No. 30
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. April
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 30 Seite 1]

Reise des Kaisers nach Kiel. Der Kaiser hat Freitag Nachmittag 3 Uhr mittelst Sonderzuges die Fahrt nach Swinemünde angetreten. Die Ankunft dort erfolgte um 7 Uhr 35 Minuten Abends. Der Kaiser begab sich sofort an Bord des Aviso "Hohenzollern" um mit diesem Schiff morgens früh die Fahrt nach Kiel anzutreten.
Nach der "Neuen Fr. Pr." werden Kaiser Wilhelm und Gemahlin auf der Rückreise von Rom Anfangs Mai in Wien dem Kaiser Franz Joseph einen Besuch abstatten.
Die Reise des Kaisers durch die Schweiz hält die amtliche Welt der Nachbar=Republik in dauernder Aufregung. Wie ein Telegramm aus Bern meldet, veröffentlicht ein amtliches Preßbulletin des Bundesrats folgende Mittheilung: Der deutsche Kaiser wird auf der Rückreise von Rom durch die Schweiz von einer Abordnung des Bundesrats begrüßt werden. Die Abordnung besteht aus dem Bundespräsidenten, dem Vicepräsidenten und dem Chef des Departements des Auswärtigen, die das deutsche Kaiserpaar entweder in Luzern oder in Göschenen offiziell begrüßen werden. Eine Anzahl höherer Offiziere wird den Hofzug des Kaisers von der Südgrenze bis zur Nordgrenze der Schweiz geleiten.
Das Kaiserpaar bei dem österreichisch=ungarischen Botschafter. Zum ersten Mal waren Donnerstag Abend der Kaiser und die Kaiserin Gäste des Herrn v. Szögyeny=Marich im festlich geschmückten österreichisch=ungarischen Botschafter=Hotel. Kaiser Wilhelm erschien um 7 1/2 Uhr in der Uniform seines österreichisch=ungarischen Husarenregiments Nr. 10. Die Kaiserin kam in hellblauer Toilette in Begleitung der Prinzessin Heinrich. Vorher hatten sich der Reichskanzler Graf Caprivi, Ministerpräsident Graf Eulenburg, Freiherr Marschall von Biberstein, Hausminister v. Wedel, sowie andere offizielle Persönlichkeiten und Herren und Damen vom Hofe versammelt. Zur Tafel führte der Kaiser die Frau Botschafterin, der Botschafter die Kaiserin und Ministerpräsident Graf Eulenburg die Prinzeß Heinrich. An der Tafel selbst saß Frau v. Szögyeny zur Linken, Frau Prinzeß Heinrich zur Rechten des Monarchen, dem gegenüber die Kaiserin zwischen dem Botschafter und dem Reichskanzler ihren Platz hatte. Die Menukarten für das Kaiserpaar waren von Frau Vilma Parlaghi gemalt. Gegen 9 Uhr wurde die Tafel aufgehoben. Der Kaiser unterhielt sich später eine halbe Stunde lang mit dem Botschafter, der vordem mit dem Grafen Caprivi im eifrigen Gespräch gewesen war. Wenige Minuten vor 10 3/4 Uhr verließen Kaiser, Kaiserin und Prinzeß Heinrich das Botschaftshotel, worauf sich auch die übrigen Gäste bald verabschiedeten.
Der Kaiser empfing Freitag Nachmittag den Professor Dr. Süßfeld. Abends entsprach der Kaiser, wie wir schon kurz erwähnten, einer Einladung des russischen Botschafters Grafen Schuwalow zur Tafel. Gestern Vormittag unternahm der Kaiser eine Spazierfahrt nach dem Thiergarten. Auf der Rückfahrt fuhr der Kaiser nach dem Reichskanzlerpalais und nahm dort den Vortrag des Reichskanzlers Grafen von Caprivi entgegen. Abends entsprach der Kaiser einer Einladung des Botschafters Oesterreich=Ungarns zur Tafel.
Drei Offiziere des 13. Husarenregiments, Oberst v. Bissing, Major v. Schmeling und Premierlieutenant v. d. Marwitz, begeben sich auf kaiserl. Befehl zur silbernen Hochzeit des italienischen Königspaares nach Rom. König Umberto ist bekanntlich der Regimentschef der hessischen, in Mainz und Bockenheim garnisonirenden Husaren.
In einem Extrablatt meldet die "Karlsruher Zeitung" die Ernennung des Erbgroßherzogs von Baden zum Generallieutenant und Kommandeur der 29. Division. Der Kaiser habe bedauert, daß der Erbgroßherzog aus den bisherigen näheren Beziehungen zu ihm scheide und in ehrenden Worten der Fähigkeiten und Leistungen gedacht. Der Kaiser eröffnete dem Erbgroßherzog die Beförderung persönlich.
Den nachgesuchten Abschied haben nach der "K. Z." erhalten General v. Schkopp, Gouverneur von Köln; Generalleutnant v. Albedyll, Kommandeur der 4. Division; Generallieutenant Freiherr v. Schleinitz, Kommandeur der 29. Division, Generallieutenant Freiherr v. Bock, Inspekteur der 2. Ingenieur=Inspektion, sowie Generalmajor v. Trotha, Paderborn.
Die Sozialisten in Hamburg haben zur Maifeier die Veranstaltung eines großen Zuges aller Gewerkschaften am 7. Mai beschlossen. Die Polizei hat dazu die Erlaubnis erteilt.
Mit dem Eintritt des neunzehnjährigen Prinzen Alfred von Großbritanien in das preußische erste Garderegiment zu Fuß sind, wie die "Weser=Ztg." hervorhebt, alle Vorbedingungen für die künftige Thronfolge des ältesten Sohnes des Herzogs von Edinburg in Sachsen=Coburg und Gotha nunmehr erfüllt. Herzog Ernst II. ist kinderlos und seine nächsten Agnaten sind die Söhne seines verstorbenen Bruders Albrecht, des Gemahls der Königin Viktoria von Großbritannien. Der älteste Sohn, der Prinz von Wales, scheidet als künftiger König von Großbritannien aus. Der eigentliche Erbe wäre der zweite Sohn, der Herzog von Edinburg. Eine Zeit lang war auch ernstlich davon die Rede, daß er dereinst Herzog von Coburg werden würde. Das deutsche Nationalgefühl begann sich aber sehr entschieden gegen den Gedanken zu regen, daß ein in englischen Anschauungen aufgewachsener Prinz einst deutscher Bundesfürst werden sollte. So kam unter dem bestimmenden Einfluß des damaligen deutschen Kronprinzen, des Schwagers des Herzogs von Edinburg, eine Verständigung dahin zu Stande, daß dieser sich verpflichtete, seinem ältesten Sohne eine durchaus deutsche Erziehung zu geben, ihn in Deutschland unterrichten und im deutschen Heere dienen zu lassen. Es ist dabei nicht ausdrücklich festgesetzt worden, aber man nimmt es an, daß im

