No. 84
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. Oktober
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 84 Seite 1]

          Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 25. Juni v. J. wird die Beschäftigungszeit in den Handelsgewerben an den 3 Sonntagen, 10., 17. und 24. December d. J., sowie an dem auf den 20. December d. J. fallenden Buß= und Bettage folgendermaßen festgestellt:

a) für Schönberg von 7-10 Uhr Vormittags und von 12 bis 6 Nachmittags,
b) für das platte Land:
1) für die Kirchdörfer von 8-10 Uhr Vormittags und von 11 1/2 Uhr Vormittags bis 5 1/2 Uhr Nachmittags,
2) für die weiteren Dörfer von 7 1/2 - 9 1/2 Uhr Vormittags und von 12 - 6 Uhr Nachmittags.
              Schönberg, den 29. November 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Im Neuen Palais bei Potsdam ist am Sonntag der Geburtstag I. M. der Kaiserin, die ihr 35. Lebensjahr vollendet hat, festlich begangen worden. Die Feier fand zunächst im engsten Kreis der Familie statt. Nach dem Gottesdienst, der um 9 Uhr in der Hauskapelle begonnen hatte, war der Empfang der fürstlichen und anderen Gratulanten und mittags fand im Neuen Palais eine größere Frühstückstafel statt. Nach Aufhebung der Tafel verabschiedete sich Kaiser, um in Begleitung des Regenten von Braunschweig und des Prinzen Heinrich zu den Jubiläumsfestlichkeiten nach Dresden abzureisen. Wie alljährlich waren der Kaiserin zum Geburtstag von nah und fern zahlreiche Glückwunsch=Schreiben und Telegramme, sowie prachtvolle Blumenspenden zugegangen.
- Das auf der kaiserlichen Werft in Kiel am Sonnabend um 11 Uhr vom Stapel gelassene Panzerschiff wurde vom Kapitän Diederichsen auf Befehl des Kaisers "Hagen" getauft.
- Der neuernannte Kriegsminister General der Infanterie Bronsart v. Schellendorff II ist seit dem Regierungsantritt Kaiser Wilhelms II. schon der dritte, der zu diesem wichtigen Posten berufen wird. Hoffentlich bewährt er sich trotzdem, daß er in der Verwaltung bisher noch nicht thätig gewesen ist, recht gut und bleibt dann recht lange Kriegsminister, denn es ist für eine Armee durchaus nicht günstig, wenn die Personen, die an der Spitze ihrer Verwaltung stehen, oft wechseln. Die Franzosen haben das zu ihren Schaden erfahren, haben sie doch in derselben Zeit, während der verstorbene Generalfeldmarschall Graf Roon die preußische Armeeverwaltung geleitet hat, nicht weniger als 14 Kriegsminister gehabt und einsichtige Militärs hatten schon vor dem Feldzug 1870/71 erkannt, daß das französische Heer unter dem fortwährenden Wechsel im Kriegsministerium schwer gelitten habe.
- Die Reichsregierung legt allem Anschein nach großen Werth darauf, jetzt schon kund zu thun, daß die ursprünglich geplanten Forderungen für die Marine im nächsten Etat in der That eingeschränkt werden sollen. Die "Norddeutsche allgemeine Ztg." versichert neuerdings, daß der Kaiser aus eigenster Entschließung im Hinblick auf die Lage der Reichsfinanzen den nächsten Marineetat vermindert habe. Auch die Befürchtung der Uebernahme besonders hoher Verpflichtungen für die Zukunft sei nicht begründet.
- In Elsaß=Lothringen will man von der beabsichtigten Weinsteuer durchaus nichts hören.
In Rappoltsweiler hat am vorigen Sonntag eine Versammlung von Winzern und Weinhändlern entschieden gegen die geplante Steuer Stellung genommen.
- Es sind nicht die Finanzminister aller, sondern nur derjenigen deutschen Staaten, die am Weinbau besonders interessiert sind, die am Montag in Berlin im Reichsschatzamt zu einer Konferenz zusammengetreten. Daraus wird also geschlossen werden können, daß es sich bei dieser zweiten Finanzminister=Konferenz hauptsächlich um das Weinsteuerprojekt, das Schmerzenskind des Herrn Dr. Miquel, handelt.
- Der Handels=, Zoll= und Schifffahrtsvertrag zwischen Deutschland und Rumänien ist am Sonnabend in Berlin unterzeichnet worden.
- Ueber die in Berlin sich abspielenden Handelsvertragsverhandlungen mit Rußland hört man so gut wie nichts, wenn nicht die "Norddeutsche Allgemeine Ztg." so gnädig ist, dem erstaunten deutschen Volk einmal von einem Diner der Herren Unterhändler zu berichten. Summa summarum verlautet, daß bei einigem weiteren Entgegenkommen von Seiten der russischen Bevollmächtigten, aber auch nur dann, deutscherseits ein Abschluß für möglich erachtet wird. Die deutschen Vertreter werden hoffentlich an dem Standpunkt festhalten, daß das Bedürfniß nach einem Abschluß weit mehr auf russischer als auf deutscher Seite liegt!
- Die vor einigen Tagen aufgetauchte Meldung, Fürst Bismarck werde von Friedrichsruh nach Varzin übersiedeln, wird von maßgebender Seite mit der Begründung widerlegt, daß Varzin sich für einen Winteraufenthalt nicht eigne und daß der Fürst bestimmt in Friedrichsruh verweilen werde. Professor Schweninger sollte am Sonntag Abend von seiner Reise nach Lugano wieder in Friedrichsruh eintreffen.
- Der vierte Parteitag der deutschen Sozialdemokratie ist am Sonntag abend in Köln a. Rh., und zwar im Saal "Zum Karl dem Großen" vor einer zahlreichen Zuhörermenge von dem Abg. Bebel durch eine Rede über die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie eröffnet worden. Die führenden bayerischen Genossen sind in Köln nicht erschienen. Am Montag wurden die "Genossen" Singer=Berlin und Fell=Leipzig als Vorsitzende gewählt, worauf die Verhandlungen über die Punkte der Tagesordnung begonnen haben.
- Der russische Kaiser und die kaiserliche Familie trafen am Freitag abend aus Dänemark wieder in Gatschina ein.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 84 Seite 2]

- Zu den Russenfesten in Frankreich wird noch gemeldet, daß in Toulon am Freitag an Bord des "Hoche" für die russischen Seeleute ein Bankett zu 600 Gedecken veranstaltet wurde. - In Paris nahm der am Freitag im Hotel de Ville zu Ehren der russischen Offiziere veranstaltete Ball einen glänzenden Verlauf. Wegen des Todes des Marschalls Mac Mahon betheiligten sich die russischen Offiziere nicht am Tanze. - Kurz vor Mitternacht schoß ein ältlicher Mann vor dem Kasino auf die Menge, ohne jemand zu treffen. Auf der Polizei erklärte der Mensch, er sei ein Sozialist und ehemaliger Eisenbahnbeamter und könne nicht dulden, daß Frankreich für Fremde soviel Geld ausgäbe, während die Franzosen hungerten. Der Attentäter ist allem Anscheine nach geistesgestört. - Das Volksfest am Sonnabend war das der Frauen und Kinder. Die Menge bestand zu 4/5 aus Frauen und Mädchen aller Stände; man sah baarhäuptige Arbeiterinnen und vornehme Damen in Equipagen. Die Ueberschwänglichkeit der weiblichen Menge war unglaublich. Die russischen Offiziere waren tief erschöpft von den Ovationen, als sie im Kasino ankamen. Weitere Feste werden verschoben oder zur großen Erleichterung der Russen ganz ausfallen.
- Am Sonnabend Mittag hat in Montcresson die Leichenfeier für den Marschall Mac Mahon stattgefunden, zu der sich die Militär= und Zivilbehörden des Departements, Deputationen der Offizierkorps sämmtlicher Waffengattungen, sowie eine ungemein große Anzahl anderer Personen eingefunden hatten. Nach der religiösen Zeremonie defilierten die Truppen vor dem Sarg. Letzterer wurde darauf nach dem Bahnhof geleitet, um nach Paris übergeführt zu werden, wo der Zug mit der Leiche am Sonnabend Abend eingetroffen ist. Auch die Kaiserin Friedrich hat der Witwe des Marschalls den Ausdruck ihres lebhaften Mitgefühls übersandt. Der deutsche Botschafter Graf Münster hat am Montag mit sämtlichen Mitgliedern der Botschaft der Leichenfeier für den Marschall Mac Mahon in der Madeleinekirche beigewohnt und ist dem Sarg bis zum Invalidendom gefolgt. Der auf dem Sarg niederzulegende prachtvolle Kranz des Deutschen Kaisers trägt auf weißer Schleife ein "W" mit der Kaiserkrone.
- Die Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Marschall Mac Mahon fanden in Paris am Sonntag mittag statt. Der Leichenzug bildete sich vor der Madeleinekirche, in welche die Leiche am Abend gebracht worden war. Im Augenblick der Hebung des Sarges hielten Ministerpräsident Dupuy und Kriegsminister Loizillon Reden. Dupuy gab eine Schilderung von dem Charakter des Marschalls und gedachte seiner Wirksamkeit als Bürger, als Staatsmann und als Staatsoberhaupt. Der Redner führte aus, Mac Mahon habe seine Macht mit Loyalität gebraucht, er habe sie mit vorbildlicher Würde wieder abgegeben und den Willen der Nation geachtet. Mac Mahon Sei ein guter und ein großer Franzose gewesen. Deshalb sei sein Sarg umgeben von so vielen Beweisen der Sympathie und so vielen Zeichen der Achtung und der Trauer fremder Souveräne, die unter Frankreich befreundeten Fahnen oder als Gegner auf so vielen Schlachtfeldern seine Bedeutung und Loyalität erprobt hätten. Der Kriegsminister Loizillon erinnerte bei der Trauerfeier für den verstorbenen Marschall Mac Mahon in seiner Rede besonders an die Erstürmung des Malakoff durch Mac Mahon, an die Krönung jenes gigantischen Kampfes, aus dem Sieger und Besiegte die gegenseitige Achtung als Vorspiel einer festen dauerhaften Freundschaft davon getragen hätten. Der Kriegsminister hob ferner die Waffenthat des Verstorbenen bei Magenta hervor, wo er, trotz des Mutes und Ringens einer tapferen Armee, durch seine Kühnheit einen gefährdeten Tag in einen Tag des Triumphes verwandelt habe. Hierauf wurde der Sarg auf den mit sechs Pferden bespannten Leichenwagen gehoben und der Zug setzte sich nach dem Invalidendom in Bewegung. Die Feier in der Invalidenkirche verlief sehr eindrucksvoll. Die Kirche war vollständig mit schwarzen Drapien ausgeschlagen und auf Schilden waren die Bezeichnungen der Schlachten angebracht, an denen der Marschall teilgenommen hat. Nach der kirchlichen Feier wurde der Sarg vor das Thor des Invalidendomes gebracht, worauf die Truppen vor dem Sarge vorbeimarschierten. Nach dem Vorbeimarsch wurde der Sarg wieder in die Kirche gebracht, um in dem für die Marschälle bestimmten Gewölbe beigesetzt zu werden. Die Trauerfeier war um 4 Uhr zu Ende.
