No. 59
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. August
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 59 Seite 1]

Das finanzielle Verhältnis des Reichs zu den Einzelstaaten.

Im August dieses Jahres werden die Finanzminister der Einzelstaaten mit dem Staatssekretär des Reichsschatzamts zu einer Besprechung in Frankfurt a. M. zusammentreten, in der es sich nicht bloß darum, wie die neuen Ausgaben für das Heer am besten gedeckt werden, sondern auch um eine Neuregelung des finanziellen Verhältnissen des Reichs zu den Einzelstaaten handeln wird. Die Deckungsfrage wird also in einem größeren Reformplan aufgehen, und es mag daher nützlich sein, die gegenwärtige rechtliche Lage des Reichs in seinen Finanzangelegenheiten kurz zu betrachten.
Das Deutsche Reich ist nach der Verfassung auf eigene Einnahmen gestellt, die ausschließlich auf seine Rechnung erhoben werden und deren Quellen den Einzelstaaten verschlossen sind. In die Reichskasse fließen die Einnahmen aus den Zöllen, ferner aus gewissen Verbrauchssteuern (auf Salz, Tabak, Branntwein, Bier und Rübenzucker), endlich aus anderen Reichsteuern, als welche die Stempelabgaben (Wechselstempel, Spielkartenstempel, Börsensteuer) eingeführt sind. Hinzu treten die Ueberschüsse der Reichspost= und Telegraphenverwaltung. Soweit die gemeinschaftlichen Ausgaben des Reichs durch Zölle, Steuern und Ueberschüsse nicht gedeckt werden, haben die Einzelstaaten Beiträge nach dem Verhältniß ihrer Einwohnerzahl (Matricularbeiträge) zu leisten, deren Gesammtsumme jährlich durch den Reichshaushalt festgesetzt wird. Das Reich kann in Folge dessen kein Deficit (Fehlbetrag) machen und auch die militärischen Mehrausgaben werden bis auf Weiteres durch höhere Matricularbeiträge gedeckt. Durch den Zolltarif von 1879 wurden dem Reiche so bedeutende Zolleinnahmen in Aussicht gestellt, daß die Erhebung von Matricularbeiträgen weiterhin kaum in Frage kommen konnte. Damit war aber der Reichstag nicht einverstanden, weil er mit dem Wegfall jährlicher Festsetzung der Matricularbeiträge die Möglichkeit verlor hätte, alljährlich bei ihrer Aufnahme in den Reichhaushalt mitzuwirken (sog. Einnahmebewilligungsrecht). Ein Auskunftsmittel wurde in der Frankenstein'schen Klausel gefunden, nach der aus den Einnahmen von Zöllen und Tabakssteuer nur 130 Millionen Mark bei der Reichscasse verbleiben, der Ueberschuß unter die Einzelstaaten nach der Kopfzahl vertheilt wird (Ueberweisungen). Auch der Einführung der Börsensteuer (1881) und der Verbrauchsabgabe von Trinkbranntwein wurde bestimmt, daß ihre Erträge an die Einzelstaaten vertheilt werden. Danach stehen nun im Reichshaushalt den Matricularbeiträgen der Einzelstaaten Ueberweisungssummen an sie gegenüber.
Die Einzelstaaten haben bisher mehr vom Reiche an Ueberweisungen empfangen, als sie an Matricularbeiträgen gezahlt haben. Im laufenden Jahr wird sich das Verhältniß umkehren und wird das Reich thatsächlich wieder wie vor 1879 bei den Einzelstaaten zu Koste gehen müssen. Indessen das ist nicht der Grund, warum an eine Neuordnung gedacht werden soll. Der Grund hierfür liegt in den außerordentlichen Schwankungen und in deren Einflusse auf die Haushalte der Einzelstaaten. Im Laufe der letzten 10 Jahre stiegen die Matricularbeiträge von 84 auf 356 Mill. Mark, die Ueberweisungen schwankten zwischen 105 Mill. (1884/85) und 383 Mill. Mk. (1891/92) und dementsprechend schwankten auch die Ueberschüsse der Ueberweisungen über die Matricularbeiträge. Die Ueberschüsse betrugen z. B. 1888/89 58 Mill. Mk., und das folgende Jahr 127 Mill., dann sanken sie und im laufenden Jahr wird sich ein Ueberschuß der Matricularbeiträge über die Ueberweisungen herausstellen.
Ein gutes Finanzwesen muß mit sicheren Factoren rechnen. Die Haushalte der Einzelstaaten lassen sich schwer in Ordnung halten, da das financielle Verhältniß zum Reich so starkem Wechsel unterliegt. Es liegt also in dem Interesse der Einzelstaaten, daß dem Verhältnisse der Anforderungen und der Leistungen des Reichs an sie eine größere Stetigkeit gegeben werde. Freilich kommt es nun darauf an, in welcher Weise die Reform gedacht ist.


S. M. der Kaiser wird sich voraussichtlich unmittelbar nach Schluß der Manöver des XIV. Korps von Stuttgart aus zu den Manövern in Ungarn begeben. Der beabsichtigte Jagdausflug nach Schweden soll in den letzten Tagen des Monats September erfolgen. Am Donnerstag hat der Kaiser von Kiel aus seine Reise nach England angetreten. Er wird zu dieser die gesamte Kapelle der ersten Matrosendivision mitnehmen, die vor der Königin von England, wie auch in einem Konzert spielen soll. Von den Musikern ist eine größere Anzahl englischer Märsche zu diesem Zweck eingeübt worden.
- Der deutsche Kaiser wird in etwa 14 Tagen in Helgoland erwartet, um einem Probeschießen mit schweren Geschützen auf der Insel beizuwohnen. Die Befestigungsarbeiten auf der Insel sind jetzt beendet und die kruppschen Geschütze auf dem Oberlande in Batterien gebracht. Die Befestigungen nehmen den mittleren Theil der Insel ein; aus einigen flachen Panzerthürmen blicken die mächtigen Kanonenrohre hervor, die Kasemattenbauten sind mit Erde und Rasen bedeckt. Vor der Südspitze des Unterlandes ist aus Quadersteinen eine Mole zum Schutze der Kriegsschiffe gebaut, und von dort aus führt ein Tunnel aufs Oberland bis in die Nähe des Gouvernementsgebäudes. Durch den Tunnel läuft ein Schienenstrang. Am Montag trafen dort zahlreiche Offiziere der Garde=Feldartillerie, die zur Zeit im Lockstedter Lager liegen, ein. In ihrer Begleitung befanden sich mehrere höhere Marine= und Ingenieur=Offiziere, welche das Gelände für die Marinestation und die Schanzen an der Nord=Ostseekanal=Mündung bei Brunsbüttel an der Elbe in Augenschein nehmen mußten.
- S. M. der Kaiser wird am 10. September in Karlsruhe eintreffe, um den Manövern, die zwischen dem 13. und 14. Armeekorps stattfinden, beizuwohnen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 59 Seite 2]

- Der Kaiser begab sich, wie aus Cowes gemeldet wird, am Sonnabend Nachmittag 5 Uhr an Land und wurde dort von dem Großherzog von Connaught und dem Admiral Commerell, welcher dem Kaiser während des Aufenthaltes attachirt ist, empfangen. Der Kaiser begab sich mit seinem Gefolge zu Wagen nach Osborne zur Begrüßung der Königin. Nach einstündigem Aufenthalte kehrte der Monarch an Bord der "Hohenzollern" zurück. Abends fand zu Ehren des kaiserlichen Gastes Familliendiner in Osborne statt.
- Der König von Sachsen wird zu einem kurzen Besuche in England erwartet, welchen derselbe von Scheveningen aus zumachen gedenkt.
- Der deutsche "Reichsanzeiger" veröffentlicht die Denkschrift zu dem, dem Bundesrath vorgelegten Entwurf einer Verordnung betreffend die Erhebung eines Zollzuschlags für aus Rußland kommende Waren. Der Zollzuschlag beträgt 50 Prozent der tarifmäßigen Eingangsabgabe. Die Denkschrift schildert die ganzen Verhandlungen. Danach verlangte Deutschland als Entgelt für den Konventionaltarif außer Erleichterungen des Grenzverkehrs und der Zollformalitäten sowie Beseitigung der Differentialzölle etc. erhebliche Ermäßigung des russischen Tarifs für Metallwaaren, Instrumente, Maschinen, Fahrzeuge, Chemikalien, Farbstoffe, Textilwaaren, keramische Artikel, für Papier und landwirthschaftliche Erzeugnisse. Auf Wunsch wurden detaillirte Vorschläge hierüber der russischen Regierung im März 1893 übermittelt, aber nur theilweise angenommen. Der russische Vorschlag auf Abschluß eines Provisoriums, wodurch Rußland bis Ende 1893 den deutschen Konventionaltarif, Deutschland den Mitgenuß der Frankreich bewilligten Tarifkonzessionen eingeräumt werden sollte, wurde mit dem Hinweis abgelehnt, daß hierzu die Mitwirkung des Reichstags nothwendig sei, die nach dem Stand der parlamentarischen Arbeiten nicht mehr zu erlangen wäre, und daß die Frankreich bewilligten Zollnachlässe kein Aequivalent für die provisorische Gewährung des Konventionaltarifs seien.
- Das am 1. August bevorstehende Inkrafttreten des russischen Maximaltarifs gegen Deutschland hat eine lebhafte Steigerung des Verkehrs auf allen östlichen Bahnlinien hervorgerufen, auf denen die russischen Zufuhren in den letzten Tagen sehr bedeutend an Umfang zugenommen haben. Große Lieferungen in Getreide neuer Ernte, besonders in Hafer sind auf nahe Fristen abgeschlossen; Heu wird von deutschen Agenten in den westlichen Theilen Rußlands in großen Massen aufgekauft und die Preise haben eine noch nie dagewesene Höhe erreicht. Auch für England wird viel Heu aufgekauft.
- Der preußische Minister des Innern hat die Provinzialbehörden angewiesen, russische Auswanderer, die sich verbotswidrig in das preußische Staatsgebiet eingeschlichen haben, alsbald auszuweisen und zwar über denjenigen Grenzort, wo die Ausweisung am schnellsten und sichersten durchgeführt werden kann, also, wenn die Auswanderer Mittel besitzen, auch über Bremen nach Amerika. Entsprechende Weisungen sind auch an die Eisenbahndirektionen ergangen.
- Der "Post" wird von gutunterrichteten Kreisen bestätigt, daß es sich bei der bevorstehenden Zusammenkunft der deutschen Finanzminister u. a. besonders darum handeln wird, sich darüber zu verständigen, wie ein möglichst stabiles Verhältnis zwischen den Matrikularumlagen und den Ueberweisungen wenigstens auf eine Anzahl von Jahren am besten herzustellen sei.
- In diesem Jahre werden noch einmal Uebungen der Reserve bei der Infanterie stattfinden, und zwar vom 15. August ab. Sie sollen zwanzig Tage dauern und sich auf alle diejenigen Mannschaften der Reserve erstrecken, die nur eine oder gar keine Uebung im Reserveverhältniß mitgemacht haben und demnächst zur Landwehr übertreten.
- Nach Kürschners kleinem Handbuch "Der neue Reichstag" ist das älteste Mitglied des Reichstages, wie auch schon aus den Berichten über die Eröffnungssitzung hervorgegangen ist, der Alterspräsident Christian Dieden, der 1810 geboren ist, das jüngste der Sozialdemokrat Fernand Bueb, geboren im Dezember 1865. Ihrem Geburtsjahr nach sind 18 Mitglieder 48er. Unter den Konfessionen stehen die Evangelischen mit 208 obenan, die in allen Fraktionen, ausgenommen der polnischen, vertreten sind, während die Katholiken, 137 Mann stark, keine Vertreter haben bei dem Freisinn beiderlei Gestalt, der Reichspartei und Welfen. Von den Sozialdemokraten haben 27 sich als konfessionslos bezeichnet. Etwas über ein Viertel aller Abgeordneten sind adeliger Abstammung, nämlich 102, gegen 126 im Jahre 1890. Die Berufsarten sind im neuen Reichstag ungemein vielseitig vertreten und neben dem einfachen Bauern und Handwerker tagt diesmal der Staatsminister und Staatssekretär des Auswärtigen Amtes a. D. Die Güterbesitzer und Landwirthe überwiegen, 145 Abgeordnete sind als solche bezeichnet, an zweite Stelle stehen die Juristen mit 110 Mann. Als Schriftsteller sind 40 bezeichnet, als Militärs von Beruf 36, als Geistliche 26, als Fabrikanten 20.
- Die Molkereibesitzer Deutschlands beabsichtigen, nach dem Vorbilde des Bundes der Landwirte, eine große allgemeine Vereinigung zu gründen, um ihre gemeinsamen Interessen energischer vertreten zu können. Sie hoffen mit dieser Vereinigung in absehbarer Zeit auch politisch so stark zu werden, daß ihnen eine Entsendung von Vertretern in den Reichstag ermöglicht wird. Bis dahin wollen sie durch gemeinsames Vorgehen dem Verfälschen von Milch, der Einführung von Margarine und anderen Uebelständen im Molkereigewerbe steuern.
- In Zürich ließ der Bundessanwalt Scheib 4 Führer der unabhängigen Sozialisten verhaften.
- Zu Schneidemühl beabsichtigt der Berliner Brunnenmacher Beyer in nächster Zeit seine Arbeiten am Brunnen wieder aufzunehmen. B. will die Rohre noch tiefer bringen, den Wasserauslauf zu bringen und klares brauchbares Wasser schaffen. Die Abbruchsarbeiten auf der Unglücksstätte sind wegen Mangels an Geldmitteln eingestellt worden. Durch Privathilfe kamen bis jetzt etwa 100 000 Mk. ein.
- Man schreibt Graudenz, daß auf der Grenzstation Illowo an der Marienburg=Mlawkaer Bahn russische Auswanderer die schwarzen Pocken eingeschleppt haben. Die Kranken wurden in den Cholerabaracken untergebracht. Verschiedene Landräte ordneten wegen Choleragefahr eine schärfere Grenzkontrolle an.
- Welche tief einschneidende Folgen die Futternoth nach sich zieht, beweist eine Versteigerung in einer größeren rheinhessischen Gemeinde. Für 4 zur Versteigerung gekommene Pferde sind nur 222 M. erlöst worden, während der Taxpreis 1700 M. betrug. Die zur Versteigerung erschienenen Landleute haben erklärt, wegen der Futternoth nicht bieten zu können.
- Während des deutschen Feuerwehrtages zu München war der Andrang zum Hofbrauhause Sonnabend, Sonntag und Montag so stark, daß über 400 Hektoliter Bier verzapft wurden. Bei dem Volksfeste im Volksgarten zu Nymphenburg wurden nicht weniger als 220 Hektoliter Bier verbraucht.
- Ernteaussichten in Dänemark. Die Trockenheit, unter der die Saaten bereits im vorigen Monat beträchtlich litten, hat auch in den letzten Wochen angehalten und in vielen Landesteilen erheblichen Schaden verursacht. Zwar hat in der letzten Zeit hier und da niedergegangene Gewitterregen einen günstigen Einfluß auf die Entwicklung der Körner ausgeübt, doch bieten die Wintersaaten nur geringe Aussicht auf eine Mittelernte. Auch die Sommersaaten dürften sowohl der Menge als der Beschaffenheit nach ein nur wenig befriedigendes Ergebnis liefern. Die Kartoffeln dagegen stehen in den meisten Landesteilen ziemlich gut.
- Einer der beiden Westthürme der im Bau begriffenen Garnisonkirche in Hannover ist am 25. d. Morgens in sich zusammengestürzt. Das Maurerwerk des Thurmes mochte etwa bis 40 Mtr. Höhe gediehen sein. Der Einsturz erfolgte Morgens noch vor Aufnahme der Arbeit, sodaß angenommen wird, daß Personen nicht zu Schaden gekommen, der Bauplatz in der Nähe der Goethestraße ist jetzt im weiten Umfange abgesperrt.
- Von einem Rehbock angefallen und tödtlich verletzt wurde bei dem Dorfe Krekollen in Ost=

[ => Original lesen: 1893 Nr. 59 Seite 3]

preußen eine Bäuerin. Die Frau ging wie die "Königsberger Allg. Ztg." mitteilt, in dem zum Dorfe gehörigen sogenannten Zinswald, um Blaubeeren zu pflücken. Als sie in die Nähe eines dichten Gebüsches kam, sprang plötzlich aus diesem ein Rehbock auf sie los und bearbeitete sie mit dem Geweih. Auf ihr jammervolles Geschrei eilten Leute herbei, bei deren Anblick der wütende Bock die Flucht ergriff. Da die Frau sich nicht im Geringsten zu bewegen vermochte und über schreckliche Schmerzen klagte, so mußte sie auf einem herbeigeschafften Wagen nach Hause gefahren werden. Der Arzt stellte schwere innere und äußere Verletzungen fest und zweifelt an dem Aufkommen der unglücklichen Frau. Jagdkundige Leute sind der Ansicht, die Frau sei in unmittelbarer Nähe des Lagers der Rehe gewesen, in dem sich zur Zeit die Jungen befanden. Der Bock, Gefahr für die Jungen fürchtend, wäre dadurch in Wuth geraten und habe so die Frau angegriffen, um seine Sprößlinge zu verteidigen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schönberg resp. auf dem Schönberger Stadtfelde belegenen Grundstücke des Töpfermeisters Carl Hauschild, als:

1. das an der Siemzerstraße sub Nr. 105 belegene Wohnhaus c. p.,
2. das im Lüttenmoor belegene Ackerstück,
3. die im Galgenmoor belegene Wiese und
4. die an der Moorstraße belegene Wiese,
welche einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden werden, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 16. October d. J.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proklamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 25. Juli 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Auctionsabkündigung.

Der von dem Unterzeichneten auf Mittwoch den 2. August d. J. Nachmittags 2 Uhr in Herrnburg angesetzte Verkauf von Pfandsachen findet nicht statt.
Schönberg, den 27. Juli 1893.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Oeffentliche Versteigerung.
Mittwoch, den 2. August d. J.
Vormittags 11 Uhr,

sollen auf der Feldmark Palingen:

circa 30 Scheffel Aussaat Hafer
und 10 Scheffel Aussaat Gerste
auf dem Halme, in kleineren Caveln öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer beim Krüger Oldenburg in Palingen.
Schönberg, den 26. Juli 1893.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Suche noch von einer
Meierei oder Hof
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nach Empfang sofortige Kasse.                                                    
                                                    C. Krapp.
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Hochachtungsvoll
                                                    Fanny Hornickel,
                                                    Modistin, Lübeck,
                                                    Holstenstraße 21.


Maschinendrusch Rübencamp.
                                                    C. Egert.


Auf dem Stover u. Röggeliner Hoffelde werden am Mittwoch, den 2. August, Rappschoten verbrannt.


Gesucht zu Hof Stove zum 24. October:
1 Hausmädchen u. 1 Küchenmädchen und 1 Arbeiterfamilie.
Stove, 30. Juli 93.                                                    Kaiser.


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                                                    C. Schwedt.


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Schönberg i./M.


Briefmarken-Sammlungen,

sowie alle Marken und Briefschaften von 1850-1870 werden theuer gekauft. Off. sub

Fr. Birnbaum      an die Expedition dieses Blattes.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 59 Seite 4]

Staatlich genehmigte und unter Aufsicht der hohen Regierung stehende
Vorbereitungs=Anstalt
für die Postgehülfen=Prüfung.
Sichere und gute Ausbildung.

Bisher bestanden ca. 1300 meiner Schüler die Prüfung. Die Anstalt besteht 12 Jahre.
Auch Vorbereitung für Communal= und Gemeindeämter, Forst= und Handelsfach. Nächster Cursus am 16. August. Näheres durch

Kiel.                                                      J. H. F. Tiedemann, Direktor.
Ringstraße 55.


"Securitas" Allgemeine Deutsche Familien=Kasse zu Altona.
Aufnahme neuer Mitglieder männliche und weibliche gesunde Personen ohne ärztliche Untersuchung und ohne Nachzahlung.

In die Krankencasse vom 14 - 60 Lebensjahre.
In die Sterbekasse vom 15 - 70 Lebensjahre.
In die Kindersterbe= und Confirmationscasse bis zum 10. Lebensjahre.

Prospecte und Tarife werden auf Wunsch pr. Post franco zugesandt.                                                    
                                                    Der Vorstand.
I. A.: C. Wolf, Direktor,
Altona, Neventlowplatz Nr. 2.
Tüchtige Agenten werden angestellt.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Am Sonntag, den 6. August ds. Js., Nachmittags 4 Uhr,
ordentliche Versammlung
im Vereinslocale.

Tagesordnung:
1) Bericht über den Delegirtentag zu Malchin;
2) Berathung über den bevorstehenden Geburtstag Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs;
3) Verschiedene Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


St. Marienkirche.
1. Orgelkonzert
7. Jahrgang 1893.
Mittwoch den 2. August 5 Uhr.

1. J. S. Bach (1685-1750). Chromatische Fantasie für Klavier komponiert. Für Orgel eingerichtet von P. Homeyer, Orgelvirtuos in Leipzig.
2. N. J. Lemmens (belgischer Orgelvirtuos, starb 1881 zu Mecheln).
      Andante mit Variationen.

3. A. Hesse (1809-63, Organist in Breslau).
Fantasie C-moll in 3 Sätzen.
Adagio - Andante gracioso - Allegro non troppo
4. a) J. S. Bach, Sarabande f. Violine
    b) J. Rheinberger (geb. 1839, Hofkapellmeister in München.
          Abendlied f. Violine
Herr A. Schneider.
5. C. Reincke (geb. 1824, Dirigent am Gewandhaus in Leipzig).
          Andante aus "König Manfred", für Orgel eingerichtet von Kuhlmann.
6. Alex. Guilmant (geb. 1837, lebt in Paris).
          Trauungs=Nachspiel f. O.


Theater in Schönberg.
(Im J. Boye'schen Theatersaal.)
Sonntag, den 6. August 1893.
Einmaliges Gastspiel
des mit dem größten Beifall überall aufgenommenen Hamburger Plattdeutschen
Künstler Ensembles
Mitglieder der Hamburger Bühnen.
Zur Aufführung gelangt
Hamburg bei Nacht
oder
Schabernack über Schabernack.
Große Hamburger plattdeutsche Lokalposse mit Gesang und Tanz.
Preise der Plätze:
1. Platz reservirt 1 M. 2. Platz 60 Mark (Lübeck).
Galerie 40 Mark (Lübeck). Kinder die Hälfte.
Kasseneröffnung 7 Uhr.           -nbsp;              Anfang 8 Uhr.
Alles Nähere die Zettel.


Dr. Roth
Specialarzt für Chirurgie & Orthopädie
Lübeck, Königstraße 7.
von der Reise zurück.


Für die uns bewiesene liebevolle Theilnahme während der langen Krankheit und bei dem Tode unserer lieben Frau und Mutter sagen ihren herzlichsten Dank

                                                    J. Kummerow und Sohn.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-54 M., große Schweine 51-53 M., Sauen 38-46 M., Kälber 75-85 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 59 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 59 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. August 1893.


Theater in Schönberg. Auf das am Sonntag, den 6. August im Theatersaal des Herrn J. Boye stattfindenden Gastspiel des allerorts mit dem größten Beifall aufgenommenen Hamburger plattdeutschen Künstler=Ensembles verfehlen wir nicht, an dieser Stelle noch ganz besonders hinzuweisen. Am Sonntag gelangt das unverwüstliche, in Hamburg über 200 Mal zur Aufführung gelangte echt Hamburger Volksstück: "Hamburg bei Nacht oder Schabernack über Schabernack" zur Darstellung. Ueber die ganz vorzügliche Darstellung sprechen sich die "Itzehoer Nachr." gelegentlich eines kürzlich dort stattgefundenen Gastspiels der Hamburger Künstler in äußerst günstiger Weise aus. Es steht zu erwarten, daß das hier in Schönberg leider nur auf einen Tag berechnete Gastspiel der Hamburgs Künstler einen recht starken Besuch finden wird. Den zahlreichen Freunden unverfälschten, gesunden, plattdeutschen Humors kann diese Vorstellung nur angelegentlichst empfohlen werden.
- Schönberg. Auch in diesem Jahre giebt der Organist Herr K. Lichtwark an der St. Marienkirche in Lübeck 8 Orgelkonzerte, im August und September jeden Mittwoch nachmittag von 5 Uhr an. - Der Eintritt ist frei, Programme sind am Haupteingang der Kirche für 10 Pfg. zu haben. Diese freien Orgelkonzerte, in denen das Beste und Schönste aus den Orgelsachen auf der großen Orgel zu Gehör gebracht werden, sind in den letzten Jahren aus Schönberg und der Umgegend sehr besucht, und wird es gewiß willkommen sein, wenn die Programme der Konzerte auch in unserer Zeitung veröffentlicht werden. (Siehe Inserate.)


- Ein Blick in das Hofleben des Königs von Siam. Bei dem Interesse, welches Siam augenblicklich in Anspruch nimmt, dürften die folgenden Zeilen von Interesse sein. Der König von Siam ist eine höchst angenehme Persönlichkeit. Er ist gut unterrichtet, gütig, charakterfest und würdevoll in seinem Auftreten. Er ist ein schöner Mann und ein Gentleman. Das Innere seines Palastes ist nicht eine Reihe von Zimmern - es ist eine Stadt. Jede seiner Frauen besitzt Juwelen im Uebermaß. Ueber die Lage seines Landes weiß der König nichts. Selbst die Zustände in seiner Hauptstadt sind ihm unbekannt. Sobald es bekannt wird, daß er einen Spaziergang zu machen beabsichtigt, werden die Straßen rein gefegt, die Soldaten und die Polizei suchen dann ihre besten Kleider vor, legen ihre Waffen an, die bei solchen Gelegenheiten allein gebraucht werden. Bangkok legt ein Feierkleid an und erscheint fast in der Anständigkeit einer europäischen Stadt. Ist der König wieder heim von seinem Spaziergange, so fällt es wieder in den alten Zustand von Schmutz und Lässigkeit zurück. Wenn er seinen Palast auf dem Lande besucht, so nimmt er alle Frauen und Kinder mit, 1000 Personen folgen ihm. Die damit verknüpften Unkosten sind enorm. Wenn Verwandte des Königs sterben, finden die Leichenverbrennungen unter unbeschreiblichen Ceremonien statt. Die Verbrennung der letzten königlichen Leiche kostete 80 000 Lstr.
- Postkarten mit Rückantwort. Infolge des Mangels einheitlicher deutscher Postwerthzeichen ist im Publikum vielfach die Ansicht verbreitet, daß bei Postkarten mit Antwort die Antwortkarte nur in demjenigen Postgebiet Giltigkeit habe, welchem das eingestempelte Werthzeichen angehört. Diese Annahme ist unzutreffend; Antworts=Postkarten können bei jeder deutschen Postanstalt zur Einlieferung gelangen.
- Der Beginn der Hundstage. Am vergangenen Sonnabend sind wir in das "Zeichen der Hundstage" eingetreten. Am nächtlichen Sternenhimmel strahlt in voller Pracht Sirius. Er, der hellste unter allen Sternen, sendet uns seine Strahlen aus dem Sternbilde des großen Hundes. Vor nahezu 17 Jahren verließen diese Strahlen ihre Heimat und treffen jetzt das Auge des sie bewundernden Erdenbewohners, nachdem sie einen Weg von 169 000 Sonnenweiten zurückgelegt haben. Der glänzende Sirius dessen Größe das 14fache unsern Sonne beträgt, hat von jeher wegen seiner Lichtfülle die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Die alten Egypter begrüßten sein Erscheinen mit Freuden, da um diese Zeit der Nil seine segenspendenden Fluten über die Ufer treten ließ, um das Land für die nächste Ernte zu befruchten. In Griechenland erwartete man sehnsuchtsvoll diese Zeit, da in ihr Wein und Obst reiften. Nach dem Sternbilde des großen Hundes wurde sie die Zeit der Hundstage genannt. Diese Bezeichnung hat sich bis heute erhalten und wird jetzt allgemeiner auf die heißeste Zeit des Jahres angewendet.
- Nur wenig bekannt dürfte die Thatsache sein, daß Möbel und sonstige Kunstgegenstände aller Art aus den königl. Schlössern, vorwiegend den Berlinern, im Sommer, sobald diese nicht mehr ständig bewohnt werden, für Tage, oft Wochen in die königl. Kunstgewerbeschule in der Prinz Albrechtstraße in Berlin wandern, um dort als Modelle und teilweise Vorlagen für die Arbeiten der Schüler zu dienen. So hielt kürzlich vor dem genannten Institut ein großer Gepäckwagen aus dem königl. Marstall, welcher eine große Anzahl deratiger Kunstgegenstände aus dem Berliner Königsschlosse überbrachte. Die Gegenstände waren den polnischen Kammern, den roten Sammet=Kammern, sowie den brandenburgischen Kammern entnommen. Man bemerkte u. a. eine Anzahl vergoldeter Armsessel mit königsrotem Sammet bezogen, in dem sich prachtvolle Goldstickerei befand, mehrere Spiegel, Konsole aus Goldbronze, in Elfenbein wundervoll geschnitzte orientalische Sessel, Armleuchter, kleinere Etageren in Goldbronce, und Marmor, sowie andere kleinere Kunstgegenstände.
- Ein Mann als Köchin. In Wien stand vor einigen Tagen der Zuckerbäckerlehrling Albrecht Lackner vor dem Bezirksgericht Währing unter der Anklage, sieben Jahre, als Frau verkleidet, verschiedenen Geschäftsleuten als Köchin und Stubenmädchen gedient und dadurch falsche Angaben im Personenstandsregister veranlaßt zu haben. L. gab an, er habe als Lehrling kein Unterkommen gefunden und daher geglaubt, vielleicht als Mädchen seine Kochkunst besser verwerten zu können. Aus diesem Grunde sei er mit einem Dienstbotenbuch, welches auf den Namen seiner Schwester Sophie L. ausgestellt war, als Hausmädchen und Köchin in Dienste getreten. Interessant ist, daß die Herrschaften der "Soferl" vor Gericht ein glänzendes Zeugnis ausstellten: zwei Verliebte, ein Bauerngutsbesitzerssohn und ein Drechsler, haben dem angeblichen Mädchen sogar Heiratsanträge gemacht. Das Urteil gegen L. lautete unter Annahme mildernder Umstände auf eine nur 24stündige Arreststrafe. L. nahm die Strafe an, und es wurde ihm ein Strafaufschub von vier Wochen bewilligt.
- Die Bernische Regierung verbot das Tragen oder Aufpflanzen roter Fahnen an öffentlichen Orten im ganzen Kanton Bern unter Androhung von Gefängnißstrafe von 8 bis 40 Tagen oder Geldbuße von 100 bis 500 Franks und Konfiskation der Fahnen.
- Eine Budapester Meldung des "Pol. Corr." versichert gegenüber ungünstigen Darstellungen, daß eine gute Mittelernte in Ungarn zu erwarten sei und der Getreideexport in diesem Jahre gegenüber demjenigen des Vorjahrs höchstens um 15-20 pCt. zurückbleiben dürfte.
- In Würtemberg werden größere Manöver unterbleiben. Die Truppen sollen in kleineren Verbänden und in Terrains üben, wo kein Flurschaden entstehen kann. Die Kaiserparade in Cannstatt soll aber abgehalten werden.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 59 Seite 6]

- Der Kanal von Korinth, der den Saronischen Meerbusen mit dem Korinthischen verbindet, das Festland Hellas von dem Peloponnes scheidet, ist am 18. d. M. feierlich eröffnet worden. Der Isthmus, nach dem die berühmten isthminischen Spiele des klassischen Griechenlands "der Kampf der Wagen und Gesänge, der auf Korinthos Landesenge der Griechen Stämme froh vereint" benannt waren, ist nicht mehr vorhanden. Der Peloponnes ist eine Insel geworden, die eine Brücke mit dem nördlichen Lande verbindet, und über die Brücke 50 Meter hoch fliegt der Eisenbahnzug von Patras nach dem Piräus, vorbei an der Stelle, wo einst Poseidons Fichtenhain und Tempel gestanden. Wie das Projekt des Suezkanals Jahrtausende hindurch erwogen ist, von Sefostris und Necho, Darius und Ptolemäus Philadelphius, Mustapha III. und Napoleon I., so hat die Durchstechung des Isthmus von Korinth schon Kaiser Nero versucht, er ist aber nicht damit zustande gekommen. Das jetzt durchgeführte Werk reiht sich, zwar bescheidener in den Verhältnissen, dem Suezkanal als zweiter Erfolg der heutigen Technik auf diesem Gebiete an, in wenigen Jahren wird der Nordostseekanal als dritte Nummer hinzutreten.
- Das fleischkonsumirende Publikum in Frankreich hat angesichts des hartnäckigen Festhaltens der Verkäufer an den hohen Preisen, obwohl die Landleute ihr Vieh, welches sie nicht mehr ernähren können, à tout prix losschlagen müssen, in zahlreichen Städten, namentlich des Centrums und der südöstlichen Landestheile, zur Selbsthilfe gegriffen, wobei es von den städtischen und staatlichen Behörden auf das kräftigste unterstützt wird. Wie einem Privatbriefe aus Besançon, dessen Schilderungen für einen großen Theil des Landes typisch sind, zu entnehmen ist, sind daselbst die Fleischerläden seit etwa acht Tagen insgesammt geschlossen. Die Inhaber, welche unter der herrschenden Conjunktur möglichst alle Millionäre werden möchten, striken durchgehends, als Antwort auf die Ihnen zugegangene Aufforderung des Maires, ihre unverhältnißmäßig hohen Preise mit den Spottpreisen, wofür sie jetzt das Vieh einkaufen, in halbwegs entsprechenden Einklang zu setzen, widrigenfalls man zur Einführung der amtlichen Fleischtaxe schreiten würde. Das Wort "Fleischtaxe" wirkte auf die Adressaten wie der Anblick eines rothen Tuches auf den Puterhahn. Die Schlächter Besançons behandelten den Wink des Maires mit vollständiger Nichtachtung, kein Centime wurde vom Preise nachgelassen. Tags darauf Proklamirung der offiziellen Fleischtaxe und großartiger allgemeiner Strike der Schlächter. Wie es scheint, hatte man aber im Stadthause dergleichen vermuthet und sich rechtzeitig mit der Commandantur in's Benehmen gesetzt. Der Höchstkommandirende in Besançon stellte nun umgehend sämmtliche des Schlächterhandwerkes kundige Mannschaften seiner Truppentheile in den Dienst des Gemeinwohles; in allen Dörfern weit und breit wurde bekannt gemacht, daß die Leute ihr Vieh nach Besançon zum Verkauf an die Stadtbehörde bringen möchten, und der Erfolg war ein sofortiger, durchschlagender. Das Rohmaterial strömte herzu, die Schlachthäuser und Markthallen waren belebt wie in den flottesten Geschäftszeiten; eine Menge Soldaten, nur an ihren Militärmützen kenntlich, sonst aber in schneeweißen Anzügen, besorgten den Verkauf. - Besauçon hat sein Fleisch und der dienende Theil der weiblichen Bevölkerung überdies noch ein Extravergnügen durch das Einkaufen beim Militär, statt bei den erheblich weniger beliebten Berufsschlächtern. Letztere gehen spazieren und rümpfen verächtlich die Nase über das "schlechte" Fleisch, was ohne ihr Zuthun zu Markte gebracht wird. Die Armee aber ist zur Zeit in Besançon die populärste Staatseinrichtung, nicht zum Wenigsten auch bei der arbeitenden Bevölkerung, welche die Erlösung von der Preisdiktatur der Schlächter als eine wirkliche Wohlthat empfindet.
- Die diesjährige Ernte in der Türkei verspricht, falls nicht noch ganz besonders ungünstige Ereignisse eintreten, eine gute Mittelernte zu werden. Von den in erster Reihe in Betracht kommenden Gegenden hat nur die Prinz Adrianopel infolge anhaltender Dürre erheblichen Schaden erlitten. In einzelnen Gegenden sind die Erntearbeiten bereits im Gange oder sogar zum Theil beendet.
- Einige Winke zur Viehfütterung. Nach den in einem süddeutschen Regierungsblatt mitgetheilten Futterrezepten sind zur Fütterung eines mittelschweren Stücks 16-17 Pfund Rauhfutter an Heu bezw. Stroh (theilweise Ersatz durch Laubfutter), sowie 3-4 Pfund Kraftfutter erforderlich. Die Kraftfutter lassen sich eintheilen in mehlhaltige und fetthaltige. Kleie, Reismehl, Schrote haben verhältnißmäßig sehr viel mehr Eiweiß und Stärkemehl gegen Fett. Letzteres ist aber zur Verdaulichkeit der Nahrung, insbesondere der harten Strohnahrung nothwendig und es werden hierzu die fettreichen Oelkuchen, als Rapskuchen, Erdnußkuchen oder =Mehle, Palmkuchen oder =Mehl, benutzt. Es empfiehlt sich, wo es angängig ist, von beiderlei Kraftfuttermitteln das gleiche Quantum zu verwenden. Die Kraftfuttermittel insbesondere die stärkemehlhaltigen, müssen mit langem Häcksel vermischt oder auch trocken in kleinen Portionen in die Krippen gestreut werden. Man hüte sich vor übermäßiger Verwässerung des Futters; weicht man Oelkuchen ein, um das Strohhäcksel mit zu schmelzen, so darf das Stroh gerade nicht nässer sein, als genügt, um die Kraftbrühe festzuhalten. Das Unräthlichste ist die Fütterung mit Schrotwasser. Das über wässerige Fütterung Gesagte gilt noch mehr für Pferde und Schweine. Naßgefütterte Pferde werden aufgeschwemmt und schwitzen leicht. Das Zerkleinern der Futtermittel hat nur Sinn bei den Wiederkäuern ; Pferden und Schweinen ist die Verabreichung von ganzen Körnern, mit Ausnahme bei ganz jungen Schweinen und Mastschweinen im letzten Zeitraum der Mast, zuträglicher als die Fütterung mit gequetschten oder gemahlenen Körnern. Das natürlichste ist die Fütterung mit ganzen Körnern oder gebrochenen Körnern, wenn solche überjährig und sehr hart sind. Schweine gewöhnen sich sehr bald an die Fütterung mit ganzen Körnern. Füttert man in Zeiten, wo der Hafer theuer ist, sehr viel Mais, so wird sich das Einquellen empfehlen, um das kolikgefährliche Nachquellen großer Maismassen im Magen zu verhindern. Der Werth des Dämpfens ist ein zweifelhafter, namentlich wo es sich um eiweißhaltige Stoffe, Kraftfutter, Körner handelt, auch wird das Heu durch heißen Dampf unverdaulicher gemacht. Das Dämpfen ist hauptsächlich bei starker Kartoffelfütterung und namentlich bei Fütterung mit kranken oder gefrorenen Kartoffeln empfehlenswerth. Die Fütterung von Schrot hat nur dann Vortheil, wenn man selbst eine Schrotmühle besitzt. Muß man das Getreide in der Mühle schroten lassen, so verliert man 1/12 - 1/16 und jedenfalls ist in diesem das Beste enthalten. Außerdem ist auf Verstäubung 1-2 Pfund pro Zentner zu rechnen, ferner Transportkosten etc. Auch ist zu beachten, daß man öfters die Waare nicht wieder erhält, die man in die Mühle gethan hat.
- Ein ganz fetter Ochse (ebenso Stier und Rind) ergiebt von 100 Pfd Lebendgewicht 60-64 Pfd. Schlachtgewicht, ein halbfetter 56 Pfd., während bei einem mageren Ochsen 60 pCt. in Abzug kommen. Ein fettes Kalb ergiebt von 100 Pfd. Lebendgewicht 60-62 Pfd. Schlachtgewicht. Beim Schaf stellen sich die prozentigen Gewichtsverhältnisse folgendermaßen: ein halbfetter Hammel ergiebt bei 100 Pfd. Lebendgewicht 54 Pfd. Schlachtgewicht, ein fettem Hammel 59 Pfd. und ein sehr fetter Hammel 60-64 Pfd. Beim Schwein sind die Abgänge am geringsten. Schon ein mittelgenährtes Schwein ergiebt auf 100 Pfd. Lebendgewicht 74 Pfd. Schlachtgewicht, während bei einem ganz fetten Schwein 80-82 Pfd. Schlachtgewicht auf 100 Pfd. Lebendgewicht entfallen.
- Die Brieftaubenzüchter klagen lebhaft über die große Vermehrung der Wanderfalken, dieser gefährlichen Räuber, welche nicht nur den Singvögeln, sondern auch den Brieftauben nachstellen. Im königl. Forstrevier Menz sind wiederholt Ueberreste von Brieftauben gefunden worden. Die zuletzt gefundene Taube gehörte nach dem Vorhandenen Stempel einem Herrn Berner in Chemnitz, und hat nach Mitteilung des Besitzers im Wettfliegen den ersten Preis davongetragen.
- In Rumänien sollen französische Spekulanten am Werke sein, soviel Futter, als sie irgend habhaft werden können, für Marsaille anzukaufen.


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