[ => Original lesen: 1893 Nr. 30 Seite 2]

gegebenen Augenblick der Herzog von Einburg zu Gunsten seines ältesten Sohnes auf die Thronfolge in Coburg=Gotha verzichten werde. So ist es gekommen, das Prinz Alfred von Großbritannien nachdem er in Gotha die Schule durchgemacht und in München ein Jahr lang die Universität besucht hat, nunmehr als Offizier des 1. Garderegiments z. F. länger Zeit in Potsdam leben und mit dem ihm nahe verwandten kaiserlichen Hof in nähere Beziehung treten wird.
Im ungarischen Reichstag ist am Montag der Landesverteidigungsminister Fejervary sehr energisch für die Beibehaltung der deutschen Kommandosprache eingetreten. Er sagt u. A., die deutsche Sprache biete das bequemste Verständigungsmittel für die verschiedenen Nationalitäten Oesterreich=Ungarns, und er erinnerte daran, daß selbst im ungarischen Befreiungskampf die ungarischen Truppen vorwiegend durch frühere österreichische Offiziere geführt worden und daß das Kommando der Honved=Armee im Jahr 1848 ein deutsches gewesen sei.


Anzeigen.

In Sachen, betr. die öffentlich meistbietende Versteigerung der zum Nachlasse des wail. Büdner's Hans, Joachim Lühr zu Duwennest gehörigen, daselbst sub Nr. IV. belegenen Büdnerei c. p. wird der auf

Sonnabend, den 22. April 1893
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anberaumte Ueberbotstermin mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß in dem heutigen Verkaufstermin ein Gebot auf die Büdnerei nicht abgegeben ist.
Schönberg, den 8. April 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    Wetzel.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Schlauentrifft sub Nr. 15 da belegene Wohnhaus c. p. des Maurermeisters Adolf Scharenberg hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 8. Mai d. Js.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hierdurch aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen, als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 17. Februar 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Gestohlen in der Nacht vom 10./11. April d. J. in Schönberg aus einem Garten vom Trockenplatz: drei schwarz und weiß gestreifte wollene Hemden, nicht gezeichnet; ein weißes wollenes Unterhemd, gezeichnet mit einer "6"; ein blau und weißgestreiftes Hemd ohne Zeichen; ein roth und weiß gestreiftes Hemd ohne Zeichen; ein paar blaue baumwollene Strümpfe; ein paar braune halbwollene Strümpfe ein paar graue wollene Strümpfe; ein rothes Taschentuch mit weißen Punkten und eine roth und weiß gestreifte wollene Unterhose.
Ich ersuche um Vigilanz und Benachrichtigung zu den Akten 53/93.
Schönberg, den 12. April 1893.

Der Amtsanwalt.
A. Dufft.


Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Auszug der Heberolle der Mecklenburg=Strelitz'schen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Rechnungsjahr 1892, betreffend die Gemeinde Stadt Schönberg, während zweier Wochen, (vom 14. April 1893 anfangend) gemäß § 82 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 bei uns zur Einsicht für die Betheiligten ausliegt.
Reklamationen der Betriebsunternehmer gegen die Abschätzung ihrer Betriebe bezw. die Aufnahme oder Nichtaufnahme der letzteren in das Verzeichniß sind binnen vier Wochen, vom Tage der Beendigung der Auslage des Verzeichnis an gerechnet, bei dem Genossenschafts=Vorstande in Neubrandenburg anzubringen.
Schönberg den 12. April 1893.

Der Magistrat.


Holz=Auction Nr. 30.
Am Mittwoch, den 19. April,

Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Thies zu Ziethen nachstehende Holzsortimente bei freier Concurrenz, meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Bahlen.

    8 Stück Nadelholzstangen I. und II. Cl.
    8 Rmtr. kiefern Kluft I. Cl.
    1 Rmtr. fichten Olm.
    9 Rmtr. Nadelholz Knüppel und Olm.

2. Aus dem Garnseerholze.

  10 Rmtr. buchen Kluft II. Cl.
  14 Rmtr. buchen Knüppel.
    7 Rmtr. Nadelholz Knüppel und Olm.

3. Aus dem Lanckower=Holze.

  36 Stück Nadelholzstangen I. Cl.
  11 Rmtr. kiefern Kluft I. Cl.
    9 Rmtr. fichten Kluft Olm.
180 Rmtr. Nadelholz=Knüppel.

4. Aus dem Schlagbrügge=Holze.

    6 Rmtr. Nadelholz=Knüppel.
Schönberg, den 7. April 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Eichen Lohrinden=Auction Nr. 31.
Am Donnerstag, den 20. April,

Morgens 11 Uhr sollen in Stadt Lübeck hierselbst die Lohrinden von nachstehend aufgeführten Eichen zur Selbstnutzung meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

1. Aus der Carlower Forst=Brandkuhle.
24 Stück alte über 100jähr. Eichen.
2. Auf der Gr. Rünzer=Feldmark.
14 Stück über 100jähr. Eichen.
3. Aus dem Lenschower Forst=Pellmoor.
50 Stück 80 bis 120jähr. Eichen.
4. Aus den Lenschower=Tannen.
20 Stück 60 bis 80 jähr. Eichen.

Nähere Auskunft ertheilt ad 1 und 2 Herr Förster v. Linstow zu Carlow. - ad 3 und 4 Herr Forsthülfsaufseher O. Schulze zu Wahrsow bei Lüdersdorf.
Schönberg, den 7. April 1893.

                          Der Oberförster C. Hottelet.


Holz=Auction
im Vitenser Forste
Schutzbezirk Vitense (Cordshäger Holz)
am Montag, den 24. April 1893

unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

162 Rmtr eichen Stangenholz II. Kl. zu Pfahlholz tauglich.
  12 Rmtr. buchen Kluftholz I. Kl.
  24 Rmtr. buchen Kluftholz II. Kl.
    4 Rmtr. buchen Ausschuß.
  45 Rmtr. buchen Stangenholz II. Kl.
153 Rmtr. buchen Stangenholz III. Kl.
    9 Stück fichten Bauholz, Drümme.
  13 Rmtr. fichten Kluftholz II. Kl.
  27 Rmtr. fichten Knüppelholz I. Kl.
  17 Rmtr. fichten Ausschuß.
Versammlung Morgens 9 Uhr im Cordshäger Holze an der Cordshäger Feldseite.
Vitense, den 14. April 1893.

