No. 41
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Mai
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1893 Nr. 41 Seite 1]

              Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg I (östlich) findet in diesem Jahre in nachstehender Weise statt:

1. für den Impfdistrict Schönberg

im Boyeschen Gasthause hierselbst:

a. Impfung der im Jahre 1892 in Schönberg, Sabow, Rabensdorf (Hof und Dorf) Kl. und Gr. Bünsdorf geborenen Kinder

am Mittwoch, den 14. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 21. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

b. Wiederimpfung der Zöglinge aus der Knaben= und Mädchenschule zu Schönberg, sowie der Kinder aus der Schule zu Sabow

am Freitag, den 16. Juni d. J.,
Nachmittags 1 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 23. Juni d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr.

2. für den Impfdistrict Gr. Siemz

bestehend aus den Ortschaften:

Gr. Siemz, Kl. Siemz, Lindow, Törpt und Falkenhagen
im Schulhause zu Gr. Siemz
a. Impfung der im Jahre 1892 geborenen Kinder,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Gr. Siemz, Falkenhagen und Lindow

am Mittwoch, den 14. Juni d. Js.,
Nachmittags 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 21. Juni d. Js.,
Nachmittags 3 Uhr.

3. für den Impfdistrict Carlow

bestehend aus den Ortschaften:

Carlow, Cronscamp, Klocksdorf, Kuhlrade, Neschow, Maurinmühle, Ollndorf, Pogez, Raddingsdorf, Samkow und Stove (Hof und Dorf)
im Krellenbergschen Gasthofe zu Carlow
a. Impfung der im Jahre 1892 geborenen Kinder,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Carlow, Cronscamp, Kuhlrade, Klocksdorf und Neschow

am Donnerstag, den 15. Juni d. J.,
Nachmittag 2 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Donnerstage den 22. Juni d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

4. für den Impfdistrict Demern

bestehend aus den Ortschaften:

Demern (Hof und Dorf), Gr. und Kl. Rünz, Röggelin und Schaddingsdorf
im Schulhause zu Demern

[ => Original lesen: 1893 Nr. 41 Seite 2]

a. Impfung der im Jahre 1892 geborenen Kinder,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Demern und Gr. Rünz

am Donnerstag, den 15. Juni d. J.,
Nachmittags 5 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 22. Juni d. Js.,
Nachmittags 5 Uhr.

5. für den Impfdistrict Menzendorf

bestehend aus den Ortschaften:

Menzendorf (Hof und Dorf), Blüssen, Grieben, Lübseerhagen, Papenhusen, Retelsdorf, Rodenberg, Rottensdorf und Rüschenbeck
im Schulhause zu Lübseerhagen
a. Impfung der im Jahre 1892 geborenen Kinder,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Grieben und Lübseerhagen

am Sonnabend, den 17. Juni d. Js.,
Nachmittags 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Sonnabend, den 24. Juni d. Js.,
Nachmittags 3 Uhr,

              Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obengedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern, und Vormünder Sorge zu tragen.
              Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen ablieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
              Diejenigen Betheiligten, welche von der Impfung durch den Impfarzt keinen Gebrauch machen wollen, werden hierdurch aufgefordert, dem bestellten Impfarzt bis zum Jahresschluß den Nachweis der geschehenen Genügung der Impfung zur Vermerkung in der Impfliste zu geben.
                  Schönberg, den 20. Mai 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
I. V. H. Spieckermann.


Anzeigen.

Der Wehrpflichtige Joachim Heinrich Harms, geboren am 27. Oktober 1869 zu Hof Zarnewenz zuletzt in Selmsdorf, jetzt unbekannten Aufenthalts, wird beschuldigt,

- als Wehrpflichtiger in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebiets aufgehalten zu haben, - Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 No 1 des Str.=G.=B.
Derselbe wird auf

Dienstag den 13. Juni 1893,
Vormittags 9 Uhr

vor die Strafkammer bei dem Großherzoglichen Amtsgerichte zu Schönberg i/.Meckl. zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Herrn Civilvorsitzenden der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg zu Schönberg über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Neustrelitz, den 7. Februar 1893.

Der Erste Staatsanwalt.
                                                    Beglaubigt:
                                                    Blanck,
                                                    Diätar.


Antragsmäßig soll über die zu Rieps sub Nr. 2 belegene Büdnerstelle c. p. des Arbeitsmanns Wilhelm Oldenburg daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 5. Juni d. J.
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. März 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Die diesjährig Impfung in hiesiger Stadt wird im Gastwirth Boye'schen Lokale hieselbst und zwar an den nachfolgenden Terminen vorgenommen werden:

a. Impfung der im Jahre 1892 zu Schönberg geborenen Kinder

am Mittwoch, den 14. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr

und Revision der Schutzblattern,

am Mittwoch, den 21. Juni d. Js.
Vormittags 10 Uhr

b. Wiederimpfung der Zöglinge aus der Knaben= und Mädchenschule in Schönberg

am Freitag, den 16. Juni d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 23. Juni d. Js.
Nachmittags 1 Uhr.

Der bevorstehende Impftag wird hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß an demselben nicht nur alle im Jahre 1892 geborenen Kinder, sondern auch alle früher geborenen Kinder, welche bisher nicht, oder ohne Erfolg geimpft wurden, dem Impfarzte zuzuführen sind, während die im Laufe dieses Jahres geborenen Kinder gesetzlich erst im künftigen Jahre impfpflichtig sind.
Schönberg, den 29. Mai 1893.

Der Magistrat.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 41 Seite 3]

Alles Fahren, Viehtreiben und Gehen über meine Wiese von und nach der Mummendorfer Brücke ist verboten.

                                                    Heinrich Kock,
                                                    Rüschenbeck.


        Habe noch zum Michaelis d. Js.,

1 Parterre Wohnung

mit 3 durchgehenden Zimmern mit nöthigem Zubehör zu vermiethen.

Max C. Sass.


Suche zum Herbst für Wietingsbeck einen
Tagelöhner
in Wohnung.                                                    
Mechow, im Mai 1893.                          
                                                    Stamer.


        Ein konfirmirtes

Mädchen

oder eine Frau wird für einige Stunden des Tages zur Aufwartung gesucht.
        Näheres in der Expedition.


Für den ausgeschiedenen Hauswirth Kols in Grieben ist der Hr. Kock in Rüschenbeck wieder zum Aeltermann und Taxator unserer Gesellschaft erwählt und am 19. d. Mts., von Großherzoglicher Landvogtei in dieser Eigenschaft beeidigt worden.
Wir bringen solches hiermit zur Kenntniß unserer Interessenten.
Schönberg, den 24. Mai 1893.

Direktion der Hagelversicherungs=Gesellschaft.
J. Köger.                                                     Wilh. Heincke.


Grosse Gewinnchance!
Zu der am 28. u. 29. Juni neu beginnenden
Grossen
Hamburger Geldverloosung
empfehlen für 1. Ziehung
1/1 Loose à 6 M., 1/2 à 3 M., 1/4 à 1,50 M.

An Hauptgewinnen kommen folgende zur Entscheidung.
In 1. Kl. 50,000 M., in 2. 55,000 M., in 3. 60,000 M., in 4 65,000 M. in 5. 70,000 M., in 6. 75,000 M. in 7. K1. ev. 500,000, spec. 300,000, 200,000, 100,000 75,000, 50,000, 40,000,5 à 20,000, 20 à 10,000 M. etc. Es bietet sich also die allergroßartigste Gewinngelegenheit, so daß jedermann sein Glück versuchen sollte. Aufträge, welche unter Nachnahme nach allen Orten prompt ausführen, erbitten recht bald

Mindus & Marienthal
Hamburg.


Ein einmaliger Versuch wird dauernde Kundschaft sichern.

Schleuder-Rapsblüten Honig.
Ganz vorzüglich guter Qualität zu den billigsten Preisen empfiehlt
                          H. Kähler,
                          Glasermeister.
                          Schlauentrift 17 a.

Garantie reinen Bienenhonig.


Frischen
Schleuderhonig
à Pfund 75 Mark (Lübeck). 10 Pfund 70 Mark (Lübeck). verkauft.                                                    
                                                    D. Hempel.


Guten Rapshonig
à Pfund 0,65 M., bei Abnahme von 10 Pfund 0,60 M.
verkauft                                                    
                                                    H. Piper.
Schönberg, Marienstraße Nr. 59.


Feinsten
Schleuder-Honig
hat abzugeben.                                                    
Neschow.                                                     Hardrath, Lehrer.


Schleuderhonig
à 75 PF. von 10 Pfund à 70 Pf. verkauft.
                                                    J. Wegner.


Stets vorräthig:
Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedenen Sorten, Nabelbinden für Kinder, Geradehalter leicht zu tragen und sehr zweckmäßig, für junge Mädchen wohl zu beachten, Suspensor oder Tragbeutel, Gumm=Luftkissen für Kranke, Clysopomp und doppelte Clystirspritzen zum Selbstclystiren, Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, Irrigator und Mutter=Rohre, Mutter=Kränze, Gummileine, zum Schutz des Durchnässen für Betten in Wiegen, Milchpumpen, Brusthütchen, Brust=Gläser, electromotorische Zahnhalsbänder, Kindern das Zahnen leicht und schmerzlos zu befördern, sehr empfehlenswerth, Zahnkitt für hohle Zähne, Zahnringe, starke Schlauchgarnitur mit Bürste und Flasche, sowie giftfreie Gummisauger ohne Naht sind stets zu haben in Schönberg bei
                                                    Heinrich Böckmann,
                                                    Bandagist.


Sämmtliche natürliche Mineralwässer und Quellenprodukte, sowie

Harzer Sauerbrunnen
liefert ohne Frachtaufschlag zu Lübecker Preisen
                                                    Die Apotheke zu Schönberg.


Selleriepflanzen, Porree, Steckrüben aller Art, Kohlpflanzen, sowie Levkojen, Astern, Verbenen in Farben sortirt und verschiedene Blumenpflanzen, Pelargonien und Fuchsien empfiehlt

                                                    Paul Präve, Kunst= u. Handelsgärtner.


Zu Hof Selmsdorf sind 10 noch gut erhaltene
Schwingpflüge
billig zu verkaufen.                                                    


Beste böhmische Braunkohlen

für den Winterbedarf empfehle ich ab Bahnhof zu den billigsten Preisen.

                                                    Aug. Spehr.


Alte Dachpfannen
hat abzugeben                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Dritte Freiburger
Geld-Lotterie
Ziehung am 8. und 9. Juni 1893.
3234 Gewinne = Mark 215,000
ohne Abzug zahlbar.
1ter Hauptgew. 50,000 Mk.

Mit Deutschem Reichsstempel versehenen Original-Loose á 3 Mark, Porto und Gewinnliste 30 Pfg., empfiehlt und versendet auf Wunsch auch unter Nachnahme

Carl Heintze,
General-Debit
Berlin W., Unter den Linden 3.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 41 Seite 4]

Der Candidat des Bundes der Landwirthe ist für die bevorstehende Reichstagswahl der

Domainenpächter Rudolf Nauck
zu Gr. Schönfeld.
Der Vorsitzende des Bundes der Landwirthe für Mecklenburg=Strelitz:
Dr. von Oertzen-Rossow.
Neubrandenburg, den 17. Mai 1893.                          


Sarg-Magazin
Sarg
von Aug. Arndt, Tischlermeister.
Empfehle bei vorkommenden Fällen
Metall-Särge,

in feinster Ausstattung sowie Särge von eichen und tannen Holz mit und ohne Zinkeinsatz in allen Größen.

NB. Die innere Construction meiner sämmtlichen Metall=Särge sind aus T Eisen, die dem schwersten Erddruck erfolgreich Widerstand leisten.

Amtliches Attest zur gefälligen Ansicht.
                                                    D. O.


Jedermann                                                    
                          kann monatlich
200-300 Mark
durch die Uebernahme einer guten Vertretung auf solidem Wege verdienen -Offerten sub: "Vertretung" an die Annoncen-Exped. von G. L. Daube & Co. Frankfurt a. M.


Bekanntmachung.
Ich bin beauftragt, bekannt zu machen, daß der
Reichstags=Abgeordnete
Gutspächter Wilbrandt
in Pisede
am Sonnabend den 3. Juni ds. Js.
Abends 7 1/2 Uhr
im Saale des Herrn Gastwirth Boye in Schönberg
in einer
liberalen Wählerversammlung

einen Vortrag halten und über die Reichstagsverhandlung Bericht abstatten wird.
Gr. Siemz, den 24. Mai 1893.

                                                    A. Bohnhoff, Hauswirth.


Statt besonderer Meldung.

Heute Morgen 10 1/2 Uhr wurde meine Frau Marie geb. Rotermann von einer gesunden kräftigen Tochter leicht und glücklich entbunden.
Schönberg, den 29. Mai 1893.

                                                    F. Richter.


Für die uns so reich bewiesene Theilnahme bei der Beerdigung unseres lieben Entschlafenen sagen wir Allen unseren herzlichsten Dank.
Schönberg, den 29. Mai 1893.

                                                   Marie Sievers geb. Bohnhoff,
                                      P. Bohnhoff.                


Heute morgen entschlief sanft nach kurzen Leiden unser Vater, Schwiegervater und Großvater der Lehrer a. D.

H. Grevsmühl

in seinem 71. Lebensjahr.

Tief betrauert von seinen                                                    
                                                    Hinterbliebenen.

Die Beerdigung findet am
Donnerstag, den 1. Juni 1893, Nachmittags 3 Uhr,
vom Trauerhause aus statt.


Für die uns bewiesene Theilnahme an unserm schmerzlichen Verluste danken herzlichst und ergebenst

G. Grapow und Caroline Krämer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 55-57 M., große Schweine 52-54 M., Sauen 40-45 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 41 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 41 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 30. Mai 1893.


Professor Robert Koch über die Cholera.

Professor Robert Koch veröffentlicht soeben in der "Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten" eine Abhandlung über die Cholera unter dem Titel: "Ueber den augenblicklichen Stand der bakteriologischen Choleradiagnose."
Koch spricht in seiner Abhandlung zunächst im Allgemeinen über die Diagnose der asiatischen Cholera, über ihre Schwierigkeiten und über ihren Werth und beschreibt dann genau das Verfahren, welches augenblicklich im Institut für Infektionskrankheiten zur Erkennung der Cholerabacillen angewendet wird. Die Möglichkeit, die Cholera bakteriologisch zu diagnostizieren, beruht auf dem steten Vorkommen eines bestimmten, wohlcharakterisirten Bakteriums, des sogenannten Kommabacillus, in den Entleerungen jedes an echter Cholera Erkrankten. Obwohl das ständige und ausschließliche Vorkommen dieses Bacillus bei asiatischer Cholera von verschiedenen Seiten zunächst bestritten wurde, so haben die Erfahrungen bei Epidemien in allen Theilen der Welt in den letzten Jahren die Richtigkeit der Kochschen Ansicht bewiesen.
In jedem Falle also, wo man die Cholerabakterien findet, muß asiatische Cholera vorhanden sein, und deswegen ist in zweifelhaften Fällen ihr Nachweis von der größten Bedeutung. Denn ein einzeln auftretender Fall von Cholera ist nach seinen klinischen Symptomen nicht ohne Weiteres zu erkennen. Aehnliche Symptome kommen auch der Cholera nostras, der Kindercholera und gewissen Vergiftungen zu. Nun sind aber gerade die einzelnen Fälle, wie sie am Anfang und Ende einer Epidemie auftreten, von der größten Wichtigkeit, damit sie so schnell wie möglich für die Umgebung unschädlich gemacht werden können. Beginn und Ende der Epidemie in einem Orte aber bilden das eigentliche Feld der bakteriologischen Diagnose. "Beginn und Ende der Lokalepidemie" ließen sich früher fast nie mit der nöthigen Sicherheit erkennen. Sie waren gewissermaßen verschleiert, so daß man wohl die groben Linien der eigentlichen Epidemie verfolgen konnte, aber nach dem Anfange und Ende zu in der Reget den Faden verlor. Daher kam es denn auch, daß man mit den Maßregeln bei Beginn des Seuchenausbruches zu spät kam und beim Nachlassen derselben die Hände viel zu früh in den Schooß legte. Jetzt ist dies wesentlich anders geworden. In dem vielverschlungenen Netze, welches die Cholera in ihren Wegen und bei ihrer Ausbreitung bildet, bleiben uns nur noch vereinzelte Fäden verborgen. Alles Uebrige liegt bis zu den kleinsten Ausläufern hier klar und deutlich vor unseren Blicken. Jetzt erst sind wir im Stande, der Seuche auf Schritt und Tritt entgegenzutreten und sie gerade dann zu bekämpfen, wenn sie gering und schwach ist, also in dem Zeitpunkte, in welchem die Aussicht auf Erfolg am größten ist; und von welchem bedeutenden Nutzen diese Art der Choleraprophylaxis ist, welche sich gegen die einzelnen Fälle richtet, hat der bisherige Verlauf der Epidemie in Deutschland in unzweifelhafter Weise erkennen lassen."
Und den Werth der bakteriologischen Diagnose vollständig ausnutzen zu können, fordert Koch nun, daß sie schnell und sicher auszuführen ist. Schnell, weil die Verzögerung der vorbeugenden Maßregeln auch nur um einen Tag oft das schwerste Unheil herbeiführen kann; sicher, damit auch jene leichten Fälle erkannt werden können, welche kaum merkbare Andeutungen von Krankheitssymptomen zeigen und nur durch das Vorhandensein der spezifischen Bacillen als Cholera erkannt werden.
Aber selbst für einen geübten Bakteriologen dauert es immerhin gewöhnlich zwei Tage, bis die Diagnose mit absoluter Sicherheit fixirt ist. Von größtem Werthe mußte es daher sein, diese Zeit zu verkürzen, und die Bestrebungen der Bakteriologen in dieser Richtung sind nicht ohne Erfolg geblieben und haben zu einer wesentlichen Verbesserung der Methode geführt.
Ueber die Erfindung der Verbesserungen äußert sich Koch in seiner bescheidenen Weise: "Es haben viele daran geholfen, der Eine hat ein Schärflein, der Andere einen größeren Theil dazu beigetragen," obwohl zweifellos ihm das bei weitem größte Verdienst um den Ausbau der Methode zuzuschreiben ist. Koch schildert nun das Verfahren, wie es im Institut für Infektionskrankheiten zur Diagnose der Cholera augenblicklich angewendet wird. Schon aus der mikroskopischen Untersuchung des Darminhaltes Cholerkranker kann in vielen Fällen innerhalb weniger Minuten die Diagnose auf Cholera gestellt werden. Das ist etwa in der Hälfte aller Fälle zutreffend. Allerdings gehört zu dieser Art die Diagnose zu stellen, eine große Uebung und Erfahrung. In den anderen Fällen, in denen die mikroskopische Untersuchung nicht ausreicht, muß man sofort wieder zum Kulturverfahren übergehen. Dieses nun ist in genialer Weise fast vollständig umgestaltet. Der Kern des neuen Kulturverfahrens beruht darin, daß man etwas von dem verdächtigen Material in eine Peptonlösung bringt und diese bei 37 Gr. C. hält. Sind dann auch nur sehr wenige Cholerabacillen vorhanden, so vermehren sie sich innerhalb 6 bis 12 Stunden ungemein rasch. Dabei steigen sie, lebhaft beweglich wie sie sind, in Folge ihres großen Sauerstoffbedürfnisses an die Oberfläche der Flüssigkeit und sammeln sich hier, an, so daß sich unter Umständen ein deutlich sichtbares feines Häutchen bildet. Untersucht man nach 6-12 Stunden ein Tröpfchen von der Oberfläche mikroskopisch, so findet man, wenn auch nur wenige Kommabacillen vorhanden waren, diese darin in ungeheuren Mengen. Man kann dann aus dieser Untersuchung oft schon mit Sicherheit die Diagnose auf Cholera stellen, also nach 6-12 Stunden. Um ganz sicher zu gehen, entnimmt man von der Oberfläche der Flüssigkeit, welche gekrümmte Bakterien enthält, ein Tröpfchen und fertigt davon in der angegebenen Weise Gelatineplatten oder noch besser Platten von Agar=Agar. Hält man diese bei genau 22 Gr. C. oder die Agarplatten bei 37 Gr., so sind bei weiteren 10-15 Stunden die Cholerabacillen, wenn sie vorhanden sind, zu charakteristischen Kolonien ausgewachsen, so daß selbst im schwierigsten Falle innerhalb 21 bis 27 Stunden die Diagnose gesichert ist.
Zum Schluß weist Koch darauf hin, daß durch zweckmäßige Variirung dieses Verfahrens auch ganz vereinzelt Cholerabakterien, z.B. im Trinkwasser oder im Flußwasser, nachzuweisen sind. Nach den älteren Methoden war das nur durch besonderen Glückszufall möglich, weil das Wasser zu viel andere Bakterien enthält, welche die etwa vorhandenen wenigen Cholerabacillen zu rasch überwuchern. Es ist nun Koch hauptsächlich gelungen, die Cholerabacillen mit Hilfe des neuen Verfahrens während der Winter=Epidemie in Hamburg, Altona und Nietleben, im Elbwasser, in einem Brunnen in Altona, auf den Rieselfeldern von Nietleben, im Saalewasser und in der Wasserleitung der Anstalt Nietleben nachzuweisen. Zur Kontrolle wurde auch Wasser von nicht verdächtigen Orten untersucht, aber niemals gelang es, darin Cholerabacillen zu finden. Nur Gewässer, welche zu Choleraerkrankungen in Beziehung standen, ergaben ein positives Resultat, und nach dem Aufhören der Epidemie waren auch die Cholerabakterien aus den Wässern geschwunden. Wenn auch die ursächliche Rolle des Trinkwassers für die Entstehung der Cholera durch den ganzen Verlauf der Epidemie in Hamburg=Altona und in Nietleben zur Evidenz bewiesen war, so ist der direkte Nachweis der Bacillen doch einer der größten Triumphe der Kochschen Methodik und geeignet, auch bei Jenen, welche bis dahin zweifelten, den Ansichten des großen Forschers

[ => Original lesen: 1893 Nr. 41 Seite 6]

über die Entstehung der Cholera Eingang zu verschaffen. Die Prinzipien aber, welche er nunmehr für die Diagnose der Cholera aufgestellt hat, geben ein größeres Gefühl der Sicherheit und werden es hoffentlich verhüten, daß es irgendwo in Deutschland zum Ausbruche einer größeren Epidemie kommt, wenn auch die Cholera in diesem Jahre wieder bei uns eingeschleppt werden sollte.


Der endlich erschienene Wahlaufruf des Zentrums ist von ungeheuerer Länge und ebenso ungeheuerem Wortreichthum. Gerade aber darin erblickt man vielfach den Beweis innerer Verlegenheiten. An der bisherigen Opposition gegen die Militairvorlage hält das Zentrum fest und weist jeden aus der Partei, der anders denkt. Gleichzeitig aber bringt der Aufruf eine entschiedene Absage der Zentrumspartei an den "Liberalismus", sodaß es nun wohl auch Herrn Eugen Richter nicht mehr einfallen kann, sich bei Stichwahlen mit dem Zentrum in Kompromisse einzulassen.
Der im Zentrum erfolgte offene Bruch ist jetzt unfraglich die wichtigste Erscheinung auf innerpolitischem Gebiet. Der westfälische "Bauernkönig", Herr v. Schorlemer=Alst, ist es, der seinen bisherigen Parteigenossen den Fehdehandschuh hingeworfen hat und damit ist die alte Zentrumspartei in ihrer bisherigen Verfassung und Art nicht zusammenzuhalten, denn ganz entschieden wird das Beispiel des Herrn v. Schorlemer Nachahmung finden, Herr Dr. Lieber, der Demokraten=Führer, mag dagegen sagen und thun, was er will. Herr v. Schorlemer hat mit seinen westfälischen Gesinnungsgenossen einen besonderen Wahlaufruf erlassen und dieser besagt:
1. Festhalten in allen religiös=politischen und sozialen Fragen an dem altbewährten Programm des Zentrums. 2. Eintreten für den Schutz der produktiven Stände, des Bauernstandes, Handwerkerstandes und der kleinen Gewerbe, durch Ablehnung jeder Zollermäßigung unserer Produkte, Eintreten für Sperrung unserer Grenzen gegen Einfuhr von Vieh ans verseuchten Ländern, für Beschränkung des Börsenspiels mit den wichtigsten Nahrungsmitteln, für internationale Regelung der Währungsfrage, für Einführung des Befähigungsnachweises und obligatorischer Handwerkerinnungen, Beschränkung des Hausierhandels, Einschränkung der Militärhandwerkerstellen und der Zuchthausarbeit. 3. Eintreten für Verminderung der drückenden Militärlasten durch Einführung 2jähriger Dienstzeit, Schonung der älteren Landwehrmänner im Kriegsfall, Heranziehung der Wohlhabenden, vom aktiven Dienst Befreiten, zu einer entsprechenden Wehrsteuer. 4. Sicherstellung des Friedens durch die Erhaltung einer für die Verteidigung unserer Grenzen und den Schutz unseres Vaterlandes hinreichend starken Armee. Deshalb erwarten wir von unseren Abgeordneten, daß sie als freie Männer, entsprechend den alten bewährten Grundlagen der Zentrumspartei, sich nicht vor der Wahl binden und binden lassen, sondern sich die freie Entscheidung darüber vorbehalten, was sie im Interesse des wahren Wohles des Vaterlandes für gut und zutreffend erachten.
Der Aufruf ist von 150 westfälischen Landwirten unterschrieben und von diesen werden nun voraussichtlich mehrere als Kandidaten aufgestellt werden, die bisher ausschließlich im Besitz der Zentrumspartei gewesen sind.
Die für Juni angesetzten Uebungen der Reserve und der Landwehr sind bis Anfang Juli verschoben worden. Dieselben finden mithin erst nach den Reichstagswahlen statt.


- Am 26. Mai Vormittags 11 Uhr ereignete sich auf dem Bahnhofe in Eutin ein erschütternder Unglücksfall. Frau Geheimrath Lentz beabsichtigte mit dem 11,15 fahrenden Zuge zu verreisen, und eilte möglichst rasch zur Bahn und auf den Bahnsteig. Dort wird sie von der Maschine des einfahrenden Lübecker Zuges vermuthlich an den wehenden Kleidern, welche die alte liebenswürdige Dame beim Aufnehmen etwas weit abzuhalten die Gewohnheit hatte, erfaßt, niedergeworfen und unter die Räder gezogen worden sein. Die vollständig verstümmelte Leiche wurde zwischen Lokomotive und Packwagen unter den Rädern des rasch zum Stehen gebrachten Zuges hervorgezogen. Dort hat dieses Unglück in allen Kreisen unserer Bevölkerung das regste Bedauern hervorgerufen.
- Der Kaiser hat an die Direktion des "Vulkan" in Stettin nachfolgendes Telegramm gerichtet: "Nachdem mir gemeldet ist, daß die Probefahrten meiner Yacht "Hohenzollern" abgeschlossen sind, und das Schiff bei in jeder Hinsicht tadellos arbeitenden Maschinen die bisher fast unerreichte Höhe von 22 Meilen gelaufen habe, nehme ich keinen Anstand, dem "Vulkan" meine Anerkennung und meinen königlichen Dank für diese hervorragende Leistung auszusprechen. Meine Marine sowohl wie ich persönlich sind dadurch in den Besitz des augenblicklich schnellsten Schiffes in Europa gekommen. Ein neuer Triumph der altbewährten Leistungen des "Vulkan" und überhaupt des deutschen Schiffbauwesens. Wilhelm I. R.
- In der Londoner Royal Yacht Society verlautet, Kaiser Wilhelm werde auch in diesem Jahre dem Wettsegeln in Cowes beiwohnen und an dem darauf folgenden Diner der Klubmitglieder mit den Prinzen von Wales, York und Connaught teilnehmen. - Die Königin von England beabsichtigt, den König und die Königin von Württemberg zur Hochzeitsfeier des Herzogs von York einzuladen; die Königin wird bei dieser Gelegenheit dem König von Württemberg den Hosenband=Orden verleihen und eigenhändig die Investitur vornehmen.
- Der vom Kaiser gelegentlich seines Besuches in Rom zu den Frühjahrsparaden eingeladene Prinz Viktor von Italien, Graf von Turin, wird in dieser Woche in Berlin eintreffen und im Neuen Palais bei den Majestäten Wohnung nehmen. Der Graf von Turin, geboren am 24. November 1870, ist der zweite Sohn des am 18. Januar 1890 verstorbenen Prinzen Amadeus, der Bruder des Königs Humbert, und der gleichfalls verstorbenen Prinzessin Maria.
- Dieser Tage ist mittels Schnellzuges eine Sendung von 700 lebenden Wachteln als Geschenk des Königs von Italien an den deutschen Kaiser nach Berlin geschickt worden.
- Sein 50jähriges Militair=Dienstjubiläum beging am Mittwoch der General der Kavallerie v. Rauch in Berlin, Generaladjutant weiland Kaiser Wilhelms I. und Präses der Genral=Ordenskommission.
- Die vielerörterte Frage, ob in diesem Jahre das Erscheinen der Cholera in Deutschland zu erwarten sei, ist von autoritativ ärztlicher Seite jüngst in folgender Weise beantwortet worden. Von Seiten des Organisationskomitees für den im September d. J. in Rom stattfindenden internationalen medizinischen Congreß ist vor einige Tagen die Anfrage nach Berlin gerichtet worden, ob der gegenwärtige Gesundheitszustand in Deutschland ein derartiger sei, daß eine Choleraepidemie in diesem Sommer zu befürchten und demgemäß eine Verschiebung des Congresses auf das nächste Jahr zu empfehlen sei. Es hat unter dem Vorsitz Virchows deshalb eine Sitzung des Deutschen Reichskomitees zur Vorbereitung des Congresses stattgefunden, in welcher diese Frage einstimmig verneint wurde, da Deutschland im Augenblick vollkommen cholerafrei ist und Anhaltspunkte für das epidemische Auftreten der Seuche nicht bestehen. Selbstverständlich wird damit die Möglichkeit des Auftauchens sporadischer Fälle oder auch lokal begrenzter Herde nicht in Abrede gestellt.
- In Hamburg wurde ein Knecht der Abdeckerei und zwei Schlachter verhaftet. Die Betreffenden sind dringend verdächtig, Fleisch von der Abdeckerei in größeren Mengen entwendet und zur Wurstfabrikation verwerthet zu haben. Weitere Verhaftungen in dieser Angelegenheit dürften noch bevorstehen, da die Untersuchung sich noch auf andere verdächtige Personen erstreckt.
- Der Abschluß der Post= und Telegraphenverwaltung des Reichs weist für April 1893 gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres eine erhebliche Zunahme des Verkehrs nach. Der reine Ueberschuß hat betragen 1893: 3 665 678 Mark, April 1892: 2 365 771 Mk., mithin April 1893 mehr 1 299 907 Mk.
- Der deutsche Juristentag wird vom 7.-9. Sept. d. J. in Augsburg tagen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 41 Seite 7]

- Wegen Majestätsbeleidigung hatte sich dieser Tage vor der Strafkammer in Aachen der zu Broich bei Linden wohnende katholische Pfarrer B. zu verantworten. In Folge einer anonymen Anzeige war er in dortiger Gegend beschuldigt worden, vor etwa 3 1/2 Jahren zu Broich in einem engeren Bekanntenkreis die Reisen des Kaisers kritisirt und sich hierbei einer unpassenden, auf den Monarchen beziehenden Aeußerung bedient zu haben. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt und endete mit der Verurtheilung des Angeklagten zu zwei Monaten und zwei Wochen Festungshaft.
- Die Münchener "Fliegenden Blätter" werden vom Juni ab auch in einer dänischen Ausgabe erschienen.
- Frau Cosima Wagner will nicht mehr erlauben, daß nach der "Walküre" auch die "Meistersinger" und "Tristan und Isolde" in der Pariser Oper aufgeführt werden, wie es schon verabredet war. Wenn Paris durchaus Wagner hören will, so möge es jetzt endlich die begangene Unbill gutmachen und dem "Tannhäuser" die Anerkennung zollen, die es ihm vor etlichen dreißig Jahren so schmählich versagte - so soll das Ultimatum der Witwe des Meisters aus Paris lauten. Bei der Vorstellung der "Walküre" am Montag hatte übrigens die Pariser Oper eine Einnahme von 22 695 Franks, die höchste Einnahme seit dem Bestehen des Theaters.
- Der Schweizer Ständerath hat beschlossen, wegen der landwirthschaftlichen Nothlage, den Bau des neuen Parlamentsgebäudes, das 6 600 000 Frcs. kosten soll, erst in der Dezembersession zu behandeln.
- In Piermont in Italien regnet es ununterbrochen seit 3 Tagen. Die Nebenflüsse des Po sind ausgetreten, die Eisenbahnen in der Provinz Cuneo sind an mehreren Stellen durch Bergstürze unterbrochen, Brücken und Dämme sind fortgerissen, viele Dörfer sind unter Wasser gesetzt. Der Po steigt schnell.
- Im Lesesaal des Kasinos zu Montecarlo tötete sich, wie aus Rom gemeldet wird, eine russische Dame namens Kasiliew durch Gift, nachdem sie 40 000 Rubel an der Spielbank verloren hatte.
- In der Schule des Nonnenklosters zu Tapolcza in Ungarn soll die Oberin die kleinen Mädchen schrecklichen Torturen unterworfen haben. Das achtjährig Mädchen eines Einwohners von Tapolcza, Marie Szabo, welches die Schule besuchte, hatte sich mit einer Freundin gezankt und ihr zugerufen: "Der Teufel soll dich holen!" Darauf habe die Oberin erklärt, daß man die Zunge, die solches gesagt habe, verbrennen müsse. Die Oberin führte die Kleine in die Küche, machte ein Eisen glühend und wollte ihr dieses in den Mund stecken. Das Kind wehrte sich, erlitt jedoch Brandwunden an den Händen und im Gesicht. Der Vater des Kindes erstattete die Anzeige, und vor Gericht soll die bestialische Oberin gestanden haben, daß sie wiederholt derartige Maßregeln zur Erziehung der Kinder in Anwendung gebracht habe.
- Wie aus Wien gemeldet wird, werden bereits zu Güns umfassende Vorbereitungen zu den im September stattfindenden Manövern getroffen; für den deutschen Kaiser wurde in einem Privathause eine Wohnung gemietet, König Albert von Sachsen wird ein nahegelegenes Schloß bewohnen.
- Wie man aus Madrid schreibt, sind anläßlich des 7. Geburtstages des Königs Alfons XIII. mehr als tausend Glückwunschdepeschen an die Königin=Regentin eingelaufen. Auch die europäischen Höfe sowie der Papst stellten sich mit telegraphischen Glückwünschen ein.
- Die Gefängnißluft scheint auf die Gesundheit der im Panamaprozeß verurtheilten Männer sehr nachtheilig zu wirken. Blondin befindet sich schon seit einiger Zeit im Krankenhaus von Saint Louis in Paris und jetzt ist auch Ch. de Lesseps dorthin gebracht worden.
-Die "pol. Korr." meldet aus Odessa: Der Zar verfügte die Verstärkung der Flotte im schwarzen Meer um weitere zwei Panzerschiffe.
- Am Freitag wurde in St. Petersburg das Gesetz amtlich veröffentlicht, wonach die körperliche Strafe von Frauen, die zur Deportation verurteilt sind, abgeschafft wird.
- Der Kaiser von Rußland hat dem Papste zwei große Vasen mit Jaspis=Piedestal gesandt. Die Vasen haben eine Höhe von 2 1/2 Meter.
- Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland haben am Mittwoch unter Glockengeläute und stürmischem Jubel der Bevölkerung ihren Einzug in Moskau gehalten. Zum Empfang waren sämtliche Mitglieder des kaiserlichen Hauses anwesend, soweit dieselben nicht ins Ausland abgereist sind. Freitag fand die Legung des Grundsteins zu dem Denkmal für Kaiser Alexander II. statt.
- Es ist ein recht schweres Unglück, welches vorgestern Nacht das Wärthal im nördlichen Norwegen betroffen hat. Ein Erdfall hat in wenigen Augenblicken auf einer Strecke von 6 Kilometern 14 Bauerngüter begraben. Das Thal an sich war seiner Schönheit wegen berühmt und dazu nach unseren Verhältnissen fruchtbar und gut bebaut. Die ganze Gegend gehört überdies zum historischen Norwegen, sie umfaßt das berühmte Schlachtfeld, auf dem König Olaf der Heilige in der Katholikenzeit der Nationalhetzen fiel. Drontheim ist auch nur wenige Meilen vom Wärthale entfernt. Nun ist das Thal ein Thonbrei. Der Erdboden war nur Thon, und der Fluß, der ihn unterspült und losgerissen hat, ist reißend. Die abgelöste Masse ist, wie geschmolzenes Blei mit rasender Geschwindigkeit durch das Thal gefahren. Der Fluß selbst ist völlig aus seiner Lage gewichen, so daß z. B. eine 250 Meter lange Brücke vielleicht nur noch über trockenes Land führen wird. Große Anstrengungen werden gemacht, um dem Fluß einen guten neuen Lauf zu geben, denn über kurz oder lang bricht er sonst durch den ungeheuren Thondeich und vernichtet das Thai weiterhin; dann aber geht die Heimath vieler tausend Menschen zu Grunde, mit ihr Bauerngut nach Bauerngut mit altehrwürdiger Geschichte, wo die Familien Ahnen wie der Hochadel aufzuweisen haben. Die Gefahr ist so groß, daß ungefähr tausend Menschen schon die Nachbarschaft des Wärthales geräumt haben. Bemerkenswerth war die Haltung des Storthings. Dort geht nun alle Tage die erbitterte Befehdung des Minoritätsministeriums ihren Gang, als aber die Unglücksbotschaft eintraf, schwieg mit einem Male der Kampf, und Minister und Abgeordnete vereinigten sich zur schnellsten Hilfe in der großen Noth und Gefahr.
- Die vielumstrittene Frage, ob die Weltausstellung in Chicago Sonntags geöffnet werden soll oder nicht, ist nunmehr entschieden. Die nationale Ausstellungs=Commission hat mit 30 gegen 27 Stimmen beschlossen, die Ausstellung Sonntags offen zu halten.
- Am Dienstag ist auf der Weltausstellung in Chicago das deutsche Dorf und die deutsche Abtheilung der Industriehalle, letztere noch in unfertigem Zustand, eröffnet norden.
- Krampf beim Baden. Alljährlich fallen dem sogen. Krampf im Wasser viele Personen, darunter auch vorzügliche Schwimmer, zum Opfer. Der bis zum letzten Augenblicke sich noch munter im Wasser umhertummelnde Schwimmer macht urplötzlich ungewöhnliche Bewegungen mit den Armen, sinkt dann stumm in die Tiefe und verschwindet zum Schrecken der Badenden. "Der Krampf hat ihn befallen," heißt es von allen Seiten, "rasch ihm zur Hilfe!" Das schnelle Nachlassen der Muskelkraft wird dadurch erzeugt, daß Schaum oder Wasserstaub in den Schlundkopf mit der Einatmung gelangt und in die Luftwege eindringt, wie es im Volksmund heißt, in die falsche Kehle geräth, wodurch eine fast augenblickliche Stockung sämmtlicher Atmungsorgane stattfindet. Kommt das Wasser beim Beginn einer Einatmung in die Luftröhre, wenn die Lungen ganz luftleer sind, so sinkt der Körper sofort. Wenn daher die Mitbadenden bemerken, daß jemand beim Baden ungewöhnliche Bewegungen macht, so müssen sie sofort Hilfe leisten, weil der Betreffende unter den beschriebenen Umständen keinen Hilferuf äußern kann. Ein amerikanischer Arzt hat über diesen Krampf der Schwimmer in neuester Zeit interessante Untersuchungen angestellt. Nach denselben ist bei solchen Unglücksfällen niemals Krampf im gewöhnlichen Sinne im Spiel, wie auch die von ihm untersuchten Leichen plötzlich untergesunkener Schwimmer keinerlei Merkmale des Krampfes aufweisen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 41 Seite 8]

- Von blühenden Weinstöcken wird vom Rhein berichtet. Aus Rauenthal schreibt man vom 15. Mai, was folgt:
Bei einem Spaziergang durch die Weinberge unserer Gemarkung fanden wir gestern den Rebstock in prächtiger Entwicklung und reich an vollkommenen, durchweg gesunden, üppigen Gescheinen, welche der Blüte nicht mehr fern sind. In den besten Berglagen standen vereinzelte schon hier und da in Blüte. In der Wieshell, in dem Weinberg Nr. 193 der Wilhelmi'schen Weinbau=Gesellschaft, trafen wir blühende Gescheine an, von denen sogar etliche bereits am Abblühen sich zeigten. Am 13. Mai! Das hat man gewiß selten erlebt und verdient bekannt zu werden. Hält die günstige Witterung an, so kann es Ende des Monates bei uns überall blühen und erfolgt dann ein guter, reicher Fruchtansatz, dann wären wenigstens die Vorbedingungen für den "Treffer" erfüllt, welchen wir nun seit dem großen Jahrgang 1868 im Rheingau jedes Jahr vergebens herangesehnt haben. Unsere Winzer hätten für ihre lange, unermüdliche, kein Opfer scheuende Pflege und Verbesserung ihrer Weinberge ein solches Glück endlich verdient!
- Mit den wärmeren Tagen stellt sich zugleich der Mücken=Fliegenschwarm wieder ein; da dürfte es an der Zeit sein, darauf aufmerksam zu machen, daß Fleischreste, Blut, tote Thiere etc. gut verwahrt resp. gut verscharrt werden. Durch diese Maßregel ist den gefährlichen Blutvergiftungen vorzubeugen. Jetzt wird auch den Maulwürfen zu Leibe gegangen, leider findet man diese dann dicht mit Ungeziefer besetzt auf den Wiesen liegen.
- Ein Mittel, Insekten zu töten, hauptsächlich Blattläuse und dergl., besteht aus zwei Lösungen, wovon die eine durch Abkochung von Roßkastanien=Früchten erhalten wird, während die andere durch Auflösung durch Fichtenharz in Sodalösung dargestellt wird. Beide Flüssigkeiten werden miteinander gemischt und über die Pflanzen zerstäubt.
- Witterungsgegensätze. Während der letzte Winter sich im gemäßigten europäischen Klima ungewöhnlich streng zeigte, war er im hohen Norden nach den jetzt erfolgten Feststellungen ungewöhnlich milde. In Island hatte man seit Menschengedenken keinen so schönen Winter, die Kälte stieg nie über 11 Grad und längs der ganzen Küste ist kein Eis gesehen. Aus Neufundland wird ebenfalls das Ausbleiben des Polareises an der dortigen Küste gemeldet; die Kälte war gleichfalls recht erträglich.
- Eier zu verschicken. Wenn mit der Post versandte Eier nicht gut an den Bestimmungsort gelangen, so kommt die Postverwaltung nicht nur nicht für den Schaden auf, sondern sie veranlaßt auch entweder den Absender oder Empfänger noch zum Schadenersatz etwaiger anderer durch die ausgelaufenen Eier beschädigten Sachen. Darum ist es für diesen oder jenen vielleicht wissenswerth, wie sich Eier gut verschicken lassen. Werden die Eier getragen oder vorsichtig von einem Ort zum andern gefahren, so genügt Häcksel als Verpackung. Mit der Post versendet man Eier, in dem man jedes einzeln in Papier wickelt und etwa 3-4 Stieg in Kisten fest an einander packt, zwischen die einzelnen Schichten legt man Gras oder Heu (Häcksel weicht zu leicht aus.) Die Eier stehen alle auf der hohen Kante, wenn sie dann wirklich einmal hart anstoßen sollten, so schadet es ihnen weniger, denn bekanntlich können sie in der Länge einen starken Druck aushalten. Und sollten auf diese Weise verpackt, doch einige entzwei gehen, so bleiben sie immer im Papier und ihr Inhalt ist so noch verwendbar.
- Berliner Regenwurmjagd. Der Regenwurmhandel hat in Berlin neuerdings einen ungeahnten Aufschwung genommen. Die Berliner Angler, eine hochachtbare Zunft, verbrauchen nämlich bei ihrem Sport so viel Würmer, daß der Bedarf kaum gedeckt werden kann. Als ergiebige Jagdgründe gelten die Wiesen bei Charlottenburg, die Ufer an den Treptower Anlagen und alle größeren Grasflächen, auch das Tempelhofer Feld ist ein ertragreiches Jagdfeld. Der Regenwurm wird nur des Nachts erbeutet, die "Sucher" rüsten sich mit kleinen Blendlaternen aus, um den Boden abzuleuchten; zum Erfolge der nächtlichen Streifereien gehört eine genaue Kenntnis der Lebensweise des "Wildes". Der Regenwurm unternimmt täglich gegen Mitternacht große Wanderungen; überrascht man ihn auf einer solchen, so ist es leicht ihn zu ergreifen. Schwerer ist es, solche Würmer zu erfassen, welche erst teilweise ihre Erdwohnung verlassen haben, denn der "Pieresel" hat feine Ohren und verschwindet bei dem geringsten Geräusch, es gilt deshalb, sich heranzupürschen und ihn zu beschleichen. Die Regenwurmjagd ernährt eine große Anzahl Menschen, viele haben ihre festen Kunden, die Berliner Angler und das Aquarium kaufen den nur schockweise in den Handel gebrachten Wurm in großen Mengen.
- Belgische Sonntagsbriefmarke. Die von der belgischen Postbehörde ausgegebene Sonntagsbriefmarke ist rosenfarbig und zeigt das Porträt des Königs; sie hat einen Werth von 10 Centimes und ist mit einem Streifchen versehen mit der Aufschrift: Ne pas livrer le dimanche. Nit bestellen op londag. (Nicht am Sonntag austragen!) Dies Streifchen kann je nach Gutdünken belassen oder abgetrennt werden.
- Einen Begriff von dem Verkehr auf der Eisenbahn während der Feiertage kann man sich machen, wenn man hört, daß am Pfingstsonntag für die Fahrt von Berlin nach Potsdam (ohne Zwischenstationen) rund 85 000 Vorortskarten verkauft wurden. Am zweiten Feiertag war der Verkehr noch größer, es wurden über 100 000 solcher Fahrkarten auf genannter Strecke verkauft. Außer den fahrplanmäßigen gingen 14 Extrazüge von Berlin nach Potsdam.
- Mit der neuen Prüfung zur Erwerbung des Berechtigungsscheins für den einjährig=freiwilligen Dienst vor der Versetzung nach Obersekunda hat man überraschende Erfahrungen gemacht. Der Prozentsatz der Durchgefallenen überstieg alle Erwartungen und führte zur Entsendung einer Abordnung von Schulmännern an den Kultusminister, der indessen lediglich anheimgab, eine milde Handhabung der Vorschriften walten zu lassen.
- Bismarck wird Großvater. Beim ältesten Sohne des Altreichskanzlers steht demnächst ein freudiges Familienereignis bevor. Der Fürst soll, als er die Nachricht hörte, Thränen vergossen haben. Die Ehe des zweiten Sohnes ist kinderlos. Wünschen wir, daß ein kleiner Otto das Licht der Welt erblicke und unserem nationalen Heros die Freude vergönnt werde, auch den Träger seines Geschlechtsnamens noch auf den Armen wiegen zu können.
- Der vorsichtige Apotheker. Vor Antritt der Pfingstreise hatte der Rentier Lämmchen einen klugen Einfall, wovon er aber seinem Reisegenossen keine Silbe merken ließ. Heimlich ging er zum Apotheker und sagte ihm Vertrauensvoll: "Wir reisen nach Sch . . . ., wahrscheinlich wird es dort etwas hoch hergehen, haben Sie nicht ein Mittel gegen den Kater?" "Soll's denn stark sein?" frug dieser. "Nun so ungefähr für 20 Täppchen können Sie es schon einrichten", war die Antwort. Mit pfiffiger Miene ertheilte ihm der menschenfreundliche Provisor die Belehrung der richtigen Anwendung und versicherte aufrichtig: Das ist das beste Vorbeugungsmittel gegen die nachtheilige Wirkung zu großen Alkoholgenusses. Herr Lämmchen freute sich im Stillen über den Triumph, den er über seinen Reisegenossen davontragen würde, der ihm sonst bedeutend "über" war. Dafür aber waren beide bezüglich der Art des Reisens einerlei Ansicht. Bergesteigen vermieden sie instinktivmäßig, Aussichten hatten für sie keinen Werth, aber in Sch . . . . angelangt, begann sofort das Inspiciren aller Lokale. Jetzt aber die Zeit. Heimlich nimmt Herr Lämmchen in der richtigen Beurtheilung des kommenden Tages gleich zwei Portionen. Nicht lange läßt die Wirkung auf sich warten. Bald versinkt er in einen tiefen Schlaf. Sein Freund, der Wirth, die Gäste stehen rathlos um ihn herum; er ist nicht zu erwecken; man hätte ihn wirklich für todt halten können, wenn nicht ein gemüthliches Schnarchen ganz deutlich den tiefgehenden Athem verrathen hätte. Er mußte in's Hotel gefahren werden und schlief bis zum nächsten Tag; allein Kater hatte er keinen, dafür hatte der wohlmeinende Apotheker gesorgt, denn er hatte ihm ein Schlafmittel gegeben.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD