No. 46
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Juni
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1893 Nr. 46 Seite 1]

- Die Vermählung des Erbgroßherzogs von Luxemburg mit der Prinzessin von Braganza soll am 21. d. auf Schloß Hirschhorn bei Zell gefeiert werden; dem festlichen Einzug der Neuvermählten in die Haupt= und Residenzstadt Luxemburg wird für einen der ersten Julitage entgegengesehen. In den Gemeinden des Landes finden seit einiger Zeit Geldsammlungen zu einer Ehrengabe an die fürstliche Braut statt. Letztere hat dem Wunsche Ausdruck gegeben, die Gabe zu einem wohlthätigen Zwecke zu verwenden.
- Nach einer Petersburger Meldung des Londoner Daily Chronicle wird die Verlobung des Zarewitsch mit Prinzessen Alix von Hessen demnächst amtlich kundgemacht. Die Prinzessin werde nach ihrem Uebertritt zur griechischen Kirche die Namen Alexandra Feodorowna erhalten.
- Die baldige Vermählung des Herzogs von York beschäftigt die getreuen Briten ganz ungewöhnlich. Ein Katalog der Geschenke, die der Prinzessin May zugedacht sind, würde schon einen hübschen Band ausmachen, und wunderlich sind manche Geschenke, von denen aus London berichtet wird. So haben alle Unterhausmitglieder, die des Herzogs Vornamen Georg tragen, sich zusammengethan, um dem Herzog einen zum Hosenbandorden gehörigen Schmuck zu verehren, der die sechs Buchstaben des Namens GEORGE trägt. Da das Unterhaus 24 George zählt und der Schmuck auf 200 Pfund Sterling veranschlagt ist, so wird der Schaden nicht allzugroß sein. Kostspieliger schon ist das Geschenk der Hoflieferanten (by appointment) der Königin und des Prinzen von Wales. Sie haben sich ein Nachtischservice aus Worcester=Porzellan ausgesucht, welches 1812 für den Herzog von Clarence, den nachmaligen Wilhelm IV., von der Firma Mortlock u. Co. angefertigt wurde. Es besteht aus 130 Stücken und kostet 500 Pfund Styling, obgleich es augenblicklich kaum für 2000 Pfund Sterling hergestellt werden könnte. Zur Vervollständigung des Services soll noch ein silbernes Mittelstück im Werthe von 1000 Pfund hinzugefügt werden.
- Durch die Kommandantur des XI. Armeekorps ist genehmigt worden, daß das Korps auf der am 12.-20. August in Mainz abzuhaltenden internationalen Ausstellung für Bäckerei, Konditorei und verwandte Gewerbe eine vollständige Militär=Musterbäckerei aufstellt. Unter mehreren ausgestellten Privat=Bäckereibetrieben wird sich auch ein russischer befinden, aus dem über 200 Arten Backwaren hervorgehen.
- Der Kommerzienrath Mauser, der Erfinder des Mausergewehres, ist in diesen Tagen vom Sultan in Privataudienz empfangen und als Anerkennung für seine im Interesse der Türkei geleistete Arbeit mit dem Osman é=Orden II. Klasse bedacht worden.
- Der ehemalige Reichstagsabgeordnete für Metz, Thierarzt Antoine, ist in Frankreich zum General=Zahlmeister ernannt worden. Das gönnen wir den Franzosen!
- Ein schwerer Unglücksfall hat sich während eines Gewitters auf den Artillerieschießplatz in Hagenau ereignet. Bei den Schießübungen des Feldartillerie=Regiments Nr. 34 war ein Soldat dieses Regiments dienstlich am Telephon beschäftigt. Während er das Schallrohr ans Ohr hielt, fuhr der Blitz in die Leitung. Wie die "Hagenauer Zeitung" meldet, war der Artillerist auf der Stelle tot. Einem in der Nähe befindlichen Soldaten wurden durch den Blitz die Füße gelähmt.
- Der Reichskommissar Dr. Peters erklärt in der "Deutschen Warte" alle Nachrichten über den Tod Emin Paschas für falsch.
- Das Bezirksamt in Ingolstadt macht bekannt, daß wegen Feldarbeiten und im Hinblick auf die steten Klagen über schlechte Zeiten während der Monate Juni bis September einschließlich keine Tanzmusik=Bewilligung ertheilt wird.
- Wegen des herrschenden Futtermangels hat die Generaldirektion der badischen Staatsbahnen die Futterfrachten vom 20. Juni bis 30. September um ein Drittel ermäßigt.
- Vom Rhein wird gemeldet, daß die überreiche Kirschenernte einen schnellen Rückgang des Preises zur Folge hat. Während in voriger Woche an den Waagen in Salzig, Lahnstein, Caup, Braubach, und Spai durchweg noch für 15 Pf. gehandelt wurde, hat man jetzt schon für 4-6 Pf. losgeschlagen.
- Die Traubenblüte ist in den meisten Weinbergen von Rheinhessen beendet, die Herbstaussichten sind ganz vorzüglich.
- In Sanssouci bei Potsdam ist der kgl. Hofgärtner a. D. Emil Sello, Vater des Rechtsanwalts Sello in Berlin, verstorben.
- Der Bücherabschluß der Landeskasse in Straßburg i. E. hat für das Etatsjahr 1892/93 einen Ueberschuß von 3 200 000 Mark ergeben.
- Der Bierkonsum ist in München per Kopf von 1876 bis 1892 um 32 Liter zurückgegangen. Der Rückgang ist vorwiegend auf Kosten der Verschlechterung der Existenzbedingungen und der Ernährung zu setzen.
- In dem bayrischen Dorfe Hegelofen bei Weißenhorn, Reg.=Bez. Schwaben, ermordete nachts ein 16jähriges Mädchen ihre Mutter, ihren Großoheim und dann sich selbst.
- Unweit der Hafenanlagen in Worms ist in Folge des niederen Wasserstandes ein Eichstamm von ganz gewaltigen Dimensionen im Rhein aufgefunden worden. Der Stamm, der ganz festes Holz hat und wohl schon Hunderte von Jahren an dieser Stelle ruht, hat eine Länge von 17 Metern und einen Durchmesser von 88 Centimetern.
- Im Stefansdom zu Wien hat sich im Beichtstuhl ein junger Mann erschossen. Die Kirche ward geschlossen und später vom Erzbischof Angerer mit großer Assistenz von Neuem geweiht.
- Der lange Zeit in Folge seiner angegriffenen Gesundheit auf Reisen gewesene russische Minister des Auswärtigen v. Giers ist am Montag, wie aus St. Petersburg gemeldet wird, vom Zaren empfangen worden und hat die Leitung der äußeren russischen Politik wieder übernommen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 46 Seite 2]

- In Antwerpen ist gegen das Haus eines Staatsanwalts ein Attentat verübt worden. Eine aus einem Fenster des Hauses niedergelegte Explosions=Vorrichtung explodirte mit lautem Getöse. Sämmtliche Fensterscheiben sind zersprungen. Verletzt wurde Niemand. Das Attentat wird den Sozialisten zugeschrieben.
- 100,000 Tons a 2,000 Pfund amerikanisches Heu sind von Baltimore nach Frankreich exportirt worden. Es ist dies die erste Sendung dieser Art nach Europa, und sie erklärt sich durch den Fehlschlag der Heuernte in Frankreich.
- Die als gestohlen gemeldeten Edelsteine, Kirchengefäße und Werthpapiere im Werthe von zwei Millionen, welche dem Moskauer Tschadow=Kloster abhanden gekommen waren, sind hinter dem Altar der Kirche vergraben aufgefunden worden. Man wird daher in der Annahme, daß bei diesem Millionendiebstahl Klosterinsassen betheiligt waren, noch mehr bestärkt.
- In Chicago wurden 30 Stück Spitzen aus der Frauenausstellung gestohlen, darunter ein Theil der kostbaren Spitzen, welche der Königin von Italien gehören und neulich in so ceremoniöser Weise gemeinsam mit den Tapisserien der Königin Victoria der Ausstellung übergeben wurden.
- Herr Fuller, der oberste Bundesrichter in Chicago, hat jetzt vorläufig entschieden, daß die Ausstellung Sonntags zu öffnen sei, bis der Appell an den obersten Gerichtshof in Washington erledigt sei.
- Am vorigen Dienstag ist in Washington der russisch=amerikanische Auslieferungs=Vertrag verkündet worden. Die betreffende Proklamation des Präsidenten enthält lediglich die Bestimmungen des Vertrages mit dem Beifügen, daß der Vertrag am 24. d. Mts. in Kraft treten werde.
- Die berliner Damen kommen erst in gereifteren Jahren unter die Haube. Dies beweisen die jüngsten statistischen Erhebungen, welche nach dieser Richtung bei sämmtlichen Standesämtern der preußischen Monarchie kürzlich gemacht worden sind. Es ergab sich, daß von den Berlinerinnen im Durchschnitt nur 6 Prozent im zwanzigsten Lenze standen, als sie in den Hafen der Ehe einliefen, während in den Provinzen 10 Prozent in diesem jugendlichen Alter stehen.
- Ohne Handschuhe. Wie vor Jahren die Herren von dem lästigen Handschuhzwang befreit worden, so kommt jetzt die Kunde aus London, daß die Damen der Aristokratie es für den höchsten Chic erklären, ohne Handschuhe auf der Straße zu erscheinen und Handschuhe nur noch für Visiten und Kirchenbesuch zulässig sind. Die Handschuhfabrikanten dürften freilich über die neueste "Modelaune" weniger erbaut sein, aber andere Menschen dürften die Ladys wegen ihrer Klugheit beglückwünschen. Irren wir nicht, so gilt es auch bei der deutschen "Gesellschaft" schon seit längerer Zeit für nicht mehr "chic", Glaçéhandschuhe auf der Straße zu tragen.
- Schutz der Pferde vor Fliegen. Ein Landwirth theilt hierüber der Zeitschrift "Das Pferd" folgendes mit: Am 29. Juni v. J. erntete ich Heu und fand gleich bei der Einbringung der ersten Fuhren, daß das vorgespannte Handpferd, ein Schimmel, so von Fliegen zerstochen war, daß ihm das Blut an der Brust, am Bauch und an den Beinen förmlich herunterrann. Da mich das Thier dauerte, ließ ich anhalten, gab in ein Gefäß einen halben Liter Wasser, mischte hierzu ungefähr 20 Gramm Karbolsäure, ließ damit dem Thiere die zerstochene Stellen abwaschen und fand, trotzdem dasselbe den ganzen Nachmittag angestrengt wurde und schwitzte, daß die Fliegen nunmehr fern geblieben, weshalb dieses einfache Mittel, als erprobt, Pferdebesitzern bei ähnlichen Anlässen bestens empfohlen werden kann.


Die hervorragenden Leistungen

des täglich zweimal in einer Morgen= und Abendausgabe erscheinenden "Berliner Tageblatt" besonders in Bezug auf rasche und zuverlässige Nachrichten über alle wichtigen Ereignisse, durch umfassende besondere Drahtberichte seiner an allen Weltplätzen angestellten eigenen Korrespondenten werden allgemein gebührend anerkannt. In einer besonderen vollständigen Handels=Zeitung wahrt das "Berliner Tageblatt" die Interessen des Publikums, wie diejenigen des Handels und der Industrie durch unparteiische und unbefangene Beurtheilung. Unter Mitarbeiterschaft gediegener Fachschriftsteller auf allen Hauptgebieten, als Theater, Musik, Litteratur, Kunst, Naturwissenschaften, Heilkunde etc., erscheinen im "Berliner Tageblatt" regelmäßige werthvolle Original=Feuilletons, welche vom gebildeten Publikum besonders geschätzt werden. Das B. T. bringt ausführliche Parlamentsberichte, bei wichtigen Sitzungen in einer Extraausgabe, welche noch mit den Nachtzügen versandt wird. Ziehungslisten der preußischen Lotterie, sowie Effekten=Verloosungen. Militärische und Sport=Nachrichten, Personal=Veränderungen der Civil= und Militär=Beamten. Ordensverleihungen. Reichhaltige und wohlgesichtete Tages=Neuigkeiten aus der Reichshauptstadt und den Provinzen. Interessante Gerichtsverhandlungen. - In der Montags=Ausgabe des "Berliner Tageblatt". "Zeitgeist" geben sich die ersten Schriftsteller mit gediegenen und zeitgemäßen Beiträgen ein Stelldichein. Das illustrirte Witzblatt "ULK" erfreut sich wegen seiner zahlreichen vorzüglichen Illustrationen, sowie seines treffend witzigen und humorvollen Inhalts längst der ungetheilten Gunst der deutschen Lesewelt. Die "Deutsche Lesehalle" bringt als "illustr. Familienblatt" unter sorgfältigster Auswahl des Stoffes kleine, Herz und Gemüth anregende Erzählungen, sowie Aufsätze belehrenden Inhalts. Die "Mittheilungen über Landwirthschaft, Gartenbau und Hauswirthschaft" bringen neben selbständigen Fachartikeln zahlreiche Rathschläge für Haus, Hof und Garten. Im täglichen Feuilleton finden die Original=Romane und Novellen der ersten Autoren Aufnahme, so erscheinen im nächsten Vierteljahr zwei fesselnde Romane: "Ein Dämon" von A. G. von Suttner und "Je t'aime" von Jules Mary.
Man abonnirt auf das "Berliner Tageblatt und Handels=Zeitung" nebst seinen vier werthvollen Separat=Beiblättern bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches für 5 Mark 25 Pf. vierteljährlich. - Probe=Nummern gratis und franco.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Selmsdorf sub Nr. 31 belegene Büdnerstelle c. p. des Schuhmachers Heinrich Jacobs daselbst ein niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 3. Juli d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 6. April 1893.

Großherzogl. Amtsgericht
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg sub. Nr. 52 belegene Büdnerstelle c. p. des Arbeitsmanns (Handelsmanns) Johann Schulz daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden dabei alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 17. Juni d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg den 1. April 1893.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 46 Seite 3]

Es wird hierdurch öffentlich bekannt gemacht, daß an Stelle des auf seinen Antrag entlassenen Curators Schulzen Borchert in Raddingsdorf der Hauswirth Hans Retelsdorf in Rieps neben dem Altentheiler Robrahn gerichtsseitig als Curator des Hauswirths und Krüger Heinrich Böttcher in Rieps bestellt ist.
Schönberg, den 12. Juni 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel, Akt.


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich; es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 12. Juni 1893.

Die Armenbehörde.


Die Großherzogliche Haupt=Kasse ist von heute ab bis auf Weiteres

Vormittags von 8 bis 10 Uhr

geöffnet.
Schönberg, den 13. Juni 1893.

Großherzogl. Haupt=Kasse.
I. V.     H. Spieckermann.


Nach Ablehnung der Ertheilung des reinen Zuschlags durch hohe Kammer auf die für die 10 Ernten 1893-1902 ausgelobte Pacht für die Toerberbruch=Wiesen auf der Feldmark Toerber wird hierdurch ein neuer Termin zur Verpachtung der Wiesen für die Ernte dieses Jahres, 1893, am

Sonnabend, den 17. Juni d. Js.,
morgens 9 Uhr,

anberaumt.
Gadebusch, den 12. Juni 1893.

Großherzogliches Amt.


Nach Ablehnung der Ertheilung des seinen Zuschlages durch hohe Kammer auf die für die 10 Ernten 1893-1902 ausgelobte Pacht für die Jeedbruch=Wiesen auf der Feldmark Vitense wird hierdurch ein neuer Termin zur Verpachtung der Wiesen für die Ernte dieses Jahres, 1893, auf

Sonnabend, den 17. Juni d. Js.
nachmittags 3 Uhr,

anberaumt,
Gadebusch, 12. Juni 1893.

Großherzogliches Amt.


Loheichen=Holz=Auktion Nr. 32.

Am Sonnabend den 17. Juni Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Scharenberg in Demern bei freier Concurrenz verkauft werden,

aus der Brandkuhle u. vom Gr. Rünzer Felde.

  5 Rmt. Loheichen Kluft I. Kl. Für Böttcher. in der Brandkuhle.
79 Rmt. Loheichen Kluft II. Kl. u. Olm.
68 Rmt. Loheichen Knüppel I. u. II. Kl.
Schönberg, den 9. Juni 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Auction.

Wegzugshalber werde ich am

Montag, den 19. Juni

nachstehende Gegenstände gegen Baarzahlung öffentlich meistbietend verkaufen.

1. Mobilien. 2. Tischwerkzeug. 3. Hausgeräth. 4. Ackergeräthschaften. 5. Nutzholzbohlen und ein Stuhlwagen.
Die Auktion beginnt Morgens 9 Uhr
Schlagsdorf, den 6. Juni 1893.

                                                    H. Fick,
                                                    Tischlermeister.


Zum 24. Oktober
suche ich ein sauberes Mädchen
für die Küche.                                                    
Schönberg.                                                     Frau Oberförster
                                                                        Hottelet.


Die besten Sensen der Welt.
sind
Aluminiumstahl=Sensen
Schmiedesensen mit feinstem Rasirschnitt.
Gußstahlsensen

von den billigsten bis zu den feinsten Sorten, jedes Stück unter Garantie.

Hammer u. Ambose

empfiehlt zu den billigsten Preisen.

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Prima böhm. Stückbraunkohlen
Nuß=und Steinkohlen
Harbeker Salon Briket
Senftenberger Marie Briket

sowie im Alleinverkauf:

Bitterfelder Marie Briket

empfiehlt auf vorherige Bestellung bei prompter oder späterer Lieferung zu billigen Preisen.

                                                    F. Heitmann.


Feinste Matjesheringe
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Beste Gußstahlsensen
Heuforken mit und ohne Stiel
Sensenbäume,
Heu= und Kornharken

empfiehlt                                                    W. Wieschendorf.


Düngermittel.

Alle Arten künstliche Düngermittel als:

Guano, Superphosphate, Blutdünger, Knochenmehl etc. Kalkdünger, Phosphatmehl, Chili Salpeter,
in reiner Qualität, empfehle auf prompte und p. Herbstlieferung zu billigsten Preisen.

                                                    F. Heitmann.


Beste
Schmiedestahlsensen
und Gußstahlsensen
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Berliner Weißbier
in Flaschen empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Zur diesjährigen Heu= und Kornernte empfehle ich meine aus feinstem englischen Gußstahl gearbeiteten

Schmiedesensen,

für deren Güte ich volle Garantie übernehme.

                                                    J. Oldenburg Ww.,
                                                    Schmiedemeister.


Chili Salpeter
in Original=Säcken empfiehlt                                                    
                                                    J. H. Freitag.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 46 Seite 4]

Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniss, dass unser diesjähriger

Königschuss
am Montag, den 10. und
Dienstag, den 11. Juli

abgehalten wird.
Loose zur Tombola à 30 Mark (Lübeck). sind schon jetzt zu haben.
Schönberg, den 1. Juni 1893.

                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


Bonner Fahnenfabrik in Bonn a. Rhein.
Hofl. Sr. Majestät des Kaisers.
Königl., Grossherzogl., Herzogl. und Fürstl. Hoflief. (11 Hoflief.-Titel).
Zur goldenen Hochzeit des Hohen Grossherzoglichen Paares (28. Juni).
Wasserechte Fahnen und Flaggen, beste Qualität z. B.
Mecklenburgische und grossbritannische Fahnen.
Wappenschilder, Inschriften, Transparente, Lampions, Fackeln.
Pünktliche Lieferung ausdrücklich garantirt.
Reichhaltige Preisverzeichnisse versenden wir gratis und franco.


Mecklenburgische Hypotheken= und Wechselbank
vertreten in Schönberg durch Wilh. Boye.

            Die Mecklenburgische Hypotheken= und Wechselbank vergütet zur Zeit für Einlagen
                          gegen Schuldverschreibungen
                                  auf 6monatliche Kündigung 3 1/2 %
                          gegen Einlagebücher
                                  je nach der Kündigungsfrist 3 1/2, 3, 2 1/2, und 2 %
                          gegen Sparkassenbücher 3 1/2 %
                          im Baar=Conto=Corrent 2 %
und bewilligt Darlehn gegen genügende Sicherheit.


Eine Dampfdreschmaschine

wegen Sterbefalls sofort zu verkaufen.
Näheres bei Herrn Ihlenfeldt, Schmidt, Lüdersdorf (Mecklenburg=Strelitz.)


Honiggläser

mit Weißblech=Verschraubung und Pappscheibe zu 1, 2 und 6 Pfund Inhalt, empfiehlt

                                                    A. Wigger Nachfolger.


Agenten gesucht

für einen leicht verkäufl. Artikel gegen gute Provision. - Offerten an Adolph Mehlhase in Bremen erbeten.


Lübeck.
Lübecker Hof.
Hotel ersten Ranges,
verbunden mit
feinem Restaurant und Garten.
Biere:
Echt bürgerlich Pilsener und Nürnberger Reif.
Zimmer von 2 Mk. an.
Bäder im Hause.
Besitzer:
L. Schmeckebier.


Am Sonntag, den 18. Juni 1893.
Tanzmusik
bei                                                    J. Boye.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 18. Juni.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
    Amtswoche: Pastor Krüger.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-54 M., große Schweine 51-53 M., Sauen 38-45 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 24.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 46 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 46 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 16. Juni 1893.


- Schönberg. Im Februar d. Js. waren der Maurer K. aus N. und der Schneider St. aus T. von der Strafkammer hier zu längeren Freiheitsstrafen verurtheilt und stand ihre Ablieferung an die Strafanstalt Dreiberger kurz bevor, als sie beide gemeinschaftlich aus dem hiesigen Gefängniß am 1. April ausbrachen und entflohen.
Der umsichtigen und eifrigen Verfolgung seitens des Husaren L. ist es zu danken, daß die beiden Flüchtlinge in Kopenhagen wieder ergriffen und zurücktransportirt werden konnten. Wegen der Hülfe, welche sie sich gegenseitig zur Selbstbefreiung aus dem Gefängniß geleistet hatten, mußten K. und St. sich am 13. d. Mts. vor der Strafkammer beim hiesigen Großh. Amtsgericht verantworten und wurde der K. zu einer 2wöchentlichen, St. zu einer einwöchentlichen Gefängnißstrafe verurtheilt. Dem Gefangenwärter Sch., welcher es an der gehörigen Beaufsichtigung der beiden Gefangenen hatte ermangeln lassen und dadurch deren Flucht erleichtert hatte, wurde eine Geldstrafe von 100 Mark auferlegt.
Die 2te vor der Strafkammer unter Ausschluß der Oeffentlichkeit verhandelte Sache gegen den Hofgänger W. aus R. endete mit der Verurtheilung des jugendlichen Angeklagten auf Grund des § 175 und § 57 St.=G.=B. zu einer Gefängnißstrafe von 4 Wochen unter Anrechnung der erlittenen Untersuchungshaft von 3 Wochen.
Das bei dem Schulzen Oldenburg zu Schlagbrügge im Dienst stehende Mädchen K. 17 Jahre alt, hatte im Herbst v. Js. mehrere einem Schwedenmädchen gehörende Kleidungsstücke, welche in einem unverschlossenen Koffer bei dem Schulzen deponirt waren, sich angeeignet und im März d. Js. mittels eines falschen Schlüssels den Koffer ihres Dienstherrn geöffnet und aus demselben zwei Zwanzigmarkstücke gestohlen. Wegen dieser beiden Diebstähle wurde sie in Berücksichtigung ihres jugendichen Alters, ihres reumüthigen Geständnißes und der Rückgabe des Gestohlenen zu einer Gefängnißstrafe von 1 Monat 2 Tagen verurtheilt.
Mit der Verurtheilung des Militairpflichtigen H. aus Z., welcher sich durch seine Auswanderung der Erfüllung seinem Militairpflicht entzogen hatte, zu einer Geldstrafe von 200 Mk. schloß die diesmalige Sitzung der Strafkammer.
- Neustrelitz, 12. Juni. Se. H. der Erbprinz hat sich heute morgen in Begleitung seines Instruktors nach Heringsdorf begeben.
- Auf einigen Gütern Mecklenburgs ist der Versand von Stroh in gepreßten Ballen recht lebhaft. Ein Gut hat von dem Ueberschuß vorjähriger Ernte allein 10 000 Centner a 1,10 Mark an eine Zuckerfabrik in der Magdeburger Gegend abgegeben.


- Dem Anfang Juli zusammentretenden neuen Reichstag soll, vielleicht mit Ausnahme des Choleragesetzes, eine Vorlage von erheblicherer Bedeutung neben der Militärvorlage nicht zugehen. Letztere wird sich in allen wesentlichen Punkten mit dem Antrag Huene decken. In parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß nach den vorangegangenen gründlichen Erörterungen eine Kommissionsberathung nicht beschlossen, sondern rasch auf die Entscheidung losgeschritten werden wird. Nach der "Nationalliberalen Korrespondenz" glaubt man die Session noch im Juli schließen zu können.
- Herzog Max Emanuel in Bayern ist, am Montag früh in Feldasing am Starnberger See vermuthlich infolge einer bei einem Ritt eingetretenen Sprengung eines Blutgefäße gestorben. Der Herzog starb im Hotel Strauch in Feldasing; derselbe hatte bereits seit 2 Tagen an inneren Blutungen gelitten. Ob die unmittelbare Todesursache ein Blutsturz oder die Sprengung eines Blutgefäßes war, wird die Obduktion ergeben.
Herzog Max Emanuel wurde am 7. Dezember 1849 in München geboren und war seit dem 20. September 1875 mit der Prinzessin Amalie von Sachsen=Coburg und Gotha vermählt. Er stand als Generallieutenant à la suite des 1. Ulanen=Regiments Kaiser Wilhelm II., König von Preußen und war Kommandeur der Equitationsanstalt. Außer der um ein Jahr jüngeren Wittwe hinterläßt Se. Königl. Hoheit drei Söhne, die Herzöge Siegfried, Christoph und Luitpold.
- Als neueste militärische Beförderung ist die des Prinzen Friedrich Leopold zum Obersten zu melden. Der Prinz, gegenwärtig 28 Jahr alt, ist nur sehr kurze Zeit Oberstlieutenant gewesen, ein Rang, den die preußischen Prinzen sonst überhaupt nicht zu bekleiden pflegen. Am 24. Dezember 1890 zum Major befördert, ernannte ihn der Kaiser am 5. Oktober vorigen Jahres zum Oberstlieutenant. Der Prinz hat bei diesem Avancement 37 Vorderleute bei der Kavallerie, und da er gleichzeitig auch als Oberst à la suite des ersten Garde=Regiments steht, 118 Vorderleute bei der Infanterie übersprangen.
- Der König von Dänemark traf am Sonntag mit dem Prinzen Johann und seinem Gefolge mit dem Frühzuge über Büchen in Lübeck ein. Die Fortsetzung der Reise nach Kopenhagen erfolgte sofort auf dem Dampfer "Daneborg."
- In Form einer Berichtigung auf Grund des Preßgesetzes erklärt der Polizeipräsident von Berlin, von Richthofen, daß die vom Sozialdemokratischen "Vorwärts" gebrachte Mittheilung, das Polizeipräsidium sei aufgefordert worden, sich über die Wirkung einer etwaigen Aenderung des Reichswahlrechts zu äußern, jeder Begründung entbehre. Das war vorauszusehen.
- Aus Stuttgart wird sich in den nächsten Tagen eine Deputation des Offizierkorps vom Infanterie=Regiment Kaiser Friedrich nach Berlin begeben, um ebenso wie in früheren Jahren am Todestag seines verewigten Chefs einen Kranz in der Friedenskirche zu Potsdam niederzulegen.
- Sämmtlichen Hamburger Rhedereien und Schiffsmaklern, welche Auswanderer expedirten, und den Logiswirthen ist kürzlich eine Verfügung des Senats zugegangen, wonach zur Verhinderung der Einschleppung der Cholera der Senat beschloß, den trotz des ausdrücklichen Verbotes fortdauernden Zuzug russischer Auswanderer nach Hamburg vom 16. Juni ab polizeilich zu verbieten. Allen nach dem 15. Juni per Eisenbahn, dem Fluß= oder Wasserweg der Hamburgischen Grenze sich nähernden russischen Auswanderern wird das Betreten des Hamburgischen Staatsgebiets durch polizeiliche Organe verwehrt werden, auch wenn sie mit Fahrkarten und ausreichenden Geldmitteln versehen sind. Reisende aus Rußland mit Cajutfahrkarten nach Amerika sind von der Zurückweisung nicht betroffen.
- Von einem Maurerstreik in Berlin, den einige Hetzer gern in Scene Setzen möchten, will die Mehrzahl der Maurer in Berlin nichts wissen. In einer Maurerversammlung, die in den letzten Tagen dort stattfand, klagten selbst die Führer im Streik, daß die Familienväter von einem Streik nichts wissen wollten. Im Ganzen seien denn auch nur noch etwa 200 Maurer auf 5 Bauten ausständig.
- In einer Wählerversammlung in Pangritz bei Elbing, in welcher der konservative Kandidat v. Puttkamer=Plauth eine Wahlrede gehalten hat, ist derselbe thätlich angegriffen worden. Etwa 200 Sozialdemokraten verursachten einen heftigen Lärm, sodaß die Versammlung aufgelöst werden mußte. Der Saal wurde von der Gendarmerie geräumt. Beim Verlassen des Saales wurden, wie die "Elbinger Zeitung" meldet, v. Puttkamer und seine Begleiter angegriffen; v. Puttkamer erhielt einen Faustschlag ins Gesicht und wurde von einem Stein in den Rücken getroffen. Die Gendarmerie machte mit blanker Waffe dem Handgemenge ein Ende, wobei mehrere Personen verwundet wurden.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 46 Seite 6]