- Die Mitglieder der deutschen Botschaft konnten bei ihrem Austritte aus dem Invalidendom wegen des starken Gedränges nicht zu ihren Wagen gelangen. Sie mußten zu Fuß in die Botschaft zurückkehren. Die dichte Menge machte auf das Zuvorkommendste Platz und begrüßte die Mitglieder mit größtem Respekt. - Die Pariser Blätter beglückwünschen die Bevölkerung wegen der würdigen Haltung während der Leichenfeier. Mehrfach wurden beifällige Worte geäußert über den Kranz des deutschen Kaisers und die Schönheit der deutschen Uniformen. Der "Figaro" schreibt: Die Menge blieb bei dem Anblick der letzteren nicht fern von Bewunderung, die freilich die Erinnerung und die Hoffnung nicht linderte. Trotzdem war kein Ereignis so glücklich für die Sache des Friedens, als der Zug so vieler fremder Uniformen durch die Pariser Straßen.
- Nach der Verlesung von französischen Schülergrüßen in den Lehranstalten in Petersburg kam es in einem Gymnasium zu Ausschreitungen, wobei die deutschen Mitschüler durchgeprügelt wurden. Hieraus wurde von "sehr hoher Seite" die fernere Verlesung französischer Schülergrüße untersagt.
- Vor der Strafkammer des Landgerichts in Hannover hat am Montag unter ungeheuerem Andrang des Publikums der große Spieler= und Wucherprozeß begonnen. Auf der Anklagebank sitzen:
1. Bankier Max Rosenberg, 2. Bankier Albert Heß, genannt Seemann, 3. Bankier Louis Abter, 4. Bankier Julius Sußmann, 5. Rentier Johann Fährle, 6. Rittmeister a. d. D. v. Meyerink, 7. Rentier Samuel Seemann, 8. Bankier Julius Rosenberg, 9. Geschäftsreisender Julius Heinrich Ludwig Stamer. Zwei andere Angeklagte, Rentier Lichtner und Lieutenant a. D. Frhr. von Zedlitz=Neukirch sind flüchtig. Es sind weit über hundert Offiziere und zwar vom Generalmajor bis zum Sekondelieutenant abwärts aus den verschiedensten Garnisonorten Deutschlands, sowie eine große Anzahl Rittergutsbesitzer, Studenten u. s. w. als Zeugen geladen.
- Die große Portlant=Cementfabrik zu Laegerdorf bei Itzehoe brannte am Sonnabend fast vollständig nieder.
- Preisausschreiben. Der Vorstand des schwedischen Friedens= und Schiedsgerichtsvereins zu Stockholm, unter dem Vorsitz des Schriftstellers Björklund, des Abgeordneten Wawrinski u. A., setzt einen Preis von 1000 Franken für die beste Antwort auf die Frage aus, wie eine europäische allgemeine Meinung gegen die fortschreitenden Kriegsrüstungen geschaffen werden könne. Der Plan soll praktisch und international ausführbar sein und in einer der folgenden Sprachen: deutsch, französisch, englisch, dänisch oder norwegisch, an Herrn Gustav Björklund in Stockholm vor dem 1. März 1894 abgeliefert werden.
- Eine Gefahr für tanzende Herren. In Birmingham in England war es, wo jüngst ein Ball stattgefunden hat. Eine der Schönen des Ortes tanzte, fiel und brach ein Bein. Natürlich war das nicht ihre Schuld, sondern mußte Demjenigen zugeschrieben werden, der sie geführt hatte und der auch Gentleman genug war, alle Schuld auf sich zu nehmen. Indes seine Ritterlichkeit nahm ein Ende, als die Gefallene Schadenersatz von ihm verlangte! Da er in Bezug auf diesen Punkt unnachgiebig blieb, so hat nun die Dame, die das Bekenntniß seiner Schuld schriftlich besitzt, einen Prozeß auf Schadenersatz gegen den Herrn angestrengt. Wie, wenn Sie denselben gewinnt! Welche abschreckenden Besorgnisse müssen sich da auf einmal für die tanzende Herrenwelt aufthun! Noch schlimmere Schrecken scheinen aber bei diesem Gedanken die tanzenden Damen von Birmingham zu befallen. Liegt es doch nahe genug, daß durch einen solchen Vorfall die Unlust der Herren zum Tanzen wesentlich erhöht wird. Es soll darum auch bereits eine Bewegung unter den Damen ins Werk gesetzt sein, den betreffenden Herren, falls er verurteilt wird, durch freiwillige Zeichnungen schadlos zu halten.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 84 Seite 3]

Anzeigen.

Oeffentliche Versteigerung.
Dienstag, den 31. October d. J.
Nachmittags 2 Uhr,

sollen vor der Marienstraße Nr. 65 hieselbst Mobilien aller Art als namentlich:

Haus= u. Küchengeräth, 1 Bett, Bettlaken, Frauenkleidungstücke, auch ca. 3 Sack Kartoffeln.
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Schönberg, den 25. October 1893.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Oeffentliche Versteigerung.
Mittwoch, den 1. November d. J.
Vormittags 11 1/2 Uhr

sollen in Palingen:

10-12 Fuder, theilweise durch Nässe gelittener Hafer in Garben, und 2 Fuder Gerste in Garben
fuderweise, öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden. Der Verkauf wird voraussichtlich nicht widerrufen. Versammlung der Käufer beim Krüger Oldenburg in Palingen.
Schönberg, den 25. October 1893.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Alle Forderungen

an den verstorbenen Obersteuerrath Grapow bitte ich in spezifizierter Rechnung bis zum 15. Nov. bei mir einreichen zu wollen.
Schönberg, den 24. Okt. 1893.

                                                    C. Hottelet,
                                                    Oberförster.


Ich suche einen ordentlichen
Großknecht,
Kleinknecht
und einen Kuhfütterer.
Lübseerhagen.                                                     Simon Egert.


Gesucht zum 24. Oktober ein Kuhknecht, welcher melken kann, und ein tüchtiger Pferdeknecht.

Lockwisch.                                                     A. Russwurm.


Haben Sie Sommersprossen?
Wünschen Sie zarten, weissen, sammetweichen Teint?
- so gebrauchen Sie:                                                    
Bergmann's Lilienmilch-Seife
Mit der Schutzmarke "Zwei Bergmänner")
von BERGMANN & Co. in Dresden. à Stück 50 Pf bei
Apotheker Montag.


Füttern Sie die Ratten u. Mäuse,
nur mit v. Kobbe's sicher tödlich wirkendem
Heleolin. Unschädlich für Menschen u. Hausthiere.
In Dosen à Mk. 0,60 u. Mk. 1,00 erhältlich bei
H. Brüchmann. Schönberg i. M.


A. Wasmuth & Co. Ottensen empfiehlt sein

Sculëin-Rattentod

glänzend bewährtes Mittel zur Vertilgung von Ratten und Mäusen. Sculein ist giftfrei für Menschen und Hausthiere, es kann daher ohne Gefahr auf Kornböden in Vieh= und Hühnerställen gelegt werden. Zu haben in Schönberg bei

                                                    C. Schwedt.


Lavatus.


Gummi-Waare
empfiehlt                                                     H. Böckmann,
                                                                      Bandagist.


Den                                                    
Alleinverkauf

meiner auf der Düsseldorfer Gewerbe-Ausstellung prämiirten Rauchtabak-Fabrikate für Schönberg habe ich dem Herrn

H. Brüchmann

übertragen.

Burgsteinfurt, den 30. September 1893.
        (Westfalen.)

                                                    Fr. Rotmann.


Für den Winterbedarf.
Empfehle mein reichhaltiges Lager vo
wild= u. waschledernen Handschuhen,
mit und ohne Pelz,
Glacé-Handschuhen,
schwedischen Lederhandschuhen,
sowie alle Sorten
Stoffhandschuhe.
Schlipse und Cravatten
in großer Auswahl.
                                                    H. Böckmann,
                                                    Handschuhmacher.


Am Sonntag, den 29. d. M.
ist unser
Geschäft

von 7 bis 10 Uhr Morgens
und von 12 bis 6 Uhr Nachmittags geöffnet.

                                                    Gebrüder Burchard.


Ich habe von nun an ein                          
großes Lager
von
Porzellan-, Steingut und Töpferwaaren
zu den billigsten Preisen.
                                                    J. Heuer,
                                                    Siemzerstraße Nr. 134.


Geschäftseröffnung.

Einem hochgeschätzten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich vom Sonntag, den 15. d. Mts. an mein

Photographisches Atelier

Siemzerstraße Nr. 195 eröffne, und wird mein eifrigstes Bestreben sein, durch saubere gute Bilder in allen Größen zu solennen Preisen mir das Wohlwollen aller mich Beehrenden zu erwerben und erhalten zu können.

                          Hochachtungsvoll
                                                    Th. Liebert.

NB. Vergrößerungen werden nach jedem kleinen Bilde prompt und billigst ausgeführt.

                                                    D. O.


In großer Auswahl empfehle.

Hemdentuche, grob= und feinfädig. Schürzenstoffe in Cattun und Baumwolle, Herrenhemden, Herrenunterhosen, Herrenjacken, Normalhemden, Hosenträger und Arbeiterhosen.

                                                    Hugo Heincke.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 84 Seite 4]

Vom Einkauf aus Süddeutschland u. Oesterreich zurückgekehrt, habe jetzt

in großer Auswahl

Peitschenstöcke, Peitschen, Spazierstöcke, Harmonikas, Uhrketten in ca. 400 versch. Sorten, Pfeifen, Cigarrenspitzen, Cigarrentaschen, Portemonnaies, Taschenmesser, Scheeren, Hosenträger, Kämme, Bürsten, Spiegel, Parfüm, Pomaden, Seifen, Haarschmuck, Damenketten, Broschen, Armbänder, Ohrringe, Ringe, Nadeln und desgleichen mehr,

zu den billigsten Preisen.                                                     H. Brüchmann.


Vom 1. November ds. Js. an bis auf Weiteres halte ich meine Sprechstunden an jedem Mittwoch, Nachmittags von 3 bis 5, event. bis 7 Uhr und an jedem Sonnabend, von Morgens 10-12 1/2, ev. Nachmittags von 3-5 Uhr in meinem Geschäftszimmer kalter Damm Nr. 5, eine Treppe hoch.

                                                    A. Monich, Rechtsanwalt.


Ofenvorsätze, Ascheimer, Kohlenträger, Kohlenschaufel, Ofengeräthe, Geräthständer , Schirmständer, Waschtische, Waschkessel, Waschruffel, Wringmaschinen, Kohlenplätten, Fleischmühlen, Reibemaschinen, Mandel- und Pfeffermühlen, Kaffeemühlen, Kücheneisen, Hack- und Wiegemesser, Kaffeebrenner, Bratpfannen, Kochtöpfe, Kaffeekannen, Spülwannen, Eimer u. s. w.
empfiehlt in reicher Auswahl                                                    
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Besonders preiswerth!
Corsetts, Handschuhe, Kopfhüllen, Unterröcke, Damenhemden, Damenhosen, Damennachtjacken, Damenunterjacken, fertige Schürzen, Strickwolle
                                                    Hugo Heincke.


Am Sonntag den 29. Oktober 1893.
Ausspielen von
lebenden Enten
auf meinem Billard
wozu ganz ergebenst einladet                                                    
                                                    J. Böckmann,
                                                    Gastwirth.


Am Sonntag den 5. Novbr. und Montag den 6. Novbr. werde ich

lebende fette Gänse
nach der Scheibe

verschießen lassen, wozu ich hiedurch freundlichst einlade.

Am 5. November Tanz.
                                                    Gastwirth Oldenburg Lockwisch.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 29. d. Mts.
Tanzmusik (Erntebier.)
über Mitternacht hinaus.


Boye's Etablissement, Schönberg.
Mittwoch, den 1. November 1893.
Abends 7 1/2 Uhr:
I. Abonnements-Concert

der städtischen Kapelle in Wismar unter Mitwirkung des

Concertmeisters Violonisten
Herrn Fritz Fröbus.

Schüler von Arno Hilf (Leipziger Conservatorium), des

Xylophonisten Herrn Engel,
und unter Leitung des Musikdirektors Herrn
                                                    Jul. Müller.
Programm:

