No. 54
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Juli
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 54 Seite 1]

             Die Sonntägliche Beschäftigungen in den Handelsgewerben, die bisher auf dem platten Lande des Fürstenthums überall von 7 1/2-9 1/2 Uhr Vormittag und von 12-3 Uhr Nachmittags festgesetzt war, wird hiermit für die Kirchdörfer auf die Zeit von 8-10 Uhr Vormittags und 11 1/2-2 1/2 Uhr Mittags verlegt.
             Schönberg, den 24. Juni 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Das Präsidium des Reichstages ist am vergangenen Sonntag Mittag um 12 Uhr von S. M. dem Kaiser im Neuen Palais in Potsdam empfangen worden. - Der Kaiser gab zunächst seiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß Herr v. Levetzow wieder an die Spitze des Reichstags berufen sei, und erkundigte sich sodann nach den persönlichen und Heimatsverhältnissen der beiden Vicepräsidenten. Des Weitern kam der Kaiser auf die Aufgabe zu sprechen, welche zu lösen der Reichstag berufen worden sei. Er wies auf die militärischen Verstärkungen hin, die in den Nachbarreichen erfolgt seien. Zur Aufrechterhaltung des Friedens sei es nothwendig, daß wir gleichen Schritt hielten, und unsere wirthschaftlichen Verhältnisse erforderten dringend der Beruhigung, die allein die Annahme der Militärvorlage bieten würde. Der Kaiser betonte, wie schnell in Frankreich das Cadresgesetz alle Stadien durchlaufen habe, wie dort militärischen Forderungen gegenüber sich niemals eine Opposition geltend mache. Nach mehreren Bemerkungen berührte der Kaiser auch die Frage der Futternoth. Was möglich sei, müsse durch die Reichs= und Staatsbehörden geschehen, um zu helfen und schlimmeren Folgen vorzubeugen. Der Kaiser äußerte schließlich die Hoffnung, daß der Reichstag seine Berathungen schnell zum Abschluß bringe, damit bei der vorgeschrittenen Jahreszeit auch den Parlamentariern bald die erwünschte Erholung zu Theil werde. Er selbst werde vor Erledigung der Militärvorlage keine Reise antreten. Die Unterredung dauerte etwa eine Stunde. Unmittelbar darauf wurden die Herren von der Kaiserin empfangen, welche sich besonders mit den beiden Vizepräsidenten über ihre engere Heimath Baden und die badische großherzogliche Familie unterhielt.
- Die zweite Lesung der neuen Militärvorlage wird im Reichstage voraussichtlich am Freitag ihren Abschluß finden. Die dritte Berathung kann dann am Montag nächste Woche erfolgen. Am Donnerstag wird zuerst die Interpellation wegen der Futternoth verhandelt, die ziemlich die ganze Sitzung in Anspruch nehmen dürfte. Zu den zahlreich vorliegenden Anträgen, die verschiedentlich gestellt sind, weil man eine Vertagung der Session bis zum Herbst annahm, während thatsächlich ein Schluß erfolgen wird, ist noch ein neuer gekommen. Die freikonservative Partei beantragt schleunige Vorlegung eines Gesetzes über die Errichtung von Handwerkerkammern und Einführung eines Befähigungsnachweises für die Ausübung des handwerksmäßigen Betriebes durch Nachweis einer Gesellen= und Gehilfenzeit. Gleich nach dem Reichstagsschluß wird auch der Bundesrath in die Sommerferien gehen. Wie es heißt, sollen die verbündeten Regierungen einer Erleichterung des Alters= und Invaliditätsversicherungsgesetzes sehr geneigt sein. Eine bezügliche Session wäre dann für die Wintersession zu erwarten.
- Für die Abstimmung über die Militärvorlage stellt die "Kreuzztg." folgende Berechnung auf: Für die Vorlage werden stimmen: Konservative, Freikonservative und Nationalliberale, zusammen 146, ferner alle 13 um Rickert, 18 Reformer, 19 Polen, 2 Centrum (Arenberg und Lender) und von den 28 Wilden, zu denen auch die 9 Protestler gezählt werden, höchstens 12 Abgeordnete. Das macht in Summa 201 Stimmen für die Vorlage, während die absolute Mehrheit infolge der noch ausstehenden 5 Nachwahlen z. Zt. nur 197 beträgt. Eine Mehrheit ist also vorhanden, aber eine sehr knappe. Um so mehr sollte man es vermeiden, noch Abänderungsanträge zu stellen, die grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten innerhalb dieser kleinen Mehrheit zur Erörterung bringen.
- Dem Bundesrat ging der Nachtragsetat und das Anleihegesetz zur Durchführung der Militärvorlage zu.
- Ueber neue Aussöhnungsversuche zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck geht der "Täglichen Rundschau" nachstehende Meldung zu, die das Blatt indessen mit allem Vorbehalt wiedergiebt: In ähnlicher Weise, wie s. Z. durch den Brief des Prinzregenten von Braunschweig, Prinzen Albrecht von Preußen, bekannt geworden ist, scheint jetzt der Großherzog von Sachsen, der als alter Freund des Fürsten Bismarck gilt, für eine Versöhnung des Kaisers mit dem Fürsten Bismarck thätig zu sein. Darauf deutet anscheinend die kürzlich stattgehabte Rundreise des Großherzogs bei den süddeutschen Höfen, und es ist nicht unbemerkt geblieben, daß Herr v. Brauer, der politische Vertrauensmann des Großherzogs von Baden, vor kurzem der Gast des Fürsten Bismarck in Friedrichsruh gewesen ist.
- Fürst Bismarck hatte am Sonnabend nachmittag den Huldigungszug von 400 Lipper. Auf die Ansprache des Festredners antwortete der Fürst in halbstündiger Rede. Er betonte die außerordentliche Wichtigkeit der Kleinstaaten durch ihr Stimmenverhältniß im Bundesrat und hoffte, daß sie in Zukunft mehr als bisher vom verfassungsmäßigen Recht Gebrauch machen, im Reichstage durch die Bundesratsvertreter ihre Ansicht geltend zu machen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 54 Seite 2]

Auch die Einzellandtage müßten mehr Reichsangelegenheiten in ihre Beratungen ziehen. Der Fürst sprach sich als Gegner des Großpreußentums aus und schloß mit einem Hoch auf den Fürsten Waldemar.
- Im ersten Hamburger Wahlkreis, wo der Sozialdemokrat Bebel gewählt war, das Mandat aber nicht angenommen hat, haben jetzt die Nationalliberalen den Rheder Lariß aufgestellt. Die freisinnige Partei hat beschlossen, von einer selbstständigen Kandidatur abzusehen und den nationalliberalen Kandidaten zu unterstützen.
- Die Lloyddampfer "Bayern" und "Sachsen" werden jetzt auf der Werft von Blohm u. Voß in Hamburg durch einen Zwischenbau von 50 Fuß verlängert. Der Umbau beider Schiffe kostet dem Lloyd ca. 1 600 000 Mk.; dafür erhalten die Fahrzeuge aber auch einen bedeutend erweiterten Laderaum, sodaß die Kosten durch Mehrfrachten wohl sehr bald wieder gedeckt werden.
- Mit der Kornernte hat man nun in der Umgebung Berlins begonnen. In früher Morgenstunde wurde am Sonnabend auf der Schmargendorfer Feldmark der erste Schnitt gemacht. Allgemein klagen die Landleute über kleine Aehren und kurze Halme. Zudem steht das Getreide so dünn, daß vielfach kaum die Aussaat wieder einkommt. Wie lange wird es dauern, und auch Hafer und Gerste sind zum Schneiden reif. Auch diese Getreidearten sind kaum etwas über eine Hand hoch geworden.
- Auch in Altona trat ein bedeutender Wassermangel ein, weil das Wasserwerk nicht genügend Wasser liefert. Die Wasserleitungen in den oberen Etagen enthalten schon tagelang keinen Tropen Wasser. Das Publikum bestürmt die Stadtverwaltung um Abhilfe. Die Lage ist geradezu kritisch. Am Sonnabend zeigte das Thermometer 31 Grad Réaumur.
- Im Kreise Neustandt in Westpreußen hat es vor einigen Tagen gefroren, wodurch namentlich Roggen und Kartoffeln strichweise beschädigt wurden. Es können sich dort die ältesten Leute nicht erinnern, daß diese Gegend im Juli noch durch Nachtfröste heimgesucht worden ist. Der späteste große Nachtfrost ist zuletzt vor etwa 18 Jahren in der Johannisnacht vorgekommen.
- Seit Freitag abend brennt das große Stadtmoor bei Rendsburg. Zum Schutze der vom Feuer bedrohten Umgegend rückte das neunte Pionier=Bataillon an die Brandstätte ab.
- Gelegentlich des in Limburg a. L. stattgefundenen Sängerfestes wurden getrunken: 7000 Flaschen Wein, 4000 Krüge Rhenser Wasser, 250 Hektoliter Bier; außerdem wurden ca. 74 Ztr. Wurst verschnitten.
- Auf einem mitten am offenen Rhein verankerten, von Antwerpen in Koblenz eingetroffenen Schiffe sind die schwarzen Pocken ausgebrochen.
- Eine sonderbare Liebesepisode wird aus Moskau gemeldet. Dort brannte die einzige Tochter des daselbst wohnenden Fürsten Xernatojew, eine glänzende Schönheit von 18 Jahren, mit dem Kutscher ihres Vaters unter Mitnahme von mehr als 100 000 Rubeln durch. Man glaubt, daß das Liebespaar sich in Odessa nach Amerika eingeschifft habe.
- Auch in England herrscht zur Zeit eine furchtbare Hitze. In London zeigte das Thermometer am Freitag voriger Woche im Schatten 80 Grad Fahrenheit während des Nachmittags. Noch um 6 Uhr abends hatte der Wärmemesser 81 Grad. Volle 13 1/4 Stunden war in London heller Sonnenschein. Am Montag gab es in ganz England heftige Gewitter. Ein Blitz tötete an einer Stelle 20 Personen.
- Privatnachrichten zufolge soll die Cholera in den nördlichsten Komitaten Ungarns an der galizischen Grenze stärker auftreten, als die offiziösen Korrespondenzen melden; die energischen Maßnahmen der Regierung erfüllen jedoch die Bevölkerung mit Vertrauen.
- Der von der egyptischen Quarantäne=Behörde nach Mekka geschickte Sanitätsbeamte hat einen grausigen Bericht über den Zustand der Pilger eingeliefert. Die Todesfälle an Cholera waren zweimal so hoch, als offiziell angegeben worden war. Im Muna=Thal wurde es unmöglich, die Todten alle zu begraben, daher denn der Weg von Muna nach Mekka ganz mit Leichen besäet war. In Mekka blieben die Opfer der Epidemie da liegen, wo sie starben und gingen dort in der Verwesung über, und nachdem der Befehl ergangen war, sie zu begraben, vergingen noch mehrere Tage bis zu seiner Ausführung, weil es an Todtengräbern fehlte. Jetzt sind wieder 5000 Pilger in El=tor fällig, wohin die ersten Pilgerzüge die Cholera eingeschleppt haben. Im ganzen werden 50,000 erwartet, da aber in El=tor nur 11,000 zu gleicher Zeit untergebracht werden können, so haben die Behörden die Landung der über diese Zahl hinausgehenden Pilger verboten. Diese letzteren müssen daher an Bord bleiben, da sie vor Ablauf der Quarantänezeit weder in Egypten landen, noch den Suezkanal passiren dürfen.. Die Regierung sorgt für die Nahrung der ärmsten Pilger und thut Alles, um Europa vor der Seuche zu behüten.
- Die kürzliche Entdeckung von Goldadern in der Nähe von Coolgardie, im Westen von Australien, welche 9000 Unzen Gold lieferten, war die Veranlassung, daß eine Menge Leute nach dem neuen Goldlande strömen, und zwar nicht nur aus den umliegenden Städten, sondern auch aus den benachbarten Kolonien. Augenblicklich befinden sich schon 1400 Personen auf dem Goldfelde, und die Mehrzahl von ihnen soll auch Gold gefunden haben. Von Melbourne gehen jetzt besondere Dampfer nach dem Westen von Australien ab und viele Goldgräber und unbeschäftigte Personen verlassen die Stadt, um ihr Glück in jener Gegend zu versuchen.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Kommission macht hierdurch auf die Bestimmungen in den §§. 89 und 91 der Wehrordnung vom 22. November 1888, betreffend die Nachsuchung der Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militärdienste und den Nachweis der dazu erforderlichen wissenschaftlichen Befähigung, mit dem Bemerken aufmerksam, daß die Herbstprüfungen in der zweiten Hälfte des Monats September stattfinden werden, und daß Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung bis zum 1. August d. J. angebracht werden müssen.
Schwerin, 5. Juli 1893.

Großherzogl. Mecklbg. Prüfungs=Kommission. für Einjährig=Freiwillige.


Antragsmäßig soll über die zu Mannhagen sub Nr. 6 belegene Büdnerstelle der Wittwe Elisabeth Bruhns geb. Meins aus Panten ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 7. August d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 19. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Ich nehme den von mir geäußerten Verdacht, der Hausknecht Heinrich Beck sei bei meinen Erdbeeren gewesen, hiermit als unbegründet zurück.

                                                    O. Franck.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 54 Seite 3]

Mit dem heutigen Tage übernimmt Herr Paul Buchholz das von meinem seligen Manne, dem

Buchbinder C. Sievers,

seit 30 Jahren betriebene Geschäft, und sage ich Allen für das dem Verstorbenen bewiesene Wohlwollen und Vertrauen meinen herzlichsten Dank.

                                                    Marie Sievers geb. Bohnhoff.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Auf Obiges bezugnehmend, bitte ich das meinem verstorbenen Prinzipal bewiesene Vertrauen auch auf mich zu übertragen, indem ich reelle und prompte Arbeit verspreche.

Schönberg, den 1. Juli 1893.              Hochachtungsvoll
Paul Buchholz, Buchbinder.


Eisenbahn Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich=Franz=Eisenbahn.

Sonderfahrt
nach Lübeck.
zu ermäßigten Fahrpreisen.

In Veranlassung des Lübecker Volksfestes werden am

Sonntag, den 16. Juli 1893

folgende Sonderzüge abgefertigt:

A. Vorm. 7.10   ab   Schwerin an 11.55 Abds.
" 7.40 Kleinen 11.23 "
" 7.53 Bobitz 11.03 "
" 8.02 Plüschow 10.58 "
" 8.23 Grevesmühlen    10.45 "
" 8.36 Grieben 10.33 "
" 8.54 Schönberg 10.14 "
" 9.10 Lüdersdorf an    10.00 "
" 9.26 an Lübeck 9.45 "
B. Vorm. 7.05 ab Wismar an 11.55 Abds.
" 7.27 an Kleinen ab 11.36 "

Auf den vorgenannten Stationen und Haltestellen werden am 16. d. Mts. Fahrkarten zur Fahrt nach Lübeck und zurück in II. und III. Wagenclasse zum einfachen Fahrpreise ausgegeben.
Diese Fahrkarten berechtigen am 16. d. Mts. sowohl für die Hinfahrt, wie für die Rückfahrt nur zur Benutzung der Sonderzüge, am 17. d. M. aber für die Rückfahrt zur Benutzung aller fahrplanmäßigen Züge, soweit solche auf den betreffenden Stationen halten.
Gepäck wird auf diese Fahrkarten zu ermäßigtem Preise nicht befördert.
Schwerin, den 8. Juli 1893.

Großherzogliche General-Direktion.


Avis für Damen!

Beabsichtige, Anf. August einen 4 wöchentl. Lehrkursus in Damenschneiderei zu geben, enthaltend: Maßnehmen, Musterzeichnen, Zuschneiden und Anfertigen eigener Garderoben. Preis 30 M.
Erkundigungen können bei meinen gewesenen Schülerinnen a. d. Gegend: Frau Maaß Ollndorf, Frl. Haagen=Ollndorf, Frl. Wendland=Selmsdorf Frl. Oldenburg=Selmsdorf, Frl. Lehmkuhl=Rüschenbeck u. s. w. eingezogen werden. Rechtzeitige Anmeldungen erbeten.

Hochachtungsvoll
                                                    Fanny Hornickel,
                                                    Modistin, Lübeck,
                                                    Holstenstraße 21.


Eine meiner bei der Norddeutschen Vieh=Versicherung zu Schwerin versicherten Kühe, die am 23. v. Mts. in Folge Verstopfung verendete, ist mir in kürzester Frist und coulantester Weise entschädigt worden. Ich empfehle obige Gesellschaft daher allen Viehbesitzern aus eigener Erfahrung auf's Angelegentlichste.
Anker b. Mölln, den 2. Juli 1893.

                                                    H. Fischer.


Neu !!!
Carl Wasmuth's
Hamburger
Caffee-Mischung

besitzt doppelte Ausgiebigkeit und dadurch unerreichte Billigkeit.

1 Loth = 7 Tassen !!! à Pfd. 60 Mark (Lübeck). und 90 Mark (Lübeck).

käuflich in allen Colonialwaarengeschäften.

Carl Wasmuth, Hamburg,
Uhlenh.


Möbelversicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg zu Schlag-Resdorf.

In der diesjährigen Generalversammlung wurde beschlossen, um zur Sicherheit der Mitglieder einen größeren Kassenvorrath anzusammeln (§. 25 d. St.), einen einfachen Beitrag für das halbe Jahr vom 1. Januar bis 1. Juli d. J. zu heben. Die Beiträge sind bis zum 20. Juli d. J. an die Kreisvorsteher zu entrichten. Spätere Zahlungen werden nur noch gegen Erlegung eines Strafsatzes (§ 26. d. St.) entgegengenommen. Bemerkt wird noch, daß die Beiträge nicht von den Kreisvorstehern abgeholt werden.

                                                    Der Vorstand.


Bund der Landwirthe

Ich werde von Zeit zu Zeit den Herrn Vertrauensmännern einige Exemplare des Bundesorgans gratis zusenden und bitte, dieselben an Nichtmitglieder zu vertheilen.
Gleichzeitig bringe ich in Erinnerung, daß jedes Mitglied des B. d. L. welches 2 M. Jahresbeitrag zahlt, die Zeitung "Bund der Landwirthe" gratis erhält. - Anmeldungen zur Mitgliedschaft, sowie Beitragszahlung nehme ich stets gern entgegen.
Stove, im Juli 1893.

                                                    Kaiser.


Ein ordentliches, kräftiges                          
Mädchen
wird bei hohem Lohn zum 24. Oktober gesucht.
                                                    F. Richter,
                                                    Bahnhof, Schönberg.


Hochfeinen Matjeshering
empfiehlt                          
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Verloren am Mittwoch Abend eine goldene Damenuhr mit kurzer Kette auf dem Wege vom Bahnhofe in die Stadt. Gefl. Abzugeben gegen Belohnung in der Exped. d. Bl.


Die Inhaber von Tombola=Loosen verweisen wir auf die der heutigen Nummer dieses Blattes beigegebene Gewinnliste. - Die Gewinne sind bis zum 12. August cr. beim Herrn Chr. Rieckhoff hier in Empfang zu nehmen; die bis dahin nicht abgeforderten Gegenstände werden zu Gunsten der Schützenkasse verauctionirt.
Schönberg, den 13. Juli 1893.

                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 54 Seite 4]

Restaurant Deutscher Kaiser, Lübeck.
Grösster Garten in der Stadt.
Münchener Bürgerbräu.             Lübecker Adler-Bräu.
Anerkannt gute Küche.


Obenhaus & Scheidling,
vormals Carl Haase Nachfolger,
früherer Inhaber: Johannes Spehr.
Ratzeburg i. L.                           Am Markt 1.
Vignette

                Schluß des

Ausverkaufs
am Dienstag, den 18. Juli (Markttag.)

                Bis dahin kommen die ausgelegten
                    Kleiderstoffe, Cattune, Gardinen, Leinen, Hemdentuche, sowie Buckskins und Paletotstoffe
zu ermäßigten Preisen zum Verkauf.

Rester aller Art sehr billig.

                Das Gesamte Lager in
                    Regenmänteln, Staubmänteln, Jackets, Visites und Blousen
soll zu sehr billigen Preisen geräumt werden.


Travemünder Rennen
den 4. und 6. August 1893.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Am Sonntag, den 16. d. Mts.
von Nachmittags 4 Uhr an
Fortsetzung des
Gewinnschießens.
Abends Vertheilung der Silbergewinne.
Schönberg, den 13. Juli 1893.                          
                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


Am 9. d. Mts. Abends 11 3/3 Uhr wurde uns eine Tochter geboren.

K. Giersdorf und Frau
geb. Spencker.


Verloren

beim Einmarsch ein karrirtes Plaidtuch. Abzugeben gegen Belohnung bei

                                                    Gastwirth Krüger.


Nach Gottes unerforschlichem Rathschlusse entschlief am 10. d. Mts. meine gute Frau und meiner Kinder liebevolle Mutter

Elisabeth geb. Vagt.

Um stille Theilnahme bittet der tiefbetrübte Gatte

                                                    Hans Voss.

Teschow, den 14. Juli 1893.
Die Beerdigung findet heute Freitag um 1 Uhr vom Gastwirth Lenschow in Selmsdorf aus statt.


Von der Reise zurück.
                                                    Dr. Marung.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 16. Juli.

Frühkirche fällt aus.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
    Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 50-52 M., große Schweine 50-52 M., Sauen 35-43 M., Kälber 70-95 M. per 100 Pfund.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 25.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 54 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 54 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 14. Juli 1893.


Dürre Sommer aus Deutschlands Vergangenheit.
Von F. Kunze.

Im gegenwärtigen Sommer, in dem der Regen leider fast völlig ausbleiben zu wollen scheint, so daß die Natur zu verschmachten droht und jedes Lebewesen sich nach dem erquickenden Naß sehnt, hört man oft sagen: "So eine Hitze ist noch nicht dagewesen!" Doch "Jahre, worin man lange nach Regen geseufzt, worin die Früchte der Gärten und Felder verdorret, die Bäche ausgetrocknet, Menschen und Viehe geschmachtet, die Erde zerrissen und die Mühlen stille gestanden", sind in früheren Zeiten unserer Heimath oftmals schmerzlich verspürt worden, wie uns die Chroniken vermelden. So soll bereits im Jahr 596 n. Chr. "ein ganz dürrer und heißer Sommer gewesen" sein, der zahllose Heuschreckenschwärme mit sich gebracht habe, so daß die ohnehin schon dürftig bewachsenen Getreidefelder so kahl nicht haben fortkommen können, sondern aussen blieben sind, welches eine ziemliche Thewrung gemacht". Die ausdörrende Hitze im "grausam trockenen Sommer" des Jahres 872 führte eine fast gänzliche Eintrocknung größerer Flußbetten herbei, so daß man "durch die Werra und Saale ohne Gefahr hat gehen können." Ebenso verdorrte im Sommer 983 die Pflanzenwelt auf Deutschlands Fluren, und anno 988 melden die "Jahrbücher von Hildesheim": "Die übergroße und plötzliche Hitze des Sommers, welche am 15. Juli bis 13. August am furchtbarsten war, vernichtete die Früchte. Ja, in der heißen Jahreszeit 994 war "so großer Regenmangel, daß in den meisten Teichen die Fische starben und auf dem Land die mehrsten Bäume vollkommen verdorrten und die Früchte und der Flachs verdarben. Es folgte auch ein großes Sterben unter Menschen, Schweinen, Rindern und Schafen; an vielen Orten wurden die Wiesen so dürr, als wären sie vom Feuer versengt." (Quedlingburger Jahrbücher.) Hundert Jahre später verursachte ein überaus heißer Sommer" ein allgemeines Menschensterben, was sich 1170 wiederholte und anno 1177 "war ein hitziges und dürres Jahr, daß an vielen orten die Fütterung gar verdorben und derenthalben das Vieh hat noth leiden müssen", wie Linhards Thüringische Chronik S. 114 schreibt. Nach derselben Quelle sind im Jahre 1194 die Mahlmühlen wegen Regenmangel in Stillstand versetzt worden, ebenso war damals die Unstrut ausgetrocknet, und die Saale "ist sehr klein gewesen, daß kein Mensch sie zuvor so geringe gesehen noch dergleichen gehöret hatte".
Daß besonders "das liebe Vieh" dabei in Mitleidenschaft gezogen wurde, wie im gegenwärtigen Sommer, versteht sich wohl von selbst; so war z. B. im "hitzigen" Sommer 1294 die Fütterung so theuer, "daß man vielen orten mangels halben an Hew und Graß das Viehe wegschlachten mußte". Im Jahr 1330 trockneten während der heißen Jahrzeit die Flüsse aus, 1440 sank der Brunnenwasserstand sehr tief, sodaß wegen Brotmangel "unter dem gemeinen Mann Jammer und Noth entstanden." Die tropische Hitze des Sommers 1471 trocknete abermals die Bäche aus, so daß z. B. "die jungen Leute" in Meiningen im dortigen Burggraben tanzten, was sich auch anno 1509 wieder ereignete, wo es von Jacobi (25. Juli) bis auf Matthäi (21. September) gar nicht geregnet hatte. Ebenso war auch im Jahr 1473 von Pfingsten bis anfangs September kein Regen gefallen; die Donau konnte man damals durchwaten, und im Harz und Böhmerwald wütheten vernichtende Waldbrände. Die Sommermonate des Jahres 1514 waren ebenfalls "dürr und hitzig", so daß das Getreide fast gänzlich einging und kein Wein in Deutschland fortkam. "Stroh, Butter, Käse, Rüben, Möhren und Zwiebeln" waren sehr theuer und schwer zu erhalten. Das Jahr 1540 wiederum, wo "Heu, Kraut, Kohl und andere Küchen=Speisen eingingen", verewigte ein Nordhäuser Magister in nachstehenden Gedenkreim: EXsICCata LeVIs CVr fLVNIna CerVe reqVIrIs (= Warum, leichtfüßiger Hirsch, suchst Du ausgetrocknete Flüsse auf?), welcher die Jahreszahl 1540 in großen lateinischen Buchstaben enthält. 1556 verdarb das Getreide der sengenden Hitze wegen auf Deutschlands Fluren, 1567 fiel vor Ostern bis Ende Juli kein Regen, ebenso wie es im Sommer 1572 sehr dürr war und anno 1590 38 Wochen hindurch nicht geregnet haben soll, "derowegen große Noth Wassers und Mahlens gewesen; alle Früchte auf dem Felde, als Getreide, Rüben, Kraut etc. sind fast gar dahinten blieben".
Infolge anhaltender Dürre hat auch 1599 großer Wasser= und Futtermangel geherrscht. 1606 fiel im Sommer kein Regen, so daß das Vieh der Harzbewohner vor Hunger niederstürzte. Schlimmer Stand es aber im regenlosen Jahr 1626; denn es "fiel um Ostern bis auf Pfingsten eine gewaltige Dürrung und Hitze ein, daß nicht allein Laub und Gras davon verdurb, sondern auch die Sommerfrüchte ganz aussen blieben", und schließlich noch von zahlreichem Raupengeschmeiße vollständig vernichtet wurden. Eine allgemeine Hungersnoth bei Menschen und Teeren war die bittere Wirkung. Aehnliches wiederholte sich im Jahr 1657, indem zwischen den Monaten Juli und Oktober die Bäche austrockneten und die Mühlen nicht klapperten. "Das Heu auf den Wiesen verdorrte, und mußte das arme Vieh, welches meist verstarb, grosse Noth leiden. Weil auch nicht gemahlen und geschroten werden konnte, fehlte es letziglich an Bier und Brot welches groß Weheklagen bei Menschen und Vieh verursachte." Es scheint überhaupt das 17. Jahrhundert am meisten dürre Sommer aufzuweisen, denn auch 1669 "hat es in vielen Wochen nicht einen Tropfen geregnet, und 1684, in dem es 10 regenlose Sommerwochen gab und "im Frühling und Sommer eine sehr große Hitze und Dürre" regierte, rauft man die kurzen Sommerfrüchte mit der Hand aus. Schweine und Rindvieh wurden in großer Menge weggeschlachtet, und "eine feine trächtige Kuh konnte man um 2 oder 3 Thaler kaufen". Im Spätsommer 1692 wurden in das allgemeine Kirchengebet vieler Harzorte folgende Bittworte mit eingeflochten; "Du wolltest auch die trockene Witterung und großen Mangel des Wassers gnädig wenden."
Auch das 18. Jahrhundert ist nicht frei von trockenen Sommern gewesen; so ist 1723 "bei abwechselnder Hitze und Kälte große Dürre eingefallen, also daß die Fütterung gering und das Vieh wohlfeil worden". Zwei Jahre später regnete es 10 Sommerwochen hindurch gar nicht, wie auch 40 Jahre später (1766) ein völlig regenloser Sommer viel Unheil und Elend in Deutschland anrichtete. Unterm Jahr 1791 berichtet Beyers Erfurter Chronik: "Von Pfingsten bis zum 15. Juli war eine große Dürring, so daß die Sommerfrüchte nicht gut fort konnten. Es kam zwar Regen, aber sogleich auch große Hitze, welche bis in die Mitte des Augusts anhielt, so daß in vielen Gegenden das über Winter Bestellte gar nicht aufging." 1804 kam das Winterfeld schlecht fort, und die Sommerfrüchte gingen äußerst schlecht auf, so daß sich zur Erntezeit laute Klagen erhoben. Ein Schock grasiges Korn ergab nur 1-1 1/4 Scheffel Getreide. Branntweinbrennen wurde untersagt, und die Blasen wurden versiegelt. Auch die im Jahre 1817 und später 1842 sollen äußerst dürr gewesen sein. Es ist also alles schon dagewesen, leider auch dürre Sommer!


Wie das Wiener Fremdenblatt erfährt, dürfte die österreichische Regierung ein Verbot der Ausfuhr von Heu und Klee erlassen, da sich die Mehrzahl der von den landwirthschaftlichen Corporationen verlangten Gutachten für dieses Verbot ausgesprochen hätte.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 54 Seite 6]

- Zum Fahrkarten=Schwindel wird aus Essen a. d. Ruhr geschrieben: "Hundert Verhaftungen sind bis jetzt in der Fahrkartenschwindel=Affaire vorgenommen worden. Die Verhafteten wohnen zum größten Theil in Köln, Duisburg, Speldorf und Essen. Ueber die Angelegenheit selbst dringen jetzt interessante Einzelheiten in die Oeffentlichkeit, die erkennen lassen, in welch großartigem Maßstabe der Schwindel angelegt und ausgeführt wurde. Auch über die Entdeckung und Verhaftung der Betrüger wird Näheres bekannt. Verschiedene Eisenbahnbetriebsämter hatten schon seit längerer Zeit die Wahrnehmung gemacht, daß Fahrkarten und Fahrscheinhefte unterschlagen worden waren. Um dieser fortgesetzten Schädigung der Eisenbahn=Verwaltung, die im Laufe der Zeit auf der Strecke Essen -Hamburg etwa eine halbe Mill. Mark betrug, ein Ende zu machen, wurde ein bewährter Zugrevisor aus Köln a. Rh. mit den Recherchen beauftragt. Dieser deckte nun auf der Strecke Essen - Hamburg ein ganz raffinirt durchdachtes Betrugssystem auf und stellte fest, daß die betheiligten Schaffner von den Viehhändlern verleitet worden waren. Der Betrug wurde folgendermaßen ausgeführt: Beim Antritte der Reise erkundigte sich der Schaffner bei den Passagieren nach dem Reiseziel. Traf es sich, daß dasselbe identisch mit der Ablösungs=Station des Schaffners war oder vor derselben lag, so nahm der Schaffner Karte oder Heft mit dem Bemerken an sich: "Damit ich Sie nicht weiter zu belästigen brauche, werde ich das Heft (die Karte) gleich behalten." Entgegnete irgend ein Passagier: "Wenn Ihnen nun aber irgend etwas während der Reise passirt? . . . ." so hatte der Schaffner gleich die Antwort bereit: "Dann brauchen Sie meinem Collegen nur zu sagen, Sie hätten mir die Fahrkarte bereits gegeben. Das ist unter uns Collegen einmal so Usus". Diese Karten resp. Hefte mußten laut Vorschrift beim Antritt der Reise durchlocht werden. Da dieselben sechs Wochen Giltigkeit hatten, so coupirte der Schaffner sie nicht, sondern verkaufte sie den Viehhändlern, die in Folge dessen bei etwaigen Revisionen immer mit giltigen Karten versehen waren. Die Viehhändler bezahlten anfänglich beinahe den vollen Fahrpreis für die unterschlagenen Karten. Nachdem die Schaffner sich aber zu dem Verbrechen eine Zeit lang hatten verleiten lassen, drohten die Anstifter ihnen mit Anzeigen bei den vorgesetzten, geschädigten Behörden - und gaben ihnen nur ein lächerlich kleines Trinkgeld. So bezahlten sie für die Fahrt auf der in der Rede stehenden Strecke 50 Mark (Lübeck). bis 1 M., während der eigentliche Fahrpreis etwa vierundzwanzig M. beträgt. Aus Furcht vor Strafe und der damit verbundenen Entlassung aus dem Dienst ließen sich die Schaffner die Herabsetzung der Trinkgelder gefallen. Sie reservirten den Herren Viehhändlern alias blinden Passagieren sogar noch Coupés "auf Wunsch". Auf Grund genau hergestellter Fahrdispositionen wußten die "Eingeweihten" immer, mit welchen Zügen die "Verbands"=Schaffner fuhren. Sie benutzten selbstverständlich auch nur diese Züge. Als der Revisor Schäfer dieses Resultat seiner Beobachtung und Forschung dem Betriebsamte Köln mittheilte, veranlaßte dasselbe, daß der berliner Criminal=Commissar Zillmann mit den weiteren Recherchen betraut wurde. Zillmann fuhr nun mehrere Tage zwischen Duisburg a. Rh. und Hamburg hin und her, um sich mit den Viehhändlern nach und nach zu befreunden. In demselben Zuge fuhr auch der Criminal=Schutzmann Winter aus Berlin in der Maske eines Viehhändlers. Letzterer hatte sich unter die Betrüger gemischt. Beide erfuhren nun genau, in welcher Weise der Betrug verübt wurde, sowie die Namen der Betheiligten. Am nächsten Tage wurden vierzig Viehhändler, die sich zum Theil auf verschiedenen Viehmärkten befanden, sowie gegen sechzig Schaffner verhaftet. Die Mehrzahl der Verhafteten, bei denen man ganze Packete unterschlagener Fahrkarten vorfand, legten ein offenes Geständniß ab. Die bei den Viehhändlern vorgefundenen Gelder wurden mit Beschlag belegt. Die Verhandlung dürfte voraussichtlich in Essen a. d. Ruhr stattfinden.
- Die erste nordische Chirurgenversammlung wurde am Freitag in Gothenburg mit ca. 100 Teilnehmern eröffnet.
- Nunmehr sind die Rigi=Hotels mit Luzern telephonisch verbunden. Der Hauptdraht geht bis Klösterli; den Umschaltedienst besorgen die Capuziner im Klösterli. "Gewiß eine Verrichtung, von der sich der Stifter dieses Ordens nichts hat träumen lassen," meint die "Schweizer. Allgem. Zeitung".
- Zwei schweizer Offiziere aus St. Gallen, Wirth und Maurer, stürzten beim Pflücken von Alpenrosen unterhalb des Gotthardhospizes ab. Wirth war sofort tot und Maurer ist schwer verletzt.
- Ferdinand von Lesseps wurde trotz seiner Verurteilung in der Panama=Affäre von dem Verwaltungsrat der Suezkanal=Gesellschaft abermals zum Präsidenten gewählt.
- Beim Lordmayor von London sind bis jetzt 40 000 Pfund Sterling zum Besten der Hinterbliebenen der auf der "Viktoria" verunglückten britischen Seeleute eingegangen. Auf der londoner Fondsbörse sind über 1562 Pfund Sterling gesammelt worden.
- Ein Liebesdrama, in welchem Prinz Victor Napoleon, allerdings sehr gegen seinen Willen, eine wesentliche Rolle gespielt hat, erregt in Brüssel das größte Aufsehen. Aus Liebesgram hat sich die junge russische Baronin Wanda von Kaszyc getödtet, welche in Brüssel bei ihrem Verwandten, dem russischen Geheimrath Metschkowsky, wohnte Die junge Dame sah täglich den Prinzen Victor Napoleon vorüberreiten und faßte eine heftige Liebe zu demselben. Sie schrieb ihm exaltirte Liebesbriefe, welche der Prinz unbeantwortet ließ. Aus Gram hierüber schoß sich die junge Dame eine Kugel in den Kopf und blieb sofort todt. Vor dem Selbstmord richtet sie ein Schreiben an den Prinzen Victor Napoleon, worin sie ihm mittheilte, daß sie aus Liebe zu ihm freiwillig in den Tod gehe. Die ganze Stadt spricht von diesem tragischen Ereigniß.
- In Mekka sind in den letzten Wochen 4079 Choleratodesfälle vorgekommen!
- Die Ver. Staaten von Amerika haben nach endgiltiger Annahme des von dem Norweger Krag und dem Dänen Jörgensen konstruirten kleinkalibrigen Repetier=Gewehres (sogenanntes Krag=Jörgensen=Gewehr vom Kaliber 7,62 mm) die Herstellung in den nationalen Werkstätten begonnen. Es sollen im Ganzen 100 000 Stück angefertigt werden.
- Die deutsche Turnerschaft hat auf eine Petition, in welcher die Verkürzung der Dienstzeit für geübte Turner verlangt wird, folgenden Bescheid des Generalinspekteurs des Militärerziehungs= und Bildungswesens, General v. Keyser, unter der Adresse des Abg. v. Schenkendorff erhalten: "Die durch Uebung im Freien an Körper und Geist gekräftigten und gestählten Jünglinge genießen immer beim Eintritt in den Dienst als Soldat einen sicheren Vorzug und Lohn. Sie überwinden leichter die Anstrengung und Anforderung des Dienstes, bleiben munter und vergnügt und freuen sich so des Erfrischenden und Belebenden dieses Standes von vornherein. So werden sie unter schwächlicheren oder verdrossenen Kameraden hervorstehen, von ihren Vorgesetzten anerkannt oder bald bevorzugt werden, auch in der Beförderung - wenn sie die hierfür erforderlichen Charaktereigenschaften haben. Diese Eigenschaft kann die körperliche Uebung allein nicht geben und ohne diese Eigenschaften kann gerade der junge Soldat unter seinen bisherigen Kameraden als Vorgesetzter nicht bestehen."
- Ein ehrwürdiger Karpfen. Daß die Karpfen ein hohes Alter erreichen, ist bekannt, aber es ist oft schwer, ihr Alter festzustellen. Im Teiche des dem Herzog von Arenberg gehörigen Parkes zu Enghien (Hennegau) hat man jüngst einen gewaltigen Karpfen gefangen, welcher an einem seiner Kiemen einen goldenen Ring trug mit einer Inschrift, die besagte, daß "dieser Karpfen im Jahre 1802 unter dem Konsulate Bonapartes in den Teich gesetzt worden war." Der Karpfen wurde sofort wieder in den Teich geworfen.
- Die gute alte Zeit. Sie: "O, wie schwül heute! Und kein Regen in Aussicht!" - Er: "Ja, ja! Das war zur Zeit, als noch die weißen Hosen modern waren, viel besser! Da brauchte man mit einem solchen Kleidungsstück nur einen kleinen Ausflug zu machen - und der Regen war da!"


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