- Ein Lotteriegewinn brachte einen armen Bäckergesellen in Berlin in einen schweren Verdacht und ins Gefängniß. Ein dortiger Versicherungsagent betreibt nebenbei einen Handel mit Lotterielosen. In seine kleine Collekte fiel bei der letzten Hauptziehung der Sächsischen Lotterie ein Hauptgewinn von 100 000 Mark. An dem betreffenden Lose war auch ein armer Bäckergeselle mit einem Zehntel betheiligt. Nach Abzug der Prozente erhielt derselbe 8500 Mark ausgezahlt. Ohne Rath, wo er mit dein "vielen Gelde" hin solle, gab er seiner Braut, einem ehrsamen Dienstmädchen, 7500 Mark zur Aufbewahrung, da er das Geld in dem herrschaftlichen Hause für geborgen hielt. Die ängstliche Braut vermochte sich jedoch auch nicht in die Rolle einer Schatzhüterin zu finden; sie bat daher ihre Herrschaft um Aufbewahrung des Geldes, indem sie bemerkte, daß dasselbe einen Lotteriegewinn ihres Bräutigams repräsentire. Die Herrschaft setzte Mißtrauen in diese Angabe und verständigte die Polizei von ihrem Argwohn. Nun wurde das Mädchen polizeilich verhört und bei ihrem Bräutigam eine Haussuchung vorgenommen. Dabei wurden in einem alten Rocke, der in der Backstube hing, noch 900 Mk. in Papier und Gold gefunden. Der Geselle erklärte den Besitz mit seinem Lotteriegewinn, da diese Angabe durch nichts erwiesen schien - das Los hatte natürlich der Kollekteur bei der Auszahlung des Gewinnes an sich genommen - so glaubte ihm die Polizei nicht, und er wurde vorläufig in Haft genommen, bis der Collecteur zur Stelle war und den reellen Erwerb des Geldes bestätigt hatte. Allerdings harrt des glücklichen Gewinners ebenso wie des Collekteurs eine Anklage wegen Spielens in einer verbotenen Lotterie.
- Ueber die Pulverexplosion die, wie schon gemeldet, in Kirn stattgefunden hat, werden nachstehende Einzelheiten berichtet. Der Knecht des Schieferbruchbesitzers Nech in Bundenbach bei Rhanen, Hehn, hatte den Auftrag, fünf Fässer Pulver nach Kirn zu fahren, vorher aber die Anzeige zu erstatten. Letztes unterließ er leichtsinniger Weise. Die Fuhre erreichte Kirn ohne jeden Zwischenfall, doch mußte eines der Fässer beschädigt sein, denn Kinder bemerkten einen langen Pulverstreifen. In der Nahegasse ließ der Knecht den von der Arbeit kommenden Arbeiter Jost aus Sohren aufsitzen und fuhr über den Markt bis zum Gasthaus "Zum goldenen Lamm". Hier erfolgte gegen 7 Uhr Abends die Explosion. Der Wagen wurde zertrümmert, der auf einem der Fässer sitzende Arbeiter Jost wurde durch die Luft über das Haus des Goldarbeiters König geschleudert und fiel als formlose Masse zu Boden. Zwei Mädchen von 7 und 19 Jahren wurden zu Boden geschmettert, und sind später gestorben. Der Fuhrknecht Hehn lag halbtot auf dem Pflaster. Er starb nach Verlauf von wenigen Stunden. Weniger schwer verletzt, aber immerhin bedenklich, wurden 10 andere Personen. Zahlreiche Personen wurden durch den ungeheuren Luftdruck in ihren Häusern zu Boden geschleudert.
- Das seiner Fertigstellung entgegengehende neue deutsche Panzerschlachtschiff Wörth wird das erste sein, welches eine Panzerung aus Nickelstahl erhält. Dieselbe Rüstung werden auch die drei noch im Bau begriffenen Schlachtschiffe: Brandenburg, Weißenburg und Kurfürst Friedrich Wilhelm erhalten. Die Baukosten jedes einzelnen Schiffes betragen 11 405 000 Mark, die der Armierung sind veranschlagt pro Schiff auf 4 228 000 Mark, die der Torpedoarmierung pro Schiff auf 600 000 Mark. Ueber die Unterbringung der Hauptbatterie. welche aus sechs langen 28=Centimeter=Geschützen besteht, sei bemerkt, daß diese in drei Panzertürmen untergebracht worden sind; zu dieser kommen noch 18 Stück Schnellladekanonen und Revolverkanonen verschiedener Größe, die auf Deck und in den Gefechtsmarsen Aufstellung gefunden haben.
- Kostbarkeiten von ungewöhnlichem Werthe haben vor einigen Tagen die Stadt Flensburg verlassen, nämlich die goldenen Toilettengeräte der verstorbenen Herzogin Wilhelmine von Glücksburg, geb. Prinzessin von Dänemark, die nach deren Tod im Gewölbe der dortigen Reichsbank in Gewahrsam gebracht waren und jetzt, nach erfolgter Erbschaftsregulierung, dem König von Dänemark zufallen. Die Toilette, deren sämtliche Gegenstände und Geschirre aus massivem Golde bestehen, war der Herzogin bei ihrer Vermählung mit ihrem ersten Gatten Kronprinz Friedrich VII. von Dänemark als Brautgeschenk gewidmet worden. Der versicherte Werth der auf der Reichsbank hinterlegten Kostbarkeiten einschließlich der dem Herzog Friedrich Ferdinand von Glücksburg zugefallenen Schmucksachen soll 180 000 M. betragen haben.
- Die Strecke des Nord=Ostsee=Kanals von Holtenau bis Rendsburg ist jetzt, wie soeben der Reichsanz. meldet, soweit hergestellt, daß Fahrzeuge mit einem Tiefgang bis zu 2,68 m der Verkehr auf dieser Strecke gestattet werden kann. Hierdurch wird nach Einstellung des Betriebes auf dem schleswig=holsteinischen Kanal die Wasserverbindung zwischen Ost= und Nordsee auf dem Wege Holtenau=Tenning mittels einer für die Uebergangszeit hergestellten Schleuse bei Holtenau und der bereits fertiggestellten Schleuse zum Abschluß des Kanals gegen die Unter=Eider für die kleine Schifffahrt aufrecht erhalten
- Von Trinkschalen aus menschlichen Schädeln im Hinterlande von Tago erzählt Lieutenant Herold in den "Mittheilungen aus den deutschen Schutzgebieten". Darin heißt es: Die Schädel erschlagener Feinde werden zum Schmuck der Kriegstrommeln benutzt, an welchen sie ringsherum befestigt werden. Was den Unterkiefer betrifft, so herrscht allgemein der Glaube, daß Gott jedem Menschen nach dem Tode den Unterkiefer abnimmt, welcher als Ansatz zur Formung eines neuen Menschen dient. Daher gilt es ihnen als größte Schmach, wenn ein Todter ohne Kopf, bez. ohne Unterkiefer vor Gott treten muß. Aus diesem Grunde hängen die Jäger die Unterkiefer des erlegten Wildes als Trophäe in ihren Hütten auf. Noch aus einem anderen Grunde ist eine Liebhaberei für Menschenschädel in einigen Landschaften vorhanden. In Nkonya im Otschi=Sprachgebiet wird zu War wong (Ghome) dem Hauptfetisch Sia geopfert. Demselben muß jedes Jahr eine neue, aus einem Menschenschädel gefertigte Trinkschale geopfert werden, weil er aus einer gewöhnlichen Kürbisschale nicht zu trinken pflegt. Naturgemäß wird nun Jeder, welcher eine solche Trinkschale besitzt, als ein besonders tapferer Mann angesehen, weil er einen Menschen erschlagen hat. Da die Opfer unter den Angehörigen desselben Stammes nicht gesucht werden dürfen, hält man sich an Personen aus entfernten Stämmen, namentlich einsam Versprengte. Der Mord wird dadurch verlockend, daß die Eigenthümer des Ermordeten dem Mörder gehört, welchem am Schlusse der großen Regenzeit gelegentlich des Festes des großen Sia, bei welchem die zwei großen Fetischtrommeln geschlagen werden, die Ehre genießt, mitzutanzen. Derartige Morde werden sehr geheim ausgeführt, erklären aber zur Genüge das Verschwinden von einzelnen Händlern in diesen Gegenden. In der Landschaft Nkonya bringt man diese so entstandenen Trinkschalen dem Fetisch Kompi zu Bikanase. Die nämlichen Gebräuche sind bei den Crobos auf dem rechten (englischen) Volta=Ufer vorhanden. Eine solche Trinkschale von einem festgenommenen Agosso hat Lieutenant Herold dem Berliner Museum für Völkerkunde gesandt.
- Ueber den Einsturz Fords Opernhaus in Washington, berichten Reutersche Depeschen folgendes: Der Einsturz des als Regierungsgebäude verwandten Opernhauses erfolgte plötzlich, ohne daß ein Krachen und Bersten vorhergegangen wäre. Im Hause befinden sich das Kriegsdepartement, in dem zur Zeit des Einsturzes sich nicht weniger als 500 Beamte befanden. Kaum einer von ihnen entging dem bösen Geschick. Man schreibt die Katastrophe dem Umstande zu, daß jüngst unter einer der Mauern des Gebäudes ein Keller gegraben wurde. Auch waren die Zimmerböden durch Archive überladen. Ein anderes Telegramm giebt als Gesamtzahl der Verunglückten 110 an: 25 Tote, 60 Verwundete, ungefähr 25 sind noch unterm Schutt begraben.
- In Algier ist ein Soldat, Namens Courbet, der wegen Beschimpfung seines Obersten vor dem Kriegsgericht stehend, dem Vorsitzenden desselben gekauten Tabak an den Kopf geworfen hat, zum Tod verurtheilt worden.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD