No. 47
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. Juni
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 47 Seite 1]

- Kaiser Wilhelm hatte Freitag vormittag im Neuen Palais eine Konferenz mit dem aus Berlin eingetroffenen Reichskanzler Grafen Caprivi.
- Anläßlich der Anwesenheit des Kaisers in Kiel, woselbst der Monarch am Sonnabend erwartet wird, findet vor den Augen des obersten Kriegsherrn die Manöverrevue statt. Die unter dem Oberbefehl des Vizeadmirals Schröder stehende Manöverflotte kehrt am Kaiserempfang von einer größeren Uebungsfahrt in der Ostsee nach Kiel zurück. Am Sonntag begiebt sich der Kaiser nach Plön, um an den Festlichkeiten theilzunehmen die dort zur Erinnerung an den Jubeltag stattfinden, da vor 25 Jahren die in weiten Kreisen unseres Vaterlandes bekannte Plöner "Kadetten=Anstalt" gegründet wurde.
- Die Chicagoer Blätter erörtern wieder einmal ganz ausführlich und ernstlich die Frage, ob Kaiser Wilhelm zum Besuche der Weltausstellung nach Amerika kommen wird. Sie sichern ihm den herzlichsten Empfang zu. Der wird von dem freundlichen Anerbieten freilich wohl kaum Gebrauch machen.
- Kaiser Wilhelm wurde von König Oskar von Schweden, wie jetzt aus Stockholm amtlich bestätigt wird, zu der am 29. d. M. auf Hunneberg stattfindenden Elenjagd eingeladen; nach bisheriger Bestimmung trifft Kaiser Wilhelm am 28. d. M. abends in Gothenburg ein.
- Das offiziöse Wiener "Fremdenblatt" stellt fest, daß die Meldung von der Theilnahme des Königs von Italien an den diesjährigen Herbstmanövern in Ungarn keine Bestätigung findet. Schon die beschränkten Unterkunftsverhältnisse der Stadt Guens und Umgebung schlossen zahlreiche Einladungen hervorragender fremder Fürstlichkeiten aus.
Zuverlässig sei nur, daß der deutsche Kaiser, der König von Sachsen, Prinz Leopold von Bayern und der Herzog von Connaugth als Gäste erwartet würden.
- Der "Ruck nach links", den Eugen Richter im letzten Reichstage für den Fall einer Auflösung als Folge der Neuwahlen vorausgesagt hat, ist bei den Neuwahlen bis jetzt nicht nur nicht eingetroffen, folgern es ist sogar der Fall eingetreten, daß noch kein einziges Mitglied seiner Partei, d. h. der "freisinnigen Volkspartei", zu der auch der bisherige Vertreter von Mecklenburg=Strelitz, Wilbrand=Pisede, gehörte, gewählt ist, selbst Eugen Richter, der Führer dieser Partei, nicht. Dagegen steht bereits fest, daß diese freisinnige Volkspartei schon jetzt 33 Wahlkreise endgiltig verloren hat. Das ist ein Ereigniß, wie es Niemand vorausgesehen hat!
Von den 397 Reichstagsabgeordneten sind 196 definitiv Gewählte bekannt, bei den fehlenden steht eine Stichwahl bevor. Gewählt sind: 76 Ultramontane, 46 Konservative, 23 Sozialdemokraten, 14 nationalliberale, 12 Polen, 8 Reichsparteiler, 4 süddeutsche Volkspartei, 4 Antisemiten, 3 Freisinnige Vereinigung, 3 Elsässer, 1 Wildliberaler, 1 Däne, 1 Partikularist.
- Für die Abschaffung des Trinkgeldes, das des Standes der Hotelwirthe unwürdig sei, will der internationale Verband der Gastwirthe laut Beschluß des Verbandstages am 3. Juli in Zürich in Agitation treten.
- Dem Baron Alphons von Rothschild in Paris, der kürzlich auf der Jagd verwundet wurde, mußte ein Auge ausgenommen werden.
- Wie der "Gaulois" meldet, leidet Präsident Carnot an einer Entzündung des Blinddarmes; der "Laterne" zufolge wäre die Gesundheit Carnots ernstlich erschüttert, die Umgebung sei sehr besorgt.
- Die russische Kaiserfamilie ist am Donnerstag von Gatschina nach Peterhof übergesiedelt.
- Die englische Admiralität geht mit dem Plane um, den Kriegsschiffen Brieftauben zum Depeschendienst mitzugeben und die transatlantischen Gesellschaften zu veranlassen, auch bei den Passagierdampfern ein Gleiches zu thun.
- Der russische Reichsrath hat in seiner am Montag abgehaltenen Plenarsitzung den Gesetzentwurf betreffend die Einführung des Branntweinverkaufsmonopols in den Gouvernements. Perm, Ufa, Orenburg und Ssamara angenommen. Ferner hat er dem Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Börsenspekulation zugestimmt, wonach hauptsächlich Differenzgeschäfte in russischen Goldfonds und Goldwechseln verboten und die "Börse einer verstärkten Controlle seitens des Finanzministeriums unterworfen wird.
- Ein Raubmord wurde vor einigen Tagen in der Gegend von Neumünster an der Frau des Landmanns Schaer verübt. Der Raubmörder ist jetzt in der Person des Postboten Ernst Scheel entdeckt worden, der auf seinem Botengänge die Blutthat vollführt hat. Scheel, der mit der Ermordeten denselben Weg wanderte, lud die schwerbeladene Frau zu einer kurzen Ruhe im Schatten einer Haide ein. Als beide hier ruhten, führte Scheel seinen wohldurchdachten Mordplan auf folgende Weise aus: der herkulisch gebaute Mann griff Frau Schaer mit beiden Händen um den Hals und würgte sie so lange, bis sie bewußtlos zusammensank, darauf zog der Unhold sein Messer hervor und durchschnitt mit einem starken Druck seinem Opfer den Hals, so daß das Blut die Uniform des Mörders bespritzte. Dieser beraubte die Ermordete, fand aber nur 9 M. und ließ die Leiche am Thatorte liegen. Nachdem Sch. seine Uniform ein wenig gereinigt, setzte er ruhig seinen Bestellgang fort. Wie ein Blatt berichtet, zeigte die Uniform des Mörders noch Blutflecken bei der Heimkehr, doch ließ das ruhige und sichere Auftreten des Postbeamten keinen Verdacht aufkommen. Als indeß festgestellt wurde, das Sch. zuletzt in der Begleitung der Ermordeten gesehen worden sei, erfolgte die Verhaftung. Der Mörder leugnete Anfangs Alles, legte aber im Angesichte seines ermordeten Opfers ein umfassendes Geständniß ab; er ist 25jährig, diente bis vor einige Zeit im 85. Infanterie Regiment und scheint bereits eine bedenkliche Vergangenheit hinter sich zu haben.
- Das norwegische Wikingschiff ist wohlbehalten in New=London (Connecticut) eingetroffen und wurde enthusiastisch begrüßt. Das Fahrzeug ist in ausgezeichnetem Zustande. An Bord ist alles wohl.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 47 Seite 2]

Wahlresultate der Reichstagswahl im Fürstenthum Ratzeburg
am 15. Juni 1893.

   Domänenp.
Nauck.
   Wilbrandt.    Lütgenau.    Graf
Bernstorff.
1. Stadt Schönberg 95 247 204 13
2. Amt Schönberg 45 33 31 1
3. Zarnewenz 20 34 62 -
4. Menzendorf 33 68 18 -
5. Rabensdorf 29 32 37 -
6. Selmsdorf 24 26 116 -
7. Kl. Siemz 25 24 14 -
8. Boitin=Resdorf 30 28 25 2
9. Petersberg 36 49 44 -
10. Herrnburg 29 108 99 -
11. Demern 23 24 62 1
12. Carlow 68 82 159 -
13. Domhof 19 5 8 -
14. Mechow 58 22 24 -
15. Schlagresdorf 13 35 29 -
16. Rieps 39 25 10 -
17. Schlagsdorf 33 93 52 -
18. Mannhagen 18 32 15 -
19. Dodow 23 - - -
20. Horst 43 - 11 -

Nach der vorläufigen Zusammenstellung des Gesammtwahlergebnisses im Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz hat der Domainenpächter Nauck=Gr. Schönfeld mit einer Majorität von mehreren Hundert Stimmen gesiegt.


Anzeigen.

Der 28. d. Mts. wird hier festlich begangen werden, und sind Theilnehmer vom Lande namentlich auch bei dem Festzuge sehr willkommen. Die betreffenden Herren werden jedoch um zuvorige Anmeldung gebeten. Das Festprogramm wird demnächst veröffentlicht werden.
Kinder aus Landschulen finden besondere Berücksichtigung, sofern ihr Erscheinen bis zum 24. d. Mts. hierher angezeigt ist.
Schönberg, den 19. Juni 1893.

Cl. v. Oertzen.


Am 28. d. Mts. bleiben die Geschäftsräume der Großherzoglichen Landvogtei und des Domainenamtes geschlossen.
Schönberg, den 19. Juni 1893.

Cl. v. Oertzen.


Am 28. d. Mts. bleibt die Großherzogliche Haupt=Kasse geschlossen.
Schönberg, den 19. Juni 1893.

Großherzogl. Haupt=Kasse.
I. V.     H. Spieckermann.


Antragsmäßig soll über die zu Schlag=Resdorf sub Nr. VII belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Hans Jochen Teut daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag den 31. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. VII. belegene Halbhufnerstelle c. p. des Hauswirth Jochen Heinrich Jürß ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 7. August 1893,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 19. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Neschow sub Nr. 5 belegene Büdnerstelle des Krügers Jochen Ahrendt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 16. September d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Posten=

[ => Original lesen: 1893 Nr. 47 Seite 3]

zettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 14. Juni 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Es wird hierdurch öffentlich bekannt gemacht, daß an Stelle des auf seinen Antrag entlassenen Curators Schulzen Borchert in Raddingsdorf der Hauswirth Hans Retelsdorf in Rieps neben dem Altentheiler Robrahn gerichtsseitig als Curator des Hauswirths und Krüger Heinrich Böttcher in Rieps bestellt ist.
Schönberg, den 12. Juni 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel, Akt.


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich; es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 12. Juni 1893.

Die Armenbehörde.


Ersparniß= u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom 24. Juni bis 1. Juli d. Js.,
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 25. Juni,
von 7 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 17. Juni 1893.                          
                                                    Das Directorium.


Geldgesuch.

Suche noch zum bevorstehenden Johannis=Termine in Landstellen und städtische Grundstücke verschiedene Posten Geld, in Höhe von M. 600-6000 zur Hypothek oder gegen anderweitige Sicherheit.

Näheres durch                                                      J. P. Maass.
Marienstr. 46.


Außerordentliche
Versammlung
der Krankenkasse für Maurer pp. am                                                    
Sonntag, den 25. Juni d. Js.,
im Krügerschen Lokale nachmittags 2 Uhr.

Zwecks Theilung des übrig gebliebenen Geldes und Schluß der Krankenkasse.

Der Vorstand.

NB. Bitte, daß jedes Mitglied sein Quittungsbuch mitbringt.


Frischen Schleuder-Honig

à Pfund 65 Pf. bei Abnahme von 10 Pfund 60 Pfg. hat zu verkaufen

Rupensdorf.                                                     H. Heibey.


Ich beabsichtige, die Vormaht meiner

Wiese

sowie circa 100 []R. Klee auf dem Stamme zu verkaufen.

                                                    J. P. Maass,
                                                    Marienstr. 46.


Consistentes Maschinenfett

in Blechdosen von 10 u. 20 Pfund empfiehlt zu billigsten Preisen.

                                                    Aug. Spehr.


Eine Dampfdreschmaschine

wegen Sterbefalls sofort zu verkaufen.
Näheres bei Herrn Ihlenfeldt, Schmidt, Lüdersdorf (Mecklenburg=Strelitz.)


Honiggläser

mit Weißblech=Verschraubung und Pappscheibe zu 1, 2 und 6 Pfund Inhalt, empfiehlt

                                                    A. Wigger Nachfolger.


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Marie

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                                                    Aug. Spehr.


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Alle Arten künstliche Düngermittel als:

Guano, Superphosphate, Blutdünger, Knochenmehl etc. Kalkdünger, Phosphatmehl, Chili Salpeter,
in reiner Qualität, empfehle auf prompte und p. Herbstlieferung zu billigsten Preisen.

                                                    F. Heitmann.


Feinste Matjesheringe
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Zur diesjährigen Heu= und Kornernte empfehle ich meine aus feinstem englischen Gußstahl gearbeiteten

Schmiedesensen,

für deren Güte ich volle Garantie übernehme.

                                                    J. Oldenburg Ww.,
                                                    Schmiedemeister.


Beste
Schmiedestahlsensen
und Gußstahlsensen
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Grosse Gewinnchance!
Zu der am 28. u. 29. Juni neu beginnenden
Grossen
Hamburger Geldverloosung
empfehlen für 1. Ziehung
1/1 Loose à 6 M., 1/2 à 3 M., 1/4 à 1,50 M.

An Hauptgewinnen kommen folgende zur Entscheidung.
In 1. Kl. 50,000 M., in 2. 55,000 M., in 3. 60,000 M., in 4 65,000 M. in 5. 70,000 M., in 6. 75,000 M. in 7. K1. ev. 500,000, spec. 300,000, 200,000, 100,000 75,000, 50,000, 40,000,5 à 20,000, 20 à 10,000 M. etc. Es bietet sich also die allergroßartigste Gewinngelegenheit, so daß jedermann sein Glück versuchen sollte. Aufträge, welche unter Nachnahme nach allen Orten prompt ausführen, erbitten recht bald

Mindus & Marienthal
Hamburg.


Einem hochgeehrten Publikum von nah und fern, welche mich während der Winterzeit besuchten, auch den hochgeehrten Damen und Herren, die mit der ihnen zur Erziehung anvertrauten Jugend im Frühling Partien zu mir machten, und endlich allen, die mich mit ihrem Besuche beehrten, damit meine neuen Anlagen unterstützten und mich mit ihrem Besuche erfreuten. Sage ich auf diesem Wege meinen herzlichsten Dank.

Sülsdorf.                                                     J. Wienck, Gastwirth.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 47 Seite 4]

Agentur
der Mecklenburgischen Bank in Schwerin
für
Schönberg und Umgegend.

Spar= und Capital=Einlagen werden z. Zt. verzinst:

1. gegen Sparbücher der Bank mit 3 1/2 %,
2. gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit 3 1/2 und 2 %
3. im Baar Conto=Corrent mit 2 %.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankkommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.

Schönberg i./M.                                                     Wilhelm Schrep, Stadtsekretair.


Bonner Fahnenfabrik in Bonn a. Rhein.
Hofl. Sr. Majestät des Kaisers.
Königl., Grossherzogl., Herzogl. und Fürstl. Hoflief. (11 Hoflief.-Titel).
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Mecklenburgische und grossbritannische Fahnen.
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Reichhaltige Preisverzeichnisse versenden wir gratis und franco.


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meines neu angelegten Gartens findet am
Sonntag, den 25. d. Mts.
ein                                                    
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Entree zum Concert à Person 30 Pf.
Hierzu ladet freundlichst ein                          
                                                    J. Wienck.
Sülsdorf im Juni 1893.                          


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Bäder im Hause.
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L. Schmeckebier.


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Rappmesser
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                                                    J. Ludw. D. Petersen.


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in Flaschen empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


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Senftenberger Marie Briket

sowie im Alleinverkauf:

Bitterfelder Marie Briket

empfiehlt auf vorherige Bestellung bei prompter oder späterer Lieferung zu billigen Preisen.

                                                    F. Heitmann.


Für die vielen Beweise der Theilnahme und herzlichen Gratulationen und Geschenke zum Tage unserer silbernen Hochzeit sagen ihren herzlichsten Dank.

Schönberg.                                                     C. Bröcker und Frau.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-54 M., große Schweine 51-53 M., Sauen 38-45 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 47 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 47 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 20. Juni 1893.


- Eine schreckliche Feuersbrunst kam am 15. d. in der Stadt Mölln zum Ausbruch. Dem verheerenden Element fielen neunzehn vor dem nördlichen Thore, dem sogenannten Wasserthor, belegene Gebäude zum Opfer. Es mochte 2 Uhr nachmittags gewesen sein, als die in der dem Schlachtermeister Mauser gehörigen Scheune beschäftigten Arbeiter im Nebengebäude ein eigenthümliches Geknister vernahmen. Kaum hatten sie den Fuß über die Schwelle der Scheune gesetzt, als ihnen ein erstickender Rauch entgegenschlug. Sie benachrichtigten die Möllner Feuerwehren. In kaum 10 Minuten war die Sprite der freien Wehr in Thätigkeit und sandte mächtige Wasserstrahlen auf den Heerd des Feuers, doch bald mußten die in der sengenden Sonne eifrig arbeitenden Leute erkennen, daß hier ihre Thätigkeit vergeblich sei, denn das Feuer hatte sich auch auf die Nebengebäude und die andere Seite der Straße ausgedehnt. Demnächst erschienen die bald darauf benachrichtigten Wehren aus Alt=Mölln, Breitenfelde und Bälau, doch auch diese konnten dem wüthenden Element erst nach Verlauf einiger Stunden im Verein mit den Möllner Wehren Einhalt thun. - Zwei in der Scheune des Jantzen sen. untergebrachte Ochsen konnten nur mit knapper Noth gerettet werden. Es scheint über Mölln ein Verhängniß zu schweben, denn im Zeitraum von kaum 3 Jahren ereigneten sich dort nicht weniger als 7 Brände, abgesehen von einigen Waldbränden. Auch erst am 14. Juni, also am Tage vorher, fand ein bedeutender Waldbrand am sogenannten Sterleyer Berg statt. Das Feuer wurde nach mehrstündiger Thätigkeit von Möllner Einwohnern gelöscht.
- Neuhof bei Ribnitz in Mecklenburg brannte ein Viehstall nieder, wobei in Mecklenburg und fünf Haupt Rindvieh in den Flammen umkamen.


- Des Kaisers Breitwimpel. Das "Marineverordnungsblatt" veröffentlicht nachstehende kaiserl. Kabinetsordre:
Ich bestimme, daß der nach dem Mir vorgelegten Muster dargestellte Wimpel als "Breitwimpel Seiner Majestät des Kaisers" unter die Kommandozeichen Meiner Marine aufgenommen wird. Er wird nur auf Meinen Befehl gesetzt und niedergeholt, und zwar auf einem Meiner Schiffe im Großtopp im Boote am Bug, und wird des Weiteren nach den allgemeinen Bestimmungen über Kommandozeichen behandelt. Er bedeutet Meine Anwesenheit und Meinen Willen, daß das Salutiren, Paradiren und Aufentern mit Hurrahrufen unterbleibe und Mir nur durch die rollenmäßige Sicherheitswache und Fallreepsgaste die für einen kommandirenden Admiral vorgeschriebenen Ehrenbezeugungen erwiesen werden. Sie haben wegen Aufnahme der nötigen Bestimmungen in das Flaggen= und Salut=Reglement das Weitere zu veranlassen. Danzig, den 31. Mai 1893. An Bord Meiner Kreuzer=Corvette "Kaiserin Augusta". Wilhelm. An den Reichskanzler (Reichs=Marineamt).
- Für die 397 Wahlkreise im deutschen Reich sind bei den Wahlen rund 2000 Kandidaten, also im Durchschnitt in jedem Wahlkreis fünf Kandidaten aufgestellt worden!
- Fürst Bismarck beurteilt die Wahlfrage in den "Hamburger Nachrichten" wie folgt: "Es wird zunächst von geringer Wirkung auf unsere Gesamtsituation sein, ob ein Reichstag gewählt wird, der die Militärvorlage annimmt, oder ein solcher, der sie zum zweien Mate ablehnt. Im ersteren Falle wird eine militärische Schwächung des Reiches eintreten, die dadurch ausgeglichen werden muß, daß durch weitere Vorlagen alle Lücken beseitigt werden, welche die jetzige unausgefüllt läßt und neu schafft, im zweiten Falle bleibt der bisherige Zustand bestehen und es hängt von der Regierung ab, welche Wendung sie der ferneren Entwicklung der Dinge geben wird. Wir haben uns bereits dahin ausgesprochen, daß wir eine Fortsetzung des Auflösungskampfes den Interessen Deutschlands für nachteilig halten würden; wir glauben auch nicht, daß sich die Regierung dieser Erkenntnis entzieht, sondern gegebenen Falls versucht, die notwendige Verstärkung des Heeres in anderer Weise als bisher vom Reichstag zu erlangen.
- Die gesammte Garnison von Berlin hat am Wahltag, am vorigen Donnerstag, Kasernendienst gehabt. Die Truppen sind weder zum Schießen, noch zum Exerzieren ausgerückt. Zum Glück ist es nirgends zu größeren Unruhen gekommen.
- Als zweite Fußbekleidung waren bei einzelnen deutschen Truppentheilen vor längerer Zeit probeweise Schnürschuhe aus wasserdichtem Stoffe mit Lederbesatz eingeführt worden. Da sich diese Schuhe nicht so bewährt haben, wie erwartet war, so sollen sie fortan wieder überall durch rein lederne Schnürschuhe ersetzt werden.
- Der französische Botschafter in Berlin, Herbette, ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.
- Auf dem mit Getreide aus Südrußland in Königsberg in Preußen eingekommenen Dampfer "Sandal" sind die schwarzen Pocken ausgebrochen; der Dampfer ist isoliert und unter Kontrolle gestellt.
- Die bewußte Verschweigung der Schwammverdächtigkeit eines Hauses seitens des Verkäufers dem Käufer gegenüber berechtigt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 22. April 1893 im Gebiet des Preuß. Allg. Landrechts den Käufern zum Rücktritt vom Kaufvertrage wegen Betruges.
- Dem dieser Tage verabschiedeten General der Cavallerie v. Albedyll, dem bisherigen kommandirenden General des VII. Armeekorps, hat der Kaiser die Brillanten zum Schwarzen Adler=Orden verliehen.
- Zur Frage der Preisvertheilung auf der Weltausstellung in Chicago schreibt der Reichsanz.: "Aus einer telegraphischen Mittheilung des Reichskommissars für die Weltausstellung in Chicago läßt sich folgern, daß die amerikanischen Ausstellungsbehörden ihren Widerspruch gegen die Bildung eines internationalen Preisgerichts aufgegeben und darein gewilligt haben, daß jeder Staat durch eigene Preisrichter in der Jury angemessen vertreten werde. Als Zeitpunkt für den Zusammentritt der Jury ist der 15. Juli in Aussicht genommen; ihre Arbeiten werden etwa 4 bis 6 Wochen dauern.
- Für die Distanz=Radwettfahrt Wien=Berlin wächst, wie Wiener Blätter schreiben, das allgemeine Interesse, je mehr der Termin heranrückt. Die Meldungen mehren sich, und schon rechnet das Comité, daß sich am 29. ds. Mts. in Florisdorf weit über 100 Fahrer dem Starter stellen werden. Das Berliner Comité hat für das Rennen bereits mehr als 5000 Mark gesammelt. Bei den Probefahrten hat ein Radfahrer die 600 Kilometer lange Strecke in 36, ein anderer in 37 Stunden zurückgelegt.
- Die evangelische Johanniskirche in Altona wurde in einer der letzten Nächte von Einbrechern ausgeplündert. Die Diebe erbeuteten einen der Militairgemeinde gehörigen Altarbecher, Kelche, Brotteller und Sammelbüchsen mit Inhalt. Auch werthvolle Kirchenfenster wurden von den Thätern, die bisher unentdeckt geblieben sind, zertrümmert.
- Ein entsetzliches Unglück meldet die "Neue Stettiner Zeitung": Der Forstmeister Genee von Mühlenbeck, der Stadtförster Krohn aus Altdamm und der Eisenbahnbauinspektor Stahl aus Stettin wurden, als sie auf einer Draisine zu einem Waldbrand bei Groß Christianenburg fuhren, von einem entgegenkommenden Güterzug überrascht und zermalmt.
- Im Alter von 101 Jahren starb in Buk bei Posen der frühere Gutsbesitzer Bierwagen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 47 Seite 6]

- Aus dem mittleren Rheingau schreibt man: Die Trockenheit hält immer noch an, und hat namentlich für die Viehbesitzer große Unannehmlichkeiten im Gefolge. Die Futternoth ist arg und die Preise für Dörr= und Grünfutter sind außergewöhnlich hoch. Dem Weinstock hat die Trockenheit noch keinen Nachtheil gebracht, er steht gegenwärtig in voller Blüte. Die vorhandenen Gescheine befriedigen sowohl nach Zahl als auch nach Aussehen. Obst giebt es viel; die Kirschenernte ist im Gange und per Pfund werden 8 bis 10 Pfg. bezahlt.
- Ein schwerer Unfall ereignete sich Dienstag vormittags in der landwirthschaftlichen Ausstellung zu München. Ein auf Besuch dort weilender Oberstlieutenant a. D. aus Stuttgart erhielt von einem Pferde einen Hufschlag auf die Brust und mußte, nachdem ihm von der am Platze befindlichen Sanitäts=Colonne ein Nothverband angelegt war, in das chirurgische Spital gebracht werden, woselbst er nach kurzer Zeit infolge der erlittenen Verletzung gestorben ist.
-Während der ersten 5 Tage der landwirthschaftlichen Ausstellung in München war der Andrang im kgl. Hofbrauhause ein riesiger. Es wurden in dieser Zeit über 650 Hektoliter Bier verzapft. Uebrigens darf man nicht vergessen, daß das Münchener Bier, das an Ort und Stelle verschenkt wird, beinahe wie Wasser - sich trinken läßt!
- Am Dienstag ist am hellen Nachmittag im englischen Garten bei München ein Mann ermordet aufgefunden worden. Derselbe soll jetzt als der katholische Pfarrer Franz Xaver Wild aus Moosbach erkannt worden sein. Eine Razzia, die am Mittwoch früh im ganzen Stadtbezirk vorgenommen wurde, hat zu 57 Verhaftungen geführt.
- Wilde Kraniche bevölkern jetzt in großer Anzahl den Berliner Tiergarten und wurden bereits so dreist, daß sie sich zur Tageszeit in den Anlagen des Königsplatzes zeigen. Die Jugend hat sich diesen Umstand bereits zu Nutze gemacht und liegt dem Jagdsport auf dieses Wild mit Steinen ob.
- Der Besitzer des Berliner Balllokals "Kaisersaal" am Schiffbauerdamm, Andreas Barton wurde zu 6 Monaten Gefängnis, 2000 Mk. Geldbuße und 2jährigen Ehrverlust verurteilt, weil er seinen Gästen, Berliner Lebemännern, seit Jahren minderwertigen Schaumwein als Pommery u. s. w. verkauft hat. Er ließ sich 12 bis 18 Mark bezahlen, der 1 Mk. 50 Pfg. wert war.
- In Rawitsch wurde ein kaum 30 Jahre alter Fechtbruder namens Kaufher, gebürtig aus Dziewinn in Galizien, beim Betteln ertappt und festgenommen. Bei der Revision seiner Sachen und Papiere stellte sich heraus, daß derselbe innerhalb der letzten 10 Tage laut Postquittung nicht weniger als 111 Mark in seine Heimat geschickt hatte, die er in dortiger Gegend zusammenerbettelt hat. Am Tage der Festnahme hatte er allein 80 Mark bei der dortigen Post zur Absendung aufgegeben.
- Die Quelle des artesischen Brunnens in Schneidemühl konnte nach den neuesten Meldungen noch immer nicht verstopft werden. Die Gefahr hat sich so vergrößert, daß ein großer Theil der in der Nähe liegenden Häuser polizeilich von allen Bewohnern geräumt werden mußte; das Sinken der Gebäude schreitet vor, der Einsturz einzelner Häuser steht zu befürchten. Nach den von Sachverständigen angestellten Berechnungen sollen bis Dienstag mit dem ausströmenden Wasser 10 000 Kubikmeter Erdmassen entfernt worden sein. Die Bemühungen werden zwar fortgesetzt, aber die Hoffnung auf ein Gelingen des Verstopfens wird täglich geringer.
- In Breslau wurde am Mittwoch die elektrische Straßenbahn eröffnet.
- Bei einem Kinde von Auswanderern, die am Dienstag auf Bahnhof Ruhleben bei Spandau eintrafen, hat man die echten Pocken festgestellt. Die Familie kommt aus Polen; sie wurde in der bei dem Auswandererbahnhof belegenen Lazarettbaracke isoliert. Gegen die Ausbreitung der Krankheit sind umfangreiche sanitätspolizeiliche Maßnahmen angeordnet.
- Das Hochwasser der Weichsel richtet in den linksseitigen Niederungen viel Unheil an. In Ottlotschen, Grünthal, Ober= und Großnessau, Schlüsselmühle, ist der größte Theil der Ernte vernichtet. Die Wiesen sind für dieses Jahr werthlos.