1. "Kriegsmarsch der Priester", a. d. Op.: "Athalia" v. Mendelssohn.
2. Ouverture z. Op,: "Oberon", v. C. M. v. Weber.
3. a) "An der Wiege", Lied von Jul. Müller.
    b) "Serenade", von Moszkowsky. (Für Streichorchester.)
4. 2 Ungarische Tänze von Brahms.
5. "Troubadour=Fantasie", Solo für Violine von Alard. (Herr Concertmeister Fröbus.)

~~~~~~~~~~~

6. Ouvertüre z. Op : "Mignon", v. A. Thomas.
7. "Herzklopfen", Polka für Xylophon=Solo von Riedel. (Herr Engel.)
8. "Larghetto", a. d. D-dur Sinfonie von L. van Beethoven.
9. "Juristen=Balltänze", Walzer von Joh. Strauß.
10. Fantasie aus der Op.: "Der Trompeter von Säkkingen", v. Neßler.

Entree für Nichtabonnenten 75 Pfg.
Nach dem Concert: Tanz.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 29. Oktober.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.
    Amtswoche: Pastor Krüger.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Der Gesammt=Auflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect des bekannten Bankhauses Philipp Fürst in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrten Leser besonders aufmerksam machen.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 43.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 84 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 84 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 27. October 1893.


Die Thätigkeit der Pflanzenwurzeln.

Es ist merkwürdig, an wie vielen Wundern der Mensch kalt vorüber geht; die er kaum beachtet, gar nicht als Wunder erkennt. Wir staunen, wenn wir von der Ueppigkeit und Fruchtbarkeit der Pflanzenwelt der heißen Himmelsstriche hören oder lesen; daß bei uns, in unserer nächster Nähe, jahraus jahrein die wunderbarsten Dinge sich abspielen, davon haben viele gar keine Ahnung; unsere Sinne sind geradezu gegen diese Eindrücke abgestumpft. Oder ist es nicht wunderbar, daß wir im Herbste oder Frühjahr ein paar Säckchen voll Samengetreide hinaus auf das Feld bringen, um nach 5 bis 10 Monaten Boden und Scheune mit den "Erträgen" dieser Aussaat zu füllen? Ist es nicht wunderbar, daß wir mit dem Erntesegen von einigen Körben gelegter Kartoffeln nach Verlauf von weniger als 1/2 Jahre ganze Keller füllen? Wir legen ein Quantum Runkelkerne, die ein 4jähriges Kind uns hinaus auf den Acker bringen kann, und nach Verlauf einiger Monate schaffen wir die Runkeln fuderweise nach Hause.
Wem fällt es aber ein, zu fragen, wie diese gewaltige Vervielfältigung in so kurzer Zeit entsteht ? Wir sind von Jugend auf so daran gewöhnt, daß es so ist und so sein muß, und daher rührt wohl diese merkwürdige Gleichgültigkeit. Oder glaubt der Landmann vielleicht, er habe mit Pflug und Egge, mit Gips und Kali, mit Dünger und Jauche, mit Hacke und Spaten das Wunder bewirkt? Gewiß gehört das alles mit zum fröhlichen Gedeihen der Feldfrüchte, aber ist nicht die Hauptsache, nicht einmal der Boden ist die Hauptsache, auch nicht der Humus.
In der Nähe von feuerspeienden Bergen bemerkt man auf der ausgeworfenen Asche, die doch keine Spur von Humus enthält, sondern aus geglühtem Gestein und Gesteinstrümmern oder Staub besteht, den üppigsten Pflanzenwuchs. Und wenn unsere Kulturpflanzen, die Stoffe, die wir als Früchte und in den Früchten einheimsen, dem Boden entnehmen, so bedenke man einmal, wie der Boden mit der Zeit nicht nur erschöpft, nein, wie er im Laufe der Jahrhunderte geradezu ausgehöhlt und vertieft werden müßte. Davon ist aber doch keine Spur zu bemerken. Wenn wir uns die Feldfrüchte, - Getreide oder Hackfrüchte - die wir in ein paar hundert Jahren von den Feldern heruntergenommen haben, gleichmäßig auf den Feldern ausgebreitet und über einander geschichtet denken, so müßten diese Schichten schon eine ganze stattliche Höhe erreichen. Oder denken wir an unsere Wälder. Es ist durchaus nicht richtig, zu sagen: die Baumriesen sind aus dem Boden hervorgewachsen. Der Boden giebt auch hier verschwindend wenig zu dem Holzreichthum mancher Gegenden her. Sonst müßte doch an der Stelle, wo ein solcher Riese wurzelt, eine bemerkbare Lücke im Boden entstehen.
Woher stammen denn aber nun die Stoffe, aus denen sich Stroh und Körner unserer Getreidearten, die Knollen der Kartoffeln, Rüben und Runkeln, die Stämme unserer Tannen und Eichen zusammensetzen? Die Antwort lautet: Zum größten Theile aus der Luft. Und die Organe, die diese Stoffe der Luft entziehen, sind vor allen Dingen die grünen Blätter der Gewächse. Die Wurzeln schaffen nur Rohstoffe, Baumaterial herbei, die Blätter dagegen liefern die Hauptmasse des Baustoffes und bilden ihn zu gleicher Zeit auch um zu organischer Substanz. Ohne Blätter kein Weizenkorn, keine Kartoffelknolle, keine Holzfaser, ohne Blätter kein Stärkemehlkorn, kein Tropfen Zuckersaft, kein Wein, kein Oel, weder Hopfen noch Malz. Die Wurzeln dienen der Pflanze als Mund, die Blätter als Mund und Magen zugleich.
Sehen wir einmal zu, wie das zugeht. Suchen wir uns also darüber klar zu werden, welche Rolle die Wurzeln und Blätter im Leben der Gewächse spielen und welche Bedeutung sie namentlich für die Ausbildung der Früchte haben.
Die Wurzeln, mit denen wir uns namentlich diesmal etwas beschäftigen wollen, sind zunächst bestimmt, der Pflanze einen festen Halt im Boden zu geben; sie verleihen ihr die Kraft, den schwersten Stürmen zu trotzen. Wie Schiffstaue greifen sie daher nach allen Seiten im Boden hinaus und befestigen so die Pflanze, mag der Sturm aus Nord oder Süd, aus Ost oder West blasen. Es sind aber nicht allein die starken Holzwurzeln, die den Gewächsen die Widerstandskraft gegen Wind und Wetter verleihen - denn diese verlaufen ja häufig ganz oberflächlich im Boden - sondern es sind vor allen Dingen die dünnen, zarten Rebenwurzeln und die Millionen von Wurzelhaaren, die die Blumen wie den Baum und den Strauch im Erdreich befestigen. Sie verwachsen so innig mit den Bodenteilchen, daß sie nur schwer von ihnen zu trennen sind. Mit dem Erdreich bilden sie zusammen den sogenannten Wurzelballen.
Alle Wurzeln sind anfangs von weicher, fast fleischiger Beschaffenheit; später verholzen sie, bleiben dabei aber noch biegsam und elastisch, so daß sie den Bewegungen des Stammes im Winde nachgeben können.
Die saftige, fleischige Beschaffenheit der Wurzeln machen sich verschiedene kleinere Mitglieder der Thierwelt zu nutze, von denen ich nur den Schrecken der Weinbergbesitzer, die Reblaus, erwähne, die in kurzer Zeit einen so ungeheueren Schaden anzurichten vermag, daß schon Tausende von Hektaren von Weinpflanzungen ihr zum Opfer gefallen sind. Die Reblaus, kaum so groß wie ein Floh, saugt aus feineren und derberen Wurzeln den Saft heraus, es entstehen traubenartige Anschwellungen, die Wurzeln werden ganz verunstaltet, gehen endlich in Fäulnis über und verursachen so das Absterben der ganzen Pflanze.
Pflanzen, die nur eine geringe Größe erreichen oder dicht am Boden vegetieren, haben natürlich kein so ausgedehntes Wurzelwerk wie größere Pflanzen. Die Moose, die unsern Waldboden bedecken, die Flechten, die sich auf der abgestorbenen Rinde unserer Obstbäume und an den alten verwetterten Bretterwänden einnisten, haben gar keine eigentlichen Wurzeln. Das untere Ende des Stengels der Moose, die ja für unsere Wälder so große Bedeutung haben, ist in fortschreitenden Absterben begriffen, während der Moosstengel am entgegengesetzten Ende aufwärts wächst. Die abgestorbenen Theile des Moosstengels sammeln sich im Laufe der Zeit an und bedecken so nach und nach selbst den nackten Fels mit fruchtbarer Erde. Mit Recht hat man daher die Moose die Pioniere der Pflanzenwelt genannt. In unsern Wäldern ist größtentheils auf diese Weise das lockere Erdreich entstanden, das die oberen Schichten des Waldbodens bildet. Gewisse Moosarten, namentlich die Torfmoose erzeugen solche Mengen erdiger Stoffe, daß in verhältnißmäßig kurzer Zeit ganze Lager entstehen, die eben als Torf abgegraben werden und bekanntlich als Brenn= und Streumaterial Verwendung finden. Durch weitere Umwandlungen dieser Massen, wohl in erster Linie durch gewaltigen Druck, sind daraus in früherer Zeit die Braun= und Steinkohlenlager entstanden.
Die zweite Aufgabe der Wurzeln besteht darin, daß sie der Pflanze Nährstoffe aus dem Boden zuführen, daß sie also an ihrer Ernährung betheiligt sind. Diese Stoffe sind außer dem Wasser die bekannten Elemente Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor, Schwefel, Eisen. Im Bodenwasser gelöst, gehen sie mit diesem in den Pflanzenkörper ein. Sie sind keine eigentlichen Nährstoffe, sondern man nimmt an, daß Sie zur Erzeugung gewisser organischer Verbindungen in der Pflanze unentbehrlich sind. So ist Eisen zur Erzeugung des grünen Farbstoffes nöthig, ohne Eisen kein Ergrünen der Pflanzentheile; Kali giebt den Anstoß zur Stickstoffbildung, und Phosphor hilft die eiweißartigen Stoffe bilden.

(Schluß folgt.)


[ => Original lesen: 1893 Nr. 84 Seite 6]

- Neustrelitz. S. K. H. der Erbgroßherzog ist Montag abend aus Dresden, wohin er im Auftrage S. K. H. des Großherzogs zum 50jährigen Dienstjubiläum des Königs von Sachsen begeben hatte, hierher zurückkehrt.
- Schönberg. Nächsten Mittwoch, am 1. Nov. wird Herr Musikdirektor Müller aus Wismar sein erstes Abonnements=Conzert im Boye'schen Saale geben (s. Annonce), was nach dem vorliegenden Programm zu urtheilen, den früheren sich würdig anzureihen verspricht. Neben den Musikhelden Beethoven, Weber, Mendelssohn, Brahms, schmücken auch neuere Komponisten, wie Thomas mit seiner reizenden "Mignon"=Ouverture und Neßler's "Trompeter von Säkkingen", wie Strauß und Andere das Programm. An Herrn Fröbus hat die Kapelle einen vorzüglichen Solo=Geiger gewonnen. Nachdem er seine Studien auf dem Leipziger Conservatorium absolvirte, hat er an verschiedenen Orten mit Beifall solistisch gewirkt. Ueber sein erstes Auftreten in Wismar schreibt das dortige Tagebl.: Das gestrige Konzert der Stadtkapelle in der Tivolihalle erfreute sich eines ganz besonders guten Besuches und fanden wiederum sämmtliche zu Gehör gebrachten Piecen im Publikum die beifälligste Aufnahme, so daß sich Herr Musikdirektor Müller wiederholt veranlaßt sah, eine Einlage zu geben. Der Glanzpunkt des ganzen Conzerts war jedoch das Violin=Solo "Fantasie aus Verdi's Oper Der Troubadour von Alard", welches durch Herrn Conzertmeister Fröbus meisterhaft zum Vortrag gelangte. Anhaltender Beifall lohnte diese künstlerische Leistung. Mehrere rühmliche Beurtheilungen aus anderen Orten liegen über Herrn Conzertmeisters Fröbus künstlerisches Solospiel vor. Auch enthält das Programm eine Solo=Nummer für Xylophon von Riedel, vorgetragen von Herrn Engel, welches gewiß gerne gehört wird.
- Seit dem Ersatzjahre 1875/76 haben sich die Mannschaften ohne Schulbildung wesentlich verringert. In Procenten ausgedrückt betrugen die Eingestellten ohne Schulbildung 1,09 der Gesammtanzahl in Mecklenburg=Schwerin, 0,54 in Mecklenburg=Strelitz, 2,37 im deutschen Reiche; 1891/92: Mecklenburg=Schwerin 0,08, Mecklenburg=Strelitz 0, im deutschen Reiche 0,45.
- Aus Güstrow berichtet die "G. Z.": Eine Haussuchung, welche bei einem Kutscher vorgenommen wurde, der auf einem benachbarten Gute bedienstet war und in dem Verdacht stand, einen Gelegenheits=Diebstahl verübt zu haben, ergab überraschende Resultate, welche auf einige siebzig Diebstähle zurückführen. Er nahm alles mit, was ihm auf seinen Fahrten unter die Hände kam, auch zerbrechliche Dinge, wie Bier= und Branntweingläser, in großer Zahl. Der nunmehr Verhaftete gedachte sich demnächst zu verehelichen.
- Neue Zwanzig=Pfennigstücke aus Nickel, von der Größe der Zehnpfennigstücke, werden seit kurzer Zeit von den Münzstätten ausgegeben. Sie sind aus einer bessern Legirung hergestellt als das übrige Nickelgeld und am Rande gerippt. Als Ersatz für die zu kleinen Silber= und die zu großen Nickel=Zwanzig=Pfennigstücke wird diese neue Münze wohl mit Freuden begrüßt werden.
- Im königlichen Marstall in der Dorotheenstraße zu Berlin wurden am 24. d. zu erstaunlich hohen Preisen neun Reitpferde und ein Wagenpferd versteigert. Mit 82 Doppelkronen (1640 Mark) wurde die 11jährige braune englische Stute Dolores bezahlt, trotzdem von dem Thier bekannt war, daß es schwer zu reiten ist. 70 Doppelkronen brachte die Fuchsstute Santuzza, unbekannter Abstammung, die zeitweise "schlechter Fresser" ist. Der 14jährige Fuchshengst Meteor, den der Kaiser noch als Prinz geritten, ging bis 45 Doppelkronen weg; ebensoviel erzielte der englische schwarzbraune Wallach Horrido trotz seiner Ueberbeine. Die 6jährige trakehner Fuchsstute Luft, die bestimmt war, prinzliches Leibpferd zu werden, aber "zu viel Temperament" hatte, ging für 26 Doppelkronen weg. Insgesammt wurden für die 10 Pferde 452 Doppelkronen oder 9040 Mark eingenommen.
- Die Verhandlungen mit dem Herzog von Cumberland über die Bibliothek, das Archiv und das Welfenmuseum in Hannover sind abschlossen.
Die Institute bleiben in Hannover und gehen theilweise in die Verwaltung der Provinz über.
- Am Sonnabend Vormittag ist in Berlin unter Entfaltung großen Prunkes die unter dem Protektorat der Kaiserin gebaute Immanuelskirche in der Prenzlauer Allee eingeweiht worden.
- Gesucht wird der glückliche Gewinner des 1. Hauptgewinns der Frankfurter Equipagen= und Pferdelotterie, deren Ziehung am 11. d. M. stattfand. Der Hauptgewinn ist auf Nummer 73 330 aus der Kollekte des bekannten Berliner Lotterie=Geschäfts von Karl Heintze, Unter den Linden 3, gefallen und besteht aus einer mit 4 Pferden bespannten Equipage. Der Inhaber dieser Losnummer hat sich bis jetzt noch nicht gemeldet.
- Fünfundachtzig paar Tauben fanden in Berlin auf bedauerlicher Weise bei einem Brande den jämmerlichen Erstickungstod. Das Feuer entstand aus noch nicht ermittelter Ursache im Dachboden, der Inhalt mehrerer Bodenverschläge an Gerümpel und Brennmaterialien verbrannte, wodurch sich ein ungeheuerer Rauch entwickelt hatte.
- Im naturhistorischen Museum zu Hamburg wurde in der Nacht vom Sonntag ein Einbruch verübt. Der Glaskasten, der die Erze und Edelgesteine enthält, wurde zertrümmert, fünf Goldblöcke im Wert von 2000 Mark sind entwendet worden, daneben liegende wertvolle Edelsteine dagegen liegen gelassen. Vermutlich hat sich der Dieb am Sonnabend eingeschlichen und einschließen lassen.
- Die Generalversammlung deutschen Frauenvereins in Nürnberg beschloß die Errichtung einer Anstalt zum unentgeltlichen Rechtsschutz für Frauen und Mädchen aller Stände. In öffentlicher, stark besuchter Versammlung sprachen die Damen Weber (Tübingen) und Löper=Houselle (Ispering) über den Diakonissenberuf und die Erziehung des weiblichen Geschlechts zur Selbständigkeit. Es gab rege Erörterungen und ferner interessante Berichte über die Thätigkeit verwandter Vereine.
- In Oerlikon im Kant. Zürich erstickten durch Gase des neuen Weins der Wirt Konradi und ein Gast. Das in der Wirtschaft bedienende Mädchen ging in den Keller, um Wein zu holen. Unten erlosch das mitgebrachte Licht sofort, das Mädchen stürzte und im Fallen schlug es den Hahn eines Fasses aus, dessen Inhalt sich in den Keller ergoß. Der Wirt ging nun selbst in den Keller, hatte aber kaum den Fuß über die Schwelle gesetzt, als er ebenfalls bewußtlos hinfiel. Der Gast, dem das Ausbleiben Beider auffiel, ging auch in den Keller, wo ihn das gleiche Schicksal ereilte. Die beiden Männer sind erstickt, während man das Mädchen zu retten hofft.
- Der mit einem Luftballon am Donnerstag Morgen von Stockholm aufgestiegene Ingenieur Andrée, über dessen Verbleib man bereits Besorgnisse hegte, hat am Sonnabend von Abo folgende Nachricht gesandt: "Bin Donnerstag Abend im finnländischen Archipel gelandet. Ballon und Instrumente wahrscheinlich verloren, Beobachtung=Journal gerettet. Ich selbst bin unversehrt bis auf einige Abschürfungen."
- Die öffentlichen Prüfungen an den höheren Schulen am Schlusse des Schuljahres sollen nunmehr, wie ein Reskript an die kgl. preußischen Provinzial=Schulkollegien anordnet, allgemein aufgehoben werden und nur, wo die Beibehaltung der alten Einrichtung ausdrücklich gewünscht wird, soll sie gestattet werden. Um so eifriger sollen die Direktoren und Lehrerkollegien dafür Sorge tragen, daß die öffentlichen Festlichkeiten an den hergebrachten Festtagen der Schulen möglichst unter Theilnahme der Eltern der Schüler stattfinden, um die Förderung engster Beziehungen zwischen Schule und Elternhaus der Erziehung in noch höherem Maße dienstbar zu machen.
- Der Reichskanzler hatte gegen die "Vossische Ztg." wegen eines Artikels, der dem bisherigen Gouverneur von Deutschostafrika, Frhr. v. Soden, vorwarf, in den Colonien in gewinnsüchtiger Absicht Grundstücke gekauft zu haben, Strafantrag gestellt. Die Strafkammer des Berliner Landgerichts hat am Sonnabend den Angeklagten, Chefredakteur Stephany, freigesprochen, weil ihm der Schutz des § 193 zur Seite stehe und der Wahrheitsbeweis zum Theil erbracht sei.


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