorfall, lehren: Der Hauswirth F. Kröpelin in Falkenhagen hatte in seiner Wohnung eine Hängelampe an einem Balken befestigt. Da aber der Abstand zwischen der Flamme der Lampe und dem Balken nur ein geringer war, wurde letzterer durch die Hitze der Flamme entzündet. Als sich K. mit seiner Frau zur Ruhe begab, wurde zwar die Lampe ausgemacht, jedoch nicht bemerkt, daß der Balken von dem Feuer erfaßt war. Zufällig befindet sich die Schlafstube der Familie Kröpelin über diesem Balken. Nachts gegen 2 Uhr war die Schlafstube mit dickem Rauch angefüllt und das Feuer hatte bereits größeren Umfang angenommen, und es hätte die genannte Familie sicherlich ersticken müssen, wenn nicht K. zur selbigen Zeit erwacht wäre. Nachdem er seine Familie in Sicherheit gebracht hatte, rief er die Dorfschaft und die Spritze zur Hülfe. Das Feuer wurde bald gelöscht. Ein bedeutender Schaden ist nicht zu verzeichnen. - Von dem hier zu Anfang dieser Woche heftig wüthenden Sturmwinde wurden in dem Niendorfer Gehölze 2-300 Tannen vollständig entwurzelt.
- Schönberg. Die in unserer vorigen Nummer gebrachte Notiz von der Verletzung eines hiesigen Tischlergesellen ist, wie uns von seinem Meister mitgetheilt wird, dahin richtig zu stellen, daß der Geselle nicht ausgeschlossen war und nicht von außen sich Eingang durch das Fenster in die Wohnung zu verschaffen suchte, sondern sich die Verletzung an der Hand dadurch zugezogen hat, indem er im Schlaf

[ => Original lesen: 1893 Nr. 93 Seite 6]

aufgestanden und durch das Fenster in's Freie zu kommen versuchte.
- Auf Veranlassung des Magistrats in Berlin werden in diesem Winter wahrscheinlich auf allen größeren Schulhöfen Berlins künstliche Eisbahnen hergestellt werden, die ausschließlich nur für die Schüler und Lehrer der betreffenden Anstalten bestimmt sind. Das Schlittschuhlaufen soll dort an allen schulfreien Nachmittagen unter Aufsicht der Lehrer stattfinden.
- Die gute Stadt Mittenwalde, in deren Archiv kürzlich eine im Jahre 1562 von dem Rath der Städte Berlin und Köln ausgestellte Schuldurkunde über 400 Gulden nebst 6 Prozent Zinsen aufgefunden worden ist, läßt in der That nicht locker. Bei dem Berliner Magistrat ist nunmehr eine beglaubigte Abschrift der Urkunde eingelaufen und das Ersuchen daran geknüpft worden, das Dokument zu prüfen und sich demnächst zu erklären.
- Aus Arolsen wird geschrieben, daß dort mit einer gewissen Bestimmtheit das Gerücht zirkuliere, daß eine Verlobung des Prinzen von Neapel, des Kronprinzen von Italien, mit der Prinzessin Elisabeth von Waldeck und Pyrmont, der jüngsten Schwester des jetzigen Fürsten und der Königin=Regentin von Holland, wahrscheinlich sei. Die Anwesenheit eines höheren italienischen Staatsbeamten in Arolsen wird mit diesem Heirathsprojekt in Verbindung gebracht.
- Bei der jüngsten Kaiserjagd in Kuchelna wurden von den Gästen des Fürsten Lichnowsky nicht weniger als 3131 Fasanen, 5 Hasen und 1 Kaninchen zur Strecke gebracht. Der Kaiser benutzte bei dieser Jagd von den mitgenommenen 11 Gewehren 4 und schoß damit 730 Fasanen und 1 Kaninchen. Im Ganzen hat er gegen 2000 Schüsse abgegeben. Bei dem folgenden Mahle im Schlosse spielte eine Ulanen=Kapelle Armeemärsche und Fanfaren und der Kaiser nahm der "Köln. Ztg." zufolge selbst den Taktstock in die Hand und dirigierte einen Fanfarenmarsch.
- Die im Kaiserl. Gesundheitsamt zu Berlin täglich eingehenden amtlichen Berichte über den Stand der Cholera und die weiterhin angestellten Ermittlungen ergeben, daß in Hamburg seit dem 2., in Altona seit dem 7. November d. J. ein neuer Cholerafall nicht vorgekommen ist. Es ist hiernach anzunehmen, daß die Cholera in diesen Elbhäfen, wo sie den Charakter einer Epidemie in diesem Jahre überhaupt nicht angenommen hat, nunmehr erloschen ist.
- Aus Erfurt wird gemeldet: Auf den Staatsbahnen wird an Stelle der jetzigen Westinghousebremse, die den gestellten Anforderungen nicht entspricht und namentlich im Winter einfriert, die Karpenterbremse wieder eingeführt.
- Als ein großer Erfolg der deutschen bezw. der Berliner Industrie kann es angesehen werden, daß vor einigen Tagen der Regierung eines südamerikanischen Staates in Berlin 20 000 Uniformen im ungefähren Betrage von 600 000 M. bei einer Militäreffektenfabrik bestellt hat, ein Auftrag, der bisher stets nach Paris vergeben wurde.
- Die Gräfin Herbert Bismarck, geb. Hoyas, schenkte am Sonntag abend in Schönhausen ihrem Gemahl ein Töchterchen.
- Dem Grafen Herbert Bismarck sind auf die Anzeige der Geburt einer Tochter zahlreiche Glückwunsch=Telegramme zugegangen, darunter von der Kaiserin Friedrich, dem Grafen und der Gräfin Henckel v. Donnersmarck, dem Grafen und der Gräfin Waldern aus Altona, Lord Roseberry aus England u. a. m. Fürst Bismarck hat somit sechs Enkel bezw. Enkelinnen. Seine Tochter, Gräfin Marie zu Rantzau, deren Gemahl Gesandter im Haag ist, hat drei Söhne, von denen der älteste den Namen des Großvaters, Otto, trägt, und Graf Wilhelm Bismarck, vermählt mit Gräfin Sibylle v. Arnim auf Kröchlendorff, zwei Töchter.
- Der deutsche "Reichsanzeiger" meldet: Die obersten Verwaltungsbeamten in den Schutzgebieten von Togo, Südwestafrika und den Marschallinseln sollen anstatt kaiserlicher Kommissar den Titel "kaiserlicher Landeshauptmann" führen.
- Der Nabob von Raupur ist am Dienstag abend von Paris aus über Köln in Berlin eingetroffen. Der indische Fürst ist etwa 18 Jahre alt. Unter dem zahlreichen Gefolge befinden sich zwei Vettern des Fürsten, sowie ein persischer Schriftgelehrter; sie alle tragen europäische Tracht, nur der rote Fez erinnert an das Morgenland.
- Wie die "Hessischen Volksblätter" aus Darmstadt melden, empfing die Prinzessin Battenberg=Wittwe anläßlich des Todes des Grafen Hartenau vom Kaiser von Rußland und sämtlichen Großfürsten Beileidstelegramme. Nach demselben Blatte reist Graf Erbach=Schönberg (Neffe Hartenaus) zur Beisetzung nach Sofia ab. Der Großherzog sendet seinen Adjutanten Generalmajor Wernher dorthin.
- Das Dunkel über die Ermordung des 17=jährigen Mädchens in Bonn hat sich jetzt einigermaßen gelichtet. Das arme Geschöpf hat eine Verwechslung mit dem Leben bezahlen müssen. Ein junger Ehemann wollte seiner Frau, die abends auf verbotenen Wegen wandelte, auflauern; in der Dunkelheit irrte er sich in der Person und das unschuldige Mädchen erhielt den tödlichen Stich. Der Thäter soll vor dem Untersuchungsrichter ein Geständnis abgelegt haben. Das Opfer wurde bei großer Beteiligung beerdigt.
- In Pleß in Schlesien wird gegenwärtig gegen zwei Kellner eine Untersuchung geführt, der ein ganz eigenartiger Fall von Wucher zu Grunde liegt. Die Landlehrer erhalten ihr Gehalt bekanntlich postnumerando, was mancherlei Unzuträglichkeiten zur Folge hat. Die beiden erwähnten Kellner haben nun ein Geschäft daraus gemacht, solchen Lehrern das Gehalt pränumerando auszuzahlen und es dann hinterher für sich einzukassieren; da sie aber für diese Gefälligkeit bis 10 Mk. vom Hundert quartaliter Provision genommen haben, so beschäftigt sich jetzt das Gericht mit diesem Fall.
- Ueber den Schneidemühler Unglücksbrunnen wird vom vorigen Dienstag berichtet: Der Regierungspräsident v. Tiedemann und der Oberberghauptmann Freund aus Berlin sind wegen der Brunnenangelegenheit dort anwesend. Oberberghauptmann Freund hat die Anordnung getroffen, solange feinen Kies aufzuschütten, als die Aufschüttung nachgiebt. Etwa 1000 Kubikmeter Kies sind hierfür angefahren. Brunnenmeister Beyer hat den oberen Quell, welcher klares Wasser, und zwar 100 Liter in der Minute, giebt, durch vier Filterrohre abgefangen. Nach dem Einsturz des Brunnenschachts haben keine weitere Senkungen stattgefunden.
- Sind wir wirklich schon so weit? Der österreichische Ingenieur= und Architekten=Verein in Wien hat den einstimmigen Beschluß gefaßt, ein Modell der von dem Brenner Professor Wellner erfundenen Segelflugmaschine herzustellen, nachdem die Professoren Radinger und Hauffe erklärt hatten, daß nach dem Vortrag Wellner's dieser Augenblick ein geschichtlicher genannt werden müsse, da anzunehmen sei, daß das Problem der Luftschifffahrt gelöst sei! Die Kosten des Modells betragen fünftausend Gulden.
- Aus verschiedenen Theilen Frankreichs wird heftiger Schneefall gemeldet.
- Die Schneestürme in England an der Ostküste dauern fort. In den Hochlanden schneien die Züge ein. Dort herrscht ungewöhnlich starker Frost bei eisigem Nordost.
- Nach Nachrichten aus Paris sind am Donnerstag in den Niederpyrenäen acht Leute durch Lawinen getötet worden.
- In der Bucht von Kronstadt hat sich bereits Eis gebildet; es ist in Folge dessen der Dampferverkehr zwischen Kronstadt und Petersburg eingestellt worden.
- Der in Ihringen a. R. ansässige praktische Arzt Schelldorf vergiftete in trunkenem Zustand seine, ihm vor kurzem angetraute junge Frau. Im Augenblicke, als der Unmensch seinem Opfer noch den Hals abzuschneiden versuchte, wurde er überrascht und verhaftet.
- Ein Meisterstück der Textilindustrie, wie ein ähnliches wohl noch nicht existieren dürfte, ist neulich in Lyon vollendet worden, nämlich ein Gebetbuch, dessen Blätter aus Seidenstoff gewebt sind, auf welchen die Gebete nicht aufgedruckt, sondern die Schriftzeichen ebenfalls eingewebt sind. Der betreffende Weber hat zur Herstellung des 180 Seiten starken Buches drei Jahre gebraucht.


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