- In Straßburg i. E. fand eine arme Frau 4000 M. in Banknoten, die ein Herr wenige Augenblicke vorher verloren hatte. Sie lief ihm nach und überreichte dem Manne sein Geld. Als Lohn für die Ehrlichkeit übergab ihr der generöse Herr - 50 Pfennige.
- Das auf 2 300 000 Mk. geschätzte Mobiliarvermögen des Wiesbadens Badeetablissements wird am 18. Juli zwangsweise versteigert.
- Ein interessanter Fund ist kürzlich vom Lehrer Holba in Hermsdorf bei Sagan gemacht worden. Derselbe fand beim Spaziergang auf einem Feld ein ausgeackertes Stück von einer Meteorkugel im Gewicht von 520 Gramm; dasselbe dürfte den dritten Teil der Kugel ausmachen. Nach angestellten Untersuchungen enthält das Bruchstück Kieselsäure, Magnesia, Eisenoxyd und Thonerde. Der Kern ist von weißlicher Farbe, teils geadert, teils Urahlig, die Rinde ist schwarz mit einigen weißen Adern durchzogen.
- Der italienische Dauerfaster Succi, der gegenwärtig in Turin ein vierzigtägiges Fasten absolvirt, hat sich, um zu zeigen, daß bei ihm von einem Kräfteverfall nicht die Rede sein könne, am 12. d. Mts. dem Volke hoch zu Roß präsentirt und wurde von dem gewählten Publikum mit warmein Beifall begrüßt. Die Reitübung fand im Hofe der Herberge statt, in welcher Succi unter ärztlicher Aufsicht fastet. Der Kostverächter saß länger als eine halbe Stunde fest und elegant im Sattel und ritt unter Musikbegleitung bald im Galopp, bald im Trabe durch die Bahn. Später unterhielt er sich noch längere Zeit mit seinen Bewunderern. Das am 12. Juni über Succi's Zustand ausgegebene Bulletin lautet: 9. Tag des Fastens: Puls: 66 - Temperatur: 36.5 - Atmung: 20 - Gewicht 60.30 (Gewicht am ersten Tage: 66.90 Kg. - Allgemeiner Zustand: gut.
- Zwei kaukasische Prinzen haben sich, wie erst jetzt bekannt wird, vor einigen Wochen gegenseitig ermordet. Man berichtet darüber: Die Prinzen Bagram=Beg=Teschnidekoff und Mustapha Railbalay=Alkper=Ogly, die den ältesten Fürstenfamilien von Daghestan angehörten, waren vor wenigen Wochen nach Moskau abgereist, wo sie sich dem Zaren vorstellen sollten, da sie in die kaiserliche Leibgarde aufgenommen zu werden wünschten. Die beiden Prinzen, die zusammen reisten, nahmen in dem Städtchen Barwa (?) Aufenthalt, um das Frühstück einzunehmen; nach dem Frühstück statteten sie dem Polizeidirector der Stadt einen Besuch ab und wurden mit allen ihrem Range entsprechenden Ehren aufgenommen. Während der Unterhaltung sprach Prinz Bagram in beleidigendem Tone von einem Chan, einem Verwandten des Prinzen Mustapha. Der letztere wurde darob so wüthend, daß er seinem Reisegefährten eine schallende Ohrfeige versetzte. Prinz Bagram zog sofort einen Dolch aus der Scheide und bohrte ihn bis an's Heft in die Brust des Prinzen Mustapha. Mit seiner letzten Kraftanstrengung ergriff nun Mustapha seinen Revolver und jagte dem Prinzen Bagram eine Kugel durch den Kopf. Das alles war das Werk eines Augenblicks; dem Polizeidirector blieb nichts weiter übrig, als die Leichen der beiden heißblütigen Jünglinge einsargen und nach Tiflis zurückzuschicken. Wenn nur diese rührende Geschichte von der gegenseitigen Prinzen=Metzelei nicht der bekannten Wüstentragödie nachgedichtet ist, der Begegnung der beiden Löwen, die einander bis auf die Schweiße auffraßen.
- Der Papst kann's in seinem "Gefängniß" im Vatikan zu Rom nun wieder eine Weile aushalten. Der Betrag der Geldgeschenke, die ihm während der Feierlichkeiten seines bischöflichen Jubiläums gemacht worden sind, soll sich auf mehr als neun Millionen Franks belaufen. Die verschiedenen Pilger steuerten 3 460 000 Francs bei. Die Gaben von Einzelnen und religiösen Orden betrugen 5 600 000 Francs, wovon der Herzog von Norfolk aus seiner Privatkasse 1 000 000 Francs gegeben hat!
- Den Mayors von Liverpool und Manchester ist von der Königin von England gestattet worden, fortan den Titel Lordmayor zu führen.


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ZVDD