                                                    L. Wiegand,
                                                    Großherzoglicher Revierförster.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 30 Seite 3]

           Für den ausgeschiedenen Hauswirth Kols ist der Hauswirth Heinr. Roxin in Grieben wieder zum Aeltermann unseres Vereins für den dortigen Distrikt ernannt worden, welches wir hierdurch zur Kenntniß unserer Mitglieder bringen.
                          Schönberg, den 1. April 1893.

Direktion des Viehversicherungs=Vereins.
As. Ahrendt.                           Wilh. Heincke.


Ph. Mayfahrt & Co.
Berlin No.,
    Chausséestrasse Nr. 2. E.    
Fabrik landwirth-
schaftlicher Maschinen
empfehlen Boden-Bearbeitungs-Maschinen und Geräthe.
Stahl-Pflüge für jeden Tiefgang, Wende-Stahl-Pflüge, Patent-Normal-Pflüge, 2 und 4 scharig, Grubber, Wiesen- und Ackereggen Sae-Maschinen, Ringel- und Glattwalzen.


Garantie=Dispositions= und Reservefonds = zusammen 297,778,71 Mark. Patria
Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
Magdeburg.
Zugang an Versich.=Capital allein im Jahre 1892 = 12 Millionen Mark.

Diese im Jahre 1884 auf dem Principe der Gegenseitigkeit und unter der Firma: Magdeburger Versicherungs=Gesellschaft gegen Hagel= und begleitenden Wetterschaden gegründete Hagelversicherungs=Gesellschaft ist bestrebt, den Interessen der Landwirthschaft durch liberale Versicherungs=Bedingungen, coulante Verwaltungs=Grundsätze und entgegenkommende Geschäfts=Einrichtungen bestens zu dienen und erfreut sich allgemeinen Vertrauens und regster Betheiligung. Gesammt=Versicherungs=Bestand 43 972 Versicherungen mit Mark 155,232,084 Versicherungs=Capital. Gesammt=Entschädigungsleistung: 4221 Entschädigungen mit Mark 1,185,150,14 Entschädigungs=Summe.
Zur Ertheilung jeder gewünschten Auskunft, Entgegennahme von Versicherungs=Anträgen und Uebertragung von Agenturen hält sich empfohlen:

Die General-Agentur für beide Mecklenburg: Hermann Merker, in Rostock,
Georgstrasse 75.


Bekanntmachung.
Die Herren Aerzte werden ersucht bei Lymphbestellungen folgende Punkte zu beachten.

1. Es wird gewünscht, daß zu den Bestellungen lediglich Postkarten zur Verwendung kommen.
2. Deutliche Schrift besonders betr. Namen und Wohnort des Bestellers ist durchaus nothwendig.
3. Es empfiehlt sich möglichste Kürze und Bestimmtheit der Bestellung (Datum der Impftermine und Anzahl der zu jedem gewünschten Portionen genügt!)
4. Es wird soweit dies irgend möglich ist, um vierzehntägige Vorausbestellung gebeten.
5. Die Meldekarten über den erzielten Erfolg sind sofort nach vorgenommener Nachschau dem Institut wieder einzusenden.
Schwerin, den 10. April 1893.

Großherzogliches Landes=Impfinstitut.
Dr. Wilhelmi.


Briefmarken

aus den Jahren 1849-75 Couverts u. Sammlungen zu kaufen gesucht. Offerte an

                          H. Martin, Haidestr. 72, Frankfurt a./M.


Chlorkalk

in luft= und wasserdichter Packung, daher dauernd haltbar, empfiehlt

                                                    die Apotheke zu Schönberg.


Gelbe Eßkartoffel,
rothe Nierenkartoffel und
Schneeflock=Kartoffel
hat abzugeben.                                                    
                                                    F. Lundwall.


Folgende Nachlaßsachen, als:

Hobelbank, 4 Sägeschragen mit Bolzen, sonstige Zimmergeräthschaften und mehrere Bienenstöcke
habe ich unter der Hand zu verkaufen.

                                                    P. Arndt.
                                                    Sabow.


Lager von
Tapeten und Borden

in den neusten Mustern.
Abwaschbaren Fenster=Roulleaux=Stoff in allen Farben und Breiten.

Neu!       Holzdraht=Rouleaux.       Neu!
Patent=Rouleaux=Roller.
empfiehlt                                                    
                                                    H. E. Petersen.
                                                    Glasermeister.


Gesucht sofort, Johannis oder Michaelis d. J.
ein Mädchen

das melken kann, in Stelle eines Erkrankten bei gutem Lohn. Familiäre Stellung gesichert.

Schönberg.                                                     H. Bremer, Schmiedemstr.


Eröffne mit dem heutigen Tage ein
Fuhr=Geschäft

und halte mich bei vorkommendem Bedarf mit schwerem und leichtem Fuhrwerk empfohlen.
      Schönberg im April 1893.

                                                    F. Lundwall.


Dr. Roth
Specialarzt für Chirurgie & Orthopädie.
Lübeck, Königstraße 7.
verreist.


Ich habe mich heute als                          
pract. Arzt
in Dassow
niedergelassen.                                                    

Wohnung:
Dassow,
d. 4. April 1893.
         Gasthof Callies.
Zippel,
pract. Arzt.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 30 Seite 4]
Mecklenburgische
Pferde=Loose
nur
1
Mark.
11 Loose 10 M.
28 Loose 25 M.
XXII. Mecklenb. Pferdeverloosung zu Neubrandenburg.
Ziehung am 10. Mai d. J.
Vierspännige u. Zweispännige Equipagen i. Werthe von
10,000 Mark, 4500 Mark, 2400 Mark,
insgesamt 85 edle Reit= und Wagenpferde
und 1020 sonstige werthvolle Gewinne.
Meckenburgische Pferde=Loose à 1 Mark, 11 Loose 10 Mark,
28 Loose 25 Mark,
sind, so lange der Vorrath reicht, zu haben in den durch Plakate kenntlichen Verkaufsstellen und zu beziehen durch
(Für Porto und Gewinnliste
sind 15 Pfennig beizufügen.)
           F. A. Schrader, Hauptagent,
Hanover, Gr. Packhoffstr. 29.


Geschäfts-Eröffnung.

Einem geehrten Publikum Schönberg und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich unterm heutigen Datum hierselbst, ein

Schneidergeschäft,
verbunden mit fertigen Herren- und Knabengarderoben,

eröffnet habe.

Bei Zusicherung guter und reeller Bedienung und soliden Preisen bittet um gütigen Zuspruch

HEINR. GARZ,
Lübeckerstraße 12.


Sämmtliche
Gartensämereien
frisch und keimfähig bei                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Mache hierdurch die Anzeige, daß ich von jetzt an, kräftige

Blumenkohl, Rothkohl, Sommer= und Winterkohlpflanzen nebst verschiedenen Blumenpflanzen, Riesen=Stiefmütterchen, im Juni blühend Schock 50 Mark (Lübeck). sowie später: Sellerie, Porro, Wirsig, Rosen u. grünen Kohl, Oberkohlrabi, Steckrüben, rothe, Beet= und Runkelrübenpflanzen,

empfehle                                                    H. Brüchmann.


"Athene"

habe noch einige Ctr. Pflanz=Kartoffeln von der bewehrten Athene à Ctr. 5,00 M. abzugeben.
Niedrig veredelte Rosen in besten Sorten 12 Stück 5,00 M.
Canna angetrieben in den neuesten großblumigen Sorten à 15 Mark (Lübeck). 12 Stück 1,50 M.
Georginen mit Namen, angetrieben. Neue Sorten, 10 Stück verschiedene 1,50 M.
Auriekeln nur Nummerblumen I. Ranges gemischt 10 Stück 1,25-1,75 M. alle blühbar.
Stiefmütterchen mit Knospen beste Sorten 15 Stück 50 Mark (Lübeck). Nelken 12 Stück 30-60 Mark (Lübeck). sowie abgehärtete Sommer= und Winterkohlpflanzen, Rothkohl u. s. w. empfiehlt in bester Beschaffenheit, auch sämmtliche Sämereien.

Paul Präve.
Kunst= und Handelsgärtner.


Mache hiermit die ergebene Anzeige, daß ich mein Putzgeschäft nach dem Hause des Herrn Kürschner Oldörp, Siemzerstraße verlegt habe.

                                                    Ella Albert.


Dem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich hierselbst als

Böttcher

niedergelassen habe, und bitte um geneigten Zuspruch, da ich stets gute und reelle Arbeit verabfolgen werde.

                                
Ergebenst
                          H. Sterly,
                                                    Böttcher, Marienstr. 50.


Dr. Ahrens
Augenarzt, Lübeck
wohnt jetzt                          
Obere Johannisstraße 11.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck.
10,05 Vorm. 12,15 Mitt. 3,26 Nachm. 7,27 Abends 12,11 Nachts.
nach Kleinen:
7,48 Morg. 10,29 Vorm. 1,05 Nchm. 5,42 Nachm. 8,55 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 55-56 M., große Schweine 53-55 M., Sauen 40-47 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 30 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 30 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 18. April 1893.


Ein Staatsstreich wird aus Belgrad berichtet: Der König Alexander erschien in der Nacht zum Donnerstag in Begleitung des neuernannten Militairgouverneurs von Belgrad, Oberst Koka Milovanowic, in den Kasernen und hielt Anreden an die Truppen, worauf die Eidesleistung erfolgte. Das Offizierkorps begrüßte den König mit begeisterten Hochrufen. Die zum Diner geladenen Regenten und Minister erfuhren nach Tische, daß sie Gefangene des Truppenkommandanten seien. Nur zögernd unterschrieben die Regenten Ristitsch und Balimarkowitsch das ihnen vorgelegte Aktenstück, worauf sie nach dem neuen Palais in Haft gebracht wurden. Die Regenten und Minister blieben bis Freitag vormittag 10 Uhr gefangen, worauf sie freigelassen wurden. Die Eidesleistung der Beamten und Truppen vollzog sich im ganzen Lande ohne Zwischenfall. Die Stimmung in Belgrad ist eine gehobene. Am Freitag abend wurde die Stadt illuminirt. Die Häuser der Radikalen und Fortschrittler sind decorirt. Das entschlossene Auftreten des Königs findet allgemeine Anerkennung. -. Alexander I. ist geboren zu Belgrad am 14. August 1876, wird demnach in wenigen Monaten sein 17. Lebensjahr vollendet haben. Als sein Vater, König Milan, am 6. März 1889 abdankte, folgte Alexander unter einer Regentschaft von drei bis dahin zur liberalen Partei zählenden Männern: Ristitsch, Balimarkowitsch und Protisch.
In Wien kam der serbische Staatsstreich vollständig unerwartet und machte dort sehr starken Eindruck. Ueber die Motive und Inspiratoren ist momentan noch nichts Bestimmtes bekannt. Man vermuthet, daß Milan die Hand im Spiele habe. Der junge König soll in den letzten Tagen Verbindungen mit den radikalen Führern angeknüpft haben. Sonach wäre es denkbar, daß ein Racheakt der Radikalen gegen Ristitsch und die Liberalen vorliegt. Jedenfalls beweist der Staatsstreich neuerdings die Unhaltbarkeit der serbischen Verhältnisse.


- Neustrelitz. Es hat sich im Publikum das Gerücht verbreitet, daß II. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin sich in nächster Woche auf längere Zeit nach London begeben werden, um dort höchstihre goldene Hochzeit zu feiern. Es ist zwar richtig, theilt man uns mit, daß die Reise nach London beabsichtigt wird, doch hören wir weiter, daß am 28. Juni die durch die Munificenz Sr. K. H. des Großherzogs der Stadtkirche hier geschenkte schöne neue Orgel eingeweiht werden und daß II. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin früher die Absicht geäußert haben sollen, dieser Feier beizuwohnen.
- Als der Kaiser am Sonntag von einer Spazierfahrt zurückkehrend die Straße Unter den Linden durchfuhr, drängte sich in der Nähe des Ronacher Theaters eine gut gekleidete, tief verschleierte Frau durch die Menschenmenge und machte den Versuch, ein Bittschreiben in den offenen Wagen des Monarchen zu schleudern. Infolge des starken Windes aber mißlang das Vorhaben, der Brief fiel auf das Straßenpflaster. Der Kaiser aber hatte die Absicht der Bittstellerin bemerkt, ließ halten und so gelang es der Dame, doch noch den Brief dem begleitenden Flügeladjutanten abzugeben. Eine Feststellung der Personalien der Unbekannten konnte nicht vorgenommen werden, da die Bittstellerin im Menschengewühl verschwand.
- Mit dem Kaiser nach Rom reist auch der Schloßdiener Lehmann aus den sogenannten "römischen Bädern" bei Charlottenhof, unweit des "Neuen Palais". Allen Besuchern der römischen Bäder, welche König Friedrich Wilhelm IV. nach dem Muster eines altrömischen Patrizierhauses anlegen ließ, wird der seit langen Jahren dort thätige Schloßdiener Lehmann in der Erinnerung geblieben sein. Er ist ein äußerst origineller Führer, der mit der Zeit gewissermassen selber ein "alter Römer" geworden ist. Eifrig docirt er die Eigenarten der Quiriten und die Einrichtungen des römischen Bades. Hat er keine Zuhörer so studiert der alte Mann in seinem Cabinet "römische Geschichte" und bereitet sich so auf seine Vorträge, die auf gebildete Gäste stets eine zwar unbeabsichtigte aber überwältigende Wirkung erzielen, "gründlich" vor. Zu dem Hofmarschall des Kaisers hatte nun kürzlich der Cicerone den Wunsch geäußert, daß er wohl gerne auch einmal Rom, mit dem er sich so innig verbunden fühle, sehen möge. Dieser Wunsch wurde nun dem Kaiser mitgetheilt und dieser äußerte sich darauf: "Nun, wenn der Alte weiter keinen Wunsch hat, der soll ihm erfüllt werden!" In Folge dessen hat nun Herr Lehmann den Befehl erhalten, sich am Dienstag vor Abgang des Hofzuges auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin einzufinden. Er trifft bereits große Reisevorbereitungen und ist ganz entzückt davon, daß er im hohen Alter das Land seiner Träume zu sehen bekommt.
- Der Berliner Domturm ist am Dienstag nachmittag zusammengestürzt, nachdem die Wirkung des Sprengversuchs am Dienstag vormittag noch eine so starke gewesen war, daß vier noch unbenutzte Minen, welche mit je 25 Pfund Schießbaumwolle gefüllt wurden, zur Sprengung genügten. In Abwesenheit des Kaisers fand die letzte Sprengung nachmittags um 4 Uhr statt. Das gewaltige Bauwerk brach halb in sich selbst, halb nach der Spree zu zusammen und die Sandsteinblöcke, welche auf der Balustrade des Thurmes gestanden, wurden hart bis an das Ufer der Spree geschleudert. Der Thurm bildet einen gewaltigen Trümmerhaufen, während die Steine des Mittelbaues durch die vorhergehenden Sprengungen gelockert, sich vollkommen auseinander gelöst hatten, ist der Unterbau jetzt ein Chaos von riesigen Steinblöcken von 50 bis 200 Zentnern, die nun durch Menschenhand auseinander geschlagen werden müssen. Wie vorzüglich der Thurm verankert gewesen, zeigt die Thatsache, daß die Eisenklammern noch jetzt nach der Sprengung die Steine fest zusammen halten.
- Als Theilnehmer an dem Distanzmarsch Berlin=Wien meldeten sich bisher endgiltig 95 Herren an, außerdem sprachen laut Mittheilung in der letzten Versammlung der Freunde des Projekts noch weitere 80 Herren den Wunsch der Theilnahme aus, behielten sich aber ihre definitive Entscheidung vor bis nach Feststellung der genauen Propositionen und Bekanntmachung der Liste der bisherigen Theilnehmer.
- Ein großartiger Corso soll unter dem Protectorat der Kaiserin von der Trabrenn=Gesellschaft Berlin=Westend im Mai auf der Rennbahn in Westend veranstaltet werden. Das Ehrenpräsidium hat Prinz Aribert von Anhalt übernommen. Der Ertrag soll zu Gunsten armer Kranker in Berlin verwendet werden.
- Vor einigen Monaten hatte der Senat von Hamburg einen Wettbewerb ausgeschrieben zur Anfertigung von Erinnerungsmedaillen an die vorjährige Schreckenszeit der Cholera, welche in erster Linie an die damals mitwirkende Aerztewelt zur Vertheilung gelangen soll. Dieser Tage hat der Berliner Bildhauer Vogel, der an der Herstellung verschiedener Sculpturwerke an und im Reichstagsgebäude thätig ist, den Preis im Betrage von 2000 Mark erhalten. Die Modelle für Prägung der Münzen tragen auf der einen Seite bildliche Darstellungen. Die eine enthält eine neunköpfige Hydra, mit der Herkules kämpft, die andere eine Victoria mit erhobenem Schwerte auf einem Drachenkopfe stehend; im Hintergrunde erblickt man die Stadt Hamburg mit dem Hafen, von der aufgehenden Sonne beleuchtet. Die Kehrseiten enthalten Widmung, Jahreszahl, sowie Titel des Senates.
- Der verstorbene Professor Carl Werder hat, wie der Conf. erfährt, letztwillig verfügt, daß

[ => Original lesen: 1893 Nr. 30 Seite 6]

seiner Wirthschafterin, die 30 Jahre bei ihm war, bis an ihr Lebensende die Zinsen von 115,000 M. ausbezahlt werden. Ueber ein Kapital von 73,000 M. darf sie selbst testamentarisch verfügen. Den Rest des beträchtlichen Vermögens erhalten drei Neffen des Verstorbenen. Freunde, die ihm im Leben näher standen, sind sämmtlich mit werthvollen Andenken bedacht worden.
- Von einer Vergiftung an der Table d'hôte war vor längerer Zeit berichtet worden. Ein Officier, der in einem vornehmen Gasthof speiste, hatte ein Brödchen in die Hand bekommen, das sich beim ersten Bissen als gifthaltig erwies. Der Lieutenant hatte sich mit dem Brödchen sofort zum Gerichtschemiker begeben und dieser stellte durch Analyse fest, daß das Backwerk Phosphor enthielt und daß es dem Officier möglicherweise das Leben gekostet hätte, wenn er das ganze Brödchen verspeist haben würde. Der Sache nahm sich alsbald die Staatsanwaltschaft an. Die Behörde hatte große Mühe, den Namen des Officiers festzustellen, da der Besitzer des Hotels eine Auskunft verweigerte; endlich aber gelang es, die Persönlichkeit des Lieutenants zu ermitteln. Es handelt sich um einen Dragoner=Officier, der einer auswärtigen Garnison angehört. Auch der Name des Bäckers ist festgestellt und demnächst untersucht worden, auf welche Ursache die räthselhafte Vergiftung des Brödchens zurückzuführen war. Dabei hat sich ergeben, daß das Gift durchaus nicht für Menschen, sondern für Ratten bestimmt war, die mit Vorliebe die Backstuben aufsuchen. Der Kammerjäger hatte auch an der Decke Gift gelegt, und von dort ist es in den Teig gefallen. Nachträglich behauptete er, der Phosphor habe seine Kraft verloren und nicht mehr Schaden anrichten können. Dem aber widerspricht das Gutachten des Gerichtschemikers ganz entschieden, und es werden sich nunmehr der Bäckermeister und der Kammerjäger wegen ihrer Fahrlässigkeit zu verantworten haben.
- Die nationale Studienfahrt der deutschen Jugend zur Weltausstellung nach Chicago ist gesichert. Der Veranstalter, Turnlehrer Weidner in Köln, ist kürzlich in dieser Angelegenheit vom Kultusminister Dr. Bosse empfangen worden. Gebildete Söhne des deutschen Mittelstandes aus allen praktischen und wissenschaftlichen Berufsarten, sowie selbständige Gewerbetreibende, Kaufleute, Landwirthe, Beamte, Lehrer etc. sollen zur Betheiligung zugelassen werden. Wissenschaftliche Instrukteure und ein Gesellschaftsarzt werden die Reise mitmachen. Der Rheinländer Bund in Chicago und andere deutsche Vereine haben sich bereit erklärt, dem Unternehmen ihre Unterstützung zu widmen. Die ganze Reise, für die bereits ermäßigte Dampferpreise gewährt sind, soll für anspruchslose Theilnehmer Alles in Allem 1000 Mark kosten. Für unbemittelte junge Leute sollen nach Möglichkeit ganze und halbe Freistellen eingerichtet werden.
- In Baden im Baargau ist der Bildhauer Robert Dover an Lungenentzündung gestorben.
- Die zweihundertjährige Jubelfeier der Universität in Halle im Jahre 1894 wird in den Tagen vom 1. bis 4. August stattfinden. Zu der Feier, zu der in= und ausländische Universitäten eingeladen werden, wird eine Festschrift mit der Geschichte der Universität herausgegeben werden.
- Eine gräßliche Szene hat sich in Paris in der Menagerie Pezou abgespielt. Während der Vorstellung wurde dem Löwenbändiger Carrére von einem jungen Löwen die linke Hand abgebissen und der Arm zerfleischt; nur nach langem Kampfe gelang es, den Unglücklichen der Bestie zu entreißen. Vom Blutgeruch gereizt, begann ein zweiter Löwe im Nebenkäfig so wüthend an den Gitterstäben zu rütteln, daß das Publikum in wilder Panik die Flucht ergriff.
- 120 000 Gulden für - einen Hund werden auf der gegenwärtig in Rotterdam stattfindenden Internationalen Hundeausstellung gefordert. Das Thier ein Foxterrier, heißt "Coombe Caroneß" und gehört einem Herrn Normann Higgs. Auch sonst noch befinden sich auf der Ausstellung, welche mehr als 700 Exemplare, darunter eine große Anzahl deutscher Thiere, und sehr viele Prachtstücke aufweist, verschiedene Raritäten, die ganz enorm bewertet sind.
- Ueber das schreckliche Grubenunglück in England wird über London noch berichtet: Am Dienstag nachmittag brach in der Maschinenhalle des Kohlenbergwerks Great Western in der Grafschaft Glamargan Feuer aus. Die 300 Arbeiter, welche in den Schächten arbeiten, konnten nicht heraufbefördert werden. Das Feuer ergriff die Schächte. Bisher sind 5 Tote aufgefundene 70 Bergarbeiter gelang es im Zustand äußerster Erschöpfung ans Tageslicht zu kommen. Die übrigen sind noch verschüttet.
- Aus Christiania wird mitgetheilt, daß daselbst am Sonntag mittag die getreue Nachbildung des bei Gokstad gesunkenen und aus dem 9. Jahrhundert stammenden Fahrzeugs, das die Norweger zur columbischen Ausstellung nach Amerika senden, seine Reise angetreten hat. Es wird seinen Kurs nördlich um Schottland nehmen. Das 75 Fuß lange Fahrzeug, das den Namen "Wiking" erhalten hat, ist ein offenes Boot und hat nur in der Mitte, wie dies bei den Wikingerschiffen häufig der Fall gewesen, ein Zelt. Während das Fahrzeug sonst in allen Eigenschaften eine getreue Kopie des bei Gokstad gefundenen Schiffes darstellt, hat man ihm als einzige äußere Abweichung zum Schmuck einen Drachenkopf gegeben, der dem Original fehlt. Während die Besatzung bei der Fahrt über den Ozean kaum 12 Mann beträgt, soll sie in Amerika auf die für dies Fahrzeug berechnete Stärke von über 30 Mann gebracht werden, und da wird das Fahrzeug in feierlicher Ausrüstung der "Langschiffe" der altnordischen Kriegsgaleeren, nicht verfehlen, auch die Erinnerung an den ersten Entdecker Amerikas, den Norweger Leif Ericson, der ums Jahr 1000 in der neuen Welt landete, wachzurufen.
- Die Nachkommen des Kolumbus, welche von der Regierung der Vereinigten Staaten zur Eröffnung der Chicagoer Weltausstellung eingeladen worden sind, haben sich am Sonnabend in Sauthampton an Bord des amerikanischen Dampfers "New=York" eingeschifft. Es sind dies: der Herzog und die Herzogin von Varagna. Christoph Kolumbus Aguilera, Karl Aguilera, Maria del Pilar Kolumbus von Aguilera, der Marquis und die Maquise von Barbolis und Pedro Kolumbus.
- Eine große Hungersnoth ist im russischen Gouvernement Perm unter den Baschkiren ausgebrochen; es soll täglich eine bedeutende Anzahl dem Hungertode zum Opfer fallen.
- Das Newaeis hat sich bei Schlüsselburg in Bewegung gesetzt. Der Fluß ist frei von Eis. Eine Anzahl Schiffe trafen bereits ein.
- Infolge eines Bienenstiches gestorben. Aus Grotta (Böhmen) wird unterm 7. d. Mts. geschrieben: "Im benachbarten Wetzwalde entnahm am 5. d. der Landwirth Neumann einem seiner Bienenstöcke Honig und legte das Stück einer vollen Wabe beiseite, um dasselbe seiner zur Zeit nicht anwesenden Gattin aufzuheben. Als dieselbe abends nach Hause zurückkehrte, führte sie die Wabe zum Munde, um - wie sie öfter gethan - den Honig aus der Wabe zu saugen, plötzlich verspürte sie einen stechenden Schmerz im Schlunde; eine noch in der Zelle verborgene Biene war von ihr mit dem Honig verschluckt worden und hatte sie gestochen. Trotzdem sehrbald ärztliche Hilfe requiriert wurde, konnte die Frau nicht mehr gerettet werden. Die Halspartien schwollen in kurzer Zeit so an, daß die Frau nach drei Viertelstunden den Erstickungstod erlitt.
- Ein seltsames Halsband. Auf der Ausstellung in Chicago wird man unter anderen mehr oder weniger geschmackvollen Absonderlichkeiten noch etwas ganz besonders Seltsames und Ungeheures sehen, nämlich ein Halsband von - Menschenaugen, die drei Reihen stark, wohlerhalten, poliert, von herrlichem Glanze sind und in kostbarer goldener Fassung prangen. Diese Augen sollen Mumien entnommen sein, die in den Felsengräbern von Peru gefunden wurden. Im rohen Zustande waren diese Augen gelb und undurchsichtig, ohne allen Reiz. Aber sie wurden im Wege eines geheimen Verfahrens derartig chemisch behandelt, daß ihr Glanz und ihre Anmuth unvergleichlich sein sollen. Sie schimmern feucht und schmachtend. Die Mode, die die Damenhüte mit toten Vogelleibern schmückt, wird sich vielleicht auch dieser erstorbenen Menschenaugen bemächtigen wenigstens in Amerika.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 30 Seite 7]

Jahres-Bericht
des Herberg=Vereins des Fürstenthums Ratzeburg
über die Zeit vom 1. Januar bis 31. December 1892, das 3. Geschäftsjahr des Vereins,
abgestattet auf der General=Versammlung am 8. März 1893 durch
Rector Schinn, Schriftführer.
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        Geehrte Herren! - Das 3. Geschäftsjahr des Vereins, auf das wir heute zurückblicken, ist, von einer durch die Choleragefahr hergerufenen vorübergehenden Störung abgesehen, in ruhiger Weise verlaufen. -
        In der Zusammensetzung des Vorstandes traten einige Aenderungen ein. - An Stelle des nach Stargard versetzten Herrn Pastor Langbein wurde der bisherige Schriftführer, Herr Pastor Krüger, zum 2. Vorsitzenden gewählt, mit dem Amte eines Schriftführers wurde der Unterzeichnete betraut, und für Herrn Kaufmann Heitmann, der bedauerlicher Weise sein Amt niederlegte, trat Herr Stadtsekretär Schrep als Kassenführer in den Vorstand ein. - Während der Vorstand nur ein mal zur Beratung zusammentrat, hielt der Ausschuß sieben Sitzungen ab. -
        In der Verwaltung der Verpflegungsstation wie der Herberge zur Heimat sind im Laufe des Jahres keine Veränderungen vorgegangen. Die hiesige Herberge zur Heimat und Verpflegungsstation verblieb in den Händen des Gastwirts Hagen, wurde von dem Distriktshusaren Lübcke beaufsichtigt und von Herrn Hofschmied Dräger mehrfach revidiert. Der neue Herbergsvater der Filiale zu Carlow, Herr Gastwirt Borchert, zeigte sich als geeignete und zuverlässige Persönlichkeit. Der 2. Vorsitzende fand bei einem Besuche der Filiale alles in bestem Zustande. Herr Pfarrackerpächter Pumplün unterzog sich auch in diesem Jahre der Mühe, die Filiale zu beaufsichtigen und, was besonders dankend hervorzuheben ist, das ganze Jahr hindurch für Beschäftigung der Zugewanderten Sorge zu tragen. -
        Was den Geschäftsbetrieb der Station anbetrifft, so wurden hierin einige notwendig gewordene Aenderungen vorgenommen. Während früher alle mittellosen Zugewanderten ausnahmslos verpflegt wurden, beschloß die Generalversammlung, diejenigen Innungsgesellen, welche von der Innung ein Geschenk erhalten, nur noch in dem Falle zu verpflegen, wenn sie die Innungsmarke auf der Station ablieferten. Man hatte nämlich die Wahrnehmung gemacht, daß diese Innungsgesellen sich erst auf der Station verpflegen ließen, um hernach in hiesigen Gastwirtschaften ihre Marke zu verzechen. Ferner wurde aus Sparsamkeitsgründen beschlossen, mit Ausnahme der 1. Festtage an den Sonntagen keine Gäste mehr zu beherbergen, sondern die am Abend vorher eingetroffenen Gäste bedingungslos am Sonntag früh wieder zu entlassen. -
        Auch in diesem Jahre suchte der Verein thunlichst das Prinzip aufrecht zu erhalten, Verpflegung nur gegen Arbeitsleistung zu gewähren. Wie im Jahre 1891 so wurden auch im verflossenen Geschäftsjahr Stationsgäste von Einwohnern der Stadt mit häuslichen oder anderen Arbeiten beschäftigt, wofür der Vereinskasse 10 Mark (Lübeck). pro Stunde vergütet wurde. Da die engen Räumlichkeiten das Arbeiten auf der Station nur in sehr beschränktem Maße gestatten, so wurde von der Generalversammlung beschlossen, falls die Hausbesitzer sich einverstanden erklären würden, von den Stationsgästen die Arbeit des Straßenkehrens verrichten zu lassen. Leider scheiterte dies Projekt an mangelndem Entgegenkommen der Hausbesitzer. infolgedessen sah sich der Ausschuß genötigt, sich nach einem Lokal umzusehen, welches gestattete, die Stationsgäste zweckmäßig zu beschäftigen. Seine Wahl fiel auf das hiesige Seuchenhaus, welches dem Verein auf seine Bitte von der Großherzoglichen Landvogtei bereitwilligst zur Verfügung gestellt wurde. Leider sollte aber das Arbeiten der Stationsgäste im Seuchenhause - sie wurden hier mit Wergzupfen beschäftigt - nur von kurzer Dauer sein. Infolge der durch die Choleragefahr nothwendig gewordenen Maßregeln mußte das Arbeiten im Seuchenhause aufhören. Auch wurde die Station zeitweilig in das Schützenhaus verlegt. Seitdem konnte die Arbeit in dem Seuchenhause nicht wieder aufgenommen werden. -
        Ueber das Betragen der Stationsgäste kann im allgemeinen nicht geklagt werden. Verhaftet wurden 5 Mann als steckbrieflich verfolgt, 7 wegen Ungebühr, 9, weil sie keine Papiere hatten. Doch will das nicht viel sagen im Verhältnis zu der großen Zahl von Wanderern, die im Laufe des Jahres auf der Station eingekehrt sind. Der Verkehr auf der Station ist im Vergleich zu dem des Vorjahres erheblich gewachsen. Es wurden im vergangenen Geschäftsjahr an 7869 Gäste 576 Mittagsmarken und 7293 Nachtmarken ausgegeben gegen 5797 Gäste mit 1264 Mittags= und 5978 Nachtmarken im Jahre 1891. Auf der Filiale zu Carlow verkehrten 579 Gäste mit 160 Mittags= und 419 Nachtmarken gegen 318 Gäste im Jahre vorher. -
        Begreiflicherweise bedurfte es großer Mittel, um die Kosten, welche die große Inanspruchnahme der Station verursachte, zu bestreiten. Leider flossen die Mittel nicht so reichlich, wie wir erwartet hatte. Zwar sind in einigen Ortschaften einige neue Mitglieder gewonnen worden, dafür aber gingen leider von einzelnen Orten überhaupt keine Beiträge ein. Es wäre sehr zu beklagen, wenn dies Nachlassen im Interesse an dem Verein noch weiter um sich griffe und dieser sich durch den Mangel an Geldmitteln gezwungen sähe, seine Thätigkeit wieder einzustellen. Denn darüber herrscht doch im Lande nur eine Stimme, daß die Bettelei seit dem Bestehen der Stationen in Stadt und Land fast ganz aufgehört hat. Und wie unangenehm und lästig war nicht diese Bettelei von der man sich täglich von neuem sozusagen loskaufen mußte. Doch nicht blos der eigene Vorteil sollte einen jeden antreiben den Verein nach Kräften zu unterstützen, sondern auch das Mitleid mit den Armen der Landstraße, die so vielen Gefahren für Leib und Seele ausgesetzt sind. Jeder, der den Verein unterstützt, darf sich sagen, daß er das Seinige dazu beiträgt, diese armen Leute vor einem leiblichen und moralischen Verkommen zu bewahren. - Wir geben uns der Hoffnung hin, daß in diesem Jahre das Interesse an den Verein wieder zunimmt und alte wie neue Mitglieder ihn in der Erfüllung seiner Aufgabe nach Kräften unterstützen. - Wie auf der Verpflegungsstation, so hat erfreulicher Weise auch der Verkehr auf der Herberge zur Heimat gegen das Vorjahr bedeutend zugenommen. Während im Jahre 1891 die Herberge zur Heimat von 475 Gästen besucht wurde, kehrten im Jahre 1892 1709 Wanderer ein, um sich für eigne Rechnung verpflegen zu lassen. Es waren dies:
        Brauer 19, Buchbinder 25, Buchdrucker 43, Böttcher 23, Bratenwender 1, Cigarrenmacher 15, Klempner 63, Kaufleute 37, Schneider 23, Tischler 47, Gärtner 11, Stuhlmacher 3, Mädchen 17, Schlachter 27, Weber 20, Conditoren 11, Metalldreher 22, Maler 39, Kellner 17, Schlosser 42, Töpfer 33, Lehrer 5, Apotheker 1, Familien 22, im Ganzen 53 Personen, Maurer 22, Zimmerleute 42, Seiler 18 Kupferschmiede 13, Weinküfer 3, Schmiede 40, Tapezierer 22, Bäcker 33, Drechsler 17, Schuhmacher 53, Korkschneider 7, Tuchmacher 19, Weber 20, Glaser 9, Sattler 28, Mühlenbauer 2, Drechsler 5, Postgehülfen 2, Bahnmeister 1, Uhrmacher 9, Stellmacher 25, Kürschner 11, Gürtler 4, Former 22, Dachdecker 29, Goldschmiede 9, Köche 2, Seifensieder 3, Diener 5, Schäfer 2, Fischer 15, Steinmetzen 22, Steinsetzer 7, Glasmacher 3, Barbiere 14, Vergolder 9, Bergleute 11, Glasschleifer 4, Schleifer 2, Eisendreher 17, Lackierer 22, Schreiber 18, Comptoiristen 7, Maschinenbauer 31, Oekonomen 5, Schornsteinfeger 22, Techniker 6, Bauunternehmer 1, Brunnenmacher 6, Sattelbockmacher 1, Nadler 4, Frohner 7, Photographen 7, Müller 23, Modelltischler 3, Seeleute 28, Gelbgießer 18, Käsemacher 9, Posthülfsbote 1, Handschuhmacher 4, Kesselschmiede 10, Steinhauer 6, Bürstenmacher 9, Lithographen 3, Goldschlinger 1, Vergolder 7, Gerber 12, Colporteure 9, Colporteur Frau 1, Reitknechte 5, Polierer 2, Markthelfer 2, Musiker 11, Maschinisten 6, Molkereigehülfen 7, Tuchscherer 5, Knechte 44, Arbeiter 137, Ziegler 19, Netzmacher 3, Drehorgelbesitzer 12, Schauspieler 22, Seeleute 33, Krankenwärter 9, Nagelschmiede 4, Bildhauer 13, Damenscheider 1.
        Als Erfolg des Vereins verdient neben der schon erwähnten Abnahme der Bettelei noch genannt zu werden, daß durch Vermittlung des Hausvaters 29 Gesellen bei hiesigen Meistern in Arbeit gestellt und 122 Leute als Arbeiter auf dem Lande bei Hauswirten und Domänenpächtern untergebracht sind. -

[ => Original lesen: 1893 Nr. 30 Seite 8]

Es bleibt mir noch übrige den Kassenbericht abzustatten. Da wir mit einem Bestand von nur 6,12 M. in das Geschäftsjahr 1892 eintraten, so sahen wir uns trotz der uns wiederum huldreichst gewährten Staatsbeihilfe genötigt, von der Ersparniß= und Vorschußanstalt mit Hinterlegung unseres Reservefonds 1000 M. zu entleihen. Wir haben diese Summe leider bis jetzt nicht nur nicht, wie wir gehofft hatten, zurückzahlen können, sondern mußten auch noch infolge der großen Inanspruchnahme der Station und der hierzu in keinem Verhältnis stehenden Einnahmen das Jahr mit einem Defizit beschließen. (Siehe Anlage.) Die Rechnung ist durch die Herren Hauswirt Ahrendt, Bürgermeister Bicker und Domänenpächter Dierking revidiert und richtig befunden worden. -
        Schließlich sagen wir allen Freunden unserer Sache, die neue Mitglieder gewonnen oder sonst unser Werk unterstützt haben, den Vereinen und Kassen, die uns mit Beiträgen geholfen sowie allen Mitgliedern unsers Vereins unsern warmen Dank und verbinden damit den Wunsch und die Hoffnung, daß nicht nur die alten Gönner und Freunde der Vereinssache treu bleiben, sondern auch neue Mitglieder gewonnen werden, damit die Herberge zur Heimat und Verpflegungsstation unserm Lande ein Segen, den hülfsbedürftigen Wanderern, unsern Mitmenschen eine Stätte der Heimat und eine Hilfe in der Not sein können.

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I. Jahresrechnung der Verpflegungs=Station vom 1. Januar bis 31. Dezember 1892.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


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