No. 53
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. Juli
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1893 Nr. 53 Seite 1]

- Kaiser Wilhelm unterzeichnete am Dienstag ein vom selben Tage an giltiges Ausfuhrverbot auf Stroh, Heu und Hafer.
- Der Aufenthalt des deutschen Kaisers in Ungarn wird sich, wie Wiener Blätter berichten nicht nur auf die Zeit der Schlußmanöver im Eisenberger Komitat erstrecken, sondern noch länger währen. Der deutsche Kaiser wird nämlich mit dem Kaiser von Oesterreich, dem König von Sachsen und den übrigen Herrschaften, die den Manövern als Gäste beiwohnen werden, nach dem Manöverschluß fünf Tage als Gast des Erzherzogs Albrecht verweilen, um an den im großen Jagdrevier durch Erzherzog Friedrich zu veranstaltenden Jagden teilzunehmen; da aber weder im Bellyer Schloß, noch im benachbarten Herczeglak für so viele Gäste genügend Unterkunft gefunden werden könnte, besteht die Absicht, für die Monarchen auf einem großen Donaudampfer, der in der Nähe des Jagdreviers in der Donau liegen würde, geeignete Unterkunft einzurichten
- Der russische Botschafter am Berliner Hof Graf Schuwalow, hat am Donnerstag dem Hofmarschallamt angezeigt, daß der Großfürst=Thronfolger am Dienstag, den 11. d. Mts. auf der Durchreise nach Petersburg dem Kaiser und die Kaiserin einen Besuch abzustatten wünsche. Ein kaiserlicher Extrazug wird dem Großfürsten an der Grenzstation Goch zur Verfügung gestellt. Abends findet Tafel im neuen Palais statt, worauf der Großfürst die Reise fortsetzt.
- Der Seniorenkonvent des Reichstags hat beschlossen, daß nach der ersten Lesung der Militärvorlage die ersten Tage dieser Woche aus Rücksicht auf die bayerischen Landtagswahlen sitzungsfrei bleiben sollen. Die zweite Lesung der Militärvorlage soll am Donnerstag stattfinden.
- Die preußische Regierung hat, wie die Lütt. Ztg. berichtet, in dem Bezirke, der sich von St. Vith aus bis nach Malmedey und Eupen ausdehnt, große Ländereien angekauft. Der kommandirende General des 3. Armeekorps, v. Loë, hat selbst im Verein mit den Generalstabsofficieren diese an der belgischen Grenze sich hinziehenden Landstriche ausgewählt. Es wird ein großes Manöverfeld mit Barackenlager errichtet, das bei eintretenden Ereignissen zum strategischen Aufmarsche und zur Truppenconcentration dienen soll.
- Im Reichstagsgebäude sind am Mittwoch Vormittag zunächst 78 Mitglieder der deutsch=konservativen Fraktion, der Reichspartei und Nationalliberalen unter dem Vorsitz des Abg. v. Ploetz zusammengetreten, um über den Plan einer wirtschaftlichen Vereinigung zu beraten. Die Einladung zu dieser Besprechung hatten die Abgg. v. Ploetz, Dr. v. Frege, v. Kardorff und v. Maltzahn erlassen. Nach einstündiger Debatte wurde die Bildung der wirtschaftlichen Vereinigung beschlossen. Es wurde eine Kommission (v. Ploetz, Enneccerus, v. Kardorff, Lutz, Liebermann von Sonnenberg) zur Ausarbeitung der Satzungen eingesetzt. Später soll eine große Versammlung zum Zweck des Beitritts von Mitgliedern anderer Fraktionen stattfinden.
- Berliner Geschäftsleute machen große Anstrengungen, einzelne Zweige der Leipziger Messe nach Berlin herüberzuziehen; ob es dauernd gelingen wird, ist die Frage, doch soll in diesem Jahre zum ersten Male, und zwar vom 4.-15. September, in Luisenstadt eine Messe für Topf=, Bronze=, Kurz= und Spielwaarenbranchen abgehalten werden.
- Prinz Eitel Friedrich von Preußen hat am vorigen Donnerstag seinen 11. Geburtstag gefeiert und ist infolge dessen zum Sekonde=Lieutenant im 1. Garde=Regiment z. F. ernannt worden.
- Die Wucherer werden wenig erbaut sein von einer Entscheidung des Reichsgerichts, die auch weitere Kreise mit Befriedigung erfüllen dürfte. Diese Entscheidung lautet: Ein über ein wucherisches Darlehnsgeschäft ausgestellter Wechsel kann vom Wucherer überhaupt nicht, auch nicht in Höhe der von ihm thatsächlich gewährten Dahrlehnssumme eingeklagt werden, der Wucherer kann nur die von ihm hingegebene Summe auf Grund des thatsächlichen Sachverhalts zurückfordern.
- Das Kriegsschiff "Brummer" hat am letzten Dienstag bei Norderney ein auf deutschem Gebiet fischendes englisches Boot beschlagnahmt und in den Hafen nach Wilhelmshaven geschleppt.
- Bei den jetzigen so gesunkenen Silberpreisen hat unser Silberthaler, wenn er eingeschmolzen würde, einen Silberwerth von etwa 1 1/2 Mark, unser Fünfmarkstück einen Metallwerth von 2 1/4 M. unser Zweimarkstück von 90, unser Einmarkstück von 45 Pfennig.
- Kaiser Franz Josef traf am Montag zum Besuch der Kaiserin in Gastein ein und wurde mit lebhaften Hochrufen vom Publikum empfangen.
- Heute Dienstag trifft der russische Großfürst=Thronfolger, von London kommend, in Berlin ein, wo er zwei Tage Aufenthalt nehmen wird. Ihm zu Ehren wird im Neuen Palais zu Potsdam ein großes Diner veranstaltet.
- Die englische Presse spricht sich ganz offen und rückhaltlos über die Schuld des Admirals Tryon an dem Unglück der "Viktoria" aus und bedauert, daß eine so glänzende Karriere unter so tragischen und beklagenswerthen Umständen endigen mußte.
- In Mahlberg bei Lahr hat ein Blitzstrahl zwei Personen getötet und vier schwer verletzt.
- In Linz ist der älteste Kaiserjäger Tirols Johann Jester, im 95. Lebensjahr gestorben. Er ist 1823 dabei gewesen, als die Gebeine Andreas Hofers in nächtliche Stille von Mantua heimgeführt worden sind.
- Vom Main wird geschrieben: Die jetzt zu Ende gehende Kirschen=Ernte hat sehr reiche Erträge gebracht; einzelne Gemeinden lösten 90 000 bis 100 000 Mk. Auch die übrigen Obstsorten versprechen eine gute Ernte. Die ersten Frühäpfel konnten schon zu Markt gebracht werden. Seit voriger Woche färben sich die Frühtrauben schon, so daß die Weinernte heuer früher als je zu erwartet ist.
- Angesichts des Futtermangels beschloß der Vorstand des Landwirthschaftlichen Vereins für Hasbengau in Belgien, die Regierung um völligen

