No. 35
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Mai
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 35 Seite 1]

Die Unterredung zwischen Kaiser und Papst betraf nach einer durch die deutschen Blätter gehende Mitteilung der Londoner Times das Folgende:
Der Papst brachte zunächst die Hebung der Lage der Arbeiterklassen zur Sprache und drückte den lebhaften Wunsch aus, das Seinige zu dieser Hebung beizutragen. Der Kaiser erwidere, er stimme mit den Anschauungen des Papstes überein; er habe in derselben Richtung für die Besserung der Lage der Arbeiter gewirkt. Alsdann berührte der Papst die allgemeine politische Lage und bemerkte, er sei konservativ in seiner Politik, monarchisch in seiner Gesinnung, aber wenn eine andere Regierungsform in einem Lande sich befestigt habe, erkenne er sie selbstverständlich an und bestrebe sich gute Beziehungen mit der Regierung zu unterhalten. Er bedaure die Neigung zu gewaltsamen, anarchistischen Bewegungen, sowie die übertriebenen Maßregeln des Radikalismus; er mißbillige die Extreme. Weder der Papst noch der Kaiser versuchten die brennenden Fragen der europäischen Politik auf das Tapet zu bringen, noch wurden im Lauf der Unterhaltung die weltliche Macht des Papstthums, noch die deutsche Militärvorlage, oder die Rückkehr der Jesuiten berührt.
Endlich versichert die Berliner Post noch, wenn in den Blättern einzelne Punkte aus den vatikanischen Gesprächen des Kaisers und des Staatssekretärs v. Marschall hervorgehoben würden und beispielsweise der Glaube zu erwecken versucht werde, als ob den Hauptgegenstand oder einen der Hauptgegenstände der Unterhaltung zwischen dem Papst und dem Freiherrn v. Marschall die Jesuitenfrage gebildet habe, so dürfe mit Bezug hierauf behauptet werden, daß auch das letztere Thema nur ganz flüchtig berührt wurde. Man habe sich die vatikanischen Unterhaltungen überhaupt mehr im Ton der bestgesellschaftlichen Höflichkeit als in irgend einem anderen geführt zu denken. Zu dem was man Verhandlungen zu nennen beliebe, habe auf beiden Seiten ein Anlaß in keiner Weise vorgelegen. Die Auszeichnung Rampollas habe durchaus keine andere Bedeutung als die, daß es aufgefallen sein würde, wenn sie nicht erfolgt wäre.
Ueber den Aufenthalt des Kaiserpaares in der Schweiz wird gemeldet: Beim Passiren des kaiserlichen Zuges gaben die Batterien des Fort Airola zur Begrüßung der hohen Gäste Schüsse ab. In Airola selbst überreichte Detachement der St. Gotthard=Truppen der Kaiserin einen prächtigen Strauß Alpenblumen, welcher auf der Schleife die Widmung trug: "Ihrer Majestät der deutschen Kaiserin zum ersten Gruß auf Schweizer Boden - die Wache am St. Gotthard." Beim Eintritt in den "Schweizerhof" zu Luzern überraschte die Kaiserin, wie schon kurz gemeldet, eine Gruppe von sieben kleinen Mädchen, deren jedes eine der kantonalen Landestrachten trug. Dieselben überreichten der Kaiserin namens des Bundesraths ebenfalls einen prachtvollen Blumenstrauß. Die Kaiserin war entzückt beim Anblick der niedlich geputzten Kleiner unterhielt sich mit denselben in huldvollster Weise und ließ den Stadtpräsidenten von Luzern bitten, eine photographische Aufnahme der lieblichen Kindergruppe senden zu wollen. Jedem der Kinder schenkte die Kaiserin eine Brillant=Broche. Bei der Abfahrt des Zuges überreichte der Kaiser dem Schweizer Gesandten Dr. Roth ein mit seinem Namenszug geschmücktes kostbares Cigarrenetui mit den Worten: "Zum Andenken an den schönen Tag in Luzern!" Dr. Roth und der deutsche Gesandte begleiteten den kaiserlichen Zug bis Basel. Von dort ließ der Kaiser an den Bundespräsidenten Schenk ein Telegramm absenden, in welcher der Monarch nochmals in herzlichen Worten für den glänzenden Empfang dankte.
Das Telegramm welches der Kaiser von Basel aus an den Bundespräsidenten Schenk richtete, hat folgenden Wortlaut:

"Es liegt Mir am Herzen, Ihnen beim Verlassen des Schweizerlandes Meinen und Meiner kaiserlichen Gemahlin aufrichtigsten Dank für die überaus freundliche Begrüßung seitens des Bundesrathes und für den sympathischen Empfang, der Uns seitens des Schweizerlandes zu Theil geworden, nochmals zu wiederholen und Ihnen als Repräsentanten der Schweiz und ihrer Bürger Meine besten Wünsche für die Gegenwart und Zukunft des Landes auszusprechen.
Wilhelm II., I. R."


- Neustrelitz. II. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin sind am 1. Mai zu längerem Aufenthalte nach London abgereist.
- Die in Concurs gerathene Pickersche Brauerei in Grevesmühlen wurde am Sonnabend in öffentlichem Termin verkauft und zwar die Brauerei an den Rentier Blumenberg daselbst für 17 000 M. die Mälzerei und der Eiskeller an den Braumeister Hochbaum in Rostock, erstere für 36 650, letzterer für 7 600 M.
- Im Lockstedter Lager, wohin sich demnächst das Holsteinische Feld=Artillerie=Regiment Nr. 24 zur Schießübung begiebt, sind in dem letzten Halbjahr bedeutende Bauten fertiggestellt. Das erste Hauptgebäude ist das Garnison=Verwaltungs=Gebäude, worauf die Chaussirung des Lagere in Angriff genommen und vor Kurzem für 33 000 Mark fertiggestellt wurde. Zwei massive Gebäude, welche zur Aufnahme der Geschütze und vieler Tausende Geschosse dienen, sind für die Summe von 80 000 Mk. errichtet. Um die Herstellung der Speisen für eine größere Truppenzahl ermöglichen zu können, sind zwei Mannschaftsküchen und eine Unteroffizier=Speiseanstalt eingerichtet.
- Vom 7. Mai bis 24. September d. Js. werden an Sonn= und Festtagen zu den Fahrplanmäßigen Person= und Schnellzügen Fahrkarten II. und III. Wagenklasse gegen Zahlung des Fahrpreises einer einfachen Fahrkarte ausgegeben, und zwar im Lokalverkehr, mit Ausschluß der Strecke Dobran=Heiligendamm, und für die im Mecklenburgischen Verbande lt. Tarifs vom 1. Oktober 1890 zwischen Stationen der Großh. Meckl. Friedrich Franz=Eisenbahn einerseits und den Stationen des

[ => Original lesen: 1893 Nr. 35 Seite 2]

Deutsch=Nordischen Lloyd und der Mecklenburgischen Südbahn andererseits, so wie zwischen den Stationen des Deutsch=Nordischen Lloyd einerseits und der Mecklenburgischen Südbahn andererseits im Durchgangsverkehr über die diesseitigen Strecken bestehenden direkten Verkehrsbeziehungen. Diese Fahrkarten berechtigen zur Rückfahrt mit jedem fahrplanmäßigen Zuge, jedoch nur am Tage der Lösung derselben. Eine Unterbrechung der Fahrt auf den Zwischenstationen ist weder auf der Hinfahrt noch auf der Rückfahrt gestattet. Gepäck wird auf diese Fahrkarten nicht befördert.
- Sein Junge. In der Kronenstraße in Berlin wohnt ein Herr F., welcher 97 Jahre alt und noch ungemein rüstig ist. Wenn er von einem Spaziergange zurückkehrt, hört man ihn wohl einen Nachbar fragen: "Haben Sie meinen Jungen nicht gesehen?" Dieser Junge ist aber bereits auch über 60 Jahre alt.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Pahlingen sub Nr. XI. belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Werner wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeklusiv=Abschied erlassen und publizirt worden ist.
Schönberg, den 1. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg am kalten Damm sub Nr. 231 belegene Wohnhaus c. p. des Tischlermeisters Heinrich Bockwoldt hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag den 15. Mai 1893
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 20. Februar 1893.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Oeffentliche Versteigerung.
Mittwoch, den 10. Mai d. Js.,
Vormittags 9 Uhr

beginnend, sollen auf der früher Kols'schen Halbstelle in Grieben:

3 Stück Leutebetten, Bettstellen mit u. ohne Matratzen, Schränke, Tische, Lade, Wanduhr, Stühle, Waschtisch, Küchengeräth aller Art, Küchenschrank, Leinenzeug, als namentlich Bettbezüge, Bettlacken, Tisch- und Handtücher etc. auch 4 Stück Pferdesielen und vieles mehr,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 3. Mai 1893.

                                                    C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Großherzogliche Mecklenburgische
Friedrich-Franz-Eisenbahn.

Vom 8. Mai d. J. ab befindet sich die Güterkasse in Schönberg im Stationsgebäude daselbst.
Schwerin, den 28. April 1893.

Großherzogliche General=Direktion.


Meinen werthen Kunden und dem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich am Markttage, den 2. Mai, ein Laden=Geschäft eröffnen werde, und empfehle mich mit Herrn=, Damen= und Kinderfußzeug, nur gute und reelle Waare zu den billigsten Preisen, sowie alle vorkommende Arbeiten werden nach Maaß bequem und gut angefertigt. Um geneigtes Wohlwollen bittet

                                 Achtungsvoll
                                                    H. Voss.
                                                    Schuhmacher.


Den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend beehren wir uns ergebenst mitzutheilen, daß nach dem Ableben unseres Herrn Oldenburg das Geschäft mit einem tüchtigen Werkführer in unveränderter Weise fortgeführt werden wird und bitten wir, uns das bisher erwiesene Vertrauen auch fernerhin zu erhalten, wogegen wir uns stets bemühen werden, nur gute Arbeit zu möglichst niedrigen Preisen zu liefern.

Hochachtungsvoll
Oldenburg & Ahrendt.


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                                                    Hugo Heincke.


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Dr. Ahrens
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 35 Seite 3]
Logo der Hagelassekuranz

Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg.
gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,

gewährt ihren Mitgliedern unzweifelhafteste Sicherheit. - Trotz der geringen Beiträge der letzten Jahre von nur 20 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M. haben wir einen Sicherheitsfonds von

33,200 Mark,

ansammeln können, welcher bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt ist und an welchem neu eintretende Mitglieder sofort participieren. Wir laden zum Beitritt ein.

Schönberg im April 1893.                                                    
Die Direction.
J. Kröger.                                                     Wilh. Heincke.


Vom Anfang dieses Jahres bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
                  1  . Vom Hauswirth Kröger in Lockwisch 1 Pferd 400 M.
                    2. Vom Färbermeister Breuel, hier 1 Kuh 135 M.
                    3. Vom Krüger Kohs in Grieben 1 Kuh, 180 M.
                    4. Vom Schulzen Faasch in Selmsdorf 1 Kuh 135 M.
                    5. Vom Schulzen Völkner in Mechow 1 Kuh 150 M.
                    6. Vom Malermeister Rütz hier 1 Kuh 150 M.
                    7. Vom Arbeitsmann Holst in Rünz 1 Kuh 135 M.
                    8. Vom Hauswirth Oldenburg in Zarnewenz 1 Pferd 400 M.
                    9. Vom Hauswirth Oldenburg in Zarnewenz 1 Pferd 150 M.
                  10. Vom Hauswirth Bremer in Schlagsdorf 1 Kuh 180 M.
                  11. Vom Hauswirth Oldenburg in Lüdersdorf 1 Pferd 100 M.
                  12. Vom Hauswirth Ahrendt in Gr. Siemz 1 Kuh 180 M.
                  13. Vom Hauswirth Kock in Rüschenbeck 1 Pferd 600 M.
                   Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 Pfennig pro 100 Mark Versicherungssumme. Unsere Mitglieder werden ergebenst ersucht, solchen Beitrag am

Mittwoch, den 10. Mai, Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hierselbst einzuzahlen.

                        Schönberg, den 27. April 1893.

Direktion des Viehversicherungs=Vereins.
As. Ahrendt.                    Wilh. Heincke.


Buchenholz
hat abzugeben                                                    
J. Oldenburg-Niendorf.


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Hugo Heincke.


Bücher-Lesezirkel.
Sonnabend, den 6. d. M. abends 8 Uhr
Versammlung behufs Wahl eines neuen Boten.
                                                    J.


Zu dem am Sonntag den 7. Mai in Törpt stattfindenden

Ringreiten
laden freundlichst ein                                                    
Die jungen Leute in Gr. Siemz u. Törpt.


Am Sonntag den 7. Mai und Montag den 8. Mai findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach guten Gewinnen

statt, wozu ich freundlichst einlade.
Die Tanzmusik findet am Sonntag den 7. statt.

Demern.                                                     H. Tretow.


Am Sonntag d. 7. und Montag d. 8. Mai findet bei mir ein

Scheibenschiessen
nach guten Gewinnen

statt, wozu ich ergebenst einlade.

Am Montag den 8. Mai Ball.
                                                                              Gastwirth Kohs in Menzendorf.
Auf einen Satz von 3 Schüssen fällt nur 1 Gewinn. Hinterladergewehre werden geliefert.


Zu dem am 2. und 3. Pfingsttage
bei mir stattfindenden                                                    
Scheibenschießen
lade freundlichst ein                                                    
Duvennest.                                                     H. Wittfoth.
Am letzten Tage Ball.


Am Sonntag, den 7. Mai cr. findet bei mir
Ringreiten
mit nachfolgender Tanzbelustigung
statt, wozu ergebenst einladet                                                    
Ollndorf.                                                     J. Dechow.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Am Sonntag, den 7. d. Mts.
Nachmittags 3 1/2 Uhr
ordentliche Versammlung.

im Vereinslokale.
                          Tagesordnung:
      1. Rechnungsabschluß.
      2. Wahl eines Delegirten zum Delegirten nach Malchin.
      3. Vorstandswahl.
      4. Verschiedene Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 35 Seite 4]
Mecklenburgische
Pferde=Loose
nur
1
Mark.
11 Loose 10 M.
28 Loose 25 M.
XXII. Mecklenb. Pferdeverloosung zu Neubrandenburg.
Ziehung am 10. Mai d. J.
Vierspännige u. Zweispännige Equipagen i. Werthe von
10,000 Mark, 4500 Mark, 2400 Mark,
insgesamt 85 edle Reit= und Wagenpferde
und 1020 sonstige werthvolle Gewinne.
Meckenburgische Pferde=Loose à 1 Mark, 11 Loose 10 Mark,
28 Loose 25 Mark,
sind, so lange der Vorrath reicht, zu haben in den durch Plakate kenntlichen Verkaufsstellen und zu beziehen durch
(Für Porto und Gewinnliste
sind 15 Pfennig beizufügen.)
           F. A. Schrader, Hauptagent,
Hanover, Gr. Packhoffstr. 29.


Ph. Mayfahrt & Co.
Berlin No.,
    Chausséestrasse Nr. 2. E.    
Fabrik landwirth-
schaftlicher Maschinen
empfehlen Dresch-Maschinen
für Dampf-, Wasser-, Goepel- und Handbetrieb. Frucht-Reinigungs-Maschinen. Stiften und Schlagleisten-System. Pressen für Obst- und Wein in jeder Grösse.


Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
Geschäfts-Umfang 1892: 76,403 Polizen mit 601,558,404 M. Versicherungssumme.
               Zunahme 1892:   1,505 Polizen mit   18,630,029 M. Versicherungssumme.

Die Norddeutsche hat während ihres 24jährigen Bestehens 916,752 Polizen mit 7306 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für Schäden ca. 59,000,000 Mark Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9. Jahre die weitaus größte aller bestehenden Hagel=Versicherungs=Gesellschaften, und bietet sowohl durch die Zahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland unbedingte Sicherheit selbst in den Hagelreichsten Jahren, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.
Reserven ca. 246,000 Mark.
Entschädigung von 6% ab; bei Verzicht auf Schäden unter 12%. Ermäßigung der Prämie um 20%. - Gewährung eines bis 50% steigenden Rabatts für Schadenfreiheit, desgl. von 5% bei 5 jähriger Versicherung.
Abschätzung der Schäden unter Mitwirkung der von den Mitgliedern in den Bezirks=Versammlungen gewählten Taxatoren.
Wohlfeile und bequeme Versicherung der kleinen Ackerwirthe durch die sog. Gemeinde=Versicherungen.
Zu jeder näheren Auskunft sowie Uebersendung von Antragsformularen sind jederzeit gern bereit die Herren Vertreter:

W. A. Utermöhl, Haupt=Agent, Schönberg.
H. Retelsdorf, Hauswirth, Gr. Mist.
W. Hauschild, Hauswirth, Ziethen.
Petersen, Ortsvorsteher, Bergrade.
Johs. Boysen, Jäger, Breitenfelde.
       H. Schulz, Landmann, Juliusburg.
Fr. Gertds, Gemeindevorsteher, Kühsen.
H. Burmeister, Landmann, Sandesneben.
J. H. Schmidt, Gemeindevorsteher, Schmilau.
                          sowie

Franz Heidborn, General=Agent, Güstrow.


Mittwoch Morgen 4 1/2 Uhr starb plötzlich und unerwartet in Lübeck unser einziger, innigst geliebter Sohn und Bruder

Wilhelm
im Alter von 15 1/2 Jahren.
                          
Tiefbetrauert von Eltern und Schwestern.
                                                    H. Krohn u. Frau
                                                    geb. Maass.

Die Beerdigung findet am Sonnabend, den 6. d. M. nachmittag 2 Uhr vom Trauerhause aus statt.


Für die überaus zahlreichen Beweise der Antheilnahme, welche mir zu dem von mir heute begangeen 50jährigen Dienstjubiläum aus Nähe und Ferne zugegangen sind und mich und die Meinigen hoch erfreut haben, spreche ich, bei der Unmöglichkeit, jedem Einzelnen danken zu können, meinen innigsten Dank aus tiefbewegtem Herzen hierdurch aus.
Schönberg, den 1. Mai 1893.

                                                    L. Renter,
                                                    Oberwachtmeister


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 7. Mai.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
    Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 55-56 M., große Schweine 53-55 M., Sauen 40-47 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 18.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 35 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 35 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. Mai 1893.


- Das Eiserne Kreuz verschwindet nach dem Ausweis der soeben ausgegebenen Rang= und Quartierliste mehr und mehr aus der Armee. Bei der Linie findet man es noch bei den drei ältesten Hauptleuten und Rittmeistern; beim ersten und zweiten Garderegiment z. F., beim Alexander Regiment und den Garde=Jägern kommt das Eiserne Kreuz unter den Hauptleuten überhaupt nicht mehr vor, ebensowenig bei der gesammten Gardekavallerie. Das ist ein guter Maßstab zur Beurtheilung der Anciennetätsverhältnisse, welche bei der Garde durchweg nicht unerheblich günstiger liegen, als bei den übrigen Armeekorps.
- Am 10. Mai sollen die Nennungen zur Distanz=Radfahrt Wien=Berlin beginnen. Weit über 150 deutsche Führer haben schon ihre Theilnahme zugesagt. Von Vereinen und Klubs allein sind bereits über 9000 M. gezeichnet. Auch wertvolle Preise wurden von Fabrikanten der Radfahrerbranche gestiftet, deren einzelne bis 1000 M. Werth repräsentieren.
- Johannes Brahms, unser größter lebender Komponist, beging am 1. Mai seinen 60. Geburtstag, reiste aber nach Sizilien ab, um den ihn zugedachten Ehrenbezeugungen zu entgehen.
- Schwer heimgesucht wurde die Familie G. in Berlin. Von 6 Kindern starben an einem Tage fünf an der Diphtheritis und wurden gemeinschaftlich auf dem Friedhofe der Domgemeinde beerdigt. Nur die älteste zwölfjährige Tochter ist von der tückischen Krankheit verschont geblieben.
- Für Bierbrauer und Biertrinker gleich interessant ist eine in der "Jur. Wochenschr." veröffentlichte Reichsgerichtsentscheidung in einer Anklage wegen Nahrungsmittelverfälschung. Der Angeklagte hatte einen Vorrat von Bier gebraut, welches, weil es einen ungenügenden Malz= und Zuckergehalt hatte, nicht absatzfähig war. Er hat nun dem Bier, um dessen Verkäuflichkeit zu ermöglichen, Saccharin beigemischt. Das Reichsgericht hat dieses Vorgehen als Bierverfälschung festgestellt, indem es sagt: Das Saccharin ist allerdings für die menschliche Gesundheit unschädlich, entbehrt aber gänzlich der Nährkraft, insbesondere des Malzzuckers Es ist nicht als Ersatzmittel für irgend einen Bestandtheil des Bieres zu benutzen. Indem der Angeklagte das Saccharin dem Biere zur Verdeckung der Minderwerthigkeit desselben beimischte, hat er dieses Bier durch Verleihung des Scheines einer besseren als seiner wirklichen Beschaffenheit gefälscht. Indem er ferner die Hälfte dieses verfälschten Bieres beimischte, hat er auch dieses normale Bier verfälscht, er hat diese Fälschung zur Täuschung des Publikums vorgenommen und den Abnehmern, welche reines aus Malz= und Hopfen gefertigtes Bier, dessen Süßigkeit auf seinem Malzgehalt beruhe, erwarteten, das verfälschte Bier als normales Bier verkauft. Damit sind die Thatbestandsmerkmale des § 10 Nr. 1 und 2 des Nahrungsmittelgesetzes erfüllt.
- Die Stadtvertretung in München genehmigte die elektrische Straßenbeleuchtung mit vorerst 270 Bogenlampen, denen bis in 3 Jahren 400 Lampen folgen werden. Ausgeführt wird die Anlage durch die Firma S. Schuckert & Co. in Nürnberg.
- Wer der glückliche Besitzer einer Thaler=Sammlung ist, sorge dafür, daß nach dem 1. Juni keine solchen österreichischen Gepräges mehr darunter sind; denn mit diesem Tag werden dieselben außer Kurs gesetzt.
- Die Postverwaltung in Frankfurt a. M. kaufte soeben das Bundespalais, vorbehaltlich der Genehmigung der gesetzgebenden Körperschaften, für 1 1/2 Million M. an. Der Fürst von Turn und Taxis bleibt bis zum April 1894 an das Abkommen gebunden.
- Vor einigen Tagen meldete sich im Krankenhause zu Augsburg ein in den 40er Jahren stehender Mann, der vorgab, etwa 250 Kieselsteine verschluckt zu haben und auch ersichtlich an jämmerlichen Leibschmerzen litt. Schon am ersten Tage der Behandlung gingen wirklich etwa 200 Kiesel von Haselnußgröße und noch etwas größer von ihm ab. Der unsinnige Mensch hatte die sonderbare Kost infolge einer Wette um 5 M. zu sich genommen.
- Am Sonnabend wurde zum zweiten mal in der abgelaufenen Woche der Landbriefträger von Ehrenbreitstein in einem Walde überfallen und beraubt.
- Das Opfer einer unsinnigen Wette wurde ein Soldat in Riesenburg (Westpreußen). Er hatte mit acht Kameraden gewettet, 2 Liter Kornbranntwein trinken zu können. Noch hatte er die Menge nicht ganz ausgetrunken, als er umsank und kurz darauf am Lungenschlag starb. Gegen die betr. 8 Soldat ten ist die Untersuchungshaft eingeleitet worden.
- Deutsche Landwirthschafts=Gesellschaft. Nachdem der erste Anmeldetermin der Wandersausstellung zu München, die vom 8. bis 12. Juni d. J. stattfinden wird, abgelaufen ist, läßt sich übersehen, daß die Beschickung dieser Schau eine sehr große sein wird; es werden 340 Pferde, 1250 Rinder, 220 Schafe und 360 Schweine zur Ausstellung kommen, daneben Ziegen, Geflügel und Fische, ferner alle Arten von landwirthschaftlichen Erzeugnissen, namentlich Sämereien, sowie endlich ein großes Feld landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe.
- Aus Rendsburg wird gemeldet: Infolge der großen Dürre finden fast täglich in Schleswig=Holstein große Waldbrände statt. Viele Hektare Anpflanzungen sind vernichtet.
- Baron Nathaniel Rothschild in Wien theilte dem "Verein für Errichtung eines Asyls" für an Tuberkulose Erkrankte mit, daß er ihm seine Besitzung in Reichenau (Nieder=Oesterreich) schenke. Der Werth dieser Besitzung wird auf mehrere Millionen geschätzt.
- Wie der "Sole" meldet, wurde die in Italien seit langem anhaltende Trockenheit wenigstens in gewissen Gegenden, wie Mantua, Bologna und Venedig, durch starken Regen unterbrochen.
- Wie aus Catania gemeldet wird, zeigte sich auf dem Grunde des Centralkraters vom Aetna glühende Lava.
- In der Provinz Caceres (Spanien) ist die Ernte durch einen heftigen Gewittersturm fast gänzlich zerstört worden. Zwei Personen wurden vom Blitz erschlagen.
- Ueber den Saatenstand in Deutschland um Mitte April berichtet der "Reichsanz.": Die Wintersaaten haben im westlichen, mittleren und südlichen Gebiet des Reichs den Winter gut, vielfach sogar recht gut überstanden. Insbesondere gielt dies von den im Herbst frühzeitig bestellten Saaten, während die späteren großentheils dünner stehen. Im nördlichen und östlichen Deutschland war die Ueberwinterung meistens gut und nur in einigen Bezirken minder gut. Namentlich wird in Ost= und Westpreußen und in Oberschlesien Roggen in manchen ungünstigen Geländen wegen Auswinterung durch starke Schneelage, in mehreren Kreisen auch wegen Beschädigung durch Insekten (Fritfliegen) voraussichtlich zu Umackerungen zwingen. Infolge der seit Mitte März bis zur Berichtszeit hin andauernden Trockenheit, der hohen Tagestemperatur, der scharfen Winde und der starken Nachtfröste ist indessen die Entwicklung des Wintergetreides wenig fortgeschritten, und vielfach ist der Stand der Saaten sogar zurückgegangen. Vereinzelt leiden in verschiedenen Theilen des westlichen, mittleren und südlichen Deutschlands die Saaten durch Mäusefraß. Die Frühjahrsbestellung vollzieht sich fast durchweg unter günstigen Verhältnissen; sie ist vielfach bereits beendigt, hat jedoch in manchen Gegenden, besonders von Ost= und Westpreußen, erst begonnen. Die Saaten entwickeln sich der Trockenheit wegen nur langsam und zeigen theilweise einen ungleichen dünnen Aufgang.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 35 Seite 6]

- Ein neuer Sprengstoff - Dahmenit, nach dem Erfinder Dahmen, von der Sprengstofffabrik C. Dahmen u. Co. in Castrop, genannt - ist in jüngster Zeit in der Versuchsstrecke der Zeche "König" bei Saarbrücken erprobt worden und soll nach dem Bericht der zugezogenen Fachleute ein sehr günstiges Resultat ergeben haben. Namentlich soll bei Anwendung des Dahmenits eine Entzündung des Kohlenstaubes oder Schlagender Wetter nicht eintreten. Ein großer Vorzug des neuen Sprengstoffs sei, daß derselbe nur durch eigens hierzu hergestellte Zündkapseln zur Explosion gebracht werden kann; weder Schlag, Stoß, Reibung, selbst nicht einmal Hochofentemperatur seien im Stande, das Dahmenit zu explosiver Zersetzung zu bringen.
- Der Federbusch des Prinzen von Wales. Der Prinz von Wales besitzt einen in seiner Art einzigen Schatz, um den ihn die Damen nicht blos Englands, sondern der ganzen Welt beneiden dürften. Dieser Schatz besteht aus einem Federbusche, der seine Krone schmückt. Derselbe ist der einzige seiner Art. Er soll über 10 000 Lstrl. werth sein. Die Seltenheit und der hohe Werth desselben ist auf die Thatsache zurückzuführen, daß er aus den Schwanzfedern eines unter dem Namen "Feriwah" bekannten, sehr seltenen Paradiesvogels hergestellt worden ist. Der Vogel muß lebendig gefangen und die Feder gerupft werden, während er lebt. Denn die Federn verlieren ihren Glanz, sobald der Vogel todt ist. Die Feriwahjagd ist eine sehr gefährliche. Denn der Vogel wird nur in den abgelegensten Theilen des Dschungels gefunden, wo die Tiger und andere wilde Thiere hausen. Es ist daher nicht überraschend, zu erfahren, daß es 20 Jahre Zeit in Anspruch nahm, um die Federn des Büschels zu sammeln, und daß jede Feder wenigstens ein verlorenes Menschenleben repräsentirt.
- Maus und Löwe. In Amerika hat man jüngst in der einst Barnum gehörigen Menagerie Versuche angestellt, ob und wie weit die sprichwörtliche Furcht des Löwen, Elephanten und anderer großer Thiere vor der Maus auf Wahrheit beruht. Zuerst warf man eine Maus in den von zwei Löwen bewohnten Käfig, die entsetzt vor dem kleinen Nagethier zurücksprangen und laut brüllend aus dem Käfig zu entkommen suchten. Erst nach längerer Zeit beruhigten sie sich so weit, die Maus zu beriechen und hinfort völlig unbeachtet zu lassen. Dasselbe anfängliche Entsetzen legte ein Königstiger an den Tag. Auf die Elephanten hatte der Anblick der Mäuse eine verschiedene Wirkung. Die ungezähmteren rissen an ihren Ketten und "trompeteten" vor Furcht, während ein zu Kunststücken abgerichteter Elephant das vor ihn gesetzte Mäusepaar mit seinen Füßen erdrückte. Ganz anders verhielten sich die Pumas, Hyänen und Wölfe. Sie faßten die Sache von der ihnen nützlichen Seite auf und verschlangen unverzüglich die vorgeworfenen Ratten und Mäuse.
- Das Brautbouquet. Ein interessanter Prozeß wurde in diesen Tagen in Konitz zu Ende geführt. Der Lehrer H. hatte bei einem Gärtner ein Brautbouquet bestellt, welches 7 M. kosten sollte. Da es im Herbste aber wenig Rosen etc. gab, so nahm der Gärtner weiße Georginen dazu. Als der Lehrer seiner Braut das Bouquet überreichte, machte sie ihm die bittersten Vorwürfe über die Georginen, weil diese Blume für eine Braut zum Kirchgange eine Beleidigung sei. Der Lehrer schickte das Bouquet sofort zurück und verweigerte die Bezahlung. Der Gärtner verklagte nun den Lehrer. Dieser aber schlug Sachverständige vor, welche bekundeten, daß die Blume nicht in ein Brautbouquet gehörte. Kläger war mit dem Urtheil nicht zufrieden und legte Berufung ein. Aber auch jetzt lautete das Urtheil dahin, daß die Georgine nicht ins Brautbouquet gehöre. Das Landgericht, erkannte demgemäß in zweiter Instanz auf Abweisung der Klage und legte dem Kläger alle Kosten zur Last, welche die schöne Summe von etwa 300 Mark erreichten.
- Es scheint, daß es der Pariser Weltausstellung von 1900 an der great attraction, die man versprochen hatte, fehlen wird: man wird den Mond nicht "in der Entfernung von einem Meter" sehen. Die Anfertigung des großen Teleskops ist, wie der "Figaro" meldet, endgültig aufgegeben worden, obschon die Schneidung der Riesenlinsen schon auf gutem Wege war. Das Unternehmen scheiterte an Geldmangel; auch ihm ist die Panamakrise verderblich geworden; zu der Beschaffung der erforderlichen Summen hatte sich besonders der verstorbene Baron Reinach verpflichtet.
- In der "Jekaterinburgskaja Nedelja" findet sich ein düsteres Sittenbild aus Sibirien. Das Blatt spricht von "Menschenjagden," die dort gang und gäbe seien. Der Grobatsch, d. h. der von den Wäschereien heimkehrende Arbeiter, giebt das Wild ab für den jagenden sibirischen Bauer, der sich in Gesellschaft in einem Versteck am Wege lagert und aus diesem Schlupfwinkel heraus die vorübergehenden Arbeiter einen nach dem andern niederschießt, um die armen Teufel zu berauben. Oft haben übrigens die Arbeiter die Oberhand. Dann wird dem Räuber der "Rothe Hut" aufgesetzt. Dieser Hut ist ein rothglühender Eisentopf, der dem Gefangenen auf den Kopf gestülpt wird.
- Ein Athlet von Wassertropfen besiegt. Die Geschichte von den Wassertropfen, welche bekanntlich besagt, daß viele derselben nach und nach einen Stein aushöhlen, erfuhr unlängst erst eine originelle Wette, welche kürzlich in einem Wiener Vergnügung=Etablissement zwischen einem amerikanischen Artisten und einem Wiener Athleten ausgetragen wurde. Der Amerikaner wettete nämlich um eine ansehnliche Summe, daß der Athlet nicht imstande sei, einen Liter Wasser tropfenweise aus der Höhe von drei Fuß auf seine flache Hand fallen zu lassen. Lachend ging der Kraftmensch, der keine allzu zarte Damenhand besitzt, auf diesen Spaß, wie er sagte, ein, und die ganze Menge hielt die Wette für den Amerikaner schon für verloren. Das Wasserquantum wurde abgemessen und in ein entsprechendes, mit einem dünnen Abflußrohr versehenes Blechgefäß hineingegossen. Sodann wurde auch die Tropfdistanz fixiert und das Geduldspiel begann. Bis 300 war schon unter allgemeiner Stille gezählt worden und ebenso viele Wassertropfen waren auf die Handfläche des Athleten niedergefallen. Derselbe wurde immer röter im Gesicht, verbiß anfangs den Schmerz, den er empfand, konnte es aber, nachdem etwa 420 Tropfen auf seine Hand herabgefallen waren, nicht mehr aushalten. Seine innere Handfläche war stark entzündet und an einer Stelle sogar die Haut gesprungen und das blutende Fleisch bloßgelegt. Und doch war erst ein kaum merklicher Theil des Liters Wassers aus dem Blechgefäß verschwunden . . .! Die Gesellschaft konnte sich vor Erstaunen kaum fassen und am verwundertsten war der Athlet selbst Nach phisikal. Gesetzen ist dies aber durchaus nichts Wunderbares.
- Vom Staub, Kehren und Sprengen. In der trockenen Jahreszeit atmen wir täglich große Mengen Staub ein. Was enthält derselbe? Er enthält alle möglichen Keime für Starrkrampf und bösartige Krankheiten, Eiterstoff, Tuberkulose, Geschwüre, Karbunkel, Rose, Diphtheritis, Typhus u. s. w. Und diese schädlichen Keime widerstehen der größten Trockenheit Monate lang. Inzwischen treibt der Wind den Staub in den Bart, auf die Lippen, in den Mund; der Staub dringt in die Atmungsorgane, in die Wohnräume und bedeckt die Nahrungsmittel. Die im Straßenstaub enthaltenen Keime werden von den Stiefeln, den Kleidern, den Schleppen der Damen aufgenommen und in die Wohnräume mitgebracht. Dagegen hilft kein Respirator: er hält nur die Sandkörner, nicht die mikroskopischen Keime zurück. Dr. Manfredi fand in Monaco, einer gesundheitlich wohl versorgten Stadt, in jedem Gramm Straßenkehricht drei Millionen Mikroben, und bis fünf Milliarden in jedem Gramm in Neapel. Die Einimpfungen bei Thieren erzeugten Geschwüre, Starrkrampf, Typhus, Tuberkulose, Karbunkel etc., so daß man sagen kann, wir leben und atmen wie in einem Käfig voll wilder Thiere. Wird es dem Leser nicht angst und bange, wenn er daran denkt, wie man in manchen Orten die Straßen zu kehren pflegt? Es ist gewiß sehr wichtig, das in solchen Orten die Behörde einschreitet und ein Kehren ohne gründliches Netzen mit Wasser unnachsichtlich bestraft. Der Staub bleibt viel besser auf der Straße liegen, als daß er trocken in die Luft gewirbelt wird.


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