No. 94
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Dezember
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 94 Seite 1]

          Der Hufenpächter Peter Wittfoth zu Duvennest ist für diese Dorfschaft als Viceschulze bestellt, als solcher heute vereidigt und in sein Amt eingeführt.
          Schönberg, den 21. November 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


          Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 25. Juni v. J. wird die Beschäftigungszeit in den Handelsgewerben an den 3 Sonntagen, 10., 17. und 24. December d. J., sowie an dem auf den 20. December d. J. fallenden Buß= und Bettage folgendermaßen festgestellt:

a) für Schönberg von 7-10 Uhr Vormittags und von 12 bis 6 Nachmittags,
b) für das platte Land:
1) für die Kirchdörfer von 8-10 Uhr Vormittags und von 11 1/2 Uhr Vormittags bis 5 1/2 Uhr Nachmittags,
2) für die weiteren Dörfer von 7 1/2 - 9 1/2 Uhr Vormittags und von 12 - 6 Uhr Nachmittags.
              Schönberg, den 29. November 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Das Attentat auf den Reichskanzler.

Der an den Herrn Reichskanzler gesandte Brief und Kiste trafen am Sonntag Vormittag mit der ersten Post im Reichskanzlerpalais, Wilhelmstraße 77, ein. Die Sendung wurde zunächst dem dienstthuenden Adjutanten Herrn Major Ebmeyer zugestellt, welcher zunächst den Brief öffnete. Der Inhalt des Schreibens, diese Geschenk=Sendung durch einen Franzosen, setzte Herrn Ebmeyer in Erstaunen; er nahm das Kistchen, welches eine Höhe von zwei Zoll, eine Breite von vier Zoll hat, prüfend in die Hand und dabei fielen aus einer Ritze Pulverkörner heraus, die das geübte Auge des Militärs sofort erkannte. Der Major, welcher sofort ahnte, daß hier ein Bubenstück geplant sei, hob den Deckel des Kistchens ein wenig an und machte den Inhalt durch Wasser unschädlich. Als dann wurde die Kiste geöffnet und die nunmehr gemachte Entdeckung zeigte, daß der Verdacht des Herrn Majors vollauf begründet war. Von dem Kistendeckel aus zog sich eine Doppelgummischnur gegen einen in der Kiste befestigten Metallbolzen, unter welchem eine verkapselte Patrone lag, die mit Nitroglycerin gefüllt war. So wie der Deckel gewaltsam gehoben worden wäre, hätte der Bolzen auf die Patrone schlagen und diese zur Entzündung bringen müssen, wodurch eine Explosion des Inhalts (Schießpulver) hervorgerufen worden wäre. Der Absender der Kiste ist, nach der Schreibweise zu urtheilen, ein Franzose, der sich in dem Briefe als ein "Freund des Reichskanzlers" bezeichnete, wie es in der Unterschrift heißt. Herr Major Ebmeyer machte sofort dem Herrn Reichskanzler von der Entdeckung Mittheilung, die Polizei wurde benachrichtigt, und mit der Führung der Untersuchung ist ein bewährter Beamter der politischen Polizei, Herr von Tausch, betraut. Noch am Sonntag Vormittag wurden der Kaiser sowie die französische Botschaft von dem versuchten Attentat benachrichtigt, und seitens der gleichfalls telegraphisch benachrichtigten französischen Regierung ist alsbald die genaueste Unterstützung zur Entdeckung des Urhebers des nichtswürdigen Bubenstreiches zugesichert worden. Die Ermittelungen sind jedoch außerordentlich schwierig, da jeglicher Anhalt zur Entdeckung des Absenders fehlt, ob hier ein Attentat durch einen Franzosen oder durch einen in Frankreich lebenden deutschen Fanatiker oder Schließlich ein anarchistischer Streich vorliegt. Sicher ist, daß der Thäter die Lieblingsbeschäftigung Caprivi's, Blumenzucht, genau kannte, dagegen von der Thatsache, daß keine Sendung durch den Reichskanzler selbst geöffnet wird, nichts wußte. - Ein anderer Berichterstatter schreibt: Der Begleitbrief des winzigen Packets, der in großen Buchstaben weitläufig geschrieben ist und etwa 1 1/2 Seiten umfaßt, trägt die Aufschrift: "Monsieur Monsieur le général de Caprivi, Grand-chancelier de l'empire d'Allemagne Chancellerie d'Allemagne- Berlin". Das Schreiben ist nach dem Poststempel zu urtheilen, in Orléans aufgegeben, das Packet, das die Höllenmaschine enthielt, ist nicht ganz würfelförmig und etwa 14 Centimeter lang. Die Sendungen für das Reichskanzleramt werden von der Post abgeholt, die für den Reichskanzler persönlich bestimmten Sachen auf den Schreibtisch niedergelegt, der in dem Arbeitszimmer des Major Ebmeyer im ersten Stock des linken Flügels steht. Als der Adjutant den Brief gelesen und das Packet in die Hand genommen hatte, rieselten einige Körner Pulver daraus hervor. Mißtrauisch geworden, legte er die Körner in einen Aschbecher und entzündete sie. Nachdem so die explosive Wirkung festgestellt war, rief Major Ebmeyer durch eine elektrische Klingel einen im Reichskanzlerpalais postirten Schutzmann herbei, der sofort den Reviervorstand, Polizeilieutenant Gadamer, benachrichtigen

[ => Original lesen: 1893 Nr. 94 Seite 2]

mußte. Dieser traf sofort an Ort und Stelle ein nahm das verdächtige Packet in seinem Gewahrsam mit. Auf der Wache des 37. Polizei=Reviers wurde die Sendung zunächst in Wasser gelegt und später unter Hinzuziehung eines Büchsenmachers vorsichtig geöffnet. Man brachte eine Höllenmaschine hervor, die fast ebenso zusammengesetzt war, wie diejenige, die im letzten Sommer auf der Polizeiwache in Spandau explodirte. Der Bolzen, der eine gefüllte Patrone zur Entzündung bringen sollte, wurde auch hier durch Gummibänder zurückgehalten, die beim Oeffnen der Umhüllung zerreißen und den Bolzen in Wirksamkeit setzen mußten. Der Inhalt des Schreibens, der auf Anordnung des Reichskanzlers erst später veröffentlicht werden soll, ist, wie verlautet, harmlos gefaßt und deutet darauf hin, daß das Packet Samenproben enthalte. - Wir wollen noch auf eine gewisse Uebereinstimmung zwischen dieser und der Spandauer Höllenmaschine hinweisen, obgleich zwischen beiden keine Verbindung besteht. Die Aufschrift auf dem Spandauer Packet war in deutscher Sprache incorrect gefaßt, während auch hier die Fassung nicht auf einen Franzosen schließen läßt.


Hellersche Spielwerke.

Mit den Heller'schen Spielwerken wird die Musik in die ganze Welt getragen, auf daß sie überall die Freude der Glücklichen erhöhe, die Unglücklichen tröste und allen Fernweilenden durch ihre Melodien herzbewegende Grüße aus der Heimath sende. In Hotels, Restaurationen u. s. w. ersetzen sie ein Orchester und erweisen sich als bestes Zugmittel; für Obige empfehlen sich noch besonders die automatischen Werke, die beim Einwerfen eines Geldstückes spielen, wodurch die Ausgabe in kurzer Zeit gedeckt wird.
Die Repertoirs sind mit großem Verständniß zusammengestellt und enthalten die beliebtesten Melodien auf dem Gebiete der Opern=, Operetten= und Tanzmusik, der Lieder und Chorale. Thatsache ist ferner, daß der Fabrikant auf allen Ausstellungen mit ersten Preisen ausgezeichnet, Lieferant aller europäischen Höfe ist und ihm jährlich Tausende von Anerkennungsschreiben zugehen.
Die Heller'schen Spielwerke sind daher als passendstes Geschenk zu Weihnachten, Geburts= oder Namenstagen, außerdem für Seelsorger, Lehrer und Kranke zu empfehlen.
Man wende sich direkt nach Bern, selbst bei kleinen Aufträgen, da die Fabrik keine Niederlagen hat. Reparaturen, auch solche von fremden Werken werden aufs beste besorgt, ältere an Zahlungsstatt angenommen. Auf Wunsch werden Theilzahlungen bewilligt und illustrirte Preislisten franco zugesandt.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Panten sub Nr. 1 belegene Büdnerstelle c. p. des Schleusenmeisters Johann Stehr auf der Oberschleuse bei Mölln i /L. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegend Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 11. December d. J.,

Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachteil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. September 1893.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Der Zimmermeister Chr. Egert zu Schönberg als väterl. Vormund seines minderjährigen Sohnes Nikolaus Wilhelm, hat das Aufgebot des bei dem im Mai 1889 bei ihm stattgehabten Brande angeblich verloren gegangenen Einlagebuchs Nr. 2195 der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst zu Johannis 1891 über 45,49 M. lautend auf Nicolaus Wilhelm Egert, beantragt.
Der Inhaber des qu. Einlagebuchs wird aufgefordert, spätestens in dem am

Dienstag, den 16. Januar 1894,
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und das Einlagebuch vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung desselben erfolgen wird.
Schönberg, den 27. November 1893.

Großherzogl. Amtsgericht.
(gez. :) Dr. jur. E. Hahn.
                                                    Veröffentlicht
                                                    M. Wienck,
                                                    Amtsger.=Diätar.


In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Heinrich Meier zu Schönberg, steht zur Abnahme der Schlußrechnung zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß und eventuell zur Vertheilung der noch vorhandenen Masse, ein Schlußtermin auf

Freitag, den 22. Dezember 1893
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an.
Bemerkt wird, daß das Verzeichniß der zu berücksichtigenden Forderungen auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht ausliegt.
Schönberg, den 27. November 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
(gez.:) Dr. jur. E. Hahn.
                                                    Veröffentlicht
                                                    H. Diederich,
                                                    Gerichtsschreiber.


In das hiesige Handelsregister Fol. XXI. Nr. 34, betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute Col. 6 eingetragen:

"Das statutenmäßig ausscheidende erste Mitglied des Direktorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst, Kaufmann C. J. W. Burmeister in Schönberg, ist in der am 5. Oktober 1893 abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre dieser Anstalt als Mitglied des Direktorii wiedergewählt worden und als solches durch die ad [42] act. anliegende beglaubigte Urkunde d. d. Schönberg, den 5. Oktober 1893, welche auch die Erklärung der Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des Burmeister enthält, legitimirt."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 30. November 1893.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Steckbrief.

Gegen den Bierhändler Johann Lundt, geboren am 12. April 1866 zu Holdorf, zuletzt in Lüdersdorf wohnhaft, jetzt unbekannten Aufenthalts, welcher verdächtig ist, im Frühjahr d. J. in seiner damaligen Eigenschaft als Wirthschafter zu Wahrsow sich der Unterschlagung einer Geldsumme in Höhe von 161 M. 54 Pfennig (Mecklenburg). schuldig gemacht zu haben - Vergehen gegen § 246 St.=G.=B. -, ist der richterliche Haftbefehl erlassen.
Ich bitte um Vigilanz, Verhaftung des Lundt und Einlieferung desselben in das hiesige Amtsgerichtsgefängniß.
Schönberg, den 27. November 1893.

Der Amtsanwalt.
A. Dufft.


Oeffentliche Versteigerung.

Montag, den 4. Dezember d. Js. Vormittags 11 Uhr sollen in Herrnburg

25 Ctr. Runkelrüben und 20 Ctr. Kartoffeln
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer beim Schulzen Grieben in Herrnburg.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 94 Seite 3]

Oeffentliche Versteigerung.
Sonnabend, den 2. Dezember d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

sollen auf der Woisin'schen Stelle zu Lindow

2 Kühe
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg den 27. November 1893.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Holzauction.
Mittwoch, den 6. December a. c.
Vormittags 11 Uhr

verkaufe ich öffentlich meistbietend im Restaurant Appelberg, Untertrave Nr. 75 für Rechnung wen es angeht, eine mit dem Schiffe "Emanuel" jetzt herangebrachte Parthie

ca. 600 Zwölfter föhrene Wahlbretter

lagernd Lastadie=Platz Nr. 1., hieselbst.
Lübeck, den 26. November 1893.

Emil Tesschau,
beeidigter Auctionator für Waren.


Am Sonnabend, den 2. Dezember,
Vormittags 10 Uhr

sollen beim Gastwirth Schrep

2 Bettstellen, 2 Tische, 1 Kleiderschrank und andere Kleinigkeiten
verkauft werden.


Der Weg durch Pogetz ist wegen Brückenbau von Montag, den 4. Dezember ab bis auf Weiteres gesperrt.

                                                    Die Dorfschaft Pogez.


Zu sofort suche ich einen                          
Knecht
als Stallknecht und Milchfahrer.
Hof Rabensdorf.                                                     Rehfeldt.


Durch das Arbeits=Nachweis=Bureau in Schönberg sind von jetzt an bis Neujahr tüchtige Dienstmädchen reichlich zu beziehen und bittet um baldige Aufträge

                                                    der Geschäftsführer
                                                    F. Becker.


Engl. Sirup,

sowie sämmtliche Artikel zur bevorstehenden Festbäckerei empfiehlt in bester Waare billigst

                                                    A. Zander.


Feinsten engl. Sirub
süße und bittere Mandeln, Sukkade, Pommeranzenschalen, ff. Java Canehl, Cardemom, Pottasche, Hirschhornsalz
empfiehlt zu billigsten Preisen                                                     Aug. Spehr.


Umsonst
meine illustrirte Preisliste über Stahlwaaren etc.
Rasirmesser
aus bestem engl. Silberstahl, hohlgeschliffen, abgezogen, zum Gebrauch bereit. 5 Jahre Garantie. Für jeden Bart passend Probestück frei in's Haus nur 1.75, Etuis mit Golddruck dazu 0.15, Streichriemen zum Nachschärfen 1 Mk. Notariell beglaubigte Dankschreiben hat die Expedition dieses Blattes eingesehen.

Gräfrath bei Solingen.                                                     C. W. Engels.


Gelbe und grüne Kocherbsen
geschälte Viktoriaerbsen
weisse Bohnen
empfiehlt billigstens                                                     Aug. Spehr.


Grobe Gerstgrütze à Pfund 12 Pf.
Buchweizengrütze à Pfund 15 Pf.
Hafergrütze à Pfund 20 Pf.
Bestes Weizenmehl
in nur backfähiger Waare zu Mühlenpreisen empfiehlt
H. Wolgast,
Bäckerei und Mehlhandlung.


Füttern Sie die Ratten u. Mäuse,
nur mit v. Kobbe's sicher tödlich wirkendem
Heleolin. Unschädlich für Menschen u. Hausthiere.
In Dosen à Mk. 0,60 u. Mk. 1,00 erhältlich bei
H. Brüchmann. Schönberg i. M.


Fleischhackmaschinen und Wurststopfmaschinen
bester Konstruktion
empfiehlt                                                     W. Wieschendorf,
                                                                       Klempner.


Lampen,
Kronen, Ampel,
in reicher Auswahl, empfiehlt                                                    
                                                    W. Wiechendorf,
                                                    Klempner.


Am Sonnabend den 2. ds. Mts.
Gulasch.
Abends von 7 Uhr an, wozu freundlichst einladet
                                                    N. Nehls.


Carlow i. M.
Freitag den 1. December
Grosses
Militair-Conzert
ausgeführt von dem Musikkorps des
Lauenburgischen Jäger Bataillons Nr. 9
unter Leitung des Musikdirigenten Herrn
E. Hohenwald.
Kassenöffnung 6 Uhr. - Anfang 6 1/2 Uhr.
Nach dem Concert
Ball.
Hierzu ladet ergebenst ein                                                    
                                                    Ad. Eduard Creutzfeldt.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.
Gedächtniß=Feier der Schlacht bei Loigny
Theater und Ball
am Sonntag, den 3. Dezember d. J.
im Saale des Herrn J. Boye hieselbst.
1. Festrede,
2. Nichte und Tante,
    Lustspiel in 1 Aufzuge von C. A. Görner,
3. Krieg und Frieden oder Kutschke als Budiker,
    Schwank m. Gesang in 1 Akt v. Fr. Volger.

Eintrittskarten: 1. (nummerirt.) Platz 1 Mark, 2. Platz 50 Pf., Gallerie 30 Pf.
sind vom Sonnabend, den 2. Dec., ab bei den Kameraden Creutzfeldt und Diersen hies. sowie abends an der Kasse zu haben.
Vereinskameraden nebst Familien unter Hinweis auf die protocollarische Beschlußfassung vom 5. Novbr. d. Js. haben freien Eintritt.

Tanzschleife für Herrn zum Ball 1 Mark.
Kassenöffnung 7 Uhr.                                                     Anfang 7 1/2 Uhr.

Zu recht zahlreichem Besuch von Stadt und Land ladet freundlichst ein

                                                    Der Vorstand.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 94 Seite 4]
H, BRÜCHMANN empfiehlt zum bevorstehenden Weihnachtsfeste:
Syrup, hellen dicken, bei 5 Pfd. 17 Pfennig (Mecklenburg).,
besten echten engl. Syrup 30 Pfennig (Mecklenburg).,
gem. Zucker bei 5 Pfund 29 Pfennig (Mecklenburg). 1 Pfund 30 Pfennig (Mecklenburg).,
Mandel, süße u. bittere 1 Pfund 85 Pfennig (Mecklenburg).,
Succade 1 Pfund 85 Pfennig (Mecklenburg)., Orangen 1 Pfund 85 Pfennig (Mecklenburg).,
Rosinen ohne u. mit Steinen 1 Pfund 25 Pfennig (Mecklenburg).,
Corinthen 1 Pfund 25 Pfennig (Mecklenburg)., Schmalz, bestes, Pfd. 60 Pfennig (Mecklenburg).,
Buchweizengrütze Pfd. 16 Pfennig (Mecklenburg).,
Maschinenöl bei 5 Pfd. 23 Pfennig (Mecklenburg).,
       Reismehl, hochfein, 1 Pfd. 16 Pfennig (Mecklenburg).,
Reis, grobkörnig 1 Pfd. 15 Pfennig (Mecklenburg).,
Gerstgrütze 1 Pfd. 14 Pfennig (Mecklenburg)., Pfeffer 1 Pfd 85 Pfennig (Mecklenburg).,
Stücken=Zucker 1 Pfd. 33 Pfennig (Mecklenburg).,
Hut=Zucker 1 Pfd. 31 Pfennig (Mecklenburg).,
Petroleum bestes 1 Pfd. 10 Pfennig (Mecklenburg)., Petroleum Liter 15 Pfennig (Mecklenburg)., braune Oel=Seife 1 Pfd. 18 Pfennig (Mecklenburg).,
gelbe Stücken Seife Pfd. 24 Pfennig (Mecklenburg)., Soda Pfund 5 Pfennig (Mecklenburg).,
Bleichsoda Pfd. 12 Pfennig (Mecklenburg)., Kartoffelmehl Pfd. 15 Pfennig (Mecklenburg).,
sowie weitere Gewürze als Canehl, Cardemom, Wurstkraut, Salpeter, Nelken, Anis usw.


Verlag von J. F. Schreiber in Esslingen bei Stuttgart.

Dr. C. H. v. Schuberts
Naturgeschichte der drei Reiche
mit der Anatomie des Menschen.

2500 Abbildungen auf 205 Farbdrucktafeln und 375 Folio-Seiten Text.

I. Abteilung.
Das Tierreich.
91 Tafeln mit 850 farbigen Abbildungen.
-----------------------------------
II. Abteilung.
Das Pflanzenreich.
54 Tafeln mit 650 farbigen Abbildungen.
     Löwenkopf      III. Abteilung.
Das Mineralreich.
42 Tafeln mit 683 farbigen Abbildungen.
-------------------------------------
IV. Abteilung.
Der Bau des menschlichen Körpers.
10 Tafeln mit 100 Abbildungen.

Unübertroffenes Werk für Schule und Familie.
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Besondere Vorzüge dieser Naturgeschichte sind die naturgetreuen farbigen Illustrationen. Bilder und Texte stehen auf der Höhe der Zeit. Autoren ersten Ranges haben daran mitgearbeitet.

Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.
Jede Buchhandlung ist im Stande das Werk zur Ansicht vorzulegen.

Vollständig in 96 Lieferungen à 50 Pfennig.


Am Sonntag den 3. Dezember.
Ausspielen von

Gänsebrüsten, paar Enten und Hähnen auf meinem Billard, wozu freundlichst einladet

                                                    J. Böckmann.


Lavatus
ist das beste Fleckenreinigungsmittel.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 3. d. Mts.
big>Tanzmusik.


Für die uns an unserem Hochzeittage bewiesenen Aufmerksamkeiten und herzlichen Glückwünsche sagen wir hierdurch unserm wärmsten Dank.

                          Ludwig Wigger und Frau
                                                    geb. Roxin.


Statt besonderer Meldung.

Elise Voss

im zarten Alter von kaum 6 Monaten.
Dies zeigen betrübten Herzens an

Sülsdorf,
d. 28. Nov. 1893.
                                                     J. Wiencke u. Frau
geb. Vagt.


Für die vielen Glückwünsche und Geschenke zu unserer silbernen Hochzeit sagen wir allen, die unser so freundlich gedachten, unsern wärmsten Dank.

Schlagsdorf.                                                     Carl Brandt, Distriktshusar
                                                                            und Frau.


Die Geburt einer Tochter zeigen an.
                                                    J. Oldenburg, und Frau.
Niendorf, den 27. November 1893.                          


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 3. Dezember.

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Der Gesammt=Auflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospekt des bekannten Bankhaus Philipp Fürst in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrl. Leser besonders aufmerksam zu machen.


Hierzu eine Beilage.
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 48.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 94 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 94 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. December 1893.


- Schönberg. Es ist hier die Nachricht verbreitet, der Prinz Heinrich, der Bruder des Kaisers Wilhelm, beabsichtige, sich in Teschow anzukaufen und auf einem an der Trave belegenen Terrain ein Schloß erbauen zu lassen. Von seinem Adjutanten sollen bereits für ein dort belegenes mit Tannen bestandenes Grundstück 50 000 Mark geboten worden sein.
- Ein eigenartiges Mißgeschick betraf den in Plau beheimatheten, in Lübz arbeitenden Schlachtergesellen P. Als selbiger am Freitag mit seinem Hundefuhrwerk nach L. fuhr, kreuzte ein Hase seinen Weg, worauf die Hunde zur Verfolgung desselben abbogen und mit ihrem Gefährt den ca. 8 Meter tiefen Abhang hinabstürmten, sodaß P. bei der tollen Fahrt außer schwerer Verletzung einer Schulter mehrere kleinere Wunden davontrug.
- Dem "D. T." wird folgende Affaire mitgetheilt, welche sich am Montag Morgen voriger Woche auf dem Gutshofe Daberkow, Amts Stargard, zugetragen hat. Als der dortige Gutsinspector R. Morgens den Pferdeknechten das Futterkorn ausgab und dieselben wegen ungehörigen Betragens zur Ruhe verwies, wurde derselbe von einem Knecht hinterrücks mit einer Wagenrunge zu Boden geschlagen. Doch bald gelang es dem also Gemißhandelten, sich von der anfänglichen Betäubung zu erholen; er ging auf sein Zimmer und steckte einen geladenen Revolver zu sich. Als er darauf zu den im Stalle fütternden Knechten zurückkehrte, stürzte der Attentäter wieder auf ihn los mit dem Rufe: "Komm her, Du Hund, ich will Dich todtschlagen!" Nunmehr feuerte der Inspektor auf den Anstürmenden und machte denselben unschädlich. Der Schuß zerschmetterte den Gesichtsknochen unterhalb des Auges; blutüberströmt sank der Schwerverletzte zu Boden.


- Ein neuer Mantel soll für den Rektor der Berliner Universität demnächst in Bestellung gegeben werden, da das jetzt in Gebrauch befindliche "Prunkstück" nahezu 2 Jahrzehnte alt ist, und namentlich für die Hoffestlichkeiten, denen der Rektor beizuwohnen hat, nicht mehr gut genug erscheint. Der alte Mantel hat s. Z. 1600 M. gekostet, der neue soll auf 2400 M. veranschlagt sein, man glaubt jedoch, daß der Preis sich auf 2000 M. abrunden lassen wird.
-Ein Berichterstatter der "Kreuzztg." theilt mit, daß die Berliner italienische Botschaft jetzt nur aus Hagestolzen besteht, da der Botschafter, seine beiden Sekretäre und die beiden Attachés unvermählt sind - ein seit Menschengedenken bei den dortigen Botschaften nicht vorgekommener Fall.
- Die Influenza herrscht in den Provinzen Posen, Ost= und Westpreußen außerordentlich stark. In vielen Fällen tritt Lungenentzündung hinzu. Die Krankenkassen weisen äußerst hohe Krankenziffern auf; in manchen industriellen Betrieben fehlt der vierte Theil der Arbeiter.
- Ein "feines Papier". Der "Berl. Börs.=Cour." weiß zu berichten: Es kommt nicht oft vor, daß eine einzige Aktie einer Handelsgesellschaft für die Summe von 94 000 Lstrl. verkauft wird, was soeben geschehen ist. Die New River Company wurde im Jahre 1619 gegründet. 72 Aktien wurden ausgegeben. Die Einnahme hat sich jährlich vermehrt. Sie beträgt jetzt 540 000 Lstrl. jährlich. Im Jahre 1873 war die Dividende 1550 Lstrl. für jede Aktie, heute ist sie über 2000 Lstrl.
- Ueber den deutsch=französischen Grenzvorfall bringt die amtliche reichsländische Korrespondenz eine Darstellung, in der die Ergebnisse der Untersuchung enthalten sind. Es bestätigen sich danach die Angaben des deutschen Försters, wonach er in der Nothwehr handelte. Es ist besonders auch festgestellt, daß die getöteten Wilderer die Kugeln von vorne erhalten haben. Die Staatsanwaltschaft hat sich nach Abschluß der Untersuchung dahin schlüssig gemacht, eine Strafverfolgung gegen Förster Reiß nicht einzuleiten.
- Wegen Landfriedensbruch verurtheilte das Thorner Schwurgericht 2 Maurergesellen, Schwarz und Schmidt, und den Fleischer Schulz aus Reußen, welche nach einer Kontrollversammlung im Dorfe Sonnenborn im Kreise Mohrungen einen blutig verlaufenen Tumult hervorgerufen hatten, zu 1 1/2 Jahren Zuchthaus bezw. 9 und 3 Monaten Gefängniß.
- In Görlitz beschloß der Centralausschuß zur Förderung der Jugend= und Volksspiele in Deutschland für den 3. und 4. Februar nächsten Jahres einen allgemeinen Deutschen Kongreß für Jugend und Volksspiele nach Berlin zu berufen. Die Staatsbehörden, die deutschen Städte, ärztliche, turnerische, pädagogische und gemeinnützige Vereine sollen aufgefordert werden, Vertreter zu diesem Kongreß, der ein öffentlicher sein wird, zu entsenden.
- Ueber das Unheil, welches der Spielteufel fortdauernd anrichtet, giebt der letzte Jahresbericht der Pächter der Spielhölle von Monaco Schauder erregenden Aufschluß: Der Gewinn des letzten Jahres beträgt über 23 Millionen Frks., 38 Proz. pro Aktie, das Kapital der Gesellschaft 30 Millionen Franks. In den letzten 6 Jahren wurde eine Million dem Reservefonds zugeführt, der im Jahre 1913 so hoch sein wird, wie das Gesellschaftskapital. Der Fürst von Monaco erhält eine jährliche Konzessionsabgabe von 1 250 000 Franks. Außerdem bestreitet die Spielgesellschaft noch sämmtliche Regierungskosten des Fürstenthums. Dem Theater zahlt die Gesellschaft jährlich 250 000 Franks, das Kur=Orchester kostet eben so viel, und die Beamten und Angestellten der Gesellschaft, darunter über 100 Croupiers, kosten 1 1/2 Millionen jährlich. An die Presse zahlt die Gesellschaft 800 000 Franks. Unter den Ausgaben stehen auch die Kosten für die Entfernung unglücklicher Opfer des Spiels. Die Gesammtausgaben der Gesellschaft betragen jährlich 11 1/2 Millionen. Wann werden sich die Mächte endlich einmal entschließen, dieses Räubernest auszuheben!
- In Zürich hatte ein Jurist beim Doktor=Examen folgende Sätze zur Verteidigung aufgestellt:
1. Die durch das Einwerfen eines Hosenknopfes in einen Verkaufs=Automaten bewirkte Vermögensbeschädigung sei nicht als Betrug zu strafen. 2. Die Verabredung eines Herrn mit einer Dame, mit ihr den Kottillon tanzen zu wollen, ist nach den Bestimmungen des schweizerischen Obligationenrechts als Vertrag aufzufassen. Der Kandidat hat sein Examen übrigens summa cum laude bestanden.
- Aus Anlaß der Feier der silbernen Hochzeit, die der deutsche Botschafter v. Radowitz am Montag in Constantinopel begangen hat, hat der Sultan dem Botschafter seine Glückwünsche übermittelt, in denen er auf das herzlichste der langen ausgezeichneten Thätigkeit desselben gedenkt und seine wärmste persönliche Theilnahme an der Feier ausspricht.
- Am vergangenen Freitag sind in Constantinopel 52 Erkrankungen an Cholera vorgekommen, von denen zwölf tödlich verlaufen sind.
- Ein seltsamer Wanderer überschritt vorige Woche den schneebedeckten Brenner, um nach dem sonnigen Italien zu gehen. Es war dies der 3 Meter hohe und 80 Zentner wiegende Riesen=Elefant "Joli" der Ehlbeckschen Menagerie, welcher vom Münchener Oktoberfest kommend durch Tirol nach Italien wanderte und zwar zu Fuß, weil die Bahn die Beförderung dieses Ungethüms, das sich übrigens sonst ganz sanftmüthig erweist, nicht übernommen hatte. In den größeren Ortschaften, die er durchwandert, läßt sich Joli gewöhnlich auf einen oder mehrere Tage zu Gastspielen nieder. Der Weg über den Brenner, von Matrei bis Sterzing, 23 Kilometer, scheint dem rüstigen Fußgänger ganz gut bekommen zu sein. Er ist nur von einem Wärter mit gewöhnlicher Peitsche begleitet; voraus ging ein Führer, der eventuell des Weges kommende Fuhrleute aufmerksam machte damit die Pferde

[ => Original lesen: 1893 Nr. 94 Seite 6]

nicht scheuten. Joli selbst trug eine den Hals mit dem Fuß verbindende Kette.
- Ein Verbot des Tragens von Extrauniformen soll, der "Voss. Ztg." zufolge, für Unteroffiziere, Einjährig=Freiwillige und Gemeine aller Waffengattungen bevorstehen. Nur Offiziersaspiranten sollen davon nicht betroffen werden. Es soll nur gestattet werden, sich bei den Regimentsschneidern eigene Uniformen aus etwas besserem Stoffe, aber in Sitz den Kommisanzügen entsprechend anfertigen zu lassen. Ebenso soll das Tragen von Extraseitengewehren resp. =Degen und Extrahelmen verboten werden.
- In Rheinhessen liegen, laut Mitteilung aus ärztlichen Kreisen, zehntausend Personen an der Influenza darnieder. Die obere Medizinalbehörde in Darmstadt ordnete eine genaue statistische Aufnahme über den Verlauf jeden einzelnen Falles an. Auch in Nassau sind zahlreiche Erkrankungen vorgekommen.
- Ueber das Befinden des Papstes verlautet aus den vatikanischen Kreisen in Rom, daß obschon eine ernstliche akute Erkrankung nicht vorliege, Leo XIII. sichtlich hinsieche und ein plötzliches Ende leicht eintreten könne. Man bezweifelt, daß der Papst den Winter überleben werde.
- In Folge anhaltenden Regens in Mittelitalien ist der Tiber bedeutend gestiegen. Viele Teile der Campagna sind überschwemmt.
- Der "Newyork Herald" veröffentlicht einen Auszug aus dem Bericht der in Washington tagenden Zolltarifkommission, nach welchem fast alle Rohmaterialien, welche in Fabriken eintreten, sowie Wolle, Kameel= und Ziegenhaare, Erdharze, Steinkohle, Eisen= und Kupfererze, Blockzinn, Holz, Salz, Silber= und Bleierze, Flachs, Hanf und eine große Anzahl chemischer Produkte auf die Freiliste kommen sollen. Spiegelglas soll 40 pCt. ad valorem, Stahlschienen 8 Dollars pro Tonne, Roheisen 5 pCt. ad valorem, Eisenstangen ungefähr 50 pCt., Zinn ungefähr 1 Cent per Pfund bezahlen. Der Seidentarif wird wahrscheinlich um 5 pCt. reduziert werden. Baumwollene Fabrikate sollen durchschnittlich 40 pCt., Handschuhe 25 pCt. ad valorem und Hopfen 8 pCt. bezahlen. Ueber Zucker und andere wichtige Positionen ist bis jetzt noch nichts beschlossen worden. Mac Kinley, der Urheber des jetzigen Tarifs, hat bei einem Bankett von Anhängern der Republikaner Veranlassung genommen, sich sehr entschieden gegen die von der demokratischen Regierung angestrebte Tarifreform auszusprechen. Er erklärte, daß jede Herabsetzung des Tarifs auch ein Sinken der Löhne im Gefolge haben würde, und gab Weiter der Ueberzeugung Ausdruck, daß die überwiegende Neigung des Landes den protektionistischen Tarif begünstige. Das Verdikt des Landes im Jahre 1892 sei nicht gegen das Schutzsystem gerichtet gewesen; wenn die im Besitz der Macht befindliche Partei die Abstimmung in diesem Sinn auslege, so thue sie dies auf ihr eigenes Risiko.
- Ein Veteran der Arbeit. Dieser Tage trat Kaspar Kraßnig, Arbeiter der Feintuch= und Wollstofffabriks=Firma Witwe Burger=Moro in Klagenfurt, in den wohlverdienten Ruhestand, nachdem er seit dem Jahre 1818 ununterbrochen treu und fleißig demselben Hause gedient hat. Im ganzen Gebiete menschlicher Arbeit dürfte der Fall einzig in seiner Art sein, daß ein Arbeiter 75 Jahre auf demselben Posten unverdrossen ausdauert. Wiederholt wurde ihm die volle Pension angeboten, die er aber stets mit Stolz zurückgewiesen hat, da er arbeiten wollte, so lange es seine Kräfte erlauben. Seine Rüstigkeit ist übrigens auch jetzt noch bewundernswert, da der im Jahre 1805 geborene Ehrenmann noch heuer im Herbste an den Abenden nach Fabriksschluß seine gepachtete kleine Wiese eigenhändig mähte. Vor 10 Jahren wurde Kraßnig für seine langen und treuen Dienste mit dem silbernen Verdienstkreuz ausgezeichnet.
- Welche enormen Quantitäten Wasser täglich London verbraucht, geht aus einer Notiz hervor, nach der der Verbrauch an einem Tag im Monat August durchschnittlich 499 364 Kubikmeter betrug, die allein der Themse entnommen wurden; 227 439 Kubikmeter lieferte der Nebenfluß Lea, der den nördlichen Teil Londons durchströmt; artesische und Zugbrunnen lieferten 166 200 Kubikm. Dies macht zusammen einen tägliche Wasserverbrauch von 893 025 Kubikmetern bei einer Bevölkerung von 5 383 590 Köpfen; demnach kommen auf jeden Einwohner pro Tag etwa 166 Liter Wasser, ein Quantum, das als gar nicht groß angegeben werden kann, da man bekanntlich sonst bei der Veranschlagung von neuen Wasserleitungen pro Kopf 200 Liter annimmt. Dieses Wasserquantum würde, um ein drastisches Beispiel anzuführen, gerade genügen, um z. B. das Großherzogtum Weimar, wenn dieses als vollkommene Ebene gedacht wird, völlig so zu besprengen, daß das Wasser 1/4 Millimeter hoch stehen würde.
- Der Waldbestand in den verschiedenen Ländern Europas. Sicher erscheint es nicht uninteressant, den Waldbestand der verschiedenen Länder Europas kennen zu lernen. Die Waldflächen in Prozenten des Gesammt=Flächeninhalts betragen:

In Preußen 28 Prozent
in Bayern und Baden 33 Prozent
in Hessen=Darmstadt 40 Prozent
in Württemberg 30 Prozent
in S.=Meiningen 41 1/2 Prozent
in S.=Altenburg 30 Prozent
in S.=Coburg=Gotha 35 Prozent
in Königreich Sachsen 31 Prozent
in Braunschweig 33 Prozent
in S.=Weimar 25 Prozent
in Mecklenburg 13 Prozent
in Holstein und Oldenburg 7 Prozent
in Oesterreich 30 Prozent
in Rußland 32 Prozent
in Schweden 60 Prozent
in Norwegen 66 Prozent
in Belgien 18 Prozent
in Frankreich 17 Prozent
in Schweiz 15 Prozent
in Italien 13 Prozent
in England, Spanien und Dänemark 5 Prozent
in Portugal 4 Prozent.
- Schuhwerk wasserdicht zu machen. 90 bis 100 Gramm hartes Paraffin löse man in 1/3 L Benzin, indem man beides in einem Blechgefäße in heißes Wasser stellt bis zur Lösung. (Es muß dies vom Feuer entfernt geschehen, weil der Umgang mit Benzin sehr feuergefährlich ist.) Dann ist das Schuhwerk mit Hilfe einer Bürste oder eines Pinsels damit zu bestreichen; es müssen außer Oberleder auch die Sohlenränder bestrichen werden. Beim Erkalten erstarrt die Lösung; sie muß darum vor jedesmaligen Gebrauch durch Einstellen in heißes Wasser flüssig gemacht werden.
- Heilmittel gegen die Influenza. Als ein wirksames Mittel gegen die böse Influenza, welche gegenwärtig in vielen Städten wieder auftritt, empfiehlt ein Nordhäuser Bürger gequirltes Ei mit Citronensaft.
- Das älteste medizinische Rezept der Welt. Ein Professor in Cambridge hat auf einer egyptischen Papyrusrolle ein sehr merkwürdiges uraltes Rezept entdeckt. Es handelt sich um ein Wasser, das dazu bestimmt war, bei der Mutter eines Königs aus der egyptischen Dynastie, die etwa 4000 Jahre v. Chr. regierte, den etwas zurückgebliebenen Haarwuchs zu befördern. Wir lassen das Recept hier folgen:
                          Hundepfoten 1.
                          Datteln 1.
                          Eselskot 1.
Das Ganze in Oel kochen lassen und sich mit dem Extrakt dann energisch die Kopfhaut einreiben. Dieses Heilmittel ist vielleicht nicht schlechter als die gleichen Mixturen, die am Ende des 19. Jahrhunderts von kahlköpfigen Leuten angewandt wurden.
- Der verlorene Sohn. Sie: "Nee, dei Malör, mein kleener Willem hat sich verlofen !" - Er: "Na, wat is'n dabei ? Den kennt doch jeder uf 100 Kilo in der Umgegend." - Sie: Nee, Niemand kennt'n heite, jerade heite hab' ick'n jewaschen!"
- Frommer Wunsch. Ein Barbier ist wegen Mordes auf Antrag des Staatsanwaltes zum Tode verurtheilt worden. Am Tage vor der Hinrichtung wird er gefragt, ob er noch einen letzten Wunsch habe. "Jawohl," erklärte der Delingquent, "ich möchte den Herrn Staatsanwalt rasieren!"


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