[ => Original lesen: 1893 Nr. 53 Seite 2]

oder theilweisen Erlaß der Grundsteuer zu bitten. Er sprach sich zugleich für einen Einfuhrzoll auf ausländisches Getreide aus, der, ohne den Brotpreis wesentlich zu verteuern, an 45 Millionen ergeben würde und zur Entlastung der Landwirthschaft verwandt werden könne.
- Vom Bier. Von den acht größten Münchener Brauereien dürften 1892/93 ungefähr folgende Malzmengen veraufschlagt worden sein: Löwenbrauerei 244 000, Spaten 233 000, Franziskaner (Leist) 160 000, Pschorr 127 000, Augustiner 126 000, Bürgerbräu 87 000, Hacker 77 000 und Schmederer 55 000 Hektoliter. Der Gesammtverbrauch an Malz hat 50 000 Hektoliter zugenommen - eine Menge, welche in Anbetracht der sehr guten Ausbeute der diesjährigen Gerste einer Mehrproduction von 110 000-120 000 Hektoliter Bier entspricht.
- Die Ansiedelungskommission in Posen hat das 4000 Morgen umfassende Rittergut Waldau bei Fatow zum Preis von 540 Mk. pro Hektar angekauft.
- In Oesterreich plant die Regierung vorläufig kein Futterausfuhrverbot, da die Berichte über die bisherigen Ergebnisse der dortigen Futterproduktion günstig sind.
- Große Hitze herrscht wieder in ganz Frankreich. In Paris hatte man am Börsenplatz im Schatten 33 Grad; im Süden Frankreichs stieg das Thermometer auf 41 Grad. Die Weinlese verspricht in ganz Frankreich die beste seit vielen Jahren zu werden.
- Aus Italien wird berichtet, daß die diesjährige Seidenernte unzweifelhaft die größte ist, die Italien je erlebt hat.
- In London fand am Donnerstag die Vermählung des Herzogs von York mit der Prinzessin Mary von Teck bei einer beinahe tropischen Hitze statt. Auf dem Wege vom Buckingham=Palast nach der St. James=Kapelle standen dichtgedrängte Volksmengen, deren Reihen immerwährend durch Ohnmachtsanfälle gelichtet werden. Die Herrschaften fuhren in vier verschiedenen Abtheilungen nach der Kapelle. Während die Königin zum Altar schritt, wurde Sullivans Kaisermarsch gespielt. Unmittelbar hinter der Königin schritt die Braut=Mutter Herzogin von Teck, geführt vom Großherzog von Hessen, darnach kam der Bräutigam, von seinem Vater und dem Herzog von Edinburgh geleitet. Unter den Klängen des Brautmarsches aus "Lohengrin" bewegte sich die Braut nach dem Altar, geführt von ihrem Vater und ihrem ältesten Bruder. Der Trauungsakt wurde vom Erzbischof von Canterbury vollzogen. Die Braut war äußerst bleich infolge der Aufregung und der Hitze und schien einer Ohnmacht nahe, doch gab sie ebenso wie der Bräutigam die Ja=Antwort mit klarer Stimme. Beim Verlassen der Kapelle wurde Mendelssohns "Hochzeitsmarsch" gespielt. Draußen war wieder großer Enthusiasmus. Außer Braut und Bräutigam, Königin, Prinz und Prinzessin von Wales wurden auch der russische Thronfolger, der König von Dänemark und Prinz Heinrich von Preußen aufs Lebhafteste begrüßt. Wie schon oben bemerkt, waren die Ohnmachtsanfälle ungemein zahlreich; zu Hunderten wurden Personen vom Rettungscorps nach dem an der Straße grenzenden Green=Park gebracht und unter den Bäumen hingelagert. Es sollen sogar mehrere Todesfälle vorgekommen sein.
- Leset nicht im Bett! In vielen Häusern herrscht bei Erwachsenen und sogar bei Kindern die Unart, des abends im Bette zu lesen. Will der Schlaf nicht kommen und steht die Erfahrung fest, daß er sich durch Lesen einstellt, so ist diese Gewohnheit zu entschuldigen, obwohl auch dann nicht räthlich. Wenn aber frische, junge Mädchen oder Knaben, welche sich nur hinzulegen haben, um alsbald zu schnarchen, ihr Bett mit dem Buch in der Hand zu besteigen, weil dasselbe so spannend ist und man auf den Ausgang der Geschichte nicht bis morgen warten kann, so ist dies eine Thorheit, welche sehr schlimme Folgen nach sich ziehen kann. Größte Strenge ist hier nöthig; denn wer einmal diese Unart angenommen hat, kommt sehr schwer von ihr los und kann bald nicht mehr einschlafen, ohne ein Buch in der Hand zu haben. Der Schlaf vor Mitternacht ist überaus werthvoll. Wie leicht wird aber derselbe einem spannend geschriebenen Buche geopfert! Ein Gefühl der größten Abspannung in den Gliedern, müde Augen, ein schläfriger Geist, zu spätes Aufstehen, Unlust zur Tagesarbeit und vor allen Dingen, Schädigung der Gesundheit, sind die Folgen. Wie leicht auch kann Feuer entstehen, wenn der Lesende einschlief und das Licht oder die Petroleumlampe umwarf!


