No. 34
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Mai
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 34 Seite 1]

             Der Schlachter Heinrich Ladendorf beabsichtigt, auf seinen am Markt allhier sub Nr. 34 und 35 belegenen Grundstücken Schlächterei zu betreiben und hat bei Einreichung eines bezüglichen Situationsplanes die obrigkeitliche Erlaubniß hierzu nachgesucht.
           Indem wir dies in Gemäßheit des § 17 der Gewerbeordnung zur allgemeinen Kenntniß bringen, ergeht hierdurch die Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die neue Anlage binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
               Schönberg, den 25. April 1893.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.


Kaiser Wilhelm wird kurze Zeit nach seiner italienischen Reise zu fünftägigem Aufenthalte in Kiel eintreffen und mit seiner Rennyacht "Meteor" Fahrten unternehmen.
Der Enthusiasmus, der sich beim Erscheinen des deutschen Kaiserpaares in Neapel kund gegeben hat, war noch größer als in Rom. Als die Herrschaften am Donnerstag in das Schloß eingezogen waren. Strömte die Menge in den Schloßhof nach und es entstand ein solches Gedränge, daß die Polizei machtlos war. Nach 3/4 Stunden erschienen die Fürstlichkeiten auf dem Balkon, um für die ihnen fortgesetzt dargebrachten Ovationen zu danken. Die Kaiserin winkte mit dem Taschentuch, der Kaiser grüßte militärisch und gab durch Handbewegungen seinem Erstaunen über die entsetzlich angeschwollene Menschenmenge Ausdruck. Außer einigen Ohnmachten ist glücklicherweise kein Unfall eingetreten. Abends erstrahlte die Stadt in feenhafter Beleuchtung. Von der Turmspitze der Kirche San Francesko leuchtete der Stern Savoyens, links und rechts davon die mehrfarbigen Monogramme des Kaisers und der Kaiserin. Das Gedränge in den Straßen machte fast jeden Verkehr unmöglich. Am Freitag Vormittag begab sich das italienische Königspaar mit seinen Gästen an Bord des "Lepanto", welcher, begleitet von "Umberto", vier Kriegsschiffen und zahlreichen Privatdampfern, den Hafen verließ. Wo der "Lepanto" vorbeifuhr, ertönten Hurrarufe von den Matrosen, während die Kriegsschiffe den Ehrensalut abgaben. Eine ungeheuere Menschenmenge war am Hafen und brachte die lebhaften Ovationen dar. Das Wetter hatte sich aufgeklärt.
Die zweite Lesung der Militärvorlage sollte am nächsten Mittwoch oder Donnerstag im Reichstag vorgenommen werden.
Der Abschluß der deutsch=russischen Handelsvertrags=Verhandlungen soll neueren Meldungen zufolge nicht in Bälde zu erwarten sein.
In der zweiten Hälfte des Septembers findet laut kaiserlicher Ordre bei Thorn eine größere Uebung im Kampf um Festungen unter Leitung eines vom Chef des Generalstabes der Armee zu bestimmenden Oberquartiermeisters statt. Ferner hat je eine größere Pionierübung am Rhein und an der Moder unterhalb Straßburgs stattzufinden. Die General=Inspektion der Ingenieur= und Pionierkorps und der Festungen hat hierzu das Weitere zu veranlassen.
Der Deutsche Bauern=Bund hält am 13. Mai in Berlin eine außerordentliche Generalversammlung ab, in welcher über seine Auflösung und Ueberführung in den Bund der Landwirthe entsprechend den durch die Satzungen vorgeschriebenen Formen Beschluß gefaßt werden sollen.
Die Königin von England traf am Donnerstag in Straßburg ein, und wurde vom Statthalter im Salonwagen begrüßt. Nach einstündigem Aufenthalt setzte sie die Reise nach Ostende fort.


- Schönberg. Die Abfahrzeiten der Züge von der hiesigen Eisenbahnstation erfahren von heute an kleine Veränderungen. Die Züge nach Lübeck gehen künftig um 10,4, 12,21, 3,10, 7,27 und 11,55, nach Kleinen 8,1, 10,29, 12,46, 5,40 und 8,54. Der erste Zug nach Kleinen, der früher nur bis dort ging, wird jetzt bis Güstrow weitergeführt mit Anschluß nach Schwerin, Wismar und Rostock, dahingegen halten jetzt die Schnellzüge in Blankenberg nicht mehr. - Die zweite Post von Rehna trifft hier künftig um 2,45 Nachm. ein, während die erste Post von hier nach Rehna dort um 2 Uhr 50 Min. ankommt.
- Schönberg. Am 1. Mai beging der hier stationirte Wachtmeister Renter den Tag, an welchem er vor 50 Jahren in Großherzogliche Dienste getreten war. Dieser Tag gestaltete sich für den Jubilar zu einem wahren Freudentage, indem ihm von allen Seiten Aufmerksamkeiten erwiesen wurden. S. K. H. der Großherzog hatte ihm, in Anerkennung seiner vielen geleisteten Dienste, zum Oberwachtmeister ernannt, ihm zugleich den erbetenen Abschied mit Pension bewilligt, und außerdem ein Gnadengeschenk zu senden geruht. Von seinen Collegen war ihm ein Lehnstuhl geschenkt. Der Gesangverein Teutonia sowie die Vereinsmusiker erfreuten den Jubilar Morgens früh mit Ständchen, wie auch Hunderte von Gratulanten theils persönlich, theils schriftlich ihre Theilnahme bezeugten.
- Schönberg. Als Nachfolger des pensionirten Oberwachtmeisters Renter hierselbst ist der bisher in Selmsdorf stationirt gewesene Husar Doll zum Wachtmeister ernannt.
- Durch den Eisgang wurde an den im Okafluss (Rußland) an dem Quai überwinternden Schiffen großer Schaden verursacht. Im ganzen wurden 70 Schiffe beschädigt; von demselben sind 40 gesunken, 14 mit fortgerissen und 3 Dampfer schwer beschädigt worden. Menschen sind nicht umgekommen, doch ist der materielle Schaden sehr groß.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 34 Seite 2]

- Der russische Minister von Giers hat während seiner Anwesenheit in Wien einen sehr leidenden Eindruck gemacht. Er konnte nur gestützt auf einem Stock langsam vorwärts schreiten, wobei er noch die Hülfe seines Sekretärs in Anspruch nehmen mußte. Der Besuch, den Kaiser Franz Josef Herrn v. Giers abgestattet hat, wird als ein Akt persönlicher Auszeichnung sehr hoch angeschlagen. Der Kaiser hat den Staatsmann Giers wegen seiner gemäßigten, friedlichen Tendenzen stets sehr hoch geschätzt.
- König Otto von Bayern ist am 27. April 45 Jahre alt geworden. Sein Befinden hat sich, wie aus München berichtet wird, nach keiner Richtung hin geändert. Es wechselt oft lange andauernde Narrheit mit Phasen heftiger Erregung. Lichte Momente sollen ab und zu, allerdings nur selten zu beobachten sein, und blitzartig kurze Dauer haben.
- Eine Lenzmahnung. Jetzt, da die Natur wieder ihren bunten Teppich über die Erde breitet, mögen folgende Dichterworte Shakespeares zur Beherzigung empfohlen sein:
    "Auch sag ich's Euch: 's ist alles heilig jetzt:
    Und wer im Blühen einen Baum verletzt,
    Der schneidet ein wie in ein Mutterherz;
    Und wer sich eine Blume pflückt zum Scherz
    Und sie dann von sich schleudert sorgenlos,
    Der reißt ein Kind von seiner Mutter Schoß;
    Und wer dem Vogel jetzt die Freiheit raubt,
    Der sündiget an eines Sängers Haupt;
    Und wer im Frühling bitter ist und hart,
    Vergeht sich gegen Gott, der sichtbar ward."


Anzeigen.

Der Pferdeknecht Mathias Kupozensky, geb. am 15. Februar 1860 in Thurowen, Kreis Lyck, zuletzt in Schönberg, wird beschuldigt, als beurlaubter Ersatz=Reservist ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein, Uebertretung gegen §. 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs.
Derselbe wird auf

Freitag, den 9. Juni d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

vor das Großherzogliche Schöffengericht zu Schönberg i./M. zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzoglichen Bezirkskommando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Schönberg i./M., den 6. März 1893.

Der Großherzogliche Amtsanwalt.
A. Dufft.


In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Hauswirth Asmus Kols zu Grieben haben die Konkursgläubiger beantragt eine neue Gläubigerversammlung zusammenzuberufen und wird Termin auf

Dienstag, den 9. Mai 1893
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte angesetzt.

Tagesordnung:

Entgegennahme der Schlußrechnung des bisherigen Konkursverwalters, da derselbe sein Amt als solcher niederlegt.
Wahl eines neuen Konkursverwalters, sowie Beschlußfassung über die Aufhebung der von dem bisherigen Konkursverwalter gegen Egert und Kohs beim Großherzoglichen Landgerichte in Neustrelitz angestrengten Prozesse.
Schönberg, den 22. April 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Schlauentrifft sub Nr. 15 da belegene Wohnhaus c. p. des Maurermeisters Adolf Scharenberg hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 8. Mai d. Js.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hierdurch aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen, als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 17. Februar 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Den Bewohnern Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich hierselbst, Sabowerstraße 16, als

Böttcher

niedergelassen habe. Ich werde alle geschätzten Aufträge reell ausführen.

                                                    Achtungsvoll
                                                    Heinrich Freitag.


Den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend beehren wir uns ergebenst mitzutheilen, daß nach dem Ableben unseres Herrn Oldenburg das Geschäft mit einem tüchtigen Werkführer in unveränderter Weise fortgeführt werden wird und bitten wir, uns das bisher erwiesene Vertrauen auch fernerhin zu erhalten, wogegen wir uns stets bemühen werden, nur gute Arbeit zu möglichst niedrigen Preisen zu liefern.

Hochachtungsvoll
Oldenburg & Ahrendt.


Meinen werthen Kunden und dem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich am Markttage, den 2. Mai, ein Laden=Geschäft eröffnen werde, und empfehle mich mit Herrn=, Damen= und Kinderfußzeug, nur gute und reelle Waare zu den billigsten Preisen, sowie alle vorkommende Arbeiten werden nach Maaß bequem und gut angefertigt. Um geneigtes Wohlwollen bittet

                                 Achtungsvoll
                                                    H. Voss.
                                                    Schuhmacher.


Corsetts,
Cattune, Schürzenstoffe,
Damenblousen,
Sonnenschirme und
Regenschirme

empfiehlt in den neuesten Mustern in großer Auswahl zu sehr billigen Preisen

                                                    Hugo Heincke.


Schürzen, fertige Wäsche,
Handschuhe, Schlipse

und
Herrenwäsche

empfiehlt billigst

Hugo Heincke.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 34 Seite 3]

Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
Geschäfts-Umfang 1892: 76,403 Polizen mit 601,558,404 M. Versicherungssumme.
               Zunahme 1892:   1,505 Polizen mit   18,630,029 M. Versicherungssumme.

Die Norddeutsche hat während ihres 24jährigen Bestehens 916,752 Polizen mit 7306 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für Schäden ca. 59,000,000 Mark Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9. Jahre die weitaus größte aller bestehenden Hagel=Versicherungs=Gesellschaften, und bietet sowohl durch die Zahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland unbedingte Sicherheit selbst in den Hagelreichsten Jahren, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.
Reserven ca. 246,000 Mark.
Entschädigung von 6% ab; bei Verzicht auf Schäden unter 12%. Ermäßigung der Prämie um 20%. - Gewährung eines bis 50% steigenden Rabatts für Schadenfreiheit, desgl. von 5% bei 5 jähriger Versicherung.
Abschätzung der Schäden unter Mitwirkung der von den Mitgliedern in den Bezirks=Versammlungen gewählten Taxatoren.
Wohlfeile und bequeme Versicherung der kleinen Ackerwirthe durch die sog. Gemeinde=Versicherungen.
Zu jeder näheren Auskunft sowie Uebersendung von Antragsformularen sind jederzeit gern bereit die Herren Vertreter:

W. A. Utermöhl, Haupt=Agent, Schönberg.
H. Retelsdorf, Hauswirth, Gr. Mist.
W. Hauschild, Hauswirth, Ziethen.
Petersen, Ortsvorsteher, Bergrade.
Johs. Boysen, Jäger, Breitenfelde.
       H. Schulz, Landmann, Juliusburg.
Fr. Gertds, Gemeindevorsteher, Kühsen.
H. Burmeister, Landmann, Sandesneben.
J. H. Schmidt, Gemeindevorsteher, Schmilau.
                          sowie

Franz Heidborn, General=Agent, Güstrow.


Vom Anfang dieses Jahres bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
                  1  . Vom Hauswirth Kröger in Lockwisch 1 Pferd 400 M.
                    2. Vom Färbermeister Breuel, hier 1 Kuh 135 M.
                    3. Vom Krüger Kohs in Grieben 1 Kuh, 180 M.
                    4. Vom Schulzen Faasch in Selmsdorf 1 Kuh 135 M.
                    5. Vom Schulzen Völkner in Mechow 1 Kuh 150 M.
                    6. Vom Malermeister Rütz hier 1 Kuh 150 M.
                    7. Vom Arbeitsmann Holst in Rünz 1 Kuh 135 M.
                    8. Vom Hauswirth Oldenburg in Zarnewenz 1 Pferd 400 M.
                    9. Vom Hauswirth Oldenburg in Zarnewenz 1 Pferd 150 M.
                  10. Vom Hauswirth Bremer in Schlagsdorf 1 Kuh 180 M.
                  11. Vom Hauswirth Oldenburg in Lüdersdorf 1 Pferd 100 M.
                  12. Vom Hauswirth Ahrendt in Gr. Siemz 1 Kuh 180 M.
                  13. Vom Hauswirth Kock in Rüschenbeck 1 Pferd 600 M.
                   Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 Pfennig pro 100 Mark Versicherungssumme. Unsere Mitglieder werden ergebenst ersucht, solchen Beitrag am

Mittwoch, den 10. Mai, Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hierselbst einzuzahlen.

                        Schönberg, den 27. April 1893.

Direktion des Viehversicherungs=Vereins.
As. Ahrendt.                    Wilh. Heincke.


Ph. Mayfahrt & Co.
Berlin No.,
    Chausséestrasse Nr. 2. E.    
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                                                    J. H. Freitag.


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                                                    E. P. Hagen, Conditor.


Dr. Ahrens
Augenarzt, Lübeck
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Dr. Roth
Specialarzt für Chirurgie & Orthopädie
Lübeck, Königstraße 7.
von der Reise zurück.


Zu dem am 2. und 3. Pfingsttage
bei mir stattfindenden                                                    
Scheibenschießen
lade freundlichst ein                                                    
Duvennest.                                                     H. Wittfoth.
Am letzten Tage Ball.


Am Sonntag d. 7. und Montag d. 8. Mai findet bei mir ein

Scheibenschiessen
nach guten Gewinnen

statt, wozu ich ergebenst einlade.

Am Montag den 8. Mai Ball.
                                                                              Gastwirth Kohs in Menzendorf.
Auf einen Satz von 3 Schüssen fällt nur 1 Gewinn. Hinterladergewehre werden geliefert.


Am Sonntag den 7. Mai und Montag den 8. Mai findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach guten Gewinnen

statt, wozu ich freundlichst einlade.
Die Tanzmusik findet am Sonntag den 7. statt.

Demern.                                                     H. Tretow.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 34 Seite 4]

Aachener und Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft.

Der Geschäftsstand der Gesellschaft ergibt sich aus dem nachstehenden Auszug aus dem Rechnungsabschluß für das Jahr 1892.

Grundkapital M. 9,000,000.--
Prämien=Einnahme für 1892 M. 9,181,572.90
Zinsen=Einnahme für 1892 M. 642,734.50
Prämien=Ueberträge M. 5,844,407.10
Uebertrag zur Deckung außergewöhnlicher Bedürfnisse einschließlich des gesetzlichen Reservefonds von M. 900,000 M. 4,900,000.--
----------------------------------------------
M. 29,568,714.50
Versicherungen in Kraft am Schlusse des Jahres 1892 M. 5,842,060,281.--

Schönberg, den 1. Mai 1893.

                                                    Der Agent der Gesellschaft.
                                                    Aug. Spehr, Hotelbesitzer.


Mecklenburgische
Pferde=Loose
nur
1
Mark.
11 Loose 10 M.
28 Loose 25 M.
XXII. Mecklenb. Pferdeverloosung zu Neubrandenburg.
Ziehung am 10. Mai d. J.
Vierspännige u. Zweispännige Equipagen i. Werthe von
10,000 Mark, 4500 Mark, 2400 Mark,
insgesamt 85 edle Reit= und Wagenpferde
und 1020 sonstige werthvolle Gewinne.
Meckenburgische Pferde=Loose à 1 Mark, 11 Loose 10 Mark,
28 Loose 25 Mark,
sind, so lange der Vorrath reicht, zu haben in den durch Plakate kenntlichen Verkaufsstellen und zu beziehen durch
(Für Porto und Gewinnliste
sind 15 Pfennig beizufügen.)
           F. A. Schrader, Hauptagent,
Hanover, Gr. Packhoffstr. 29.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Am Sonntag, den 7. d. Mts.
Nachmittags 3 1/2 Uhr
ordentliche Versammlung.

im Vereinslokale.
                          Tagesordnung:
      1. Rechnungsabschluß.
      2. Wahl eines Delegirten zum Delegirten nach Malchin.
      3. Vorstandswahl.
      4. Verschiedene Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Während der Markttage
große musikalische und humoristische
Gesangsvorträge
der Sängergesellschaft Kamm in meinem Lokale. Auftreten eines ganz neuen Personals mit eleganten Kostümen.
Zu zahlreichem Besuch ladet ganz ergebenst ein
                                                    J. Krüger,
                                                    Gastwirth.


Am Sonntag, den 7. Mai cr. findet bei mir
Ringreiten
mit nachfolgender Tanzbelustigung
statt, wozu ergebenst einladet                                                    
Ollndorf.                                                     J. Dechow.


Für die vielen Beweise liebevoller Theilnahme bei dem Tode unseres lieben Mannes und Vaters sagen wir unseren herzlichsten Dank.

                                                    Luise Oldenburg geb. Renzow
und Familie.

Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 34 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 34 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. Mai 1893.


Rom, 27. April. Die Abreise des Kaiserpaares nach Neapel gestaltete sich zu einer ununterbrochenen enthusiastischen Ovation vom Quirinal bis zum Bahnhofe. Alle Straßen, welche der Zug passiren mußte, waren von einer hinter dem doppelten Truppenspalier Kopf an Kopf gedrängten Menschenmenge besetzte ebenso die Fenster aller Häuser und die Dächer, Alles ist festlich geschmückt und beflaggt wie am Tage der Ankunft. Um 8 Uhr 25 Min. verließ das Kaiserpaar den Quirinal; ihnen folgte die Königin=Witwe Maria Pia, die Prinzessin Lätitia, Herzogin von Aosta, die beiden Herzoginnen von Genua, der Kronprinz von Italien, der Herzog von Aosta, der Graf von Turin, der Herzog der Abruzzen und der Herzog von Oporto u. s. w. In die von den Musikkorps der Spalier bildenden Truppen gespielte preußische Nationalhymne mischte sich unausgesetzt der brausende Jubel der Bevölkerung. Auf dem Bahnhofe waren bereits vorher die noch in Rom weilenden fremden Fürstlichkeiten und die Vertreter der auswärtigen Souveräne und Staatsoberhäupter eingetroffen, sowie die Minister, die Präsidenten der Kammern, die Damen der Hofwürdenträger und die Spitzen der Behörden. Nachdem der Kaiser und die Kaiserin die Herrschaften begrüßt hatten, nahmen dieselben in dem königlichen Sonderzug Platz, welchen außerdem auch der Kronprinz, der Herzog der Abruzzen, die Minister Giolitti, Brin, Martini, Lacava, der Hausminister Ratazzi, die Damen vom Dienst und die Adjutanten bestiegen. Um 9 Uhr 20 Minuten setzte sich der Zug in Bewegung unter brausenden Zurufen, in welche sich der Donner der Geschütze mischte. Sämmtliche Bahnhöfe auf der Eisenbahnlinie von Rom nach Neapel sind mit Fahnen in deutschen und italienischen Farben geschmückt.
Mehrere römische Blätter widmeten dem nach Neapel fahrenden deutschen Kaiserpaar herzliche Abschiedsworte. Der "Diritto" sagt, Italien möge endlich die ewigen Klagen bei Seiten lassen; man müsse sich nicht von der Eitelkeit bethören lassen, sondern arbeiten, dazu gehöre vor allem die Ueberzeugung von der eigenen Tüchtigkeit und Thatkraft. Die "Opinione" lobt die Eigenschaften des Kaisers und der Kaiserin.
Eine große Anzahl Extrazüge bringt ungeheure Menschenmassen nach Neapel. Alle Hotels, selbst die Gasthöfe untersten Ranges sind überfüllt. Zahllose Fremde müssen sich in elenden Privatzimmern bei übertriebenen Preisen behelfen. Selbst im Jahre 1888 war Neapel nicht derartig überfüllt.
Neapel hat sich über Nacht in einen wahren Zaubergarten verwandelt; die Häuser verschwinden förmlich unter Fahnen, Festons und Guirlanden. Einen großartigen Eindruck machte namentlich die große Toledostraße, alle Balkons sind mit deutschen und italienischen Fahnen geschmückt, von den Fenstern flattern Teppiche herab, eine ungeheure Menschenmenge, die namentlich aus ganz Süditalien zusammengeströmt ist, drängt sich durch die Straßen, in welchen bereits Truppen mit Musik aufziehen. Der Himmel ist bedeckt. Am Empfang des Kaiserpaares nehmen auch mehr als 500 Arbeitervereine Neapels und der Umgegend theil. Nach dem Einzug defilirten die Arbeiter mit Musik und Fahnen vor dem Schloß, um dem Kaiser zu huldigen; jeder Arbeiter trug eine Kokarde mit dem savoyischen Wappen im Knopfloch. Das Bild, welches Neapel bietet, ist noch weit großartiger und farbenprächtiger als in Rom. Im Hasen liegt bereits das Panzergeschwader, das der Kaiser besichtigen wird. In Pompeji ist während der letzten Tage eifrig an den Ausgrabungen gearbeitet worden, wobei ein reizendes kleines Patrizierhaus mit gut erhaltener Wandmalerei und einer Vorhalle mit korinthischen Säulen blosgelegt worden ist.
Die deutschen und die italienischen Majestäten nebst ihrem Gefolge sind am 27. April nachmittags 2 Uhr 18 Min. in Neapel eingetroffen und wurden am Bahnhofe von einer ungeheuren Menschenmenge enthusiastisch begrüßt.


- Der König von Italien hat der aus Anlaß der silbernen Hochzeit in Rom eingetroffenen Deputation seines preußischen 13. Husaren=Regiments für das Regiment einen kostbaren silbernen Tafelaufsatz, darstellend einen preußischen Husaren und einen italienischen Ulanen, beide zu Pferd, wie sie sich begegnen und begrüßen, zum Geschenk gemacht.
- Das Kaiserpaar trifft nach offiziellen Mittheilungen am Nachmittag des 2. Mai in Karlsruhe ein. Jeder offizielle Empfang ist verbeten. Der Aufenthalt ist auf zwei Tage festgesetzt. Der Kaiser gedenkt der Auerhahnjagd obzuliegen und wird eventuell seine Reise nach Karlsruhe unterbrechen und sich unmittelbar in die Berge begeben.
- Am Hochzeitstage liefen im Quirinal nicht weniger als zwölftausend Glückwunsch=Telegramme ein.
- Ein Journalist, Redakteur des "Corriere di Napoli", hat es fertig gebracht, als Kellner verkleidet das dem Kaiserpaar in Pompeji gegebene Diner mitzumachen. Der Journalist erzählt eine Reihe kleiner Züge, welche darthun, daß namentlich das Kaiserpaar in der heitersten Laune war; so unterhielt der Kaiser die Tafelrunde durch Anekdoten, welche allgemeine Heiterkeit hervorriefen. Der Kaiser besah sich übrigens ganz Pompeji auf's eingehendste. Bei einem gewissen Gebäude, dessen Wandgemälde etwas gewagter Natur sind, verbot der Kaiser den jungen italienischen Prinzen lächelnd, ihm zu folgen. Der Kaiser äußerte sich über den gestrigen Tag überaus befriedigt.
- Die Eröffnung der neuen Sandfiltrations=Werke in Hamburg, die 130 Litter Wasser per Tag und Kopf der Bevölkerung zu liefern vermögen, findet am 1. Mai statt.
- Großes Aufsehen macht in Berlin der Bankerott des Fleischwaarenhändlers Kretschmer, der besonders ein großes Wurst=Versandgeschäft betrieb. Vor 3 Jahren hatte er das Glück, in der Lotterie 57 000 Mk. zu gewinnen; heute betragen die Passiva seines Geschäftes 72 000 Mk., während die Aktiva, wie die "Allgemeine Fleischerzeitung" berichtet, so gering sind, daß sie kaum die Kosten des Konkursverfahrens decken werden.
- Der Alterspräsident des Reichstages, Frhr. von Tettau, ist gestorben. Derselbe war am 26. Januar 1810 in Berlin geboren.
- In der Kaserne des in Hannover garnisonierenden Hannoverschen Füsilierregiments Nr. 73 (Prinz Albrecht von Preußen) hat ein mit dem Reinigen des Gewehres beschäftigter Füsilier einen Kameraden unabsichtlich durch die Brust geschossen. Aerztliche Hülfe war sofort zur Stelle und es ist Hoffnung auf Erhaltung des Lebens vorhanden.
- Im Walde bei Eberswalde fand man ein blutjunges Liebespaar erschossen auf. Vermuthlich hat der junge Mann, der Arbeiter Paul Putlitz, erst seine "Braut", ein kaum der Schule entwachsenes Mädchen namens Minna Hennig, durch einen Revolverschuß in den Kopf getötet und dann sich selbst mit einer Kugel durchbohrt. Aus dem Leichenbefunde läßt sich schließen, daß die That bereits Dienstag abend ausgeführt wurde. Putlitz ist 19 Jahre alt, die Hennig kaum 17 Jahre alt. Die Mutter des Mädchens billigte das Liebesverhältniß nicht.
- Der "Westf. Merk." berichtet aus Münster: Als Herr Zuchthaus=Direktor Strosser am Dienstag auf einem Rundgang durch die Anstalt eines wegen Mordes zum Tode verurtheilten, vom Kaiser indeß zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigten Sträflings betrat, wurde er von diesem angefallen und mit einem Messer am Halse gestochen. Der Wütende wurde nach heftigem Widerstande überwältigt. Die Verletzung des Herrn Direktors ist glücklicherweise nicht lebensgefährlich, doch kann er für

[ => Original lesen: 1893 Nr. 34 Seite 6]

die nächste Zeit keinen Dienst thun. Wie erinnerlich, ist im vergangenen Jahre Herr Strosser ebenfalls von einem Züchtung schwer mit einem schweren Wasserkrug am Kopfe verletzt worden.
- In Köln hatte der Graf von Fürstenberg=Stammheim das Unglück, beim Nachsehen eines Revolvers, indem, ohne daß der Graf es wußte, ein Schuß steckte, sich eine Kugel in eine Hand zu schießen.
- Alluminiumkugeln für Wachtposten. Die Gewehrprüfungskommission zu Ruhleben bei Spandau stellt gegenwärtig Schießversuche an mit Gewehrgeschossen aus Aluminium. Hiermit sollen künftig die militärischen Wachtposten ausgerüstet werfen, weil diese Kugeln von weit geringere Durchschlagskraft sind und diese Munition eine viel kürzere Tragfähigkeit als die übrige Munition unseres Infanteriegewehres besitzt.
- Wie weit Krupps Ausstellungsgeschütz schießt. Die Firma Krupp in Essen stellt in Chicago ein 24 Centimeterküstengeschütz aus, welches bei einer Erhöhung von 44 Grad über 20 000 Meter weit schießt. Bei der besagten Erhöhung beschreibt das Geschoß einen Bogen, dessen Scheitelpunkt 6540 Meter hoch liegt. Ein Schweizer Blatt hat nun ausgerechnet, man könnte, wenn das Geschütz in Chamounix aufgestellt wird, über den Gipfel des Montblanc weg nach Courmayeur im Aostathale schießen, ohne die Menschen irgendwie zu gefährden, die etwa auf dem Gipfel des Berges stehen, da das Geschoß noch 2700 Meter höher durch die Luft saust.
Entwickelung der Technik: "Wir sehen heute, wie sich über mächtige Ströme riesenhafte Bahnrücken wölben, wie die Bergriesen der Alpenwelt durchbohrt, Erdtheile durch Canäle geschieden sind; sehen, wie natürliche Gasquellen, wie Wasserläufe zu motorischen Zwecken verwendet werden. Und sehen, wie die Elektrotechnik die Wunder aller Zaubermärchen verwirklichte, sogar übertraf! Durch den Telegraph, das Telephon ist thatsächlich die Entfernung aufgehoben; ein Jeder scheint heute dem Andern nähergerückt. Der Phonograph wurde zum Photographen der menschlichen Stimme. Die elektrische Beleuchtung wirkte wieder anregend auf den Erfindungssinn der Gastechniker; elektrisches Glühlicht contra Auer's Gasglühlicht, das ist der Kampf, der neuerdings in der Beleuchtungstechnik entbrannte. Der Blitz und die fliegende Kugel wurden durch die vervollkommneten Methoden der Momentaufnahme der Photographie zugänglich: sogar mit dem Photographieren in natürlichen Farben wurden neuerdings schöne Erfolge errungen. In den Großstädten entstanden Centralen für die elektrischen Kraftübertragungen, die besonders der Beleuchtung dienen. Das berühmte Experiment zwischen Lauffen und Frankfurt a. M., das zeigte, daß sich die Kraft auf ca. 180 km. Entfernung übertragen läßt, eröffnet einen mächtigen Ausblick in die Zukunft. Mit Hülfe des Mannesmann'schen Verfahrens wurde das großartige Problem gelöst, einen massiven Metallblock durch zusammendrückende Bearbeitung von außen wirkender Walzen ohne Hülfe eines innen arbeitenden Dornwerkzeugs in einem einzigen Durchgange zu einer Röhre zu gestalten. Das so werthvolle und bis vor kurzem überaus theuere Aluminium wurde durch neue Verfahren aus der Thonrede, die in so enormen Mengen zur Verfügung steht, zu billigem Preis gewonnen. Und seitdem die Chemiker an die Verwerthung des früher ganz werthlosen Steinkohlentheers gingen, der bei der Leuchtgasfrabikation stets in bedeutenden Mengen entsteht, seitdem reihte sich auch hier Entdeckung an Entdeckung. Nie hätte man ahnen können, daß dem schmutzigen Theer jene prachtvollen Anilinfarben entsteigen würden, die dazu berufen waren, mit den schönsten Farben, welche die Natur selbst liefert, zu concurrieren. Aber nicht genug damit, daß es gelang aus dem schmutzigen Theer werthvolle Farben in allen Nuancen hervorzuzaubern, die Chemiker gewannen dem Theer auch Produkte ab, die als kostbare Desinfektionsstoffe, als antiseptisch wirkende Mittel, als Heilmittel einen enormer Werth besitzen. Sie alle entstammen dem Theer - das Anilin, Carbol, Creolin, die Salicylsäure, das Antifebrin, Antipyrin, Phenacetin usw. Auch der bekannte künstliche Süßstoff, das Saccharin, sowie die Pikrinsäure, mit deren Hülfe gefürchtete Explosionsstoffe bereitet wurden, sind Produkte, die von Theer herrühren.
Großes hat die Technik in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts geleistet wie nie zuvor. Noch ist nirgends ein Ruhepunkt abzusehen, vielmehr arbeiten sie unaufhörlich weiter, die Ingenieure, die Elektrotechniker, die Chemiker. Und es ist ein Glück für die Weiterentwickelung der Technik, daß der Eine weiterbauen kann, wo der Andere aufgehört hat, daß heute kein Fortschritt der Vergessenheit anheimfällt, den die Fachzeitungen aller Art, vor allem aber die im Druck erschienenen Patentbeschreibungen sind eine vollkommene Chronik der Erfindungen unserer Zeit."


Die zweckmäßige Haltung Haltung unserer Milchthiere.

Schon zum öfteren wurde hervorgehoben, daß bei unseren dermaligen geringen Getreidepreisen nur eine möglichst gute Viehzucht uns noch über Bord halten kann. Nothwendigerweise muß aber damit Hand in Hand gehen eine tüchtige Milchwirthschaft sie muß für große und kleine Wirthschaften als ungemein bedeutungsreich angesehen werden. Als erste Bedingung hierzu gehören wirklich gute Milchthiere, unter keinen Umständen darf eine schlechte Kuh auf die Dauer behalten werden; statt des Nutzen erwächst uns dann nur zu oft bitterer Schaden. Die Ernährung kostet ja ebensoviel und das Kapital, welches aufgewendet werden muß, ist wohl in beiden Fällen dasselbe. Reichliche Fütterung ist nun aber weiter dringend geboten und die beiden Sprüchwörter sind nur zu wahr: die eigentliche Butterhexe liegt im Barren der Kühe. Dasselbe besagt das zweite: Die Kuh wird durch das Maul gemolken. Wer deshalb im Laufe des Jahres seine Milchthiere nicht reichlich nähren kann, der wird eine erwünschte Rente aus seiner Aufzucht nie und nimmer erzielen. In den Sommermonaten ist bekanntlich die Ernährung leicht, da das zu reichende Futter der Hauptsache nach aus Grünfutter besteht. Man beachte hierbei folgendes: hartes, stark erwärmtes und durchnäßtes gebe man seinen Milchthieren nicht. Ist es nur einigermaßen möglich, so schneide man das Grünfutter; es kann dann viel sauberer gefüttert werden. Entschieden schwieriger ist die richtige Fütterung unserer Milchthiere während des Winters. Gutes, blattreiches Heu und Grummet, sorgsam getrockneter dürrer Klee, der sich besonders seines hohen Eiweißgehaltes wegen sehr empfiehlt, kommen zunächst in Betrachtung. Ungefähr 8 bis 10 Prozent des zu verabreichenden Futters kann auch aus gutem Sommerstroh bestehen, welches betreffenden Thieren sehr zuträglich ist. Ausgezeichnet bekommen unseren Kühen bekanntlich noch Runkeln; an dieser Stelle seien auch die Möhren erwähnt, die noch viel zu wenig angebaut werden. Die Hauptsache bleibt nun aber, daß wir durch sog. Kraftfutterstoffe die Ernährung unserer Kühe vervollkommnen. Längst bekannt sind nach dieser Seite hin, Oelkuchen, schwarzes Mehl und Kleie, Schrot geringerer Körnerarten: höchst emfehlenswerth Träber und Malzkeime. In der Neuzeit sind einige Kraftfutterstoffe von der höchsten Bedeutung hinzugetreten, nämlich Baumwollensaatmehl und Palmkernmehl. Letzteres empfehlen wir hier ganz besonders. Ein hoher Fettgehalt und sehr angenehmer Geschmack sind an diesem Kraftfutterstoff zu loben. Man beachte das wahre Wort: Je höher man die Milch verwerthet, desto mehr Kraftfutterstoffe kann man hinzukaufen. Wie es ohne künstlichen Dungmittel in unserem Feldbetrieb nicht mehr geht, so muß auch ganz entschieden die Fütterung unserer Milchthiere durch Kraftfutterstoffe unterstützt werden. Besonders unsere bäuerliche Bevölkerung muß nach dieser Seite hin noch viel energischer vorgehen.
Noch einen Punkt möchte Verfasser d. erwähnen. Hohe Bedeutung legt man bei uns den sogen. Saufen bei und regelmäßig werden sie 5-6 Wochen vor dem Kalben unseren Kühen gereicht; unsere Frauen vom Lande bemerken hierzu: Die Kuh muß ein Euter bekommen. In Schleswig=Holstein, Dänemark und Schweden, wo dermalen das Molkereiwesen auf einer so hohen Stufe steht, will man von dieser theilweise flüssigen Ernährung absolut nichts wissen; auch die Kraftfutterstoffe werden dort nur in trockenem Zustand gereicht.


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