No. 42
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Juni
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 42 Seite 1]

Auf Veranlassung des Kaisers sind, wie die Ostsee=Zeitung zu melden weiß, nicht nur die Einberufungsordres, die an die Landwehrmänner ergangen sind, die zu den zu bildenden Landwehrbattaillonen einberufen waren, zurückgezogen, sondern auch alle übrigen Ordres an Landwehrmänner, Mannschaften, Unteroffiziere zurückgenommen worden, die zu den Linienregimentern eingezogen waren. Diese Uebungen sind einfach aufgehoben. Dagegen sind die Landwehrmänner, Offiziere u. s. w., zum Zweck ihrer Beförderung ergangenen Einberufungen auf einen späteren Termin nach den Reichstagswahlen verlegt worden. Größtenteils sind diese Ordres den Beteiligten bereits behändigt worden. Einberufungen, welche vor dem Tag der Wahl erledigt werden, hat man Folge geben lassen.
- Güstrow, 29. Mai. Tableau der diesjährigen zweiten ordentlichen Schwurgerichtsperiode:
Donnerstag, 1. Juni. Posthülfsbote Heinrich Kollmorgen aus Kröpelin: § 268 St.=G.=B. (Urkundenfälschung). - Bremserfrau Anna Pollex aus Berlin: § 217 (Kindestötung).
Freitag den 2. Juni. Arb. Aug. Schultz aus Silz: § 154 (Meineid).
Sonnabend, den 3. Juni. Dienstmädchen Louise Kalbow aus Neusteinfeld: § 217 (Kindestötung) Montage den 5. Juni. Hofgänger Friedr. Wegener aus Teterow: § 308 (Brandstiftung). - Güterbodenarbeiter Heinr. Saubert aus Waren: § 351 (Unterschlagung im Amte).
Dienstag, 6. Juni. Cämmereiberechner Carl Schnelle aus Stavenhagen: § 351 (Unterschlagung im Amte). - Schneidermstr. Joh. Walter aus Röbel: § 209 C.=O. (betrügerischer Bankerott).
Mittwoch, den 7. Juni. Knecht Richard Müller aus Ribnitz: § 306 St.=G.=B. (Brandstiftung).
- Der Chausseeinspector Schulze und seine Frau zu Domhof Ratzeburg feierten am 26. d. M. das Fest der goldenen Hochzeit. Denselben wurde durch den Pastor Löwe aus Ratzeburg (in Abwesenheit des Probsten) die Ehejubiläumsdenkmünze mit einem Schreiben aus dem Civil=Cabinet Sr. Maj. des Kaisers überreicht. Der Jubilar war lauenburgischer Beamte, hat aber seit mehr als vierzig Jahren auf dem Domhofe seine Wohnung gehabt. Zahlreiche Gratulanten vom Domhofe und aus der Stadt bezeugten dem Jubelpaare ihre Mitfreude. Im Laufe von etwa 10 Jahren ist das die fünfte goldene Hochzeit, die auf dem Domhofe gefeiert wurde, vorher gingen: Fährmann Warnke, Bleicher Ziegenhirt, Dr. Völkers und Polizeivogt Bedele.
- Ueber den neulichen Besuch des Kaiser in Muskau wird noch nachträglich folgende Aeußerung des Monarchen mitgetheilt: Als der Regen immer heftiger wurde und Graf Arnim=Muskau seinem Bruder hierüber Ausdruck gab, antwortete der Kaiser: "Wenn ich bis auf die Haut naß werden müßte, würde ich mich über den Regen freuen nach der langen Dürre, denn die Landwirthschaft hat ihn dringend nöthig. Unter diesen Umständen ist dies das richtige Kaiserwetter!"
- Beim Empfange des serbischen Spezialgesandten Obersten Pantelic soll Kaiser Wilhelm in Bezug auf den Staatsstreich des Königs Alexander folgende verbürgte Aeußerung gethan haben: "Das schneidige Unternehmen des jungen Königs, dem meine vollen Sympathien gehören, hat geklappt wie auf dem Exerzierfelde."
- Bei dem am 1. April d. Js. stattgehabten Wohnungswechsel in Berlin haben nach der von der Steuer= und Einquartierungsdeputation des Magistrats aufgestellten Uebersicht 86 344 Umzüge stattgefunden. Ferner sind 29 132 Wohnungen und 507 anderweitige miethssteuerpflichtige Gelasse unvermiethet geblieben. Miethserhöhungen sind bei 3281 Wohnungen, Miethsermäßigungen bei 6883 Wohnungen eingetreten.
- Ein Heim für alte invalide Schauspieler und Schauspielerinnen beabsichtigt Frau Niemann=Seebad, die kürzlich ihren einzigen Sohn verloren hat, zu errichten. Sie gedenkt ihr ganzes Vermögen in den Dienst der Wohlthätigkeit für arme Kollegen zu stellen. Der Bürgermeister einer kleinen Stadt bei Berlin stellte bereits unentgeltlich Grund und Boden zur Verfügung; für Gartenanlagen sollen noch einige Morgen zugekauft werden. Die Stifterin hofft, das Heim bereits im Herbst 1893 seiner Bestimmung übergeben zu können.
- Der verstorbene Pfarrer Muche in Jauer vermachte laut eröffneten Testaments der Stadt 700 000 M. zur Unterstützung von Schülern und Studenten katholischer, evangelischer und jüdischer Religion.
- Eine seltene Reinmache=Frau ist von einer im Süden der Stadt Berlin wohnenden Familie entdeckt worden. Die Frau bekundete gelegentlich nicht nur Fertigkeit im Klavierspiel, sondern auch gründliche Kenntnis der französischen Sprache. Auf Befragen erfuhr man von ihr, daß sie vor einigen Jahren mit einer Beamtenfamilie, in welcher sie als Erzieherin fungierte, vom Elsaß nach Berlin gekommen war. Als die Familie bald darauf ins Ausland ging, blieb die Erzieherin hier und heiratete einen Bauhandwerker, dessen Bekanntschaft sie in Straßburg gemacht hatte. Bei dem beständig wechselnden Verdienste des Mannes faßte die junge Frau, eine geborene Elsässerin, den Entschluß, die nötigen Mittel zu erarbeiten, um in die elsässische Heimath zurückkehren zu können. Allein sie mußte bald erfahren, daß mit dem Ertheilen von Unterricht in Berlin nichts zu verdienen ist und so entschloß sich denn die resolute Elsässerin, die auch häusliche Arbeit zu verrichten verstand, als Wasch= und Scheuerfrau in fremde Familien zu gehen. Die sauer verdienten Groschen werden aufgespart, und sobald die zur Rückreise nöthige Summe zusammen ist, wollen die Eheleute nach dem Elsaß zurückkehren.
- In Oldenburg verbrannte die 26jährige Frau Ullmann mit ihrem anderthalbjährigen Kinde infolge Explosion einer Petroleumflasche beim Feueranmachen. Auf die gellenden Schmerzens= und Hilferufe drangen Nachbarn in die Wohnung und fanden Mutter und Kind in hellen Flammen. Beide lagen hilflos, zusammengekauert am Boden, sich vergeblich der Flammen erwehrend. Die Unglücklichen hatten am ganzen Körper schwere Brandwun=

[ => Original lesen: 1893 Nr. 42 Seite 2]

den und boten einen herzzerreißenden Anblick. Vom Arzte wurde ihre sofortige Ueberführung in das Krankenhaus angeordnet. Unterwegs schon hauchte das arme Kind unter unsäglichen Schmerzen sein Leben aus; einige Stunden später war auch die Mutter ihren Qualen erlegen.
- Der Verbandstag deutscher Gewerbeschulmänner in Cassel hat beschlossen, an den Reichskanzler und den Reichstag eine Resolution zu richten, in der die Nothwendigkeit der Beibehaltung eines mehrstündigen Sonntags=Vormittags=Unterrichts betont wird.
- Die Steigerung des soeben den österr. Abgeordneten vorgelegten Kriegsbudgets um 5 Millionen ist hauptsächlich durch organische Erweiterungen der Wehrmacht bedingt. Der Kriegsminister erklärte überdies ausdrücklich, er müsse mit Rücksicht auf die Anstrengungen und Fortschritte aller übrigen europäischen Großmächte nicht nur für das nächste Jahr, sondern auch für die weiteren folgenden Jahre eine Steigerung der Anforderungen in Aussicht stellen. Das Kriegsbudget ist seit 1884 um 27 Millionen, das Marinebudget um 3 Millionen Gulden gestiegen. In dem Zeitraume dieses Dezenniums sind an außerordentlichen Ausgaben für die Armee 135 Millionen, für die Marine 22 Millionen gemacht worden, überdies Ausrüstungs=Kredite in der Höhe von 78 Millionen verausgabt worden. Dazu kommen noch die Ausgaben für die Landwehr, die seit 1884 um 9 Millionen, und für den Honved, die um 4 Millionen jährlich gewachsen sind. Der Jahresaufwand für die österreichisch=ungarische Wehrkraft ist sonach seit 1884 um 44 Millionen Gulden oder 75 Millionen Mark jährlich gewachsen.
- Ein neues Abendgebetlein für Kinder, kurz und bündig, wird vielen von Euch, liebe Kinder, willkommen sein; hier habt ihr eines, lernt und betet es!
                 Gott sei gedankt für diesen Tag,
                 Uns auch die Nacht behüten mag,
                 Daß Alle wir zur Morgenstund'
                 Aufwachen fröhlich und gesund.
                 Kehr, lieber Gott, in unserm Heim
                 Mit Deinem Fried' und Segen ein!
                                        Amen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Rieps sub Nr. 2 belegene Büdnerstelle c. p. des Arbeitsmanns Wilhelm Oldenburg daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 5. Juni d. J.
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. März 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Die diesjährig Impfung in hiesiger Stadt wird im Gastwirth Boye'schen Lokale hieselbst und zwar an den nachfolgenden Terminen vorgenommen werden:

a. Impfung der im Jahre 1892 zu Schönberg geborenen Kinder

am Mittwoch, den 14. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr

und Revision der Schutzblattern,

am Mittwoch, den 21. Juni d. Js.
Vormittags 10 Uhr

b. Wiederimpfung der Zöglinge aus der Knaben= und Mädchenschule in Schönberg

am Freitag, den 16. Juni d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 23. Juni d. Js.
Nachmittags 1 Uhr.

Der bevorstehende Impftag wird hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß an demselben nicht nur alle im Jahre 1892 geborenen Kinder, sondern auch alle früher geborenen Kinder, welche bisher nicht, oder ohne Erfolg geimpft wurden, dem Impfarzte zuzuführen sind, während die im Laufe dieses Jahres geborenen Kinder gesetzlich erst im künftigen Jahre impfpflichtig sind.
Schönberg, den 29. Mai 1893.

Der Magistrat.


Mecklenburg-Strelitz'sche Landwirthschaftliche Berufsgenossenschaft.
Bezirk Schönberg.

Zwecks Vornahme der statutenmäßigen Neuwahl von 3 Delegirten zur Genossenschaftsversammlung und einer gleichen Anzahl von Ersatzmännern der letzteren für den Bezirk Schönberg lade ich die von den Gemeindebehörden des Bezirk bezeichneten Wahlmänner bezw., für Fälle der Behinderung derselben, ihre Ersatzmänner auf Grund §§. 4 Z. 3, 22 Z. 2 Genoss. Stat. hierdurch ein, sich am

Freitag, den 16. Juni d. Js.,
3 1/2 Uhr Nachm.

in Schönberg im Lokale des Herrn Gastwirth Boye zu versammeln.
Die Wahlmänner bezw. Ersatzmänner haben sich auf Verlangen zu legitimiren.
Stove, den 18. Mai 1893.

Kaiser,
Vertrauensmann der Berufsgenossenschaft als Wahlvorstand.


Ersparniß- u. Vorschuß=Anstalt.

Zur Auszahlung der im Johannis=Termine d. Js. fällig werdenden Zinsen ist die Anstalt

vom Mittwoch, den 7. Juni d. Js.,
bis
Sonnabend, den 10. Juni d. Js.,
Vormittags von 8-12 Uhr,
sowie
am Sonntag, den 11. Juni d. Js.,
Morgens von 8-9 1/2 Uhr,

geöffnet.
Schönberg, den 31. Mai 1893.

                                                    Das Directorium.


Zu Johanni auch zu Michaelis d. J. stehen meine

Parterre Wohnungen

zu vermiethen. Ferner später im Camp zwei Stück

Kleefutter

zu verkaufen.

                                                    Johanna Creutzfeldt.


        Ein konfirmirtes

Mädchen

oder eine Frau wird für einige Stunden des Tages zur Aufwartung gesucht.
        Näheres in der Expedition.


Zu Hof Selmsdorf sind 10 noch gut erhaltene
Schwingpflüge
billig zu verkaufen.                                                    


Beste böhmische Braunkohlen

für den Winterbedarf empfehle ich ab Bahnhof zu den billigsten Preisen.

                                                    Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 42 Seite 3]

Frischen
Schleuderhonig
à Pfund 75 Mark (Lübeck). 10 Pfund 70 Mark (Lübeck). verkauft.                                                    
                                                    D. Hempel.


Guten Rapshonig
à Pfund 0,65 M., bei Abnahme von 10 Pfund 0,60 M.
verkauft                                                    
                                                    H. Piper.
Schönberg, Marienstraße Nr. 59.


Feinsten
Schleuder-Honig
hat abzugeben.                                                    
Neschow.                                                     Hardrath, Lehrer.


Schleuderhonig
à 75 PF. von 10 Pfund à 70 Pf. verkauft.
                                                    J. Wegner.


Ein einmaliger Versuch wird dauernde Kundschaft sichern.

Schleuder-Rapsblüten Honig.
Ganz vorzüglich guter Qualität zu den billigsten Preisen empfiehlt
                          H. Kähler,
                          Glasermeister.
                          Schlauentrift 17 a.

Garantie reinen Bienenhonig.


Dritte Freiburger
Geld-Lotterie
Ziehung am 8. und 9. Juni 1893.
3234 Gewinne = Mark 215,000
ohne Abzug zahlbar.
1ter Hauptgew. 50,000 Mk.

Mit Deutschem Reichsstempel versehenen Original-Loose á 3 Mark, Porto und Gewinnliste 30 Pfg., empfiehlt und versendet auf Wunsch auch unter Nachnahme

Carl Heintze,
General-Debit
Berlin W., Unter den Linden 3.


Grosse Gewinnchance!
Zu der am 28. u. 29. Juni neu beginnenden
Grossen
Hamburger Geldverloosung
empfehlen für 1. Ziehung
1/1 Loose à 6 M., 1/2 à 3 M., 1/4 à 1,50 M.

An Hauptgewinnen kommen folgende zur Entscheidung.
In 1. Kl. 50,000 M., in 2. 55,000 M., in 3. 60,000 M., in 4 65,000 M. in 5. 70,000 M., in 6. 75,000 M. in 7. K1. ev. 500,000, spec. 300,000, 200,000, 100,000 75,000, 50,000, 40,000,5 à 20,000, 20 à 10,000 M. etc. Es bietet sich also die allergroßartigste Gewinngelegenheit, so daß jedermann sein Glück versuchen sollte. Aufträge, welche unter Nachnahme nach allen Orten prompt ausführen, erbitten recht bald

Mindus & Marienthal
Hamburg.


Auf dem Moore des Schulzen Oldörp zu Lockwisch wird

Torf

zum Verkauf hergestellt. Bestellungen hierauf nimmt schon jetzt entgegen der Schulze Oldörp daselbst sowie die beiden Unterzeichneten. Zahlungen dagegen sind nur an H. Badstein zu richten.
Den 1. Juni 1893.

Die Kuratoren:
H. Badstein in Petersberg.
H. Teege in Boitin-Resdorf.


Bekanntmachung!

Vom heutigen Tage an verkaufe ich guten Torf aus meinem Hause. Kleine Quantitäten von 50 Soden an.
Vom Moor 1000weise zu billigstem Preise.

                                                    Ww. Stemmann.


Frischen
Seifenstein und Chlorkalk
empfing und empfiehlt                                                    
                                                    J. F. Eckmann.


Verzinnte Milchsatten
und Bienenzucker
empfiehlt                                                    
Menzendorf.                                                     J. Bruhn.


Entlaufen am 28. Juni
1 Zuchtkalb,
rothbraun. Eventuell bittet um Benachrichtigung.
Gr. Thurow p. Ratzeburg, den 29. Mai 1893.
                                                    Schultze, Insp.


Am Dienstag Abend ist auf der Lübecker Chaussee ein

eiserner Wagenreif

verloren. Gefl. Abgabe bei Fuhrmann Krohn.


Ein 2 jährig hellbraunes

Stutfüllen

ist bei mir zugelaufen. Eigenthümer kann selbiges gegen Erstattung der Kosten zurück erhalten.
Schönberg, den 1. Juni 1893.

                                                    J. Oldörp.


Adler-Scheibenschießen
am Sonntag, den 4. Juni.
Hierzu laden ergebenst ein                          
                                            die jungen Leute.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                             J. Wienck.

Sülsdorf, den 31. Mai 1893.


Bekanntmachung.
Ich bin beauftragt, bekannt zu machen, daß der
Reichstags=Abgeordnete
Gutspächter Wilbrandt
in Pisede
am Sonnabend den 3. Juni ds. Js.
Abends 7 1/2 Uhr
im Saale des Herrn Gastwirth Boye in Schönberg
in einer
liberalen Wählerversammlung

einen Vortrag halten und über die Reichstagsverhandlung Bericht abstatten wird.
Gr. Siemz, den 24. Mai 1893.

                                                    A. Bohnhoff, Hauswirth.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 42 Seite 4]

Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniss, dass unser diesjähriger

Königschuss
am Montag, den 10. und
Dienstag, den 11. Juli

abgehalten wird.
Loose zur Tombola à 30 Mark (Lübeck). sind schon jetzt zu haben.
Schönberg, den 1. Juni 1893.

                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


Am 9. und 10. Juni wird der Wahlcandidat des Bundes der Landwirthe Herr

Domainenpächter R. Nauck Gr. Schönfeld

sich den Wählern des Fürstenthums vorstellen und in Schönberg, Carlow und ev. Schlagsdorf sprechen. Das Nähere wird rechtzeitig bekannt gemacht werden.


Gartenbauverein.

Versammlung bei Herrn Gastw. J. Böckmann Montag den 5. Juni, abends 8 Uhr. Vortrag über Beerenwein.

                                                    Der Vorstand.


Boye's Garten.
Sonntag, den 4. Juni
Großes Extra
Militair-Concert
der ganzen Kapelle des Inft.-Regiments
Prinz Moritz von Anhalt-Dessau.
5. Pomm. 42 aus Stralsund

42 Mann.
Direktion                                                     C. Mertens.
Anfang 4 Uhr.                                                     Entrée 50 Pfg.
Bei ungünstiger Witterung findet das                          
Concert
im Saale statt.                                                    


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 4. Juli.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
    Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 55-57 M., große Schweine 52-54 M., Sauen 40-45 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 22.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 42 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 42 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. Juni 1893.


- Graf Herbert Bismarck als Reichstages=Candidat. Graf Herbert Bismarck hat am Sonntag Nachmittag als Kreisdelegirter des Landwirthschaftlichen Bundes in Schönhausen eine Wählerversammlung abgehalten, die ziemlich stark besucht war. Graf Bismarck hielt sodann seine Candidatenrede und legte sein Programm dar. Er nahm die neuen militairischen Mehrforderungen als die unmittelbare Veranlassung für die bevorstehenden Wahlen zum Ausgangspunkt und gab zu, daß wir eine Verstärkung unserer Armee allerdings bedürften. Bedauerlich sei es, daß gegenwärtig wegen der erstaunlichen Meinungsänderungen und Schwankungen, welche die berufenen Regierungsorgane innerhalb der letzten drei Jahre auf militärischem Gebiet sich hätten zu Schulden kommen lassen, keine Klarheit darüber herrsche, in welcher Richtung die nothwendige Verstärkung der Armee sachgemäß vor sich zu gehen habe. Graf Bismarck meinte, daß die Mittel für die erforderliche Kräftigung unserer Wehrhaftigkeit ohne Auflage neuer Steuern vorhanden sein würden, wenn die "unseligen Handelsverträge" die Zuflüsse der Reichskasse nicht so arg verstopft hätten. Am schwersten belastet sei, so führte der Redner ferner aus, die stiefmütterlich bedachte Landwirthschaft durch die Handelsverträge, welche keinem Erwerbszweige brauchbare Vortheile gebracht, und deshalb müßten die Landwirthe bedacht sein auf eine Vertretung im Reichstage, welche zukünftigen Velleitäten unserer Regierungsmänner entgegenzutreten entschlossen seien. Selbstmord sei es für den Landmann, mit dem "Freisinn", der ja nur die Interessen des beweglichen Capitals wahrnehme, zu stimmen. Durch den "scharfen Ruck nach links" dieser Partei und den Namen "Volkspartei", sei die republikanische Tendenz dieser Gruppe öffentlich proklamirt worden. Ein Unterschied in den Interessen und Zielen der kleinen und größeren ländlichen Besitzer bestände nicht, alle darauf abspielenden lügenhaften Hetzereien unwissender städtischer Demokraten würden von den Landwirthen, die selbst am besten wüßten, wo es ihnen fehle, mitleidig belächelt. Der Bund der Landwirthe müsse vor Allem seine Bestrebungen gegen die dem ländlichen Erwerbe feindliche freisinnige Volkspartei richten. Mit der Hoffnung, daß kein Landwirth seine Stimme am 15. Juni für die volksparteilichen Landverderben abgeben werde, schloß Graf Bismarck seine Wahlrede.
- Eine Explosion mit bedauernswerthen Folgen hat am Montag im königlichen Feuerwerkslaboratorium zu Spandau stattgefunden. Der in Berlin wohnende Chemiker Dr. Schlör war in seinem Arbeitsraum, der isolirt auf der Havelinsel Eiswerder, in einiger Entfernung von den übrigen Fabrikgebäuden belegen ist, mit der Bereitung von Knallquecksilber beschäftigt, das zur Füllung von Zündhütchen verwendet wird. Plötzlich explodirte die Masse aus bisher unaufgeklärt gebliebener Ursache und es erfolgte eine nicht sehr starke Detonation immerhin laut genug, um Personen aus der Nachbarschaft zur Unglücksstätte zu rufen. Man fand in dem arg zerstörten Raum den Chemiker, der dort allein gearbeitet hatte, als Leiche vor. Der Todte war furchtbar zugerichtet: die Schädeldecke war fortgerissen, das Gesicht eine unkenntliche Masse, die Brust blosgelegt, der rechte Arm total abgetrennt. Dr. Schlör war unverheirathet.
- Die Getreideeinfuhr in das deutsche Reich hat im Monat April d. J. gegenüber den in Klammern beigefügten Zahlen des Vorjahres 293 879 (1 059 527) Doppelzentner Weizen, 86 710 (849 269) Doppelzentner Roggen, 67 894 (92 334) Doppelzentner Hafer, 405 713 (386 231) Doppelzentner Gerste, 286 893 (1 014 244) Doppelzentner Mais und Dari betragen. Vom Januar bis April wurden eingeführt 2 177 829 (4 802 645) Doppelzentner Weizen, 422 475 (2 704 764) Doppelzentner Roggen, 258 003 (280 087) Doppelzentner Hafer, 196 381 (1 927 516) Doppelzentner Gerste und 1 255 468 (3 342 289) Doppelzentner Mais und Dari.
- Ein Felsabsturz wird aus Helgoland gemeldet. An der Nordseite der Insel ist man nämlich damit beschäftigt, die steile Felsenwand durch starke Mauerwerke gegen den Einfluß der See zu schützen. Die Arbeiter, etwa 40 an der Zahl, hatten die Arbeiten zum Grundlegen des Mauerwerks bereits fertig gestellt, als sich in der Nacht zum Sonnabend neben der Arbeitsstätte eine ungeheure Steinmasse - sie wird auf mehrere Hundert Tons geschätzt - loslöste und die Arbeitsstätte verschüttend auf den Strand hinunterstürzte. Hart am Rande des Felsenabhanges Stehen zwei Häuser, deren Lage durch etwa noch folgende Stürze gefährdet erscheint.
- In der letzten Sitzung der Tarifkommission deutscher Eisenbahnverwaltungen in Karlsruhe ist der Antrag Bayerns, die Gültigkeitsdauer der Rückfahrkarten allgemein auf zehn Tage zu erstrecken, mit überwiegender Mehrheit angenommen worden.
- In Dieuze hat sich dieser Tage der Hauptmann Richter vom 136. Infanterie=Regiment erschossen. Anlaß hierzu soll ein dienstlicher Tadel gewesen sein, der dem Hauptmann am gleichem Tag bei der Abwesenheit des kommandierenden Generals des 15. Armeekorps von seinem Vorgesetzten ertheilt wurde. Um 12 Uhr kehrte Richter vom Exerzierplatz zurück, schrieb, wie man sich erzählt, einen Brief an seinen Obersten und um 12 1/4 Uhr war er todt.
- Ein schneidiges Reiterstückchen leistete ein Offizier der Schlawer Garnison vor einigen Tagen. Lieutnant von Bieberstein wettete, in einer Stunde von Stawe nach Stolp zu reiten. Er gewann die Wette glänzend, da er die 26 Kilometer betragende Strecke auf einem gänzlich untrainierten Pferde in nicht ganz 55 Minuten zurücklegte.
- Der in der Schliersee verstorbene Privatier Max Lauterer setzte den Lokal=Armenfonds München zum Universalerben ein. Die Hinterlassenschaft beträgt mindestens 200 000 Mark.
- Nach allen Meldungen aus dem Innern von Ungarn ist überall genügender Regen gefallen, so daß der Saatenstand sich erfreulicherweise gehoben hat.
- Die Trauung des Thronfolgers, Herzogs von York, findet am 6. Juli in der Kapelle des St. James=Palastes statt. Nach neueren Bestimmungen wird sich das junge Paar nach der Trauung nach Schloß Sandringhain begeben.
- Der Anarchist Foret, der bei Verübung eines Einbruchs verhaftet, einen Revolverschuß abgefeuert hatte, wurde zum Tode verurtheilt. Foret rief beim Verlassen des Gerichtssaales aus: "Genossen! Rache ist Eure Pflicht!"
- Nachdem im Vorjahre die Dänenpartei den Sieg bei der Gemeindevertreterwahl errungen hatte, wurden vor einigen Tagen, sämtliche sechs deutsche Kandidaten gewählt.
- Auch in Dänemark herrscht unter den Landwirten viel Unzufriedenheit. Eine am Sonnabend vor Pfingsten bei Odense auf Fünen abgehaltene, von etwa 1800 Teilnehmern besuchte Versammlung von Landwirten, hat die Bildung einer allgemeinen, dänischen, agrarpolitischen Partei beschlossen, deren Hauptzweck die Herabsetzung der Industrie=Schutzzölle und die Revision der Gesindeverordnungen sein soll. Die agrarpolitische Bewegung auf Fünen und in Jütland hat sich schon seit längerer Zeit entwickelt und organisiert.
- In der Laterankirche zu Rom spielte sich am Sonnabend ein blutiges Drama ab. Als ein junges Brautpaar im Begriff war sich, dem Altar zu nähern. Schoß der frühere Verlobte der jungen Dame auf letztere. Er traf jedoch einen der Trauzeugen der Braut, einen Polizeikommissar, in den Hals. Der Attentäter wurde sofort festgenommen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 42 Seite 6]

- In einem Theile Algiers, der großen, französischen Provinz Frankreichs, herrscht eine furchtbare Hungersnoth, welche die eingeborene Bevölkerung in das größte Elend gestürzt hat. Die franz. Regierung hat die größten Anstrengungen gemacht, um die furchtbare Plage zu bekämpfen, die Hülfeleistung wird jedoch infolge des mangelhaften und unzureichenden Verkehrsnetzes sehr erschwert. Die Lebensmittel müssen den von der Hungersnoth heimgesuchten Gegenden mittels Landtransport zugeführt werden, und bis diese Karawanen das Ziel ihrer Reise erreichen, sterben Hunderte armer Araber den fürchterlichen Tod des Verhungerns. Die Bevölkerung hat bereits alles aufgezehrt, was die Gegend nur hervorbringt, von der Baumrinde bis zu den ungenießbaren Wurzeln der wildwachsenden Pflanzen der Wälder und Wiesen. In den Dörfern wandeln die ausgehungerten Menschen wie Skelette hin und her und schieben sich um die Kulturstellen der Provinz immer enger zusammen. Sie bilden ganze Freilager und erwarten in stummer Ergebung ihr Schicksal oder die Ankunft der Lebensmittel=Karawanen. Solche Lager kampieren auch an den Eisenbahnschienen entlang, und wenn ein Zug vorbeifährt, laufen ihm die armen Hungernden so lange nach, als ihre schwachen Beine sie tragen können. Die Reisenden erbarmen sich in der Regel der armen Hungernden und werfen ihnen alles an Lebensmitteln Entbehrliche zu. Die Hungernden laufen dem Courier=Zug der Eisenbahn Algier=Oran nach und sehen es besonders auf den Restaurationswagen ab, von wo aus die Reisenden die verschiedensten Lebensmittel, die sie für diesen Zweck mitgenommen haben, unter die armen Hungernden vertheilen.
- Die Gesellschaft in China. In London hält gegenwärtig Prof. Douglas, der am Kings College über chinesische Sprache vorträgt, eine Reihe von Vorträgen über China, das er aus eigener Anschauung kennt. Ueber die moderne Gesellschaft in China macht er nachstehende interessante Mittelungen: In Sachen der Etikette ist China fast ebenso originell, wie es dies in allen anderen Beziehungen ist. Staatsceremonien, die bei uns des Nachmittags beginnen, erreichen dort um 10 Uhr morgens ihr Ende. In dem kaiserlichen Palast fängt eine Theatervorstellung um 8 Uhr morgens an. Der chinesische Kaiser ist 23 Jahre alt. Im Jahre 1889 verheiratete er sich. Seine Gemahlin wurde von seiner Mutter, der verwitweten Kaiserin, gewählt. Sie ist eine "Manshu". Ehe sie gewählt wurde, mußte sie die Kaiserin=Mutter überzeugen, daß sie die nötigen Eigenschaften für eine chinesische Kaiserin erforderlich sind. Die Gesellschaft in China ist in vier Klassen geteilt: Gelehrte (die nicht Mandarinen sind), Landbesitzer, Handwerker und Kaufleute. Die Gelehrten dürfen nicht gefoltert werden, ehe sie nicht ihrer akademischen Würden entkleidet worden sind. Sie bilden eine gefährliche Klasse, da nicht genug Stellen für sie vorhanden sind. Sie sind zu stolz Handarbeit zu verrichten, aber nicht zu stolz, "Bummler" zu sein. Die chinesischen Litteraten besitzen keine Originalität. Wenn sie der Schriftstellerei obliegen, kommentieren sie meist, was bereits geschrieben ist. Ihr Gesichtskreis ist beschränkt; diese Gelehrten sind es, die fast alle Zwistigkeiten zwischen Fremden und Eingeborenen veranstalten. Sie verhöhnen die Behörden. In der chinesischen Gesellschaftsordnung haben die Landleute die zweite Stelle. Sie haben so viele Steuern zu zahlen, daß sie arm bleiben. Die Klasse, welche für China am meisten gethan hat und noch thut, nämlich die Kauf= und Handelsleute, nehmen den untersten Rang ein. Chinesische Kauf= und Handelsleute erfreuen sich eines guten Rufes als ehrliche und rechtschaffene Leute. Die sogenannten Aerzte in China sind Emperiker, die von der Einfalt und Narrheit des Volkes leben. Amputationen werden nie in China vorgenommen, da dieselben als eine Mißachtung der Eltern angesehen werden. Der Chinese verliert lieber sein Leben, als ein Glied des Körpers. Was das Gerichtswesen betrifft, so werden Prozesse dort ohne die Anwesenheit von Verteidigern und Advokaten geführt. Der Mandarin entscheidet. Wer ein Amt erlangen will, muß sich einer Prüfung unterwerfen; dabei hat er sieben Bändchen chinesischer Klassiker zu studieren. Dieselben sind aber mit einer Menge von Kommentaren versehen. Die Prüfungen werden alle drei Jahre abgehalten und die Examinatoren werden vom Kaiser gewählt. Ungefähr 8000 Kandidaten melden sich zu jeder Prüfung. Jeder derselben wird in eine Zelle geführt, vorher wird jedoch genau untersucht, ob er nicht eine "Eselsbrücke" besitzt. Letztere sind oft so klein, daß der Kandidat eine solche in seinen Zopf flicht. Die Examinanden haben über 4 Texte aus den Klassikern, die ihnen angegeben werden, 3 Aufsätze und ein Gedicht zu schreiben. Sie haben zwei Prüfungen zu bestehen, ehe sie den akademischen Grad erhalten. Allein nur 5 Prozent bestehen die Prüfungen; aus diesen werden die Staatsbeamten genommen.
- Brand auf der "Werra". Auf dem am Montag in London von New=York eingetroffenen deutschen Dampfer "Werra" war am 13. Mai im Zwischendeck ein Brand ausgebrochen. Eine Frau Eliza Pavoni wollte morgens 5 Uhr für sich und ihr 11 Monate altes Kind auf einer Spiritusmaschine Kaffee kochen. Diese explodirte und sofort stand die Lagerstatt in Flammen. Die durch ihr Geschrei geweckten Zwischendeckspassagiere versuchten zu löschen; eine Weile herrschte große Panik an Bord, bis es endlich der Mannschaft und den Offizieren gelang, des Feuers Herr zu werden. Eliza Pavoni erlag nachmittags den Brandwunden, das Kind wurde gerettet.
- Der Tabak als Bazillentöter. Die engl. Wochenschrift "The Hospital". theilt in ihrer neuesten Nummer die Resultate der neuesten Forschungen des Italieners Dr. Tassinari in Bezug auf die Wirkungen mit, welche das Tabakrauchen auf Mikroben ausübt. Danach stellt es sich heraus: 1) daß Cavour, Virginia und Toskanische Cigarren, sowie schwarze Tabaksorten besonders tödtlich auf den Cholerabazillus wirken; 2) daß eine solche Wirkung wahrscheinlich den Produkten des Nikotins zugeschrieben werden mag; 3) daß in Cholera=Epidemien und beim Typhus der Gebrauch des Tabaks eher zuträglich als schädlich zu sein scheint und 4) daß der Tabaksrauch für die Hygiene des Mundes als ein prophylaktisches Mittel gegen die durch Mikroben verursachten Affektionen angesehen werden darf.
- Bestimmung des Gewichts des Schweines durch Messung. Die Bestimmung des Gewichts von Vieh durch Messungen ist eine bekannte Sache und sehr mannigfaltige Methoden sind dazu erfunden worden. Speziell für derartige Gewichtsfeststellung beim Schweine wird in der "Urgeskrist for Landmaend" vom 3. November nach der "Milchzeitung" folgendes Verfahren empfohlen: Mit einer starken Schnur mißt man die Länge des Schweines in Zoll von dem Wirbel des Kopfes zwischen den Ohren des Schweines bis zum Ende des Rückens, wo der Schwanz anfängt. Darauf mißt man den Umfang des Schweines gerade hinter den Vorderbeinen, lotgerecht vom Rücken nach unten, gleichfalls in Zoll, und beide Zahlen werden nun miteinander multiplizirt. Die dadurch ergebende Summe dividirt man durch 11, wenn das Schwein sehr fett ist; durch 12, wenn das Schwein einigermaßen fett ist; und durch 13, wenn das Thier vielleicht nur halb gemästet ist. Die durch diese Berechnung gefundene Zahl ergiebt das eigentliche Schlachtgewicht in Pfunden. Ist z. B. die Länge von Kopf bis Schwanz 50 Zoll der Umfang hinter den Vorderfüßen 49 Zoll, so entsteht durch Multiplikation von diesen Zahlen ein Produkt von 2450. Ist das Schwein nun sehr fett, wird durch 11 dividirt und es ergiebt dann ein Schlachtgewicht von 223 Pfund.
- Die wegen der Preisverteilung auf der Ausstellung in Chicago entstandenen Streitigkeiten haben am Sonnabend eine unerwartete Wendung genommen. Die Kommissare derjenigen Länder, welche wegen der beabsichtigten Art der Prämierung die Ausstellungsgegenstände ihrer Staaten von der Preisbewerbung zurückgezogen haben, haben beschlossen, daß die Länder unter sich konkurrieren, eine eigene von der amerikanischen Abteilung unabhängige Jury ernennen und eigene Diplome austeilen sollen. Es ist dies der einzig richtige Weg die Anmaßung der Amerikaner, das Preisrichteramt allein auszuüben, zurückzuweisen und der Preisverteilung die einem internationalen Wettbewerb entsprechende Bedeutung zu sichern.


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