Anzeigen.

Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der dritten Kupfermühle auf der Bäck, welche der Kutscher Heinrich Schultz zu Schlagsdorf bisher gepachtet hatte, steht ein Termin auf

Freitag, den 14. d. Mts.
Nachmittags 3 Uhr
im Lokale des Gastwirth Spolert zu Bäck

an, wozu Pachtliebhaber hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen in dem Verpachtungstermine bekannt gemacht werden, auch vorher auf der Domainenamts=Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 6. Juli 1893.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Kommission macht hierdurch auf die Bestimmungen in den §§. 89 und 91 der Wehrordnung vom 22. November 1888, betreffend die Nachsuchung der Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militärdienste und den Nachweis der dazu erforderlichen wissenschaftlichen Befähigung, mit dem Bemerken aufmerksam, daß die Herbstprüfungen in der zweiten Hälfte des Monats September stattfinden werden, und daß Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung bis zum 1. August d. J. angebracht werden müssen.
Schwerin, 5. Juli 1893.

Großherzogl. Mecklbg. Prüfungs=Kommission. für Einjährig=Freiwillige.


Antragsmäßig soll über die nachstehend bezeichneten Grundstücke, als:

1. die zu Schlag=Resdorf sub Nr. III belegene Vollstelle c. p.,
2. die auf Schlagsdorfer Feldmark im sogenannten Zehgen Jahrden belegene Koppel, auf der Karte mit Nr. 23 bezeichnet, und
3. die gleichfalls auf der Schlagsdorfer Feldmark im sogenannten Nehgen Dahlen belegene Koppel, auf der Karte mit Nr. 35 bezeichnet, des Hauswirths Hans Asmus Jabs in Schlag=Resdorf, welche Grundstücke einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden sollen, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 22. August d. Js.
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einein mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 31. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. VII. belegene Halbhufnerstelle c. p. des Hauswirth Jochen Heinrich Jürß ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke

[ => Original lesen: 1893 Nr. 53 Seite 3]

zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 7. August 1893,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 19. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Schlag=Resdorf sub Nr. VII belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Hans Jochen Teut daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag den 31. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der dem Ziegeleibesitzer J. H. Vest zu Hammer gehörigen und daselbst belegenen Kupfermühle c. p. ist ein Termin zur Erklärung über den Theilungsplan und zur Vertheilung der Masse vor dem unterzeichneten Amtsgerichte auf

Dienstag, den 18. Juli 1893
Vormittags 11 Uhr

angesetzt. Der Vertheilungsplan liegt zur Einsicht der Betheiligten auf der Gerichtsschreiberei aus.
Schönberg, den 26. Juni 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    W. Wetzel.


Bund der Landwirthe

Ich werde von Zeit zu Zeit den Herrn Vertrauensmännern einige Exemplare des Bundesorgans gratis zusenden und bitte, dieselben an Nichtmitglieder zu vertheilen.
Gleichzeitig bringe ich in Erinnerung, daß jedes Mitglied des B. d. L. welches 2 M. Jahresbeitrag zahlt, die Zeitung "Bund der Landwirthe" gratis erhält. - Anmeldungen zur Mitgliedschaft, sowie Beitragszahlung nehme ich stets gern entgegen.
Stove, im Juli 1893.

                                                    Kaiser.


Ein in allen Arbeiten erfahrenes

junges Mädchen

sucht zu Michaelis evt. 24. Oktober Stellung, gute Zeugnisse vorhanden.
Gefällige Offerten mit Lohnangabe sind unter A. B. in der Exped. d. Blattes einzusenden.


Möbelversicherungs=Verein
im Fürstenthum Ratzeburg,
Kreis Schönberg.
Versammlung
im Boye'schen Gasthause                                                    
am Sonntag, den 9. Juli, nachmittag 2 Uhr
Tagesordnung:
Wahl eines Kreisvorstehers.                          
                                                    Der Vorstand.


Gesucht wird zum 24. Oct. d. J. eine ordentliche

Arbeiterfamilie (Drescher)

zu Hof Wahrsow p. Lüdersdorf.


Gesucht ein
Kindermädchen
zum 24. Oktober von                                                    
Schönberg.                                                    Frau Actuar Breuel.


Eine gute 3jährige                          
Ziege
steht zum Verkauf.                                                    
Heiligenland, b. Schlagsdorf.                          
                                                    Aug. Kiencke.


Stählerne Schmiedesensen

aus der Sensenschmiede von Johann Lembcke in Criwitz empfiehlt unter Garantie

                                                    F. Reuter, Schleifer.


Sensen
in bester Qualität für 2,50 und 3,50 M.
für Schnitt wird garantirt widrigenfalls umgetauscht.
                                                    H. Brüchmann.


Beste
Schmiedestahlsensen
und Gußstahlsensen
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Verzinnte Milchsatten
und Bienenzucker
empfiehlt                                                    
Menzendorf.                                                     J. Bruhn.


Mein mir von Großherzogl. Gewerbe=Commission in Neustrelitz pro 1893 ertheilter

Wandergewerbeschein Nr. 95

ist verloren gegangen und bitte ich den betreffenden Finder mir den Schein wieder zustellen zu wollen.
Herrnburg, 3. Juli 1893.

                                                    Joch. Maak.
                                                    Handelsmann.


Gartenbauverein.

Die beabsichtigte Rosenausstellung findet nicht statt.

                                                    Der Vorstand.


Zum
Scheibenschießen
am 13. und 14. Juli
ladet freundlichst ein
Thandorf.                                                     J. Haack.
Ball findet Freitag statt.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 53 Seite 4]

Travemünder Rennen
den 4. und 6. August 1893.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Obenhaus & Scheidling,
vormals Carl Haase Nachfolger,
früherer Inhaber: Johannes Spehr.
Ratzeburg i. L.                           Am Markt 1.
Vignette

Um nach beendeter Inventur mit einem Theil des übernommenen Manufactur=, Leinen= und Confections=Lagers möglichst schnell zu räumen, eröffnen wir am Donnerstag, den 6. Juli unsern

Ausverkauf

Wir machen besonders aufmerksam auf die Auslage in Kleiderstoffen einfach wie eleganten Genres in guten Qualitäten.
Eine Partie reinwoll. Mousseline, pr. Mtr. M. 0,80, Buckskins, Beinkleider und Paletotstoffe.

Cattune, Gardinen, Leinen, Handtuchdrelle und Betttuchstoffe.

Eine Partie Hemdentuche pr. Mtr. M. 0,30, 0,38, 0,45.

Reste obiger Artikel werden besonders billig geräumt.
Steppdecken und wollene Schlafdecken.

Das gesammte Lager in Confektion, als

Regenmäntel, Staubmäntel, Jackets, Visites u. s. w. wird zu bedeutend ermäßigten Preisen verkauft.

Schluß des Ausverkaufs am
Sonnabend, den 15. Juli.


Möbelversicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg zu Schlag-Resdorf.

In der diesjährigen Generalversammlung wurde beschlossen, um zur Sicherheit der Mitglieder einen größeren Kassenvorrath anzusammeln (§. 25 d. St.), einen einfachen Beitrag für das halbe Jahr vom 1. Januar bis 1. Juli d. J. zu heben. Die Beiträge sind bis zum 20. Juli d. J. an die Kreisvorsteher zu entrichten. Spätere Zahlungen werden nur noch gegen Erlegung eines Strafsatzes (§ 26. d. St.) entgegengenommen. Bemerkt wird noch, daß die Beiträge nicht von den Kreisvorstehern abgeholt werden.

                                                    Der Vorstand.


Verloren am Freitag Vormittag auf dem Wege von Hof Wahrsow nach Rupensdorf ein Packet mit Kinderleibwäsche. Der ehrliche Finder wird gebeten, dasselbe gegen Belohnung abzugeben auf Hof Wahrsow.


Heute Morgen starb nach längerer Krankheit mein lieber Mann, der

Küster Bohn

im 77. Lebensjahre.

                          Die trauernde Wittwe und Kinder.

Demern, den 6. Juli 1893.
Die Beerdigung findet am Sonntag den 9ten Nachmittags 2 Uhr statt.


Donnerstag Mittag ist ein Schlüssel von der Siemzerstraße bis zum Kalten Damm verloren gegangen.

Abzugeben in der Expedition.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-53 M., große Schweine 50-52 M., Sauen 36-45 M., Kälber 45-65 M. per 100 Pfund.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 53 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 53 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 11. Juli 1893.


- Neustrelitz, 7. Juli. Man spricht davon, daß unsere Allerhöchsten Herrschaften in Nächster Zeit hierher zurückkehren werden und daß ihnen alsdann eine Ovation bereitet werden solle.
- Aus Neustrelitz schreibt man uns: In Folge der Enthüllungsfeier des Denkmals für den hochseligen Großherzog Friedrich Franz in Schwerin, der S. M. der Kaiser zugesagt hat, werden die Regimentsexercitien des Grenadierregiments Nr. 89, die in der hiesigen Gegend auf der Adamsdorfer Feldmark stattfinden sollen, hier nicht, sondern in Schwerin abgehalten werden. Zu diesem Zwecke wird das 2 Bataillon am 12. August mit der Bahn nach Schwerin befördert werden. Die Uebungen sollen dort in der Zeit vom 14. bis 22. August vorgenommen werden.
- Aus Teterow wird der "Nbr. Z." berichtet: Seit einiger Zeit kaufen Händler aus Westfalen in hiesiger Gegend jedes Quantum Heu und Stroh. Es wird der Zentner diesjähriges Heu mit 7 Mk., vorjähriges mit 5 Mk. bezahlt. Fast täglich gehen mehrere Wagenladungen dieses Futtermittels in gepreßtem Zustande nach dem Süden Deutschlands.


- Der auf Grund des lex Huene den Kommunalverbänden zu überweisende Antheil an den Getreide= und Viehzöllen beträgt für das abgelaufene Etatsjahr 1892/93 etwas über 36 770 000 M. Da nach dem preußischen Etat die Höhe der Ueberweisungen für diesen Zeitraum zu 41 000 000 M. angenommen wurde, so beträgt der Ausfall gegen den Anschlag ca. 4 630 000 M. Der Feststellung sind zu Grunde gelegt die Getreidezölle mit 87 571 000 M., die Viehzölle mit 8 534 000 M., zusammen 96 105 000 Mark bei einem Gesammtaufkommen an Eingangszöllen von 377 917 000 M. Es gelangen sonach gegen das Vorjahr mit 57 035 000 M. über 20 000 000 M. weniger an Ueberweisungen zur Vertheilung gegen das Jahr 1890/91 mit circa 47 250 000 M. bei 10 500 000 M. Wenn auch zugegeben werden kann, daß die Ernte 1892 in etwas besser ausfiel als 1891, so zeigen diese Ziffern doch deutlich genug, welche Wirkungen die Handelsverträge gehabt haben. Mit dem Inslebentreten der Steuerreform, an dem nicht zu zweifeln ist, fallen diese Ueberweisungen überhaupt fort.
- Werner Graf von der Reck=Volmerstein, Herr auf Brucksteine, Ehrenritter des Johanniterordens, starb in Breslau im Alter von 98 Jahren.
- Die der neuen Militärvorlage am Dienstag beigegebene Begründung umfaßt nur vier gedruckte Seiten und bewegt sich in demselben Gedankengang der schriftlichen Begründung der früheren Vorlage. Die Kosten betragen an dauernden Ausgaben im Ganzen 54 900 000 M., von denen jedoch zunächst nur 45 300 000 M. gefordert werden, der Rest erst im Laufe der Jahre. Die einmaligen Ausgaben belaufen sich auf rund 60 Mill., von denen für 1893/94 48 Millionen verlangt werden.
- Zusammensetzung des Reichstages. Nachdem nunmehr die Ergebnisse aus allen 397 Reichstagswahlkreisen bekannt sind, werden als gewählt zu betrachten sein : 75 Konservative, 23 Reichspartei, 53 Nationalliberale. 14 freisinnige Vereinigung, 24 freisinnige Volkspartei, 11 süddeutsche Volkspartei, 96 Centrum, 3 Bayerischer Bauernbund, 7 Welfen, 19 Polen, 1 Däne, 10 Elsässer, 17 Antisemiten, 44 Sozialdemokraten. - Die Forderungen des Bundes der Landwirthe sind zu unterstützen gewillt 136 Abgeordnete.
- Die Heidelbeerernte ist in diesem Jahre in Folge der anhaltenden Trockenheit sehr schlecht ausgefallen, es wird überall gleichmäßig über den schlechten Ausfall geklagt. Die nach Berlin und anderen großen Städten gelangenden Beeren haben auch einen eminent hohen Preis.
- Die Fürstenschule St. Afra in Meißen hat am vorigen Montag das Jubiläum ihres 350jährigen Bestehens gefeiert.
- Bei dem letzten schweren Gewitter am vorigen Sonnabend sind auf der Feldmark Gönnebeck im Kreis Segeberg zwei Männer vom Blitz erschlagen worden.
- Ueber den Untergang des englischen Panzerschiffes "Viktoria" werden jetzt verschiedene Briefe von Augenzeugen veröffentlicht, die alle zeigen, daß der Zusammenstoß erwartet werden mußte, sobald beide Schiffe die angeordnete Wendung ausgeführt haben würden. An Bord der "Viktoria" fanden sich außer 12 000 Pfd. Sterl. Staatsgeldern auch die Subskriptions=Beiträge des Geschwaders für das Hochzeitsgeschenk an die Prinzessin Mary von Teck.
- Die Londoner "Times" behauptet, der Khedive von Aegypten habe den Sultan ersucht, das englische Militär in Aegypten durch türkische Truppen zu ersetzen und die Abberufung des englischen Gesandten in Kairo, Lord Cromor, zu veranlassen.
- Nach einer Meldung der "Politischen Korr." aus London hätte die englische Regierung der Vereinigten Staaten die formelle Erklärung abgegeben, daß sie die Brüsseler internationale Münz=Konferenz als endgültig beschlossen betrachte und eine neuerliche Einberufung derselben nicht für nötig halte.
- Bremerhaven. Einen außergewöhnlich weiten Jagdausflug unternimmt eine deutsche Jagdgesellschaft, zum größtentheil Herren aus Süddeutschland, welche kürzlich mit dem Norddeutschen Lloyddampfer "Spree" von hier nach New=York abgereist ist. Nach einem kurzen Aufenthalt in Chicago reisen die Herren nach dem fernen Westen weiter, um im Staate Wyoming mehren Monate zu jagen; während dieser Zeit wird die kühne Gesellschaft in der Prairie und in den Bergen ein Zeltleben führen. Geleitet wird die Partie von einem Münchener Maler, der längere Zeit in den westlichen Staaten gelebt hat und die dortigen Verhältnisse genau kennt. Die Heimkehr soll im Dezember erfolgen.
- Einen Begriff der Reichthümer, welche sich in englischen Familien anhäufen, giebt eine kürzlich im "Statist" veröffentlichte Zusammenstellung der Nachlässe des Jahres 1892, welche 100 000 Pfd. Sterl. (ca. 2 000 000 M.) überstiegen. Derartige Nachlässe zählte man im Jahre 1892 in England in 156 Fällen, und zwar enthielten
                                                    [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hiernach hinterließen in England im Jahre 1892 die reichsten 156 Erblasser insgesamt ca. 40 000 000 Pfd. Sterl. oder ca. 5 000 000 Mark. Es kommt noch hinzu, daß in dieser Summe das unbewegliche Kapital der Erblasser, das in einzelnen Fällen ebenfalls sehr bedeutend gewesen sein dürfte, nicht mit eingerechnet ist.
- Die Engländerin im Hundekoupé. Auf dem Rheinbahnhofe in Wiesbaden spielte sich kürzlich eine heitere Episode ab. Eine feingekleidete Dame, eine Engländerin, die nur wenig Deutsch verstand, erschien auf dem Perron mit einem Köter an der Leine, um nach Köln zu reisen. Der treue Freund der Dame war nur etwas größer wie ein Schoßhund, weshalb der Dame von dem Schaffner bedeutet wurde, daß das Thier im Hundekoupé unterzubringen sei. Die Dame verschwand darauf mit ihrem 4beinigen Begleiter. Man denke sich aber die allgemeine Heiterkeit, als der Beamte das Hundekoupé schließen wollte und darin die Dame, den Hund auf dem Schoß, auf dem Boden sitzend fand. Es kostete viele Mühe, ihr begreiflich zu machen, daß das Gelaß nicht für Ladys, sondern nur für Hunde sei. Endlich aber ging ihr ein Verständniß auf und sie nahm unter brausendem Gelächter und Händeklatschen der Zuschauer ihren Platz in der zweiten Klasse ein.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 53 Seite 6]

- Eine entsetzliche Dorftragödie gelangt jetzt zur Kenntniß weiterer Kreise. Der Bauer Adalbert Kallinger aus dem Dorfe Pramles bei Hohenfurth in Böhmen ist verhaftet worden, weil auf ihm der Verdacht ruht, fünf Personen vergiftet zu haben. Kallinger hatte vor etwa sieben Jahren die Erbtochter eines wohlhabenden Bauern geheirathet und das Bauerngut mit seiner Frau in seine Bewirthschaftung genommen, jedoch war er verpflichtet, seine Schwiegereltern, seine Schwägerin und die beiden Brüder seiner Frau auf dem Bauernhof zu erhalten. Vor sechs Jahren waren nun die Schwiegereltern ohne vorhergehende Krankheit und bald darauf Kallinger's Schwägerin und der ältere Schwager unter verdächtigen Umständen gestorben. Als vor kurzem auch der andere Bruder von Kallinger's Frau, ohne vorher krank gewesen zu sein, eines plötzlichen Todes starb, verbreitete sich allgemein das Gerücht, daß Kallinger diesen, sowie früher die anderen Verwandten seiner Frau umgebracht habe, um in den ungeschmälerten Besitz des Bauerngutes zu gelangen. Die Behörde ordnete eine Untersuchung der Leichen an und bei diesen fand man, daß der Tod der Verstorben unbedingt durch Vergiftung mit Arsenik herbeigeführt worden sei. Daraufhin wurden Kallinger und seine Frau verhaftet und dem Bezirksgericht Hohenfurth eingeliefert.
- Der Zigeunerhauptmann Joseph Petermann und seine Frau sind in Rixdorf verhaftet worden, da sie beschuldigt werden ein fremdes Kind in ihrer Truppe mitzuführen, welches sie entführt haben sollen. Die Petermannsche Zigeunertruppe lagert nämlich gegenwärtig im Karlsgarten in Rixdorf. Besuchern des Gartens fiel es nun auf, daß ein etwa vierjähriger Knabe, der nur mit einem rothen Tuch bekleidet war, unaufhörlich weinte. Von dem Eigenthümer Spieß befragt, erzählte er, daß er Hans Fischer heiße, ans Blanitz (resp. Barnitz) sei und gern zu seiner Mutter zurück wollte. Als die Zigeuner merkten, daß der Knabe mit den Besuchern des Gartens sprach, rissen sie ihn sogleich fort und suchten ihn durch Schläge einzuschüchtern. Die Rixdorfer Polizei wurde nun benachrichtigt und nahm eine Durchsuchung der Wagen vor. Die Zigeuner verweigerten, als das Kind gefunden worden, die Herausgabe desselben, und es mußte ihnen mit Gewalt abgenommen werden, worauf man dasselbe vorläufig im Amtshaus untergebracht hat. Petermann und seine Frau wurden in Haft genommen.
- Eine für alle Besitzer von Dampfkesseln wichtige Erfahrung ist auf den preußischen Staatsbahnen bereits seit längerer Zeit gemacht und erprobt worden. Man hat hier nämlich als wirksames Mittel gegen den schlimmen Feind aller Kesselanlagen, den Kesselstein, das Petroleum befunden und mit der Verwendung des Petroleums zur Beseitigung und Verhinderung des Kesselsteins die besten Erfolge erzielt. Das Petroleum wird nach Reinigung des Kessels entweder gegen das Innere der Kesselwände gespritzt oder dem Wasser der gefüllten Kessel zugerührt, sodaß es bei langsamem Ablassen des Wassers überall gleichmäßig an dem porigen Kesselstein haften bleibt und in letzteren einzieht. Die Wirkung besteht darin, daß das Petroleum beim Eindringen in die Poren des Kesselsteins diesen mürbe und rissig macht, sodaß er sich entweder nach kurzer Zeit in Stücken von den Wänden ablöst oder doch so zerstört wird, daß er mit Hülfe von Werkzeugen oder durch einen kräftigen Wasserstrahl leicht entfernt werden kann. Nachtheilige Einwirkungen des Petroleums auf die Kesselwandungen u. s. w. sind bisher nicht beobachtet worden. Als Anhalt für die Menge des den Kesseln zuzuführenden Petroleums theilt das "Centralblatt der Bauverwaltung," welches auch auf sonstige Einzelheiten des Verfahrens näher eingeht, mit, daß für große Lokomotiven alle 14 Tage etwa 1 Kilogramm, für Tenderlokomotiven reichlich 0,5 Kilogramm und bei sonstigen Dampfkesseln in Zeiträumen von 14 Tagen bis zu 2 Monaten 0,5-2 Kilogramm Petroleum erforderlich sind - eine im Vergleich zu dem Erfolge des so lange gesuchten Mittels gewiß äußerst mäßige Ausgabe.
- Alte Weine. "Souvenir de Sans Souci" so liest man an der Thür der unterirdischen Mauernische, die zum kgl. Schlosse in Berlin gehört. Oeffnet sich die Thür, so erblickt man einige Flaschen, die sich aus den Tagen der Tafelrunde des Großen Friedrich in das Berliner Schloß und in diesen Keller gerettet haben. Sie zeigen sämmtlich das Monogramm F. R. (Friedericus Rex) mit der Kaiserkrone darüber. Wer übrigens glaubt, daß dieses Souvenir den ältesten im Schloßkeller beherbergten Rebensaft repräsentiere, dem beweist die Aufschrift an einer anderen Thür, daß er sich in einem starken Irrthum befindet. Da lesen wir an der Eingangspforte einer niedrigen Mauernische folgendes: Anno 1736 hat König Johann von Portugal diesen kostbaren Porthwein Sr. Majestät von Preußen König Friedrich Wilhelm I. verehrt. In dem Verschluß stehen heute etwa 40 Flaschen.
- Wie das Heirathen den Handel beeinflußt. Im letzten Jahre fanden in England, Wales, Schottland und Irland mehr als 275 000 Heirathen statt. - Arrangiert diese Paare zu einem Kontretanz, so würden sie die Entfernung von London nach New=York (188 1/4 englische Meilen) ausfüllen. Wenn ein einziger Geistlicher sie trauen und jedem Paare eine Viertelstunde widmen würde, so brauchte er 25 Jahre dazu - die Tage zu 8 Stunden gerechnet. - Wie beeinflußt das Heirathen den Handel? Nehmen wir an, daß die Zeit der Bewerbung und des Brautstandes durchschnittlich 18 Monate währt und sagen wir, daß die Hälfte der Verlobten räumlich so situiert ist, daß sie der Hilfe der Post benöthigt ist und daß die Glücklichen nur einmal in 14 Tagen an einander schreiben - und nicht mehr als 2 Bogen Briefpapier gebrauchen - so bringt das der Post ein Einkommen von 59 000 Pfd. Sterl. und 20 000 Pfd Sterl. müssen für Briefpapier ausgegeben werden. - Ferner müssen 550 000 Verlobungsringe a 1 Guinee gekauft werden. Dann kommen die Geschenke, welche der Bräutigam seiner Braut verehrt. Rechnen wir für jede nur ein Geschenk an Werth von nur einer Guinee - und eine Summe von beinahe 1 Million Pfd. muß für dieselben und die Ringe spendiert werden. - Verlobte, die von einander entfernt wohnen, müssen sich doch zuweilen sehen. Nehmen wir an, daß während der Verlobungszeit von jedem Bräutigam 3 Pfd. an Reisekosten ausgegeben wird, so haben wir die schöne Summe von 3/4 Mill. Pfd. Sterl. Dies sind nur die Präliminarien - Der Hochzeitstag kommt heran. Die Braut bekommt ihre Aussteuer, der Bräutigam braucht einen Anzug. Nehmen wir an, daß für jeden Fall 5 Pfd. Sterl. genügend sind, so macht das beinahe 5 Millionen. Berechnen wir die Kosten einer jeden Hochzeitsfeier auf nur 2 Pfd. Sterl. pro Kopf und wir haben eine andere 1/2 Million - Sporteln an die Geistlichen etc. von den 275 000 glücklich Vermählten machen eine Summe von 100 000 Pfd. Sterl. aus und die kleinen Ausgaben, die damit in Verbindung stehen, wie Trinkgelder etc., erfordern eine Summe von 30 000 Pfd. Sterl. mehr, während - falls nur ein Wagen zu jeder Trauung gebraucht wird - 60 000 Pfd. Sterl. mehr verausgabt werden müssen. Hochzeitsreisen a 5 Pfd. Sterl. pro Paar - benöthigen eine Summe von 1 und 1/4 Million. - Die Kosten für häusliche Einrichtung außer Acht gelassen, so kann man sagen, daß der jährliche Heiraths=Zensus in Großbritannien mit einer Gesammtausgabe von 700 000 000 Pfd. Sterl. gleichbedeutend ist - eine Summe, welche dem Handel zugute kommt.
- Das Haus der Zukunft. Einen besonderen Anziehungspunkt der Chicagoer Ausstellung bildet das Normalhaus oder Haus der Zukunft. Das Normalhaus ist vom Keller bis zum Boden elektrisch beleuchtet, jedoch mit bedeutenden Verbesserungen. Durch das bloße Oeffnen der Thür beleuchtet man das Zimmer; wer einen Schrank öffnet, zündet damit ein Lämpchen an, welches das Innere beleuchtet. Von seinem Bette aus kann der Eigenthümer sämmtliche Lampen des Hauses zum Glühen bringen und damit einbrechenden Dieben einen gewaltigen Schrecken einjagen. Dazu kommen elektrische Aufzüge, Nähmaschinen, Wasch= und Wringmaschinen, Fächer und Ventilatoren, sowie eine elektrische Eismaschine. Die Köchin braucht die Kochtöpfe nur auf eine Marmorplatte hinzustellen und einen Hahn zu drehen, dem Strom wird dadurch Einlaß gewährt und er bewirkt das Kochen. Nebenbei erwärmt er auch das Wasch= und Badewasser. Leider dürften die schönen Dinge sehr kostspielig sein.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD